1913 / 174 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Jul 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Regierung in Er 62 M te IIe

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der Rechtsanwalt Bispinck in Ibbenbüren zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts in Hamm mit Anweisung seines Amtssitzes in Ibbenbüren und

der Gerichtsassesor Timmermann in Düsseldorf zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts in Cöln mit An⸗ weisung des Amtssitzes in Lindlar ernannt worden.

Ministe rium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten. Königliche Friedrich Wilhelms-Universität. Bekanntmachung.

Das Vexzeichnis der Vorle sungen an der hiesigen Universität für das am 16. Oktober 1913 beginnende Wintersemester 191314 ist von heute ab bei dem Ober⸗ pedell im Universitätsgebäude für 50 3 zu haben.

Berlin, den 24. Juli 1913. Der Rektor: Graf von Baudissin.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Dem zum Kreistierarzt ernannten Tierarzt Dr. Hans Lucks ist die Kreistierarztstelle zu Adelnau verliehen worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 36 der Preußischen Gesetzsamm lung enthält unter Nr. 11 307 das Gesetz, betreffend die Verbesserung der Oderwasserstraße unterhalb Breslau, vom 30. Juni 1913. Berlin W. 9, den 24. Juli 1913.

Königliches Gesetzlammlungsamt. Krüer.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 37 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter

Nr. 11 308 den Allerhöchsten Erlaß, betreffend Bau und Betrieb der in dem Gesetze vom 28. Mai 1913 (Gesetzsamml, S. 27) vorgesehenen neuen Eisenbahnlinien usw., vom 5. Juli 1913, und unter

Nr. 11 309 die Bekanntmachung, betreffend die Weiter⸗ 966 kommunaler Wertzuwachssteuerordnungen, vom 19. Juli 40h13

Berlin W. 9, den 24. Juli 1913.

Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gemacht:

I) der Allerhöchste Erlaß vom 28. Mai 1913, betreffend die Ver⸗ leihung des Enteignunge rechts an die Obereichsfelder Kleinbahn⸗ Aktiengesellschaft in Hüpstedt für die Anlage einer Kleinbahn von Silberhausen nach Hüpstedt, durch das Amtsblatt der Königlichen furt Nr. 25 S. 159, ausge eben am 21. Jun

om 28 Mai 191 ö

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treffend den Bau und Cöln Ehrenfeld über Frech von Braunsfeld nach Cöln Jägerstraße durch die Stadtgemeinde Cöln, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Cöln Nr. 26 S. 207, ausgegeben am 28. Juni 1913;

3) der Allerhöchste Erlaß vom 28. Mai 1913, betreffend die Ge⸗ nehmigung des J. Nachtrags zur Ostpreußischen Landschaftsordnung vom 7. Dezember 1891 Ausgabe von 1912 und des II. Nach⸗ trags zu den Abschätzungsgrundsätzen der Ostpreußischen Landschaft vom 18. Juni 1895 Ausgabe von 1908 —, durch die Amtsblätter

der Königlichen Regierung in Königsberg Nr. 26 S. 327, aus⸗ gegeben am 28. Juni 1913,

der Königlichen Regierung in Gumbinnen Nr. 25 S. 223, aus— gegeben am 21. Juni 1913,

der Königlichen Regierung in Allenstein Nr. 26 S. 128, aus⸗ gegeben am 28. Juni 1913, und

der Königlichen Regierung in Marienwerder Nr. 26 S. 217, ausgegeben am 28. Juni 1913;

4) das am 28. Mai 1913 Allerhöchst vollzogene Statut für die Borgholzer Drainagegenossenschaft in Borgholz im Kreise War— burg durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Minden Nr. 27 S. 199, ausgegeben am 5. Juli 1913.

Aichtamtliches.

Den tsches Reich. Preußen. Berlin, 25. Juli 1913.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Eber“ am 258. Juli in Teneriffa und S. M. S. „Iltis“ am 24. d. M. in Schanghai eingetroffen.

Oe terreich⸗Ungarn.

Der Kaiser Franz Joseph hat gestern vormittag den Ministerpräsidenten Grafen von Stürgkh und den Minister des Innern Dr. Freiherrn von Heinold in einer gemein⸗ samen zweistündigen Audienz empfangen, bei der die Minister über aktuelle Fragen der inneren Politik berichteten. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde hierbei insbesondere die Finanz⸗ krisis in Böhmen einer eingehenden Darlegung unterzogen, um den Kaiser über den Stand der Angelegenheiten sowie über die Auffassungen, die in den Kreisen der Regierung darüber be— stehen, genau zu unterrichten.

Großbritannien und Irland.

Die Botschaftervereinigung verhandelte gestern, wie

W. T. B.“ meldet, wiederum über den italienischen Entwurf . das albanische Statut und ferner über die Schritte, ie angesichts der Aktion der Türkei und ihrer Ueberschreitung der Grenzlinie Enos —Midia unternommen werden sellen. Alle Botschafter waren darin einig, daß irgend ein Schritt getan werden müßte, um die Entscheidung der Mächte aufrecht⸗ zuerhalten, es wurde jedoch kein formeller Vorschlag gemacht, auf welchem Wege dies erreicht werden solle.

ö e 6 ö 9 en nach Benzel dh mit einer Abjwelgung

ö. Frankreich.

Der König und die Königin von Spanien sind, wie „W. T. B.“ meldet, heute morgen aus San Sebastian in Paris eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem Prä⸗ sidenten Poincars und dem Minister des Aeußern Pichon nebst Gemahlinnen empfangen worden.

Die Deputiertenkammer nahm gestern einen Gesetzentwurf an, durch den die am 5. Juli 1912 in London unterzeichnete internationale funkentelegraphische Konvention gebilligt wird.

Vorgestern hatte der Ministerpräsident Barthou noch kurz vor Schluß der Sitzung unter Stellung der Vertrauens⸗ frage die Weglassung des Zusatzantrages Jacquier und Jav al gefordert. Gestern ergriff der frühere Minister Caillaux zu diesem Antrage das Wort und gab bei dieser Gelegenheit ein Bild der finanziellen Lage.

Laut Bericht des W. T. B.“ stellte Caillaux fest, daß der Etat von 1914 fast normal sein werde, aber vom nächsten Jahre an werde der Unterschied zwischen Einnahmen und Ausgaben über 300 Millionen betragen. Da das Steuersystem Frankreichs nicht genügend Geschmeidigkeit besitze, um derartigen finanziellen Schwierig- keiten zu begegnen, so schlage er vor, den Grundsatz der Einkommen— steuer in den Etat aufzunehmen. Calllaux kritisierte weiter die von der Regierung gemachten Vorschläge, besonders die neue Erb— schaftssteuer. Der Finanzminister Dumont verteidigte sodann in längerer Ausführung seinen Vermögenssteuerentwurf. Caillaux kritisierte noch einmal die Erbschaftssteuer, indem er das Ausland zum

Vergleich heranzog, und plädierte warm. für die Annahme der Einkommensteuer. Der Ministerpräsident Barthou er— klärte, die Regterung verpflichte sich, in der Kammer

einen Gesetzentwurf über eine Einkommen- und Kapitalsteuer ein⸗ zubringen, und bekämpfte den Zusatzantrag Facquier, den der Senat nicht annehmen würde, auch wenn ihn die Kammer annähme. Franklin Bouillon rief: Stellen Sie im Senat die Vertrauensfrage! Barth ou erwiderte, die Regierung werde dies nicht tun, da sie den Vorschlag in der Kammer bekämpfe. Er forderte die Republikaner auf, die für das Dreijahrsgesetz gestimmt bätten, über das Votum nachzu— denken, das sie abgeben wollten, da diejenigen, die dem Zusatzanirag zustimmten, anscheinend nur das Dretjahisgesetz zu Falle bringen

wollten. Sodann stellte der Ministerpräsident die Vertrauens⸗ frage. Caillauxr bestieg darauf nochmals die Tribüne und

bemerkte, daß die Gesetzentwürfe, die Barthou versprochen habe, der Kammer nach ihrem Wiederzusammentritt vorzulegen, nicht sofort die nötigen Mittel schaffen würden. Der Redner forderte, daß diese Gesetzentwürfe dem Haushaltsgesetz einverleibt würden. Wenn die Regierung dem zustimme, würde der Zusatzantrag zurückgezogen werden Der Ministerpräsident Barthou erwiderte, wenn die Steuerreform nicht vor der Abstimmung über den Etat von 1914 verwirklicht würde, würde er die Einverleibung dieser Gesetzentwürfe vorschlagen können. Javal erklärte sich darauf befriedigt und zog seinen Antrag zurück.

Dann wurde die Sitzung geschlossen.

Der Heeresausschuß des Senats hat bei der Be— ratung des Gesetzes über die dreijährige Dienstzeit nach

längerer Erörterung die Bestimmung über die. Unter— stützung der Familienernährer angenommen, lediglich, um die Verabschiedung der Vorlage nicht zu verzögern.

Doch wird der Ausschuß, obiger Quelle zufolge, von der Re⸗ gierung verlangen, daß die Lage der Familienernährer im Gesetz möglichst genau festgelegt werde. Der Ausschuß wird seine Beratungen heute beenden, doch wird die Debatte im Plenum des Senats kaum vor nächsten Donnerstag beginnen können. Falls, wie vorauszusehen, ein Gegenvorschlag auf Einführung einer 30 monatigen Dienstzeit abgelehnt wird, beab⸗ sichtigt der radikale Sengtor Dubierre die Einführung ej, Oc

37 monatigen Dienstzeit . bedntragen.

Türkei.

Die Pforte hat nach Sofia eine Antwortnote über— mittelt, in der sie, wie „W. T. B.“ meldet, mit Bezug auf ihre letzte Zirkularnote erklärt, daß sie sich zum gegenseitigen Schutze entschlossen habe, die natürliche Grenze Maritza Adrianopel wiederherzustellen. ö

Nach Meldungen der „Agence Bulgare“ vom gestrigen Tage haben die türkischen Truppen, die auf dem alten bulgarischen Territorium vorrücken und auf ihrem Zuge alles niederbrennen und niedermetzeln, das Dorf Karaptscha auf der Straße von Küzül—Agatsch nach Jamboli erreicht.

Bei Vlassina wurden die Angriffe der Serben zurückgeschlagen und diese aus dem bulgarischen Gebiet verjagt. Bei Egripalanka verlief der Tag ruhig. In der Umgebung von Kotschana griffen die vereinigten ser— bischen, griechischen und montenegrinischen Truppen den linken bulgarischen Flügel mit starken Streitkräften an, wurden aber überall zurückgeschlagen. Die zwischen den Tälern de? Struma und Bregalniza vorrückenden griechischen Truppenabteilungen wurden von drei Seiten zerniert und unter dem mörderischen Feuer der hulgarischen Truppen zum Rückzug gezwungen, wobei. sie beträchtliche Verluste erlitten.

Wie das serbische Pressebureau meldet, schätzt man die Verluste der Bulgaren in den Kämpfen bei Pirot an Toten und Verwundeten auf 7000 Mann. In den Kämpfen bei Bjelogratschik erlitten die Bulgaren gleichfalls sehr schwere Verluste und wurden auf Lom Palanka und Vidin zurück— geworfen. Vorgestern morgen wurden die auf Vidin vor— rückenden serbischen Truppen von den Bulgaren angegriffen, die aber nach mehrstündigem Kampfe gezwungen wurden, sich mit großen Verlusten in ihre Stellungen zurückzuziehen.

Eine von der Agence d' Athenes verbreitete Depesche aus dem griechischen Hauptquartier meldet, daß die griechischen Truppen Dobrinista und Banistg besetzt und den Feind nördlich von Mehomia zurückgeschlagen haben. Um den Vormarsch der griechischen Truppen zu, erschweren, zündeten die Bulgaren einige Dörfer an. Einige von den i ifm wurden auf frischer Tat ergriffen und bestraft. Auch auf dem linken Flügel erlitt der Feind Niederlagen.

Einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Meldung aus Saloniki zufolge hat die Untersuchung der Grau⸗ sam keiten der Bulgaren in Doksat folgendes ergeben:

. Die hulgarischen Truppen hatten die Stadt verlaffen, ehe sie diese vollständig zerstörten. Die Einwohner bildeten darauf eine Bürgermiliz, um dle Angriffe der Komitatschis zurückzuschlagen. Nach einem vergeblichen Angriff fuhren die Bulgaren in der Nacht vom Sonnabend vier Feldgeschütze auf. Während von den Einwohnern viele nach Kawalla und in die Berge flohen, schloß sich ein. Teil in die Häuser ein. Plötzlich erschien bulgarische Kavallerie, und von einer andern Selte drangen 400 Soldaten in die Stadt, und nun begann das Gemetzel. Frauen, Kinder und Greise wurden ohne Erbarmen hingeschlachtet. Alle Frauen, die in Doksat zurückgeblieben waren, wurden von den Soldaten und Offizieren vergewaltigt. Mütter mußten ansehen, wie ihre

Kinder aus den Fenstern auf die Bajonette der Soldaten geworfen

* *

Die Metzeleien dauerten den ganzen Tag an. Mehrere

wurden. Offijlere nahmen an ihnen teil, ebenso mehrere Zivilbeamte, darunter der Friedensrichter Vassof und Pristo, der Chef der Polizei. Am Abend verlleßen die bulgarischen Soldaten mit Beute beladen die Stadt. Soldaten, die auf ihren Bajonetten sechs Monale alte Kinder trugen,

schritten den Truppen voran. Unter den Opfern befinden sich auch zwei Priester, die in der Kirche niedergemacht wurden.

Griechenland.

In einem neuen freundschaftlichen Schritt bei den Kabinetten in Athen und Belgrad besteht Rußland, wie „W. T. B.“ meldet, auf der Notwendigkeit, wegen des überaus kritischen i in Bulgarien, der den status quo ernstlich bedrohe, Waffenstillstand zu schließen. Dem Schritt Rußlands folgte gestern ein ähnlicher Schritt Oesterreich-⸗Ungarns.

Blättermeldungen zufolge hat der König Constantin in seiner Erwiderung auf die Depesche des Königs von Rumänien die Gründe auseinandergesetzt, aus denen er in Ueberein⸗ stimmung mit seiner Regierung den Waffenstillstand zurück— weise, der nur angenommen werden könnte, wenn die Bulgaren die Friedensbedingungen annehmen würden.

Rumänien.

Der König Karl hat unter Berufung auf seine dem ottomanischen Reiche stets bezeigten Sympathien und auf seine der Türkel in der Vergangenheit wie zuletzt beim Abschlusse des Friedens mit Italien geleisteten guten Dienste an den Sultan ein Telegramm gerichtet, in dem er, wie die „Agence Roumaine“ meldet, die Aufmerksamkeit des Sultans auf die Enttäuschung lenkt, die die Türkei mit ihrer Aktion erfahren könnte, die sie in ein Gebiet führe, dessen Schicksal von Europa in bestimmtester Weise geregelt sei.

In der diplomatischen Lage ist seit vorgestern eine Aenderung eingetreten. Die serbische Regierung ist nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegraphen Korrespondenz⸗ bureaus“ von ihrem bisherigen Standpunkt abgegangen, wonach die Einstellung der Feindseligkeiten den Verhandlungen in Bukarest hätte vorangehen sollen. Sie wünscht jetzt, daß der gesamte Kompler von Fragen in Bukarest verhandelt werde, während die JFeindfelig keiten inzwischen fortdauern. Serbien begründet seinen Standpunkt mit dem Hinweise darauf, daß die bulgarischen Truppen erst jüngst unerwartet serhische Ort— schaften angegriffen hätten. Somit hat sich die serbische Regie— rung der Auffassung Griechenlands angeschlossen.

Bulgarien.

Der König Ferdinand hat vom König von Ftu⸗ mänien, wie das „Wiener K. K. Telegraphen-Korrespondenz⸗ bureau“ meldet, eine herzlich gehaltene Depesche erhalten, in der er mitteilt, daß Rumänien bereits bei den Serben und Griechen den sofortigen Waffenstillstand beantragt habe, und daß zur Beschleunigung des Abschlusses desselben der rumä⸗ nische Militärbevollmächtigte im serbischen Hauptquartier als Delegierter nach Nisch entsandt werden würde.

Die Ansprache, die der König Ferdinand vor— gestern abend vor den Vertretern der Großmächte im Palais hielt, hatte nach der „Agence Bulgare“ folgenden Wortlaut:

Ich fühle mich gedrunzen, vor Europa gegen das unguali— fizierbare Vorgehen der türkischen Armee Einspruch zu erheben, die nicht zufrleden damit, den Londoner Vertrag verletzt zu haben, dazu übergeht, in das alte Gebiet des Königreichs in der Richtung auf Jamboli, Silven und Tirnowo elnzufallen, uad dabei furcht⸗ bare Ausschreitungen begeht, indem sie die Dörfer niederbrennt, die Einwohner niedermetzelt und in ganz Thrazien Schrecken ver⸗ breltet. Ich kann nicht glauben, daß die Großmächte, die ihre Namen mit einem diplomatischen Akt verknüpft haben, der jetzt mit Füßen getreten wird, gleichzültig betrachten, was da heuse begangen wird, und untätig bleiben vor der Beleidigung, die ihnen zugefügt worden ist, und vor den Untaten, deren Opfer wir sind. In der Not, in der sich die bulgarische Nation hefindet, appelliere ich in ihrem Namen an die Vertreter der Ziollisation und bitte Europa durch Ihre Vermittlung, meine Herren, den Leiden der Be—⸗ völkerung, die vor ihren alten Unterdrückern flieht, ein Ende zu setzen.

Unter Bezugnahme auf den Einfall der türkischen Truppen in altbulgarisches Gebiet hat der bulgarische Minister des Aeußern Ghenadiew porgestern eine neue Depesche an den Großwesir gesandt, in der er die sofortige Umkehr der Truppen fordert. Ihr Vormarsch sei nur geeignet, neue Ver⸗ wicklungen zu schaffen und der Herstellung guter und dauernder Beziehungen zwischen Bulgarien und der Türkei hinderlich zu sein. Ghenadiew hat ferner die diplomatischen Vertreter Bul— gariens im Auslande angewiesen, bei den Mächten vorstellig zu werden, damit sie Schritte unternehmen, um den Rückzug der türkischen Truppen zu bewirken. ;

Amerika. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben die mexi— kanischen Insurgenten Torreon eingenommen.

Asien.

Die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet aus Mukden, daß der Tutu infolge der Vorgänge im Süden die Vollmacht erhalten habe, an Orten, an denen es zu gären beginnt, den Krieg szustand zu erklären. Agenten Huanghsings sind in Mukden eingetroffen, um die Mandschurei und die innere Mongolei zur Empörung aufzu— reizen, damit die Truppen der Mandschurei nicht im Süden verwendet werden können,

Die nordchinesischen Truppen haben einer Meldung der genannten Telegraphenagentur aus Schanghai zufolge während der Kämpfe der vorletzten Nacht einen größeren Er— folg errungen. Sie bemächtigten sich der Hangtschou⸗Eisen⸗ bahn, schlugen die Südtruppen auf der ganzen Linie zurück und fügten ihnen große Verluste zu. Die Soldaten der Südtruppen ind demoralisiert, viele von ihnen haben Uniform und Gewehr von sich geworfen und sich ergeben.

oloniales.

Der von der Ständigen Ausstellungskommission für die deutsche Industrie organisierte heimische , iin die JI. . gemeine deutsch-ostafrikanische Landesausstellung in Daressalam im Jahre 1914 hat sich am 25. d. M. zu einer Sitzung vereinigt, an der außer dem Geheimen Regierungsrat Busley, dem Vertreten des zurzeit auf Reisen befindlichen Präsidenten der Ständigen Ausstellungskommission, der Geheime Kommerzienrat Goldberger, der Regierungskommissar, Geheime Ohberregierungs⸗ rat Haber, der Generaldirektor Sorge⸗Magdeburg und auch der aus Afrika zurückgekehrte Versitzende des Kolonialwirtschaft—

Wie W. T. B.“ berichtet, galten

atungen im wesentlichen der r. Festsetzung der für ungobedingungen. Au

lossen, sich an weitere interessierte Kreise wegen der Beschaffung

ter Usambarabahn, eventuell Ja)dausflüge mit der Nordbahn in E. Kilimandscharogebiet und nach Nairobi sowie Besuche von Enibar usw. verbunden werden sollen. Die Geschäftsstelle des Emmischen Arbeitzausschusses, an die alle Anfragen zu richten sind,

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Statistik und Volkswirtschaft.

3 Frauenstudium an den deutschen Untiversitäten im ö Sommer 1913.

An den 21 Unwersitäten des Deutschen Reichs sind in diesem Eonmer (bei einer Gesamtstudentenzahl von. 60 350) 3436 Frauen E rollberechtigts aka emische Bärger eingeschrieben, die höchste Zahl, die h erst wenige Jahre alte Frauenstudium bis jetzt zu verzeichnen

a. Der Zuwachs hinnen Jahresfrist beträgt 478 und die Sieigerung gegenüber dem Sommer vor drei. Jahren jwa' 605lso. 1995 waren es 137 weibliche Studenten,

z, als, den Frauen die wreußischen Universitäten geöffnet buden, stieg ihre Zahl auf 1108. Als „Hörerinnen“ nehmen in em Sommer 1937 Frauen am deutschen liniversitãts unterricht teil. hügesamt. beuchén demnach im Soemmersemester 1913 in ischland 4773 Frauen Universitätevorlesungen. Die Scheidung m studierenden Frauen in Studentinnen, die ein Fakultãtsstudium Lneiben, einerseits und in „Gastzuhörerinnen“, d. s. diejenigen anen, die nur gelegentlich einzelne Vorlesungen besuchen, mmererfeits gibt jetzt, ein erwünschtes klares Bild von dem ziel⸗ wußten Konkurrenzkampfe der Frau auf den verschiedensten Febieten der Wissenschaft. Lcßterer wird übrigens in saner schließlichen Wirkung vom Standpunkt der konkurrierenden Minner leicht überschätzt. Denn nicht gering ist die Zahl der Damen, e der veränderten wirtschaftlichen und sozialen Struktur der neuzeit⸗ hen Verhältnisse entsprechend auf Gebieten und in Stellungen tätig verden, auf denen ihre Arbeit für den Mann überhaupt keine Kon⸗ renz bedeutet; ferner besuchen zahlreiche Studentinnen die Unidersität ur eine Zeitlang zur Weiterbildung, und ein nicht ganz geringer zel scheidet aus der wissenschaftlichen Betätigung schließlich infolge an Verheiratung aus. . .

Die neueste Verteilung der Studentinnen auf die einzelnen zwelge des akademischen Studiums und die im Laufe der Etzten 3 Jahre darin eingetretenen Aenderungen zeigen immer deutlicher e stark Bevorzugung der philosophischen Fakultät, was überwiegend auf zurückzuführen ist, daß den Absolbentinnen der preußischen Derlyseen ein anderes Fakultätsstudium äberhaupt nicht möglich ist. So stieg die Zahl der Studentinnen der Philosophie, Philologie und Heschichte seit 1910 von 1217 auf 1791, diejenige der Nathematik und Naturwissenschaften studierenden Damen von z auf 659, während die Medizinerinnen ihre Zahl ur von HIi2 auf 790 erhöhten. Die Staatswissenschaften studieren iuzzeit 100 Frauen gegen 55 vor 3 Jahren, Rechts wissenschaft 49 gegen 2.z, Zahnheilkunde 26 gegen 38, Pharmazie 9 gegen 4 und Hwangelischs Theologie 12 gegen 4. Danach ist die Zunahme am sirksten bei den Fächern der philosophischen Fakultät; der allein bei len Zahnärztinnen vorhandene Rückgang, der übrlgens bei den männ⸗ lichen Kommilitonen in ähnlichem Maße zu beobachten ist, beruht uf der Erhöhung der Vorbildung und Verlängerung der Studien⸗ keit durch die veue Prüfungsordnung vom 15. März 1909. ö.

Hinsichtlich der Verteilung der Studenttnnen auf die 'einzelnen Universitäten des Reichs ergibt sich offensichtlich eine Pevorzugung der preußischen Hochschulen, was sich namentlich aus der zrtlichen Herkunft der Stu denlinnen erklären dürfte, da aus dem Norden berhältnismäßig mehr studierende Frauen stammen als aus dem Süden. Fine nähere Unterfuchung der Helmatsverhältnisse würde ergehen, daß gegen zwei Drittel der Studentinnen in Preußen beheimatet sind und az etwa 500 Ausländerinnen in Deutschland studieren. An der Uni⸗ derfitat der Reichshauptstadt befindet sich fast ein Fünftel der Stu⸗ kentinnen, nämlich 770; am nächsten steht Bonn mit 344, dann solgt München mit 295, Freiburg hat 257, Heidelberg 238, Göttingen 237, Rünffer 139, Marburg 163, Breslau 138, Leipzig 145, Königs berg 19, Jena 91, Greifswald 86, Halle 83, Kiel 71, Straß⸗ bug Hs, Tlbingen 45, Gießen 30, Erlangen 23, Würzburg 18 und ostock 12 Studentinnen. Im Vergleich mit dem Vorjahr sind, ab— Fsehen von Erlangen, alle Universitäten von Studentinnen stärker beucht; nur eine geringe Zunahme zeigen Heidelberg, Göttingen, Feeskau und Greifswald, die stärkste Freiburg, Straßburg und keipzig. Der Antell der Frauen am deutschen Universitätsstudium ist nnerhalb der letzten drei Jahre von 3,5 auf 5,7 Olo gestiegen.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Werftarbeiter an der Unterweser haben, wie e ‚Weserzeitung“ berichtet, gestern abend gegen eine verschwindende Rinderheit beschlossen, in den Ausstand zu treten. Die Lloyd⸗ nbeiter lehnten jedoch eine Beteiligung am Streike ab. Die Zentrale hlt eine Unterstützung nur für die an der Unterweser streikenden Derstarbeiter. In Bremerhaven wollen nach einer Meldung von, W. T. B. le Ladungsarbeiter der Firma H. T. Hinsch, die seit dem B. Juni ausständig sind, am Montag bedingungslos die Arbeit dieder aufnehmen. . Wie dem genannten Bureau aus Lansing (Michigan) be⸗ ichter wird, werden ernste Unruhen aus Calumet gemeldet, wo die Fergleute in den Kupferminen streiken. Der Geöuverneur ist im Absendung von Truppen gebeten worden.

Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Die 33. Jahresversammlung des Deut schen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit.

Die Neubegründung des Deutschen Reichs hat auch der deutschen immenpflege neue einheitliche Grundlagen gegeben und die deutschen trmenverwaltungen und Armenfreunde veranlaßt, einen großen utschen Verein zu bilden, um innerhalb desselben eine Verständigung ber den AÄusbau' der deutschen Armengesetze und über einheitliche Bestrebungen auf dem Gebiete des Armenwesens und der Wohlfahrts⸗ pege anzubahnen. Gs haben feit dem Jahre 1380 regelma ß ge Beratungen ind Berichterstattungen über die Armenpflege und Wohltätigkeit in in verschiedenen deutschen Staaten und auch in fremden Ländern kuttgefunzen, die vielfeitige Belehrung geboten und, eingreifende Ver⸗ öesserungen bestehender Armenordnungen und Wohlfahrtseinrichtungen kibeigesührt haben. In allen Generalpersammlungen des deutschen

mmenpflegekongreffes stand, die soziale Fürsorge für die, Ver= umten und * Hilfsbedärftigen im Vordergrunde. Auch die

kietjährige 33. Generalversammlung, die am 26. und 26. Sep⸗

lem ber in Stuttgart stattfinden soll, wird gallen Teil- nehmern reiche Belehrung und Anregung bieten. Die Tagegs⸗ erdnung besteht nur aus einem einzigen, allerdings sehr äichtigen Gegenstand, der lautet: „Cin Deutsches. Reichs

Irmengefeßz, Grundlagen und Richtlinien?“ Am ersten age, dem 5. September,“ werden acht Berichte von ersten Fach⸗

männern erstattet, die meist an der Spitze der Armenverwaltungen großer Städte stehen.

ber deutschen Armengesetzgebung z von Hollander, Mannheim), 2) die Aufgaben der öffentlichen Armen⸗

pflege (Beigeordneter Dr. Greven, Cöln), 3)

Sie betreffen: 1) die gegenwärtige Lage (Berichterstatter: Bürgermeister

die Organe der

öffentlichen Armenpflege (Schatzrat Dr. Drechsler, Hannover),

4) den polizeilichen Arbeitszwang Stadtrechtsrat Dr. Sperling, Mannheim), 5) die Wandererfürsorge (Professor Dr. Klumker, Frank⸗

furt a. M), 6) die Tariffrage (Rechtsrat Fleischmann, Nürnberg), 7) die Aufsicht über die öffentliche Armenpflege und die Rechtsprechung (Buürgermeister Dr. Thode, Stettin), 8) Schlußbetrachtung: die Not⸗ wendigkeit eines Reichsarmengesetzes (Bürgermeister von Hollander, Mannheim). Am jwelten Tage, dem 26. September, steht wieder auf der Tagesordnung: . Ein Deutsches Reichs armengesetz Grundlagen und Richtlinien‘, und zwar die mündliche Crörterung auf Grund der erstatteten Berichte. Die sonst übliche offizielle Besichtigung sozialer Einrichtungen an den Nachmittagen der Kongreßtage findet mit Rücksicht auf den Umfang der Tagesordnung nicht statt. Wegen der von einzelnen Mitgliedern etwa gewünschten Besichtigungen erfolgt Mitteilung durch den Ortsausschuß. Am dritten Tage, dem 27. Sep⸗ tember, föoll ein gemeinschaftlichet Ausflug, voraussichtlich entweder nach Schloß Lichtenstein oder zum Bodensee nach Friedrichshafen, stattfinden. Den Mitgliedern wird darüber noch vor der Tagung end⸗ gültige Mitteilung zugehen. ; ö ;

Im AÄnschluß an diese Jahresbersammlung findet die 7. Tagung der deutschen Berufsvormünder stait.

Kunst und Wissenschaft.

Die vhilosophisch⸗historische Klasse der Königlich preu⸗ ßischen Akademie der Wissenschaften hielt am 17. d. M. unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Diels eine Sitzung, in der Herr E. Mewer über Unterfuchungen zur Gefchichte des zweiten punischen Kriegs las. Die Frage des Ursprungs des Kriegs wurde besprochen und die Darstellungen der Polvbios und der Annallsten analysiert und beurteilt. Außerdem wurden die Berichte des Silenos und des Ceelius über einen Traum Hannlbals beim Ausbruch des Krieges besprochen. Hr. Diels legte eine Mit- teilung über antike Schulkngbenscherze auf einem siztlischen Ziegelstein vor. Die von Orsi, Atti d. Lingei, se M Vol. 9 Ser. 451, publizierten Inschriften eines mit Schülerkritzeleien be⸗ deckten Ziegelsteines hellenistischer Zeit werden gedeutet. Ferner legten Hr. o. Wilamowitz⸗ Moellendorff Inscriptiones Graecae, Vols. II et III editio minor. Inscriptiones Attica Fuclidis anno posteriores ed. L. Kirchner, Pars 1 Fag. 1 (Berolini 1913) und Hr. E. Meyer die 25. Veröffentlichung der Deutschen Orientgesellschaft: W. Bachmann, Kirchen und Moscheen in Armenien und Kurdistan (Leipzig 1913) vor. ö

Die phyfikalisch⸗mathematische Klasse hielt an demselben Tage unter dem Vorsitz des Sekretars Herrn Planck eine Sitzung. In dieser las Herr Helmert Über eine Aenderung im Arbeits- Flan des Königlichen geodätischen Instituts für die Be⸗ stimmung der Totabweichungen. Vie östliche Komponente der Lotabweichungen kann man in unseren geographischen Breiten f9wohl aus Uzimutbestimmungen wie aus geographischen Längen⸗ bestimmungen herleiten. Die große Vervollkommnung der letzteren in den letzten beiden Dezennien läßt es vorteilhaft erscheinen, bei der Ergänzung des Lotabweichungsnetzes im preußischen Staatsgebiete im allgemeinen die Längenbestimmungen zu bevorzugen und Aʒimut⸗ bestimmungen ihrer geringeren Genauigkeit wegen fernerhin nur ausnahmsweise zu verwenden.

Die Kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen des Ger⸗ manischen Nationakmuseums in Nürnberg sind in letzter Zeit um eine Reihe interessanter Stücke vermehrt worden, von denen das wichtigste die Madonna Reichel, ein aus dem Jahre 1510 datiertes Selbildchen auf Lindenhol;, ist, das der Pariser Kunst— händler Charles Sedelmeyer als Geschenk überwies. Die An— sichten über dieses Bild, von dem heute leider kaum noch etwas übrig ist. da es gereinigt, übermalt und wieder gereinigt und an vielen Stellen bis auf das nackte Holz abgeputzt worden ist, find geteilt. Wie Br. Traugott Schulz in dem Anzeiger des Ger= manischen Nattonalmuseums“ mitteilt, hat es der Wiener Kunst⸗ hiftoriker Th. von Frimmel für eine eigenhändige Schöpfung Albrecht Dürers, der Direktor der Gemäldegalerie im Wiener Hofmuseum Gustav Glück dagegen für eine spätere Fälschung erklärt. Frim mel macht für seine Echtheit geltend, daß es nicht nach irgend welchen bekannten Vorbildern Dürerg gemalt ist. Weder ein Holzschnitt noch ein Stich oder ein Gemälde läßt sich als Vorlage nachweisen. Dagegen finden sich überall enge Beziehungen zu den Werken, die elwa zwischen den Jahren 16505 und 1515. entstanden sind. Auch unter den Zeichnungen befindet sich manche, die nahe Stilverwandt⸗ schaft mit der Madonna Reichel bekundet. Endlich entsprechen auch bre Gewandfalten der Zeit etwa zwischen 1505 und 1515. Was dann daz Monogramm betrifft, so stehen nach Frimmels Ansicht deffen Züge mit solcher Sicherheit da, wie sie niemals bei einer Fälschung vorgekommen sind. Auf der Rückseite bemerkt man unter einer der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert angehörenden delanglosen Inschrift eine solche, die anscheinend aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts herrührt. Leider ist diese kaum noch erkennbar und darum ihr Sinn nicht zu ermitteln. Glück, der in dem Bilde eine Fälschung sieht, macht für seine Ansicht neben stilistischen Gründen vor allem folche technischer Art geltend; das Bild hat keinen Kreide⸗ oder Gipsgrund und die Farbe ist direkt auf das Holz aufgetragen. Dieses Verfahren sei bei Dürer weder nachweisbar, noch stimme es auch zu seiner uns bekannten wahren Ehrfurcht vor der Technik der Delmalerei. Gänzlich undürerisch erscheint ihm die Untertuschung mit nachgezeichneten Konturen statt der umgekehrten Technik. Er gibt aber zu, daß der Fälscher Dürers Werke gründlich studiert hat. Ein zweites Exemplar der gleichen Komposition und vielleicht auch von der gleichen Hand befand sich früher in der Sammlung Lippmann und kam später aus dieser durch den englischen Kunsthandel in den Besitz Pierpont Morgans. . .

Die Sammlung von Grabdenkmalsabgüssen wurde um zwei wichtige Stücke vermehrt: um den Deckel der Tum ba des Kaiserlichen Stifter⸗ paares Heinrich und Kunigunde im Dom zu Bamberg, die Tilman Riemenschneider in der Zeit von 1499 bis 1513 schuf, und um das Grabdenkmal der Grafen Gottfried und Otto von Kappenberg in der Kirche in Kappenberg i. W., das denen des Landgrafen Heinrich J. von Hessen sowie seiner Söhne Otto und Johannes in der Elisabethkirche in Marburg verwangt ist. Besonders glücklich war das Museum in der Erwerbung eines kleinen Silber⸗ reltefs aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, das wahrscheinlich den Schmuck für den Deckel einer Kassette oder eines kleinen Kästchens bildete, dem wohl ein niederländischer Kupferstich als Vorlage gedient hat. Dar⸗ gestellt ist die auf einem Adler thronende Figur Jupiters in antiker Tracht. Punze und Gravierstahl haben die Einzelheiten der Gestalt und das Befleder des Adlers, der die Schwingen ausgebreitet hat, als wollte er sich in die Läfte erheben, aufs feinste durchgearbeitet. Aus Dresden erhielten die Sammlungen ferner ein Schmuckkästchen in Form einer runden Dose, das angeblich aus dem Besitz der Gräfin Cosel, der Geliebten Augusts des Starken von Sachsen, stammt. Be⸗ merkenswert an ihm ist vor allem der Deckel (Buche), der in er— habener Arbeit geschmackvoll beschnitzt ist.

Im Ausstellungsraum der Bibliothek des Kunstgewerbe⸗ museèums sind moderne Künstlertapeten der Firma Adolph Burchardt Söhne nach Entwürfen von Bruno Paul, Professor Emil Orlik, Professor E. R. Weiß, The Th. Heine u. a. sowie neue Buntpäpiere aus dem Besitz der Bibliothek des Kunstgewerbe⸗ museums ausgestellt. Die Ausstellung ist an den Wochentagen von 10 Uhr früh bis 10 Uhr Abends unentgeltlich zu besichtigen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Saatenstand in Missouri und Oklahoma am 1. Juli 1913.

Missouri.

Nach den ant ich gesamm g iten Aeußerungen von über 600 Farmern

in allen Teilen des Staateg sind die Aussichten auf eine gute Ernte im allgemeinen noch besser als vor einem Monat. Zwar war das Wetter im Juni ungewöhnlich. In der zweiten Woche stellte sich eine befremdliche Küble ein, die an einem Tage bis auf 6 Grad Celsius herabsank. Unmittelbar danach setzte eine im Juni seit Menschen⸗ gedenken nicht beobachtete schwere Hitze ein, die sich auf 37 Grad Felsius, alf höher als die Blutwärme, im Schatten etwa zehn Tage hielt. Die Niederschlagsmenge des Monats war wiederum unzureichend. Dle Folgen der Dürre machen sich in zwei Dritteln des Staates nach⸗ teilig geltend; der Norden hat so gut wie nicht gelitten. Mais. Die Anbaufläche, die im vorigen Jahre 7 610 900 Acres (zu 0,47 a) betragen hat, ist diesmal um 2 v. H. kleiner. Die Qualitätszahl, d. i. die Prozente des Normalstandes 100 wird mit 385 angegeben gegen 87 zu Beginn des Vormonats, S866 am 1. Juli 19135 und i,? am 1. Juli der letzten 10 Jahre Durch⸗ schnlttlich. Die Bauern haben gelernt, den Boden und die Saaten besser zu behandeln. Kommt künftig nur wenigstens normaler Nieder⸗ schlag, so dürfte der Schaden aus der Dürre, der auf 15 v. H. ange— geben wird, noch ausgeglichen werden können.

Winterweizen. 86 v. H. der Ernte sind geschnitten. Der Stand der noch auf dem Halm verbliebenen Frucht wird mit der Sualitätszahl 838 angegeben. Vorläufig wird der Ertrag vom Aere mit 16,6 (im Vorjahre 12.4) Bushels geschätzt. Die Anbaufläche, von der im vorigen Jahre geerntet worden ist, war 2170 900 Acres. Von 2023000 im vorigen Herbste eingesäten Acres ist so gut wie nichts ausgewintert worden. Von der geschnittenen Frucht sind 469 gedroschen. Das Druschergebnis hat in Menge und Güte die Er⸗ wartungen noch übertroffen; letztere wird mit dem Prädikat 6 aus⸗ gezeichnet. .

Hafer. Infolge später Einsaat und der lange dauernden Dürre ist dis Qualitälszahl nur 56,4 (33,8) Man nimmt an, daß 65 v. H. der Saaten hoch genug stehen, um geschnitten werden zu können. Der Rest wird entweder Heu oder auf dem Felde Viehfutter, .

Heu. Timothee weist eine Qualitatszahl von 50 (87) auf; der Acre ergibt O56 Tons; die Anbaufläche ist um 12 v. H kleiner als im Vorjahre. Dreiblättriger Klee ergab beim ersten Schnitt einen jufriedenstellenden Ertrag, 1111 Tons vom Acre. Der heutige Stand

erhält die Qualitätszahl 80 (82,2). Die Anbaufläche ist 1 v. H. kleiner als im Vorjahre.

Alfalfa (Luzerne oder medischer Klee) steht auf einer um 2 v. H. größeren Anbaufläche ausgezeichnet; der erfte Schnitt ergab 1,28 Tons. Die Qualitätszahl wir mit 99 (88,8) angegeben.

Wiesen. Die Weidewiesen sind vertrocknet. zahl ist 61 (91,2). .

Baumwolle. Auf um ein Zehntel geminderter Anbaufläche steht die Baumwolle mit einer Qualitätszahl von 850, (64). Die Prozente der letztjährigen Anbaufläche 160 und die Qualitäts⸗ zahlen sind für Lein 90 (75) und 84 (89,5), Tabak 82 (96,4) und 75 (87, 4, Guineakorn (broom corn, Besenkorn) 87 (8678) un) 82 (87) und Kartoffeln 97 und 66 (983,3). Für Aepfel haben sich die Auösichten bis auf weniger als ein Zweidrittelherbst verschlechtert. Dagegen fallen die Pfirsiche gut aus.

Oklahoma.

Die Dürre hat Schaden getan. Doch sind die Ernteaussichten im allgemeinen noch immer genügend bis gut. .

Winterweizen. Nach dem amtlichen Saatenstandsberichte wird ein Ertrag von 12 (14) Bushels vom Aere errechnet. Da die Ernte flach: größer ist als im Vorjahre, so wird die Ernte auf 19,6 (20) Millionen Busphels geschätzt. .

Mais. Die Qualitätszahl ist 83 gegen 87 im Vormonat, 88 am 1. Juli und 67 im Oktober 1912. Ernte wird auf 200 Millionen Bushels vergnschlagt. ; .

Hafer. Ertrag vom Acre: 25 (27,5) Bushels. Ernteschätzung: 25775 (24 geerntete) Millionen Bulhels. (Bericht des Kaiserlichen Konfuls in St. Louis, Mo, vom 7. Jult 1913.)

Die Qualitäts⸗

Das Internationale Landwirtschaftsinstitut in Rom veröffentlicht, wie W. T. B.“ berichtet, folgende Ernte⸗ schätzun gen von Rußland in Tonnen mit den prozentualen Ver⸗ gleichszahlen gegenüber dem Vorjahr: So mmerweizen: 13 909 3900 136,5; Ro gen: 23 457 300 = 51,4; Gerste: 11 547 200 = 1163; Hafer: 14 944 800 105,8.

J

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Gesundhetltsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Nach den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 30 vom 23. Juli 1913.) Pe st. Aegypten. Vom 28. Juni, bis 4. Juli erkrankten 16 (und

starben s) Personen, davon 5 (1) in Kafr el Zagat, je Beni Maäzar und Etsa 2 in Ayvat, 1 E) in Alexan⸗ drien, je 1 (l ian Mariut, Senures und Minieh sowie 1 (— in Tantah; ferner erkrankten (und starben) vom H. bis 11. Juli 13 (9), davon 7 (4 in Etsa, 1 (2) in Alexandrien, je (1) in Kafr el Zagat und Minieh, je 1 (— in Senures, Mariut und Por? Said sowie (I in Minia. ö

Brittsch Ostindien. In der Woche vom 1. bis 7. Juni er⸗ krankten 1647 und starben 1599 Personen an der Pest. Von den Todesfällen kamen 551 auf das Punjab gebiet, 516 auf die Ver⸗ einigten Provinzen, 125 auf die Präsidentschaft Bombay (davon auf die Städte Bombay und Karachi 53 und 21), Rauf Bihar und Orissa, 62 auf Burma (davon auf die Städte Rangun und Moulmein 13 und 15), 36 auf Bengalen (alle auf Kalkutta), 13 auf den Staat My sore, 7 auf Rajputana und Ajmer Merwara, je 5 auf Hyderabad und Kaschmir sowie 2 auf die Präsidentschaft Madras.

Niederländisch Indien. Vom 18. Juni bis 1. Juli wurden folgende Erkrankungen (und Todesfälle) gemeldet: aus dem Bezirke Malang 197 (196), aus Toeloengagoeng (E22) aus Kediri 18 (10), aus Parese 9 (14), aus Madioen (8), au Soer a baja 9 (7), ferner aus Magelang vom 4 Juni bis 1. Juli 14 (12).

Hongkong. Vom 8. bis 14. Juni 10 Erkrankungen (davon 8 in der Stadt Viktoria) und 8 Todesfälle.

Ehile. In Iquique vom 11. bis 17. Mai 2 Erkrankungen und 1 Todesfall.

Peru. Vom 28. April bis 18. Mai in Mollendo 4 Er⸗ krankungen (und 2 Todesfälle), ferner in Chielayo und San

ö Cholera

Serbien. In Belgrad befanden sich am 13. Juli in den Kransenhäusern 837 Cholerakranke, außerdem in der Stadt 2; die Zahl der Choleratodesfälle betrug bisher 24. ö

Griechenland. Zufolge Mitteilung vom l0. Juli sind unter den auf einem griechischen Schiffe beförderten gefangenen bulgarischen Soldaten 14 Eholerafälle festgestellt worden; das Schiff wurde nach Trikeri bei Volo in Quarantäne gebracht, ohne daß die an Bord be⸗ findlichen Personen mit anderen Bewohnern in Berührung kamen.

Gelbfieber. Mexiko. In Campeche vom 25. bis 31. Mai 1 Erkrankung

und 1 Tode fall.