ist aber selbstverständlich auch gezwungen, den finanziellen Rücksichten echnung zu tragen und danach ihre Forderungen einzurichten. Ich glaube auch in der Tat, daß wir irgendwelche Befürchtungen sür unsere vreußtschen Universitäten von der Begründung der Ham burger Universität nicht zu hegen brauchen. Sie wird einen spezifisch hamburgischen Charakter haben, wird auf die staatlichen und städtischen Verbältnisse Hamburgs besonders Rücksicht nehmen und den dortigen Bedürfnissen Rechnung tragen. Und wenn man auf der anderen Seite die überaus große Frequenz auf unseren preußischen Universitäten in Betracht zieht, so wird für uns umsomeniger Grund sein, aus der Be⸗ gründung der Hamburger Universität icgend welche Befürchtungen zu entnehmen. Wir können im Gegenteil wünschen, daß es Hamburg gelingt, eine nach jeder Richtung hin befriedigende, wohl ausgestattete und aussichtsreichke Universität ins Leben zu rusen. Der Herr Abg. von Savlgny ist dann auf eine Einzelheit ein⸗ gegangen, die sich mit der Universität Halle verknüpft und zu der ich doch einige Worte sagen will, weil er glaubte, daß eln Unternehmen, das dort ins Leben gerufen war, wieder aufgegeben worden sei infolge einer von mir ergangenen Verfügung. Das trifft nicht zu. Es war in Halle von einigen Gelehrten der Versuch gemacht worden, für die Studierenden besondere Einrichtungen zu treffen, in denen sie in der Form einer Art von Repetitorien für das Examen vorbereitet wurden. Ich habe mich sehr gefreut, daß dleser Versuch dort einmal gemacht worden ist, und wollte sehen, ob, wenn es gelänge, das auch an anderen Universitäten vielleicht eingeführt werden könnte. Nun haben aber leider diese Herren, die diesen Versuch unternommen haben, ihn aus eigenem Antrieb aufgegeben, was ich sehr bedauert habe. Ich würde mich fehr freuen, wenn es gelänge, einen solchen Versuch, sei es in Halle oder andergwo, von neuem aufzunehmen. Ich glaube, daß es zweckmäßig wäre, wenn wir auf diesem Gebiete Erfahrungen sammeln könnten. Dle müssen wir haben, um etwaige neue Einrichtungen einzuführen. Ohne solche Versuche, ohne solche Erfahrungen, läßt sich so etwas, wie mir scheint, von oben herunter nicht wohl dekretieren.
Dann möchte ich noch ein Bedenken, was hier hervorgehoben worden ist, zurückweisen — ich weiß nicht, von welchem der Herren Redner es hervorgehoben worden ist — daß unser Pflegepersonal an der Chaxits so schlecht gestellt sei. Wir haben anerkannt, daß die Bezüge der Pfleger an der Charité einer Aufbesserung bedürfen, und Sie finden in den Etat eine Summe von 12000 „t eingesetzt, um ihre Bezüge darnach erhöhen zu können. Das wird doch in recht erheblichem Maße dadurch möglich sein.
Auf die Universit ät Münster jetzt schon einzugehen, möchte ich mir versagen, da ich annehme, daß sie noch eingehend behandelt werden wird. (Sehr richtig! und Heiterkeit) Ich werde dann vielleicht Gelegenheit haben, auch noch einige Worte zu dieser Universität und ihrer weiteren Ausbildung dem hohen Hause vor⸗ zutragen.
Abg. Schmedding Gentr.): Die Ausführungen des Abg. Dr. Liebknecht über die angehlich schlechten sittlichen Zustände in Münster sind unzutreffend. Er hat diesen Vorwurf wohl aus dem Grunde erhoben, weil die Sozialdemokratie in keiner Stadt so wenig Einfluß hat wie im streng katholischen Münster. Münster hat für die Untversität Opfer gebracht, wie sie in der Geschichte Preußens einzig dastehen. Ich hoffe daher, daß der Staat der Stadt Münster keine weiteren Lasten auferlegen wird. Auch was die Bei⸗ träge der Provinz Westfalen hetrifft, so sind diese recht erheblich. Der jährliche Beitrag der Provinz für die Unterhaltung der Nnwerfität beträgt 125 000 (6½ùü., Neuerdings hat sich sogar die Provinz entschlossen, einen jährlichen Zuschuß von 250 000 n anzubieten. Man follte von der Universität Münster nicht den Nachwelg verlangen, daß, wenn die Universität erst. weiter ausgebaut ist, auch eine genügende Anzahl von Studierenden vor⸗ handen ist, da man diesen Nachweis auch bei anderen Universitäten nicht gefordert hat. Warum sollte gerade die Universität Münster anders behandelt werden als die andern deutschen Hochschulen. Man sollte diese Angelegenheit nicht vom finanziellen Standpunkt aus behandeln, sondern vor allen Dingen nach dem Gesichtspunkt, daß ein Nusbau der Universität einem Bedürfnis entspricht. Jedenfalls sind alle Anzeichen vorhanden, daß eine Erhöhung der Zahl der Studierenden in Münster in Zukunft eintreten wird. Ich hege das Vertrauen, daß spätestens im Jahre 1918 die westfälische Universität vollständig aus—⸗ gebaut ist, nicht nur zur Freude der Stadt Munster, sondern auch zum Vorteil der ganzen Mongrchie.
Unterstaatssekretär Dr. Michaelis: Die weitere Ausgestaltung der Universität Münster wird davon abhängen, inwieweit die Provinz Westfalen dazu einen angemessenen Beitrag leistet. Die Provinz hat zweifelloß einen Vorteil von der Schaffung der medizinischen Fakultät und der damit verbundenen Klinifen. Da ist es wohl auch gerechtfertigt, wenn die Provinz Mittel dajzu beisteuert. Dann muß ich noch dagegen Verwahrung einlegen, daß man, um die Rechnung der Provinz höher erscheinen zu lassen, die inzwischen auf⸗ gelaufenen Zinfen der bisher geleisteten Beiträge hinzurechnet. Die Berechnung des Abg. Schmedding muß man doch gewissermaßen ein wenig unter die Lupe nebmen und nachprüfen, um die Frage zu be⸗ urteiten, ob Stadt und Provinz in angemessener Weise zu den Bei⸗ trägen herangezogen werden oder nicht. Wir haben dafür zu sorgen, daß gegenüber den hohen Leistungen, die der Staat übernimmt, auch die Provinz in ausreichender Weise herangezogen wird. Den hohen Beiträgen der Provinz stehen doch auch ungeheure Vorteile gegenüber. Die Sache ist also nicht lediglich auf fiskalische Gründe zurückzuführen. Wir haben heute nicht darüher zu sprechen, wie hoch die Beiträge der Provinz bemessen werden sollen. Die Provinz hat sich bereit erklärt, Beiträge zu leisten. Die Höhe derselben zu bestimmen, wird nun den Verhandlungen überlassen bleiben. Ich hoffe, daß es gelingt, eine Verftändigung in dieser Frage herbeizuführen. Jedenfalls wird von seiten der Finanzverwaltung das größte Entgegenkommen bewiesen.
Abg. von Gesch er (kons.). Der Abgeordnete Schmedding hat bereits ein erdrückendes Zahlenmaterial vorgebracht, um nachzuweisen, daß Stadt und Provinz große Opfer übernommen haben, und daß auch das nötige Krankenmaterial. für die mediünische Fakultät vor⸗ handen ist. Es ist ja ungeheuer schwer, zahlenmäßig den Nachweis zu führen, daß das nötige Krankenmaterial vorhanden ist. Das wird davon abhängen, ob die Regierung besonders tüchtige Professoren nach Münster schickt. Wenn die Regierung schlechte Professoren nach Münster schicken würze, was ich nicht annehme, dann müßte allerdings Münster die Kosten dafür bezahlen. Die Indusfrie nimmt in der Umgebung von Münster immer größeren Umfang ein, und es ist selbstverständlich, daß sie ihre Kranken nach Münster bringen wird. Also in die ser Beziehung besteben gar keine Bedenken. Dem warmen Dank, den der Abg. Schmedding der Ne⸗ gierung und besonders der Person des Kultusmigisters abgestattet hat, schließe ich mich voll an. Mit dem Moment, wo der Kultusminister sein Amt angetreten hat, klang es aus dem Kultus⸗ ministerium ganz anders. Sein Ton klingt warm und herzlich. Aber es blieb nicht nur bei dem warmen Ton, sondern es fo gtin auch die Taten. Das erkennen wir in Westfalen dankbar an. Der Kultusminister hat sich im Heizen der Westfalen ein Denkmal gesetzt. Den gleichen Dank kann ich auch dem Finanzminister aussprechen, namentlich nach den. Worten, die wir soehen vom Unterstaatssekretär gehört haben. Ich möchte aber an diese Worte doch noch einige Bemerkungen anknüpfen. Der Unterstaattzsekretär hat auggeführt, daß, nachdem die, Provinz Westfalen sich bereit erklärt habe, Beiträge zu der Uxizersität Münster zu leisten, nunmehr die
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Höhe Ler Kosten durch die Regierung festzustellen sei. Diese Folge⸗ rung ist nicht richtig. Der Untersfaatssekretär hat weiter ausgeführt, daß der Abg. Schmed ding eine rechtliche Verpflichtung der Regierung zur Ausgestaltung der Universität Münster begründet habe. Das habe ich aus den Worten des Abg. Schmedding nicht herausgehört. Eine streng rechtliche Verpflichtung besteht nicht, das behaupten wir auch nicht. Seinerzeit ist die Universität Münster durch Stiftungen finanziell fundiert worden. Wir erkennen an, daß damals die Universitätsfonds reich ausgestattet wurden, han⸗ delte es sich doch um rein deutsch nationale Interessen. Aber wenn das geschehen ist. so hat die Regierung nunmehr die inoralische Verpflichtung, die Unbersität voll auszubauen, wenn sich in Westfalen ein Bedürfnis zu einer Volluniversität herausstellt. Der Unterftaatssekretär hat ferner die Zahlenaufstellung des Abg. Schmedding bemängelt. Es ist nicht unrichtig, daß die Probinz, wenn sie sich zu einem jährlichen Juschuß verpflichtet hat, diese Summe auch kapitalisiert. Ebenso scheint es mir unrichtig, wenn den hohen Beiträgen der Provinz die Vorteile der Universität gegenübergestellt werden. Andere Üüniversitätsstädte haben ja auch Vorteile von den Universitäten, ohne daß sie zu den Kosten Beiträge leisten. Warum steht Westfalen in dieser Beziehung schlechter?⸗ Man sagt, in anderen Städten handelt es sich um alte Vorrechte. Gerade deshalb sollte man Westfalen erst recht berücksichtigen, weil man. uns so lange diese Vorteile vor⸗ enthalten hat. Ich hoffe, daß dieser ungerechte Zustand nunmehr bald befeitigt wird. Es ist wirklich keine ungerechtfertigte Anmaßung, wenn eine so reiche Und in hoher Blüte stehende Provinz auch eine Universität haben will. Ja Westfalen ist das Bedürfnis dazu nicht geringer als anderswo. Was wird dort Großes in wirtschaft— licher Hinsicht geleistet! Die Zahl der Schüler in den höheren Schulen ist in den letzien 10 Jahren um 89 0s gewachsen. Die Provinz hat einen bedeutenden wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung genommen. Ich freue mich, daß der Minister erklärt hat, daß auch die evangelisch⸗ fhcologische Fakultät ausgebaut werden soll. Ich betone ausdrücklich, daß auch der katholtsche Teil der Bevölkerung Westfalens durchaus damit einverstanden ist.
Minister der geistlichen und Unterrlchtsangelegenhelten I. Dr. von Trott zu Solz: Eine grundsätzliche Meinungsverschiedenbeit in der von! den Vorrednern erörterten Frage besteht nicht. Die Provinz hat erklärt, daß sie einen angemessenen Bei⸗ trag zu den Kosten leisten will, ebenso wie die Stadt Münster. Die Höhe desselben wird Gegenstand weiterer Ver⸗ handlungen sein, wie der Vertreter des Finanzministeriums hervor⸗ gehoben hat. Ich hoffe, daß es gelingen wird, darüber zu einer Eini⸗ gung zu gelangen. Die Höhe des Beitrags wird weder einseitig von der Regierung, noch einseitig von der Pröovpinzialverwaltung abhängig sein. Ich kann auch zugeben, daß bezüglich der Beschaffung des nötigen Krankenmaterials zweifellos Sicherheit geboten wird. Diefes Verlangen ist nicht nur im Interesse der Untversität und des Staatz geffellt worden, sondern auch im Interesse der Krankenanstalten; wir wollen vermeiden, daß etwa eine unwürdige Konkurrenz gegen⸗ über den Krankenanstalten entstehen wird. Ueber diese Frage muß man sich Sicherheit verschaffen, soweit es möglich ist. Wir wollten nicht etwa der Stadt die Verpflichtung auferlegen, daß sie ihrerseits für die Beschaffung des erforderlichen Krankenmaterials Sorge tragen solle, fondern wir wollten nur allgemeine Garantien dafür haben, daß der Universität ein ausreichendes Krankenmaterial zur Verfügung steht. Giner der Vorredner hat behauptet, daß von dem Stadienfonds in Münster die Univerfität Bonn gespeist worden sei. Das ist unrichtig. Dieser Fonds ist Münster vorbehalten und wird nur für west⸗ fälische Zwecke verwendet. Das wollte ich ausdrücklich feststellen. Im übrigen glaube ich, daß die Herren aus Münster und Westfalen allen Grund haben, zufrieden zu sein. Ihre Wünsche stehen unmittelbar vor der Erfüllung. Wenn Sie jetzt in Ihre Heimat zurückkommen und im Interesse des Zustandekommens einer Verständigung in den noch schwebenden Fragen bemüht sein werden, dann hoffe ich, daß in den nächsten Ctat bereits die erste Rate für den Ausbau der Uni⸗ versität Münster zur Volluniversität eingestellt werden kann.
Abg. Styezynski (Pole) führt Beschwerde über einen Fall, in dem einem polnischen Studenten von einem Universitätsrichter untersagt worden sei, für polnische Zeitungen zu schreiben und auf polnische Zeitungen zu abonnieren.
Ein Regierungzkommissar erwidert, daß der Unter⸗ richtsverwaltung ein solcher Fall nicht bekannt sei, sagt aber eine Untersuchung zu.
Abg. Freiberr Schenk zu Schweinsberg (kons.): In der Broschüre des Professors Jülicher, die sich gegen die Berufung eines sheolegischen Professors in Marburg richtet, wird von einem ver⸗ fassungsmäßig bestimmten Prälentationsrecht der Fakultät gesprochen. Davon kann aber gar keine Rede sein. In allen solchen Kompetenz- konflikten ist es sehr schwer, eine Entscheidung zu treffen, und alle juristischen Kreise fürchten das Wort „Kompetenzkonflikt“; handelt es sich aber da um ein Präsentationsrecht, so sträuben sich alle Hagre ber Verwaltungsbeamien, die damit zu tun haben. Professor Jülicher zieht sogar aus dem Umstand, daß das Wohnungsgesuch für den neuen Professor in einer konservattven Zeitung erschienen sst, frine Schlüsse. Es gibt eben Leute, die Die allereinfachsten Vorgänge des täglichen Lebens als Ausflüsse einer Intrige an⸗ sehen können. Professor Jülicher sieht in dieser Annonce in einem konservatiben Blatt eine besondere Bosheit des ihm nicht genehmen Professors. Derjenige, der das Inserat aufsetzte, hat sicherlich nicht daran gedacht, daß es einmal dazu führen würde, zu behaupten, daß die Rechte der Univeisität nicht geachtet würden. Wer sich dafür interessiert, der mag in der Broschüre selbst nachlesen, wie verhältnis⸗ mäßig harmlos die Dinge sind, um die es sich handelt. Meige Freunde sind darin vollständig einig, daß aus den Liebenswürdigkeit, mit der der Minister bei der Besetzung der Universitätsprofessuren verfährt, niemals der Anlaß zu einer solchen Beschwerde hergenommen werden kann. Gesfern haben auch alle Redner mit Ausnahme eines einzigen anerkannt, daß die Rechte der Universitten unteschränkt bleiben, und daß die Unterrichtsverwaltung nach bestem Wissen und Gewissen ver⸗ fährt, wenn sie einmal den Vorschlägen der Fakultäten nicht folgt. Wenn der Mintster so verfahren würde, wie ihm in der Broschüre unnrerstellt wird, daß er seine Omnipotenz gebrauche, um die liberalen Theologen bis auf einige in Berlin, auszurgtten, so würde er nicht des Vertrauens dieses Hauses würdig sein. Der Verfasser der Broschüre hat keinen Nachweis für seine, schwerwiegende Anklage erbracht, der Aufruf des Professors Jülicher zur Wahrung der akademischen Freiheit hat nicht den Widerhall gefunden, den er erwartet hatte, Jülicher hat sich geirrt, wenn er glaubte, dem be⸗ ühmten jaccusse etwaz Ebenbürtiges an die Seite stellen zu können. Ich meine, daß die Staatsraison und eine mäßige Omnipotenz der Verwaltung doch entschieden einem Parteiregiment vor⸗ zuziehen fei. Das Selbstbestimmungsrecht der Fakultäten werden wir jederzeit hochhalten, allein dieses Recht kann niemals dahin führen, einer einfeitigen Richtung zur Alleinherrschaft zu verhelfen. Aus einein Artit über Jesus Christus in dem Wecke „Religion und Geschichte der Gegenwart“ gebt hervor, daß es sich gar nicht um zwei verschiedene Richtungen, sondern um zwei? Weltanschauungen, um zwei verschiedene Religionen handelt. Wir weiden jederzeit fär das Vorschlagsrecht der Fakultäten eintreten, aber die Fakultäten müssen sich klar sein, daß sie nicht um ihrer selbst willen da sind, sondern dazu dienen sollen, den Kirchen diejenigen Seelsorger und Pfarrer zuzuführen, die die Kache braucht, und alle Versuche, diesen Zweck, wenn auch unter dem Deckmantel der politischen reiheit zum Scheltern zu bringen, müssen zurückgewiesen werden. Man muß sich doch bewußt bleiben, daß noch andere Regungen und Anschauungen zu vertreten sind, die dat Höchste darstellen, was unserer Menschheit geboten ist. Wenn das geschiehr, so mögen die einzelnen theologischen Richtungen sich unteretnander bekämpfen, das Leben wird die nolwendige Regulierung schon selbst vornehmen. Durch alle Er⸗ schütlerungen müssen sich unsere jungen Theologen durch kämpfen zu dem, was von ihnen verlangt wird: die Wahrung des christlichen Be⸗ kenntnisses. Den Bestrebungen dagegen darf nicht nachgegeben werden,
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auch nicht unter dem Namen der akademischen Lehrfreiheit, sonst kommen wir schließlich dahin, daß das, waz dem Volke geboten wird, mit dem Ehristenkum nur noch den Namen gemeinsam hat. Die modernsstische Auffassung besteht nicht nur unter den. Professoren und Gelehrten, fondern sie geht schon in weste Kreise hinauz, Das ist eine abschüsfige Bahn, und da muß der Kultus minister, der auf dem Boden der christlichen Weltanschauung steht, seiner Ansicht Ausdruck
eben. Daß er das getan hat, desß sind wir ihm dankbar. kann im Namen meiner Freunde sagen, wir sind dem Minister dankbar als Leute, für die das Gotteswort nicht bloß ein Be⸗
. fondern ein Programm bedeutet, für das sie leben und sterben wollen.
Abg. Dr. Pachnicke (Fortschr. Volksp) Wir haben keinen Zweifel darüber gelassen, daß wir das Vorschlagsrecht, das Selbst⸗ bestimmungsrecht der Fakultäten gewahrt zu sehen wünschen. Der Vorredner bezeichnet es als die Rufgabe der theologischei Fakul⸗ täten, der Kirche geeignete Seelsorger zuzuführen, er übersiebt aber, daß dle Fakultäten noch die andere Aufgabe haben, wissenschaftliche Forschung zu üben. Für diese wissenschaftliche Forschung bedarf es der Freiheit. Diese Freiheit muß ihnen zugestanden und durch das praktifche Verhalten des Unterrichtsministers gewährleistet werden. Schon im vorigen Jahre habe ich ferner darauf hingewiesen, daß der Albertina in Königsberg eine Kinderklinik fehlt. Bet dem hohen Stand der Säuglingssterblichkeit ist es Pflicht, an den Universitäten entsprechende Einrichtungen zu schaffen. Es besteht jetzt in Königsberg nur eine Priwatkinderpoliklinik, aller⸗ dings mit staatlicher Unterstützung. In Greifswald ist eine Kinder⸗ flinik mit einer Summe von 25 000 6 geschaffen worden, also einer Summe, die die Finanzverwaltung nicht abschrecken dürfte. Wenn wir die schon vorhandene Abwanderung von den wenigen Universitäten im Osten nicht noch fördern wollen, müssen wir diese Universitäten besser ausstatten. Wir zweifeln nicht an dem auten Willen des Kultusministers, aber wir wünschen, daß es ihm gelingen möge, auch den Fininzminister von diesem Bedürfnis zu überzeugen.
Ein Regierung skommiffar erwidert, daß es hoffentlich im nächsten Etat möglich sein werde, der bestehenden Klinik in Königsberg eine größere Subvention zuteil werden zu lassen. Abg. Dr. Liebknecht (Soz ): Der Abg. Freiherr von Schenk sieht die Universitäten als Dienstmädchen des Staates und der Kirche an, aber nicht als Stätten des Geistes. Es war allerdings richtig, wenn er von zwei Weltanschauungen sprach. Die Wissenschaft und die wissenschafiliche Forschung sind Selbstzweck. Es ist nicht richtig, daß ich gestern die deutschen Studenten verlästert und die aus⸗ ländischen Studenten in den Himmel, gehoben hätte, wir nehmen uns nur grundsätzlich aller Unterdrückten an. Daß die aus⸗ ländischen Studenten die reinen Engel seien gegenüber den deutschen Studenten, davon ist keine Rede, wir sind aber dagegen, daß man ihnen den Zugang zu den deutschen Universitäten erschwert. Der Vorschlag in Leipzig, zu deutschen Universitäten nur solche russischen Studenten zuzulassen, die in Rußland ein Jahr lang an der ÜUniversität immatrikuliert gewesen seien, bringt absolut keine be⸗ friedigende Lösung, er bietet vielmehr ein unübersteigliches Hindernis für die russischen Juden, denn es ist doch bekannt, daß diese an einer russischen Universität überhaupt nicht ankommen. Der Abg. von der Osten hat gestern viel zu hohe Prozentzahlen für die ausländischen Studenten an den deutschen Universitäten angegeben, die anti⸗ semitischen , Deutsch völkischen Hochschulblätter“ geben niedrigere Zahlen an. Die deutschen Univerfitäten müßten es als ein nębile ofticinm— ansehen, den Ausländern die Wissenschaft zu vermitteln. Die Sitt⸗ lichkeit der Stadt Münster habe ich gestern durchaus nicht in pharisäischer Weise angegriffen, sondern ich habe lediglich an einem Beispiel zeigen wollen, daß der Streit über die Sittlichkeit an größeren und kleineren Universitäten unnütz ist. Ich kenne Münster als eine der freundlichsten und lieblichsten Städte Norddeutschlands, und meine versönlichen Erinnerungen an diese Stadt sind nur die angenehmsten. Die Bemerkungen, die ich über den Geist der deutschen Studenten schaft gestern getan habe., halte ich in vollem Umfange aufrecht. Ich babe diesen Vorwurf nicht gegen die ganze Studentenschaft gerichtet, sondern nur gegen den Teil der Studentenschaft, der Ihnen Gu den Konservativen) besonders nahe steht. Die antisemitische Tendenz in unserer Studentenschaft ist nicht zu bestreiten. Man braucht nur die „BDeutsche Tageszeitung“ zu lesen, um darüber Sicher⸗ heit zu erlangen, daß dergrtige Strömungen in unserer Studenten⸗ schaft vorhanden sind. Auf die Angriffe, die von seiten einiger Zentrumsabgeordneten gegen mich gerichtet worden sind, erwidere ich, daß unsere Aufgabe nicht so aufzufassen ist, als ob wir hier zu einer Teegesellschaft eingeladen sind und uns mit allen Regeln des Anstandes hier zu unterhalten haben. Wenn der Abg. Bell gestern hier seine patriotische Kindertrompete geblasen hat Vijepräfident Dr. Porsch; Ich bitte, mit den Ausdrücken gegen Mitglieder des Hauses zurückhaltender zu sein ), so zeigt uns das nur, daß das Zentrum als Parvenu des Patriotismus es nötig hat, sich als patriotische Partei aufzuspielen. Jedenfalls werden wir uns be⸗ mühen, dem Volke die innere Haltlosigkeit und Unwahrhaftigkeit be⸗ sonders der Zentrums politik nachzuweisen. Ich habe nur behauptet, daß die Studentenschaft die Erinnerung an das Jahr 1813 durchaus nicht würdig gefeiert hat, wenn sie sich bemüht hat, in byzantinischen Schlangenmndungen an den böfischen Feierlichkeiten teilzunehmen. Abg.. Dr Mug dan (Fortschr. Volksp.): Der Klinikerstreit in Halle ist nicht herborgegangen aus dem Haß gegen die Ausländer, sfondern aus rein sachlichen und berechtigten Gründen. Der medizinische Untercicht, wie er jetzt besteht, kann nicht so weiter geführt werden. Besonders muß verlangt. werden, daß der klinische Unterricht eine Ergänzung im seminqristisch- technischen Sinne erfährt. Diese Frage ist eng verbunden mit der Stellung unserer Extraordinarien und Privaidozenten. Es liegt ja auf der Hand, daß nicht alle Privat- dozenten, die in ihrem Fach Hervorragendes leisten, Ordinarien werden' können. Es müßte aber doch hier ein Weg gefunden werden, der es den Studierenden ermöglicht, daß sie mehr als bisher die Privatdozenten und außerordentlichen Dozenten hören können. Der Abg. Bredt hatte gestern sehr unrecht, wenn er die Univeisitäten in den größeren Städten weniger achtet als die in den kleineren. Ich halte den Ausbau der Universität Münster und die Errichtung der Universität Frankfurt für durchsus notwendig. Gerade an den größeren Universitäten kann sich der Mediziner weit mehr vraktische Erfahrungen erwerben, als an den kleineren Universitäten. Das praktische Jahr, wie es jetzt eingerichtet ist, bringt für das medizinische Studium keine Vorteile. Der Fehler liegt in einer M inisterialverfügung, wonach den Mediꝛinalpraktikanten verhoten ist, Hil foarzt in Krankenbäusern zu sein. Die notwendigen vraktischen Uebungen und Erfahrungen kann der Praktikant nur dann erlangen, wenn er eine gewisse Veramwortung übernehmen muß. Dieses Moment ist bisher vernachlässigt worden, und hier muß zunãchst Abhilfe geschaffen werden.
Abg. Str osser (kon. : Bezüglich der Anerkennung des schweize⸗ rischen tierärztlichen Doktortztels hat ein Regierungskommissar gemeint, daß den Professoren die Anerkennung des schweizerischen Doktor⸗ titels widerstrebe. Demgegenüber verweise ich auf einen Brief, den der Direktor einer tierärztlichen Hochschule an einen praktischen Tier⸗ arzt gerichtet hat und worin er im Auftrage des Professoren⸗ kollegiums auf eine darauf bezügliche Anfrage erwidert, daß die Pro⸗ fessoren in der Anerkennung des in der Schweiz erworbenen Doktor titels keine Schädigung der in Preußen promopzerten Tierärzte er= blicken könnten. Daraus ersehen wir, daß die tierärztlichen Fakultäten dieser Frage wohlwollend gegenüberstehen. Es ist auch hier hervor gehoben worden, daß die Herren gern bereit wären, sich einer Nach⸗ prüfung zu unterziehen. Ich bitte den Minister, dieser Frage ein Wohlwollen zuzuwenden. Der Abg. Liebknecht hat sich der vergeblichen Mühe unterzogen, sei⸗e gestrigen Ausführungen etiwas abzuschwachen. Er bat heute seinen Worten eine andere Auslegung ge . wie es in der Allgemeinheit und insbesondere in der Prens geschehen ift.
(Schluß in der Zweiten Beilage);
* 3
.
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preusischen Staatsanzeiger.
M S2.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
Der Abg. Liebknecht hat seine Ausführungen so klar und deutlich gemacht, daß alle Mitglieder des Hauses sie sehr wohl ver⸗
standen haben. Es gehörte gar keine große Mühe dazu. Studenten, daß nicht ein
aufwerfen. Sie bezeichnen, die ausländischen Studenten als schwach. Mir ist gesagt worden, daß aber gar nicht so schwach sind, daß sie vielmehr deutschen Studenten die besten Plätze wegnehmen. Sie
Bedanken zu verbergen. Es ist aher nicht möglich, das
zuschwächen, was Sie gestern gesagt haben, Gerade daß Sie die deutschnationalen Studenten gewissermaßen als Muster hingestellt haben, das ist eine Ver⸗ Wenn der Abg.
russisch⸗jüdischen Studenten den
sändigung an der deuischen Studentenschaft. Liebknecht sagt, daß seine Ausführungen wie Gift
uns gewirkt hätten, so liegt darin eine gewisse Selbst⸗
erkenntnis. Sie führten auch an, daß an den Schweizer Uni⸗ 2 en ; . man Das Herrenhaus hat die Vorlage der Regierung nur dahin ge⸗
versitäten 45 o, ausländische Studenten seien, und daß
diesen Prozentsatz in der Schweiz keineswegs als unangenehm empfinde. Bei meinem zweimonatigen Aufenthalt in der Schweiz
hat mir aber ein Berner Professor genau das Gegenteil gesagt.
erklärte mir, daß in der Schweiz gar kein Zweifel darüber herrsche, daß es geradezu ein Unglück sei, daß so viele Ausländer an den Schweizer Unipersitäten studieren, schon deshalb, weil sie der Schweiz so ungeheure Kosten verursachten. Wir wundern uns gar nicht darüber, wenn der Abg. Liebknecht derartige Ausführungen macht, nachdem er selbst in einer Versammlung öffentlich erklärt hat,
daß es sein Beruf, sei, Preußen zu hassen. Sie Abg. Liebknecht) haben die deutschen Studenten wie es in diesem Hause noch, niemals geschehen
Der Tag, an dem Ihre Nede von dieser Stelle aus ins Land gegangen ist, ist ein Ehren. und Ruhmestag in der Geschichte der deutschen und insbesondere der preußischen Studenten. Die Studentenschaft sen, was die Sozialdemokratie über sie gesagt hat.
Auf Antrag des Abg. von Pappenheim Eeons.)
wird nicht verges
wird die Debatte geschlossen. Zur Geschäftsdrdnung bemerkt
Abg. Dr. d rebknecht (Soz.): Ich weise darauf hin, daß der Präsident, als er bereits einem Redner das Wort gegeben hatte, dem
Abg. von Pappenheim das Wort zur Geschästsordnung gegeben um den Schluß der Debatte herbeizuführen.
Abg. von Pappenheim (kons.): Ich hatte mich bereits zum Wort gemeldet während der Rede des letzten Redners für den
Fall, daß sich noch jemand zum Wort melden wird.
Abg. Dr. Liebknecht (Soz): Der Abg. von Pappenheim hat mit der bedingten Wortmeldung eine prinzipielle Frage aufgeworfen. Ich frage, ob eine derartige bedingte Wortmeldung zulässig ist, Besondere wenn sie in der durchaus schikanösen Absicht erfolgte, einein
Seine ö e. Ausführungen waren eine so deutliche Verunglimpfung der deutschen Wort erteilt, weil er sich rechtzeitig gemeldet
einziges Mitglied des Hauses an dem Sinn seiner. Woite gezweifelt hat. Sie (zu den Sozialdemokraten) wollen sich, zum Beschützer der Schwachen russisch jüdijchen der Staatsschuldenkommision über die Ver⸗
aben 2 . ; je E nen Sfeln chatten. sich dagegen gewandt, daß, Ten ö. In erster und zweiter Beratung werden die Gesetzent⸗
ländern die Gleichberechtigung versagt würde. Diese Gleichberechtigung ! ö ö — ; darf aber nicht zu west gehen. Es kam mir beinahe bor, als ob nn Brühl, eines Amtsgerichts in Gronau Sie heute nach dem Prinzip gehandelt hätten, mit Worten Ihre
9 . schließlich doch nicht ab, und ich kann , die westfälische Land⸗
Berlin, Montag, den 7. April
1913. ; für einen Mangel, aber wit wollen hier ein Gesetz schaffen, das eine abzuschneiden. . Mehrheit findet, und die enn. lehnt den Zwangsreligions⸗
Präsident Dr, Graf von Schweränz Ich halte elne . unterricht ab; anderfelis hat sie zur Genüge erklärt, daß der Unter—= Workmeldung nicht für zulässig, ich habe auch durchaus keine Notiz richt auf religiös sitilicher Grundlage aufgebaut wird. Wir Ctehen davon genommen, sondern ich habe dem 6 von Pappenheim daß auch ausnahmslos auf diesem Standpunkt. In bezug auf den Sonn⸗
at. tagtunterricht haben die Anschauungen gewechselt, ich bitte dringend um die ÄAnnahme der Herrenhausfassung. Wir wollen wohl die Sonntagsheiligung hochbalten, aber man soll das Verbot des Sonn⸗ tagsunterrichts nicht gegen den Willen derer durchführen, denen man Gutes tun will. In Westfalen und am Rhein wird vielfach an Sonntagen nach dem Hauptgottes dienst Foribildungsschulunterricht, zumeist bon dem . erteilt, und das ist der Bevölkerung bei den beschränkten ohnungsberhältnissen angenehm. Wir wollen dieses Gesez möglichst bald zur Verabschiedung bringen und meinen, daß es kaum noch einer Kommissionsberatung bedarf. Abg. Dr, Dittrich (Zente): Wir legen großen Wert darauf, die Vorlage in einer Kommission zu beraten. Bas Herrenhaus hat sich zweimal in der Kommission damit beschäftigt. Hoffentlich kommen wir uns in der Kemmissionsberatung näher. Wir legen Wert darauf, daß der obligatorische Religionsunterricht in der Fortbildungsschule eingeführt wird angesichts der steigenden Gefährdung, deren die Jugend ausgesetzt ist. Warum sträͤubt sich die Regierung so sehr dagegen, einen Unterrichtsgegenstand einzuführen, der doch bei der Erziehung ein Hauptfaktor ist. Wir hoffen, daß wir schließlich mit unserem Antrag doch durchdringen werden und daß wir auch mit der Zeit dazu kommen werden, das Fortbildungsschulwesen auf einer etwas brelteren Basis zu regeln. Wir beantragen also Ueberweisung der Vorlage an eins Kommission. . Abg. Dr. Schröder⸗Cassel (al.): Gerade die Vorgänge im Herrenbause beweisen, daß es nicht mehr notwendig ist, in einer Kommission zu beraten. Nachdem dert zweimal in der Kommission beraten worden ist, ist doch schließlich die Vorlage unverändert bit auf den einen Punkt angenommen worden, daß der Sonntagsunterricht nur in der Regel nicht stattfinden soll. Außerdem haben wir das Gesetz schon im vorigen Jahre beraten, es ist nicht mehr zustande ge⸗ kommen; wir stehen jetzt vor dem Schluß der Session, und es liegt bei einer Kommissionsberatung wieder die Gefahr vor, daß das Gesetz nicht zustande kommt,. Wir legen Wert darauf, daß es jetz: zur Verabschledung gelangt. In Hessen⸗Nassau besteht das Gesetz bereits, und dort ist der Beweis geliefert, daß es segensreich wirkt; auch für die Frage des obligatorischen Religionsunterxichtes ist eine Kommissionsberatung nicht mehr nötig. Kardinal von Kopp. hat ja im Herrenhause schon anerkannt, daß der obligatorische Religionsunterricht nicht durchführbar ist. Meine Freunde wurden enischieden dagegen sein. Die Verweisung an eine Kommifsion würde gleichbedeutend sein mit dem Scheitern der Vor⸗ lage, und deshalb können wir nicht dafür stimmen.
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch l(freikons.): Ich schließe mich dem Vorredner vollkommen an. Am Beginn einer Session würden wir gern für eine Kommissionsberatung sein, aber jetzt bedeutet die Lösung der Frage in einer Kommission die Quadratur des Zirkels. Die Vorlage ist überspruchrelf. Der Worte sind genug gewechselt, jetzt wollen wir zu Taten schreiten. Ich behalte mir für die zweite Lefung den Antrag vor, das Gesetz en bloe anzunehmen.
Um 4 Uhr wird die weitere Beratung dieses Gesetzes auf Montag, 11 Uhr, vertagt (außerdem andere kleinere Vor⸗ lagen und Fortsetzung der Beratung des Kultusetats).
anderen Redner aus politischen und persönlichen Gründen das Wort
Die Etatspositionen für das Universitätswesen werden be—
willigt. - In einmaliger Beratung wird darauf der 64. Bericht
ö waltung des Staatsschuldenwesens nach Kenntnisnahme für er⸗ en ledigt erklärt.
würfe, betreffend Errichtung eines Amtsgerichts
i. Weftf. und Aenderung der Amtsgerichtsbezirke ab. Blumenthal und Le sum, ohne Debatte angenommen.
Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Verpflichtung zum Besuche länd⸗ licher Fortbildungsschulen in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Sachsen, Schleswig⸗ Holstein, Westfalen, sowie in der Rhein⸗ provinz und in den Hohenzollernschen Landen.
auf
ändert, daß an den Sonntagen in der Regel Unterricht nicht iz erteilt werden darf. Die Worte „in der Regel“ hat das Er Herrenhaus hinzugefügt.
Abg. von Gescher (kons. j: Wir stehen der Vorlage durchaus sympathisch gegenüber. Nur auf dem Wege der Pflichtfortbildungs⸗ schule kann das Ziel erreicht werden, Allerdings hat sich in Westfalen und besonders im Regierungsbezirk Düsseldorf durch Freiwilligkeit ein blühendes Fortbildungsschulwesen entwickelt, und dieses Verhältnis ist der Bevölkerung lieb geworden. Aber ohne den Schulzwang geht es
. wirtschaftskammer versichern, daß sie der Vorlage lebhaftes Interesse ist. entgegenbringt. Eigentümlich ist, daß in 3 Gesetz über den Gegenstand des Unterrichts nichts gesagt ist; wenn wir uns jeglicher Einwirkung auf den Gegenstand des Unterrichtes begeben, so stellen wir ein Blankoakzept aus. Ich habe zwar das Vertrauen zu dem gegenwärtigen Minister, daß er nur zweckmäßige Vorschriften über den Unterrichtsgegenstand treffen wird, aber es könnte z. B. auch einmal ein Minister drei Stunden Religionsunterricht anordnen. Wir könnten allerdings nicht schon jetzt den Unterrichtsgegenstand der Fortbildungsschule gesetzlich vorschreiben, weil die Verhältnisse örtlich verschieden sind und die ganze Entwicklung der Fortbildungsschule noch hat, im Fluß ist, aber mit der Zeit werden wir döch einmal ein einheit⸗ at, liches Fortbildungsschulgesetz für den ganzen Staat erlassen müssen, in das auch die Ünterrichtsgegenstände aufgenommen werden. Zurzeit besteht der Unterricht in Naturkunde, Bürgerkunde, Deutsch und Rechnen, und das ist ganz ausgezeichnet. Ja fogar musterhaft, inso⸗ sern die Vorschriften sich von jeder Schablone fernhalten und sich den mannigfachen Verhältnissen elastisch anpassen und doch gewisse feste Richtlinien geben, und insofern den landwirtschaftlichen Fachschulen ins. nicht vorgegriffen wird. Der obligatorische Religionsunter⸗ richt ist bisher noch nicht bestimmt. Ich persönlich halte das
1913.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrmaßzregeln.
Tierseuchen im Auslande. Nr. 14.
(Nach den neuesten im Kaiserlichen Gesundheitsamt eingegangenen amtlichen Nachweisungen.)
Vorbemerkungen: 1) Ein Punkt in einer Spalte der Uebersicht bedeutet, daß in der betreffenden Nachweisung eine Angabe für diese Spalte nicht enthalten ist; ein Strich bedeutet, daß Fälle der betreffenden Art
nach den vorliegenden Angaben nicht vorgekommen sind. 2) Die Bezeichnung „Gehöfte“ schließt ein: Ausbrüche (Großbritannien, Ställe, Weiden, Herden (Schweiz und Frankreich), Besitzer (Euxemburg und Niederlande), Ställe
(Norwegen), Bestände (Dänemark).
3) Bie in der Uebersicht nicht aufgeführten wichtigeren Seuchen, wie Rinderpest, Rauschbrand, Wild- und Rinderseuche, Tollwut, Lungenseuche, Schafpocken, Geflũgelcholera, Hühnerpest, Büffel⸗
seuche, Hämoglobinurie usw., sind in der Fußnote nachgewiesen.
Milzbrand Notz
Maul⸗
und Klauenseuche Schafraude
; Schwein ö. Rotlauf der Schweinen) en l n i we eh
Zeltangabe. Be irke
biete ꝛc.)
Staaten ꝛe.
Gouvernements,
Gehöfte Bezirke Se
Ge⸗ Ge⸗ Gehoste meinden
Gehöfte Benirke Gen Gebofte ,, ö Gehdfte
meinden meinden
Gehöfte Se
Provinzen, Departe⸗
Sperrge
281
36 2 X D 62
Zahl der vorhandenen
Bezirke l ments,
verfencht.
Oesterreich .. . Kroatien⸗Slavonien
Serbien
Rumänien
talien
chweizs .... Großbritannien. Irland . .
— — — 12
833
12
Luxemburg . Bosnien und Herze⸗
77 Danemark... 19
Außerdem:
53 Februar 112 Februar 3
Wõchentliche⸗ bezw. viermal im Monat erscheinende Nachweisungen.
J i. 2. J 5 .
4
Salbmonatliche u
monatliche Nach
— — — —
1 . — JJ 2225 . 74 . 283 35 12 . 4 R — n r , 8 2 w
Rauschbrand;: Oesterreich 5 Bez.. 6 Gem, 7 Geh überhaupt verseucht; Ungarn 246 Bes, 64 Gem., gs Geh. überhaupt verseucht; Kroatten-Slavonien ! Bej.,, 3 Gem., 3 Geh. über⸗ haupt verseucht; Italien 3 Bez., em., 3 Geh. überhaupt verseucht; Schwei 1 Gem. neu verseucht. .
Tollwut: Oesterreich 20 Bez., 59 Gem., Sz Geh; überhaupt verseucht; Ungarn 53 Ber, 233 Gem., 239 Geh. überhaupt verseucht; Kroatien⸗Slavonten 3 Bei, 4 Gem., 5 Geh. überhauyt
verseucht; Serbien a. u., b. je ] Gem.
7 Geb. überhaupt verseucht; Bosnien u. Herze owina ?) ar, „35 Geh. der aß verfencht; Kroatien ⸗Slayponien Ba. 5 Gem., 29 Geh. überhaupt verseucht; Serbien a. 4 Bez., 7 Gem., b. 4 Ber., 5 Gem.
Schafpocken: Ungarn 8 Bez, 16 Gem
überhaupt verseucht; Rumänien a. 19 Bez., 24
überhaupt verseucht; Rumänien a. 13 Bez., 13 Gem., 15 Geb., b. 12 Bez., 15 Gem., 24 Geh. überhaupt verseucht; Italien 11 Bez., 13 Gem., Bez., 13 Gem. überhaupt verseucht.
Gem. 48 Geh., b. 18 Bez. 21 Gem., 2 Geh, über haupt derseucht.
Geflugelcholera: DOesterreich 11 Bez. 17 Gem., 112 Geh. überhaupt verseucht:; Ungagatn 4 Bez, 8 Gem., 85 Geh. äberbaupt verseucht; Rumänien a. 2 Bei. 2 Gem., 14 Geh., b. 3 Bez., 3 Gem., 75 Geh. überhaupt verseucht; Bosnien u. Herzegowina 1 Bez., 1 Gem., 27 Geh. überhaupt verseucht. ö. Sühnervest: Ungarn ? Bez, 2 Gem., 2 Geb. überhaupt verseucht.
Geschůlseuche: Kroatien⸗Slavonien 3 Bez,
Herzegowina 1 Geh. überhaupt verseucht.
) Schweiz: Stäbchenrotlauf und Schweineseuche.
ö 11 Gem., 91 Geh. überhaupt verseucht; Rumäntken 3.2 Bez, 2 Gem., 3 Geh., b. 3 Bez., 3 Gem., 4 Geh. überhaupt verseucht; Bosnien u.
*
) Großbritannien u. Irland: Schweinefieber; Italien: Schweineseuchen (allgemein).
1 . ö ö 3 2 ; J = ..,. . K —