ain
in Sehnde wird vom 1. April 1913 für den Schacht
Dem Regierungsbaumeister Stübel in , ist die ö des Betriebs amts Diedenhofen 2 und dem Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufachs Andrae in Diedenhofen die etatsmäßige Stelle eines Regierungshau⸗ meisters bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsaß⸗ Lothringen verliehen worden.
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 25. April 1913 entschieden :. Der Aktiengesellschaft Kaliwerke Friedrichshall
Friedrichshall IJ gemäß § 11 des Gesetzes über den Absatz . . 2 8 dd 1910 ein Zuschlag zur Be⸗ teiligungsziffer in Höhe von 1090o der durchschnittlichen Beteiligungsziffer aller Werke gewährt. Berlin, den 12. Mai 1913. Siegel.) Der Vorsitzende der Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. Heckel.
Vorstehende Entscheidung ist den Kaliwerken Friedrichs⸗ hall, r e n, f in Sehnde am 17. Mai d. J. zugestellt worden.
J. A.: Köhler.
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 25. April 1913 entschieden:
Die Beteiligungsziffer des Kaliwerks, Des de⸗ mond J wird gemäß 8 17 Abs. 3 des Kaligesetzes in der bis⸗ herigen Höhe vom 1. April 1913 ab neu festgesetzt.
Berlin, den 12. Mai 1913.
Siegel.) Der Vorsitzende der . für die Kaliindustrie. eckel.
Vorstehende Entscheidung ist der Ge wer kschaft Des de⸗ mona in Alfeld a. d. Leine am 17. Mai d. J. zugestellt
ö J. A.: Köhler.
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 25. April 1913 entschieden:
Der Gewerkschaft Alex wird vom 1. Mai 1913 ab eine vorläufige Beteiligungsziffer von 3,3689. Tausendsteln gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend einer Zeit höher sein sollte als fünfzig vom Hundert der jeweiligen i,, Beteiligungsziffer aller Werke, auf das gefetzliche Höchstmaß zurückgeht.
Berlin, den 12. Mai 1913.
Siegel.) Der Vorsitzende der Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. Heckel.
Vorstehende Entscheidung ist a Gewerkschaft Alex in
Nieder . ; 1. ner. Mai d. J. .
ö. ,, n J 4 Kihl er.
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 25. April 1913 entschie den: Der Gewerkschaft Marie wird vom 1. April 1913 ab eine vorläufige Beteiligungsziffer von 3,6048 Tausendsteln gewährt mit der Maßgabe, daß diese Be⸗ teiligungsziffer, wenn sie zu irgend einer Zeit höher sein follte aks fünfzig vom Hundert der jeweiligen durchschnittlichen Beteiligungsziffer aller Werke, auf das gesetzliche Höchstmaß zurückgeht. Berlin, den 12. Mai 1913. Siegel.) Der Vorsitzende der K für die Kaliindustrie. Heckel. Vorstehende Entscheidung ist der Gewerkschaft Maxie, Kalifalzbergwerk in Staffelfelden, Post Bollweiler, am 17. Mai d. J. zugestellt worden.
J. A.: Köhler.
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Neues Palats, 15. Mat. Gerwing, Lt. im 1. Lothring. Inf. Regt. Nr. 130, auf sein Abschiedsgesuch zu den Offizieren der Tandw. Inf. 1. Aufgebots übergeführt. .
Reues Palais, 17. Mal. Prinz Heinrich XXIII. Reuß Durchlaucht, Oberlt. à la suite der Armee, aus diesem Verhältnis auggeschleden und unter Enthebung von dem Kommando zur Dienst⸗ leiffung beim 2. Gardedrag. Regt. Kaiserin Alexandra von Rußland als Oberlt. mit seinem Patent im Hi Regt. Landgraf Friedrich II. von Hessen. Homburg (2. Kurhess.) Nr. 14 angestellt.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Pfarrer Fischer in Eickendorf zum Superintendenten
der Diözese wenden Regierungsbezirk Magdeburg, zu er⸗ nennen und infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Sterkrade getroffenen Wahl den bisherigen besoldeten Bei⸗ geordneten der Landbürgermeisterei Sterkrade, Regierungs⸗ baumeister a. D. Peter Nießen als besoldeten Beigeordneten der Stadt Sterkrade für die gesetzliche Amtsdauer von 12 Jahren zu bestätigen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Oberbürgermeister Glässing in Wiesbaden das Recht zum Tragen der goldenen Amtskette zu verleihen.
Charakter als Kommissionsrat zu verleihen.
*
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Theaterdirektor Otto Wenghöfer in Potsdam den
Ministe rium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.
Bekanntmachung.
Gemäß der Vorschrift im 8 44 des Lommunalabgaben⸗ gesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetzlamml. S. 152) mache ich hierdurch bekannt, daß der bei der Veranlagung der Gemeinde⸗ einkommensteuer von fiskalischen Domänen⸗ und Forst⸗ grundstücken für das laufende Steuerjahr der Gemeinden zu Grunde zu legende, aus diesen Grundstücken erzielte etats⸗ mäßige Ueberfchuß der Einnahmen über die Ausgaben — unter Berücksichtigung der auf ihnen , keiten und Verwaltungskosten — nach den Etats für das Re nungsjahr 1913
I) in der Provinz Ostpreußen
* 2
540,9 vom Hundert,
, „ Westpreußen. . 67355 , n 35 , aht. 99 ö 4) , „ Provinz Brandenburg.. 55.5 ö. K d ö 6 , f, Posen w 4729 1 / 2 J,, , 8) nr ⸗ 1 Sachsen J 234,3 nf, 1 ö „ Schleswig-Holstein 140,5 6 ,,, , . . 9 K , aalen . 12 5 * , Hessen⸗Nassau w j, 135 , Rhe nprean ; . .
des Grundsteuerreinertrages beträgt.
Berlin, den 28. April 1913.
Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 3 7 Brühm mer,
Bekanntmachung.
Von den zuständigen Kirchen- und Staatsbehörden wird eine anderweite Umgrenzung der Nikolgi⸗Johannis⸗ Kirchengemeinde in Stettin beabsichtigt. Demgemãß haben wir im Einvernehmen mit der Königlichen Regierung folgende Festsetzungen in Aussicht genommen:
i Die Evangelischen, welche . Stettin auf dem rechten Oderufer wohnen, werden aus der RikolaiJohannis-Kirchengemeinde in die Gertrud Kirchengemeinde, Diszese Stettin⸗Stadt, umgepfarrt.
9
Die Evangelischen, die in Sit fn in denjenigen Bezirken wohnen,
I) welcher von den Mittellinien der Turner⸗, Barnim⸗ und Hohenzollernstiaße sowie der Jasenitzer Eisenbahn,
2) welcher von den Mittellinien der Hohenzollern, Barnim⸗, Wenden- und Stralsunder Straße sowie der Jasenitzer Eisenbahn
begrenzt wird, werden aus der Jakobi⸗ und der Bugenhagen⸗Kirchen⸗ gemeinde in die , , , uUumgepfarrt.
Indem wir diest PVarochialreguliezungsplan zux öfsent—
lichen Kenntnis hringen, fordern wir die ein n 0 etwaige Einwendungen gegen ihn bis zum 10. Juni 1913 entweder schriftlich bei uns einzureichen oder an einem Wochentage in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags in dem Zimmer Nr. 5 unseres Dienstgebäudes, Elisabethstraße Nr. 9, bei dem Herrn Konsistorialsekretär Neumann oder dessen Stellvertreter unter geeignetem Ausweis über ihre Legitimation zur Sache zu Protokoll zu erklären.
Stettin, den 16. Mai 1913.
Königliches Konsistorium der Provinz Pommern. Goßner.
Aichtamtliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 20. Mai 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag des stellvertretenden Chefs des Militärkabinetts, Oberstleutnants Freiherrn Marschall entgegen.
verurteilten englischen Offizieren Brandon und Trench und
wege erlassen.
und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
getroffen.
Potsdam, 20. Mai. Anläßlich des
Kaiser die Gesundheit des Kaisers aller Reußen ausbrachte.
Gesetzentwurf, ; 00 Millionen Francs für die ,, der Jahresklasse von 1919, eingebracht. ;
meldet, entfallen von dem Kredit u. a. auf die Genieabteilung, insbesondere für Kasernenbauten, 218 900 000, auf die Artillerie 2I 790 000, auf die Intendanz 67 309, auf den Sanitãäts dienst I] 006 660 und auf den Ankauf von Pferden 69 200 C00 Francs.
Wie „W. T. B.“ meldet, hat Seine Majestät der Kaiser und König den wegen Spionage zu Festungshaft
dem wegen des gleichen Delikts verurteilten englischen Rechts⸗ anwalt Steward den Rest ihrer Strafe im Gnaden⸗
Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 17. Mai S. M. S. „Goeben“ mit dem Chef der Mittelmeerdivision in Haifa und S. M. S. „Möve“ in Daressalam ein—
Geburts⸗ tages Seiner Majestät des Kaisers von Rußland fand gestern in der Jaspisgalerie des Neuen Palais eine Frühstückstafel bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin statt, in deren Verlauf Seine Majestät der
Großbritannien und Irland. Der König und die Königin sind gestern abend nach
Deutschland abgereist.
. Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, ist man über⸗
eingekommen, daß die Führer der Friedensmissionen der vier Balkanstaaten heute zusammentreten, um die vorge⸗ schlagenen Abänderungen in dem Entwurf der Friedens⸗ bedingungen zu besprechen, und zwar im Sinne der Instruk⸗ tionen, die jetzt von Belgrad und von Athen eingetroffen sind, und um ferner über einen gemeinsamen Aktionsplan Beschluß zu fassen. Die montenegrinische Regierung hat ihre Ansichten ihren Vertretern noch nicht mitgeteilt, aber man glaubt, daß ble notwendigen Weisungen heute in ihren Händen sein werden.
1
Frankreich. Der Kriegsminister Etienne hat in der Kammer den betreffend einen Kredit von mehr (186
Wie „W. .
Der Gesetzentwurf wurde einer Kommission überwiesen. . — In der gestrigen Sitzung der Kammer wurde die Debatte uͤber die Spielkasinos fortgesetzt. .
Nach dem Bericht des W. T. B' * forderte das Mitglied der Rechten Berry die Ernennung einer Untersuchungskommission in der Angelegenheit des Spielkasinos von Enghien, vor der er seine In⸗ formation, namentlich über den gewisse Parlamentarier beschuldigenden Polizeibericht, mitteilen werde. Der Minister des Innern Ils sb flärte, daß diefer Bericht niemals bei der Obersten Sicherheitsbehörde eingelaufen und daß er nicht authentisch sei, Der Minister versprach, der Kammer die Ergebnisse der bereits eröffneten gerichtlichen Unter⸗ fuchung mitzuteilen, und hielt es für vorteilhafter, die Justiz allein vorgehen zu lassen. Der Minister wies die Forderung nach einer parlamentarischen Untersuchung zurück.
Darauf wurde mit 454 gegen 5 Stimmen der Antrag Berry angenommen, der den Betrieb von Spielkasinos in einem Umkreise von wenigstens hundert Kilometer von Paris verbietet. Die Kammer nahm weiterhin verschiedene Ver⸗ fügungen an, die den Betrieb von Spielsälen in den Uni— versitätsstädten untersagen und die Konzessionsdauer der ge⸗ nehmigten Kasinos beschränken. Vor Schluß der Sitzung stimmse die Kammer über den Antrag auf Bildung einer Untersuchungskommission in der Angelegenheit des Spielkasinos von Enghien ab. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. .
— Zu den Vorfällen in Teöul meldet die „Agence Havas“: Als der Platzmajor von Toul allein auf dem Uebungs⸗ selde Dommartin, auf dem Soldaten gegen das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit demonstriert hatten, anlangte und sie auf⸗ forderte, auseinander zu gehen, erwiderten die Manifestanten; „Lieber den Krieg! Wir wollen wohl uns schlagen, aber nicht drei Jahre hier bleiben!“ Zivilpersonen, Mitglieder von Schützenvereinen, mußten den Platzmajor, der noch verhandelte, befreien. Als eine Abteilung Kavallerie auf seinen Befehl er⸗ schien, zerstreuten sich die Manifestanten in Unordnung. Ein Leutnant in Zivil, der die Odnung wiederherstellen wollte, wurde von ungefähr 15 Soldaten übel behandelt. Zivilisten befreiten ihn, wiesen die Manifestanten zurecht und führten mehrere von ihnen zur Wache. Um? Uhr Abends war die Ordnung wiederhergestellt. .
Auch in Belfort veranstalteten gestern vormittag Sol⸗ daten des 35. Linienregiments eine Kundgebung gegen die dreijährige Dienstzeit. Einige Soldaten stimmten die Internationale an und andere folgten diesem Beispiel. Der Oberst ließ das Regiment zusammentreten, warf. den Rädelsführern ihr schlechtes Verhalten vor und ließ sie ins Gefängnis abführen. .
Der Kriegsminister hat den General Pau, Mitglied des Obersten Kriegsrats, nach Toul und Belfort entsandt, um die Ünterfuchung der gemeldeten Vorfälle persönlich zu leiten.
Türkei.
Die Heimbeförderung der türkischen Truppen aus Albanien begegnet, wie „W. T. B.“ meldet, Schwierig⸗ keiten von seiten Griechenlands, das anfänglich seine Zustim⸗ mung gegeben hatte, jetzt aber Einwendungen erhebt. Aus diesem Anlaß haben zwei Mächte bei der griechischen Re⸗ gierung Schritte unternommen. Die Truppen sollen in Beirut an Land gefetzt werden. Die ursprüngliche Absicht, einen Teil der Truppen in den Häfen des Schwarzen Meeres auszu⸗ Hhiffen ist infolge des Widerstandes Bulgariens aufgegeben worden.
Die Internationale Kommission in Skutari hat nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ einen provisorischen Munizipalrat eingesetzt, den sie grundsätzlich in der gleichen Zusammensetzung aus christlichen und mohammedanischen Albanesen wie früher belleß. Die Kommission hat außer⸗ dem Maßnahmen getroffen hinsichtlich der verschiedenen städtischen Dienstzweige, namentlich auch hinsichtlich der Beleuchtung der Stadt und des Telegraphendienstes, der sich unter der Ueberwachung durch, einen aus den fünf beteiligten Nationalitäten gewählten Offizier vollzieht. Der ltallenische Leutnant zur See Marquis Perrotto wurde beauf⸗ tragt, den Sitzungen des Munizipalrats, beizuwohnen. Eine Sanitätskommission, die aus zwei italienischen Aerzten, einem österreichischen Arzt, 6 einem christlichen und einem mohamme⸗ danischen Albanesen besteht, beschäftigt sich mit der Besserung der hygienischen Verhältnisse der Stadt. Um für die Stadt eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern, wurde auf Ersuchen des englischen Admirals das italienische Kanonen⸗ boot „Marghera“ zum ständigen Verkehr auf dem Bojanafluß
bestimmt. Amerika.
Die italienische Regierung hat die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, davon benachrichtigt, daß sie mit aller Sorg⸗ falt und Sympathie die vor einigen Tagen an alle Mächte ge⸗ richtete Einladung 16. werde, ein Abkommen zu treffen, demzufolge alle zwischen ihnen entstehenden Fragen einer internationalen Kommission unterbreitet werden und die kontrahierenden Parteien die Verpflichtung eingehen, den Krieg nicht zu erklären und die Feindseligkeiten nicht zu er⸗ öffnen, bevor das Mandat der Kommission erschöpft sei.
— Der Staatssekretär Bryan hat dem japanischen Bot⸗ schafter Chinda die Antwort auf den Protest Japans
gegen die kalifornische Landvorlage überreicht.
— Der Gouverneur von Kalifornien hat, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, das Gesetz, betreffend den Lan derwerb durch Fremde, gegen das Japan ver— schiedentlich Einspruch erhoben hat, unterzeichnet.
Afien.
Der britische Gesandte in Teheran hat der persischen 6 kürzlich eine Denkschrift überreicht, die nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Absicht Großbritanniens darlegt, auf Grund alter Gewohnheitsrechte den Leuchtfeuer— dienst und die Betonnung des Persischen Golfes aus⸗ zuführen und den Schutz der Bewohner der Bahreininseln und der Untertanen der im Schutzverband mit England stehenden Häuptlinge am Persischen Golf zu übernehmen. . .
Afrika.
Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, liegen folgende weitere Einzelheiten über den vom General Mambretti am 16. d. M. gegen Sidi Garda und Raselain unter⸗ nommenen Zug vor:
Der erste Teil der Operation hatte einen glänzenden Erfolg. Die stark verschanzten Befestigungen von Sidi Garda und Raselain, die hartnäckig verteidigt wurden, wurden unter bedeutenden Verlusten von den Italienern im Sturme ge- nommen. Bei dem zweiten Zusammenstoß wurde ein plötzlicher und sehr heftiger Angriff auf den linken Flügel der Italiener gemacht, während diese sich von dem am Morgen bestandenen Kampfe ausruhten. Das erklärt auch die sonstigen schweren Verluste bei Beginn des zweiten Vorstoßes. Während die Soldaten sich in ihre Stellungen begaben, um bei ihren Abteilungen einzutreten, unternahm der Feind einen wütenden Angriff. Infolge des Eingreifens der Re⸗ serven kam das Vorgehen des Feindes zum Stocken, sodaß die italie⸗ nischen Truppen Zeit gewannen sich zu ordnen. Von diesem Augen— blick an nahm das Gefecht eine Wendung zugunsten der Italiener. Die Verluste auf italtenischer Seite betragen 7 Offiziere und 72 Soldaten tot, 29 Offiziere und 250 Mann verwundet, die Mehr⸗ zahl davon leicht.
Am 17. d. M. haben die italienischen Truppen von neuem Erkundungszüge außerhalb der befestigten Linien unter— nommen, bis sie mit dem Feinde in Fühlung kamen, der sich mit Verlusten zurückzog.
Der General Tassoni meldet unter dem 18. Mai aus Benghasi, daß er am 16. Mai nach einem heftigen Kampfe mit einigen hundert Beduinen, die unter sehr schweren Verlusten zurückgeworfen wurden, gegen Abend das Tal Sira besetzt habe. Am Morgen des 17. Mai verfolgte der General die Beduinen bis über Slonta hinaus und besetzte dann diese feste Stellung, ohne Widerstand zu finden. Er nahm die Unter— werfung zahlreicher Stammeshäupter entgegen.
Koloniales.
Kraftwagenverkehr in Togo.
Vor kurzem ist auf der 5 m breiten und 54 km langen Kunst⸗ straße Palime —Kpandu ein Kraftwagenbetrieb eingerichtet worden. Er hat insbesondere den Zweck, die Produkte — namentlich 6 Palmkerne, Kakao und Baumwolle — aus den westlich vom
ogogebirge gelegenen, landwirtschaftlich wertvollen und gut bevölkerten Gebieten schneller und billiger als bisher an die Eisenbahn heran— zubringen, deren Fortführung über Palime hinaus wegen der sich im Gebirge bietenden Schwierigkeiten einstweilen nicht zu erwarten steht.
Es finden durchschnittlich in der Woche vier Fahrten von Palime nach Kpandu und zurück statt. Jede Hin- und Rückfahrt wird an einem Tage zurückgelegt, wobei für die einfache Fahrt etwa vier Stunden benötigt werden. Abgesehen von geringfügigen Störungen, arbeitet der Lastwagen zufriedenstellend. Er überwindet die Steigungen sicher, wenn auch in langsamer Fahrt. Für den Wagen sind seitens des Gouvernements folgende Vorschriften erlassen: höchste Fahr— geschwindigkeit 12 km in der Stunde; höchstes Gesamtgewicht ein— schließlich der Ladung 4 t; zulässiger Druck auf 1 em Radbreite 50 kg; Durchmesser der Triebräder 1 m, Durchmesser der Lenkräder 0,8 m. (Deutsches Kolonialblatt.)
Statistik und wolkswirtschaft.
Bevölkerungsbewegung, Schlachtungen, städtische Spar— kasse, Krankenversicherung und Armenpflege in Berlin im März 1913.
Nach dem Märzheft der „Monatsberichte des Statistischen Amts der Stadt Berlin“ belief sich die fortgeschriebene Bevölke⸗ rungsziffer der Reichshauptstadt Anfang April 1913 auf 2086 369 Gu der gleichen Zeit des Vorjahres auf 2 082440). Sie ist im März um 12973 (im März 1912 um 8532) zurückgegangen. Lebend geboren wurden im Marz 1913 3728 (im gleichen Monat des Vorjahres 3675) Kinder, darunter 862 (885) oder 23 1 (24 08) oo uneheliche. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die Geburtenziffer auf 20,9 (20 79). Ehen wurden im März 2172 (in demselben Monat des Vorjahres 2120) geschlossen, darunter 387 (376) Mischehen. Die Zahl der Sterbefälle (ohne die Totgeburten) belief sich im Marz 1913 auf 2693 (im März 1912 auf 2839). Im Alter bis zu 1 Jahr starben 518 (613) Kinder, das sind 19 * (18,7) Olo aller Sterbefälle des Berichtsmonats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren ö berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer
15 (16,06).
Als zugezogen waren im März 1913 11790 (im gleichen Monat des Vorjahres 13893) männliche und 10 627 (11 397 weih⸗ liche, zusammen 22 417 (25 290) Personen zu verzeichnen. Für die in demselben Monat Fortgezogenen ergaben sich, einschließlich des Zuschlags für die unterbfiebenen Abmeldungen, die Zahlen: 19416 (19031) männliche, 17 009 (15 627) weibliche, zusammen 36 425 (34 658) Personen. Somit verblieb bei der Wanderung ein Mehrfortzug von 7626 slss) männlichen und 6382 (4230) weib⸗ lichen, zusammen ein Mehrfortzug von 14 008 (9368) Personen.
Der Auftrieb auf dem städtischen Viehhof betrug für den Monat März 1913 18222 (für denselben Monat des Vorjahres 24 087) Rinder, 16458 (20 999) Kälber, 42 369 (59 999) Schafe, 106413 (158 391) Schweine. In den öffentlichen Schlacht häusern wurden im März 9580 (im gleichen Monat des Vor— jahres 12 045) Rinder, 12 859 (14 740) Kälber, 42 129. (46 122) Schafe, 101 287 (117256) Schweine geschlachtet. Für Rech⸗ nung der Stadt wurden im März aus Rußland bezogen 341 979 kg Rindfleisch, 330 956 k Schweinefleisch und 77 879,5, Kg Kalbfleisch. — In der Zentralroßschlächteret wurden im März 1133 (1125) Pferde geschlachtet, von denen 11 (13) Pferde zurückgewiesen wurden. Zum Konsum und zur Tier⸗ fütterung gelangten somit 122 (112) Pferde, ferner von der Neu⸗ köllner Roßschlächteret 141 (113). .
Bei der städtifchen Sparkasse beliefen sich die Einzahlungen im März 1915 auf 5691 IId d (im März des Vorjahres auf 6 305 493 S6, die Rückzahlungen auf 7533 365 (6630 566) M; demnach ergab sich ein Mehr an Rückzahlungen von 1 842 0661 4 (in demselben Monat des Vorjahres ein Mehr an Rückzahlungen von 327 073 ).
Der Mitgliederbestand der der Aufsicht des Magistrats⸗ kommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. April 1913 874 647 (jur gleichen Zeit des Vorjahres 866 511), unter denen sich 65 9222 (61 176) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbsunfähig waren an diesem Tage bei den bezeichneten Kassen 28 322 (28 698) verpflichtete Mitglieder.
Die städtische Armenpflege umfaßte im Monat März 36 832 (in demselben Monat des Vorjahres 35 431) Almosengeld— empfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstützungen von 645 057 (623 394) „S, darunter 2110 (258) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 15 543 (16427) M Extraunterstützungen. Solche wurden ferner für N46 (8825) nicht laufend unterstuͤtzte Personen im Gesamtbetrage von 134 133 (119 828) ½ gewährt. Pflege⸗ kinder waren 13 257 (13 278) vorhanden, für die 130 136 (129 229) 4
aufgewendet wurden.
Zur Arbeiterbewegung.
In Emden ist, wie die ‚Rh.⸗Westf. Ztg.“ mitteilt, gestern morgen ein Ausstand der Hafenarbeiter ausgebrochen.
In Mailand haben, wie die „Köln. Itg.“ erfährt, 30 000 Arbeiter der Maschinenindustrie und der einschlägigen Ge⸗ werbe beschlossen, heute in den Ausstand zu treten, um die seit vier Wochen feiernden Kraft wagenarbeiter zu unteistützen.
. Teil der Arbeiterschaft in Braila hat, wie W. T. B.“ meldet, gestern aus Sympathie für die ausständigen Hafenarbeiter der Häfen an der unteren Donau gefeiert. Auch in den anderen Hafenstädten an der unteren Donau wird ein eintägiger Ausstand heabsichtigt. Ebenso finden unter der Arbeiterschaft von Bukarest Beratungen wegen eines Sympathieausstandes statt.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Die diesjährige General versammlung der Goethe ⸗Gesellschaft in Weimar, zu der sich aus allen Teilen Deutschlands und Oester— reschs Gelehrte und Schriftsteller von Rang und Namen und zahl⸗ reiche Goethefreunde eingefunden hatten, wurde mit einer Gedenkfeier für die beiden verstorhenen Vorstandsmitglieder, Geheimrat Professor Dr; Erich Schmidt-Berlin und Hofrat Professor Di, Jakob Minor Wien, eingeleitet. Danach ergriff Professor Dr. Bernhard Seufert⸗Graz das Wort zu einem Vortrag über Wieland.
Am 18. Februar 1813, so führte der Redner der. Weimarischen Zeitung“ zufolge aus, hielt Goethe seine sorgfältig vorbereitete Trauerrede, zum brüderlichen Andenken Wielands in der Freimaurer— loge Amalia. In ihr spricht er wie eln Historiker über abgeschlossene Vergangenheit und hebt als Haupteigenschaft von Wielands Wesen die Heiterkeit, den Kampf gegen den eigenen Enthusiasmus hervor und betont die Einheitlichkeit des Menschen und Schꝛift⸗ stellers, wie sie sich in Wieland so vollendet zeigte. Den ersten starken Eindruck von Wieland erhielt Goethe in Leipzig aus dem Gedizt . Musarion. Dieses Gedicht enthält den Kern zu Wielands Lebensphilosophie, die im mäßigen Genusse des Lebens Genüge findet. Goethe fand in dem Werkchen lebendiges Griechentum, denn Wieland hatte sich schon lange vorher in dem lehrhaften Roman „‚Agathon“, in den komischen Erzählungen mit den Griechen beschäftigt. Doch hat er auch nach zwei idealistischen Brautschaften Sinnenliebe genossen und auf dem Schloß Warthausen bei Biberach, seiner Heimat, Rokokoliteratur zur böfischen Unter— haltung kennen gelernt. Das modifizierte seine Aufféssung von der Antike. Im ‚Musarion“ faßt er all das zusammen. Rein griechisch ist also die Erzählung nicht, so wenig wie die Oper Alceste, gegen die Goethe seine Farce „Götter, Helden und Wleland“ schrieb, der sich bei Alceste weniger an dem Mangel des griechischen Wesens als an der Schwächlichkeit der Auffassung stieß. Wieland war keine Kraftnatur, er war auch kein Wanderer wie Goethe, sondern besah sich die Landschaft vom Schreibzimmer aus; er merkte wohl, daß Natur schöner sei als Kunst, liebte aber den Landaufenthalt nur zur inneren Sammlung. So zog er sich von Weimar nach dem Land gute Oßmannstedt zurück. Wieland war für das Studierzimmer er⸗ zogen. Von der ersten Kindheit an hatte er viel lernen müssen, war ein eifriger Leser zeitlebens, zitierte gern aus der Lektüre, erwarb eine sehr ausgebreitete Bildungssumme, die ihm stets zur Verzierung seiner Werke diente. .
Diese Bildung und Verbildung machte ihn unempfänglich für das Volkslied; er ist Gesellschaftsdichter, und bei der Zartheit seiner Seele Liebling der Frauen. Trotz Mangels männlicher Kraft be⸗ wundert er ruhe als andere Shakespeare, aber er genießt mehr die Vortrefflichkeit einzelner Stellen, z. B. des Hamlet, während Goethe den Charakter des ganzen Hamlet zu erfassen sucht, worin sich ein bezeichnender Unterschied kund gibt. Wieland fühlt das Große, bringt in seinen Dichtungen einzelne Stellen stark heraus, kann aber den Ton nie festhalten. Er paßt sich der Genieperiode in Worten und Motiven an, schreibt über Autoren des 16. Jahrhunderts, auch Faustische, mit Hingabe, be⸗ wundert den Goetheschen Götz und dichtet doch wieder orientalisch— französische Märchen. Darum wird er von den Genies als Französ— ling getadelt, freilich zu Unrecht, denn als Kenner der Griechen, Römer, Italiener, Engländer war er es nicht mehr und hat schließlich nur durch seine Aneignung französischer witziger Vortragsweise die vornehme Welt in Deutschland für deutsches Schrifttum gewonnen. Ebenso wird er als Aufklärer gescholten und spürte doch das Poetische und rein Menschliche des Aberglaubens. Schließlich kommt aber f ,. wo seine Tadler verstummen und sein „Merkur“ Er⸗ olg hat.
Auch Goethe wird später durch persönliche Bekanntschaft von ihm eingenommen. Gegenseitiges Verstehen und Vertrguen fördert die Beziehungen und Wieland kennzeichnet den Faustdichter unüber⸗ trefflich. Die Verserzählungen vom Wintermärchen bis zum Oberon werden von Goethe zumeist recht gelobt. Wieland ist den mittel alterlichen höfischen Dichtern vergleichbar. Er dichtet wie sie ritter— liche Versromane, Legenden, Huldigungsgedichte für den Hof, aber nach seiner ersten Liebe verfaßte er zum Unterschied von Goethe keine rein lyrischen Gedichte mehr. Als Romandschter freilich konnte Goethe von Wieland lernen. Wilhelm Meisters theatralische Sendung ist von Don Sylvio stark, weniger von Agathon beemnflußt. Denn auch Wieland kann sehr gut beobachten, wie sich Menschen ge—⸗ sellig benehmen, und weiß ihr Gespräch realistisch wiederzugeben, wie die Abberlten bewelsen. Aus Vorliebe für gutmütigen Spott über— setzt Wieland die Satiren und Episteln des Horaz, verdeutscht Lucian, der ihm ebenso gelstig verwandt war. Bei ihm gewinnt er die An—⸗ regung zum Roman „Peregrinus Proteus“, indem er auf Lapater und andere Schwärmer bisckt und auch über seine eigenen Lebenswand— lungen Aufschluß gibt. Selbst im „‚Agathodämon“ meint er sich. Beide Werke zeigen, daß Wieland zwar die Persen Jesu hoch hält, aber die christliche Lehre schon in ihren ersten Festsetzungen für ent- stellt ansieht. Er bekennt sich zum Deismus, hat aber auch Panthe⸗ istisches in sich. Hauptsächlich geht seine Auffassung auf Herders Humgnitätslehre hingus. —
Neben dem ältesten Christentum beschäftigt ihn ununterbrochen das Griechentum. In Aristophanes sieht er eine Art Shakespeare; weil diese Figuren ihn an die Sansculotten erinnern, beginnt er ihn zu übersetzen. Er sieht im Spiegel der Gegenwart immer die Antike lebendig. Politisches hat ihn steis interessiert, und über die französische Revolutfon schreibt er voll Verständnis. Er ist aber Monarchist, gegen die Despotie der Demagogen, für Verfassung und das Zwei⸗ kammersystem; er ist liberal, für Preßfreiheit, Freihandel, hat mehr Vertrauen zu Städtern als zum Adel. Dabei hat er niemals beansprucht, praktischer Politiker zu sein. Er lehnt es ab, den Staat von Philosophen regieren zu lassen, wie Plato es fordert. Gegen dessen Siaatslehre äußert er sich auch in dem großen Roman Aristipp.
Hierher gehören noch ein paar kleine griechlsche Novellen in Brief⸗
form, deren eine Züge Heinrich von Kleists benutzt, deren andere in „Hipparchta“ ein neues Ideal der gebildeten Frau im Sinne der Romantiker aufstellt Mit der Romantik hat auch sein Novellenkranz Hexameron von Rosenhain! Zusammenhang; er steht zwischen m Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter und dessen Wander⸗ jahren.
All das zeigt., daß Wieland beweglich bis in sein hohes Alter
blieb, nicht neue Richtungen ablehnte, sogar sie verbreitete, und doch denkt er zu gleicher Zeit an den nahenden Tod, wo seine geliebte Frau und die Freunde ihm genommen sind. Er überlegt die Art des Fort⸗ lebens der Seele nach dem Tode und bereitet sich auf ein furchtloses Ende vor in einem eigenen Werke und in einer seiner Logenreden. Der Hauptkummer seiner letzten Jahre war die Not Deutschlands. Er war Patriot, wünschte die Errichtung eines neuen deutschen Königtums an Stelle des zersplitterten römischen Reiches, sah die sittliche Erneuerung heranreifen, rief auf, wie ein Mann sich zu erheben und Vermögen, Leib und Leben zu opfern Als sein Ruf in den 90er Jahren nichts nützt, schweigt er verzweifelt. Nach der Schlacht bei Jena beginnt er die Briefe Ciceros zu übersetzen, die ihn an die Zeitlage der Gegenwart, in der auch dier grörten Talente nichts gegen die Herrschsucht ausrichten konnten, erinnern. Während der ersten Vorbereitungen zum Befreiungskriege, am Tage, als Friedrich Wilhelm den Befehl zum Ausmarsch nach Schlesien gab, starb Wieland um Mitternacht. Er sah den Tag der Rettang nicht mehr aufgehen für sein Deutschland. SLebhafter Beifall der Versammlung dankte dem Redner für seine fesselnden Ausführungen. Von den nach einer Pause folgenden ge⸗ schäftlichen Verhandlungen rief die Neuwahl des Vorstands das stärkste Interesse hervor. Nach längeren Verhandlungen wurde der Geheimrat, Professor Dr. Roethe⸗Berlin in den Vorstand, der Oberpräsident der Rheinprovinz Freiherr von Rheinbaben, der Leiter der rheinischen Goethe-Festspiele, zum Präsidenten und der Zweite Vorsitzende des, badischen Herrenhauses, Geheimrat von Bürklin zum Vizepräsidenten gewählt.
Am Nachmittag besuchten die Mitglieder der Gesellschaft Oß⸗ mannstedt zu einer kleinen Gedenkfeier am Grabe Wielands auf des Dichters einstigem Gute an der Ilm.
.Die Kulturhistorische Ausstellung in Breslau ist heute in Gegenwart Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der , feierlich er⸗ öffnet worden. Sie umfaßt, wie „W. T. B.“ berichtet, in 56 Sälen, die rings um einen prachtvollen Empiregarten gruppiert sind, zunächst die Andenken an die führenden Persönlichkeiten der großen Zeit vor 100 Jahren, weiter an die Ereignisse vom Ende des russischen Feldzuges bis zum zweiten Pariser Frieden, dann eine Uebersicht über das damallge Leben und die damalige Kunst. Die Eingangskuppelhalle, in die ein antiker Säulenvorbau führt, enthält nur Napoleons Wagen, den Blücher in der Schlacht bei Waterloo erbeutete, und der von dessen Nachkommen zur Verfügung gestellt ist. Die Wände schmücken Zitate aus Schenken⸗ dorfs ‚Erneutem Schwur“, Kleists „Hermannschlacht! und Goethes „Des Epimenides Erwachen“ sowie der letzte Abschnitt des Aufrufs „»An mein Volk!“ Der erste Saal ist den verbündeten Monarchen ge—⸗ widmet, der zweite dem preußischen Königshause. Die nächsten Säle be⸗ herbergen die Andenken an Blücher, Scharnhorst, Gneisenau, Yorck, Clausewitz, Boven, Kleist, Stein, Hardenberg, Wilhelm von Hum⸗ boldt, das Lützowsche Freikorps usw. Ein weiterer Saal veranschau⸗ licht unter dem Sinnbild des Eisernen Kreuzes das preußische Heerwesen. Es folgt der Saal der Dichter der Freiheits⸗ kriege, Arndt, Schenkendorf, Körner usw. Die folgenden Säle sind von beiden Meckleuburg und von der schwedischen Re⸗ regierung reich beschickt. Einen breiten Raum nimmt die österreichische Ausstellung ein, die vom Kaiser Franz Josef, von der öster⸗ reichischen Regierung und der Stadt Wien hervorragend unter⸗ stützt ist. Ben Hauptschmuck bildet ein Gemälde, aus dem Invdalidenhaus in Wien, das die Verkündung des Sieges an die drei Monarchen durch den Fürsten Schwarzenberg am Abend des 18. Oktober darstellt. Mehrere Säle sind dann Napoleon gewidmet. Der darauf folgende enthält die russische Ausstellung, die auf Beehl des Kaisers Nikolaus zusammengestellt ist. Den Schluß bilden der Saal der Stadt Breslau, die Ausstellungen aus Schlesien, Ost⸗ und Westpreußen und der nichtpreußischen, namentlich süddeutschen Staaten, elne stimmungsvoll gehaltene Gedenkhalle für die Gefallenen sowie eine numismatische Ausstellung.
Bei dem Wettbewerb für das Lut herdenkmal auf der Feste Coburg erhielten, wie W. T. B.“ meldet, erste Preise von je 3000 g Eberhardt Enke⸗Berlin, Professor Wrba⸗Dresden, Walther Bischof⸗München, den zweiten Preis von 2000 M Arthur Lange⸗ München, den dritten Preis von 1000 M Gottlieb Elster und Pro—⸗ fessor Sommer, beide in Weimar.
Literatur.
— Die Befreiung 1813, 1814, 1815. Urkunden, Berichte, Briefe. Mit geschichtlichen Verbindungen von Dr. Tim Klein. Wilhelm Langewiesche⸗Brandt, Ebenhausen bei München, 1913. 534 Seiten in haltbarem Pappband. 1,80 166. — Unter den Lebeng⸗ dokumenten vergangener Jahrhunderte aus dem Verlag von Lange⸗ wiesche ist an siebenter Stelle das vorliegende Buch gerade rechtzeitig erschienen. Eine Zeit wird darin lebendig, deren Bild sich der Deutsche nicht tief genug einprägen kann und die gerade jetzt nach hundert Jahren gemeinsame Erkinerung zu begehen gebietei. Welche er— ö Bilder steigen aus diesen Blättern auf! Man möchte das Buch, das sich auch durch Druck, Gestalt und Hülle empfiehlt, wenn man es einmal aufgeschlagen hat, nicht wieder aus der Hand legen. Wo es für dieses und die beiden folgenden Erinnerungsjahre zum ständigen Begleiter wird, muß eine heiße Liebe zu der Art unserer Väter entbrennen und die Ueberzeugung durchdringen, daß für die Behauptung staatlicher Selbständigkeit kein Opfer zu groß sein kann.
— Gold gab ich für Cisen. Deutschlands Schmach und Erhebung in zeitgenössischen Dokumenten, Briefen, Tagebüchern aus den Jahren 1806 bis 1315. Von Dr. Ernst Müsebeck, Archivar am Geheimen Staatsarchiv. Berlin, Deutsches Verlagshaus Bong u. Co. 393 Seiten. 2 é. — In einer gehaltvollen, tlef ein⸗ dringenden Einleitung beleuchtet der Herausgeber des vorliegenden Buches, Ernst Müsebeck, der auch das Geleitwort verfaßt hat, das Schrifttum in den Jahren der Wiedergeburt und die unzerstörbare Bedeutung der darin emporstrebenden Kräfte für den Ausbau deutschen Geisteslebens. Den Hauptinhalt des Buches bilden dann die Doku⸗ mente selbst, in denen sich das Wahre des neuen Geistes offenbart. Sie sind mit feinem Sinn geordnet und dulden auch die Stimme des Liedes. Ein Literaturverzeichniz mit manchem guten Vermerk kommt einem Verlangen nach Erweiterung von Kenntnissen entgegen. Mit diesem Buch betritt der Verlag eine, neue Bahn, er eröffnet hiermit unter dem Stichwort „Bongs Schön⸗-Bücherei“ zu dem Ein⸗ heitspreise von 2 ½ eine zwanglose Folge von einzelnen, in sich völlig abgeschlossenen Büchern aus dem Gebiet der schöoͤnen Wissenschaften, wie man im achtzehnten Jahrhundert sagte.
— Heinrich von Treitschke, 1813. Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1913. 211 Seiten. Preis gebunden 2 S6. — Der Hirzelsche Verlag in Leipzig hat bereits vor einiger Zeit in Heinrich von Treitschkes ‚Biidern aus der deutschen Geschichte“ und in seinen ‚Aus⸗ gewählten Schriften“ eine vortreffliche Auswahl aus seiner , Deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert“ und den „Historischen und politischen Aufsätzen' in je 2 Bänden weiteren Kreisen erschlofsen. Eine will⸗ kommene Gabe ist auch das vorliegende Buch; es bietet in 5 Ab⸗ schnitten (Vor der Erhebung, der russische Krieg, das Volk in Waffen, Kampf und Sieg, Von Leipzig nach Paris) aus dem ersten Band der deutschen Geschichte ein Bild der Erhebung vor hundert Jahren in der hinreißenden, von der kräftigsten Empfindung getragenen
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