1913 / 64 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Mar 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Brasillen. In Pernambuco vom 16. bis 31. Dezember v. J. 1 Todezfall, in Santos am 1. Dezember 2 Erkrankungen und 2 Todegfälle.

Hawgii. In Kukuthaele am 31. Januar 1 Erkrankung und

1 Todesfall. Gelbfieber.

Brasilien. In Manaos vom 12. bis 25. Januar 2 Er— krankungen und 2 Todesfälle.

Pocken.

Deutsches Reich. In der Woche vom 2. bis 8 März wurden 2 Ertranfungen feftgestellt, und zwar 1 bei einem russischen Saispn⸗ arbeiter in Beutsch Wusterhausen (Kreis Teltow, Reg. ⸗Bez. Potsdam) und 1' bei einem russischen Auswanderer in Bremer ha ven (Bremen). . Desterreich. Vom 16. bis 22. Februar 6 neue Erkrankungen in Triest unter Rückwanderern aus Saloniki.

Hongkong. Vom 19. Januar bis 1. Februar 17 Erkrankungen (davon 10 in der Stadt Viktoria) und 12 Todesfalle.

Fleckfieber. Oesterreich. Vom 16. bis 22. Fehruar in Galizien 109 und in 1 Gemeinde der Bukowina 17 Erkrankungen.

Genickstar re.

Oesterr eich. Vom 9. bis 15. Februar 1 Erkrankung in Mähren. . Schweiz, Vom 16. bis 22. Februar je 1 Erkrankung in der

Stadt Basel und im Kanton Aargau.

Spinale Kinderlähmung.

Preußen. In der Woche vom 23. Februar bis 1. März 1 Er⸗ krankung in Berlin.

Oesterre ich. Vom 9. bis 15. Februar je 1 Erkrankung in der Stadt Graz und in 1 mährischen Gemeinde, 3 Erkrankungen

in Tirol. Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Konstantinopel (16. bis 22. Februar) 18, St. Peters burg, Warschau je 1 Todesfaͤlle; Nei Mork 2, St. Petersburg 9, Warschau (Krankenhäuser) 3, Enschede und in den Niederlanden (26 Februar bis 4. März) je 1 Erkrankungen; Varizellen: Buda⸗ pest 57, New Jork 268, Odessa 27, St. Petersburg 26, Prag 28, Wien 95 Erkrankungen; Fleckfieber: Moskau. 1 Todesfall; Warschau (Krankenhäuser) 2 Erkrankungen; Rückfallfieber: Odessa 269 Erkrankungen; Milzbrand: Reg.⸗ Bezirke Tegnitz, Schleswig je 1 Erkrankung; Tollwut: Berlin 9 Erkrankungen; Influenza: Berlin 2. Braunschweig, Amsterdam je 1, Budapest 4, London 25, Moskau 6, New Vork 14, Paris, Petersburg je 4, Prag, Stockholm, Warschau. Wien je 1 Todesfaͤlle, Nürnberg 53, Kopenhagen 99, Odessa 72 Erkran⸗ kungen; Genickstarre: Christiania 1, Edinburg 2, New Vork 4, Rom Z Todesfälle; Budapest 1, Christiania 2, New Vork 6 Erkran⸗ kungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorhenen ist an Masern und Röteln Durchschnitt aller, deutschen Berichts orte 1895/1904: 1,10 o!'o)h gestorben in Kaiserslautern Er⸗ krankungen wurden gemeldet im Reg⸗Bez. Posen 125, in Nürn⸗ berg 83, Hamburg 58, Budapest 178, Kopenhagen 42, London (Krankenhäuser) 165, New Jork 551, Paris 327, St. Petersburg 141, Prag 458, Wien 251; an Diphtherie und Krupp (18951904: L, 6* o/ geftorben in Gladbeck, Hamm, Harburg Erkrankungen wurden angezeigt im Landespolizeibezirke Berlin 161 (Stadt Berlin 103), in den Reg.⸗Bezirken Arnsberg 164. eldorf 117, Mggde⸗ burg 103,6 Schleswig 10, in Hamburg 82, Amsterdam (26, Febrhar bis 4. März) 25, Budapest 25, Christiania 23, London (Kranken häusery 135, New Pork 2869, Paris 64, St, Petersburg 61, Prag 29, Wien 47; an Keuchhusten gestorben in Elbing, Hof, Erkrankungen kamen zur Meldung in Kopen hagen 47, London (Krankenhäuser) 24, New Jork 2b, Wien 86. Ferner wurden Erkrankungen angezeigt an: Scharlach im Landeg⸗ polizeibezirke Berlin 162 (Stadt Berlin 109), im Reg.⸗Bez. Düssel⸗ dorf 119, in Nürnberg 24, Hamburg 48, Amsterdam (26, Februar bis 4. März) 49, Budapest 1, Kopenhagen 29, London (Kranken⸗ häuser) 183, New Jork 338. Paris 79, St. Petersburg 131, Prag 26, Warschau (Krankenhäuser) Js, Wien 104; Typhus in New Vork 23, Paris 36, St. Peter burg 51, Warschau (Krankenhäuser) 21.

Im Monat Januar 1913 (für die deutschen Orte) sind nachflebende Todesfälle außer den in den fortlaufenden wöchent⸗ lichen Mitteilungen verzeichneten Fällen von Cholera, Pest und Gelb⸗ fieber gemeldet worden: Pocken: Folgende spanische Orte): Almeria 14, Barcelona 10, Cadiz 4, Cordoba 2, Granada 24, Madrid 7, Sevilla 22, Valencia 3, Buenos Aires 4; Fleckfieber: Malaga J, Katro 15; Tollwut: Kairo 1; Influenza: Berlin 24, Breslau 3, Halle a. S. 4, Naumburg 1, Braunschweig 9, Amster⸗ dam 1, . 3, Rotterdam, Utrecht je 1, Bukarest 7, Mailand 1, folgende spanische Srte : Albacete 3, Badajoz 4, Madrid 10, Va— lencia z, Valladolid 4, 8 Orte 1 oder 2; Indianapolis) 2, New Srleans 15, Rio de Janeiro 53; Genickstarre: Indianapolis“), Rew Orleans, San Franzisko je 1; Aussatz: Buenos Aires 2, Rio de Janeiro 3; Beriberi: Rio de Janeiro 1.

Im übrigen war in nachstehenden Orten die Ster blich keit an einzelnen Krankheiten im Vergleiche mit der Gesamtsterblichkeit befonders groß, nämlich höher als ein Zehntel: an Scharlach (895/1904 erlagen diesem 1,04 von je 100 in sämtlichen deutschen Berichtsorten Gestorbenen): in Graudenz, Kray; an Masern und Röteln (189551804: 1,10 0 in allen deutschen Orten): in Gnesen, Grünberg i. Schles., Horst a. Emscher, Neunkirchen, Unng, Kaisere— lautern, Saargemünd? an Diphtherie und Krupp (189311994: 1,63 in allen deutschen Orten): in Erfurt, Schwenningen Wolfen⸗ büttel; an Keuchhuften: in Sonneberg; an Typhus (1895/1904: G45 90 in allen deutschen Orten); in Genua. Mehr als ein Fünftel aller Gestorbe nen ist ferner nachstehenden Krankheiten erlegen: der Tuberkulose (1 895.1904 starben an Lungenschwindsucht 160 8400 in allen deutschen Orten): in Bergisch Gladbach, Berlin⸗ Dberschöneweide, Berlin-Tempelhof. Berlin⸗Treptow, Gummersbach,

ilden, Hohenfalja, Neustadt i. Ob. Schles., Paderborn, Rheine,

chwelm, Wernigerode, Kempten, Landshut, Pirmasens, Rosen⸗ Feim, Lörrach, Malnz, Meiningen, Schiltigheim, Brünn; den Kran k⸗ heiten der Atmungsorgane (1895/1904 starben an akuten Er⸗ krankungen der Atmungsorgane 12,73 0 /0 in allen deutschen Orten): in IG deuischen Orten; darunter sogar mehr als ein Drittel in Burg, ö Herten, Luckenwalde, Ratibor, Recklinghausen ˖ LSand; dem Magen- und Darmkatarrh, Brechdurchfall (1895/1904 ftarben an akuten Darmkrankheiten 13,19 09 in allen deutschen Orten): 1 ö,, Weitmar, Heidenheim, Schwenningen, Alexandrien,

airo.

Von den 379 deutschen Orten hatte im Berichtsmonat. (Ja⸗ nuar) Gnesen mit 29,5 (auf je 1009 Einwohner und aufs Jahr be⸗ rechneth die höchste Sterblichkeit. Im Vormonat betrug das Sterblichkeitsmaximum 31 4 oo. Die Säuglingssterblichkeit war in 5 Orten beträchtlich, d. b. höher als ein Drittel aller TVebendgeborenen, in: Schleswig 348 o (Gesamtsterblichkeit 19, ), Berlin. Riederschönhausen 370 (13,4), Brieg 370 (29.5), Neuruppin (C3 2), Schiltigheim 387 (20 2, Altwasser 412 (20 6)

Die Gefamtsterblichkeit war während des Berichts monats geringer als 15.0 (auf je 1009 Einwohner und aufs Jahr berechnet) n 197 Orten. Unter 7G Aοο betrug sie in Weltmar 69 (190903075 18 0), Berlin Friedenau 6.8 (189531904; 10,6), Rastatt 6 8, Glatz 6,7 (1965 11: 1855, Pirmaseng 6,6 895 / 1904. 212), Berlin⸗Tegel .) 9 1904: 147, Ronsdorf h.). Berlin⸗Friedrichsfeide 7, (1895, 1904:

7,0, Sulzbach 5.3 (1904s08: 1455), Berlin Tempelhof 3,6

y) Oktober 191. ) November 1912.

(1895/1904: 2557). Die Säuglingssterblichk eit betrug in 111 Orten weniger als ein Zehntel der Lebendgeborenen. Unter einem Slebentel derfelben blieb fie außerdem in 119, unter einem Fünftel in 190 Orten. .

Im ganzen scheint sich der Gesundheitszustand seit dem Vormonak etwas gebessert zu haben. Eine höhere Sterblichkeit als

Ih, osoo hatte, wie in den vier Vormonaten, keine Ortschaft, eine

geringere als 1592000 hatten 192 Ortschaften gegen 183. Mehr Säuglinge als 3333 auf je 1000 Lebendgeborene starben in 6 Orten gegen 6, weniger als 200,5 in 330 gegen 314 im Dezember 1912.

Theater und Musik. Konzerte.

Das VIII. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle unter der Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Strauß verlief Sonn⸗ tag wie das vorige kurz und erbaulich. Das Programm verzeichnete gußer der Haydnschen jX. Symphonie in C-Moll nech die II. Symphonie Hugo Kauns, ebenfalls in C-Moll (Op. 865). Außerdem wurden kleinere Werke, wie die Ouvertüre „Le Carnava! Romain“ (2p. 9) von Berlioz und die Ouvertüre zur Oper „Die verkaufte Braut, von Smetang aufgeführt. Kauns Musik bat ohne Zweifel große Reize; vornehme Tonsprache und schöne musikalische Linien sind ihr eigen. Seelen- und klangboll ziehen die drei ersten Sätze an dem inneren Ohr vorüber, besonders der zweite, ein inniger, gemüttztiefer Adagio⸗ Satz, sowie das Scherzo mit seiner prickeinden Musik und seinem ssilistisch feinen Aufbau. Nur der Schlußsatz befriedigt nicht ganz. Der Komponist dirigierte selbst sein Werk mit Verve und konnte den Beifall des vollen Hauses persönlich entgegennehmen. Die anderen 36, genannten Werke fanden unter Dr, Strauß' Stabführung eine unvergleichliche Wiedergabe, sowohl die innige Musik des Altmeisters Haydn, bei der der wunderbare Klangkörper des Streicher so recht zutage trat, als auch die genial ausgedeutete Tonsprache im Berliozschen Karnobal wie die slawischen Weisen in der Oupertüre zur „Verftauften Braut? pon Smetana. Ueberall kam dem Zuhörer die völlige Abgeklärtheit, die ideale Schönheit zum Bewußtsein, die die Leistungen der Königlichen Kapelle auszeichnen. Daz Capet. Quartett aus Paris fand am Sonntagmittag mit seinen Vorträgen in der Singaäkadem ie begeisterte Anerkennung. Die berühmten Künstler Beethoven spielen zu hören, erfüllte jedes Herz mit innerer Freude und tiefer Ergriffenheit; und sie spielten den deutschen Meister mit zärtlicher Hingebung, mit leidenschaftlichem Empfinden. Datz Es⸗Dur- und das B⸗Dur⸗Streichquartett war auf der Vortragsfolge vermerkt und zum Schluß das Streichquartett Nr. 133, die sogenannte Große Fuge“, die mit einer Kraft und Schönheit des Gefühls und. des Klanges vorgetragen wurde, die uneingeschränkte Ehrerbietung vor diesen Künstlern erjwang. Stürmischer Beifall und reiche Lorbeerspenden be⸗ kundeten auch äußerlich den tiefgefühlten Dank, der Hörer. Cin angehender jugendlicher Pianist ließ sich Tbends im Beethoven⸗ saal hören. Lester Dongahue, noch ein halber Knabe, bekundete in feinen Leistungen ein hübsches pianistisches Talent; die technische Aus. bildung ist schon ziemlich weit vorgeschritten, und ein musikalisches Gefühl bricht sich, wenn auch noch nicht kräftig, so doch immerhin erkennbar Bahn. Willige Hände spendeten dem jungen Musiker freundlichen Beifall Die Vortrags⸗ folge der beiden letzten dieswinterlichen Sonntagskonzerte des Schillertheaters Charlottenburg wies unter den aus⸗ führenden Künstlern verschiedene neue Namen auf: Martha Stapelfeldt und Angelika Rummel zunächst, als Gesange— solistinnen des betreffenden Konzerts trugen in ihrer bekannten an— svrechenden Art Lieder von Schubert, Schumann und Brahms, O. Wolf und Weingartner vor. Ferner zeichnete sich am 265. Februar rt von Bose (Klabier) durch seinen weichen, schönen Anschlag aus. Von den anderen Vorträgen dieses Tages sei besonders die Chaconne für Violine von Bach erwähnt, die durch Professor Florian Zajie ausgezeichnet gesplelt wurde. Im letzten Konzert am 5. März machten sich die Herren Professoren Frühauf und Schubert fowse die Kammermusiker Rembt und Polke als Mitwirkende berdient, und zwar in Gemeinschaft mit den schon früher an der Wiedergabe von Kammermusikwerken in diesen Konzerten beteiligten Künstlern in dem Oktett für Streichquartett, Klavier, Horn und Fagott in F-Dur von Schubert. Vorher wurde noch das Quintett für Klarinette und Streichquartett in A-Dur von Mozart in seiner ganzen zarten Tonschönheit gespielt, bei dem Oskar Schubert den Klarinettenpart mit künstlerischer Vollendung durchführte. Alles in allem boten diese beiden letzten Konzerte wieder erlesene Genüsse und ließen nur den Wunsch auf Wiederholung in der nächstjaäͤhrigen Spielzelt offen. ]

Ber „Schumann⸗Chopin-Abend“, den der Pianist Wladimir Shatievitch am Montag im Bechsteinsaal' veranstaltet hatte, ließ das eifrige Streben des jungen Künstlers in den Vordergrund treken. Noch ist sein Können nicht voll erschlossen, sowohl nach der technischen Selte hin, wie in bezug auf die musikalische Aut drucks⸗ fähigkeit. Immerhin bot der junge Musiker schon anerkennen werte Leisrungen, die auch mit freundlichem Beifall aufgenommen wurden. Bei Genevieve Dehelly, die, gleichfalls am Montag, einen Klavierabend im Beethovensaal gab, steht die pianistische Kunst in voller Blüte. Fein umrissen und erfüllt von Geist und Phantasie kamen die Tondichtungen Chopins zu Gehör; die Wiedergabe von Liszts Rhapfodie Nr. 1X zeigte dann, welch sprühendes Leben und welch ein Temperament der Künstlerin eigen sind. Es wurde ihr für ihre künstlerisch abgestimmten Leistungen die wohlverdiente Anerkennung zutell. Im Blüthnersaal fand (Montag) ein Konzert mit dem Blüthner-Orchester unter der Leitung eines temperamentvollen Dirigenten, Henri Verbrugghen, statt. Auf⸗ geführt wurden eine Symphonie in D⸗Dur (Op. 73) von Brahms, Variations Symphoniques Istar“ (Op. 42) von d Indy und eine Symphonie in F⸗ Dur (Op. 14) von Emil Mlynarẽeki, die ihre Uraufführung in Berlin erlebte. Verbrug hen verstand es meisterlich, die Schönheiten der Brahmsschen Musik zu vermitteln. Er ist eine Natur, die die Musik mit erlebt und darum wunderbar zu vermitteln versteht, was namentlich bet der interessanten, aus einem Guß gefertigten Symphonie von Mlynargki fo recht zutage trat. Diese Arbeit darf wohl als eine Bereiche rung der modernen symphonischen Musik bezeichnet werden. Ihre harmoni⸗ schen Klangreize überschreiten nie das gebotene Maß, zeigen vornehme melodische Linien und offenbaren in jeder Phase den eigene Wege gehenden Mufiker. Durch das Ganze zieht sich ein Schick salsmotiv, das in dem erften und dem Schlußsatz verarbeitet, im Andante zur vollen Ent— faltung kommt. Alles in allem: ein hervorragend schönes Tonwerk, daß von dem Blüthner-Orchester mit großer Hingehung gespielt wurde. Stürmischer Beifall blieb denn auch nicht aus. Gleichzeitig fand in der Königlichen Hochschule für Musik ein Liederabend des bekannten Putschschen a Capbella-Gesang⸗ vereins unter der Leitung des Königlichen Mustkdirektors Martin Grabert statt, bei dem Martha Münch (Sopran), Anton Hekking (Cell) und der Brinkmannsche Gesangverein aus Steglitz mitwirkten. Aus dem reichhaltigen, geschickt aufgestelsten Programm seien nur Lieder aus der Feder des feinsinnigen Komponisten Hrabert, dessen Bedeutung eine volle Anerkennung in dem jüngsten Domchorkonzert erfahren hat, solche von Brahms, Madrigale von Dowland und Thomas Morley. Ritter, Vierling, Mendelssohn und Bruch genannt, deren Ausführungen von dem Ernst und der Hingabe des Chortz und seines Leiteis das beste Zeugnis ablegten. Wie selten einer versteht Grabert es, seine Kempositionen melodisch und farbenreich zu gestalten und den Inhalt der Texte restlos aus⸗ zuschöpfen. Besonders war dies in der gus dem Manuskript vor- getragenen Vertonung einer stimmungtvollen Dichtung Nachtbild⸗ bon Erich Rudloff der Fall, deren musikalisches Gewand leich wertvoll und ansprechend war, wie der Inhalt der Dichter⸗ worte. Die mitwirkenden Chöre erwiesen sich als vorzüglich geschult; sie verfügen über ein erlesenes Stimmenmaterial, nur wäre eine größere Frische stellenweise erwünscht. Die reife Kunst Anton

Hekkings ist so bekannt, daß es sich erübrigt, über sein Cellospiel Reues zu fagen. Die Sopranistin hat eine wohllautende Stimme, die im Piano ganz besondere Vorzüge au fweist, der Vortrag ist ver⸗ ständig, die AÄussprache rein und deutlich. Wohlverdienter Beifall lohnte alle Gaben. .

Der Philharmonische Chor führte in einem am Dienstag in der Königlichen Hochschule für Musik auf. Allerhöchsten Befehl veranstalteten Konzert unter der Leitung seines ständigen Dirigenten, Profefsor Siegfried Ochs Joseph Haydns Dra⸗ sorium Die Schöpfung“ auf. Das Konzert, dem in der großen Loge gegenüber dem nn mehrere Damen und Verren der Hofgesellschaft belwohnten, nahm einen glänzenden Verlauf. Alle die oft an dieser Stelle gerühmten Vorzüge des Chors, der ein gefügiges Instrument in der and seines Leiters ist, traten auch diesmal auf das erfreulichste in die Erscheinung. Erlesene Kräfte führten die Soli aus: Hermann Jadkowker, der bedeutendste Gesangskünstler des Königlichen Dpern⸗ Faufes, Paul Bender, der stimmgewaltige Bassist der Münchener Hof⸗ oper, und Aaltje Noordewier⸗Reddingius, die hier oft ge⸗ würdigte Oratorien sängerin. Das Philharmonische Orchester und der Pianist Eduard Sachs vervollstäöndigten das, unvergleich= liche Ensemble. Das fesslich gestimmte Publikum spendete der schhnen, abgerundeten Aufführung lebhaftesten Beifall Der Sänger W. Pitt Chatham und der Pianist Dr. Paul Wein⸗ garten gaben, gleichfalls am Dienstag, im Beethovensaal einen Schubert⸗ Abend?. Wenn die Stimmitte] des Sängers auch anfänglich eine gewisse Sprödigkeit zeigten, so schwand dieser Uebelstand im Verlaufe des Konzerts immer mehr, sodaß am Schluß des dar. gebotenen Liederzyklus Die schöne Müllerin“ das Srgan alles hergab, was „des Baches Wiegenlied“ an Zartheit und Wandlungg⸗ faählgkeit erfordert. E3z war ein großer Genuß, die ganze Tonpoesie bes Schubertfchen Blüätenstraußeg von einem so berufenen Künstler übermittelt zu erhalten, der mit schlichtem, herzinnigen Gefühl und der an ihm fo ganz besonders hervortretenden Gesangsfreudigkeit sich feiner Aufgabe widmete. Sein Konzertpartner und. Begleiter am Klavier wußte im Einzelvortrage der .Wanderer-Phantasie“ deren ganzen musikalischen Farbenreichtun auszubreiten und seiner Wiedergabe eine ansprechende persönliche Note zu verleihen. Seine 'seicht dahingleitende Technik und das Ausdrucksvermögen seines Spiels kamen sowohl diesem Tonwerke. zugute, wie befonders auch, begleitend, der zarten Poesie der Lieder. Mit dem Blüthner-Oxrchester unter Edmund von Strauß' Leitung konzertierte um dieselbe Zeit im Blüthnersaal der Geiger Socrate Barozzi. Er spielte recht geschickt den Violinpart in dem Es⸗Dur .- Konzert von Mozart und in Lalos Spanischer Symphonie. Manche Einzelheiten kamen zu hübscher Wirkung; besonders die romantischen Empfindungen und zierlichen rhythmischen Einfälle in der Spanischen Symphonie wurden treffend dargestellt. Die Leistungen des jungen Geigers fanden ebensopiel Beifall wie die nicht immer klar gestaltete Wiedergabe von Liszts Ungarischer Phantasie durch die Pianistin Hétone Goeri. Zwei in ihren Leistungen sich, ergänzende Künstler hatten am Dienstag im Klindworth-Scharwenkasgal gemeinsam ein Konzert ver anstaltet: Mathilde Gilow (Gesang), die ihren Vortrag mehr verstandesmäßig abwägt, und Willibald Berg au (Klavier), der sich mehr bon seinem überschaͤumenden Temperament leiten läßt. Dle hier schon von früher her vorteilhaft bekannte Sängerin hat sich in der Ausbildung ihres biegsamen, schönen Organs immer mehr vervollkommnet. Die Tongebung, die anfäng- ssch wohl durch Befangenheit beeinflußt war, wurde im Lauf des Abends immer freier. Namentlich erfreuten wiederum der bis in die Höhenlage hinauf reine und glockenhelle Klang der Stimme und das reizvolle Piano. An der Aussprache der Vokale wäre wohl noch einiges zu bessern, doch dürfte bei dem ernsten Streben der jungen Dame auch dieser kleine Fehler sich beheben lassen. Der Planist verbindet mit lebendiger, krast⸗ voller Vortragsweise eine sichere, klare Technik, bei der auch nicht ein Ton seiner perlenden Läufe zu kurz kommt. Außer in Einzel- darbietungen kleinerer Werke von Chopin, Schubert und Schubert— Tausig, wirkte er auch als Klavierbegleiter der Sängerin einwandfrei mit. Beide Konzertgeber konnten reichen Beifall des vollbesetzten Saales entgegennehmen. Ein von Gabriele Vogt von Kirn an demselben Abend im weißen Saale des „Johann Georg⸗-Hauses in Halensee zu m Besten der Nationalspende zum Kaiser— Jubiläum für die christlichen Missionen in den deutschen Folonien und Schutzgebieten veranstaltetes Konzert hatte einen künstlerischen Erfolg zu verzeichnen und hätte einen zahlreicheren Besuch verdient. Außer von zem nach ihr benannten Frauenchor wurde die Konzertgeberin noch durch zahlreiche Solisten wirksam unterstützt, und zwar durch die Damen Auzinger (Rezitation), Rosen (Violine), Ludwig (Klavier) und die Herren Kalinke ö Broszat (Bariton) und andere. Die abwechslungsreiche

zortragsfolge an sich sowie die trefflichen Leistungen der Auß— führenden erweckten das lebhafte Interesse der Zuhörer.

Im Klindworth-Scharwenkasgal hatte am Mittwoch der junge Pianist Aurelio Giorni ein zahlreiches und beifalls, frohes Publikum gefunden; seine Leistungen steben auch schon auf einer Höhe, die einen musikalischen Genuß gewährleistet. Wenn auch noch nicht alles in seinen Vorträgen technisch und n, ausgeglichen erscheint, so fesselt in ihnen doch unwillkürli das Streben nach einer persönlichen Auffassung. Der Pianift Fan Sickesz erwies sich, gleichfalls am Mittwoch, im Choral;ionsaal als tüchtiger Mustker von gesundem Gefühl und im Besitz einer schön entwickelten Technik. Die klare Darstellung der . von Bach sprach ebenso sehr für die guten pianistischen Eigenschaften des Künstlers wie die schmungvolle Wieder⸗ gabe der „Appassionata“ von Beetheven. Ein Klavierabend von Cella Della Vrancea im Blüthnersaal (Mittwoch) vermochte kaum tlefere Wirkungen zu erzielen. Der Vortrag war nicht klar genug im Gefühl und nicht sauber genug in der Linienführung; so ließen die pianistischen Leistungen der Dame ziemlich kübl und zogen oft genug auch völlig eindrucksles vorüber. Ein großer, andaͤchtig lauschender Zuhörerkreis hatte sich am Mittwoch im Bechsteinsaal zu dem Sonatenabend der Hexren Alexander Petschnikoff Violine) und Paul Goldschmidt ( lavier), bei dem Frau Lili Petschnikoff. (Violine) mitwirkte, eingefunden. Ber der zu Anfang gespielten Violinsonat; in D. Moll (Op. 1 von R. Schumann, die in wunderbar harmonischem Guß geform ist, erklang der dritte mit „ꝓeise, einfach bezeichnete Satz in selner traumverlorenen Stimmung besonders schön. Sprühendeß Leben offenbarte sich in dem zum ersten Male hier vorgetragenen Du in B-Dur von Mozart, wobei Frau Petschnikoff den Violtnpart mit viel Anmut und Gewandtheit durchführte, während ihr Gatte dee wirksam sich einfügende Bratschenstimme vortrefflich meisterte. Vie den Abend beschlleßende „Kreutzersonate! pon Beethoven ließ rr, Künstlertum in vollem Glanze erstrahlen. Der Pianist tand ihm dabei ebenbürtig zur Seite. Gleichzeitig erfreute in der Singakademie der Madrigal⸗Chor des, Königlichen akademischen Instituts für Kirchenmusik. unter der Leitung seines Drigenten, Professors Karl Thiel die zahl reiche Zuhörerschaft durch wahre. Juwelen, der Madrigalmußt des trefflichen Italieners Orlando di Lasso (13632 94), die sämtlic eine Fülle des Schönen bringen und teils e her, teils weltlicher

Art sind. Was Kontrapunkt, Erfindungtreichtum und Vielseitigkeit

der Melodik anbelangt, so dürften wohl diese Stücke kaum übertroffen werden. Kommt noch hinzu, daß sie in geradezu idealer Form wiedergegeben wurden. Aus der Menge des Dargebotenen selen nur die Motetten: „Timor et tremor“, das im Quintenanfang glockenrein gesungene Miserere meim, die weltlichen Lieder Baur, was trägst im Sacke?“ und das scherzhafte zweichörige ‚Echolied“: 6 welch gutes Echo?“ hervorgehoben; ferner ein melodioses „Ständchenꝰ und das humoristische Madrigal: Audite nova dab den Segen und die Freude am Genusse der

ti t. Der Applaus war ehrlich und wohlverdient. 3. . besinß

Zweite Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Mm G4. Berlin, Freitag, den 14. März 1913.

Wetterbericht vom 14. März 1913, Vorm. 91 Uhr.

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bedeckt . 766, meist bewölkt Deutsche Seewarte.

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* Die Zahlen dieser Rubrik bedeuten: 0 0 mm; 1— 0,1 bis 04; 2 05 bis 24; 38 = 25 bis 64. 4 2 55 bis 134 8 128 bis BM; 6 3 9 7 2 31,5 bis 444; 32 146,65 bis ss, 1; 83 nicht gemeldet.

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Berichte von preußischen Getreidebörsen und Fruchtmärkten.

Hauptsächlich gezahlte Preise für 1 (1000 Kg) in Mark

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Weizen Roggen Hafer

mittel

8 2

Königsberg i. Pr. 161 140-141 Danzig.. 206,50 161,50 ö, w 190—195 161 —162 Stettin. . W 188 166 . ,, J 182 —184 152 155 149 152 142 J 188 168 154 160 Magdeburg. k 187 —190 156159 174-177 164-170 Dortmund 198 202 170 - 172,50 5

Berlin, den 14. März 1913. Kaiserliches Statistisches Amt. Delbrück.

1611

= 28

11

Berichte von anderen deutschen Fruchtmärkten.

Qualitãt mittel gut Verkaufte Verkauft. . nitts⸗· am Markttag Menge f pre (Spalte

2 für 8 Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner n. 1 Nupel⸗ nach Sr ie her

Schätzung verkauft nledrigster höchster niedrigster höchster niedrigster höchster Doppelientner zentner Doppelzentner S 60 M0 0 0

Außerdem wurden

gering

Marktorte

(Preis unbekannt)

Chůteau⸗Salins . * * * x 21,80

Rastatt. 1800

Gh l legu - Salins

Rastatt 1 . . . . * 1 . . 2 . 22,00 Ihateau⸗Salinnd . 17,50 3.

Kaufbeuren... 18,12 18,12 1928 28 1 1890 1 15 289 1926 164 ; t ; 3 . 3.

ö ; . 22 66 2. db 2, 34 x Chũateau⸗Salins 1 m . 17,00 6 ö.

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufgwert auf volle Mark abgerundet mitgetellt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Kin liegender Strich in den Spalten füt Prelse hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht febrt.

Berlin, den 1c. März 191. Kaserliches Statistisches Amt. Delbrü c.

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ö

Kw / k 3 n. 2 / . . ö 2 ö 2 = . j ; ö f 3 3 ,, ? ö 3 2 ?. ö K d ; ;

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