Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Kaufmann Matthias Hübsch in Flensburg und dem
Kaufmann Ernst Kallsen ebendort den Charakter als Kom—⸗ merzienrat zu verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Kaufmann Gustav Floersheim, Teilhaber der offenen Handelsgesellschaft J. M. Heimerdinger in Wiesbaden, das Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten,
dem Kaufmann Hermann Haß en in Kiel das Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten un
dem Br. jur. Friedrich Jänecke, Mitinhaber der Firma Gebrüder Jänecke in Hannover, das Prädikat eines Königlichen Hofbuchdruckers zu verleihen.
Ministe rium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Zur Ausführung von Pflanzen- und Obstuntersuchungen beim Hauptzollamt Kiel ist der Professor Reibisch in Kiel zum Sachverständigen und der Privatdozent der Zoologie Dr. Gerhard Kautz sch ebendaselbst zum Sachverständigenstellvertreter ernannt worden.
Finanzministerium.
Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Pinneberg, Regierungsbezirk Schleswig, ist zu besetzen.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. April 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern im Königlichen Schlosse in Homburg vor der Höhe den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generals der In— fanterie Freiherrn von Lyncker entgegen.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundes rats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
Der Königlich siamesische Gesandte Phya Sridhama⸗ J ana hat Berlin mit längerem Urlaub verlassen. Während einer Abwesenheit führt der Legationssekretär Luang Bhinich Virajkich die Geschäfte der Gesandtschaft.
8. ö . h ̃ * nd S.
Hankau eingetroffen.
Württemberg.
Seine Königliche Hoheit der Prinz von Wales ist gestern abend, von Seiner Majestät dem König zum Bahnhof geleitet, nach herzlicher Verabschiedung von Stuttgart nach Paris abgereist.
Deutsche Kolonien.
Der Kaiserliche Gouverneur des Schutzgebiets Kamerun Ebermaier wird nach einer von „W. T. B.“ verbreiteten telegraphischen Meldung von seiner großen Hinterlandreise An—⸗ fang Juni wieder an der Küste eintreffen.
Die Regulierung der Grenze von Kamerun und Britisch Westafrika vom Tschadsee bis zum Meere ist, wie dem enannten Bureau aus Bonny (Nigeria) vom gestrigen Tage . wird, nunmehr beendet. Die Karten und die Pro⸗ tokolle wurden am 12. April unterzeichnet. Die Mitglieder der Kommissionen kehren am 8. Mai von Lagos aus nach Europa zurück.
Großbritannien und Irland.
Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, ist beschlossen worden, den Balkanstaaten eine gleichlautende Note der Mächte zu überreichen, die die nördliche und nordöstliche Grenze Albaniens im einzelnen bezeichnet. Ueber die Aende⸗ rung in der Haltung Montenegros lagen bis vorgestern keine
amtlichen Nachrichten vor.
Frankreich.
Eine Note der „Agence Havas“ teilt bezüglich des Zwischenfalls in Naney mit;
Der Minister des Aeußern Pichon hat gestern nachmittag den Besuch des deutschen BotschafterJz empfangen, der den Zwischenfall in Nanch mit ihm besprechen wollte. er Minister teilte dem Frelherrn von Schoen die ersten Nachrichten, die der Minister des Innern erhalten hatte, mit. Er fügte hinzu, der Minister des Innern habe, um sich ausreichende Beweitstücke über den Zwischenfall, die ÜUmstände, die ihn verursacht und die ihn begleitet hätten, zu ver— schaffen, bereits am Vormittag beschlossen, den Staatsrat O,ier, Direktor der ihren ,. im Ministerium des Innern, nach Nancy zu entsenden. Dieser hohe Beamte solle eine Prüfung aller Tatsachen vornehmen. Er werde Abends um 9 Uhr abreisen.
Rußland.
Das Ministerium des Aeußern bringt nach einer Meldung des „W. T. B.“ zur Kenntnis, daß die Mitglieder der , . wegen der rumänisch⸗bul⸗ garischen Streitfragen niemand ohne . Zustimmung der Konferenz der Presse etwas über die Verhandlungen mitteile. Folglich beruhten die Nachrichten, die darüber in den Zeitungen erschienen sind, nicht auf Tatsachen, müßten vielmehr als Versuche an⸗
esehen werden, ein sendenziöses Licht auf die Arbeiten der Kon⸗ 66. zu werfen. Ohne auf die Tätigkeit der Konferenz einzu⸗
B. sind am —̃ She nniandantgi
nd S. M. S. Planet in Flußkbt. ö r. nd“ in
Ausdehnung der
Montenegros mit Lebensmitteln über Durazzo erfolgt.
ich darüber verständigt hätten, daß
ehen, beschränkt sich das Ministerium darauf, zu erklären, daß ußland sich hinsichtlich der erwähnten Streitfrage von Anfang an nicht die Aufgabe gestellt habe, die Ansprüche und Wünsche der einen oder anderen Partei zu fördern, sondern eine gegenseitige Verständigung herbeizuführen. Dank dieser Haltung sei es der russischen Regierung gelungen, die gefährliche Spannung in den Beziehungen dieser einander be— nachbarten und religionsverwandten Staaten rechtzeitig zu beseitigen. In Anerkennung dieser versöhnlichen und un⸗ parteisschen Haltung Rußlands hätten beide Parteien die Bitte ausgesprochen, daß die Konferenz in St. Petersburg stattfinden möge. Ohne der Entscheidung der Konferenz vorzugreifen, könne das Ministerium des Aeußern im voraus erklären, daß Rußland, das stets über die Meinung beider Parteien auf dem Laufenden sei, nur eine solche Entscheidung unterzeichnen werde, von der es feststehe, daß sie für beide Teile annehmbar sei. — Die Duma hat gestern mit 143 Stimmen der Oppo⸗ sitionellen und der Oktobristen gegen 97 Stimmen der Natio— nalisten und der Rechten eine an den Kriegsminister gerichtete Interpellation über die Reform der mnilitär— medizinischen Akademie angenommen.
Spanien.
Der französische Lehrer Bach, der im Augenblick des Anschlages auf den König verhaftet worden war, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ freigelassen worden.
Belgien.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ über den General⸗ streik sind gestern im Becken von Charleroi weitere 11000 Mann in den Ausstand getreten. In Verviers beträgt die Anzahl der Streikenden 15 000 Mann. Im Gebiete von Mons hat sich die Lage nicht geändert. ruht die Arbeit vollständig. In den Steinbrüchen hat die Zahl der Arbeitenden wieder eine leichte Zunahme erfahren. Aus La Loupisre wird gemeldet, daß gestern nachmittag in dem Industriezentrum 22 860 Bergleute streikten und 22 9000 arbeiteten. In der metallurgischen Industrie streikten 19 000 Mann während I1000 weiter arbeiteten; in den verschiedenen kleineren Industrien zählt man 4950 Streikende und 1550 Arbeitende. Die große Kleinbahn im Zentrum hat den Betrieb eingestellt. Andere weniger wichtige Strecken können den Betrieb nur dadurch aufrecht erhalten, daß sie von Gendarmerie bewacht werden. Aus der Gegend von Lüttich wird folgende Statistik ver⸗ breitet: Es streiken 30 000 Bergleute, 25 0090 metallurgische Arbeiter, 1500 Glashüttenarbeiter, 4000 Steinbrecher und 500 Arbeiter in kleineren Industrien. Die Antwerpener Handels⸗ kammer veröffentlicht eine Erklärung, nach der der Ausstand in Antwerpen nur einen Teil der Arbeiterschaft umfaßt, im . gearbeitet wird und mehrere Schiffe mit vollständiger Befatzung abgegangen sind. In Brüssel und Umgegend ist die Lage die gleiche, wie vorgestern. Nach den vorliegenden Nachrichten ist auch der gestrige Abend im ganzen Lande
ruhig verlaufen. Türkei.
Einer von „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Meldung zufolge hat die Pf orte, nachdem die serbische Regierung auf Verlangen der Mächte darauf verzichtet hat, die Belggerung Skutgris fortzusetzen, dem Kommandanten der Festung den
übermittelt, nach Meinungsgugtgusch mit dem serbischen anten das Feuer geg ba helagernden . ein⸗
e nicht zu veifoͤtgen, selbst wenn sie den? antreten.
Nach dem amllichen türkischen Kriegsbexicht ist gestern früh nur ein schwaches Feuergefecht von Artillerie und Infanterie auf dem linken Flügel der Tschataldschalinie geführt worden, sonst dauerte die Ruhe fort.
Der „Agence Havas“ zufolge ist zwischen den Krieg⸗ führenden ein zehntägiger mit vorgestern mittag be⸗ ginnender Waffenstillstand abgeschlossen worden.
Rumänien.
Die Abgeordnetenkam mer hat gestern, wie, W. T. B.“ meldet, den Effektivstand für das Fahr 1914 bewilligt, wonach 48 000 Mann für die permanenten Einheiten, 40900 für nicht ständige Kavallerietruppen und 700 Mann für die Kriegs⸗ marine eingestellt werden.
— Der Konservative Klub hat den früheren Minister Johann Lahovary zu seinem Präsidenten, den Justizminister Eantacuzene zum Vizepräsidenten gewählt.
ückzug
Bulgarien.
Die Regierung hat zu ihrem Vertreter auf der inter⸗ nationalen Finanzkonferenz in Paris nach einer Meldung des „W. T. B.“ den Finanzminister Theodorow ernannt.
— Der Abgeordnete und frühere Minister Paschew hat in der Sobranse eine Interpellation eingebracht, in der die Regierung gefragt wird, ob sie Kenntnis habe von der feind⸗ seligen Haltung der serbischen Behörden gegenüber der bulgarischen Bevölkerung in den von serbischen Truppen bhe⸗ setzten Gebieten, und ferner, welche Schritte sie getan habe, um der bulgarischen Nationalität in Mazedonien Achtung zu
verschaffen. Montenegro.
Wiener Blättermeldungen zufolge erwägen die Mächte die internationalen Blockade bis
Du razzo, weil es sich herausgestellt hat, daß die Versorgung
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Amerika. Die mexikanische Kammer hat die Gesetzvorlage, durch
die auf die Goldausfuhr eine Steuer von 19 Prozent
gelegt wird, laut Meldung des „W. T. B.“ endgültig an⸗ genommen. Die Vorlage geht nunmehr an den Senat.
Asien.
Der belgische Gesandte in Teheran fordert, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, eine Entschädigung von 125 000 Francs für den kürzlich verübten Anschlag auf den belgischen Zolldirektor Constant, bei dem der Zoll—⸗ direktor verletzt und seine Gemahlin getötet worden ist. ;
— Gestern sind in Tokio zahlreiche Versamm lungen abgehalten worden, um gegen die den Japanern feindliche Ge⸗ setzgebung in Kalifornien Einspruch zu erheben.
Afrika.
Nach einer von „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Tanger bereitet der General Lyautey einen Marsch gegen die
In den Bergwerken
südlich von Mekines gelegene wichtige Stadt Kenifrg vor, an dem 17 Bataillone teilnehmen sollen. Durch die Besetzung von Kenifra soll die Etappenlinie von Rabat nach Mekines ge⸗ sichert werden. Der Marsch nach Tazza ist bis zum Herbst verschoben worden.
U
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten
Beilage.
— Auf der Tagesordnung der heutigen (141.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück und der Staatssekretät des Auswärtigen Amtes von Jagow beiwohnten, stand die Fortsetzung der Spezial⸗ beratung des Etats für das Auswärtige Amt.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Jagow machte dem Hause zu Beginn der Verhandlungen eine kurze Mitteilung zu dem Vorfall in Nancy, die morgen im Wortlaut mitgeteilt werden wird.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (167.) Sitzung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Dr. Syd ow und der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer bei⸗ wohnten, die driste Beratung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1913 bei dem Etat der Gestüt verwaltung fort, zu dem der Antrag des Abg. von Oertzen lfreikons.) vorliegt,
„dle Regierung zu ersuchen, eine Verständigung zwischen dem Landwirtschaftsminister und dem Kriegsminister darüber herbei— zuführen, daß die Festsetzung der Preise für die anzukaufenden Remonten nach vorhergehender Verständigung mit dem Landwirt⸗ schaftsminister erfolgen möge“. .
Abg. von Oertzen (freikons.): Die Remontezucht hat für die Landwirtschaft ein gebßes Interesse. Das milttärische Inter sse wird von der Remonteaakaufskommission in vollstem Maße gewürdigt, aber das landwirtschaftliche Interesse kommt nicht genügend zur Geltung bei der Festsetzung der Remontepreise. Ties könnte nur dadurch geschehen, daß der, preußische Landwintschaftsminister eine gewisse Einwirkung auf die Beiatungen im Reiche erhält, da die 3temontefrage lepiglich zur Kompetenz des Reichs gehört. Deshalb müßte bei der Festsetzung der Remontepreise ein Sach⸗ verständiger aus der landwirtschaftlichen Ver raltung hinzugezogen werden. Der Kriegsminister wird der landwirtschaftlichen Verwaltung sicherlich dankbar sein, wenn sie ihm mit gutem Rat zur Seite stehi. Nicht nur Ostpeeußen, sondern auch die Rheinprooinz, wo die schweren Arkilleriepferde gezogen werden, ist an dieser Frage interessiert. Ich bitte das Haus, den Antrag anzuneh men, und den Minister, sich mit dem Krleggminister darüber zu verständigen, daß bei der Festsetzung der Remontepreise ein Vertreter des landwirtschaftlichen Ministeriums hinzugezogen wird.
Abg. Johanssen (freikons. : Für die geplante Verlegung des Hauptgestüts Graditz kommt wohl Straußfurt nicht mehr in Frage, da sich schwere Bedenken dagegen erhoben haben; ich möchte des halb der landwirtschaftlichen Verwaltung empfehlen, für die Verlegung die Provinz Schlegwig-Holstein ins Auge zu fassen. Im Kreise Rende⸗ burg sind die Vorauzsetzungen für ein Gestüt gegeben; die Scholle sist gut, gute Weiden sind vorhanden. Ich möchte wünschen, daß der Oberlandstallmeister in Sommer sich dorthin begibt und meine An⸗ regung wohlwollend prüft.
Ho Schwabach (nl): Ich stimme den Ausführungen des Abg. von Oertzen zu. Bel der zweiten Lesung habe ich um Förderung der Kaltblutzucht in Ostpreußen ersucht. Der Oberlandstallmeister hat diefe Anregung damals damit abtun wollen, daß kein Bedürfnis dafür vorhanden sel. Ich kann mich dieser Memung nicht anschließen. Inzwischen ist mir aus dem Kreise Memel eine Petition mit diesem Wunsche zugegangen, und ich bitte wiederholt im Interesse der kleinen Besitzer, der Petition Folge zu geben.
bg. Burchard-Austinehlen (kons ):; Namens meiner Freunde
unterstütze ich aufs wärmste den Antrag Oertzen in der Hoffnung, daß dem Antrag stattgegeben wird und endlich einmal die Klagen, die im Lande seit Jahren über unzureichende und unrentable Remontepreise bestehen, verstummen, was für beide Teile ä-ßerst erwünscht wäre. Die Preise für Pferde sind in der lrtzten Zeit besonders in der Provinz Osipreußen derartig gestiegen, daß man für ein Pferd, das früher für 500 = 600 „ zu haben war, jetzt 00 1000 M anlegen muß. Wenn nicht eine erhebliche Er⸗ höhung der Remontepreise alsbald stattfindet, jo ist zu befürchten, daß die Zuͤchterkreise sich von der Remontezucht abwenden. Ich gebe ferner dem Krlegsminister die Erwägung anheim, ob die von seinem Vor— gänger getroffene Anordnung, daß der jüngste Remontepsäses in Königsberg seinen Wohnsitz haben muß, zweckmäßig ist, da dieser An— ordnung, foweit sie eine Kontrolle der Zuchtstätten bezweckt, die recht- liche Basis fehlt.
Hierauf nimmt der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaute wiedergegeben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes über die Aenderung der Landesgrenze gegen das Herzogtum Anhalt bei den Ortschaften Abberode und Steinbrücken, Mansfelder Gebirgskreis, einer⸗ seits und Möst und Schierau, Kreis Bitterfeld, andererseits, nebst Begründung zugegangen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Bevölkerungsbewegung, Schlachtungen, städtische Spar⸗ kasse, Krankenversicherung und Armenpflege in Berlin im Februar 1913.
Nach dem Februarheft der Monatsberichte des Statistischen Amts der Stadt Berlin“ belief sich die fortgeschriebene Be völke⸗ rungsziffer der Reiche hauptstadt Anfang März 1913 auf 2095 282 zu der gleichen Zeit des Vorjahres auf 2 090 972). Sie ist im Februar 1915 um 1511 (im Fevruar 1912 um 2443) gestiegen. Lebend geboren wurden im Februan 1913 3400 (im al, ichen Monat des Vorjahres 3652) Kinder, darunter 828 (854) oder 24 380 (23 38) 00 uneheliche. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölterung berechnet, siellte sich di- Geburten ffer auf 21 12 (22 096). Ehen wurden im Februar 1165 (in demselben Monat des Voriahres 1221) geschlofssen, darunter 256 (235) Mischehen. Die Zahl der Sterbefälle (ohne die Totgeburten) belief sich im Februar 1913 auf 2306 (im Februar 1912 auf 3001). Im Alter bis zu 1 Jahr starben 425 (474) Kinder, das sind 1852 (15,79) olo aller Sterbefälle des Berichts'monats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren i n, berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer
Als zugezogen waren im Februar 1913 19 620 (im gleichen Monat des Vorjahres 11 3965 männliche und 9253 (9455) weib⸗ siche, zufammen 19 873 (20 850) Personen zu verzeichnen. Für die
in demselben Monat Fortgezogenen ergaben sich, einschließli des Zuschlags für, die unterbliebenen we, . 10 619 (10 420) männliche, 8837 (3638) weibliche, zusammen 19456 (19 058) Personen. Somit verblieb hei der Wanderung ein Mehr⸗ zuzug von 1 (975) männlichen und 416 (G17) weiblichen, zusammen ein Mehrzuzug von 417 (1792) Personen.
An Zensisen der Staatseinkommensteuer, über deren Zu und Abwanderung Angaben erst für die Zeit bis Ende Dezember 1912 vorliegen, sind im vergangenen Jahre 50 077 (im Jahre 1911 s7 325) zugezogen und 85949 (83 758) fortgezogen. Aber nur in Einkommenẽstufen bis zu 1350 eσ überwog der Mehrzuzug, in allen höheren Einkommensstufen dagegen sehr erheblich der Mehr— fortzug von Steuenpflichtigen.
Der Auftrieb auf dem städtischen Viehhof betrug für den Monat Februar 1913 18797 (für denselben Monat des Vorjahres 17022) Rinder,. 11298 (13 483) Kälber, 44 045 (40 272) Schafe, 107 531 (125 791) Schweine. In den öffentlichen Schlacht häusern wurden im Februar 8421 (im gleichen Monat des Vor⸗ jahres 9834 Rinder, 10 498 (12 000) Kälber, 358 415 (39 483) Schafe, 9 312 (119069) Schweine geschlachtet. Für Rech⸗ nung der Stadt wurden im Februar aus Rußland bezogen 504 742 kg Rinkfleisch, 50d 7445 kg Schweinefleisch und 31 522,5 g Kalbfleisch. — In der Zentralroßschlächteret wurden im Februar 1117 (964) Pferde geschlachtet, von denen 21 (11) Pferde zurückgewiesen wurden. Zum Konlum und zur Tier— fütterung gelangten somit 1096 (953) Pferde, ferner von der Neu⸗ köllner Roßschlächterei 134 (96).
Bei der städtischen Sparkasse beliefen sich die Einzahlungen im Februar 1913 auf 5181 430 ½ (im Februar des Vorjahres auf 6 395110 S), die Rückzahlungen dagegen auf 10446 822 (4 844 165) é; demnach ergab sich ein Mehr an Rückzahlungen von 5 265 392 M (in demselben Monat des Vorjahres ein Mehr an Einzahlungen von 1 550 945 9).
Der Mitgliederhestand der der Aufsicht des Magistrats—⸗ kommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. März 1913 378 233 CGzur gleichen Zeit des Vorjahres 858 261), unter denen sich 64 553 (59 256) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbsunfähig waren an diesem Tage bei den bezeichneten Kassen 31 061 (34 438) verpflichtete Mitglieder.
Die städtisfche Armenpflege umfaßte im Monat Februar 35 894 (in demselben Monat des Vorjahres 35 467) Almosengeld⸗ empfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstützungen von 641 165 (621 3809) S, darunter 1579 (1588) Almosenempfänger mit außerdem gewähiten 11403 (1 792) ½ Extraunterstützungen. Solche wurden ferner für 9609 (3998) nicht laufend unterstützte Personen im Gesamtbetrage von 134 061 (124 839) 1 gewährt. Pflege⸗ kinder waren 13 158 (13 160) vorhanden, für die 126 319 (124 479) aufgewendet wurden.
Zur Arbeiterbewegung.
Vor dem Einigungsamt des Berliner Gewerbegerichts verhandelten gestern der Arbeitgeber verband für das Rohr⸗ legergewerbe und der Allgemeine deutsche Metallarbeiter⸗ verband über einen neuen Tarifvertrag. Das Einigungsamt fällte, wie die Voss. Ztg. berichtet, unter dem Vorsitz des Magistratsrgts von Schulz einen Schiedsspruch, der für die Rohrleger eine Er— höhung des Stund'nlohnes um 4 und für die Helfer um 3 für die dreijährige Tarifdauer vorsieht. Die Rohrleger hatten 73 3 gefordert, die Arbeitgeber 24 angeboten. Binnen 10 Tagen sollen beide Parteien ihre Entscheid ang über den Schieds pruch getroffen haben.
Wegen des bevorstehenden Bergarbeitergusstandes in Oberschlesien finden nunmehr, wie die Rh-⸗Westf. Itg. erfährt, Verhandlungen zwischen den Bergwerksvertretern und Ver⸗ tretern des Oberbergamts in Breslau statt. Es sollen den Bergleuten verschiedene Zugeständnisse gemacht werden, sodaß voraus— sichtlich kein allgemeiner Ausstand ausbrechen dürfte. Im oher— schlesischen Industriebezirk gab es am Montag über 30 Bergarbeiter⸗ versammlungen, in denen zum Ausstand Stellung genommen wurde. Viele Bergarbelter nahmen ihre Kündigung zurück.
Der in der Maschinen fabrik Wiesbaden seit dem 29. März bestehende Ausstand ist, wie die ‚Köln Ztg.“ meldet, durch beider⸗ seitige Verständigung beigelegt worden.
In Augsburg sind, wie die „Frkf. Ztg.“ mitteilt, Taris⸗ verhandlungen im Baugewerbe trotz zweimaliger gegenseitiger Zugeständnisse gescheitert. Die Hauptstreitpunkte waren die Lohn⸗ erhöhung und die Arbeitszeitverkür ung.
Auf den im Hafen von La Rochelle liegenden Schiffen ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern vormittag das Löschen der Ladung wieder aufgenommen worden, mit Ausnahme eines einzigen Schiffes, dessen Auslader die Forderung nach Lohnerhöhung aufrecht erhalten. (Vgl. Nr. 89 d. Bl.)
Die Bewegung unter den Rio Tinto⸗-Bergleuten hat, wie dem W. T. B.“ aus Huelva telegraphiert wird, von neuem be⸗ gonnen. Etwa hundert haben die Arbeit niedergelegt.
Aus Auburn (New Jork) wird dem, W. T. B“ gemeldet: Die International Harvester Company hat gestern zwei Güter⸗ wagen mit demontierten Maschinen nach New Vork verladen, von wo aus sie nach Deutschland verschifft werden, wo die Gesellschaft eine Garnspinnerei errichten will. Die dortige Nied erlassung ist wegen Arbeite störungen aufgegeben worden. Die Gesell⸗ schaft drohte in der letzten Woche mit der Verlegung des Betriebes und stellte ihren ausständigen Leuten bis vorgestern eine Frist, innerhalb welcher sie zur Arbeit zurückkehren sollten. Diese leisteten der Aufforderung jedoch keine Folge, und darauf hat die Gesellschaft gestern sofort ihre Drohung wahrgemacht.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Das Berliner Komitee der Nattionalspende zum Kaiserjubiläum für die christlichen Missjonen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten erläßt folgenden Aufruf: In wenigen Monaten feiert unser Kaiser sein fünfundzwanzig⸗ jähriges Regierungsjubtläum. Das ganze deutsche Volk will an diesem Tage seinem Lantesherrn ein sichtbares Zeichen der Dankbarkeit bringen. Jenseits der Meere grüßen aufstrebende deutsche Kolonten, ein Wah zeichen der Macht des neuerstandenen Deutschen Reiches. Deutsches Wesen, deutsche Kultur sind die stärksten Träger deutscher Weltmacht in den fernen Eidteilen, sind die geheimen aber unzerreiß⸗ baren Bande, die das Mutterland auf immerrar mit seinem Kolonial. besitz verknüpfen. Zu den wirksamsten Vorkämpeern für deutsche Art und deutsche Sitte unter den Eingeborenen, für ihre geistige und wirtschaftliche Hebung gehören die christlichen Missionen in den Kolonien. Wie andere Kolonialstaaren es längst als nationale pflicht erkannt haben, das Kulturwerk der Missionen in ihren Schutzgebieten, unabhängig von der politischen Ueberzeugung und vom Glauben s- und Bekenntnisstand des einz lnen, opferfreutig zu unterstützen, so muß das deutjche Volk in stärkerem Maße als biber die Erfüllung dieser vaterländischen Aufgabe in Angriff nehmen. Deshalb haben sich Ver⸗ treter beider an e , in dem gemeinsamen Gedanken gefunden, den Chrentag unferes Kaisers durch elne, von Seiner Majesiät als will⸗ kommen“ bezeichnete Spende für die Missionen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten auszuzeichnen, und dieser Gedanke ist es wert, in nationale Tat umgesetzt zu we den. Der Herr Reiche kanzler und die Herren Staatssekreiäre des Reichemgrine⸗ und des Meichs⸗ kolonialamts baben die Förderung dieses Unternehmen ,, Beide Konfessionen haben ihre Sammeltätis keit gesondert ausgesta tet. Auf evangelischer Seite haben sich in allen Bundeestaaten und Pro⸗ vinzen Komitees gebildet, welche das Segenswerk in die Hand nehmen wollen. In einzelnen Gebieten sind b reits namhafte Beträge hei⸗ gesteuert worden! Da wird des Reiches Hauptstadt nicht zurück
bleiben wollen! Das unterzeichnete Komitee richtet an die Bewohner Berlins die Bitte, durch Beiträge zur Spende, sie seien groß 2 klein, das Kulturwerk der Missionen zu fördern. Es fehlt dort draußen an Schulen, es fehlt an Aerzten, es fehlt an Diakonissen, Kolonisten und anderen Kulturpionieren, die die Eingeborenen zu verständigen, brauchbaren Arbettern, zu Trägern deutscher und christ⸗ licher Art und Gesinnung erziehen. Es handelt sich um die Pflege der idealen Güter in den üb rseeischen Gebieten Deutschlands. Bei Uebergabe der Spende wird Seine Majestät gebeten werden, die von den Gebern etwa ausgesprochenen Wünsche wegen Verwendung ibrer Gaben zu berücksichtigen. Zur Annahme von Gaben haben sich bereit erklärt: Die Deutsche Bank und ihre sämtlichen Depositenkassen . . Cam g ng ö und ihre sämt⸗ ichen Depositenkassen in Groß Berlin, das Bankhaus ?
Schickler u. Co. in Berlin. ; 6
Kunst und Wissenschaft.
Die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin begeht am 3. Mai d. J, Abends 7 Uhr, in den Festsälen des 8 . Gartens die Feier ihres 85 jährigen Bestehens mit einer Festsitzung. Der Dr. A. de Quervain⸗FZürich wird einen mit Lichtbildern ausge⸗ statteten Vortrag über seine Durchquerung von Grönland im Jahre 1912 halten. Außerdem wird ein kurzer Bericht über die Tätigkeit der Gesellschaft in den letzten fünf Jahren erstattet, auch werden die seitens der Gesellschaft verliehenen Auszeichnungen verkündigt werden. Den Mitgliedern der Gesellschaft ist die Einführung von Gästen zuc Festsitzung, an die sich ein Festessen anschließen wird, gestattet.
Die Zeitung ‚Tidens Tegn“ meldet aus Green Harbour über die nach Spitz bergen entsandte Cite en ff, vom 15. d. M. telegraphisch; Rotvold und die Bruͤder Julius und Jörgen Jensen sind gestern hier angekommen. Stenersen ist mit Kapitän Staxtud nordwärts weitergegangen. Rotvold erzählt, daß er nach der Verabschiedung von Ritscher am 19. Dezember mit Eberhard und Stenersen nach Norden abgegangen sei. Eberhard habe sich bei Bangenhook verirrt und sei trotz aller Nachforschungen und. Abfeuerns von Gewehrschüssen nicht wiedergefunden worden. Nach ununterbrochenem zwölfstündigen Marsch bet strenger Kälte hätten sie beide, stark erschöpft, eine Hütte in Monselbay erreicht, welche ohne Dach, Ofen und Fenster sei. Hier hätten sie 3 Stunden auf Eberhard gewartet. Da sie nur etwas Pemmikan hatten, und schlecht gekleidet waren und das Wetter unzuwverlässig gewesen sei, hätten sie nicht weiter als bis Treurenburghucht gehen dürfen. Die beiden Deutschen Dr. Detmers und Dr. Moeser seien zum letzten Male am 2. Oktober südlich von Steylehobk auf dem Marsche suͤdwärts mit Schlitten und Hund gesehen worden. Rohvold und die Brüder Jensen gebrauchten II Tage, darunter 6 Marschtage, um von dem Schiff in Treuren⸗ burgbucht nach Adventbay zu gelangen.
Wie W. X. B. aus Athen meldet, teilt der griechische Marine⸗ minister mit: Der Leutnant Bakopulos hat, bei Beobachtungen in seinem regelmäßtgen Schlffsdienst ganz zufällig auf dem Meeres⸗ grund östlich von der Insel Lem nos auf den Riffen, welche auf der englischen Admiralitätskarte als Charos bank bezeichnet sind, in Tiefen zwischen 5 und 25 m alte Ruinen entdeckt, die gut sichtbar sind und die Existenz einer Stadt von etwa drei Seemeilen Umfang dartun. Der Minister hat eine wissenschaftliche Untersuchung der
telle angeordnet.
ANeber die Entstehung der deutschen Salzlagerstätten führt Dr. Karl Riemann in einer lesenswerten Schrift über die deutschen Salzlagerstätten (Band 497 der Sammlung „Aus Natur und Geiste⸗welt Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. 1,25 6) folgendes aus: Wenn wir uns die Bildung unserer deutschen permischen Salzlagerstätten vergegenwärtigen wollen, so tritt auf Grund der Beob⸗ achtungen, welche wir bei dem Adj⸗Darga machen, uns folgendes Bild vor Augen: Gegen das Ende der paläozoischen Zeit war der größte Teil unseres deuischen Vaterlandes von einem nicht sehr tiefen Binnen meer bedeckt. Nach Westen hin war dieses von einem gewaltigen e eb rg; begrenzt, dag an Höhe unsere heutigen Alpen vielleicht
edeutend überragte und dessen spärliche Reste uns in den sanft ge⸗ wellten, von engen Tälern durchschnittenen Höhen des rheinischen Schiefergebirges erhalten sind. Nach Norden hin begrenzte dieses Binnenmeer ebenfalls ein Hochgebirge, dessen Reste in den Bergen Englands und den eisgekrönten Gipfeln der skandinavischen Halb⸗ insel auf uns überkommen sind. Nach Osten war dieses Binnenmeer von einer weit ausgedehnten. Wüste begrenzt, über der eine tropische Hitze hrütete. Nach Süden hin war dieses Binnenmeer von einer niedrigen Landbarre begrenzt, die sich aus der Gegend von Genf über Passau, Linz, Regensburg bis in die Gegend von Wien erstreckte. Diese Landbarre deutet die ersten Regungen der Kruste unserer Erde an, das Alpengebirge zu bilden, welcheg erst in der Tertiärzeit zu seiner jetzigen Höhe durch seitlichen Druck emporgehoben wurde. In der Gegend von Genf und der Gegend von Wien stand dieses Binnenmeer durch enge Straßen mit dem im Süden in der Aequatorialzone gelegenen offenen Ozean in Verbindung. Genau in derselben Weise, wie wir es bei dem Adji⸗Darga gesehen haben, verdunstete unter dem Einfluß der über jenen Gegenden lagernden tropischen 57 das in jenem Binnenmeer vorhandene Wasser sehr schnell. Die Folge davon war, daß sein Wasserspiegel sank und ununterbrochen frisches Meerwasser burch die beiden Oeffnungen in das Binnenmeer einströmte. Hierdurch wurde das in diesem vorhandene Meerwasser immer mehr mit Salzen ange⸗ reichert, bis die Anreicherung einen solchen Grad erreicht hatte, daß die in Lösung vorhandenen Sale zur Ausscheidung gelangen konnten. Zu⸗ nächst schleden sich die am schwersten löslichen Salze, die Kalksalze, aus. Und so finden wir überall da, wo unsere Salzlager durchteuft worden 6 unter ihnen eine mehr oder weniger mächtige Schichtenfolge von
nbydrit oder schwefelsaurem Kalk. Nachdem auf diese We der größte Tell der Kalksalze zur Ausscheidung gelangt war, konnten sich die leichter löslichen Salze ausscheiden, von denen zunächst die am schwersten löslichen Natriumverbindungen zur Ausscheidung gelangten. Und so finden wir über dem Anhydrit eine oft viele hundert Meter mächtige Schichtenfolge von Steinsalz. In ihr beobgchten wir ganz regelmäßig in Abständen von 9— 10 em verlaufende Schnüre, welche aus Anhydrit (wasserfreiem schwefelsauren Kalk bestehen. Diese Schnüre sind in der Weise zu erklären, daß durch die in das Binnen meer einürömenden Wasser immer und immer wieder der in ihm be⸗ findlichen Sole Kalksalze zugeführt werden. Da Chlornatrium in kltem und warmem Wasser ungefähr in gleicher Weise löslich ist, während Kalksalze in warmem Wasser schwerer löslich sind als in kaltem Wasser, so nimmt man an, daß die Ausscheidung der Anhy rit⸗ schnüre in den Sommermonaten vor sich ging, wahrend die be—⸗ deutend mächtigeren Zwischenlagerungen von Steinsals, sich während der übrigen Zeit des Jahres hildeten. Diese Erklärung hat um so mehr für sich, weil die Grenze des Steinsalzes gegen den Anhydrit nicht scharf ist und die den Anhydritschnüren zunächst liegenden Partien des Steinsalzes mehr oder weniger mit. Anhydrit verunreinigt sind. Besonders die untere Grenze der Anhydritschnüre gegen das Steinsalz ist nicht scharf, weil einzelne Anhydrilkristalle in mehr oder weniger großer Zahl in das Steinsalz hineinragen. Je weiter wir uns von dem das Steinsalz unterlagernden Anhydrit entfernen und in die oberen Lagen des älteren Steinsalzes gelangen, umsomehr werden de Anhydritschnüre durch solche von Polvhalit (schwefelsaurer Kalk, schwefelsaures Kali, schwefelsaure Magnesig und zwei Trile Wasser) ersetzt, welche schließlich nur nech allein anzutreffen sind. Man unterscheidet daher in dem älteren S einsalz zwei scharf von einander zu trennende Hori⸗ zonte und stellt der älteren Anhydritregion eine jüngere Polyhalit⸗
region gegenüber. Aus dem Gesagten geht bereits zur Genüge
hervor, daß die Grenze zwischen beiden nicht scharf ist, sondern daß die eine ganz allmählich in die andere übergeht, beide also in unmittelbarer Folge nacheinander entstanden sind. Während auf diese Weise das ältere Steinsalz sich bildete, wurde die über ihm befindliche Sole immer mehr mit leichtlöslichen Salzen angereichert. Neben Chlornatrium oder Kochsalz, das bis zuletzt in der Sole vorhanden war, blieben in Lösung Jodmagnestum, Jod⸗ natrium, Jodlithium, Brommagnesium, Chlormagnestum und Ma⸗ gnesiumsulfat, zu denen noch verschiedene andere Verbindungen treten, unter denen die des Bors die erste Rolle spielen. Als diese Mutter- laugen die obere Kante der Einflußöffnung erreicht hatten, flossen in einer rückläufigen Unterströmung zunächst die Jodverbindungen und vielleicht auch ein Teil der Bromberbindungen in den Ozean zurück, während über diese Unterströmung hin reg ununterbrochen Meerwafser in den Busen einstömte, das spezifisch leichter als die darunter befindlichen konzentrierten Laugen war. Zu der Zeit, als die Jod⸗ verbindungen und ein Teil der Bromverbindungen auf diese Weise aus den Mutterlaugen entfernt worden waren, muß dann auf irgendeine Weise die Verbindung zwischen dem Binnenmeere und dem offenen Ozean unterbrochen worden sein. Dies kann durch eine Sturmflut, welche den Zugang zu dem Binnenmeer mit An⸗ schwemmunggmassen vollstandig verstopfte, geschehen sein. Wahr⸗ scheinlicher aber ist es, daß die Hebung des im Entstehen begriffenen ersten Alpengebirges in ein rascheres Tempo trat und die Verbindung zwischen dem offenen Ozean und dem Binnenmeer derartig verschloß, daß kein Meerwasser mehr in letzteres gelangen konnte. Hiermit war endlich die Möglichkeit g en, daß die über dem Salzlager in dem Meerbusen vorhandenen Mutterlaugen sich immer mehr konzentrierten, indem das Wasser verdunstete. Unter der glühenden Hitze, die unter den Tropen Sandablagerungen auf 900 Celsius erhitzen kann, mußten siz endlich einen solchen Grad der Konzentration erlangen, daß sie erstarrten und sich über dem unter ihnen vorhandenen, stellen⸗ weise bis etwa 10909 m mächtigen Salzlager in einer etwa 159 bis 160m mächtigen Schicht ablagerten, deren oberste, etwa 49 m starke Region besonders reich an Chlorkalium ist. Man bezeichnet diese Region nach Bischof als Karnallitregion, nach dem in jener besonders verbreiteten Karnallit, einer Verhindung von Chlorkalium und Chlormagnesium mit sechs Teilen Wasser, der die darunter liegenden Teile jener erstarrten Mutterlaugenschicht als Kieserit⸗ region gegenübergestellt werden, so genannt nach dem in jenem Horizont besonders verbreiteten Kieserit, einer wasserhaltigen Verbiu⸗ dung von schwefelsaurer Magnesia. Kieseritregion und Karnallitregion zusammen bilden die sogenannten Abraumsalze. Wie bereits erwähnt, herrschte zur Zeit der Bildung jener mächtigen Salzlager ein aus—= gesprochenes, überaus trockenes Wüstenklima. Durch die über jene ausgedehnten Wüstengegenden wehenden heftigen Winde wurde dann der Wäüstenstaub in jene Senke, in welcher sich die Salzablagerung gebildet hatte, geweht und so im Laufe der Zeit stellenweise eine tm Durchschnitt etwa 8 m mächtige Schicht aufgebaut, die wir jetzt als Salzton kennen; sie schützte die unter ihm lagernden Sal schichten vor einer Wiederauflösung durch das Wasser. Neuerdings sind nach den Beobachtungen des Landesgeologen Zimmermann bei Querfurt, Speren⸗ berg und an anderen Orten im Salzton mgrine Versteinerungen auf⸗ gefunden worden, die den Gattungen Gervillla, Libea, Schizodus und Pleurophorus angehören. Auf Grund dieser Beobachtungen sind die meisten Geologen heute geneigt, den Salzton nicht mehr als eine rein subärische Bildung anzusehen, sondern sind der Ansicht, daß die untersten Ablagen des Salztons rein subärischer Bildung sind. Sehr bald trat aber eine Senkung unseres deutschen Vaterlandes ein, durch welche eine abermalige Ueberflutung durch das Meer bedingt wurde. Hierbei wurden die erwähnten Meerestiere mit eingeschwemmt und ent- wickelten sich bei den günstigen Existenzbedingungen, die sie hier vor⸗ fanden, lokal zu ungeheurer Individuenzahl, kamen aber sehr schnell wieder zum Absterben, als diese sich änderten. Die Reste von Meeres tieren finden sich nämlich nur in der mittleren Abteilung des Salz- tons, während sie in der unteren und oberen Abteilung desselben voll⸗ ständig fehlen. Dieses eigenartige Vorkommen der Versteinerungen im Salzton findet durch obige Annahme seine beste Erklärung. Ihren Abschluß fand diese Entwicklungsperiode unserer Salzlager damit, daß durch eine allmähliche Senkung Deutschland abermals überflutet und jene Wüste unter Wasser gesetzt wurde. Dies schließen wir daraus, daß der Saljton nach und nach eine mehr sandige Beschaffenheit an⸗ nimmt und in flachen Meeren und an den Küsten sich stets Sand⸗ anhäufungen finden. Außerdem sind gerade in dieser Abteilung des Saljtons die bereits erwähnten Reste von Meerestieren borhanden. Deren Absterben wurde durch den bei der Verdunstung des Wassers allmählich steigenden Saligehalt und Lurch die starke Anreicherung mit kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk und schwefelsaurer Magnesia bedingt. Stellenweise, besonders im Südwesten unseres Gebietes, entstanden reine Kalke, die sogenannten Plattenkalke und Platten⸗ dolomite, Flachseebildungen, welche die ersten Niederschläge der gber⸗ maligen Ueberflutung jener Gegenden darstellen. Erst als das Meer eine größere Tiefe erlangt hatte, begann die Ausscheidung des Haupt⸗ anhydrlts, der überall als Decke des Saljtones zu beobachten ist und eine Mächtigkeit von etwa 89 m erreicht. Ueber dem Hauptanhydrit lagert sich dann das jüngere Steinsalz ab.
Literatur.
— Im Verlage von Carl Marhold in Halle a. S. beginnt eine auf 19 Bände berechnete Bücherfolge zu erscheinen, in der in Wort und Bild die Anstaltsfürsorge für körperlich, geistig, sittlich und wirt⸗ schaftlich Schwache im Deutschen Reiche dargestellt werden soll. Von der Sammlung sind jetzt zwei Bände erschienen; in dem einen (dem 2. der Folge) sind die deut chen Lun genheilstätten behandelt. Die grohe Mehrzabl aller im Reichsgebiet vorhandenen Hellstätten, An⸗ stalten für Kranke verschiedener Stadien, Genesungsheime, ländliche Kolonien, Walderholungsheime und Waldschulen, dle sich mit der Heilung und Prophylaxis der Lungenkrankheiten befassen, sowie die Auskunfts- und Fürsorgestellen für Lungenkranke haben ein zum Teil sehr aus⸗ führliches Material über 6 äußere und innere Einrichtung und über den Umfang und den Erfolg ihrer bisherigen Tätigkeit ein gesandt. Die Zusammenstellung des 450 Seiten starken und mit 429 Abbildungen ausgestatteten Bandes hat der Generalsekretär des deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tubeikulose in Berlin, Professor Dr. Niedner, vorgenommen. In dem zweiten gleichzeitig erschienenen Band (dem 3. der Folge) sind ähnliche Angaben über die Heim-, Heil,. und Erholung san stalten für Kinder in Deutschland zusammengestellt. Obgleich auch dieser mit 426 Abbildungen ausgestattete Band über 450 Seiten stark ist, hat in ihm nur ein Teil dieser Pflege⸗ und Erholungsstätten Plotz gefunden, ein zweiter Band, der den Rest in Wort und Bild vorführen soll, ist in Vorbereitung begriffen. Herausgeber dieser Bände ist der . Dr. Arthur Keller in Berlin. Allen interessierten Kreisen sei die Anschaffung der Sammlung (ieder der bisber erschienenen Bände kostet in sehr gediegener Ausstaitung 18 M0) empfohlen; die Bände enthalten eine Fülle übersichtlich geordneten Materials und gewähren einen tiefen und sehr erfreulichen Einblick in die umfangreiche, segensreiche Tätigkeit, die durch staatliche Fürsorge, durch das Vorgehen von Kommunen und Verbänden sowie durch private Hilfsbereitschaft auf den genannten Gebieten der Gesundheits-⸗ pflege im Deutschen Reiche bisher entfaltet worden ist.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗2 maszregeln.
Indien. Nach einer Mitteilung der Regierung von Bibar and Orissa vom 22. März d. J. sind wegen der im Hafen von Debat herrschenden Pest in den Häfen von Drissa Qu arantänemaßregeln gegen die von Debai ankommenden Schiffe angeordnet worden.