Eure Königliche Hoheit habe der reichen Entwicklung zu ge⸗ denken geruht, die uns mit den Segnungen des Frledens während der letzten 25 Jahre vergönnt war. Wir sind vorwärts gekommen, wie in Heer und Flotte, so auch in Landwirtschaft und Industrie, in Handel, Schiffahrt und Verkehr, in Wissenschaften und Technik, in Künsten und — auch das ist wichtig — in der Pflege frohgemuter körperlicher Uebungen. Fern liegt Mir der Gedanke, als Verdienst für Einzelne in Anspruch zu nehmen, was Gesamtleistungen der Nation sind. Wenn aber Eure Köntgliche Hoheit so freundlich Meinen Antell an Deutschlands Vorwärtsstreben erwähnt haben, so drängt es Mich, hier zu bezeugen, mit welcher Dankbarkeit Ich die vielen Jahre hindurch verfolgt habe, daß alle Bundesfürsten und die Regierungen der Freien und Hansestädte, jeder in seinen Gebieten, jeder im eigenen Bereich, mitgearbeitet haben, wie an der Erstarkung unseres nationalen Lebens, so auch an dem wirtschaftlichen Aufschwung des Reichs und an einer deutschen Kultur. So soll es weitergehen, damit wir in Ehren bestehen können vor den Begründern der Reichs— einheit, die auf uns niederblicken aus der Ewigkeit.
Auf die gütigen Worte, die im Namen der hier Versammelten Eure Königliche Hoheit Mir und Meinem Hause gewidmet haben, erwidere Ich mit den herzlichsten Wünschen für Deutschlands Fürsten und Ihre hohen Familien, für Bürgermeister und Senate der Freien und Hansestädte. Alle Zeit Meine Kräfte dem Wohl des gesamten Volkes zu weihen und zu Meinen Hohen Verbündeten zu stehen in deutscher Treue, das sind die Gefühle, die heute in Dankbarkeit und Zuversicht Mein Herz erfüllen.
Um 8 Uhr Abends war Galgatafel im Weißen Saal des Königlichen Schlosses. Seine Majestät der Kaiser fuhrte Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzeffin, Seine Königliche ö. der Prinz⸗Regent Ludwig von Bayern Ihre Majestät die Kaiserin, Seine Majestät der König von Sachsen 393 Königliche . die Prinzessin Heinrich, Seine Masestät der König von Württemberg Ihre . Hoheit die Prinzessin Eitel Friedrich. Seine Majestät der Kaiser faß neben Ihrer Majestäͤt der Kaiserin, rechts und links , sich die Hohen Bundesfürsten ihrem Range nach an. Gegenüber den Masestäten saß Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, ihm zur Seite die Großherzoge und anschließend die Prinzen des Königlichen Hauses und der souveränen altfürstlichen Häuser. Den Genannten zunächst folgten dann der Reichskanzler, der Statthalter von Elsaß⸗Lothringen, der Oberstkämmerer Fürst zu Solms⸗Baruth, die höchsten Hofchargen, die Generalfeld⸗ r g l. und Großgdmirale, Mitglieder des hohen Adels, die Minister und Staatssekretäre, die Gesandten der Bundesstaaten, die Präsidenten der Parlamente und die Mitglieder der vor— gestern empfangenen Abordnungen.
Bei Beginn der Tafel hielt Seine Majestät der König von Sachsen, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Ansprache an Seine Majestät den Kaiser:
Eure Majestät haben uns schon heute vormittag gestattet, Eurer Majestät in feierlicher Form die Glückwünsche dar— zubringen, die wir deutschen Bundesfürsten und die Vertreter der Senate der Freien und Hansestädte
Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗ '. F e he
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denken, die dem Deutschen Reiche aus der Fürsorge Eurer Majestät zugeflossen sind, und der Freude darüber Ausdruck gegeben, daß das Deutsche Reich unter Eurer Majestät weiser und gerechter Leitung sein Ansehen gewahrt und seine Wohlfahrt gemehrt hat. Wenn uns nun in dieser frohen und festlichen Stunde von neuem das Bedürfnis beseelt, Eurer Majestät unsere herzliche Liebe und hohe Verehrung zu bekunden, so kann auch ich zunächst nur Worte des Dankes dafür finden, daß der Allmächtige Gott Eure Majestät in seinen gnädigen Schutz genommen und Eurer Majestät Leben und Handeln so sichtbar gesegnet hat. Wir aber, die wir mit Eurer Majestät durch heilige Bündnisverträge zum Wohle unseres geliebten Vater— landes unverbrüchlich verbunden sind, dürfen es besonders dankbar rühmen, daß es Eurer Majestät Weisheit jederzeit gelungen ist, unter schwierigen Verhältnissen dem Reiche die Erfüllung seiner fort— schreitenden Bedürfnisse zu sichern, den Einzelstaaten aber diejenige Selbständigkeit zu wahren, die sie zur Erfüllung der ihnen eigenen Aufgaben bedürfen.
Wie wir aber in der uns verbürgten Selbständigkett eine Grundlage des inneren Friedens und eine Gewähr für die Wohlfahrt des Reiches und seiner Glieder erblicken, so können auch Eure Majestät versichert sein, daß wir in gleicher Treue an den uns obliegenden Pflichten festhalten und daß das Wohl des Reiches der Leitstern unserer Handlungen und Ent— schließungen bleiben wird. So sind wir denn alle hierher geeilt aus Süden und Norden, von den Grenzen der Alpen und des Erzgebirges, vom Rhein, Weser und Elbe, vom Bodensee, der Nord⸗ und Ostsee und von den deutschen Mittel gebirgen, um Eurer Majestät zu versichern, daß wir und unsere Länder in guten und bösen Tagen treu zu Kaiser und Reich stehen. Eure Majestät haben vor wenigen Wochen ein glänzendes Familienfest gefeiert. Unter der freundschaftlichen Teilnahme hoher Verwandter haben Eure Majestät unter den Glückwünschen des ganzen deutschen Volkes die liebreizende einzige Tochter vermählt. Möge das Famillenfest, das diesen Lebens- und Regierungsabschnitt Eurer Majestät so glückhaft überstrahlt, von günstiger Vorbedeutung dafür sein, daß über der Politik des Friedens, die sich Eure Majestät zum Ziele gesetzt haben, auch fernerhin die Sonne des gztt— lichen Segens scheinen werde. Ich fordere die Anwesenden auf, mit mir in den Ruf einzustimmen: Seine Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin, sie leben hoch!
Die Musik spielte die Nationalhymne.
Seine Majestät der Kagiser antwortete obiger Quelle zufolge mit nachsiehendem Trinkspruch:
Eure Majestät haben die Gnade gehabt, hier in einem weiteren Kreise den Ausdruck der gütigen Wünsche und herzlichen Gesinnungen zu wiederholen, die in der heutigen felerlichen Zusammenkunft mit Meinen hohen Verbündeten als deren Woriführer Seine Königliche Hoheit der Prinz Regent von Bayern Mir kund ugeben geruht hat. Ich bitte Eure Majestät und alle anwesenden Fürsten und Vertreter der Freien und Hansestaͤdte, Meiner tiefen Dankbarkeit für die zu Herzen gehen⸗ den Beweise der Liebe gewiß zu sein, die bei Vollendung des 25. Jahres Meiner Regierung Mir in so relchem Maße von den Oberhäuptein der
deutschen Bundesstaaten entgegengebracht werden. Ich freue Mich dieser Ehrungen nicht nur für Meine Person. Ich erblicke darin ein neues Un terpfand für den Segen der Entwicklung, die uns das Reich, das starke einige Deutschland, beschert. Diese Gemeinschaft in einem unauflöslichen Bunde, der das Eigenleben seiner Glieder nicht beeln⸗ trächtigt, ist uns allen in Fleisch und Blut übergegangen. Dazu mitgewirkt zu haben und für dieses Bestreben am heutigen Tage die Anerkennung Meiner hohen Verbündeten zu finden, gibt Mir das Bewußtsein, daß Ich Mein Kaiserliches Amt in dem Geiste der Verträge zu führen bestrebt bin, auf denen die Unantastbarkeit des Reiches und aller seiner Teile beruht. Das Bekenntnis deutscher Bundestreue, dag Mir aus Eurer Majestät beredten Worten so warm entgegenklang, findet in Meinem Herzen starken und freudigen Widerhall. Ich nehme es als Bestätigung dafür, wie mächtig bei den Fürsten, den Regierungen und den Stämmen unseres Volkes der Wille zu der nationalen Einheit lebt, in der wir das Heil für alle Zukunft erblicken.
Eure Majestät geruhten auch in freundlicher Anteilnahme des Glückes zu gedenken, das vor kurzem Ihrer Majestät der Kaiserin und Mir durch die Vermählung Unserer Tochter beschieden wurde. Es war Uns eine innige Elternfreude, diesen Herzensbund segnen zu können, und gern vollzogen Wir die schöne Feier in diesem Jahre ernsten, aber auch freudigen Gedenkens. Möge sie von guter Vorbedeutung sein! So sind es Gefühle der Dankbarkeit, der Treue und des Gottvertrauens, in denen Ich den heutigen Tage in der Mitte Meiner hohen Verbündeten begehe. Und Ich lasse diese Gefühle zu— sammenklingen in dem Rufe: Die deutschen Bundesfürsten und die Vertreter der Freien und Hansestädte Hurra! Hurra! Hurra!
Die Musik spielte . Deutschland über alles“. Seine Majestät der Kaifer trank darauf den Bundesfürsten zu.
Um R/ Uhr begann der Fackelzug, mit dem die aka— demische Jugend dem Kaiser ihre Jubiläumshuldigung dar— brachte. Von dem Denkmal Friedrichs des Großen her zogen die Studenten zu Roß, zu Wagen und zu Fuß in großem Wichs mit ihren Bannern und Fahnen nach den Klängen des Preußenmarsches heran, den Lustgarten füllend. Eines der Ausschußmitglieder hielt eine Ansprache, die mit dreifachem Hoch schloß, und nach der die Nationalhymne gesungen wurde. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin und die Fürstlich⸗ keiten waren auf dem Balkon erschienen, wo Seine Majestãät die Huldigung dankend entgegennahm. Das im Lustgarten angesammelte Publikum bereitete den Majestäten noch, bevor sie vom Balkon zurücktraten, stürmische Huldigungen. Vor dem Abzug des Fackelzuges empfing Seine Majestaͤt im Schlosse eine Abordnung sämtlicher Berliner Hochschulen.
In Ergänzung des gestrigen kurzen Berichts über den Festzug der Innungen sei noch folgende Schilderung dieser eigenartigen und farbenprächtigen Veranstaltung nachgetragen: Ein Herold zu Pferde eröffnete den Zug, eine Gruppe der Bäcker, ganz in weiß, mit Riesenbretzeln folgte. Festwagen, Fahnen, Musikkorps, würdige Herren im fchwarzen Rock mit blauen Schärpen, Lehrlinge und Gesellen in ihrer Arbeits- tracht wechselten ab. Ein Hoch nach dem andern schallte zu d
Balkon im zweiten Stockwerk des Schlosses hinauf, auf . ö ᷣ der
Kgiser und König im 6
2 ntgegenn . e Innung folgte der anderen. Da kamen, die Friseure und Heilgehilfen, die Böttcher, die Buchbinder, die Drechsler mit einem . die
Schneider mit gezogenem Degen, den auch die Bäcker ge⸗ tragen hatten. Besonders reizvoll war ein Wagen der Fischer mit einem riesigen Netz bespannt; die Fischergesellen, als Matrosen gekleidet, trugen einen geschmückten Fischkasten sowie große Netze. Jede der 17 Gruppen zog unter Voran tritt eines Musikkorps vorüber, die Glaser mit bunten Glas— fenstern und einer gesprungenen Fensterscheibe, die Goldschmiede mit einem etwa en, den Ehrenjungfrauen in mittel— alterlicher Kleidung ö während Lehrbuben mit goldenen und silbernen Pokalen zu beiden Seiten einherschritten. Ein wahres Kunstwerk war der Wagen der Klempner und Kupferschmiede, dem zwei Ritter in blitzendem Harnisch voran— ritten. Die Konditoren zeigten einen riesigen Baumkuchen. Es folgten die Lackierer, die Köche mit Löffeln und Kelle. Großen Jubel unter dem Publikum erregten die weißgewaschenen Schornsteinfeger in ihrer schwarzen Tracht. Die Maler und Tapezierer zogen mit einem rlesigen Sofa vorüber. Die Schlosser erkannte man an ihren Hammern und Zangen und einer kunstvoll gearbeiteten Kassette. Ein von sechs Pferden gezogener Wagen führte einen fünf Meter hohen Schlüssel in seiner Mitte. Bei den Schlossern folgte in einem be⸗ sonderen Wagen, von zwei Ehrenjungfrauen begleitet, der 101 Jahre alte Meister Fritzsch. Den Schmieden wurde ein Hufeisen vorangetragen. Die Schuhmacher zeigten an Stiefeln aus allen Jahrhunderten, darunter riesigen Schnabel⸗ schuhen, die Entwicklung ihres Handwerks. Befonders glänzend war auch der Zug der Tischler, der drei Festwagen aufwies. Wanderburschen in den Trachten aus der Biedermeler⸗ zeit wurden viel bejubelt. Die Wagenbauer zeigten an einem Miniaturmodell eines alten Reisewagens und eines modernen Automobils den Fortschritt der Zeit. Ein riesiges, mit einem Musikkorps besetztes Automobil leitete die Gruppe der Fuhrherren ein. Ein Frachtwagen von anno 1813 sowie die ubrigen altmodischen Vehikel gefielen sehr, besonders aber erregte ein einsam dazwischen wandernder Handwerksbursche stürmische Heiterkeit. wei girlandengeschmückte moderne Autoomnihusse mit ihren Beamten in Uniform brachten in die Gegenwart zurück und schlossen den Zug, der eine Stunde ge—⸗ dauert hatte. Nach einem vom Publikum ausgebrachten Hurra . Majestät den Kaiser verließen die Fürstlichkeiten den alkon.
Aus dem Reiche und dem Auslande liegen noch folgende Meldungen des „W. T. B.“ über Feierlichkeiten anläßlich des Regierungsjubiläums vor:
Münch en, 17. Jun. Die Bürgerschaft Münchens beging heute abend das Regierungsjublläum Seiner Majestät des Kaisers mit einem großen Festkom mers, an dem etwa 12300 Personen teil⸗ nahmen. Unter anderen hatten sich eingefunden der preußtsche Gesandte von Treutler mit den Herren der Gesandtschaft, der Ministerpräsident, der Bürgermeister von Brunner, der Stadtkommandant, der Justiz⸗ mintster, der Finanzminister und andere hohe Perfönlichkeiten. Der Regierungsdirektor Richard von Rap hielt die Festrede, die in ein stürmisch aufgenommeneg Hoch auf den Kasser ausklang.
Daressalam, 17. Juni. Dag Kaiserjubiläum wunde hier unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung mit einer Parade, mit
Volksbelustigungen und einem Bierabend der Bürgerschaft ge. feiert, bei dem . Dr. Schnee die Festrede hielt.
Wien, 17. Juli. Der deutsche Nationalverband hatte heute nachmittag im Abgeordnetenhaufe eine Vollsitzung, in der der Vorsitzende Dr. Groß mit Bezug auf das Jubiläum Kaiser Wilhelms eine Ansprache hielt und sagte: „Unerschätterlich treu hat Kaiser Wilhelm zu seinem Verbündeten gestanden auch in schweren Tagen. Wir danken ihm dafür. Die Politik des Kaisers ist eine nationale Politik, die die Größe und Macht des gesamten deutschen Volkes unverrückbar als Ziel im Auge behalten hat, und des halb können auch wir, die wir in Treue zu dem angestammten Kaiserhause stehen, uns den vielen Milllonen Deutscher anschließen, die in diesen Tagen dem Deutschen Kaiser ihre Glückwünsche dar“ bringen.! Die Ansprache wurde bon den versammelten Abgeordneten stehend angehört und mit lebhaftem Händeklatschen und mit stürmischen Heilrufen auf den Kaiser Wilhelm begrüßt. Auch die christlich⸗ sozigle Vereinigung hielt eine Sitzung ab, in der ihr Vor— sitzender des Jubiläums Kalser Wilhelms, des treuen Vecbündeten Kaiser Franz Josephs, gedachte und erklaͤrte, daß es Ehrenpflicht jedes patriotischen Desterreichers deutschen Stammes sei, die Jubelfeier Kaiser Wilhelms mit zu begehen. Die Vereinigung beschloß, dem Botschafter von Tschirschly die Glückwünsche der Christlich⸗Soztalen zu übermitteln.
Bad Gastein, 17. Juni. Die Feier des , , des Deutschen Kaisers gestaltete sich zu einer imposanten undgebung. Rund zweitausend Personen füllten die festlich geschmückte Wandel⸗ bahn, darunter der Feldmarschall Freiherr von der ö. und viele hervorragende Persönlichkeiten. Pfarrer Röhrich aus Potsdam be—⸗ grüßte die Festversammlung. Nach Verlesung der an den Kaiser Wilhelm und den Kaiser Franz Jofeph abgefandten Huldigungs⸗ telegram me hielt Freiherr von der Goltz die Festrede. Nachdem ein dreimaliges begeistert aufgenommenes Hoch auf Kaiser Wilhelm ausgebracht worden war, durchbrauste die deulsche Volks hymne taufend- stimmig den n. Mit dem Vortrag des Niederländischen Dank. gebets schloß die glänzende Veranstaltung.
Bukarest, 17. Juni. Der hiesige Verein der Reichs⸗ deutschen hat anläßlich des Regierungsjubiläums eine Sammlung zum. Ausbau der Wilhelm? und Auguste Viktoria“ Stiftung“ veranstaltet, die 31 000 Lei eingebracht hat. Der Verein hat dem Katlser das Ergebnis der Sammlung in einer Huldigungsdepesche mitgeteilt.
Nichtamtliches.
Deu tsches Reich. Preusten. Berlin, 18. Juni 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen
heute im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag des Staats— sekretärs des Auswärtigen Amts von Jagow entgegen.
In Begleitung des Ministers der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach sowie des bayerischen Gesandten Grafen Lerchenfeld besichtigt heute, wie W. T. B.“ meldet, Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent von Bayern den Großschiffahrtsweg Berlin — Stettin. Die Fahrt, die sich bis in den Nachmittag ausdehnen wird, erfolgt tells mit Automobil, teils mit einem Dampfer auf dem Kanal.
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Die vereinigten Ausschisfse des Bundes rats für Handel -
und Verkehr und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für 86 und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowle der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
in Haiti eingetroffen.
Oe sterreich⸗ Ungarn.
Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde gestern die zweite Beratung des Budgetprovisoriums fort⸗ gesetzt. Von dem Präsidenten war für den Beginn der Sitzung eine Kundgebung aus Anlaß des k des Deutschen Kaisers geplant worden. Wie „W. T. B.“ meldet, unterblieb diese jedoch vorläufig infolge des Einspruchs von slawischer Seite.
Im. Verlauf der Debatte gedachte der Abg. Dobernig der Friedene liebe des greisen Monarchen, Kaisers Franz Jofeph, der das Reich vor den Greueln eines verheerenden Krieges als einem unfeligen Unglück hätte bewahrt wissen wollen und in diesem Bestreben die wertvollste Unterstützung gefunden hätte bei dem Regenten, dessen 26 jähriges Regterungsjubiläum gestern im Deutschen Reiche gefeiert worden sei. Der Redner fuhr dann fort: An dieser Feier dürfen wir Deutsche in Desterreich⸗ Ungarn, vollbewußt der historischen Stellung unseres Volkes und selner Aufgaben In unserem Vaterlande, doch mit ö Empfinden teilnehmen. Es darf gewiß nicht als Z ichen der Ueber hebung gedeutet werden, wenn bei diesem Anlaß deutsche Abgeordnete in Sesterreich einen Gru hinübersenden in das befreundete Nachbarreich mit dem Wunsche, da diesem Reiche die kraftvolle, für sein Blühen unermüdlich tãtige Persönlichkeit Kaiser Wilhelms II. noch lange erhalten bleiben möge⸗
Die Mitglieder der alldeutschen Vereinigung., und des deutschen Nationalverbandes haben eine Interpellation an den Ministerpräsidenten wegen der unterbliebenen Kundgebung in⸗ folge des Einspruchs siawischer Gruppen eingebracht.
— In der gestrigen Sitzung des ungarischen Magnaten⸗ hauses gedachte der Präsident Freiherr Josika mit huldigenden Worten des Jubiläums Kaiser Wilhelms und sagte obiger Quelle zufolge, nirgends außerhalb Deutschlands werde mit größerer Wärme diese Feier begangen, als im Schoße der ungarischen Nation, die die erhebende Sympathiekundgebung dieser großen Herrscherseele für Ungarn in dankbarer Er⸗ innerung bewahre. Hierauf beschloß das Ma natenhaus seinen Glückwünschen Ausdruck zu verleihen und den Minister⸗ präsidenten zu beauftragen, die Gratulationen dem jubilierenden Herrscher zur Kenntnis zu bringen.
Großbritannien und Irland.
Das Unterhaus hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Kirchenbill für Wales in zweiter Lesung mit 357 gegen 268 Stimmen angenommen.
Frankreich. Der Senat hat mit 166 von 1 an Stelle Ratiers, der das Justizmi Jean Dupuy zum Vizepräsidenten gewählt. der gestrigen Si erklärte Jaurés, daß er und treffend die Verlängerung der militäri egen die Dringlichkeit und gegen den Eintri timmen würden. Bei der Abs Dringlichkeit mit 375 gegen 196 mit 381 gegen 189 Stimmen beschlossen. der Abgeordnete Vaillant das Wort, vorschlag der Gruppe der vereinigten Soziali Nach dem Bericht des 3 Abgeordyeten die Ausführungen Vaillants, der gte, mit Spott entgegen, w Vaillant sprach den Wunsch aus und bedauerte es, da nicht verstanden hätte, d land und Frankreich zu verwirkli Fortschritt der Menschhelt zu französische Re
8* abgegebenen Stimmen nisterium übernommen hat, ung der Deputiertenkammer ine Freunde bei dem Gesetz, be⸗ schen Dien stzeit, tt in die Diskussion wurde sodann die die Diskussion Es erhielt darauf um den Gegen⸗ sten zu verteidigen. nahmen die meisten die Schaffung eines ährend seine Freunde nach einer franzzsisch⸗ 5 die äußere Politik
Einigung zwischen chen, um so den garantieren. erung sich das Gesetz sischen Imperialismus hatte auf⸗ und der Minister⸗ diese Behauptung Verteidigung
und Eintritt in
Nationalheeres anre ihm Beifall zollten. deutschen Annäherung Frankreichs England, Deutsch Frieden und den tadelte es, daß die jährigen Dienstzeit durch den ru n. — Der Kriegsmini art hou erhoben
pazifistischen Doktrin der
befürwortete die Einrichtun Thierry ⸗Cazes gab der Mei der militärischen Dienstzeit der — Der Berichterstatter Paté bewacht werden, die der Landmann so mü kommission lehne den Ge Frankreich von der Weltt
Der Gegenvorschlag Vaillant wurde 72 Stimmen abgelehnt.
Hierauf entwickelte der Ab schlag zu dem Gesetz über d wesentlichen eine aktive Dienstz 1914 ab, von einem Jahre vom Oktob naten vom Oktober 1918 ab festsetzt. Dienstzeit werden Uebungen von junge Leute von 17 bis 21 Jah Tagen im Vierteljahr für Reservi
Jaur es erklärte, er werde stets polittk verschmähen. reiten, aber die Stärke des L bilden, denn es müsse, ohne Diplomatie ihm in der Welt e Kraft zählen. Jaurẽs fügte hinzu deutschen Genossen gegen den Mil Vertrauen Ausdruck zu der Wi vier Milltonen gleichgesinnter S minister und den Obersten Kri antidemokratische Vorla genden Unterschied reichs außer acht lass und sichtlich von d
nötigen la ster Etienne
internationalen Soz eines Miltzheereß. — nung Ausdruck, daß die Verl Ruin der Landwirtschaft die französische Erde solle Die Heeres⸗ en Annahme
sein würde.
hsam bebaue. genvorschlag Vaillant ab, dess arte streichen würde.
sodann mit 498 gegen
g. Jaur es einen Gegen vor— ie dreijährige Dienstzeit, der im 8 Monaten vom Oktober er 1916 und von 6 Mo⸗ l Außer der regulären einem Tage im Monat für ren und von höchstens zwei sten vorgeschlag jegliche Abenteuer⸗ und Rebanche⸗ en endgültigen Frieden vorzube⸗ andes bis zum höchsten Grade aus zu⸗ die Beibilfe gering zu achten, die die rwerben könne, allein auf seine eigene , er sei stolz auf die Bemühungen seiner itarismus jenseits des Rheins und gab dem rklamkeit eines eventuellen Protestes von eelen. Der Redner erhob gegen den Kriegs⸗ egsrat hauptsächlich den geüber die dreijährige Dienftzeit, zwischen den Geburtenziffern Deutsch e, ein widersinniges Plagiat des deutf em Plane des deut sich zuerst mit der ganzen Macht des zu stürzen und nach dessen Niederwerfun
Er wünsche d
Vorwurf, daß die die den überwälti⸗ lands und Frank⸗ chen Militarismus schen Generalstabs beeinflußt fei, schen Heeres auf Frankreich g Rußland zurückzuschlagen, von Bernhardt
Verstärkung
kasernierten ein Gebiet sei, auf dem en sei. Er verspottete e, beim Frühstück mit en zu können, und er— nzösischen Grenze durch falls die schützenden Forts in cht, daß die deutschen „Ist die Zerrüttung 165. Tage noch nicht nschen reichen nörd⸗ Mittel zu einer raschen Veteidigung die man für möglich bezeichne.
auf dem Ge nachzumachen brauche, da dies
von vornherein um 2600 000 Mann dann den deutschen Generalsta einem Volke von 39 Millionen klärte, er halte eine Besetzung der fra die deutsche Armee für unmoglich, gehörigem Zustande Truppen vor dem 16. Tage erntreffen könnten. bei uns“, fragte Jaurès, „derart, daß wir am
Uebrigens böten die an Me
Rüstungen Armee nicht
rtig werd Er glaube ni
bereit sein können?“ lichen Gegenden unvergleichliche gegenuber plötzlichen Angriffen,
Da Jaures ermüdet war, unterbrach er sie heute fortzusetzen.
— Der Kam merausschuß gelegenheiten hat sich, wie „W. für folgende Verwendung der ma Millionen zur
seine Rede, um
für Auswärtige An— T. B.“ meldet, rokkanischen Anleihe Deckung der Schulden prünglich verlangten 25 Millionen), Ereignisse zu gewährenden Ent⸗ antragten 10 Millionem), ablanca und 26,25 Mil⸗ Den Kredit für den Bau von at hat der Ausschuß abgelehnt, zum Sitz der fran⸗
ausgesprochen: des Machsen (anstatt der urs 4 Millionen Marrakesch und Agadir
schädigungen (anstatt der ursprünglich be 530 Millionen für den Hafen von Cas lionen für Straßenbauten.
Verwaltungsgebäuden in Rab da die Mehrheit nicht Rabat, zösischen Schutzherrschaft bestimmt wissen will.
Rußland.
Gestern ist ein Allerhöchstes Reskript an den w veröffentlicht worden, in dem es B.“ heißt:
sondern Fes
des Auswärtigen Sasono laut Meldung des „W. T. Der mir von seiten des Deutschen Kaisers und der Berliner Be— völkerung erwiesene herzliche Empfang fowie die freundschaftliche Be⸗ glischen Könige waren für mich um so erfreuliche der Ueberlieferung der alten Freundschaft zuglei den Ausdruck einmütiger Gesinnung in den Hauptfragen der euro Politik im gegenwärtigen Augenblick erblicken konnte, Unterpfand zur Sicherung des für das Glück aller V wendigen Friedensheiles ist. nerkennend, daß Sie in der Ihnen infolge der Balkanereignisse llenen schweren Arbeit nicht nur in vollem Maße jede meiner mir durch die Interessen des mir teue en Rußland eingegebenen An⸗ weisungen erfüllt, sondern auch verstanden haben, mit scharfem Gesste und mit Festigkelt bei Verfechtung Ihrer A gewissenhafte Behandlung jeder
gegnung mit dem en als ich darin außer
was ein festes 6lker so not⸗
nschauungen sowie durch Frage sich die Achtung und das Ver— trauen aller Teilnehmer bei der internationalen Entscheidung der ver⸗ wsckelten schwierigen Fragen zu erwerben, halte ich es für meine Pflicht, hnen meine aufrichtige Bankbarkeit auszudrücken. Ihr Ihnen unveränderlich wohlwollender und Sie achten der Nik ol auß.
— Durch einen Kaiserlichen Erlaß, der sich mit der Kindersterblich keit in Rußland befaßt, foll in St. Peters⸗ burg eine besondere Anstalt geschaffen werden, in die Kinder mit ihren sie stillenden Müttern aufgenommen werden sollen. Die von den Privatbanken in St. Petersburg und Moskau gus Anlaß des dreihundertzährigen Jubiläums der Dynastie tete Million Rubel ist obiger Quelle zufolge tung dieser Anstalt bestimmt worden, die unter as Patronat der Kaiserin Alexandra Feodorowna gestellt worden ist.
— Der Prinz Nikolaus von Griechen land ist gestern
Ich verbleibe
Romanow gesti ür die Unterha
— Die Reichsdumg hat gestern in öffentlicher Sitzung die Dringlichkeit des ,. über die . 1913 ge⸗ forderten Kredite für Kriegsschisfbau ten entsprechend dem Programm für den Neubau der Flotte, . ihre Ausrüstung und für die Errichtung von Staatswerften genehmigt und den Gesetzentwurf über die Ausführung der Verpflich—⸗ tungen Rußlands aus dem internationalen Uebereinkommen über den Schutz der Eisbären gemäß dem Beschluß der Budgetkommission angenommen. Abgelehnt wurden zwei Vorlagen des Kriegsministers über die Bewilligung von Unterstützungen an die Donischen Kosaken, die durch die schlechte Ernte von 1912 Not gelitten haben, die eine in Höhe von 155 000, die andere von 1322 157 Rubeln; beide Ausgaben sind von der Regierung auf Grund von Artikel 17 der Abschäßungsordnung geleistet worden. Die Budget⸗ kommission . berichtet, die Zuweisung dieser beiden Beträge entspräche nicht den Voraussetzungen des genannten Artikels.
Spanien.
Die republikanischen Parlamentarier haben gestern unter Vorsiz von Azcarate die politische Lage besprochen und ihre Meinung laut Meldung des W. T. B.“ dahin ab⸗ gegeben: .
Erstens sei die Vertagung der Cortes auf unbestimmte Zeit un— gerechtfertigt und unangebracht. Zweltens lade die Regierung eine sehr schwere Verantwortung auf sich, indem sie das Vorgehen in Afrika ohne Mitwirkung, und ohne Kontrolle des Parlaments organisiere; der Widerspruch im Lande sei so stark, daß das einzige Mittel, seinen ue , Ausbruch zu verhindern, darin bestehen würde, daß man die Aktion auf ein einfaches Zusammenarbeiten mit der marokkanischen Bevölkerung reduziere. Drittens sei es ganz be⸗ sonders nötig, das Rekrutier ungsgesetz slreng anzuwenden; die Reichen müßten ebenso wie die Armen in den Kampf nach Marokko ziehen. Viertens . die finanzielle Lage des Landes alsbald durch weise Spar⸗ samkeit verbessert werden, damit der Staatsschatz nicht wieder feine Zu⸗ flucht zu der Bank von Spanien zu nehmen brauche, ein Zustand, dessen Nachteile man von früher her kenne. Fünftens fei es unzulässig, die Cortes unter dem Vorwande von Spaltungen in der liberalen Partei zu vertagen, denn ein derartiger Vorwand sei beleidigend für die Cortes, die man als Spielball von Parteizerwürfnissen hinstelle, während sie Diener und Vertreter der Landesinteressen sein sollten; wenn Spaltungen offen zu Tage lägen, so hätte es sich besser geschickt, die Cortes aufzulösen, als fie auf unbestimmte Zeit zu vertagen.
Portugal.
In der Kammer brach gestern bei Beratung eines Gesetzentwurfs von untergeordneter Bedeutung ein Tumult aus, sodaß sogar Sessel zerbrochen wurden. Nach der Sitzung wiederholten sich die Kundgebungen in den Gängen, die, wie „W. T. B.“ berichtet, von den Radikalen organisiert waren, weil ihnen die Abhaltung einer Protestversammlung gegen den Marokkofeldzug verboten worden war.
Niederlande.
Bei den gestrigen Wahlen zur Zweiten Kammer sind, wie W. T. B.“ meldet, 41 Mitglieder der Rechten und 12 Mitglieder der Linken gewählt worden. Die gewählte Rechte setzt sich aus 24 Katholiken, 10 Antirevolutiondären und 7 Christlich⸗Historischen, die Linke aus 9 Liberalen, 2 De⸗ mokraten und einem Sozialdemokraten zufammen. IJ Stich⸗ wahlen sind erforderlich, an denen 5 Katholiken, 23 Anti⸗ revolutionäre, 11 Chrisilich⸗Historische, 24 Liberale, 10 De⸗ mokraten und 21 Sozialdemokraten beteiligt sind.
Schweiz.
Aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Deutschen Kaisers hat der Schweizerische Bundes rat laut Meldung des, W. T. B.“ folgendes Glückwunschtelegramm gesandt:
Eurer Majestät enibietet der Schweizerische Bundesrat zu der Feier Ihrer segensreichen 25 jährigen Regierungszeit seine herzlichsten Glückwünsche. Er verbindet damit seine Wünsche für Ihr künftiges Wohlergehen, für das Wohlergehen der Kaiserlichen Familie und für das Gedeihen des Deutschen Reiches.
Der Kaiser sprach dem Schweizerischen Bundesrat in einem Antworttelegramm seinen aufrichtigen Dank für die Glückwünsche aus.
Dänemark.
In der gestrigen Sitzung des Folkething stand der Antrag der Sozialdemokraten zur einmaligen Ver⸗ handlung, den König in einer Adresse zu ersuchen, das bis⸗ herige Ministerium beizubehalten. Nach dem Bericht des W. T. B.“ empfahl der Führer der Sozialdemokraten die Vorlage, der Führer der Linken riet dringend davon ab und verlangte den Uebergang zur Tagesordnung, indem der Reichstag erkläre, daß die parlamentarische Macht augen⸗ blicklich in den Händen der Radikalen und Sozialdemokraten liege, und daß es deshalb gebilligt werden müsse, daß das n n, seine Demission gegeben habe. Die Führer der Radikalen, der Rechten ünd der Sozialdemokraten rieten von dieser Tagesordnung ab, die mit den Stimmen der Radikalen und Sozialdemokraten gegen die Stimmen der Linken abgelehnt wurde, die Rechte hatte sich der Abstimmung enthalten. Der 36 der Sozialdemokraten zog darauf den sozialdemokratischen
ntrag zurück, da der Ministerpräsident erklärte, daß das Ministerium nicht im Amte bleiben wolle.
Türkei.
Das Kabinett ist nach einer Depesche des „W. T. B.“ . gebildet worden: Der Großwesir Sad Halim ascha übernimmt, da Rifaat Pascha endgültig abgelehnt hat, das Portefeuille des Aeußern. Ferner übernehmen Izzet Pascha das Kriegsministerium, Talaat Bey das Ministerium des Innern, der frühere Kammerpräsident Halil Bey das Präsidium des Staatsrats, Osman Nizami Pas 9. das Ministerium der Oeffentlichen Arbeiten, der Senator Suleiman el Paostani schristlicher Araber) das für Handel und Ackerbau. Der Scheich ül Islam sowie die Minister der Marine, der Finanzen, der Evkafs, der Justiz, für Unterricht sowie für Post und Telegraphen . ihre Portefeuilles bei. Das Kabinett gewinnt auf diese Weise einen gusgesprochenen jungtürkischen Charakter. Es zählt zwei christliche Mitglieder, nämlich Postani und den Postminister Osman schristlicher Armenier).
Die Obersten Fuad Bei und Kamal Bei, der . 9. . ö . Ziki und hoch ein anderer Hauptmann sind im Zusammenhang mit dem Anschlag gegen Mahmud Schewket verhaftet ö
Griechenland. . Wie die „Agence d'Athenes“ meldet, hat Rußland die
St. Petersburg eingetroffen.
vier Ministerpräsidenten der verbündeten Balkan⸗ sta aten 3 nach St. Petersburg eingeladen. Der griechische
Ministerpräsident sowie der serbische und der montenegrienische haben die Einladung angenommen. Die Antwort Bulgariens ist nicht bekannt.
Numãnien.
— Aus Anlaß der Einweihung einer Moschee in Konstantza hat der Sultan an den König ein Telegramm gesandt, in dem er, wie „W. T. B.“ meldet, für das den muselmanischen Untertanen bewiesene treue Wohlwollen dankt und für die . ; Familie und die rumänische Nation Segenswünsche ausspricht.
Serbien.
Der Kronprinz Alexander ist gestern in Belgrad ein⸗ getroffen, um mit dem Generalstabschef Putnik einer am Abend stattfindenden Sitzung des Ministerrats beizuwohnen.
Aus Anlaß der über die Ministerkrisis verbreiteten Gerüchte veröffentlicht die offiziöse „Samouprava“ folgendes Comm uniquè:
Das Kabinett Paschitsch hielt den Augenblick für gekommen, woe von neuem die politische, Richtungslinie bestimmt werden müßte, durch die es geleitet wurde vom Beginn des Krieges bis zum gegenwärtigen Augenblick. Das Kabinett hat dies besonders auf den Brlef des Kaisers von Rußland bin, getan. Die Regierung fühlte das Bedürfnis, zu ent—⸗ scheiden, ob sie in der serbisch, bulgarischen Streitfrage die Richtung auf eine Vermittlung oder einen Schiedsspruch einschlagen könne, von dem Augenblick an, wo der Bündnisvertrag seine Gültigkeit verlöre, und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Die. Frage. war von großer Wichtigkeit Die Regierung wollte die Gelegenheit bieten, auch andere Meinungen in Eflwä— gung zu ziehen, und bot deshalb der Krone ihren Rücktritt an, die ihn nicht annahm, weil es unangebracht sei, eine Krise hervorzurufen, wenn die Regierung das Vertrauen der Mehrheit und der Krone ge⸗ nieße, und weil sie die begonnene Aufgabe vollenden sollte. Bie Königliche Regierung hat nach erneuter Beratung der Frage auf . Beschluß verzichtet und beschlossen, ihre äußere Politik fort⸗ zusetzen.
Bulgarien.
Die Antwort der Regierung auf die serbische Note bezüglich der Demos bilisierung, die gestern von dem bulgarischen Gesandten der serbischen Regierung überreicht worden ist, hebt der „Agence Bulgare“ zufolge hervor, daß die Konzentrierung bulgarischer Truppen an der serbischen Grenze keineswegs den Charakter und die Tragweite habe, die Serbien ihr beimesse. Die bulgarische Regierung habe nicht aufgehört, zu erklären, daß man sich zur Regelung der zwischen den beiden verbündeten Regierungen bestehenden Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Liquidation des Kondominiums in Mazedonien ehestens der Entscheidung des von beiden Teilen in ihrem Bündnisvertrage gewählten obersten Schiedsrichters anvertrauen müsse und daß man, wenn das nicht geschehen sei, den Grund hiervon in Forderungen dilatorischen Charakters suchen müsse, die der bulgarischen Regierung nicht anzurechnen seien. Die militärischen Maß⸗ nahmen der Bulgaren seien nur die r der militärischen Maßnahmen der Serben. Während sich alle bulgarischen Truppen an der türkischen Grenze befunden und längs der serbischen Grenze in Mazedonien und Bulgarien nur 800 Mann gestanden hätten, habe die serbische Regierung, ohne damals zu berücksichtigen, daß dies eine Gefahr für die friedliche Lösung des Streitfalls bilden oder eine Erregung der Gemüter hervorrufen könne, die Sammlung aller ihrer militärischen Kräfte an der bulgarischen Grenze angeordnet, und zwar sogar in einem höheren Aus⸗ maße als jenem, der in dem Kriege gegen die Türkei zur Anwendung gekommen sei, ja sie sei soweit gegangen, ihre Reservisten des dritten Aufgebots unter die Fahnen zu berufen. Diese längst beendete Operation habe durch Due n oder infolge eines Einvernehmens mit einer analogen Sammlung der griechischen Truppen an der bulgarischen Grenze zusammengehangen, wo die Bulgaren damals über nicht mehr als zwei Regimenter verfügt hätten. Die Entsendung von bulgarischen Truppen an die ferbische Grenze habe darauf abgezielt, die Bevölkerung des Landes, insbesondere in den Grenzgebieten, zu beruhigen. Die von der serbischen Regierung ausgedrückte Befürchtung, daß die bulgarische Regierung in der gegenwärtigen Krise sich etwa nicht von dem Gefühle der Solidarität zwischen den Verbündeten leiten lasse und nicht alle friedlichen Mittel zur Lösung der Streitfragen erschöpfen wolle, sei also nicht begründet.
Was die serbische 6 anlangt, die Sammlung der bulgarischen Truppen sofort einzustellen und gleichzeitig die Effektivstände auf ein Viertel herabzusetzen, hebt die bulgarische Regierung hervor, daß sie schon am 13. (26.) April der russischen Regierung vorgeschlagen habe, ihre Schieds⸗ richterrolle aufzunehmen, daß aber dieser Vorschlag in Serbien kein sympathisches Echo gefunden habe, wo der Finanzminister in der Skupschtina und der Kriegsminister in der ö. erklärt hätten, die Demobilisation der serbischen Truppen könnte erst nach der Regelung der Streitfragen mit Bulgarien stattfinden. Nichtsdestoweniger habe die bulgarische Regierung, stets von dem Gefühle und den Ideen der Brüderlichkeit und Freundschaft beseelt, die dem Vertrage zugrunde liegen, jetzt noch die gleichzeitige Fferakebung der gegenwärtigen Effektivstände auf ein Vierte angenommen, indem sie unter dem Titel eines serbisch⸗bulgarischen Kondo⸗ miniums in jenen mazedonischen Gebieten, die auf Grund des Artikels 2. des geheimen Zusatzabkommens zum Bündnis vertrage die strittige Zone bilden, aus bulgarischen und serbischen Truppen in gleicher Zahl gebildete Okkupations⸗ korps lasse, die dort bleiben sollen, bis die schiedsrichterliche Entscheidung gefällt sei. Da aber die sleichzett ge Demo⸗ bilisierung unter egenseitiger Kontrolle eine relativ lange Zeit in a, nehmen könnte, und da die Anrufung des vorgesehenen Schiedsspruches wirksamer gemacht würde durch den Willen, die Liquidierung friedlich zu beendigen, schlage die bulgarische Regierung der serbischen Regierung vor, daß in den ersten Tagen, die der Ueberreichun dieser Antwort folgen werden, die beiden Verbündeten durch Vermittlung der afffhẽr Regierung erklären, daß sie den Kaiser von Rußland bitten, sein Recht als Schiedsrichter auszuilben auf Grund des Bündnisvertrages und der e sowie der Memoranden, die die beiden Parteien binnen einer Woche überreichen werden.
Amerika.
In der Finanzkommission des amerikanischen Senats wurde gestern ein Amendem ent zur Tarif⸗ vorlage eingebracht, das für alle Gesellschaften mit einem Kapital über 100 Millionen Dollar, die ein Viertel der ge⸗ samten Produktion ihrer Branche kontrollieren, eine . . Steuer vorsieht. .