1913 / 59 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Mar 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Sinne der Erziehung zur Kultur. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Wie die richtige Einschätzung der Imponderabilien seiner eigenen Nation eine der vornehmsten Aufgaben eines jeden führenden Staatsmannes ist, so muß auch der Kolonisator unablässig bemüht sein, das Denken und Fühlen der Eingeborenen zu untersuchen, zu ergründen und seine Arbeltsmethode danach einzurichten. Und, meine Herren, seine Arbeiten sind viele und mannigfache. Die Eingeborenen sind unwissend, sie müssen unterrichtet werden. Sie sind faul, sie müssen arbeiten lernen. Sie sind schmutzig, sie müͤssen gewaschen werden. (Heiterkeit; Sie sind krank, mit allerlei Gebresten, sie müssen geheilt werden. Sie sind wild, grausam und abergläubisch, sie müssen besänftigt und erleuchtet werden. (Zurufe von den Sozialdemokraten: Trotha h Alles in allem, meine Herren, sie sind große Kinder, die der Erziehung und der Leitung bedürfen. (Sehr richtig h

Diese Grundsätze haben mit dem von den Sozialdemokraten so verpönten Herrenstandpunkt nichts zu tun. Sie können auch nicht charakterisiert werden als eine weichliche Verhätschelungspolitik der Eingeborenen. Diese Grundsãtze sind eminent praktisch, nur mit diesen Grundsätzen kann man das Kardinalproblem einer jeden Kolonialpolitik lsen, nämlich die Nutzbarmachung der Eingeborenen⸗ arbeit und der in den niederen Völkern als rudis indigestaqueè moles aufgestapelten Energie für die Zwecke und das weite Be— tätigungsfeld unserer höheren Intelligenz.

Meine Herren, jetzt komme ich zu einem schwierigen Satze, und ich bitte Sie, mich nicht mißzuverstehen: Ich glaube, daß ich in dem Rahmen dieser Ausführungen auch nicht gut mißverstanden werden kann: Wie man die Eingeborenen zu dieser Kulturarbeit heranzieht, ob man sie zur Arbeit überreden will ich gebrauche nicht das Wort Zwang, um nicht Miß— verständnisse zu erregen oder welche Mittel man ge⸗ brauchen will, das hängt von dem Charakter der ver⸗ schiedenen Völker ab, von ihrer Moral und dem Grade ihrer Bildung. Dieses Problem muß in jedem Schutzgebiet anders gelöst werden. Das kann aber nicht mit allgemeinen Grund⸗ sätzen von hier aus gemacht werden. Das muß jeder Gouverneur in seinem Schutzgebiet studieren und danach handeln. Aber für die Pflanzer sowohl wie für dle Kaufleute gibt es in den Kolonien nur eine Politik: das ist die Politik der Erhaltung der Eingeborenen, der Nutzbarmachung ihrer Arbeit für die Pflanzer (sehr richtigh, der Steigerung ihrer Lebensbedürfnisse und damit Hand in Hand der Förderung ihrer Kaufkraft zum Nutzen unseres Handels. (Erneuete Zustimmung.)

Die Arbeitsteilung, meine Herren, zwischen den Weißen und den Eingeborenen muß die sein, daß der Eingeborene seiner Hände Arbeit in den Dienst der weißen Intelligenz stellt!

Die Politik des Schmarotzens an den niederen Rassen und der Ausrottung und Zerstörung ist antiquiert und unsitilich, aber auch unklug; denn man tötet die Henne nicht, die Eier legen soll. Behandelt den Eingeborenen gerecht! Darin liegt, wenn es darauf ankommt, Härte eventuell und Strenge. Gebt ihm seinen Wünschen entsprechende Lebensbedingungen und fördert ihn allmählich aber allmählich! Denn 50 und 100 Jahre spielen keine Rolle in der Entwicklung der Völker. Dann aber wird auch die wirtschaft⸗ liche Entwicklung der Kolonten rüstig vorwärtsschreiten, und zwar durch die Eingeborenen und mit den Eingeborenen und nicht trotz der Eingeborenen und gegen die Eingeborenen! (Bravo

Meine Herren, aus diesen Sätzen werden Sie auch deduzieren, wie ich mich zu den praktischen Tagesfragen in der Kolonialverwaltung stellen muß, wie ich mich stellen muß zu der Frage der Plantagen⸗ kulturen und wie ich mich stellen muß zu der Frage der Ein⸗ geborenenkulturen für die Farbigen selbst. Ich bin durchaus ein Freund und Anhänger der Eingeborenenkulturen. Aber, meine Herren, ich kann nicht so weit gehen, daß ich deswegen die Plantagenkulturen, wie mir in der Budgetkommission geraten worden ist, einfach eingehen lasse. Ich will nicht dieses Buch, die sozlaldemokratischen Monats⸗ heste, zitieren, meine Herren! Ich möchte den Verfasser des sehr verständigen Artikels über die Stellung der Sozialdemokraten zur Kolonialpolitik, den Herrn Abg. Dr. Quessel, nicht in Ungelegen⸗ heiten mit seinen eigenen Parteigenossen bringen. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Aber, meine Herren, es steht in diesem Buche genau so darln, wie ich es aufgefaßt und in der Budgetkommission vorgetragen habe. Ich lege es zu den Akten; es ist das Novemberheft.

Was nun die Idee des Herrn Abg. Henke anbetrifft, die Schwarzen direkt als Brüder zu bezeichnen Sie werden anerkennen, daß ich in der Humanität so weit gehe, wie ein praktischer Kolonisator überhaupt gehen kann —, so ist das lediglich Theorie, genau so vom; grünen Tische gesprochen, wie Sie der Regierung vorzuwerfen pflegen. Sie kommen hier in Deutschland doch gar nicht in die Lage, zu er⸗ fahren, wie es ist, wenn man mit Farbigen und Schwarzen zusammen arbeitet! Das könnte nur der Fall sein, wenn die Regierung sich einmal entschließen würde, Chinesen oder Schwarze einzuführen, damit Sie mit ihnen arbeiten könnten. Würden Sie das tun? Ich glaube, Sie würden sich bedanken. (Lebhafte Zustimmung rechts, in der Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ich bitte, was Ihre Parteigänger auf der anderen Hälfte der Welt machen, gehen Sie nach Australien, nach Südafrtka und sehen Sie sich die dortigen Verhältnisse an. In Australien hat man ohne viel Federlesens Tausende von schwarzen Arbeitern nach Papua expatriiert, Leute, die schon seit Generationen jm Lande waren (hört, hört! rechts und in der Mitte),

nein, Mitte und links. sehen Sie sich doch an,

die sich an ihre neue Heimat gewöhnt und ihr altes Vaterland ver⸗

sind mit ihren Frauen nach Papua expatriiert. Das Kein Farbiger wird

das ist die praktische Lösung der (Lebhafte Zurufe von den Das (Erneute Zurufe von den meine Herren, die Labour wie ein Ei dem andern. (Große

loren hatten, haben die Labour Unions zu Werke

mehr nach Australien hineingelassen; Frage, auf die auch Sie kommen würden. Sozialdemokraten: Das sind Liberale! Große Unruhe.) sind keine Liberalen in unserem Sinne. Sozialdemokraten: Natürlich ) Nein, Nnlons sind Ihnen so ähnlich, Helterkeit. Widerspruch bei den Sozialdemokraten.)

Ein weiteres Beispiel. Gehen Sie nach Südafrika. Sie bitte einen von den dortigen weißen Ar mit einem Zulu zusammen zu arbelten.

gebracht.

in den Dienst derer, die die Schwarzen lediglich als für ihre Zwecke, als ein corpus vile für Erwerbsabsichten, geschaffen auffassen.

näher eingehen. Es ist zuerst von der Schutztruppe gesprochen worden. Der Herr Abg. Erzberger war in dieser Session recht un⸗ gnädig und recht unfreundlich. (Heiterkeit) Er hat die Schutztruppe sehr, sehr schlecht behandelt; heute im Plenum allerdings etwas besser

als in der Budgetkommission. seine Anklagen sehr temperamentvoll und ich mußte sie wiederholt

stark zurückweisen. Heute hat es der Herr Abg. Dr. Semler getan und vor allem auch mein direkter Vorredner, der Herr Abg. von Liebert. Ich bin beiden Herren dankbar dafür. Ich kann nur betonen und halte es für meine Pflicht zu tun: die Schutztruppe in Ost, in Kamerun und Südwest hat Pflicht in vollem Maße getan.

Schutztruppe hat nicht nur in Kriegszeiten ihre Pflicht getan, auch in Friedenszeiten. Reise in Südwestafrika unterrichten können gekommen bin, außerhalb des Schutztruppe

Wege gebaut. sie hat auch Kulturarbelten geleistet, die den Arbeiten der dazu be⸗

rufenen Zivilbeamten durchaus ebenbürtig zur Seite stehen! (Leb⸗

hafter Beifall.) Dasselbe gilt Kamerun kann ich allerdings nicht aus eigener Anschauung sprechen.

Ich glaube auch,

sogar, daß der Herr Abg. Erzberger mir einen Freundschaftsdienst hat

Fragen beitern, ob er gewillt ist, (Sehr richtig! Er wird

Ihnen mit einem deutlichen argumentum ad personam schon heim⸗ Sie nicht Unmöglich⸗

Ich betone nech einmal: die Kolonialberwaltung stellt sich nich

Nun möchte ich auf einzelne Punkte der verschiedenen Reden

In der Budgetkommission waren

in schweren Kriegszeiten ihre (Lebhafter Beifall Aber die sondern Davon habe ich mich auf meiner letzten Ueberall, wo ich hin⸗ gewöhnlichen Pfades, hat die vorgearbeitet, hat sie Wohnstätten angelegt, und Sie ist nicht nur als Soldat und Krieger aufgetreten,

von Ostafrika und Kamerun! Von

daß der Herr Abg. Erzberger das anerkennt. Wie ich den inneren Zusammenhang seiner Ausführungen verstanden habe, hat er nicht gegen die Schutztruppe, nicht gegen die einzelnen Offiziere und Soldaten vorgehen wollen, sondern er hat sich gegen ein gewisses System gewendet, das er als vorhanden voraussetzt. Ich glaube

erwelsen wollen (sehr richtig! im Zentrum; große Heiterkeit), indem er mich vor einem gewissen Dualismus zwischen Militär und Zivil, von dem in der Heimat so viel die Rede ist, als auch in den Kolouien herrschend, warnen wollte. Ja, meine Herren, für die Kolonien ist diese Frage aber außerordentlich klar geregelt. (Abg. Erzberger: Auf dem Papier) Nicht nur auf dem Papier; was ausdrücklich im Gesetz steht, daß nämlich die oberste Militärgewalt in der Hand des Gouverneurs liegt, ist auch in der Tat so. Es ist deutlich ausgesprochen, daß die oberste Zivil! und oberste militärische Gewalt in einer Hand liegt, daß also der von dem Herrn Abg. Erzberger gefürchtete Dualismus, gegen den er mich hat unterstützen wollen, in den Kolonien nicht existiert! (Zuruf aus dem Zentrum: Ahnungsloser Staats— sekretär) Bitte sehr, ich bin nicht so ahnungslos. Ich weiß, worauf Sie anspielen. Das sind aber nach meinem Dafürhalten Kleinigkeiten, wie sich eben die Dinge im Raum stoßen. Das Prinzip ist aber gewahrt, und das gibt dem Staatssekretär die Handhabe, in unbequemen Fällen von diesem leitenden Gesichtspunkte einzu⸗

greifen. Und das wird der Staatssekretär auch tun. (Bravo! im

Zentrum.) Nun muß ich eine Sache berühren, von der es mir sehr leid

tut, daß sie hier ohne Beweise vorgebracht ist. Ez ist im Rahmen der Schutztruppendebatte von dem Herrn Abg. Erzberger gesagt worden: Der Kommandeur der Schutztruppe habe seine Unteroffiziere vor sich versammelt und habe mit seinen Unteroffizieren gewisse Meinungsberschiedenheiten, die er mit seinem Vorgesetzten, dem Gouverneur, hätte, vor diesen Unteroffizieren be⸗ sprochen, um möglicherwelse ihre Sympathie für sich in Anspruch zu nehmen. Diese Sache ist militärisch so ungeheuerlich (sehr richtig! rechts), daß ich sie ohne weiteres abweise. Ich halte es einfach für ausgeschlossen, daß ein Kommandeur so etwas tut. Da muß mir schon der Beweis erbracht werden. Solange das nicht der Fall ist, halte ich das für eine Ungeheuerlichkeit und Unmöglichkeit. (Sehr richtig! rechts) Es ist weiter gesagt worden, daß der Kommandeur in der Lage ist, ohne Kenntnis des Gouverneurs Berichte zu erstatten. Das stimmt nicht. Die sämtlichen Berichte, die das Kommando er— stattet, gehen durch den Gouverneur an die Instanz des Staats sekretärs; umgekehrt gehen wiederum alle Sachen, die an das Kommando draußen gehen, durch die Hand des Gouverneurs. Selbstverständlich bestimmte, lediglich militärische Zwecke angehende Schriftstücke werden von Kommando zu Kommando gemacht; aber der Gouverneur ist in der Lage, auch hierin Einblick zu nehmen; denn er ist der Vorgesetzte des Kommandeurs und kann ihn anweisen, ihm diese Sachen zu geben. Nun kommt es in den Tropen bei einer Hitze von 30 bis 40 Grad C.

unabhängig davon, ob sie Khaki oder Zivil anhaben. Der Herr Abg. Henke hat in seiner Rede sehr richtig auseinandergesetzt, unter welchen Schwierigkeiten die Weißen draußen zu leiden haben. Sie sehen tagtäglich immer wieder dieselben Menschen, sie haben kein Theater, keine Konzerte, sie können nicht wie bei uns in belebten Straßen spazteren gehen und Neues sehen; sie bekommen nicht alle Tage neue Zeitungen, sie leben nicht in der Beletage der Zivilisalion wie wir, sie leben im Kellergeschoß des Daseins; sie haben nicht das, was die Kultur uns stündlich freiwillig bietet, ohne daß wir es merken. Wenn diese Leute anfangen, mit einander zu hadern, mehr, als wir es hier verstehen können (große Heiterkeit). Ja, meine Herren, es ist mir sehr ernst um diese Frage, ich habe es an mir selbst gemerkt in den 12 Jahren meines Leben in den Tropen, und habe gefunden, daß die Tropen und das Leben draußen anders auf uns wirken, als unser Klima und unsere Umgebung. Die Leute draußen neigen mehr dazu, leicht übelzunehmen und auf Klatsch zu hören. Es ist eben zu wenig Abwechselung da. (Große Heiterkeit Meine Herren, ich muß in diesem Lokalkolorit sprechen, weil man diese Vorgänge von hier aus wirklich nicht beurteilen kann.

Nun ist über die Inspektions und gegen die Inspektions⸗ reisen gesprochen worden. Inspektionsreisen müssen stattfinden.

und die Schlagfertigkelt der Truppe; Daressalam gelegenen Kompagnien besichtigen.

hoch, aus militärischen Disziplingründen nicht verzichten, sie

eingeschränkt und möglichst billig werden.

selbstverständlich vor, daß die Gemüter gelegentlich aufelnanderplatzen,.

Der Gouverneur der Schutztruppen ist verantwortlich für die Distiplin er muß die abseits von Ich gebe zu, daß das nicht zu oft zu geschehen braucht, und es wird auch weniger statt⸗ finden, sobald das Bahnnetz welter fortgeschrltten sein wird. Die Kosten sind, wie ich in der Kommission schon gesagt habe, nicht so

wie Sie meinen. Auf die Inspektionsreisen an sich können wir sollen aber

längst überwunden sind. Seit dem Aufstande haben in Ostafrlka zwei

oder drei Expeditionen stattgefunden. Bald nach dem Aufstand kam

der Gouverneur von Rechenberg, der ein Gegner der Expeditionen

war, und soviel ich weiß, find unter seinem Regime höchstens zwei oder drei Expeditionen gemacht worden. Seitdem der Gouverneur

Schnee da ist, hat noch keine Expedition stattgefunden. Man ist von

dem System der Expeditionen abgekommen, wir haben eben gelernt. Die meisten Kolonien haben mit einer gewissen

Konquistadorenpolitik angefangen. Wir sind längst darüber hinaus.

Sie können sich darauf verlassen, daß Expeditionen mit leichtfertigem Schießen und Kriegführen nicht vorkommen werden. (Bravo!)

Es ist dann auch über die Haussklaverei gesprochen worden, und ich bin gefragt worden, was ich auf die Resolution vom vorigen Jahre getan hätte. Die Resolution ist dem Gouverneur mitgeteilt worden, der Gouvernenr hat sämtliche Bezirksämter und Stationen zum Bericht aufgefordert, wieviel Sklaven in ihrem Distrikt sind, wieplel die Entschädigung ausmachen würde, und ob Härten mit der Aufhebung der Sklaverei verbunden sein würden usw., alles Dinge, die notwendig sind, um diese sehr schwierige Frage ju beurteilen. Sobald dle einzelnen Amtsbezirke berichtet haben werden, wird auch dem hohen Hause der Bericht des Gouverneurs vorgelegt werden. Im allgemelnen stehen wir genau auf demselben Standpunkt wie die Freunde der Resolution, wir wollen die Sklaverei auch nicht haben und werden alles tun, um sie mit Stumpf und Stiel aus zurotten. (Lebhafter Beifall) Ich betone aber nochmals, meine Herren: das Wort Sklaverei hat in Ostafrika nicht den unangenehmen Neben⸗ begriff, den wir damit verbinden, es ist eine sehr milde Form von Hörigkeit, aber trotzdem entspricht sie nicht unserem Gefühl, und die Sklaperel soll, wie gesagt, allmählich abgeschafft werden.

Was den Islam anbetrifft, so ist die Regierung und der Gou⸗ verneur nach den Staatsverträgen nicht in der Lage, gegen den Islam vorzugehen. Das einzige, was wir tun können, ist, zu versuchen, ob der islamitischen Propaganda etwas entgegengearbeitet werden kann. Das ist aber außerordentlich schwer. Ich habe über die Frage des Islam auf meiner jetzigen Reise in Ostafrika mit den einzelnen Missionaren, die dieser Frage das lebhafteste Interesse entgegen⸗ bringen, gesprochen und zu meinem Bedauern festgestellt, daß die Missionare zwar melst sehr ungehalten gegen den Islam und seine Propagandisten sind, daß sie aber nicht genügend darüber unterrichtet sind, wie der Islam im einzelnen Propaganda macht. Ich habe das den Missionaren auch gesagt, und sie haben ohne weiteres zugegeben, sie wären nicht genügend unterrichtet, es wäre daz eine Frage, die der einzelne Missionar draußen nicht he⸗ handeln könne, das müsse von der Heimat aus gemacht haben, das

müsse von der Propaganda in Rom oder für die protestantischen

Missionen von denjenigen Instanzen aus gemacht werden, von

denen diese ressortieren. Wir wissen von jeder christlichen Mission, die

draußen ist, ihr Mutterhaus oder den Sitz ihrer Gesellschaft, das

weiß man aber von den islamitischen Propagandisten nicht. Außer⸗

dem ist ich weiß nicht, ob ich da irre; ich habe aber immer den

Eindruck gehabt, daß es so ist der Islam in Ostafrika neben der

Religions- auch eine Modesache. Es gilt für feiner, ein Islamit zu

sein dagegen vorzugehen ist außerordentlich schwer —, die

Propaganda fängt mit Kleinigkelten an. So z. B., daß nach

islamitischem Ritus das Vieh geschlachtet wird. Es kauft einer auf

dem Markt ein Stück Fleisch, und der Verkäufer sagt: du willst

dieses Stück haben? das ist nicht richtig geschlachtet, nimm dieses andere, das ist nach islamitischem Ritus geschlachtet.

Meine Heiren, ich führe das an, um Ihnen zu zeigen, daß die islamitische Propaganda nicht auf dem bei uns üblichen Wege durch Missionare gemacht, sondern im Laden, beim Spaziergehen, auf dem Marktplatz wird islamitische Propaganda gemacht. Das ist gerade das Schwierige. Wenn man eine bestimmte Organisation vor sich hat, dann kann man dagegen kämpfen; aber diese stille, schleichende Art und Weise der Verbreitung ist schwer zu fassen.

Es stimmt aber nicht, daß die Regierungsschulen für die Ein—⸗ geborenen den Jelam verbreiten. Das ist nicht der Fall. Da müssen Sie schon, um das zu beweisen, Beispiele beibringen. Auch daß die schlechtesten Jungens aus den Regierungsschulen kommen, habe ich in Ostafrika nicht gehört. Ich habe von Pflanzern und Kaufleuten gehört, daß gerade die Jungens, die von den Regierungsschulen kommen, wohl zu gebrauchen sind in den einzelnen Berufen der Weißen, in denen sie allmählich Verwendung finden sollen. Ich glaube auch, das ist etwas zu sehr pro domo der Missionsschulen gesprochen; wir wollen da doch gerecht sein. (Sehr richtigh

Es ist wegen der Zollfreiheit von Kultusgegenständen angefragt worden. Soweit ich unterrichtet bin und mich in der Eile habe unterrichten lassen können, haben wir bereits in der Zollverordnung einen Passus, der die sämtlichen Kultusgegen⸗ stände für die Ausübung des Gottesdienstes fret einläßt. Sollte in irgend einem Schutzgebiete das noch nicht der Fall sein, so sage ich gern zu, daß es auch da geschehen soll. Von Samoa weiß ich ganz bestimmt, daß dort alle Kultusgegenstände frei eingeführt werden können.

Der Gesetzentwurf, den das hohe Haus im vorigen Jahre von der Regierung gefordert hat, wegen Grunderwer bs der juristischen Personen, Missionen und Gesellschaften, hat die Ressorts passiert und wird wohl in den nächsten Tagen dem Bundesrate vor⸗ llegen. Was den Alkohol anbetrkfft, so steht die Kolonial verwaltung nach wie vor auf dem Standpunkte der Alkoholdenkschrist. Wie weit auch in der Tarifierung der Eisenbahn darauf Rücksicht genommen werden kann und soll, möchte ich mir vorbehalten. Ich werde die Frage prüfen. Jedenfalls sind wir dafür, daß der Alkoholgenuß möglichst eingeschränkt wird. (debhaftes Bravo! Wir sind in Kamerun und Togo Hand in Hand mit den Engländern in muster⸗ hafter Weise vorgegangen. Leider ist ein weiteres Fortschreiten wegen der immer noch ablehnenden Haltung Frankreichs in dieser Frage schwierig.

In der Jagdschutzverordnung stehe ich durchaus auf dem Standpunkte der Wildschutzfreunde. Eine meiner ersten Amts⸗ handlungen als Staatssekretär war die Reformierung der Wildschutz= verordnung in Ostafrika nach dieser Richtung hin. Daß wir noch nicht alles so haben einrichten können, wie es die Jagdschutzfreunde haben wollen, das llegt an den Verhältnissen im Schutz gebiet. Wir knnen nicht ohne weiteres Schongesetze einführen, weil wir die Tragezelt, die Brutzeit des afrikanischen Wildes noch nicht kennen.

leuchten. Grohe Heiterkeit. Also verlangen keiten von uns.

Abg. Erzberger gegen Verhaͤllnlsse gewandt, die m

Was nun die Expeditionen anbetrifft, so hat sich der Herr eines Wissens

Wir studieren aber daran und werden allmählich dahin kommen, daß

die Samoaner hoch über den Leuten aus Neu Guinea stehen.

wir Jagdschutzgesetze haben, wie die Engländer sie in Uganda Verhältnisse übrigens anders liegen, sie in 2 geführt haben.

. Was den Paradiesvogelschutz anbetrifft, so habe ich auf Anregung der Budgetkommission den Ausfuhrzoll auf 20 ½ erhöht. Ob das genügend ist, wage ich zu bezweifeln; denn die Mode bezahlt für diesen schönen Vogel unsinnige Preise, sodaß 20 S wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Ich habe bereits den Gouverneur gebeten, zu untersuchen, ob noch andere Maß—⸗ nahmen notwendig sind. Die Arten müssen jedenfalls geschont werden. Jedenfalls muß ich feststellen, es werden Maßnahmen ge⸗ troffen werden, um zu verhüten, daß auch nur eine Art dieses schönen . ausgerottet werden kann. (Bravo!)

n diesem Zusammenhang möchte ich die eifrige Propaganda— tatigkeit des Herrn Professors Schillings . . . . wird, alles das zu tun, um die Sache der Wildschutzfreunde zum Ziele zu führen.

Was die Arbeiterfrage anbetctfft, so ist das arme Samoa schon heute in die Reihe der bankerotten Kolonien gestellt worden. Meine Herren, so schlimm ist es noch nicht. Die Arbeiterfrage bereitet große Schwierigkeiten in Samoa; aber dank der Verhand⸗ lungen, die wir mit China gepflogen haben, sind wir jetzt bald so weit, daß ein neuer Transport gesichert ist.

Es ist nun behauptet worden ich glaube, auch von dem Herrn Abg. Henke —, daß die Einfuhr von Arbeitern aus Neu Guinea nach Samoa die Konsequenzen gehabt hat, daß ein außer⸗ ordentlich großer Prozentsatz von Todesfällen festzustellen ist. Das ist nicht so schlimm. Der Prozentsatz von Todesfällen in Neu Guinea selbst in folgender: im Jahre 1910 sind von 6428 ange— worbenen eingeborenen Arbeitern O, 6 o gestorben; das sind 42 im Jahre 1911 von 7542 also O5 ½ das sind 43. Etwas hoher ist die Sterberate in Samoa, aber auch nicht annähernd so hoch, wie Derr Henke annimmt. Es geschieht alles, um diesen Leuten gute Arbeitsverhältnisse zu geben. Im übrigen gehen die Leute von Neu Guinea außerordentlich gern nach Samoa. Ich habe oft gesehen, wie die Arbeiter von Samoa auf der Rückreise nach Guinea an ihren vollen Boxes, wie es da heißt, sich erfreuten, und ich weiß von Neu Guinea, daß sie dort mit offenen Armen von ihren Angehörigen emp— fangen werden, weill sie diese schönen Boxes besitzen. Das Klima ist in Samoa sehr schön und das Leben dort gefällt ihnen, ebenso wie der Verkehr mit den Samoanern. Denn Sie müssen bedenken, daß Gesellschaft, die bis jetzt das alleinige Recht hat, diese Leute .

werben, tut alles, um das Los dieser Leute erträglich zu machen; denn

sie brauchen sie ja. Die Samoaner, so nette Leute sie sind, arbeiten für die Weißen recht ungern, eine neue Bestätigung dafür, daß es doch auch von Natur aus faule Menschen gibt. (Heiterkeit.)

Was die Eisenbahnpolitik betrifft, so möchte ich sagen daß die Kolonialverwaltung nicht auf dem Standpunkt steht, daß wir mit dem jetzigen Bahnnetz zufrieden sind, und daß wir welterbauen werden, selbstverständlich in dem Rahmen des Einver⸗ ständnisses dieses hohen Hauses. Darin gebe ich dem Herrn Abg. Erz⸗ berger Recht, daß die Vorbereitungsarbeiten nicht nur auf dem Papier stehen dürfen, sondern es handelt sich in der Hauptsache um die richtige Tracierung, auf Grund derselben dann der Kostenanschlag gemacht wird. Wir sind in der Lage, Ihnen nächstens Kostenanschläge vorzulegen, und ich glaube, Sie werden damit zufrieden sein.

Ich habe schon in der Budgetkommission gesagt, daß der jetzige derr Gouverneur im Einverständnis mit mir die Ovambofrage friedlich lösen will. Es soll keine kriegerische Expedition nach dem Ovambolande stattfinden, sondern die Sache soll friedlich gelöst werden. Wir hoffen, eine kleine Bahn zu bauen, die die Arbeiter 34 dort . nach dort befördern soll. Jedenfalls soll alles ver⸗ mieden werden, was aus der Ovambofrage ei izi . frage eine komplizierte Frage

Was die Konzessionsgesellschaft in Neu Kamerun und die Handels freiheit betrifft, so kann ich nur noch einmal feststellen, was ich be⸗ reits in der Kommission getan habe. Es wird Sorge dafür getragen werden, daß in den neuen Gebieten, auch in dem Konzessionsgebiete die Handelsfreiheit auch für die deutschen Kaufleute durchgeführ wird. Einzelne Fälle habe ich bereits in der Kommission angeführt will sie aber hier nicht wiederholen. Freilich wird es hin und wieder bei entgegenstehenden Bestimmungen schwer sein, aber grundsätzlich ist die Handelsfreiheit durchgeführt.

Meine Herren, das sind für heute die Fragen, die ich beantworten möchte. Ich möchte mir vorbehalten, auf die Ausführungen des Herrn von Liebert später näher einzugehen. So dankbar ich ihm für selne Ausführungen über die Schutztruppe bin, so tut es mir zu meinem größten Bedauern leid, daß ich ihm in der Frage der Be⸗ siedlungspolitik nicht folgen kann. Ich werde mir erlauben, darauf zurückzukommen.

Ich möchte mit der Bitte schließen, meine Herren, unterstützen Sie die Kolonialverwaltung nicht nur durch Geldmittel, sondern auch moralisch, indem Sie uns mehr Vertrauen schenken. Ich habe, seit⸗ dem ich mein Amt angetreten habe, in die Gouverneure sofort das größte Vertrauen gesetzt, und ich habe aus Ihrer Berichterstattung gesehen, wie sich die Arbeitsfreudigkeit in den Kolonien gehoben hat. Geben Sie mir und meinen Herren Mitarbeitern in der Wilhelm⸗ straße dasselbe Vertrauen, daß ich dann in die Kolonien weiter geben werde. (Lebhaftes Bravo!)

128. Sitzung vom 7. März 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau“ .)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der it ern emng des Entwurfs eines r ee e, die n. fn ellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs⸗ sahr 1913, und zwar „Etat für das Reichskolonialamk“.

Abg. Noske (Soz.) in seiner Rede, deren Anfan fi, Nummer d. Bl. mitgeteilt woden ist, ,, air hoff fungen auf eine rasche Entwicklung unserer Schutzgebiete sind . schanden geworden. Ber Wahlsieg der bürgerlichen Parteien 1 ihre 1967 beruht auf dem niedrigsten, verlogensten Kolonial⸗ . der je stattgefunden hat. Trotz der wirtschaftlichen Ent⸗ ö. ung des Schutzgebietes hat der Reichszuschuß eine Steigerung . ahren, Alle Redner wollen größere Mittel für den Bahnbau pie g stelt wissen. Da mahnt doch die Finanzlage des Reiches und * 66 ebietetz zur J. Bisher hat das hielh die Garantie . ie Kolonialanleihen übernommen. Aber die Zeit ist nicht mehr n wo diese ah den Markt kommen werden. Der Steuerertrag

en Schutzgebieten ist nur auf Kosten der Eingeborenen

estiegen, indem man ihnen gegenü ĩ ind n genüber die Steuerschraube anzog. . väterliche Fürsorge der Regierung . da . . 6 r oft Haus und Hof verlassen mußten. Zu den . . ommen aber noch andere hinzu, die nicht in diesem Etat 9 25 Ich erinnere nur an den Aufwand für Post und Telegraphie. = ö für militärische Zwecke müßten ganz bedeutend herab⸗ e . werden. Das fe sich ermöglichen, wenn man sich zu einer ; uffassung des Verhältnisses zu den Eingeborenen entschließen könnte ö 3 ie nicht länger als Feinde anseben wollte. Fest steht doch, aß, enschenoyfer unerhört“ die Folge der Schutztruppenexpeditionen , 96 hat doch, der Ahg. von Liebert selbst zugegeben, daß . 2 erse ben der lüdliche Teil von Südwest fast völlig ent—⸗ . ert ist. Professor Schillings hat dargetan, daß die Zunahme der h,, hauptsächlich der Dezimlerung der CEingeborenen⸗ 5 erung zuzuschreiben ist. Die Zuruͤckziehung der beiden K die versprochen war, wenn der ahnbau bis Taböra und einem anderen Punkt im Innern ge— e, sein würde, ist nicht erfolgt; als wir dies in der Kommission . ten, hat dasselbe Zentrum, das so eifrig für die Verminderung 3 Schutztruppe eintrat, uns niederstimmen helfen! Auch 1912 9 ö solcher Expeditionen stattgefunden, die Hunderten von . orenen das Leben kosteten, während die Schutztruppe keine , erfuhr. In den wenigen Jahren deutscher Kolonialpolitik 1 Gefechte stattgefunden, was die Vernichtung von Tausenden 9. . von Eingeborenen bedeutet. Die Behandlung . ingeborenen muß eine bessere, muß eine menschenfreundliche ö . sonst bleibt die Kriegsgefahr in . man hat 9 ingeborenen als Menschen, nicht als Arbeitspieh zu behandeln. ö. für 1913 werden 143 Millionen für militärische Zwecke für üdwest gefordert, darunter allein 4 Millienen Mark an Pensionen. . ist in Südwest die Schutztruppe die Nährguelle für die weißen nsiedler, Lie sie zu erhalten dienen muß; sonst hätte man die k Organisation zum Schutze des Landes durch die weißen lnsiedler selbst längst durchgeführt. Im Schutzgebiet sind nach Zeug— nissen aus der Kolonie selbst 6000 wehrhafte weiße Männer vor- handen, denen höchstens die Bastarde, aber auch diese nur in viel ge— 1ingerer Zahl, gegenüberstehen; dennoch, will die Verwaltung nicht zur Verminderung der Militärlast von 10 Millionen . Der Abg. von Liebert hat trotz der Darlegungen . Gouverneurs Br. Schnee sich, gestein nochmals für die iedlung in Deutsch Ostafrika eifrlg aussprechen zu sollen geglaubt und sich daber auf das Buch, des früheren Staats⸗ sekretärß von Lindeqguist berufen. Wir können auf diese Berufun und auf diese Empfehlung nichts geben; von Lindequist hat ja au . Südwest mit seiner Besiedelungstheorle Fiasko gemacht. Dr. Solf . seinen ptinnie mne, für die Kolonialpolitik wirklich sehr nötig. Auch der Abg, Waldstein hat sich als Kolonialoptimist vorgestellt; er hofft auf die Einfuhr großer Hei n w e, aus Südwest. Nennens⸗ werte Mengen werden von dort nicht, herkommen, namentlich da die Reichstagsmehrheit die Zollfreiheit für dieses Fleisch nicht zugesteht. Der Abg. Semler fragt uns, was die deutschen Textil⸗ arbeiter zu unserer Stellung bezüglich der Baumwollkultur sagen werden. Diese Frage ist völlig unverständlich, denn wir haben stets für alle Forderungen des Kolonialetats in dieser Richtung hfstimint, und ein Mehr konnte auch der Abg. Semler nicht tun. 6. die Aussicht des Kaffeebaues in den Kolonien ist sehr gering. In Sgmoa nennt, man den Staatssekcetär Linen schönen Viel⸗ bersprecher man, könnte nach seiner gestrigen Rede sagen schönen Redner. Seine Ausführungen über die Arbeiterfrage waren ja sehr

gelernt. Aber seine schönen Worte müssen mit Vorsicht aufgeno , denn die Taten stehen mit seinen i ch, ginn mn, elbstoerständlich suchen sich die Weißen gegen die Konkurrenz schwarzer Arbeiter zu wehren, weil diese als Lohndrücker wirken. In Südwest werden für den farbigen Arbeiter jährlich an Lohn und Ernährung nur 300 S gezahlt. Dies ist den . schon zu hoch, und die Regierung will dafür sorgen, daß le ohne nicht steigen. Wenn der Staatssekretär die Eingeborenen zur Kultur heranziehen will, so ist das anzuerkennen, wenn die Mittel zu dieser Kultur richtig sind. Eine väterliche Fürsorge ist es aber ö wenn die Schwarzen dem Pflanzer dienstbar gemacht werden. die Eingeborenenpolitik war von vornherein eine verkehrte. Man pfropft diesen Naturkindern Methoden auf, die ihren ganzen Leben e n,, preßt sie in eine kapitalistische Schablone . Die bisherigen Erfahrungen der Eingeborenenpolitik sind geradezu ö schreckend, und wlngen die Regierung dazu, ihre Wirtschafts- und odenpolitik in Südwestafrika zu ändern. Weil es an Arbeitskräften fehlt, rufen die Pflanzer nach einer Versklavung der Eingeborenen Indirekt wird ein Arbeitszwang dadurch ausgeübt, daß man den Ein. gebotenen eine Steuer auferlegt. Die Schwarzen wandern ab und . in runde. Der Staatssekretär hat hier ganz anders gesprochen als in lorogoro; dort hat er in einer Rede den Farmern die Be⸗ schaffung von Arbeitern versprochen; seine Rede kam auf ein An— gebot der balben Sklaverei hinaus. Das muß Widerspruch hervor rufen. Der Bezirksamtmann von Tabora berichtet, daß 341 Ar⸗ beiter aus seinem Bezirk, herausgezogen würden. Man ist dabei mit unlauteren Mitteln zu Werke gegangen. Es gibt . eine gewisse, Sachsengängerei. Die Bevölkerung nimmt ab . Boden verödet. Zahllose Gewalttätigkeiten und ebergrifft er Werber kommen vor. Das Familienleben ist aufs schwerste geschädigt, dis Kinderzahl gering; wo die Werber nicht hinkommen nimmt die Bevölkerung zu. Alles das wird von achberstãndiger 63 berichtet. Und da beklagt sich der Abg. von Böhlendorff darüber 3 wir solche Dinge hier vorbringen. (Zuruf rechts: Einzelne Falle j ein, das sind nicht einzelne Fälle. Man läßt dort die Leute kalten Blutes zugrunde gehen. Das Klima ist ungünstig. Die Leute be⸗ finden sich, wie Rohrbach berichtet, in einem kläglichen Zustand. Man sollte sich e , entschließen, den Rest der Menschen zu retten Man sprach gestern davon, daß die Owambos zur Arbeit in Südwest⸗ afrika herangezogen werden sollen. Die Weißen greifen in der dortigen Presse den Gouverneur an und verspotten ihn, daß er nicht energisch für die gewaltsame Heranziehung der Owambos sorgt Der Gouverneur erklärt selbst;, daß die Hungersnot durch die große Abwanderung hervorgerufen ist. Es fehlt eben das Verständnis, sich auf den Kulturstandpunkt der Owambos zu stellen. Ihre Unfähtg⸗ keit zur modernen Arbeit hält man für Faulheit. Ein Unternehmer hatte die Angewohnheit, den Owambo, den er sprechen wollte, mit Steinen zu werfen. Da kann man sich nicht wundern über Ab⸗ neigung der Eingeborenen uns gegenüber. Man will die Eingeborenen nicht hochkommen lassen. Es soll eben auch der letzte farbige Mann wie sich der Staatssekretär so hlumenreich ausdrückte seine Hände in den Dienst der Weißen stellen. Auch in der Kolonial. politik soll angeblich Recht Recht bleiben. Dlese. Dinge sind aber miteinander nicht in Einklang zu bringen. So war ja gleich der Anfang der Kolonialpolitik in Südwestafrika ein Rechtsbruch schlimmster Art. Man hat den Leuten einfach das Land fortgenemmen und sie, als sie sich zur Wehr setzten, zu Paaren in die Wüste getrieben. Mran will das Recht der Ein eborenen nicht kennen lernen, man hält aber an der Prügelstrafe h. Diese Strafe ist allein in letzter Zeit 7389 mal zur Anwendung ekommen. Kamerun heißt deshalb an der ganzen Küste direkt das ,, kan sollte den Eingeborenen deshalb einen 3 auf die Rechtspflege zugestehen. Als ein Unteroffizier der ; ,,, ein 10 jähriges Negermädchen vergewaltigte, daß es starb ekam er nur 6 Jahre Gefängnis, und, weil . Strafe den Weißen 9 hoch erschien, wurde dagegen Herufung eingelegt. Ein 16 jähriger . . J 6 i ge 36, ädchen vergewaltigt ; er hie ahre Zuchthaus. Wegen di 6 Bestrafung kochte die weiße Ain fiedler ef ihr 1 man verlangte direkt die Todesstrafe, Den Bau von Eisen⸗ . wollen auch wir fördern, aber nicht in einem Hurratempo. 6 it nicht an, daß eine Handvoll Weißer mit dem Gelde der ö. orenen nach Belieben schalten und walten darf. Deshalb müßte wenigstens in Ossafrika ein Farbiger mit im Gouvernementzrat

sitzen. Wir verlangen Regierungeschulen, damit die Eingeborenen

sympathisch. Die Verwaltung und die bürgerlichen Redner haben

nicht in das Gezänk der Missionare mit hineinge ; Südwestafrika schließt man direkt die Farbigen ,,, schulen aus. Das ist doch eine nette Sorte von väterlicher Für⸗ er ge Das ist einfach das ostelbische Rezept, daß die dümmsten ;. eiter die besten sind. Die Haussklaverei muß zu dem festgesetzten Zeitpunkt aufgehoben werden. Den Versuch, die Eingeborenen von Neuguineg wirtschaftlich zu heben, begrüßen wir. Unseren Willen zur , , . haben wir nicht nur hier, sondern auch in der 1 oft kundgegeben. Aber die Eingeborenen dürfen nicht urch ostelhischen Fusel verseucht werden. Was im belgischen Kongo . . sih auch in Kamerun durchführen lassen. Wir ö . ö ür eine geistige und wirtschaftliche Förderung der g. Hartrath (Zentr.): Ich möchte die Au i . Kolonialfrauenschule in Karthaus 9. Trier ö 81 esteht seit einer Reihe von Jahren, ihr Weiterbestehen ist aber in , gestellt, wenn nicht eine nachhaltige Unterstützung feitens der ,,, eintritt. Ihre Lage gewährt eine gute gi iert dazu . noch, die enge Verbindung mit einem gut geleieten Krankenhautg. ĩ e Schülerinnen werden nicht nur als ausgereifte Charaktere ent⸗ assen, sondern sind auch im Haushalt tüchtig ausgebildet, sodaß sie 1m, ö gewachsen sind. ö Dr. Mülũler⸗Meiningen (fortschr. Volksp.): Noske hat nicht zum ersten Male unsere Stel er ö . politit einer spöttischen Kritik unterzogen. Wir haben umgelernt Er. aber auch das System hat sich 8 der Uebergang von ; , el zu Dernburg, Lindequist und Solf konnte nicht ignoriert . en. Wir haben auch erkannt, daß aus unseren Kolonien etwas utes gemacht werden kann, wenn die Verwaltungsreformen ein⸗ ef hrt werden, für die wir stets eingetreten sind. Wäre es unter solchen Umständen nicht eine Schande und Schmach gewesen, wenn . nachdem Hunderte von Millionen in die Kolonien gesteckt . en, nachdem Ströme Blutes für sie geflossen sind, in der negativen ,, . . . war es nicht Ramsay Mac⸗ —( uglische Sozialist, der den deutschen Sozi . Stammbuch geschrieben hat, daß sie zu ö. . ehören, war es nicht der holländische Sozlalist van Kol, der auf dem ; tuttgarter internationalen Sozialistenkongreß die deutschen Sozial . auf fe gerte ö ö. ihrem Schmollwinkel heraus⸗ en? anderes hat ihnen auch gestern de Waldstein gesagt. Zu der gestrigen Rede des tl le tree fr 6 wir fast uneingeschränkt unsere JZustimmung geben, insofern er nicht 6 ein verschwommenes Weltbrüdertum, für eine Humanitäftsduselei . für die Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit, für die praktische Humanität, die Humanität des gesunden Menschenberstandes . ist. Ein grausamer, raffinierter Strafvollzug ist aller⸗ . ein schlechtes Mittel für die Ueberredung zur Arbeit. ? gibt doch aber auch große“ Mittel zur Vornahme diefer Ueber⸗ . der Eingeborenen, und ein solches Mittel ist ugzweifelhaft die 6. sie ist das heste Mittel solcher humanen Ueberredung der ingeborenen zur praktischen Arbeit. Ueber das erhöhte . an unseren Schulen in den Kolonien kann man sich nur freuen. Für die ö Entwicklung unserer Kolonien ist das Maß des Rechkes des taats an der Schule von höchster Bedeutung. Diese große Frage gehört vor das Forum des Reichstags. Eine Benkschrift des Kolonial⸗ amtt, die mir zugänglich gemacht worden ist, bestätigt, daß das Auf⸗ test des Staats über die Misszonsschulen besteht und von den Missionen auch anerkannt wird. In allen Kolonien scheint es aber damit 3 anz gleichmäßig auszuseben; wenigstens drückt sich die enkschrift bezüglich Deutsch Qstafrikas schon sehr vorsichtig aus und bezüglich Süwestafrikas liegt, die Sache noch zweifelhafter. Haben in Südwestafrika überhaupt Revisionen stattgefunden und wird das Revisionsrecht durch die Missionen anerkannt? Bezüglich der staatlichen Schulrechte besteht tatsächlich noch große Unklarheit; es muß Klarheit geschaffen werden, denn sonst möchte der Zeitpunkt nahe sein, wo diese Unklarheit zu einer schweren Gefahr für die Ent⸗ wicklung der Kolonien wird. In Deutsch Ostafrika, in Togo und Südwest ist ein schwerer Kampf zwischen den Missionen aus⸗ gebrochen. Das System der territorialen Ueberlassung des Schul. rechts an die Missionen hat vollkommen bankerott gemacht. Auf diesen Standpunkt hätte sich der Staat von allem Anfang an nicht stellen sollen; es ist des Staates unwürdig, seine Rechte derart ohne jede Garantie einfach aus der Hand zu geben. Wo sich über 30 Missionsgesellschaften in schärfster Konkurrenz wegen der Schulen befinden, ist es Pflicht des Staates, darüber zu ,, in welchem Geist die Jugend erzogen wird. Eine planmäßige , des Staates über die Missionsschulen ist abfolut notwendig ine zu große Sparsamkeit auf dem Schulgebiet würde dem Staa le sehr teuer zu stehen konmen. Die Schule ist von der größten Be⸗ . namentlich gegenüber der sogenannten islamitischen Gefahr ,,,, ,, ; oll en ,, 36 erfolgen und kein Mangei . . Es wird aber von den dortigen Lehrerkreif . geklagt, daß ein großer Stellenwechsel hren r ltreh, ö. Erwartungen nicht erfüllt werden, daß sie 40 bis 50 Vienst⸗ ö n . . ö. dh . . ganze Menge von Neben⸗ ink ; ird au arüber geklagt, d i i Hilfslehrer schlechter bezahlt werden als in t che die e . und Südwestafrikan sind nur zwei Rektoren angestestt. Die 533 wünschen, in die Klasse 8 eingereiht zu werden. Warum sind ie Stellen in Kilva und Muansa noch nicht besetzt? Man befürchtet daß in Ostafrika die Zahl der Lehrer eingeschtänkt wird. Das waärẽ 6 ö i. . der . Gefahr. Der Abg ; emeint, die Regierungsschulen wären di . schulen für den Islam. Tatsächlich sind die er n err. eln et, die Koranschulen, die wie Pilze aufschießen, zu be— eitigen; darin sind sich die Sachverständigen einig. Der Staatg⸗

sekretär sagte, die islamitische Gefahr solle e ien werden.

Das kann nur durch die Regierungsschulen i i de e inen . . g J. ö eseitigen. Die Regierungsschulen sind nd Ausdehnung des Islams jedenfalls nicht el His ener sollten sehr vorsichtig sein. In ,, sein. t Kreisen hat e,, . wegen eines zu großen 5 6. ire . . ei fg hel . . 65 mohammedanische l j : k warzen zu kulti⸗ vieren. Das Beispiel Englands, des 6ßt . sollte für uns maßgebend sein. Der 6e, 0, 3 Sin ö w . i n . 2 die Zwietracht säen. ö 6. udan. AUnsere Regierung sollte , 29. g ö. 13 . 8 irn . 2 Missionen wahren. Kulturwerk, das in erster , . . ö. . de 6 hene g . ; e Zukunft auch in den Kolonken. Soll der Eingeborene zu praktischem Unterricht allmähl . werden, so sind die Schulen das beste z r ib . berg r ih r ge . erhöhte n, n ,, . men echte in unseren Schutzgebieten auf das kräftigste g. Keinath (ul.): Die M ĩ ĩ Kolonialpolitik, so war es 1907, so ben ,, . 6. en Kosten müssen wir immer darguf Bedacht nehmen, daß unfere e n ng n . ö. Hoffnung ist. Die Er olge der gen uns dabei zu einem ĩ 86 *. * 3 2 erst . , pin en gr, Erfolge erzielt, die ck ö. . ch , setzten. Die Art der Kritik 9 . J ; . 1 iderspruch heraus. Auch wir üben e gr ; 5 k een r f l tz trade Weg, ö. Neukamerun ock 3 vie ; arne v i Urteil auf Grund von einzelnen Nachrichten. en i e e g rn

Zimmermann stehen andere gegenüber. Es ist mi wir mit der Schlafkrankheit dort fertig . ,