ö
Lichtschein, es klappt, als würde ein Sargdeckel zuzeschlagen und alles ist wieder still. So erzählen sich die Leute in der Wische. Da brachte im Jahre 1888 eine gewaltige Wasserflut die Zerstörung des Begräbnishäuschens. Nach Möglichkeit wiederhergestellt, blieb es doch im Zustande eines Verfalls, der zum Entschluß einer Aenderung drängte. Am 29. Oktober vorigen Jahres wurden die Särge von Vater und Tochter Güsels in Gegenwart des Superintendenten und des Gemeindektrchenrats von Möolich geöffnet, die vorgefundenen sterbli hen Reste gemeinsam in einen neuen Sarg umgebettet und dieser Erde auf dem nahen Friedhof übergeben Der Erinnerung an Giisels soll ein mächtiger Findling auf dem Doppelgrabe dienen. Von Otto Friedrich von der Groeben berichtete an zweiter Stelle der Redner, daß er in den Wirrsalen des schwedisch-volnischen Krieges am 6. April 1657 zu Pratten in Ermland als Sohn des Generalmajors Georg Heinrich von der Groeben geboren wurde. Siebzehn Jahre alt unternahm der Wanderlustige eine Reise nach dem Mittelmeer. In Malta trat er in den Dlenst des Malteser⸗ ordens und kämpfte in zahlreichen Seegefechten gegen dle türkischen Korsaten Später besuchte von der Groeben Jerüsalem und das heilige Land, Aegypten mit seinen Prramiden und Spitzsäulen, entging wiederholt der Gefangennahme und dem Tode und kehrte nach 11 jähriger Abwesenhelt 1682 nach der Heimat zurück Er fand die Welt erfüllt von Friedrich Wilhelms Ruhm, eine brandenburgische Flotte durch Raule geschaffen und eine praktische Kolonialpolitik eingeleitet. Er kam gerade zur rechten Zeit, fand den Kurfürsten, dem er gefiel, geneigt, ihn in seine Dienste zu nehmen, uad in weiterer Folge soviel Ver— trauen zu der tächtigen Persönlichkeit von der Groebens gewinnend, daß dieser seine Beförderung zum Major erhielt und nach Ernennung zum Kammerjunker mit der Leitung der zweiten Guinea⸗Expedition betraut wurde. (Die erste hatte 1681 unter Blonck stattgefunden und damit geendet, daß mit einigen Negerhäuptlingen am Dreispitzenkap Verträge über Landabtretungen zur Anlage eines Forts abgeschlossen worden waren.) Die Expedition ging ohne Säumen vor sich, und schon am 1. Januar 1683 wurde feierlich Kurbrandenburgs Panier (der rote Aar im weißen Felde) auf dem Berge Mamfro gehißt und alsbald mit dem Fortbau be⸗ gonnen, 2 nach der Landseite gelegene Bastionen, denen 1684 2 nach der Seeseite folgten, die Ingenieur Kapitän von Schnitter anzulegen unternahm. Dieser, der erst im genannten Jahre hinausging, wurde der Nachfolger von der Grorbens, der hiermit aus seiner Mitarbeit an Kurbrandenburgs Kolonialwesen ausscheldet. Welche Gründe ihn hierzu bewogen, ist unbekannt. Er zog sich auf seine Güter in West— preußen zurück; doch schon 1686 nahm er Dienste bei der Repu⸗ blik Vene ig und focht für sie gegen die Ungläubigen auf Morea. Wieder heimgekehrt und vom Kutfürsten mit der Amtshauptmann— schaft Marienwerder und Riesenburg belehnt, heiratete er und erfreute sich in der Folge mannigfacher Ehrungen. König Friedrich 1. be⸗ förderte ihn zum Generalmajor und verlieh ihm die Würde eines Kammerherrn. Doch der unruhige Geist von der Groebens hielt es nicht lange im ländlichen Stilleben aus, obgleich inzwischen auch das Majorat Neudörfchen auf ihn übergegangen war. Noch einmal regte sich das Abenteurerblut in ihm. Er trat in die Dienste des Polen⸗ königs Friedrich August, ohne jedoch Gelegenheit zu kriegerischer Betätigung zu finden. Siebzig Jahre alt, beschloß er am 30. Januar 1728 sein tatenreiches und wechselvolles Leben. Neben seinen dret Frauen, die er im Laufe der Jahre heimgeführt, ruht er im Dom zu Marienwerder. Achtzehn Kinder waren die Erben seines Namens. Seine drei ältesten Söhne hatte er nach den drei Erzvätern benannt. Der Vorttagende beschloß hiermit die Ecinnerungen an Friedr. von der Groben. Ein Sohn der unruhigen Zeit, in der er lebte, ist er zugleich typisch für die Männer, welche der Scharfblick des Großen Kurfürsten als Helfer in seinem Lebenswerk zu inden und an die rechte Stelle zu setzen wußte. Die Grün⸗ dung von Groß Friedricheburg, als das Ergebnis seiner mit den Fregatten Kurprinz“ und Mohrian“ 1682 und 83 ausgeführten Guinea Expedition, wird in aller Folgezelt nicht ins Gedächtnis zurück— gerufen werden können, ohne auch von der Groebens zu gedenken. Schwere Gefahren hatte er männlich bestanden, das Verderben von Proviant, daran sich knüpfende Entbehrungen und Krankheiten der Besatzung, namentlich der Scharbock, berelteten dem Führer große Sorgen, und
es die. Eifersucht der Holländer, welche, die Negerstämme. gegen die neue Siedlung aufhetzend, ihm starke Verlegenheiten bereiteten. Heute liegt das Fort in Trümmern. Seit 1871 im englischen Besitz, ist es ver⸗ lass'n und von Urwald überwuchert. Seine Kanonen wurden dank dem Entgegenkommen König Georgs an unsere Marine auz— geliefert, nachdem bereits 15884 S. M. S. „Sophie“ ein altes Ge— schützrohr von den Schwarzen eingetauscht hatte. Die übrigen Geschütze sollen im Maseum für Meereskunde Aufnahme finden — Der Vortragende schloß mit einem Hinweis auf die im Ver—⸗ folg seiner historischen Untersuchungen ermittelte literarische Betätigung von der Groebens, mit der er bereits 1684 begonnen hatte. Ob ein Epoz in deutschen Versen, „des Edlen Bargone und seiner tugendhaften Arabern denkwürdige Lebens⸗ und Liebes⸗ geschichte, Danzig 1700 auch der Feder von der Groebens entstammt, ist zweifelhaft; aber es behandelt zweifellos die poetisch verklärten Aben⸗ teuer des tüchtigen Mannes. Herr Voigt hatte auch eine Anzahl Bilder, Holischnitte und Stahlstiche aus jener Zeit, auch Porträts von der Groebens, gesammelt und erfreute durch deren Vorführung mittels des Bildwerfers.
nicht zuletzt war
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maszregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet das Erlöschen der . Klauenseuche vom Viehhofe in Nürnberg am . DVL.
Theater und Musik.
Hermine Bosetti, die von ihrer Mitwirkung bei der zum Besten des Presseunterstützungsfonds veranstalteten Matinee rähmlichst bekannte Münchener Kammersängerin, ist von der Generalintendantur der Königlichen Schauspiele zu einem mehrmaligen Gattspiel im Königlichen Opernhause eingeladen worden, das heute, Mittwoch, mit den ‚Lustigen Weibern von Windsor“ (Frau Fluth) beginnt und am Sonnabend mit den „Meistersingern von Nürnberg‘ (Eochen) seine Fortsetzung findet. — Morgen wird das Festspiel „Kerkyra“ von Joseyh Lauff, Musik von Joseph Schlar, in der bekannten Besetzung der Hauptrollen wiederholt.
Das Königliche Schauspielhaus bringt morgen, Donnerktag, eine Wiederholung des Militärschwanks „Der Austauschleutnant! von R. Wilde und C. G. von Negelein, mit den Damen Arnstädt. Butze, Heisler und Thimig sowie den Herren Vollmer, Patry, Clewing, von Ledebur, Boettcher, Werrack, Mannstädt, Vallentin und Eichholz in den Hauptrollen. — Am Sonntag, den 23 Februar, Mittags 12 Uhr, findet, wie schon mitgeteilt wurde, der Vortrag des Herrn Dr. Leopold Schmidt über Ariadne auf Naxos? an der Hand der von ihm verfaßten Einführung und, unter gesanglicher und musikalischer Mitwirkung einiger Mitglieder der Königlichen Oper und der Kapelle in Gestalt einer Matinee statt. Die Preise der Plätze sind: Fremdenloge 5 A. J. Rang Loge und Sessel und Parkettsessel 4 A6, Parkettloge und Parkett 3 A, Balkon 2 S, 2. Balkon 1,25 M, Galerie 0,5 S6. — Vorverkauf an der Tageskasse des Königlichen Schauspielhauses täglich von 10 bis 1 Uhr. Eine Vorverkaufsgebühr wird nicht erhoben.
Mannigfaltiges. Berlin, 19. Februar 1913.
Junge Leute, die Lust zum Seemannsberuf haben sollten sich in erster Linie an den Deutschen Schulschiffverein in Brem en, Herrlich⸗ keit 5, wenden. Der Verein besitzt zwei Schulschiffe, „Prinzeß Eitel Friedrich und „Großherzogin Elisabeth“, ein drittes Schiff befindet sich im Bau. Auf dem Schulschiff Prinzeß Eitel-Friedrich' werden junge Leute im Alter von 145 —16 Jahren, und falls sie die Be⸗ rechtigung zum einjährig⸗freiwilligen Militärdienst auf einer Schule erworben haben, im Alter bis zu 18 Jahren ausgebildet, die zum größten
Teil später die Navigationsschule besuchen und Schiffsoffizier in der
Handelsmarige werden wollen. Die Ausbildun kostet im Jahre 250 K für w , und 175 4A für leidung Lö d. Auf dem Schulschtfe Großherzogin Giisabeth: wald! . unbescholtene junge Leute im Alter von 14113 . da⸗ unbemittelten Kreisen unserer Bevölterung kostenlos Da 7 unterhalten und verpflegt. Auch die Zahlung der Kleidun ; . Et, trage von 130 4 wird den Jungen im Bedürfiigkeitssalle e⸗ Diese Jungen finden später als Leichtmatrofen,
und Un teroffiltere lohnenden Verdienst in der nicheren' e, mannslaufbahn auf deutschen Handelsdampfern. Die nach ste . stellung findet auf beiden Schiffen im pril d. J. statt⸗! Die ) nahmehedingungen, können kostenlos von der Geschäftsstes⸗ . Deutschen Schulschiff Vereins, Bremen, Herrlichkeit 5, brzoben werden. Die Anmeldungen müssen unter Einsendung der in . Annahmebedingungen geforderten Papiere bis Mitte März, spätesteng bis Ende März in der genannten Geschäftsstelle eingetroffen sein.
ersten zusammen
Der Verein für Kindervolksküchen und Volkskinder— horte hat in seinen 17 Anstalten im Monat Januar 1913 353 450 Portionen w an bedürftige Kinder verteilt, die ihm von der städtischen Schulbehörde, von den städtischen Sãuglin gz⸗ fürsorgestellen, den Auskunfts- und Fürsorgestellen für Lungenkranke und anderen Wohltätigkeitsvereinen überwiesen wurden.
Die zjweite öffentliche Hauptversammlung der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schundliteratur sindet am Sonnabend, den 22. d. M. Nachmittags 6 Uhr, im Ver— sammlungssaal des Papierhauses, Berlin, Dessauerstraße 2, statt. Auf der Tagesordnung steht u. a. ein Vortrag des Dr. Ladewig⸗-Berlin über „Die positiven Aufgaben der Jugendliteratur“.
Mülheim (Ruhr), 1 Februar. (W. T. B.) Heute früh gegen 6 Uhr nahte sich in der St. Engelbertkirche ein polnischer Arbetter dem Beichtstuhl, anscheinend um zu beichten. Plötzlich zog er ein Gewehr hervoc und tötete den im Beichtstuhl sitzenden Missionspater Wengel er durch einen Schuß. Der Mörder wurde sofort verhaftet; er gab an, er habe den Pfarrer Welter der St. Engelbertkirche aus Rache töten wollen.
Toulon, 18. Februar. (W. T. B.) Auf dem Linienschiffe „Danton“ sind durch die Explosion einer 7,5 em⸗FKan one, die während der Vornahme von Schießübungen erfolgte, drei Matrosen tödlich verletzt worden. Die Verletzten sind im Laufe des heutigen Tages gestorben. Das explodierte Geschütz war ganz neu. Die sechs Panzerschiffe vom Typ des Danton“ waren mit 16 solcher Geschütze, die vier Schüsse in der Minute abfeuern, ausgerüstet worden. Nach den bisherigen Feststellungen dürfte die Exvlosion durch vorzeitige Entzündung der Ladung entstanden sein. Die Unglücksnachricht rief bei allen auf der Reede versammelten Schiffen, welche anläßlich des Amtsantritts Poincarés Flaggengala angelegt hatten, große Trauer hervor.
Rom, 18. Februar. (W. T. B.) Seit heute früh herischt
hier starker Schneefall.
Lonstantinopel, 18 Februar. (W. T. B.) Der Brand in Stam bul (ogl Nr. 43 d. Bl.) hat gegen 100 Häussr und etwa 40 Geschäftsläden zerstört, von denen ein Teil in der Straße gegenüber der Hagia Sofia gelegen war. Zahlreiche Beamten— famillen sind obdachlos. Ein Teil von ihnen wurde in der Achmed— moschee oder in der Hagia Sofia untergebracht. Die Polizei setz die Untersuchung über die Ursache des Brandes fort; doch scheint ein Zufall vorzuliegen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
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e 8. K /// // /
Theater.
keit für die neu angesetzte Vorstellung „Die Meistersinger von Nürnberg“, können aber auch täglich an der Vor⸗ rote.
Freitag bis Sonntag: Der gute Ruf. Theater
am Nollendorfsplatz. Montag: Der Kampf ums Rosen . Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Studenten ⸗ 83 Uhr: 5. Kammermusikabend des
Singakademie. Donnerstag, Abends
Mitw.: Rob.
Königliche Schauspiele. Donners⸗ taz: Opernhaus. 49. Abonnementsvor⸗ stellung. Im vierten Rang sind die Dienst⸗ und Freiplätze sowie die Reservate auf⸗ gehoben. Fterkyra (storfu). Em Fest⸗ spiel. Zwei Bilder aus Vergangenbeit und Gegenwart von Joseph Lauff. Die zur Handlung gehörende Masik unter teilwelser Benutzung vorhandener Original melodien von Joseph Schlar. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Anfang 74 Uhr.
Schauspielhaus. 50. Abonnemente vor⸗ stellung. Der Austauschleutnant. Militäͤrschwank in drei Aufzügen von Richard Wilde und C. G. von Negelein. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patrv. Anfang 8 Uhr.
Freitag: Opernhaus. 50. Abonnements⸗ vorstellung. Salome. Drama in einem Aufzuge nach Oskar Wildes gleichnamiger Dichtung in deutscher Uebersetzung von
edwig Lachmann. Musik von Richard
trauß. Anfang 8 Uhr.
Schauspiel haus. 51. Abonnementsvor⸗ stellung. Die glückliche Hand. Lust⸗ spiel in drei Aufzügen von Hugo Lubliner. (Frau Emma Sch inemann: Fräulein Senta Söneland vom Komödienhaus als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. Sonntag, Mlttags 12 Uhr: 73. Kartenreservesatz. Vortrag des Herrn Dr Leopold Schmidt über „Ariadne auf Naxos“. an der Hand der von ihm verfaßten Einführung und unter gesanglicher und musikalischer Mit⸗ wirkung einiger Mitglieder der Königlichen Oper und der Kapelle.
Preise der Plätze: Fremdenloge 5 A, 1. Rang⸗Loge und Sessel und Parkettsessel 4 60. Parkettloge und Parkett 3 A, Balkon 2 S, 2. Balkon 1325 4M, Galerie O, 75 S. — Vorverkauf an der Tages kasse des Königlichen Schauspielhauses täglich von 10 —1 Uhr. Eine Vorverkaufsgebühr wird nicht erhoben.
Neues Operntheater (Kroll). Sonntag, Nachmittags 25 Uhr: Auf Aller⸗ höchsten Befehl: Siebente Vor⸗ stellung für die Berliner Arbeiter⸗ schaft: Freund Fritz. Ländliches Sittengemälde in drel Akten von Erck⸗ mann ⸗Chatrian. (Die Eintrittskarten werden durch die Zentralstelle für Volks⸗ wohlfahrt nur an Arbeltervereine, Fabriken usmw. abgegeben. Ein Verkauf an einzelne Personen findet nicht statt.)
Die für die 51. Abonnemente vorstellung Die Zauberflöte! an der Theaterkasse
mittagskasse und am Tage der Vorstellung an der Vormittags⸗ und Abendkasse bis zum Beginn der Vorstellung gegen Erstattung auch der Vorverkaufsgebühr zurückgegeben werden. Eine spätere Zurück⸗ nahme der Eintrittskarten findet nicht statt.
Denutsches Theater. Donnerstag, Abends 75 Uhr: Der blaue Vogel. Freitag und Sonnabend: Der lebende Leichnam. Kammerspiele.
Donnerstag, Abends 8 Uhr: Freund Teddy.
Freitag und Frauen.
Aufführungen im „Zirkus Schumann“: Mittwoch, den 26. Februar: König Oedipus. — Mittwoch, den 5. März: Jedermann.
Berliner Theater. Donnerst, Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Hesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer. Freitag: Filmzauber. Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Philotas. Hierauf: Der zerbrochene Krug. — Abends: Filmzauber. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Rosinen. — Abends: Filmzauber.
Mein
Sonnabend: Schöne
Theater in der Koöniggrätzer Straße. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die fünf Frankfurter. Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler.
Freitag: Brand.
Sonnabend Die fünf Frankfurter.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Hunds⸗ tage. — Abends: Brand.
Lessingtheater. Donnerstag, Abends 3 Uhr: Der Bund der Jugend. Lust⸗ spiel in 5 Aufzügen von Henrik Ibsen. Deutsch von Wilhelm Lange.
Freitag: Das Prinzip.
Sonnabend: Die Stützen der Gesell⸗ schaft.
Deutsches Schauspielhaus. (Direk⸗ tion: Adolf Lang. NW. 7, Fredrich straße 104 — 1042. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der gute Ruf. Schausplel in
Komuͤdienhaus. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Generalsecke. Lustspiel in drei Akten von Richard Skowronnek. Freitag und folgende Tage: Die Generalsecke.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Stiftung sfest.
Schillertheater. O. (Wallner⸗ theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Uriel Acosta. Trauerspiel in fünf Auf⸗ zügen von Karl Gutzkow.
RKreitag: Wolkenkratzer.
Sonnabend: Zum ersten Male: Der Andere.
Charlottenburg. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Hedda Gabler. Schauspiel in vier Akten von Henrik Ibsen.
Freitag: Die Reise durch Verlin in 80 Stunden.
Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Wallen⸗ steins Lager. Hierauf: Die Picco⸗ lomini. — Abends: Uriel Acosta.
Deutsches Opernhaus. (Char— lottenburg, Bismarck-⸗Straße 34— 37. Direktion: Georg Hartmann.) Donnerstag, Abends 8 Ubr: Tiefland.
Freitag: Die lustigen Weiber von Windsor.
Sonnabend: Eugen Onegin.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. — Abends: Der Waffenschmied.
Montis Op er ettentheater. ( Früher ; Neues Theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der liebe Augustin. Operette in drei Akten von Leo Fall.
Tage: Der
Freitag und folgende liebe Augustin.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der fidele Bauer.
Theater des Westens. (Station:
Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Donnerttag, Abends 5 Uhr: Die beiden Susaren. Operette in drei Akten von
Léon Jessel. Tage: Die
Freitag und folgende Sonntag, Nachmittags 34 Uhr: Der
don Leo Fall.
Freitag und folgende Tage: Die Studentengräfin.
Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Kabale und Liebe.
g räfin. Operette in drei Aufzügen. Musik Alingler⸗Quartetts.
Sonntag, Nachmittags 35 Uhr: Die schöne Helena.
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 286.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Majolika. Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.
Freitag und folgende Tage: Majolika
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: 2 ) 2 —3.
Residenztheater. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Frau Vräsidentin. (Ma- dame la Erssidentes.) Schwank in drei Akten von M. Hennequin und P. Veber.
Freitag und folgende Tage: Die Frau Präsidentin.
Thalintheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraaßz und Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Freitag und folgende Tage: Puppchen.
Trinnontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Donnerstag, Abends
s Uhr: Wenn Frauen reisen. Lust⸗ spiel in vier Akten von Mouezy⸗ Eon und Nancey.
Freitag und folgende Tage: Wenn Frauen reisen.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der selige Toupinel.
Konzerte.
Königl. Hochschule für Mansth. Donnerstag, Abends 3 Uhr: Vortrage ⸗ abend von Luise Reuß ⸗⸗Belce, Kammersängerin.
Philharmonie. Donnerstag, Abends 38 Uhr: 3. Konzert des Berliner
Lehrergesangvereins. Dirigent: Prof. Felix Schmidt. Mitw.: G. K. Liß⸗
gekauften Eintrittskarten behalten Gültig⸗
vier Akten von Hermann Sudermann.
beiden Husaren. Frauenfresser.
mann. Am Klavier: Otto Bake.
Repky und Böttcher (Horn).
Saal Bechstein. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Sonatenabend von Harriet von Müthel (Klavier).
Konzert des Kapellmeisters Wolff mit dem Philhar— Mitw.: Carl
8 Uhr: Werner monischen Orchester. Friedberg. .
Blüthner⸗Sngl. Donnerstag, Abends 8 Uhr: 2. Orchesterkonzert alter Musit mit dem Blüthner⸗Orchester von Sam Franko. Mitw.: Artur Schnabel.
Zirkus Schumann. Donnerst. Abend 7 Uhr: Große Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten. — Zum Schluß: Der unsichtbare Mensch! Vier Bilder aus Indien.
Zirkus Busch. Donnerstag, Abends 75 Uhr: Große Galavorstellung. — Zum Schluß: Die große Prunk— pantomime: „Sevilla“.
55 ,,
Familiennachrichten.
Verlobt: Fil. Marie von Oertzen mit Hrn. Maximilian Valck (Weimam J Valdivia, Chile, z. Zt. Berlin). = Fil. Hildegard Reymann mit Hrn. Bürger⸗ meifter Otto Schwarz (Oppeln Allen⸗ stein). . .
Verehelicht: Hr. Kapitänleutnant gag Hoffmann mit Elisabeth Frelln Quadt= Wykradt . Hüchtenbruck (Potsdam). z
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dl eg. Hartensdorf (Pieskom. Saarow .
Gestorben; Clisabeth Freifr. von Sichern, Thoß, geb. Knappe von Knappstaed (Schweidnitz). 3
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.
Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.
ü und Druck der Norddeutschen Buchdruger⸗ ö. . Berlin, Wilhelmstraße 3
Neun Beilagen
(einschließlich Böͤrsen ⸗ Beilage)
zum Deutschen Reichsanz 44.
Dentscher Reichstag. 1I5. Sitzung vom 18. Februar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von. Wolffs Telegraphischem Bureau“)
Nach, Erledigung der ersten Punkte der Tagesordnung, worüber in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden ist, nimmt das Haus Berichte der Wahlprüfungskommission entgegen.
Die. Wahlen der Abgg. Siebenbürger (dkons)
G6. Stettin; und Haase (Soz.) (3. Königsberg) werden für gültig erklärt. Die Wahl des Abg. Me yer-⸗Herford (nl,) beantragt die Wahlprüfungskommission gleichfalls für gültig zu erklären; der Kommissionsbeschluß ist mit 9 gegen 5 Stimmen gefaßt. Von den Sozialdemokraten wird der Antrag auf Kassierung des Mandats gestellt. .
Abg Stücklen (Soz) begründet diesen Antrag. Der Landrat b. Borries habe eine Versammlung der konfervatlben Wahl— männer mit seiner ganzen Autorität als Landrat bearbeitet, für den nattonalliberalen Kandidaten in der Stichwahl zu stimmen. In dem völlig anglogen Falle Buchwald⸗Altenburg, sowie in dem Falle BraunFrankfurt a. O. habe der Reichstag die Ungültigkeit der Wahl ausgesprochen. Wenn eine Kassierung schon erfolge, sobald' ein Beamter für den unterlegenen Kandidaten agitiert habe, um wieviel mehr müsse dies der Fall sein, wenn derjenige, für den die amtliche Agitation erfolgt sei, auch gewählt werde. Es gehe nicht an, hier den politischen Beamten einfach als Privatmann und Waͤhler hinzustellen, wie das der Landrat den Borrieß allerdings auch für sich in Änspruch genommen habe. Bei der Macht des Landrats müsse umfomehr von ihm erwartet werden, daß er sich jeder Einmischung enthalte; zum Wähler zweiter Klasse werde er dadurch nicht herabgedrückt. Rücksichtslos müßten alle Wablen, die auf diese Weise zustande gekommen seien, kassiert werden, sonst schaffe man zweierlei Recht.
Abg. Dr. Neumann Hofer (Fortschr. Volksp.): In diesem Fall ist, die notwendige Zurückhaltung geübt worden. Der Fall Braun liege nicht analog; damals habe der Regierungspräsident ein Flugblatt mit seinem Amtscharakter unterschrieben. Hier habe es sich nur um eine geschlossene Versammlung gehandelt. Ser Fall Buch⸗ wald habe freilich eine Aehnlichkeit mit dem vorliegenden? aber die Frak ion des Redners halte noch heute dafür, daß die Kassierung zu Unrecht erfolgt sei.
Die Wahl des Abg. Meyer-Herford wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten für gültig erklärt.
. HVierauf setzt das Haus die Spezialberatung des Etats für die Reichspost- und Telegraphenverwaltung fort. Die Diskussion über sämtliche Titel, die die Be— dungen für die mittleren und Unterbeamten und die säch— chen Ausgaben in der Zentralverwaltung und die Besoldung fir die höheren, mittleren und Unterbeamten in der Betriebs erwaltung enthalten, ist verbunden. Die Budgetkommission at bekanntlich für das älteste Drittel der Bureaubeamten II. Klasse und der Assistentenklasse eine Zulage von 300 in den Etat eingesetzt und die Zahl der etatsmäßigen Beamten der Assistentenklasse von 36 8965 um 1200 auf 38 090 erhöht. Außerdem hat die Kommission für sämtliche 53 386 Unter— beamte je 190, S6 Zulage beschlossen. Ferner schlägt sie folgende Resolution vor:
a) den Reichskanzler zu ersuchen, durch stärkere Ver⸗ mehrung der höhe ren Stellen, besonders der Endssellen, durch Festsetzung des Besoldungsdienstalters beim Einrücken in die höbere Besoldungsklasse in sinngemäßer Anwendung der für die Direktoren und Vizedirektoren bereits geltenden günstigeren Be— stimmungen der Gehaltevorschriften oder durch Bewilligung von Zulagen an diejenigen höheren Beamten, welche in einer Durch— gangsstelle länger als 3 Jahre auf demselben Gehaltssatz verbleiben, Maßregeln zu treffen, um die duich die verschlechterten Beförderung derhältniss. für die höheren Post⸗ und Telegraphenbeamten gegen- über den Absichten der Besoldungsordnung von 1969 eingetretenen Nachteile zu heseinigen;
D) den Reichskanzler erneut zu ersuchen, zu veranlassen, daß die. Post. und Telegraphensekretärprüfung mit Genehmigung des Reichspostamts zum zweiten Male wiederholt werden kann;
e) den Reichskanzler zu ersuchen, noch in dieser Session vor der dritten Lesung des Etats einen Gesetzentwurf zum Be— soldungsgesetz vorzulegen, durch welchen für die Postassistenten und Postunterbeamten jene Gehaltssätze eingeführt werden, welche der Reichstag im Jahre 1909 in zweier Lefung beschlossen hat.
„Hierzu liegen ferner vor die Resolutionen Ablaß (fortschr. Volksp.): 1) wegen Anrechnung der im Etat für 1913 vor— gesehenen Zulagen für die Beamten der Postassistenten- und Postschaffnerklasse auf das Gehalt bei Versetzung, 2 wegen unkündbarer Anstellung der Post⸗ und Telegraphengehilfinnen nach Ablauf einer angemessenen Frist, 3) wegen Durchführung einer Einheitlichkeit in der Besoldung der gehobenen Unter— beamten behufs Verminderung der Schlechterstellung der erst ö. . 1. April 1905 in gehobene Stellen beförderten Unter⸗ zeamten.
„Der Präsident teilt mit, daß die namentlichen Ab⸗ limmungen über die Anträge zur Ostmarkenzulage am Beginn der Donnersztagssitzung stattfinden werden.
Abg. Antrick (Soz): Wir haben uns wiederholt über Un— regelmäßigkeiten in der Zustellung der Briefschaften und Drucksachen keschwert, leider ohne Erfolg; besonders im eberweisungsverkehr at manches nicht in Ordnung, die Beamten scheinen zum Teil die be⸗ treffenden Vorschriften nicht zu kennen. Die Drucksachen des Reichs— jags werden zwar gut verpackt, kommen aber vielfach mit zerrissener Umhüllung an. An den Mißständen auf dem Gebiete der Paket⸗ beförderung sind nicht die Beamten, speziell die Unterbeamten schuld, onzern der leidige Fiskalismus der Postverwaltung. Darum habe ich nich entschlossen, die Sache hier zur Sprache zu bringen. Rament— lich die übermäßige Verwendung der Hilfskräfte und ihre Ueberlastung t zu rügen. Klagen hierüber sind mir insbesondere aus Braunschweig zugegangen. Die Unterbeamten in Braunschweig werden so inhuman nit Ueberarheiten belastet, daß sie nicht einmal ihre Mahlzeiten regel⸗ aßig einnehmen können. Der Vorgänger des jetzigen Direktors llemann war zwar ing im Dienst, aber billig und human denkend. ute ist die innere Verwaltung der Post in Braunschweig sehr schlecht lanisiert, namentlich das Fuhrwesen „was zu einer Erhöhung der rankenziffer geführt hat. Der Bestelldienst ist ungünstig eingerichtet, ö. überlasteten Beamten haben nicht Zeit, ihren Bezirk richtig kennen ö. lernen. Die Briefträger und Schaffner haben bis zu 16 Stunden glich Dienst, manche Heamten haben kaum 5. Slunden Schlaf. ner wird über unbezahlte Ueberstunden und mangelnde Sonntags⸗ mnhe geklagt. Befonders schlecht sind in diefem Sberpostdlreftions
Erste Beilage
Berlin, Mittwoch, den 19. Fehruar
bezirk die Landbriefträger daran. Mitunter sind die armen Teufel mit Paketen so bepackt, daß sie fast unter der Last erliegen. Sie müssen oft einen schweren Karren mit sich führen. Ich hahe mich davon per⸗ sönlich überzeugt. Jetzt scheint insofern eine Besserung eingetreten zu sein, als ein Ziegenbock in den Dienst der Reichspostverwaltung ein⸗ Lestellt ist. Wer bezahlt dieses Ziegenbockgespann, der Landbriefträger? Oder trägt die Verwaltung zu den Kosten bei? Auch die Personen⸗ beförderung durch die Post liegt im Braunschweigischen im argen. Auf einer Linie ist der Postomnibus so klein, daß er für den Andrang nicht genügt. (Vizepräsident Dr. Paasche bittet, auf solche Einzelheiten bei dieser Position nicht einzugehen) Immer rückwärts, rückwärts. Don Rodrigo! ist der Wahlspruch der Reichspostverwal⸗ tung. Wenn die Post ein zeitgemäßes Verkehrsmittel sein will, so muß hier Wandel geschaffen werden. Der Reichstag muß die Ver— waltung zwingen, sich mehr um die einzelnen Oberpostdirektionen zu kümmern und sie anzuweisen, daß das Personal anständig behandelt, gut bezahlt und nicht so überlastet wird, wie es seit Jahren in Braun⸗ schweig geschieht.
Abg. Erzberger (Zentr): Ich möchte eine verfassungsrecht⸗ liche Frage an den Staatssekretär richten. Es besteht eine Lücke in der Reichsverfassung und auch in einzelnen Bundesstaaten, ob ein deutscher Reichsbeamter, der in einen Landtag gewählt wird, eines Urlaubs bedarf oder nicht. Kann der Staatssekretär einem gewählten Post— beamten den Eintritt in ein einzelstaatliches Parlament verweigern? Ich hitte den Staatssekretär, zu erklären, daß, wenn ein in Preußen angestellter Reichsbeamter gewählt wird, er seinerseits dagegen keine Schwierigkeiten machen wird, daß dieser Beamte in den preußischen Landtag eintritt. Der Staatssekretär hat früher erklärt, daß er den Beamten seines Ressorts, wenn sie gewählt werden, keine Schwierig⸗ keiten machen wird. Ich bitte aber, auch den Beamten keine Schwierigkeiten zu machen, wenn sie Urlaub zu Wahlreisen haben wollen. Die Wünsche der betreffenden Beamten gehen dahin, daß ihnen gestaättet wird, den ihnen zustehenden Urlaub so zu teilen, daß sie S oder 14 Tage vor der Wahl der Agitation sich widmen können.
Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke:
Ich kann belde Fragen des Herrn Vorredners bejahend beant— worten. Wie bekannt ist, sind mehrere Postbeamte nicht bloß Mit. glieder des preußischen Parlaments, sondern auch anderer einzelstaat⸗ licher Parlamente. Noch niemals ist den Beamten Widerstand ent⸗ gegengesetzt oder sind ihnen Schwierigkeiten bei Uebernahme des Mandats bereitet worden. Wir haben ihnen die Annahme des Mandats unter Uebernahme der Stellvertretungskosten auf das Reich gestattet. (Bravo! im Zentrum.) Was die zweite Frage angeht, wieweit den betreffenden Beamten Urlaub erteilt werden kann, so ist auch nach dieser Richtung hin immer so vorgegangen worden, daß ihnen, wenn nicht schwerwiegende Hinderungsgründe entgegenstanden, kürzerer Urlaub zu ihren Reisen usw. gewährt worden ist. Dieses Verfahren wird auch künftig eingehalten werden. (Erneuter Beifall im Zentrum.)
Abg. Böhle (Soz.): Die Brief. und Paketbestellung in Straßburg läßt sehr zu wünschen übrig. Hier muß die Oberpost⸗ direktion für Abstellung dieser Mißstände sorgen. Es ist ferner zu bedauern, daß die Reichslande kein eigenes Postscheckamt haben. So vergehen mindestens 60 bis 80 Stunden, ehe der Kontoinhaber zu seinem Gelde kommt. Bei der industriellen Entwicklung Elsaß ⸗Loth— ringens legt gerade die Geschäftswelt großen Wert auf ein neues Scheckamt.
. Abg. Sachse (Soz); Bei der Entwendung der Steigerliste im Ruhrrevier ist den Postbeamten vorgeworfen worden, daß sie dabei die Hand mit im Spiel gehabt hätten. Der darüber entstandene Prozeß hat aber keinen Beweis hierfür erbracht. Dies will ich hier feststellen.
Abg. Hubrich⸗Oberbarnim (fortschr. Volksp.): In den großen Städten, namentlich in Bertin, sind die Beamten durch die Entwick— lung der Industrie und des Handels gezwungen, in den Außenvierteln oder Vororten zu wohnen. Das hat zur Folge, daß sie täglich weite Entfernungen zurückzulegen haben. Da sie sich das Fahrgeld nicht leisten können, so muͤssen sie diese Strecken zu Fuß zurücklegen. Viel⸗ leicht ließe sich dadurch Abhilfe schaffen, daß man einen zusammen⸗ hängenden Dienst schafft und die englische Tischzeit einführt. Damit würden auch die Bestrebungen der Gartenstadtbewegung und des Eigenheims gefördert. Viele Zentralbehörden haben ja schon diese Dienstzeit und stehen sich gut dabei. In den Kreisen der Beteiligten wünscht man die Ersetzung des Titels „Geheimer expedierender Sekre— tär“ durch einen der Post angemesseneren. Auch die Titelwünsche der Kanzlisten verdienen Beachtung. Geklagt wird darüber, daß das neu geschaffene Verdienstkreuz in Gold nur an die Assistenten verlieben wird, während die andern sich mit dem in Silber begnügen müssen. Die Dienststrafen hindern den Beamten häufig noch am Uvancement, trotzdem noch vor einigen Jahren eine Verfügung erlassen worden ist, daß bei einwandfreier Führung auf solche Strafen, die 5 Jahre zurück—⸗ liegen, nicht zurückgegriffen werden darf. Unzufriedenheit erregt es, daß die Telegraphensekretäre früher zur Anstellung als die Postsekre⸗ täre kommen, ebenso daß die Wartezeit zu den Prüfungen so ungleich ist. Der Redner tritt dann noch einmal für die Resolution Ablaß ein und meint, daß die Beamten mit ihrer Auffassung Recht haben, daß man von ihnen nur die Reife für Untersekunda verlangt, um den Anspruch auf Gleichstellung mit den anderen Beamtenkategorien zurückweisen zu können.
Abg. Schirmer Gentr): Das weibliche Personal der Post⸗ verwaltung soll nach dem Etat weiter vermehrt werden. Die Be⸗ denken gegen diese Vermehrung, wie sie von der Rechten vorgetragen worden sind, kann ich nicht teilen. Wir haben ja im Deutschen Reiche eine Million Frauen mehr als Männer; sollen wir alle jungen Mädchen, die nicht in die Ehe treten, in die Kolonien schicken? Nein, wir wollen unsere Frauen bei uns behalten. Die Verwaltung kommt dabei auch nicht zu Schaden, im Gegenteil. Für den Telephondienst eignen sich Frauen besser als Männer; auch beim Postscheckamt sind die weiblichen Beamten den Männern an Fixigkeit durchaus eben— bürtig. In Bayern wird demzufolge kein Unterschied zwischen männ— lichen und weiblichen Beamten in bezug auf etatsmäßige Anstellung gemacht und der Staatssekretär sollte dem Beispiele Bayerns folgen. Wir werden für die entsprechende Resolution Ablaß stimmen. Daß ein Teil der wegen Krankheit Abgegangenen sich verheiratet und nach— her wieder gesund wird, ist doch kein Wunder; die Ehe ist doch der natürliche Beruf der Frau, die Betreffenden haben sich gesund ge— heiratet. Und haben wir nicht oft erlebt, daß pensionierte Beamte und Offiziere nachher ein Geschäft aufmachen oder in Privatstellungen treten?
Abg. Werner-⸗Hersfeld (d. Reformp.) tritt für Besserstellung der Postdirektoren ein. Es würden ja die ältesten von ihnen Räte dritter Klasse; aber damit sei der Gesamtheit dieser Kategorie nicht gedient. Man sollte ihnen nach einer gewissen Dienstzeit einen be⸗ n . Ratstitel geben. Ferner wünscht er für die gehobenen Unter beamten die Schaffung einer besonderen Klasse zwischen den mittleren und Unterbeamten. zer vermehrten Anstellung von Frauen wider⸗
warter einstellen.
spricht der Redner; zunächst möge man alle brauchbaren maͤnnlichen An⸗ Gegen die Telephonistinnen und ihre dienstlichen
eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Leistungen habe er gar nichts einzuwenden, seine bezüglichen Aeuße⸗ rungen im Vorjahre seien mißverstanden worden.
Abg. Dr. Struve lfortschr. Volksp.): Es handelt sich doch heute nicht mehr darum, ob weibliche Kräfte in das Postbeamten⸗ personal aufzunehmen seien; das Reich habe sie ja bereits seit einer langen Reihe von Jahren, und da müßten auch die Wünsche dieses Teiles der Beamtenschaft, soweit sie berechtigt seien, erfüllt werden. Hierzu gehöre das Verlangen der unkündbaren Anstellung nach einer Reihe von Dienstjahren. Bei den Telegraphenarbeitern besteht noch immer der Mißstand, daß ihnen bei der Anstellung die Zeit nicht angerechnet wird, die sie als Arbeiter bei der Verwaltung zugebracht haben; alle unsere Versuche, hierin Rimedur zu schaffen, sind bisher vergeblich geblieben Die gehobenen Unterbeamten, die nach 1905 in gehobene Stellen befördert wurden, haben infolge ver⸗ änderter Dienstpragmatik zum Teil ganz erhebliche Zurück⸗ versetzungen im Gehalt erfahren. Auch diesen Uebelstand wunschen wir zu beseitigen und bitten um Annahme unserer bezüglichen Resolution. Bis zum nächsten Jahre sollte die Frage der Anrechnung so weit geklärt werden, daß die Frage endgül ig geregelt werden kann. Auf den Wunsch des Vorredners, zwischen den mittseren und unteren Beamten noch eine besondere Klasse von mittleren Unter⸗ oder unteren mittleren Beamten zu schaffen, sollte sich der Staatssekretär nicht einlassen. Die Tigegeldsätze der Postboten müßten ebenfalls erhöht und den Ortslohnsatzen angepaßt werden; es sollte diese Fest⸗ setzung von dem Staatssekretär selbst vorgenommen und nicht den einzelnen Oberpostdirektionen überlassen werden. Brauch⸗ bare Elemente, die auch nachher im Postdienst vorwärts kommen, werden sich diesem Verwaltungszweige nur zuwenden, wenn sie auch in den ersten Jahren angemessen bezahlt werden.
Abg. Erzberger (Zentr.): Auch im Westen sind die Post⸗ botenlöhne nicht hoch genug, sie müßten um 10 υ ausgebessert werden. Hoffentlich setzt der Staatssetretär seinen ganzen Einfluß bis zur dritten Lesung im Bundesrat ein, daß etwas Brauchbares erreicht wird. Mit bloßen Resolutionen können wir uns in dritter Lesung nicht begnügen, wie es aus den Ausführungen des Abg. Struve für die freisinnige Partei herausklang. Wir halten unbedingt an den Beschlüssen zweiter Lesung fest.
Die erste der von der Budgetkommission vorgeschlagenen Resolutionen, betreffend die Beförderungsverhältnisse der höheren Beamten, wird mit großer Mehrheit angenommen.
Bei der Abstimmung über die erste Nesolution Ablaß muß Auszählung erfolgen. Die R tion wird mit 135 gegen 1063 Stimmen angenommen. 3
Die Kommissionsanträge zum Etat selbst werden ebenfalls mit großer Mehrheit angenommen.
Die zweite von der Kommission vorgeschlagene Resolution, betreffend die Wiederholung des Sekretärexamens, wird an⸗ genommen, ebenso die dritte, betreffend die Vorlegung einer Novelle zum Besoldungsgesetz noch vor der dritten Lesung.
Hierauf werden die folgenden zur Beratung des Postetats für 19 12 von der Budgetkommission beantragten Resolutionen zur Abstimmung gebracht:
I) die verbündeten Reglerungen zu ersuchen, geeignete Maß⸗ nahmen in Erwägung zu ziehen, durch welche eine gerechte Be— seitigung der in der Festsetzung der Bezüge, insbefondere des Wohnungsgeldzuschusses, für die Postunterbeamten in einzelnen Fällen hervorgetretenen Härten und Unstimmigkeiten bewirkt wird, und vom Reichstag in einem Nachtragsetat die dafür erforderlichen Mittel anzufordern;
2) den Reichskanzler zu ersuchen, nahmen zu treffen, durch welche:
a. die in der Reichspostverwaltung beschäftigten Personen eine den örtlichen Lohn- und Lebensverhaltnissen entsprechende Bezahlung erhalten,
. die Anwärter für die Schaffnerklasse bei der Reichspost⸗ verwaltung nach durchschnittlicher zehnjähriger Beschäftigung in der Regel etatsmäßig angestellt werden.
Mit kleiner Mehrheit gelangt eine zweite Resolution Ablaß wegen der unkündbaren Anstellung der Post- und Telegraphen⸗ gehilfinnen zur Annahme; Deutschkonservative, Reichspartei, Zentrum und Polen stimmen dagegen.
Die letzte Resolution Ablaß wird mit großer Mehrheit an— genommen.
Für Postagenten sind im Etat 8 701 925 46 ausgeworfen; der Durchschnittssatz der Vergütung ist von 650 auf 675 6 erhöht. Außerdem sind 100 neu einzurichtende Postagenturen in Ansatz gebracht. Die Vergütung erreicht bei Stellen ohne Telegraphenbetrieb ein Maximum von 900 6, bei Stellen mit Telegraphenbetrieb von 1200 (6.
Abg. Werner -⸗Hersfeld (Reformp.): Die Forderungen der Post⸗ agenten nach Gewährung einer Urlaubszeit und unentgeltlichen Ver⸗ tretung sind vollkommen berechtigt, da ibre Taͤtigkeit immer mehr zu einem Hauptamte auswächst. Die Erhöhung des Zuschusses von 650 e auf 675 M ist ja erfreulich, genügt aber nicht.
Abg. Heck (nl.): Die Postagenturen sind auch die Ausgabe⸗ stellen für Invalidenrenten. Viele Agenturbezirke find sehr groß, sodaß die Klagen der Rentner über die weiten Wege, die fie all= monatlich zurückz legen haben, um ihre Renten abzuheben, berechtigt sind. Vielleicht lassen sich diese durch die Landbri fträger zustellen.
Der Fonds für außerordentliche Unterstützungen für mittlere Beamte ist in der Budgetkommission um 160060 6 auf 487 177 6, der Fonds zur Unterstützung für höhere und mittlere Beamte um 2 200 (66 auf 1505573 6 erhöht worden. .
Die Ostmarkenzulagen stehen im Etat für 1913 mit 11090 900 A6 aufgeführt als „außerordentliche unwider⸗ rufliche Zulagen für die in der Provinz Posen und in den gemischtsprachigen Kreisen der Provinz Westpreußen angestellten mittleren, Unter- und Kanzleibeamten“.
Die Budgetkommission hat den ganzen Titel gestrichen. Von den Abgg. Hubrich und Kopsch (fortschr. Volksp.) ist die Bewilligung nach dem Etatsentwurf beantragt. Die Rechte (Deutschkonservative, Reichspartei und Wirtschaftliche Ver einigung) haben einen Antrag Behrens-Schultz Bromberg -⸗Graf Westarp eingebracht, den Titel als außerordentliche unwider rufliche Zulagen für die in der Provinz Posen und in den gemischtsprachigen Kreisen der Provinz Westhreußen und in Elsaß-Lothringen angestellten mittleren, Kanzlei und Unterbeamten mit 3. Millionen Mark zu bewilligen. Die Nationalliberalen endlich wollen als „unwiderrufliche Zulagen für die in den gemischtsprachigen Teilen des Reichspostgebiets angestellten mittleren, Kanzlei und Unterbeamten“ 2100 900 66 in den Etat einstellen.
die erforderlichen Maß⸗
Ueber diese drei Titel wird gemeinsam beraten.