1913 / 11 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Jan 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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Pichskanzler nicht mehr das Vertrauen haben könnten. Aber wo llen wir Vertrauen haben, wenn man uns gegenüber tein Vertrauen ty Der Bundesratserlaß zeigt nun aber uns gegenüber nicht nur n. Maß bon Vertrauen, sendern ju Segenterl' ein folchez ven

Nißtrauen. Man hat allerlei Urteile über die Jef. sten abgegehen. ber um sich zu orientieren, ist man nicht an die zuständige katholische telle gegangen. Was würden die Herren auf der evangelischen ite sagen, wenn man sich bei Dingen, die ihre Religion aufs

tefste berühren, einzig auf die Auslegung anderer stuͤtzt. Dasfelbe nnen wir Katholiten auch verlangen. Es wird gesagt, die Jefutten

müßten im Interesse des konfessionellen Friedens fern gehalten werden, Man meint, wir brachten diefer Angelegenheit nicht Ta genügende Verständnis entgegen. Das sagen Leute, die nicht einmal

Verstãndnis für die Bedürfnisse ihrer eigenen Landsleute haben. Erst

wenn Sie für unsere Bedürfnisse Verstaͤndnis zeigen und' ihnen Ge⸗

rechtigkeit widerfahren lassen, dann können Sie doch erst verlangen, daß man für Ihre Bedürfnisse Verständnis hat. Der Bundesrate⸗ erlaß soll keine Verschaͤrfung bringen. Aber eine folche liegt doch schon in seinem Wortlaut, indem er den Jesuiten jede religiöse Tätigkeit über⸗ haupt verbtetet. Im Reichstag ist gesagt worden, daß die Handhabung

e bisher bleiben soll. Aber bisher war doch manches erlaubt.

Nach dem Erlaß ist dem Denunziantentum Tür und Tor geöffnet.

Wie er bieher gewirkt hat, das zeigt uns das Verb̃ök in Baden, und

eine gewisse Verschärfung hat ja selbst Staatssekretär Delbrück in

seiner Antwort auf die Anfrage meines Parteifreundes Fehrenbach im

Reichstage zugestanden. Wir verlangen, daß wir nach Gesetzen be⸗

handelt werden, allerdings nach gerechten. Deshalb verlangen wir, daß

auch der letzte Rest des Jefuitengesetzes aufgehoben wird. Sie können darüber beruhigt sein, daß weder 'das Reich noch Preußen zu Grunde geht, wenn die 190 Jesuiten, die die ganze Ordensprovinz Deutschlands umfaßt, Deutschland wieder überschwemmen. Es ist die Moral der Jesuiten angezweifelt worden. Aber die Moral ist die der fatholi— schen Kirche und des katholischen Volkes überbaupt. Was hat man nun alles gegen die Jesuiten vorgebracht? Es ist bedauerlich, daß auch der Reichskanzler diese Vorwürfe als feststehende Tatsache hingestellt hat, ein Beweis, daß er auch trotz seiner Gründlichkeit und Gewissenhafttgkeit, die wir fonst an ihm bewundern, in dieser Frage sich nicht von anderen Leuten unterscheidet. Der Reichskanzler er— wähnte, daß man sich auch in katholischen Ländern gegen die Tätig⸗ keit der Jefuiten gewandt hat. Aber man darf doch nicht in die Zeit der Gegenreformation zurückgreifen. Der Jesuitenorden ist nicht gegründet worden zum Zwecke des Kampfes gegen den Protestantis— mus,. Er hat allerdings in der Gegenreformation eine große Rolle gespielt. Das wird von niemandem geleugnet. Auch ift nicht zu bestreiten, daß dies bei manchen traurige Erinnerungen wach— ruft. Aber die Gegenreformatson setzte doch eine Reformation voraus, die doch auch bei ihren Gegnern schmerzlich empfunden worden ist. Warum beginnt ein unparteiischer Staatsmann, wenn er auf friedenstörende Erscheinungen zurückgreift, gerade mit der Gegenreformation. Diefe Zeit bleibt am besten aus dem Spiele. Sie haben stets den Jefuitenorden mit allen Mitteln, die Ihnen zur Verfügung standen, verfolgt. Die Vorurteile, die in unst rem Volk den Jesuiten gegenüber herrschen, sind begreiflich, wenn ein höher richterlicher Beamter, der Mitglied dieses Hauses ist, sagt: „Die Bekämpfung der Jesuiten liegt im Interesse des deutschen Volkes, weil die Jesuiten gegen das Siaatswohl handeln. Man weise nach, daß dies nicht der Fall ist., Das ift genau so, ls wenn man zu jemand sagt, du hast gestohlen, du bist ein Betrüger, weise nach, daß es nicht der Fall ist. Ebenso hat ein Verfechter der evangelischen Theologie an einer deutschen Universität über die Jesuiten Ausdrücke gebraucht, die ich hier nicht wiederholn will, die aber aus bös will iger. Beschimpfunge wut heraus entstgnden sind und einen Beweis seiner großen Unwissenheit in diefs Frage dokumentieren. Wenn von einer solchen Stelle, die berufen ist, die Jugend zu lehren, derartige unzutreffende, auf Unwissenheit beruhende Aus— lassungen über die Jesuiten ausgehen, dann kann man sich nicht darüber wundern, wie Vorurteile im Volke entstehen. Allerdings gibt es auch Urteile von unhefangener evangelischer Seite, die ich aber nicht hier anführen will. Wenn Sie sagen, die Jesuiten gefährden durch ihre Tätigkeit das S aatswohl, dann ist auch der Einwand be— rechtigt: warum wendet man sich nicht auch gegen andere Feinde des Staates und der evangelischen Kirche. Bedenken Sie doch, daß auch das katholische Empfinden verletzt wird. Sind nicht Vereine ge⸗ gründet worden mit dem ausgefprochenen Zweck, gegen Rom zu kämpfen? Gibt es nicht ganz andere. schlimmere Feinde des Vaterlandes, wie die Sozialdemokratie, der Umsturz, die Anarchie, die zu allen Zeiten gegen die staatliche Autorität kämpfen? Auch gegen die kirchliche Autorität Ihrer evangelischen Landeskirche wird ungestraft geredet. Das alles ist erlaubt. Aber die Tätigkeit der Jefuiten ist nicht erlaubt, sie soll dem . des Staates gefährlich sein. Blättern Sie doch einmal in der Geschichte Preußens. Friedrich J. schätzte die Jesuiten hoch, Friedrich der Große berief sie in sein Land, weil sie ihm in ihrer Tätigkeit als Erzieher der Jugend und als Gelehrte und als Inftitute der bürgerlichen Gesellichaft nützten. Vergleichen Sie diese Worte mit dem, was der Reichskanzler gesagt hat. Damals haben die Fesuiten in der Erziehung des Volkes Großarttges geleistet. Im Jahre 1853 hat der Abg. von Gerlach in einer parlamentarischen Sitzung u. a. gesagt: Gegenwärtig stehen die Jefusten mit schönem Schmuck vor unleren. Augen, nämlich mit dem Haß der Repolution' Von kon⸗ sessionellen Umtrieben haben sich die Jesuiten pollkommen frei⸗ gehalten, bisher haben die jesuitischen Miffionen für die Evangeli⸗ schen keinen anderen Erfolg gehabt, als daß sie die Gemeinden auf⸗ geweckt haben zu neuem Leben.“ Auch die liberalen Zeitungen haben sich damals in demselben Tone geäußert. Das einstimmige Urteil ging dahin, daß die Tätigkeit der Jesuiten zur Wiederherstellung der stagtlichen Autorität nach jenem unglücklichen Jahre mit gewirkt hat. Im Kriege von 1870 find viele pon ihnen als Seel⸗ sorger und Pfleger der Verwundeten tätig gewesen, viele von ihnen sind ausgezeichnet worden. Auf besonderen Wunsch des Jaisers haben sogar zwei Patres am Einzuge in Berlin teilgenommen. Vor ungefähr zwei Jahren, bei Gelegenheit der Beerdigung eines Fesuiten, der 33 Jahre lang als Pfarrer in Antwerpen gewirkt hat, hielt der deutsche Generalkonsul, der ein Protestant ist, eine längere Rede, in der er den toleranten Charakter und das patriotische Herz des Verstorbenen pries. Ueberall in fremden Ländern können Sie beobachten, wie die Jesuiten in erster Linie deutsches Leben fördern und dem deutschen Namen Ehre machen. Dort sinden sie überall Anerkennung. Aber bei uns will man fie unterdrücken. Gehen Sie in die evangelischen Länder, dort hören Sie nirgends eine Klege über die Störung des konfessionellen Friedens seitens der Jesuiten. Sie sehen Tausende deutscher Männer, die in allen möglichen Berufen tätig sind, welche von, den Jefuiten erzogen worden sind. Auch ich bin stolz darauf, bei den Jesuiten meine Erziehung genossen zu haben. Viele deutsche Männer und deutsche Mütter, die Anspruch darauf machen, patriotisch gesinnt zu sein, schicken all sährlich ihre Söhne zu den Jesuiten zur Erziehung. Bedenken Sie, welche Beleidigung darin liegt, wenn Sie hehaupten, daß wir Deutsche solchen Männern unsere Kinder zur Erstehung übergeben, von denen wir wissen, daß sie unserem Staatswohl gefährlich sind. Wir wissen aus eigener Erfahrung und stehen mit unserer Ehre dafür ein, daß das Gefühl der staagtlichen Autorität von den Jesuiten denen, die ihnen zur Erziehung übergeben sind, fest eingeprägt wird. Wir haben nie ein verletzendes Wort gehört, es ist nie ein Versuch gemact worden, uns unsere Liebe zum Vaterlande zu rauben. Im Gegenteil, wir wurden in der Liebe zum Vaterlande erzogen. Jän sanckt einzelne Gelehrte und Expeditionen in alle fernen Länder, um sie zu erforschen und kennen zu lernen. Schicken Sie einmal einige unbefangene Männer zu den Jesuiten, damit sie das Leben in igren Anstalten tennen lernen. Schicken Sie vielleicht gerade die allerßefangensten hin. Es sind schon viele Schulmänner dort gewesen, sie alle sind von ihren Vorurteilen bekehrt worden. Der weich stäanzter hat in seimer Rede von dem Empfinden der 40 Mil ltonen Eypang lischer gegenüber den 24 Millionen Katholischer ge⸗ brochen. In einein paritätischen Staate dürfte eine KRonfesslon sich nicht von der anderen ihr Empfinden vorschreiben lassen.

Fürst Bismarck hat einmal gesagt, es komme darauf an, ob die Katholiken glauben eines gewissen Maßes von Ordenstätigkeit zu be⸗ dürfen, und auch Fürst Bülow hat pon den berechtigten Bedürfnissen der Katholiken gesprochen. Dieses Wort von den? berechtigten Be— därfnifsen unserer Konfession vermiffe ich in den Erklärungen ves jetzigen Reichskanzlers. Namentlich solange noch Unglaube und Um⸗ stürz herrscht, dürfen Sie die Jesuiten nicht ausschließen alle Gut⸗ gläubigen müssen zusammenstehen im Kampf um' das Christentum. Man wirft uns vor, daß wir in ernster Zeit diese Frage aufwerfen. Wir sind uns des Ernstes der Jeit bewußt, aber wir haben jesuiti— schen Geist genug, um zu wissen, daß man immer unbekümmert für sein Recht eintreten muß. Das liegt auch im Interesse des Staates selbst. Leider kämpfen noch immer große Parteien, auch jetzt wieder im Kampfe um die Landtagswahlen, mit vergifteten Waffen. Alle bürgerlichen Parteien sollten zufammenstehen gegen den Umsturz, aber statt dessen verletzt man eine große Partei, die den Umsturz bekämpft. Liegt das etwa im Interesse des Staates? Dem Zentrum ist es gelungen, das katholische Volk aus der Stellung der Oppositionsmenschen wieder zu einem treuen Mitwächter an den Auf— gaben des Staates zu machen. Wenn wir auch in nationalen Fragen nicht versagen, so muß doch jeder Staatsmann in ernfter Zeit wie ein Feldherr in ernster Schlacht Wert darauf legen, daß er hinter sich Leute hat, die ihm nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern mit Vertrauen und Begeisterung folgen. Die Herren, die sonst mit uns gemeinsame Interessen haben, sollten deshalb dafür sorgen, daß die letzte Ausnahmemaßregel fällt und der Kirche die volle Freiheit wiedergegeben wird, deren sie bedarf. Ich richte an die Rechte und die Regierung die Mahnung, daß unser Volk nicht reif genug ist, um solche Elemente entbehren zu können. Der Umsturz greift immer weiter um sich, Religion und Sittlichkeit schwinden, wir geben viel für die Schule, wir fuchen unsere Jugend in jeder Beziehung zu fördern, nur nicht in der Religion. Der Abg. Bassermann schreibt in den „Kieler Neuesten Nachrichten“, daß Bismarck einmal gesagt hat, es gebe Zeiten, in denen man liberal re? gieren müsse, und das sel jetzt der Fall Ich bin der Meinung, wir müssen der Religion wieder mehr Einfluß einräumen, damit Zu— sriedenheit wieder in das Volk komme. Nur so können wir Ten Umsturz bekämpfen.

Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz:

Meine Herren! Der Herr Abgeordnete Graf Praschma hat ebenso wie der Herr Abgeordnete Winckler verschiedene Fragen aus meinem Geschäftsbereich berührt. Ich möchte bitten, mir vorbehalten zu dürfen, auf diese Dinge erst bei der zweiten Lesung einzugehen, wo dafür ausreichende Gelegenheit sein wird, und, wie ich wohl mit Recht annehme, diese Fragen von neuem berührt werden werden. Das gilt insbesondere von den Museumsbauten, von der Ausländer— frage an unseren Universitäten, von den Vorgängen an der Universität Halle in letzter Zeit.

Der Herr Graf Praschma ist dann aber in breiteren Aus— führungen auf die Jesuitenfrage eingegangen, die jetzt so vielfach im Vordergrund der öffentlichen Erörterung steht. Er hat sich darüber ausgelassen, wie mit Unrecht den Jesuiten und dem Jesuiten⸗ orden Vorwürfe gemacht würden, auseinandergesetzt, wie diese Vor— würfe nicht berechtigt seien, und seine Ausführungen gipfelten schließlich in der Forderung, daß das Jesuitengesetz heseitigt werden müsse, daß der Jesuitenorden wieder nach Deutsch⸗ land hineingelassen werden sollte. Meine Herren, das sind Aus— führungen und Wünsche, die vor das Forum des Reichstags und des Bundesrats gehören. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Darauf möchte ich hier auch nicht eingehen.

Der Herr Graf Praschma hat dann aber auch die Handhabung des Jesuitengesetzes und seiner Ausführungsbestimmungen in Preußen und die Mitwirkung der preußischen Regierung bel dem Zustande⸗ kommen des Bundesratsbeschlusses vom 28. November vorigen Jahres erwähnt, und das gehört allerdings in dieses hohe Haus; dazu möchte ich mir erlauben, einige Ausführungen zu machen. Herr Graf Praschma hat selbst hervorgehoben, was den Anlaß gebildet hat, daß der Bundesrat sich mit dieser Angelegenheit von neuem beschäftigen mußte, was dazu geführt hat, daß der erwähnte Bundesratsbeschluß gefaßt worden ist. Die Anregung dazu ist nicht von Preußen aus⸗ gegangen; Sie wissen, daß ein Antrag der Königlich bayerischen Regterung den Anlaß gebildet hat. Uns wäre es sehr viel lieber gewesen, wenn es nicht notwendig gewesen wäre, einen solchen Be— schluß zu fassen.

In Preußen hat sich mit der Zeit eine Handhabung des Gesetzes herausgebildet, die in ihrer Rechtsmäßtgkeit auch von den obersten Gerichtshöfen bestätigt worden ist, mit der wir durchaus in der Lage wären, die Dinge zu regeln. Dabei ist es das Bestreben der preußischen Regierung gewesen, zwar einerseits dem Gesetz und der zu ihm ergangenen Ausführungsbestimmung des Bundesrats vom 5. Juli 1872 volle Rechnung zu tragen, dabei aber auch sich zu bemühen, alles Kleinliche und Schkkanöse auszuschalten und, soweit es ging, auch den Empfindungen der katholischen Be⸗ völkerung Rechnung zu tragen. Wenn es nun nicht zu vermeiden war, daß der Bundesrat sich auf den von Bayern gestellten Antrag schlůssig machen mußte, so ist die Tätigkeit der preußischen Regierung dabel die gewesen, daß sie dafür eintrat, daß lediglich die bisher bestehende

Praxis kodifiziert werden möchte, und daß jedenfalls, da hierfür ein

Bedürfnis nach keiner Richtung vorlag, eine Verschärfung vermieden werden möchte.

Nun werden Sie mir zugeben, meine Herren, daß eine solche authentische Interpretation, wie sie hier zu geben war, nicht leicht ist, und es ist mir doch recht zweifelhaft, ob es, wie der Herr Graf Praschma glaubte, ein Elementarschüler besser gemacht hätte, als es der Bundesrat getan hat. (Heiterkeit; Es war eine recht schwierige Aufgabe, und der Bundetrat hätte beschließen mögen, was er wollte, man hätte daran kritisie ren und Aussetzungen machen können. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.)

Wir haben uns bemüht, die Fassung so zu beeinflussen, daß wir in Preußen unsere Praxis nicht zu ändern brauchten, und dieses Bemühen ist von Erfolg gewesen. Denn in der Tat, durch den Bundesratsbeschluß sind wir in Preußen nicht in die Notwendigkeit versetzt, unsere bisherige Praxis zu ändern.

Die Ordenstätigkeit, wie sie der Jesuitenorden selbst erkennt und auffaßt, ist bekanntlich eine ganz umfassende; alles Wirken und Denken des Ordensmitglieds ist in die Ordensaufgabe gestellt. Von einer derartigen Ordenttätigkeit konnte selbstverständlich für die staatlichen Instanzen nicht die Rede sein; da mußte ein gewisser Ausschnitt gemacht werden, und der ergab sich ohne weiteres schon nach dem Gresichtspunkt, daß selbstverständlich nur eine solche Tätigkett für das, Gesetz in Frage kommen konnte, welche sich gegen andere tichtet. Deshalb finden Sie auch in dem Bundezratsbeschluß die Bestimmung, daß nur diejenige

priesterliche und religiöse Tätigkeit unter das Verbot fällt, welche sich gegen andere richtet; die Tätigkeit an der eigenen Person, die auch Aufgabe des Ordens ist, die Heiligung, die christliche Vervollkommnung des eigenen Selbst mußte selbstverständlich autsgeschieden werden.

Wenn nun von diesem allgemeinen Grundsatz gewisse Ausnahmen in dem Beschluß des Bundesrats gemacht worden sind, so sind das keineswegs willkürliche Ausnahmen, und die Kritik, die an diesen Ausnahmen und ihrer Auswahl geübt worden ist, scheint mir nicht berechtigt zu sein, namentlich nicht, wenn Sie de Unterschied berück sichtigen, den ich eben in der Ordenstätigkeit gemacht habe.

Wenn Sie zunächst die stillen Messen berücksichtigen, so ist es Ihnen, meine Herren, bekannt, daß der katholische Geistliche ver⸗ pflichtet ist, möglichst oft im Jahre eine stille Privatmesse zu halten, die für seine eigene Heiligung bestimmt ist. Bei diesen Messen tritt die Einwirkung uf andere zurück und dle eigene Heiligung des die

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Ebenso oder ähnlich verhält es sich mit der Primizfeier; das ist die Feier der ersten Messe des Geistlichen. Dieses Fest feiert er einmal in seinem Leben, es pflegt im Kreise der Familie und von Freunden gefeiert zu werden. Auch sie wurde aus dem allgemeinen Gesichtspunkt ausgenommen. Daß das Spenden der Sterbesakramente außerhalb des Ver. botes gestellt worden ist, versteht sich wohl von selbst; das brauche ich nicht näher zu begründen.

Nun ist aber gesagt worden, daß noch eine ganze Menge Dinge verboten werden, die eigentlich selbst bet einem rigorosen Verfahren nicht verboten werden könnten und sollten: religiöse Privatgespäche, ein Gebet am Tisch im Privathause. Meine Herren, wir haben uns bisher bemüht, das Gesetz ohne Kleinlichkeit und ohne Schikane nach irgend einer Richtung hin zur Ausführung zu bringen; das wird auch in Zukunft geschehen. Wenn Ihnen das nicht genügt, so werden Sie zu bedenken haben, daß die Ausführung des Gesetzes nicht den ört lichen Polizeiorganen zugewiesen ist, sondern den Landespolizeibehörden. Das ist offenbar geschehen, um eine ruhigere und zurückhalten dere Be— handlung dieser Dinge nach Möglichkeit zu garantieren, Uebereiser und Mißgriffe zu vermeiden. Es kommt ferner hinzu und unter diesen Gesichtspunkt ist das ganze Gesetz und die zu ihm ergangenen Aueführungsbestimmungen zu beurteilen daß das Gesetz die Eigen⸗ art besitzt, keine Strafbestimmung zu enthalten; die Behörden sind also darauf angewiesen, zu der Durchführung des Gesetzes sich Präventip= maßregeln zu bedienen. Damit ergibt sich, daß überhaupt nur die— ienigen Dinge für den Zugriff der Behörden möglich sind, die in der Oeffentlichkeit bemerkbar sind. Alles das spricht dafür, daß die Be— fürchtung, es könnte eine schikanöfe, eine kleinliche Behandlung der Dinge Platz greifen, ausgeschlossen ist; eine solche hat auch nie statt— gefunden.

Was insbesondere den von Herrn Grafen Praschma angefochtenen Satz anlangt, der in dem Bundesrattbeschluß enthalten ist, daß wissenschaftliche Vorträge, die das religiöse Gebiet nicht berühren, nicht unter das Verbot fielen, so ist ja zuzugeben, daß es an sich nicht notwendig gewesen wäre, eine solche Bes immung in den Bundesrats beschluß aufzunehmen. Denn sie ergab sich schon aus dem e Satz des Beschlusses, wonach der Jesuit in seiner profanen Tätigkeit keiner Einschränkung unterworfen ist; er kann also auch schon danach ohne weiteres wissenschaftliche Vor träge halten. Wenn diese Bestimmung trotztem in den Beschluß aufgenommen worden ist, so hat das seinen Grund darin, daß man das eben ausdrücklich zum Ausdruck bringen und ge— wissermaßen als Beispiel das hervorheben wollte, was zurzeit be⸗ sonders aktuell ist, die wissenschaftlichen Vorträge. Wenn das Thema ein wissenschaftliches war, wenn die Person des Redners als eines Anf hörigen des Ordens der Gesellschaft Jesu nicht ostentativ in den Vorder— grund geschoben und alles Propozierende bei der Veranstaltung vermie wurde, dann hat man keine weiteren Nachforschungen angestellt und keinen Grund zum Einschreiten gefunden. Frellich darf das wissen

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schaftliche Thema nicht als Deckmantel dienen, um damit eine religiöse Tätigkeit, wle sie nach dem Gesetz und der Ausführungsbestimmung berboten ist, zu verbergen. Geschieht das aber nicht, so hat man auch auf diesem Gebiet nicht kleinlich nachgeforscht, sondern hat an— genommen, daß der Redner den gesetzlichen Bestimmungen auch ent— sprechen werde. Kommt er dem nicht nach dann freilich wird er sich nicht wundern dürfen, wenn beim nächsten Fall die Behörde nicht mehr dieselbe Zurückhaltung beobachtet, wie es sonst üblich ist.

Bet einer solchen Handhabung hat es bisher in Preußen zu be⸗ rechtigten Klagen über die Ausführung des Jesuitengesetzes bis jetzt nicht geführt bei der Zentralinstanz sind wenigstens solche Klagen nicht laut geworden „und wenn ich Ihnen wiederhole, daß durch den Bundezratsbeschluß irgend etwas an der preußischen Praxis nicht geändert worden ist, so werden Sie mir zugeben, daß man annehmen darf, daß auch in Zukunft solche Beschwerden nicht hervortreten werden; denn es besteht durchaus die Absicht, das Jesuitengesetz in Zukunft ebenso zu handhaben wie bisher: ohne jede Kleinlichkeit, ohne jede Schikane, und nur dasjenige zu verlangen, was nach dem Gesetz

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und nach den Ausführungsbestimmungen verlangt werden muß. glaube also, Sie, meine Herren vom Zentrum, werden sich gegen das Gesetz selber von Ihrem Standpunkt aus nach wie vor wenden, aber berechtigte Klagen bezüglich seiner Ausführung in Preußen werden Sie auch in Zukunft ebenso wie bisher nicht erheben können. (Brayo! rechts und bei den Nationalliberalen.)

(Schluß in der Zweiten Beilage.)

M II.

(Schluß aus der Ersten Beilage.)

Abg. Dr. Friedberg (ul.): Die Etatsjahre 1911 und 1912 haben außerordentlich günstige Ergebmsse gebracht, sodaß aus den etatisierten Fehlbeträgen sogar ein bedeutendes Plus geworden ist. Wenn der Abg. Winckler deshalb den Ausgleichsfonds gerühmt hat, so sind gerade der Abg. Winckler und seine Freunde etwas spät zu dieser Ertenntnis gekommen, denn sie haben früher unferen Vor schlägen, die Verwendung der Eisenbahneinnahmen für Staatszwecke zu begrenzen, lebhaft widersprochen. Ich freue mich, wenn jetzt auch die Konservativen ihr volles Einverstänsnis damit betont haben. Daß auch das Jahr 1912 ein überaus günstiges Ergebnis gehaht hat, kann ich mit gewisser Genugtuung konstatieren, denn der Finanz— minisser hat mir im vorigen Jahre vorgeworfen, daß ich die Ver— hältnisse geflissentlich viel zu guünstig darftelle. Ich will mich aber durchaus nicht rühmen, daß ich die Verhältnisse richtiger beurfeilt habe als der Finanzminister. Man sollte solche Prophezeiungen überhaupt unterlassen; in wirtschaftlichen Dingen ift es überaus schwer, etwas vorauszusagen. Deshalb sollte auch der Finanzminister nicht immer an die Wand malen, daß das Bild' im näcsten Jahre schlechter sein werde. Wir sollten uns lediglich nach den letzten Jahren richten und in Ruhe abwarten, was uns die Zukunft bringen wird. Der Nachtragsetat beeinflußt allerdings wieder das günstige Ergebnis des Jahres 1912. Die Forderungen des Nachtragsetats find allerdings durchaus zweck— mäßig und notwendig. Ich muß doch entschieden der Art der Finanzierung widersprechen; die 60 Millionen für Eisenbahnanlagen sollen aus dem Ausgleichsfonds genommen werden und der Finanz minister meint, daß der Auegleichsfonds diese Schwächung sehr gut ertragen könne. Damit folgt er bedauerlicherwesse der Finanzpolitik seines Vorgängers, der den Ausgleichsfonds von 1903 auch vorzeitig berwendet hat. Damit wird der ganze Zweck des Ausgleichsfonds, für Ausfälle Deckung zu schaffen, beseitigt. In dem Etatsvermerk steht alleidings, daß der Ausgleichsfonds nach Maßgabe des Gesetzes von 1903 verwendet werden soll. Aber wir haben üuberfehen, daß das ge— än ert werden muß, und ich selbst bin mitschuldig, es übersehen zu haben. Der Vermerk gibt dem Finanzminister formell ein Recht,

so zu verfahren. Aber um so mehr muß ich dagegen Widerspruch

erheben. Der Finanzminister sagt, diese Mittel dürften nach dem ge— troffenen Abkommen jedenfalls nicht aus Anleihen genommen werden.

Das ist richtig, aber man muß doch fragen, ob nicht gerade um⸗ gelehlt dise Mittel rechtzeitig hätten in, das Ordinarium ein gestellt werden müssen. Solche Bahnhofsbauten gehören in das Ordinarium, Diese Ausgahen für Bahnunterhaltung und Er neuerung sind nur mit Rücksicht auf die Politik dez Betriebs koeffizienten nicht genügend dotiert worden, sonst wäre der ganze Nachtragsetat nicht nötig. Wenn nach einer Zeitungs korrespondenz buchmäßige Ausgaben überschritten sind, so muß ich fragen, woher die Mittel dazu gekommen sind; es scheint, als ob Summen verwendet sind, die im Jahre vorher nicht zur Ver— wendung gekommen sind. Diese Summen hätten als Giatsüber— schreitungen oder außergewöhnliche Ausgaben angerechnet werden müssen. Für Verwendungen außerhalb des Etats muß' der Eisenbahnminister immer die Genehmigung des Finanzministers einholen und dadurch entstehen Verzögerungen; es muß deshalb zu dem alten Verfahren zurückgekehrt werden, daß den Bedürfnissen des Ordinariums poll— kemmen Rechnung getragen wird. Nach den Erklärungen im Reichs—⸗ tag seitens der Regierung über den Wagenmangel scheint es, als ob a e ßische Eisenbahnverwaltung alles Nötige wunderschön getan 1 diese Erklärungen haben bei dem Grafen Kanitz Zu⸗ === gefunden. Graf Kanitz ist mit einem Male aus einem Saulus ein Paulus geworden und hat ein Loblied den Wasserstraßen gesungen. Ich freue mich, daß die Kanaspolitik endlich die An erkennung der Konserpativen findet, aber sie widerspricht doch den Tendenzen, die die Herren hier verfolgen, z. B. beim Schlepp⸗ monopol. Wenn die Wasserstraßen voll ausgenutzt werden follen, muß man sich gegen das Schleppmonopol erklären. Wie denkt sich nun der Abg. Winckler das Handinhandgehen von Landwirtschaft und Industrie? Die Ausrüstung der Eisenbahnen mit Betriebemitteln hat mit der Steigerung des Verkehrs nicht gleichen Schritt gehalten. Im Reichstag hat uns der Regierung vertreter gesagt, daß, wenn alle Wünsche befriedigt werden sollten, Unsummen dazu gehören würden, die gar nicht verbaut werden könnten. Wozu bewilligen wir jährlich so. viele Millionen, wenn sie nicht verbaut werden können. Der Eisenbahnminister hat noch offene Kredite über eine Milliarde zur Verfügung. Es ist nicht konstitutionell, daß man diese hohen Kredite bewilligt und gar nicht weiß, wann sie verwendet werden. Die Anleihen müßten in den Etat selbst eingestellt werden, dann müßte auch die Bauverwaltung im Eisenbahnministerium reorgani siert werden, damit sie imstande ist, die Bausummen zu verwenden. Die Konjunktur ist sogar günstig trotz der in Europa herrschenden Wirren. Ich muß gerechterweise hervorheben, daß unsere Reichsbank den 3unsfuß nicht ohne Not hochgehalten hat. Wenn auch der Jins⸗ fuß hoch gewesen ist, so hat die Reichsbank doch dafür gesorgt, daß der Zinsfuß ein stetiger gewesen ist, und daß genügend Gold vorhanden war. Ich habe zu dem Reichsbankpräsidenten genügend Vertrauen. Aber doch muß ich den Wunsch aussprechen, daß er den Zin fuß, wenn es irgendwie möglich ist, herabsetzt, damit der schwere Bruck, der auf den kleinen Gewerbetreibenden lastet, verschwindet. Der Finanzminister will in der Schuldentilgung ein schnelleres Tenwo einführen. Der Finanzminister sagt, daß, wenn wir mit der Schuldentilgung so fort fahren, wir nach 231 Jahren unsere Schulden getilgt hätten. Jeder Nationalökonom bekommt ber diesen Worten eine Gänsehaut. Der Finanz— minister sagt, eine richtige Finanzpolitik müsse dangch trachten, das Anlagekapilal der Eisenbahnen abzubauen. Diese Politik halte ich aber für verfehlt und unrationell. Der Staat kann die Schulden ir dadurch tilgen, indem er der Gegenwart erhebliche Steuern auf⸗ rlegt. Schreibt denn etwa eine Aktiengesellschaft ihr Aktienkapital ab? Das wäre ja zwar sehr erfienlich für die Aktionäre. Im privaten Wirtschafisleben ist es ja natürlich angebracht, die Schulden zu tilgen, um damit das Veimögen leichter zu vermehren, aber bei den Staatsfinanzen wird kein vernünftiger Mensch daran denken, das gesamte Eisenbahnkapital jemals zu tilgen, denn das wäre keine an— gemessene Abschreibung, sondern eine nicht rationelle Vermehrung des Veruögens. Man soll aber nur die Ueberschüsse zur Vermnögens⸗ bdermehrung verwenden. Man darf uns nicht, mit dem Vorwurf kommen, daß wet zur Ausnutzung der Eisenbahnen etwas Plusmacherei betreiben wollten. Wir wünschen nichts mehr zus der Eisenbahn. herauszuziehen, als möglich, ist. Es kommt uns auch nicht darauf an, daß der Ausgleichsfonds eine ungeheure Höhe erreicht, sondern wir sind nur für einen wirksameren und größeren Ausbau der Betriebsmittel. Gegenüber der ständigen Verkehrszunahme ist bisher für die Vermehrung unserer Arheiter⸗ träfte im Staatsbahnbetrieb leider nicht genügend gesorgt worden. Aus den Angaben, die über die vorgefehene Vermehrung des Personals im Etat gemacht sind, läßt sich nicht ersehen, ob die Vermehrung gleichen Schritt hält mit der Verkehrszunahme— Die gesetzliche Gleichstellung der Eisenbahnassistenten mit, den Reichéeisenbahn⸗ assistenten ift bereits durch eine Resolution des Hauses ge— sordert worden. Das würde zwar eine Durchbrechung des Besoldun sgesetzes sein, aber fie muß doch vorgenommen werden. Trotzdem der Minister es abgelehnt hat, möchte ich ihn doch bitten, der Prüfung der Frage der Erweiterung der

technischen Eisenbahnkommiffionen noch einmal näher zu treten. . ö. . .

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Zweite Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Köni

Berlin, Montag, den 13. Januar

glich Preußischen Staatsanzeiger.

Wir besitzen das beste Beamtenmaterial der ganzen Welt, und das müssen wir zu würdigen und uns zu erhalten wissen. wie vor auf dem Standpunkt, gesetzlich geregelt werden auf Unterstützungen verweisen.

Ich stehe nach daß die Frage der Altpensionäre nur Man darf sie nicht einfach bloß Selbst bei diesen Unterstützungen so verfahren worden, wie es das Haus s

j daß kein besonderer Stellen eines es hat und sich viele dadurch ab— entspricht auch der Resolution nicht, daß Zu⸗ daß all jähr⸗ rden sollen.

ist auch nicht wollte. Unsere Resolution ging einmal dahin, Antrag notwendig wäte, weil wir meinen, daß Antrages immer etwas Bedrückendes schrecken lassen. E wendungen nicht fortlaufend gewährt werden, sondern lich neue Gesuche an die Behörden eingereicht we nach Teuerungszulagen haben wir nicht So erfreulich auch die Er⸗ Betrages ist, so itt damit doch nicht Der Finanzminister tßerordentlich Mißliches,

unserem Verla lich eine Unterstützung im höhung des dafür vorgefehenen dem Wunsche des meinte, Teuerungszulagen kätten etwas am man könne sie, wenn sie einmal gewährt seien, nicht wieder nehmen— da nur an die Einziehung der Stellenzulage bei der größe ren Umfang

Sinne gehabt.

Hauses Genüge geschehen.

Ich erinnere neuen Besoldungsordnung, Wenn wir allerdings ihren Umfang geahnt hätten, dann ätten wir ohne ausgleichende Gehaltszulagen in sie nie eingewilligt. öffentliche Arbeiten möchte ich doch für die Oder zu tun, der Wasserstraßen im Westen tut. . n Nachdem sich selbst

Den Minister für

für die Regulierung Mainkanalisat Graf Kanitz

ion könnte mehr gefördert werden. h in einem so günstigen Sinne für eine Aésgestaltung er Wasserstraßen ausgesprochen hat, da hätte man doch erwarten s daß der Minister den Anregungen Folge geleistet hätte. Das Nichmwiedereinbringen der Wahlrechtsvorlage bedauern wir außer— Das preußische Wahlrecht kann nicht so bleiben, wie es Ein absolut demokratisches Wahlrecht wollen auch wir nicht, aber die notwendigen Reformen müssen gemacht werden. Die Re⸗ sie könne jetzt von einer Einbringung absehen, weil sie it findet, die Regierung soll aber nicht bloß den fu Die Regierung muß sich sine Tätigkeit und werbende Wir werden

gierung meint doch keine Mehrl Parteien nachl ihre Majoꝛität verschaffen durch eine em Kraft. Sie darf die Hände nicht in den Schoß legen. Wahlsystem

aufen, sondern sie führen.

Für, eine der wichtigsten Aufgaben halten die Vereinigung von Gutöbezirken Notwendig sind aher auch solche über die Ver— Das sind Aufgaben,

auch Bestimmungen über mit Landgemeinden. einigung von Gutsbezirken mit einigen Städten. die nicht länger auf sich warten lassen dürfen. Herr von Zedlitz hat seine ganz besondere Aufmerkjamkeit der Entlastung der Gemeinden gewidmet. Er müßte deshalb auch in diese Zusammenlegung ein— willigen, die den Erfolg haben dürfte, verringernd auf die Kommunal⸗ lasten einjuwirken. Auch die Kreisordnung muß geändert werden. Bei . stein hat der Großgrundbesitz einen zu großen Einfluß. Unser Oberhaus ist auch reformbedürftig. . 1 nicht in der Weise, wie es beim englischen Oherhaufe geschehen ift, die andere Kammer sammensetzung des Herrenhauses wirtschaftlichen liegt die Broschüre einer bedeutenden preußischen Handelskammer. iachgewiesen, wie wenig Handel und Industrie in unserem Für die Berechtigung der jetzigen Zu— uses wird die Notwendigket angeführt, aus allen Lreisen heran⸗ Aber diese Kreise haben gar nicht dle Möglichkeit, bei betreffenden Persänlichkeit mitzustimmen. Es müßten Arbeiterstandes sondern ganz besonders auch solche der intellektuellen Kreise s die Rechte des Oberhaufes ging ja bei

Wir wollen allerdings

en beeint ächtigen. entspricht aber heute Verhä tnissen.

ihren Rechten D nicht mehr

In ihr wird Herrenhause vertreten ist.

ammensetzung des Herrenha man hervorragend tüchtige Kräfte ziehen müsse. Auswahl der Handwerks,

Das kann geschehen 3 Der Gedanke, ein Oberhaus zu schaffen uns in Preußen von solchen Erwägungen aus. Die zur Förderung der eingestellten . namentlich wenn man in Betracht zieht, was andere Länder dafür auswerfen. Nun ist uns allerdings eine Vorlage in Aussicht gestellt, ie weitere Mittel aulbriggen soll. Hoffen wir, daß dadurch wirklich unser Viehstand so vermehrt wird, daß eine Linderung der Fleischnot andere Maßnahmen zu B. vorübergehende Milderungen in den Bestimmungen des 12 des Fleischbeschaugesetzes. . ig vom platten Lande in die Städte muß erhöhte Aufmerksam Das liegt sowohl im Interesse des Mittel— standes, wie ganz besonders in dem Interesse der inneren Kolonisation. f man an den großen Domänen nicht vorbeigehen und sie durch Aufteilung für diesen zweck nutzbar machen Schon der Finanzminister von Rheinbaben hat uns ein Fideikommiß Lsetz in Aussicht gestellt, aber wir haben es bis heute noch nicht. Die Fideikommisse werden vielmehr besonders gefördert. f Polenpolitik müßten wir endlich mit der Enteignung der großen fide kommissarischen Besitztümer, deren Inhaber im Auslande leben, Die Angriffe des Grafen Praschma auf den Ostmarken⸗ nur die Aufmerksamkeit davon ablenken, wie Igentümlich das Verhalten des Zentrums in Frage ist. Ich erkenne dankbar an, daß der Finanzminister fach⸗ männische Steuerkommissare anstellen will, und wünsche, daß er auf diesem Wege weiter fortschreitet. Wir sind ferner darüber erfteut, Jugendpflege

handen sein. zu schmälern.

Vielleicht sind

c * 8 r SSG. Der Frage der Abwanderung der Be⸗

keit geschenkt werden.

letztere zu fördern, so

sollen wohl

ausgedehnt In bezug auf die Museumebauten in Berlin sehen wir einen eigentümlichen Kampf zwischen zwei Ressorts verwaltung und dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten, und in den Zeitungen wird das eine gegen das andere mobil gemacht. : daß in dieser Sache ganz enorme Summen verschlungen werden. Es muß recht bald Aufklärung über schaff zraf Praschma hat die Jesuitenfrage Ich habe volles Verständnis für den Seelenzustand des Grafen Praschma, aber er hat die Schuld verschoben. Jesuitengesetz besteht den Zentrumsantrag, gehen lassen muß, alles ruhig gewesen, da kommt der b Ni isterpräsident und wirft von neuem den Züuͤndstoff in das Volt. Graf Praschma mag die Empfindlichkeit der protestantischen Seite verurteilen, das ist sein gutes Recht.

einmal vorhanden, und sie ist berechtigt. unter allen Umständen geachtet werden. . dann befolgen will, wenn man es für berechtigt hält, dann erßffnet man einem Individualismus Tür und Tor, gedanken nicht vereinbar ist. Hertling, sondern von dem

ändert an der Verantwortung H nicht auszugeben brauchen. Bies oder ich kann sa n politische Ungeschicklichkest bewiesen in dieser Das ist nicht einladend, weit

werden soll.

wichtigste Frage ist

die Sache geschaffen werden. angeschnitten.

jahrein ist bis

Aber die Empfindlichkeit ist Das bestehende Gesetz muß Wenn man ein Gesetz nur

. mit dem Staats⸗

Daß der Erlaß nicht von Hermn von früheren Kultusmintster ausgegangen ist, lings nichts; er hätte den Eilaß ja es erste ultramontane Ministerium gen Zentrums ministerium hat eine merkwürdige und in anderen Fragen. ere Experimente mit diesem Ministerium zusmachen, und, deshalb sollte Graf Praschma es seine Wege seibft gehen lassen. Graf Praschma meint, ein katholischer Mintster müsse katholischen Üeberjeugung kathelische Mhister gegeben, di

Zentrum recht wenig gefallen

19283.

haben, und die nicht so verfahren sind, wie Herr von Hertling, der sein Ministerium damit beginnt, daß er die Brandfackel in daz Volk wirft, Graf Praschma beruft sich auf Delbrück, aber es ist wohl mancher hier unter uns, der die Ausführungen des Herrn Delbrück mit Kopfschütteln vernommen hat. Wir tschaftliche und religiöse Fragen müffen voneinander getrennt werden. Wenn ich als Professor der National⸗ ökonomte meinen Hörern meine religiöse Ueberzeugung zum Ausdruck gebracht hätte, so würde das Zentrum zuerst dagegen protestiert haben. Graf Praschma meint weiter, wir hälten kein Verständnis für die Bedürfnisse der katholischen Kinche. Die Verantwortung des Ober⸗ hauptes der katholischen Kirche mit seinen int rnationalen Beziehungen zu anderen Staaten für den konfessionellen Frieden ist eine ganz be⸗ sondere. Von unserer Regierung ist doch anzunehmen, daß sie über die Bedürfnisse der katholischen Kirche Bescheid weiß, sie wird doch durch den Gesandten informiert. Wenn auch das Reichsgesetz über die Jesuiten gefallen ist, so Fleibt doch die ganze part kulare Gesetzgebung, die in katholischen Ländern sihr viel schärfer ist als in Preußen. In Preußen ist gerade die katholische Kirche in einer günstigen Lage, denn schon das Gefühl, einer anderen Konfession moͤßlicherweise unrecht zu tun, hält von zu großer Schärfe ab. Der Kampf, der jetzt durch das Jesuitengesetz hineingetragen ist, ist nicht vom breußischen Volke ausgegangen, auch nicht von der preußischen Regierung, sondern ist aus dein Süden Deutschlands gekommen, und das ist ein schwerer Vorwurf. Ulber den inneren Streit in der evangelischen Kirche sollte Graf Praschma nicht reden; wir Epangelischen haben das Recht, das Gewissen als Prüfstein für die Dogmen zu nehmen, die Katholiken sind aber an ihre Dogmen gebunden. Ich gestehe dein Grafen Praschma nicht das Rächt zu, diejenigen, die in der evangelijchen Kirche zur fieieren Richtung gehören, zu beschuldigen, daß sie den Kampf gegen den Glauben führen. Ich habe früher nicht wahrgenommen, daß das Zentrum auf konservativer Basis steht, auch nicht auf liberaler, sondern auf ultrademokratischer. Ich will es aber an der Durchdringung mit konservativem Geiste nicht hindern. Was wir verlangen, das ist die Anpassung der Steuerleistung an die gesamte Finanzlage.

Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow:

Meine Herren! Von den Etatsrednern aus dem Hause haben die beiden ersten die Ausstandsbewegung an der Saar berührt. Herr Abg. Winckler hat von mir Auskunft erbeten über die Ursache und den Stand dieser Bewegung. Ich möchte gleich den ersten Tag der Etatsberatung benutzen, dlese Auskunft zu erteilen, da ja diese Frage wohl ein allgemeines Interesse für alle Parteien des Hauses besitzt.

Der Autgangspunkt der Bewegung fällt und das ist eine von

den vielen Eigentümlichkeiten, die sie von anderen Streikbewegungen unterscheiden, in einen Zeitpunkt, in dem die staatliche Saar⸗ bergbauverwaltung den Wünschen der Saarbergleute ein ganzes Teil nach zwei Richtungen entgegengekommen war: einmal, indem sie in Erfüllung eines alten und oft vorgebrachten Wunsches der Saarberg⸗ leute die Schlepperzeit, das heißt die Zeit, welche die jungen Berg⸗ leute als Schlepper durchmachen müssen, ehe sie in die Hauer⸗ stellung übertreten, um zwel Jahre verkürzte, von 8 auf 6 Jahre. Der zweite Punkt, in dem sie das Entgegenkommen betätigte, war, daß die Bergverwaltung seit dem Beginn des Jahres 1912 mit der Erhöhung der Löhne allmählich vorgegangen war. Die Abkürzung der Schlepperzeit machte nach den gesetzlichen Bestimmungen eine Aenderung der Arbeitsordnung notwendig, und diese Gelegenheit be⸗ nutzte die Bergwerksdirektion in Saarbrücken, um noch einige andere Bestimmungen der Arbeitsordnung formell zu ändern, nämlich so, daß sie mit der bis dahin tatsächlich geübten Praxis, die mit dem Wort laut der Arbeitsordnung nicht in Uebereinstimmung, im übrigen aber seitens der Belegschaften nie beanstandet war, in Harmonie gebracht wurde. . Was die Lohnsteigerung betrifft, so waren unverkennbar Fortschritte im Sinne der Arbeiter erzielt worden. Von dem Tie fstand der Löhne an der Saar im Jahre 1909, der im Durchschnitt für sämtliche Arbeiter pro Schicht „ß 6 betrug, war bis Anfang Oktober des Jahres 1912 ein Auf⸗ stieg auf 4,21 6 erzielt. Wenn man die Durchschnittslöhne der Hauer und der Gedingeschlepper in Betracht zieht, deren niedrigsler Stand im Jahre 1910 4 50 ( betrug, so war auch dieser Durch⸗ schnitt im Oktober 1912 auf 4,82 S6 gestiegen. Damit hatten die Durchschnittslöhne sowohl der sämtlichen Arbeiter wie auch der Hauer und der Gedingeschlepper einen höheren Stand erreicht als jemals zuvor, hatten den höchsten Stand des Jahres 1908 in beiden Kategorien um etwa 20 3 pro Schicht überstiegen.

Eine weitere Steigerung hatte der Oktober 1912 gebracht: beim Durchschnitt sämtlicher Arbeiter auf 4 31 ic, beim Durchschnitt der Hauer und Gedingeschlepper auf 4,93 4. Noch günstiger zeigte sich die Entwicklung, wenn man die wichtigste Kategorie der Bergarbeiter, der Hauer allein, in Betracht zog. Während im Jahre 1910 nur 7,84 aller Hauer mehr als 5,10 MS pro Schicht Lohn bezogen haben, war dieser Prozentsatz im Jahre 1911 auf 123 und im Oktober 1912 auf 285600 sämtlicher Hauer gestiegen; 28 60 9 aller Hauer bezogen im Oktober 1912 einen Geding-verdienst von mehr als 540 6.

Wenn die Bergwerk direktion nicht noch rascher vorgegangen war, so lag das in den Einnahmeverhältnissen des Saarbergbaues. Der Prels der Saarkohle war noch im Oktober vorigen Jahres um 50 3 pro Tonne niedriger als im Jahre 1910; die Preisbesserungen haben sich zufolge laufender alter Kontrakte erst mit dem Beginn dieses Jahres verwirklichen lassen; immerhin war auch dem Saarbergbau durch die Folgen des englischen Streiks, durch die Folgen des Ruhr— streiks die Möglichkeit gegeben, größere Vorräte abzustoßen, einen flotteren Absatz einzuleiten und dadurch vortellhafter zu arbeiten.

Wenn man sich nun fragt: wie kam es, daß bei der im Sinne der Bergarbeiter zunehmenden Besserung, bei dem evldent betätigten Entgegenkommen der staatlichen Verwaltung an der Saar gerade jetzt ein Streik einsetzted so muß man auf die Verhãältnisse des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter Rücksicht nehmen. Dieser Gewerkverein hatte in seinem Mitgliedsstande erhebliche Einbuße er litten, teils infolge des Verhaltens der christlichen Geweikvereinler beim Ruhrstrelk, teils auch wegen verschiedener Unstimmigkeiten, die sich bei den Reichstagswahlen an der Saar zwischen den beiden Seiten, der katholischen und der evangelischen, dieses Gewerkspereins herausgesellt hatten; er war an der Saar nach den Zahlen, die ich