viel zu vielem Stoff, da gilt nicht das multum, sondern das multa, es wird eine Unmenge Gedächtnisstoff geboten, der nicht behalten werden kann. Auch das ist nicht richtig, daß das Gymnasium die gelehrte Schule für die geistige Elite sei. Im Juliheft der Preußischen Jahrbücher“ von 1913 hat ein konservativer Professor dahin eurteilt, daß das Gymnasium keineswegs eine Stätte des Idealismus, ondern gerade eine solche des Materialismus sei. Und der Zentrums⸗ abgeordnete und Oberlehrer Kuckhoff hat im Reichstage ausgeführt, 8 das Gymnasium eine Unmenge Schüler ö ,, . hat, die nach ihren geistigen Fähigkeiten gar nicht dahin gehören. Der Schulrat Kerschensteiner klagt gleichfalls darüber, daß das Gymnasium unter der Einjährigenberechtigung leide und deshalb so viele Schüler ertragen müffe, denen die Schnur alles, die Bildung nichts sei. Die Aufrechterhaltung der Vorschule begründet der Gymnasial⸗ direktor Wahl in Prenzlau damit, daß viele Eltern ihre Söbne nicht in Berührung mit den Kindern des Proletariats bringen wollen. Professor Hillebrandt hat im Herrenhause verlangt, daß von den Gymngsten alle unbegabten Schüler abgeschoben und alle begabten zugelassen oder sogar herangezogen werden, und ein Mitarbeiter der „Veutschen Tageszeitung“ hat dieselbe Forderung vertreten, gleichviel ob diese begabten Schüler aus armen oder reichen Kreisen stammen. Wie will man das aber machen? Bei einem Kinde von 5 Jahren kann man doch nicht entscheiden, ob es für einen gelehrten Beruf sich eignet. Das einzige Mittel ist die allgemeine Volksschule, in der alle Kinder vorbereitet werden und nach deren Besuch man dann die Kinder nach der Begabung trennen könnte. Wir sind Gegner des ganzen Berechtigungswesens. Das Ideal der Einheitsschule werden wir ja noch nicht bekommen können, deshalb begrüßen wir wenigstens jeden Schritt, der uns diesem Ideal näher bringt, und begrüßen des⸗ alb den Antrag Engelbrecht wegen Einführung eines einheitlichen Unterbaues für die höheren Schulen. In der Budgetkommission hat aber gerade ein Frelsinniger, nicht ein Schulmann, aber ein einfluß— reiches Mitglied der Volkspartei am heftigsten diesem Antrag wider⸗ sprochen, weil er der erste Schritt zur Einheitsschule sei und die Ein— heitsschule ein Unglück für das deutsche Volk sei. Wir kämpfen für die Einheitsschule, damit unser Schulwesen so werde, daß die ganze Nation teil hat an der Bildung der Zeit.
Abg. Strosser (kons.): Der Vorredner hat erklärt, daß er ent⸗ täuscht gewesen sei über die vielen Reden, die hier abgelesen worden seien. lauben Sie (zu den Sozialdemokraten), wir wären nicht darüber enttäuscht gewesen? Ich bin nur darüber erstaunt, daß gerade ein Mitglied Ihrer Partei das betont, weil ich glaube, daß Ste kaum berufen sind, anderen derartige Vorwürfe zu machen. Man soll nicht den Splitter in anderer Leute Augen sehen, solange man einen Balken im eigenen Auge hat. Die große Mehrheit meiner Partei ist gegen den Antrag Engelbrecht. Ich habe sehr bedauert, deh nge Abg. Eickhoff einem fo verdienstvollen Manne wie Professor Hillebrandt derartig entgegengetreten ist. Einem Mann, der bis in die jüngste Zeit hinein dreimal durch das Vertrauen sämtlicher Professoren zum Rektor gewählt wurde, und der von seiner Universität ins Herrenhaus geschickt worden ist, sollten Sie (zum Abg. Eickhoff) doch nicht jede Sachkenntnis absprechen. Lesen Sie einmal seine Schriften, worin er seinen Standpunkt nicht nur gerechtfertigt, sondern auch Beweise dafür angeführt hat. Dann würden Sie sehen, daß er seine Be⸗ hauptungen nicht beweislos aufgestellt hat. Wenn Sie sagen, daß die Entwicklung der Realanstalken ungufhaltsam sei, und daß dadurch dem Kulturfortschritt freie Bahn geschaffen werde, so muß ich doch die Frage an Sie richten: wer hat denn den ungeheuren Kultur— i e , überhaupt geschaffen? Das sind in erster Linie
umanistische Gymnasien gewesen zu einer Zeit, wo wir noch keine Realanstalten hatten. Nun hat der Minister erklärt, die Regierung werde allerdings nicht dulden, daß allzuviel neue humanistische Gymnasten errichtet werden. Man müsse auch die kleineren humanistischen Anstalten in Realanstalten umwandeln. Dieser Anficht des Ministers können wir nicht zustimmen, denn es geht daraus hervor, daß die Regierung eine größere Bevorzugung der Realanftalten beabsichtigt. Wir bestreiten die Notwendigkeit einer so vermehrten ,, von Realanstalten. Vor allem alten wir eine Umwandlung der kleinen humanistischen Gymnasien in Real⸗ anstalten nicht fur gut; solche kleinen humanistischen Anstalten sollte man möglichst bewahren. Nach meiner Ueberzeugung sollte man die ruhige Entwicklung unseres Schulwesens nicht stets von neuem durch Schulreformen unkerbrechen. Die höheren Lehranstalten sollen allen möglichen Anforderungen genügen. Es sollte weniger, aber gründlich gelehrt werden, wie das früher, auf den humanistischen Gymnasien der Fall war. Anerkannte Autoritäten auf dem Gebiete des Schul— wesens haben festgestellt, daß die Leistungen der höheren Lehranstalten in den letzten igen zurückgegangen seien. Sie haben dabel auf den Ausfall der verschiedenen Examina hingewiesen. Jedenfalls ist die Zahl derjenigen, die bei dem Referendar⸗ und Assessorexamen und anderen höheren Prüfungen durchfallen, sehr groß. Alle diese Dinge sind doch derartig, daß sie dazu auffordern, sich einmal zu. über legen, woher h. diese außerordentlichen Mißstände kommen. Es ist auch festgestellt worden, daß viele wissenschaftlich minderwertige Elemente fich dem Studium widmen. Diese Elemente sind doch zweifellos nur dadurch in die Unipersitäten hereingekommen, daß sie von den Anstalten entlassen worden sind, ohne die erforderliche wissenschaftliche Befähigung zum, Unkversitätsstudium zu besitzen. Ich muß dem Abg. Fromme zustimmen, der gestern bei der Be⸗ sprechung dieses Gegenstandes darauf hingewiesen hat, daß es not⸗ wendig fei, das Schälermaterial besser auszusieben. Wenn der Minister sagt, etwas Normales ist es nicht, wenn ein großer Prozentsatz in den Klassen sitzen bleibt, so muß ich demgegenüber bemerken, etwas Nor— males ist es auch nicht, wenn ein verhältnismäßig großer Prozentsatz in eine andere Klasse versetzt wird. Es ist geradezu eine Tendenz der jetzigen Zeit, zu viel Rücksicht zu nehmen auf schwache Schuler. Ist es nicht ein viel tw Unglück, wenn so und so diele Examinanden in den, höheren Examina durchfallen, als wenn 6. in den einzelnen Klassen sitzen bleiben? Viele Väter, deren Söhne im Referendar⸗ oder Assessorexamen durchgefallen waren, haben mir erklärt: was sollen wir nun noch mit den Kindern an— fangen, wir haben so viele Opfer gebracht, um unsere Söhne so weit zu bringen? Es muß wirklich einmal überlegt werden, ob das Aus⸗ schließen des Materials nicht besser in den Schulen geschieht, und ob nicht bei der Versetzung entschieden strengere Maßnahmen angewandt werden müssen. Ich kann den Maß egeln nicht zustmmen, die auch von der Regierung ergriffen worden sind, um nach dieser Richtung hin größere Nachsicht walten zu lassen. Ich möchte diese Rücksicht⸗ nahme, die man den jungen Leuten zuteil werden läßt, als eine un= nötige Härte bezeichnen. Je toleranter man in dieser Beziehung ist, desto schlimmer ist es für die Beteiligten. Sehr bedauerlich ist es, daß es so viele Anstalten gibt, wo die Schüler ganz besonders leicht zur Versetzung gelangen bzw. ihre Examina bestehen. Daß ist überall bekannt. Demgegenüber sollten wir die Anforderungen nicht herabfetzen, sondern steigern. Der Minister hat erwähnt, a das Kneipwefen an den Schulen abgenommen habe. Ich freue mi darüber. Aber ich möchte dem Minister einen Gegenstand vor Augen führen, der in der ganzen Monarchie sehr unangenehm empfunden wird. Dag ist die gesellschaftliche Inanspruchnahme der Schüler. Mir ist bekannt, daß an einer ganzen Anzah! von Anstalten alle pier Wochen Tanzabende für die Schüler höherer Klassen und von Zest zu Zeit Theaterveranstaltungen stattfinden. Auch werden vielfach große festliche Umzüge und dergleichen veranstaltet. Das sind alles Uebelstände, die in unseren Schulen im Laufe der Zeit eingersffen sind, und wenn sie auch teilweise nicht so erheblich sind, fo bitte ich doch den Minister, auch diesen kleinen Uebelständen gegen über ein wachsames Auge zu haben und nach Möglichkeit Abhilfe zu affen. fh fia Dr. He (Zentr.): Ich danke dem Minister dafür, daß er sich bereit erklärt hat, die berechtigten Beschwerden über Verletzung der Parität bei der AÄnstellung katholischer Lehrer zu beseitigen. Ich laube aber, aß der Minister nicht viel ausrichten wird, da der zauptfebler bei den Provingalschalkollegien zu suchen ist. Ich kann nicht anerkennen, daß das Prinzip meiner Patitätsberechnung falsch ist. Jedenfalls stelle ich aber mit Befriedigung fest, daß der
Regierungevertreter das Schlußresultat meiner statistischen Be= rechnung für richtig gehalten hat. Zu meinem Bedauern hin ich genötigt, auch beute wieder einige Fälle von Imparität an⸗ zuführen, da der Minister versucht — 5 meine diesbezüglichen Be⸗ hauptungen zu widerlegen. Bei den gesamten Anstalten von Berlin haben wir zum Beispiel keine einzige katholische Lehrkraft, obwohl die Gesamtzahl der katholischen Schüler 6,2 0/0 ausmacht, auch in Pommern liegen die Verhältnisse ähnlich; in Breslau haben wir 53 katholische Schüler, aber keinen katholischen Lehrer. (Der Redner führt noch eine weitere Anzahl von Fällen an, wo die Verhältnisse ähn⸗ lich liegen Ich habe bei meiner gestrigen Statistik übrigens nicht den Durchschnitt von ganz Preußen zugrunde gelegt, sondern ich bin auf die einzelnen Provinzen zurückgegangen. Am 1. Mai 1911 be⸗ trug die Zahl der anstellungsfähigen katholischen Kandidaten 520/é, am 1. Mai 1912 523 0/o. Diese unglaublich hohe Zahl kann man sich nur so erklären, daß die katholischen Kandidaten bon dem Augen⸗ blick an, wo sie in die Zahl der anstellungsfähigen Kandidaten ein⸗ treten, zurückgedrängt werden. Dle Katholiken müssen also auf die Anstellung viel länger warten als die Evangelischen. Ich hoffe, daß meine zahlenmäßigen Angaben den Minister zu einer Aenderung ver— anlassen; wir werden ihm dafür dankbar sein.
Ein Regierung kommissar: Ich habe gestern dargelegt, daß von den Schülern 34,245 /, von den Direktoren und Lehrern der An⸗ stalten 28,540, katholisch sind, habe aber auch gesagt, daß die Ver⸗ hältnisse an den einzelnen Anstalten für sich betrachtet werden müssen. In genauem Verhältnis müßten von den Direktoren 2972 60 katho⸗ sisch fein; es fehlen also nur 1518 09. Das katholische Minus ist also nur gering. Es gibt aber auch Anstalten, wo das Verhältnis um⸗ gekehrt ist. ;
Abg. Dr. Röchling (nl): Ich bitte, die Vorschulen auf⸗ recht zu erhalten und überall die normale dreiklassige Vorschule auszubauen. Eine einklassige Vorschule kann ihren Zweck nur un— vollkommen erfüllen. Bei der dreiklassigen Vorschule würde der Zuspruch der Schüler viel größer sein. Deshalb bitte ich den Minister, die Vorschulen an dem humanistischen Gymnasium in Saarbrücken zur normalen dreiklassigen Vorschule auszubauen. Da—⸗ gegen ist der Raummangel eingewendet worden, aber daran darf doch die Entwicklung der Schule nicht scheitern; dann muß eben ein Anbau ausgeführt werden.
Abg. Cassel (fortschr. Volksp.): Ich stehe auf dem Boden der Gleichberechtigung aller höheren Lehranstalten und habe diesen Standpunkt hier immer vertreten. Das hindert nicht, daß ich dankbar des humanistischen Gymnasiums gedenke, an dem ich ausgebildet bin, und für das ich immer eingetreten bin, jedoch nicht ausschließlich. Man muß sich in dieser Frage aber nicht alles von feinem warmen Herzen bestimmen lassen, sondern auf die Verhältnisse und Bedürfnisse der Gegenwart Rücksicht nehmen. Der Grundsatz der Gleichberechtigung muß aufrechterhalten werden, und alle Schulsysteme müssen in gleicher Weise gepflegt werden. Wenn mein Freund Eickhoff gegen Aeußerungen im Herrenhause ge⸗ fämpft hat, so lasse ich dahingestellt, was daran berechtigt war, aber der Abg. Eickhoff bespricht die Dinge mit der Kenntnis des Fach⸗ mannes, und man möge seine Ansicht teilen oder nicht, jedenfalls kann er daz Recht für sich in Anspruch nehmen, seine Meinung aus— zusprechen, ohne daß ihm der Vorwurf der Ueberhebung gemacht werden darf. Eine folche Art der Diskussion ist nicht angebracht. Der Minister hat darauf hingewiesen, daß nur relativ die Zahl der Gymnasien zurückgegangen ist, und das kommt nur daher, daß in früheren Zeiten weniger für Errichtung von Realanstalten gesorgt worden isl. Das beweist aber nicht, daß die Gymnasien von der Verwaltung zurückgedrängt werden. Der Minister hat recht, bei der Umwandlung von Gymnasien in Realanstalten nach dem Bedürfnis zu verfahren. Ich wünschte namentlich, daß dabei auf die Wünsche der Gemeinden Rüäcksicht genommen wird. Umgekehrt würde ich es verwerfen müssen, wenn Gemeinden, die ihr Gymnastum er— halten wollen, gezwungen werden, es zugunsten einer anderen Schulform aufzugehen. Auch dieser Zwang würde ein unberechtigter
Eingriff in die Selbstverwaltung fein. Gegen die Tendenz des ein⸗ heitlichen Unterbaueß für die verschiedenen höheren Schulsysteme
muß ich mich entschieden wenden. Die Vorschule für das humanistische Gymnasium muß von vornherein für das ganze Wesen und den ganzen Zweck des Gymnasiums eingerichtet sein. Haupt⸗ faktoren auf dem Gymnasium sind, nicht, allein, wie der Abg. Borchardt meint, das Lateinische und Griechische, sondern vor allem das Deutsche. Wenn der Abg. Borchardt ferner meint, daß das Lateinische und Griechische für die Mediziner entbehrlich wäre, so kenne ich viele Aerzte, die gerade auf anderem Standpunkte stehen. Es ist ferner nicht richtig, daß das Gymnasium nur eine Gelehrten⸗ schule sein soll. Auch heute, wo die Gleichberechtigung hesteht, werden auf dem Gymnasium auch an solchen Orten, wo alle Schul⸗ systeme vertreten sind, wie in Berlin, eine Menge junger Leute ge⸗ bildet, die sich nicht gelehrten Berufen widmen wollen, sondern technischen Berufen, dem Offiziersstande, dem Beruf des Kauf⸗ mannes usw. Die Schule soll nicht zu einer Sammlung von gewissen Kenntnissen erziehen, sondern eine formale Geistesbildung . Wir halten an dem humanistischen Gymnasium wegen seines hohen Fulturwertes fest und wünschen, daß seine Grundlagen nicht verändert werden. Das humanistische Gymnasium hat immer dazu beigetragen, die Liebe zum Vaterlande zu heben, sowie der Pflege des Guten, Schönen und Wahren zu dienen, und wir würden es lebhaft bedauern, wenn das Studium der klassischen Sprachen nur den ge⸗ lehrten Berufen vorbehalten bleibt. Es liegt uns aber fern, den Wert der anderen Schulen zu verringern. Ich bin überjeugt, daß das humanistische Gymnasium neben den anderen Schulen seine Wesenzart behalten wird, aber ich halte es doch für notwendig, daß der Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern vertieft und ge— fördert wird. In Berlin haben wir einen Mathematiker und einen Naturwissenschaftler zu Gymnasialdirektoren gewählt, damit auch diese Schulen den Oberrealschulen im naturwissenschaftlichen Unterricht nicht nachstehen. Der Abg. von Goßler hat dann bedauert, daß ein jüdischer Gymnasialrirektor von der Regierung hestätigt worden ist. , . muß ich betonen, daß jeder Deutsche, ohne Unterschied der Konfession, nach der Verfassung berechtigt ist, ein Amt zu bekleiden, für das er seine Befählgung nachgewiesen hat., Ich glaube nicht, daß der Herr nicht fähig sein soll, die Disziplin in seiner Schule aufrechtzuerhalten, das wird wohl nur ein künstlicher Einwand sein. Im übrigen fragt es sich, ob die Disziplin besonders gestärkt wird, wenn aug diesem Hause solche Bedenken geltend gemacht werden. Ich hoffe, daß die Regierung etwaigen unbegründeten Klagen, die eine Schwächung der Disziplin zur ge haben können, mit der nötigen Unbefangenheit entgegentritt.
Abg. Dr. von Savigny Gentr.) trägt eine Reihe von Wünschen aus Oberlehrerkreisen vor und ersucht den Minister u. a., den Zeitungsgerüchten entgegenzutreten, wonach die Gehälter der Richter demnaͤchst erhöht würden, um einen Unterschied zwischen der Befoldung der Richter und derjenigen der Oherlehrer herbeizuführen. (Die weiteren Ausführungen des Redners bleiben auf der Tribüne völlig unverständlich.)
Die Debatte wird geschlossen. Persönlich bemerkt
Abg. Eickhoff (fortschr. Volksp.): Der Abg. Strosser hat mir den Vorwurf der Ueberhebung gegenüber dem Professor Hille⸗ brandt gemacht. Ich habe nur die Ausführungen des Professors Hillebrandt zurückgewiesen, die darauf hinauslaufen, den Grundsa der Gleichwertigkeit der höheren Lehranstalten zu durchbrechen. J kann es ruhig dem Urteile des Hauses überlassen, ob das eine Ueberhebung meinerseits gewesen ist.
Die Abgg. Sauermann (Sentr.), Dr. Gaigalat (kons.) und Wodarz Gentr.) bedauern, daß sie durch die Schließung der , verhindert seien, eine Reihe von Wünschen zur Sprache zu ringen.
it Hirsch⸗Berlin (Soz.) protestiert gegen die Zulässigkeit des Schlußantrageg, weil darin eine unzulässige Beschränkung der Redefreiheit liege.
Vijepräsident Dr. Krausse erklärt, daß er nach der Geschäfts= ordnung verfahren habe.
Es folgt die Beratung der Etatspositionen für die höheren Lehranstalten für weibliche Schüler.
Abg. von Goßler (kons): Die Erfahrungen haben er⸗ geben, daß der Weg, den wir auf dem Gebiete des Mädchenschul⸗ wesens beschritten haben, im großen und ganzen richtig ist. Wir haben die besonderen Verhältnisse der Mädchenschulen nach jeder Richtung hin berücksichtigt. Die Grundzüge, die wir dabei festgelegt haben, dürfen daher nicht geändert werden. Dlesbe⸗ zügliche Versuche sind aber vorhanden. Auf der einen Seite sind die Anhänger der extremen Frauenbewegung bestrebt, die Anforderungen der Mädchenschulen nach Möglichkeit in die Höhe zu schrauben, während man auf der anderen Seite bemüht ist, die Anforderungen herunterzusetzen. Demgegenüber müssen wir den Wert und die Be⸗ deutung der Mãdchenstudienanstalten durchaus anerkennen. Wir halten es für wünschenswert, daß ihre Anzahl vermehrt wird, und daß auch die kleinen Städte dazu übergehen, solche Anstalten zu gründen. Es wird das zweifellos zum Segen der weiblichen Jugend gereichen. Immerhin bestehen noch eine Reihe von Hemmungen und Schwierig⸗ keiten auf diesem Gebiete, die noch beseitigt werden müssen, besonders hinsichtlich der praktischen Ausbildung. Ich habe mit Freuden be⸗ grüßt, daß der Minister eine Prüfung der Verhältnisse zugesagt hat. Ich bitte den Minister, sein ganz besonderes Augenmerk auf die Zu⸗ sammenstellung des Lehrplanes zu richten. Leider liegen die Verhaͤlt⸗ nisse bezüglich des Privatmädchenschulwesens nicht so günstig, sodaß die Erkenntnis sich nicht mehr von der Hand weisen läßt, daß das Privatschulwesen dem Untergang entgegengeht, wenn nicht energisch eingegriffen wird. Die Her che liegt in erster Linie in den gesteigerten Anforderungen, welche an die Mädchenschulen gestelt werden. Aber auch die rigorose Art, mit der manche Stadt verwaltungen den Mädchenschulen gegenüber vorgegangen sind, trägt dazu bei Wo es sich um gesunde und, gutgehende Pr watanstalten handelt, da verfuchen die Kommunen oft, diese Konkurrenz totzumachen. Der Grundfehler liegt darin, daß man bon den Privatschulen die gleichen Leistungen verlangt wie von den öffentlichen, daß man ihnen aber nicht dieselben Rechte gegeben hat. Dazu kommt die finanzielle Uebermacht der städtischen Schulen. Daher ist es begreiflich, daß die Privatschulen in eine gewisse Bedrängnis geraten. Meine Freunde haben die Wünsche nach gesetzlicher Regelung des preußischen Schulwesens von Anfang an für berechtigt gehalten aber sie haben sich auch niemals den großen Bedenken verschließen können, die sich diesem Wege entgegenstellen. Wenn wir einmal zu einer solchen Regelung gekommen sein werden, wird es uns nicht mehr möglich sein, die Bedürfnisfrage zu prüfen, und es besteht die Ge— fahr, daß die Schwierigkeiten, mit denen die Pävatschulen zu kämpfen haben, noch größer werden, als sie jetzt sind. Wir glaubten bisher mit der Auffassung auskommen zu können, daß eine verständnisvolle Verwaltungspraxis, die die Verhältnisse bei Neugründungen von Schulen zu berücksichtigen hat, in Ver— bindung mit einer weitgehenden finanziellen Unterstützung noch jmmer der beste Weg wäre. Wenn wir nun aber sehen, wohin diese Praxis geführt hat, dann fragt es sich, ob es nicht angebracht wäre, eine gesetzliche Regelung herbeizuführen. Deshalb bitte ich, den Minifter, diese Angelegenheit eingehend zu prüfen. Ferner bitte ich den Minister, daß er bei der Durchsetzung der Anforderungen auf Grund der Mädchenschulreform den Privatschulen mögiichst weit⸗ gehendes Entgegenkommen zeigt. Ich möchte noch betonen, daß wir die Erhöhung des Unterstützungsfonds mit großer Genugtunng und Be— friedigung begrüßen und auch künftig bereit sind, die Fonds, soweit erforderlich, noch weiter zu erhöhen. Uns liegt die Erhaltung der Privatschulen sehr am Herzen. Wir würden es für ein großes Ünglück für unfer Volksleben halten, wenn die Privatschulen mit all ihren Verdiensten verschwinden.
Abg. Dr. Kaufmann (Zentr.): Den Ausführungen des Vor⸗ redners kann ich nur zustimmen. Auch wir erkennen die überaus wich tige Stellung, die die Privatschulen in Preußen einnehmen, vollkommen an. Neben der Studtenanstalt gibt es noch andere Wege, um die Mädchen den modernen Verhältnissen entsprechend auszubilden. Dazu dient in erster Linie die alte höhere Mädchenschule. Ich würde es bedauern, wenn der Weg zur Universität ausschließlich durch die Studienanstalt genommen werden könnte, und diejenigen Madchen vom [ ,,, ausgeschlossen würden, die durch die Lyzeen gegangen sind. Wenn sie das Oberlyzeum absolviert haben, sollen sie erst zwei praktische Probejahre durchmachen, ehe sie zur Universität gehen. Dieser sogenannte vierte Weg zum Universitäts⸗ studium bedeutet eine große Erschwernis, da viele Damen die zwei Jahre ohne Entschädigung nicht durchmachen können. Die Frauen⸗ schulen haben bisher keine großen Erfolge gehabt, man sollte ihnen deshalb gewisse Berechtigungen geben, z. B. zur Ablegung des Examens als Haushaltungslehrerin oder dergleichen. Wenn die Frauenschulen den Haushaltungsunterricht in ihren Lehrplan auf⸗ nehmen würden, so würde das ein richtiges Gegengewicht gegen eine übertriebene wissenschaftliche Ausbildung sein. Die Mädchenschul⸗ reform hat viele Privatschulen in Not gestürzt; für die Uebergangs⸗ zeit ist eine wohlwollende Behandlung der Privatschulen zugesagt worden, aber tatsächlich ist ihnen das Leben doch sehr erschwert worden, und ich kann die Unterrichtsverwaltung nur bitten, jede Härte zu vermeiden. Ein Unrecht von den Kommunen ist es, wenn sie die Lehrerinnen, die sie sich auf dem sogenannten vierten Wege verschafft haben, nicht als Oberlehrerinnen anstellen. Eine kleinliche, schikanöse Behandlung muß ich es nennen, wenn von einem Provinzialschulkollegium einer Studienanstalt verboten ist, in ihrem Programm ganz bescheiden zu vermerken, welche Prüfungen ihr Lehrstuhl habe; darin wurde eine unberechtigte Titelführung er⸗ blickt. Im allgemeinen bitte ich die Unterrichtsverwaltung, die privaten Mädchenschulen so wohlwollend wie möglich zu behandeln.
Abg. Fromm e (nl): Die höheren Lehranstalten für die weib⸗ liche Jugend sind in erfreulicher Entwicklung mit Ausnahme der Frauenschule, die wohl an dem Umstande krankt, daß sie nur von jungen Mädchen besucht werden kann, die die sichere Aussicht haben oder zu haben glauben, sich zu ver— helraten. Bei den Lyzeen ist der Uebelstand hervorgetreten, daß überall dort, wo in einer Stadt neben einem Lyzeum eine Studtenanstalt besteht, die Schülerinnen des Lytums nach der Versetzung von der dritten in die zweite Klasse zur Studienanstalt übergehen und das Lyzeum somit seiner besten Schülerinnen beraubt wird. Die Lyzeen sollen doch die eigentlichen höheren Bildungs⸗ anstalten für die Mädchen sein, denn es kommt für die Mädchen nicht in erster Reihe auf die Vorbereitung für das Studium an, das doch nur ausnahmsweise für das weibliche Geschlecht in Frage kommt, sondern auf die Vorbereitung für ihren eigenen Beruf. Infolge der Abwanderung der besten Schülerinnen aus den obersten Klassen können sich die Lyzeen nicht zur vollen Leistungs ähigkeit entfalten und verlieren an Ansehen zugunsten der Studien⸗ anstalten, die vielfach nur aus Eitelkeit, besucht werden. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, schlagen die Direkteren der Lyzeen vor, daß der sogenannte vierte Weg des Zuganges zur Universität für alle Studienfächer in derselben Weise eröffnet werde wie den weib⸗ lichen Oberrealschulen. Die drei Wege der Studienanstalten, der gymnasialen wie der realgymnasialen und der Oberrealschulen haben die höheren Mädchenschulen mit den Knabenschulen gemeinsam, der vierte Weg ist ihnen eigentümlich. Dieser Weg bestand bisher darin, daß die Abiturientinnen der Lyzeen, nachdem sie das Lyzeum oder Oberlyzeum Und das praktische Semmarjahr und zwei Jahre im praktischen Schuldienst durchgemacht hatten, die Uaiversität be⸗ fuchen konnten, aber nur, um sich auf den Oberlehrerinnenberuf vorzubereiten. Man will nun den wissenschaftlichen Charakter in den drei oberen Klassen so ausbauen, daß beim Abgang eine der Sberrealschulprüfung gleichartige Prüfung abgelegt werden kann. Dann könnten die Schülerinnen der Oberlvzeen ebenso wie die der Sladienanstalten zum Studium in allen Fächern zugelassen werden, natürlich nachdem sie eventuell eine Nachprüfung im Lateinischen und Griechischen gemacht haben. Dadurch würde die Geschlossenheit der
v betrugen die Einahmen vorläufig 2220 091 , vorläufig 2 048 992 M, endgültig 2 275 351 416. 1
Schule gewahrt und die Abwanderung der besten Schülerinnen ver⸗ hindert, weil dann auch diejenigen, die studieren wollen, das Lyzeum ganz durchmachen können. Dieser Vorschlag verdient die größte Be— achtung und eine wohlwollende Erwägung durch die Regierung. Bei diesem Vorschlag wird auch die jetzt zu früh geforderte Entscheidung über die Wahl des Berufs vermieden; es steht fest, daß der weibliche Organismus gerade um daz 16. Jahr herum der Schonung bedarf.
Abg. Ern st (fortschr. Volksp.): Die Mädchenschulreform hat sich im allgemeinen bewährt. Die Ausbildung der Mädchen darf keine Halbheit bleiben, sie muß der Ausbildung der Knaben eben⸗ bürtig zur Seite treten. Auch wir wünschen, daß den Privatschulen 6 wird, und daß man ihnen mehr Entgegenkommen zeigt als isher. Die Privatschulen sind notwendig, deshalb sollte man sie auch unterstützen. Ich bitte daher den Minister, größere Mittel in dem Etat für die Unterstützung der Prwatschulen bereit zu stellen. Ich hoffe, daß der Minister, der sein Wohlwollen schon wiederholt den Privatschulen gegenüber bewiesen hat, auch ferner alles tun wird, was in seinen Kräften steht.
Um 5i / Uhr vertagt das Haus die weitere Beratung des Kultusetats auf Mittwoch, 11 Uhr.
Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichs amt des Innern zusammengestellten Nachrichten für Handel, Industrie und Land⸗ wirtschaft !).)
Winke für Gläubiger bei Konkursen in den russischen Dstseeprovinzen.
Für das Konkursverfahren in den russischen Ostseeprovinzen gelten die Vorschriften des russischen Konkursrechts (vergl. Leske u. Töwenfeldt, Rechtsberfolgung im internationalen Verkehr, Berlin 1897. Bd. I S. 6809 ff.). Die Vermittelung eines Rechtsanwalts am Platze ist für den deutschen Gläubiger zur Wahrnehmung seiner Interessen, zur Bewirkung der Anmeldung und weiteren Vertretung im Konkursberfahren unerläßlich. Die Veröffentlichung des vom Bezirksgericht erlassenen Konkursdekrets erfolgt in der „Peters burger Senats⸗Zeitung“, danach in den betreffenden Gouvpernements⸗ zeitungen und in zwei St. Petersburger fremdsprachigen Zeitungen (darunter die deutsche „St. Petersburger Zeitung?), später auch in dem ‚Rigaer Börsenblatt'. Rechtzeitig wird der deutsche Gläubiger nur durch seinen Platzvertreter Nachricht von einem eingetretenen Konkurse erhalten knnen. Vom Tage der Veröffentlichung in der Senatszeitung ab läuft eine viermonatige Frist zur Anmeldung der Forderungen beim Bezirkegericht. Die Anmeldung ist in russischer Sprache abzufassen, ist stempelpflichtig und braucht nicht beglaubigt zu sein. Dagegen müssen die die Anmeldung begleitenden Urkunden, wie Verträge, Wechsel, Buchauszüge notartell be⸗ glaubigt und von dem zuständigen russischen Konsul legalisiert sein. Neben dem ordentlichen Konkursverfahren gibt es das in dieser Form den russischen Ostseeprovinzen eigentümliche gericht⸗ liche Beitreibungsverfahren, das eintritt, wenn mehrere Gläubiger gegen den nämlichen Schuldner und in die nämlichen Ver— mögensobjekte Vollstreckung beantragen und der Erlös der Ver⸗ steigerung zur Deckung aller Forderungen nicht ausreicht; alsdann ist der Gerichtsvollzieher verpflichtet, den Eclös dem Bezirksgericht aus zuliefern, das dann ein Verteilungsverfahren eröffnet, dem innerhalb sechs Wochen auch andere Gläubiger mit vollstreckbarem Titel beitreten können. Eine Veröffentlichung über das gerichtliche Beitreibungs⸗ verfahren findet nicht statt, auswärtige Gläubiger können darüber nur durch ihre Platzyertreter Kenntnis erhalten. Auch hierbei ist die Mit⸗ wirkung eines Rechtsanwalts nicht zu umgehen. (Bericht des Kaiser⸗ lichen Konsulats in Riga.)
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 3. April 1913:
Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen Gestellt .. zo 265 lo 89g Nicht gestellt. — — —
Um sich für die Veiluste aus Streiks und Aussperrungen eine feste und autzreichende Entschädigung und damit zugleich einen finan— ziellen und moralischen Rückhalt für alle Fälle von Arbeiterbewe⸗ gungen zu sichern, hat sich kürzlich der Verband der Grantt⸗ industriellen des Fichtelgebirges“ dem Deutschen In⸗ dustrieschutzverband (Sitz Dresden) n geschlos fe. Dadurch und durch Beitritt zahlreicher Einzelfirmen hat die Mitgliederzahl die Zahl 4000 überschritten. In den Betrieben dieser 4000 Firmen ind rund 320 900 Arbeiter mit einer Lohnsumme von rund 340
dilllonen Mark.
. Nach einem vorläufigen Jahresbericht der Han del skammer zu Flens burg für das Jahr 1912 ist das Jahr 1912 im allgemeinen für die Reeder des Kammerbezirks so günstig verlaufen, daß es allen Betrieben möglich war, wieder auf eine gesunde Basis zu kommen. Allerdings ist das Jahr nicht ohne Störungen für die Schiffahrt vorübergegangen. Besonderg der Kohlenarbelterstreik in England sowie der Londoner Dockstreik haben den Schiffen des Be⸗ zirks einen längeren Aufenthalt und, dadurch stärkere Verluste gebracht, aber die durch diese Umstände zurückgehaltene, Ton nage brachte die Frachten auf anderen Märkten in die Höhe, und dieser Umstand wirkte so nach, daß zum Herhst eine starke Knapp⸗ heit an Schiffsraum eintrat. Die Hochkonjunktur in der Industrie und der dadurch hervorgerufene starke Export suwie die großen Trans porte an Kohlen und an Getreide brachten schließlich die Frachten auf eine außerordentliche Höhe, und es wurden sehr gute Gewinne erzielt. Zum Schluß des Jahres ist der Frachtenmarkt allerdings auf einen normalen Stand zurückgegangen. Im übrigen wirken die außerordent⸗ lich gesteigerten Prelse der Bedarfgartikel sowie die sehr hohen Bunker⸗ kohlenpreise mäßigend ein. Die Mannschafttlshne haben die Reedereien des Beztrkeg im, verflossenen Jahre erhöht, ebenfalls sind die Gagen der Maschinisten, Steuerleute und Kapitäne wesentlich erhöht worden. Von Mannschaftsstreiks blieb der Bezirk verschont. Die in der ostasiatischen Küstenfahrt beschäftigten deutschen Dampfer haben im Jahre 1912 im ganzen recht günstige Resultate erzielt. Wenn auch die Frachten nur zögernd der allgemeinen Steigerung gefolgt sind, so machte sich der starke Abfluß von Tonnage nach anderen Märkten doch in wachsendem Umfange fühlbar, und trotz des an sich geringen Um= gie. des Geschäftes zogen die Raten langsam an. Gegen Ende des
ahres nahm diese Besserung ein schnelleres Tempo an, da erkenntlich wurde, daß die Ernten in Siam und Cochinchina nach zwei Fehlernten einen n Auefall versprachen und die vorhandene Räumte andauernd knapp
lieb. Es sind daher für Lieferung im Februar / März 1913. Zeit- charters für längere Dauer zu Raten geschlossen worden, wie sie seit langen Jahren in Ching nicht erhältlich waren und die den guten in europäischer Fahrt bezahlten Raten nicht nachstehen. Die Aussichten für die ostasiatische Küstenfahrt für das Jahr 1913 werden als recht günstig beurtellt. Ein Rückschlag ist nur dann zu erwarten, wenn infolge eines Zusammenbruchs anderer Märkte die verzogene Tonnage wieder nach dem Osten zurückflutet.
— Die Einnahmen der Lübeck-Büchener Eisenbahn be⸗ trugen im März 1913 vorläufig 828 832 M, gegen das Vorjahr orläufig 745 316 „, endgültig 834 838 66. Seit dem 1. Janugr
fest in den Monat März, 1912 in den Monat April. — Laut Mel⸗ dung des W. T. B.“ betrugen die Einnahmen der Mazedonischen Eisenbahn (Salonikt Monastir) vom 12. bis 18. März 1913: Stammlinie (219 km) 53 160 Fr. (weniger 26 806 Fr.), seit 1. Ja—⸗ nuar 1913: 608 144 Fr. (weniger 25 522 Fr). — Die Einnahmen der Anatolischen Gisenbahnen betrugen vom 19. bis 25. März 1913: 223 289 Fr. — 17 282 Fr.), seit 1. Januar 1913: 2 469 5891 Fr. ( 467 285 Fr).
New Jork, 8. April. (W. T. B.) Der Wert der in der vergangenen Woche ausgeführten Waren betrug 18 660000 Dollar gegen 21 660 000 Dollar in der Vorwoche.
Kursberichte von auswärtigen Fond smärkten.
Hamburg, 8. April. (W. T. B.) Gold in Barren das Kilogramm 2790 Br., 2784 Gd., Silber in Barren das Kilogramm 80,75 Br., 80, 25 Gd.
Wien, 9. April, Vormittags 10 Uhr 45 Min. (W. T. B.) Einh. 4000 Rente M/ N. pr. ult. 83,900, Einh. 40so Januar / Juli pr. ult. 83, 00, Oesterr. 40 Rente in Kr.⸗W. pr. ult. g3, 10, Ungar, 40ĩ0 Goldrente 191,95, Ungar. 40/9 Rente in Kr. W. 82 05, Tuärkische Lose per medio 227,50, Orientbahnaktien pr. ult. — —, Desterr. Staatsbahnaktien (Franz.) pr. ult. 704,50, Südbahn⸗ gefellschaft (Lomb.) Akt. pr. ult. 117, 50, Wiener Bankvereinaktien Bos, 00, Oesterr. Kreditanstalt Akt. pr. ult, 619,090. Ungar. allg. Kreditbankaktien 809 00, Oesterr. Länderbankaktien 518,50, 6 aktien 588, 00, Deutsche Reichsbanknoten pr. ult. 17.92, Brüxer Kohlenbergb.⸗Gesellsch⸗ Akt. — —, Oesterr. Alpine Montangesell⸗ schaftsaktien 1022 50, Prager Eisenindustrieges. Akt. 3426,00. — Fest auf Einstellung serbischer Truppentransporte nach Albanien, jedoch reserviert; nut Montan⸗ und Bankwerte lebhafter.
London, 8. April. (W. T. B.) (Schluß.) 2xo /g Eng- lische Konsols 743, Silber prompt 272164, 2 Monate 273. Prival⸗ diskont 4. — Bankeingang 40 090 Pfd. Sterl.
Paris, 8. April. (W. T. B.) (Schluß.) 30 Franz.
Rente 86,55.
Madrid, 8. April. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 108,50.
Lissabon, 8. April. (W. T. B.) Goldagio 16.
New Jork, 8. April. (W. T. B.) (Schluß.) Die Tendenz der Börse war bei Beginn im Hinblick auf die ungeklärte Balkan lage nicht einheitlich, doch zogen die Kurse bei lebhaftem Geschäft unter Führung von Kohlenbahnaktien und Kupferwerten bald um 1 bis 14 Dollar an, da man erwartete, daß die Kupferstatistik günstig lauten werde. Unter dem Druck von Realisationen und Abgaben der Baissespekulation traten im weiteren Verlaufe Abschwächungen ein, wobei Unions besonders matt lagen. Schließlich waren der günstige Bericht des Ackerbaubureaus und die Kupferstatistik, die zunächst un⸗ beachtet blieben, von anregendem Elnflusse, und der Schlußberkehr vollzog sich in strammer Haltung. Von leitenden Werten gewannen die Aktien der Kohlenbahnen bis 23, Canadas 13 und Amalgamated Copper Shares 21 Dollar. Aktienumsatz 456 900 Stück. Tendenz für Geld: Fest. Geld auf 24 Std.⸗Durchschn. Zinsrate 4, do. Zins⸗ rate für letztes Darlehn des Tages 34, Wechsel auf London 4,8320, Cahle Tranzfers 4,8760, Wechsel auf Berlin (Sicht) 9g52.
Rio de Janeiro, 8. April. (W. T. B.) Wechsel au London 169.
2
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.
Magdeburg, 9. April. (W. T. B.) Zuckerbericht. KRornzucker 88 Grad o. S. 9,65 — 9, 75. Nachprodukte 75 Grad o. S. ; Stimmung: Ruhig. Brotraffinade J1 o. Faß — —. Kristall zucker J1 m. S. —— Gem. Raffinade m S. ——— Gem. Melis J mit Sack — — Stimmung: Geschäftslos. Rohzucker J. Produkt Transit frei an Bord Damburg: April 9,87 Gd. 9, 24 Br., — — bez., Mai 9,974 d., 10,09 Br., — — bez., Juni 10 095 Gd., 10,10 Br., — — bez., August 10,25 Gd,
Br., — — bez., Oktober⸗Dezember 10,190 Gd., 12,123 Br.,
bez., Januar⸗März 10,223 Gd., 1025 Br., — — bez. —
Stimmung: Ruhig. April. (W. T. B.) Rüböl loto 69,00 für
Cöln, 8. Mail 67, 00.
Bremen, 8. April. (W. T. B) Sch malß. Schwach. Loko, Tub und Firkin 58, Doppeleimer 59. — Kaffee. Ruhlg. — Baumwolle. Untätig. American middling loko 641.
Hamburg, 9. April, Vormittags 10 Uhr. (W. T. B.) Zuckermarkt. Ruhig. Rübenrohzucker JI. Produkt Basis s88 9 Rendement neue Usance, fret an Bord Hamburg, für April 7, 90, für Mai 1099, für Juni 19965, für August 1026, für Oktober⸗Dezember 10,124, für Januar⸗März 10,25.
Hamburg, 9. April. Vormittags 19 Uhr 15 Minuten. (W. T. B) Kaffee. Stetig. Good average Santos für Mai b66 Gb., für September 57 Gd., für Dezember 56 Gd., für
März 566 Gd. 8. April, Vormittags 11 Uhr. (W. T. B.)
J Raps für August 16,70.
(W. T. B.) Rübenrohzucker 88 oso April 9g sh. 10 d. Wert, ruhig. Javazucker 96 / prompt 10 sh.
London, 8. April. 105 d. Wert, ruhig. (W. T. B.) (Schluß.) Standard
London, 8. April. Kupfer stetig, 681, 3 Monat 683.
Liverpool, 8. April, Nachmittags 4 Uhr 10 Minuten. (W. T. B) Baum wolle. Umsatz 10 099 Ballen, davon für Spekulation und Export 4 Ballen. Tendenz: Willig. Amerikanische middling Lieferungen: Stetig. April⸗Mal 6,68, Mai-⸗Juni G68, Junl⸗Juli 6,65, Juli⸗August 6,60, August September 6,49, Sep⸗ tember⸗Oktober 6, 33, Oktober⸗November 6,24, November⸗Dezember 6,21, Dezember⸗Januar 6,19, Januar⸗Februar 6,18.
Manchester, 8. April. (W. T. B) 20 Water twist, courante Qualität (Hindley) 93, 30 r Water twist, courante Qualität (Hindley) 103, 30r Water twist, bessere Qualität 113, 40 r Mule, courante Qualität (Hindley) 111, 40 r Mule, courante Qualität (Wilkinson) 124, 42 r Pincops (Reyner) 1093, 32 r Warpcops (Lees) 103, 36r Warpcops (Wellington) 124, 66 r Cops für Nähjwirn (Hollands) 20, 80 r Gopt für Nähzwirn Hollands) 241, 100 r Cops für Nähzwirn (Hollands) 31, 120r Cops für Nähzwirn (B u. I) 36, 40 r Doubling twist (Mitre) 139, 60 r Doubling twist (Roc) 168, Printers 31r 125 Jards 17/17 384. Tendenz: Ruhig.
Glasgow, 8. April. (W. T. B.) (Schluß.) Roheisen Middlesbrough warrants stetig 656.
Paris, 8. April. (W. T. B.) (Schluß.) Rohzucker ruhig, 880 o neue Kondition 28 — 273. . Zucker stetig, Nr. 3 für 100 kg für April 32, für Mal 323, für Mal⸗ August 323, für Oktober⸗Fanuar 323.
Amsterdam, 8. April. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 4g. — Baneagzinn 1321.
Antwerpen, 8. April. (W. T. B.) Petroleum. Raffinterteg Type weiß loko 23 bez. Br. Do, für April 233 Br., do. für Mai 234 Br., do. für Junt⸗Juli 24 Br. Fest. — Schmalz für April 149.
New Hgork, 8. April. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle loko middling 12,60, do. für Mat 12,12, do. für Juli 1206, do. in New Orleans loko middl. 128, Petroleum Reflned (in Cases) 10,30, do. Standard white in New Jork 8,50, do. Credit Balances at Oil City 250, Schmalz Western steam 11,10, do. Rohe u. Brothers 11,80, Zucker fair ref. Mugcovadog 292, Getreidefracht nach Liverpnol 24, Kaffee Rio Nr. 7 loko 118, do. für April 10,52, do. für Jun 10,77, Kupfer Standard loko 14375 — 15,25, Zinn 48 00 - 48.25.
66n das n 13 fiel das Oster⸗
Rente
Groß handelspreise von Getreide an deutschen und fremden Bõrsenplãtzen für die Woche vom 31. März bis 5. April 1913 nebst entsprechenden Angaben für die Vorwoche. 1000 kg in Mark. (Preise für greifbare Ware, soweit nicht etwas anderes bemerkt.)
Woche Da⸗ 31.3. gegen bis 5.4. Vor⸗ 1913 woche
163,80 203, 70 160,00
Berlin.
Roggen, guter, gesunder, mindestens A12 g das 1.19 . Wel zen, ö 1 755 g das 1. ö Safer, ö 4560 g das 1. ĩ
Mannheim.
Roggen, Pfälzer, mittel w Weljen, Pfälzer, amerikanischer, rumänischer, Hafer, badischer, russischer, La Plata, mittel .. Gerste badische, Pfälzer, mittel ..
Futter⸗, mittel Mals, La Plata
178,75 235,63 180,33 181,88 161,25 160 55
178,75 235,00 180 83 181,K,88 162,50 160,00
Roggen, Pester Boden Welzen, 6 ö hash⸗ ungarischer, 1 erste, slowakische Mais, ungarischer.
168,51 21170 176. 13 16635 14326
164,56 203 44 167,94 169,34 137,56
Bu dapest.
Roggen, Mittelware...... Weizen, ö.
Dafer, = 178.25 Gerste, Futter ⸗ = ö J 143,70 Mais, 130,83
16148 189,77
159,83 189,29 177,64 143,04 125,32
Roggen, 71 bis 72 kg das hl... Welzen, Ulka, 75 bis 76 kg das hl Riga.
Roggen, 71 bis 72 kg das hl .... Weljzen, 78 bis 79 kg das br...
Paris. lieferbare Ware des laufenden Monat
Antwerpen. Donau⸗, mittel ....
116,16 157,08
115,73 157,29
131,00 16460
130,82 164,95
Roggen
164,15 Weizen
163,88 231,83
234, 62
171.53 165,81 169,52 179,98 179,66
168,71 163.97 167,99
17747
Manitoba Nr. 2 Kansas Nr. 2 Kurrachee Kalkutta Nr. 2
Am sterdam. 135,970 149,35 159,49 165,1 110,45 120,56
136.28 149,91 168,53 164, 84 111,95 120,37
London. Weizen ⸗ engl. ,. (Mark Lane) Weizen englisches Getreide,
160,05 148,86
147 29 135, 58 152,3
159, 0 118,72 146,76 14149 154,97
Hafer Mittelpreis aus 196 Marktorten Gerste (Gazette averages)
Liverpool.
170,18 173,47 171,59 173,00 180,52 186,63
17001 165,54 169 54 T3, 39
187.86 137,76 149, 90 132 91 135,73 123,52
Manitoba Nr. 2 La Plata Kurrachee Australier
8. englisch weißer 135,80
erste, Futter⸗ Kurrachee 133,19
⸗ Ode ö ) 125,52
Mals 1
123, 17
Weizen
La Plata...
140,54 139,26 138,69 S9, 84
138,27 137,65 137, 11
87, 65
Weizen, Lieferungsware Mai ö
September
171,99 149,45 148,74 147,88
roter Winter⸗ 6 . dd
. 151 75 Weijen Lieferungsware ͤ Juli 160, 02 September 149, 10
. Buenos Aires. H en Durchschnittzware ...... / ) Neue Ernte.
i) Angaben liegen nicht vor.
145,21 90, 87
14521 Sg Is
Bemerkungen.
1Imperial Quarter ist für die Weizennotiz an der Londoner , — 504 Pfund engl. gerechnet; . die aus den Um⸗ ätzen an 196 Marktorten des Königreichs ermittelten Durchschnitts⸗ . für einheimisches Getreide (Gazette averages) ist 1 Imperial uarter 6 — 480, Hafer — 312, Gerste — 400 Pfund engl. angesetzt; 1 Bushel Weizen — 60, 1 Bushel Mais — 56 Pfund englisch, 1 Pfund englisch — 455,6 g; 1 Last Roggen — 2100, Weizen — 2400, Mais — 2000 Eg. Bei der Umrechnung der Per. in Reichswährung sind die aus den einzelnen , en im „Reichsanzeiger ermittelten wöchent⸗ lichen Burchschnittswechselkurse an der Berliner Börse zugrunde gelegt, und zwar für Wien und Budapest die Kurse auf Wien, für London und Liverpool die r auf London, für 2 und Neu Nork die Kurse auf Neu Jork, für Odessa und Riga die Kurse ö. St. Peters burg, für ir, Antwerpen und Amsterdam die Kurse an diese Plätzr. Preife in Buenos Aires unter Berücksichtigung der Goldprämie.
Berlin, den 9. April 1913.
Kaiserliches Statistisches Amt. Delbrück.