Personalveränderungeun.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Fähnriche u sw. Neues Palais, 9. Januar. v. e ne r f Gen. Major und Kommandeur der 5. Kav. Brig, vom 15. d. M. ab zur Vertretung des beurlaubten Kommandanten von Königkeberg i. Pr. kommandiert.
Im Veterinärkorps. Durch Verfügung des Kriegsministeriums.
Den 30. Dejember. Vom 1. Januar 1913 ab mit Wahrnehmung offener Veterinärftellen beauftragt: die Unterveterinäre bei der Militär⸗ veterinärakademie: Kunzen dorf beim Leibkür. Regt. Großer Kurfürst (Schles) Nr. , Hahn beim Regt; der Gardes du Corps, Hontg⸗ mund beim Westfäl. Drag. Regt. Nr. 7, Dr. Be hn beim 1. Pomm. Feldart. Regt. Nr. 2, Pahlen beim 2. Niederschles. Feldart. Regt. Rr. 41, unter gleichzeitiger Versetzung zu diesen Truppenteilen.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Geheimen Registrator beim Evangelischen Ober⸗
kirchenrat August Weckmann in Berlin den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
Dem Frauenarzt, Sanitätsrat Dr. med. Theodor Landau in Berlin und
dem Sanitätsrat Dr. med. Hans Woßidlo in Schöne⸗— berg ist das Prädikat Professor beigelegt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten. Die Oberförsterstelle Lahnstein im Regierungsbezirk Wiesbaden ist voraussichtlich zum 1. April 1913 zu besetzen; Bewerbungen müssen bis zum J. Februar eingehen.
Bekanntmachung.
Alle diejenigen jungen Männer, welche in einem der zum Deutschen Reich gehörigen Staaten heimatsberechtigt und
I) in dem Zeitraum vom 1. Januar bis einschließlich
31. Dezember 1893 geboren sind,
Y dieses Alter bereits überschritten, aber sich noch nicht
bei einer Ersatzbehörde zur Musterung gestellt,
3) sich zwar gestellt, über ihr Militärverhältnis aber
noch keine endgültige Entscheidung ein , haben
und gegenwärtig innerhalb des Weichbildes iesiger Residenz sich aufhalten, werden, soweit sie nicht von der persönlichen Gestellung in diesem Jahre entbunden sind, hierdurch . Grund des 8 25 der Deutschen J angewiesen: si behufs ihrer Aufnahme in die Re rutie rungsstanmrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar d. J, wähdend der Stunden von Vormittags 8 bis Nachmittags 7 Uhr (Sonntags bis Mittags 12 un im Geschäftsraume des ö. ihre Wohnung zuständigen Polizeireviers persönlich zu melden und ihre Geburts⸗ oder Losungsscheine und die etwaigen sonstigen Atteste, welche bereits ergangene Entscheidungen über ihr Militärverhältnis enthalten, mit zur Stelle zu bringen.
Die Geburtszeugnisse werden von den Standesämtern aus gestellt.
Für diejenigen hiesigen Militärpflichtigen, welche zurzeit abwesend sind (auf der Reise befindliche Handlungsgehilfen, auf See befindliche Seeleute 2c, haben die Eltern, Vormünder, Lehr, Brot- und Fabrikherren die Anmeldung in der vor⸗ bestimmten Art zu bewirken.
Wer die vorgeschriebene Anmeldung versäumt, wird nach 8s 33 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 mit einer Geldstrafe bis zu 30 6 oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft.
Reklamationen (Anträge auf Zurückstellung bezw. Befreiung von der Aushebung in Berücksichtigung bürgerlicher Verhält⸗ nisse — 5 32 2a —- 8 der Deutschen Wehrordnung — sind be— suglic aller Militärpflichtigen, auch der Einjährig-⸗Freiwilligen, vor dem Mufterungsgeschäͤft, spätestens aber im Musterungs⸗ termine anzubringen; nach der Musterung angebrachte Reklamationen werden nur dann berücksichtigt, wenn die Ver⸗ anlassung zu denselben erst nach Beendigung des Musterungtz⸗ geschäfts entstanden ist.
Berlin, den 10. Januar 1913.
Die Königlichen Ersatzkommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. Frommel.
ndte Augusto Matte hat Berlin ver— Abwesenheit führt der erste Legations⸗ die Geschäfte der Gesandtschaft.
Der chilenische Gesa Während seiner sekretär Gana Serruys
T. B.“ sind am 11. d. M. ndrien, S. M. Tpdbt. „Ta ku“ ang, S. M. S. „Victoria Louise“, in Tsingtau eingetroffen.
Laut Meldung des
S. M. S. Hertha“ in
und S. M. S. „Leipzig“
in Barbados
Großbritannien und Irland. Die Botschafterkonferenz ist gestern nachmittag im Auswärtigen Amt zusammengetreten. Wie das „Reu Großmächte dem an die Türkei zugestimmt.
meldet, haben sämtliche Wortlaut der beabsichtigten Mitteilung Die Note soll unverzüglich in
tersche Bureau“
mit dem Zahlungsaufschub bei den chinesischen Verbindlichkeiten aus dem Boxeraufstand nicht einverstanden sei, und stellt die Frage, wie China eine , Zahlung des russischen Anteils zu bewerkstelligen ge
enke. Die zweite Note erklärt, der große Umlauf von Papiergeld im Gebiete von
Kuldscha, dem kein Gegenwert in Silber gegenüberstehe, den russischen Kaufleuten große Verluste bereite wegen der Ent⸗ wertung der Noten um 15a des Nennwerts. Die Note fragt, wie China diesem Zustande abhelfen will. Das fragliche Papier⸗ geld stammt noch aus der Zeit der Mandschuregierung.
Afrika. Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Mogador vom
12. d. M. hat der seit acht Tagen herrschende hohe Seegang die Verproviantierung verhindert. Die Chiadma, die Lebens⸗ mittel nach Mogador brachten, wurden auf der Straße von Saft von Anhängern des Kaids Anflus angegriffen; einige von ihnen wurden verwundet.
Aus diplomatischen Kreisen daß die Note kurz aber bestimmt f das Ziel losgehe. f die Notwendigkeit hin, Adrianopel en Inseln der Entscheidung Fragen seien darin nicht
Konstantinopel überreicht werd ährt das genannte Bureau, sei und ohne Umschweife au Pforte klar und ernsthaft au abzutreten und die Frage der ägäisch der Mächte zu überlassen. berührt worden.
— Der Präsident der bulgarischen hatte gestern vormittag mit dem rumänis eine Unterredung, nach der dieser, obi klärte, daß zwischen Rumänien und Bulgarien keine Frage be⸗ geregelt werden könne. debatte über die Homerule-⸗Bill ist Die Beratung der in Anspruch genommen und ist November
Sie weise die
e Dr. Dane w chen Gesandten Mi schu er Quelle zufolge, er⸗
stehe, die nicht leicht
— Die Spezia gestern im U Vorlage hat über vierzig Tage abgesehen von der nicht sehr ereignisrei stimmungen der Bill ist, wie „W. liche Aenderung getroffen die beschlossen der Proportiona Senat und in gewissen Bezirke Unterhaus.
— Der vor kommission, mit der Marconi⸗ Funkenstationen über das ganze erklärt laut Meldung des „W. T. B.“, Dringlichkeit der Angelegenheit für das die in dem Abkommen vorgeschlagen seien, müßten, und spricht deshalb die System schließlich auch zur Verwen unternommen werden müßten, um ni⸗Stationen geeignet seien. Bildung einer technischen Kommission zum Studium der verschiedenen funkentelegraphischen Systeme.
Frankreich.
unter dem Vorsitz des Senators Com bes gestern Versammlung der demokratischen und z-radikalen Linken des Senats wurde, wie meldet, das Bedauern darüber ausgesprochen, daß die reaktionäre Politik Millerands ge⸗ lution wurde nicht angenommen, nach⸗ ei Sache des Kongresses,
nterhause beendet worden.
Niederlage der Regierung im ch gewesen. In den hauptsächlichsten Be⸗ T. B.“ meldet, keine wesent—⸗
Die wichtigste Abänderung, fft die Einführung des Grundsatzes vertretung bei den Wahlen für den iris n bei den Wahlen für das irische
wurde, betri
läufige Bericht der parlamentarischen Studien⸗ die zur Prüfung des geplanten Abkommens Gefellschaft für die Errichtung von Reich eingesetzt worden ist, daß angesichts der Reich diejenigen Stationen, errichtet werden Ansicht aus, daß, welches dung gelange, sofort Schritte Ländereien zu erwerben, die für Marco Der Bericht empfiehlt weiter die
abgehaltenen
1
die Regierung so lange duldet habe. dem Clemenceau erklärt hatte, es s über die Haltung der Regierung ein Urteil zu fällen. f Grund gewisser Enthüllungen durch Paty de Clam weiter zu unter—
Eine Reso
Versammlung beschloß, au die Presse den Fall du
chen Regierung nach den Antillen die die Frage der szuführenden
— Die von der französis gie und der Insel Haiti entsandte Kommission, anläßlich der Eröffnung des Pa namakanals au
erklärt, daß eine mehr wählen dürften. ointe⸗-Pitre auf zu verbessern. Millionen
In diesem wird, obiger Quelle zufolge, die Schiffe, die den Pangmakanal pas nördlich von den Antillen gelegene Route Gleichwohl sei es angezeigt, die Häfen von P Guadeloupe und Fort de France auf Martinique Die Kosten dieser Ausbauten werden auf etwa 8 Francs veranschlagt.
sieren werden,
Rußland.
Der Kaiser hat gestern den bulgarischen Finanzminister odorow in Audienz empfangen.
— Wie offiziell lkut Meldung des „W gegeben wird, hat der Kaise bestätigt, den ru Jahre 1881 auf weit ihm beigefügten Bestimmungen, auf russischem Gebiet innerhalb ein
. T. B.“ bekannt⸗ r den Beschluß des Ministerrats ssisch-chinesischen Handelsvertrag vom ere zehn Jahre zu verlängern und die betreffend den zollfreien Handel
es Rayons von 50 Werst
Aichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 14. Januar 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König statteten gestern vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, dem Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg einen Besuch ab. Heute vormittag hörten Seine Majestät im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generals der In⸗
fanterie Freiherrn von Lyncker.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen estern, Nachmiitags, im hiesigen Königlichen Schlosse Ihre Eile mch die Herzogin von Ratibor und Prinzessin-Tochter, Ihre Durchlaucht die n e, Friedrich Carl zu Hohenlohe owie Ihre Durchlaucht die Prinzessin
und Prinzessin⸗Tochter von Arenberg und Prinzessin⸗Tochter.
Der letzte Empfang vor der Cour bei der gl gn.
meisterin Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Grä— gefunden. Am
Grã 5 Uhr zu Hause.
längs der russisch⸗chinesischen Grenze, außer Kraft zu setzen.
Die in den letzten Tagen umlaufenden Gerüchte über einen beabfich tigten Putsch der Jungtürk nach einer Meldung des „ angenommen, glaubte und zur Pforte, zum K Punkten eilte. dafür erbringen, Kundgebungen beabsichtigt waren.
en haben gestern W. T. B.“ eine solche Ausdehnung die Polizeipräfektur ernstlich daran die Hilfe des Militärs in Ans riegsministerium und anderen wichtigen ing konnte noch keinen Beweis
daß wirklich ein Angriff auf die Pforte oder
daß sogar pruch nahm, das
Die Untersucht
Rumänien. Der österreichisch⸗ungarische Gesandte Prinz T. B.“ meldet, eph als Zeichen der Dankbarkeit für den lstabs Conrad von Hötzendorf, bei dessen bereiteten Empfang dem Ministerpräsi⸗ dem Chef des Generalstabs Avaresco des Bukarester Armeekorps Craini⸗ ceano das Bildnis des Kaisers mit seiner eigenhändigen Dem Generalsekretär des Ministeriums des Protokolls in wurde das
zu Fürsten⸗ berg, hat, Auftrage des Kaisers Franz Jos dem Chef des Genera Besuch in Rumänien denten Majore sco, und dem Kommandeur
Unterschrift überreicht. des AUeußern Cretze ano und dem Chef in demselben Ministeriim Tresnea⸗ Greciano von er ch arg hat am Montag, dem 15. Januar, statt= Großkreuz des Franz-Josephordens verliehen. age der Cour, dem 16. Januar, findet kein . statt. Vom Montag, dem 20. Januar ab ist die
n von Brockdorff Montags und Donnerstags von 3 bis Auswärtigen Amt wurden heute zwei
Nach einer Meldung des „Reuter⸗ daß Rußland
Im chinesischen che Noten überreicht. ureaus“ weist die erste Note darauf hin,
Parlamentarische Nachrichten. Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des
Reichs tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— Auf der Tagesordnung der heutigen (90. Sitzung des
Reichs tags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück beiwohnte, standen zunächst Anfragen.
Abg. Schm idt-Berlin (Soz.) fragte: Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben,
ob im Bundesrat die Absicht besteht, die Verordnung vom 5. Mär
1g02, betreffend die Beschästigung von Arbeiterinnen und jugend⸗
lichen Arbeitern in Glashütten, Glasschleifereien und Glasbetzerejen fowie Sandbläsereien dahin zu ändern, daß der sanitäre Schutz für bie Arbeiter und Arbeiterinnen erweitert und die Ausnahme—⸗
bestimmungen, insbesondere die Erlaubnis zur Nachtarbeit, für die
Jugendlichen ,, werden? Birektor im Reichsamt des Innern Dr. Caspar; Der Ent—
wurf einer Verordnung über die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Glashütten, Glasschleifereien und Glasbeizereien sowie Sandbläsereien liegt gegenwärtig dem Bundesrat zur Beschlußfassung vor. In diesem Entwurf
eine wesentliche Einschränkung, der bisher zugelassenen
Ausnahmen auch inbezug auf die Nachtheschäftigung vor⸗ gesehen. Dieses Verbot der Nachtarbeit bezieht sich auf eine ganze Reihe von Betriebsarten. Außerdem ist in dem Entwurf der neuen Verordnung vorgesehen, daß die zuständigen Behörden befugt sind, im Wege der Verfügung für einzelne Anlagen weitergehende Verordnungen zum Schutze der Arbeiter, insbesondere der jugendlichen Arbeiter, zu treffen. Ueber die neuen Bestimmungen ist mit den Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer eingehend verhandelt worden.
Abg. Dr. Müller⸗Meiningen fortschr. Voltsp) fragte:
Ist die öffentlich aufgestellte Behauptung xichtig, daß Verab⸗ redungen mit der römischen Kurie oder einer anderen Kirchenbehörde über die Besetzung von Lehrstellen der philosophischen Fakultät an 3. 1 Straßburg 1. EG. nach konfessionellen Rücksichten
estehen?
Für den Fall der Bejahung dieser Frage; Was gedenken die verbündeten Regierungen zu tun, um die Aufhebung einer solchen Abmachung zu erlangen?
Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald: Das zwischen
dem deutschen Reiche und der römischen Kurie für die wissenschaft⸗ liche Ausbildung der angehenden Kleriker in der katholisch theologischen Fakultät an der Universität Straßburg abgeschlossene Ueber einkommen ist im „Reichsanzeiger! im Jahre 1902 veröffent— licht. Bei Abschluß dieses Uebereinkommens hat ein Notenwechsel stattgefunden, um anschließend an 8 1. des Textes den Wirkungskreis der Fakultät gegenüber den bischöflichen Seminarien abzugrenzen. Hierbei ist von deutscher Seite als in der Natur der Sache liegend bezeichnet worden, daß für die Studierenden an der Fakultät Gelegenheit gegeben werde, Vorlesungen über Geschichte und Pbilosophie von katholischen Universitätslehrern zu hören. Die Note hat folgenden Wortlaut: (Der Redner verliest den fran— zösischen Text.) Bie gleiche Praxis wird an anderen deutschen Uni⸗ versitäten, der fatholisch⸗theologischen Fakultät Breslau, Bonn, ö eingehalten und es besteht nicht die Absicht, hierin etwas zu ändern.
Abg. Henke (Soz.) fragte: ;
Haben Verhandlungen mit dem Norddeutschen Lloyd wegen des im Jahre 1914 ablaufenden Subventionspertrages begonnen und wie weit sind sie gediehen? Beabsichtigt der Herr Reichst— kanzler, die Verhandlungen auch auf andere Reedereien, und zwar nach dem Gesichtspunkt der Mindestforderung für glelche Leistungen auszudehnen?
Birektor im Reichsamt des Innern von Jonquiêres:
Wegen der Vorbereitungen über die gesetzliche Neuregelung des im Jahre 1914 ablaufenden Subvention vertrages haben unverbind⸗ siche Aussprachen mit dem Norddeutschen Llopd stattgefunden über die Wünsche, die einerseits bei der Reichsverwaltung be⸗ stehen, andererseits von dem Norddeutschen Lloyd für den Fall geltend zu machen sein würden, daß er mit der Fortführung des Unternehmens betraut werden sollte. Ob demnächst die Verhandlungen auch auf andere Reederelen, und zwar nach dem Gesichtspunkt der Müindestforderung für gleiche Leistungen auszudehnen sein werden, läßt sich zurzeit nicht übersehen.
(Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (111. Sitzung des Hauses der
Abgeordneten, welcher der Justizminister Dr. Besellr, der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Frei⸗ herr von Schorlemer und der Finanzminister Dr. Lentze beiwohnten, wurde zunächst eine Reihe von Petitionen, die von den Kommissionen für nicht zur Erörterung im Plenum ge— eignet erachtet worden sind, ohne Debatte erledigt und dann die erste Beratung des Nachtrags zum Staatshaushalts⸗ etat für das Rechnungsjahr 1912 und des Staats⸗ haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1913 fort⸗
gesetzt.
Abg. Dr. Liebknecht (Soz.): Man hat alle Ursache, dem Ctat
sehr kritisch gegenüberzustehen und dem Finanzminister schwere Vor⸗ würfe zu mach'n. Dle Betriebsüberschüsse haben die Einnahmen aut den direkten Steuern überschritten. Die Regierung heimst hier Ge⸗ winne ein, die mit dem Schweiße der Aermsten der Armen getrnk sind. Interessant war die höhere Akrobatik des Finanzministers, mit ber er einerseits die glänzende Finanzlage schilderte, andererseits aber die Klippe zu umschiffen suchte, die ihm die Steuerzuschlãge kosten, kann. Im Reiche steht die berühmte Besitzsteuer in Aut sicht. Die Finanzminister der einzelnen Staaten sind zusammen, getreten, um eine Einigung zu erzielen. Das ist nicht geschehen, wel Preußen Widerstand geleistet hat gegen die einzig mögliche, dem Ge⸗ meinwohl nützliche Lösung, die Qin fk
kann sie haben, aber man muß sie dann aus den Händen der Soial⸗ demokratle entgegennehmen. Das wollen die Konserpativen, die Herren in Preußen, nicht. Die. Deutsche Tageszeitung“ sagt in ihrer hinterhältigen Art, fie wolle nicht, daß Herr von Bethmann über die Besitzsteuen stolpere. Damit will man nur' den eigentlichen Zweck verschleiern. Wenn die ie ch Regierung eine Wahlrechtsreform selbst in der ö tausenꝰ⸗ ach verdünnten Lösung, die Minister von Dallwitz zum
rung einer Erban allsteuer, an
esten gab,
eabalb werde Besi steuer ein 21 : . j Hesicht des preußischen Staate und, seiner Finanzen ist sehr mert— vürdig. Die sozlalpolitische Aufgeblasenheit ist sehr charakteristisch. Im Mittelpunkt steht diesmal als Schaustück jene 3 Millionen⸗ Spende zur Verstärkung des Unterstützungsfonds. Davon sind ganze ob für den gewasltigen Umfang der Berg- und Hüttenbau⸗ eerwaltung bestimmt. Die Verteilung der ührigen Summe ist dann so, daß nuch dabei wieder die höheren und mittleren Beamten am besten fortkommen. Im Gisenbahnetat sind für Arbeiter und deren Hinterbliebene im auen 400 090 „6 aufgeführt, und Lieser nicht einmal hglhsogroße Hetrag wie bei den oberen Beamten ist trotz der teuren Zeit nicht m einen Pfennig erhöht worden. Der Februarerlaß erscheint dem⸗ egenüher nur noch als eine groteske Erinnerung aus vergangener at. Das Wort, daß die Staatsbetriebe Musterbetriebe sein sollen, ft seit 22 Jahren immer unwahrer geworden. Die vreußische Httaatsberwaltung darf sich nicht rühmen, sozialpolitische Ein⸗ scht zu besitzen; dieser Etat ist so unfreundlich für Beamten und Arbeiter ausgestattet, wie man es kaum erwartet t. Die Regierung hält mit allem Nachdruck fest an ihrer bis, gerigen Praxis, den Staatsarbeltern und Beamten das Koalitionsrecht zu berkützen. Sie wird darin unterstützt von den Konservativen nd von dem Zentrum, das einst über die Sache ganz anders gedacht at, und das jetzt gewissermaßen sein eigenes Nest beschmutzt. Dis preußtsche Finanzwirtschaft in ihrem Verhaltnis zum r, knn als reichsfeindlich bezeichnet werden. Sie geht darauf hinaus, nöglichst große Mittel aufzustapeln, um Lie . Preußens egenüber dem Reiche aufrecht zu erhalten. Darum hat Preußen seinen susgleichsfonds und andere Sparstrümpfe, um gerüstet dazustehen. hreußen will sich insbesondere die direkten Steuern nicht aus der and winden lassen, und darum kämpft es mit solcher Energie und ähigkeit gegen die Einführung der Erbschaftssteuer. Unser Ziel muß fein, das Reich von Preußen auch finanziell unabhängig zu machen. Darum verlangen wir auf der einen Seite die Reichserbschaftssteuer, uf der anderen Reichteisenbahnen. Die Politik, die von den bürger ichen Parteien und der Regierung getrieben wird, ist als eine Politik mit doppelter und dreifacher Moral, alz eine unmoralische Politik zu bezeichnen. Die „Kreuzzeitung“ schrieb in ihrem Weihnachtsartikel, die Königliche Fuutoritäst sei der Eckstein der Regierung. Die konservativen sührer wissen recht wohl, wie unwahrhaftig ein solche Behauptung st. Die konservative Partei; hat stets sich selbst als Eck— sein der Regierung betrachtet und bei jeder Gelegenheit das sönigtum auf die Knie gezwungen, siehe Kanalvorlage, Erbschafte— feuer, Wahl reform. (Lachen rechts.) Lachen Sie nur weiter, Sie sind ze hartgesottensten Sünder, die es gibt. Wie sich die angebliche Känigstreue in den Köpfen konservativer Herren ausnimmt, beweist der süngste Vortrag des Generalfeldmarschalls von der Goltz über lie Tauroggener Konvention, worin er den General Yorck pries, heil er gegen den Willen des Königs eine Rebellenhandlung unternahm. (Heiterkeit rechts) Ist es nicht so, hat er nicht i den Willen des Königs die Konvent on abgeschlossen? Hie können die Konservativen mit gutem Gewissen vor die Vähler treten, wenn sie sich eines solchen Terrorismus schuldig gmnacht haben wie es in Liegnitz und Lauenburg geschehen ist, wo bei det jingsten Wahl der liberale Kandidat Schwuchow von den Kon⸗ sewativen geprügelt wurde? Bei der Wahl in Schwetz wurden unter ten Auspizten des Landrats die Gesetze mit Füßen getreten, ohne daß die Regierung es für erforderlich hielt, dagegen einzuschseiten. Es hat den Anschein, als ob auch bei der Nachwahl die konservative bartei wieder ihren Terrorismus gegenüber den Polen ausgeübt hat. Deselben unerhörten Wahlmachenschaften haben sich hei der zweiten Vahl in Schwetz ereignen können. Da muß mit eisernem Besen megekehrt werden, das Uehel muß in Preußen an der Wurzel zesaßt, mit Stumpf und Stiel muß dieses Agrariertum, diese Land⸗ utg. und Paschawirtschaft ausgerottet werden, die auf Recht und hesetz pfeift. In Puttkamerun war bei der Ersatzwahl für den Abg. von Normann ein Hauptmann 4. D. Jesko von Puttkamer ass national liberaler Kandidat aufgestellt worden; wie unfreundlich deser von den Konservativen behandelt, wie er gesellschaftlich kopkottiert worden ist, darüber hat er in einem in der „National— filung, veröffentlichten Notschrei Dinge mitgeteilt. Der Vorstand ker nationall iberalen Partei ist darauf mit, keinem Worte zurück⸗ ekommen, weil die pommerschen Nationalliberalen bei den Herren sriedberg und Genossen nicht sehr beliebt sind. Im Reichstage at gestern mein Freund Fischer Mitteilungen über Verhandlungen wischn Reichs⸗ und Staatsregierung betreffs der Einführung amt— lich Wahlurnen für die Reichstagswahlen gemacht. Aus dem mit⸗ zeteilt'n Schreiben des Herrn Delbrück ergibt sich, wie zähe die preußisch e Regierung die Einführung der amtlichen Wahlurnen hintertrleben hat; sie mag offenbar auch für den Reichstag das geheime. Wablrecht nicht, und gls geborsamer Diener der konservativen Junker wendet sie alle Mittel an, zu ver⸗ Indern daß die Geheimhaltung der Stimmabgabe zur Wahrheit werde, derr Delbrück wollte gestern auf diese Enthüllung nicht eingehen, weil es sich um eine Indiskretion handle, die man nicht in die Oeffent—
lichkeit bringen dürfe. Eine Regierung, die eingesetzt ist, um die
Volksinteressen zu vertreten und zu wahren, und die sich auch diesen
uschein gibt, hat kein Recht, hinter den Kulissen gemeinschädliche
Handlungen vorzunehmen und Anklage zu erheben gegen den—
ienigen, der dies in die Oeffentlichkeit bringt; wir werden R estets für unsere Pflicht halten, gegen solche gemeinschädliche Geheimnistuerei der Regierung vorzugehen. (Präsident Dr. Graf von Schwerin; Sie dürfen der Regierung nicht Handlung gegen dal Gemeinwohl“ vorwerfen; ich bitte Sie, solche Ausdrücke zu ver. . meiden, ich würde Sie sonst zur Ordnung rufen müssen, und zwar um ersten Male in meiner, Amtszeit, was ich nicht, gern tun würde) Wie die Junker überall das Terrain beherrschen, zeigt ich die Nachricht von der Einrichtung besonderer Warteräume
ür Adlige auf gewissen Bahnhöfen. Ich möchte wirklich
in. bon dem Eisenbahnminister wissen, ob es so weit schon in Preußen gekommen ist. (Zuruf rechts) Ach, es hat
jn, gar keinen Zweck, zu dem Mmnister selbst zu sprechen;
Sie (rechts) find doch die Auftraggeber, er ist ja doch nur das Echo
von Ihnen. Neuerdings hat ein Breslauer Professor den Begriff
för ton ratio Partei‘ definieren zu müssen geglaubt und ge— 6 daß diese Partei kulturell freibeltlich und tolerant sei. . kennen die Herren länger und wissen es besser, sie sind die rolksfeindlichsten Scharfmacher, die wir in Preußen neben der
äußersten Rechten haben. Graf Praschma hat bezeichnen derweise
nicht vom Wahlrecht gesprochen, obwohl doch auch das Zentrum eine ablresorm haben will, aber 15 Stunde lang vom Jesuitengeseß. ö . kat uns in der ‚Tremonia“ nachgesagt, wir gäben uns alle Mühe, 0 If uten geset aufrechtzuerhalten. Das ist nicht wahr, wir haben ö. die Aufhebung betrleben; wohl aber hat dag Zentrum bei der bf bung des Sozialistengesetzes nicht seine Schuldigkeit getan. n derten vom Zentrum haben mit außerordentlichem Geschick alle . der Regiekunst springen lassen, um eine rechte Münchener tz einzuleiten; „die Vosksseele kocht, der Kulturkampf ist da!“ in hat eg die Regiekunst nicht entfaltet in der. Wahl⸗ keln lagen wo sie ihm doch auch die Lösung der Jesuitenfrage 5 . würde? Bei dieser Inszenierung wird mit allen Kälbern perl ct der Partikularigmus wird für die Interessen der Zentrumk⸗ eth eingespannt, mit der Reichsfeindschaft der Sübdeutschen wird . t, es wind gefragt, ob Herr von Bethmann Hollweg nach dem . eines modernen Pilatus geize. Das ist allerneueste Er⸗ ö i. dieser öden, künstlichen Jefuitenkulturkampfpaukerei, Wir nm nichts gegen das Jenkrum und seine Kampfesweise ein⸗ solange damit nicht Zwecke verfolgt werden, die Aufhebung des Jefultengesetzes gänzlich abseits liegen.
cht nötig, hier im einzelnen darzulegen, wie die
Herren vom Zentrum das Recht verwirkt baben, für die Gewifsens, freiheit einzutreten, nachdem sie bisher jede Gelegenheit wahrgenommen haben, sie zu unterdrücken. Sie haben das Recht verwirkt, solche großen Töne von der Gewissensfreiheit hier zu reden, wo sie ganz deutlich vor aller Welt kundgegeben haben, daß ihnen an nn, Gewissensfreiheit nichts gelegen ist. Wenn die Herren eine ehrliche Polltik treiben würden, dann könnten sie ganz anders vor das Volk hintreten. So werden sie sich aber immer wieder die Larve vom Gesicht reißen lassen müssen. Was ver⸗ folgen sie eigentlich mit dem Kampf um, das Jesuitengesetz? Gewiß verfolgen sie einmal die Aufhebung des Gesetzeß. Sie haben im gegen⸗ wärtigen Moment mit der Aufrollung dieser Frage sicherlich die Ab⸗ sicht, in der Wählerschaft Stimmung zu machen, und wollen dafür sorgen, daß eine möglichst günstige Wahl für sie heraus— kommt. Ez ist also ein Stück Wahldemagogie, was sie hier treiben. Wie glücklich die Lösung der Gewerkschaftsfrage für sie war, dad haben wohl zur Genüge die vergangenen letzten Wochen hier gezeigt. Auch die Rede des Herrn Handeltministers gibt dafür einen klaren Bewels. Abg. Imbusch, wollen Sie leugnen, daß Sie damals wie ein begossener Pudel dagestanden haben? (Präaͤsident Dr. Graf bon Schwerin Sie dürfen einen solchen Vergleich gegenüber einem Abgeordneten nicht anwenden ). Solche . ist nicht auf die Dauer möglich, und wir werden alles tun, um sie zu unterdrücken. Wenn der Kultuzminister mit seinen vorsichtigen Aeußerungen, die wir natürlich mißbilligen, Oel auf die erregten Wogen gießen zu können glaubt, so kennt er das Zentrum schlecht. Eine Versammlung in Charlottenburg hat verlangt, daß das Zentrum eg auf eine Kraft, probe mit der Regierung ankommen lasse. Das Zentrum arbeitet bei seinen Theateraktionen mit verteilten Rollen; draußen wird gehetzt, hier ist das Zentrum worsichtig. Die Konservatlven sind natürlich in arger Verlegenheit, der konservativv Redner hat mit keinem Wort über die Jesuiten und über den Saarstreik ge⸗ sprochen. Die „ Kreuzzeitung? mahnt die Regierung, zu erwägen, ob sie doch nicht etwas zu scharf mit dem Zentrum umgehe. Ebenso interessant ist die Haltung der Deutschen Tageszeitung“, die ihr exangelisches Gewissen hat zurückstellen müssen, um im Interesse des Staatswohls die kö zwischen den Konservativen und dem Zentrum aufrecht zu erhalten. Die konservative Presse sucht das Zentrum zu beruhigen: „Nachbarin, euer Fläͤschchen! Das Jesuiten—⸗ gesetz ist auch ein Austnahmegesetz. wie das Sozialisten⸗ esetz. Aber das Zentrum ist zu allem fählg, es würde auch einem lusnahmegesetz gegen die Sozialdemokratie zustimmen. Das Zentrum preist sich und die Jesuiten als Bekämpfer der Sozialdemokratie an, die konservative Partei will ein Ausnahmegesetz gegen sie; die Achse der inneren Politik dreht sich um die Sozialdemokratie. Die orthodoxe evangelische Kirche und die katholische Kirche reichen sich die Hand zum gemejnsamen Kampf gegen die Sozialdemokratie; die Reformation wird rückgängig gemacht, beide Kirchenreiche verschmelzen sich.
(Schluß des Blattes.)
Dem Reichstage sind die auf Grund des z 1206 der Gewerbeordnung vom Bundegrat erlassenen Vorschriften über die Einrichtung und den Betrieb der Zinkhütten und Zinkerzrösthütten zugegangen.
Kunst und Wissenschaft.
A. F. Die erste Sitzung der Ge sel'schaft für Erdkunde“ im neuen Jahr wurde durch Geheimrat, Professor Dr. Hellmann mit einer kurzen Ansprache eröffnet: Es ist innerhalb 13 Jahren das dritte Mal, daß dem Redner auf die n e Dauer der Vossitz der Gesellschaft anvertraut ist. Zurückblickend auf diese lange Zeit, glaubt er sagen zu dürfen, daß die Zwecke der Gesellschaft eine be— onders kräftige Förderung durch die Tätigkeit seines jetzt abgetretenen Vorgängers im Vorsitz, Geheimrat Dr. Penck erfahren haben. Ueberaus nützliche Neugrdnungen sind von diesem geschaffen worden, und der Nachfolger glaubt für seine eigene Amtsführung nichts Besseres ver= sprechen zu können, als den vorgezeichneten Bahnen treu zu bleiben. Aus dem hierauf vom Generalsekretär. Hauptmann Kollm erstatteten Jahresbericht ging hervor, daß die Mitgliederzahl z. 3. 1452 beträgt, wovon 1356 ordentliche, 56 korrespondie rende und 48 Ehrenmitglieder sind. Neu aufgenommen wurden im verflossenen Jahre 119 ordentliche Mitglieder (7 Berliner, 42 auswärtige), es schieden aus 117. An Sitzungen fanden statt; 9 allgemeine, 6 Fachsitzungen und 2 Festsitzungen (Nansen, Amundsen). Die Schriftleitung der Zeitschrist ist an den Privat⸗ dozenten Dr. Merz übergegangen. Der dritte Band des monumentalen Werkes von Ferdinand von Richthofen über „China“, mit dessen Herausgabe Dr. E. Tiessen und Dr. Groll betraut . ist nun sertig gestellt worden. Zur Fortführung der großen Arbeit bewilligte Seine Majestät der Kaiser und König, 10 009 „6, die Akademie der Wissenschaft 6800 „6, der Verleger Dietrich Reimer 4200 6. Auch von Dr. Tafels Reiseergebnissen in Ching und Tibet in den Jahren 1906 – 1908, deren. Herausgabe die Gesellschaft übernommen hat, ist der erste Teil fertig gestellt. Von Vermächtnissen an die Gesellschaft sind folgende drei nach erfolgter Königlicher Bestäti⸗ gung in den Besitz der Gesellschaft übergegangen: die Henry Lange-Stiftung 105000 (ι½, Ferdinand von Röchthofen-Stiftung 10 000 4 und. Ferdinand und Irmgard von Richthofen⸗Stiftung 50 090 . . Die Zinsen der ersten Stiftung sind zur Bearbeitung der Ergebnisse von Forschungereisen, die Zinsen der beiden anderen zur Förderung der, wissenschastlich⸗geographischen Forschung, insonder⸗ heit zu morphologischen Studien bestimmt, An der transkontinentalen Erkursion, die zur Feier des 60 jährigen Bestehens der amerikanischen geographischen Gesellschaft unter Führung von Professor Willi Morris Davis von Mitte Oktober bis 10. November von New Vork aus unter⸗ nommen worden ist, haben auf Einladung von Amerika aus teilgenommen: . Dr. Fritz Jaeger (Berlin), Geheimer Hofrat Professor
r. Partsch (Leipzig), Professor Dr— E. von Diygalski (München) und nach Vorschlag der diesseitigen Gesellschaft aus privaten Mitteln noch: Dr. Merzbach (München), Dr. Rühle (Berlin) Professor
thermometer angebracht war, das die Temperatur am Meeresboden aufjeichnete. Auch befand sich an dlesem Drahtende eine sinnreiche Vorrichtung, durch welche in ähnlicher Weise selbsttätig eine Probe des Meereshodens abg stochen und mit heraufbefördert wurde. Außer diesen sich in kurzen Zeitfolgen wiederholenden und sorgfältig zu buchenden Beobachtungen und Lotungen waren aus Tiefen von 25 bis zu 1300 m mittels des Wasserschöpfers Proben des Meerwassers zur Untersuchung heraufzuholen. Siebenundfünfzig Reihenbeobachtungen wurden auf diese Art genau zu Papier gebracht, worauf, nachdem somit bei Freetown, Mogador, Lome, Lagos, Dualla (Kamerun), Banana (Congo) Swakopmund und Lüderitzbucht das erforderliche Material ee el war, um über den Meeresgrund nach Tiefe und Be⸗ chaffenheit vor jedem der Pläße Aufschluß zu geben, zur Aufstellung von Karten des Meeresbodens geschritten wurde, als man für längere Zeit in der Kapstadt vor Anker gehen mußte, um notwendige Ausbesserungen vorzunehmen. Es ergaben . aus dem Vergleich der Beobachtungen einige merkwürdige Tat⸗ achen, die im weiteren aber ihre vollständige Erklärung fanden, so die seltsame Zunahme der Temperatur des Meeres über 1200 m Tiefe hinaus gegenüber von Mogador. Die Erscheinung hängt mit dem Herab⸗ sinken des Mittelmeerwassers in den Atlantischen Ozean nach dem Passieren der Gibraltarschwelle zusammen. Auch die Verhältnisse des Luftraumes wurden nach Möglichkeit durch am Draht in die Höhe gesandte Drachen mit selbstregistrierenden Apparaten ergründet. Hierbei konnte die Höhengrenze des Passatwindes schon in 300 m ermittelt und darüber eine Schicht von Windstille gefunden werden. Selbstverständlich wurden auch zahlreiche astronomische Längen und Breitenhestimmungen vorgenommen. Es war häufig nicht leicht, dies Arbeitsprogramm regelmäßig durch⸗ zuführen, well schwere Brandung oft nicht erlaubte, sich der Küste zu nähern. Als ein besonders befriedigendes Ergebnis darf die gelungene Auslotung der unterseeischen Talrinne des Congo gelten, die sich bis auf 0 Seemeilen von der Küste erstreckt und den Ein⸗ fluß der gewaltigen Wassermassen, die vom Congo ihr zuge⸗ führt werden, bis tief in den Ozean hinein erkennen läßt. Ein unterseeisches Gebirge, der sogenannte Walfisch⸗ rücken, liegt vor Swakopmund. Es gelang, ihn genau zu untersuchen, genau kartographisch festzulegen und als ein Gebirge von der Längen⸗ ausdehnung der Alpen zu erweisen. Seine Gipfel und Tiefen liegen zwischen 460 und 2800 m unter dem Meeresspiegel. Bei 185 54' s. Br. hat dies Gebirge Anschluß an das afrikanische Festland. Große Schwierigkeiten infolge der starken Brandung verursachten Lüderitzbucht und Walfischbucht. Hier gesellte sich den Beschwerden auch die Durst⸗ . hinzu; denn der bo =l0g9 km breite Gürtel von Wanderdünen ietet nicht die Spur einer Süßwasserquelle. Nach dem Verlassen von Kapstadt konnten noch Beobachtungen an der Südgrenze des Benguelastromz angestellt werden. Die Heimkehr wurde dann nach fast 16 monatiger Abwesenheit vom Heimathafen im August 1912 angetreten. Ein außerordentlicher Fleiß war ersichtlich auch auf das Photo- e n n, kö . it vom Meere aus verwendet worden. ne fast unerschöpfliche Fülle ausgezeichneter Lichtbilder dieser Art, die im Anschluß an den mit ö Beifall aufgenommenen Vortrag gezeigt wurden, ließ erkennen, daß der viel verlästerten Küste von „Deutsch Südwest‘ es doch keineßwegs an malerischen Punkten gebricht, die freilich oft nur im Wege der Zerstörung und Zernagung durch Wogen, Wind und Wetter die phantastischen Gestalten angenommen haben, die sie zeigen. — Der Vorsitzende, Geheimrat Hellmann gab am Schluß der offenbar allseitig empfundenen Genugtuung darüber Ausdruck, daß unsere Torpedoboote so schöne und nützliche Friedensverwendung finden und zu so hervorragender Tätigkeit in den Dienst der Wissenschaft gestellt werden.
Bauwesen.
Im Verein für deutsches Kunstgewerbe sprach am ver⸗ flossenen Mittwoch der durch seine großen Arbeiten auf ö. Gebiete des Brücken⸗ und Industrlebaues bekannte Zivilingenieur, Regierungs⸗ baumeister und Privatdozent Karl Bernhard üher ein gerade jetzt außerordentlich viel erörtertes Thema: Die Aesthetik der Eisen⸗ bauten. Seine bemerkenswerten, durch Lichtbilder belegten Dar⸗ legungen gipfelten etwa in folgendem: Noch bls in die juͤngste Zeit glaubte man, Eisenbauten dadurch schön zu gestalten, daß man Masken vorbaute oder Ornamente anbrachte, die in Schmiedetechnik oder ie fen die Steinformen aller bekannten Stilarten nach⸗ zldeten. Bei großen eisernen Strombrücken setzte man wohl auch gemauerte Portale vor, die weit eher den Verkehr einengten, als daß sie sonst irgend einem praktischen Be⸗ dürfnisse entsprachen. In früheren Zeiten war das anders, denn da hatten die Portale noch zu Verteidigungszwecken gedient. Aber man begeht auch den Fehler, kleinere Eisenbrücken, wie sie von den mindest⸗ fordernden Fabriken nach landläufigen Regeln geliefert werden, durch Steinpylonen und ähnliches zu flankieren, um so den ästhe⸗ tischen Mangel einer minderwertigen Eisentechnik und ihren ver- unstaltenden Ginfluß auf Stadt und Land zu dämpfen. — Mit diesen Mitteln befand sich die Lösung des ästhetischen Problems auf falschen Wegen. Dank der modernen Auffaßung, wie sie namentlich auch das Kunstgewerbe ergriffen und seine Erzeugnisse den eigent⸗ lichen Kunstwerken nähergerüct hat, bricht sich nunmehr die Er⸗ kenntnis überall Bahn, daß Waffen, Werkzeuge, 3 und Ma⸗ schinen, kurz, allerhand technische Erzeugnißse in der nackten Gebrauchsform schön sein können. Die gleiche Erkenntnis läßt
auch auf die Cisenbauten übertragen. Die gute Zweckform allein genügt jedoch nicht, sie ist nur Voraussetzung zur technischen Schönheit. Es gehört noch die Betätigung des Formgefühls hinzu. Was der Verstand gut und wahr in engster Beziehung zur Wissenschaft bei den Eisenbauten, also besonders die Statik ersinnt und errechnet, muß dauernd in allen Einzelheiten, auch in dem Gesamtentwurfe, von dem guten Geschmachk des Erbauers ge⸗ prüft und gestaltet werden. Von den vielen verschiedenen Lösungen für ein und dieselbe Aufgabe, im einzelnen wie im ganzen, muß der Ingenieur selbst das Richtige, das Schöne, wählen können, aber nicht
Dr. Uhltg (Freiburg; und cand. phil. Wunderlich. Von wissen⸗⸗= = nach wesensfremden van reg fn, Andererfeits mum auch das
schaftlichen Unternehmungen wurden im Jahre 1912 unterstützt aus der Karl Ritter-Stiftung: Dr, W. Behrmann zur Untersüchung des Küstengebiets von Kalser Wilhelm-Land, aus der von Richthofen—⸗ Stiftung; Dr. B. Dietrich zu morphologischen und siedelungs⸗ geographischen Studien im Rhöngebirge und f hen Landrücken.
Den Vortrag des Abends hielt (als, Gast) der Kapitänleutnant Schlenzka, Kommandant S. M. Schiff. Hyänen, über Wi sen, schaftliche Forschungen auf, der Ausreise S. M. Schiff Möwen nach Südwestafrika und Vermessungsarheiten an der Käüste des Deutschen Schutzgebietes“. Zu den Friedensarbeiten und Pflichten der Kaiserlichen Marine gehören an hervorragender Stelle die Vermessungstätigkeit, die Aufstellung von Seekarten und die Beschaffung von Material hierzu. m Planet! und „Möwe“ sind die z. Z. mit dieser Aufgabe betrauten Schiffe. An Bord des Schiffes „Möwe“ war der Vortragende während der Jahre 1911 und 1912 auf einer Vermessungsfahrt nach Südwest⸗ afrika an der Küste der deutschen Kolonien Togo, Kamerun und Deutsch⸗Südwestafrika mit ozeanographischen Arbeiten beschäftigt, wle solche seit 40 Jahren in der deutschen Maxine nach den besten Unter⸗ suchungsmethoden und mit den besten Hilfsmitteln erfolgreich aus⸗ geführt werden. Die. . Möwe“ ist ein 50 m langes Schiff von 659 t und 3 im Tiefgang, fähig einer Leistung von g See⸗ meilen in der Stunde und bei 190 t Kohlen, die es zu laden vermag, imstande, 4300 Seemeilen zu laufen. E galt im gegebenen Falle, die chemisch⸗physikalischen Verhält⸗ nisse des Meeres längs der obengenannten deutschen Küsten zu be⸗ stimmen, also Salzgehalt und Farbe des Meerwassers in verschiedenen Tiefen, Temperaturen von Luft und Meer in Höhen und Tiefen, k Wind⸗ und Seegangstärke, endlich und vor allem Meeres⸗ tiefen. Die geeignetsten Instrumente und Maschinen waren vollzählig an Bold, die Lotmaschine trug auf ihrer Trommel 10000 m 0, g mm starken Klaviersaltendraht, an dessen äußerem, beim Loten auf den Vteeres⸗·
boden aufstoßendem Ende ein durch diesen Stoß betätigtes Umkehr⸗
Publikum der Natur des Eisens und den daraus entstehenden Gestaltungsmöglichkeiten.; mehr Interesse entgegenbringen als bislang, da doch das Eisen berufen ist, die größten Konstruktions⸗ aufgaben der Technik zu lösen. Die Gewohnheitsideale der Schön⸗ heit, wie sie namentlich aus dem von altersher bekannten Bau- stoffe, nämlich dem Stein, abgeleitet sind, dürfen nicht als alleiniger Maßstab für die Schönheit gelten und ganz b— sonders nicht für Eisen. Der Zusammenbau deß von den Walzwerken gelteferten Eisens zu stärkeren Stäben, die planmäßige Verbindung solcher Stäbe zu Tragwerken aller Art, erläuterte der Vortragende unter Berück= sichtigung ästhetischer Gesichtunkte. Namentlich liegt in der Linien führung der umrahmenden Gurte, der Träger, belondere Wichtigkeit für die ästhetische Wirkung des Ganzen. Die mathematische Schulung erzieht eine besondere Feinfühlichkeit des Auges hier⸗ für. Fördernden Einfluß haben besonders die öffentlichen Wett bewerbe der letzten Jahrzehnte auf, dem Gebiete des Brücken, baues nach der ästhetischen Seite hin ausgeübt. Bei dem noch nicht abgeschlossenen Wettbewerbe für eine neue Straßenbrücke über den Rhein in Cöln macht sich leider der Einfluß der a . künstler und, Laien stark geltend, indem sie die Rahmenbauart Vierendeel) in den Vordergrund schieben. Dieses System soll durch ortfall aller Diagonglen die von diesen oft herrührenden ästhetischen kängel beseitigen. Der Vortragende ist der Ansicht, daß gleich- mäßig auf⸗ und absteigende Schrägen oder andere Gruppierungen der Wandglieder den ästhetischen Bedürfnissen näher liegen und mehr entsprechen, guch statisch wesentlich klarer und sicherer sind. Die ganze Bauart ist außerdem auch noch nicht genügend wissenschaftlich und praktisch erprobt, um für so große Verhältnisse, wie sie die neue Rheinbrücke bietet, zweifelsfrei verwendet zu werden. — Die Eisenbauten hahen aher nicht nur zu Brückenbauten zu dienen, sondern auch zum Umschließen von Räumen, namentlich der Garnindustrie. Bei der Raumbildung üherwogen in früheren Zeiten aus technischen Gründen die Höhen. Daraus hat