86 des Bodens, sodann von der Untersuchung der Pflanzen aus. el den Bodenuntersuchungen handelt es sich zunächst um chemische Lssungsprozesse. Ueber die Wirkung der hierfür empfohlenen Säuren hat König festgestellt, daß die Löslichkeit der Bodennährstoffe darln im großen und ganzen in derselben . verläuft, wenn auch der Grad der Löslichkeit verschleden ist. Deshal ist es ziemlich einerlei, welches dieser Lösungsmittel Anwendung findet; König gibt aber der 20 igen Zitronensäure, die Gerlach früher bereits für die Bestimmung der leichtlösllchen hosphorsäure im Boden vorgeschlagen hat, den Vorzug. Von esonderer Wichtigkeit sind die Versuche Mitscherlichs über die Löslichkeit der Bodennährstoffe in mit Kohlensäure gesättigtem Wasser, einem schon vor Jahren für den gleichen Zweck verwandten Lösungsmittel. Das Verdlenst Mitscherlichs ist aber, zunächst einmal die Faktoren, welche die Wirkung des kohlensäurehaltigen Wasser beeinflussen können, näher geprüft und damit eine sichere Unterlage für diese Versuche geschaffen zu haben. Die Wahl dieses Lösungsmittels gründet Mitscherlich darauf, daß von den Wurzelausscheidungen hauptsächlich nur die Kohlensäure als Lösungs⸗ mittel für die Mineralstoffe des Bodens in Frage kommt. Die An⸗ sicht Mitscherlichs ist nicht ohne Widerspruch geblieben; besonders hat . sich bei aller Anerkennung der verdienstvollen Untersuchungen itscherlichs dagegen ausgesprochen. Das bisher von Mitscherlich vor— gebrachte Beweismaterial genügt noch nicht für eine abschließende Be⸗ urtellung; hoffentlich führen die Verfuche dazu, daß wir Klarheit über diese Frage erlangen. Eigene Versuche, die der Vortragende allerdings in anderer Weise ausgeführt hat, ließen keine Beziehungen zwischen der Nähr⸗ stoffwirkung und der Löslichkeit dieses Nährstoffs in kohlen säurehaltigem Wasser erkennen. Ob es bei der Unmöglichkeit, in einem chemischen Lösungs⸗ prozeß alle die Bedingungen einzuhalten, die während der Wachstums perlode für die Aff c ie un der mineralischen Bodennährstoffe durch dle Pflanzen in Frage kommen, jemals gelingen wird, Be— ziehungen zwischen den künstlich gelösten aubrfüimn und dem Er— trage zu finden, erschelnt trotz aller Erfolge auf diesem Gebiete heute noch fraglich. König sieht darin, daß im Boden zunächst durch Baklerien oder Katalasen eine Lösung der Bindungen der Mineral— stoffe im Boden eintritt und nunmehr erst die im Boden gebildete Kohlensäure einwirkt, die Ursache dahon, daß der Lösungsprozeß im Boden anders verläuft, als bei dem Ausschütteln des Bodens mit kohlensäurehaltigem Wasser. Er hat daher versucht, durch Dämpfen des Bodens die Lözlichkeit der Mineralstoffe zu fördern. Aehnliche Versuche liegen auch von der Versuchsstation der Landwirtschaftsgesellschaft vor. Ein entscheidender Erfolg ist nicht festzustellen. In anderen Versuchen hat König den osmotischen Druck und die elektrische Leitfähigkeit des Bodens gemessen. Die Er⸗ gebnisse gewähren zwar einen Einblick in die verschiedenartige Be— schaffenheit der Bodensalilösungen, in ihre Umsetzun zen im Boden, jedoch geben sie uns keinen Aufschluß über die Düngebedürftigkeit der Böden. Der andere Weg, durch die Untersuchung der . zum Ziele zu gelangen, ist neuerdings wieder von Wagner etreten, indem er aus dem Kali⸗ und Phosphorsäuregehalt von Heu—˖ proben aus Düngungsversuchen geschlossen hat, bei welchem Maximal— geh alt dieser Pflanzennährstoffe in den Pflanzen man mit ausreichenden Mengen dieser Nihrstoffe im Boden rechnen darf. Die aufgestellten Grenzwerte gelten zunächst nur für die lokalen Verhältnisse der Ver⸗ suchsorte. Es muß versucht werden, in ähnlicher Weise durch Gefäßversuche unter genau festgelegten und kontrollierbaren Be— dingungen für die verschiedenen Pflanzen Grenzwerte zu finden, die durch Feldversuche weiter zu prüfen sind. Es kann erwartet werden, daß wir dann auf diesem Wege dem Ziele näher kommen werden. Die Beeinflussung der Zusammensetzung der Pflanzenasche durch lokale Verhältnisse ist von Wagner selbst oft genug hervorgehoben; bier spielt besonders der Einfluß des Wassers mit, wie er durch von Seelhorst und auch durch eigene Versuche des Vortragenden festgestellt ist. Solange sichere Unterlazen in dieser Richtung fehlen, muß man für die Fesistellung des Dängebedürfnisses unserer Böden beim Dün⸗
gungsversuch bleiben, der bel sorafältiger Durchführung, wozu auch die gewichtsmäßige Feststellung der Ernte gehört, nicht im Stiche läßt. Eine wesentliche Ersparnis an Zeit und Arbeit bel der Ausführung dleser Versuche liegt für den Landwirt in der Vorprüfung der Böden im Hefäß⸗ versuch. Der Vortragende hat bei zahlreichen Versuchen feststellen können, daß das Ergebnis des Gefäßversuchs mit den Ergebnissen des Feld⸗ im versuchs sich vollständig deckt, und hält dafür, daß in den meisten Fällen der Topfversuch bel sorgfältiger Deutung der Resultate zu einer zuverlãssigen Beurteilung des Düngebedürfnisses des Bodens führen wird. Aber alle diese Vegetationsversuche, einerlet, ob im Gefäß oder auf dem Felde, erfordern Zeit und geben nicht, wie es wünschenswert ist, sehr bald Aufschluß darüber, was dem Boden an Nährstoffen fehlt. Eine Methode, die dies ermöglscht, ist aber selbst— verständlich erstrebenswert; sie scheint nach der heutigen Erfahrung am besten auf dem Wege der oben angedeuteten Pflanzenanalyse erreichbar zu sein. Es muß daher die nächste Aufgabe sein, in dieser Richtung sichere Unterlagen für die Beurteilung des Düngebedürf⸗ nisses der Böden zu schaffen, eine Arbeit, die in ihrem letzten Ende ohne die Mithilfe der praktischen Landwirtschaft nicht abgeschlossen werden kann.
Am heutigen Nachmittag hielt die Saatzuchtabteilung eine Sitzung ab, in der Dr. Merkel (Berlin) den Bericht über die Sortenversuche des Jahres 1912 erstattete und Geheimer Hofrat, Professor Dr. Edler (Jena) den jetzigen Stand der Samenkontrolle und Samenuntersuchung
darlegte.
Vorwärts“ von Axel Delmar beginnen. stellt in seinen Hauptszenen die Auselnandersetzungen Blüchers mit Bernadotte und den Feldherren der Verbündeten und den Uehertritt der Sachsen zu den deutschen Heeren dar.
Organst Walter Fischer am Donnerstag, Abends 6 Orgelkonzert, bei dem Enrico Bossi (Orgel) und das Neue Berliner Tonkünstlerinnenorchester (Dir: Iwan Froebe) mitwirken Das Programm enthält u. 4. Bossis A⸗Moll Konzert für Orgel und
Orchester.
Knote, der hervorragende Wagnersänger, der auch in Berlin d zahlreiche Gastspiele auf der Bühne und im Konzertsaal beta nn un wurde für die Wagnervorsteuungen verpflichtet, die vom J. Jan s. 1914 an im Deutschen Opernhause einsetzen werden. lar
Das Naturtheater bei Potsdam wird seine dritte Spieleit Mal dieses Jahres mit dem Heimaispiel Marf . Das zwetteilige Stück
Das Lessingtheater bringt am Donnerstag eine Wieder.
aufnahme von Henrik Ibsens Lustspiel Der Bund der Jugend‘.
In der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnistirche veranstaltet der Uhr, ein
Die Eintrittspreise sind wie gewöhnlich.
(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)
Mannigfaltiges.
Wien, 17. Februar. (W. T B.) Auf dem Flugplatze
ischamend ist heute der Oberleutnant Nittner bei einem
Verkehrswesen. 7 z heut b ĩ Flugverfuche mit einem neuen Apparate aus 190 m Höhe ab⸗
Die Postanstalt in Maron (Deutsch Neuguinea) ist ge zum Wertbrief,, Postanweisungs⸗, Nachnahme, Zeitungs-, Postpaket⸗ fo und Postfrachtstückdienst zugelassen worden.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Mittwoch, O. Niecolais komische Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ gegeben. Die Frau Fluth singt Frau H. Bosetti aus München als Gast, die Frau Reich: Fräulein Rothauser, die Anna: Fräulein Easton, den Falstaff: Herr Schwegler, den Fluth: Herr Bronsgeest, den Reich: Herr Mang, den Fenton: Herr Sommer, den Junker Spärlich: Herr Erl aus Dresden als Gast, den Dr. Cajus: Herr Krasa. Die musikalische Leitung hat der Kapellmeister Dr. Besl. — Eingetretener Hindeintsse wegen muß die für Son nabend angesetzte Aufführung der „Zauberflöte“ wegfallen. Es findet dafür eine Auf— führung der „Meistersinger von Nürnberg“ statt. Frau Bosetti singt das Eychen, Herr Bischoff den Hans Sachs, Herr Berger den Walter Stolzing, Herr Schulz den Beckmesser, Herr Schwegler den Pogner. Dirigent ist der Kapellmeister Blech. Die für die 51. Dauerbezugevorstellung zur „Zauberflöte“ an der Theaterkasse gekauften Eintrittskarten haben Gültigkeit für die neuangesetzte Vorstellung: „Die Meistersinger von Nürnberg“, können aber auch an der Vormittags⸗ und Abendkasse bis zum Beginn der Vorstellang gegeg Erstattung auch der Vorverkaufsgebühr zurückgegeben werden. Eine spätere
le
m
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das histz⸗ rische Schauspiel 1812 von Otto von der Pfordten in der bekannten . Besetzung wiederholt. 8
Das Deutsche Opernhaus bringt morgen, Mittwoch, die ; Erstaufführung der heiteren Oper „Dle lustigen Weiber von Windsor“ von Nicolai. Die Hauptrollen sind, wie folgt, bꝛesetzt: Falstaff: Peter Lordmann; Fluth: Eduard Schüller; Reich: Ernst Lehmann; Frau Fluth: Mizzi Fink; Frau Reich: Lusse Marck; Anna: Herta Stolzenberg; Spärlich: Joseph Plaut; Fenton: Heinz Arensen; Dr. Cajus: Eduard Kandl. Die musikalische Leitung hat der Kapellmeister Eduard Mörike, die Spiel leitung Dr. Hans Kaufmann. — Der Kammersänger Heinrich
e — r 1
1 1 Zurücknahme der Eintrittekarten findet nicht statt. .
ge
2
stürzt. Nittner wurde aus seinem Apparat geschleudert und war fort tot. ᷣJJ
London, 17. Februar. (W. T. B.). Der Deutsche Katser
hat in einer Botschaft an den König sein tiefes Beileid und selne aufrichtige Bewunderung für die Helden der Scottschen Süd polarexpedition ausgesprochen.
Paris, 17. Februar. (W. T. B.). Bei einem Brande in
einer Alumintumgießerei ereignete sich eine Exy losjon, durch welche 13 Feuerwehrleute und Polizeibeamte schwer ver⸗
tzt wurden.
Konstantinopel, 18. Februar. (W. T. B.) Im Stam⸗
buler Viertel Sultan Achmed ist gestern nachmittag, unweit der Stätte des geoßen Brandes, der im Sommer mehrere Stadt viertel eingeäschert Brand nahm infolge des herrschenden Windes großen Umfang an und war gestern abend gegen 11 Uhr noch nicht gelöscht; er entfernte sich von der Hagla Sophia und nahm die Richtung auf die Moschee des Sultans Achmed und das Hippoorom; 200 Häuser, sämtlich von Muselmanen bewohnt, sollen bereitz niedergebrannt sein.
hat, eine Feuers brunst ausgebrochen. Der
Bonifaeto (Korsika, 18 Februar (W. T. B.) Die Ge⸗ einde Piedieroce war gestern abend der Schauplatz eines durch Streitigkeiten verursachten blutigen Auf itts. Mehrere dem gegenwärtigen Gemeinderat feindlich sinnte Wähler erschienen auf dem Bürgermeisteramt id verlangten die Vorlage der Wahllisten. Anstatt ihrem rsuchen Folge zu geben, feuerten der Bürgermeister und vier seiner
Anhänger auf die Leute Pistolenschüsse ab und versetzten ihnen Dolch⸗ f. * t * . * c * J. * einer für seine Gegner bestimmten Kugel getroffen wurde, erlitten
schwere haftungen vor.
che. Drei Personen, unter ihnen der Bürgermeister, der von
Verletzungen. Die Gendarmerie nahm fünf Ver⸗
2
I.
r 7
Theater.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opernhaus. 48. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. die Die lustigen Weiber von Windsor. (Damen in Komisch⸗phantastische Oper in vier Akten nach Shakespeares gleichnamigem Lustspiel von H. S. Mosenthal. Musik von Otto Nicolai. Musikalische Leitung: Herr Kapell⸗ meister Dr. Besl. Regie: Herr Regisseur Bachmann. Ballett: Herr Ballett meister Graeb. Chöre: Herr Professor Rüdel. (Frau Fluth: Frau Hermine Bosetti vom Königlichen Hof⸗ und Nationaltheater in München als Gast.) Anfang 74 Uhr.
Schauspielhaus. 49. Abonnementsvor⸗ stellung. 1812. Schausptel in fünf Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Keßler. Anfang 74 Uhr.
Donnerstag: Opernhaus. 49. Abonne⸗ mentsvorstellung. Im IV. Rang sind die Dienst⸗ und Freiplätze sowie die Reservate aufgehoben. Kerkyra (storfu). Ein Fest⸗ spiel. Zwei Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart von Josevh Lauff. Die zur = gehörende Musik unter teilweiser
enutzung vorbandener Originalmelodien
Anfang 75 Uhr. 50. Abonnements vor⸗ stellung. Der Austauschleutnant. Militärschwank in drei Aufzügen von Richard Wilde und C. G. von Negelein. Anfang 8 Uhr.
Schausvielbaus. Sonntag, Mittags 12 Ubr: 73. Kartenreservesaß. Vortrag des Herrn Dr Leopold Schmidt über „Ariadne auf Naxos“, an der Hand der von ihm verfaßten Einführung und unter gesanglicher und musikalischer Mit⸗ wirkung einiger Mitglieder der Königlichen Oper und der Kapelle.
Pteise der Plätze: 1. Rang Loge und Sessel und Parkettsessel 4 46, Parkettloge und Parkett 3 S, Frankfurter. Balkon 2 S, 2. Balkon 125 M, Galerie Freitag: Brand. 075 . — Vorverkauf an der Tages kasse des . . ian von 104 —1 Uhr. Eine Vorverkaufsgebühr wird nicht erhoben. * TLessingthenter.
3 Uhr: Rose Bernd.
24. Februar 1913
Besucher im
Leichnam.
Mittwoch, Abends Frauen.
Freitag und Frauen.
Mittwoch, den 26.
Jedermann.
von Jofeph Schlar.
Schau spielhaus. 8 Schau spielhau 8 Uhr: Filmzauber.
Sonnabend,
Straße. . Brand. Drama in Fremdenloge 5 M, Henrik Ibsen.
Neues Operntheater (Kroll). Sonntag, fünf Akten von Gerhart Hauptmann. Donnerstag: Der Bund der Jugend. Freitag: Das Prinzip.
Nachmittas 2 Uhr: Auf Aller⸗ böchstͤn Befehl. Siebente Vor⸗ ftellung für die Berliner Arbeiter schaft: Freund Iritz. Ländliches Sitteng⸗mälde in drei Akten von Erck⸗ mann ⸗Chatrian. (Die Eintritte karten
werden durch die Zentralstelle für Volks. S8 Uhr: Die Geaeralsede, wotlfahrt nar an Lrbeitervereine, Fabriken in drei Akten von Richard Skowronnek. folgende Tage: Die
Gin Verkauf an einzelne Donnerstag und
fr. abgegeben. ĩ BSeneralsecke.
Personen findet nicht statt.)
Die Eintrittskarten für den 1. Rang, das Parkett und den 2. Rang zu der am auf Allerhöchsten Befehl stattfindenden Vorstellung Ker⸗ kyra (Korfu) werden nur ; ausdrücklichen Bedingung verkauft, daß Gesell schafts anzug ausgeschnittenen Kleidern, Herren in kleiner Uniform bezw. Frack und weißer Binde) erscheinen.
Deutsches Theater. Abends 75 Uhr: Der lebende Leichnam.
Donnerstag: Der blaue Vogel.
Freitag und Sonnabend: Der lebende
Kammer spiele. 8 Uhr:
Donnerstag: Mein Freund Teddy. Sonnabend:
Aufführungen im „Zirkus Schumann“: Februar: Oedipus. — Mittwoch, den
Berliner Theater. Mittwoch, Nach⸗
mittags 35 Uhr: Philotas. Der zerbrochene Krug. — — Große Posse mit BSesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer. Donnerstag und Freitag: Film zauber. Nachmittags Philotas. Hierauf Der zerbrochene Krug. — Abends: Filmzauber.
Theater in der Königgrätzer Mittwoch, Abends fünf Akten von
Donnerstag und Sonnabend: Die fünf
Mittwoch, Abends
Komödienhans. Mittwoch, Abends
spielhaus. (Dire ALustspielhMan
Dentsches Schau NW. 7, Friedrich⸗
tion: Adolf Lanz. straße 104— 1042.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der gute Nuf. Schauspiel in vier Akten von Hermann Sudermann. Donnerstag bis Sonnabend: Der gute Ruf.
hellen J
Schillertheater. O. (Wallner—⸗ theater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Uriel Acosta. Trauerspiel in fünf Auf⸗ zügen von Karl Gutzkow.
Donnerstag: Uriel Acosta.
Freitag: Wolkenkratzer.
Charlottenburg. Mittwoch, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Wallensteins Tod. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Friedrich Schiller. — Abends 8 Uhr: Die Reise durch Berlin in 80 Stunden. Ge⸗ sangsposse in 7 Bildern von H. Salingrs. Musik von G. Lehnhardt.
Donnerstag: Hedda Gabler. Freitag: Die Reise durch Berlin in 80 Stunden.
unter der jolita.
Mittwoch,
Thaliathent
Schöne
Donnerstag
Schöne Puppchen.
König 5. März: Bahnhof Friedri Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34-37. Direktion: Georg Hartmann.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Die
lustigen Weiber von Windsor.
und Nancey.
Hierauf:
Mittwoch, Abends 84 Uhr: Majolika. Schwant in drel Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.
Donnerstag und folgende Tage: Ma⸗
Residenztheater. Mittwoch, Abends = 8 Uhr: Die Frau Präsidentin. (Ma- dame la Présidente.) Akten von M. Hennequin und P. Veber. Donnerstag und folgende Tage: Die Frau Präfidentin.
Schönfeld. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraatz und Jean Kren. Gesangttexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Trinnanthenter. (Georgenstr., nahe
8 Uhr: Wenn Frauen reisen. spiel in vier Akten von Mouezy⸗Eon
Donnertztag und folgende Tage: Wenn Frauen reisen.
8. (Friedrichstraße 236.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Konzert von Frank Gittelson (Violine).
Zirhus Schumann. Mittwoch, Abends 77 Uhr: Große Galaworstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten. Zum Schluß: Der unsichtbare Mensch! Vier Bilder aus Indien.
Zirkus Busch. Mittwoch, Abends 77 Uhr: Große Galavorstellung. — Zum Schluß:; Die große Prunk— pantomime: „Sevilla“.
Schwank in drei
er. (Direktion: Kren und ann .
Familiennachrichten.
Verlobt: Fil. Marie⸗Josephlne von Blücher mit Hrn. Leutnant Wilhelm Grafen zu Solms⸗Sonnenwalde (Schloß Sonnenwalde). Frl. Gisela von Gentil de Laballade mit Hrn Gustab von Schmeling⸗Güdenhagen (Dresden). Verehelicht:. Hr. Legationssekretär Eckart von Bonin mit Frl. Anni von Eisenhart⸗ Rothe (Hamburg — Berlin
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Re— gierungsrat Dr. Schlottmann (GBerlin⸗ Dahlem). Hrn. Landrat Friedrich von Winterfeld (Kyritz). — Hrn. Haupt⸗ mann Hellmuth von Seeler Spandau).
und folgende Tage:
chstr Mittwoch, Abends Lust⸗
Abend Donnerstag: Tiefland. Freitag: Die lustigen Weiber von Windsor. Sonnabend: Eugen Onegin.
35 Uhr:
Montis Operettentheater. (Früher: Neues Theater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der liebe Augustin. Operette in drei Akten von Leo Fall.
Donnerstag und folgende Tage: Der liebe Augustin.
3 Uhr: Liedera r uh Mitw.: ĩ 3:
Thenter des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Demetriescu. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die beiden Husaren. Operette in drei Akten von Léon Jessel.
Donnerstag und folgende Tage: Die
beiden Husaren. Ney. Mitw.:
Schauspiel in (Violine).
Theater am MNollendorsplatz. Mitt;rooch, Abends Uhr: Die Studenten⸗ gräfin. Operette in drei Aufzügen. Musik von Leo Fall.
Donnerttag und folgende Tage: Die
Studentengräsin. Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Kabale
und Ziebe.
mann.
Lustspiel
Konzerte.
Königl. Hochschnle für Mustk. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Konzert von Ary van Leeuwen (Flöte).
Singahndemie. Mittwoch, Abends
Professor Emil Prill. Am Klavier: R. Kursch.
Saal Bechstein. Mittwoch, Abends 75 Uhr: 2. Klavierabend von Theophil
Berthonen · Snal. Mlttwoch, Abends
8 Uhr: 2. (letztes) Konzert von Elly
Blüthner⸗Banl. Mittwoch, Abendt 3 Uhr: Liederabend von Lilly Hoff⸗
Harmoniumsaal. Mittwoch, Abends
8 Uhr: Songtenabend von Margherita Roffi (Violine) und Marie Schüne⸗ die Woche vom 10.
mann (Klavier).
— Hrn. Rittmeister Ernst August von Frese (Oldenburg i. Gr.) — Mn. Oberleutnant Günter von Waldow Dldenburg i. Gr.). Eine Toch ter: Srn. Professor Grafen Vitzthum Kiehh. — Hrn. Oberleutnant Friß rhru. von Wilmowgsfi (Schwedt a. O). Hrn. Leufnant Werner Frhrn. Grote (Halberstadt). . . Gestorben: Hr. Adolf von Restorff⸗
kent von G aun, Or fer. Schwengels (Schwengels).
m.
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich)
in Berlin. ⸗ Druck der Norddeutschen Buchdruckerei . Verlagzanstalt, Berlin, Wil helmstraße 63.
Zehn Beilagen
leinschließlich Börsenbeilage und Waren 1. 14 B),
zeichenbeilage Nr. 14 A
sowie die Inhaltsangabe zu Nr, bes öffentlichen Anz gers,
schließlich der unter Nr. . öÿffentlichten Bekannt nia chu fte auf treffend omni ghdit er h Hen ir Aktien und Ai etien gese g 5. Fe
Willy von Hoogstraten
bruar 1913.
. Krankenziffer
Deutscher Reichstag. 14. Sitzung vom 17. Februar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von. Wolffs Telegraphischem Bureau? .)
Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Be⸗ ratung des Entwurfs eines Gesetzes, . . Fest⸗ stellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs⸗ jahr 1913, und zwar „Etat für die Reichspost⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung!.
Ueber den Anfang der Sitzung ist Nummer d. Bl. berichtet worden. ö
Abg. Zubeil (Soz.) fortfahrend: Für die Beamten hat der Staat sekretãr stets nur Grwagun en und schließlich eine Absage. Als die Assistenten 300 6 Zulage haben mollten, wurden sie guf den Weg der Unterstützung' verwiesen. Das Prinzip des Staatssekretärs ist sparen, sparen und nochmals sparen aher an unrechter Stelle sparen, nach unten. Daher kann die Beamtenschaft dem Staatssekretär einen Dank nicht abstatten. Der Saat sctretũr ist ja Junggeselle, er bezieht ein Gehalt von 44 000 (. Ich möchte ihm vorschlagen, ein oder zwei Jahre auf 40 000 M zu⸗ gunsten der Unterbeamten zu verzichten und einmal zu verfuchen mit 40090 ( auszukommen. Dann würde er wohl sein zugeschnürtes Herz den Unter beamten öffnen, die mit Gehältern von 1106 bis 1390 6 für Frau und 7 Kinder sorgen müssen. Das Sparsystem in der Postverwaltung geht so weit, daß in allen Post⸗ ämtern die Stellen nicht genügend besetzt werden können und die Beamten üherlastet sind. Es gibt wohl keine andere Behörde im ganzen Deutschen Reich, wo derartige Verhältnisse herrschen. Die ge⸗ hobenen Unterbeamten müssen feste Ünterlagen für ihre Be— schäftigung. erhalten, da sonst bei den anderen Unterbeamten Ün— zufriedenheit entsteht. So sollte man das Sortiergeschäft ganz diefen zuweisen. Jetzt ist der Unten schied zwischen Ünterbeamten und mittleren aufgehoben. Alles Nichtstandesgemäße müssen die Unter— beamten tun. Auch der Bahndienst könnte ganz von den Unter— begmten überngmmen werden. Durch Ersetzen der Assistenten durch gehobene Unterbeamte könnten auch hier Ersparnisse gemacht werden. Die so frei werdenden mittleren Beamten könnten den Schaltertienst entlasten. Aber der Staatssekretär nimmt die U berschüsse in Empfang und denkt nicht an die Notschreie der Beamten. i die Ent⸗ lohnung der Telephon⸗ und Telegraphenarbeiter ist ganz unzulänglich. Die Feststtzung der Löhne wird einfach den Bezurkschefg überlassen. Dier müßte doch wie bel anderen Beamten eine gleiche Grundlage Fschaffen werden. So ist aber der Willkür Tür und Tor geöffnet. Vielfach, werden den Beamten auch die Sonn und“ gesetz, lichen Feiertage nicht bezahlt, trotzdem sie nicht nach Hause zMurückkthren, können. Ein Ausgleich hierfür würde dem Deut chen Reiche, höchstens eine, halbe Million kosten. Die Vorarbeiter müssen noch dazu ein Examen machen und den Yienstei leisten. Hinsichtlich der Bezüge bleiben sie Arbeiter. Sobald sie krank werden, verlieren sie ihren Tagelohn und erbalten nur Krankengeld. Anständige Privatbetriebe erseßen wenigstens den Ausfall zwischen Lohn und Krankengeld. Die Är— beiter in den Postzeugämtern müssen denen in den anderen staat⸗ lichen Betriebs werkstätten gleichgestellt werden. Es ist auch un—⸗ gerecht, Arbeiter, wenn man‘ sie nicht mehr als dienstfähig achtet einfach aufs Pflaster zu werfen und der öffent⸗ lichen Anmenpflege zu überliefern. Mindestens müßte man sie in die Betriebkrankenkassen aufnehmen und eine Familienver— erung für sie schaffen. Auch der Wunsch nach einer Kleiderkasse ist gerechtfertigt. Die Postbausetretäre wünschen, den mittleren Postbeamten in allem gleichgeftellt zu werden, ebenfo iünschen sie, daß ihr Diätariat zur Anrechnung kommt. Ille Gesuche der Postbausekretäre an das Reichspostamt und an den Reicht kanzler sind abschlägig beschleden worden oder ohne Antwort geblieben, Sie wollen mindestens die Anrtchnung des sechsjährigen Dtätgrjats auf die Dienstzeit. Die Postverwaltung hat versprochen, eine besondere Laufbahn für diese Beamtentategorlen einzurichten; hoff enilich bleibt fie in den Erwägungen daruber nicht gar zu lange ste cen. Die Post⸗ und Telegraphengehilfinnen sind die einzigen Beamten in dieser Verwaltung, die nicht auf eine lebeng— längliche Anstellung zu rechnen haben. Das Reichs postamt stützt ich bei seiner ablehnenden Haltung darauf, daß fie bei Ver— ng aus dem Dienste scheiden. Das ist richtig, braucht aber 16 kein Hindernis zu sein; man könnte doch vereinbaren, daß im Falle der Verhriratung die Unkündbarkeit fortfällt. Der weitere ' Gin⸗ . daß sitiliche Verfeblungen zu ihrer Entlassng fuhren könnten, ö auch nicht stichhaltig; zur unkündbaren Anstellung würden sie ö nehin erst mit 27 Jahren gelangen und bis dahin werden sie sich 6 wehl, von ganz vereinzelten Augnahmen abgehen, die Hörner hon abgestoßen haben. Auch die männlichen Beamten sind doch nicht alle Engel; auch da sind schon fehr schwere fittliche Ver— hlungen konstatiert worden. Von den 20 000 jetzt angestellten amen sind annähernd 7000 etaismäßig angestellt; zirka 1000 heiden jahrlich aus; es wird also immer nur ein kleiner Teil für ö unkündbare Anstellung in Betracht kommen. Heute geht doch 1 es junge Mädchen zur Telephonie in der Postverwaltung über 9 . Voffnung, dermaleinst fürs Leben versorgt zu sein. ga ie,, die eine Telephonistin zur Frau nehmen, bedauere ich . enn eine gesunde Frau bekommen sie nicht, dazu ist der Dienst . körperlich viel zu anstrengend. Mit Hilfe der Oeffentlichkeit 6 ö. doch wohl endlich gelingen, die Postverwaltung zu zwingen, erechtigten Wünschen zu entsprechen. Die Markenverfäuferinnen eam men für ihren Dienst, den sie in ihrem Vagelkäfig ohne Be⸗ ing und, ohne Luft tun müssen, täglich 2570 . sie müffen . estens 3 6 erhalten. Es ist nicht wahr, daß diese Damen 1 . . von Postbeamten sind und Pension beziehen. un . sie 10 Tage, aber nachher müssen sie die Zeit . emnbringen, indem sie Kolleginnen vertreten müssen, die ö . Urlaub gehen. Schon 1895/97 wurde die Postver waltung 66 Nachweisung über die Verteilung der Unterstützungs⸗ . aufgefordert. Aus der Nachweisung ergab sich, daß im . 9 Durchschnitt einer von 14 Postboten 19, ein Direktor aber r, n . Wir sollten abermalige Nachweisung dieser Art . ne denn die Assistentenklasse erhebt andauernde Klagen über die n fl gigleit der Unterstützung. Aus welchen Fonds beziehen die . Direktoren und Postinspektoren ihre Vergütungen? Höhere ö . sind dabei überall genügend vorhanden, aber an Assistenten lin ter begmten fehlt es; es gibt bald ruiehr Aufsichtsbeamte als hr , . deutschen Postverwaltung. Ich verweise speziell *. ißstände in Gießen, die trotz aller Beschwerden auch von 3 kerpostdige tion in Darmstadt nicht abgestellt worden sind. enkehesf mittleren wie Pei den Unterbeamten ist die in. er von Jahr zu Jahr im. Steigen; das schafft die d ung mit der Erklärung leichthin aus der Welt, daß zwar . groß, die Sterbeziffer aber klein sei. I holt dun werden aber erkrankte Beamte nach einem niet el en, Ruhestand versetzt; da ist es kein Wunder, wenn die . 3. klein ist; es sterben dann nicht die Postbeamten, fondern nes lers der Postverwaltung. Die Aufsichtsbeamten, bie Sber,
in der gestrigen
uund Postsekretäre erhalten für ihre Ueberflunden zu Weih,
Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Köni
1
nachten, obwohl sie sich nur eben in der Weihnachtszeit ein wenig die Finger beschmutzt haben, aber sofort nach Neujahr wieder hinter der Front verschwinden. 70, 0, 50 S6 Gratifikation, die Arbeitsbienen aber zum größten Teil nichts oder, wenn es hoch kommt, 10 ½. Mit der Arbeitekraft und Aibeitszeit der Unterbeamten wird vielfach der schlimmste Mißbrauch getrteben, inebefondere durch Heran— ziehung zum Nachtöienst. Das alte Sprichwort, „das Pferd, das den Hafer verdtent hat, kriegt ihn nicht zu fressen“, gilt auch von der Post. Die oberen Beamten tragen immer den Löwen— anteil der Vergünstigungen davon. Bei der Postkrankenkasse werden, ganz im Gegensatz zu den Bestrebungen der bürgerlichen Parteien und der Regierung, die Geburtenziffer zu heben, die kinderreichen Beamten gestraft, indem man denjenigen, die mehr als vier Kinder haben, noch einen Extrabeitrag von 26 * monatlich auferlegt. Auch sonst ist diese neue Postkrankenkasse ganz unzulänglich ausgestaltet; man kann ihr höchstens die Landkrankenkassen an die Seije stellen. Die deistungen der Kasse hören für die Beamten mit der 26., für die Angehörigen mit der 13. Woche auf! Jede Hilfeleistung bei Kindern. die mit Bildungsfehlern zur Welt kommen, wird versagt. Einen Reservefonds anzusammeln, ist jeder einzelnen Besirkskasse vor= geschrieben; das ist selbstverständlich nicht zu beanstanden, wohl aber, daß daneben noch ein Zentralreservefonds angesammelt werden muß. Für Erholungszeiten, wie das Zentrum wünschte, ist nicht der Fonds da; dafür muß die Verwaltung mit anderen Mitteln sorgen. Keine Sur von Selbstverwaltung in dieser Kasse! Das ist bei einem Mann wie dem jetzigen Staatssekretär auch kein Wunder. Der Vor— sitzende der Kasse wird nicht gewählt, sondern einfach von der Post.« berwaltung ernannt und verfügt über die Hälfte der Stimmen. Die Verwaltung hat stets eine Stimme über der Majorität. Hätte man den Beamten die Selbstverwaltung gewährt und sich nur das Aufsichts⸗ recht vorbehalten, so wäre die Kasse schon längst überfüllt gewefen. Ich kann mir schon denken, wie die Dinge laufen werden. Erst wird ein sanfter Druck ausgeübt werden, dann ein stärkerer und schließlich werden die Beamten in die Kasse sehreßt werden. In Cöln liegt ein Buch auf, wo jeder Beamte den Änsang und das Ende der Zeit eintragen muß, wo er seine Notdurft verrichten muß. Der Staats sekretär sollte einmal dies Buch einsehen. Die Verwaltung sollte sich schämen, so etwas gutzuheißen. Während der bekannten Grubenkatastrophe sind junge, in der Ausbildung begriffene Telegraphenbeamte in unerhörter Welse überanstrengt worden. Die älteren Beamten haben sich dagegen gestraäubt, die jungen mußten es sich gefallen lassen. Was nützt den Beamten der Dank der Verwaltung? Sie hahen nichl die geringste Ent— schädigung erhalten. Die Telegraphenanwärter bitten, daß ihnen nicht eine junge Telegraphistin als Aufsichtz dame bestellt wird. Schlimm genug, daß diese Beamten sich noch an Abgeordnete wenden muüͤssen, um Abhilfe zu erlangen. Die Briefträger in Weißensee müssen in ihrer freien Zeit Kästen leeren, Bindfaden knüpfen usw. Das ist keine Beschäfligung für einen Briefträger. Das Publtkum betrachtet dles Kastenleeren als eine Strafe für die Briefträger. Den Dienstplan in Weißensee kann ja der Staats— sekretär unangemeldet sich persönlich ansehen, er kann mit seinem Zweispänner oder mit seinem Auto hinfahren und sich überze gen, wie schlimm es damit ist. Das System ist, daß nach unten gespart und nach oben verschwendet wird. Die Reviere in Weißensce sind viel zu ausgedehnt, die Briefträger treffen mitunter 25 Minuten später wieder ein, als es der Dienstplan vorschreibt. Eine Besserung ist trotz einer Beschwerde des Bürgermeisters bis heute nicht ein? getreten. Das Publikum ist doch nicht der Post wegen, sondern die Post des Puhlitums wegen da, das scheint aber die Ver— waltung zu vergessen. Eine Abhilfe wäre leicht möglich, wenn ein einziger Bestellgang mehr eingeführt würde. In Weißensee besteht für die Postboten eine 69 stündige Dienftzeit in' der Woche. Der Postinspektor hilft den Beamten nicht, sondern verhängt Geldstrafen bei geringen Vergehen. 5 Minuten zu spät kommen wird mit 1 66 geahndet. Der Postinspektor ist auch Jung— 6 und hat kein Verständnis für seine Unterbeamten. Beschweren ich mehrere Beamte, so hält er das für ein Komplott und droht mit Anzeige bei der höheren Stelle. Die hygienischen Verhältnisse in Weißensee lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Für 10 ÜUnterbeamte stehen 5 Handtücher 14 Tage lang jur Verfügung! Der Staats- sekretär möge selbst nach dem Rechten sehen; die Oberpostdfrektion tut nichts. Auf dem Postamt 48 in Berlin hat der Oberposisekretär Stöpsel sämtliche Unterbeamte zum Sacktragen herangezogen Ich habe den Sackwagenplan auf den Tisch des Haufet niedergelegt. Der Beamte muß 18 Pläne zu Hause augwendig lernen. Wer diese Pläne nicht lernen kann, dem wird von Stöpsel eröffnet daß er es in seiner dienstfreien Zeit auf dem Amt er lerne Wer das nicht lerne, sei zu dumm und müsse sich darauf vorbereiten woanders Dienst zu finden. Ich möchte den Staatssekretär bitten, dem Stöpsel aufzugeben, diese 18 Pläne in 8 Tagen auswendig zu lernen, lernt er sie nicht, so mag er ihm sagen, er sei zu dumm und habe in der Post nichts zu suchen. So etwas kann nur im Reiche Kraetke vorkommen, weil der Stgatssekretär sich zu wenig um die Oberpostdirektionen kümmert und sie schalten und walten läßt. Auf dem Postamt 12 sind die Telegraphenbeamten überlastet; alle müssen die vorgeschriebene Zeit überschreiten. Für 6 Apparate sind nur zwei Beamte vorhanden; es müßte unbedingt eine Aushilfe an— gestellt werden. In, einem Srte Schlesiens, in Paschkau spekuliert und fabriziert der Postdirektor Patente, statt sich um seinen Dienst zu kümmern, und infolgedeffen geht alles drunter und drüber. Die Oberpostdirektion ist nicht dagegen eingeschritten. Zu Klagen geben auch die Briefbeutel auf dem Postamt 17 Ver— anlassung. Die Säcke kommen in einem Zustande an, der jeder Beschreibung spottet; ist dem Staatssekretär nicht der Gedanke gekommen, daß mit den Briefschaften aus diesen Säcken an. steckende Krankheiten übertragen werden? Sollten die nicht, bevor sie Berlin verlassen, im Schüttelwerk werden? Vergeblich haben sich die Wagenführer wegen Decken für den Winter an die Oberpostdireklion Diese hat das abgelehnt und sie auf Friesdecken verwiesen die recht hübsch warm hielten. Das wußten die Wagen führer selbst. Das ist die soziale Fürsorge der Postverwaltung! Die Unterstützungsgelder für Postbeamte werden haͤufig trotz An⸗ weisung der Postherwaltung nicht voll verteilt, was manche kinder— reiche Familien Not leiden läßt. Dagegen erhalten häufig besser= besoldete Beamte Unteistützungen, sogar solche, die von Hause aus schon vermögend sind. Wenn Beamte auf Postämtern, deren Ver— haͤltnisse ich hier zur Sprache gebracht habe, irgendeine Bitte haben dann wird ihnen häufig gesagt, wenn man es ihnen abschlägt, das habt ihr Zubeil zu verdanken, oder man sagt ihnen, wendet euch doch an Zubeil. Bei sich denken die Herren natürlich, der Zubeil kann uns den Buckel runter rutschen. Man sollte bei der Verteilung von Grattfikationen den oberen weniger und den unteren Beamten mehr geben. Aber die Postdireltoren führen häufig elne Günstlingswirtschast. Seit der Zusammenlegung der kleinen Post⸗ ämter kann man vielfach von Postämtern nicht mehr reden. Sie sind zu Fabrikbetrieben geworden, in denen man dementsprechend auch die halbstündige Frühstückszeit eingeführt hat. Anderseits wird gar nicht sparsam umgegangen, so findet man an manchen Stellen auf zehn Beamte einen Aufsichts beamten. Die Arbeitszeit der Unterbeamten wird. jedoch ständig verlängert. Die Kranlenbäücher in einigen
Säcke gereinigt wollener gewandt.
glich Preußischen Staatsanzeiger.
913.
Anlaß. Unglaublich ist auch das Verhalten der Postverwaltung bei Unfällen im Dienst. In einem Falle wurde ein solcher nur als das Auslösen einer schon lange bestehenden nervösen Gr⸗ chop fung dargestellt. Auch ist es beschämend, daß Beamte ihre AUnsprücht erst durch, kostspielige Prozesse erkämpfen müssen. Eine Reihe Hon Postbeamten lassen durch den Transportarbelter⸗ ber band um Vergrößerung der zur Expedition der Pakete bestimmten Räume und um Einwirkung auf die Geschäftswelt, die Paket früh⸗ zeitiger aufzuliefern, bitten. Ich hoffe, daß der Staatssekretär wenigstens den Wünschen der Unterbeamten Rechnung trägt, damit ich im nächsten Jahre nicht so viel Beschwerden vorzubringen brauche.
. Abg. Kiel (fortschr. Volksp.): Ich hoffe, mir den Dank des Hauses gleich von vornherein dadurch zu erwerben, daß ich meine Lunge nicht so anstrenge wie mein Vorredner. Wenn alle Beamten⸗ wünsche erfüllt würden, müßten neue Steuern eingeführt werden, so meint der Staats sekretär Kraetke. Staatssekretär Kühn glaubt sogar, . dann auch die anderen Beamten kommen. Das ist anzunebmen— ber wenn man ihnen alles verteuert, muß man ihnen auch die nöttgen Mittel zur Verfügung stellen. Es ist deshalb nötig, die Steuern von den Besitzenden und nicht von den armen Leuten zu nehmen. Man nennt unsere jetzige Steuerpolitik direkt eine Steuer auf den Hunger. Der Abg. Zubeil hat aber einiges Beherzigens⸗ werte gesagt. Die Bausekretäre sind Beamte, die häufig 50 Jahre alt werden, bevor sie angestellt werden. Sie müßten alfo 88 Jahre mindestens alt werden, um in den Genuß der vollen Pension zu ge⸗ langen. Die Worte meines Freundes Hubrich über die Stellung der Beamten zur Sozialdemokratie baben in diesen Kreisen lebhafte Zu⸗ stimmung gefunden. Sle mögen noch so unzufrieden sein, Sozial⸗ demokraten werden sie nicht, schon aus Klugheit nicht. Dagegen bin ich nicht der Meinung wie der Abgeordnete Zubeil, daß das Vorbringen von Klagen hier nichts nützt. Ich glaube sogar, daß auf die Wünsche des Reichstags gehört wird. Das Recht der Petition behalten sich unsere Beamten? unter allen Umständen vor. Im vorigen Jahre hat der Staatssekretär ausgeführt es liege nicht in den Wünschen der deutschen Bundesfürsten daß mit ihrem YFrivilegium der Portofreiheit Mißbrauch getrieben werde; ich bin auch überzeugt davon, daß dieg die Anschauung auch der Post⸗ herwaltung ist. Es liegen mir aber wiederum einige urkundliche Beweise für den Mißbrauch vor, der mit dem Vermerk Fürstliche
Ang und somit mit der Portofreibeit getrieben wird;
Zusagen des Staatesekretärs auf diesem ö. en ufs i h in. Erfüllung, gegangen. Beim Postscheckgefetz stoßen die Kom— missionsvorschläge auf einen bedauerlichen Widerstand der Ver waltung; fast scheint es, als ob letztere die Interessenten aushungern will. Auch in diesem Falle wird der anfängliche Ausfall durch Derabsetung der Gebühren sehr bald durch die Zunahme des Verkehrs mehr als ausgeglichen werden. Wir haben bisher nur 3 Postscheckũmter; das ist viel zu wenig. Insbesondere bedarf die große Handelsstedt Bremen, eines solchen Amtes; die Bedeutung des Nord deutschen Llond und die Tatkraft der Bremer Bürgerschaft sind Argumente genug dafür. Auf dem nächsten Weltpostkongreß 1914 in Madrid sollte der Vorschlag der Einführung eines Weltpennvportos auch die Unterstützung Deutschlands finden. Eine Einheit der Gewichtstar für Brüefe sollte endlich zustande gebracht werden: dem Meistgewicht von 20 g stehen z. B. in Italien immer noch 15 g gegenüber, und das zu erlegende Straj⸗ porto stellt eine für den Verkehr sehr unbequeme Belaästigung dar. sz 8 der Postordnung, der von den Druckfachen handelt, ist von an⸗ sehnlicher Länge, 4. Seiten, aber er ist nicht verständlich; man weiß nie, ob es sich bei seinen Bestimmungen um gedruckte Sachen oder
Angelegenheit“ f
Postämtern sind direkt zu schwarzen Listen geworden. Auch a die Tätigkeit der Holen e n , zu allerlei ,,
mit der Schreibmaschine hergestellte Sendungen handelt, Waren. proben ohne Wert“ ist eigentlich ein Widerspruch in sich jede Ware kat einen gewissen Wert. Man sollte einfach Warenproben sagen. Die der Barfrankierung entgegenstehenden Schwierigkeiten scheint die Verwaltung doch zu überschätzen. Man braucht doch wirklich den. Stempel nur lauten zu lassen: mit 3 8 frankiert“ oder mit 10 3 frankiert!‘ oder man sollte dem bayerischen Beispiel. folgen; es ist doch gleich, ob eine Marke mit auf dem Briefe ist oder nicht. Die Brieftelegramme haben sich sehr bewährt, sie sind eine vorzügliche Einrichtung und man sollte auf Maßregeln zu ihrer Ausdehnung Bedacht nehmen; in dieser Hinsicht bietet eine vorzügliche Eingabe des Sandels vertrags⸗ dereins wertvolle Fingerzeige. Die Telepbonverbindung mit England fehlt uns immer noch; hier wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit, die deutsche Annã herung an England weiter zu vervollkommnen, die deutsch-englische Telephonverbindung ware dag äußere Jeichen diefer engeren Annäherung. Technische Unmöglichkeiten gibt es da nicht; die deutsche Industrie wird ein solches Kabel schaffen, wenn Pie deutsche Postverwaltung es verlangt. Die 1Kilopakete zu ermäßigter Taxe müssen endlich zugelassen werden; es ist das eine dringende Forde⸗ dung des Handelsstandeg. Die 2 4-Postkarte oder doch die 3 J. Postkarte im Orteberkehr muß ebenfalls wiederkommen. Die bezüglichen Eingaben der Handelskammern an die Reichspostverwaltung sollten etwas mehr Beachtung finden. Jubiläumsmarken für 1913 sollte die Verwaltung doch herausgeben; es handelt sich darum 2 Jahre einer Friedensregierung nach außen zur Geltung zu bringen Ich würde mich freuen, wenn der Staatssetretär antwortet, er habe . Plan schon längst in Aussicht genommen, oder er würde meiner . Folge leisten. Der Abg. Wendel schlägt schwarzblaue Narken vor, um nach außen unsere Reichspolitik zu kennzeichnen. Das wäre nicht gut, lassen wir es deshalb bei der alten Farbe. Ich bin überzeugt, daß solche Jubiläumsmarken, wenn sie über die Meere gehen, dassesbe wie unsere Kriegsschiffe wirken. . ri bern n. ‚. * ö y ö . a . -. 3c möchte doch den nächsten Herrn . en, hier nicht auf alle Gebiete des Postwesens so genau Abg. Ku ck hoff (Zentr.): Die Sozialdemokratie glaust viel- leicht, wenn ihre Redner hier Stunden lang sich über die Verbalt. hisse der Unterbeamten aussprechen, deren Sompathie zu gewinnen. Aber unsere Beamtenschaft ist nicht so dumm, daß sie auf diesen deim kriecht. Was nützt es ihr, wenn diese Partei bier Stunden lang redet und dann ihnen das Gehalt nicht bewilligt. Cbenseé, ist es, wenn ein anderer Redner bier eine Stunde lang Simplizissimuswitze vo bringt. Wir wollen der Regierung darlegen was das deutsche Volk von seinen Postbeamten wünscht, und was es für sie tun will. Ich muß Protest einlegen, wie der Abg. Wendel hier über das Dienstverhältnis zwischen Behöoͤrde und Beamten gesprochen bat. Dies ein Sklavenverbältnis zu nennen, ist eine Beleidigung für die deutsche Beamtenschaft. Der Beamte muß allerdings wissen vas * der Nation schuldet. Dieses Pflichtgefühl wird aber durch die, Agitstion, der, Spuialdemokraten untergraßen. Ber ig. Wendel hat ja die Nachfolgerschaft des Staatsfekretärg Kraett= abgelehnt. Frankreich lehrt uns aber, wie die sozialistischen Gedanken mit dem Außssteigen der Sozialdemokraten nach oben schwinden. Briand erklärte, daß die Freiheitegelüste der Beamten selbst gegen das Gesetz gebrochen werden müßten. Dringen müssen — 36 aher darauf, daß die Regierung endlich die Bef lüsse der , m, auf Regelung der Besoldungsverbaltnisse ausführt. Vas ie gesche hen, wenn die Reglerung unsere Forderung ablehnt Die Verbitterung würde immer tiefer und tiefer in der Beamtenschaft werden. Es ist nicht liebengwärdig von dem Staats sekretar, daß er in die ser kitzlichen Frage immer den Schatz sekrefär vorschickt. . Er⸗ füllung der berechtigten Wünsche der Beamten würde zur Folge haben,