1913 / 46 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Landrichter Dr. Landois in Görlitz zum Oberlandes⸗ gerichtsrat in Marienwerder und

den Landgerichtsrat Pleuß in Lüneburg zum Landgerichts⸗ direktor in Stettin zu ernennen sowie zu genehmigen,

daß der Landgerichtsdirektor Dr. Kaul in Ostrowo an das Landgericht in Bromberg und

der Erste Staatsanwalt, Geheime Justizrat von Benzon in Aurich an die Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht in Lüneburg versetzt werde.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Sanitätsrat Dr. Eduard Kleinschmidt in Elber⸗ ö. den Charakter als Geheimer Sanitätsrat zu verleihen un

der Wahl des Oberlehrers Dr. Otto Wendt an der Auguste Victoria⸗Schule in Charlottenburg zum Direktor des städtischen Lyzeums in Eberswalde die Allerhöchste Bestätigung zu erteilen sowie

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Swinemünde getroffenen Wahl den gegenwärtigen Bürgermeister dieser Stadt Grätzel von Grätz für eine fernere Amtsdauer von zwölf Jahren und

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Kreuz— burg O. S. getroffenen Wahl den Stadtrat Lothar Ganse da selbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Kreuzburg O. S. für die gesetzliche Amtsdauer von sechs Jahren zu bestätigen.

Justizministerium.

Der Rechtsanwalt Reiner in Mehlauken ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Königsberg i. Pr. mit Anweisung seines Amtssitzes in Mehlauken, der Rechtsanwalt, Justizrat cEulenberg in Halle S. zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Naumburg S. mit Anweisung seines Amtssitzes in Halle S.,

der Rechtsanwalt Hahn in Sontra zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Cassel mit Anweisung seines Amtssitzes in Sontra und

der Rechtsanwalt Bruning in Kamen zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Hamm mit Anweisung seines Amtssitzes in Kamen ernannt worden.

Ministe rium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der bisherige Pastor und Rektor Bruno Heyse aus . in Pommern ist zum Kreisschulinspektor in Mühlhausen i. Thür.

der bisherige Oberlehrer an der Oberrealschule in Dort⸗ mund Dr. Paul Koch zum Kreisschulinspektor für den Schul— aufsichtsbezirk Nordhausen 1 und

der bisherige Ortsschulinspektor, Pastor Johannes Hüls— berg aus Schönwalde, Kreis Naugard, zum Kreisschulinspektor für den Schulaufsichtsbezirk Kreis Grafschaft Hohenstein er— nannt worden.

Dem Chefarzt der chirurgischen Abteilung der städtischen Krankenanstalten in Elberfeld Dr. med. Alex Nehrkorn ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Im Anschluß an meinen Runderlaß vom 13. Februar 1912. n n n 6 ll g J.

Zwischen der Königlich preußischen Regierung und der Regierung des Herzogtums Sachsen-Altenburg ist eine Vereinbarung mit nachstehendem Inhalt abgeschlossen worden:

Die Versetzungs⸗- und Schlußzeugnisse der Karo linenschule (städtisches Mädchenlyzeum) in Altenburg sind als gleichwertig mit den entsprechenden Versetzungs- und Schluß zeugnissen solcher Lyzeen in Preußen anzusehen, in welchen die Klassen der Oberstufe in getrennten Jahreskursen unterrichtet werden. Ferner sind die Versetzungszeugnisse des mit der er wähnten Schule verbundenen Oberlyzeums sowie die Zeugnisse über die an dieser Anstalt bestandenen Reifeprüfung und Lehr amtsprüfung als gleichwertig mit den entsprechenden Ver— setzungs⸗ Reife⸗ und Lehramtszeugnissen der Oberlyzeen in Preußen anzuerkennen.

Demgegenüber werden die betreffenden Zeugnisse der Lyzeen und Oberlyzeen in Preußen sowie die in Preußen von den dafür besonders eingesetzten Prüfungskommissionen über die bestandene Reifeprüfung des Oberlyzeums und Lehramts— prüfung ausgestellten Zeugnisse als gleichwertig im Herzogtum Sachsen⸗Altenburg angesehen.

Berlin, den 13. Februar 1913.

Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. von Trott zu Solz.

An die Königlichen Provinzialschulkollegien und Regierungen.

Ministerium des Innern. Der Polizeileutnant Ernst Schwenterley beim König lichen Polizeipräsidium in Berlin ist zum Polizeihauptmann befördert worden. Finanzministe rium.

Der Landrentmeister Friedrich Geisel aus Magdeburg ist zum Regierungskasseninspektor bei der Regierung in Posen ernannt worden.

Aichtamkliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 21. Februar 1913.

In der am 20. d. M. unter dem Vorsitz des Königlich bayerischen Gesandlen, Staatsrats Grafen von Lerchen feld⸗ Koe fering abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem Entwurfe von Bestimmungen, betreffend die Be⸗ schäftigung jugendlicher Arbeiter auf Steinkohlenbergwerken in Preußen, Bayern, Sachsen und Elsaß⸗ Lothringen, die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangte ferner der Entwurf einer Bestimmung über die Einrichtung und den

Betrieb von Anlagen zur Herstellung von Bleifarben und anderen Bleiprodukten. Der Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend die Ausführung des 5 8 des Versicherungsgesetzes für Angestellte, wurde dem zuständigen Ausschuß überwiesen. Demnächst wurde über Anträge auf Befreiung von der Ver⸗ sicherungspflicht nach dem Versicherungsgesetze für Angestellte, über Anträge auf Befreiung von der Versicherungspflicht nach 5 1242 der Reichsversicherungsordnung und über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt.

Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr hielt heute eine Sitzung.

Am 19. Februar d. J. starb nach längerem Leiden im 77. Lebensjahre der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat und vortragende Rat im Ministerium des Innern Dr. jur. Karl Krohne.

Als Sohn eines hannoverschen Geistlichen am 10. De zember 1836 in Dankelshausen, Kreis Hann. Münden, ge⸗ boren, hat Krohne nach Beendigung seines theologi⸗ schen Studiums zunächst vom 1. Oktober 1858 als Lehrer an einer höheren Töchterschule in Oldenburg gewirkt, war dann 1½½ Jahre Lehrer am Realgymnasium da—⸗ selbst, von 1861 ab 3 Jahre Hilfsgeistlicher in Elsfleth, Berne und Osternburg und 4 Jahre Geistlicher an der Strafanstalt zu Vechta. An dem Feldzuge von 1866 nahm er als Feld⸗ prediger in der oldenburgischen Brigade bei der Mainarmee teil. Vom 1. Juni 1868 bis 31. Dezember 1872 war er Divisionspfarrer bei der 19. Division in Oldenburg und erhielt für seine verdienstvolle Tätigkeit im Kriege 1870371 das Eiserne Kreuz 2. Klasse am weißen Bande. Vom 1. Januar 1873 bis zum 8. Mai 1875 als Direktor bei der Oldenburgischen Strafanstalt in Vechta angestellt, wurde Krohne an diesem Tage in den preußischen Sta atsdienst über⸗ nommen und ist nacheinander als Direktor der Strafanstalten in Rendsburg, Cassel und Wehlheiden tätig gewesen. Am 1. Juni 1883 wurde Krohne mit der Leitung der Strafanstalt Moabit betraut und war gleichzeitig technischer Beirat in den Strafanstaltsangelegenheiten bei dem Ministerium des Innern. Im Jahre 1889 wurde Krohne von der Universität Berlin zum Dr. jur. h. c. ernannt. Am 6. Januar 1892 durch Ver⸗ leihung des Charakters als Geheimer Regierungsrat aus gezeichnet, wurde Krohne zunächst als Hilfsarbeiter und am 7. Juni 1892 als vortragender Rat in das Ministerium des Innern berufen und am 8. Dezember 1897 zum

Geheimen Oberregierungsrat befördert. 1909 wurde Krohne

der Charakter als Wirklicher Geheimer Oberregierungs⸗

rat mit dem Range der Räte erster Klasse verliehen. Außer

zahlreichen ausländischen Orden besaß der Verewigte an Aller⸗ 9 J

höchsten Auszeichnungen neben dem Eisernen Kreuz 2. Klasse am weißen Bande den Roten Adlerorden 2. Klasse mit dem Stern, Eichenlaub und der Königlichen Krone sowie den Königlichen Kronenorden 2. Klasse mit dem Stern.

Liebenswürdig und anspruchslos im persönlichen Verkehr, ausgerüstet mit einem reichen Maße umfassenden Wissens,

scharfem Verstande, vielseitiger Lebenserfahrung und Menschen kenntnis und vor allem mit unermüdlicher, jugendfrischer Arbeitskraft, hat Krohne seines verantwortungsvollen Amtes mit größtem Erfolge gewaltet. Nicht nur in seinem engeren Vaterlande, sondern weit über dessen Grenzen hinaus genoß er auf dem Gebiete des Strafvollzugs wissenschaftlichen Ruf und war als Autorität anerkannt. Aus allen Ländern erschienen Vertreter, um sich seinen Rat für die Reform des Straf vollzugs zu erbitten. Leitend bei dem Ausbau dieses Zweiges der Verwaltung war für ihn der Gedanke, den von der Strafe Betroffenen nicht nur den ganzen Ernst der Strafe fühlen zu lassen, sondern auch gleichzeitig den gefallenen Menschen zu bessern und ihm die Wege zur Rückkehr in ein geordnetes Leben zu ebenen. Frei von Feminismus wußte er dem ganzen Strafvollzug einen humanen Charakter aufzuprägen, der bei der von ihm unausgesetzt betriebenen Heranbildung der ganzen Beamten schaft, dem Ausbau der Anstalten und der Behan dlung und Be schäftigung der Gefangenen seinen vollen Ausdruck fand. Die Verwendung von Gefangenen zu Landeskulturarb eiten fand auf sein Betreiben in großem Umfang statt. Blühende Ansiedlungen auf früher unzugänglichen Mooren, umfangreiche Meliorationen und mustergültige Weinberge auf vordem ertraglosen Hängen legen Zeugnis ab von seinem erfolgreichen Wirken in dieser Richtung. Seine menschenfreundliche Gesinnung und sein für alle Not der Zeit offenes Auge ließen ihn auch eine ausgedehntere Fürsorge für die gefährdete und verwahrloste Jugend in Angriff nehmen; mit dem Fürsorgeerziehungsgesetz vom 2. Juli 1900 wird der Name Krohne dauernd und ehren⸗ voll verbunden bleiben. Wie im amtlichen Wirken, so widmete er auch außeramtlich seine Kraft und seine Erfahrung zahl— reichen Verwaltungen auf dem Gebiete der Wohlfahrts⸗ pflege. Die Zentrale für Säuglingsschutz, der Berliner Krippenverein und der evangelische Erziehungsverein ver⸗ lieren in ihm ihren langjährigen verdienstvollen Leiter. Ein Mann von hervorragender geistiger Bedeutung, unermüd⸗ licher Schaffenskraft, edler Menschenfreundlichkeit, vollem Ge⸗ rechtigkeitssinn, steter Hilfsbereitschaft und schlichter Vornehm⸗ heit, so wird sein Bild fortleben bei allen, die ihn kannten.

TLTaut M hung des nd aim 19 d. M. S. M. e rn berg n , , mn, , tie und S. M. Tpdbt. „JS 90“ in Nanking eingetroffen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

In dem von dem Budgetausschuß desösterreichischen Abgeordnetenhauses zur Untersuchung der Vergebung der Maxinelieferungen eingesetzten Subkomitee erklärte der Minister für Landesverteidigung Freiherr von Georgi bezüglich der Vergebung des 40 000 t Schwimmdocks für die Kriegsmarine an eine Hamburger Firma laut Bericht des „W. T. B.“: ;

Die Vergebung sei mit Rücksicht auf die große Preisdifferenz zwischen dem deutschen Angebot und dem Angebot der Triester Firm Cantiere Naval erfolgt sowie wegen der größeren Gewähr inbezug auf die Fertigstellung des Docks seitens der deutschen Firma, da bei dem Cantiere Navale wiederholt bedeutende Termin⸗ überschreitungen vorgekommen seien. Während die deutsche Firma nur 6 8Sh6 600 MS, also 8090788 Kronen verlangte, stellte sich das

Mindestangebot des Cantiere Navale auf 8 762 0090 Kronen

Betrag erst nach der Vergebung der Lieferung an die deutsch. welcher zuf sans ooo Kronen hergkgejetzt worden sei. Die deut ch Firma habe sich verpflichtet, das Materkal möglichst aus Heller e imma zu beziehen, unter der Bedingung, daß die österreichische Indust garn Material zum deutschen Konkurrenzpreis liefere. Y Y ultrie das

Das Subkomitee des Budgetausschusses nahm ein Antrag an, die Triester Firma Cantiere Navale und 1 Vertreter der Firmen Witkowitz und Petravio zu hören . ferner einen Antrag, betreffend Vorlage der gesamten Alten des Falles. ö Großbritannien und Irland.

Die für gestern festgesetzte Zusammenkunft der Bot— schafter hat nicht stattgefunden, jedoch haben mehrere Bot— schafter einzeln dem Staatssekretär Grey ihren Besuch ab— gestattet. Die Vertagung der Zusammenkunft deutet, wie das „Reutersche Bureau“ erklärt, keineswegs auf irgend eine Schwierigkeit hin.

Gestern nachmittag erschien der montenegrinische Be— vollmächtigte Popowitsch im Auswärtigen Amt und gab dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, eine Erklärung in dem Sinne ab, daß er, um die Haltung der montene— grinischen Regierung vollständig klar zu machen, ange wiesen sei, die Lage, wie sie heute sei, darzulegen. Monte— negro habe bei den Angriffen auf Skutari bereits viel ver— loren. Der Besitz Skutaris stelle für Montenegro den haupt— sächlichsten Grund zum Kriege dar. In kurzer Zeit würden Montenegros Bemühungen von Erfolg gekrönt und die Stadt genommen sein. Unter diesen Umständen sei er angewiesen der britischen Regierung bestimmt zu erklären, daß Montenegr auf keinen Fall mit einem Uebereinkommen einverstanden sein könne, das das Ziel hätte, daß Skutari nicht montenegrinisch werde, selbst wenn der Vorschlag von einer Macht kommen sollte, Montenegro sei entschlossen, niemals Skutari zu räumen. Wenn es angegriffen werde, so sei es entschlossen, eher Gefahr zu laufen, vernichtet zu werden, als die Stadt aufzugeben.

Frankreich. Der Präsident Poincars empfing gestern nachmittag

das diplomatische Korps, dessen Doyen, der englische Botschafter Bertie, ihm die Glückwünsche des diplomatischen

Korps aussprach und laut Meldung des „W. T. B.“ an die

Bande des Vertrauens und der Sympathie erinnerte, die de Vertreter der fremden Mächte mit Poincaré als Minista— präsidenten und Minister des Auswärtigen verknüpft hätten. Bertie fügte hinzu, das diplomatische Korps wisse daß es stets darauf rechnen könne, daß Poincars sich dafür einsetzen würde, die freundschaftlichen Beziehungen

aller Länder zu Frankreich aufrechtzuerhalten und noch enger zu gestalten. Er schloß mit Wünschen für das persönliche Wohlergehen Poincarés und für die Wohlfahrt Frankreichs. Der Präsident Poincars versicherte in seiner Antwort, er sei sehr glücklich, den Ausdruck seiner aufrichtigen Freundschaft für die auswärtigen Vertreter, mit denen er immer schon ständige Beziehungen herzlichster Art unterhalten habe, erneuern zu können; er bleibe ihnen für die wertvolle Hilfe dankbar ver— bunden, die sie unter oft schwierigen Verhältnissen der Regierung der Republik bei dem Friedenswerke geleistet hätten, an dem sie im Einverständnisse mit den andern europäischen Mächten dauernd gearbeitet hätte. Zum Schlusse gab er seinen guten Wünschen für die anwesenden Diplomaten und die von ihnen vertretenen Länder und seiner zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, die Bande des Vertrauens und der Sympathie, die ihn mit dem diplomatischen Korps verbänden, noch fester ziehen zu können.

Wie „W. T. B.“ meldet, ist Delcassé zum Bol— schafter in St. Petersburg an Stelle des aus Gesundheits rücksichten zurücktretenden Botschafters Louis ernannt worden. Der Minister des Aeußern teilte in der gestrigen Sitzung des Ministerrats mit, daß der Kaiser von Rußland bereits seine Zustimmung zur Ernennung Delcassés zum Botschafter gegeben habe. Die Regierung zollte der Hingebung, mit der der Bot schafter Louis seines Amtes gewaltet, und den hervorragenden Diensten, die er in seinem arbeitsreichen Leben dem Lande ge— leistet habe, warme Anerkennung.

Die Botschaft des Präsidenten Poincars, die gestern in der Kammer durch Briand und im Senat durch Barthou verlesen wurde, fand in beiden Versammlungen leb— haften Beifall; am meisten der Teil über die auswärtige Politit und über die Notwendigkeit, Frankreich stark zu erhalten. Nur die Sozialisten der Kammer zeigten sich dem patriotischen Appell gegenüber reserviert.

Die Botschaft stellt, obiger Quelle zufolge, fest, daß der Uebergang der präsidialen Gewalt sich in friedlicher und geregelter Weise voll zogen habe. Er habe von neuem die Augen der Welt auf die un erschütterliche Festigkelt der Einrichtungen Frankreichs gelenkt. Die Republik habe einen neuen Beweis ihrer Lebensfähigkeit gegeben, und Frankreich habe gezeigt, daß es sich endgültig an die Sitten der Frei— heit gewöhnt habe. Poincaré erklärt weiter, er werde bei Aut— übung des ersten Amtes des Landes sich der gleichen peinlichen Loyalität beflelßigen, mit der sein ausgezeichneter Vorgänger seine hohe Stellung ausgefüllt habe, und werde, wie er, seine Ehre dareln setzen, die Verfassung zu verteidigen, die nach den grausamen Prü⸗ fungen des Jahres 1870 Frankreich einen langen Zeitraum der Ruhe und der Arbeit verschafft habe, die er nicht unterbrechen lassen wolle. Der Praͤsident betont weiter die Notwendigkeit einer festen, klarsehenden Exekutivgewalt. Er werde darüber wachen, daß die Regierung ihr Ansehen unter der Kontrolle ded Parlaments unversebrt hewahre. Die Regierung müsse in schweren Stunden Führer und Berater der öffentlichen Meinung sein und sich Mühe geben, das herauszufinden, was neue Ideen an Lebendigem und für die Zukunft Fruchtbarem enthielten. Die Botschaft erwãhnt sodann die verschiedenen Reformen, durch die die Republik beständig das Beste suche, namentlich mehr Gerechtigkeit bei Verteilung der Steuern und Vervollkommnung des Wahlsystemg, das so viel, wie nur möglich einen deutlichen und genauen Ausdruck des Volle willens wiedergeben solle. Die Republik zeige Sympathien um Interesse für die Landleute, deren Lasten sie erleichtern wolle, und 6 das Gedeih n von Handel und Industrie, indem Fe sich bemühe, ul Quellen des wirtschaftlichen Reichtums zu erschließen. Die e publl sehe auch auf sozialem Gebiet ein unermeßliches Feld von Hoffnungen und Verbesserungen vor sich offen. Um sortschreitend die iu g g, erfüllen, die ihr zu erfüllen bleibe, habe die Republik die pff ih mit Festigkeit die innere Ordnung aufrechtzuerhalten und r g sichtig üter, daz Gleichgewicht des Vudgels und die Jttzh der finanziellen Macht zu wachen. Endlich müsse die Repu h soweit es von ihr abhänge, allez tun, um Frankreich mit . . gemeinen Achtung vor seiner nationalen Würde die Mohl tut ö. äußeren Friedens zu sichern. Der Friede werde nicht dust aner Willen einer einzigen Macht dekretiert. Daß ein Volk in wut sahgß Weise friedfertig sei, fei nur möglich unter der Vorauszsetzung, es stets kriegsbereit sei. Ein vermindertes, durch , der Erntedrigung ausgesetztes Frankreich würde nich Frankreich , Es hieße ein Verbrechen

vilisation begehen, wenn man Frankreich, inmitten so en Nationen, die unaufhörlich ihre militärischen Kräfte ee nrsckelten, in Verfall geraten ließe. Okte französische Armee und r rine gäben an jedem Tage Beweise ihrer Ergebenheit und Tapfer— eit. Wenden wir ihnen“, so fährt die Botschaft fert, unsere Wach⸗ umkeil zu und schrecken wir vor keinem Opfer und keiner Anstrengung rück, um sie zu sichern und zu stärken. In ihrer stillen Arbeit sind ge die nütz lichsten Hilfsmittel unserer Diplomatle, Unsere Worte Frieden nd Humanität? werden um so mehr Aut sicht haben, gehört zu werden, L beffer man uns bewaffnet und je mehr man uns entschlossen weiß. eit einigen Monaten arbeiten wir mit ganz Europa daran, dle Jefahren der furchtbaren Krisis zu, beschwören. Stark durch das Vertrauen des Parlaments und des Landes, sicher der Treue der Ver⸗ sindeten und Freunde wird die Reglerung beharrlich eine Politik der Iffenheit, Weisheit und Festigkeit verfolgen. Dieser Politit zu dienen „d dabei die Einigkeit in Zukunft aufrecht zu erhalten, werde ich ne Schwäche meine ganze Energie aufbieten.“

Rusßzland.

Der Kaiser Nikolaus hat, um von neuem seiner freund⸗ schaftlichen Gesinnung für Frankreich und seiner persönlichen zuneigung für Poincaré Ausdruck zu geben, dem Präsidenten den St. Andreasorden verliehen.

Auf das Glückwunschtelegramm des Kaisers sandte der Präsident Poincaré laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Antwort:

Die Gefühle, die Eure Majestät mir von neuem auszudrücken geruhten, rühren mich tlef. Ich drücke Ihnen dafür meinen aufrichtigen Dank aus und versichere Ihnen, daß ich nach wie vor sest dem Bündnis anhänge, das Rußland und Frankreich vereint, und daß all mein Streben dahin gehen wird, dieses Bündnis aufrecht juerhalten und enger zu gestalten zu immer größerem Wohl der beiden Länder. Ich bitte Eure Majestät, Ihrer Majestät der Kaiserin meine ehrfurchtvollsten Huldigungen zu übermitteln und selbst meine besten Wünsche entgegenzunehmen für Eure Majestät und das Gedeihen Rußlands.

Der Ministerrat hat die Einbringung der Gesetz vorlage, betreffend Maßnahmen gegen die Verbreitung des Opiumrauchens, gebilligt.

Die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ erfährt von zuständiger Stelle, daß Rumänien und Bulgarien die Vermittlung der Großmächte bereits angenommen haben.

Belgien.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer er klärte der Abg. Woeste bei der Beratung der Vorlage über die Heeresre form laut Meldung des „W. T. B.“, daß er der Vorlage zustimme. Er ließ ferner durchblicken, daß eine weitere Erhöhung des GEffektivbestandes des Heeres vielleicht bald notwendig werden und jedenfalls auch eine Verlängerung der Dienstzeit bedingen werde. Es könnte sich auch die Not— wendigkeit des Ausbaus der Befestigungen ergeben.

Türkei.

Nach dem gestern veröffentlichten amtlichen türkischen Kriegsbericht ist Adrianopel vorgestern nur sehr schwach beschossen worden. Die Lage vor Tschataldscha und Gallipoli st unverändert.

Wie „W. T. B.“ meldet, hat ein bulgarischer Parla⸗ menär am 17. d. M. dem Festungskommandanten von Adria⸗ nmyel Zuschriften der bulgarischen sowie der fremden Regie nungen bezüglich des Abzuges der auswärtigen Staats— angehörigen aus der Stadt überbracht. Bis zum 18. d. M. Abends war von türkischer Seite auf diese Mitteilung keine Antwort eingetroffen.

Ueber den vorgestern gemeldeten neuen Landungs— versuch erzählt ein in Konstantinopel eingetroffener Schiffs⸗ kapitän, einige tausend Mann unter Enver Bei seien 7 km nördlich von Gallipoli gelandet, durch eine List der Bulgaren ins Innere gelockt, mit heftigem Artilleriefeuer angegriffen und unter beträchtlichen Verlusten zurückgetrieben worden.

Bei Metzovo haben vorgestern türkische Truppen ge⸗ meinsam mit Abteilungen von Irregulären das griechische Lager von Devrentza angegriffen, sie sind aber unter großen Verlusten zurückgeschlagen worden. Bei Besani dauert der Artilleriekampf fort. Das Feuer der türkischen Batterien ist aber nur schwach.

Das Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret, durch welches unter Vorbehalt der parlamentarischen Genehmigung das neue Immobiliengesetz sanktioniert wird und Vereine als juristische Personen anerkannt werden.

Rumänien.

Heute findet ein Ministerrat statt, der über die Haltung Rumäniens gegenüber dem letzten Schritt der Mächte ent— scheiden soll.

Amerika.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ hat der mexikanische Kongreß in einer besonderen Sitzung Huerta zum vor- läufigen Präsidenten der neuen Regierung gewählt. Gestern sind mehr als dreihundert politische Gefangene reigelassen worden. Nur fünf, die bei dem Sturz der Regierung Maderos festgenommen worden waren, unter ihnen der frühere Präsident Francisco Madero selbst, sind noch in Haft. Huerta will dem neuen Kabinett die Entscheidung über Maderos Schicksal überlassen.

Die Parteien Huertas und Diaz haben weitere Ab⸗ machungen für die zukünftige Regierung getroffen. Esqui val Obregan ist zum Finanzminister ernannt worden und Manuel Garza Aldape zum Ackerbauminister. Aldape steht mit dem Aufstand im Norden in Verbindung. Seine Aufgabe wird es sein, die Lösung der Agrarfrage zu studieren, die eine der stärksten Ursachen des Mißvergnügens in Mexiko, im Norden wie im Süden, ist. Diaz hat erklärt, daß er für die Präsiden schaft kandidieren werde.

Die genauesten, jetzt erhältlichen Verlustschätzung en geben die Getöteten auf etwa 3000 an, von denen die Mehr⸗ zahl Privatpersonen und Frauen und Kinder sind. Die Ver—⸗ wundeten werden auf 7000 angegeben. In vielen Fällen sind ganze Familien durch explodierende Granaten und Maschinen⸗ gewehrseuer getötet worden. Alle Glieder der Familie Madero sind geflüchtet.

Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, rüsten sich jetzt die Zapatist en zu einem Feldzug gegen die neue Regierung. Es vird gemeldet, daß eine lieine Abteilung von Aufständischen in der Nähe der Hauptstadt sich befinde und daß Regierungs⸗ ruppen gegen sie ausgesandt worden seien.

Asien. Aus Anlaß des dreihundertjährigen Jubiläums

. Hauses Romanow sind mongolische Beamte mit Ge⸗ henken des Hutuchtu für den Kaiser nach St. Petersburg

ubgereist.

Indem neugebildeten japanischen Kabinett haben, wie „W. T. B.“ meldet, der Unterrichtsminister und der Ver⸗ kehrsminister mit ihren Portefeuilles getauscht. Das Porte⸗ feuille des Unterrichts übernimmt also Okuda, das Verkehrs⸗ ministerium Motoda.

Afrika.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Tanger ist ein aus Agurei nach Mekines abgegangener Mi— litärtransport am 17. Februar von 600 aufständischen Marokkanern überfallen worden. Eine französische Truppen⸗ abteilung eilte dem Transport zu Hilfe und vertrieb die An⸗ greifer, von denen mehrere fielen. Die Verluste der Franzosen betrugen einen Toten und acht Verwundete.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen (118.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen Amts von Jagow beiwohnte, stand zunächst die Anfrage der Abgeordneten Bassermann und von Richt⸗ hofen (n.), welche Maßnahmen zum Schutze derr Deutschen in Mexiko seitens des Reichskanzlers erfolgt seien. Zur Beantwortung der Anfrage ergriff der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Jagow das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut mitgeteilt werden wird.

(Schluß des Blattes.)

In der heutigen (138.) Sitzung des Hauses der Ab⸗— geordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach und der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer bei wohnten, kam zunächst der vom Herrenhause in abgeänderter Fassung zurückgelangte Entwurf eines Wassergesetzes zu wiederholter Beratung.

Ein von Mitgliedern aller bürgerlichen Parteien ein⸗ gebrachter Antrag Bitta empfiehlt die Annahme des Ge⸗ setzes in der Fassung des Herrenhauses.

Abg. Bitta (Zentr): Das Herrenhaus hat an dem von uns einstimmig votierten Gesetz eine große Anzahl von Veränderungen vorgenommen. Wir haben aber anerkennen müssen, daß der größte Teil dieser Veränderungen Verbesserungen und Klarstellungen sind. In § 17 ist der letzte Absatz gestrichen und durch 5 1602 ersetzt worden. Die Bestimmung des § 17, daß bei Veränderung eines Wasserlaufs die Wasserpolizeibehörde die Wiederherstellung des früheren Zustandes von dem Unterhaltungespflichtigen verlangen kann, kehrt jetzt in 5 160a mit der Wirkung wieder, daß bei der Wieder⸗ herstellung auch der Staat sich zu beteiligen und einen Tell der Kosten zu übernehmen hat. Das ist also zweifellos eine Verbesserung. Ebenso ist ferner im 5 1372 die Beitragspflicht für die Unterhaltung der Wasserläufe geordnet und auf feste Grundlage gestellt worden. Tie neue Fassung war schon von uns bei der dritten Beratung in Aussicht genommen und entspricht jedenfalls der Auffassung des Hauses. In 5§S5§5 316 und I16a ist ein Omissum gutgemacht, indem man dem Kreisausschuß den Stadtausschuß für die Stadt⸗— kreise hinzugefüst hat. Das Herrenhaus hat für die „Ströme“ wieder den Ausdruck „Wasserläufe erster Ordnung“ eingeführt; die Kürze hat zwar darunter gelitten, aber die Aenderung erscheint korrekt, weil bei einer großen Anzahl von Wasserläufen erster 8 nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch von Strömen nicht wohl gesprochen werden kann. Mit Befriedigung müssen wir feststellen, daß im übrigen das andere Haus an den grund legenden Bestimmungen des Wassergesetzes, an der Verleihungs— theorie, an den Zwangsrechten und der Behördenorganisation nichts geändert hat, obwohl sich dagegen eine merkliche Agitation geltend gemacht hat. Bedenken könnten eine Anzahl weiterer Aenderungen erregen, die das Herrenhaus getroffen hat. Hier kommen besonders die Seen und dle Talsperren in Betracht.

In § 2 ist jetzt bestimmt, daß Seen, die nur einen künst⸗ lichen Abfluß haben, nicht zu den Wasserläufen gerechnet werden sollen. Dagegen läßt sich nichts einwenden. In §́25 ist bestimmt, daß Seen, aus denen nur Wasserläufe zweiter und dritter Ordnung fließen, nicht dem Gemeingebrauch unterstellt werden sollen. Mit Rücksicht auf die Seen im Osten müssen wir die Berechtigung auch dleser Aenderung anerkennen; es handelt sich um Seen, die zur Fischzucht benutzt werden, ein bedeutendes Kapital repräsentieren und hinsichtlich der Fisch⸗ zucht durch den Gemeingebrauch geschädigt werden könnten. Daß für solche nach 5 3092 auch ein Zwangsrecht nicht verliehen werden soll, ist ebenfalls korrekt; denn es wäre doch aus dem gleichen Grunde bedenklich, an derartigen Seen ein Zwangsrecht einzuräumen. Selbstverständlich wird eine Verleihung an ober⸗ halb gelegene Stellen nicht gegeben, wenn dadurch der See selbst in Mitleidenschaft gezogen werden sollte. Weitere Aende⸗ rungen stellen teils Verbesserungen, teils Verschlechterungen, teils Erweiterungen, teils Beschränkungen dar. Eine Erweiterung ist, daß der Gemeingebrauch an allen Wasserläufen erster Ordnung unbeschtänkt stattfinden soll, ferner daß entgegen unsern Beschlüssen da, wo Wasserläufe in Hofräume, Gärten und Parkanlagen fließen, nur die angrenzenden Teile vom Gemeingebrauch ausgeschlossen sein sollen. Wenn das Eislaufen und Kahn⸗ fahren bei den Wasserläufen zweiter und dritter Ordnung nur dort gestattet sein soll, wo es bisher gemeinüblich gewesen ist, so möchte ich, wenn kein Widerspruch sich erhebt, fest⸗ stellen, daß unter „gemeinüblich nur die tatsächliche Uebung zu verstehen ist. In § 349 ist bezüglich der schon vorhandenen Anlagen ein Stichtag, nämlich der 1. Januar 1913, eingefügt worden, ebenfalls eine Verbesserung. Der an anderer Stelle des Gesetzes gegebene anderweite Stichtag schafft eine Unstimmigkeit, die aber zu unhedeutend ist, um eine Aenderung des Gesetzes nötig zu machen. Im 5's ist die Berechtigung der Polizeibehörde, den Unternehmer zur Erfüllung der im Verleihungsbeschluß enthaltenen Bedingungen anzuhalten, in eine Verpflichtung verwandelt worden. Auch das kann für uns kein Grund sein, an dem Gesetz wieder zu ändern; die neue Fassung entspricht dem, was auch bei uns schon in der Kommission angestrebt wurde. Im 5 79 sollte nach unseren Beschlüssen die Entschädigung für eine zurückgenommene Verleihung von demjenigen, der den Nutzen hat, nach Maßgabe des Vorteils und der Billigkeit“ geleistet werden. Die Worte und der Billigkeit?! hat das andere Haus gestrichen; dem Richter ist also freiere Hand gelassen, aber die Sache selbst ist klarer geworden. Im 16a ist „Hannover“ gestrichen und dafür „Schleswig-Holstein“ gesetzt, weil sich ergeben hat, daß in Hannover das Gemeinrecht nicht mehr gilt, wohl aber noch in Schleswig⸗ Holstein. Auch hier müssen wir eine Verbesserung anerkennen. Manche Lieblingswünsche unserer Partei haben in dem Gesetz nicht Berücksichtigung gefunden, aber das Zustandekommen eines so umfassenden Gesetzeg wäre, wenn man darauf bestehen wollte, überhaupt in Frage gestellt. Auch das Herrenhaus hat manche berechtigten Wünsche zurüͤckstellen müssen im Interesse des Zustande⸗ kommens des Gesetzes; das Abgeordnetenhaus sollte nach unserer Meinung auf denselben Weg treten und die Herrenhaus beschlüsse an⸗ nehmen, um dieses große Gesetzgebungswerk zum Abschluß zu bringen. Es ist dem Hause von den Fraktionen nach Einvernehmen mit der

Regierung der Antrag unterbreitet, dem Gesetz in der Herrenhaus⸗ fassung zuzustimmen. .

Abg. Eckert-Winsen (nl): Wir erkennen an, daß es im großen und ganzen gelungen ist, ein Werk zu schaffen, das allgemeinen Bei⸗ fall findet und für dessen Zustandebringen allen, die daran mitgewirkt haben, unser Dank gebührt.

Abg. Knupe (ul.) bittet den Minister, dahin zu wirken, daß bei Neuanlagen darauf Bedacht genommen wird, der späteren Schiffbar⸗ machung der Ruhr keine Hindernisse zu bereiten.

Auf Antrag des Abg. Dr. von Heydebrand und der Lasa (kons) wird der Gesetzentwurf en bloc ein⸗ stimmig angenommen.

(Schluß des Blattes.)

Knnst und Wißssenschaft.

Die Zweiganstalten des Katserlichen Archäologischen Instituts in Rom und Athen haben, wie alljährlich, ihre wissen⸗ schaftlichen Veranstaltungen durch eine Festsitzung eröffnet. In Rom fand sie unter dem Vorsitz des J. Sekretars, Prof. Br. Delbrück, und unter zahlreicher Beteiligung der deutschen Kolonie, italienischer Fachgenossen und anderer Freunde des Instituts am 20. Dezember statt. Den Festvortrag hielt der Piälat Wilpert über die Mosaiken in Santa Constanza unter Vorlage der unter seiner Leitung hergestellten vorzüglichen Aquarelle. In Athen konnte infolge der politischen Verhäͤltnisse die Sitzung erst am 12. Februar stattfinden. Auch hier beteiligten sich die ausländischen und griechischen Fachgenossen, soweit sie in Athen anwesend waren, fast vollzählig an der Sitzung. Der J. Sekretar, Professor Dr. Karo, gedachte in seinem Bericht über das verflossene Jahr in erster Linie seines hochverdienten Vorgängers, Professors Dörpfelds, der zum ersten Male seit 25 Jahren die Er⸗ öffnungssitzung nicht mehr leitete, und hieß dann den neuernannten II. Sekretar, Baurat Knackfuß, willkommen. Dann sprach der Dr. Koch über die Bronzestatue des Professors Heraklins in Barletta.

Die physikalisch⸗mathematische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hielt am 13. Februar unter dem Vorsitz ihres Sekretars, Herrn Wal deyer, eine Sitzung. Herr Rubens las über neue Reststrahlengruppen im ultra⸗ roten Spektrum und über die Absorption des Wasser⸗ dampfs im Gebiete der großen Wellenlängen. Es konnte gezeigt werden, daß die Zweiteilung der Reststrahlen von Steinsalz durch einen Absorptionsstreifen des Wasserdampfs hervorgerufen wird, und daß das Auftreten der Doppelstreifen auch bei den Reststrahlen von Sylvin und Bromkalium der gleichen Ursache zugeschrieben werden muß. In Gemeinschaft mit Herrn H. von Wartenberg hat der Vortragende die Reststrahlen von Chlorsilber, Bleichlorid, Calomel und Bromsilber untersucht und deren mittlere Wellen⸗ länge zu 82, 92, 98 und 112 » gemessen. Auch diese neuen Reststrahlen⸗ gruppen zeigen zum Teil deutlich ausgeprägte Energieminima, wie aus den beobachteten Interferenzkurven hervorgeht. Herr Frobenius legte eine Arbeit vor: NUNeber die Reduktion der indefiniten binären guadratischen Formen. Die Methode für die Reduktiou der indefiniten binären quadratischen Formen wird auf den Fall ausgedehnt, wo die Koeffizienten der Formen keine ganzen Zahlen sind. Herr Frobenius überreichte eine Arbeit des Professorß Dr. J. Schur in Berlin: Zur Theorie der in⸗ definiten binären quadratischen Form en. Herr Markoff hat für die untere Grenze der absoluten Beträge der ersten Koeffizienten in einer Klasse indefiniter Formen einen weitgehenden Satz bewiesen. Ein analoger Satz wird hier für die mittleren Koeffizienten abgeleitet. Ein weiteres Resultat bezieht sich auf elne spezielle Gruppe indefiniter Formen, die als Minimalformen bezeichnet werden. Folgende Druckschrif ten wurden vorgelegt: H. Zimmer⸗ mann, Rechentafel, 7. Aufl., Ausg. B (Berlin 1913) und Bd. 5 (1910—12) der Abhandlungen aus dem Institut von E. Beckmann, Laboratorium für angewandte Chemie der Universität Leipzig (Leipzig 1912).

In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars, Herrn Roethe abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗ historischen Klasse las Herr Hirschfeld „Zur Geschichte der römischen Kaiserzeit in den ersten drei Jahr⸗ hunderten“. Er versuchte die Ursachen und Anzeichen der Auflösung des römischen Kaiserreiches darzulegen. Herr F. W. K. Müller legte eine über die Herkunft des Coder Cumanicus“ betitelte Mitteilung des Professors Dr. Bang in Löwen vor. Es wird in ihr der Nachweis erbracht, daß wenigstens der erste, italienische Teil des Codex Cumanicus nicht in Ungarn, sondern im Süden Rußlands, und zwar von Franziskanern in dem Kloster S. Joannes bei Saray zusammengestellt worden ist.

Im Lichthofe des Königlichen Kunstgewerbemuseums ist gestern eine umfangreiche Sonderausstellung Berliner Bronze⸗ und Messingguß eröffnet. Seit Jahrzehnten hat der Bronzeguß an der tätigen Kunstindustrie Berlins breitesten Anteil, sowohl für Geräte, Beleuchtung körper und sonstige dekorative Aufgaben, wie auch für den Bildguß großen und kleinen Maß⸗ stabes. Die Ausstellung zeigt in sorgsamem Aufbau an mehreren hundert Stücken die erfreulichen Fortschritte und ge⸗ diegenen Leistungen der namhaftesten Werkstätten, einerseits Kron⸗ leuchter und Lampen verschiedenen Stils in reicherer und einfacher Gestalt, andererseits gewählte Beispiele der Kleinplastik und des Medaillengusses in verschiedener Ausführung und Behandlung, darunter seltene Werke von Gaul, Kraus und anderen Künstlern. Ein Ueber⸗ sichtsblatt wird in der Ausstellung unentgeltlich verteilt. Die Auß⸗ stellung ist wochentäglich, außer Montags, von 10 bis 3 Uhr, Sonntags von 12 bis 4 Uhr geöffnet.

Im Institut für Meereskunde (Georgenstraße 34 36) spricht am 25. d. M. der Dr. A. Rühl⸗Berlin über eine Reise nach den Vereinigten Staaten (II. Der neue atlantische Hafen Newport News) und am 28 d. M. der Dr. H. Michaelsen⸗Berlin über Riesenschiffe. Die Vorträge werden, soweit möglich, durch Lichtbilder erläutert; sie beginnen um 8 Uhr Abends. Eintritts⸗ karten zu 025 MS sind an den Vortragsabenden von 6 Uhr an in der Geschäftsstelle (Georgenstraße 34— 36) zu haben.

Wie „W. T. B.“ aus Christiania meldet, wurde gestern im Ministerium des Aeußern eine Konferenz, betreffend die deutsche Spitz bergen-Expedition, abgehalten, an der auch Professor Miethe teilnahm. Die Verhandlungen werden fortgesetzt.

Wie ein Funkentelegramm von Spitzbergen an die Zeitungen „Aftenposten“ und „Tidens Tegn“ meldet, berichtete der Leiter der Hilfsexpedition für die deutsche Expedition Ingvard Jensen über den Verlauf der Expedition aus Adventbay wie folgt: Am 12. d. M. ist die Expedition nach furchtbaren Stra⸗ paien zurückgekehrt. Schon am ersten Marschtage zerbrach ein Schlitten. Am Auslaufe der Dicksonbucht trafen wir auf ungeheure Schneemassen. Ein gewaltiger Schneesturm zwang die Ex⸗ pedition, sich drei Tage in ihren Zelten aufzuhalten. Nach dem Schneesturm mußten infolge des tiefen Schnees verschiedene Aus⸗ rüstungsgegenstände zurückgelassen werden. Um eine Strecke von vier Kilometer zurückzulegen, gebrauchte man 48 Stunden. Bei Mount Sir Thomas erftoren Jakob Rognlies beide Hände und Füße, weshalb es notwendig war, zurückzukehren. ußer den Schlitten, den Schlafsäcken und dem notwendigen