Bekanntmachung.
Am 15. d. M. wird im Bezirke der Königlichen Eisen⸗ bahndirektion Stettin von der im Bau begriffenen vollspurigen Nebenbahn Fährkrug — Strasburg (Uckerm.) die 31,76 kin lange Teilstrecke Fährkrugß — Fürstenwerder Stb. mit den Stationen Knehden, Metzelthin (Kreis Templin), Warthe, Hardenbeck, Krewitz, Weggun⸗Arendsee, Parmen und Fürsten⸗ werder Stb. dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.
Berlin, den 12. August 1913.
Der Präsident des Reichseisenbahnamts. J. V.: Petri.
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 30. Juli 1913 entschieden:
Der Gewerkschaft Anhalt wird vom 1. August 1913 ab eine vorläufige Beteiligungsziffer von 24243 Tausendsteln gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend einer Zeit höher sein sollte als fünfzig vom Hundert der jeweiligen durchschnittlichen Beteiligungsziffer aller Werke, auf das gesetzliche Höchstmaß zurückgeht.
Berlin, den 9. August 1913.
Siegel.) Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. J. V.: Herwig.
Vorstehende Entscheidung ist der Gewerkschaft Anhalt in Leopoldshall-Staßfürt am 12. August d. J. zugestellt
worden. g. A. Kahl ft.
.Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 30. Juli 1913 entschieden:
Der Gewerkschaft Neurode, Kalisalzbergwerk zu Heringen an der Werra wird vom 1. Juli 1913 ab eine vorläufige Beteiligungsziffer von 26777 Tausendsteln ge⸗ währt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend einer Zeit höher sein sollte als fünfzig vom Hundert der n,. durchschnittlichen Beteiligungsziffer aller Werke, auf das gesetzliche Höchstmaß zurückgeht.
Berlin, den 11. August 1913.
Siegel.) Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. J. V.: Gante.
Vorstehende Entscheidung ist der Gewerkschaft Neu⸗
rode in Heringen (Werra) am 12. August 1913 zugestellt
worden. J. A.: Köhler.
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 30. Juli 1913 entschieden: Der Ge werkschaft Heim boldshausen, Kalisalzbergwerk in Heimholdshausen (Werra) wird vom 1. Juli 1913 ab eine vorläufige Beteiligungsziffer von 26777 Tausendsteln gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend einer Zeit höher sein sollte als fünfzig vom Hundert der jeweiligen durchschnittlichen Beteiligungsziffer aller Werke, auf das gesetzliche Höchstmaß zurückgeht.
Berlin, den 11. August 1913.
Siegel.) Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. J. V.: Gante.
Vorstehende Entscheidung ist der Gewerkschaft Heim⸗ boldshausen in Heimbolds hausen (Werra) am 13. August d. J. zugestellt worden.
8 :
Köhler.
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 30. Juli 1913 entschieden:
Der Gewerkschaft Dingelstedt zu Anderbeck wird vom 1. Juni 1913 ab eine endgültige Beteiligungsziffer von 9, 7173 Tausendsteln gewährt.
Berlin, den 11. August 1913.
Siegel.) Verteilungsstelle für die Kalündustrie. , Ganse.
Vorstehende Entscheidung ist der Gewerkschaft Dingel—⸗ stedt in Anderbeck (Kr. Oschersleben) am 12. August d. J. zugestellt worden.
.
J. Köhler.
Das im Jahre 1892 in West Hartlepool aus Stahl er— baute, bisher unter britischer Flagge und unter dem Namen „Glenwood“ gefahrene Dampfschiff „Eduard Martini“ von 1257,17 Registertons Nettoraumgehalt hat durch den Uebergang in das ausschließliche Eigentum des deutschen Reichsangehörigen A. Fahrenheim in Rostock i. Mecklbg. das Recht zur Führung der deutschen Flagge erlangt.
Dem Schiffe, für welches der Eigentümer Rostock als Heimatshafen angegeben hat, ist von dem Kaiserlichen Konsulat in Hartlepool unter dem 25. Juli 1913 ein Flaggen⸗ zeugnis erteilt worden.
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. Offiziere, Fähnriche usw. Swinemünde, den 7. August. Schlacke, Lt. a. D. zuletzt im 1. Westpr. Feldart. Regt. Nr. 35, mit seinem Patent vom 14. Juni 1905 im 2. Posen. Feldart. Regt. Nr. 56 angest. Swinemünde, an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern“, den 10. August. v. der Mülbe, Gen. Lt. z. D., zuletzt Gen. Maj. und Kom. der 14. Inf. Brig. Harnickell, Gen. Lt. 3. D, zuletzt Gen. Maj. und Kom. der 36. Inf. Brig., — d. Erlaubn. z. Tr. d. Unif. des Kurhess. Jäg. Batg. Nr. 11 erteilt. Beck, Hauptm. d. Landw. a. D., zuletzt von den Landw. Jäg. 1. Aufgeb. (Hagenau), v. u. zur
Mühlen, Hauptm. d. Landw. a. D., zuletzt von den Landw. Jäg. 2. Aufgeb. (Meschede), — d. Erlaubn. z. Tr. d. Unif. d. Res. Offi ) ere des Kurbess. Jäg. Bats. Nr. 11 erteilt. v. Harnier, Hauptm. und Komp. Chef im Kurhess. Jäg. Bat. Nr. 11, ein auf den 28. Januar 1907 vordatiertes Patent seines Dienstgrades verliehen.
Rostock, den 10. August. Frhr. b. Hanstein, Gen. Lt. z. D., zuletzt Gen. Maj. und Kom. der 28. Inf. Brig, d. Erlaubn. . Tr. d. Unif. des Großherzogl. Mecklenb. Füs. Regts. Nr 90 Kaiser Wilhelm erteilt. Itzel, Hauptm. d. Landw. a. D., zuletzt von der Landw. Inf. 1. Aufgeb. (Frankfurt a. M.), d. Erlaubn. z. Tr. d. Landw. Armeeunif. erteilt.
Mainz, den 13. August. Bru st, Oblt. d. Landw. a. D. zuletzt von der Landw. Inf. 2. Aufgeb. (Gumbinnen), d. Erlauhn. 3. Tr. d. Unif. der Res. Offiziere des Leibgardeinf. Regts. (1. Großherzogl. Hess.) Nr. 115 an Stelle sr. bieh. Unif. erteilt.
Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des Kriegsministeriums.
Den 30. Juni. Arlt, Kartograph bei der Landesaufnahme, auf seinen Antrag m. Pens. in den Ruhestand vers. .
Den 1. August. Müller (Friedrich), Trigonometerdiätar, als Trigonometer bei der Landesaufnahme angest.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armeekorps.
Offiziere, Fähnriche u sw.
Schloß Friedrichshafen, den 2. August. Born, Hauptm. und Verwalt. Mitglied an der Gew. Fabrik in Danzig, unter Enth. von dem Komdo. nach Preußen m. d. gesetzl. Pens. z. Disp. gest. und gleichzeltig zur Dienstl. beim Kr. Min. kommandiert; während dieses Kommandos hat er die Unf. des Inf. Regts. Alt-Württemberg Nr. 121 zu tragen.
Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung des Kriegsministeriums. Stuttgart, den 25 Jult. Fenchel, Laz. Insp. in Stuttgart, zum Garn, Laz. in Tübingen auf 1. Oktober 1913 vers. Stuttgart, den 30. Juli. Maxquart, Mil. Bausekretariats diätar in Ludwigsburg, die nachgesuchte Entlassung aus dem Dienst der württ. Mil. Verw. zum 30. September 1913 bewilligt.
Faiserliche Schutztruppen. Offiziere usw. Kommando der Schutztruppen im Reichskolonialamt.
Den 19. Juli. Kepler, Maj, zum Stabe der Schutztr. für Deutsch Ostafrika vers.
Schutztruppe für Deutsch Ostafrika.
Den 19. Juli. Reitzenstein, Qblt., scheidet aus der Schutztr. aus und wird im 1. Kurhess. Inf. Regt. N.. 81 angest. v Sick, Qberlt., scheidet behufs Rücktritts in K. W. Mil. Dienste mit dem 27 August 1913 aus der Schutztr. aus. v. Kleist (Gunnar), Lt. im Kaiser Alexander. Gardegren. Regt. Nr. U, scheidet am 9. August aus dem Heere aus und wird unter Enth, von dem Kommando z. Seminar f. Orient. Sprachen in Berlin, Kaufmann, Lt. im 2. Fußart. Regt., nach erfolgtem Ausscheiden aus dem K. B. Heere als Lt. mit einem Patent vom 8. September 1905, — mit dem 10. August 1913 in der Schutztr. angest.
Verfügung des Staatssekretärs des Reichskolonialamts.
Den 27. Juli. Zacke, Vizewachtm. im Schlesw. Holst. Ulan. Regt. Nr. 15, mit dem 9. August 1913 als Unt. Zahlmstr. in die Schutztr. eingest.
Den 1. August. Grunow, Unt. Zahlmstr., Zahlmstr. ernannt.
Schutztruppe für Südwestafrika.
Den 19. Jult. Delitzsch, Oblt, scheidet aus der und wird im Feldart. Regt. Ken erat. Felbmarschall Graf R (Schlesw. Nr. 9, Pi schel, Oblt. scheidet aus der Schutztr aus und wird im Feldart. Regt. von Podbielskt (1. Niederschles. Nr. 5. — angest. Graf v. Saurma⸗Jeltsch, Hauptm.,, v. Cofsel, Schoepffer, Oblts, Reisner Frhr. v. Lichtenstern, Lt., — Anträge um Belassung in der Schutztr. auf weitere 35 Jahre ge— nehmigt. Bäumler, Lt., zum Oblt. befördert.
Verfügung des Staatssekretärs des Reichskolonialamts.
Den 21. Juli. Müller, Mil. Int. Diätar, Int. XX. A. K. vom 23. Juli 1913 ab als Int. Dlätar in die Schutztr. eingest.
Den 23. Juli. Karioth, Int. Sekr., scheidet mit Ablauf des 13. August 1913 behufs Wiederanstellung im Bereiche der K. P. Heeresperw. (bei der Intend. TVIII. A. K.) aus der Schutztr. aus.
Schutztruppe für Kamerun. Den 19. Juli. v. Raben, Hauptm., Liebe, v. Rothkirch
u. Panthen, Oberlts., — Anträge um Belassung in der Schutztr. auf weitere zwei Jahre genehmigt.
zum kommissar.
itztr, aus
Königreich Preußen.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts— angelegenheiten.
Dem Leiter der Serologischen Abteilung der Psychiatrischen und Nervenklinik der Charits Dr. med. Heinrich Frenkel—⸗ Heiden in Berlin, dem dirigierenden Arzt der dermatologischen Abteilung am Rudolf Virchow-Krankenhaus in Berlin, Sanitättz⸗ rat Dr. Wechselm ann und dem Chemiker Dr. Alfred Bert— heim, Mitglied des Georg Speierhauses in Frankfurt a. M., ist das Prädikat Professor beigelegt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Regierungsbaumeister Gustav Nebel in Briesen, W. Pr., ist die Verwaltung des dortigen Meliorationsbauamts endgültig übertragen worden.
Finanzministerium.
. Die Rentmeisterstel le bei der Königlichen Kreiskasse in Neustet tin, Regierungsbezirk Köslin, ist zu besetzen.
Auszug aus der Tagesordnung für die am 20. September 1913 in Breslau statt findende ordentliche 60. Sitzung des Bezirkseisenbahnrats Breslau. ) Antrag auf Herstellung einer besseren Zugverbindung von Posen nach dem Riesengeblrge. . 2) Antrag auf Verbesserung der Zugverbindungen bis und ab Schwientochlowitz. Breslau, im August 1913. Königliche Eisenbahndirektion. Mallison.
der ldersee
Aichtamtliches. ;
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 14. August 1913.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Emden“ am 11. August in Nanking, S. M. S. „Panther“ am 12. August in Swakopmund und S. M. S. „Zie ten“ am 12. August in Grimsby eingetroffen.
Oe sterreich⸗ Ungarn.
Gestern nachmittag wurde, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, eine viergliedrige Abordnung der dort weilenden Adrianopeler Delegation vom Sektionschef Freiherrn von Macchio in Vertretung des Ministers des Aeußern emp⸗ fangen. Sie überreichte eine Denkschrift, in der gebeten wird, der Bevölkerung zu gestatten, friedlich unter der otto⸗ manischen Herrschaft weiterleben zu dürfen. Freiherr von Macchio versprach, die Denkschrift an den Minister des Aeußern weiterzugeben.
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte bei der dritten Lesung des Finanzgesetzes der Schatzkanzler Lloyd George in bezug auf die vermehrten Ausgaben aller Ressorts, es sei nicht die geringste Aussicht auf eine Ermäßi⸗ gung der Rüstungsausgaben vorhanden; das Gegenteil sei der Fall. Es wäre nutzlos, diese Tatsache zu verheimlichen.
Llovd George fuhr dann, W. T. B.“ zufolge, fort: Alle Länder hätten sich gegenseitig zu großen Ausgaben gereizt. Ehe nicht voll⸗ kommene Verständigung und vollständiges Zusammenarbeiten unter den Ländern hergestellt fei, um den Rüstungsausgaben Einhalt zu tun, sei keine Moglichkeit vorhanden, diese einzuschränken; ein Land allein würde sich dadurch in zu große Gefahr begeben. Viel⸗ leicht sei ein internationales Zusammenwirken nicht unmöglich, besonders nach den Greignissen des laufenden Jahres, wo es der öffentlichen Meinung zum Bewußtsein gekommen sei, wie
schrecklich und verderblich ein Krieg für das industrielle und soziale
Leben der betroffenen Länder sei. Bis ein solches Zusammenwirken gesichert sei, habe man nichts anderes zu erwarten, als ver⸗ mehrte Ausgaben. Diese wahnsinnige Aufregung habe eine Atmosphäre geschaffen, in der die Völker die Dinge nicht verständig beurteilen könnten. Ihre Gemütsverfafssung sei niemals normal gewesen; infolge der Unruhe, die ihr Blut erfülle, könnten die Völker ihre nationale Lage nicht so be⸗ urteilen, wie es ein iuhiges und verständiges Volk tun sollte. Das Ergehnis sei der Argwohn, der unter Umstaänden zu elner furchtbaren Katastrophe führen könne, und nur wenig Leute wüßten, wie nahe man ihr in den letzten zwölf Monaten gewesen sei. Zum Schlusse sagte Lloyd George, daß die soziale Reform gefördert werden müßte.
Frankreich.
Die Aufregung unter den Winzern des Aube⸗ departements, deren Weine nicht zur Fabrikation von Champagner zugelassen sind, ist, wie „W. T. B.“ meldet, wieder im Wachsen begriffen, weil das Parlament auseinander⸗
egangen ist, ohne ihren Wünschen Rechnung zu tragen. In
neinde Broville nahmen die Winzer eine Tages⸗ ordaung an, in der sie erklären, daß sie sich als außerhalb der bürgerliche d wirtschaftlichen Gesellschaft stehend und aller ihrer pol: Byen Rechte beraubt betrachten und den Ge⸗ meinderat zur Niederlegung seines Amtes sowie alle Gemeinden des Departements zur Nachahmung dieses Beispiels auffordern. Der Gemeinderat von Baroville hat dieser Aufforderung ent⸗
sprochen.
Rumänien.
Nach einer Meldung der „Agence Roumaine“ hat der Kaiser Franz Joseph an den König Carol folgendes Telegramm gerichtet:
„Ich bitte Dich, meine herzlichsten Glückwünsche aus Anlaß des unter Deiner Leitung zustandegebrachten Pasffizierungswerkes entgegenzunehmen, welches dem Blutvergießen am Balkan ein Ende bereitet und Deinem Linde den Frieden gesichert hat. Wie bisher nehme ich auch fernerhin lebhaften Anteil an allem, waz Dir und dem Wohlergehen Deines Landes zugute kommt.“
König Carol erwiderte:
„Deine so herzlichen Glückwünsche und warme Teilnahme aus Anlaß des erfolgten Friedensschlusses in meiner Hauptstadt haben mich sehr erfreut, und aus vollem Herzen danke ich für diesen erneuten Beweis Deiner treuen Freundschaft, die Du mir besonders in schwierigen Augenblicken stets bezeugt hast. Möge der Friede ein dauernder sein und endlich auf der Balkanhalbinsel, die im letzten Jahre so heimgesucht wurde, Ruhe eintreten zum Segen unserer Staaten.“
Vorgestern nachmittag fand bei der Handelskammer in Bukarest zu Ehren der Friedensdelegierten ein Empfang statt, bei dem der Handelsminister eine Ansprache hielt. Am Abend gab das Syndikat der Rumänischen Presse ein Bankett, an dem auch der Ministerpräsident und die Minister teilnahmen. Auf den Trinkspruch des Syndikatspräsidenten Procopiu er⸗ widerte Ministerpräsident Venizelos; er wies auf die An⸗ näherung der Balkanvölker hin und bezeichnete es als eine besondere Aufgabe der Presse, zur Verwirklichung der im Laufe der Konferenz zu Tage getretenen Bestrebungen beizutragen.
Die serbischen, griechischen, bulgarischen und monte⸗ negrinischen Vertreter bei der Friedenskonferenz sind gestern von Bukarest abgereist.
Die Generaldirektion der rumänischen Eisenbahnen hat die Einstellung des Frachtverkehrs angeordnet.
Serbien.
Wie Belgrader Blätter melden, soll das Moratorium statt am 45. erst am 90. Tage nach der gestern erfolgten An⸗ ordnung der Demobilisierung aufgehoben werden.
Amerika.
Mit Rücksicht auf den Entschluß der brasilianischen Regierung, während des laufenden Jahres die Ausführung aller Arbeiten, die einen Aufschub zulassen, einzustellen, und mit Rücksicht auf die Einschränkungen in den Ausgaben für andere öffentliche Dienste zeigt der von der Regierung eingebrachte Budgetentwurf, wie „W. T. B.“ mitteilt, einen Ueberschuß von 9000 Contos.
Der Gouverneur Sulzer wurde durch das Unterhaus des Staates New York mit 79 gegen 385 Stimmen in An— klagezustand versetzt unter der Beschuldigung, Wahlgelder zu eigenem Nutzen verbraucht und in dieser Angelegenheit einen Meineid geleistet zu haben.
— Das chilenische Kabinett hat einen Plan über ntliche Arbeiten, der sich auf zehn Witz von 1914 arsstreckt, gutgeheißen. Es wird, wie „W. T. B.“ aus „ago de Chile meldet, beabsichtigt, 37 neue Eisenbahnlinien hbmen, in 567 Städten Wasserwerke und in 28 Städten iationsanlagen zu errichten. In 11 Häfen sollen Hafen— zen ausgeführt, 162 Brücken und 179 andere Bauten sollen het werden. Für Bewässerungsarbeiten sollen 13 Millionen ts ausgegeben werden.
Afien.
230009 Aufständische der Provinz Hunan haben, „W. T. B.“ meldet, die Grenze überschritten und eine e Zahl von Regierungstruppen aus Hupeh geschlagen. Sie sren, daß sie die Absicht hätten, Hankau einzunehmen und h Peking. Nordtruppen sind mit Geschützen und Maxim— hren von Hankau abgesandt worden, um die Rebellen ab— pen. In Hankau ist keine Aufregung entstanden, da man Ansicht ist, daß die Nordtruppen mit den Aufständischen fertig werden.
Parlamentarische Nachrichten. Das Mitglied des Reichstags Bebel (Soz.), gewählt im öltreise Hamburg 1, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern hasugg in Graubünden gestorben.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung. um Ausstand der Werftarbeiter (vgl. Nr. 190 8. Bl.) dem. W. T. B. aus Kiel gemeldet, daß die dortigen Werften mit der Wieder ein stellung der Arbeiter begonnen ; sie erfolgt jedoch allmählich, da nicht samtliche Betriebe auf
l eröffnet werden können. — In Stettin haben die farbeiter gestern nachmittag in einer von 3209 Ar— n besuchten Versammlung beschlossen, die Arbeit
er aufzunehmen, entsprechend den Beschlüssen der Berliner ale. Für die Arbeitsdufnahme stimmten 2550, dagegen 672. Awbeiter baben aber die Vorstände gleichzeitig betraut, mit dem land der Industriellen in Verbindung zu treten wegen der Form slufnahme der Arbeit. Die Stettiner Werften haben in dem tznachwels der Metallarbeiter einen Anschlag des Inhalts an— n lassen, daß die Arbeitsaufnahme nur durch den Arbeitsnachweis ge. Damit erklären sich die dortigen Arbeiter nicht einverstanden. wollen die gleichzeitige Arbeitsanstellung unter Umgehung des tönachweises genau so vorgenommen haben wie im Jahre Gleichzeitig sprachen sich auch die Hirsch⸗Dunckerschen ukschaften in einer Versammlung ohne Abstimmung für die traufnabme der Arbeit aus. Auch hier wurden die Vor— e beauftragt, mit dem Verband der Industriellen wegen der der Wiederaufnahme in Verbindung zu treten. Der der Stettiner Ortsgruppe des Verbandes Deutscher Metall er erhielt aus Hamburg die Mitteilung, daß dort die Wieder— fhme der Arbeit beschlossen ist, und zwar durch den Arbeits. eis. Die Einstellung ist glatt erfolgt, Maßregelungen der ler waren nicht zu verzeichnen. Pie Lage des Ausstands in Barcelona ist . W. T. B.“ e unverändert. Die Fabriken nahmen gestern früh den Be—
ieder auf, aber die Arbeiter sind noch nicht vollftändig er—
n. In den Orten in der Umgebung von Barcelona herrscht eind vollkommene Ruhe. (Vgl. Nr. 190 d. Bl)
us Victoria (Britisch⸗Columbia) wird dem W. T. B.“
bphiert: Auf der Vancouverinsfel kam es gestern in den
verksbeztirken, wo sich 3000 Mann im Ausstand be— iu, ernsten Unruhen. In Nanaimo griffen Ausstaͤndige olizei an und verwundeten mehrere Beamte.
Wohlfahrtspflege.
Rund 12 000 Knaben und Mädchen, die zu Michaeli die Gemeinde— n Berlins und einiger Vororte verlassen, sind in die Listen der lingszen trale des Verbandes märkischer Arbetts⸗ weise, Köllnischer Park 3, eingetragen, um für ihren zu— gen Beruf vorbereitet zu werden. Von den 5155 Knaben etwa über die Hälfte das Ziel der Schule erreicht. 1578 ver— die zweite Klasse, 707 die dritte, 262 die vierte und sogar 53 die Klasse. Die begehrteste Berufsart bei den Knaben ist das Metall— aschinenwesen. Ueber 1000 wollen als Lehrlinge bei Kunst⸗ und Bau— ern, Maschinen-⸗ und Werkzeugschlossern, Mechanikern und sotechnikern untergebracht werden; an die zweite Stelle treten en, die den Kaufmannsberuf als Kontorlehrlinge ergreifen mit 436 Anmeldungen, wozu noch 128 Bureaulehrlinge
en. Auch die Zahl der Knaben, die sich dem Schneider widmen wollen, ist nicht klein: nicht weniger als 239 en diesen Beruf. Als ungelernte Arbeiter wollen 527,
ein Zehntel aller Knaben, sich das Brot verdienen. Die
gen Berufe sind mit größeren Anteilen nicht vertreten, kann jede Berufgart bei der Lehrlingszentrale ihren af decken. — Von den 66536 Mädchen vetlassen 3802 die erste
„ U6zt die zweite, 850 die dritte und 11 sogar die sechste Klasse. erkenzwert ist bei den Mädchen, daß fast ein Sechstel und zwar eine Haushaltstelle annehmen wollen. Die Eltern dieser hen scheinen nicht abgeneigt zu sein, ihre Kinder als Dienstboten derrschaften unterzubringen, sodaß bei passenden Stellen dem stbotenmangel in Groß Berlin zum Teil abgeholfen werden kann. trtenswert ist auch, daß ein Zehntel aller Mädchen vorläufig noch Faushalte der Eltern zu bleiben gedenkt, und daß 805 die le welter befuchen, um wabrscheinlich sich für den Kaufmanns borzubereiten. Für den Kontorbedarf haben sich 733 und als kungẽlehrlinge 450 einschreiben lassen. Groß ist die Zahl der wanne die in der Schneiderei, dem Putzfach und in der Näberei dehrlingszeit durchmachen wollen; ihre Zahl erreicht fast 1000. Fervorzuheben verdient noch, daß von den Knaben 864 eine e außerhalb Berlins annehmen wollen. Die Meister Groß ins und der Umgebung baben deshalb Gelegenheit, soweit sie ligt sind, Lehrlinge auszubilden, sich durch die Lebrlingszentrale, Föllnischen Park 3, das passende Personal zu verschaffen.
Ein Knabenerholungsheim für Groß Berlin hat ein lerlin ansässiges ungenanntes Ehepaar im Andenken an seinen lühen Jünglingsalter verstorbenen Sohn für 18 junge Leute ihtet und es dem Freiwilligen Erziehungsbeirat für schulentlassene In in Berlin zum Geschenk gemacht. Bisher gab es für Groß in laum Gelegenheit, erholungsbedürftige männliche Jugendliche, ar Eintritt in den künftigen Beruf oder während ihrer Urlaubs— pt dringend der Kräftigung in guter Luft bedürfen, in einer ihrem untsprechenden Umgebung unterzubringen, da sie nach vollendetem söenejahr für Ferienkolonien nicht mehr in Betracht kommen. war deshalb bisher genötigt, erholungsbedürftige Knaben, die das Ebensjahr überschritten, entweder unter Männern in Erholungs⸗ n oder bei unbekannten Familien irgendwo auf dem Lande in iu geben, wo sie natärlich häufig nicht den geeigneten Umgang . -Das unter dem Namen Werner⸗Kaufmann ⸗ Erholung heim saben des Freiwilligen Erziehungsbeirates für schulentlassene . it Mitte April 1912 eröffnete Heim hatte in den wenigen 9 seines Bestehens bereits gute Erfolge aufzuweisen. fl'glinge, darunter auch etliche Lehrlinge und Präparanden,
konnten gestärkt und erfrischt nach kürjerem oder längerem Aufent- halte je nach ärztlichem Gutachten wieder entlassen werden. Das sehr geräumige, freundliche und luftige Haus ist in landschaftlich reiz voller Lage auf einer Anhöhe unmittelbar bei Belzig (Mark) erbaut. Ein großer Obst⸗ und Gemüsegarten gehört zu dem Hause, zu dessen Pflege und Bearbeitung die Knaben nach e , ihrer Kräfte beran= gejogen werden. Gerade der ausgiebigen Beschäftigung im Freien werden von äcztlicher Seite die außergewöhnlich guten Ergebnisse zu⸗ geschrieben. Das Heim steht unter Leitung eines bewahrten In⸗ spektorvaares und unter ständiger ärztlicher Aufsicht. Es bleibt Sommer und Winter geöffnet. Es können auch außerhalb Berlin wohnhafte junge Leute gegen einen täglichen Pensionspreis von 250 4 im Heim aufgenommen werden. Für Vereine kann eine Ermäßigung auf 2 S eintreten.
Ein „Stadtmuseum“ im kleinen Stil hat die Gebirgsstadt Lichtenstein im Erzgebirge aus städtischen Mitteln errichtet, das aber seinen Bildungszweck erfüllt und deshalb für kleine abfeits gelegene Gemeinden vorbildlich sein kann. Man bat ein stimmungz— volles Kahinett geschaffen, in dem eine Sammlung guter Nach— bildungen berühmter Meisterwerke aufgestellt ist. Alle zwei Monate werden die Ausstellungsgegenstinde gewechselt. So wird mit ver— hältnis mäßig wenigen Müteln ein Stück wertvolle Kunsterziehung für solche Volkekreise geleistet, die bisher nur vom Hörensagen von den Erzeugnissen der Kunst etwas wußten.
Kunst und Wissenschaft.
Nach den von Oberleutnant P. Graetz gestellten Bedingungen hat jetzt die Luftfahrzeuggesellschaft in Berlin den Entwurf für ein zur Erforschung von Neuguineg zu verwendendes Luft- schiff ausgearbeitet. Als Stützpunkt im Innern Neuguineas ist die Station der jetzt dort tämnlgen Sepikerpedition, Malu, in Aussicht genommen. Hier soll, wie Petermanns Mitteilungen“ berichten, eine tranäportable Luftschiffbhalle und eine Gasbereitungsanlage
errichtet werden. Auf, den meisten in Frage kommenden Strecken wird das Luftschiff imstande sein, den Flug von einer Stanon
nach einem bestimmten Küstenpunkt, wo eine andere Halle aufzustellen wäre, in einem Tage zurückzulegen. Für die Erforschung von Nieder— ländisch⸗Neuguinea müßte allerdings ein anderer Stützpunkt gewählt werden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine systematische topo— graphische Aufnahme des unbekannten Inneren mittels der neuen In— strumente wie Aerokamera und Photospektrograph schneller und gründ— licher ausgeführt werden kann als durch Routenaufnahmen auf Flußfahrten oder im dichten Urwald. Auch das Voischieben von neuen Stationen und deren Verprovlantierung wird durch das Luftschiff wesentlich ge— fördert, teisweise überhaupt erst ermöglicht werden. Von solchen Zwischenstationen aus kann die Erforschung von Land und Leuten, von Fauna und Flora und von Mineralien in Angriff genommen werden. Die Kosten des Unternehmens, für das in England und den Niederlanden sich Komitees gebildet haben, betragen 3 Millionen Mark. Die Finanzierung hat die Deutsche Kolontalbank übernommen.
Auf der Oberfläche des Jupiter bereiten sich augenblicklich große Veränderungen vor, die für die Topographie jenes unserer Erde in ihrem früheren feurig ⸗flüssigen Zustande ähnelnden Planeten von Interesse sind. Wie Ph. Fauth und H. H. Kritzinger in den Astronomischen Nachrichten mitteilen, teilt sich die ganze nördliche Hemisphäre des Jupiter in deutliche, wenn auch vorläufig noch etwas blasse Streifen, und zwischen ihnen treten dunkle Fleckengebilde auf. Besonders bemerkenswert ist der berühmte rote Fleck der Jupiter— oberfläche, der nicht nur als topographisches Gebilde mst einer langsam darüber ziehenden Verschleierung von Interesse ist, sondern auch, wie schon in früheren Jahren, merkwürdige Bewegungen zeigt, die sich in letzter Zeit beträchtlich beschleunigt zu haben scheinen.
Literatur.
Reichsgewerbeordnung mit dem Hausarbeit, Kinder— schutz und Stellen vermittlergesetze nebst einem Anhang, ent— haltend Kaiserliche Verordnungen und Bundesratsbestimmungen zur Ausführung der Gewerbeordnung. Für die Praxis erläutert von Dr. Georg Lindenberg, Senatspräsidenten beim Kammergericht. VIII und 461 Seiten. Berlin, Verlag von Otto Liebmann. Geb. 11 (. Dieses Buch ist ein durch den Anhang erweiterter Sonderabdruck aus der neuen, vierten Auflage von Stengleins Kommentar zu den straf— rechtlichen Nebengesetzen des Deutschen Relchs, der denjenigen Kreisen willkommen sein wird, die wesentlich nur an der Gewerbeord— nung und dn mit ihr unmittelbar zusammenhängenden, sie er— gänzenden Gesetzen interessiert sind. Der Text der Ge— werbeordnung hat in den letzten Jahren wiederholt einschneidende Aenderungen erfahren, und die neuen Vorschriften, insbesondere die am 1. Januar 1910 in Kraft getretenen, haben auch zahlreiche Ab— änderungen der Ausführungsbestimmungen notwendig gemacht. Die durchgreifenden Aenderungen betreffen namentlich die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Verbindung mit Ausschaltung des Fabrikbegriffs, das Dampfkesselwesen, die Aulagen
zur Herstellung elektrischer Akkumulatoren aus Blet oder Blei⸗ verbindung, zur Herstellung von Alkalichromaten, die Großeisen—
industrie, die Steinbrüche oder Steinhauereien, die Anlagen, in denen Thomasschlacken gemahlen werden oder Thomasschlackenmehl gelagert wird, u. a. In dem votliegenden Werke sind alle Abänderungen
des Gesetzestextes und der Ausführungsbestimmungen berück— sichtigt: es gibt eine dem neuesten Stand der Wissenschaft und der Praxis entsprechende Darstellung des Gewerberechts.
In ausgiebigster Weise hat der Verfasser die Rechtsprechung der höchsten Gerichte, auch die der neuesten Zeit, berücksichtigt und dabei dank seiner Amtsstellung auch solche Entscheidungen des Kammer gerichts verwecten können, die sonst im Druck nicht veröffentlicht worden sind. Bei jedem Paragraphen der erläuterten Gesetze unter⸗ richtet zunächst eine Anmerkung über dessen Entstehungsgeschichte; den dann folgenden Ausführungen des Verfassers ist, wenn sie größeren Umfang haben, eine Inhaltsübersicht vorangestellt., die eine schnelle Orientierung über die behandelten Rechtsfragen erleichtert. Wer sich dem Studium des Gewerberechts widmet oder in der Praxis sich mit dem Stoffe zu befassen hat, wird in dem Kommentar des Senats⸗ räsidenten Lindenberg reiche Belehrung finden und von ihm zuver⸗ lässig beraten werden.
Aus der Praxis des Gewerbegerichts Berlin. Aufsätze, Entscheidungen, Gutachten und Anträge, Einigungsverfahren. An— läßlich des 20 jährigen Bestehens des Gewerbegerichts herausgegeben unter Mitwirkung ihrer Kollegen, der Magistratsräte Dr. Gerth, Wölbling, Dr. Mag uhn, von den Magistratsräten Max von Schul, Erstem Vorsitzenden des Gerichts, Dr. Rein hold Schal⸗
horn und Ludwig Schultz, Vorsitzenden des Gerichts. VII und 444 Seiten. Verlag von Franz Vahlen, Berlin. Geb. 9 S6. — Das
Buch beginnt mit einer Einleitung über die Zahl der Prozesse vor den acht Kammern des Gewerbegerichts Berlin, nach dem Streitgegenstande unterschieden, und die Art ihrer Erledigung sowie über die Gewerbe 86 Sodann folgen gut orientierende Aufsätze über den Erfüllungsort bei gewerblichen Arbeitsverhältnissen, über die Frage der partiellen! Weihnachtsgratifikation, über die Lohnsicherung, über die gesetzliche Regelung des gewerblichen Akkordvertrages, über die zivilrechtlichen Sonderbeslimmungen für Angestellte höherer Art E(Privatbeamte), über die Rechtswirkungen einer mangelhaften Dienst⸗ leistung auf dem Gebiete des gewerblichen Arbeitsvertrages, über „Prwatangestelltenrecht, Sondergerichte und, gewerbliche Schieds⸗ gerichte. Im zweiten, weitaus umfangreichsten Teile des Buches sind unter 469 Nummern zahlreiche neuere Entscheidungen des Gewerbegerichts Berlin und der Berufungsinstanz über Fragen des Arbelterrechts, insbesondere des gewerblichen Arbeitsvertragsrechts, in der Form ptässis gefaßter Rechtsgrundsätze, zumeist mit den Ent— scheidungsgründen, häufig auch unter Beifügung des Tatbestandes, wiedergegeben. Teicht und schnell kann man sich hier unter—
richten z. B. über dle Rechtsgrundsätze, die den Abschluß
eines gewerblichen Arbeitsvertrags mit Voll. und Minderjährigen, die Abgrenzung des Arbeitevertraas gegen andere Verträge, den Aktord⸗ vertrag und Akkordlohn, die Auslegung von Tarifverträgen, die Ver⸗ pflichtungen des Arbeitnehmers, die Abrechnung, die Aufrechnung und Zurückbehaltung, die Vertragsstrafe, die Kündigung und Beendigung des Arbeitsverhältnisses, den Kündigungsausschluß, die Entlassungs⸗ gründe, die Arbeitsniederlegung, den Kontraktbruch, die Arbeitsordnung, die Begriffe des Heimarbeitersß und des Hausgewerbetreibenden, das Kolonnensystem, die höheren Angestellten, den Lehrvertrag, das Zeugnis sowie aus dem Gebiete des formellen Rechts Zuständigkeitsfragen, das Ver⸗ hältnis zum Kaufmannsgericht und das Verfahren betreffen. Ein weiterer Abschnitt berichtet über die Anträge und Gutachten, die den Ausschuß des Gewerbegerichts Berlin in den Jahren 1902 bis 1912 beschäftigt haben. Das letzte Kapitel endlich handelt von dem gewerbegerichtlichen Eini⸗ zungsverfahren; hier werden u. a. Grundsätze, die von Gerichten, von Einigungsämtern und vor diesen erschienenen Parteien in Tarifver⸗ trägen aufgestellt sind, mitgeteilt, wird aus der Praxis der Einigungs⸗ ämter gezeigt, daß sie sich bewährt haben, dabei auch erörtert, ob be— hufs Verbesserung des Einigungswesens Aenderungen und Vervoll— ständigungen der Gesetze am Platze sind, und eine Skizze der Ent⸗ wicklung der vor dem Gewerbegericht Berlin geschlossenen Tarifverträge geg⸗ben. Den Schluß bildet ein ausführliches Sachregifter. In erster Linie bietet das Buch den Mitaliedern der deutschen Gewerbe und Berufungsgerichte eine reiche Materialsammlung über die täglich an sie herantretenden Fragen; aber auch Arbeitgeber und nehmer und alle, die an der Entwicklung des Arbeitsvertrages interessiert sind, werden aus dem Werke vielseitige Belehrung schöpfen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Ernteergebnisse und Getreidehandel in Rußland.
War der Juni schon für die Enswicklung des Getreides günstig, so hat der Juli jetzt den segensreichen Abschluß gebracht. Von allen Seiten strömen die Nachrichten über einen Erntkeertrag zusammen, wie er seit 20 Jahren nicht dagewesen wäre. Selbst von der Natur so stiefmütterlich bedachte Striche, wie die Kreise Zarizyn und Kamyschin im Gouvernement Saratow, können diesmal von einem ungewöhnlichen
Erfolge berichten. In Roggen wird 209-250 Pud (1 Pud — 16,338 kg) von der Dessiatine (1 Dessiatine — 1,092 ha) erwartet. Aehnlich, wenn auch nicht ganz so glänzend,
steht es mit Weizen, unter 109 Pud geht das Ergebnis für die Dessiatine in dieser Fruchtsorte nicht herunter. Auch Hafer und Gerste versprechen reiches Korn, Hirse ist dagegen verhältnis⸗ mäßig schwächer ausgefallen. So sind die Aussichten an sich sehr boffnungspvoll und man sollte meinen, daß dem Wolgarayon in diesem Jahre ein tröstlicher Ersatz für die vielen Ausfälle früherer Miß⸗ ernten gesichert wäre, wenn nicht die Witterung das Einbringen der Frucht sehr erschwerte. Mit diesem Uebelstande muß ernstlich gerechnet werden. Der Berichtsmonat war im allgemeinen sehr naß, Regen ging fast täglich nieder, dazu kamen nicht selten Gewitterschauer mit Platz⸗ güssen und Hagelschlägen. Wo das Korn bereits geschnitten ist, fängt die Frucht unter dieser übergroßen Feuchtigkeit zu leiden an. Natür⸗ lich ist jeder bemüht, seinen Ernteertrag so schnell als möglich in Sicherheit zu bringen. Die Löhne der Feldarbeiter sind unter diesen Umständen rapid gestiegen. Monatearbeiter erhalten bis 45 Rubel. Das Mähen und Binden stellt sich für die Dessiatine auf 5 bis 9 Rubel. Frauenarbeit wird gleich den Männern bis zu 1,590 Rubel für den Tag gewertet. Die Nachfrage nach Erntemaschinen ist äußerst rege, viele Läger haben ihre Bestände völlig geräumt.
Das Geschäft war den ganzen Monat über sehr ruhig. Ueberall wird große Zurückbaltung beobachtet, um so mehr als man nicht weiß, ob nicht letzten Endes durch die andauernd feuchte Witterung der an sich sehr schöne Ernteertrag noch erheblich geschmälert wird. Im Hinblick auf diesen ist bereits der hiesigen Kreisverwaltung von der Staatsbank ein Kredit von 300 000 Rubel für billige Darlehen auf Getreide an die Landbevölkerung eröffnet worden.
Die Preise haben sich bis Mitte des Monats ungefähr auf Höhe Jun ultimo gehalten; von da ab macht sich ein stärkeres Sinken bemerkbar.
Gezahlt wurden für das Pud:
Anfang Juli: Weizen (Pererod) . Weizen (russische). .. J Hafer (Pererod) . Hafer (ausgesuchter) Mitte des Monats: Weizen (Pererod) Weizen (russischer) .
1,10 —1,25 Rbl. 0,90 — 1,00 . O, 63— 0.58 , O85 O65 60, 1,10— 1,20 Rbl. O go 0.93
12 Roggen 9 66 w Hafer (ausgesuchte) ... . 0, 65— 74 ,,
29 n 41H22
Ende des Monats: Weizen (Pererod)ß . Weijen (russischer) .
512 Roggen
105 —1,20 Rbl. 0.80 - 0, 87 0. 58-0, 63
Hafer ( Pererodꝰd 0,72 - 0,755. Hafer (ausgesuchter) O. 62 - 0,70
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Wie in Körnerfrüchten, so wird auch in Oelsaaten diesmal ein außerordentliches Ergebnis erwartet. Die Sonnenblumen sind schon über ein Faden (— 213 m) hoch; die Köpfe haben, obwohl sie sich erst jetzt zu öffnen beginnen, bereits Tellergröße erreicht. Das Geschäãft auf diesem Gebiete war durchweg sehr still.Sonnenblumensamen gegenüber verhielt sich die Börse rubig; nur vereinzelte Waggonpartien gingen fort. Die örtlichen Oelschläzereien arbeiten noch mit früüheren Vorräten, obwohl diese höchst bescheiden sind.
Gezahlt wurde für das Pud:
Anfang des Monats: Sonnenblumenkuchen .. Sonnenblumensamen .. Sonnenblumenöl
Mitte des Monats: Sonnenblumenkuchen .. Sonnenblumensamen ... Sonnenblumenöl! ....
zum Schlusse des Monats: Sonnenblumenkuchen .. O, 70 Rbl.
Sonnenblumensamen .... . 0, 95— 1,15 Sonnenblumenöl ...... 440 (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Saratow vom 4. August 1913.)
O 68 - 0 69 Rbl. k
4,45 — 4,50 ,
. 067— 0 68 Rol. , ,
Saatenstand, Getreideernte und Rosenernte in Bulgarien.
Nach den bisherigen amtlichen Erhebungen hat der Schnitt des Getreides im Laufe des Monats Juli fast überall in zufriedenstellender Weise beendet werden können. Zur Ausführung der Erntearbelten waren auf Anordnung der Regierung Arbeiterabteilungen gebildet worden, die nach Bedürfnis in die einzelnen Gegenden mit geringer Arbeiterzahl geschickt wurden. Ein Arbeitermangel hat sich infolge dieser Maßregel bis jetzt nur vereinzelt fühlbar gemacht. In einigen Bezirken Südbulgariens sind auch Kriegsgefangene bei den Ernte— arbeiten verwendet worden. Im Sofiaer Bezirk haben sich in der letzten Zeit auch mazedonische Flüchtlinge an den Erntearbeiten be— teiligt. Mähmaschinen wurden nur vereinzelt hauptsächlich in dem Bezirke Nopa Zagora verwendet.
Seit dem Einmarsch der rumänischen Truppen in Bulgarien fehlen Berichte über den Verlauf der Ernte in den Kreisen Widdin, Kratza und Pleyna. Man nimmt an, daß die Erntearbeiten in diesen Kreisen durch die Anwesenheit der rumänischen Truppen eine ziemliche Verzögerung erlelden werden. Große Schwierigkeiten dürfte überall
in Bulgarien das Einfahren und das Dreschen der Getreidegarben bereiten, da großer Mangel an Fuhrwerken und Vieh herrscht.