1913 / 80 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Apr 1913 18:00:01 GMT) scan diff

R. Schumanns Fle⸗Moll⸗Sonate; herzhaft war das Gefühl, das darin . Ausdruck kam, und energisch die rhythmische Betonung. Der nzertgeber erwies sich überhaupt in einen Vorträgen als sicher gestaltender Künstler, der dem . . ebenso gerecht wird wie der äußeren Form. Ein Tieder⸗ abend, den Clara Arnim, gleichzeitig im Klindworth⸗ arwenkasaal gab, fand bei dem sehr freundlich gesinnten Publikum kräftigen Beifall. Dieser galt in der Hauptfache dielleicht den guten Stimmitteln, über eich, die Sängerin verfügt; sie besitzt einen frischen, angenehm klingenden Sopran, dem jedoch eine sorgsame Pflege noch nicht zuteil geworden ist. Das heftige Schwanken der Stimme veranlaßt eine nf der Intonation, die den i nn der temperamentvollen Dame naturgemäß im ege stehen muß.

Der Klavierabend einer jungen Pianistin, Florence Trum⸗ bull, im Bechsteinsaal ging am Dienttag ziemlich eindruckslos vorüber. Eine anerkennenswerte technische Gewandtheit war wohl erkennbar, aber das Gefühl blieb nüchtern und wentg belebt.

Die Klaviervorträge von Benno Moiseiwitsch am Mitt woch im Bechstein saal . den Künstler von einer ungewöhn⸗ lich günstigen Seite. Ein lebhafter musikalischer Sinn, ein kraft« volles gesundes Empfinden kamen in dem Spiel zum Ausdruck; die Wiedergahe von Brahms, Vartationen über ein Thema von Händel er großzügig und charaktervoll; die verschiedenen Varlattonen traten charf e,. mit plastischer Klarheit in die Erscheinung. Die Vorträge regten die Hörer während des ganzen Abends 3 an.

Mannigfaltiges.

Ham burg, 3. Aprll. (W. T. B.) Auf der festlich geschmückten Werft von Blohm u. Voß lief heute nachmittag das für die Hamburg⸗Amerika⸗Linie erbaute Schwesterschiff des Imperator“ glücklich vom Stapel. Das Schiff, welches den Namen „Vaterland“ erhielt, ist wie der Imperator“ ein Turbinen⸗ schnelldampfer, aber noch 5900 Registertons größer als jener. Bei ö Wetter hatten sich zu dem Stapellauf überaus zahlreiche

äste und Zuschauer auf der Werft eingefunden. Auf den Tribünen hatten die Mitglieder des Senats und der Bürgerschaft, Beamte und Offiziere, Vertreter der Reederet und der Kaufmannschaft und sonstige Geladene aus allen Kreisen der Bevölkerung Platz genommen. Als Seine Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht von Bayern, der als Vertreter Seiner Königlichen Hoheit des Prinz Regenten Ludwig den Tau fakt vollzog, erschienen war, hielt der Bürger⸗ metster Dr. Schröder die Festrede, in der er auf die gewaltige Ent⸗ wicklung der Hamburg⸗Amerika⸗Linie und der deutschen Schiffgbautechnik hinwies und zugleich des bedeutsamen Wandels gedachte, den Deutsch⸗ land in den letzten hundert Jahren durchgemacht hat. Das neue stolze Schiff solle, dem Vaterlande geweiht, zugleich die Bande der Freund⸗ schaft zwischen den Völkern der Erde stets fester und enger knüpfen. Im Anschluß an diese Rede taufte Seine Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht das Schiff auf den Namen „Vaterland“, indem er dem Wunsche Ausdruck gab, daß das neue Schiff seine Aufgabe, zwei Weltteile zu verbinden, glücklich lösen und sich stets feines Namens würdig zeigen möge. Brausende Hurras ertönten, die Musik spielte Heil Dir im Siegerkranz?. Dann gab ein Böllerschuß das Zeichen zum Lösen der letzten Stützen, worauf das Schiff unter brausenden Hochrufen in die Wogen glitt, während die Musik „Deutschland, Deutschland über alles“ spielte.

Zu Ehren Seiner Königlichen Hohe it des Prinzen Rupprecht von Bayern gab der Senat im Rathause ein größeres Festmahl, zu dem außer den Senat und Mitgliedern der Bürgerschaft geladen waren: der preußische Gesandte von Bülow, der bayerische Gesandte in Berlin Graf von Lerchenfeld ⸗Köfering, der Vorsitzende des Vereins der Bayern, der Aufsichtsrat der Hamburg Amerika⸗Linie, die Leiter der Werft von Blohm u. Voß und vlele andere. Der Bürgermeister Dr. Schröder feierte in warmen Worten das allen Deutschen liebe Bayernland, gedachte des verewigten Prinz⸗Regenten Luitpold und dankte Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz -— Regenten Ludwig, der in einem herzlichen Glückwunsch⸗ te leg ramm an die Hamburg⸗Amerika⸗Linie sein hohes Interesse an den in Hamburg gepflegten Bestrebungen kundgegeben habe. Der Redner schloß mit einem Hoch auf den Prinzen Rupprecht. In seiner Erwiderung betonte Seine Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht das lebhafte Interesse, das Seine Königliche Hoheit der . von jeher den deutschen Handelsbeziehungen und der Frage des Anschlusses des deutschen Binnenlandes an die See durch Wasserstraßen entgegengebracht habe, und feierte in herz⸗

London, 3. April. (W. T. B) Frau Pankhurst, die Urheberin des Anschlags gegen das Haus des Schatzkanzlers Lloyd George, ist deswegen sowie wegen anderer Eigentums vergehen zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden.

Paris, 3. April. (W. T. B.) Der Marinepräfekt von Toulon teilte dem Marineminister mit, daß auf dem nach Biser ta fahrenden Unterseeboot Turquoise“ sieben Mann durch eine Woge über Bord gespült worden seien, von denen nur zwei ge⸗ rettet werden konnten. Unter den Ertrunkenen befinden sich ein Leutnant und ein Fähnrich zur See.

Lun Séville, 4. April. (W. T. B.) Gestern mittag landete infolge eines Motorschadens auf dem hiesigen Marsfelde das eppelin⸗Luftschiff Z. 4, das mit drei deutschen 4 in Uniform in k aufgestiegen war. Das Luftschiff wurde von dem Kapitän Glund geführt, einem An⸗ estellten des Luftschiffbagues Zeppelin, dem das Luft— f iff gehört. Die an Bord befindlichen Offiziere gehören der bnahmekommisston an. Dies sind der Hauptmann George, der Oberleutnant Jacohi und der Oberleutnant Brandeis. Als das Luftschiff auf dem Mansverfelde landete, hielt dort He. eine berittene Jägerbrigade Uebungen ab. Der eneral Lescot verhörte die deutschen Offiziere. Sie erklärten, heute früh 6 Uhr in Friedrichshafen aufgestiegen zu sein. Sie hätten einen größeren. Flug ausführen wollen und seien durch die Wolken über ihre Richtung getäuscht worden. Aus Versehen seien sie nach Lunsville gelangt. Der Ballon wird vom Militär bewacht. Der Unterpräfelt und der Staatsanwalt sind an Ort und Stelle eingetroffen. Die Insassen des Luftschiffes sind einer Durchsuchung unterworfen worden. Das Luftschiff ist ö und teilweise der Gasfüllung entleert. Es wird die Weiterreise nicht bor der Ankunft neuer Gasvorräte antreten können. Die Insassen wurden nach verschiedenen Vernehmungen im Automobil des Maire von Lunséville in ihr Hotel gebracht. Der Maire und 60 Arbeiter, die von den Insassen je fünf Francs für ihre Dienstleistung erhalten haben, halten während der Nacht die Wache bei dem Luftschiff. Ueber die Landung meldet die ö Havas“ folgendes: Gegen 123 Uhr sahen hiesige Einwohner zu ihrem Erstaunen in der nebeligen Luft über der Stadt ein großes elbbraunes Luftschiff, das aus der Richtung von Nancy zu kommen . Es war ein starres, lenkbares Luftschiff; es flog in großer Höhe, verschwand dann wieder, kam um 1 Uhr 20 Minuten zurück und um⸗ kreiste mehrmals die Kirche Salnt⸗ Jacques. Schließlich landete das Luftschiff auf dem Mansöverfelde, wo Jäger zu Pferde exerzierten. Die Offiziere ließen sofort eine Absperrungskette um das Luft- schiff bilden, das leicht und unversehrt landete. Es war ein Zeppelin⸗ luftschiff neuen Modells. Dolmetscher befragten die Offiziere, einen e , Hauptmann, einen preußischen Leutnant, zwei württem⸗ bergische Leutnants und sechs andere Insassen. Die Offiziere erklärten: sie hätten im Großherzogtum Baden landen sollen, aber infolge starken Ostwindes wären sie ab getrie ben worden. Sie hätten mehrere Forts überflogen; als sie schließlich über dem Fort Manonvilliers gewe sen wären und Reiterei gesehen hätten, hätten sie geglaubt, in der Gegend von Saarburg ju sein, und wären gelandet. Uebrigens wäre ihr Benzinvorrat erschöpft gewesen. Das Luftschiff wäre auf einer seiner drei Probefahrten gewesen und von der Militär⸗ behörde noch nicht abgenommen; die an Bord befindlichen Offiziere hätten die Aufgabe, die Probefahrt abzunehmen. Das Lustschiff wurde durch Wegnehmen der Magnete bewegungslos gemacht und an eisernen Pikettpfaͤhlen verankert. Die deutschen Offiziere . an, außer mit dem starken Ostwind hätten sie auch mit einem Motorschaden zu tun gehabt. Die Volksmenge habe offenbar ihr Luftschiff zuerst für ein französisches gehalten, sie selbst hätten aus den Zurufen bald ge⸗ schlossen, daß sie . in Frankreich befänden. Die Offiziere haben n ein Hotel begeben, vor dessen Tür mehrere Posten aufgezogen sind. Weiter wird gemeldet, daß sie um Wasserstoffgas tele⸗ graphiert hätten, woraus man schließt, daß sie bald die Rückfahrt nach Gru , anzutreten hoffen. Einer offiziösen Meldung aus Paris zufolge ist von der französischen Militärbehsrde eine , . eingeleitet worden. Falls durch sie der Beweis erbracht wird, daß das Luftschiff lediglich infolge eines Irrtums über französisches Gebiet geflogen und auf französischem Boden nieder⸗ gegangen ist und daß die das Luftschiff führenden deutschen Offiziere in gutem Glauben waren und sich keinerlei der französischen nationalen Verteidigung abträglichen Handlung schuldig gemacht haben, wird man ihnen die Rückkehr gestatten. Im anderen Falle würde eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet werden. Der Generalinspekteur der

lichen Worten die Stadt Hamburg, der sein Hoch galt.

Theater. Königliche Schauspiele. Sonn⸗

abend: Opernhaus. 85. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ ehoben. Neu einstudiert: Die Walküre n drei Akten von Richard Wagner. k . Herr Kapellmeister Blech. Anfang 7 Ühr.

Schauspielhaus. 79. Abonnementsvor⸗ eln Julius Caesar. Trauerspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Uebersetzt von A. W. von Schlegel. * Herr Regisseur Patry. Anfang

r. Sonntag:; Opernhaug. 86. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Rosenkavalier. Komödie für Musik in drei Akten von ugo von Hofmannsthal. Musik von ichard Strauß. Anfang 75 Uhr. Schauspielhaug. 80. Abonnements vor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ ö Ariadne auf Naxos. Oper n einem Aufzuge von Hugo von Hof— mannsthal. usik von Richard Strauß. Zu spielen nach dem „Bürger als Edel⸗ mann“ des Moliore. Anfang 73 Uhr.

Konzert. Hermann Bahr. Sonntag: Das Konzert.

tion: Adolf Lantz.

6a Walden onntag: spiel Harry Walden.)

spiel Harry Walden.)

Dentsches Theater. Sonnabend, Nachmittags 29 Uhr: Der lebende Leichnam. Abends 75 Uhr: Der lebende Leichnam. Sonntag und Montag: Der lebende Leichnam.

Kammerspiele.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Freund Teddhy.

Sonntag und Montag: Die Einnahme von Berg⸗op⸗Zoom.

schaftliche Wohnung.

Mein ,,,, als

Ernst. Sonntag, Nachmittags 3

Montag: Der Andere.

Berliner Theater. Sonnab., Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große po mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Ręosinen. Abends: Filmzauber. . , n, und folgende Tage: Film⸗ Romantische er.

mittags 3 Uhr: Hierauf: rano von

Theater in der Käüniggrätzer Straße. Die fünf Frankfurter. drei Akten von Karl Rößler.

Sonntag: Das Buch einer Frau. Montag: Macbeth.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: 2

Lessingtheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Zur Vorfeler von Hermann Bahrs 50. Geburtstag: Neu einstudlert: Das

af fp in drei Akten von

Montag: Der Biberpelz.

Dentsches Schauspielhaus. ( Direk

NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 - 104.) . J, Neues Theater.) Sonnabend, Abends

8 Uhr: Ein idealer Gatte. Aut. Geinberg. (Gast⸗ Montag: Ein idealer Gatte. (Gast⸗

amödienhaus. Sonnabend, Abends 75 Uhr: Hochherrschaftliche Wohnung.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Etiftungsfest. Abends: , .

Schillertheater. O. (Wallner⸗ thegter.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Erzieher. omzßdie in drei Aufzügen von Otto liebe Augustin.

sonzert. Abends: Klein Dorrit.

allensteins Lager. Schauspiel in einem Aufzug von Schiller. Die Piccolomini. Schauspiel in 5 K. von Schiller. Abends 8 Uhr:

Charlottenburg. Sonnabend, Nach⸗ * nach Nizza. S

omödie in 5 Aufzügen von Cd. Rostand. Deutsch von Ludwig Fulda.

Militärluftschiffahrt, General Hirschauer, ist in Begleitung

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die ungfrau von Orleans. Abends: Cyrano von Bergerac.

Lustspiel in Montag: Cyrands von Bergerac.

Voß. Nentsches Opernhaus. (Char Vg] lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 37. Direktion: Georg Hartmann.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. Abends: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.

Montag? Das Mädchen aus dem P goldnen Westen.

iolit᷑a.

8 Uhr:

Veber.

Montis Operettentheater. Früher:

astspiel 8 Uhr: Der Zigeuneryrim as. Operette ö in drei Akten von Emmerich Kälmän. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der sfidele Bauer. Abends: Der Zigeuner⸗ primas. Montag und folgende Der Zigeunerprimas.

Tage:

Theater des Mestens. (Station: Garten. Kantstraße 12.) onnabend, Abends 8 Uhr: Der liebe und Augustin. Operette in drei Akten von

Leo Fall.

Sonntag, Nachmittags 34 Uhr: Der Frauenfresser. Abends: Die beiden usaren. Montag und folgende Tage: Der

Nancey.

HSochherr⸗

Eine

Custspielhaus. (Friedrichstraße 236) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Majolika. Schwank in drei Akten von Leo Walther von Annie Ritter. Stein und Ludwig

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Cornelius bends: Majolika. Montag und folgende Tage:

Sonntag und folgende Tage: Frau Präsidentin.

Thaliathenter. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Vuypchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraatz und Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.

Sonntag und folgende Tage: Puppchen.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Sonnabend, Abends 8 Uhr; enn Frauen reisen. spiel in vier Akten von Mouezy⸗ Eon

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der selige Toupinel. Abends: Wenn Frauen reisen.

Montag und folgende Tage: Wenn Frauen reisen.

6 gestern abend von Paris nach Lungville ab, g ereist.

Der Führer des Luftschiffeß J. 4, Lloydkapitän Glund, hat estern abend an die Luftschiffbaugesellschaft Zeppelin in ee hee fn folgendes Telegramm aus Lungville gesandt: „Hier gelandet, da im Nebel französische Grenze überfahren, warten auf Gas, um weiterzufahren, hoffe, daß Formalitäten bis morgen er— ledigt 3. Gestern abend wurde dem fahrplanmäßigen Zug in Friedrichshafen ein Waggon mit Gasflaschen an. gehängt, der, wenn er ohne Aufenthalt weiterbefördert wird, heute vormittag gegen 10 Uhr in Lunéville eintreffen dürfte. Der Direktor Colsmann vom Zeppelin-Luftschiffbau hat sich nach Lunsville begeben. Ber Kapitän Glund gab einem Be richterstatter folgende QDarstellung der Fahrt: Wir stiegen um 6 Uhr Morgens in Fꝛiedrichshafen auf, um eine Höhenfahrt zu unternehmen und in Baden⸗Oos zu landen. Wir erreichten alsbald eine ö,. von 2000 m und überquerten den Schwarzwald, wo Nebel eintrat. Wir wurden uns auch sofort darüber klar, daß

der Ostwind uns .. von unserer Richtung ablenkte. Wir

flogen so mehrere Stunden, und erst gegen 1 Uhr Nachmittags, als wir uns in einer Höhe von 1600 m befanden, sahen wir, daß wir über französisches Gebiet flogen. Wir suchten ein für die Landung e n, Gelände und erblickten da den Uebungsplatz von Lunville. Nachdem wir den an Bord befindlichen Offizteren berichtet hatten, gingen wir nieder, den internationakfen Vorschriften entsprechend, aber auch um zu beweisen, daß wir nicht freiwillig nach Frankreich gekommen waren. Wir können uns über die öflichkeit, mit welcher uns die Militär⸗ und Zivilbehörden behandelt aben, nur lobend äußern. Wir haben die Absicht, heute wieder abzu— reisen, sobald wir die 19909 kbm Wasserstoffgas erhalten haben, die uns mittels Automobils aus Oos gesandt werden sollen. Glund erklärte weiter, daß die Gondel lediglich mit einem Kompaß ausgestattet war. Er sei vollständig Herr des Ballons gewefen, und wenn er auf französischem Boden gelandet sei, so set dies nur geschehen, um zu zeigen, daß dies lediglich auf einen Zufall zurück⸗ zuführen sei. Er hätte übrigens genug Benzin und Gaz ebabt, um nach Deutschland zurückkehren zu können. ie von den deutschen Offizieren über Bord geschleuderten Gegenstände und Feuerlöschapparate wurden in der Nähe dez Uebungsplatzes gefunden. Die Offiziere kauften in Lunéville 509 Liter Benzin, um heute den Rückflug antreten zu kännen. Sie nahmen auch einen der Motoren auteinander, um das Luftschiff zu erleichtern. Der Motor wird mit der Bahn nach Oos geschickt werden. Die gesamte Besgtzung verbrachte die Nacht in der Gondel. Ein Offizier des französischen Luft— schifferkorps erklärte einem Mitarbeiter des „Figaro“: Die Dar— stellung der deutschen Offiziere scheint richtig zu sein. Es ist in der Tat nicht möglich, daß die Absicht bestanden hat, die französische Grenze zu überfliegen. Als sie ihren Irrtum erkannten, war es zu spät, um die deutsche Grenze zu erreichen. Wenn sie umgekehrt wären, wäre der Fall ernst geworden, und man hätte notgedrungen an einen Spionageversuch geglaubt. Ich bin überzeugt, daß sich die deutschen Offiztere zweifellos über den Ernst der Lage klar geworden sind. Ihr Niedergehen auf dem Uebungsplatz von Luneville war sehr vernünstig. Sie wußten, daß sie dort die entsprechende Hilfe bei der Landung finden würden, und daß sie, um die Schwierigkeit des Falles möglichst zu heben, sich am besten der französischen Milltärbehörde stellten. Die deutschen Offiziere sind die Opfer eines unvorhergesehenen Abenteuers, und man täte unrecht, der Angelegenheit in Frankreich eine allzugroße Bedeutung beizulegen.

Hongkong, 3. April. (W. T. B.) Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus berichtet der hier eingetroffene britische Dampfer ‚Taion“, der auf dem Hsikiang (Westfluß) verkehrt, daß er von Piraten angegriffen worden sei, deren Zahl auf 30 = 100 geschätzt werde. ie Piraten, die mit Revolvern be⸗ waffnet waren, waren in Hongkong als Reisende an Bord ge— kommen. Bei der Einfahrt in das Delta des Kantonflusses erhoben 66 die Piraten, töteten den chinesischen Steuermann und

ielten so das Schiff auf. Sie fesselten den Kapitän, den ersten

Offizier und den Ingenieur. Sie töteten einen und verwundeten vier chinesische Reisende, plünderten die Kabine einer Missionarin, die Kabinen der Schiffsoffiziere und machten sich in einem Boot mit beträchtlicher Beute, darunter 30 000 ½ bar, davon, nachdem sie die Maschinerle des Schiffes größtenteils zerstört hatten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Alindworth · Scharwenka · Saal. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Liederabend Am Klavier: Wil⸗

Heller. helm Scholz.

Birkus Schumann. Sonnabend, Abends 75 Uhr: Grande Soirse high Life. Vorzũgliches Programm.

Ma⸗

Frau. Präfidentin. Sonntag, Nachmittags 37 Uhr und

Abends 73 Uhr: 2 große Galavor⸗ stellungen. In beiden Vorstellungen: das große Spezialitätenprogramm. Die Na mittags und Abends; Zum Schluß: Der unsichtbare Mensch.

r

Familiennachrichten.

Verlobt: Editha Freiin von Seherr und Thoß mit Hrn. Leutnant Manfred von Haugwitz (Hennersdorf Ohlau). Emi Frelin von Rehlingen mit Hrn. Leutnant Rolf von Humann (Hainhofen bei Westheim i. Schwaben Paderborn).

Verehelicht: Hr. Curt von Karstedt mit Frl. Wanda May Frischen (Bremen).

Gestorhen: Hr. Kammergerichtsrat Dr. Otto Demme (Berlin). Hr. Staatß⸗ anwaltschaftsrat Ferdinand Meyer (Berlin). Hr. Geheimer Kom⸗ merzienrat Heidemann (Cöln). Hr. Oberst a. B. Oskar von Nolte (Neu⸗ 6 Hr. Major a. D. Curt von Unruh (Liebenow bei Düringshof.

Lust⸗

Uhr: Das Theater am MNollendorsplatz. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Vaudeville in drei . von Arthur Lippschitz und Max nau. onntag, Nachmittags 35 Uhr: Die Studentengräfin. Abends: Extrazug nach Nizza. ontag und folgende Tage: Extrazug nach Nizza.

Quartetts.

Bergerac. Der Orchester. d Albert.

Konzerte.

Singahademie. Sonnabend, Abends Extra, 8 Uhr: Ftammermusikabend des Hes=

Mitw.:

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Heidrich) .

Druck der Norddeutschen Buchdruckerel und

Beethonen . Saal. Son nab, Abends Verlagtanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Der 8 Uhr: Konzert von Hermann Henze (Dirigent) mit dem Philharmonischen Frau Hermine l(einschließlich Börsenbeilage und Waren⸗

Elf Beilagen

zeichenbeilage Nr. 26 A u. 26 B).

Zum Schluß: Der un fichtbare Restdenztheater. Sonnabend, Abends Men nn Vr n ine ee , .

Die (Madame la Présidente.) Schwank in drei Akten von M. Hennequin und

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

M SO.

Deutscher Reichstag. 131. Sitzung vom 3. April 1913, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von . Wolfftz Telegraphlschem Bureau *.)

Erster Gegenstand der Beratung ist der Bericht der Reichs schuldenkommission über die Verwaltung des Schuldenwesens des Deutschen Reichs und der deutschen Schutz⸗ gebiete, über ihre Tätigkeit in Ansehung der ihr übertragenen Aufsicht über die Verwaltung des Reichsinvalidenfonds, über den Hinterbliebenenversicherungsfonds, über den Reichskriegs⸗ schatz und über die An⸗ und Ausfertigung, Einziehung und Vernichtung der von der Reichsbank auszugebenden Banknoten.

Der Bericht wird ohne Debatte für erledigt erklärt.

Ueber die Reichshaushaltsrechnung für 1910. hat die Rechnungskommission einen ausführlichen schriftlichen Bericht erstattet. Die Etatsüberschreitungen und die außer— etatsmäßigen Ausgaben werden vorläufig, die den Etat über⸗ schreitenden und außeretatsmäßigen Einnahmen nachträglich genehmigt.

Der Antrag der Rechnungskommission, betreffend die Rechnung über den Haushalt der Schutzgebiete für 1996, geht dahin, eine Reihe der vom Rechnungshof gemgchten Vor⸗ behalte zur Kenntnis zu nehmen und mit diesen Vorbehalten die nachgesuchte Entlastung zu erteilen.

Abg. Noske (So:): Es genügt, darauf hinzuweisen, daß wir jetzt das Jahr 1913 schreiben, während die Rechnungen aus dem Jahre 1966 stammen, um zu eitennen, welche Mängel bisher in unserem Rechnungswesen geherrscht haben. Dazu kommt, daß ja nech Abrechnungen über Vorgänge aus dem Jahr 19093 und 1904 mit— enthalten sind. Der Reichstag sollte deshalb größeres Interesse für die Rechnungslegung an den Tag legen, weil ja unter diesen Um— ständen manche Nachprüfungen überhaupt nicht mehr vorgenommen werden können. Man kann ja für die Schutzgebiete nicht immer den hiesigen Maßstab anlegen, es ist auch anzuerkennen, daß manche gerügten Dinge abgeändert worden sind. Der Abg. Dr. Braband hat die Verdienste des früheren Gouverneurs von Kamerun, Puttkamer, hervorgehoben. Demgegenüber muß festgestellt werden, daß man in den Rechnungen ebenfalls auf Schritt und Tritt argen Mißständen begegnet, die darauf zurückzuführen sind, daß der Gouverneur sich einfach an die Beschlüsse des Reichztags in etatsrechtlicher Beziehung nicht gekehrt hat.

Abg. Dr. Braband (sortschr. Volksp.): Ich habe, die Ver⸗ dienste des Gouverneurs von Puttkamer allerdings hervorgehoben, und damit wollte ich natürlich seine Etatsüberschreitungen nicht gutheißen. Aber, wenn er nicht so bureaukratisch veranlagt war und auch nicht den nötigen Respelt vor dem Etatzrecht des Reichstags gehabt hat, dann darf man doch das nicht einfach ignorieren, was er geleistet hat. Herr von Puttkamer hat uns erst Togo eingerichtet und dann Kamerun Batz kann doch auch der Abg. Noske nicht bestreiten, daß seine Maßregeln sehr zweckmäßig waren.

Das Haus beschließt nach dem Kommissionsantrag.

Es folgen Wahlprüfungen. .

Ohne Debatte wird die Wahl des Abg. Hüttmann (Soz.,

2. Cassel) für gültig erklärt; desgleichen die Wahl des Abg. Warlo (Zentr., 4. Oppeln).

Es folgt die Prüfung der Wahl des Abg. von Oertzen (Rp., 9. Potsdam). Die Kommission hat einstimmig beantragt, die Wahl für ungültig zu erkären.

Abg. Dr. Arendt (Rp.): Ich beantrage, die Prüfung der Wahl an die Kommission zurückzuverweisen. Es handelt sich um die Prinziptenfrage, ob die Insassen der Lungenheilstätte Beelitz tatsächlich zu Unrecht nicht in die Wählerliste aufgenommen sind. Die Prüfung einer so wichtigen Prinzipienfrage muß gründlicher erfolgen, als es geschehen ist. Die auf die Beschwerde ergangenen ablehnenden Be⸗ scheide des Landrats und des. Regierungepräsidenten müssen dem Reichstage im Wortlaut mitgeteilt werden. Auch dieser Fall zeigt die Notwendigkeit der Prüfung der Wahlen durch ein richterliches Ver⸗ fahren. Die Kominission hat nicht untersucht, ob die Insassen der Lungenheilstätte tatsächlich wahlfähig sind. Das ist ein Versaͤumnis allerschwerster Art. Wir wissen nicht, wie viel unter den 412 zur Eintragung gemeldeten minderjährig, bestraft sind, Armenunterstützung erhalten, Ausländer ésind usw. Wir haben Wahlen stets beanstandet, wenn auch nur die Behauptung aufgestellt wurde, daß Ausländer in den Wählerlisten stehen. Es be⸗ sieht die große Wahrscheinlichkeit, daß eine große Zahl dieser 412 gar nicht wablfähig ist. Ihre Wahlfähiakeit ist sehr zweifelhaft. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Unerhört Warum sollen solche armen

Leute nicht eine Aimenunterstützung erhalten; das ist doch nicht un⸗

Es können sich doch auch vorübergehend Anwesende einge⸗ schrieben haben. Es ist eine unerhörte Partelporeingenommenheit, zu behaupten, daß alle diese Insassen einen dauernden Wohnsitz hatten. Hier handelt es sich um eine einfache wichtige Prinzipien und Rechtefrage, nicht um eine Mandatsfrage; es handelt sich darum, ob das Recht vom Deutschen Reichstag gebeugt weiden soll. (Präsident Dr. Kaempf: Diese Aeußerung ist unparlamentarisch, und ich rufe Sie zur Ordnung) Ich habe doch nus, von einem Fall in der Zukunjt gesprochen, aber nicht von einem Fall, der der Gegen⸗ wart oder Vergangenheit angehört. Wenn der Beschluß der Kommisston auch einstimmig gefaßt worden ist, so beruhte er doch auf einem Irrtum. Es ist außer der Prinzipienfrage die materielle Frage nicht geprüft worden. Hierüber 3 die Kommission noch einen Beschluß fassen. Es ist die Wabljähigkeit der 412 Asplisten nicht unterfucht worden. Es handelt sich nicht um eine Mandat frage, wie die Sozialdemokraten behaupten, und ich habe zu den Frei sinnigen das Vertrauen, daß sie über unser Bedenken nicht einfach hinweggehen. e. Schmidt-Meißen (Soz): Aus dem Bericht geht, wie schon erwähnt, hervor, daß der Kommissionfantrag einstimmig gefaßt ist; auch bezüglich der Frage der Beelitzer Insassen stand das Stimm⸗ verhältnis in der Kommission wie lo: 2. Der Aufenthalt in der Beelitzer Heilanstalt beträgt in der Regel 3 Monate; die Kommission hat daͤmit einen Wohnsitz in Beelitz als gegeben erachtet. und sie folgt damit nur einer ständigen Praxis, 1903 hat der Reichstag schon ganz analog auch in dem Falle Beelitz entschieden, und wir würden heute mit der Frage gar nicht mehr befaßt sein, wenn um 3 , . ö ekümmert hätten. Die betreffenden „Wähler haben k um ihr Wahlrecht gekämpft, ihre Einsprüche gegen die Nichteintragung sind von den Behörden zurückgemiesen worden. Der Regierungspräsident kannte jene früheren Reichstags⸗ beschlüsse ganz genau und führt sie in seinem Bescheide selbst an, er erkannte sie aber als für ihn bindend nicht an. Auch der Min ister hat die Beschwerde zurückgewiesen, weil ein vorübergehender Auf⸗ enthalt in einer Helistätte keinen Wohnsis begründe. Sache des Jandrats und der Behörden wäre es gewesen, zu prüfen, ob von den II2 Wählern dieser oder jener auch aus einem anderen Grunde nicht hätte in die Liste eingetragen werden dürfen. Das Verlangen des

erhört.

sich die Behörden

Abg. Dr. Arendt, den Wortlaut der Bescheide kennen zu lernen, läuft

lediglich auf eine Verschleppung der Entscheidung hinaus.

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 4. April

Abg. Schwarze-⸗Lippstadt (Zentr): Daß es sich schließlich nur um eine Differenz von 60 Stimmen handelt, wie der Abg. Dr. Arendt vorgeführt hat, kann nicht bestritten werden. Es kann auch nicht zugegeben werden, daß die Wahl des Abg. von Oertzen unter feinen Umständen erfolgt wäre, wenn die 412 in der Liste gestanden hätten; vielmehr ist anzunehmen, daß der Abg. von Oertzen auch gewählt worden wäre, wenn die Behörden nicht diese Dummheit gemacht hätten. Tatsächlich ist nicht geprüft worden, ob dieser oder jener der 412 etwa aus anderen Grunden nicht wahlberechtigt war, und wenn das jetzt verlangt wird, so können wir dem nur bei⸗ stimmen. Die Kommission ist hier anders, als es sonst üblich ist, verfahren. ö .

Abg. Dr. Neumann⸗-Hofer ortschr. Volksp.): Diese letztere Behauvytung muß ich ganz entschieden hestreiten. Die 60 Stimmen über die Mehrheit bedeuten doch praktisch einen Unter⸗ schied von mehr als 120 Stimmen. Immerhin haben die An— führungen des Abg. Dr. Arendt manches Berechtigte; würde der Reichstag aher auf seinen Antrag eingehen, so würde das zu ganz unabsehbaren Folgen führen. Erhebungen darüber, wer von jenen 412 wirklich wahlberechtigt war, würden zum großen Teil bereits un— ausführbar sein. Die Kemmission hat lediglich den Standpunkt ein— genommen, den auch der Reichstag stets festgehalten hat. Die Ab⸗ weisung der Betreffenden ist aus nicht haltbaren Gründen erfolgt. Die möglicherweise vorhandenen anderweiten Ausschließungegründe hätten in einem Gegenprotest geltend gemacht werden müssen; davon ist aber keine Rede gewesen. . e

Abg. von Brockhausen (bkons): Die Verhandlungen in der Kommission über diese Frage sind sehr eingehend gewesen. Die Kom⸗ mission hat den Protest für sehr erheblich angesehen. Es heirscht aber die alte Praxis, daß, wenn von einer Partei des Reichstages der Wunsch auf weitere Klarstellung gestellt ist, dem 6 getragen wird. Außerdem ist auch das Monitum des Abg. Dr. Arendt be— rechtigt, weil die von den Behörden ergangenen Bescheide nicht zum Abdruck gebracht sind. Dann hat der Arg. Dr. Arendt auch die Frage aufgeworfen, ob diese 412 Personen überhaupt wahlberechtigt gewesen seien. Auch hätte die Frage endaültig beantworlet werden müssen, ob Personen wählen dürfen, die zwar in die Wählerliste eingetragen sind, aber zur Zeit der Wahl selbst nicht mehr im Wahlkreise wohnen. Diese Frage gilt nicht allein für die Nachwahl, sondern auch für die Hauptwahl, Gerade mit Rücksicht darauf halte ich es für notwendig, daß die Wahlkommission sich noch einmal mit dieser Angelegenheit befaßt. Ich will nur an die Wahlen Haupt und Köisch erinnern, wo ja auch in der Kommission alle Puntte er— örtert worden sind. Lassen Sie deshalb auch in diesem Falle

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zu ei sein?

2 ind. ut g g von Brockhausen (dkons.): Ich habe die bisherige Entscheidung der Kommission und des Plenums nicht angreifen wollen, aber die Herren von der Linken haben doch frühere Ent⸗ scheidungen umgeworfen. Es könnte durch die Direktion der Anstalt leicht festgestellt werden, ob die betreffenden Personen zur Zeit der Wahl in der Anstalt waren. Aber es kommt darauf an, festzustellen, ob sie wahlberechtigt ö oder nicht. Mit einer solchen Prüfung äjudizieren wir uns nicht. ͤ 9 heren ar un. ö erf, Volksp.): 6 . ih hier ĩ ine Frage der Courtoisie gegen eine Partei, sondern um . ige e , fn, l Verwaltung der Heilstätte Beelitz hat das Verzeichnis eingereicht und damit die Verantwortung über— nommen, daß die ern fe g wahlberechtigt waren.

Der Antrag des Abg. Dr. Arendt auf Zurückverweisung der Wahl an die Wahlprüfungskommission wird nach Probe und Gegenprobe mit 155 gegen 151 Stimmen abgelehnt. Gegen den Antrag stimmen die Sozialdemokraten, die fort⸗ schrittliche Volkspartei, ein kleiner Teil der Natjonalliberalen und die Polen; für den Antrag stimmen die gesamte Rechte, das Zentrum und die große Mehrheit der Nationalliberalen.

Die Abstimmung über den Antrag der Kommission auf Kassierung der Wahl bleibt, ehenfalls zweifelhaft; die Aus- zähllung ergibt die Ungültigkeitserklärung mit 160 gegen 140 Stimmen.

Die Wahl des Abg. Dr. Arendt (Rp.) für 5. Merse⸗ burg wird ohne Debatte für gültig erklärt.

Es folgen Berichte der Petitionskommission.

Die Petitien des Vereins vereinigter Zigarrenbändler in Aachen

und des Verbandes deuischer Jigarrenladeninhaber wendet sich an den

1913.

Reichstag um Hilfe gegen den geheimen Warenhandel und gegen den offenen Vertrieb von Tabakfabrikaten aller Art durch die Gast⸗ und Schankwirte.

Die Kommission beantragt Ueberweisung an den Reichskanzler zur Berücksichtigung, soweit Abhilfe gegen den geheimen Warenhandel bezweckt wird Uebergang zur Tagesordnung, soweit Einschränkung des Vertriebs durch Gast⸗ und Schankwirte gefordert wird. .

Die Sozialdemokraten beantragen Uebergang zur Tagesordnung über beide Petitionen.

Abg. Brey (Soz.): Der Wunsch der Petenten bezweckt einen Eingriff in unsere Gewerbefreiheit. Dabei muß man gleich dem ersten Schritt entgegentreten. Ein großer Teil der Petenten gehört ja zu jenem gewerblichen Kreise, dessen Kampf ums Dasein in den letzten Jahren außerordentlich verschärft worden ist. Aber daran sind nicht die Ursachen schuld, gegen welche die Petenten vorgehen, sondern unsere ganze Finanz- und Wirtschaftspolitik. Wenn Hilfe geschaffen werden soll, dann kann dies nur durch Streben nach vorwärts geschehen. Die Petenten wollen, daß jede Form der Warenvermittlung anmelde⸗ pflichtig gemacht wird, sie wollen eine Ergänzung der Straf⸗ bestimmungen und wollen, daß an bestimmten Stellen eine Liste aller angemeldeten Betriebe ausliegt. Spätere Petenten verlangen dann noch, daß jeder Beamte oder jeder Arbeiter, der Waren vermittelt, die Erlaubnis seiner vorgesetzten Behörde oder seines Arbeitgebers vorlegen soll. Man will also einen Kontroll- und Bevormundungs⸗ apparat schaffen. Nun hat das bestehende Gesetz ja schon genügende Kautelen bei dem gewerbsmäßigen Warenvertrieb. Hier aber soll jede Form der Warenvermittlung getroffen werden. Es wäre doch unerhört, wenn Personen, denen es gar nicht um Händlergewinn zu tun ist und die nur aus Not Waren gemeinsam beziehen, zur Gewerbesteuer herangezogen werden. Mit dem Warenhandel der Beamten hat sich ja schon der Bundesrat beschäftigt. Es find Verordnungen ergangen gegen den mißbräuchlichen Handel der Beamten und ganz besonders gegen die Benutzung der Dienst⸗ wohnungen und Diensteinrichtungen für diesen Zweck. Die ver⸗ bündeten Regierungen sind hier den Petenten mit einer Geschwindig⸗ keit entgegengekommen, die man sonst bei nicht weniger wichtigen Angelegenheiten bei ihnen nicht beobachten kann. Wenn der hier vorliegende Wunsch der Petenten in Erfüllung geht, und wir ihn noch der Regierung empfehlen, dann würden die Folgen ganz eigenartiger Natur sein. Wenn man einen Unternehmer, der in den Zeiten der Teuerung, um seinen Arbeitern entgegenzukommen, für diese gemeinsam Waren beziebt, deswegen besteuern wollte, dann würde er es unterlassen, und den Schaden würden die Arbeiter tragen. Auf diese Weise würden alle Teuerungsmaßnahmen unmöglich gemacht, die Arbeiter und andere Unbemittelte zum Schutze gegen die Teuerung ergreifen. Durch unsere Steuerpolitik ist ja der Verbrauch sowieso schon herabgedrückt worden. Dieser würde noch weiter zurückgehen, und das könnte nicht ohne Einfluß auf das Gewerbe bleiben. In erster Linie muß es doch auf eine Vermehrung des Umsatzes ankommen. Diese machen aber die Wünsche der Petenten nach jeder Richtung hin unmöglich. In der Tabakbranche wird gerade die Kleinfabrikatio getroffen werden. Die Petenten gehen mit . l.

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den Gastwirten aber ein empfindlicher Schade zugefügt. M ͤ Recht und gleicher Begründung könnten doch auch die Schlächter ver⸗ langen, daß bei den Gastwirten Fleischwaren nicht mehr verkauft werden dürfen; wo tämen wir bei einer solchen Politik hin? Wir halten es für unsere Pflicht, vor solcher Politik zu warnen, und bitten um Annahme unseres Antrages.

Abg. Sir (Zentr.): Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß dieser Schleichhandel in seiner heutigen Ausdehnung sich zu einem großen Schaden des Mittelitandes ausgewachsen hat. Alle Branchen klagen über den geheimen Warenbandel; daz Gewerbe und der Kaufmann⸗ stand empfinden diese Schädigung von Tag zu Tag mehr. Bei den Sozialdemokraten ist freilich alles Rückschritt, was der Mittel⸗ stand fordert. Das Zentrum betreibt, wie überall, auch in der Mittelstandsfrage die Politik des Exrreichbaren; wir wollen, wenn wir nicht alles erreichen können, wenigstens Abschlagszahlungen haben, und elng solche wird in der Petition ö Auch von hohen Stellen ist das Bestehen derartiger Mißstände an⸗ erkannt worden. Beamte und Angestellte sollen sich jedes Eingriffes, jeder kleinlichen Selbsthilfe zum Schaden des gewerbetreibenden Mittelstandes enthalten. Es soll möglichst auch bei , ge⸗ kauft werden. Die kleinen und mittleren Beamten haben doch sehr viel Familienbeziehungen zu den Kaufleuten; schon dieser Grund müßte sie abhalten, die letzteren zu schädigen. Auch ein entschieden Liberaler, wie der Abg. Oberpostassistent Delius hat scharf getadelt, daß Beamte während der Dienststunden für die Beamteneinkaufsvereine tätig sind; er hat sogar eine Besteuerung der Beamten⸗ konsumbereine für gerechifertigt erklärt. Aehnliche Stimmen aus Beamtenkreisen ließen sich zahlreich anführen. Dem schwer ringenden Mittelstande gehen durch den Beamtenhandel die Kunden verloren; daraus kann nur eine wachsende Verbitterung gegen den Staat entstehen, der solches duldet. Auch diese Erwägung wurd von Beamten angestellt und vertreten. Hoffentlich nehmen sich die Sozialdemokraten diese Aeußerungen zu Herzen und bessern sich. Für die Beamten ist gesorgt; wer sorgt denn für den Mittelstand? Die Auswüchse der uneingeschränkten Gewerbesreiheit müssen endlich be⸗ seitigt werden. Aber hier sehen wir den ewigen Stillstand; Er- wägungen, nichts als Erwägungen! Der Mittelstand hat keine An⸗ wartschaft auf eine Pension; aber von den auf ihm liegenden Lasten wird er geradezu erdrückt. Der Mittelstand ist der Stand, der nichts hat und der nichts kriegt. Seine Steuerkraft wind ge⸗ schwächt, damit aber auch diejenige des Staates. Auch für den Mittelstand muß das Wort gelten: „Leben und leben lassen!“ Der Kaufmann und Gewerbetreibende dürfen nicht um ihr Brot ge⸗ bracht werden. Täglich können wir in den Zeitungen Annoncen lũesen, in denen Personen gesucht werden, die gegen Probision den Schleich⸗ handel befreiben. Beamte nicht bloß beteiligen sich daran, sondern auch Frauen, Köchinnen. Solche Firmen sollten boykottiert werden. Gegen einen selchen Unfug müssen wir Stellung nehmen. Ueber di Faltung der Sozialdemokraten jwundere ich mich. Nicht alle ö Temokraten gehen mit den Freihändlern. Der Verein zum Schutze des Handels und. Gewerbeg in Breslau hat eine Resolutien be, schlossen, die geeignete Kautelen gegen den geheimen Warenhandel fordeit und namentlich eine Stempessteuer von 70 M verlangt. Hier ist eine günstige Gelegenheit, die Reichseinnahmen zu ver⸗ bessern. Ich blüte Sies den Antrag der Sozialdemokraten abzulehnen und den der Kommission anzunehmen; die Regieru aber möchte ich ersuchen, der uneingeschränkten Gewerbefrei Ende zu machen gerade jetzt, wo man im Begriff ist, de stande durch die Wehrvorlagen neue Lasten aufzuer egen.

reform war einer der wahr

Ab]. Sieh r⸗Insterburg (fortschr. Vollsp): Die letzte i lehten Sch ige. Müttelstande versetzt worden sind. Ich erinnere aun darar Bund der Landwirte, das renhaus für Heer und