K — 2 —
—
von Schl
und im Herbste bei der Ackerbestellung, sondern auch im Winter
lohnenden Erwerb sinden. Wenn es trotzdem gelungen ist, seit dem Jahre 1907 im ganzen 3542 Rentengüter als Arbeiterstellen autzu⸗ legen, so ist das auch auf diesem Gebiete ein Erfolg, der angesichts der entgegenstehenden Schwierigkeiten keineswegs als gering bereichnet werden kann.
Nun wird von ausschlaggebendet und gewiß kompetenter Seite dle Meinung vertreten, daß die Gründung provinzteller gemeinnütziger Siedlungsgesellschaften verfehlt sei, daß es staatlicherseitz richtiger gewesen wäre, mit größeren Mitteln die innere Kolonisation selbst in die Hand zu nehmen, selbst als Kolonisator aufzutreten. Auch diese Frage ist schon früher erörtert worden, auch bei den Verhandlungen am 25. Oktober 1912 in diesem hohen Hause! E ist damals wie auch schon früher mit Recht darauf hingewiesen worden, daß man die Ergebnisse und Er⸗ folge der Ansiedlungskommission in Posen und Westpreußen keines— wegs verallgemeinern dürfe, daß auch die dort gemachten Erfahrungen durchaus nicht dazu berechtigen, das Vorgehen in der Ostmark, das in erster Linie nationale Gründe hat, auf andere Provinzen aus— zudehnen, daß die Kolonisation durch den Staat und mit dem Staatesäckel kaum eine weitere Folge haben würde, als eine Mobil⸗ machung des Grundbesitzes in sämtlichen östlichen Provinzen und eine Erhöhung der Güterpreise, vor der auch der weitherzigste Finanz— minister sehr bald Halt machen müßte.
Von diesem Gesichtspunkt aus, meine Herren, möchte ich auch entschieden dem Gedanken entgegentreten, daß die innere Kolonisation besser und rascher durch den Staat selbst befördert werden könnte, und daß es in diesem Augenblick notwendig sein würde, für diese Zwecke größere Mittel zur Verfügung zu stellen, als gegenwärtig an⸗ gefordert sind!
Meine Herren, die Zelten Friedrichs des Großen, die schon häufiger als Muster vorgeführt worden si id, sind leider vorüber, und ebenso wenig können wir mit russischen Zuständen und russischen Ver— hältnissen rechnen. Abgesehen von den Oedflächen, richtet sich unsere innere Kolonisation in der Hauptsache auf kultivierte Landgebiete, in denen innere Kolonisation nichts weiter bedeutet, als die Aufteilung größerer Güter. Und diese findet naturgemäß ihre Beschränkung in dem gegenwärtigen Stande der Preise für Grund und Boden und auch in der Erwägung, daß das Ziel der inneren Kolonisation doch keineswegs die Aufteilung und Zertrümmerung des ganzen Großgrundbesitzes, die ja auf gewisser Seite eine Lieblingsidee geworden ist, sondern nur die zweckmäßige Mischung von großem, mittlerem und kleinerem Besitz sein kann! (Bravo! rechts) Nur in dieser Begrenzung — das be— tone ich hier ausdrücklich — kann die Staatsregierung weitere Mittel für die Zwecke der inneren Kolonisation zur Verfügung stellen! (Sehr richtig! und Bravo! rechts.)
Meine Herren, das so gekennzeichnete Ziel wird mit den von der Staatsreglerung gemachten Vorschlägen meines Erachtens gegen— wärtig auch völllg erreicht. Auch auf dem Gebiete der inneren Kolo⸗
nisation kann es keine Ueberstürzung, kein allzu beschleunigtes Tempo
ohne das game Werk wiederum in Frage zu stellen! Wenn die
ö. onen und die bisherigen Betriebsmittel der ge
ge ten verhältnismäßig gering erscheinen,
essen werden, daß auch noch andere Geldquellen
ö zerfügung stehen. Ich habe schon vorher
een Rentenbankkredit erwähnt, der für die Beleihung des Grundbesitzes
in Betracht kommt, den Zwischenkredit, für den wieder weitere Mittel
nach Vereinbarung zwischen dem Herrn Finanzminister und der land⸗
wirtschaftlichen Verwaltung durch die Seehandlung zur Verfügung
gestellt werden! Auch für die Erfüllung gemeinwirtschaftlicher und
öffentlich rechtlicher Aufgaben ist durch besondere staatliche Fond Sorge getragen.
Meine Herren, ich bitte um eine eingehende, aber auch um eine wohlwollende Prüfung dieser Vorlage. Ich bettachte es als ein günstiges Omen, daß sie am Geburtstage des unvergeßlichen Alt⸗ Reichskanzlers zu Ihrer Beratung gestellt worden ist (Bravo! rechts), der in einer Rede, die er am 18. Februar 1885 im Reichs⸗ tage gehalten hat, schon auf die Bedeutung des ländlichen Besitzes für die Staatsregierung und für die Monarchie hin⸗ gewiesen hat und der die Gemeinsamkeit der Interessen zwischen größerem und kleinerem Grundbesitz durch die gewiß richtigen Worte kennzeichnete: wir größeren Gutsbesitzer sind heutzutage nichts weiter als die größten Bauern, und der Bauer ist nichts weiter als der kleinere Gutsbesitzer!“
Ich glaube, Sie werden durch Annahme der Vorschläge der Staattzlrfegierung auch der Erinnerung an die große Zeit vor 100 Jahren Rechnung tragen, elner Zeit, in der das Werk begonnen wurde, das heute die Staatsregierung zur Vollendung bringen will: die Schaffung eines möglichst umfangreichen, freien und kräftigen deutschen Bauein⸗ standes! (debhafter Beifall rechts.)
Abg. Freiherr von Marenholtz (kons :. Wir erkennen die große Bedeutung des Vorgehens auf diesem Wege an und, danken der Regierung dafür. Wir hoffen auch, daß die Vorlage die allge— meine Zuffimmung des Hauses finden werde. Wir erkennen ins— befondere die Bedeutung der Erschließung der großen. Moore, befonders in der Provinz Hanngver, an die Vorlage enthält aber das Eingeständnis, daß auf diesem Gebiete noch nicht mit ge, nügenden Mitteln gearbeitet ist, und daß es größerer Mittel bedarf. Ich begrüße auch mit Freude, daß zuglei die innere Kolonisation gefsrdert werden soll, verstehe aber nicht, warum in ber Begründung gerade die Fleischteuerung als das Moment in den Vordergrund gestellt wird, dag diese Vorlage, ver⸗ anlaßt hat, und warum die innere Kolonisation nur so nebenher erwähnt wird. Dle Fleischnot ist nur eine, vorübergehende Erschei⸗ nung, und ich hätte daher gewünscht, daß die innere Kolonisation in der Begründung mehr in den Vordergrund gestellt warden wäre. Ein 3. wie Deutschland bedarf dringend nicht nur einer Vermehrung der Fleifcherjeugung, sondern auch der Vermehrung der mittleren und kleineren Bauernstellen. Meine Freunde sind immer für die innere ö warm ig nnn, weil das bestritten ist, betone ich
es nochmals ausdrücklich. Man hätte in der Begründung auch darauf hinweisen können, daß dem Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft abgeholfen werden müsse. Wir verwenden ein großes Heer von ausländischen Arbeitern, und es wäre entschieden wöünschengwert, diefe durch solche Arbeiter ersetzen zu können. Die Städte haben fortgefetzt einen Zuwachs an Bevölkerung, der dem Lande entzogen wird, und dieser Verlust muß deshalb auf dem Lande in irgend einer Weise wieder ergänzt werden. Die innere Kolontsation wird die i . eugung steigern, denn gerade der kleinere und mittler⸗ Grundbesitz ist der hedeutendste Produzent
achtvleh. Ich hätte auch gewünscht, 6 in der Be⸗ ründung der Bemühungen der landwirtschaftlichen Vertretung ge⸗ . worden wäre, die ja nn hh ben Staatsmlttel für die
o a
orkolonisation gefordert en. Man erweckt sonst die Vor⸗
Stelle zu einer anderen zu bringen.
;
stellung, als ob erst durch das e er, , nenn, Leben in die Urbarmachung der Oerländerelen gekommen wäre. Das ist nicht richtig. In der Provinz Hannover ist überall der Boden vor⸗ bereitet, es hat bisher nur immer an den großen Mitteln . um das Werk zu vollenden. In Ostfriesland haben seit Jahr zehnten die landwirtschaftlichen Hauptvereine immer wieder danach gestrebt, die fiskalischen Moore zu eiwerben, um sie zu kultivieren, es ist aber leider nicht darauf eingegangen worden. Darin liegt eine gewisse Unterlassung, und jetzt wird die Meinung erweckt, als ob die Landwirtschaft bisher nicht das Nötige getan hätte und deshalb der Staat eingreifen müsse. Es soll jetzt, und ich freue mich dessen, nur auf schnellerem Wege das geschehen, was man bisher durch eine 2 Entwicklung zu er⸗ reichen gehofft hat. Wenn durch alle diese Maßregeln ein Einfluß auf die Fleischproduktion bezweckt wird, so darf man nicht vergessen, daß das Auftreten der Maul⸗ und Klauenseuche Schädigungen der Viehhaltung hervorrufen kann. Man wird also auch aus diesem Grunde unter Umständen mit einer gewissen Fleischknappheit rechnen
müssen. Wenn ich an der Vorlage Kritik übe, so geschieht dies nur
zu dem Zwecke, den richtigen Weg zu finden, auf dem man am besten zu dem Von unt allen gewünschten Ziele kommen kann. In der Be⸗ gründung vermisse ich auch den Nachweis, wo die für die Urbarmachung der Moore erforderlichen Arbeitskräfte hergenommen werden sollen, ebenso den Nachweis, wo man das nötige Vieh bernehmen soll. Aus Ostfries⸗ land wird man es nicht beziehen können. Man wird sich also an andere Teile Deutschlands wenden müssen, um das Vieh dorthin zu bringen. Damit aber wächst für die heimische Viehzucht die Gefahr der Seuchen⸗ einschleppung, und was diese für die deutsche Viehzucht bedeutet, brauche ich nicht auseinanderzusetzen. Außerdem ist es doch bedenklich, daß man 12 Millionen ausgibt, um vorhandenes Vieh von einer Was bedeutet überhaupt die zu erwartende neue Fleischproduktion für unseren Bedarf? Die Haupt⸗ sache ist nach meiner Auffassung die Schaffung neuer Produttions⸗ möglichkeiten, um eine Vermehrung des Viehstandes herbeizuführen. Man sollte die alten Kolonien stärken und den Gesichtspunkt in den Vordergrund stellen, daß die Kolonisten auch vorwärts kommen und sich verbessern können. Wenn der Staat also so große Mittel, was. ich dankbar anerkenne, aufwenden will, so muß er sie auch möglichst rationell anlegen. Das geschieht aber nicht durch die Schaffung von Viehweiden, sondern durch die Förderung der bäuerlichen Kolonisation. Die An⸗ siedlung möglichst vieler Menschen ist die beste Kapitalanlage für den Staat. Sie bringt die beste Verzinsung. Man müßte gleichzeitig mit der Kultur der Flächen auch daran gehen, sie an die Kolonisten aufzuteilen. Man wirft uns Konservativen vor, wir wollten keine Aufteilung von Domänen. Wir stehen da durchaus auf dem Stand punkt, den der Landwirtschaftsminister heute entwickelt hat; es liegt im Interesse der heimischen Landwirtschaft und auch im Interesse des Staates, daß die großen Summen nicht bloß zur Anlage von Vieh⸗ weiden verwendet werden, sondern auch dazu, die bäuerliche Kolonisation zu fördern. Die Neubegründung von Brotstellen, die Schaffung neuer Ackerbaustellen, neuer AÄrbeiterstellen muß das Ziel sein. Dadurch wird von selbst die Fleisch und Viehproduktion vermehrt. Das n.uß unser Ideal sein. Noch einzelnes zu erörtern, was sonst noch über diesen Punkt zu sagen wäre, wird die Kommission, an die die Vorlage ja gehen wird, Gelegenheit bieten. Das Gesetz fordert weiter 3 Millionen für die Ausführung von Meliorattonen auf Domänenvorwerken und anderen Domänenarundstücken. Wir be⸗ grüßen diesen Teil der Vorlage mit der größten Freude. Das dafür aufgewandte Geld wird dazu beitragen, daß mehr Fleisch erzeugt wird. Nur möchten wir wünschen, daß den Pächtern bei der Ber⸗ zinsung des Kapitals nicht zu große Opfer auferlegt werden. Der Provinz Hannoper müssen zur Urbarmachung der DOedländereien größere Mittel zur Verfügung gestellt werden. In der Provinz sind in den letzten Jahren ganz im stillen erhebliche Fortschritte gemacht worden. Es liegt in der Eigenart unserer Bevölkerung begründet, daß sie sich sträußt, selbst Unland wegzugeben. Es Fsollte eine Zentralftelle geschaffen werden, um denjenigen, die solchet Land fuchen, die Stelle zu bezeichtsen, wo sie es finden können. Mit der Beteiligung des Staates an gemeinnützigen Ansiedlungs⸗ gesellschaften, deren zurzeit bereits drei vorhanden sind, in den Pro— vinzen Ostpreußen, Pommern und Brandenburg, sind wir ein— verstanden. Es wäre zu wünschen, daß wir noch nähere Aufklärung darüber erhalten, wie diese Gelder verwendet worden sind. Ich hoffe, daß die Vorlage einstünmige Annahme findet. Namens meiner Freunde beantrage ich, die Vorlage einer verstärkten Agtarkommission zur Vorberatung zu überweisen. .
AUbg von dem Hagen Zentr.): Die Vorlage will von den 25 Millionen, die im ganzen gefordert werden, zwölf zur Urbar⸗ machung der Moore, also zur eigentlichen Moorkultur verwenden. Es fragt sich, ob diese Mittel nicht bedeutend erhöht werden müssen. Hier kommt namentlich das große Burtanger Moor in Betracht. Die Anfetzung kleiner Ansiedler ist dort so lange unmöglich, als nicht der Staat die Kosten für die nötigen Vorarbeiten bereitstellt. Zur Entwässerung, zur Anlage von Kanälen und dergleichen sind er— hebliche Mittel erforderlich, welche diese kleinen Ansiedler nicht aus eigener Kraft bestreiten können. Deshalb muß ihnen der Staat zu Hilfe kommen, sonst bleiben große Flächen, die sich zur Moor⸗ kultur eignen, noch welter unbenutzt liegen. Das liegt weder im Interesse des Staates noch im Interesse der Propinz. Der Teil des Moores, der auf holländischem Gebiet liegt, ist dank den Maß⸗ nahmen der holländischen Regierung in der Kultur bedeutend wetter fortgeschritten als der auf preußischem Gebiet liegende Teil. Uuch das Moment der Beschäftigung der Gefangenen spielt bei der Moorkultur eine große Rolle. Durch die Beschäftigung der Ge⸗ fangenen mit Moorkulturarbeiten kann der Konkurrenz der Ge⸗ fangenenarbeit in den Gefängnissen nachhaltig entgegengewirkt werden.
Abg. Glatzel (ul): In dieser Vorlage sehen. meine Freunde den ersten Schritt einer großzügigen Inangriff nahme der inneren Kolonisation. Es handelt sich um die Lösung eines wichtigen Bevölkerungs problems. Es müssen alle Versuche gemacht werden, um der wachsenden Entvölkerung entgegenzuwirken. Durch die innere Kolonisation soll jetzt versucht werden, die Land⸗ bevölkerung wieder zu verdichten. Mit der Auffassung, die der Abg. Marenholtz hier bekundet hat, stellt er sich doch zu sehr auf den Standpunkt, als ob es sich hier um ein hannoversches Spezialgesetz handle. Der Abg. Marenholtz ist den großen Zielen ö nicht gerecht geworden. Meine Freunde versprechen sich viel mehr davon, wenn die Regierung dazu übergehen wollte, die private Initiative zu beleben, weil dadurch viel mehr erreicht werden kann als durch eine organische ö der Angelegenheit von oben. In erster Linie fehlt es hier an dem nötigen Kredit. Es wird zu erwägen sein, ob man nicht den Meliorationskredit bevorrechten soll, ob nicht direkt Staatskredit zur Verfügung gestellt werden muß, ob nicht auch die Genossenschaftsblldung ge⸗ fördert werden foll, um die Privattätigkelt auf dem Gebiete der inneren Kolonisation zu heben. ) land geht, das haben Hannover und Schleswig- Holstein bewiesen, fast automatisch auch die Seßhaftmachung der Arbeiterbevölkerung vor sich. Für die innere Kokonisation ist in erster Linie Land, und zwar Land zu angemessenen Preisen erforderlich; weiterhin müssen wir bestrebt fein, alle Hemmnisse zu beseitigen, die der Landgewinnung wie der Kolonisation selbst im Wege stehen. In diesem Jusammen—⸗ hang dürfen wir an der Frage der Reform unserer Fideikommiß⸗ gesetzgebung nicht vorübergehen. Mit der Vermehrung kleiner länd⸗ licher Stellen geht heute in weit höherem Grade eine Aufsaugung klelner ländlicher Stellen durch die Fideikommisse parallel. Die Reformbedürftigkelt dieser Gesetzgebung hat auch die Regierung an⸗ erkannt, aber auf eine darauf bezügliche Vorlage warten wir noch immer. Bereits 1911 waren 79½ der Staatsflächen fideikommissarisch gebunden. In den Regierungsbezirken Oppeln und Stralsund sind es schon mehr als 20 0½, in Breslau und Hohenzollern über 160ͤ0, freilich sind auch ge⸗ waltige Waldflächen vorhanden. Der jährliche Zuwachs dieses gebundenen Besitzes betrug von 1896 bis 1901 rund 15 600 ha, später vexeinzelt noch viel mehr, da gibt es Jahre mit 27 000 und 47 000 ha Zuwachs.
Mit der Schaffung von Bauern⸗
Was sollen demgegenüber etliche hundert neue Stellen jährlich be⸗ deuten? Da muß also eiwas geschehen. Die Schwierigkeiten sind ja 7 aber bei der Bedeutsamkeit der Sache muß versucht werden, zunächst gesetzlich festzulegen, daß neue Fideikommißbildungen nur mit Königlicher Genehmigung erfolgen rürfen. Dann würde man der jetzigen Entwicklung Halt gebieten können, dann würde möglich werden, nur noch Waldfideikommisse zuzulassen. Aehnlich wie die Fideikommiß⸗ bindung wirkt vielfach der Hypothekenverband. Es muß versucht werden, die Ahveräußerungen zum Zwege der inneren Kolonisation rechtlich zu erleichtern. In derselben Richtung bewegt sich der An= trag meiner Freunde Schiffer und Bassermann im Reichstage, bei allen Zwangsverkäufen den Kommunen und dem Staate ein kurzbefristetes Vorkaufsrecht zu gewähren. Wenn der Minister ein größeres Ent gegenkommen bei der Domänenaufteilung in Aussicht stellt, so be⸗ . wir das freudig. Der Domänenhesitz umfaßt, 11 0 der
esamtfläche, auf den 398 0090 ha in den Ostprovinzen hätten 10900 bis 12 000 Bauern Platz. Natürlich soll nicht jedes große Gut zerschlagen werden. In der Nähe von Klein⸗ und Mittelstädten sind große Domänen vorhanden, die der Staat immer wieder neu verpachtet, anstatt sie den Kommunen zu angemessenem Preise zur inneren Kolonisatien zur Verfügung zu stellen. ch kenne Fälle, wo man die Preise so hoch gestellt hat, daß allein aus diesem Grunde aus dem Geschäft nichts werden konnte; in einem Falle wurde der fünfrigfache Betrag der Pacht verlangt! Wir haben auch nach dieser Richtung hin heute sehr freundliche Worte von dem konserbativen Redner gehört, die in wohltuendem Gegensatz standen zu Aeußerungen eines anderen konservatipen Herrn, der sich über eine der wichtigsten Fragen der inneren Politik im deutschen Landwirtschaftsrat geradezu ironisierend ausgelassen hat. Die Re⸗ gierung sieht nun das alleinige Heil in dem Betrieb der inneren Kolonijation durch die provinziellen Siedlungsgesellschaften. Wenn 4 Erfolge betrachtet, so kann man sie trotz der vom Minister angeführten Zahlen doch wirklich nicht für so erheblich erklären. Die drei großen Gesellschaften haben schon 1908 se viele Stellen verkauft wie 1911, eine erhebliche Steigerung ist da nicht zu merken; es waren gegen 509 im Jahre 1908 und gegen 590 im Jahre 1911. Obwohl also diese Gesellschaften jetzt gleichsam das Monopol haben, Listen sie doch nichts dem, Bedarf Entsprechendes. Woran liegt das? Aus den Denkschriften, die immer dürftiger werden und jetzt fast nur noch Tabellen liefern, ist das nicht zu ersehen. Uns fehlen die Ländereien zum angemessenen rell die wir zur inneren Kolonisation brauchen. Die 25 Millionen werden einen Tropfen auf einen heißen Stein genannt. Aber bei der gegen⸗ wärtigen Organisation können wir mehr nicht nutzbringend anwenden. Unseré gegenwärtige Organisation genügt nicht. Wir brauchen eine Zentralstelle, die dieses große Ziel im Auge behält. Das Mi⸗ nisterium ist keine solche Zentralstelle, es kann sich mit dieser Frage nicht genügend beschästigen. Eine solche Einrichtung würde auch manche Reibungen vermeiden, manches Kolonisationswerk kommt nicht zustande, weil unter den petreffenden Stellen Streitigkeiten darüber entstehen, wer es ausführen soll. Eine solche Zentral⸗ stelle könnte sich mit den gesetzgeberischen Fragen beschäfti⸗ gen und könnte auch Initiative entwickeln. In der Begründung des Gesetzes wird nicht mit Klarheit gesagt, ob neben den previnziellen Monopolgesellschaften auch die kleineren Besiedlungsgesellschaften be⸗ rücksichtigt werden sollen. Das scheint nicht beabsichtigt zu sein. Aber gerade diese kleineren Gesellschaften müssen unterstützt werden. Viel⸗ leicht erhalten wir im nächsten Jahre eine Denkschrift, die uns über die Verbreitung dieser Gesellschaften aufklärt und uns auch mitteilt, wie weit der Staat ihnen Beihilfe gewährt. In Westpreußen hat ein Amtsrichter kürzlich eine solche kleine Siedlungsgesellschaft gegründet und innerhalb einiger Jahre hundert Arbeiter angesetzt. Diese Privat— tätigkeit weiter zu beleben, ist direkt notwendig. Vie Ansiedlungsnovelle von 1904 ist ja freudig begrüßt worden. Was für Schwierigkeiten werden aber solchen Kolonien in die Wege gelegt! Jede Gemeinde sollte hoh sein, wenn auf ihrem Gebiet eine Ansiedlung geschaffen wird. Arbeiterkolonisation kann nur in Verbindung mit Bauernkolonisation getrieben werden. In dieser Vorlage sehen wir nur den ersten kleinen Schritt in der Frage dec inneren Kolonisation, die wir großzügig be— trieben wissen wollen. In dieser Stunde werden ja von dem deutschen Volke sehr große Opfer verlangt. Wir dürfen darüber nicht im un⸗ klaren sein, daß die Millionen, die wir hierfür anwenden, nicht besser angelegt werden können.
Abg. Dr. Ider hoff freikons. ): Die Vorlage legt das Schwer⸗
gewicht auf die Unterstützung der provinziellen Siedlungsgesellschaften. Doch sind große Erfolge dadurch erzielt worden, daß Moore an kleinere Gesellschaften und an Private abgegeben worden sind. Leider hört man bei uns im Westen seit einem Jahre nichts mehr von derartigen Verhandlungen. In dem Gesetzentwurf vermißt man den groß— zügigen Plan. Man steht ihm infolgedessen mißtrauisch gegenüber, ganz besonders wenn man hört, daß der Hauptzweck die Vermehrung der einheimischen Viehzucht und die Deckung des Fleischbedarfes sein soll. Man will die ganze in Aussicht genommene Fläche für Weide⸗ zwecke in Anspruch nehmen. Jeder Kenner der Moore weiß nun, daß ein solcher Plan unausführbar ist. Ein nennenswerter Zuwachs an selbstaufgezogenem Vieh ist nicht zu erreichen, man müßte sich denn auf die Aufzucht von Mastvieh beschränken, das aus aller Herren Ländern eingeführt werden muß. Dadurch wird aber eine Stätte der Seuchengefahr geschaffen, deren Folgen nicht abzusehen sind. Warum die Kolonisation nicht durchführbar sein soll, ist aus der Begründung nicht zu ersehen. Der Minister hat angedeutet, daß die kleinen vor— handenen Besitzer die Kultivierung nicht rationell betreiben könnten. Der jetzige Plan mag ja großzügiger, mag billiger sein jedenfalls ver⸗ dient die Besiedlung mit Kolonisten den Vorzug. Man sage nicht, daß die Leute kein Land verlangen. Es besteht geradezu ein Land⸗ hunger in Ostfriesland bei jenen, die schon Moorboden besitzen und eine geeignete Moorkultur und Moorkolonisation betreiben. Leider sind deren Gesuche, ich denke da namentlich an eine kleine Gemeinde, unberücksichtigt geblieben. Es wäre dringend zu wünschen, daß den Kolonisten schleunigst Moor abgegeben wird. Man kann die Leute unmöglich noch länger vertrösten; sie wandern entweder nach Olden⸗ burg, wo ihnen fiskalisches Moor geboten wird, oder nach Amerika ab, und sind damit für Deutschland verloren. Nach meinem Dafür— halten sollte man die Kultivierung der Moore nur da betreiben, wo eine Kolonisation in die Wege zu leiten unzweckmäßig wäre. Ich will keineswegs ausschließlich der Ärbeiterkolonisation das Wort reden; wo neue Kolonien entstehen, wird man auf eine richtige Besitzper⸗ teilung Bedacht nehmen müssen, also neben Arbeiterkolonien auch einen mittleren und größeren bäuerlichen Besitz schaffen müssen, um die Bildung einer Gemeinde zu ermöglichen. Die Regelung der ört⸗ lichen Verhältnisse wird gar nicht schwieriger sein als bei anderen Gemeindebildungen. Wo sie aber schwierig ist, hätte ich es gern ge= sehen, wenn anstatt einer einseitigen Kultivierung der Moore zugleich eine Kolonisierung in Aussicht genommen und für diesen Zweck ein Teil des Geldes verwendet worden wäre. Es muß also mehr Be⸗ siedlung betrieben werden, zu dem Zweck, Moore abzugeben an alle, die sich dafür eignen, an Private, Gesellschaften usw. Sehr zweck— mäßig wäre es, wenn uns die Regierung in Zukunft alljährlich eine Uebersicht vorlegte, welche Fortschritte die Urbarmachung und ander— seits die Kolonisation in jedem Jahre gemacht hat. Ueber den zweiten Teil der Vorlage habe ich nichts zu sagen, wir stimmen ihm zu. Die Unterstützung der Siedlungsgesellschaften halten auch wir für wünschenswert, meinen aber, daß der Verwendungszweck zu eng he⸗ grenzt ist. Es ist nicht abzusehen, warum z. B. die hannöversche gemeinnützige Ansiedlungsgesellschaft in Hannover nicht auch heteiligt sein soll, ebenso auch andere Gesellschaften, die man durch mäßig ver⸗ zinsliche Darlehen oder sonstige Kreditbegünstigungen unterstützen könnte. Als Freunde der inneren Kolonisation werden wir die Vor⸗ lage selbsterständlich. wohlwollend prüfen, hoffentlich kommen wir in der Kommission zu einer Einigung und zu einer Ergänzung des ersten Teiles dahin, daß als Zweck der Vorlage neben der Kultivierung der Moore auch die Besiedlung der Moore in den Vordergrund gestellt wird.
Abg. Hoff (fortschr. Volksp.): Der Vorlage stehen wir all⸗
gemein sympathisch gegenüber, allerdingg mit dem Zusatz,
daß uns die Beteiligung des Staates an den Ansiedlungègesell⸗ schaften nicht weit genug geht. Was die Urbarmachung der Moore angeht, so halte ich es angesichts der Lage des deutschen Volkes für dankenswert, daß Oedländereien in dieser Weise der Kultur zugänglich emacht werden. Ich boffe, daß das Beispiel der Regierung mit der lierung der fiskallschen Moore Nacheiferung erwecken wird. Allerdings ist es mit der Urbarmachung der Moore allein nicht etan, sondern damit muß die Besiedlung Hand in Hand gehen. In bezug auf die Domänenmeliorarionen braucht nicht weiter hervorgehoben zu werden, daß selbstverständlich jede Ver⸗ besserung des Grund und. Bodens zu begrüßen ist, unter der Voraussetzung allerdings, daß das Unternehmen wirtschaftlich ist. Den Wunsch, daß auch die private Tätigkeit in jeder Beziehung angespornt werden solle mit indirekter und direkter Mithilfe des Staates, kann ich nur unterstützen. Es ist auf die Verhandlung dieses Hauses vom 2B. Aktober des Vorjahres Bezug genommen worden, bei der der Ministerpräsident bereits diese Vorlage angekündigt hat, und zwar unter dem Gesichtspunkte der Hebung der einheimischen Viebzucht. Auf diesen Gebiete ist tatsächlich der kleinere und mittlere Grundbesitz dem Großgrundbesitz weitaus überlegen. Hier tönnen durch Au) teilung von Domänen in weitgehendem Maße Fortschritte gemacht werden. Statistische Nachweise u. a. aus dem Regierungsbezirk Stralsund beweisen, daß die Schaffung von kleinem und mittlerem Grundbesitz ein geeignetes Mittel zur Hehung der Viehzucht ist. Aber dieses Mittel kann doch immer nur als ein überaus langsam wirkendes angesehen werden. Ich muß dagegen protestieren, wenn behauptet wird, daß die zehn Millionen irgendwie geeignet wären, uns für die Zukunft vor Fleischteuerungen zu bewahren. Es blelbt abei die Hauptforderung zur Beseitigung der Fleischnot: Be— seitigung der Futtermittelsölle und vernünftige Beschränkung der Ein⸗ uhrscheine, Leider hat der Minister nicht näher ausgeführt, welches ie volkswirtschaftlichen und sozialen Interessen sind, die über die fleischnotfrage hinaus die innere Kolonisation zu einer so bedeut—⸗ amen Angelegenheit gestalten. Der Reichskanzler hat in seiner Rede m November darauf hingewiesen, daß die Landflucht in den Gegenden am stärksten sei, wo der Großgrundbesitz dominiert. Nach Professor Sering haben wir in diesen Gegenden nur vier Menschen uf, den Quadratkilometer, d. h. nur den sechsten Teil der durch⸗ chnittlichen Bevölkerung. Die Reformen des Freiherrn vom Stein jor 196) Jahren haben gerade bei den Großgrundbesitzern einen außer⸗ rdentlichen Widerstand hervorgerufen. Man ruhte nicht, bis man ie Steinschen Reformen zum großen Teil wieder zuschanden gemacht atte. Kein anderer als Fürst Hatzfeldt hat erklärt, daß die Steinschen keformnen in bezug auf den Bauernstand im Laufe der Zeit in ihr erades Gegenteil verkehrt worden sind. Auf diese Weise wurde in Dstelbien den Bauern mindestens eine Million Hektar Land abgenommen nd wurden Scharen von landlosen Arbeitern geschaffen, die die In⸗ isteie nachher in die Städte zog. Saisonarbeiter sind jetzt an die telle der alten eingesessenen Landarbeiter getreten. Die Feld— beiterzentrale hat nicht weniger als 696 009 Legitimationen r solche ausländischen Saisonarbeiter herausgegeben. Fürst hatzfeldt beziffert die Zahl der ausländischen Saisonarbeiter uf nicht weniger als . Million. Man muß anerkennen, daß dies ne außerordentliche, ungeheuerliche Entwicklung ist. Der ganze 'sten ist sozusagen verödet. Die Landstädte fönnen dort nicht leben nd nicht sterhen. Ich bedaure, daß von seiten der Konservativen 1d auch von seiten der Regierung kaum irgend ein ernster Schritt f diesem Gebiet unternommen worden ist. Der Abg, von Olden— irg meint allerdings, die ausländischen Arbeiter würden chis schaden, denn sie gingen ja im Herbst und Winter wieder thre Heimat; Graf zu Rantzau hat im Jahre 1911 Landesökonomiekollegium die interessante Bemerkung gemacht: zollten wir aus Rußland, Ungarn und Galizien die nötige nzahl von Arbeitskräften nicht erbalten, dann müssen wir Kulis Hilfe nehmen, wenn wir unsere Länder nicht brach liegen lassen lien. Gegen diese Gefahr wünschen wir rechtzeitig Maßregeln riffen zu sehen. Wir müssen mit ganz anderen Mitteln an die age der inneren Kolonisation herantreten, als es in dem Entwurf rgeschlagen worden ist. Preußen und Deutschland sind auf diesem ebiete ganz unglaublich rückständig. In England geht man mit El größerem Ernst an diese wichtige Aufgabe heran. Irland ist hä klassisches Beispiel dafür, daß durch den Großgrundbesitz das nd verödet wird. Dort ist die Bevölkerung infolge der früheren rkehrten Politik, der englischen Regierung von 8 Millionen im Jahre 44 auf 4,4 Millionen im Jahre 1913 gesunken. Nun geht man England dazu über, in großem Maße Irland den Bauern zurück⸗ geben. In Irland ist ein Gesetz geschaffen worden, wonach in Jahren 2000 Millionen Mark für die innere Kolonisation auf⸗ wendet werden sollen. Wie verschwindend gering ist dagegen die umme, die bei uns für diese Zwecke ausgesetzt ist. 19 Millionen ark sind nicht einmal ein Tropfen auf einen heißen Stein. Auch Rußland treibt man eine viel vernünftigere Politik auf dem Ge— tte der inneren Kolonisation. In 4— Jahren sind in Rußland Millionen Hektar Land in bäuerlichen Besitz, oder bäuerlichen Etrieb genommen worden. Auch in den nördlichen Ländern besteht se ganz andere Grundbesitzberteilung. Diese Länder haben gezeigt, Fes auch sehr wohl ohne Großgrundbesitz geht. Professor Sering st, daß man auf dem Gebiet der inneren Kolonisation in Preußen ser einen kleinen Anfang nicht hinausgekommen ist. Wenn auch zelne Mitglieder der konserpativen Partei nach Möglichkeit die ßere Kolonisation zu fördern suchen, so muß ich doch feststellen, daß konservatibe . in ihrer Masse bis zur Stunde jede wirk— ze praktische Maßnahme zur Förderung der inneren Kolonisation nöglich macht. Freiherr von Wangenheim hat es auch ganz offen zgesprochen, daß speziell in Plÿ⏑ͥ⸗eGn die Konservativen der inneren lonisation aktiben und passiven Widerstand entgegensetzen, weil sie E Schädigung des Großgrundbesitzes befürchten. Ohne eine sehr sentliche Beschränkung des Großgrundbesitzes kann eine wirkliche sere Kolonisation nicht betrieben werden. Vor siebzehn oder acht⸗ n Jahren hat der Machtspruch des Vorsitzenden der konservativen ttei ein Gesetz über innere Kolonisation unmöglich gemacht. Will naber jetzt wirklich Bauern ansiedeln, dann dürfen diese nicht von nherein überlastet werden. Sonst ist jede Politik, die den Groß— indbesitz stärkt, unfähig, innere Kolonisation zu betreiben. Die gierung sollte den maßlosen Forderungen des Bundes der Land⸗ te auf, noch höheren Zollschutz energisch entgegentreten. Nur unser tschaftliches Programm auf allmählichen Abbau der Getreidezölle n hier Wandel schaffen. Auch unsere Fideikommißgesetzgebung in sußen steht in schreiendem Widerspruch mit einer gesunden inneren . Wir werden jede wirklich bauernfreundliche Politik erstützen. Abg. von Saß-Jaworski (Pole); Meiner Meinung nach n die Vorlage zur Förderung der inneren Kolonisation etwas beitragen. doch kann ich sie als zur Linderung der Fleischnot geeignet a srachten. Ich fürchte, daß auch die hier vorgeschlagenen stgat⸗ sen Maßregeln benutzt werden, um der polnischen Bevölkerung ihre te zu verkümmern und sie zu benachtelligen. Der Redner bespricht n die Maßregeln, welche die Regierung gegen die polnischen land⸗ tschaftlichen Vereine ergriffen 6* . bei diesen kleinen edlungen könne man dessen sicher sein, daß den Polen gegenüber ch beiühmten Mustern verfahren werde. Abg. Leinert (Soz): Der Gesetzentwurf ist ein Beweis ür, daß die , gegenwärtig unfäbig ist, das Volk genügender Fleischnahrung zu versorgen. Durch die Vorlage uns die Unrichtigkeit der Behauptung, daß die Landwirt- ast auch in der Lage wäre, die letzten o/o zu decken, voll. dig bestätigt. Wir wundern uns darüber, daß diese Vorlage erst kurz vor Toresschluß hier eingebracht wird. Es ind ht nicht die geringsten Gründe angegeben, die die lange Ver— bung ihrer Einbringung rechtfertigen. Wir haben große Be⸗ en, der Regierung die 25 Millionen zur Verfügung zu stellen, e daß sie uns angibt, für welche Zwecke sie sie im einzelnen svenden will. Wenn die Möglichkeit gegeben wäre, in Deutsch—= mehr Futtermittel zu erzeugen, so würden wir jeden Augen⸗
nur durch die Urbarmachung der Oedländereien erreicht werden, weniger durch die anderen von der Regierung vorgeschlagenen Maß nn hmen. Es ist noch lange nicht gesagt, ob die angeforderten ö Millionen zur Hebung des Viehstandes verwendet werden. 99 dieser Beziehung habe ich große Bedenken. In der Vorlage heißt es, daß die Ausgaben von den Pächtern angemessen verzinst werden nt aber es ist nicht gesagt, was eine ann , . Verzinsung ist. Der hier eingeschlagene Weg scheint mir nicht zum Ziele zu führen. Die Domänen verzinsen sich nur mit 234 0‚0. Bel zigen Betriebe gibt der Staat sein Geld zu einer so billigen Verzinsung her. Warum nimint er die Domänen nicht in eigenen Betrieb, wle er es bei den Cisenbahnen, den Bergwerken usw. tut? Nicht eine einzige Domäne bewirrschaftet der Staat elbst, Die Regierung sollte, diese drei Millionen nur für Domãänen ausgeben, die demnächst pachtfrei werden, um sie dann in Selbstbewirtschaftung zu übernehmen. Geschieht das nicht, so ist zu befürchten, daß die Domänenboden auch ferner zum Körnerbau, aber nicht zur Vermehrung des Viehbestandes be— nutzt werden. Die Beteiligung des Staates mit seinen Mitteln bei den Besiedlungsgesellschaften kommt auch nur dem Großgrundbesitz, aber nicht den Ansiedlern zugute. Wir befürchten, daß ein großer Teil, der geforderten Summe zur Sanierung gewisser Ritter— gutshesitzer benutz werden wird. Es handelt sich hier um die Fortsetzung der Liebesgabenpolitik. Ebensowenig können wir uns begeistern für die Seßhaftmachung der Arbeiter nach dem Rezept derjenigen, die heute schon die Arbeiter an die Scholle fesseln wollen. Was die Herren im Schilde führen, zeigt die be⸗ tannte Konferenz bezüglich der inneren Kolonisation. Herr von Zedlitz-⸗Trützschler sagte, diejenigen Arbeiter, die vom Lande einmal weggegangen sind und dann wieder zurückkehren, seien Halunken, die er nicht mehr haben wolle. Wir können nur eintreten für eine innere Kolonisation, die für die Koölonisten keine Beschränkung der staats⸗ bürgerlichen Rechte und keine Begünstigung der Ausbeutung der Arbeits- kraft durch den Großgrundbesitz mit sich bringt. Was die Junker wollen, ist, daß die Arbeiter nicht auf eigenem Grund und Boden leben, sondern zum Nachbar in Arbeit gehen müssen. Der Großgrund⸗ besitz will überhaupt gar nicht so vieie einheimische Arbeiter haben. 8 ist auch gar nicht der Fall, daß das Hereinschaffen polnischer Arbeiter mehr kostet als die Ansiedlung einheimischer; das hat kein anderer als Graf Zedlitz-Trützschler nachgewiesen. In Wirk— lichkeit liegt den Grundherren nur daran, abhängige Arheiter anzusiedeln. Dr. Hahn hat das bei der hier im Abgeordnetenhause am 21. Nobemher 1912 abgehaltenen Konferenz klar und unzwei—⸗ deutig ausgeführt, indem er auf die „Gefahr“ der Ausdehnung des bäuerlichen Besitzes hinwies und betonte, daß die An⸗ siedlung nur so erfolgen dürfe, daß der Landarbeiter auch Land— arbeiter bleibe. ö Das agrarische Handbuch des Bundes der Land— wirte von 1903 spricht sich enn auch ganz nachdrücklich gegen die Vermehrung des Bauernstandes und gegen die Schaffung neuer Bauern⸗ stellen mit staatlichen Mitteln auß. Darum sträubt sich aach der Großgrundbesitz nach wie vor gegen die Aufhebung der Futtermittelzölle, von der nur die Bauern Vorteil haben würden. Die 19 Millionen, welche die Vorlage für die Auf⸗ teilung von unrentablen Rittergütern zur Verfügung stellt, um deren Besitzer zu fanieren, solltés die Regierung lieber benutzen, um selbst die Siedlung vorzunehmen, anstatt sie den Gesellschaften zu⸗ zuwenden, welche weit mehr das Interesse der Großgrundbesitzer als das der Ansiedler wahrnehmen. Die Befürchtung, daß dann, der ganze Großgrundbesitz mobilisiert würde, ist un— begründet. In der ganzen Vorlage macht uns nur der erste Teil . die Urbarmachung der Moore, eine wirkliche Freude. Allerdings haben die fiskalischen Moore gegenüber den im Privat— besitz befindlichen nur eine ganz geringe Bedeutung; aber die Vorlage bedeutet immerhin einen Schritt auf dem Wege der Ver— wirklichung des sozialdemokratischen Programms, welches aus— drücklich die Urbarmachung von Dedländereien mit Staatsmitteln fordert. Der gůnshzg Einfluß, den die Regiexung von der Kultivierung der fiskalischen Moore auf die Kultivierung der privaten er— wartet, wird freilich nicht eintreten; es wird vielmehr zunächst eine wüste Terrainspekulation und Preistreiberei einsetzen. Der Staat müßte also gleichzeitig mit seiner Maßnahme auch die Privaten Moorbesitzer zwingen, zu kultivieren, und sie, wenn sie sich weigern, enteignen. So hat es ja auch der Abg. von Wangen— heim empfohlen, freilich steht er mit dieser Auffassung unter seinen konservativen Gesinnungsgenossen ziemlich allein. Aus „öffentlichen! Interesse wollen die Herren keine Enteignung, höchstens einmal aus „nationalen“ Gründen. Wir fragen nicht nach den Motiven, wir halten die Enteignung aus „öffent— lichen! Interesse für ganz besonders gerechtfertigt. Die Konservatiben begeisterten sich auch, heute für eine gesunde Mischung von Groß, Mittel- und Kleinbesitz; was das ist, wissen wir bis heute nicht, es ijt aber sicherlich nichts als ein Schlagwort, hinter dem sich die Antipathie gegen den Kleinbesitz verbirgt. Wir verlangen die Einrichtung von staatlichen Klein— und Musterbetrieben auf den Moorkulturen unter Ausschluß des privaten Besitzes. Der Staat kann das leisten; die Siedlungsgesell. schaften dürfen bei dieser Aufteilung von Neuland nicht mitwirken. Wir wünschen, daß die Kommissionsverhandlung dahin führt, den ersten Zweck der Vorlage, die Urbarmachung der Moore, in noch größerem Umfange durchzuführen.
Hierauf wird die Diskussion geschlossen.
Die. Vorlage wird der verstärkten kommission überwiesen.
Für die nächste Sitzung schlägt der Präsident die Beratung des Kultusetats vor.
Abg. Hirsch⸗Berlin (Soz.) erhebt Einspruch gegen den im Laufe der Sitzung verteilten Bergtungsplan zum Rdult eta! weil der Plan diesmal eine allgemeine Besprechung des gesamten Kultus— etats beim Titel ‚Ministergehalt“ ausschließe. Das Haus genehmigt nach längerer Geschäfts— ordnungsdebatte den Beratungsplan in der vom Prä—⸗ sidium vorgeschlagenen Fassung.
Schluß gegen 71“ Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch, 11 Uhr. ultnzetat) 3 hz tzung h, 11 Uhr
keinem ein⸗
Agrar⸗
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maß regeln.
Konstgntinopel, 2. April. (W. T. B.) Hier wurden zwei Fälle von Cholera festgestellt. Außerdem wurden zwei . ge⸗ meldet, in denen Choleraverdacht vorliegt.
Sandel und Gewerbe. Konkurse im Auslande.
Galizien.
Konkurz ist eröffnet über das Vermögen des Leon Schwar
8 , ng. in Krakau, Gros rn z Nr. 13, . 3: Firma . Heinrich Schwarz, mittels Beschlusseg des K. K. Iwillandeg.« gericht, Abtellung Vr. in Krakau vom ö. März IF. Nr. . 4153. X Vrovisgrischer Konkurgmasseverwalter, Dr. Wolf (Wilhelm) Schmidt, Advokat in Krakau. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkurgmasseverwalters) 3. April 1913, Vormittags 19 Uhr, Bureau Nr. 3. Die Forderungen sind bis zum 19. Mai 1913 bel dem genannten Gericht anzumelden; in der Anmeldung ist ein in Krakau wohnhafter Zustellungsbevollmächtigter namhaft zu machen. Llquidierungstagfahrt (Termin zur Feststellung der in che 29. Mai
it hereit sein, für die Vorlage einzutreten. Aber dies wird
Bosnien.
Kreisgericht in Banja tuka. Name des Falliten: Dor do G org e Malis in Bosnisch Gradiska. Konkurtzverwalter: Rechtsanwalt Josip Bajor in Banjaluka, Siellvertreter Rechtsanwalt Dr. Alkalay in Banjaluka. Anmeldetermin: 15. Mai 1913. Prü⸗ ken e e . fan. ñ̃ . ö in serbo⸗
rache abzufassen sind, müssen etwaige Beweisurkunden in Ur⸗ oder Abschrift beigefügt werden. ; .
Rumänien.
Anmeldung
— Schluß der Name des Falliten k Verifizierung
bis am
Costic D. Popeseu, 2. 15. April Bu karest, 1913 Str. Lizeanu Nr. 18
Handelsgericht
Ifo v
3 (Bukarest) 14.1. April
1913
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 1. April 1913:
Ruhrrevier Oberschlesisches Revler
Anzahl der Wagen Gestellt .. 238 632 10421 Nicht gestelltt. — —.
—
= Die Bergwerksgesellschaft Hibernia, Herne, förder nach ihrem Geschäftsbericht im Jahre 36 en. 5 Jö . 3 . . . 388 720,87 t (1911: 5165 839 80 ).
r betrug der auf die Beteiligung ziffer anzurechnende Kohlen⸗ absatz bei der Gesellschaft 5180 . 3. 5 oso * 4 882 564,88 t — 90 14 oo) der Betelligungsziffer, die Koksproduktion der Gesellschaft 59 775,4 6 (1911: 387 2549 t), der auf die Be⸗ teiligungsziffer anzurechnende Koksabsatz einschl. Koksgrus in 1912 a8 433414 — S713 oo (in 5s. So? 438 36 7. = 7, do) der Beteiligungsziffer. Die Beteiligungsziffer der Gesellschast ür Kohlen betrug 5416 509 t, für Koks 9gi3260 t. Der durchnittliche Erlös aus Kohlen stieg um 8,60 , aus Koks um . so. Die Löhne der sämtlichen Arbeiter stiegen von 3501 6 je ann und Schicht in 1911 auf 5.37 60 jS, Mann und Schicht in L9l2 oder um 7, 1g o/o. Die durchschnittliche Leistung je Mann und Schicht (auf die Bruttofoörderung berechnet) stieg von 1,10 t in 1911 auf. 111 t. in 1912 — C910,½ . Die Gesamtselbstkosten für Kohlen erhöhten sich in 1912 infolge höherer Arbetterlöhne, durch dea Berg— arbeiterstreik und durch die Folgen des Wagenmangels um 5,71 oso. Die Gesamtselbstkosten für Koks stiegen in 1912 infolge des höheren Kohlenkokspretses und der höheren Arbeiterlöhne um 8,77 069. Die gesamten Einnahmen betrugen 82 424 759 S6. Die Ausgaben be⸗ trugen (einschl. I9 247 e für Bergschäden) 69 171 967 . Es . 6 . . 253 . S6. Die Abschreibungen erfordern
2342 4M. Die Dividende beträgt 1170 auf di ĩ
und 40j0 auf die Vorzugsaktien. ; k
— Die gestrige Aufsichtsratssitzung der Kolonialbank Aktien- gesellschaft beschloß laut Meldung des „W. T. B. aus Berlin, der Genera der anmlung die Verteilung einer Dividende von 10000 wie, im Vorjahre) vorzuschlagen. Der Effektengewinn beträgt . . 8 K,, 31 337 J6 (22 967 ),
33 718 46). Der Vortrag auf neue R stellt sich auf 11 360 S6 (12 537 M). 3 Kö
In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats, der Badischen Aunthins und So da fabriken in Ludwigshafen (Rhein) an . laut Meldung, des. W. T. B. die Bilanz fur das Geschäste jahr 1912 vorgelegt Diese zeigt ausschließlich des Vortrages von 1 865 458 90. und nach Absetzung von 7481 035 ½ für Amortisationen ein Gewinn⸗ Jaebnis von 15 164 678 ½. gegenüber 12357 408 ½ im Vorjahre. Der Aufsichts rat beschloß. der Generalverfammlung vorzuschlagen: dem außerordentlichen Reservefonds diesmal 3 000 000 zuzuweisen und eine Dividende von 28 0, gegen 25 0 im Vorjahre, zu vertellen.
Nach einer durch W. T. B.“ übermittelten Meldun der Kaiserlich russischen Finanz! und Handelsagentur ergab . Woch en au sweig der russischen Staatsbank vom 29. März d. J. folgende Z ffern (die eingeklammerten Ziffern entsprechen den gleichen Positionen des neuen Bilanzformularg der Staatsbank bejw. den Ziffern der, Vorwoche), alles in Millionen Rubel: Aktiva. Gold (in Münzen, Barren und Anweisungen der Minen⸗ perwaltung) (Nr. 1) 13570 (13484), Gold im Auslande (Nr. Y) 224,4 (228,5), Silber und Scheidemünze (Nr. 3) 74,9 (74.35), Wechsel und andere kurzfristige Verpflichtungen (Nr. 4) 496,1 (303,35, Vor schüfse; sichergestellt durch Wertpapiere (Nr. 5) 185,1 (196,85, Sonstige Vorschüsse (hierher gehören: Vorschuüsse, sichergestellt durch Waren; Vorschüsse an Anstalten des Kleinen Kredits; Vorschässe an Landwirte; Industrielle Vorschüsse; Vorschüsse an das St. Petergt⸗ burger und. Moskauer Leihhaus; Protestierte Wechsel) (Nr. 5 bis 11) gte (259 0), Wertpapiere im Besitz der Staatsbank (Nr. 12 1077 go., Verschiedene, Konten (Nr. 13) 233 (229), Saldo der echnung der Bank mit ihren Filialen (Nr. 14) 149 (194), zusammen 726,0 (2740,99). Passipa. Kreditbillette, welche sich im Umlauf befinden (Nr. I) 1474,5 (1487, 0), Kapitalien der Bank (Nr. 2) 55,9 (Hö, O, Laufende Rechnungen der Departements der Reichsrentei (Nr. 4) 562,1 (656,1), Einlagen, Depositen und laufende Rechnungen herschtedener Anstalten und Personen (Nr. 3, 5 und 6) 58235 (588,4), . . ö. 9 . 9) 51,8 (53,5), Saldo der Rechnung der Bank mit ihren Filialen (Nr. — (— e n g oz F n (Nr. 10) — (—, jusammen
Karlsruhe, 1. April. (W. T. B.) Serienziehung der Ba— dischen viervrozentigen 190 Talerlose von 1867: 3 30 83 36 111 e. 154 180 183 191 220 262 239 291 340 360 368 370 384 400 433 441 155 159 474 475 514 597 615 660 689 696 715 723 733 82 572 933 986 289 1089 1146 1173 1213 1255 1257 1281 1288 1 13665 1368 1420 1449 1490 1529 1530 1566 1577 1678 1693 1 1761 1783 1791 1794 1808 1869 1896 1904 2024 2119 2123 2 2150 2164 2188 2203 2251 2263 2286 2297 2312 2322 2399.
New Jork, 1. April. (W. T. B.) Der Wert der in der vergangenen Woche ausgeführten Waren betrug 21 650 000 Dollar gegen 14 960 000 Dollar in der Vorwoche.
ö Santos 31. März. (W. T. B.) Die Surtaxe⸗Einnahmen für die Sao Pau lo-Kaffeezollgn leihe ergaben für die Zeit vom 17. bis 22. März 1913: 12 720 Pfd. Sterl.
2 * (
2 2 3 0. *
13
Kurgberichte von auswärtigen Fondasmärkten.
Hamburg, 1. April. (W. T. B.) Gold in Barren d Kilogramm 27990 Br., 2784 Gd., Silber in Barren das ein,
. . k ö.
en, 2. April, Vormittags 10 Uhr 40 Min. (W. T. Einh. 3. Rente M. N. 36 ult. S370, Einh. 9 oo * Januar Juli pr. ult. 83, Hh, Oesterr. 40/0 Rente in Kr.⸗W. pr. ult. S3 85, Ungar. 4069 Goldrente 192, 85. Ungar. 490 Rente i R . 82.70. Tirkische Lose per medio 229,23, Orientbabnaktten pr. ult. S0 90, Oesterr. Staatsbahnaktien (Franz. ) Pr. ult. 07, 9, Sidbahn. gesellschaft (Lomb) Akt. pr. ult. eg, Kinlr Bar ,
1913, Vormittags 19 Uhr.
aktien 592, 00, Deutsche
520.00, Oesterr. Kreditanstalt Akt. pr. ult. 636 56 editbankaktien 808, 00, 2. nd han lit e dg Uihege e üf,
eichsbanknoten pr. ult. I18 0s, Brüͤxer