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‚— J . ;
ehörte zu einem gewöhnlichen Verkaufs exemplar der Ilias, dessen ext keine Durchsicht seitens eines grammatikalisch gebildeten Korrekiors erfahren hat. Der Text ist zwar einheitlich, enthält aber eine ungeheuere Masse von Fehlern, die der mechanisch arbeitende Abschreiber in ihn hineingebracht hat. Vermutlich wurde das Gxemplar für einen Emporkömmling angefertigt, der den Ehrgeiz hatte, eine Ilias in seiner Bücherei zu besitzen — weniger um in ihr zu lesen, als um die stattlichen Bände seinen Be⸗ suchern vorzuwelsen. Trotz der vielen Textfehler ist der Band aber doch nicht ohne wissenschaftlichen Wert; wenn man von den Schreib⸗ fehlern absieht, kann er vielmehr den meisten Homerhandschriften aus der Kaiserzeit an die Seite gestellt werden, auß'r jenen, die von Grammatikern revidiert und mit gelehrten Anmerkungen versehen wurden. Auch die vorliegende Handschtift liefert den Beweis, daß die Ilias in der Kasserjeit in ihrem Vers⸗ bestande feststand, außer daß sich hie und da noch Verswiederholungen eindrängten. Noch wichtiger ist aber die Erkenntnis, 3 es im Ilias⸗ texte immer noch viele Varianten gab, die wir der Bezeugung nach als gleichwertig ansehen müssen. Für die Textkritik ist es natürlich sehr wichtig, wenn sich Abweichungen, die sich in den mittelalterlichen Handschriften finden, schon aus Handschriften aus dem Altertum belegen lassen.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Weizeneinfuhr in Marseille.
Nach den Wochenberichten der in Marseille erscheinenden Zeitung Le Somaphore“ hat die Weizeneinfuhr nach Marseille auf dem Seewege betragen:
in der Zeit vom 15. bis 20. Dezember v. J. 180 5965 42 J 117581 in der Zeit vom 22. bis 27. Dezember v. J.. . 1671809. J . in der Zeit vom 29. Dezember v. J. bis 3. Januar d. J. 127130 . . 415241 in der Zeit vom 5. bis 10. Januar d.. F... 285 569. J 166766
In den Zollniederlagen in Marseille befanden sich am 8. Januar d. J. 10310 42.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßzregeln.
Odessa, 15. Januar. (W. T. B.) Hier ist ein dritter Cholerafall vorgekommen.
Verkehrswesen.
Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Meldung ist der Personen⸗ und Güterverkehr der Dampferlinie Enkhutizen — Stavoren durch Eis gestört.
Verdingungen.
(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs und
Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen
Expedition während der Dienststunden von g — Uhr eingesehen werden.) Italien.
Verwaltung der Provinz Rom in Rom. 22. Januar 1915, Vormittags 11 Uhr: Vieferung von: 1. Los: Wollenstoffen, Wert 23 500 Lire; 2. Los: hänfenen Hemden, Wert 29 530 Lire; 3. Los: Halbleinen, Wert 21 975 Lire; 4. Loß: baumwollenen Unterhemden und Strümpfen. Wert 1795 Lire; 5 Los: Decken aus aschgrauer Wolle, Wert 7150 Lire. Zeugnisse und vorläufige Sicherheits—⸗ leistungen (400, 500, 400, 50 und 150 Lire) bis spätestens 21. Ja—⸗ nuar 1913. Endgültige Sicherheitsleistung 1 der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim Reichzanzeiger“.
Bürgermeisteramt von Cornigliano Ligure. 25. Januar 1913, Vormittags 10 Uhr: Bau eines Schulkauses, Voranschlag 140 000 Lire. Vorläufige Sicherheltsleistung 3500 Lire, endgültige 15 000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim Reichsanzeiger“.
Marineministerium in Rom und gleichzeitig die Generaldirektionen
22. Januar 1913, Vormittags 11 Uhr: Lieferung von Südwestern, Oelröcken und wasserdichten Säcken im Gesamtwerte von 2658 300 Lire. Sicherheitsleistung 25 830 Lire. ;
Ebenda. 31 Januar 1913, Vormittags 11 Uhr: Lieferung von Teakholz in 4 Losen im Gesamtwerte, von 168 O60 Lire. Sicher⸗ heiteleistung 4124 9270, 1752 und 1660 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim Reichsanzeiger“.
Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Rom, 6. err 1913, Vormittags 9 Uhr: Bau des 2. Abschnitts der Eisenbahnstrecke Rom —= Fiume = Amaseno der Eisenbahnlinie Rom — Neapel nebst Lieferung der Materialien. Länge 11698, 0; m. Voranschlag 3 050 000 Lire. Offerten, Zeugnisse 2c. und vorläufige Sie . leistung (125 000 Lice) bis 27. Januar 1913. Endgültige Sichetheits⸗ leistung 300 000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim Reichs⸗ anzeiger“. .
Rumänien.
Kriegsministerium VII. Intendanturdirektion in Bukarest. 15 28. Februar 1913: Lieferung von verschiedenem Schuhzeug. Die Lieferungsbedingungen sind bei obiger Direktion erhältlich.
Marok ko.
Commission Générale des Adjudications et des Marchés in Tanger: Bau eines Hafens in Casablanca. Kostenanschlag 46 000 060 Fr. einschließlich 4 364 650 Fr. für die Kosten der Be⸗ aufsichtigung, für Regiearbelten und Unvorhergesehenes. Die genannte Kommission tritt am 25. März d. J. um 11 Uhr zum Zwecke der Erteilung des Zuschlags zusammen. Näheres und Lastenheft beim
Reichsanzeiger“. Theater und Musik.
Neues Operntheater (Kroll).
Das Gastspiel Anna Pawlowas auf der Krollschen Bühne, das dieser Tage zu Ende geht, brachte gestern noch eine Neuheit, eine Tanzdichtung von Michael Fokin zu Liszts . Pré lu des“. Diese in Tanz umgesetzte, an Lamartines Vergleichung des Lebens mit einer Reihenfolge bon Präludien zu jenem unbekannten Gesang, dessen ernste und feierliche Note der Tod anstimmt, an⸗ knüpfende, in Tanz umgesetzte Programmusik bedeutet in der gestern dargebotenen Form den Versuch, dem Ballett neue Möglichkeiten zu erschließen, ihm nicht mehr die veraltete Handlung, sondern die Stimmungen einer symphonischen. Dichtung unter⸗ zulegen. In diesem Falle muß man sagen, daß die Wahl vorzüglich getroffen war. Darauf wird es bei dieser neuen Kunstgattung immer am meisten ankommen, daß den Ausführenden rein tänzerische Aufgaben gestellt und nicht Ausdrucksmittel von ihnen ge⸗ fordert werden, die ihrer Kunst fremd sind, wie z. B. in den minder gelungenen „Sieben Töchtern des Geisterkönigs“, mit denen uns die russischen Gäste vor einigen Tagen bekannt machten und die sie auch gestern wiederholten. Statt dieser aus der Malerphantasie geborenen geflügelten Wesen hätte man lieber das abwechslungsbolle „Tanzdivertissement! der Abende vorher wieder⸗ gesehen. Das Liebespaar in den ‚Préludes“, das Sonnenschein und Sturm des Lbens zu durchtanzen hat, wurde von Anna Pawlowa und Herrn Novikoff bewundernswert gegeben. Es ist außer⸗ ordentlich reizvoll, zu sehen, wie Fokin hier den poetischen Tanz jeder Note der Lisztschen Kompositien ang paßt, wie vollkommen er die Musik in anmutige Bewegung aufgelöst hat. Der Maler Boris Anisfeld schuf dazu eine in Farben und Formen wundervoll abgeslimmte sjenische Umrahmung. Rauschender Beifall lohnte allen Beteiligten. Den Schluß des Abends bildete wieder daz Ballett „Das schlecht bewachte Mädchen“ von Hertel, in dem sich die große Kunst Anna Pawlowas von der lleblich⸗heiteren Seite zeigte. Der bis auf den letzten Platz voll besetzte Saal und die zahlreichen Hervorrufe waren wieder ein Beweis dafür, wie hoch die unvergleichliche Künstlerin in der Gunst des hiesigen Publikums steht.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Freitag, Verdis „Maskenball! in der bekannten Besetzung der Haupt⸗ rollen (Amelia: Frau. Kurt, Richard: Heir Jadlowker) wiederholt. Die Molle des Rens singt gastweife Herr S. Hecker vom Stadttheater in Breslau, die Ulrika hat
Frau Langendorff von der Metropolitan Opera an Stelle der
beurlaubten Frau Arndt⸗Ober übernommen. Fräalein Engell singt erstmalig den Pagen Oskar, die Herren Bachmann, Mang, Habich Dahn sind, wie früher, Vertreter der übrigen Hauptrollen. Der Kapellmeister Blech dirigiert. ;
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen der Militärschwank „Der Austauschleutnant!“ von R. Wilde und C. G. von Negelein, mit den Damen Butze, Arnstädt, Heisler und Thimig sowie den Herren Vollmer, Patry, Clewing, von Ledebur, Boettcher, Werrack, Vallentin, Mannslädt und Eichholz in den Hauptrollen, wiederholt.
Im Deutschen Opernhaus wird, da die außerordentlichen Anforderungen, die das Musikdrama „Wieland der Schmied“ an die Darsteller stellt, Wiederholungen nur in größeren Zwischenräumen gestatten, zurzeit Eugen d'Alberts Tiefland. einstudiert. Die Erst. aufführung findet bereits nächsten Sonntag statt.
Mannigfaltiges. Berlin, 16. Januar 1913.
Die Berliner Liedertafel veranstaltet am Sonntag, den 2. Februar, in den Gesamträumen des Neuen Operntheaterz Groll), wie alljährlich ein Alpenfest, auf dem sie auch einige Walzerlieder vortragen wird. Gastkarten zu 5 M werden in beschränkter Zahl durch W. Atlas (Köpenicker Str. 137), R. Neufeind (Friedrich- straße 215) und R. Rauh (Speyerer Str. 21) ausgegeben.
Der Verein für Kindervolksküchen und Volkskinder. horte hat in seinen 17 Anstalten im Menat Dez em ber 1912 308 924 Portionen Mittagessen an bedürftige Kinder verteilt, die ihm von der städtischen Schulbehörde, von den städtischen Säuglings— fürsorgestellen, den Auskunfts⸗ und Fürsorgestellen für Lungenkranke und anderen Wohltätigkeitsvereinen überwiesen wurden.
Stralsund, 15 Januar. (W. T. B.) Bei dem Tele⸗ graphenamt Stralsund entluden sich gestern vormittag in den Fernleit ungen starke, auf Hochspannungsleitungen der Ueherland= zentrale influenzie rende Spannungen. Drei Gehilfinnen erlitten hierbei leichte Un fälle (Nervenchoch. Der Fernverkehr mußte eingestellt werden und konnte erst nach vollständiger N ing der Hechspannleitung wieder aufgenommen werden. Der Ortsverkehr wurde nicht gestört. Eine der betreffenden Ge. hilfinnen ist bereits wieder im Dienst, die beiden anderen sind noch dienstunfähig. Sie leiden unter dem Eindruck des Schreckens. Von erf Verletzungen, wie die Blätter zu melden wußten, kann keine
ede sein.
Swinemünde, 15. Januar. (W. T. B.) Der dä nische Schoner „Aseel“ ist heute nachmittag nach der Abreise von Swinemünde sechs Seemeilen von hier gesunken. Der dänische Dampfer „Beira“ hat die Besatzung gerettet und an Bord ge— nommen.
Kor bach, 15. Januar. (W. T. B.) Antlich wird gemeldet: Morgen, den 16. Januar, wird mit Zug 432 der Betrieb auf der Strecke Korbach —Bad Wildungen im vollen Umfange wieder aufgenommen. Die Rutschungen zwischen dem Bahnhof Korbach und Meineringhausen sind beseitigt.
London, 15. Januar. (W. T. B.) Auf dem in Stettin be— heimateten deutschen Dampfer „Werner Kunstmann“, der gestern abend bet Goswick auf Grund geraten war, brach Feuer aus, das fünf Stunden wütete. Die Besatzung, die kur; vorher bei niedrigem Wasserstand an Land gegangen war, konnte nicht wieder an Bord gelan en — Wie aus Southshields gemeldet wird, ist die russische Viermastbark „California“ bei den St. Marys-Inseln, sechs Meilen vom Tyne entfernt, bei Nacht auf Grund geraten und sofort in Stücke gebrochen. Der Kapitän und sieben Mann wurden aus den Fluten gerettet, zehn Mann sind ertrunken.
(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
2
der Königlichen Arsenale in Spezia, Neapel und Venedig,
82 D
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Theater.
Opernhaus. 17. Abonnementsvorstellung. Vogel.
Ein Maskenball. Oper in drel Akten. Montag: Faust, 1. Teil.
Musik von Giuseppe Verdi. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech. Regie:
Herr Oberregisseur Droescher. (Renato: Freitag. Abend, 8 Uhr:
Herr Slegmund Hecker vom Stadttheater Male: Schöne Frauen. in Breslau als Gast. Anfang 7 Uhr.
Militärschwmank in drei Aufzügen von Richard Wilde und C. G. von Negelein. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. Anfang 7 Uhr.
in Stockholm als Gast.) Anfang 73 Uhr. zauber. Schauspielhaus. 18. Abonnementsvor⸗
stelung. Der große König, Drei Theater in der Königgrützer
Bilder aus seinem Leben von Josef Lauff.
Mufik von Welland Seiner Majestät dem Straße. Freitag, Abends 75 Uhr: König. Für die szenische Aufführung ein. Herodes und Mariamne. gerichtet von Josef Schlar. Anfang Sonnabend und Sonntag: Die fünf Neues Theater.) Freitag. Abends
I Uhr. Frankfurter. ö
Neues Operntheater 35 Uhr. ¶ Kroll). Uhr.
Vorletzte Vorstellung.
Kusislhes Hallett. Pawlow
Heute (Donnerstag): Neunzehnte Vorstellung (Billettsatz 19). Les Preludes. Das schlecht bewachte Mädchen. Großes Dive etissement.
Morgen (Freitag):
Abschieds vorstellung. (Billettsatz 20). Programm wie am 16. Januar.
Kat Theaterkasse (10 — 19), b. Bote & Bock, Invalidendank u. Kauf⸗
haus d. Westens. 93692
/
5 Akten von Hardt.
Hermann Bahr
Generalsecke. Sonntag, Nachmittags rote Leutnant.
in vier Akten von Hermann Sudermann. ersten Male: 2X2 - 5.
ö. ö ; 75 Uhr: König Heinrich IV. (2. Teil.) Käsönigliche Schauspielt. Freitag: Sonnabend und Sonntag: Ber diane ges nrg. e legs lrel rätzft
Sonnabend: Mein Freund Teddy.
Sch usptel haus. 17. Abonnementsbor⸗- Sonntag: Schöne Frauen, stellung. Der Austanschleutnuant. Montag: Mein Freund Teddy.
8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Sonnabend: Opernhaus. 18. Abonne⸗ Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf mentsvorstellung. Dlenst⸗ und Freiplätze Bernauer und Rudolph Schanzer. ö. flohen ö 6 3 . . omische Oper in vier Akten von Wolf⸗ Philotas. Hierauf. Der zerbrochene lottenburg, Bismarck Straße 34— 37. gang Amadeus Mozart. Text nach Krug. — Abends: Filmzauber. urg ß
tontag: Hedda Gabler. operette in drel Akten von Siegfried
8 Uhr: Tantris der Narr.
Sonnabend: Zum ersten Male: Das Prinzip. Lustspiel in drei Akten von
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Glaube und Heimat. — Abends: Das Prinzip. Haie Die Gtudentengrnft n
fange hans. e en: agen, g r rita zu nie: Orrheus 8 Uhr: Die Generalsecke. Lustspiel in — . drei Akten von Richard Skowronnek. n ,,
Schillertheater. O. (Wallner⸗ Sonnabend und folgende Tage: Ma⸗
theater) Freitag, Abends 8 Uhr: jolika. Die Schmetterling schlacht. Komödie Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zum Boerlage ⸗Reyers. Am Klavier: Eduard Behm.
Elga.
drei Akten P. Veber.
kanische Komödie in drei Akten von Carl Rößler und Ludwig Heller. Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Walle n⸗
Zum ersten
n,, . Die Schmetter⸗ hom eld)
lings schlacht.
Puphychen. 3 Uhr: NDeutsches Opernhaus. (Char=
Sonnabend: Figaros Hochzeit. schlossen.
— Abends: Tiefland.
Montag: Tiefland. Sonntag,
Charlottenburg. Freitag, Abends ö . Kammer spiele. 8 Uhr: Woltenkratzer. Eine ameri⸗ ö Tage: Die
Direktion: Georg Hartmann) Freitag, Trignonthenter. (Georgenstr, nahe Beaumarchais, von Lorenzo Daponte, Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Abends 8 Uhr: z d Zimmer t — . z Deutsche Uebersetzung revidiert von H. Levi. Rosinen. — Abends: Filmzauber. e. hr: Jar und Zimmermann. Hahnhof. Frledrichst) Freitag: Ge (Herr Forsell vom Königlichen Hoftheater Montag und folgende Tage: Film ⸗ Sonntag, Nachmlttags 3 Uhr: Fidelio. Sonnabend, e ,. , n, . . Müllheim i. Baden). — Frl. Maria
selige Toupinel.
Dentsches Theater. Freitag, Abends Sonnabend: Die Geschwister. Hierauf: Restdenzthenter. Freitag, Abende ,, ,, ,.
. 8 Uhr: Die Frau Präsidentin. Freitag, Abends 3 Uhr: Liederabend onntag, Nachmittagz Ur; Das Madame Ia Présidente,) Schwank in Lon Margarete Geller. Am Klapier: von M. Hennequin und Alexander Neumann.
Zirkus Schumann. Freitag, Abende 73 Uhr: Große Galavorstellung. Uuftreten sämtlicher Spezialitäten. — Zum Schluß: Der unsichtbare
steins; Lager; Pierant? Tie Fiecd, Thaliathegter. (Direktion: Kren und Mech! Fir! Bilder ant Indien. th, ö. 39. Uhr: * 2 . en. Posse mit Gesang und Tanz .
Sonntag, Nachmittags . Uhr;. Der i g,, von Curt Kraatz und Jean Zirkus Ou Freita lben ; . ⸗ 3 * 3 . g, Abends Berliner Theater. Freitag, Abends Talisman . Abends: Die Schmetter- ren. Gefangsterte von Alfred Schönfeld. 73 Uhr: 6. Galavorstellung. k == Zum Schluß. Die groe Prun—
und folgende Tage: pantömime: „Sevilla.
Familiennachrichten.
9 71 - Verlobt: Frl. Hanni Ewest mit Hrn. Abende 3 Uhr: . Zum Leutnant Il Glatzel (Berlin
Lehmann mit Hrn. Pfarrer Paul Kienecker (Ei5tughausen, Kr. Minden i. W. —Weriher i. W.).
Montis Operettentheater. Grůher: SUhr: Der heilige Antonius. Vaudeville⸗ Nicklaß Kempner.
fidele Bauer.
Sonnabend und folgende Tage: Die Orchester.
Freitag, Abends 81 Uhr: Majolika. Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller. .
Konzerte.
Sonnabend und folgende Tage: Der Königl. Hochschule für Musth. Cessingtheater. Freitag, Abende heslige Antoninus. J greltag, Abende 7 Uhr. Oechester⸗ Drama in * Sonntag, Nachmlttags 3 Uhr: Der konzert (Frauenkompositionen) mit Krefft (Schwerin J. M.). — Hr. Dr. jur. dem Blüthner⸗Orchester.
Singahademie. Freitag, Abends , ,, 8 Uhr! 2. Kammgrmusikabend des Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. . Rosé Quartetts. Mitw.: K. K. Hof⸗ 3 Uhr: Der (Lnstspielhans. (Friedrichstraße 236) mustker Franz Jelinek (1j. Vlog).
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Major Konrad Dürr (Berlin). — Hrn. Ober⸗ leutnant Johann Georg von Dewitz (Stettin). ;
Gestorben: Hr. Generalmajor 3. D. Constantin von Zepelin (Eberswalde). — Hr. Geheimer Ministerlalrat Richard
Hilmar von Bauern (Braunschweig). Verw. Fr. Mathilde von Tiedemann, geb. Menckhoff (Merseburg),. = F
1. Theater am Uallendorsplatz. Philharmonie. Freitag., Abends; Marion den Fiber, geb. rr
of the Priory (Unterlauter bei Ko⸗
Freitag, Abends 7 Uhr; Zum ersten 8 ühr: Konzert von Heinrich G. Noren ö mit dem verstärkten Philharmonischen nan Frl. Anna von Zur Westen Mitw.: Emmy Leiener. ;
Verantwortlicher Redakteur:
Verlag der Expedition (Heidrich). in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und
Keethonen - Baal. Freitag, Abends Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstrahe zr 3 Uhr: Liederabend von Charlotte ;
Acht Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).
zum Denutschen Reichs anze
Per fonaloveränderung en.
Königlich Preußische Armee. Beamte der Militärberwaltung. Durch Verfügung des Kriegsm in iste riums.
Den 29 Dejember. Diemer, Rechnunggrat, Vermessungs⸗ dirlgent bei der Lan degaufnahme, auf seinen . mit ;, lichen Penston in den Ruhestand versetz; Nöll, Trigonometerbläfaͤr bei der Landesaufnahme, als Trigonometer angeftellt.
Kaiserliche Marine.
Den 11. Januar. Auf ihre Gesuche mit der gesetzlichen P zur Diep. gestellt Starke (Wilhelm), ö . . See von der Marinestation der Nordsee, unter Verleihung des 5 i, H ö (Paul), Kapitänlt. von der .Marineinsy. Verwendung in einer für pension ffizi = . ö , J er ied mit der gesetzlichen Pension, der Aussicht a = stellung im Zivildienst und der Erlaubnis . Tragen 35 hure ln, Untsorm bewilligt: Ellerbra fe, Marineoberingen. von der II. Werftdiv. Berndt (Alwin), Marineingen. von der 1J. Werftdiv., ter Verleihung des Charakter als Marineoberingen, Dr. Hennig, Marineoberstabsarzt von der Marinestation der Nordsee.
Kaiserliche Schutztruppen.
Offiziere usw. Kommgndo der Schutz truppen im Reichs⸗ kolonialamt. Verfügung des Staatssekretärs des Reichskolonialamts. Den 18. Dejember. Kirchner. Oberintend. Sekretär, zum Ge— heimen expedierenden Sekretär und Kalkulator ernannt.
. ö für Deutsch Ostafrika. Den 13. Dezember. Schroeder, Lt. im 1. Oberrhein. Inf. Regt. Nr. 7, scheidet am 8. Januar aus dem Heere aus 36 . unter Enthebung von dem Kommando zum Seminar für Orientalssche Sprachen in Berlin mit dem J. Januar 1913 in der Schutztruppe angestellt. Dr. Sch öne beck, Stabzarzt, Antrag um Belassung bei der Schutztruppe auf weitere 29 Jahre genehmigt. v. Trotha, Dauptm, der Abschied mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen seiner bisherigen Uniform bewilligt. Dr. Feldmann, Fla heartt unter Verleihung des Charakters als Oberftabsarzt der Abschied mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen seiner bisherigen Uniform bewilligt. v. Kornatzk i, Rogalla . Sch immer, Oberlts.,, zu Hauptleuten be⸗ Den 23. Dezember. Dr. Klemm, Assist. Arzt beim Ulan. Regt. Graf Vacleler (3 Brandenburg.) Nr. 11, Westhofen, Assist . beim . Schles. Drag. Regt. Rr. 15, — scheiden am 7. Jannar aus dem Heere aus und werden mit dem 8. Januar 1913 in Der Schutz⸗ truppe anstellt .
chutztruppe für Kamerun. ö Den 18. Dezember 1912. Tamm, Lt., Ecke rt, Dr. Rosener, Stabtsärzte, Zollen kopf, Oberarzt, Anträge um B lassung in der Schutztruppe auf weitere zwei Jahre genehmigt. Dr. Berge at, Marmeoberassist. Arzt der Res., nach erfolgtem Ausscheiden gus der Marine mit dem 6. Januar 1913 in der Schutztruppe angestellt. Den 23. Dezember 1912. Dr. Falb, Afsist. Arzt beim Gren. Regt. Kronprinz (1. Ostpreuß) Nr. J, Dr. Voth, Affist. Arzt beim Ulan. Regt. Graf zu Dohna (Ostpreuß.) Nr. 8, — scheiden am 3. Januar aus dem Herre aus und werden mit de in 6. Januar 1913 in der Schutztruppe angestellt.
Schutztruppe für Südwestafrika.
ö Den 18. Dezember. Frhr. v. Reibnitz, Oberlt., scheidet am I. Dezember 1912 aus der Schutztruppe aus und wird mit dem L. Januar 1913 im Gren. Regt. König Wilhelm J. 2 Westpreuß.) Ur. 7 angestellt. Bullrich, Oberlt., scheidet am 6. Januar aus der Schutztruppe aus und wird mit dem 7. Januar 1913 im Inf. Regt. Lübeck (3. Hanseat.) Nr. 162 angestellt. Tuche, Oberveterinär, Cheidet aus der Schutztruppe aus und wird beim Feldart. Regt. Prinz Regent Luitpold von Bayern (Magdeburg.) Nr. 4 angestelt. Som mer feld, Oberveterinär beim Lauenburg. Fußart. Regt. Nr. 20, scheldet am 6. Janugr aus dem Heere aus und wird mit dem 7. Januar 1h13 in der Schutztruppe angestellt.
Deutscher Reichstag. 91. Sitzung vom 15. Januar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau“ .)
3. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Fest⸗ stellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs— jahr 1913, und zwar „Etat für das Reichsamt des Innern“. Abg. Freiherr von Gamp (Rp) in seiner Rede, deren erster Teil in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, fort⸗ fahrend: Besonders interessant war mir in seinen Ausführungen, daß auch die republikanische Schweiz im Schutze der Arbeits- willigen sehr viel weiter gegangen ist als irgend ein anderer Staat. Feststellen möchte ich, und das wird namentlich den bg. Dr. Müller⸗Meiningen interessieren, daß unsere Industrie, unser Dandelsstand jetzt, fast einmütig einen starken Schutz der Arbeits willigen forderk. (Zuruf links) Sie können höchsteng sagen, 36e Regierung ist einmal anderer Meinung gewesen, aber es gibt einen Appell von dem weniger gut informierten an den besser zu informterenden Staatssekretdr. Ich hoffe, daß er alle die Gutachten der wirt⸗ shaftlichen Vereins und Handelskammern lefen und bearbeiten läßt, dann wird er wohl zu einer anderen AÄnficht kommen. Auf die Darier kann kein Staatsfekretär sich einer solchen Forderung der ganzen werk tätigen Bevölkerung entziehen. Ich glaube auch nicht, daß der Stgats⸗ sekretärjetzt auf einem durchaus ablehnenden Standpunkt steht. Feiner hat er sich nur dagegen, ausgesprochen, auf dem Wege der Ausnahme elne solche Bestimmung einzuführen. Aber darauf kommt ez nicht an, sondern vor allem auf den mate⸗ riellen Schutz. Es wäre angenehm, wenn ein Weg gefunden würde, der der frehsinnigen Partei Fie Ännahme einer folchen. Bestinmm zug erleichtert. Wir wünfchen aber auf keinen Fall, daß die Sache bis zur allgemeinen Reform dez Strafrechts hinausgeschohen wird. Bemertenswert ist es, wie eingehend und objektiv der Handelglag ziese Frage durchgearbeitet hat; ich freue mich schon auf den Bericht. Der Abg. Fischer hat eine Fülle von Liebenswürdigkeiten über die Behörden geschüttet. Er sptach von der Zurückdrängung der he— rechtigten AÄnsprüche der Ingenieure bei der Marine. Dieg set hararteristisch für die feudale Fochnäfigkeit, der jeder zuwider sei, der lich mit ehrlicher Hände Arbeis beschästige. Nun kennen wir doch . Persönlichkeiten im Reichsmarineamt, die diese Fragen zu dearbeiten haben, z. B. den Vizeadmiral von Capelle. Wer den Mut
Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 16. Januar
iger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
hat, diesen Personen feudale Hochnäsigkeit porzuwerfen, von dem kann man nur sagen; Jeder blamiert sich fo gut wie er kann. Ernster, waren, die Vorwürfe deß Abg. Fischer gegen die hnparteil ichteit der Gerichte, namentlich gegen das Reichsgericht. Venn er sagte, das Reichsgerlcht sei immer nur das Instrument der Regierung gewesen, so ist das eine politische Brunnenvergiftung der bedenklichsten Art. Ich weise das im Namen meiner Pantei zurück Unsere Stellung zum Pandwerk haben wir oft dargelegt, es hat keinen besseren Freund als uns. Ich möchte aber meine besondere Anerkennung aussprechen für das Wohlwollen, das jetzt auch die Reich-ressorts für das Handwerk bekunden, und für die Konferenz, die der Staatssekretär mit den Vertretern des Handwerks abgehalten hat. Sehr bedenklich sind die Konsumvereine. Die Steuerkommission des preußischen Ab- geordnetenhauses hat eine wesentliche Beschränkung der Steuerfreiheit der Konsumvereine heschlossen. Wie bedenklich diefe Ver⸗ eine sind, ergibt sich, daraus; daß ihre Mitgliederzahl 191090 auf 1171009 mit 34 Millionen Umfatz - geftiegen 'ist. Die ern n, bedarf einer Reform, und ich be— auere nur, keine bestimmten Vorschläge machen ju können. Wir haben in Deutschland 392 Warenhäuser mit einem Umsatz von 5640 Millionen Mark. Ferner sollte man die Kinematographen ge— nügend beaufsichtigen, um die Jugend zu schützen. Dem Abg. Müller— Meinin en gebe ich darin nicht Unrecht, daß das preußische Wahl— richt keineßwegs allein eine preußische Angelegenheit ist. Aber ich möchte ihn daran erinnern, daß, als vor einigen Jahren der Abg. von Oldenburg das bayerische Wahlrecht abfällig kriti⸗ sierte, der bayerische Gesandte ziemlich erregt sich da. gegen wandte, daß, das baperische Wahlrecht im Reichstage kritisiert werde. (Zwischenruf des Abg. Müller-⸗Meiningen.) Nein, der Zusammenstoß mit dem Kriegsminister war etwas anderes. Zwischenruf des Abg. Müller⸗Meiningen. Ja, Kollege Müller, Sie behaupten leicht etwas anderes, Ihr Gedächtnis kann Sie auch mal täuschen. Sie haben öfter preußische Verhältnisse kritisiert, sind aber leider nicht genügend darüber informiert. Fürst Bismarck hat einmal gesagt, die preußischen Verhältnisse wirkten wie eine Wolljacke, sie kratze erst etwas, aber nachher fühle man sich in ihr wohl. Auch von Bennigsen hat einmal bedauert, daß die Herren aus Süd— deutschland sich so wenig über preußische Verhältnisse informieren. Wenn der Abg. Müller-Meiningen allerdings seine baperische Staatsangebörigkeit aufgäbe und sich in das preußische Abgeordneten— haus wählen ließe, würde er legitimiert sein, über preußische Verhältnisse sich zu äußern. ch kann mir denken, daß die preußische Regierung Wert darauf legen würde, daß eine so prominente Kraft in das Abgeordnetenhaus käme. Mindestens unvorsichtig war eß von dem Abg. Müller-Meiningen, den Prinz Regenten von Bayern als Kronzeugen anzuführen; es gibt auch Fragen, in denen der Prinz Regent der Ansicht des Zentrums ist. Meine Partei hält es im allgemeinen wirtschaftlichen Intereffe für dringend geboten, den Goldbestand der Reichsbank wesentlich zu erhöhen. Die Reichsbank ist genötigt, den Diskont übermäßig in die
Höhe zu schrauben, und darunter leidet das gesamte gewerbliche
Leben. Wir wünschen, daß die a nk wieder zu einer großzügigen Politik übergeht. Wir eikennen . Befriedigung die Politik des gegenwärtigen Leiters der Reichsbank an; bei allen fiekalischen Rünsichten hat er sich seit Jahren bemüht, den Goldbestand der Reichsbank durch Ankäufe im Auslande zu verstärken. Das hat Opfer gekostet. Aber alle diese Mittel versagen gegenüber dem großen Bedürfnis, das befriedigt werden muß. Wir brauchen in der Reichsbank mindestens 1300 Millionen in Gold, um die Be— dürfnisse der täglich sich mehrenden Industrie und die Bedürfnisse der immer mehr zum intensiven Betrieb übergehenden Landwirtschaft zu befriedigen. Das läßt sich nur erreichen, wenn man das Gold aus dem Verkehr zieht. Das Geld in der Reichsbank hat erheblich größeren Wert als bei den Banken. Hundert Mark Gold in der Reichsbank gewähren die Möglichkeit 300 ½ Papiergeld ausiugeben, und damit in viel größerem Umfange die Kreditbedürfnisse der Gewerbekreise zu erfüllen. Diesetz Vorgehen der Reichsbank verdient durchaus Anerkennung, aber darum darf die Ausprägung von Silher— geld nicht eingeschränkt werden. Ich möchte im Gegenteil bitten, daß auch Silbergeld in größerem Umfange zur Ausprägung kommt. Die Industrie in den Städten kann allerdings den Lohn nicht in Silber zahlen, sie würde Wagenladungen von Silber brauchen. Aber auf dem platten Lande, namentlich im Osten, wird das Silber von der arbeitenden Klasse, entschieden bevorzugt. Aber die Reichsbank allein kann das Ziel nicht erreichen, wenn nicht auch die Großbanken helfen. Daß die Großbanken in der letzten Zeit den Wünschen des Reichs bankpräsidenten mehr entgegengekommen sind, verkenne ich nicht, aber dieses Entgegenkommen genügt nicht, die Großbanken müssen vor allem ihren Spekulationskredit wesentlich einschränken, der nur Unheil durch die Erregung von Spekulationegelüsten in weiten Kreisen stiftet. Die Großbanken und Depositenbanken sollten ferner einen Teil der Depositen in Gold decken. Die Zeit ist allerdings nicht geeignet für ein Depositengesetz, aber es könnte doch ein Furzes Gesetz ergehen, das vor— schreibt, daß die Banken ihre Depositen in gewissem Betrage mit Gold zu decken haben, weil das nicht nur zum Schutze der Deponenten, sondern auch dem allgemeinen Interesse dienen würde. Ich hoffe wenigstens, daß die Banken es freiwillig tun. Der Reichstag wird sicherlich den Reichsbankpräsidenten Davenstein darin unterstützen, wenn er bei den Großbanken dahin wirken will. Bedauern muß ich sehr, daß in ernsten Geldtrisen die Großbanken es sich nicht versagen können, Anleihen im Auslande zu kontrahierem— Das macht einen deprimierenden Eindruck und verletzt die inländischen Interessen gröblich. Wiederholt habe ich angeregt, daß das Reich und die Bundesstaaten einmal eine größere Anzahl von Millionen nehmen sollen, um dle Lücken in der Reichsversicherung auszufüllen. Angesichts der von der Sozialdemokratie geplanten Volkzversichrung ist das notwendig. Nachdem der Sozialdemokratie die Möglichkeit genommen worden ist, durch die Krankenkassen die sozialdemokratischen Ziele zu fördern, ist sie zu dieser ‚Volksfürsorge“ gekommen. Von ihrem Standpunkt aus halte ich dies für eine geschickte Idee, aber weniger für die bürgerliche Gesellschaft (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Aktionäre! Was haben die Aktionäre damit zu tun? Es ist in Aussicht genommen, auf dem Wege der privaten Initiative diesen Kampf gegen die Sozial— demokratie aufzunehmen, aber mit Aussicht auf Erfolg wird die Privattätigkeit allein diesen Kampf nicht führen können. Man wird die sozialdemokratischen Organisationen nicht bekämpfen können, wenn man nicht die gleichen Organisatlonen besitzt. Ich möchte daher den Staaissekretär dringend bitten, sich mit dieser Frage ein— gehend zu beschäftigen. Ich sehe in dLieser Beziehung sehr schwarz. Wenn es aber gelingt, daß die bürgerliche Gesellschaft infolge des Vorgehens der Sozialdemokratie aufgerüttelt wird, und daß dann das Reich und die Bundesstaaten auf dem angedeuteten Wege vorgehen, dann wird das Vorgehen der Sozialdemokraten auch zum Segen der nichtsozialdemokratischen Arbeiter werden.
Abg. Ir! (Zentr.): Nach der hei allen Parteien in dieser Debatte eingeführten Arbeitsteilung, werde ich mich auf die Frage des selbständigen Mittelstandes beschränken. Vorweg muß ich aber auf die Frage Wetterls zurückkommen. Graf Westarp kat schon gestern gesagt, daß Wetter lé nicht zum Jentrum ge— bört. Auch das Zentrum mißbilligt durchaus das Auftreten Wetterles, sofern die Zeitungen richtig berichtet baben. Das müßte auch der Abg. Müller-Meiningen wissen. Er soll sich
mit seinen Vorwürfen lieber an Herrn Blumenthal im Elsaß wenden. Der Abg. Müller- Meiningen hat gestern von einem heimlichen Erlaß 3e bayerischen Kriegsministers gesprochen. Seine geheimnisvollen Andeutungen passen nicht zu seinem sonstigen Vorgehen. Wenn er Kenntnis davon hat, dann heraus mit diesem „Spalt⸗ pili Ich. kann wohl, mit Recht behaupten, daß in ö Gesetzgebung nicht genügend gesorgt ist für den selbständigen Mittelstand. Der Reichstag ist daran nicht schuld. Es war in dem Hause schon oft eine Mehrheit für die eine oder andere berechtigte, Frage des Mittelstandes vorhanden, aber die verbündeten Regierungen haben, von Ausnahmen abgesehen, für diese Forderungen meist nur leere Versicherungen des Wohl- wollens und Hinwelse auf die Selbsthilfe gehabt. Fast durchweg hat die Regierung Erhebungen und dergleichen versprochen, aber wie lange dauert diese Vorbereitung der Regierung? Die Erhebungen schweben immer noch. Wenn eine Resolution dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen wird, dann geschieht es doch nicht zur ewigen Erwägung. Bis die Erhebungen abgeschlossen sind, ist es wirklich zu sVpät. Die schwierigsten Gesetze sind hier geschaffen worden, so u. a. die Angestelltenversicherung, bei denen es auch noch einer Reihe von Erwägungen bedurfte. Stellen sich in der Praxis Aenderungen als not⸗ wendig heraus, dann ist ja immer noch der Reichs tag da. Ich bin der letzte, der über die Verhältnisse des Mittelstandes allzu pessimistisch denkt. Ih sage mir, für den Mittelstand gilt noch immer das alte Wort: „Aibeiten und nicht verzweifeln.“ Von allen den Ständen, die zusammen die große Famtlie des Staates bilden, ist eigentlich der gewerbliche Mittelstand das einzige Stiefkind. Nun sind dem Reichstage wieder eine Reihe von Gesetzentwürfen vorgelegt, und es ist wiederum keine Vorlage dabei zugunsten des Mittelstandes. Fast jedesmal, wenn die Mittelstandsfrage erörtert wird, dann heißt es: Ja, die Verhältnisse sind zu schwierig. Wenn man zusehen muß, wie die Re⸗ gierung dem Reichstage so geringes Entgegenkommen zeigt, dann muß man einmal energisch auf diesen Mißstand hinweisen. Es sind ja nun einige Gesetze im Interesse des Mittelstandes gemacht worden, aber leider nicht so, wie wir es gewünscht haben. Andererseits werden diese Geseße und Verordnungen bon den Ausführungsbehörden nicht so an⸗ gewendet, wie es von den obersten Stellen und von der Gesetzgebung gewollt ist. Wir erkennen es dankbar an, daß manche e,, es ganz gut verstehen, die Interessen des Staates zu wahren und dabei den Interessen des gewerblichen Mittelstandes gerecht zu werden. Aber vielfach hat der Handwerkerstand, namentlich haben die kleinen Handwe ksmeister Grund zur Beschwerde darüber, daß sie bei staat⸗ lichen Verdingungen übergangen werden, und das, obwohl man mit den Bevorzugten traurige Erfahrungen gemacht hat. Von all n hohen Stellen der Behörden wird immer versichert, daß man die Beschwerden berücksichtigen werde, wenn sie zur Kenntnis gelangen, es gibt aber Fälle, wo trotz der Beschwerde keine Remedur erfelgt, die Beamten vielmehr in Schutz genommen werden. Diesen Herren sollte von oben gehörig die Meinung gesagt, und sie sollten bei Aus⸗— zeichnungen umgangen werden, weil sie die Absfichten der vorgesetzten Behörde durchkreuzen. Neues in der Haudwerkeifrage läßt sich ja von uns so wenig wie von den anderen Parteien vorbringen; aber unsere Stellung dazu muß ich auch heuer wieder präzisieren. Beiläufin, wenn sich guf Handwerkertagen elnmal ein Referent im Ausdruck pergreift, sollten übrigens die Vertreter der Bebörden nicht gleich einen Casus belli daraus machen; geht der Referent in wichtigen Fragen wie die Katze um den heißen Brei herum, dann verlieren die Teilnehmer alles Interesse. Bei Arbeiterkongressen sind auch schon von manchen Rednern Worte gesprochen, die den anwesenden Regierungsvertretern nicht angenehm in die Ohren klangen, ohne daß sie deshalb sofort das Lokal verließen. Den Arbeitern soll ihr Recht nicht verkürzt werden, sich zur Erlangung besserer Lohn- und Arbeitsbedingungen zu vereinigen, das erkennen wir durchaus als berechtigt an; aber diejenigen, die arbeiten wollen, sollen auch nicht mit Gewalt daran verhindert werden. Wenn wir das verlangen, verlangen wir durchaus kein Aus⸗ nahmegesetz. Den Streitigkeiten der Arbeiter untereinander darf man auch kein so großes Gewicht beilegen. Unhaltbar aber ist der Zustand, wenn ein Arbeiter nur deswegen, weil er prinzipiell sich einer bestimmten Orga isation nicht an⸗ schließen will, aus seiner Stellung gebracht wird und auch anderswo nicht anfangen kann. Aus solchen Ursachen ist auch schon oft ein Streik entstanden. Der Handwerksmeister ist solchen Vorkommnissen gegenüber in sehr übler Lage. Das Handwerk muß auf., gesetzgeberischem Schutz in dieser Hinsicht bestehen; die Selbsthilfe versagt da in den meisten Fallen, und nicht einmal die Tarisperträge nützen da, wie eine Reichsgerichts⸗ entscheidung von 191] gezeigt hat. Ein Bäcker in Reichenhall, früher selbständiger Meister, später gezwungen, als Gehiife zu arbeiten, mußte entlassen werden, weil er den freien Gewerk⸗ schaften nicht beitreten wollte; es wurden Schritte getan, ihn wenigstens bis zum Herbst in seiner Stelle zu belassen, aber er fand keine Gnade vor den freien Gewerkschaften. Er ist nun auf den rechten Weg verwiesen, er soll die Gewerkschaft auf Entschädi⸗ gung verklagen; ich bin gespannt, ob ihm sein Recht werden wird. Solche Vorkommnisse muͤssen unmöglich gemacht werden. Aus diesem Grunde, hahe ich in der vorigen Session für die konservative Resolution, betreffend den Schutz der Arbertewilligen, gestimmt, und werde auch für ihren jetzigen Antrag stimmen, obwohl dieser mir viel schwerer durchführbar erscheint, schon wegen der Schwierigkeit der Definition des Begriffes Streikposten'. Gegen die Konsumwvereine muß auch im Interesse des selbständigen gewerblichen Mittel- standes eingeschritten werden, auch auf steuerlichem Wege. Geht ihre Entwicklung, auch die der Beamtenkonsumvereine, fo weiter, dann wird der kleine Handwerkerstand rasch verschwinden. Wenn die Verdränguug des kleinen Handwerks auch nicht so schnell geht, so leidet es doch schon an manchen Orten großen Schaden. Wir tun sehr viel für die Aufbesserung der Beamtengehälter. Da ist es doch eigentlich selbstverständlich, daß die Beamten auch die Gewerbetreibenden berücksichtigen. Wir appellteren da ganz besonders an die höheren Beamten. Die Denkschrift des „Deutschen Hand—= werker-⸗ und Gewerbetages“ macht allerlei Vorschläge. Hoffentlich eht uns, bald eine Vorlage zu, die diesen Rechnung trägt. ie Regierung hat Bedenken, den 5 100 4 preiszugeben. Aber es sollte sich doch ermöglichen lassen, wenigstens einzelnen Kategorien, wie . B. den Schmieden, Eileichterungen zu schaffen. Den Aus⸗ wüchsen des Hausierhandels, der den seßhaften Handel schwer schädigt, muß entgegengetreten werden. Eine Konkurrenz muß sein, aber * darf nicht ungesund sein. Ebenso muß für das Bauhandwerk etwas geschehen. Ver erste Teil des Geseßzes zum Schutze der Bau⸗ handwerker hat, keine wesentliche Hilfe gebracht. Es muß deshalb dringend die Einführung des zweiten Teils gefordert werden. Ich bin der letzte, der die Selbsihilfe unterschätzt. Aber die meisten dafür gemachten Vorschläge haben nur theoretischen Wert. Es gibt eben Fälle, wo der Gewerbestand allein machtlos ist. Was die Kredirbeschaffung für das Kleingewerbe tin cht ist auf dem Genossenschaftetag in Straßburg von einer Seite vorgeschlagen worden, die preußische Zentralgenossenschaftskasse auf das ganze Reich aut zudehnen. Ich meinerseits wüde es lebhaft begrüßen, wenn sämtliche Kreditinstitute im Reich, die vorwiegend ee e. ter · essen dienen, unter Wahrung ihrer Selbständigkeit zu gemeinsamer Arbeit zusammenschlössen und sich gegenseitig unterstützten. Gerade die Preußenkasse mit ihren bedeutenden Geldmitteln und 66 reichen Er⸗