4) Die für den Verlust von Orden und Ehrenzeichen ge⸗ gebenen Bestimmungen gelten auch für diese Denkmuͤnze.
5) Den mit der Denkmünze Beliehenen wird von dem zu⸗ ständigen Generalkommando ein ie e ausgestellt.
6X Die Generalordenskommission hat die namentlichen Ver⸗
zeichnisse der Inhaber der Denkmünze, welche ihr zugehen werden, aufzubewahren.
7) Nach dem Tode eines Inhabers der Denkmünze ver⸗ bleibt sie seinen Hinterbliebenen.
Travemünde an Bord Meiner Jacht Hohenzollern, den
4. Juli 1915. Wilhelm R.
von Bethmann Hollweg. von Tirpitz. Delbrück. Beseler. von Breitenbach. Sydow. von Trott zu Solz. von Heeringen.
Freiherr von Schorlemer. von Dallwitz. Lentze.
Eisenbahnanleihegesetz. Vom 9. Juni 1913 Wir Wilhelm, von Gottes Preußen ꝛc.,
verordnen, mit Zustimmung der beiden Häuser des Landtags der Monarchie, was folgt:
Gnaden König von
Die Staatsregierung wird ermächtigt, zur Vorbereitung eines elektrischen Betriebs auf den Berliner Stadt-, Ring⸗ und Vorort⸗ bahnen unter vorläufiger Beschränkung auf die von den Stadt- und Ringbahnzügen befahrenen Strecken 25 000 000 S6 zu verwenden.
5 *
Die Staatsregierung wird ermächtigt, zur Bereitstellung der nach §z 1 erforderlichen Summe Staateschuldperschreibungen auszugeben.
An Stelle der Schuldverschreibungen können vorübergehend Schatzanwelsungen ausgegeben werden. Der Fälligkeitstermin ist in den Schatzanweisungen anzugeben. Die Staatsregierung wird er— mächtigt, die Mittek zur Einlösung dieser Schatzanweisungen durch Ausgabe von neuen Schatzanweisungen und von Schuldverschreibungen in dem erforderlichen Nennbetrage zu beschaffen. Die Schatz— anweisungen können wiederholt ausgegeben werden.
Schatzanweisungen oder Schuldverschreibungen, die zur Einlösung von fällig werdenden Schatzanweisungen bestimmt sind, hat die Haupt— verwaltung der Staatsschulden auf Anordnung des Finanzministers vierzehn Tage vor dem Faͤlligkeitstermine zur Verfügung zu halten. Die Verzinfung der neuen Schuldpapiere darf nicht vor dem Zeit—⸗ punkte beginnen, mit dem die Verzinsung der einzulösenden Schatz⸗ anweisungen aufhört.
83
Wann, durch welche Stelle und in welchen Beträgen, zu welchem Zinsfuße zu welchen Bedingungen der Kündigung und zu welchen Kursen die Schatzanweisungen und die Schuldverschreibungen aus— gegeben werden sollen (5 2), bestimmt der Finanzminister.
Im übrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der Anleihe die Vorschriften des Gesetzes, betreffend die Konsolldation preußischer Staatsanleihen, vom 19. Dezember 1869 (Gesetzsamml. S. 1197), des Gesetzes, betreffend die Tilgung von Staatsschulden, vom 8. März 1397 (Gesetzsamml. S. 43) und des Gesetzes, betreffend die Bildung eines Ausgleichsfonds für die Eisenbahnverwaltung, vom 3. Mai 1903 (Gesetzsamml. S. 155) zur Anwendung.
§ 4.
Dieses Gesetz tritt am Tage selner Verkündung in Kraft.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
Gegeben Neues Palais, den 9. Juni 1913. Wilhelm.
von Bethmann Hollweg. Delbrück. Beseler. von Breitenbach. Sydow. von Trott zu Solz. von Heeringen. von Dallwitz. Lentze.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Verliehen ist der Charakter Professor den Lehrern der kunstgewerblichen Fachschulen Stuhr in Altona, Groth, Fahrenkrog und Bornemann in Barmen, Krause und Michael in Breslau, Heinecke und Waldeyer in Bunzlau, Weber und Wittig in Cassel, Lauterbach in Elberfeld, Ruser und Salzer in Erfurt, Zimmermann und Eitzen— berger in Hanau und Goltz in Höhr.
Finanzministe rium.
Zu Rentmeistern bei Königlichen Kreiskassen sind ernannt: in Sorau der Regierungssekretär Fürst aus Gumbinnen, in Borken der Regierungssekretär Anders aus Allenstein und in Königsberg N. M. der Regierungssekretär Warnat aus Allenstein. .
Versetzt sind die Rentmeister bei Königlichen Kreiskassen: Claussen von Segeberg nach Insterburg, Henning von Angermünde nach Segeberg und Meinecke von Wolfhagen nach Angermünde.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 31 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter Nr. 11 300 das Ruhrtalsperrengesetz, vom 5. Juni 1913, und unter Nr. 11 301 das Eisenbahnanleihegesetz, vom 9. Juni 1913. Berlin W. 9, den 3. Juli 1913.
Königliches Gesetzsammlungsamt. .
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 32 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter Nr. 11 303 das Sesekegesetz, vom 5. Juni 1913. Berlin W. 9, den 3. Juli 1913. Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.
Bekanntmachundg.
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10 April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gemacht:
1) der Allerhöchste Erlaß vom 10. Mai. 1913, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Gemeine Jühnde im Kreise Münden zur Sicherung ihrer für den unteren Teil des Dorfes vor— handenen Wasserleitung, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Hildesheim Nr. 24 Seite 147, ausgegeben am 14. Juni 1913;
2 das am 14. Mai 1913 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwaͤsserungs⸗ und , ,, . Kullmen⸗Jennen I in Kullmen⸗Jennen im Landkreise Tilsit durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Reglerung in Gumbinnen Nr. 24 S. 211, ausgegeben am 14. Juni 1913;
I) der am 14. Mai 1913 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zu dem Statut für die Listertalsperrengenossenschaft in Altena i. W. durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Arnsberg Nr. 25 S. 543, ausgegeben am 21. Juni 1913
4) das am 19. Mai 1915 Allerböchst vollzogene Statut für den Ent⸗ und Bewässerungsberband Güldenfelde im Elbinger Deich⸗ verbande zu Güldenfelde im Kreise Stubm durch das Amteblatt der Königlichen Regierung in Danzig Nr. 25 S. 195, ausgegeben am 21. Juni 1913;
I) der Allerhöchste Erlaß vom 28. Mai 1913, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Hannover zur Erwerbung der für Anlagen der Heeresverwaltung erforderlichen Grundftücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Hannober Rr. 24 S. 160, ausgegeben am 14. Juni 1913;
6) der Allerhöchste Erlaß vom 28. Mal 1913, betreffend die Verleihung des Enteignung rechts an die Stadtgemeinde Cöln für die Anlage eines Hafens am Rhein unterhalb der Mülheimer Heide den werftmäßigen Ausbau des linken Rheinufers bel Cöln Niehl und die Erweiterung des Hochwasserabflußprofils am gegenüberliegenden Ufer, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Cöln Nr. 25 S. 201, ausgegeben am 21. Juni 1913;
7) der Illerhöchste Erlaß vom 30. Mai 1913, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Insterburger Kleinbahn⸗ Aktiengesellschaft in Insterburg für die Anlage einer Kleinbahn von Heydekrug — in Verbindung mit dem Staatsbahnhof und mit Ab⸗ zweigung' nach dem Hafen — nach der Landesgrenze bei Kolleschen e ale, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Gumbinnen Nr. 25 S. 231, ausgegeben am 21. Juni 1913.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 4. Juli 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König haben an den General der Infanterie von Heeringen bei dessen Ent⸗ hebung von dem Amte als Staats- und Kriegsminister nach⸗ stehendes Allerhöchstes Handschreiben zu richten geruht:
Nachdem Ich Sie durch Meine anderweite Order vom heutigen Tage von dem Amte als Staate⸗ und Kriegsminister enthoben habe, ernenne Ich Sie hierdurch, unter Belassung à la suite des Füsilter⸗ Regiments von Gersdorff (Kurhessischen) Nr. 80, zum General— Inspekteur der Zweiten Armeeinspektion (Standort Berlin). Sie haben in dieser Bestimmung erneut einen Beweis Meines Vertrauens und ein Zeichen Meiner hohen Anerkennung der ausgezeichneten Dlenste zu erblicken, welche Sie in den verschiedensten Stellungen, insonderheit in der bisherigen schweren und verantwortungs⸗ vollen Stellung als Kriegsminister, Mir und der Armee geleistet haben. Und Ich hoffe, daß Ihre reichen Diensterfahrungen, welche Sie in Krieg und Frieden gesammelt haben, auf dem wichtigen Posten eines Armee⸗Inspekteurs noch lange der Armee zugute kommen werden!
Kiel, den 4. Juli 1913. . Wilhelm R.
An den bisherigen Staats⸗ und Kriegsminister, General der Infanterie von Heeringen, à 1a suite des Füsilier⸗ Regiments von Gersdorff (Kurhessischen) Nr. 8
.
In der am 3. Juli d. J. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde den vom Reichstag angenommenen Entwürfen der Gesetze über einen einmaligen außerordentlichen Wehrbeitrag, über Aenderungen im Finanzwesen, wegen Aenderung des Reichs⸗ stempelgesetzes sowie dem Entwurfe eines Besitzsteuergesetzes zugestimmt. Ferner wurde dem Entwurf des Ahänderungs⸗ gefetzes zum Besoldungsgesetz, den Entwürfen des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes, des Abänderungsgesetzes zum Reichsmilitärgesetz und zum Gesetze, betreffend die Aenderung der Wehrpflicht, sowie eines Ergänzungsgesetzes zum Gesetz über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres die Zustimmung, er⸗ teilt. Der Entwurf eines Abänderungsgesetzes zum Militär⸗ strafgesetzbnuch wurde den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Daneben erledigte der Bundesrat u. a. Anträge auf Erlaß von Steuern, Stempelabgaben usw. sowie eine Reihe von Eingaben.
— 9
Der Königlich württembergische Gesandte Freiherr von Varnbüler hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesen⸗ heit führt bis auf weiteres der Geheime Legationsrat im Königlich württembergischen Ministerium der auswärtigen An⸗ gelegenheiten Freiherr von Herman die Geschäfte der Gesandtschaft.
Kiel, 4. Juni. Zu Ehren Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Italien fand gestern mittag nach der Rückkehr von der Fahrt zur Besichtigung der Kanal⸗ bauten an Bord der „Hohenzollern“ n,, statt, an der außer den Majestäten Ihre Kaiserlichen und König— lichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Heinrich mit Gemahlin und der Prinz Adalbert, Seine Durchlaucht der Fürst von Mong co, der Reichskanzler Dr. von Beth⸗ mann Hollweg, der Minister Marquis di San Giuliano, der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Jagow, der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Großadmiral von Tirpitz, der italienische Botschafter Bollati, der Minister Mattioli Pasqualini, der Generalleutnant Brusati, die hier anwesenden Herren der italienischen Botschaft, der Oberpräsident von Bülow, die in Immediatstellungen befindlichen Admirale, der Kanalamtspräsident Dr. Kautz, der Stadtkommandant, Generalmajor Albrecht, der Oberbürgermeister von Kiel Lindemann, der Polizeipräsident von Schröter, der Kommandant der „Hohenzollern“, Kapitän zur See von Karpf und die Kommandanten der beiden italienischen Schiffe „Amalfi“ und „Trinacria“ u. A. teilnahmen. Nach der Tafel hielten die Majestäten längere Zeit Cercle ab. Um 31½ Uhr verließen die italienischen Herrschaften die „Hohenzollern“, von Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin an das Fallreep geleitet, und kehrten auf die „Trinacria“ zurück. Nachmittags fand
an Bord der „Hohenzollern“ eine Konferenz der leitenden Staats⸗ männer statt. Gegen 8 Uhr begaben sich Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit Gefolge sowie die hier anwesenden prinz⸗ lichen Herrschaften auf die „Trinacria“, wo Abendtafel war, 9 der der Reichskanzler, die anwesenden Staatsmänner sowie ie Spitzen der Behörden geladen waren. Um 1016 Uhr kehrten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin auf die „Hohen⸗ zollern“ zurück, und um 11 Uhr ging die „Trinacria“, gefolgt vom Kreuzer „Amalfi“, nach Stockholm in See.
Oefterreich⸗Ungarn.
Die Vollversammlung der deutschen Landtags— abgeordneten in Prag hat unter Teilnahme deutsch⸗böhmischer Reichsratsabgeordneter beschlossen, gegen die Einsetzung einer staatlichen Verwaltungskommission für Böhmen Einspruch zu erheben und den deutschen Abgeordneten den Ein⸗ tritt in diese Kommission zu verbieten. Dadurch ist, wie die „Bohemia“ schreibt, eine vollkommen neue Lage geschaffen, da die geplante Verwaltungskommission nunmehr nicht zustande kommen kann. .
— Aus 28 städtischen Landtags wahlkreisen Galiziens liegen bisher 26 Ergebnisse vor. Wie „W. T. B.“ meldet, erhalten die Demokraten 13 Mandate, bisher 16, die Kon— servativen 3, bisher 5, die polnische Volkspartei l, bisher 9, die polnische Fortschrittspartei 1, bisher O, die Allpolen H, bisher 5, die Deutschen 1, bisher 1, die Parteilosen 1, bisher 1, die Bürgerpartei 1, bisher 0.
Großbritannien und Irland.
Der Premierminister Asquith kündigte gestern im Unter— hause an, daß die dritte Lesung der Home Rule⸗Bill am 7. Juli stattfinden werde. Wie „W. T. B.“ meldet, besteht kein Zweifel, daß das Oberhaus das Gesetz auch das zweite Mal ablehnen wird. ;
Frankreich.
Der Senat hat den am 13. Juni von der Kammer an— genommenen Gesetzentwurf über vorzeitige Beförderung von Schülern von St. Cyr aus den Jahrgängen 1911 und 1912 zum Unterleutnant gestern gleichfalls angenommen.
— In der Deputiertenkammer wurde gestern die Besprechung der Heeres vorlage fortgesetzt.
Nach dem Bericht des ‚W. T. B.“ bekämpfte der Vizepräsident der Heereskommission Montebello den Gegenantrag Messimy⸗ Boncour und fagte, Messimy könne, nachdem er die Bedeutung der deutschen Rüstungen betont habe, logischerweise unmöglich zu seinem Gegenantrag kommen, durch den daz Heer während eines Teils des Jahrs zu schwach gelassen würde. Der Redner setzte unter Beifall im JZenkrum und auf verschiede nen Bänken der Linken die milirärischen und FkonomischenUnzuträglichkeiten des Gesetzentwurfs Messimy⸗Boncourt ausemnander, der einen Umsturz des ganzen Militärgesetzes bedeuten würde. Er rief die Erinnerungen von 1870 auf und mahnte, die zu über— nehmende Verantwortung wohl zu erwägen. Zum Schluß bat er die Kammer, den Regierungsentwuif anzunehmen, um das Land nicht neuem Unheil auszusetzen. Der Abg. Messimy meinte, sein Gegen⸗ entwurf beseitige alle Besorgnisse, auch diejenigen vor einer zu ge⸗ ringen Truppenstärke von Oktober bis März, und gewähre das ganze Jahr hindurch Deckungstruppen, die jedem plötzlichen Angriff ge⸗ wachsen seien; ein solcher sei übrigens nicht zu erwanien, denn dazu müßten die Deutschen ein Drittel ihrer Pferde mobillsieren, könnten also erst am dritten »der vierten Mobilmachungstage vorgehen. Wahrscheinlicher sei ein Vor⸗ marsch erst nach 10 oder 11 Tagen, 350 009 Mann, davon drei Viertel Aktive, genügten für die Sicherheit des Landes während der ersten Kriegszwoche. Der Redner erörterte sodann Mittel, die Grenztruppen zu verstärken, und sagte, die auswärtige Lage scheine ihm die Ver— legung eines Teils der Alpentruppen in den Nordosten zu rechtfertigen; ebenso könnten Kolonialtruppen nach Reims verlegt werden. Sein Gegenentwurf schaffe eine lebende Schutzwehr von 244 0909 Mann, zu denen man 47 060 in Bureaus und als Arbeiter Beschäftigte hinzu⸗ nehmen könnte. Weitere Truppenquellen fänden sich in den west— afrikanischen Truppen und in der Aushebung in Algerien. Messimpy trat dann dafür ein, daß die Kompagnien der Regimenter im Innern aus 110 Mann aktiver Mannschaften und 140 Reservisten zusammen⸗ gesetzt würden. Zum Schluß sprach er sein Bedauern darüber aus, daß die Regierung beschlossen habe, die Vertrauensfrage zu stellen. Während der Rede Messimys gaben zahlreiche Abgeordnete in be⸗ merkenswerter Weise ihrer Ansicht über die Stellung Italiens Ausdruck, denn als Messimy erklärte, daß die gegenwärtige europäische Lage es Frank⸗ reich gestatte, einen Teil seiner Truppen von den Alpengrenzen abzuberufen, wurden von vielen Bänken, namentlich auf der Rechten und im Zentrum, lebhafte Protestrufe laut. Der Ministerpräsident Barthou erklärte, er werde nicht nur wegen des Gegenentwurfs Messimy— Boncour die Vertrauensfrage stellen, sondern auch wegen aller Ab— aͤnderungsanträge, die über die von der Kommission und der Regierung gemachten Vorschläge, die Herabsetzung der Dienstzeit betreffend, hinausgehen.
Darauf lehnte die Kammer den Gegenentwurf Messimy-Boncour mit 313 gegen 266 Stimmen ab und vertagte sich.
— In dem Subkomitee für Konzessionen und Kontrakte der Internationalen Finanzkommission wurde gestern
erörtert, welche Wirkung die Abtretung von Gebieten auf die
Nationalität der konzessionierten Gesellschaften in den abgetretenen Gebieten haben würde. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde in Erwägung gezogen, daß die türkischen Gesellschaften, die ihren Sitz und ihr alleiniges Arbeitsfeld in einem an einen anderen Staat abgetretenen Gebiete hätten, mit vollem Rechte die Nationalität dieses Staates erwerben sollen, und daß eine Gesell⸗ schaft dritter Nationalität diese Nationalität unter derselben Voraussetzung behalten solle. Die Beratung wandte sich dann den türkischen Gesellschaften zu, die ihren Sitz in Konstantinopel und ihr alleiniges Arbeitsfeld in einem abgetretenen Gebiete haben. Die Mitglieder mehrerer Delegatignen waren der An⸗ sicht, daß in diesem Falle die Konzessionsinhaber das Recht der Option haben sollten, entweder die türkische Nationalität zu behalten oder die Nationalität des Staates, dem das Gebiet einverleibt worden ist, oder aber die Nationalität des Landes zu erwerben, dessen Kapitalien sie vertreten. Die Mitglieder anderer Delegationen waren der An—⸗ sicht, daß sie die Nationalität des einverleibenden Staates von Rechts wegen anzunehmen hätten, mit der Be⸗ , daß man ihnen die Möglichkeit gäbe, gemäß den allgemeinen rechtlichen Bestimmungen eine andere Nationalität, die ihnen genehm wäre, anzunehmen. Drei Delegierte wurden damit beauftragt, über diese Frage einen Text zu redigieren, für den man auf allseitige Zustimmung rechnen könne.
Rußland.
Der Reichs rat hat gestern das Gesetz über die An⸗ weisung von 58780000 Rubel für den Neubau von Kriegsschiffen, für ihre Ausrüstung und für die Anlegung von Staatswerften gemäß dem sogenannten kleinen Programm
der Duma angenom men. Darauf wurde Generaldebatte über das Etatsgesetz für 1913 eröffnet.
Der Berichterstatter Schi po ff stellte laut Bericht des. W. T. B.
gunstige Finanzlage Rußlands fest, indem er mitteilte, daß die un gettommssion die Ziffern der Einnahmen erhöht und auf 50 Millionen Rubel festgesetzt habe, die der ordentlichen Ausgaben
3015, die der außerordentlichen auf 235 Millionen Rubel. Er ses auf die geringe Höhe der Staateschulden und auf den freien Ubestand un Slaatsschatz als auf günstige Zeichen für den Stand „n sischen Budgets hin und zeigt: am Schluß, wie eng geordnete anztelle Zustände mit der Entwicklung der produktiven Kräfte des andes zusammenhingen; die große Erfahrung des Finanzministers tge für einen weiteren ökonomlschen Fortschritt Rußlands.
der Fassun
Syanien.
Als der König gestern morgen auf dem Wege vom hinisterrat im Automobil das Haupttor des Palastes passierte, ürzte sich, wie W. T; B.“ meldet, ein Individuum auf den Bagen, wurde jedoch sofort verhaftet und zur Polizeiwache ge⸗ bucht. Der Verhaftete, in dessen Tasche zahlreiche Stücke slas gefunden wurden, heißt Paul Fernandez.
Belgien.
Nach einer Mitteilung des „Jeurnal de Bruxelles“ hat se englische Regierung nunmehr offiziell die Angliede⸗ ung des Congostaates an Belgien anerkannt.
Türkei.
Die, Agence Bulgare“ ist ermächtigt, alle Bel grader heldungen von Siegen über die bulgarische Armee ent⸗ hieden zu dementieren. Nach den ersten serbischen Heraus⸗ hrderungen ergriffen die bulgarischen Truppen, nachdem sie
ie serbischen Angriffe zurückgewiesen hatten, die Offensive und Lesetzten bei der Verfolgung der Serben einige Ortschaften auf
em rechten Ufer des Slatanowska. Die Bulgaren stellten hierauf mäß dem am 1. Juli Vormittags erteilten Befehl das Feuer mund zogen sich in ihre früheren Stellungen auf dem linken fer des Slatanowska zurück. Zu den Serben wurden Parla⸗ entäre gesandt, um die Einstellung des Feuers zu fordern. die Serben hielten jedoch die Parlamentäre zurück und er⸗ ciffen die allgemeine Offensive mit allen Truppen. Das ist ne Sffenfive, die in den Meldungen als Verfolgung der julgaren bezeichnet wird. Vorgestern nachmittag griff die nze serbische Armee von neuem an, wurde jedoch unter großen zerlusten zurückgeschlagen.
Sofioter Privatmeldungen der „Reichspost“ zufolge rückten se Bulgaren auf dem serbischen Kriegsschauplatz gegen die ebischen Stellungen bei Köprülü vor, umklammerten öichtige serbische Stellungen auf der Höhe gegen Kratowo und creiten die Umfassung der Serben bei Egripalanka vor. Nach snem weiteren Telegramm der „Reichspost“ aus Sofia hat se serbische Armee auf Opcepolje eine vernichtende sederlage erlitten. Die Bulgaren hätten auch bereits den sormarsch gegen Kumanowo sowie gegen die serbische Grenze getreten.
— Nach Mitteilungen aus serbischen militärischen Kreisen laufen sich die Verluste der Serben in den bisherigen umpfen auf 7000 Tote und Verwundete, die Verluste der zöigaren auf 23 000 Tote und Verwundete sowie auf 4000
Oberst
RFangene.
— Der Chef des griechischen Generalstabs,
usmanis berichlet über die Ereignisse am 2. Juli laut
seldung des „W. T. B.“, wie folgt;
Die Truppen begannen den Vormarsch auf der ganzen Front am sorgen mit außerordentlichem Schwung. Der Feind, in gleicher härke mit den Griechen, wenn nicht überlegen, stand im allgemeinen gut befestigten Stellungen. In mehreren Gefechten wurde er erstens 5 seiner Stellung bel Su lowo und auf der Fünfhundert · Meter⸗ hben des Berges Vertisco nach erbittertem Woderstand vertrieben dauf seinem Rückzuge in der Richtung auf Nigrita verfolgt; beitens aus Vifoka, ferner aus Zarovo und Berowo ich iebhaftem Widerstande gegen. Lahang zurückgeworfen; er n hier mehr als acht Bataillone nebst. Artillerie stark. hrittens nahmen wir mit dem Bajonett die Höhen 544 m sd 605 m im Rorden von Güvesne; auch hier hatte der fend mehr als acht Regimenter und Artillerie beisammen. Unsere tuppen konnten die Artillerie sehr wenig verwenden, da. sie ine Gebirgsgeschütze hatten und die Feldgeschütze wegen des Geländes scht in Tätigkeit treten konnten. Trotzdem rückte unsere Infanterie bchaft vor; der Feind nahm seinen Rückzug nach Ligowani. Viertens arfen unsere Divisionen vor Kilkitsch den Feind durch erbitterte limpfe nach und nach aus verschiedenen verschanzten Stellungen, die sie eist mit aufgepflanztem Bajonett einnahmen, und verfolgten ihn bis lltitsch. Fünftens entspann sich ein heftiger Kampf auf unserem brgeschobenen linken Flügel. Der Feind wurde geworfen und nahm nen Rückzug nördlich des Ardschan-Sees; er scheint grohe derluste erlitten zu haben. Auch unsere Verluste sind beträchtlich, ker nicht übermäßig, soweit es die vorläufigen Angaben übersehen fen. Vier Schnellfeuergeschütze wurden dem Feinde abgenommen.
Weiteren Meldungen des „W. T. B.“ zufolge hahen sich sie griechischen Truppen gestern nach heftigem Kampfe Gjew⸗ elis und Kilkitsch' bemächtigt und sind in Nigrita ein— edrungen.
Grieche uland.
Die Deputiertenkammer ist für heute einberufen orden.
Rumänien.
Der König hat die allgemeine Mobilmachung der rmee angeordnet. In dem gestern im Amtsblatt ver⸗ fentlichten Königlichen Dekret heißt es:
e dem Vorschlage meines Kriegsministers ordne Ich plgendes an:
I) Die aktive Armee mit den Reserven wird mobilisiert und ird eine Operationsarmee formieren. ö.
2 Die Mobilifierung wird nach den Voischriften des Reglements 'r Armeemobilisterung durchgeführt werden.
) Zur Auffüllung der Kriegsstärken werden die notwendigen nienkontingente und Milizkontingente einberufen, Die derzeit über⸗ ie, Kontingente werden nach und nach dem Bedarf entsprechend
erufen.
Die Ordre de bataille wird die sein, die durch den tat⸗ ichlichen Mobilisterungsplan vorgesehen ist.
949 . Kriegsminister ist mit der Ausführung dieses Dekrets ragt.
Die Nachricht von der Mobilisierung wurde von der bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen. Abends fand or dem Königlichen Schlosse eine große Kundgebung zugunsten es Krieges statt.
Serbien.
Der König und der Ministerpräsident sind, der „Neuen reien Presse“ zufolge, gestern früh nach Uesküb abgereist.
Bulgarien.
Das Kabinett Danew hat nach einer Meldung der ‚Reichspost“ demissioniert. Es soll durch ein Konzen⸗ krationskabinett mit dem General Petrow an der Spitze und dem Generalissimus Sawow als Kriegsminister abgelöst werden. Katko Dimitr iew soll den Oberbefehl über die Armee übernehmen.
— Die Regierung hat, der „Agence Bulgare“ zufolge, in Athen in energischer Weise gegen das Vorgehen gegen die buligarische Garnison in Saloniki Einspruch erheben lassen, die in brutaler Weise durch die Griechen entwaffnet worden sei, ohne daß der bulgarische Kommandant vorher benachrichtigt worden fei und ohne daß man den Truppen die Möglichkeit gelassen habe, um Instruktionen zu bitten. Es sei eine allgemein bekannte Tatsache, daß die bulgarischen Truppen, die nach dem Fall der Stadt in Saloniki eingezogen seien, sich dort auf Befehl des Generalstabes aufhielten, und daß zwischen den beiden Verbündeten volle Eintracht bestanden habe. Nach der Entwaffnung der Truppen sei eine große Zahl bulgarischer Soldaten, die am Leben geblieben seien, nach Griechenland deportiert worden. Für dieses perfide und unerhörte Attentat
verlange Bulgarien folgende Genugtuung:
1) Sofortige Freilassung der nach Griechenland deportierten bulgarischen Soldaten und Wiedereinhändigung ihrer Waffen,
2) Wiederherstellung der Lage, wie sie vorher war, und Ein⸗ quartierung bulgarischer Abteilungen in Uebereinstimmung mit den bestehenden Abkommen, ̃
3) Wiederherstellung der Gebäude, die sich in den Händen der bulgarischen Truppen in Saloniki befanden,
4) Ersatz des verursachten Schadens,
3) Hifsen einer bulgarischen Flagge in Saloniki unter den dabei üblichen Ehrenbezeigungen.
Die bulgarische Regierung hat ferner ihren Gesandten in Belgrad beauftragt, gegen das Vorgehen der serbischen Truppen zu protestieren, die nach scheinbarer Einstellung ihrer Operationen eine bulgarische Abteilung bei Kotschani in dem Augenblick angegriffen hätten, wo bulgarische Truppen, obwohl sie provoziert worden wären, die Operationen eingestellt hätten. Dieses hinterlistige Vorgehen bilde neuerlich den Beweis für die vorbedachten und aggressiven Absichten Serbiens, für das die bulgarische Regierung der serbischen Regierung die volle Verantwortung zuschiebe.
— Die bulgarischen Behörden haben laut Meldung der „Agence Bulgare“ die griechischen Bischöfe in Kawalla und Doiran aus ihren Sitzen entfernt, weil unwiderleg— liche Beweise dafür vorgelegen, daß sie einen Spionagedienst eingerichtet und geleitet hätten.
Albanien.
Essad Pascha, der als Minister des Innern in die vorläufige Regierung Albaniens eingetreten ist, hat, der Albanischen Korrespondenz zufolge, über sein Verhalten seit der Uebergabe Skutaris vollkommen befriedigende Erklärungen ge— geben. Das scheinbare Eingehen auf, die serbisch⸗monte⸗ negrinischen Vorschläge habe Grausamkeiten gegen die Be⸗ völkerung Skutaris verhindert. Bis zum Abtransport der türkischen Truppen habe sich Essad Pascha in Tirang xeserviert verhalten, weil die türkischen Offiziere sich der Selbständigkeit Albaniens gegenüber feindlich gezeigt hätten. Durch den Ein⸗ tritt Essad Paschas in das Kabinett sei die Einigkeit zwischen Nord⸗ und Südalbanien verbürgt.
Amerika.
Die letzte Note der japanischen Regierung über den Land⸗ streit in Kalifornien ist von dem Botschafter Chinda bem Staatssekretär Bryan gestern überreicht worden. Wie „W. T. B.“ meldet, erläutert sie lediglich verschiedene, in der vorhergehenden Note enthaltene Darlegungen.
— Die dem Finanzkomitee des amerikanischen Senats an—⸗ gehörenden demokratischen Mitglieder haben einen Fraktions⸗ beschluß gefaßt, durch den die demokratischen Senatoren verpfkichtet werden, die Tarifbill in ihrer gegenwärtigen Form zu unterstützen.
— Die mexikanische Regierung hat obiger Quelle zufolge die Mittellung erhalten, daß der General der Auf— ständigen Ambrosio Figuero in Sgqualadela gefangen ge⸗ nommen und hingerichtet worden ist.
Statiftik und Bolkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.
In Metz haben sich W. T. B.“ zufolge die seit mehreren Monaten schwebenden Verhandlungen im Baugewerbe zer⸗ schlagen. Die Bauarbeiter haben am 2. d. M. die Vorschläge der Arbeitgeber abgelehnt und sind gestern früh auf allen Baustellen in den Ausstand getreten.
Aug Tod; wird dem W. T. B.“ gemeldet; Infolge des Aus⸗ standeß ihrer Weber, denen sich die übrigen Arbeiter anschlossen, hat die Manufakturaktiengesellschaft Hever ihre Fabrik geschlossen (vgl. Nr. 153 d. Bl.). ¶ .
Ber Aus stand der Hafenarbeiter in Leith Sog Nr. 163 d. Bl.) umfaßt, wie . W. T. B. erfährt, bis jetzt 0900 Mann und dehnt sich auf verschiedene andere Häfen des Firth of Forth aus, wo sich bereits 1500 Hann im Ausstand befinden. Die Wirkung des Ausstandes auf die Kohlenversorgung erweist sich als sehr ernst. Üeber 10 000 Kohlenarbeiter in den Lothians (Südschottland) sind ohne Arbeit. . — . ;
Aus Paris wird dem, W. T. B. berichtet: Nach einer Blãtter⸗ meldung wird in den Kreisen der Syndtkalisten, Lie über die Verhaftung ihrer Führer sehr erbittert sind, der Gedanke an einen Gesamtausstand erwogen. Als Zeitpunkt wurde gegebenenfalls Ende September ins Auge gefaßt, also der Augenblick, wo die Jahresklasse von 1910 heimgeschickt werden sollte. Das Syndikat der Erdarbeiter hielt in, der Arbeitsbörse eine Versammlung ab, in der ein zweiter Ausschuß ge⸗ wählt wurde, der für den Fall, daß alle Mitglieder des gegenwärtigen Ausfchusses verhaftet würden, die Geschäftsleitung übernehmen soll. Ferner wurde grundsätzlich beschlossen, einen 2d stũndigen Gesamt⸗ äusstand anzuordnen und am Tage des Nationalfestes öffentliche Protestkundgebungen zu veranstalten. . ;
Der Ausstand im Randgebiet (vgl. Nr. 155 d. Bl) dehnt sich weiter aug. Die Regierung betrachtet, wie dem W. T B.“ us Pretoria gemeldet wird, die Lage als sehr ernst und trifft Anstalten für eine Beratung mit den Leitern der Gruben. Der Sekretär des Bergarbeiterverbandes hat erklärt, daß in fast allen Gruben die Leute jetzt ausständig sind und . in den wenigen übrigen Gruben die Leute zum Ausstand veranlaßt werden würden. — Bie Gewerkschaft der Maschinisten in Johannesbung hat sich sn einer Abflimmung mit J gegen 1 Stimme für den Ausstand entschieden. Die Zimmerheu te und Tischler sind einstimmig für den AÜusstand. Auch die Maurer haben mit 81 gegen 13 Stimmen fuͤr den Ausstand gestimmt. — Mit Rüchsicht auf Meldungen von Gewalttätigkeiten und Sabotage in Eastrand hat die Re⸗—
gierung gestern nachmittag den Militärbehörden von Pot⸗ schefst room aufgetragen, heute fräh 800 bis 1900 Mann Karallerie nach dem Fastrand zu entfenden. Damit erhöht sich die Zahl der dort verfügbaren Truppen auf 2000 Mann.
(Weitere „Statistische Nachtichten. s. i. d. Ersten Beilage)
Wohlfahrtspflege.
Die selt 1891 unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende Stiftung ‚Töchterhort“ für verwaiste Töchter von Reichs-Post. und Telegraphenbeamten hat sceben ihren Verwaltungebericht für 1912 veröffentlicht. Danach ist das Ergebnis des Geschäftsjahres 1912 recht erfreulich. Dank der Opferwilligkeit und dem Gemeinsinn der Beamten und Unter⸗ beamten der Reichspost. und Telegraphenverwaltung ist, eine erhebliche Steigerung der Einnahmen eingetreten; die Unter⸗ stützungstätigkelt hat infolgedessen in noch erweitertem Um⸗ fange ausgeübt und darüber hinaus das Kapitalvermögen, dessen Zinfen in erster Linie zu den Ausgaben für die laufenden, von Jahr zu Jahr stelgenden Unterstützungen bestimmt sind, bedeutend dermehrt werden können. Die gesamte Einnahme hat 279410 1 betragen. Unter den 209 797 Spenden befinden sich 195 666 ½Æ½ laufende Beiträge, die von 61 816 Beamten und S4 602 Unterbeamten in monatlichen Durchschnittsbeträgen von 141 * und 83s aufgebracht worden sind. An den laufenden Spenden sind 63,9 v. S. der Beamten und 66, v. H. der Unterbeamten beteiligt, von der Gesamtzahl der Verkehrsämter und Agenturen im Reichspostgebiet 89,9 v. H. Die laufenden Bei— träge des Jahres 1912 sind gegen das Vorjahr um 8573 „ ge⸗ stiegen. Die seit der Begründung der Stiftung im Jahre 1909 erzielte höchste Einnahme von 203 868 S6 ist zwar noch nicht er⸗ reicht. Da sich aber nach den beiden Jahren des Rückgangs 1910 und 1911 jetzt wieder eine andauernde Aufwärtsbewegung zeigt, so ist die Hoffnung berechtigt, . im Jahre 1913 die Einnahme an laufenden Beit i des Jahres 1909 wieder er⸗ reicht oder sogar überschritten werde. Haben doch schon die ersten vier Monate des Jahres 1913 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vor — jahres eine Mehreinnahme von über 6oh0 „S6 gebracht. An Unter⸗ stützun gen sind im Jahre 1912 in 3356 Fällen zusammen 1351 716 4 gezahlt worden, d. s. gegen das Vorjahr 3693 4 mehr. An der Ausgabe von 181 716 S6 sind beteiligt die Bezirksausschüsse in 23436 Fällen mit gh 354 ½½ und der Hauptausschuß in 1912 Fällen mit S6 362 (16. Unter den Bewilligungen des Hauptausschusses waren 58 507 „ lau⸗ fende Unterftützungen. Die Verwaltungskosten haben im Be— richtsjahre 3547 M betragen, d. s. 1,3 v. D. der Gesamteinnahme; sie stellen in der Hauptsache Kosten für Drucksachen, Schreibbedürf⸗ nisse, Porto, Maklergebühren usw. dar, da die Mitglieder des Hauptausschuffes und der Bezirksausschüsse ihre Geschäfte ehren- amtlich ohne jede Vergütung versehen. Auf den Haupt⸗ ausschuß entfallen an Verwaltungskosten 2249 6, auf die Bezirksausschüsse und Vertrauensmänner 1298 „. Das vom Hauptausschuß verwaltete Kapitalvermögen betrug. am Schlusse dez Jahres 191: 1757 177 6. Gegen das Vorjahr ist eine Vermehrung um 93 161 4 eingetreten. Von dem Gesamtbetrage gebührt den Unterbeamten satzungsgemäß ein Anteil in Höhe pon 550 622 S6. Während dieser Anteil nur 31,9 v. H. aus— macht, ist von den im Jahre 1912 gezahlten Unterstützungen (185 716 S6 mehr als die Hälfte an Unterbeamtenwaisen ge— langt, nämlich ein Betrag von 94210 ½.. Es hat also auch im Jahre 1912, wie bisher ohne Ausnahme, eine besondere Berlsckfichtigung der Unterbeamtentöchter — über das im 8 5 der Satzungen Gewährleistete hinaus — stattgefunden. Denn nach dem Anteil der Unterbegmten an den Spenden wären auf sie nur 81 062 „ entfallen; somit sind ihnen aus den für fie nicht bestimmten Mitteln noch 13 148 „is zugeflossen. Im ganzen sind seit Beginn der Unterstützungstätigkeit (März 1891) Bis Ende 19123 den ÜUnterbeamtentöchtern über 143 000 46. an Zu schüssen dieser Art gewährt worden Von den durch den Töchterhort in 21 Jahren an Beamten⸗ und Unterbeamtentöchter überhaupt be⸗ willigten Unterstützungen von 2265 710 s haben die Unterbeamten⸗ töchter 1148 477 „ erhalten.
Kunst und Wissenschaft.
Die Galerie Eduard Schulte eröffnet morgen ihre Juli— ausstellung mit Werken der Malerz Alfred Bachmann⸗München, Hans Best⸗München, Otto Boyer -Düssel dorf, Karl Boehme⸗Karls⸗ ruhe, Mathilde Dormitzer-⸗Fürth, Paul Ehrenberg⸗München, Ascan Lutteroth⸗Hamburg, Jacques Schenker⸗München. ;
Literatur.
— Im Verlage von Quelle und Meyer in Leipzig ist eine Reihe von naturwissenschaftlichen Schriften erschienen, die wegen ihres zu— verläffigen Inhalts wie in Hinsicht auf das ausgezeichnete ihnen beigegebene Bildermaterial alle Anerkennung und weite Verbreitung verdienen. S. Kleinschmidt gibt auf 86 farbigen Tafeln die Bilder der Sing⸗ vögel der Heimat, begleitet die Abbildungen mit einem kurzgefaßten fystematlsch⸗biologischen Text und fügt ihm. die wichtigsten Eler⸗ und Resttypen meist nach Naturaufnahmen in Schwarzdruck bei. Der Text verrät den tüchtigen Kenner unserer Singvogelwelt. Die zuverlässigen Angaben beziehen ch auf Namen, Vorkommen, Artmerkmale, Größe, Merkmale des Welbchens und der Jungen, Lockton, Gesang. Eierzahl, Restbau, Nistplätze, Nahrung und Vorkommen (Stand, Strich oder Zug) sämtlicher behandelten Vögel. Die farbigen Abbildungen, bei denen die natürlichen Größenmaße vermerkt sind, zeichnen sich durch feine Beobachtung der bezelchnenden Merkmale und der Haltung sowie durch genaue Wiedergabe der Farbentöne des Federkleides aus. Das schöne Buch kann allen Freunden unserer Singvögel angelegentlich empfohlen werden. — Die übrigen, gleich wertvollen Bände führen den gemeinsamen Titel: . Schmeils Naturwissenschaftliche Atlanten“. In dem einen schildert Dr. Richard Stern⸗ feld in Wort und Bild die Reptilien und Amphibien Mitteleuropas. Der Tert ist kurzgefaßt, enthält aber alles Wichtige über Form, Färbung, Wohngebiet, Wesen, Nahrung und Fortpflanzung der einzelnen Arten, sowie über shr Verhalten und ihre bflege in der Gefangenschaft. Die Angaben sind durchweg zuverlässig und fußen augenscheinlich sowohl auf eingehender persönlicher Erfahrung, wie auf genauer Kenntnis der einschlägigen Literatur. Die auf 39 farbigen Bilder—⸗ tafeln beigegebenen Abbildungen sind in jeder Beziehung ausgezeichnet. Das Buch wird nicht nur als Anschauungsmittel für Schulen, sondern auch allen Terrarienbesitzern hochwillkommen sein. — Die⸗ selben Vorzüge sind dem folgenden Bande eigen, in dem Dr. Emil Walter ‚Unsere Süßwasserfische“ vorwiegend aus biologischen und fischereiwirtschaftlichen Gesichtspunkten schildert. Der an der Fischzucht Interessierte findet in dem Buch eine Fülle zu⸗ verläfsiger Angaben, die ihm die Bestimmung der Fischarten, ihre Pflege und ihren Fang erleichtern werden. Dem Text sind auf 50 farbigen Tafeln vorzügliche Abbildungen sämtlicher in Frage kommenden Fische beigegeben. — In 2 Bänden schildert Eugen Gramberg die verbrestetsten eßbaren, ungenießbaren und giftigen Pilze unserer Heimat, in dem ersten die Blät terpilze, im zweiten die Löcherpilze und kleineren Familien. Die Bände sind nicht nur für den Naturfreund von hohem Interesse, man möchte ihnen auch aus wirtschaftlichen Rücsichten eine weite Verbreitung wünschen. Werden doch die zahllosen Pilze unserer Wälder und Fluren noch lange nicht genug als Nahrungsmittel ausgenutzt und ist ihre genaue Kenntnis doch zugleich bei dem Vorkommen vieler gesundheits. schädlicher Arten von größter Bedeutung. Auf nicht weniger als 257 Tafeln — jeder Band enthält deren 116 * hat. der Runstmaler Emil Doerstling von den behandelten Pilzen farbige Bilder nach der Natur gemalt. Diese Abbildungen sind in ihrer Naturwahrheit und in der ungezwungenen Hervorhebung alles