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Alte und Junge; ganz überwiegend Leute, die Schmoller persönlich
kannte. Besondere Beachtung verdienen dag erste Stück der Samm⸗ lung, in dem der verdienstbolle , der Acta Borussia . Wilhelm J. und das politische Testament von 1722 behandelt
t, ferner der liebevolle und eingehende Lebensabriß, den er seinem Landsmann Gustav Rümelin gewidmet hat, und die interessante Charakteristik von Heinrich von Sybel und Heinrich von Treitschke. Der Nationalökonom Schmoller kommt in vier Briefen über Bismarcks sozlalpolitische und volkswirtschaftliche Stellung und Be⸗ deutung, in den kleinen Aufsätzen üher Adam Smith und Friedrich List, wor allem auch in den dre Aufsätzen über Kilian Steiner, Carl Geibel und Ernst Abbe zu Wort, in denen das sozialempfindende deutsche Unternehmertum eine rühmliche Anerkennung findet.
— Aus Kunst und Leben. Von Dr. Paul Wilhelm von Keppler, Bischof von Rottenburg. Freiburg i. Br., Herdersche Verlagshandlung, 1913. — Gerne nimmt man zur Hand, waz 33 von Keppler über Kunst und verwandte Gebiete veröffentlicht. Au die neueste Folge solcher Aufsätze zeigt des Verfassers scharfe, auf das Wesen der Binge gerichtete ö sein gereiftes und maßvolles Urteil, das mehr das Gemeinsame betont wie dag Trennende und auch dem guten Neuen. ker wird, sein feines Verständnis für die Offen⸗ barungen der Kunst und sein gewissenhaftes Eindringen in ihre Ent- wicklung und ihre Wandlungen. Was der Verfasser beobachtet und darlegt, weiß er in eine anmutende, edle Form zu kleiden. Den Kunftfreund werden die stimmungsvollen Schllderungen über Venedig und Siena, die Gedanken über Raffaels h. Caecilia und Michel Angelos Jungstes Gericht sowie die Ausführungen über den Gemälde⸗ fund zu Burgfelden und den frühromanischen Taufstein in Freuden⸗ ftadt besonders interessteren. Das schön ausgestattete Buch schmücken 6 Tafelbilder und 140 Abbildungen im Text.
— . Geschichte von Rudolf Herzog. Verlag von Quelle u. Meyer. (3,40 6.) Der bekannte Ren n f hrist ehe wird mit diesem knappgefaßten, frisch und warmherzig geschriebenen Geschichtsbuch vielen eine Freude bereiten und in welten Kreisen Anerkennung finden. Das Buch zeigt die Merkmale einer Gelegen heitsarbeit; es ist als Festgabe für das Erinnerungejahr bestimmt, in dem wir stehen. Es verfolgt den Zweck, patriotisch zu er⸗ wärmen, und gegen diese Tendenz läßt sich um so weniger etwas sagen, als sie ohne Schönfärberet, ohne der cht Wahrheit Zwang anzutun, 5 wurde. Herzog hat für sein Buch gute Geschichtwerke mit Geschick benutzt. Seine schriftstellerische Gewandtheit kam ihm dabei bel der Anordnung des Stoffes ebenso zugute, wie sein dichterischer Schwung für, lebendige Ausgestaltung. Daß find große Vorzüge, und man soll an ein solch ein Gelegenheits⸗ werk nicht alliu hohe Ansprüche stellen, dennoch fällt in der Charakterlsierung der einzelnen historisch- markanten Persönlich⸗ keiten vielfach eine gewisse Oberflächlichkeit auf; auch ist, neben der . ausführlichen Kriegsgeschichte die der inneren kulturellen Entwicklung vielfach zu kurz gekommen. Die Ab- schnitte, die die Geschichte Preußen⸗Deutschland nach dem Tode des ersten Kaisers behandeln, wären wohl be ganz fortgefallen, ehe fie so dürftig geboten wurden. In die Darstellung der geschichtlichen Geschehnisse hat der Verfasser eine Reihe vaterländischer Balladen von ungleichem dichterischen Wert eingefügt. Die Verlagsbuchhandlung hat das mit farbigen und schwarzen Bildern von Arthur Kampf ge— schmückte Buch . gediegen ausgestattet.
— Die von Eduard Lankes (im Verlag der Deutschen Alpen⸗ fit unß in München) herausgegebene Deuts che Alpenzeitung, illustrterte Zeltschrift für Naturkunde, hat ihren Inhalt in jüngerer Zeit bedeutend erweitert, indem sie nehen eigentlichen Tourenschilde⸗
„Drohendes Wetter im Hochgebirge“ und eine Ansicht der Titlis⸗ kette von der Frutt won G. Hennig durch malerische Schönheit und treffliche Reproduktionstechalk aus.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Paris, 7. April. (W. T. B). Amtlich wird der Stand des Winterweizens am 1. April auf 73 oo gegen 7045 0/so am 1. März, s9,i o/ am 1. Februar und 71 0/9 am j. Januar, der des Winter⸗ hafers auf 73,5 o gegen 71,8 o/o bejw. 72 und 73 angegeben.
Verkehrswesen.
In Njassi in Kamerun ist eine Telegrgphenanstalt für den internationalen Verkehr eröffnet worden. Njassi liegt 49 km öfstlich von Dume. Die Wortgebühr für Telegramme nach Niassi ist diefelbe wie nach Duala. Sie beträgt gegenwärtig 36 65 3.
In Kampo, Kamerun, ist am 29. März eine Telegraphen⸗ anstalt für den internationalen Verkehr eröff net worden. Kampo, Kamerun, liegt etwa 70 km südlich von Kribi. Die Wortgebühr für Telegramme nach Kampo, Kamerun, ist dieselbe wie nach Duala. Sie beträgt gegenwärtig 3 A 65 3.
In Morobe (Deutsch Neuguinea) in der Südostecke von Kaiser⸗Wilhelmsland Grenze gegen Britlsch Neuguinea ist, am 26. Januar eine Postanstalt eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich pin. Annahme und Ausgabe bon gewöhnlichen und eingeschrie⸗ benen Briefsendungen sowie hon Wertbriefen und ferner auf die Wahrnehmung des Postanweisungss, Nachnahme, Zeitungs⸗, Post⸗ paket und Postfrachtstückdienstes erstreckt.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhaufe geht morgen, Mittwoch, Puccinis „La Bohèmer in Szene, in den Hauptrollen durch die Damen Caston, Dietrich, die Herren Kirchhoff, Bronegeest, Habich, Bachmann, Schultz und Dahn besetzt.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Ariadne. auf Naxcs“ wiederholt. Frau Dux singt erstmalig die Titelrolle Herr Wiedemann vom Stadttheater in Hamburg singt als Gast den
Harlekin.
Die Direktion des Deutschen Opernhauses teilt mit, daß die Dauerbezugskarten für den Rest dieser Spielzeit bis zum 20. April abgeholt werden müssen. — Wegen Erkankung eines Mitgliedes muß der Spielplan für diese Woche dahin geändert werden, daß am Donnerstag statt des. Mädchens aus dem goldenen Westen“ die zweite BVorftellung von Tante Simona“ und „Der Schleier der Pierrette', dagegen am Freitag statt dieser letzteren das „Mädchen aus dem goldenen Westen“ gegeben wird.
Im Theater am Nollendorfplatz werden die allabend— lichen Wiederholungen der Vaudevilleoperette Ertrazug nach Nizza“ Freitag, den 11. April, unterbrochen. Aufgeführt wird an diesem Abende zugunsten des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiferin und Königin stehenden Deutschen Frauenvereins vom Roten Kreuz für die Kolonien iebelei! von Arthur Schnitzler. — Am Sonnabend, den 12. April, Nachmittags 3 Uhr, findet die 2. Aufführung der Opernschule des Sternschen Konser⸗ patortums statt, und Sonntag, den 13. April, Nachmittags 33 Uhr,
Das Schlff geriet bald nach der Abfahrt in starken Nebel i Schneetreiben und wurde in dieser Nebelschicht, die eine Orlen tserung weder nach der Erde noch nach der Sonne zuließ, d starken östlichen Wind verschlagen. Als die Besatzung die Or tierung wieder aufnehmen konnte, befand sich das Schlff bereits ih französischem Boden. Es wurde nunmehr sofort zur Landung geschritt um jeden Verdacht einer Spionage autzzuschließen. Die Landung g folgte auf dem Grerzterplatz bei Lunsville, der nächsten ar nnn Ein Wiedercufstleg des Schiffes ohne vorherige Erlaubnis der srn zösischen Regierung wurde zunächst verhoten und dieses Vernn dadurch unte tn daß die Zündkerzen der Motoren entfernt wurdg Es fand eine Uinterfuchung des Schiffes und eine Vernehmun der Besatzung statt, in deren Verfolg die Freilassung des Schhft und der Besatzung genehmigt wurde, Die Offiziere wurden auf Rückfahrt mit Automobil bis zur Grenze verwiesen. Einige Le der kö der hinteren Gondel wollen bemerkt haben, daß an das Schiff geschossen worden sei.
am Schiff sind nicht gemacht worden. Auch wurde in der vordern Gondel von Schießen nichts bemerkt. Wenn auch die Bevöllerun sich den Insassen und dem Schiff . unfreundlich vechielt, verdienen im Gegensatz hierzu die Maßnahmen der französischen R gierung, insbesondere auch der Militärbehörden, die zur schnellen Fi laffung des Schlffes führten, Anerkennung. Hinzugefügt sei nog daß die Ünterfuchung des Schiffes durch Offiziere, darunter auch dun den General Hirschauer, den Inspekteur des französischen Fliege wefeng, erfolgt ist. Unfere Offiftere, die der Untersuchung heiwohntn find jedoch der Ansicht, daß man aus dieser Untersuchung nicht schlies dürfe, daß Frankreich nunmehr in der Lage sei, uns die Zeppell
schiffe nachzumachen.“
Die Deutsch⸗Südamerikanische Gesellschaft veranstalt morgen, Abends sz Uhr, in ihrem Vereinslokal, Bülo vstr. 97, einm Vortragsabend mit Lichtbilde rn. Der Professor Dr. Bat
haus spricht über „Die wirtschaftliche Bedeutung Paraguays“. Gäh
(Herren und Damen) sind willkommen.
Merlenbach (Lothringen), 8. April. (W. T. B.) Bei eing Exptofion in der hiesigen neu errichteten Sau erstoffabn wuͤrhen gestern abend der Werkmeister und zwei Arbeite getötet und ein Arbeiter schwer verletzt. Die Gebäude wurde vollständig zerstört.
Altensteig im Schwarzwald, 8. April. W. T. B) Gesten nachmittag brach in der von vier Familien bewohnten sogenannt alten Kaserne Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß nichts me gerettet werden konnte. Eine alte, lahme Frau konnte das Freie nich mehr erreichen und kam in den Flammen um. Der Hausbesitz
Karl Tafel ist bel dem Versuche, noch etwas zu retten, ver
brannt. Zwei andere Personen ertitten schwere Brand wunden, eine von ihnen schwebt in Lebensgefahr. Das Feuer gu dann weiter um sich und legte noch zwei Häuser in Asche. Set Häuser, die ebenfalls vom Feuer erfaßt wurden, konnten geren werden. Das Feuer soll durch mit Streichhölzern spielt ade Kinder en standen sein.
Budapest, 7. April. (W. T. B) Bei dem Eisenbahr zusammen stoß auf der Strecke Budapest — Fiume sind vie Personen getötet und fünf schwer verletzt worden; dies su
Dlesbezügliche Wahrnehmungen
rungen auch . Belträge, kunst⸗ und kulturgeschichtliche
chen Bergwelt Betiehungen haben, und zahl⸗ reiche fonst für den Alpenreisenden nützliche kurze Mitteilungen hringt. rgan des Vereins zur Förde⸗ rung des Fremdenverkehrs in München und im bayerischen Hoch—⸗ land, und veröffentlicht als solches en der Vereinsleitung zu⸗ mitglieder, sondern auch für alle von Interesse sind, die die Bayerischen Alpen zu besuchen beabsichtigen. mal im Monat erscheinenden Hefte U
Aufsätze, die zu der deut Die Zeitschrift ist außerdem zugleich
sammengestellte Mitteilungen, die n
ten Abbildungen geschmuͤckt. Aus dem
gere hene. seien folgende Beiträge hervorgehoben: F müller, der Maler des Frühlings von G. der Frutt von F. Henning; Schwarjwaldwanderungen von F. Nockher; Mintaturen aus der Ehernen Mark von Montanus; Wanderfahrten nach alten Städtchen im südlichen Bayern, von H. Mayr; Anleitung zur Naturbeobachtung auf Touren von Dr. gegebenen Kunstblättern zeichnen sich eine Wiedergabe von Comptons
Theater. Königliche Schauspiele. Mittwoch: Dpernhaus. 89. Abonnementsvorstellung. Boheme. Szenen aus Henry Murgers „La Vie de Bohòmèe“ in vier Bildern von G. Giacosa und L. Illieg. Deutsch von Ludwig Hartmann. Musik von Giacomo Puccini. Musikalische Leitung: err Kapellmeister von Strauß. Regie: err Regisseur Bachmann. Anfang 73 Uhr. Schauspielhaus. 83. Abonnements vor⸗ stellung. Ariadne auf Naxos. Oper in einem Aufzuge von Hugo von Hof⸗ mannsthal. Mustik von Richard Strauß. Zu spielen nach dem Bürger als Edel⸗ mann“ des Mollère. Musikalische Leitung: erh . Dr. Besl. Anfang r
Donnerstag: Opernhaus. 90. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze 6 aufgehoben. Tristan und Isolde n drei Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 84. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗
ehoben. Zum ersten Male: Veit Stoß. Wald
Anfang 63 Uhr.
Neues Operntheater (Kroll). Sonntag: Sondervorstellung. Freund Fritz. Länd⸗ liches Sittengemälde in drel Akten von Erckmann⸗Chatrian. Anfang 7 Uhr.
NDeutsches Theater. Mittwoch, Abends 75 Uhr: Der lebende Leichnam.
Donnertztag: Der blaue Vogel.
Freitag und Sonnabend: Der lebende Leichnam.
Kammerspiele.
Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die Ein⸗ nahme von Berg- op⸗Zoom.
Donnerstag: Frühlings Erwachen.
Freitag: Die Einnahme von Berg⸗ op-Zoom.
Sonnabend: Mein Freund Teddy.
;. ,, Theater. Mittwoch, Abends Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Gesang und 57 in 4 , einn Bernauer und Rudolph Schanzer.
nur für die Vereins⸗ Die schmucken, zwei⸗ sind mit zahlreichen reichen Inhalt des ersten Wald⸗
J. Wolf; Ostertage auf
A. Reiz. Unter den bel⸗
Donnerstag und folgende Tage: Film⸗ zauber.
Theater in der Köͤniggrützer Straße. Mittwoch, Abends 8 Uhr:
Die füuf Frankfurter. Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler.
Donnerstag und Sonnabend: Das Buch einer Frau.
Freitag: Die fünf Frankfurter.
Cessingtheater. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Rose Bernd. Schauspiel in fünf Akten von Gerhart Hauptmann.
Donnerstag: Die Erziehung zur Ehe. Hierauf: Tod und Leben.
Freitag: Das Konzert.
Deutsches Schauspielhans. Direk⸗ tion: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 — 1042.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Alt⸗Keidelberg. (Karl Heinz: Harry Walden.)
Donnerstag: Neu einstudiert: Der , (Justus Häberlin: Harry
alden.
Freitag und Sonnabend: Alt- Heidel⸗ berg. (Karl Heinz: Harry Walden.)
Komüdienhans. Mittwoch, Abends 83 Uhr: Hochherrschaftliche Woh⸗ nungen.
Donnerstag und folgende Tage: Hoch⸗ herrschaftliche Wohnungen.
Schillertheater. O. (Wallner⸗ theater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Klein Dorrit. Lustspiel in vier Akten (nach Dickens) von Franz von Schönthan.
Donnerstag: Gyges und sein Ring.
Freitag: Klein Dorrit.
Charlottenburg. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Cyrano von Bergerac. Romantische Komödie in 5 Aufzügen von r Rostand. Deutsch von Ludwig
ulda.
Donnerstag: Hedda Gabler.
Freitag: Cyrano von Bergerac.
Das Gast spiel
vrüfungsfahrt na
geht bei kleinen Preisen „Die schöne Helena“ in Szene.
von Harry Walden im Deutschen Schaufpielhaufe ist bis Ende dieses Monats verlängert worden.
(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)
Mannigfaltiges. Berlin, 8. April 1913.
Der amtliche Bericht des Luftschifführers üher die. Fahrt des Luftschiffes „Z. 4. am 3. April hat, . zufolge, nachstehenden Wortlaut: ‚Die Wetternachrichten, die, die Jeppelin⸗Baugefellschaft vor Antritt der Fahrt, die als Höhen⸗ ch dem Hafen Oos geplant war, eingeholt hatte, lauteten derart, daß die Fahrt unbedenklich angetreten werden konnte.
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Dentsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck ⸗ Straße 34— 37. Direktion: Georg Hartmann.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Tante Simona und Der Schleier der Pierrette.
Donnerstag: Tante Simona und Der Schleier der Pierrette.
Freitag: Das Mädchen aus dem goldnen Westen.
Sonnabend: Oberon.
Montis Gperettenthenter. (Früher: Neues Theater.) Mittwoch, Abends S8 Uhr: Der Zigeunerprimas. Operette in drei Akten von Emmerich Kälmän.
Donnerstag und folgende Tage: Der Zigeunerprimas.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der liebe Augustin. Operette in drei Akten von Leo Fall.
Donnerstag und folgende Tage: Der liebe Augustin.
, Nachmittags 31 Uhr: Wiener ut.
Theater am Nollendorfplatz. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Extra⸗ i nach Nizza. Vaudeville in drei
kten von Arthur Lippschitz und Max Schönau. ;
onnergtag: Der GExtrazug nach Nizza. reitag: Liebelei.
onnabend, Nachmittags 3 Uhr: 2. e, ,,, der Opernschule des Ster uschen onservatorium s. — Abends: Der Extrazug nach Nizza.
Lnstspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Mittwoch, Nachmittags 24 Uhr: 2. Schüler⸗ aufführung der Neuen Opernschule Maximilian Moris und Mary Hahn. — Abends 81 Uhr: Majolika.
W. T. B
Engin ering Corporation, (Vgl. Nr. 82 d. Bl.)
sämtlich Bahnbedienstete. Von den Reisenden ist nie mand ve letzt. Der Verkehr ist unterbrochen. (Vgl. Nr. 82 d. BI.)
Bay City (Oregon), 7. April. (W. T. B.) Beim Ken ter des Hamburger Viermasters Mimi“ bei Astoria sind h Mann ertrunken. Nachdem die Rettungsmannschaft der Statio Garibaldi fast 24 Stunden vergeblich gegen den heftigen Sturm g gekämpft hatte, gelang es ihr beute srüh 5 Uhr, den Kapitä Westisjhal, den Kapitän Fisher, den Präsidenten der Portle
und zwei Matrosen zu retten
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten n Dritten Beilage.)
Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.
Donnergtag und folgende Tage: Ma⸗ jolita.
Residenztheater. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die Frau Bräsidentin. (Madame la Présidente,) Schwank in drei Akten von M. Hennequin und P. Veber.
Donnerstag und folgende Tage: Die Fran Vräsidentin.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Walzer von Chopin.
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraatz und Jean Kren. Gesangsterte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Donnerstag und folgende Tage:
Puppchen.
Trianontheater. (Georgenstr, nahe Bahnhof Friedrichstr; Mittwoch, Abends 8 Uhr: Wenn Frauen reisen. Lust⸗ spiel in vier Allen von Mouezy⸗GEon und Nancey.
Donnerstag und folgende Tage: Wenn
Frauen reisen.
Konzerte.
Saal Ferhstein. Mittwoch, Abends 79 Uhr: Kompositionsabend von Alfred Richter. Mitw.: Arthur van Eweyk.
Beethoven ˖ Snal. Mittwoch, Abends 8 Uhr: stonzert von Joan Mansn. Am Klavier: Felix Dyck.
Kur fürsten · Oper. Mittwoch, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Opernaufführung von Etelka Gersters Gesangschule.
Birkus Schnmann. Mittwoch, Abend 74 Uhr: Grote Galavor stellung Auftreten sämtlicher Spezialitäter — Zum Schluß: Der unsichtb⸗ Mensch! Vier Bilder aus Indien.
Familiennachrichten.
Verlobt: . Doris von Auerswa mit Hrn. Regierungeassessor Dr. Ha von Stein (Marienwerder). — Fi Maria Krahmer mit Hrn Oberleutna Georg Morttz ( Schmolsin — Stöh i. PPMœw aͤꝓnm).
Verehelicht: Hr. Leutnant Walh von Heeringen mit Frl. Herta S hausen (Wiesbaden. — Afsistent der chinessschen Seezoll verwaltung W helm von Kries mit Frl. Elisabe Stuhlmann (Langfuhr).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. R gierungsassessor Bacmeister (Lünebun Eine Tochter: Hrn. Landes direlt Joachim von Winterfeldt. Menl Berlinji. — Hrn. Hauptmann Waln mar von Plehwe (Berlin).
Gestorben: Hr. Amtsrat Wilhele Schleusener (Amt Bernstein). Oberlehrer, Professor Dr. Siegba Schayer n Hr. Hauptman Franz Graewe (Berlin, Invalthenhn — Stistsdame Elsbeth von Gronese (Wernigerode).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenhut Verlag der ,, (Heidrich)
n Berlin. Druck der Norddeutschen Huchdru gere — Verlagbanftalt, Berlin, Wilhelmstraße
Dreizehn Beilagen
(einschließlich Börsenbeilage und Wart zeichenbeilage i 27 X u. 27 B) sowie die Inhaltsangabe zu Nr; bes öffentlichen Anzeigers ( cinschlie lich der unter Rr. 2 vervffentlicht Bekanntmachung en), betreffend manditgeselschaften auf Aktien u kttiengesellschaften, für die * vom ä. März bis 8. April 19
Erste Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staataan zeiger
M S3.
Berlin, Dienstag, den 8. April
1913.
Denutscher Reichstag. .
133. Sitzung vom 7. April 1913, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von . Wolffs Telegraphischem Bureau“. )
Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Ent⸗
wurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes über die
Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres vom N. März 1911114. Juni 1912 und des Besoldungs⸗ gesetzes sowle zur Aenderung des Gesetzes über die Per⸗ sorgung der Personen der Unterklassen des Reichs⸗ heeres, der Kaiserlichen Marine und der Kaiserlichen Schutz truppen vom 31. Mai 1906 in Verbindung mit der ersten Beratung der Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes, be⸗ treffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1913.
Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg: Meine Herren, die Ihnen zur Annahme unterbreitete Wehr—
vorlage fordert die Verstärkung unserer Wehrmacht, welche nach dem
einmütigen Urteil unserer militärischen Autoritäten notwendig ist, um die Zukunft Deutschlands zu sichern. Wir nutzen gegenwärtig die Wehrkraft unserer Bevölkerung nicht voll aus. Rund 280 000 Rekruten stellen wir jährlich ein. Aber die militärtaugliche junge Mannschaft Deutschlands ist so stark, daß wir jährlich einige 60 000 mehr einstellen könnten. Trotz der Verstärkungen, die wir periodisch und noch im vorigen Jahre vor⸗ genommen haben, hat die Entwicklung unseres Heeres mit dem Wachttum der Bevölkerung nicht gleichen Schritt gehalten. Sollte uns jetzt ein Krieg aufgenötigt werden, so können und werden wir ihn schlagen im sicheren Vertrauen auf die Tüchtigkeit und Tapferkeit unseres Heeres. (Lebhafter Beifall.) Aber, meine Herren, die Frage ist nur die: können wir uns weiterhin den Luxus gestatten, auf Zehntausende von ausgebildeten Soldaten zu verzichten, die wir haben könnten, die wir aber jetzt nicht einstellen? (Sehr richtig! rechts) Kein Mensch, meine Herren, weiß, ob und wann uns ein Krieg beschieden sein wird. Aber soweit menschliche Voraussicht reicht, wird kein europäischer Krieg entbrennen, in den nicht auch wir verwickelt sein werden. Dann werden wir um unsere Existenz zu kämpfen haben. (Sehr richtig!) Wer will die Verantwortung dafür tragen, daß wir bei einem Ringen auf Leben und Tod nicht so stack sind, wie wir stark sein könnten? (Lebhafte Rufe: Sehr richtig) Dieser Gedanke hat sich in den letztverflossenen Monaten einem jeden mit elementarer Gewalt auf⸗ gedrängt.
Vom Anfang des Balkankrieges an sind alle Großmächte be⸗ strebt gewesen, den Krieg zu lokalisieren; keine Großmacht hat an den territorialen Veränderungen auf dem Balkan teilhaben wollen. Trotzdem hat monatelang eine Spannung bestanden, welche die zu⸗ nächst interessierten Großmächte Oesterreich Ungarn und Rußland zu außergewöhnlichen militärischen Maßregeln veranlaßte. Ich will nicht sagen, daß in irgend einem Augenblick der Krieg unmittelbar vor der Tür gestanden hätte. Aber wiederholt hat es des ganzen Verantwortungsgefühls der zunächst interessierten Kabinette bedurft, um bestehenden Meinungsverschiedenheiten und Interessengegensätzen diejenige Schärfe zu nehmen, welche zu einem gewaltsamen Ausbruch hätte führen können. (Hört, hört) Europa wird dem englischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten Dank wissen für die außergewöhnliche Hingebung und den Geist der Versöhnlichkeit, mit denen er die Londoner Botschafter⸗ besprechungen leitet und immer wieder Gegensätze zu ver⸗ mitteln verstanden hat. Deutschland nimmt an diesem Dank um soü willigeren Anteil, als wir uns mit den Zielen der englischen Politik eins gewußt und, treu zu unseren Bundesgenossen stehend, in dem⸗ selben Sinne gearbeitet haben. (Bravoh Sir Edward Grey hat unlängst im englischen Unterhaus die bisherigen Ergebnisse der Londoner Botschafterbesprechungen der Oeffentlichkeit bekanntgegeben. Diese Darlegungen können als die Grundlage für die Behandlung der orientalischen Angelegenheiten angesehen werden, auf die sich die Großmächte geeinigt haben. Jetzt handelt es sich darum, den Ent⸗ schließungen der Großmächte unter allen Umständen Geltung zu verschaffen. Wir sind entschlossen, auf das energischste dabei mit⸗ zuwirken. (Lebhafter Beifall.)
Man hätte erwarten können, daß der Fall von Adrianopel die Wiederherstellung des Friedens auf dem Balkan beschleunigen würde. Das ist leider nicht geschehen. Die Türkei hat die ihr von den Großmächten unterbreiteten Vorschläge für den Friedensschluß akzeptiert. Die Antwort der Balkanstaaten ist dagegen erst vor⸗ gestern eingegangen. Diese Antwort unterliegt gegenwärtig den Be⸗ ralungen der Großmächte. Ich muß mich daher enthalten, heute näher darauf einzugehen. Denn hier wie gegenüber dem heraus⸗ fordernden Widerstande von Montenegro (Lebhafte Rufe: Hört, hört! rechts und im Zentrum; Lachen bei den Sozialdemokraten) kommt es vor allem darauf an, daß das bisherige Zusammenarbeiten der Groß⸗ mächte auch weiterhin standhält. (Sehr richtig! und Hört, hört h An der Flottendemonstration beteiligen sich alle Großmächte außer Rußland, das aber die Aktion an sich sanktioniert hat.
Meine Herren, ich wiederhole: die Londoner Beschlüsse müssen schleunigst und mit allem Nachdruck durchgeführt werden. Dann — wird sich auch für die bisher noch ungelösten Fragen eine friedliche Erledigung finden.
Meine Herren, alle diese Vorgänge, die Behutsamkeit und Vor⸗ sicht, mit der die Londoner Besprechungen geführt werden, die Haltung, welche die Großmächte gegenüber den kriegführenden Parteien und diese gegenüber den Großmächten einnehmen, zeigen doch sehr eindringlich, daß die Ereignisse auf dem Balkan das Ver— hältniß der Großmächte zueinander nicht nur nahe und empfind⸗ lich berühren, sondern auch verhängnisvoll stören können. Bis jetzt ist es vor allem die Abgrenzung Albaniens gewesen, welche Inter⸗ essengegensätze unter einem Teile der Großmächte hat hervortreten
lassen. Für die Zukunft ist entscheidend, daß an die Stelle der
europäischen Türkei mit ihrem passiv gewordenen staatlichen Leben
Staaten getreten sind, welche eine ganz außergewöhnlich aktive Lebens- kraft dokumentieren. Wir alle haben ein dringendes Interesse daran, daß sich diese Kraft in der Friedensarbeit ebenso bewährt, wie sie es im Kriege getan hat, und daß die Balkanländer einer Epoche neuen Aufblühens entgegengehen, in engem wirtschaft— lichen und kulturellen Zusammenhange mit ihren Nachbarn und mit der Gesamtheit der europäischen Staaten. Dann werden auch sie ein Faktor des Fortschrittes und des europäischen Friedens sein.
Trotzdem bleibt das eine unzweifelhaft: sollte es einmal zu einer europäischen Konflagration kommen, die Slawentum und Germanen einander gegenüberstellt, dann ist es für die Germanen ein Nachteil, daß die Stelle im System der Gegengewichte, die bisher von der europäischen Türkei eingenommen wurde, jetzt zum Teil von süd⸗ slawischen Staaten besetzt ist. (Sehr richtig!)
Diese Verschiebung der militärpolitischen Situation auf dem Festlande hat sich seit längerer Zeit vorbereitet. Jetzt, wo sie in unerwartet großem Umfange eingetreten ist, würden wir gewissenlos handeln, wenn wir nicht die Konsequenzen daraus ziehen wollten. (Sehr richtig!
Meine Herren, ich sage dies nicht, weil ich einen Zusammenstoß zwischen dem Slawentum und dem Germanentum für unausweich— lich hielte. Manche Publltzisten verfechten das Gegenteil. Das ist ein gefährliches Unternehmen. Solche Thesen wirken als in die Ohren klingende Schlagworte suggestiv und bereiten den Boden, auf dem mißleitete Volksleidenschaften in die Halme schießen. (Sehr richtig! links.)
Mit der Regierung Rußlands, meine Herren, unseres großen slawischen Nachbarreiches, stehen wir in freundschaftlichen Beziehungen. Ich habe es, seit ich im Amte bin, für meine Aufgabe angesehen, mit dem russischen Kabinett ein offenes und vertrauentvolles Ver— hältnis zu pflegen (Bravo! rechts), und aus dem Gang der Geschäfte und aus meinen persönlichen Beziehungen zu den Staatsmännern, die nach dem Willen Seiner Majestät des Kaisers Nikolaus die russische Politik in den Bahnen guter Nachbarschaft mit Deutsch⸗ land erhalten, habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß meine Bestrebungen von ihnen erwidert werden. Direkte Interessengegen⸗ sätze zwischen uns und Rußland kenne ich nicht. Deutschland und Rußland können an ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Er⸗ starkung arbeiten, ohne sich gegenseitig ins Gehege zu kommen. Gute gegenseitige Bezlehungen können diese Entwicklung nur befördern. Die Rassengegensätze allein werden zu keinem Krieg zwischen uns und Rußland führen. Wir jedenfalls werden ihn nicht entfachen, und die gegenwärtigen russischen Machthaber werden es auch nicht tun. Das glaube ich nicht. Aber, meine Herren, den russischen Staatsmännern ist so gut wie uns bekannt, daß die panslawistischen Stebmungen, über
die schon Bismaick gellagt hat, die schon Bismarck beunruhigt haben, . durch die Siege der Balkanslawen mächtig gefördert worden sind.
Die bulgarischen Siege über die Türken sind von diesen Kreisen zum Tell auch als Siege des slawischen Gedankens im Gegensatz zum germanischen Gedanken gefeiert worden. Neben den realen Interessen⸗ gegensätzen haben diese Strömungen zu der Spannung beigetragen, die in diesem Winter zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Rußland ge— herrscht hat. (Heiterkeit und Zurufe bei den Sozialdemokraten.)
Ich brauche nicht, meine Herren, auf die erregten Auseinandersetzungen hinzuweisen, die zwischen einem Teile der russischen und der österreichisch⸗ungarischen Presse stattgefunden haben. Sie sind allen bekannt. In diesen leidenschaftlichen publizistischen Fehden klingt die Erinnerung an alle die Differenzen wider, welche seit langen Jahrzehnten das Balkanproblem zwischen Oesterreich⸗ Ungarn und Rußland hat entstehen lassen. Als treue Verbündete Oesterreich⸗ Ungarns sind wir bemüht, diese Spannungen zu mildern, soweit es möglich ist. Aber den Kopf in den Sand stecken, dürfen wir trotzdem nicht. Denn daß wir unsere Bündnistreue auch über die diplomatische Vermittlung hinaus bewähren werden, ist selbstverständlich. (Bravo! rechts, in der Mitte und bei den Nationalliberalen.)
Durch die neue und akute Belebung der Rasseninstinkte enthält die durch den Balkankrleg entstandene Verschiebung der militär—⸗ politischen Situation eine erhöhte Bedeutung. Wir sind gezwungen, sie in Rechnung zu stellen, wenn wir an die Zukunft denken.
Unsere Beziehungen, meine Herren, zu der fran⸗ zösischen Regierung sind gut. Bismarck hat in seiner großen Rede vom Januar 1887 das Verhältnis von Deutschland zu Frankreich geschildert, wie es sich aus dem Verlauf der Geschichte entwickelt hat, und wie es durch den Nationalcharakter der Franzosen gestaltet wird. Bismarck sagte damals: „Wenn dle Franzosen so lange Frieden halten wollen, bis wir sie angreifen, wenn wir dessen sicher wären, dann wäre der Friede ja für immer gesichert. Daran hat sich nichts geändert. Wir haben in einem vlerzigjährigen Zeitraum, auch in kritischen Momenten, Frankreich und der Welt so viel Beweise davon gegeben, daß wir auch mit unseren westlichen Nachbarn schiedlich⸗ friedlich leben wollen, daß dlese unsere Wünsche durch Worte nicht verstärkt zu werden brauchen. (Sehr wahr! rechts. Bismarck be⸗ sorgte damals einen Angriff Frankreichs, sobald eine kriegerisch ge⸗ sinnte oder durch innere Schwierigkeiten zu auswärtigen Aktionen ge⸗ draͤngte Regierung an das Ruder käme, oder wenn Frankreich irgend einen Grund habe, zu glauben, daß es uns überlegen sei, sei es, daß dieser Glaube auf der eigenen militärischen Stärke, sei es, daß er auf dem Bestehen von Bündnissen beruhe. Bismarck hat den Ein⸗ tritt keiner dieser Eventualitäten im Amte erlebt. Ich habe allen Grund, zu glauben, daß die gegenwärtige französische Regierung in nachbarlichem Frieden mit uns zu leben wünscht. Ob und welchen Wechsel die Zukunft bringen mag, weiß niemand. Im Vergleich zu der Zeit vor 25 Jahren sind, wie ich glaube, die Chancen dafür, daß die Kabinette der Großmächte den Mittelpunkt krlegerischer Aspirationen bilden, nicht gestiegen, sondern gesunken. Von den Dimensionen eines Weltbrandes, von dem Elend und der Zerstörung, die er über die Völker bringen würde, kann sich kein Mensch eine Vorstellung machen. Alle Krlege der Vergangenheit
werden wahrscheinlich ein Kinderspiel dagegen sein. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen Kein verantwortlicher Staatsmann wird gesonnen sein, leichtfertig die Lunte an das Pulver zu legen. Die Neigung dazu hat abgenommen. Zugenommen aber hat die Macht der öffentlichen Meinung, und innerhalb der öffentlichen Meinung der Druck derjenigen, die sich am lautesten gebärden. Das pflegen, je demokratischer die Einrichtungen sind, in leidenschaftlich erregten Zeiten, nicht Majorttäten, sondern Minoritäten zu sein. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen. Die französische Nation, meine Herren, so kriegstüchtig und tapfer, so stolz auf Ruhm und Ehre, so vaterlandsliebend und opferwillig sie ist, — ich glaube nicht, daß sie in ihrer Gesamtheit zum Kriege drängt. Aber für weite Krelse der Franzosen, nicht nur für die Chauvinisten, nein, auch für die Ruhigen und Ueberlegten ist das eingetreten, was Bismarck befürchtete. Man glaubt uns, wenn nicht überlegen, so doch zum mindesten gewachsen zu sein im Vertrauen auf die Stärke der eigenen Armee, im Vertrauen auf das Bündnis mit Rußland, vielleicht auch in der Hoffnung auf England. Das ist die gefährliche Kehrseite des Erstarkens des französischen Nationalempfindens, so große Achtung auch die nationale Bewegung der Geister in Frankreich überall beanspruchen darf. Die leidenschaftlichen, die chauvinistischen Elemente zeigen uns die gegen Deutschland gerichtete Spitze zu häufig mit einer gewissen Ostentation. ((Sehr richtig!) Die französische Armee ist gut, nach militärlschem Urteil sehr gut. Sie ist der Liebling, der Stolz und die Hoffnung der Nation. Alle Parteien, das ganze Volk tut ihr zugute, was nur immer möglich ist. Aber jenseits der Vogesen ist eine chauvinistische Literatur entstanden, die, wenn sie mit berechtigtem Stolz von dieser Armee spricht, es tut, um im Vergleich mit der deutschen Armee unsere Unterlegenheit in einem Zukunftskriege darzutun. Man pocht auf die Ueberlegenheit der französischen Artillerie, auf den Vorsprung der französischen Fliegerkunst, auf die bessere Ausbildung des französischen Feldsoldaten, und man sieht dabei schon im voraus die Massen russischer Kavallerie und russischer Infanterie unser Land über⸗ schwemmen. Dem lebhaften französischen Geiste erscheinen — darin berührt er sich mit panslawistischen Anschauungen — die Niederlagen der Türken doch auch als Niederlagen der Deutschen; er sieht bei Kirk-Kilisse und Lüle Burgas die Ueberlegenheit der französischen Geschütze und Instrukteure über die Deutschen als zur Evidenz er wiesen an. Der Anschluß der Balkanstaaten an die Triple. Entente wird im voraus eskomptiert, und mit einem starken Seitenblick auf Elsaß⸗Lothringen wird über Deutschlands Zukunft disponiert.
Meine Herren, bei alle dem ist ja viel Illusion. Aber in der Illusion hat Frankreich schon einmal den Kampf mit uns be— gonnen. . J . Bismarck konnte, als er 1887 da lichten und die Gefahren e
wesentlichen abschätzen nach den
den anderen Mächten. Der Dreibund bestand, c bund und keine Tripleentente. Wir, meine Herren, können die Be⸗ deutung französischer und panslawistlscher Aspirationen, wir können den Einfluß der Balkanvorgänge auf die europälsche Lage, wir können die militärische Stärke unserer Nachbarn nicht isoliert betrachten. Die Gruppierung der Mächte bestimmt die Situation. Und dann, meine Herren, wie sind wir seit jener Zeit mit dem Weltgetriebe ver⸗ kettet worden! Die Friedensgarantien, die in unserem engen Bündnis mit Oesterreich⸗Ungarn und Italien liegen, schätze ich hoch ein. Ueberzeugt von dem großen Werte des Dreibundes für die Sicherheit der in ihm vereinigten Völker, haben wir ihn erneuert, und er steht so fest zusammen wie je. (Bravo! rechts, in der Mitte und links.) Er dient nicht nur den verbündeten Völkern, sondern er dient der Welt. Diese Probe hat er doch wirklich abgelegt. (Sehr richtig! rechts.)
Trotzdem: wie kein anderes Land hat Deutschland auf der Hut zu sein. Auch mit dem Dreibund, und gerade als die nach Osten und Westen vorgeschobene Macht des Dreibundes bleiben wir ein⸗ gekeilt zwischen die slawische Welt und die Franzosen. Wir müssen darauf gefaßt sein, uns nach jwei Seiten unserer Haut wehren zu müssen. ⸗ Der Herr Kriegsminister wird Ihnen in der Kommission detailllerte Angaben über die militärische Stärke unserer Nachbarn machen. Nicht als ob unserer Vorlage irgendwie der Gedanke des Wettrüstens oder der Rage des nombres zugrunde läge. (Lachen bel den Sozialdemokraten) — Meine Herren, Ihre Heiterkeit beweist mir nur, daß ich recht habe. (Sehr richtig! rechts) Ich bitte auch die Herren Sozialdemokraten, diese Vor⸗ stellung von vornherein absolut abzulehnen. Mit unserem russischen Nachbarn können wir überhaupt nicht um die Wette rüsten. Der russische Zar wird immer sehr viel mehr Soldaten aufstellen können als wir. Wir setzen für jeden Krieg, in den wir verwickelt werden könnten, unser Vertrauen nicht auf die Zahlen in unserer Armee, sondern auf den Mut und den Geist der Nation, wie er sich in Frieden und Krieg in unserem Heere verkörpert. (Beifall rechts und bei den Nationalliberalen Aber, meine Herren, wir werden Ihnen doch mit Zahlen belegen, daß unsere Nachbarn ganz außer⸗ ordentlich große militärische Anstrengungen gemacht haben und machen.
In Rußland vollzieht sich eine staunenswerte ökonomische Ent⸗ wicklung dieses mit unerschöpflichen Naturschätzen aus gestatteten Riesenreiches (sehr richtig! rechts), und Hand in Hand damit geht eine Reorganisation der Armee, wie sie Rußland wohl noch niemals gehabt hat nach der Zahl, nach der Güte des Bewaffnungs⸗ materials, nach der Organisation, nach der Schnelligkeit des Ueber gangs vom Friedenszustand in den Kriegsstand. (Hört, hört! rechtg.) Frankreich hat uns in der Ausnutzung der Wehrfählgkeit seiner Be⸗ völkerung längst überholt. Es stellt seit Jahren den letzten Mann ein. Jetzt will es, um sich militärisch noch stärker zu machen, auf die dreisährige Dienstzeit zurückgreifen. Ich erblicke darin so wenig
eine Herausforderung, wie unsere Vorlage eine Provokation Frankreichs .