des von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Luxemburg verliehenen Ritterkreuzes zweiter Klasse des Nassauischen Militär- und Zivilverdien st⸗ ordens Adolphs von Nassau:
dem Oberleutnant von Oheimb, Flügeladjutanten
Seiner Hoheit des Herzogs von Anhalt; sowie des Päpstlichen Kreuzes „Pro ecelesia et pontifice“*:
; 56 Rittmeister Deeken im Masurischen Trainbataillon Nr. 20.
Deutsches Reich.
Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht: den Direktor des Institus für Hygiene und Infektions⸗ krankheiten in Saarbrücken, Professor Dr. Lentz zum Direktor im Kaiserlichen Gesundheitsamt unter Verleihung des Charakters als Geheimer Regierungsrat zu ernennen.
Ver ordnung.
Mit Rücksicht auf die Ausdehnung der Maul- und Klauenseuche in den Departements Meurthe et Moselle, Haute⸗Saone, Vosges und im Territoire de Belfort wird auf Grund des 57 des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 Reichsgesetzblatt S. 51l9) und des 8 Y des Landesgesetzes vom 5. August 1912 (Gesetzblatt für Elsaß⸗Lothringen S. 99) ver— ordnet, was folgt:
531
Längs der französisch-elsaß kothringischen Grenze ist bis auf weiteres bezüglich Wiederkäuern und Schweinen auch die Einfuhr von denjenigen Tieren verboten, die sonst infolge der für den kleinen Grenzverkehr nach Maßgabe des örtlichen Bedürfnisses angeordneten besonderen Erleichterungen zollfrei eingehen. ;
§ 2.
Die Einfuhr von Geflügel, toten Tieren, tierischen Rohstoffen, insbesondere von roher, nicht pasteurisierter Milch, ferner von Dünger, Heu Stroh und anderen Futtermitteln aus den Departements Meurthe et Moselle, Haute⸗Saone, Vosges und dem Territoire de Belfort nach Elsaß⸗Lothringen wird ebenfalls untersagt.
Dieses Verbot erstreckt sich jedoch bis auf weiteres nicht auf die nachstehend aufgeführten Tiere oder tierischen Erzeugnisse, nämlich auf: geschlachtetes gerupftes Geflügel, Eier, Butter, Käse, gesalzene oder anderweitig zu gewerblicher Verwertung vorbereitete Häute und Felle, Gerberwolle, rohe oder gewaschene Wolle, gewaschene, gekalkte oder gereinigte Tterhaare, zubereitete Knochen.
Ferner dürfen eingeführt werden:
Eisenbahnladungen von Stroh, das zu gewerblichen Zwecken bestimmt ist, sowie Kleie, insofern sie in neuen Säcken transportiert wird. Endlich ist auch die Einfuhr von pasteuriflerter Milch gestattet, unter der Auflage jedoch, daß diese Milch alsbald nach der An⸗ kunft am Bestimmungsort unter behördlicher Aufsicht einer zweiten Pasteurisierung zu unterwerfen ist.
53 *
Für die französisch-elsaß⸗lothringische Grenze treten die für den kleinen Grenzberkehr mit Fleisch durch Ministerialbekanntmachung dom 29. März 1904 JV. 53607711I. 3985 (Zentral, und Bezirks⸗ Amtsblatt A S. 41) gewährten Erleichterungen außer Kraft. Die Einfuhr von frischem Fleisch aus Frankreich darf demnach bis auf weiteres nur in ganzen oder halben Tierkörpern nach Maßgabe der Vorschriften der 85 12 und 13 des Reichegesetzes vom 3. Juni 1900, hetreffend die Schlachtvieh⸗ und F Einlaß und Untersuchungsstellen M) n.
841 Gegenwärtige Verordnung tritt fort in Kraft. Straßburg, den 4. Juli 1913. Ministerium für Elsaß⸗Lothringen.
Abteilung für Landwirtschaft und öffentliche Arbeiten. Der Ministerialdirektor.
CX
von Traut.
Abteilung für Finanzen,
Handel und Domänen.
Der Unterstaatssekretär. Koehler.
Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Regierungsassessor Freiherrn von Richthofen in Nimptsch zum Landrat zu ernennen sowie
dem Direktor der Gesellschaft für elektrische Hoch⸗ und Untergrundbahnen, Baurat Wittig in Berlin-Grunewald den Charakter als Geheimer Baurat und
dem Direktor bei der gleichen Gesellschaft, Regierungs⸗ baumeister a. D. Pavel in Charlottenburg den Charakter als Baurat, ferner
den Aerzten Dr. Paul May und Dr. Hermann Biermer in Breslau den Charakter als Sanitätsrat zu verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Pfarrer und Dechanten Wilhelm Walter in Wax⸗ weiler zum Ehrendomherrn bei der Kathedralkirche in Trier zu ernennen.
Ministerium des Innern.
Dem Landrat Freiherrn von Richthofen ist das Land—⸗ ratsamt im Kreise Nimptsch übertragen worden.
Der Stadtassistenzarzt Dr. Ernst aus Kiel ist zum Kreis⸗ aröt ernannt und mit der Verwaltung des Kreisarztbezirkes Kreis Namslau beauftragt worden.
D 2
Das Tetanus⸗Serum mit den Kontrollnummern
75 bis 77 einschließlich, geschrieben: „Fünfundsiebzig bis Siebenundsiebzig“, aus dem Behring⸗-Werk in Marburg und den Kontrollnummern
160 bis 1753 einschließlich, geschrieben: Einhundertsechzig bis Einhundertdreiundsiebzig“, aus den Höchster Farbwerken in Höchst a. M. ist wegen Ab— laufs der staatlichen Gewährdauer zur Einziehung bestimmt.
Finanzm iniste rium.
Der Oberbuchhalter Donalies bei der Regierungshaupt— kasse in Liegnitz ist zum Landrentmeister und Rendanten der Regierungshauptkasse in Arnsberg ernannt worden.
schau, über die vorgesehenen
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 9. Juli 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen heute mittag in Brunsbüttelkoog an Bord der Jacht „Hohen⸗ zollern“ den neuernannten Kriegsminister, Generalleutnant von Falkenhayn zur Meldung.
Der Großherzoglich hessische Gesandte Freiherr von Biege— leben hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der hessischen Gesandtschaft von der Königlich bayerischen Gesandtschaft geführt.
Der Königlich großbritannische Botschafter Sir Edward Goschen hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit Ei * Botschaftsrat Earl Granville die Geschäfte der
otschaft.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 7. Juli S. M. S. Eber“ in Lissabon, S. M. S. „Wittelsbach“ in Bale— strand, S. M. S. „Emden“ in Eitate (Neu Guinea) und S. M. S. „Geier“ in Mersina, am 8. Juli S. M. S. „Jaguar“ in Tsingtau eingetroffen.
Swinemünde, 9. Juli. Unter Salut der Festung lief heute vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, die Königsjacht „Trinacria“ mit Ihren Majestäten dem König und der Königin von Italien an Bord in den hiesigen Hafen ein, und machte am Kaiserbollwerk, das reich mit Girlanden und Flaggen geschmückt ist, fest. Sofort begaben sich der italienische Botschafter Bollati, der italienische Militär- und Marineattachs, der stalie— nische Konsul Metzler, der Vizekonsul Krist, der Swinemünder Bürgermeister, der Landrat von Bötticher und andere Herren an Bord. Die Abfahrt des italienischen Hofzuges mit dem Königspaar erfolgte gegen 2 Uhr.
Baden. Seine Königliche Hoheit der Friedrich vollendet heute sein 56. Lebensjahr.
Großherzog
Großbritannien und Irland.
In Unterhaus standen gestern Anfragen, betreffend das österreichische Marineprogramm und den Streik im Rand— gebiet, auf der Tagesordnung.
Nach dem Bericht des, W. T. B.“ erklärte der Erste Lord der Admtralität Winston Churchill in Erwiderung auf mehrere An— fragen über Nachrichten, das österreichische Marineprogramm betreffend, er wiederhole, daß er noch nicht in der Lage sei, eine be—⸗ stimmte Erklärung abzugeben. ei teilte mit, daß die Forde⸗ rungen für die Marinehauten am 17. Jult eingebracht werden würden. Der Unlonist Faber fragte hierauf Churchill, ob er erklären könne, (daß er am 17. Juli eiwaz über die österreichischen Schlachtschiffe wissen werde. Churchill erwiderte, alle dlese Dinge würden sorgfältig durch die Admiralität geprüft, er könne aber nicht sagen, wann er eine endgültige Erklärung abgeben könne.
Der Kolonialininister Harcourt verlas bei Beantwortung mehrerer Fragen über den Streik im Randgebiet Telegramme des Generalgouverneurs Viecount Gladstone, in denen mitgeteilt wurde, daß die Arbeit allgemein wiedergufgenommen sei, und mehrere Werke wiedereröffnet worden seien. In Johannesburg hätten die Truppen nur geschossen, wenn die Unordnung zu groß geworden sei. Es sei Grund zu der Annahme vorhanden, daß dem Schießen der Unruhestifter selbst mehrere Todesfälle zuzuschreiben seien.
Das Haus nahm sodann das Gesetz, betreffend die Trennung der Kirche vom Staat in Wales, in dritter Lesung an. Die Annahme erfolgte damit zum zweiten Male.
Frankreich.
Während des gestrigen Ministerrats im Elysée legte der Minister des Innern Klotz, wie „W. T. B.“ meldet, Gesetzentwürfe zur Bildung einer staatlichen Polizei in Toulon, Nancy, Briey und Long wy zur Unterzeichnung vor. Die staatliche Polizei ist namentlich für die östliche Grenze und für die Industriebezirke im Becken von Briey und Longwy bestimmt. Weitere Entwürfe für die anderen Gegenden dürften später ausgearbeitet werden.
— Die Deputiertenkammer hat gestern vormittag, obiger Quelle zufolge, den zweiten Paragraphen des Ar⸗ tikels 18 des Gesetzes über die dreijährige Dienstzeit durch Handaufheben und darauf den Artikel 18 im ganzen mit 344 gegen 220 Stimmen an genommen, ferner die Ärtitel zwei und drei des Militärgesetzes, betreffend die Effektivstärken, den Artikel vier über die Aushebung und den Artikel fünf, der die Dienstpflicht in Linie, Reserve und Territorialarmee auf zu⸗ sammen 28 Jahre festsetzt.
— Der Budgetkommission der Kammer ist von dem Beschluß, die diesjährigen Ausgaben für Marokko in das Budget des Jahres 1913 einzustellen, abgekommen, weil die Prüfung der Regierungsvorschläge ergeben hat, daß gewisse Posten nicht genügend gerechtfertigt erscheinen und daß vom Generalresidenten Liautey nähere Auskünfte verlangt werden müssen.
— Die Kommission für auswärtige Angelegen⸗ heiten hat beschlossen, die Stadt Fez als Hauptstadt von Marokko , . Der Beschluß erfolgte, obgleich der Minister Pichon auf Grund des Berichts des Generalresidenten Liautey hervorhob, daß Rabat vom Gesichtspunkte des Ver⸗ kehrs, der Sicherheit und der Gesundheit sich weit mehr zur Hauptstadt eigne.
Das Subkomitee für die „Dette“ der Internatio⸗ nalen Finanzkommission in Paris setzte in der gestrigen Sitzung die Prüfung der Berechnung des Anteils an den Leistungen für die „Dette“, den die Balkanstaaten bei pro⸗ portionaler Verteilung aufzubringen haben würden, fort. ie W. T. B.“ meldet, wurde ein Vorschlag für die allgemeine Vegelung dieser Leistungen gemacht, der den Balkanstaaten die Teilnahme ebenso an etwaigen Vergütungen, wie an den Lasten aus den verschiedenen Anleiheverträgen sichern soll.
Er sieht guch verschiedene Abzüge vor, die mit dem Vor—
handensein von Reservefonds als Sicherheiten für die Gläu= biger der Türkei und mit der bereits 3 Rechnung der tripolitanischen Einkünfte geleisteten Zahlung Ilaliens be— gründet werden.
Rußland.
Der Reichsrat hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, nach einer Rede des Ministerpräsidenten einstimmig die von der Reichsduma ausgearbeitete und angenommene Gesetzvorlage, betreffend den Ankauf der Mar kal r len rer ef, Bahn, abgelehnt.
— Die Reichs duma hat gestern in geschlossener Sitzung die Vorlagen auf Erweiterung verschiedener Kredite für die Heerxesverwaltung sowie die Kredite für Materialergünzung der Fliegerabteilungen, des Eisenbahngüterverkehrs in Kriegs⸗ zeiten, der Bildung neuer Funkenstationen, der Etatsverstärkung bestehender und in Bildung begriffener Ingenieurdepots sowie für den Bau strategischer Straßen im südlichen Kaukasus bei Igdijr, Karakala und dem Tschingilpaß angenommen und ist darauf bis zum 28. Oktober ver tagt worden.
* 2
Italien.
In dem Rechnungsjahr vom 1. Juli 1912 his 30. Juni 1913 haben die Staatseinnahmen aus den Stempel⸗ und Verbrauchssteuern, den Staatsmonopolen, den direkten Steuern sowie aus der Post⸗, Telegraphen- und Telephon verwaltung laut Meldung des „W. T. B.“ die Summe von 2195 451 006 Lire erreicht und damit den ursprünglichen Voranschlag um 215 336 000, den berichtigten Voranschlag um 98 251 G90 Lire überschritten. Im Vergleich mit dem Vorjahre ergibt sich eine Vermehrung um 138 442 000 Lire. Von; dieser Zu⸗ nahme entfallen auf die Stempelsteuern 6 594 000, auf die Verbrauchssteuern 85 963 900, darunter Zölle 67 45 000, auf das Tabgakmonopol 13933 000, auf das Salzmonopol 1616900, auf die Steuer auf das bewegliche Vermögen 14 320 090, auf die Post. Telegraphen⸗ und Telephonverwal⸗ 7096 900 Lire. Unter Berücksichtigung der Mehrausgaben der Eisenbahnverwaltung infolge der Kohlenteuerung usw. ver⸗ bleibt immer noch ein Ueberschuß von IGS Millionen Lire, der folgendermaßen verwandt werden wird: 4 Millionen auf die Forst⸗ verwaltung, 7 Millionen für den Bau von Gebäuden für die Zeñtral⸗ verwaltungen in Rom, 42 Millionen für die Expeditionen nach Tri⸗ polis und der Cyrenaica, 45 Millionen für Schiffs bauten. Bemerkeng⸗ wert ist, daß bis zum 30. Juni die Kosten der Libyschen Expeditionen mit der Summe von As 212 000 Lire ab— schließen. Weiter ist zu bemerken, daß in dem abgelaufenen Rechnungsjahr 1912,13 für Schiffsbauten die' Summe von 145 Millionen Lire ausgeworfen war, 50 Millionen mehr als die bisher höchste Summe im Jahre 1511,12 betrug. Eine Summe von nicht weniger als 145 Millionen für Schiffsbauten wird auch im Jahre 1913514 zur Ver⸗ fügung stehen.
Portugal. Dem Senator Souza ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ das neugeschaffene Portefeuille des Unterrichts⸗ ministers übertragen worden.
Niederlande.
Auf der Internationalen Opium konferenz im Haag ist gestern das Schlußprotokoll angenommen worden, in dem es laut Meldung des „W. T. B.“ heißt: Wenn am 31. Dezember d. J, noch nicht alle Mächte der Konvention vom 23. Januar 1912 beigetreten sein sollten, wird die nieder= ländische Regierung diejenigen Mächte, die die Konvention unterzeichnet haben, einladen, Delegierte zu ernennen, um die Möglichkeit zu erwägen, die Konvention in Kraft treten zu lassen. Der französische Gesandte machte die Mitteilung, daß Indochina beabsichtige, die Beschlüsse der Konvention anzu⸗ wenden, sobald hinsichtlich des Schmuggels eine bessere Lage geschaffen wäre. Der amerikanische Delegierte erklärte, die Regierung von Guatemala sei bereit, die Konvention zu ratifizieren.
Türkei.
Nach Meldungen der „Neuen Freien Presse“ über die
Operationen auf dem nördlichen ö ist die bulgarische Armee unter General Kowatschew in erfolgreichem Vordringen zwischen Köprülü und Uesküb. Die Serben unter— nahmen vorgestern bei Üesküb zwei heftige Angriffe, wurden aber durch Gegenangriffe der bulgarischen Truppen zurück⸗ geworfen, und scheinen zu versuchen, die bulgarische Küstendil⸗ armee von der hei Kratowo⸗Kotschang operierenden Armee ab— zuschneiden. Auf dem sogenannten Timokschauplatz stehen bereits bei Negotine und Zajecar größere bulgarische Massen. Eine von Süden vorrückende serbische Kolonne wurde zurückgeworfen und verlor große Furagetransporte, Munition und Geschütze.
Eine starke bul garische Kolonne, die an der alten serbisch⸗bulgarischen Grenze stand, ist, einer Depesche des „W. T. B.“ zufolge, in die Stadt Knjazevatz eingedrungen, die von schwachen serbischen Abteilungen verteidigt wurde. Vach kurzem Kampf verließen die serbischen Abteilungen die Stadt, die von den Bulgaren alsdann bes etzt vurde.
Wie aus Belgrad gemeldet wird, ist Jistip von den serbischen Truppen erobert worden. Die bulgarischen Truppen ziehen sich in eiliger Flucht unter Zurücklassung von Kriegsmaterial üher Radovisce gegen Pecevo zurück.
Das amtliche serbische Pressebureau hakt gestern folgende amtliche Details über den Kampf bei der Wiedereinnahme von Krivolatsch durch die serbischen Truppen erhalten:
Der Angriff fand am 6. Juli von Islam —Tschiflik aus bis zum Bahnhof von Krivolatsch staft und zog sich über die Höhe 2l3 hin⸗ über. Er begann Mittags mlt einem 'energischen Vorstoß, und um 3 Uhr Nachmittags war der Feind, der drei Batasllone 7start war, zerstreut und über die Wardarbrücke geworfen. Er zog sich in größter Unordnung in der Richtung auf Pepelichte zurück und ließ drei vollständige Lazarette mit einem Arzt und rund fünfzig Verwundeten im Stiche. Die anderen Offiziere der Verteldigungs⸗ mannschaften von Kripolatsch flohen in großer Eile. Zwel Gebirgs⸗ geschütze und eine große Menge von Gewehren und Munition, die in gar keinem Verhältnis zu der Zahl der Besatzung stand, wurde erbeutet. ie Verluste der Serben sind durchaus unbedeutend, da der Feind sich infolge des überraschenden Angriffs nicht entwickeln konnte, Die bulgarischen Verluste sind fehr beträchtlich, viele bulgarische Soldaten ertranken auf der Flucht in den Fluten des Wardar. Die Eisenbahnverbindung über die Wardalbrücke ist ungestört.
— Vom griechischen Schauplatz wird gemeldet, daß der General Iwanow gegen die gesamte griechische Armee defensiv ohne große Verluste manövriert und Verstärkungen erhalten hat. Seine bisher auf größere Räume verteilten Truppenkörper hat er wieder vereinigen können und dürfte nunmehr in der Lage sein, den Griechen längere Zeit Wider⸗ stand zu leisten.
. PFeereserfordernksse ein
Rumän ĩenm.
Wie das Kriegsministerium einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge mitteilt, nimmt die Mobilmachung einen günsti gen Fortgang. Fast sämtliche Reservisten sind am ersten Mo bil⸗ machungstage in ihren Gestellungasorten eingetroffen; die Yte⸗ Puisitionen sind über das verlangte Maß hinaus erfüllt worden. Die mazedonischen Freiwilligen sind beim 7. Jägerbataillon eingestellt worden. .
Die Rumänische Nationalbank hat eine Geldsammlung ür bedürftige Familienan gehörige der zu den
ahnen Einberu fenen eröffnet und hat selbst 200 000 Tei gezeichnet. ; Serbien.
Gestern ist in einer Sonderausgabe des Amtsblatts die vom König und den Ministern unterzeichnete Krieg s— proklamation veröffentlicht worden. Sie lautet nach einer Depesche des „W. T. B.“, wie folgt:
Meine teuren Serben! ö
Was ich niemals erwartet habe, ist eingetroffen. Die Bul— garen, unsere Brüder durch Blute verwan dischast und Religion 1nd unsere Verbündeten, haben in unmenschlicher Weise die Ver— wundeten niedergemstzelt, haben mit Schwerthieben den Vertrag durch⸗ hauen und die Freundschaft und Brüderlichkeit zerstõrt. Schon seit acht Tagen kämpft man auf dem Ovtsche Polje, in Mazedonien und an den alten Grenzen unseres Vaterlandes in blutigen Schlachten 11nd vergießt Bruderblut. Die Herzen unserer Helden krampfen sich zusammen, und die vor Adrlanopel gefallenen Serben zit te vn in ihren Gräbern. Die Bulgaren haben die brüder iche serbische Hilfe vergessen; sie haben das vergossene Blut vergessen und die Helden, die auf den Schlachtfeldern Thraziens gefallen sind. Sie haben der slawischen, ja der ganzen . zivilisier ten Welt ein verachtenswertes Beispiel von Undankbarkeit und Hab— gier gegeben. Die unbrüderliche Handlungsweise der Bulgaren hat mich schmerzlich berührt und hat meine aufrichtigen slawisch en Gefühle tief verwundet. Die Verantwortung für die Sünden gegen das Slawentum und die Menschlichkeit möge auf denjenigen zurück— fallen, der sie begangen hat. Und warum das alles? Weil man die Steeittgkeiten bei der Teilung nicht in brüderlicher Art und M uf friedlichem Wege lösen will, sondern weil man uns unse re Eroberungen, die Wiege unserer Vorväter, das Land der Nemanjitsch, das Ihr mit Eurem Blut getränkt, befreit und für Serbien wieder erobert habt, entreißen will. Die Gräber der toten Helden dieses glorreichen Krieges rufen Euch zu und be⸗ schwören Euch, sie zu raͤchen. Verteidigen wir uns und unseren heldenhaften griechischen Verbündeten in dieser Gefahr. Die mutigen und edlen montenegrinischen Falken kämpfen an unserer Selte, um die serbischen Lande zu verteidigen. Die Lebensinteressen des Vaterlandes haben mick, wenn auch schweren Herzen, gezwungen, mich an meine heldenhafte Armee zu wenden, damit sie mit ihrer Entsagung und mit ihrem Seroism is sich der glorreichen Helden der Siege von Kumanowo, Prilep, Monastir und Adrianopel würdig erweise. Gott schütze meine teuren Soldaten in diesem traurigen Kriege, der mir aufgezwungen worden ist!
Der Erlaß der Kriegsproklamation rief obiger Quelle 3u⸗ folge in der Bevölkerung lebhafte Befriedigung hervor, weil hierdurch der Ungewißheit ein Ende bereitet und die Lage, wenn auch in ernster Richtung, geklärt wird.
Bulgarie m.
In der Sobranje verlas gestern der Ministerpräsident Dr. Danew eine Königliche Botschaf t, durch die die Sobranje behufs Abstimmung über das Budget für das zweite Halb⸗ jahr 1913 einberufen wird. Wie „W. T. B.“ meldet, ist der Sobranje ein Gesetzentwurf unterbreitet worden, in dem für Reehit on fünfzig Millionen Lei verlangt wird. Die nächste Sitzung der Sobranje findet morgen statt.
Montenegro. Der bulgarische Gesandte Koluschew hat die monte— Anordnung seiner Regierung gemäß Cetinje verlasse und die Geschäfte der bulgarischen Gesandtschaft der russischen Gesandt⸗ schaft übergebe. Der Gesandte ist gestern früh mit derm Personal der Gesandtschaft abgereist.
Asen.
Wie das „Reutersche Bureau“ aus Simla meldet, hat der Scheich Abdullah von Oman einen Religionskrieg gegen den Sultan von Oman begonnen. Masna, Rostack und andere Orte sind gefallen. Die Truppen des Sultans sind nicht im⸗ stande, die Erhebung zu unterdrücken, und Angriffe auf Mattra
und Maskat stehen bevor. Afrika.
Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Mit⸗ teilung haben vorgesten 5000 Rebellen Elksar und die spanischen Lager in der Umgebung der Stadt mit Ungestüm angegriffen. Nach mehrstündigem Kampfe, hauptsächlich auf dem linken Ufer des Ued Lekku, wurde der Feind, der erhebliche Verluste erlitt, zerstreut; er ließ auf dem Schlachtfelde meh r als hundert Tote und zahlreiche Waffen nebst Munition zurück- Luf spanischer Seite wurden ein Unteroffizier und siebzehm
LSoldaten getötet, drei Offiziere und achtzehn Soldaten ver—
vwundet.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zunahme der Volkskraft im Deutschen Reiche von 1905 bis 1910.
Trotz des in neuerer Zeit beobachteten Geburtenrückgangs hat sich hie Volkökrast im Reiche seit 19095, der vorletzten Volkszählung, doch beiter gesteigert. In den ‚Württem bergischen Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde“ (1912, 2. Heft) behandelt der Oberfinanz⸗ at Professof. Dr. Losch gelegentlich der sehr Lesenswerten Darstellung er Württembergischen Volkszählung von 1910 auch diesen Gegen land. Er weist nach, daß die Bundesstaaten im Norden des Reichs in ganzen eine den Reicht durchschnitt übersteigende Zunghme gehabt hben, die stärkste Preußen, abgesehen von Den drei Stãdtestaaten, zie an Vermehrungskraft Preußen überflüge ln. Von den norddeutschen Nittelstaaten nimmt Sachsen noch immer am schnellsten zu, neuer⸗ iings etwas weniger als früher; das süddeutsche Baden kommt ihm sm letzten Jahrfünft schon ganz nahe. Württemberg steht zwischen Fayern und Hessen. Die norddeutschen Kleinstaaten und Elsaß⸗ sothringen zeigen die langsamste Steigerung der Volks zahl, eine stößere, aber hinter dem Duirchschnitt des Nordens nicht un⸗ theblich zurübleibende, die süddeutschen Staaten. Das stärkere An⸗ sachsen der Bevölkerung Preußens findet seing Grundlage in den ohlen. und Eisengebieten einerseits und in Großberlin anderseits; Destfalen, Rheinland und Brandenburg mit Berlin haben von 586 0M Cinwohnern auf 15339 000, afso um 129 oo zugenommen, nas übrige Preußen aber nur von 23 710 900 auf 24 839 0900 oder um n üso, ähnlich wie die norddeutschen Kleinstaagten. Die einzelnen kegraphischen Gruppen oder Bundesstaaten hatten folgende Be⸗ ölkerung und Bevölkerungezunahme:
negrinische Regierung schriftlich davon unterrichtet, daß er der-
Zunahme in Hundert⸗ teilen
Volks zahl in Tausend 19065 1910
37293 40 165 1244 4509 3734
46786 6524 2302 2011 1209
Tausend
r, . JJ HBSamburg, Bremen, Lübeck Königreich Sachsen .. Norddeutsche Kleinstaaten Nordstaaten w .r..//ꝰ) Württemberg Baden ; . Elsaß ˖ Lothringen. 1815 Südstaaten . 13 861 Deut sches Reich .] 60 641
Zur Arbeiterbewegung. Der Ausstand im Mülhauser Nordbahnhof. (gl. Nr. 159 d. Bl.) vahm . W. T. B.“ zufolge gestern einen ruhigeren Verlauf, auch der unaufhörliche Regen scheint dazu beigetragen zu haben, daß es ju keinen störenden Ausbrüchen gekommen ist. Gestern abend trafen 30 Schutzleute aus Frankfurt in Mülhausen ein. Das ganze Gehiet westlich des Ill-Hochlauffkanals wurde militärisch besetzt. Von 4 Uhr Nachmlttaas an patrouillierten Jäger zu Pferde und Dragoner in dem dem Ausstandsgebiet angrenzenden Arbeiterviertel. Gegen 8 Uhr wurden die Reiter durch Infanterie abgelöst. In der Markthalle bei dem Ablaufkanal wurden Naschinen⸗ gewehre aufgestellt. Einige junge Burschen wurden wegen Nicht⸗ befolgung militärischer Anordnungen verhaftet und konnten ohne jede Störung nach dem Arrestlokal gebracht werden Im übrigen war die Haltung der Ausständigen vollständig ruhig. Es ist zu keinerlei Ausschreitungen gekommen, sodaß die Truppen um 1030 Uhr den Befehl zum Ab⸗ rücken erhielten. — Der zweite der bei den Ausschreltungen des vor— gestrigen Tages schwer Verletzten, der Zimmermann Gutknecht aus Dornach, ist heute abend im Spital seinen Verletzungen erlegen. Aus New Jork wird dem W. T. B. telegraphiert: Auf einer Konferenz, die im Zusammenhang mit der Aus stan ds⸗ bewegung bei den östlichen Bahnen (vgl. Nr. 159 d. Bl) von den Vertretern der Bahngesellschaften und der Gewerkschaft der Bahnangestellten abgehalten wurde, wurde angekündigt, daß von 76 683 Bahnschaffnern und an? eren Angestellten 94 0 für den Auststand stimmten. Tie endgültige Entscheidung wird in einer zu. Sonnabend inberufenen Versammlung der Angeste llten fallen. Die Erie-Bahngesellschaft gibt ihren Rückiriit von den gegenwärtigen Verhandlungen bekannt, da sie keine Lohnerhöhung auf sich nehmen könne. . . AuZusstand im Randgebiet (vgl. Nr. 159 d Bl) wird dem W. T. B.“ aus Johannesburg gemeldet: Die in den Village Main Reef⸗-, City and Suburban und Meyer Charlton⸗Minen beschäftigten Eingeborenen, erklärten gestern, daß sie die Arbeit verweigerten, wenn man ihnen nicht einen höheren Lohn bewilligen würde. Die Eingeborenen gingen von der irrtümlichen Auffgssung aus, die weißen Minen⸗ arbeiter wären in den Ausstand getreten, um einen höheren Lohn durchzusetzen und hätten ihn auch erhalten. In der Meyer Charlton⸗-Mine versuchten etwa tausend Eingeborene, ihre um— zäunte Niederlassung zu verlassen; als sie indessen Truppen erblickten, kehrten sie ruhig zurück, lehnten zunächst aber ah, zu arbeiten. Inzwischen sind alle Eingeborenen zur, Arbeit zurück— gekehrt. Alles ist im Reefgebiet ruhig. Auch die Stadt Johannes— burg ist ruhig. Die Banken, die Bureaus und die Geschaäͤftshäuser sind geöffnet. Gestern erschienen wieder zwei Zeitungen.
Technik.
Die Bayerische Landesgewerbeanstalt in Nürnberg hat über ihre Tätigkeit und diejenige ihrer Nebęnstellen in Augs« burg, Bayreuth, Hof, Landshut und Regensburg einen Bericht über das Jahr 1912 veröffentlicht. Die Anstalk wurde im Jahre 1871 als „‚Beyerisches Gewerbemuseum“ ins Leben gerufen und hat den Zweck, den Fortschritt auf allen Gebieten der industriellen und gewerblichen Tätigkeit des ganzen Landes in technischer, künstle⸗ rischer und wirtschaftlicher Beziehung zu fördern. Ihren jetzigen Namen trägt sie seit dem Jahre 1909. Bezüglich der Hauptanstalt in Nürnbeig sei folgendes aus dem Bericht mitgeteilt: Die mechanisch-technische Abteilung übernimmt Prüfungen und Begutachtungen durch das Materialprüfungsamt, kostenlosen Nach⸗ weis von Bezugsquellen, Ausarbeitungen von Patent⸗, Gebrauchs ⸗ muster⸗ und Warenzeichenanmeldungen durch die amtliche Auskunfts⸗ stelle für gewerblichen Rechtsschutz sowie Auskunfts— und Ralserteil ung in technischen und Rechtsschutzfragen. Die Auskunftserteilung geschieht kostenloz, sofern für sie kein größerer Zeitaufwand oder Mate rial⸗ verbrauch erforderlich ist; für die übrigen Arbeiten werden ange— messene Gebühren erhoben. Im Jahre 1912 (191) erledigte die Abteilung 2033 (3300) schriftliche und, 5938 (5383) münd⸗ liche, mithin zusammen 7971 (8683) Arbeiten. Die elektro⸗ technische Abteilung erteilt in thren neuzeitlich aus— gestatteten Laboratorien Auskünfte auf allen Gebieten der Elektrotechnik und erledigt Prüfungen von Gleich-, Wechsel— und Starkstromleitungen und anderen Meßgeräten. Ferner übernimmt sie Revisions⸗ und Betriebskontrollen elektrischer Anlagen, Begut⸗ achtungen und Ausarbeitungen von Projekten, Kostenanschlägen usw. Die Abteilung erledigte im Jahre 1912 (1911) 8809 137 amtliche Zählerprüfungen, 84 (62) Untersuchungen, 176. (117). Gut achten für Behörden, 137 (94) Gutechten für Private, 56 77) Revisionen, 14 (7) öffentliche und Lehrvorträge, 2897 G3259) Aus⸗ künfte und allgemeine Arbeiten sowie 208 (162) Besuche bei Be⸗ hörden und Besichtigungen. — Die chemisch⸗ technische Ab⸗ teilung übernimmt, Untersuchungen. Versuchsarbeiten und Aus— künfte auf dem Gebiete der technischen und gewerblichen Chemie. Sie erledigte i. J. 1912 insgesamt 19 321 Nummern, die sich auf 1984 Anglysen, 4587 Versuche, 1650 Auskünfte, 1923 Gutachten, 127 Besichtigungen, Probeabnahmen und Termine sowie 150 Vor⸗ träge und Unterrichtsstunden verteilten. Die Ver uch zanstalt für Bierbrauerei erledigte . J 1912: 10 128 (1911; 106059) Arbeitsnummern; darunter waren 8753 Analysen. — Die Muster⸗ sam mlung und Ausstellung für neuzeitliches Kunstgewer be umfaßt mustergültige Erzeugnisse des in- und ausländischen Kunst— gewerbes früherer Jahrhunderte wie der Gegenmart, darunter nament— lich Arbeiten, die nach den in den kunstgewerblichen Meislerkursen entstandenen Entwürfen hergestellt wurden. Mit der Ahteilung sind auch vorübergehende Ausstellungen kunstgewerblicher, architektonischer und sonstiger Art sowie auch Wettbewerbsarbeiten aus diesen Gebieten verbunden. Die Inventarnummern erhöhten sich durch 27 Zugänge auf. 9209. Die Sammlung wird z. Z. neu geordnet. — Die Bücherei und Vorbildersam mlung enthält Werke, Bücher und. Schriften vornehmlich technologischen, gewerblichen, kunstgeschichtlichen, naturwissenschaftlichen und volks⸗ wirtschastlichen Inhalts, darunter 200 technische und kunstgewerbliche Fachblätter und amtliche Zeitungen. Im Berichts jahr wurde die Zahl der Inventarnummern um 249 (299) vermehrt. Sie beträgt jetzt 10227 (3978) mit 26 738 (26 056) Bänden. Der Ge samtbesuch belief sich auf 39 887 (44 211) Personen. — Das Zeiche nbureau fertigt gegen angemessene Gebuͤhren Entwürfe und Werkzeichnungen für Handwerker, Kunstgewerbe und Architektur an und übernimmt die Einholung und Prüfung ven Kostenanschlägen, die Ueberwachung von Aus führungsarhelten, die Abgabe von Gutachten und die Erteilung von Ratschlägen auf dem genannten Gebiete. In den öffentlichen Zeichen⸗ sälen werden Handwerker im gewerblichen Fachzeichnen kostenlos unterwiesen. Endlich wurden am Sitz der Anstalt und an anderen bayerischen Orten Vorträge in Verbindung mit Versuchen und Lichtbildern aus verschiedenen Gebleten der Technik, der Kunst und
des Kunstgewerbes gehalten. Das Organ der Anstalt ist die alle
14 Tage erscheinende Ba yerische Lande s-Gewerbezeitung?, die in einer Auflage von 3500 Exemplaren hergestellt wurde (Bezugs preis 6 S jährlich). Zur Förderung der Zwecke der An⸗ stalt warde im Jahre 18575 eine „König Ludwigs; Preisstiftung für das Bayerische Gewgrbemuseum errichtet, die Ehrenpreise in Form von Medaillen oder Geldpreise von 300 und 2900 ½ für kunstgewerbliche Arbeiten verteilt, die infolge einer jährlich stattfindenden Ausschreibung der Landesgewerbeanstalt ausgestellt wurden. Endlich veranstaltet die Anstolt kunstgewerbliche Meisterkurse und Meisterkurse für Handwerker.
sKunst und Wissenschaft.
Die große Berliner Kunstausstellung 1913. 1 —
Die Plastik in dieser Ausstellung ist teils unter Bilder ver⸗ streut, teils wurden ihr besondere Räume zugewiesen; immer aber wirkt sie gut durch ihre durchdachte Aufstellung, indem viel Platz vor ihr freigelassen wurde, sodaß sie jedesmal zu der beabsichtigten Wirkung gelangt. Gleich im Vorgarten schlägt Haverkamps „Ringergruppe! einen kräftigen Ton an; im Innern überzeugt man sich, daß derselbe Künstler auch in der Wiedergabe zarter Szenen, trotz der Anlehnung an antiken Stelenaufbau, ein Meister ist. Links vom Eingang fällt unter den Skulpturen die „Justitia“ - Figur von Hosasus duich ihre statische Ruhe auf, die auch in der Medaille der Akademie zu sehen ist. Placzeks ‚Dämme— rung“ erinnert wohl zu sehr an Michelangelos bekannte Gestalten der Mediei⸗Kapelle. Eine schöne Allegorie bietet Renkers ‚Last des Lebens“ mit den wohlüberlegken Figuren des Ehepaares. Den Hauptsaal der Plastik beherrscht Lederer „Ringer“, der, ebenso wie die „Diana. des nächsten Zimmers, seine große Auffassung zeigt und ihn an die Sxitze unserer Bildhauer stellt. Metzners „Rüdiger vom Nibelungenbrunnen“ hat freilich dagegen den Vorzug der monumentalen Linie, die auch noch im Kopf der zHessischen Bäuerin“ sich deutlich ausptägt. Anmutig ist Segers Mäbchenstatuette, und den Vorzug der üblichen Korrektheit besitzen Lewin⸗-⸗Funckes „Bogenschütze und „Sar dalenbinderin . Manzels Büste hat überzeugenden Ausdruck und die Reiterstatug des Kur⸗ fürsten Friedrich J. den dafür erforderlichen Schwung. Der „Tiger“ von Gemignani läßt die naturalistische Durchdringung der be— lauschten Bewegung des prächtigen Tieres bewundern. .
Die Graphik hat ihren Platz sowohl in der Jahresausstellung, als auch in der rückschauenden Abteilung. In dieser ist die Sammel— ausstellung von Werken des Wleners Schmutzex die wichtigste. Er beherrscht sein Handwerk als vollkommener Meister und, ob es nun gilt, das durchgeistigte Bildnis von Kainz oder das repräsentatipe des Bürgermeisters Lueger, ob die turmreiche Stadt Danzig oer Kähe auf der Weide darzustellen, immer wählt er unter seinen Ausdrucksmitteln das einzig richtige, wechselt die Radier, mit der Kaltnadel ab, ist präßise in der Zeichnung und wohltuend in der Tonmalerei. Weniger dürften seine Aquarelle zusagen; es fehlt ihnen das ursprüngliche Farbengefühl, das aus vielen relzenden Ein;elschilderungen ein anz ehendes Ganzes schaffen könnte. Mit Alt schen Bildern etwa verglichen, ver—⸗ lieren sie nicht allzu sehr, da sie vorzüglich gezeichnet sind, wohl aber gegen Menzel. Von unseren Graphikern führt Koepping seine wunderbare Fertigkeit in der getreuen Wiedergabe von Gemälden vor, die auf jede Tonabstufung willig eingeht. Auch Halm. folgt seinen Vorbildern genau, gibt aber kaum den Duft des Bildes wieder, wie etwa Koepping den Fluß des Halmschen Pinsel strichs. Von Wolfsfeld sind bemerkenswerte Akistudien zu sehen, von Paezka das gelungeng Bildnis ihres Vaters. Auch einige Maler zeigen hier ihre Seitensprünge, jo Schultze im Hofe das Bildnis von Schmoller und Kayser⸗Eichberg. In der üblichen Ausstellung der Graphik findet man die bekannten Namen wieder, von denen kaum einer auffällt, außer Derr mann der einen frischen, fast kecken Ton bier hereinbringt. Mehrere Blätter von Börner zeigen auch seine Kunst der guten Nachbildung von Ge⸗ mälden. Einige Zeichnungen vervollständigen die eigentliche Graphik, so Kleys schnurrige Geschichten, vor allem aher Arno 1d5 Märcher⸗ illustrationen, die in ihm einen gottbegnadeten Erzähler erblicken lassen.
Neben der rückschauenden Ausstellung der Maleret verdient lie der Architektur das größte Interesse, ja, in gewissem Sinne ist sie viel wichtiger, da es doch Bilder in dieser Zusammenstellung sehr oft zu schauen glbt, fast nie aber eine derartig reichhaltige Uel ersicht aller Bauten der letzten Generation. Der Gedanke war sehr glücklich und die Ausführung nicht minder gelungen; man könnte höchstens meinen, daß des Gebotenen zu viel ist, und daß kaum einer von den Besuchern, der alles andere gesehen haben will, auch diese unüb sehbare Menge zu bewältigen vermag. Wir sehen hier, in lehrreicher Weise neben— einander gestellt, sämtliche Bauten, denen das Interesse oder die Gunst Seiner Majestät des Kaisers gegolten hat, an unserem Auge vorüberziehen. Prächtige Photographien belehren über die Einzel— heiten, zahlreiche Modelle vervollständigen das Bild und genaue Unter— schriften geben eine knappe Auskunft über alles. .
Gleich beim Eingang stehen Modelle der beiden Posener Bauten, der „Pfalz“ und der „Direktion der Posener Landschafl“: beide im romanischen Stil, der bekanntlich von ihrem Protektor so sehr b zugt wird, und in dem auch die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche er⸗ baut ist. Von ihr sowohl wie von den Kaiser Wilhelm Instituten, vom Kaiser Friedrich⸗Museum und der neuerbauten Königllchen Bibliothek hängen vorzügliche Photographien an den Wänden. Auch Bauten, die erst geplant sind, wurden in ihren Entwürfen hier aus— gestellt, so die Messelschen Pläne für die Königlichen Museen, und in anderen Sälen Entwürfe für das Dpernhaus und den Nationalpark bei Pichelswerder. Unzählige . gierungs, und Verwaltungsgebäude werden in ihren. Quer- schnitten, Innenansichten usw. vorgeführt; wissenschaftliche und kirchliche Bauten, die sich der besonderen Gnade Seiner Majestät des Kaisers erfreuten, durften hier nicht fehlen. Der Don Münster, einige Erlöserkirchen, das Schloß Marienburg sind in guten Modellen vertreten, ebenso das vielfach besprochene Römerkastell Saalburg, endlich die Hohkönigsburg, die bekanntlich von Bodo Ebhardt restauriert wurde. Fur diefen Künstler wurde ein besonderer Saal reserviert, wo seine zahllosen Restaurierungen deutscher Schlösser les liegen hier auch seine erklärenden Bücher auf) zu sehen sind. Unter vielen fällt hesonders die Feste Coburg auf und vielleicht noch das Schloß Nauenstein, ebenfalls an Modellen erläutert. Man kann sich zu diesen Belebungsversuchen stellen, wie man will, aber man wird nicht leugnen können, daß, wenn diese Schlösser dem Ruin nicht restlos anheimfallen sollen, ihr stilgemäßer und schönheitlich be— friedigender Wiederaufbau durchaus gerechtfertigt ist. Dem Stadt— baurat Hoffmann wurden drei kleine Kabinette eingeräumt, in denen große Abbildungen seine Wirksamkeit für die Stadt anschaulich zelgen. Das Märkische Museum, das Alt. Leute— Haus in Buch, das neue Stadthaus, das Rudolf Virchow -Kranken— haus, sie führen eine beredte Sprache über den begabten Nachfolger Messels für den wichtigsten Bau der nächsten Zeit, für den Ausbau der Käniglichen Museen.
An die rückschauende Auestellung schließen sich im Halbrund viele Nischen, deren Wände mit Hunderten und Aberhunderten von Photo— graphien behängt sind. Der großartige, ja beispiellofe Aufschwung der Architektur Neu⸗Deutschlandi springt aus diefen Blättern in die Augen. Eine Baukunst, die in ihren Reihen Künstler von der Größe Messels, Behrens', G. von Seidls, Muthesius', Thöiersch', Bestelmeyers und anderer zählt, ist berufen, die größten Aufgaben zu lösen, die ihr dag neue Jahrhundert stellt. Nur ganz flüchtig mögen bier die wichtigsten Bauten angeführt werden: von Behrens; die Bauten der A. E.⸗-G. und verschiedene Maschinenhallen, von Muthesius: die Landhäuser um Berlin und die Bauten von Hellerau, von Messel: die Landesversicherungsanstalt und seine Privatbauten in der Victoriastraße, von Grenander; die Bahn— höfe der Untergrundbahn, von Ihne: die Königliche Bibliothek,
) Vergl. Nr. 146, 151 und 157 d. Bl.
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