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agen, Goesmann in Dortmund, Matoni in Cöln und Schlutius in Jauer und dem Gerichtskassenkontrolleur Ger k⸗ rath in Düsseldorf den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Seminaroberlehrer August Vollmer, zur⸗ zeit in Werl, zum Seminardirektor zu ernennen.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Bekanntmachung.
Gemäß S§ 45 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) wird das für die Kom munal⸗ besteue rung im Steuerjahre 1913 in Betracht kom men de Reineinkommen der gesamten preußischen Staats⸗ eisen bahnen auf den Betrag von
. 425 180 946 S6 ierdurch festgestellt. ; 983 . Gesamteinkommen unterliegen nach dem Ver⸗ hältnisse der erwachsenen Ausgaben an Gehältern und Löhnen der Besteuerung durch die beteiligten preußischen Gemeinden und selbständigen Gutsbezirke
386 886 277 46. Berlin, den 1. Juli 1913. Der Minister der öffentlichen Arbeiten. von Breitenbach.
Ministe rium der geistlichen und Unterrichts—⸗ angelegenheiten.
Der Archäologe Dr. Martin Schede ist zum Direktorial⸗ assistenten bei den Königlichen Museen in Berlin mit dem dienstlichen Wohnsitze in Konstantinopel ernannt worden.
Dem Seminardirektor Vollmer ist das Direktorat des Lehrerseminars in Werl verliehen worden.
Dem ordentlichen Lehrer an der Königlichen Kunstschule in Berlin, Maler Richard Hendorf sowie dem Lehrer an der gleichen Anstalt, Maler Erich Kuithan ist der Titel Professor verliehen worden.
Ministe rium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Die Oberförsterstelle Darß im Regierungsbezirk Stralsund ist zum 1. September 1913 zu besetzen; Bewerbungen müssen bis zum 20. Juli eingehen.
Zu Revierförstern sind ernannt worden. Birkenfeld, Förster in Forsthaus Kesselsohl, unter Uebertragung der Revierförsterstelle Grüneberg, Obf. Grüne⸗ walde, R.⸗B. Magdeburg, Gaßner, Förster in Gehlfeld, unter Uebertragung der Revierförsterstelle Theerbude, Obf. Lyck, R. B. Allenstein, Kluth, Förster in Hela, unter Uebertragung der Revierförsterstelle Hela, Obf. Oliva, R.⸗B. Danzig,
Schyia, Hegemeister in Junkerbrück, unter Uebertragung der Revierförsterstelle Neulinum, Obf. Drewenzwald, R. B. Marien⸗ werder, Wagenitz, Förster in Gölm, unter Uebertragung der Revierförsterstelle Quickborn, Obf. Rantzau, R.⸗B. Schleswig. ö
Finanzministerium.
Aus Anlaß des Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs sollen zufolge Allerhöchsten Erlasses auch bei Zuwiderhandlungen gegen die Zollgeseßze und die sonstigen Vorschriften über indirekte Reichs- und Landesabgaben verwirkte Strafen niedergeschlagen oder gemildert werden, wenn die Personen durch Not, Leichtsinn, Unbesonnenheit, Unerfahrenheit oder Verführung zu ihren Straftaten veranlaßt worden sind und für einen Gnadenerweis würdig erscheinen.
Die Königlichen Oberzolldirektionen sind angewiesen worden, die Straffälle von Amts wegen nachzuprüfen und Vorschlags⸗ listen an den Finanzminister einzureichen.
Ministerium des Innern.
Der Regierungsrat Winzer in Minden ist zum Mitgliede des der Regierung in Minden angegliederten Oberversicherungs⸗ amts an Stelle des aus diesem Amte ausgeschiedenen Re— gierungsrats von der Hagen ernannt worden.
Bekanntmachung.
In Neubearbeitung sind fertiggestellt und an die Karten— vertriebsstellen übergeben worden: A. Meßtischblätter 1: 25 000: Nr. 111 Nemonien, Nr. 634 Wernegitten,
145 Lablacken, II8 Heiligenthal, 188 Alt Gertlauken, 1169 Klonowo, 334 Heiligenbeil, 1260 Crone a. d. Brahe, 339 Domnau, 1261 Schirotzken, 470 Plaßwich, 1262 Grutschno. 631 Liebstedt,
B. Karte des Deutschen Reichs 1: 100000 — Ausgabe A — (Sch warzdruck): Nr. 48 72 Gr. Bruch — Brauns berg, . 171 Prostken, 200 Willenberg, . 410 Eschwege. C. Karte des Deutschen Reichs 1: 100000 — Ausgabe B — (Buntdruck): Nr. 15 Sarkau, . 70 Danzig, ö 228 Gorzno, ä 409 Melsungen. Alle Bestellungen auf Karten sind an diejenige Vertriebsstelle zu richten, in deren Bezirk sich der Besteller befindet. Berlin, den 5. Juli 1913. Kartographische Abteilung der Königlichen Landesaufnahme. von Zglinicki, . Generalmajor und Abteilungschef.
der Preußis kräften im oberen Quellgebiete der Weser, vom 9. Juni 1913.
eute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 34
en Gesetzsamm lung enthält unter inn den Ausbau von Wasser⸗
Die von Nr. 11 304 Gesetz,
Berlin W. 9, 7. Juli 1913.
Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.
Abgereist:
Seine Exzellenz der Wirkliche Geheime Rat, Unterstaats— sekretär im gien m des Innern Dr. Richter mit fünf— wöchigem Urlaub; . . Seine Exzellenz der Wirkliche Geheime Rat, Senats⸗ präsident beim Reichsmilitärgericht Dr. Herz mit Urlaub;
der Unterstaatssekretär des Staatsministeriums von Eisen⸗ hart-Rothe mit Urlaub; . . der Unterstaatssekretär im Reichsschatzamt Jahn mit Urlaub.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 7. Juli 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten vor— gestern vormittag in Travemünde an Bord der Jacht „Hohen zollern“ die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker, des Chefs des Marine— kabinetts, Admirals von Müller, des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini und des Vertreters des Auswärtigen Amts, Gesandten von Treutler.
Der Bundesrat hat nach seiner Plenarsitzung am 3. Juli d. J. die Sommerpause eintreten lassen und wird seine Sitzungen Anfang Oktober wieder aufnehmen.
Unter dem Vorsitz des Direktors im Reichskolonialamt Dr. Gleim fand vorgestern dort eine Beratung über die Förderung der Fischerei in den deutschen Kolonien Afrikas statt. An der Sitzung nahmen Sachverständige und Vertreter verschiedener Behörden und deutscher Fischerei⸗ vereine teil. Wie „W. T. B.“ meldet, kam man dahin überein, daß eine systematische Erkundung der Küsten—⸗ gewässer, der Krieks und Flußunterläufe von Ostafrika und Kamerun auf zeitliches und örtliches Vorhandensein von Fischen und anderen nutzbaren Wassertieren erforderlich und baldigst in Angriff zu nehmen sei. Für Südwestafrika, wo derartige Vorarbeiten bereits früher ausgeführt worden sind, ist nach übereinstimmender Ansicht der Sachverständigen nunmehr die Aussendung einer größeren Expedition geboten, um die Grundlagen zu einer regelrechten Aus⸗ beutung der dortigen Seefischbestände zu gewinnen. Hierzu wäre ein geeignet nautes und mit allen technischen Hilfsmitteln i gn, Schiff zu entsenden. Diese Expedition hätte auch die Aufgabe, die Ergebnisse der Vorerkundung in Kamerun zu ergänzen. Die Versammlung war sich darüber einig, daß unter möglichster Beschleunigung alles getan werden müsse, um die großen fremdländischen Ein⸗ fuhren von Fischen in unsere afrikanischen Kolonien allmählich durch eigene Produktion abzulösen. Die jährliche Einfuhr nach Kamerun, die mit dem weiteren Ausbau des Bahnnetzes noch erheblich gesteigert werden wird, beziffert sich allein auf nahezu 2 Millionen Mark.
Der Königlich sächsische Gesandte Freiherr von Salza und Lichtenau hat Berlin verlassen. Während seiner Ab⸗ wesenheit führt der Legationsrat Freiherr von Biedermann die Geschäfte der Gesandtschaft.
Der Präsident des Direktoriums der Reichsversicherungs⸗ anstalt für Angestellte, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Koch ist von der Dienstreise zurückgekehrt.
Der Kammergerichtspräsident Dr. Heinroth hat einen längeren Urlaub angetreten.
Der Oberstaatsanwalt des Kammergerichts, Generalstaats⸗ anwalt, Wirklicher Geheimer Oberjustizrat Supper hat mit mehrwöchigem Urlaub Berlin verlassen.
Laut Meldung des „W. T; B.“ sind am 4. Juli S. M. Flßkbt. Vaterland“ in Tschingkiang, S. M. S. „Tiger“ in Hankau und S. M. S. „Breslau“ in der Bojanamündung
eingetroffen.
Homburg v. d. Hf, 6. Juli. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin traf gestern mittag mittels Sonder⸗ zuges zu längerem Kuraufenthalt hier ein und wurde auf dem Bahnhof von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Joachim empfangen.
Hessen.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern den neuen preußischen Ge⸗ sandten am hiesigen Hof, Freiherrn von der Lancken⸗ Wakenitz, bisher Botschaftsrat in Paris, zur Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens in feierlicher Audienz empfangen.
Frankreich.
Der Ministerrat hat sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ vorgestern im Prinzip zugunsten der Einstellung der Militärpflichtigen im Alter von zwanzig Jahren ausgesprochen unter dem Vorbehalt strenger Auswahl bezüglich der Tauglichkeit.
— Die Heereskommission der Deputiertenkammer hat vorgestern den Zusatzantrag, den Landwirten Urlaub zu ge⸗ währen, abgelehnt. Wie der Ministerpräsident Barthou mit⸗ teilte, hat die militärärztliche Abteilung des Kriegsministeriums erklärt, daß die Einberufung der zwanzigjährigen Ge⸗ stellungspflichtigen nur dann möglich sei, wenn das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit spätestens bis zum 15. August bewilligt sei und für die Rekrutierung dieser Jahresklasse mindestens ein Zeitraum von 6 Wochen zur Verfügung stehe.
Rußland.
Der Reichsrat hat laut Meldung des „W. T. B.“ in der vorgestrigen Sitzung die Budgetvorlage angenommen. — Die Reichs duma hat vorgestern eine Gesetzesvorlage, betreffend die Zulassung zollfreier Einfuhr ausländischer Steinkohle für den Bedarf der Staats⸗ und Privatbahnen, angenommen.
Niederlande. Der sozialistische Führer und Abgeordnete Troelstra ist vorgestern, wie ‚„W. T. B.“ meldet, im Schlosse Loo mit dem üblichen Zeremoniell von der Königin in Audienz empfangen worden.
Belgien. Die Großherzogin von Luxemburg hat nach drei⸗ tägigem Besuch der Königlichen Familie gestern Brüssel wieder verlassen. Schweden.
Vorgestern nachmittag begab sich der König in Begleitung des Kronprinzenpaares und des Ministers des Aeußern Dr. Ehrenspärd an Bord der Königsjacht „Drott“, um dem italienischen Königspaare entgegenzufahren. Als der „Drott“ sich der „Trinacria“ näherte, brachte, wie „W. T. B.“ meldet, eine Schaluppe den König mit dem Kronprinzenpaar und dem Gefolge an Bord der „Trinacria“. Um 8 Uhr 45 Minuten gingen beide Könige, die Königin von Italien und das Kronprinzenpaar in Stockholm an Land. Nach einer Be⸗ grüßung des italienischen Königspaares durch den Vizevorsteher des Stadtrats schritten die Könige die Front der Ehrenkompagnie ab, worauf sich die hohen Herrschaften ins Schloß begaben, wo die Königin das italienische Königspaar begrüßte. Im Laufe des Abends fand eine Galatafel statt.
Türkei. Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten offiziösen Mit⸗ teilung wünscht die Pforte, Neutralität zu bewahren, dabei wird aber betont, daß der Streit unter den Verbündeten die öffentliche Meinung und die Armee sehr aufregt, und daß es schwer sein wird, sie im Zaume zu halten, wenn die Rechte der Pforte nicht in gerechter und billiger Weise anerkannt werden. Der Militärgouverneur von Konstantinopel hat allen beurlaubten Offizieren, Aerzten und Soldaten der Tscha⸗ taldscha⸗Armee und der Westarmee, soweit sie zur Tscha⸗ taldscha⸗Armee kommandiert sind, die sofortige Rückkehr in ihre Korps befohlen. — Die Kämpfe in Mazedonien während der letzten Woche waren nach einer Mitteilung des amtlichen serbischen Pressebureaus die hartnäckigsten und blutigsten, die Serben und Bulgaren bisher im Balkankrieg geführt haben. Große Heeresmassen standen einander gegenüber. Die Verluste sind auf beiden Seiten groß. Sie belaufen sich auf serbischer Seite auf etwa 15 000 Mann, die tot oder kampfunfähig sind. Die Verluste der Bulgaren werden auf 290 900 bis 25 000 Mann geschätzt. Vermehrt werden die bulgarischen Verluste noch durch eine mangelhafte Organisation des Sanitätsdienstes und durch das Fehlen von Eisenbahnverbindungen. . ö
Die serbische Meldung über den angeblichen serbischen Sieg bei Kotschana über die 7. bulgarische Division wird nach einer Mitteilung der bulgarischen Gesandtschaft in Berlin vom bulgarischen Hauptquartier dementiert. Die, Serben hätten vorgestern unweit Kotschana die mazedonische Freiwilligen⸗ legion heftig angegriffen, die energisch diesen Angriff ab⸗ geschlagen habe. Zu derselben Zeit hahe die 7. bulgarische Division die Serben von der Front angegriffen und gezwungen, sich zurückzuziehen. J ö .
Einer Meldung des Serbischen Pressebureaus vom heutigen Tage zufolge haben die Serben die Stadt Kotschana und das ganze Gebiet bis zum Bregalnitzafluß besetzt, wo sie einen Kampf zu bestehen hatten mit den Resten des bulgarischen Flügels, der in stark befestigten Stellungen vor der Stadt den Rückzug der vorhergeschlagenen siehenten (Rilo) und der vierten (Rreslaw) Division deckte. Nach erbittertem Kampf sei der Feind in die Jlucht geschlagen worden und habe sich, von den serbischen Truppen verfolgt, in der Richtung auf Zarewo⸗Selo zurückgezogen. .
Ueber einen Sieg der Bulgaren bei Krivolatsch hat die Königlich bulgarische Gesandtschaft in Berlin laut Meldung des „W. T. B.“ folgende offizielle Mitteilung erhalten:
Die unweit von Küpolatsch zernierte serbische Timokdivision ist am 4. d. M. von der bulgarischen Atmee gänzlich vernichtet worden. Die bulgarische Armee hat beispiellose Tapferkeit bewiesen. Die serbischen Verluste sind ungeheuer groß. Die Lage der serbischen Hauptarmee war derartig schwierig, daß sie der Timobdivision keine Hilfe leisten konnte, sondern tatenlos zuschauen mußte. Soweit bisher festgestellt werden konnte, haben die Bulgaren 35 Offiziere und 4060 Mann gefangen genommen und 27 e, , ,. 6 Maschinengewehre sowie Munition und Ausrüstungsgegenstände für zwei Regimenter erbeutet.
Auf dem Timok⸗-Schauplatze haben die, bulgarischen Truppen bei ihrem Vorrücken eine zweite serbische Kolonne, die von Knjazewatz auf Belogradszhik marschierte, vollständig besiegt. 5 Kanonen, 23 Mitrailleusen, 16 Munitionskarren und 100 Transportwagen wurden mit einer Menge Munition von den Bulgaren erbeutet. ; .
Amtlichen serbischen Meldungen zufolge ist Krivolatsch von den Serben zurückerobert worden.
Wie aus Sofia vom „W. T. B.“ gemeldet wird, hat die bulgarische Armee, nachdem die Serben vor einigen Tagen mit starken Kräften in bulgarisches Gebiet eingedrungen waren, ihrerseits den Befehl erhalten, die Grenze zu überschreiten. Daher griff sie vorgestern den Sveti Nikolapaß an, schlug
sechs serbische Bataillone in die Flucht und verfolgte sie.
Der Königlich serbischen Gesandtschaft in Berlin ist folgende amtliche Mitteilung zugegangen:
Die über große bulgarische Erfolge verbreiteten Gerüchte sind salsch. Es ist nicht richtig, daß die bulgarischen Truppen Fortschritte machen. Sie sind vielmehr über den Fluß Bregalnitza zurückgedrängt. Istip war von Anfang an in bulgarischen Handen und benndet sich senseits der beiderseitigen Demarkationslinie. Den Ort Gijewgeli batten die Bulgaren durch Ueberrumpelung genommen, sind aber bereits daraus vertrieben worden. Die Timok⸗Divpision zweiten Auf— gebots befindet sich auf der linken Seite des Wardar und der Bre— galnitza. Bei Egri Palanka haben lediglich größere Vorpostengefechte stattgefunden.
— Von dem südlichen mazedonischen Kriegsschau— platz wird vom „W. T. B.“ gemeldet, daß das griechische Armeekorps, das vor Gewgheli operiert, einen neuen Sieg davongetragen habe. Der Feind habe seine Stellungen auf der ganzen Linie bei Lahana verlassen und sei in Unordnung unter Zurücklassung von zwölf Geschützen, zahlreichen Munitions⸗ wagen, 1600 Gewehren und viel Munition geflohen.
Bei ihrem Vorgehen nordwestlich von Kilkitsch haben die Griechen die Höhen von Yani besetzt und durch ein heftiges Artilleriefeuer die Widerstandskraft des 15 000 Mann starken Feindes gelähmt, der sich in Unordnung zurückgezogen habe. Eine andere feindliche Kolonne, die in der Richtung auf Meraftsa geflohen wäre, sei von griechischer Kavallerie verfolgt worden, die hundert Gefangene gemacht und Waffen und Munition erbeutet habe. Der äußerste linke Flügel fahre fort, schnell vorzugehen und den Feind anzugreifen, der sich bei Matsukewe und Klinewe verschanzt habe.
Vorgestern abend haben die griechischen Truppen Doirane besetzt.
Griechenland.
Vorgestern ist eine Königliche Botschaft erschienen, die
einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge lautet: An mein Volk!
Ich rufe mein Volk zu neuem Kampfe auf. Verbündet mit den anderen christlichen Staaten, um die leidenden Brüder zu be— freien, haben wir das Glück gehabt, den Kampf von Sieg ge⸗ krönt, die Sklaverei abgeschafft und die griechischen Waffen zu Lande und zur See ruhmreich zu sehen. Das be— siegte Türkische Reich trat den Verbündeten gemeinsam die befreiten Gebiete ab. Griechenland wollte, gerecht wie immer und im Einverständnis mit den anderen Ver⸗ bündeten, eine freundschaftliche Teilung des befreiten Gebietes entsprechend den Rechten jedes der Verbündeten und schlug sogar für den Fall einer Meinungsverschiedenheit ein Schiedsgericht vor. Bulgarien, im Gegensatz zu seinen Verbündeten habglerig, verweigerte jede Verständigung und jedes Schiedsgericht und ver— suchte, sich selbst den größeren Teil der Früchte des Sieges amu— eignen. Es wollte den anderen Verbündeten nicht die Geblets⸗ teile zuerkennen, die im Verhältnis zu ihren Opfern standen, auch die logische Notwendigkeit eines Gleichgewichts zwischen den Staaten nicht anerkennen, sondern wandte jede Art von Hinter⸗ list und Willkür an, indem es das Ziel dieses Befreiungskrieges und seine Verpflichtungen gegen die Bundesgenossen vergaß. Bulgarien ließ die Lehren der bitteren Erfahrung außer acht, die die Völker der Balkanhalbinsel bei ihren vergangenen Streitig keiten machten, sowie die glänzenden Ergebnisse ihres Zusammen—⸗ arbeitens, und es ist jetzt dazu gekommen, die Freiheit selbst zu be— kämpfen und seine Waffen gegen seine Verbündeten zu richten, um ihre Rechte mit Füßen zu treten und zu vergewaltigen, indem es so den heiligen Zweck des gemeinsamen Kampfes zunichte macht. Angesichts dieses unerhörten Betragens Bulgartens lag die Pflicht der anderen Verbündeten klar zu Tage. Sie hatten den ihnen gebührenden Rang zu wahren und ihren Bund aufrechtzuerhalten, um dem unersättlichen Vorgehen ihres ehemaligen Verbündeten Ein⸗ halt zu gebieten, damit sie ihre Lebensinteressen verteidigen, indem sie die Ansprüche auf eine Hegemonie niederkämpfen, und so das Gleichgewicht der Staaten der Balkanhalbinsel, das so notwendig ist für en harmonisches Beieinanderleben, verbürgen. Das griechische Volk, in enger Uebereinstimmung mit Serbien und Montenegro und vertrauend auf die Heiligkeit seiner Sache, greift wieder zu den Waffen und beginnt den Kampf für seine Altäre und seinen Herd von neuem. Mein Ruf ergeht an meine Truppen zu Wasser und zu Lande, die Griecher land groß gemacht haben, diesen edlen Kampf fortzusetzen, um die von der türkischen Tyrannei be⸗ freiten Brüder zu retten vor einer neuen schrecklichen Sklaverei, die sie bedroht. Die hellenische Nation., in dem unerschütterlichen Vertrauen auf ihre Macht, ihr Recht und den Heroismus ihrer Armee, die den griechischen Namen mit Ruhm bedeckt und Griechen— land auf die Höhe seiner heroischen Ueberlieferungen und seiner glänzenden Geschichte wieder hinaufgehoben haben, die hellenische Nation wird, dessen bin ich vollständig sicher, kein einziges Opfer scheuen für den Erfolg des neuen Kampfes, der das Werk der ersten Befreiung vervollständigt und verbürgt. Und dieser Kampf hat den Segen Gottes wie der erste, und ich rufe seine Gnade an. Es lebe Groß Griechenland, es lebe die griechische Nation.
Gegeben in Balzar, 20. Junk (3. Juli) 1913.
Konstantin Rex.
— Die griechische Regierung hat Kriegszustand erklärt. seutrale Schiffe, die nach den bulgarischen Häfen im Schwarzen Meere bestimmt sind, werden der Durchsuchung wegen Kriegs— mnterbande unterworfen. Ueber die thrazische Küste zwischen nos und der Strymon⸗ (Struma⸗ Mündung, diese ein⸗ segriffen (vom 26. Grad 5 bis 23. Grad 53“ östlicher Länge ßreenwich), auf 5 Meilen seeeinwärts hat die Regierung die Flockade verhängt. Neutralen Schiffen, die sich in blockierten 97 befinden, ist freie Abfahrt innerhalb 24 Stunden be⸗ illigt.
Durch ein amtliches Dekret werden drei Klassen der ationalgarde unter die Fahnen gerufen.
Rumänien.
Der König hat laut Meldung des „W. T. B.“ eine Imnestie für Deserte ure erlassen, die sich bis Ende August ei der aktiven Armee, Reserve oder Miliz stellen.
Der Thronfolger Prinz Ferdinand ist zum Kom— andanten der Operationsarmee ernannt worden.
Der Kriegsminister Hérjeu veröffentlicht einen Aufruf malle, die sich freiwillig ins Heer einreihen lassen wollen. Die freiwilligen können sich ihr Armeekorps aussuchen, müssen doch mindestens 18 Jahre alt sein. Eine große Anzahl von rauen und Mädchen haben sich im Kriegsministerium gemeldet, n als Krankenpflegerinnen aufgenommen zu werden.
Die rumänischen Eisenbahnen haben Sonnabend chmittag den gesamten Privatverkehr eingestellt und den für e Mobilisierung vorgesehenen Fahrplan in Kraft treten lassen. em Personenverkehr wird ein Zug in jeder Richtung zur Ver⸗ gung gestellt.
Auf Anregung des Polizeipräfekten hat die sozialdem o— atische Partei die Agitation gegen den Krieg eingestellt.
Serbien. Die serbische Regierung hat ihren Geschäftsträger in bia beauftragt, der bulgarischen Regierung eine Note zu kerreichen, in der laut Meldung des „W. T. B.“ erklärt wird,
daß infolge des Ueberfalls der bulgarischen Armee vom 39.. Juni und weiterer Ueberfälle es vollkommen erwiesen er⸗ scheine, daß die bulgarische Regierung, von unbegreiflichem Hasse und Feindseligkeit geleitet, den Krieg gegen . ohne Kriegserklärung eröffnet und hiermit den Bund und das Freundschaftsbündnis zerrissen habe. Vom 6. d. M. an be⸗ trachte daher die serbische Regierung alle Beziehungen mit Bulgarien als abgebrochen und rufe ihren Gesandten ab.
Bulgarien.
Angesichts der außerordentlichen Lage, die durch die blutigen Konflikte geschaffen worden ist, und angesichts der Mobilisierung in Rumänien hat es die Regierung laut Mel⸗ dung der „Agence Bulgare“ für nötig gehalten, dem König die Möglichkeit zu geben, die Ansicht der Führer der Oppo— sition zu hören. Zu diesem Zwecke hat der König in voriger Woche eine Konferenz einberufen, an der der Kronprinz, der Ministerpräsident Dr. Danew, der Finanzminister Theodorow sowie Malinow, Radoslawow, Genadiew und Tontschew teil⸗ nahmen. Auf Grund der Konferenz hat der König die Re— gierung neuerlich seines Vertrauens versichert.
— Der griechisch Gesandte Panas hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ vorgestern vormittag Sofia ver— lassen und den Schutz der griechischen Interessen in Bulgarien der französischen Gesandtschaft anvertraut.
Infolge der Abreise des griechischen Gesandten hat die Regierung angeordnet, daß der bulgarische Gesandte in Athen Hadji Mischew seinen Posten verlassen und die Archive der russischen Gesandtschaft anvertrauen solle. Ferner sind auch die bulgarischen Gesandten in Belgrad und Cetinje ab— berufen worden. Der Schutz der bulgarischen Untertanen und Interessen in Serbien und Montenegro ist gleichfalls Rußland anvertraut worden.
— Die Sobranje ist für morgen einberufen worden.
Afien. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben die Chinesen
kürzlich Hsiang Tschöng eingeschlossen, sind aber überall von den Tibetanern zurückgeschlagen worden. Hunderte von Chinesen fanden den Tod. Nach einem Bericht haben die Tibetaner, als sie sich von den Chinesen eingeschlossen sahen, ihre Häuser verbrannt und ihre Frauen und Kinder getötet, ehe sie in den Kampf zogen, um sie nicht in die Hände der Feinde fallen zu lassen. Die Chinesen ziehen sich auf Tatsieu⸗lu zurück. Afrika.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat der General Mazzoli Misda in Tripolitanien besetzt und die italienische Flagge auf der Feste gehißt. Der Marsch von Gariana nach Misda war 110 km lang und ist trotz schwierigster Verhältnisse ohne Unfall verlaufen. ;
Wie der General Briccola aus Benghasi meldet, hatten die Italiener bei dem Kampf bei Cyrene am 3. Juli folgende Verluste: 7 Offiziere tot, darunter Major Billl, der Kom— mandeur der angegriffenen Abteilung, und Major Migliaccio, der Kommandeur der Verstärkungen, die in den Kampf ein⸗ gegriffen hatten; 7 Offiziere verwundet und 1 Offizier ver— schollen; etwa 100 Soldaten tot oder verschollen und 103 ver— . meist Leichtverwundete. Die Verluste der Feinde sind
hwer.
Parlamentarische Nachrichten.
Das endgültige amtliche Ergebnis der Reichstagsersatz wahl im Wahlkreise Potsdam 9 am 2. Juli ist laut Meldung des „W. T. B., folgendes: Bei einer Gesamtzahl von 40768 Wahlberechtigten wurden 32 939 gültige Stimmen abgegeben, davon erhielten der Stadtverordnete Ewald— Berlin (Soz.) 13 778, der Oberregierungsrat a. D. von Oertzen⸗ Remlin (Reichspartei) 11 115, der Schulvorsteher Hor mann— Bremen (fortschr. Volksp.) 7956, der Schriftsteller Erzberger—⸗ Berlin (Itr. S4 Stimmen. Zersplittert waren 6 Stimmen. Die engere Wahl zwischen Ewald und von Oertzen findet am 11. Juli statt. ö
Bei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Mag deburg 1 am 2. Juli wurden nach den endgültigen amt— lichen Ermittlungen bei 29 432 Wahlberechtigten 23 735 gül tige Stimmen abgegeben. Es erhielten der Hauptritterschafts⸗ direktor von Kroecher-Vinzelberg (Kons.) 6999, der Amts— vorsteher Schul z⸗Ritze (Kons.) 4049, der Privatdozent Dr. Boehm e-⸗Gr. Lichterfelde (fraktionslos) 10 750, der Gauleiter Bergemann⸗Magdeburg (Soz.) 1929 Stimmen. Zersplittert waren 8 Stimmen. Es findet Stichwahl zwischen von Kroecher und Dr. Boehme statt.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Lodz befinden sich gegenwärtig ‚W. T. B.“ zufolge 37 420 Arbeiter im Ausstand. Die Ruhe ist nirgends gestört. (Vgl. Nr. 7 d. Bl)
Der Ausstand im Randgebtet (ogl. Nr. 157 d. Bl.) ist be⸗ endet. Aus Johannesburg wird dem ‚W. T. B.“ telegraphiert: Die Verhandlungen, die der General Botha, der General Smuts und Sir George Farrar mit den Führern der Ausständigen am Sonn⸗ abendvormlttag geführt haben, sind zu einem erfolgreichen Abschluß gelangt. Die Fuhrer der Ausständigen haben den vorgeschlagenen Be—⸗ dingungen zugestimmt. Sie erklärten gestern, daß auf dem ganzen Reef die Bedingungen für die Beendigung des Streiks angenommen worden sind. Die Leute kehren unverzüglich zur Arbeit zurück. — Die Be—⸗ dingungen, unter denen der Ausstand beendet worden ist, schreiben vor, daß die Ausständigen nach ihren Wohnorten zurückkehren und die Un— ruhen ein Ende nehmen. Die Ausständigen in Kleinfontein sollen wieder angestellt werden. Die Regierung gewährt den Arbeitswilligen eine angemessene Entschädigung. Auch die Ausständigen der anderen Gruben sollen zur Arbeit zurückkehren. Sie sind wieder anzustellen, sobald der Betrieb in den Gruben wieder aufgenommen werden wird. Den Vertretern der Arbeiter ist es gestattet, irgendwelche Beschwerden der Regierung vorzulegen, die sie dann untersuchen wird. — Die Zahl der bei den Straßenkämpfen Getöteten und Verletzten soll über hundert betragen. Zwei Stunden lang fegten die Truppen in Johannesburg, wo der Belagerungszustand verkündet worden war, am Sonnabend mit ihrem Feuer die Hauptstraßen. Die Ambulanzen wurden dauernd in Tätigkeit gehalten. In verhältnismäßig kurzer Zeit und auf einem verhältnismäßig kleinen Raume sind Schätzungen zufolge etwa sechzig Personen getötet oder verwundet worden. Unter den ge⸗ töteten Personen befindet sich auch ein , . der Firma Otto
Peyke Sohn in Hamburg namens G. Budrleks.
Wohlfahrtspflege.
Der Preußische Landesverein vom Roten Kreuz hat einen Bericht über seine und seiner Provinzialvereine Tätigkeit sowie ergänzende Mitteilungen über die Wirksamkeit des Zentral⸗ komitees der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz während der Zeit vom 1. April 1911 bis zum 31. März 1912 soeben herausgegeben. Dem Bericht ist zu entnehmen, daß die Mittel des preußischen Landesvereins sich nach dem Rechnungs— abschluß für das Etatsjahr 1911 1912 auf Wertpapiere im Nennwert von 10000060 S und auf 1468759 4 in bar beliefen. Diesen Summen standen Ausgaben in Höbe von 904 743 gegenüber, sodaß sich der Bestand am 31. März 1912 auf 1 Million (Nennwert) in Wertpapieren und 564016 S in bar belief. An Zweigvereinen beiw. Sanitätskolonnen bestanden in den einzelnen Provinzen der Monarchie: in Ostpreußen 31 bezw. 50, in West— preußen 29 bezw. 38, in Schlesien 19 bezw. 107, in Branden—⸗ burg 36 bezw. 116, in Sachsen 81 bezw. 32, in Han⸗ nover 58 hezw. 85, in Hessen-Nassau 42 bezw. 91, in Westfalen 47 bezw. 119 und in der Rheinprovinz 77 bezw. 243. Die Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege hat im Geschäftsjahr weitere Fortschritte gemacht. Den praktischen Pflegekursuß im Krankenhause leisteten 412 Mitglieder ab; außerdem wurden 1061 neue Mitglieder theoretisch ausgebildet. Einschließlich der 231 Aufgenommenen, die den Kursus noch nicht vollendet haben, sind also rund 1700 Mitglieder der Genossenschaft neu beigetreten. Die Zahl der voll ausgebildeten Mitglieder ist im ab⸗ gelaufenen Jahre von 5407 auf 5938 gessiegen und betragt jetzt rund 1650 mehr als vor 5 Jahren. Von den 11 862 Mitgliedern, die die Genossen⸗ schaft infgesamt zählt, sind militärpflichtig 1501 Vollausgebildete, 2204 nur theoretisch und 56 noch nicht Ausgebildete; militärfrei order landsturmpflichtig sind 4017 Vollausgebildete, 2620 nur theoretisch und 14 noch nicht Ausgebildete. Bei dem Verbande sind vorhanden: 21 Unfallstationen, 8 Sanitätswachen und 202 Unfallmelde⸗ stationen. Im Berichtsjahr wurde eiste Hilfe in 10028, Pflege⸗ dienst in 420 Fällen geleistet. Die Zahl der Verbände ist durch 2 Neugründungen (in Grottkau und Stuttgart) von 80 auf 82 gestiegen. Im Mai konnte die Genossenschaft auf ein 25 jähriges Bestehen zurückblicken. — Auch das Schwesternwesen zeigt eine nicht unbeträchtliche Zunahme. Die Zahl der Helferinnen stieg von 3165 auf 3961, die Zahl der nach den neuen Bestimmungen ausgebildeten Hilfsschwestern von 544 auf 571. Die Zahl der Schwesternschaften innerhalb des Verbandes Deutscher Krankenpflege— anstalten vom Roten Kreuz belief sich (einschließlich des Badischen Frauenvereins) auf 45 mit einem Bestand von 4039 Oberinnen, Oberschwestern, Schwestern und Probeschwestern und 912 Schüle⸗ rinnen, also zusammen auf 4951 Mitglieder; 29 von diesen Schwesternschaften besitzen eigene, von ihnen betriebene und unter— haltene Krankenanstalten mit über 2450 Betten, die im Kriegsfalle auf 3200 vermehrt werden können; 4 sind städtische Schwesternschaften, der Rest übt vertragsmäßig den Pflegedienst bei städtischen, Vereink— oder Privatkrankenanstalten aus. Armeeschwestern sind am Ende des Berlichtsjahres 70 in 25 Garnisonlazaretten und einem Marinelazarett stationiert. Freie Brunnen- und Badekuren wurden im Jahre 1911 367 Veteranen gewährt. Der Bericht schließt mit interessanten Mitteilungen über die Tätigkeit der Hilfsexpedition zugunsten verwundeter und kranker Türken und Araber auf dem Kriegsschau— platz in Tripolitanien.
Kunst und Wissenschaft.
A. F. Am 2. d. M. hielt die Vorderasiatische Gesell⸗ schaft eine außerordentliche Generalversammlung, der am Nach⸗ mittag auf dem Wilmersdorfer Friedhof die feierliche Enthüllung eines von dem Bildhauer Engelhard geschaffenen Denkmals für den Professor Hugo. Winckler vorausgegangen war.
In der am Abend abgehaltenen Generalversammlung gab nach vom Vorsitzenden, Geheimrat von Luschan gesprochenen einleitenden Worten der Professor Pfarrer Alfred Jeremias (Leipzig), der als Freund und auf dem gleichen Gebiete tätiger Gelehrter dem Heimgegangenen sehr nahegestanden, ein Lebensbild Wincklers: Aus altem, sächsischem Bauerngeschlecht entsprossen, hat Winckler allezeit ein starkes Heimatgefühl und treue An⸗ hänglichkeit an die Volkskreise, denen er entstammte, bekundet. In Gräfenhainichen, wo Winckler zuerst die Schule besuchte, war der die Einsamkelt und die Musik liebende Knabe kein Musterschüler; aber frühzeitig machte sich sein kritischer Scharfblick und jener Sar— kasmus bemerkbar, der ihm während seines ganzen Lebens eigen war. Mit 16 Jahren schon verließ Winckler das Gymnasinm. Auf der Universität nahm er anfangs gern am Studentenleben teil, aber bald und mit dem Erstarken seines Interesses an dem gewählten Studium zog er sich wieder zurück, wurde verschlossen, ein Skeptiker bezüglich weltgeschichtlicher Zusammenhänge und Befürworter methodischer Forschung vor verfrühter Annahme solcher, und vergrub sich, seinen Angehörigen lange Zeit nichts weniger als er— freullch, ganz in das gewählte Sonderstudium. Erst des Sohnes Er⸗ nennung zum außerordentlichen Professor (1904) gab dem Vater die volle Ueberzeugung von der Bedeutung und Ersprießlichkeit der vom Sohne gewählten Lebensarbeit. Als akademischer Lehrer machte er es seinen Schülern nicht leicht. Die meisten blieben bald weg; aber auch den besten fiel es schwer, zu bleiben. Eine gewisse Ünbeug—⸗ samkeit des Urteils, Schärfe und Schneidigkeit des Auftretens ist ihm eigen gewesen bis zum Tode. Wer den Mann näher gekannt, weiß jedoch, daß es ihm fern lag, die Gegner zu erzürnen, vielmehr bestand bei ihm stets, auch den ungerechtesten An— griffen gegenüber, die großherzige Absicht, die Gegner zu gewinnen. Man wird Winckler je länger desto mehr gerecht werden und zugeben müssen, daß er der herrschenden Wissenschaft um Jahrzehnte voraus— geeilt war. An der Erreichung des letzten akademischen Zieles hin— derte ihn seine schwere Erkrankung und sein vorzeitiger Hintritt im Alter von erst 50 Jahren. Vom strengsten Materialismus war er zum höchsten Idealismus gelangt. ÄUterarisch angegriffen, schied er von dem Gegner als Freund, wenn er erkannte, daß es diesem gleich ihm an der Erforschung der Wahrheit lag. Sein Sonnenland war der Orient, seine Orientrelsen in den Jahren 1903 und 1904 die Glanzpunkte seines Lebens. Von der Reise L. J. 1906 kehrte er dagegen magenleidend und mit schwerem Rheumatismus behaftet heim. Bereits als kranker Mann hat er 1907 durch die Erforschung des Archivs von Boghaz—⸗ Köi und die hiermit zusammenhängenden hethitischen Forschungen die 6. Erfolge auf seiner Gelehrtenlaufbahn erzielt. Bald nachher brach er zusammen. Nachdem er beim Begräbnis von Wilhelm von Landau (1908) diesem die Gedächtnisrede verlesen, hat man Winckler nicht mehr gehend gesehen. Auch von ihm galt in den nächsten Jahren das Wort von der Matratzen⸗Gruft“. Alle Kunst der Aerzte konnte dem Kranken nicht mehr helfen. Professor Jeremias schloß seinen Vortrag mit der Mitteilung mehrerer gedankenreicher Gedichte Wincklers, die er im Nachlaß des Freundes gefunden hatte.
Die genauere Würdigung von Wincklers wissenschaft⸗ Uicher Lebensarbeit hatte der zweite Redner Professor Otto Weber (Berlin), Kustos der Vorderasiatischen Abteilung der König⸗ lichen Museen, übernommen. Hugo Winckler, so leitete er seinen Vor⸗ trag ein, hat im Jahre 1886 mit einer Arbeit über Inschriften Sargons von Assyrien den ersten Schritt in die wissenschaftliche Oeffentlichkeit getan, und merkwürdig, mit den Inschriften desselben Königs hat er sich auch in den allerletzten Tagen seines Lebens be— schäftigt. Ihnen galten die letzten wissenschaftlichen Notizen, die wir von seiner . besitzen. Seine erste wissenschaftliche Leistung großen Stils war die Herausgabe der Amarnatexte, und gegen das Ende seines Lebens war es ihm vergönnt, das einzigartige Gegenstück zum Archiv von Amarng das Archiv von Boghaz⸗Köi zu entdecken. Professor Weber erblickt in diesen Tatsachen nicht nur ein zufälliges Zusammentreffen von Aeußerlichkeiten, sie zeugen ihm für die innere Notwendigkeit, Folge⸗ richtlgkeit und Geschlossenheit von Wincklers wissenschaftlicher Ent—
wicklung. Aeußerlich zeigt diese Entwicklung zwei scharf sich von⸗