1913 / 146 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Jun 1913 18:00:01 GMT) scan diff

immer mehr als Maler, was auch seine Kollektivausstellung bei Keller und Reiner schon zeigte; der Graphiker schien natürlicher. Marrs Riesenbild ist wohl fär das Thema unzulänglich; so etwas wurde in München noch ganz anders gelöst. Im Gegensatz dazu ist Toni Stadlers Bildchen ein wahres Kabinettstück. Als Vertreter der Scholle tritt Putz mit einem meisterhaften Mädchenbildnis“ auf, das freilich seine sonstige Farbenpracht kaum ahnen läßt. 8 muß in diesem Zusammenhang das frühere Scholle.

talied Münzer genannt werden, auf dessen Weibliches Bildnis“ die Düsseldorfer Galerie stolz sein kann. Selten waren seine deko⸗ rativen Gemälde fo anzlehend durch eine gehaltene Meisterschaft.

Saal der Dresdner, der Kuehl seine Anordnung ver⸗

dankt, hat von diesem ein guteg, aber nicht gerade bezeichnendes Bild Schlechte Nachrichten; man hätte in diesem Fall weniger Ye⸗ fcheidenheit gewünscht. Den Saal beherrschen zwel große, einander gegenübergehängte Gemälde: Klingers Dreedner wohlbekannte 5 und Lührigs ‚Rumänischer Archimandrit“; wenn man beim ersften den Mangel an richtig orientiertem Farbensinn störend empfindet, fo möchte man von dem andern, so sonderbar es klingen mag, im Gegenteil behaupten, daß mit weniger Farben mehr Harmonie er⸗ reicht worden wäre. Z weint schers Vamenbildnis zeigt eine aufdring⸗ liche Zeichnung, die auf diesem Gebiet keinen Vorzug bedeutet. Gern sieht man immer wieder Ungers Frauentypen, diesmal als Mutter und Kind“ bezeichnet.

Im Karlsruher Saal beherrscht Trübners Reiterbild des Großherzogs von Hessen den Eindruck; es ist in der bewährten Art dieseg Altmeisters gemalt und von weitem an seinem besonderen Grün zu erkennen. Thoma wirkt dagegen bescheiden, fast möchte man sagen, hautbacken. Dill neigt immer mehr zum Dekorativen und . ewiger ‚Herbstabend im Moor“ scheint in seinen Wirkungen längst erschöpft zu sein. Von Schmid-⸗Reutte waren in diesen Räumen piel bessere Sachen zu sehen; aber auch die hier ausgestellte „Kreuzigung“ läßt sein starkes Talent durchblicken. Stuttgart tritt hinter anderen Städten zurück, und man kann sich mit den großen Bildern von Carlos Grethe, die so viel Raum wegnehmen, kaum befreunden. Am erfreulichsten wirkt der bekannte von Haug, dessen Preußen bei Möckern“ als Bild vielleicht mehr Vorzüge haben als des in der Nationalgalerie. Landenberger, der seinerzeit in München zu so viel Hoffnungen 56 ist ganz gering vertreten. Werse wiederbolt mit Geschick die Gestalt seiner K die seine Blaue Stunde“ vor Jahren so bekannt ge⸗ ma at.

Bei den Weimarern erdrückt das Riesenfresko (so ist es wohl gedacht) von Egger-Lienz alle anderen Bilder schon durch seine Abmessungen, dann aber durch die monumentale ö Bel der diegjärnrigen Sammelausstellung bei Keller und Reiner wirkte er be, deutend erte weil man durch die Fülle gleichartiger Bilder auf diese große Anfchauung, die ihm zwelfellos eignet, von vornherein ein⸗ gestellt war. Wie sollen daneben die zarten Farbenakkorde Ludwig von Hofmannt zur Geltung kommen? Das interessanteste unter ihnen ist wohl „Am felsigen Strande. Thed ys bewußte Anlehnung an alte Meifter ist als gelungen zu bezeichnen. Mackensens Art eignet sich nicht für Riesenbilder, die einheitliches Sehen verlangen; selne Mutter und Kind“ zeugt aber von Innerlichkelt, die dieser ganzen Gruppe gemeinsam ist. F 8

Literatur.

Um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen, haben si mehrere Hunderte von Landwirten, sowohl Großgrundbesitzer als au bäuerliche Besitzer, aus allen Bundesstaaten und den Kolonien zu⸗ sammengetan und in einem groß angelegten Werke die Entwicklung der Landwirtschaft des Mutterlandes und der Kolonien in einzelnen Betrieben geschildert. Das Werk führt den Titel: Die deutsche Tandwirtschaft unter Kaiser Wilhelm 11. . (Verlag Marhold, Halle, a. SJ und ist Seiner Majestät bereits dor dem Jubiläumstage von dem Präsidenten des Deutschen Landwirtschaftsrais Dr. Graf von Schwerin. Löwitz unterbreitet. Es enthält 140 Schilderungen von Großbetrieben, darunter der Kaiser⸗ lichen Güter Capinen, chmolsin und Urville, 229 Beschreibungen von bäuerlichen Betrieben und 16 Berichte von Farmern und Pflanzungs— gesellschaften sowie eine Darstellung der Gesamtentwicklung der Land⸗ wirtschaft von 1888 1913. Den beiden 1300 Seiten starken Bänden sind über 1000 Abbildungen beigegeben.

Von dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm, das im Verlag von S. Hirzel in Leipzig erscheint, liegt die 4. Lieferung der 1. Abteilung des Elften Bandes vor. Sie enthält die Wörter Todestanz bis Ton und ist von Dr. M. Lexer und Dr. D. von Kralik herausgegeben. ö.

Baedeker, Oesterreich⸗-Ungarn, nebst Cetinze, Belgrad, Bukarest. Mit 75 Karten, 76 Plänen, 7 Grundrissen und Z Panoramen. 29. Auflage. Leipzig, Verlag von Karl Baedeker, 1913. Die neue. Auflage dieses altbewährten Reisebuches erscheint rechtzeitig zur Reisezeit. Ein Vergleich mit der früheren Auflage zeigt, daß der Inhalt mit Sorgfalt durchgesehen ist und die Zahl der Karten und Pläne wieder vermehrt wurde. Von den neuen Plänen seien genannt: Görz, an der vielbefahrenen Tauernbahn; das dalmat. Seebad Lussinpiecolo und das auch von Deutschen mehr und mehr befuchte ungarische Bad Pistyän. Für das in jüngster Zeit haͤufig genannte Seebad Brioni ist eine Karte beig geben. Für Reisende die nur den westlichen Teil der oösterreichischen Monarchie besuchen wollen, sei auf die gleichzeitig erschlenene neue Auflage von Baedekers Oester⸗ reich, ohne Galizien, Dalmatien, Ungarn und Bosnien, hingewiesen: 51 Karten, 41 Pläne und 7 Grundrssse.

Ar. 20 des Gisenbahnverordnungsblat ts herausgegehen

im Ministerkum der öffentlichen Arbeiten, vom 18. Jun 1913 hat

hie g, Inhalt: Eisenbahnanleihegesetz. Vom 28. Mai 1913. achrichten.

Theater.

Berliner Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Gesang und Tanz in Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.

Mittwoch und folgende Tage: Film⸗ zauber.

sI Uhr: nungen.

Cessingthenter. Der Leibgardist. 8 Uhr: Gefamtgastspiel des Königlichen Theaters am Gaͤrtnerplatz in München: Mlt Wien. Operette in drei Akten von Gustav Kadelburg und Julius Wilhelm. Mittwoch Wien.

Deutsches Schauspielhaus. Direk⸗ tlon: Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104-1042.) Dienstag, Abends st Uhr: Gine Vergangenheit. Schau lottenburg, spiel in drei Akten von Silvio Zamhaldi.

Mittwoch und folgende Tagé: Eine Abends 8 Uhr; Vergangenheit. zu Richmond.

Charlottenburg.

Mittwoch: Freiwild.

Komüdienhans. Dienstag, Abends Hochherrschaftliche Woh⸗

ttwoch und folgende Tage: Hoch⸗ 4 Aften von herrschaftlche Wohnungen. zu Richmond.

Schillertheater. O. (Wallner⸗ Neues Theater.) theater.) , 8 Uhr:

omödie Dienstag, Abende Aufzügen von Franz Molnär. Mittwoch: Der Leibgardist. Donnerstag: Der Leibgardist. Dienstag, Abends

ö 8 Uhr: Hasemanns Töchter. , stück in vier Akten von Adolf L'Arronge.

Donnerstag: Zwei Wappen.

Deutsches Opernhaus.

Yirektion: Georg Hartmann.) Dienstag, Holländer und Leon Jessel. arta oder Der Martt

Wohlfahrtspflege.

Der Geheime Kommerzienrat C. W. Koch hat, wie. W. T. B.“ meldet, der Stadt Oelsnitz , zum Andenken an seine kurzlich verstorbene Gattin hunderttausend Mark gestiftet.

Die Handwerkskammer für dag Großberzogtum file hat, wie W. T. B. meldet, in ihrer heutigen Sitzung

eschlossen. anläßlich des Reglerungsjubiläums unter dem Namen „‚Kafer Wilhelm-Jubiläumsstiftung“ einen Unterstützungsfonds mit einem Grundkapital von zehnkausend Maxk zu eirichten, der in Fällen von Tuberkuloseerkrankung wenig bemittelten Handwerkern fowle Famlllenangehörigen den Kuraufenthalt in einer Heilstätte er—

möglichen soll. Theater und Mufik.

Das unter dem Protektorat des Grafen Bolko von Hochberg stehende 18. Schlesische Mufikfe st ii, wie W. T. B. berichtet, estern nachmittag in Görlitz in der Stadthalle eröffnet worden. Außer dem Protektor des Festes und seiner Familte . der Fest⸗ aufführung Ihre . Hoheiten der Prinz und die Prinzeffin Friedrich Wilhelm von Preußen, die Prinzessin Elifabeth von Ratibor, der Regierung prässdent Freiherr von Seherr⸗ Thoß sowie zahlreiche hervorragende Persznlichkeiten hei. Das Haus war von etwa 26000 Zuhörern gefüllt. Die musikalische Leitung der Festaufführungen liegt in den Händen des Generalmusikdirektors Steinbach-⸗Cöln und des Königlichen Domchordirektors, Professors del⸗Berlin. Eingeleitet wurde der gestrige Festtag mit einem Präludtum von J. S. Bach, gespielt vom Musikdirektor Bernhard Frrgang-⸗Berlin. Den mustkalischen Höhepunkt bildete die „Missa golemnist, die mit vollendeter Tonschönheit vorgetragen und von ö Rüdel dirigiert wurde. Die hervorragenden Leistungen der erliner Königlichen Kapelle sowie der Solisten und des gut geschulten Chors, bestehend aus bod schlesischen Sängern und Sänge⸗ rinnen, fanden starken Beifall. Den beiden Festdirigenten wurden

lebhafte Ehrungen bereitet.

Mannigfaltiges.

Hamburg, 22. Juni. (W. T. B.) Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten sind gestern, kurz nach 4 Uhr, von Hannover kommend, im Automobil hier eingetroffen. Die Majestäten, welche in Celle das Schloß und in Lüneburg den Dom 1 hatten, sind auf der ganzen Fahrt durch die ü ne⸗ burger Heide überall mit großer Begeisterung empfangen worden. Ganz besonders großartig gestalteten ch die Be⸗ e n d gn in den eiden genannten Städten.

us Anlaß des Katserlichen Besuches tragen in Hamburg die öffent⸗ lichen Gebäude sowie viele Privatgebäude, insbesondere auch die Werften und die im Hafen liegenden Schiffe reichen Flaggenschmuck. Die Jacht „Hohenzollern“, auf der die ajestäten Wohnung nahmen, lag an den St. Pau li⸗Landungsbrücken. Hier waren zum Empfange erschlenen die Bürgermeister Dr. Schröder und Dr. Predöhl, der preußische Gesandte von Bülow mit Gemahlin und der Legationssekretär von Bonin mit Gemahlin. Als die Majestäten die „Hohenzollern“ betraten, brachte der Kapitän zur See von Karpf ein dreifachetß Hurra auf Seine Mojestät aus. Der Senat hatte einen prachtvollen Blumenstrauß an Bord der Jacht hringen lassen. Ein anderer, mit den Mützenbändern der „Hohenzollern. geztert, wurde Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin von dem Komman⸗ danten überreicht.

Heute vormittag um 19 Uhr hielt Seine Majestät der Kaifer und König an Bord der „Hohenzollern“ selbst Gottesdtenst ab. Nachmittags begaben sich Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten zu dem Pferderennen nach Horn, wo sie im offenen Vierspänner kurz nach 3 Uhr eintrafen und über das Geläuf bor die Kaiferloge, die mit blühenden Gewächsen reich geschmückt war, fuhren. Die Musik spielte die Nationalhymne. Das Publikum, das zu vielen Tausenden bei dem prächtigen Weiter die Bahn füllte, brachte stürmische Hochrufe aus. Die Majestäten wurden von den Bürgermeistern Dr. Schröder und Dr. Predöhl und dem Vorstand des Hamburger Rennklubs, mit Herrn Max Schinckel an der Spltze, empfangen und sahen zunächst das Rennen um die Sllberne Peltsche. Es folgte der Große Hansapreis, alsdann das Kaiserin Auguste Viktoria⸗Jagdrennen um den Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kalserin und Königin. Erster wurde der Leutnant Graf von Holck, der mit 23 Längen sicher gewann. Der Graf von Holck wurde in die Kaiserloge geführt und empfing den Preis aus der Hand Ihrer Majestät. Um 44 Uhr ver⸗ ließen die Majestäten zu Wagen die Rennbahn unter andauernden Huldigungen und begaben sich nach dem Dam mtorbahnhof. Um 53 Uhr reiste Fhre Majestät die Kaiserin und Königin mit Sonderzug nach der WilUdparkstation ab, wo sie Abends um 10 Uhr 33 Minuten eintraf. Seine Majestät der Kaiser und König hat fich um 8 Uhr mit Gefolge zur Abendtafel in die preußische Gesandtschaft begeben.

25. Jun. Heute hormittag um 10 Uhr fuhr Se ine Majestät mit Gefolge im Automobil nach Stellingen zur Besichtigung von , becks Tierpark, wo er von den Söhnen des verstorbenen

ommerzienrats Hagenbeck, Heinrich und Lorenz Hagenbeck, empfangen wurde. Außer den Neueinrichtungen des Tierparks wurden Seiner Majestät auch die zurzeit im Tierpark weilenden Massals vorgeführt.

Spandau, 21. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Am 2I. Juni d. J. um 5 Uhr 5 Minuten Nachmittags, erplo—⸗ dierte auf dem Güterschuppen auf dem Güterbahnhof Spandau eine Kiste mit Zündhütchen. Hierbei wurde der

Güäterbodenarbeiter Willi Raschke aus Spandau, 22 Jahre

Ferner wurden der Güterschuppen und mehrere sion ist noch nicht aufgeklärt.

Kiel, 21. Juni. (W. T. B.) Das von der Germaniawerft erbaute Turbinenlintenschiff „Prinz⸗Regent Luitpold“ hat feine heutige Abnabmeprobefahrt mit sehr gutem Erfolge erledigt. Das Schiff ist von der Kaiserlichen Marine übernommen

mitgeteilt wird, sind vo regiments

ern iig⸗ 23. Juni. Leipziger Luftschiffha

di chien auch das Lu alls von Potsdam großer Begeisterung des Sachsen

Viktoria Lulse! kreuzte

fahrt landete die Sachsen war nach einigen Minuten Ihre Königlichen Hoheiten

5 Uhr 45 Minuten war der Halle geborgen.

Wien, 21. Juni.

wieder aufzunehmen, versitätsgebäude bis auf

lugtag in Aspern st

tager in einer Höhe Franzosen Molla. gänzlich zertrümmert.

Esseg, 22. Juni.

binnen zehn Minuten

Der Brand im Innern verletzt. Ein großer Haufen Str

recht aufgefunden.

St. Andrews (S östliche Flügel des

ist der Brand das Wer st immrechts.

Paris, 23. Juni. Marseille, daß auf de

Rhöne große Mengen be stimmt waren, dur

worden ist.

neuen Kanal von Ge

Am Nachmittag geren Besuch ab.

(Fortsetzung des

worden.

und Durchfall erkrankt. nicht festgestellt. Lebensgefahr liegt bei

König von Sachsen hier eingetroffen.

schiff kam.

Stuttgart, 22. Juni. ; Kaifer und König bat dem Verein, Naturschutz park. aus dem Dispositionsfonds 50 900 M für die b. geplanten Naturschutzparke bewilligt.

(W. T. B.) hat der Senat der Universität beschlossen, die Prüfungen

stand. An den Löscharbeiten, die überaus erschwert wurden, beteiligten sich neben der Feuerwehr Sapyeur⸗ und Artilleriesoldaten.

die Nebengebäude zu sichern. Magazinen aufgehaͤuften Waren wurden ein Rau

dürfte noch drei Wochen dauern. De anderthalb Millionen geschätzt wird, ist durch Versicherung gedeckt. Bei den Löfcharbeiten wurden drei Feuerwehrmänner leicht

lagen, wurde im Orgelraum

gezündet, aber anscheinend dur Am Tatort wurden Druckschriften für das Frauenstimm⸗

Brüssel, 23. Juni. (W. T. B.) gestern seinen feierlichen Einzug in Gent gehalten, nachdem er den

Osnabrück, 23. Juni. (W. T. B.) Wie von amtlicher Seite

m 1. Bataillon des Infanterie⸗

Nr. 78 etwa 200 Mann an Kopfschmerzen, Erbrechen

Die Ursache der Erkrankung ist noch . der Erkrankten .

(W. T. B.) 3 Eröffnung des fens ist gestern Seine Majestät der Während Seine Majestät

an der Halle begrüßt wurde, traf das Luft schsff Sach sen , aus Potsdam kommend, ein, nachdem es schon 20 Minuten lang sichtbar

66 und über 4

e Halle. Um 3 Uhr 50 Minuten er—⸗ Viktoria Luise“, das eben⸗ Beide Luftschiffe umkreisten unter Publikums den Landungsplatz. Die

andete um 4 Uhr 15 Minuten glatt vor der Halle, die

über Leipzig. Das Lu ftschiff

„Sach sen' mit Seiner Majestät dem König von Sach sen an Bord ist um 4 Uhr 30 Minuten zu einer einstündigen Fahrt über

Leipzig und die Bauausstellung aufgestiegen. sandete die „Viktoria Luisen glatt vor der Halle und trat 10 Minuten

später gleichfalls eine Passagierfahrt über Leipzig an.

Um 4 Uhr 460 Minuten

Nach einer Rund⸗ um 5 Uhr 30 Minuten vor der Halle und in ihr geborgen. Seine Majestät der König, der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian

don Sachsen, welche die Rundfahrt mitgemacht hatten, sowie der Graf von Zeppelin entstiegen in der Halle dem Luftschiff unter großem Jubel der Zuschauer und besichtigten darauf die Halle. Um

auch die Viktoria Luisen gelandet und in

Um 6 Uhr fahren Seine Majestät der Könkg, die Prinzen und Graf von Zeppelin in die Bauausstellung.

(W. T. B.) Seine Majestät der beiden in Deutschland

In seiner heutigen Sitzung

Vorlesungen im Uni⸗

während die In einer

weiteres ein gestellt bleiben.

Erklärung bedauert der Sengt die neuerlichen strafbaren Handlungen eines Teiles der Studentanschaft und fordert sie auf, zur Besonnenheit und Ordnung zurückzukehren. (Vgl. Nr. 145 d. Bl)

Wien, 22. Juni. (W. T. B.) Beim heutigen internationalen

äeß der Apparat des QOesterreichers von 40 m gegen das Flugzeug des Beide Apparate stürzten und wurden

Molla wurde leicht, Stager und sein Fluggast, Linienschiffsleutnant Nepalek, schwer verletzt.

(W. T. B) In der Walzmühle von Joseph Krauß Söhne AG. brach heute vormittag 11 Uhr aus Fisher unaufgeklärter Ursache im dritten Stockwerke des Hauptgebäudes Feuer aus, das mit rasender Geschwindigkeit um sich griff,

sodaß das ganze Gebäude in Flammen durch die ausströmende Hitze Nach dreistündiger Arbeit gelang es, Das Mühlengebäude sowie die in den b der Flammen. des Hauptgebäudes, das völlig einstürzte, Der Schaden, der auf ungefähr

Southend on Sea, 21. Juni. (W. T. B.) Heute früh ist ein Änschlag guf die St. Fohannes kirche entdeckt worden.

eichhslzer, auf dem dreißig Patronen efunden. Ein Streichhol; war an⸗ 5 den Windzug ausgelöscht worden.

chottland), 21. Juni. (W. T. B.). Der Laboratoriums der Universität ist

durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Nach sicheren Anzeichen

k von Anhängerinnen des Frauen—

(W. T. B.) Mehrere Blätter melden aus m Landungsplatze in Poco rt St. Louis du Heu, die für die Besatzungstruppen

ch eine Feuersbrunst vernichtet wurden. Es ist seit kurzer Zeit das dritte Mal, daß derartige Heusendungen durch Feuer zerstört werden, und man hegt den Verdacht, daß der Brand von einer antimilitaristischen Gruppe angelegt

Der König Albert hat

nt nach Terneuzen eingeweiht batte.

besuchte der König die altflämtsche Kunst— ausstel lung und stattete auch der Galerie Ravens einen län⸗ Er wurde hier von dem Geheimen Kommerzienrat

Br. Loul Ravens und dem deutschen Geschäftsträger Prinzen von Hatzfeldt⸗Trachenberg empfangen.

Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

// * mmm e ,

Mittwoch: Die Königin von Saba. Donnerstag: Der Freischütz Freitag: Die Königin von Saba.

Sonnabend: Marta oder Der Markt Kakadu.

Montis Operettentheater. (Früher: Dienstag, Abends in drei Julius Spielmann: Der lachende Ehe⸗ ;

mann. Ee an, in drei Akten von 6

Edmund Eysler.

lachende Ehemann. Montag, den 30. Juni: Schluß der

Volks Spiel eit

liebchen.

Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Mann mit der grünen Maske. Burleske in (Char- drei Akten. Mußik von Friedrich Ber⸗

Mittwoch und folgende Tage: Der von Mann mit der grünen Maske.

bog fen

Custspielhaus. (GFriedrichstraße 286) Dienstag, Abends 81 Uhr: Der lustige Vaudeville in drei Akten von Wilhelm Jacoby und Artur Lippschitz.

Mittwoch und folgende Tage: lustige Kakadu.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und

8 Uhr: Zu Sonimerpreisen: Gastspiel Schönfeld. Dienstag, Abends 8 Uhr: Posse mit Gesang und Tanz ö. drei , . Curt . . n e, ren. Gesangstexte von e nfeld. in, und folgende Tage: Der Mustk von ner inert?

h Mittwoch und folgende Tage Vun nchen Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Auto-.

Theater am MNollendorsplatz. —— ——

Familiennachrichten.

Bismarck- Straße 34— 37. mann mit Kompositionen von Viktor Verlobt: Frl. Elisabeth von der Mar- witz mit Hrn. Regierungẽassessor Albrecht Berlin Neurode

Verehelicht: Hr. Leutnant Max von Poncet mit Frl. Edelgarde von Glisezinski (Berlin = Klein Loitz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Ober— leutnant Karl⸗Wilhelm Frhrn. Geyr

a. von Schweppenburg (Stendah.

Gestorben: Hr. Oberstleutnant Kurt Johannes (Charlottenburg)] Fr. auptmann Matthiaß, geb. von Stein⸗ eller (Kolberg). Fr. Helene von Bendemann, geb. Sturz (Berlin⸗Halen⸗ Frl. Elisabeth von Kehler (Charlottenburg).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition Heidrich in Berlin. (1391)

Druck der Norddeutschen Bu druckerei und Verlagsanftalt, Berlln, Wilhelmstraße 32.

Neun Beilagen leinschließlich Börsenbeilage).

zum Dentschen Reichsanzeiger und Königlich Preußzischen Staatsanzeiger

M E46.

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 23. Juni

1913.

. Deutscher Reichstag. 16J. Sitzung vom 21. Juni 1913, Mittags 12 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau.)

9 [19 * 2

9 ö. k steht die Fortsetzung der zweiten

zerxatung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des . über die Frieden spräsenzstärke des deutfchen ö und des Besoldungsgesetzes sowie zur Aenderung es Gesetzes über die Verforgung der Personen der Unterklassen des Reichsheeres, der Kaiserlichen Marine und der Kaiserlichen Schutztruppen.

Die Beratung wird fortgesetzt mit dem Art. Fi nach dem

Abqnderungs antrig Albrecht und Genossen.

; 4 dem Generalmajor Freiherrn Leuckart von Weiß—

orf un dem Abg. Dr. van Calker, deren Reden in der vorgestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden sind, ergreift das Wort der . k Abg. von Brockhausen Gkons): Wer unparteiisch die Ver— handlungen über die Wehrvorlage verfolgt hat, muß den Eindruck 9 Vinnen, daß die Sozialdemokratie dabei snur den Zweck verfolgt hät die Kommandogewalt unseres Kaisers und Königs zu beseitigen und n deren Stelle die parlamentarische Herrschaft zu setzen⸗ Die Sozialdemokratie will, die Heeresorganisation von Grund aus ver— indern und die Disziplin im Heere untergraben. Dies ist aber meines Grachtens ein Versuch mit untauglichen Mitteln. Denn eine solche Uebertreibung, eine Verallgemeinerung von Einzelfällen, die Heran⸗ ziehung längst Verstorbener wird der gesunde Sinn des Volkes ö weit es nicht durch die sozialistische Preffe und ihre Agitation ver— bildet ist, mit Entrüstung zurückweisen. Wenn man gestern jemand ufge ordert hätte, anstatt spazieren zu gehen, die Rede des Abg. Stadthagen anzuhören, dann würde er wohl sicher erwidert haben mit dem Abg. Stadthagen zu disputieren, ist weder ehrenvoll, noch bringt es Gewinn. „Der Abg. Stadthagen hat sich mit großer Emphase darüber beklagt, daß seitens meiner politischen Freunde bei seinen Ausführungen über die Soldatenmißhandlungen gelacht worden ist. Er scheint wenig Selbsterkenntnis zu haben. Sein Auftreten in so später Abendstunde und die Mißhandlung des ganzen Hauses durch ihn muß meines Erachtens zum Lachen reizen. Wir wollen ein zum Kampf und Sieg stets bereites Heer. Bas ist für uns ein Frage von großem Ernst und großer Bedeutung. Aber alles Menschen— werk ist Stückwerk, sodaß auch im Heere bedauerlicherweise die menschlichen Schwächen zum Vorschein kommen. Aber die Heeresber⸗ waltung bemüht sich so energisch wie möglich, ihnen entgegenzutreten 68 handelt sich nur um bedauerliche Einzelfälle. Die Behandlung der Soldaten durch die Vorgesetzten ist im allgemeinen eine sehr humane und loyale. Auf Grund meiner eigenen Erfahrungen kann ich erklären, daß sich die Liebe zum Regiment stets auf die Sohne verpflanzt. Dem Abg. Stadthagen wird es wohl bekannt sein daß in dieser Woche das 2. Garderegiment sein 100jähriges Reginien ts: ub il um gefeiert hat. Zu dieser Feier sind 5600 alte Angehörige des Regiments erschienen. Einer von diesen ehemaligen Regiments— angehörigen, der auf der Tribüne sitzt, hat mir heute noch erklärt daß sämtliche 500) gesagt hätten, ihre Militärzeit wäre schön gewesen, und von Mißhandlüngen wäre ihnen nichts bekannt geworden. Wir vderden alle Antrage, der Sozialdemokratie ablehnen. Alle Gerüchte die an die Verabschiedung des Kriegsministers von Einem geknüpft werden, sind unzutreffend. Ich konstatiere ausdrücklich, daß nur Ge— sundheitsrücksichten den Kriegsminifter von Einem bestimmt haben den, Kaiser zu bitten, ihn seiner Stellung zu entheben. Alle anderen Gründe, die ihm zugeschoben werden, sind hinfällig. Die vorliegenden Resolutionen enthalten Fragen von weittragender militärischer und suristischer Bedeutung, welche m. E, nicht in einer Resolution be⸗ handelt werden können. Gewiß ist die ganze Militärgesetzgebung ent⸗ vicklungefahig wie alle unsere Gesetze; wenn sich herausgestellt hat, daß die Gesetzgebung reformbedürftig ist, so werden auch Mittel und Wege eingeschlagen werden, um die Gesetzgebung der modernen Ent— wicklung anzupassen. Aber es geht zu weit, bei der Behandlung der großen, schweren nationalen Frage, wie es die Wehrkraft des deutschen Volkes und die Erhaltung der Existenz des Deutschen Reiches ist hier etwas festzulegen, von dem man noch nicht sagen kann, wie es usgestaltet werden soll. Die Zeit, die wir bei der Beratung der . verwandt haben, hätte viel fruchtbarer verwendet werden önnen.

Strafmilderungsgründen betrifft, s

D

Verfahren nicht in allen Punkten dem entspricht, was vom juristischen Standpunkt aus gewünscht wird. Aber wir müssen daran unbedingt

sesthalten, daß die Ehrengerichtsordnung ein Ausfluß der verfassungs mäßig festgestellten Kommandogewalt des Kaisers ist, und wir wissen daß der Allerhöchste Kriegsherr sich der Verantwortung auch in die fer Hinsicht voll bewußt ist, und wir sind überzeugt, daß er ohne Anregung ej nigen Maßnahmen treffen wird, die erforderlich sind, um die Diszihlin im Heere zu erhalten, und, Aenderungen anordnen wird, . infolge der Entwicklung als zweck mäßig und notwendig erscheinen. Das deutsche Offizierkorps ist eine Art Genossenschaft und wird nicht dulden, daß in seinen Reihen sich Personen befinden, die in Wort und Schrift für die Sozialdemokratie eintreten. Glaubt jemand aus taktischen und politischen Rücksichten mit der Sozialdemokratie zu— sammengehen zu sollen, dann soll er vorher seinen Abschied nehmen Unsere Ehrengerichtsordnung ist die gewaltigste Macht, die das preußische Heer aufzuweisen hat, und muß unter allen Ümftänden auf— recht erhalten werden. Von Bedeutung ist, daß gerade infolge der e orm des Perfahrens bei Ehrengerichten vom Jahre 1821 der Bruder der Königin Luise, Herzog Carl von Mecklenburg, als Kom— mandeur ernst darauf hingewiesen hat, daß die Ehre unter allen Umständen im Offizierkorps gewahrt werden müsse, und daß es eine oberste Pflicht ist, den Offizieren Achtung vor jedem Stande und persönliche Bescheidenheit einzuschärfen. Ich meine, daß auf die er Grundlage die heutige Ehrengerichtsordnung aufgebaut ist und sich noch weiter aufbauen wird, und daß der Allerhöchste Kriegsherr nie und nimmer etwas dulden wird, was mit der Ehre der Armee und ihrer Schlagfertigkeit nicht im Einklang steht. Unser Kaiser hat stets allen Fortschritten seine Aufmerksamkeit zugewendet. Deshalb müssen wir auch die Nesolutionen der Kommission ablehnen. Abg. Dr. Ml kler⸗Meiningen (fortscht. Volksp.) ; Allerdings ö. es kein Vergnügen, hier wochenlang zu stehen und alle Dinge zu ö die wir schon so unendlich oft behandelt haben. Aber die Nede des Vorredners könnte uns propozieren, immer wieder darauf einzugehen. Ich will aber darauf verzichten. Wir haben unsere An— träge zurückgezogen, weil wir nicht durch eine Verquickung solcher An— träge das Justandekommen der Vorlage gefährden wollen. Auch wir fordern eine Reform des gesamten Milikärrechts. Dieses ist o un⸗ übersichtlich, daß sich auch wenig Personen der Armee darin zurecht finden. Darum ist eine Kodifikation des ganzen Militärrechts dringend uotwendig. Die Anträge der Sozialdemokratie, so wie sie lauten sind natürlich für jeden Verständigen unannehmbar. (Widerspruch bei den Sozialdemokraten Nehmen Sie (zu den Sozialdemokraten) es mir nicht übel, aber ich kann diese Anträge zum Teil gar nicht ernst nehmen. Wir können doch nicht jede Materie in diefes Gesetz hinein— dringen; sonst könnten wir auch eine vollständige Reform des Burger⸗ lichen Gesetzbuches oder auch die verwandte Materie des Kaltgesetzes hineinhringen, weil Kali zur Pulverfabrikation verwendet wird Gwischenruf rechts: Vogelschutzgesetz), oder auch das Vogelschutz⸗ Resetz, weil in den Kasernen für Vogelschutz geforgt werden könnte Ich sagte schon neulich, so macht man nicht einmal Würste geschweige denn Gesetze. Die Resolutionen der Kommission enthalten laute Forderungen, die den Anträgen der großen Mehrheit des Reichs tages seit zehn Jahren entsprechen. Wenn es sich zugestandenermaßen um (ine entmwwicklungsfähige Gesetzgebung handelt, vor allem auf dem Ge— biete des Ehrengerichtswesens, sa ist nicht zu verstehen, daß der Abg von Brockhausen sämtliche fünf y ahlehnt. Diefe verlangen nur Recht statt Willkür für Soldaten und Offiziere, sie verlangen eine Reform des materiellen und des formellen Rechts, insbesondere die 6 Anwendung des bestehenden Rechts, üanmentlich der Be— timmungen über den Ausschluß der Deffen lich eit der Militärgerichts⸗ berhandlungen. Wie sollte die Disziplin gefährdet werden, wenn öffentlich darüber verhandelt wird, daß ein Sffizier einem Zwilisten auf einem Bahnhof aus einem Grunde, der mit militarischen Dingen nichts zu tun hat, eine Ohrfeige gegeben hat? Die Deffenfslichteit wird oft gegen den Geist und Sinn der gesetzlichen Bestimmungen usgeschlossen. Die Resolutignen fordern vor allein staatsbürgerliche Rechtsggrantien für unser Offizierkorps; das Ehrengericht soll wieder wie einst ein wirkliches Gericht werden. Das alte preußische Ehren— gerichtsberfahren war ein vollkommen demokratisches Verfahren, das dem Offizierkorps eine wirkliche Mitwirkung als Richter einräumte, während das jetzige Verfahren nur gutachtlich ist und in Wirklichkeit das allgewaltige Militärkabinett entscheidet. Hier darf der Reichs- fanzler nicht ausweichen, diese Fragen sind spruchreif, das Parlament hat schon zehnmal darüber entschieden. Das jetzige Recht in der Armee weiß oft nichts von dem Recht, das mit uns geboren ist. Das beste Fundament für die ganze Armee, für die Disziplin und die Schlagfertigkeit bleibt Gesetz und Recht. In diesem Sinne bitte ich, sämtliche Resolutionen der Kommission anzunehmen. . ö Abg. Kunert (Soz.): Ich muß den Angriff des Vorredners gegen unseren Antrag zuruͤckweisen; selne geistreichen Kalauer waren durchaus deplaciert. Der Abg van Calker bewegte sich in einem circulus vitiosus; er erwartet alles von oben her. Wenn nicht von unten auf durch eine Gesetzesänderung gearbeitet wird, so kommen wird nicht vorwärts. Der Abg. von Brockhausen hat in seiner rück— ständigen Art darauf hingewies⸗ n, daß unseré Anträge die Disziplin gefährden. Unsere Antiäge richten sich im Gegenteil gegen die Disziplinbrecher: es soll den feigen, niederdrückenden Mißthändlern das DVandwerk gelegt werden. Der Abg. von Brockhausen behandelt uns wie Rebellen, dabei ist er selber ein Rebell, zwar nicht ein Sozialrebell, aber ein Kanalrebell. Wenn es ihm wenig Ehre ist, mit uns zu diskutieren, und dies ungerügt geblieben ist, so werden wir uns damit abfinden. Die Anerkennung mildernder Um— tände ist ein unabwendbares Erfordernis, ebenfo die Beseitigung des strengen AÄrrestes. Der Abg. von Brockhausen findet ihn natürlich an; in der. Ordnung. Es ist eine Schamlosigkeit junferlicher scharf— macherischer Naturen, das Volk als Packesel anzusehen, dem man alles auflegen kann, (Präsident Dr. Kaem pf lügt diesen Ausdruck alls er gegen Mitgließer des Hauses gerichtet sein sollte.) Nnfere Anträge lockern nicht die Disziplin, sondern kräftigen sie. Jeder, der Mißhandlungen begeht, einen gemeinen Mann beleidigt, verlernt das Gesetz, die Bisziplin. Ich könnte ein endloses Seer von Soldaten miß handlungen anführen, die es rechtfertigen, ein Notwehrrecht ein⸗ zuführen. Die scheußlichsten, ekelhaftesten Verbrechen sind auch von Offizieren gegen Soldaten begangen worden. PVein— destens muß die bedingte Notwehr zulässig sein, wie wir es verlangen. Das Notwehrrecht ist weit umfangreicher. Zug um Zug, Körperverletzung gegen Körperverletzung: das ist all— meines Menschenrecht. Dieses Recht haben auch Zuhälter und Dirnen, von denen der Kriegs minister gesprochen hat. Die Gehorsams⸗ berweigernngsvyflicht ist selbliverständlich, wenn der Vorgesetzte rechtz⸗ widrige Besehle erteilt. Der Abg., ban Calker hat das in einer bilaumtschrist auch zugegeben, allerdings in bezug auf Zwilisten. Was von den Zivilisten gilt, gilt auch von den Soldaten, es ist das gleiche Notwehrrecht. Aehnlich wie der Abg. van Galker haben sich auch andere gut hürgerliche Autoren ausgesprochen, auch solche die dem Abg. von Brockhausen nahestehen; diefe Herren erkennen das Not⸗ wehrrecht an. Konservativ gerichtete höhere Reichsbeamte find guch dafür eingetreten, so in einer Schrift:; der rechtswidrige Befehl, der unter Umständen zu einer Notwehr des Untergebenen führen kann, daß die Notwehr straffrei zu bleiben hat. Wir verlangen des nicht, eingeengte Notwehrrecht, auch dafür treten namhafte Juristen eln. Das bestehende Militärrecht kennt ein Notwehrrecht in der Theorie allerdings nur, indem eg auf die allgemeinen Be stimmungen des Zivilstrafrechts Bezug nimmt. Wir« verlangen eigentlich weniger, als im Zipilstrafrecht steht, und auch die Kon— servativen könnten für unseren Antrag flimmen. Das Zentrum hätte

alle Ursache, dem vorbildlichen Vorgehen des früheren Abgeordneten Dat bach zu folgen, der 1904 das Notwehrrecht gefordert hat. Ob der Liberalismus den Spuren des Abg. Müller folgen wird, muß ich ihm überlassen. Die Konservativen mögen daran denken, daß sie für den JDuellzwang sind, damit sind sie für das . mittelalterliche Faustrecht. Da müssen sie auch dem gemeinen Mann das Ne wehrrecht gewähren. Es handelt sich hier um ein elemen⸗ fare. Menschenrecht. Zeigen Sie, daß Sie dem Volke nicht bloß Lasten auferlegen, sondern ihm auch Erleichterungen schaffen können. Die Kommissiongresolution ist viel zu engherzig gesaßt, sie geht nicht weit genug. Was wir zu verlan en haben, ist, Faß die Be⸗ schwerde auch innerhalb einer Frist von 9 Monaten angebracht werden darf, auch gemeinsam und unter Ausschluß jeder Bestrafung für die Anbriggung der Beschwerde. Mit dem guten Beschwerderecht und dem Notwehrrecht werden Sie zur Beseitigung der Mißbandlungen unde des Kadavergehorsams beitragen. Dem Militärrecht wird da⸗ durch kein Haar gekrümmt, es bieibt alles beim alten. Es ist ein Schandmal des Unrechts, das bereits zur Rechtsanarchie geführt hat. (BVizepräsident Do ve: Sie dürfen ein bestehendes Recht nicht ein Schandmal des Unrechts nennen, ich rufe Sie zur Ordnung))

ö. Oberst Feeihgrr 2g ngermann von Erlen kamp: Der . und der Abg. Stadthagen haben sich gestern des längeren über 4 andlungen ausgesprochen. Die Fälle, die der Abg. Stadthagen aus der Broschüre vorgelesen hat, sind außerordentlich hödauerlich, ander⸗ its bin ich der festen Ueberzeugung, daß die betreffenden Vorgesetzten die volle Strenge des Gesetzes getroffen hat. (Rufe bei den Sozial⸗ demokraten; Nein) Sie (nach links) sagen: Nein. Ste meinen wahrscheinlich, daß die Strafen zu gering gewesen sind. Aber Sie müssen bedenken, daß zur Bestrafung nech ein anderes Moment hinzu⸗ kommt, z. B. wird mit einem Unteroffizier, der aus solchem Grunde bestraft ist, nicht mehr kapituliert. Er kommt also um seine Zivil⸗ versorgung, Im übrigen konstatiere ich, daß die Mißhandlungen knen 3, sind, weil von allen Vorgesetzten mit aller önergie ihnen zu Leihe gegangen wird. urufe bei den Sozial⸗ demokraten: Nicht richtig!! Ich bin . ö Hieg; men , gewesen, und ich habe kolossal darauf gehalten, daß keine MNißhandlungen vorkamen; und ähnlich verfahren alle Kommandeure. Die Armee ist so groß, daß Mißhandlungsvorfälle bei rohen Glementen stets vorkommen können. Daß aber nicht allgemein die Mißhandlungen im Heere verbreitet sind, beweist die Anwesenheit von über 8099 alten Soldaten bei der Hundertjahrfeier des 2. Garde⸗ regiments. Wenn es wahr wäre, wie es hier hingestellt worden ist, daß die Kaserne ein Gefängnig ist, wo geschunden wird, dann würden diese alten Leute sich gehütet haben, die Stätte wiederzusehen, wo es ihnen so schlecht gegangen ist. Vorgesetzte, die nach dem Grundsatze erzlehen: Hderint., dum metunnt“ sind auf dem Holzwege. Zu einem freuigen Gehorsam muß man die Leute erziehen. Was die zu strengen Bestrafungen wegen ungerechtfertigter Beschwerden anlangt, so will ich Ihnen ein kurzes Beispiel aus meinem deben erzählen. In meinem ein über

demokraten bemerke ich: wenn bisher noch . daß . Yesttebungen der Soztaldemokraten dahin gehen, die Fundament? der Armee zu untergraben, so beweisen es diese Anträge, die im Wider spruch nicht nur zu der notwendigen militärischen Unterordnung sondern zu jeder Rechtsordnung überhaupt stehen. Zum Schluß noch ein Wort über die Notwehr: die Sozialdemokraten verwechfeln hier den Yegriff der Notwehr mit dem Recht der Selbstvergeltung. Abg. Pen s. (Soz.). Der Abg. Stadthagen soll übertrieben haben. Das ist jedoch nicht der Fall. Er hat nur reine Tatsachen vorgebracht und nur darüber das Maß von Entrüstung ausgedrückt, das. außerst angebracht war. Der Abg. Stadthagen hat nur seine Pflicht, als Abgeordneter getan, wenn er den Mißhandlungen entgegen trat, die immer noch vorkommen. Auch in den Soldaten ist der Knechtssinn im Schwinden begiiffen, und sie fangen an, Gleichberechti- gung zu fordern. Daß das Ministerium die Mißhandlungen scharf bekämpft. geben wir zu. Daß man dies tut, und daß man die Soldaten miß händler don der Amnestte aufnimmt, das ist alles nur das Verdienst der Sozialdemokratie. Früber lagen die Exerzier⸗ plätze offen da, so daß auch die Mißhandlungen öffentlich hertamen; Jetzt sperrt man jedoch die Kasernenplätze ab, damit die Läißhandlungen, die noch immer vorkommen, nicht gesehen werden. Das ist nur eine Flucht aus der Oeffentlichkeit. Ich gestehe es ein es giht Vorgesetzte, für die man durchs Feuer geht. Das habe ich an mir selbst erlahren. Aber es gibt auch solche, die infame Bestien von Niederträchtigkeit sind. Und gerade diese letzteren werden durch unser jetziges Militärstrafgesetz geradezu geschützt. Unter Disziplin verstehe ich weiter nichts, als die strenge Beobachtung des Ge⸗ etz Deshalb gilt sie nicht nur für Untergebene, sondern auch für die Vorgesetzten. Duldung der Mißhandlungen und Nachlässig— keit in deren Beobachtung sind gerade so schlimm, wie die Tat selbst. Man muß gegen die infamen Charaktere solche Bestimmungen treffen wie wir sie fordern. Gewiß ist das Notwehrrecht eins der schwierigsten und kompliziertesten. Aber es ist zu bedenken, daß jemand, der das diotnehrricht mißbraucht, um so härter bestraft wird. Diese Aus—= sicht schützt vor Mißbrauch und vor Gefährdung der Disziplin. Unsere Kritit hat es mit sich gebracht, daß solche Scheußlichketten wie die daß Soldaten ihren eigenen Unrat essen müssen, mehr und mehr zurückzewichen sind. Die Strafe des strengen Arrestes ist härter, als man denit, der Kulturmensch von heute erträgt sie nicht mehr so wie die Menschen vor 50 Jahren. Der springende Punkt ist daß ein Unterschied Gemacht wird zwischen den Gemeinen und Unter Isfilieten und Offizieren. Diesen Unterschied erträgt, das moderne NMechtsbewußtsein nicht mehr. Der Klassenjustizcharakter darf sich nicht in der Strafe in dieser Art zum Ausdruck bringen daß nur der gemeine Mann dieser Strafe unterliegt. Der egierung wäre es nicht schwer geworden, neben der Wehrvorlage und Deckungs⸗ worlege eine Nevelle zum Meilitärstrafgesetzbuch einzubringen. Ich wundere mich, daß sie eine solche Gelegenheit sich hat fitgehen lassen, uns das Wasser abzugraben. Die bürgerlichen Parteien hätten eine Diskussion über die Wehrvorlage ablehnen sollen, bepor diese Novelle nicht erschien. Allerdings würden Sie durch eine solche Novelle auch uns nützen. Ihre Dickfelligkeit wird halten. Eines Tages werden wir auch di schon so manches erreicht haben. Volkes steht als Wähler hinter uns.

daran, daß in