Ritter, bisher in Hoyerswerda, als Vorstand des Eisenbahn— betriebsamts 1 nach Gleiwitz, Froese, bisher in Neumünster, als Vorstand (auftrw. des Eisenbahnbetriebsamts nach Ober⸗ lahnstein, Lichtenfels, bisher in Hannover, als Vorstand lauftrw.) des Eisenbahnbetriebsamts nach Küstrin, Mickel, bisher in Breslau, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahnbetriebs⸗ amts nach Hoyerswerda, Gödecke, bisher in Posen, als Vor⸗ stand (auftrw. des Eisenbahnbetriebsamts nach Lauenburg (Pom.), Popcke, bisher in Dirschau, nach Pollnow als Vorstand der daselbst neu errichteten Eisenbahnbauabteilung, Dörffer, bisher in Frankfurt (Main), nach Offenbach als Vorstand der Eisenbahnbauabteilung daselbst; — die Regierungs⸗ baumeister des Maschinenbaufaches von Czarnowski, bisher in Hoyerswerda, als Vorstand des Eisenbahn⸗ maschinenamts 1 nach Bremen, Krohn, bisher in Königs⸗ berg (Pr.), als Vorstand des Eisenbahnmaschinenamts nach Hannover, Erich Rosenthal, bisher in Düsseldorf, nach Saarbrücken als Vorstand (auftrw. eines Werkstättenamts bei der Eisenbahnhauptwerkstätte daselbst, Frank, bisher in Elberfeld, zur Eisenbahndirektion nach Cöln, Sellge, bisher in Weimar (Thür.), zur Eisenbahndirektion nach Halle (Saale).
Der Regierungs- und Baurat Effenberger, Mitglied der Eisenbahndirektion in Frankfurt (Main), ist mit der Wahr⸗ nehmung der Geschäfte eines Referenten bei den Eisenbahn⸗ abteilungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten beauftragt. ;
Dem Regierungs⸗ und Baurat Modrze, bisher Vorstand des Eisenbahnmaschinenamts in Hannover, ist die Wahr⸗ nehmung der Geschäfte eines Mitglieds bei der Eisenbahn⸗ direktion daselbst übertragen.
Zu Eisenbahnverkehrsinspektoren sind ernannt: die Eisen⸗ bahnbetriebskontrolleure Wilhelm Krüger, bisher in Münster (Westf.), unter Versetzung nach Düsseldorf und Verleihung der Stelle des Vorstandes des Eisenbahnverkehrsamts daselbst und Karl Kirste, bisher in Berlin, unter Versetzung nach Guben und Verleihung der Stelle des Vorstandes des Eisenbahn⸗ verkehrsamts daselbst. . e
Die Eisenbahndirektoren Nordmann, bisher Vorstand des Eisenbahnverkehrsamts in Münster (Westf.), und Klemm, bisher Vorstand des Eisenbahnverkehrsamts in Düsseldorf, sind in den Ruhestand getreten.
Versetzt sind ferner die Regierungs⸗ und Bauräte Som mer⸗ meier von Posen nach Erfurt, Saring von Allenstein nach Osnabrück, Tode von Hannover nach Posen, Flebbe von Allenstein nach Hildesheim, Sandmann von Erfurt nach Allenstein und Kickton von Posen nach Potsdam, die Bauräte Mundorf von Hildesheim an die Regie⸗ rung in Schleswig, Glaeser von Stettin an die Elbstrombauverwaltung in Magdeburg, Herrmann (Ismar) von Bromberg als Vorstand des Hochbauamts in Dortmund, Pabst von Magdeburg als Vorstand des Hochbauamts in Swinemünde, Soldan von Hemfurt als Vorstand des in Hann. Münden neu einzurichtenden Bauamts (im Geschäfts⸗ dereich der Weserstrombauverwaltung, Quedefeld, bisher zugeteilt dem Kaiserlich deutschen Generalkonsulat in New York, nach Duisburg⸗Ruhrort (im Geschäftsbereich der Kanal⸗ baudirektion in Essen) und Buchholz (Richard) von Koblenz als Vorstand des Wasserbauamts in Stettin, ferner die Regie⸗ rungsbaumeister Raddatz von Arnsberg als Vorstand des in Ottmachau zu errichtenden Neubauamts (im Geschäfts⸗ bereich der Oderstrombauverwaltung), Hermann (Konrad) von Krotoschin als Vorstand des Hochbauamts J in Fulda, Fischer (Fritz) von Berlin⸗Plötzensee an die Regierung in Stettin, Gelinsky von Stralsund an die Rheinstrombau— verwaltung in Koblenz, Westphal von Deutsch Krone als Vor— stand des Hochbauamts in Bromberg und Höhlmann von Berlin⸗Wilmersdorf als Vorstand des Hochbauamts in Deutsch Krone.
In den Ruhestand sind getreten die Regierungs- und Bau⸗ räte, Geheimen Bauräte Professor Krüger in Potsdam und Siebert in Wiesbaden sowie die Bauräte Tietz in Swine⸗ münde und Kopplin in Magdeburg.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Bekanntmachung. Am 30. September 1913 waren im Preußischen Staattz⸗ schuldbuche eingetragen 79 177 Konten im Gesamtbetrage von 3 500 455 800 M6.
Berlin, den 3. Oktober 1913.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Warnecke.
Rwetkannt m g dun sz.
Gemäß § 46 des Kommunalabgabegesetzes vom 14. Juli 1893 (GS. S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das auf das Aktienkapital der Aktiengesellschaft der Cöln⸗ Bonner Kreisbahnen aus dem Betriebe des Unternehmens im Rechnungsjahre 1912 zur Verteilung gelangte, im Jahre 1913 kommunalabgabepflichtige Reineinkommen auf 348 750 b festgestellt worden ist.
Cöln, den 1. Oktober 1913.
Der Königliche Eisenbahnkommissar. Riesen.
Aichtamtliches.
Deu tsches Reich. Preuß en. Berlin, 4. Oktober 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König, Allerhöchst⸗ welcher heute früh von Rominten auf der Station Wildpark ein⸗ getroffen sind, nahmen gestern nachmittag auf der Fahrt von Königsberg nach Danzig den Vortrag des Chefs des Militär— kabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker entgegen. Heute vormittag empfingen Seine Majestät im Neüen Palais bei Potsdam den bisherigen Marinegttache bei der hiesigen großbritannischen Botschaft, Kapitän Watson zur Abmeldung und hörten den Vortrag des Reichskanzlers Dr. von Bethmann Hollweg.
In der am 3. Oktober unter dem Vorsitz des Staats ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend Aenderung der Zuckersteuerausführungs⸗ bestimmungen, die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Antrag, betreffend Ausführungs⸗ bestimmungen zum Reichsstempelgesetze vom 3. Juli 1913 und die Vorlage, betreffend die Amtsdauer der gegenwärtigen nichtständigen Mitglieder des Reichsversiche⸗
rungsamts aus dem Stande der Arbeitgeber und der Ver⸗
sicherten. Zu Beschlüssen des Reichstags über eine Reihe von Petitionen wurde Stellung genommen. Den zuständigen Aus⸗ schüssen überwiesen wurden der Entwurf eines Gesetzes über die Wiederaufnahme eines Disziplinarverfahrens, der Entwurf von Bestimmungen über die Herstellung von Zigarren usw. in der Heimarbeit, der Entwurf von Ausführungsbestimmungen zu s 1071 des Branntweinsteuergesetzes, der Entwurf von Aus⸗ führungsbestimmungen über die Gewährung von Beihilfen an Kriegsteilnehmer, die Ergänzung der Ausführungsbestimmungen zum Kaligesetz und der Entwurf von Vorschriften zur Ab⸗ änderung der Vorschriften über den Befähigungsnachweis und die Prüfung der Maschinisten auf Seedampfschiffen. Demnächst wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Der Ausschuß des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen hielt heute eine Sitzung.
Im Reichsamt das Innern fand gestern die ab⸗ schließende Konferenz zur Beratung der Sicherheits⸗ maßnahmen für die überseeische Personenbeförde⸗ rung statt, an der laut Meldung des „W. T. B.“ neben den Kommissaren der beteiligten Reichsämter und preußischen Ministerien sowie der nachgeordneten Reichsbehörden Vertreter der Bundesregierungen und der bereits an den Konferenzen vom 6. Mai und 28. Oktober 1912 beteiligt gewesenen Körper⸗ schaften und Vereine teilnahmen.
Wie im Eingange der Verhandlung mitgeteilt wurde, hat die Großbritannische Regierung inzwischen die Einladungen zu der internationalen Konferenz in London, für deren Beginn der 12. November 1913 in Aussicht genommen ist, mit folgendem Programm ergehen lassen:
1) Die Grundfätze über die gegenseitige Anerkennung der Zertifikate und der Vorschriften über die Sicherheit auf der See.
2) Die Grundsätze über die Schotten und wasserdichten Ab⸗ tellungen sowie die Grundsätze über die Konstruktion von Schiffen bezüglich des Schiffskörpers, der Ausrüstung und der Maschinen.
3) Die Grundsätze über die an Bord zu führenden Rettungs— einrichtungen, Bootsiypen 2c. und Anordnungen über die Ueber⸗ wachung, Verstauung, Niederlassen und Handhabung der Boote und anderer Rettungseinrichtungen.
4) Die Grundsätze über die Kontrolle der Schiffahrt und des Sicherheitsdienstes einschließlich der drahtlosen Telegraphie, Signale, Hilfeleistung in Seenot, Eis⸗ und Wrackmeldungen, Dampferrouten ze.
Mit Rücksicht auf das nunmehr vorliegende Programm und im Hinblick auf die in der Zwischenzeit erfolgte Stellung⸗ nahme fremder Staaten zu den auf der Konferenz zu erörternden Fragen erschien es erwünscht, die an den Vorkonferenzen vom 6. Mai und 28. Oktober 1912 beteiligt gewesenen Behörden und Körperschaften nochmals gutachtlich zu hören zu dem Zweck, um sich nunmehr endgültig über die Stellungnahme der deutschen Delegierten auf der Londoner Konferenz schlüssig zu machen.
Sämtliche auf der internationalen Konferenz zu erörternden Fragen wurden nochmals einer eingehenden Besprechung unter zogen und über alle Punkte der umfangreichen Tagesordnung ein Einverständnis der Versammlung erzielt.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 2. Oktober S. M. S. „Bremen“ in Horta, S. M. S. „Eber“ in St. Paul de Loanda und S. M. Flußkbt. „Vaterland“ in Schanghai, am 3. Oktober S. M. S. „Nürnberg“ in Miashima eingetroffen.
Königsberg i. Pr., 3. Oktober. Seine Majestät der Kaiser und König traf, wie „W. T. B.“ meldet, heute mittag von Rominten um 1 Uhr mit dem Fürsten zu Dohna und den Herren seines Gefolges auf dem hiesigen Haupt— bahnhofe ein und begab sich im Automobil, in den flaggen⸗ geschmückten Straßen lebhaft begrüßt, nach den neuen Kasernements seines Grenadierregiments König Friedrich Wilhelm J. (2. Ost⸗ preußischen) Nr. 3 vor dem Roßgärter Tor. Vor der festlich geschmückten Kaserne hatte das Regiment Aufstellung ge⸗ nommen; auch der Verein ehemaliger 3. Grenadiere war erschienen. Seine Majestät der Kaiser begrüßte das Regiment und den Verein und nahm im Kreise der Offiziere das Früh⸗ stück ein. Kurz nach 3 Uhr reiste Seine Majestät nach Danzig⸗ Langfuhr ab, wo er gegen 7 Uhr eintraf und im Kasino der Leibhusarenbrigade an einem Mahl teilnahm.
Mecklenburg.
Wie die „Landeszeitung“ mitteilt, ist von Ihren König⸗ lichen Hoheiten den Großherzogen von Mecklenburg die Wiedereröffnung der Verhandlungen des außerordent⸗ lichen Landtags auf Montag, den 20. Oktober, festgesetzt worden. Die Verhandlungen finden wieder in Schwerin statt und betreffen die bekannten Verfassungsvorlagen vom Frühjahr dieses Jahres.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Gestern vormittag fand eine Ministerkonferenz statt, an der außer den gemeinsamen Ministern die beiden Minister— präsidenten, die beiden Landesverteidigungsminister und die Finanzminister, der Generalstabschef Freiherr Conrad von Hötzen⸗ dorf und der Admiral Haus teilnahmen. Wie „W. T. B.“ meldet, gab der Minister des Aeußern Graf Berchtold in der Konferenz, die mit einer zweistündigen Unterbrechung von 11 Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends dauerte, eine ein⸗ gehende Darstellung der auswärtigen Lage. Ueber den gemein⸗ samen Voranschlag für das erste Halbjahr 1914 wurde eine prinzipielle Einigung erzielt; die Einberufung der Delegationen wurde für Mitte November in Aussicht genommen.
— Der serbische Ministerpräsident Paschitsch stattete
gestern nachmittag dem Minister des Aeußern Grafen Berchtold
einen Besuch ah und gab sodann bei dem Ministerpräsidenten Grafen Stuergkh und den anderen österreichischen Ministern seine Karte ab. Ueber seine Unterredung mit dem Grafen Berchtold äußerte Paschitsch einem Vertreter der „Neuen Freien Presse“ gegenüber u. a. das 3
Meine Unterredung mit dem Grafen Berchtold trug ein freund- schaftliches Gepräge. Ich hatte und habe die Ueberzeugung, dz die Kontroversen zwischen uns und Oesterreich⸗Ungarn nicht solcher Natur sind, daß sie nicht überbrückbar wären. Wenn auf bejden Seiten guter Wille ist, so können sie unschwer ausgeglichen werden. Ich hatte den Eindruck, daß hier in Wien guter Wille herrscht, und darum sehe ich hoffnungsvoll in die Zukunft. Es wurden Fragen erörtert, die in naher Zukunft den Gegenstand von Unterhandlungen zwischen uns und Oesterreich⸗Ungarn bilden sollen: die Frage des Handels- vertrages und die Frage der Eisenbahnen. Ich hoffe, heute noch eine Begegnung mit dem Reichsfinanzminister zu haben und mit ihm die Frage des Anschlusses unserer Bahnen an das bosnische Eisenhahnnetz erörtern zu können. In bezug auf Albanien bemerkte der Minister⸗ präsident, es sei durchaus Serbiens Wunsch, daß die Bestimmungen des Londoner Vertrages betreffs des zukünftigen Albaniens ganz aus—⸗ geführt werden.
Gegen Abend fand im Finanzministerium eine längere Unterredung zwischen dem gemeinsamen Finanzminister Ritter von Bilins ki und dem Ministerpräsidenten Paschitsch statt.
Frankreich.
Der frühere Ministerpräsident Briand hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in einer Rede vor seinen Wählern in St. Etienne die jüngst von Barthou abgegebene Erklärung bestätigt, daß weder unter dem gegenwärtigen noch unter den vorhergegangenen Ministerien jemals die Rede davon gewesen sei, die diplo⸗ matischen Beziehungen zum Vatikan wieder anzuknüpfen. Der Beweis dafür werde im Verlaufe der über diese Frage angekündigten Interpellationsdebatte gegeben werden.
Schweden.
Das Befinden des Königs Gustav gibt, wie „W. T. B.“ meldet, nach dem letzten Bulletin keinen Anlaß zu Befürchtungen. Der Kronprinz, der der Hochzeit des Prinzen Arthur, des Sohnes des Herzogs von Connaught, in London beizuwohnen beabsichtigte, hat seine Reise aufgegeben, da ihm die Regenischaft übertragen worden ist. Die Königin reist heute von ihrem Sommeraufenthalt auf Oeland nach Drottningholm, wo der König für die Dauer seiner Krankheit Aufenthalt nimmt.
Türkei.
Der Generalissimus hat an alle Armeekorps einen Tagesbefehl gerichtet, in dem er von der Unterzeichnung des türkisch⸗bulgarischen Friedensvertrages Mitteilung macht und laut Meldung des „W. T. B.“ sagt:
Nach großen militärischen Unglücksfällen und ernsten Gefahren für den Bestand des Reiches wurde eine feste Grenze erreicht, und die durch geschichtliche lleberlieferungen mit der Türkei verknüpften Städte wurden zurückerobert. Die Regierung hat die politische Lage gewonnen. Diese glücklichen, alle Hoffnungen übertreffenden Ergebnisse find die Folge der Auedauer, Festigkeit und Ruhe, die die Armee bei Aus⸗ führung der Wünsche des Sultans und der Bestrebungen der leitenden Männer an den Tag gelegt hat. Der Tagesbefehl dankt der Armee und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß sie auf diesem Wege fortfahren werde. Denn eine Armee, die frei von persönlichem Ehrgeiz und dem Dienste für das Vaterland ergeben sei, könne in naher ö nech größere Erfolge erringen und Verlorenes wiedergewinnen.
Der Delegierte Herant Abro ist gestern zu den Friedensverhandlungen nach Athen abgereist.
Serbien.
Wie die „Südslavische Korrespondenz“ meldet, ist amtlichen serbischen Berichten zufolge der Aufstand im Abflauen be⸗ griffen. Die serbischen Truppen haben im südwestlichen Auf⸗ standsgebiete die Ruhe fast vollständig wieder hergestellt. Im Ljumagebiet dauern die Kämpfe noch an.
Bulgarien. Die „Agence Bulgare“ ist ermächtigt, die Meldungen über Bildung von Banden zum Einfall in serbisches Gebiet auf das bestimmteste als unzutreffend zu bezeichnen.
Amerika.
Das amerikanische Repräsentantenhaus hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern dem Bericht des Konferenz— komitees über die Tarif bill zugestimmt. Nachdem der Speaker das Schriftstück unterschrieben hatte, wurde es dem Senat zugestellt, von dem es an den Präsidenten weiterging, der es am Abend unterzeichnete. Der neue Tarif tritt heute in Kraft. Doch werden die Abgaben vorläufig nach den alten Sätzen festgesetzt, um die Einfuhr nicht zu verzögern. Die erforderlichen Berichtigungen werden später vorgenommen.
Einer der wichtigsten Punkte der Ausführungs— bestimmungen zu der Zolltarifbill besagt:
Der fünfzehnprozentige Strafzoll für Verweigerung der Vor— legung der Geschäftsbücher wird nicht erhoben, wenn der Exporteur vor Legalisierung der Konsulatefaktura seine Angaben beeidigt. Es wird befürchtet, daß die vorgeschriebene Erhebung von Gebübren für die Einlegung von Berufungen gegen Entscheidungen der ö und ferner die Bestimmung, die den Importeuren verbietet, die wälte an den durch sie erstrittenen Zollnachlässen teilnehmen zu lassen, das Berufungsverfahren derartig verteuern wird, daß die Importeure von der Einlegung von Berufungen absehen werden.
Asien.
Zwischen dem Prinzen Salar ed Dauleh und der Regierung des Schahs ist ein Uebereinkommen getroffen worden, das nach Meldungen des „W. T. B.“ folgende Be⸗ stimmungen enthält: Die Regierung bewilligt dem Prinzen eine jährliche Pension von 10 000 Toman, deren Auszahlung in monatlichen Raten erfolgen wird. Salar wird 3000 Toman für seine Reise nach der Schweiz erhalten, wo er seinen Auf⸗ enthalt nehmen wird. Eine plötzliche Rückkehr Salars nach Persien löst den Vertrag auf. Salar verläßt in diesen Tagen Kermanschah. Seine Abreise von Kaswin wird durch eine Abteilung persischer Kosaken überwacht werden. Von Kaswin 36 wird sich der Prinz über Rußland nach der Schweiz be⸗ geben.
Auftralien.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Neuguinea hat ein Streiftrupp acht Anführer der Eingeborenen, die den Mineralogen Werner, einen Deutsch⸗Amerikaner, ermordet und aufgefressen haben, verhaftet. Der Streiftrupp hat, da er bei der Verhaftung der Papuas auf Widerstand stieß, vier Einge⸗ borene erschossen und mehrere verwundet.
Koloniales.
Der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf kam nach einer Meldung von „W. T. B.“ am 26. September in Lagos, der Hauptstadt der britischen Kolonie Nigerien, an, wo ihm ein festlicher Empfang durch die britische Regierung bereitet wurde. Alle Schiffe im Hafen hatten geflaggt. Der Gouverneur erschien mit seinen Beamten an der Landungs⸗ brücke, wo eine Ehrenkompagnie aufgestellt war. Im Gouvernementsgebäude fand ein Diner statt, bei dem der Gouverneur eine deutsch⸗freundliche Rede hielt, worauf der Staatssekretär entsprechend erwiderte. Am 27. Sep⸗ tember fuhr ein Sonderzug nach Kano ab. Die Lokomotive war mit dem Reichsadler und deutschen Flaggen geschmückt. An sämtlichen Hauptstationen fand eine Begrüßung durch die Beamten, die Kaufmannschaft und die eingeborenen Machthaber statt. In Zungeru, der Hauptstadt von Nordnigerien, war am 28. September ebenfalls offizieller Empfang. Am 30. Sey⸗ tember traf der Staatssekretär in Kano (Nordnigerien) ein, wo ihn der Resident und der Emir mit Reiterscharen und orientalischem Gepränge am Bahnhof erwarteten. Der Staats⸗ sekretär hat überall die herzlichste Aufnahme gefunden.
Ueber die aus Deutsch Südwestafrika gemeldeten Kämpfe der Schutztruppen mit Buschleuten erfährt das „W. T. B.“, daß es sich dabei lediglich um eine stärkere Pa⸗ trouille der vierten Kompagnie gehandelt hat, die auf An⸗ weisung des Gouvernements den nordöstlichen Teil des Bezirks Grootfontein, in dem sich die Klagen über das Treiben der Buschleute in letzter Zeit vermehrt hatten, absuchen und von dem herumstreifenden gefährlichen Gesindel säubern sollte. Bei der Streife wurde ein größerer Erfolg deshalb nicht erzielt, weil nur auf den Farmen be⸗ schäftigte Buschleute als Führer der Patrouille dienten, die ihre Stammesgenossen nicht verraten wollten und deshalb als Führer versagten. Infolgedessen gelang es den verfolgten Buschleuten in den meisten Fällen, rechtzeitig zu entkommen. Auf der Flucht wurden drei Mitglieder einer Werft erschossen, zwei Weiber mit einem Kind wurden festgenommen.
Statistik und Volkswirtschaft. Die Schlachtungen in Preußen im Jahre 1912.
Das Königliche Statistische Landesamt hat in einer umfangreichen Sondernummer der „Statistischen Korrespondenz“ (Nr. 47 vom 27. September d. J., 17 Seiten) die Ergebnisse der Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau im preußischen Staate für das Jahr 1912 ver⸗ öffentlicht und dabei wie früher zu Vergleichszwecken durchgängig die zahlen des Vorjahres beigefügt. Von besonderem Interesse ist die llebersicht, die die Zahl der Schlaͤchttiere, an denen im Jahre 1912 die Beschau vorgenommen wurde, enthält; ihr seien die folgenden Angaben entnommen.
Wie in früheren Jahren stehen bei weitem an erster Stelle die Schweine, von denen 10 978 788 geschlachtet und beschaut wurden; im Vorjahre waren es 11173 378, sodaß sich ein Rückgang der Schweineschlachtungen von 194 590 oder 1,1 v. H. ergibt. Dieses Ergebnis mag befremden; denn man hätte bei dem jähen Absturz der Schweinezahl im Jahre 1912 eher eine Steigerung der Schlachtungen erwarten sollen. Tatsächlich sind auch in den ersten beiden Viertel⸗ jahten des Jahres 1912 mehr Schweine (4 337 469 oder 6,45 v. H.) als in der gleichen Zeit des Vorjahres geschlachtet worden; dagegen bleiben die Schlachtungen der zweiten Halfte des Berichtsjahres um über eine halbe Million hinter den Zeffern der gleichen Zeit des Vor⸗ jahres zurück.
Die Rinderschlachtungen sind seit dem Jahre 1910 (4729 513) bei gleichzeitigem Wiederansteigen der preußischen Rinder⸗ bestandsziffer ununterbrochen zurückgegangen und beliefen sich im Berichtsjahre auf insgesamt 4 361 520 gegen 4531 085 im Vorjahre.
Von den Unterarten des Rindviehs stehen in allen Jahren die unter 3 Monate alten Kälber bei weitem an erster Stelle. Ihre Schlachtungeziffer ist, wie die der Rinder überhaupt, seit dem Jahre 1910 (2496205) im Sinken begriffen, was im Interesse einer baldigen Wiederauffüllung der Bestände nach den Verlusten der Jahre 1908 und 1908 als günstiges Ergebnis angesprochen werden kann. Im Berichtsjahre sind im ganzen 2298 622 Kälber gegen 2427 939 im Vorjahre geschlachtet und beschaut worden.
Dann folgen die Kühe mit einer Schlachtungsziffer von 10654160; im Vorjahre sind insgesamt 1069 628 Kühe geschlachtet und beschaut worden; es ergibt sich somit eine Abnahme der Schlachtungen von 15 468 oder 1,6 v. H. Auch im Vorjahre war die Schlachtungsziffer der Kühe und zwar um 22 856 oder 2,09 v. H. zurückgegangen.
Als einzige Unterabteilung der Rinder haben die über 3 Monate alten Jungrinder eine freilich nur ganz geringe Za⸗ nahme der Schlachtungen aufzuweisen, nachdem auch ihre Schlach— tungsziffer in den Jahren 1910 und 1911 zurückgegangen war. Ge⸗ schlachtet wurden inegesamt 485 994, das sind 802 oder O. v. H. mehr als im Vorjahre (485 192).
Es folgen dann die Bullen mit 271273 und die Ochsen mit 252 071 Schlachtungen. Für beide Unterarten bedeuten die diesjährigen Ziffern eine abermalige Abnahme der Schlachtungen, und zwar bei den Bullen um 3969 oder 1,4 v. H., bei den Ochsen um 21 0l3 oder 7, 69 v. H.
Immer noch bedeutsam trotz der fortschreitenden Abnahme des Lebendbestandes sind die Schlachtungen der Schafe, deren Ziffer mit 1555 769 gegenüber dem Vorjahre sogar noch ein Mehr von 26 269 Schlachtungen oder 1, v. H. ausweist.
Die Schlachtungsziffer der Ziegen hat in den letzten 5 Jahren abwechselnd eine Zu und eine Abnahme zu verzeichnen. Im Berichts⸗ jahre (165 159) sind 9282 Tiere oder 5e v. H. weniger als im Vorjahre (174 441) geschlachtet worden.
Die Pferde schlachtungen sind gegen das Vorjahr (10l 6356) ver⸗ hältnismäßig beträchtlich, um 21 192 Stück oder 20,63 v. H., gestiegen und gewinnen mit ihrer Gesamtziffer von 122 827 im Berichtsjahre immerhin schon eine gewisse Bedeutung für die Volksernährung.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Hafenarheiter in Emden beschlossen gestern, wie die Rh.⸗Westf. Itg. erfährt, ihren vor geraumer Zeit begonnenen Aug stand als endgültig verloren zu beenden. .
Ats Moskau wird dem W. T. B.“ telegraphiert: Die Stadt⸗ duma hat allen ausständigen Straßenbahnangestellten be— kanntgegeben, daß sie am 4. Oktober entlassen werden, wenn sie nicht bis Nachmittags 3 Uhr die Arbeit wieder aufnehmen würden. Die Staatzanwaltschaft hat gegen die Ausständigen ein Gerichtsverfahren eingeleitet auf Grund des neuen Gesetzes über den Ausstand hei Unter⸗ nehmungen, die öffentlicher Nutznießung unterliegen (9gl. Nr. 234 d. Bl.).
(Weitere Statistische Nachrichten“ s. l. d. Ersten Beilage.]
Jagd. Die erste der diesjährigen Königlichen Parforçe⸗ jagden findet Dienstag, den 7. d. M., statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 30 Minuten, Gasthof „Zum Gardestern“ am Döberitzer Lager.
Kunst und Wissenschaft.
Dr. Filippi, der den nächsten Sommer von Italien aus eine Forschungsreise nach dem Himalaja unternehmen will, hat jetzt einige Einzelheiten über seinen Plan veröffentlicht. Dem Unter— nehmen wird auch von der indischen Regierung Interesse zugewandt, das sich in der Bewilligung einer Summe von 20 000 ½ς und in der Begleitung eines Beamten der trigonometrischen Landes vermessung bekundet. Die Arbeiten werden sich weniger auf den eigentlichen Himalaja, als auf das Gebiet des Karakorum erstrecken. In diesem Herbst wird die Expedition Beobachtungen im chinesischen und russischen Turkestan ausführen, im Winter das Hauptquartier in Skardo am unteren Indus aufschlagen und zu Beginn des Frühjahrs aufwärts nach Leh vordringen. Von Leh aus sollen dann die un— bekannten Teile der Karakorumkette zwischen dem gleichnamigen Paß und dem Siachemgletscher durchforscht werden. Der nächste Herbst würde dann auf eine zweite Bereisung des chlnesischen Turkestan verwandt und die Rückkehr nach Europa um die Weih— nachtszeit angetreten werden. — Mit Unterstützung der brasilianischen Regierung will Dr. Farabee eine Forschungsreise zu den Ur— stämmen im Waldgebiete des Amazonen stroms ausführen. Als Ausgangepunkt ist die Stadt Para an der Mündung des Stroms gewählt worden. Von dort soll der Amazonas und weiter aufwärts der Rio Negro, der größte linke Nebenfluß, verfolgt werden. Die Dauer der Expedition ist auf ein halbes bis ein ganzes Jahr ver— anschlagt worden. Es sollen hauptsächlich Sammlungen von Waffen, Geräten und Kunsterzeugnissen der verschiedenen Stämme, mit deren baldigem Aussterben gerechnet wird, angelegt werden.
Die Ausgrabungen in Nippur, der berühmten Ruinenstadt in Babylonien, die in den Jahren 1888 bis 1900 von der John Hopkins Universität in Baltimore ausgeführt worden sind, haben eine so große Zahl von Tontafeln mit Inschriften zutage gefördert, daß ihre Be— arbeitung immer noch nicht abgeschlossen tst. Vielmehr scheinen sie eine Fundgrube für neue wichtige Entdeckungen zu sein, wie eine Ver— öffentlichung von Dr. Arno Pöbel im Philadelphia Museum Journal beweist. Dieser Forscher hat auf einer leider unvoll kommen erhaltenen Tafel eine neue Fassung der Schöpfungsgeschichte entziffert. In ihr wird der Ursprung des Menschengeschlechts auf die Götter Enlil und Enki und auf die Göttin Ninharsagga zurückgeführt. Diese Gottheiten waren schon früber bekannt geworden, aber ihre Bedeutung war eine Streitfrage zwischen den Bibelforschern und den Assyriologen. Nach der jetzt gefundenen Tafel ist Enlil der Schöpfer des Himmels und der Erde, der die Welt mit menschlichen Wesen zu bevölkern wünscht. Der Gott Enki war die Verkörperung der Weisheit, ersann die Schaffung des Menschen nach göttlichem Vorbild, und die Göttin Ninharsaaga formte die ersten Menschen aus Ton. Enlil gab ihnen dann von seinem Blut und verlieh ihnen da⸗ durch Leben und Geist. Diese Sage weicht aber von der biblischen Darstellung, die eine Belebung durch den Odem Gottes bedingt, noch weiter ab, indem sich der Gott Enlil zu diesem Zweck selbst den Kopf abschneidet. Diese Vorstellung ist vollkommen neu, und es ist abzuwarten, ob sie sich auch in anderen keilschriftlichen Urkunden finden wird.
Literatur.
— Nachdem in den beiden letztvergangenen Jahren die zwei ersten Bände von Walter Bloems Romantrilogie, in der er das Ringen zwischen Deutschland und Frankreich im Kriege 1870 7! schildert, „Das eiserne Jahr und „Volk wider Volk! erschienen waren, liegt etzt der dritte Band . Die Schmiede der Zukunft“, und damit das Gesamtwerk abgeschlossen vor (Verlag von Grethlein und Co. in Leipzig, geh. 5, geb. 6 S6). Der letzte Band schildert die letzten Zuckungen des republikanischen Widerstandes, die Ausfälle der Pariser Besatzung, Bourbakis Vorstoß, die dreitägige Winter— schlacht an der Lisaine, die Uebergabe von Paris und den Abschluß des Friedens. Die Kraft des Dichters, kriegerische Ereignisse, nament⸗ lich das wildbewegte Ringen der Schlachten packend und anschaulich zu schildern, erscheint in dem dritten Band nicht verringert, die Schilderungen bleiben vielmehr lebensvoll und fesselnd bis zuletzt; das rein Romanhafte, der das große geschichtliche Gemälde zusammen⸗ fassende Rahmen, ist in diesem Schlußbande segar fester gefügt und individueller ausgestaltet. Die spannenden, großen Momente, die der Stoff als Höhepunkt bot, so die Schilderung der Versatller Kaiser⸗ verkündung, der verzweifelten Lage in der belagerten Hauptstadt, hat Bloem sehr geschickt auszunutzen verstanden; ja mehr als das, er hat den Stoff nicht nur gemeistert, sondern er war von ihm zuglet tief ergriffen und diese Ergriffenheit teilt sich dem Leser mit. Dabei ist der geschichtlichen Wahrheit nirgends Zwang anzetan, und die wahrhaftige Schilderung auch der inneren Schwierigkeiten, unter denen sich das neue Reich zusammen schloß, erhöht die Anteilnahme des Lesers, läßt ihn die beteiligten großen Männer nur um so größer und das Errungene um so wert— voller erscheinen. Der Dichter war in diesem letzten Band genötigt, die geschichtlichen Hauptpersonen des gewaltigen Dramas vielfach selbst handelnd vorzuführen, und dieser Charatterisierung ist die dichterische Kraft Bloems nicht gewachsen gewesen. Der alte Kaiser Wilhelm, der Kronprinz, Biemarck und Moltke sind mehr äußerlich
eschildert, als innerlich lebensvoll und persönlich dargestellt. ls Ganzes hinterläßt das Buch aber einen starken Eindruck. Die Trilogie ist namentlich in der Schilderung der äußeren kriegerischen Vorgänge so packend und lebensvoll, das ganze Werk ist so von echter Begeisterung durchglüht und die gewaltige Stoffmasse erscheint so stark beberrscht, daß trotz der Mängel des . Roman⸗ hasten das Werk den Leser bis zuletzt fesselt und sich Achtung erzwingt. Die überaus warme Anteilnahme, die die beiden ersten Bände in den weitesten Kreisen gefunden haben, wird sicher auch dem Schlußband entgegengebracht werden und sie wird wohlverdient sein.
— Der rührige Verlag von J. Neumann in Neudamm ist seit Jahren mit Erfolg bemüht, ältere wertvolle Jagdliteratur weiteren Kreisen durch die Veranstaltung von Neudrucken oder durch die Sammlung bisber in allerlei Zeitschriften verstreuter Stücke wieder zugänglich zu machen. Jetzt hat sie zwei stattliche Bändchen herausgegeben, in denen die jagdlichen Schriften des als Weidmann wie als Forscher ervrobten Hans Marie von Kadich gesammelt sind. Sie betiteln sich Aus Oesterreichs Bergen“ und Im amerikanischen Busch“ und die Gattin des verstorbenen Verfassers hat sie pietätvoll gesammelt und zusammengestellt. Die Schriften waren des Gesammeltwerdens wert, denn in ihnen sind eine Fülle weidmännischer Kenntnisse und vielseitige, in den verschiedensten Jagdgebieten gesammelte Erfahrungen niedergelegt, und zwar in einer sehr anregenden, ansprechenden Form. Die Bändchen, jedes kostet geb. 240 M, geb. 3M, werden in Jägerkreisen jedenfalls eine freund liche Aufnahme finden.
— 12. Sonderheft der Architektur des XX. Jahr⸗ bunderts. Hans Erlwein, Das italienische Dörfchen in Dresden. Verlag von Ernst Wasmuth A—⸗G., Berlin. Das vor—⸗ liegende Sonderheft der Architektur des XX. Jahrhunderts bringt Dar⸗ stellungen des Restaurantgebäudes, das Erlwein am Theaterplatz in Dresden an Stelle der abgebrochenen Bauhütten und Arbeiterhäuser Chiaveris errichtet hat Die Aufgabe erforderte viel künstlertschen Takt, besonders im Hinblick auf die bestehenden bedeutenden Bauten, den Zwinger, das Schloß, Theater und Hofkirche. Der Bau hält den Platz nach der Elbe hin genügend zusammen und steigert von der Elbe gesehen durch seine gut abgewogenen Verhältnisse die Wirkung der historischen Gebäude, ohne ihnen Konkurrenz zu machen. Die Ausbildung der Einzelheiten verrät ebenso viel Geschmack wie die farbenfrohe Raumgestaltung des Innern, das mit Eifer bis in alle Einzelheiten sorgsam durchgearbeitet ist.
Im gleichen Verlage ist erschlenen: Berliner Architektur welt. Zeitschrift für Baukunst, Malerei, Plastik und Kunstgewerbe der Gegenwart. Preis des Jahrgangs, 12 Hefte, 20 6. In den Heften 4—6 des laufenden XII. Jahrgangs finden sich zunächst
Wohnhäuser aus Neu Tempelhof, das Geschäftshaus Kersten u. Tuteur mit Verkaufs- und Empfangsräumen sowie das Bankhaus Delbrück, Schickler u. Co., dessen ruhige, an die Formen von 1870 anschließzende Außengestaltung man sich bei den auten Verhältnissen und Einzel- heiten gern gefallen läßt. Die Landhäuser in Zehlendorf in ihrer ge⸗ wollten formalen Einfachheit wirken wohl doch etwas zu nüchtern, um so mehr, als sie noch fast ganz frei in kahler Landschaft herumstehen. Floderers Entwurf zum Historischen Museum für Wien zeigt Verständnis für großzügige und monumentale Platzgestaltung. Die Farbenskizzen zum Festschmuck Berlins beim Kaiserjubiläum beweisen, daß die Künstler mit gutem Geschmack und Verständnis für die gegebene Situation ihre Vorschläge gemacht haben; wenn bei der übergroßen Eile der Ausführung nicht alles ihren Anordnungen gemäß durchgebildet werden konnte, so darf man daraus keine Kritik ihrer tünstlerischen Leistung herleiten. Das liebenswürdige Werk Hoffmanns sei noch erwähnt, der Märchen⸗ brunnen mit seinem stimmungsvollen Zusammengehen von Natur und Kunst und einige Landhäuser, bei denen oft zu sehr auf malerische Gruppierung hingearbeitet ist.
Im gleichen Verlage ist weiter erschienen: Der Städtebau“, Monatsschrift für die künstlerische Ausgenaltung der Städte nach ihren wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Grundsätzen. Begründet von Th. Goecke und C. Sitte. Preis des Jahrgangs 20 M6. Die Hefte 7—⸗9 des X. Jahrgangs haben folgenden Inhalt: Heft 7, Wettbewerb üm einen Plan für die Bundes⸗ hauptstadt von Australien, von Wernekke⸗Zehlendorf; Ueber Straßen⸗ kreuzungen von Schachenmeyer⸗Offenburg, Schluß; Bebauungsplan für Landhaussiedlung Schulensee bei Kiel von Goecke⸗ Berlin; Bücher, Chronik. — Heft 8. Dorf Neu Berich von Meyer⸗Hannover; Bundes⸗ hauptstadt Australien, Schluß; Ideenskizje für das Königliches Opern⸗ haus von Kohtz⸗Friedenau; Beiträge zur Bezeichnung der Straßen von Ehlgötz Mannheim und Hoch⸗Göttingen; Bilder vom Rhein von Kappel⸗Barmen; Langula i. Th. von Schäfer⸗Hagen: Bücher Chronik.
Heft 9. Oeffentliche Parkanlagen in Boston und Philadelphia von Naumann ⸗Charlottenburg; Bezeichnung der Straßen, Schluß; Wornach die Beaydeten Censores sich zu verhalten, von Ehlgötz⸗ Mannheim; Bau der indischen Reichs hauptstadt von Bencke. München. Mitteilungen, Deutsches Opernhaus in Charlottenburg, Aufnahmen aus Königsberg i. Pr., Vergebung von Bauprämien für Neubauten des Stadtgebiets Baden-Baden, Chronik.
— Das am 1. Oktober erschienene 19. Heft des laufenden Jahrgangs der vom Verbande Deutscher Beamtenvereine heraus- gegebenen Deutschen Beamtenrundschau“ (Abonnementspreis der Halbmonateschrift jährlich 6 „n) hat folgenden Inhalt: J. Ab⸗ handlungen und Aufsätze allgemeinen Inhalts: Das neue Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz. Von Theodor Mever, Rechnungsrat im Ministerium des Innern. Das amtliche Verkündigungswesen in Preußen. Von Radke, Charlottenburg. Arbeitslosenversicherung. — II. Rechtsverhältnisse der Beamten. A. Erörterungen und Nach⸗ tichten über Fragen des Beamtentums. Ein Kolorialgerichtshof. Die Abänderung des Besoldungsgeser Schaffung großer einheit⸗ licher Beamtenklassen. Die Befreiung der Privateisenbahnbeamten von der Angestelltenversicherung. Das Landratsamt und die Verwaltungs— reform in Preußen. Die mittleren Beamten und der Registratur- dienst. Mängel des Beamtenrechts im Lichte des Versicherungsgesetzes für Angestellfe. Zum Warenhandel‘ der Beamten. Kosten kreiszärzt⸗ licher Atteste. Militärkantinen als Versorgungsstellen. Neuordnung der iuristischen Prüfungen in Elsaß Lothringen. Vakante Stellen. B. Entscheidungen: Entscheidungen des Reichsgerichts. Rechtsgrund« sätze und Entscheidungen der obersten bundesstaanlichen Gerichtshöfe. III. Vereinsnachrichten. A. Verband Deutscher Beamtenvereine und Verbandseinrichtungen: Nachrufe für Herrn Hermann Walter, Haupt⸗ kassenrendant a. D. Genehmigung einer Satzungsänderung. Auf⸗ nahme eines neuen Vereins. B. Mitteilungen von Verbande vereinen: Der Verband vermessungstechnischer Beamten. C. Aus anderen Ver⸗ bänden und Vereinen: Verband der unteren Zivilbeamten der Reichs⸗ heeresverwaltungen und der Marine. 1V. Vermischtes: Das Uni⸗ versitätestudium in Deutschland im Sommer 1913. V. Bücherschau. Unterhaltungsbellage.
Theater und Musik. Marionettentheater Münchener Künstler.
Paul Branns in Berlin schon wohlbekanntes Marionetten theater Münchener Künstler“ ist seit gestern im Kunstsalon von Keller u. Reiner in der Potsdamer Straße wieder zu sehen. Man gab gestern das älteste deutsche Faustspiel, jenes Puppenspiel von dem „laster⸗ vollen und erschröcklichen Ende des weltberühmten, jedermänniglich bekannten Ertzzauberers Doctoris Johannis Fausti', von dem Goethe die erste Anregung zu seiner gewaltigen Faustdichtung empfing. Der Abend begnspruchfe also mehr als gewöhnliches Interesse. Paul Brann hat das Werk geschickt für die Zwecke seiner kleinen Bühne bearbeitet. Man wird zunächst in Plutos Reich geführt, wo Mephostopheles den Auftrag erhält, den Pakt mit Faust abzuschließen. Dann geht es auf die Oberwelt in Fausts Studlerstube, wo man den alten Rekro— manten bei seinen Beschwörungen am Werke sieht, seinen Famulus Wagner und den in seinen Dienst genommenen Hans Wurst kennen leint, welcher letztere mit Hilfe des Zauberbuchs auf eigene Hand in belustigender Weise Geister beschwört. Es folgt der Pakt mit Mephostopheles, die Luftreise auf feurigem Drachen nach Parma, wo Faust am Hofe des Herzogs mit seinen Künsten aufwartet, und schließlich Fausts Verdammnis und Höllenfahrt. Die einzelnen Rollen wurden von ungenannten Künstlern hinter der Szene vortrefflich gesprochen, und trotz aller Naivetät des Ausdrucks und der Vorgänge leuchtete etwas von dem auf, wa der Goetheschen Faustdichtung Ewig⸗ keitswert verleiht. Ganz vortrefflich machte sich der Zauberspuk auf der kleinen Bühne. Die charakteristischen Figuren waren Werke des Professors Jakob Bratl, die stimmungsvollen Dekorattonen waren von Paul Neu entworfen und machten bei einer Beleuchtungskunst, die auf großen Bühnen nicht vollkommener sein könnte, viel Eindruck. Wer dem Marionettentheater einen Abend widmet, wird den Besuch keinesfalls zu bedauern haben.
Im Königlichen Opernhause geht morgen, Sonntag, Nach⸗ mittags 2) Uhr, zu ermäßigten Preisen „Hänsel und Gretel“ und das Ballett „Die Puppenfeer' in Szene. Die Besetzung der Hauptrollen ist. die bekannte. Dirigent der Oper ist der Kapellmesster Laugs, Dirigent des Balletts der Kapellmeister Dr. Besl. — Abends 71 Uhr wird „Mignon“ mit Frau Salvatini in der Titelrolle gegeben. Im übrigen lautet die Besetzung: Philine: Fräulein Älfer⸗ mann, Wilhelm Meister: Herr Jadlowker, Lotharto: Herr Schwegler, Labrtes: Herr Habich, Friedrich: Herr Böttcher, Jarno: Derr Krasa. Im Aufzug der Zigeuner sind Fräulein Peter und das Solopersonal des Königlichen Balletts beschäfligt. Der Kapellmeister Dr. Besl dirigiert. Am Montag wird „Trissan und Isolden unter der musikalischen Leitung des Generalmusikdirektors Blech wiederholt. Die rasche Aufeinanderfolge der zweiten, bereits angekündigten Voistellung auf die erste bedingt eine anderweitige Besetzung des Tristan, für den an Stelle des Herrn Kraus Herr Maclennan vom Stadttheater in Hamburg gewonnen ist. Die Besetzung der übrigen Hauptrollen ist die gleiche wie am Abend der Neueinstudiecung. (Anfang 7 Uhr.)
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen abend Alexander Zinns Komödienspiel „Die drei Brüder von Damaskug“ in der Besetzung der Erstaufführung wiederholt. Die Spielleitung hat der Oberregisseur Patry. — Am Nachmittag 2] Uhr wird Wilhelm Tell“ als Schülervorstellung zu ermäßigten Preisen mit Herrn
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Sommerstoiff in der Titelrolle gegeben. In den Vauptrollen wirken mit:
die Damen Butze (Hedwig), von Mayburg (Gertrud), Ressel (Bertha
von Bruneck) sowie die Perren Kraußneck (Stauffacher), Eggellng (Attinghausen), Boettcher (Rudenz), Mannstädt (Walter Fürst). Zimmerer (Geßler) und Geisendörfer (Melchthal). — Am Montag wird „Schwanenweiß“ gegeben. Die Spielleitung hat Herr Dr. Bruck.
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