1913 / 35 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

sterk in die Eischeinung tritt, liegt eben daran, daß diese Kreise hauptsächlich der industriellen Bevölkerung angehören. Daß der Geburtenrückgang auf Genußsucht zurückzuführen sei, läßt sich doch so einfach nicht beweisen. Gerade die Beschränkung der Gehurtenzahl, läßt darauf schließen, daß sich ein höheres soziales Pflicht efühl geltend macht. Der Abg. von der Ssten wies darauf hin, daß im Verlage des „Vorwärts“ eine Broschüre erschienen sei, die Mittel zur Verhütung der Schwangerschaft anbiete. Diese Broschüre bezweckt nichts anderes, als die Frauen darauf aufmerksam zu machen, in Fällen, wo durch Herbeiführung des Abortus die Ge— sundheit der betreffenden Personen geschädigt wird, die Empfängnis zu verhindern. Ich kann nicht anerkennen, daß durch die Verstaatlichung des Aerzteberufs der Stand der Aerzte geschädigt wird. Durch eine Verstaatlichung würde auch den weniger Bemittelten eine sorgfältige ärztliche Bebandlung zuteil werden. Nicht nur ich, sondern auch ine große Anzahl von Aerzten steht auf dem Standpunkt, daß die Tuberkulose eine Proletariatskrankbelt ist. Herr Professor Moffe hat mit Recht die Tuberkulose als eine Magenfrage bezeichnet. Sas Woh— nungsgesetz muß so gestaltet werden, daß wirklich hygienische Zustände auf dem Gebiet des Wohnungswesens herbeigeführt werden können. Der Abg. Wagner hat sich meine Worte so zurecht gemacht, daß er darauf erwidern konnte. Meine Darstellung des Marburger Studentenkrawalles beruht auf den Angaben eines Marburger Blattes. Ich will nicht verallgemeinern, aber wer die Verhältnisse in Mar⸗ burg einigermaßen kennt, weiß, daß von einer Einschränkung des Alkoholmißbrauchs dort keine Rede sein kann. Ich verlange keines- wegs eine strenge Strafe für die Studenten, wünsche aber, daß bei den Arbeitern mit ähnlicher Milde verfahren wird. Ich verkenne nicht, daß die Studenten in Alkoholstimmung gehandelt haben, aber die Behandlung der proletarischen Bevölkerung in ähnlichen Fällen beweist, daß wir recht haben, wenn wir von einer Klassenjustiz sprechen. Wenn Sie die Volkskrankheiten wirksam bekämpfen wollen, so kurieren Sie nicht an den Symptomen herum, sondern helfen Sie uns in der Hebung der breiten Volksmassen.

Abg. Vorster (freikons) bemerkt, daß er nur den einzelnen Fall in Cöln behandelt habe, daß Herr Mugdan diese Sache nicht ganz zu kennen scheine. Es handle sich nicht um einen Streit des Aerzteperbandes mit den Arbeitgebern. Er habe nicht den Leipziger

Verband im allgemeinen kritisieren wollen.

Abg. Schmedding (Sentr.): Damit nicht aus unserem Schweigen Folgerungen gezogen werden, möchte ich ausdrücklich be— merken, daß wir den Standpunkt des Herrn Ströbel nicht teilen. Nach unserer Meinung kommt es in der Frage des Geburten— rückgangs nicht nur auf die materiellen, sondern auch auf die ethischen Interessen an.

Mit einigen persönlichen Richtigstellungen des Abg. von der Osten (kons.) schließt die Debatte.

Bei den Ausgaben für die Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung in Berlin-Dahlem bemerkt

Abg. Dr, Gott schalk⸗Solingen (nl): Die Gutachten dieser egensreich wirkenden Anstalt müssen bei den Behörden und in der Hevölkerung noch mehr Beachtung finden. Bei der Untersuchung der

erhältnisse an der Wupper zurch die Anstalt ist festgestellt worden, daß von der Industrie viele Abwässer ungeklärt in die Flüsse geleitet und dadurch große Mißstände hervorgerufen werden. Leider haben die Behörden auch dieses Gutachten unbeachtet gelassen. Wo offenbare Mißstände vorliegen, müssen die Behörden aus eigener Initiative ein— greifen und dürfen nicht bloß den Privaten die Wahrnehmung ihrer Interessen im Klagewege überlassen.

Ein Regierungskommissar erklärt, daß schon seit Jahren an der Beseitigung der Uebelstände an der Wupper gearbeitet wird, daß die Verhältnisse aber sehr schwierig lägen, jedoch zu hoffen sei, daß es zu einem günstigen Ergebnis kommen werde.

Abg. Dr. König (Zentr.) bemängelt die geringe Besoldung der Chemiker dieser Anstalt, die schlechter gestellt seien als die Nahrungs⸗ mittelchemiker. Es müsse verhindert werden, daß die besten Kräft in die Privatindustrie übergehen. .

Ein Regierung skommissar bemerkt, daß im Ressort des Innern nur wenige Chemiker beschäftigt würden, daß deren Lage in den letzten Jahren aber schon wesentlich verbessert sei.

Bei den Ausgaben für die Medizinalunter— suchungsämter weist .

Abg. Wollkowmski (kons.) darauf hin, daß das Medizinal— untersuchungsamt in Danzig in alten, völlig unzulänglichen Räumen untergebracht sei und daß in Stettin dieselbe Klage bestehe; er wünscht ferner den Ausbau des Amtes in Danzig zu einem hygienischen In— sti Gerade in Westpreußen seien die Weichsel und die Eifen—

a gefährliche Einfallstore für die Einschleppung der Cholera aus Sodann bespricht der Redner die ungenügenden Gehaltsver—

ls Vorsteher der Untersuchungsämter fungierenden Kreis— er Diener dieser Aemter. rialdirektor Dr. Kirch mer erwidert, daß die Medizinal— ũ erst vor einigen Jahren geschaffen und des ienstgebäude vorhanden seien, daß aber alsbald mit dieser Dienstgebäude vorgegangen werde. amtlicheu Apotheken

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fragen der Apothekenkonzession

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nern vitz: er Vorbildung der Apotheker ist Sache des hier aus nach dieser Richtung hin eine ffen werden können. te Frage eines neuen Apothekengesetzes betrifft, so ist ekannt, daß während einer Reihe von Jahren die Absicht Wege der Reichsgesetzgebung zu lösen. Von jetzt abgekommen, und wird nicht mehr ein Reichsapothekengesetz erlassen werden die Regelung dieser Frage der Landesgesetz⸗

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speziell durch einige neuere Entschei⸗

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unächst noch ein Reichsgesetz ergehen müssen,

ammenhang zwischen den Apotheken und der Reichs— z in höherem Maße als bisher aufklärt.

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ig des Apothekenwesens einerseits und der ũ den Arzneimittelverkehr andererseits. ils in der Gewerbeordnung, teils in den Ueber die Art und Weise, dem Apothekenwesen und den sonstigen b ehr mit Arzneimitteln zu regeln sein zurzeit Verhandlungen, und es wird zunächst diese den müssen, ehe an die Ausarbeitung eines Landes⸗

e herangetreten werden können. ur Ausführung des Gesetzes über die Bekämpfung über—⸗ iten (Seuchengesetzes) ist ein Fonds von

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Die Abgg. Schmedding Zentr) Dr. Friedberg (ul), Freiherr von Zedlitz und Keukirch ffreikons) und Dr Mug dan (fortschr. Volksp. beantragen, aus diesem Fonds I0 0900. 6 zu entnehmen und sie dem Fonds für medizinal⸗ polizeiliche Zwecke hinzuzusetzen zur Verwendung für Unter⸗ stützung der Auskunfts- und Fürsorgestellen zur Bekämpfung der Tuberkulose, des Alkoholismus und der Krebskrankheit.

Berichterstatter Abg. von der O sten bemerkt, daß dieser An— trag der Budgetkommission noch nicht vorgelegen habe, und beantragt ihn der Kommission zu überwessen.

Das Haus beschließt demgemäß.

Bei den Fonds von 100 000 6 zur Unterstützung des Bezirkshebammenwesens bemerkt

Abg. Mogk (nl), daß man wohl anerkennen könne, daß der Staat für die Hebung des Hebammenwesenz manches getan habe, aber dies reiche noch lange nicht aus, um eine Besserung der sozialen Lage der Hebammen herbeizuführen.

Der Rest der dauernden Ausgaben wird bewilligt. Im Extraordinarium sind 30 000 Ib zur Bekämpfung der Granulose ausgesetzt.

Abg. Dr. Wolũff⸗Gorki (kons.) weist darauf hin, daß die Ministerialkommissare die Provinz Westpreußen bereist und dabei fest— gestellt hätten, daß auch in Westpreußen die Granulose verbreitet sei. Die urspränglich nur für die Provinz Ostvreußen bestimmten Etats⸗ mittel müßten deshalb auch für die Bekämpfung der Granulose in anderen Provinzen verwendet werden.

Ministerialdirektor Dr. Kirchner: Die beispiellosen Erfolge bei der Bekämpfung der Granulose in Ostpreußen lassen es als angebracht erscheinen, die Versuche der Medizinalverwaltung zur Bekämpfung der Krankheit auch auf andere Landesteile auszudehnen. Die ergriffenen Maßnahmen haben in Ostpreußen sich fo bewährt, daß die Krankheit wesentlich zurücklegangen ist und dadurch Ersparnisse an dem Fonds gemacht worden sind. Daraus erklärt sich, daß jetzt ein geringerer Betrag für die Bekämpfung der Krankheit in den' Etat eingestellt ist als früher. Es soll jetzt aber die Bekämpfung derselben auch in anderen Provinzen in Angriff genommen werden.

Abg. Dr. Wolff-Gorki (kons.) bittet um den Ausbau des hygienischen Instituts in Posen zu einer medizinischen Akademie nach dem Muster der Akademie in GCöln.

Ministerialdirektor Dr. Kirchner erwidert, daß die Errichtung solcher Akademien Sache der Städte bleibt, und daß der Staat nur die Berechtigung zur Genehmigung hat.

Der Rest der einmaligen Ausgaben wird ohne Debatte bewilligt.

Es folgt der Etat der Bauverwaltun g.

Bei der Einnahme von 11 430 000 S6 aus den Verkehrs⸗ abgaben berichtet

Referent Abg. Brütt (freikons.) verhandlungen. . . ö Ahg. Gottschalk⸗Sauerwalde kons.): Ich bedaure sehr, daß die Fährtarife erheblich erhöht worden sind. Während man sonst be⸗ strebt ist, dem Verkehr Erleichterungen zu verschaffen, verteuert man den Verkehr durch solche Tariferhöhungen. . . Ministerialdirekter Peters: Den Vorredner möchte ich darauf hinweisen, daß die Fährtarife von der Strombauverwaltung festgesetzt werden. Auf die von dem Vorredner erwähnten Einzelheiten will ich jetzt nicht eingehen, da dieselben aus Anlaß einer Petition später Gegenstand einer besonderen Debatte sein werden.

Die Einnahmen werden bewilligt. ;

Bei den Ausgaben, und zwar beim Titel des Minister⸗ gehalts bemerkt

Abg. Schmedding Zentr.): auf, dem Dortmund ⸗Emskanal gleichen Schritt gehalten. Das eine Frostperiode durchzumachen daß die Tarife für Futtermittel gesetzt wurden. Dadurch sind orte Wasserstraßenverkehr entzogen worden. Es ein Glück, daß wir den Dortmund Emstanal haben, denn wenn er im vorigen Jahre bei der großen Eisenbahnkalamität nicht vorhanden gewesen wäre, dann, wäre letztere noch größer geworden. Meine politischen Freunde wünschen die Erweiterung der Mainkanalifierung, sowie die Derstellung eines Seitenkanals an der Lippe, der schon im Wasserstraßengesetz von 1995 ausdrücklich vorgesehen ist. Der Minister hat vor einigen Jahren in der Budgetkommission selbst zu⸗ gegeben, daß die Herstellung des gewünschten Seitenkanals günstig sein werde. Auch der Wasserstraßenbeirat hat sie ausdrücklich als zweckmäßig anerkannt. Die Exrichtung wurde denn auch beschlossen unter der Bedingung, daß die beteiligten Provinzen Westfalen und die Rheinprovinz die entstehenden Mehrkosten tragen. Diese Mehr⸗ kosten wurden ausdrücklich auf 14 Millionen firlert. Nun verlangt aber die Regierung von den Provinzen einen weiteren Zuschuß. Dieses Verhalten ist sehr merkwürdig. Der Staat würde sicherlich im umgekehrten Fall einen erhöhten Zuschuß nicht bewilligen. Es steht seit langen Jahren fest, daß die Provinzen mit den im Do⸗ tationsgesetz festgesetzten Renten nicht auskommen können, ins— besondere reichen die Renten für die Armen- und Irrenpflege bei weitem nicht aus. Die Bestrebungen der Provinzen, eine Er⸗ böhung der Renten zu erlangen, sind aber leider vergebens gewesen. Wir verlangen, daß der Staat, wenn er sich einer Sache annimmt, auch seinerseits die Kosten allein trägt.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch lfreikons.): Für die Landesteile, denen der Großschiffahrtsweg Berlin -Stettin eine unbequeme Konkurrenz ist, müssen Kompensationen geschaffen werden. So verlangt Schlesien eine Verbesserung der Oderstraße pon Breslau abwärts, sowie eine günstigere Gestaltung der Eisen⸗ bahntarife. Wir hatten gehofft, daß eine darauf bezügliche Vorlage dem Landtag noch in dieser Tagung von der Regierung vorgelegt werden würde, aber es ist bedauerlich, daß dies bis jetzt noch nicht geschehen ist.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach:

Meine Herren! Die Anregungen des Herrn Abg. Freiherrn von Zedlitz, im Interesse der Wahrung der Parität zwischen Oberschlesien und Stettin in den konkurrenzierten Gebieten von seiten der Staats— regierung regelnd einzugreifen, sind befolgt in der Vergangenheit und werden in der Zukunft befolgt werden.

In der Vergangenheit sind großartige Werke geschaffen durch den Ausbau der Oder zwischen Kosel und der Neissemündnng, zwischen der Neissemündung und Breslau. Der Ausbau der Oder hat ungewöhn⸗ liche Verkehrsersolge gezeitigt. Der Verkehr auf der Oder von Kosel bis Breslau und von Breslau abwärts hat sich mächtig und, man kann fast sagen, über Erwarten entwickelt. Ich darf feststellen, daß im Jahre 1912 im Koseler Umschlagsverkehr 3 4140001 t befördert worden sind, die höchste Leistung, die bisher erreicht wurde, die die Leistung des Jahres 1919 um rund 640000 t, übeisteigt. Der Verkehr berg⸗ und talwärts Breslau hat sich ebenso er⸗ freulich entwickelt. Es konnte nicht ausbleiben, daß diese nennens⸗ werte Verkehrsvermehrung eintrat, weil die Aufwendungen des Staates sich nicht bloß auf den Ausbau der Oder beschränkte, sondern gleichzeitig auch auf den Ausbau der großzügig angelegten Umschlags— anlage in Kosel. Es ist ohne weiteres zuzugeben und ich hefinde mich hierbei in bölliger Uebereinstimmung mit den Erklärungen der Staatsregierung in den vergangenen Jahren —, daß wir Veran⸗ lassung haben, die oberschlesischen Interessen zu wahren, daß wir

über die Kommissions

Mit dem gesteigerten Verkehr

haben die Einnahmen nicht

lag erstens daran, daß wir

hatten, und zweitens daran,

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bemüht sein müssen, zu verbindern, daß elne Verschiebung der Konkurrenzderhältnisse in den kritischen Gebieten, insbesonder⸗ am Berliner Platz und Umgebung eintritt. Nach Auffassung der Staatz. regierung ist dies erreicht und wird weiter erreicht werden durch die Maßnahmen, die ausgeführt sind und noch ausgeführt werden.

Heir von Zedlitz meinte, es wäre bedauerlich, daß der Etat nicht bereits einen weiteren Fortschritt anzeigte, näm- lich den Ausbau der Oder unterhalb Breslau. Ich glaube bestimmt in Aussicht stellen zu können, daß in kürzester Frist dem hohen Hause das Gesetz wegen Ausbaues der Oder unter⸗ halb Breslau und zur Anlage von Talsperren vorgelegt werden wird. Geschieht das, dann werden nach unseren Feststellungen den schlesischen Interessenten sehr erhebliche Vorteile zugeführt werden, die auch dann nicht eine beträchliche Minderung erfahren, wenn, wie in Aussicht ge, nommen ist, als Gegenleistung für diese großen Bauten und Ver⸗ besserungen auf der Oder unterhalb Breslau Schiffahrtgabgaben auf Grund des Schiffahrtsabgabengesetzes zur Erhebung gelangen werden.

Herr Abg. Schmedding hat eine Frage erörtert, die bereits in der Budgetkommission eingehend erwogen wurde, ob es zweckmäßig is⸗ die Verbesserung der Schiffahrtsstraßen der Lippe durch Kanalisierun oder durch Erbauung eines Seitenkanals auszuführen. Ein Seiten kanal wird bereits in der Schlußstrecke zwischen Vinkel und Wesel ferner zwischen Haltern und dem Dortmund⸗Ems-⸗Kanal gebautz strittig ist nur, ob auch die Strecke zwischen Haltern und Vinkel gleichermaßen hergerichtet wird. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es nützlich und besser wäre, wenn auch auf dieser Strecke die Lippe nicht kanalisiert, sondern ein Seitenkanal auf der Strecke erbau werden würde. Für die Erbauung eines Seitenkanals stehen der Staatsregierung Mittel nicht zur Verfügung. Der Baufonds ist so bemessen, daß wir auf der Strecke von Haltern bis Vinkel nur die Kanalisierung der Lippe ausführen können. In der Er— kenntnis, daß der Bau des Seitenkanals das Erstrebenswerte und Nützliche ist, haben wir versucht, die beiden Provinzialverbände in Rheinland und Westfalen zu veranlassen, sich an den Mehrkosten der Erbauung eines Seitenkanals zu beteiligen. Es ist nicht wie aus den Aeußerungen des Herrn Abg. Schmedding hervorzugehen schien die Absicht gewesen, etwa die ganzen Mehrkosten den Provinzialperbänden zuzuschieben; es ist die Absicht gewesen, daß der Staat sich mit einem erheblichen Teil an der Aufbringung dieser Mehrkosten beteiligte. Leider sind die Anregungen, die von meinem Ministerium ausgegangen sind, nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Infolgedessen ist die zu— ständige Behörde angewiesen, nunmehr das ausführliche Projekt für die Kanalisierung der Lippe auf der bezeichneten Strecke auszu— arbeiten. Ich würde es lebhaft begrüßen, wenn es jetzt noch gelänge, mit den Beteiligten eine Verständigung herbeizuführen; denn wenn der jetzige Zeitpunkt versäumt ist, wird es in Zukunft sehr schwierig, sehr kostsplelig sein, das nachzuholen, was jetzt nicht ausgeführt wird. Das ganze Gebiet, welches der Lippekanal durchschneidet, befindet sich erst in industrieller Entwicklung. Es ist daher nicht möglich, die Interessenten zu den Belträgen heranzuziehen, das würde erst in Zukunft in einer Reihe von Jahren ausführbar sein; auf Grund dessen würde es keine andere Lösung geben, als daß die Kom— munalverbände in der Zwischenzeit eintreten (sehr richtig! rechts) und später diejenigen Lasten, die sie heute übernehmen müssen, auf die Interessenten abwälzen. Ich erinnere daran, welche großen Kosten dem Ruhrrevier entstanden sind durch die Emscherregulierung, Kosten, die ausschließlich von den Interessenten getragen wurden, und ich weise daraufhin, daß die Gesetzesvorlage wegen der Abwässerabführung des linksrheinischen Industriegebietes auf ganz gleichen Voraussetzungen beruht. Wenn daher die Staatsregierung im Zusammenhang mit dem Bau der Lippekanalisierung einen Vermittlungsvorschlag gemacht hat, darauf beruhend, daß der Staat einen Teil der Mehrkosten trägt, so, meine ich, läge für die beteiligten Provinzen wohl Anlaß vor, auf diesen Vorschlag einzugehen. (Sehr richtig! und Bravo!)

Abg. von Büliow⸗Homburg (nl): Egz ist dankenswert, daß das Staatsministerium vor kurzem einen preußischen Wohnungsgesetz⸗

entwurf veröffentlicht hat. Diese Wohnungsfragen sind eigentlich Fragen, die die Baupolizei betreffen.

daß

Es wäre aber wünschenswert, wenn man diese Fragen schneller und einheitlicher behandeln würde, wenn man also diese baupolizeilichen Angelegenheiten auch dem Mini— sterium der öffentlichen Arbeiten unterstellen würde. Das Wohnung gesetz muß darauf Rücksicht nehmen, daß gesunde kleine Wohnungen für die minderbemittelte Bevölkerung in ausreichender Zahl vor— handen sind. In der Umgebung der Städte müssen wir duch die Bebauungsweise auf eine geringere Dichtigkeit der Bevölkerung hin⸗ wirken. Ich bitte den Minister, schon vor Erlaß des Wohnangs⸗ gesetzes dafür zu sorgen, daß in den Baupolizeiverordnungen für die Dienstbotenkammern Vorschriften erlassen werden, die den modernen Anforderungen besser entsprechen als bisher.

Geheimer Oberregierungsrat Dr. Münchgesang: Allgemeine Anweisungen zur Errichtung bon Kleinwohnungshäusern sind von dem Minister erlassen worden. Die Klage, daß in der Umgebung von Berlin zu viel die geschlossene Bauweise zugelassen sei, ist nicht zutreffend, denn in dem gesamten Gebiete in der Umgebung von Berlin sind die offene Bauweise 88,7 0, für die geschkossene nur 11,B3 oo be stimmt. Für die Dienstbotengelasse sind die Hängeböden genere verboten; ob es ratsam ist, noch vor Erlaß des Wohnungsgeseßes b sondere Bestimmungen über die Dienstbotengelasse vorzufchreiben dürfte zweifelhaft sein.

Um 412 Uhr vertagt das Haus die weitere Beratung de Etats der Bauverwaltung auf Montag, 11 Uhr.

Nr. 7 deßs „Zentralblatts für das Deutsche Reich berxausgegeben im Reichs amt des Innern, vom 7. Februar 1915 hat folgenden Inhalt: Konsulatwesen: Charakterverleihung; Er⸗ nennungen; Ermächtigung zur Vornahme von Zivilftandshand⸗ lungen; Exequaturerteilung. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende Januar 1913. Allgemeine Verwaltungs sachen: Verbot der ferneren Verbreitung der in Wien erscheinenden perlobischen Zeitschrift, Wöener Caricaturen“. Zoll- und Steuerwesen: Ergänzung des Perzeichnisses derjenigen Gegenstände, welche zum Transitlager ohne Mitverschluß der Zollbehörde abgelassen werden können. Zu⸗ lassung eines zollfreien Veredelung verkehrs mit inländischen dichten seidenen Geweben. Veränderungen in dem Stande und den . nissen der Zoll- und Steuerstellen. Versicherungswesen: Belannt machung, betreffend Befreiung von der Versicherungs pflicht nich M242 Nr. 1 und 2 der Reichtversicherungsordnung. Yiillitärne . Abänderungen der Landwehrbezirkseinteilung für das Deutsche Rei ; Polizeiwesen: Vollziehung der Ausweisung von Ausländern aus . Reichtgebiete. Ausweisung von Ausländern aug dem Reichsgebie

Vatbemerkungen: 1) Ein Punkt in einer Spalte der Uebe

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chen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Montag, den 10. Fehruar

1913.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrmaßrregeln. Tierseuchen in Auslande.

(Nach den neuesten im Kaiserlichen Gesundheitsamt eingegangenen amt

rsicht bedeutet, daß in der betreffend vorgekommen sind. Ausbrüche (Großbritannien, Ställe, Weid R,

aufgeführten wichtigeren Seuchen, wie „sind in der Fußnote nachgewiefen.

nach den vorliegenden Angaben nicht Die Bezeichnung Gehöfte“ schließt ein: (Norwegen), Bestände (Dänemark).

Die in der Uebersicht nicht seuche, Hämoglobinurie ufw

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Herden (Schweiz und Frankreich), Besitzer (Luxemburg und Niederlande), Ställe ungenseuche, Schafpocken, Geflügelcholera, Hühnerpest, Büffel

Rinderpest, Rauschbrand, Wild⸗ und Rinderseuche, Tollwut, L

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lichen Nachweisungen.) en Rachweisung eine Angabe für diese Spalte nicht enthalten ist

Nr. 6.

ein Strich bedeutet, daß Fälle der betreffenden Art

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haupt verseucht. 9 6 8 Bej., 13 Gem., 22 12 Bez., Geflũgelcholera: Beschalseuche:

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gtäbche Schweinesend Y Großbritannien u. Berichtigung im neuesten italienischen Tierseuchenauzweise betreffen

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t . n 43 Bez, 150 Gem., 154 Geh. Geh., b. 7 Bez., Gem.,

Geh. überhaupt verseucht;

viermal im Monat erscheinende Nachweisungen.

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Kroatien-⸗-Slavonien 2 2 Gem. neu verseucht.

5 Gem., 51 Geh. überhaupt verseucht; Rumänien a. 1

Geh. überhaupt verseucht. - u. b. je 1 Geh. überhaupt verseucht.

talien: Schweineseuchen (allgemein). . Woche vom 30. 12. 12 bis 5. 1. 13 die überhaupt verseuchten Bezirke, Gemeinden und Gehöfte.

Bez., 5 Gem., 7 Geh. Bez., 5 Gem., 10 Geh.

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23 Gem., 84 Geh.,

Nachweisung

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den Stand von Viehseuchen in Oe sterreich⸗ Ungarn am 5. Februar 1913. Groatien⸗Slavonien am 29. Januar 1913)

(Auszug aus den amtlichen Wochenausweisen.)

Nr. des Sperrgebietg

Schweine⸗ pest (Schweine⸗

seuche)

Rotlauf der Schweine

Maul. und Klauen⸗ seuche Jahl der berseuchte

Königreiche

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St. Bega, Boksanbänya.

St. Arad, Borosjenö, Elek, Kissenö, Magyarpéeska, Vilägos, M. Arad (

St. Borossebes, Maäria⸗ radna, Nagyhalmägy, Tornoba ..

K. Arva, Liptau (Lipté), Turcez.

St. Bäcsalmäs, Baja, Topolya, Zenta, Zombor, Städte Magyarkanizsa, Zenta, M. Baja, Maria Theresiopel (Szabadka), Zombor ö

St. Apatin, Hödsag, Kula, Palänka, Obecse, Titel, Neusatz (Ujpidék), Zsa⸗ blya, M. Uividé ....

K. Baranya, M. Fünfkirchen (Péocs) .

K. Bars, Hont, M. Schemnitz (Selmeez⸗ s Bẽlabanya)

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K. Csanäd, Csongräd, M. Hödmezöbäsarhely, Sze⸗ gedin (Szeged) .....

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St. Bozovies, Jam, Ora— viezabanya, Orsova, Re⸗ siczabanva, Teregova, Un nnn, K. Mir nere, K. Maros⸗-Torda, Udvar⸗ hely. M. Maros⸗Väsarhely K. Wtieselburg (Moson), Dedenburg (Sopron), M. 8, K. Neograd (Nögräd) ... K. Neutra (Nyitra) .... St. Aszöd, Bia, Gödölls, Vomäz, Waitzen (Vacz) Städte St. Andrä (Szent Endre), Vaäcz, Ujpest, , St. Alsödabas, Kispest, Monor, Nagykata, Racz⸗ keve, Städte Nagykörös, Czegld, M. Kecgkemét St. Abony, Dunaveese, Kalocsa, Kiskörös, Kis—⸗ kunfélegyhaza, Kunszent⸗ miklös, Städte Kiskun⸗ félegyhaäza, Kiskunhalas K. Preßburg (Pozsony),

M. Pozsony . St. Igal, Lengyeltöt, Ka⸗

Marczal, Tab... St. Bares, Csurgé, pos var, Nagyatad, Sziget⸗ vär, Stadt Kaposbär.. K. Szabolcs. ĩ K. Szatmär, M. Szatmar⸗ 2 TX. Zips (Szepes) ..... , . T. Szolnok⸗Doboka . St. Buziäsfürdö, Kögzpont, Lippa. Temegrékas, Uja⸗ rad, Vinga, M. Temes var St, Csäk, Detta, Weiß⸗ kirchen (Fehsörtemplom;, Kevevär, Werschetz (Ver⸗ secz), Stadt Fehörtem⸗ plom, M. Versecz. ... d K. Thorenburg (Torda⸗ in ;,, St. Csene, Großktkinda (Nagyktkinda), Nagyszent⸗ miklög, Pärdäny, Per⸗ jämos, Törkberese, Tõrök⸗ kanizsa, Hatzfeld (3som⸗ bolya), Stadt Nagy⸗ ,, St, Alibun r, Antalfalva, Bänlak, Mödoz, Groß⸗ bees kerek (Nagybecskerek), Panesoda, Stadt Nagy⸗ beeskerek, M. Panesopa K. Ung, St. Homonna Mezblaborcz Szinna, . St. Bodrogköz, Gälszées, Nagymihaͤl y. Sarotpatak, Satoraljaujhely . Sze⸗ reneg, Tokaj, Varanns,

Stadt Sätoraljaujhely .