1913 / 48 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

. am Freltag, den 28. Februar, im Königlichen Opernhause statt. ie Matinee zu diesem Konzert beginnt an demselben Tage um 12 Uhr. Durch Einstudierung und Verschiebung von „Ariadne“ vom 25. auf den 27. Februar, ist es Herrn Kammersänger Jad⸗ lowker nicht möglich, die Partie in Mahlers „Lied von der Erde“ am 28. Februar zu singen, das Werk muß daher auf den 9. März verschoben werden. Die am 9. März angesetzte jweite Symphonie von Hugo Kaun wird wegen mangelnder Zeit zum 4 in den ersten Konzerten nächster Spielzelt auf⸗ geführt. Für den 28. Februar ist nun folgendes Programm fest⸗ geseßzzt: Ouverture zu Anakreon“ von Cherubini: „Jupiter⸗Sym⸗ phonie von Mozart; 3 Sätze aus Romeo und Julia“; Vorspiel zu den Meistersängern von Nuͤrnberg' von Rich. Wagner.

Mannigfaltiges. Berlin, 24. Februar 1913.

Auf der Eisdecke des Grunewaldssees bei Paulsborn brachen gestern, wie hiesige Blätter melden, etwa zwanzig bis dreißig Schlittschuhläufer ein und gerieten in die Gefahr des Ertrinkens. Schließlich wurden alle durch das mutige Eingreifen einiger Personen, die den Vorfall beobachtet hatten, gerettet. Die berbeigerufenen Sanitäts— kolonnen der Feuerwehren aus Grunewald und Wilmersdorf leisteten den Verunglückten Hilfe; ihnen gelang es auch, zwei bereits bewußt lose Personen ins Leben zurückzurufen. Beide wurden dann in Auto— mobilen nach dem Krankenhause in Lichterfelde gebracht.

A. F. Auch die „Urania“ erfreut durch einen Beitrag zur be⸗ vorstehenden Feier des 25 jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs. Hohenzollern-Fahrten“ benennt sie ihre neueste Darbietung, deren erste Vorführung vor einer eingeladenen Zu⸗ hörerschaft am letzten Sonnabend stattfand. Verfasser des Vor⸗ trags ist Georg Schneider, die Autochromaufnahmen, Lichtbilder und kinematographischen Aufnahmen sind das Werk Theodor Jürgensens in Kiel. Wer diese Ankündigung aufmerksam gelesen, war schon vorbereitet darauf, nicht nur inhaltlich Neues ge— boten zu sehen, sondern auch in der Form und Technik von dem an dieser Stätte Gewohnten Abweichendes. So war es in der Tat, und der Berlchterstatter steht nicht an, das Gebotene in seinem zweiten und größten Teile als dem besten gleichwertig anzuerkennen, woran die Urania“ seit lange ihre Besucher gewöhnt hat, während über den kleineren ersten Teil des Vortrags das Gleiche nicht zu sagen ist. Dieser erste Teil ist „Der Kalser auf Korfu“ ge⸗ nannt. Von den begleitenden Bildern wurde in der Ein— leitung des sehr hübschen und sehr gut gesprochenen Vortrags gesagt, und dieser Umstand besonders hervorgehoben, daß sie „Autochromaufnahmen“, seien, also wohl nach dem Lumkoͤreschen Verfahren hergestellte Farbenphotographien; aber gerade diese Bilder lassen in der treuen Wiedergabe der Farben zu wünschen übrig. Olivenwälder können selbstredend nur in einem Graugrün wieder⸗ gegeben werden, das ihrer Erscheinung in der Natur entspricht; aber Palmen, von deren besonderer Pracht an dieser Stelle mit Recht bei der Schilderung des Achilleion⸗Parks auf Korfu viel Lobendes gesagt wurde, zeigen doch ein anderes Grün als dies merkwürdige Braungrün, in dem sie fast auf allen Bildern erscheinen. Dieselbe zu geringe Treue der Farbenwiedergabe ist auch fast ausnahmslos bezüglich alles anderen Grüns, z. B. des saftigen grünen Laubes von Arlsto— lochia, die man kaum wiedererkennt, und mit Ausnahme der grell—⸗ bunten von vieler Blumen Farben zu sagen. Es ist dieser Mangel um so bedauerlicher, als sonst in die Schönheiten des Kaiserlichen Besitzes auf Korfu: Schloß, Schloßterrasse, Terrassen am Meer, Aus—⸗ sichtspunkte, besonders hübsche Baum⸗ und Pflanzengruppen, Kunst— werke und ihre geschmackvoll hergerichtete Umgebung, die erfreu⸗ lichsten Einblicke gewährt wurden. Wie anders wäre die Wirkung dieser Herrlichketten in ihrer naturwahren Wiedergabe durch die optische Farbenphotographie! Der Vortrag beginnt mit Venedig, das in einer Reihe von Stadtbildern vorgeführt wird. Lelder haftet auch diesen Bildern ein auffälliger Mangel an. Der Canale grande zeigt sich in allen Bildern ganz berkehrslos, nicht eine einzige Gondel sieht man auf seinen Wäffern. Wahrscheinlich sind die Aufnahmen in den frühesten Morgenstunden eines Junitages gemacht, wie es früher bet photographischen Stadt— aufnahmen aus damals naheliegenden Gründen allgemein geschah, aber heute bei der so bedeutend verkürzten Expositionsdauer doch kaum mehr nötig ist, es sei denn bei Anwendung des Lumlèreschen Ver— fahrens. Von Venedig versetzten der Vortrag und die ihn begleitenden Bilder unmittelbar nach dem Achilleion. Erst' nach dessen ausführ—⸗ licher Schilderung empfanden die Zuschauer uch Eindrücke von der

Insel, ihrer Hauptftadt, von den Orten Gasturk und Benizza und erblicken über den schmalen Meeresarm hinweg die fernen blauen Berge Albaniens, die im April, den Tagen des Kaiserlichen Auf. enthalts im Achilleion, wohl noch mit Schnee bedeckt sind, aber doch nicht mit ewigem Schnee, wie poetische Lizenz den Vortrag sagen läßt. An diesen letzten Bildern des ersten Vortragteils ist die geringe Treue in der Wiedergabe der natürlichen Farbe weniger auffällig, namentlich in der Darstellung der bunten Volkstrachten, sowohl der Frauen als der Männer, was mit der Eigentümlichkeit des Lumière⸗ schen Verfahrenß zusammenhängt, Farben in dem Grade getreuer wiederzugeben, als sie sich der Spektralfarbe nähern und nicht Misch⸗ farben sind. Auch die Wiedergabe eines Bildes Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Vlktoria Luise in bunter korfiottscher Tracht verdankt diesem Umstande die sehr beifällige Aufnahme, die sie fand.

Ganz anders als Teil 1 und bei weitem reizvoller erscheint Teil I, der sich durch den Tiiel „Hohenzollern⸗Fahrten“ schon als der mannigfaltigere empfiehlt und in Wahrheit Fahrten Seiner Majestät des Kaisers und Köaigs, häufig in Gesell schaft Allerhöchstseiner Familienangehörigen, nach Süd, Nord und Ost darstellt. Dieser Teil enthält keine autochromen Bilder, doch ist die allergrößte Zahl der kinematographischen Films, gleich allen Lichtbildern farbig, und in dieser Richtung von höchster Naturtreue. Zu den Korfubildern holt die Darstellung zunächst in prächtigen Bewegungsbildern die Ankunft der „Hohenzollern auf Korfu nach. Man begleitet den Hof und seine Gäste zu den Ausgrabungen in Garizza und Monrepos, von da zur „Hohenzollern“ Kapelle auf der Terrasse des Achilleion, läßt eine Prozesston an sich vorüberztehen, folgt den Ausflügen der deutschen Matrosen, deren Kapelle auf der Schloßterrasse konzertiert, und sieht gleich nachher den recht ursprünglichen Tänzen der Korfioten zu. Dann erfolgt die Einschiffung an Bord der „Hohenzollern“, eine Sturm⸗ fahrt des begleitenden „Sleipner“ durch das Meer, die vom Kino⸗ apparat auf der ihm vorausfahrenden „Hohenzollern“ sorgfältig auf⸗ genommen ist und das Schiff von den Wellen hart bedrängt zeigt. Die Fahrt beider Schiffe geht nach Malta. Hier Empfang der englischen Offiziere an Bord der „Hohenzollern“ und daran anschlteßend eine Parade der Garnison von Malta. Aehnlich fesselnd sind die Kaiserlichen Nordlandreisen im Film dar⸗ gestellt: eine Landung im reizend gelegenen Odde, der Besuch bei den Wasserfällen, ein Ballfest an Bord, ein Wettrudern und die Fahrt durch den Geiranger⸗Fjord, der in schneller Folge eine wildromantische Gebirgslandschaft am Auge vorüberführt. Eine Begegnung der „Hohenzollern“ mit der deutschen Keiegsflotte zeigt letztere zunächst infolge des abgegebenen Salatt von dichtem Pulverdampf eingehüllt, aus dem sich in schneller Folge die einzelnen Kriegsschiffe zur Parade vor dem Kriegsherrn herauslösen. Die Begegnungen unseres Kaiserz mit dem Zaren in Bijörki vor einigen Jahren und die vorjährige in Baltischport mit nachfolgender Truppenparade bilden den Gegenstand trefflicher kinematographischer Aufnahmen, während hiervon ganz verschleden ein Jagdbesuch in Ungarn bei Seiner Königlichen Hoheit dem Erzherzog Friedrich auf Schloß Karapancza reizende Jagdszenen, Tänze der Landbevölkerung, Preisverteilung an die besten Tänzerinnen zur Anschauung bringt. Wiederum sehr vrschieden sind die Be⸗ wegungshilder bom Gordon-Bennett⸗Automobilrennen im Taunus, ab⸗ schließend mit den Empfang und der Auszeichnung der Sieger durch die Allerhöchsten Herrschaften. Eine letzte Darstellung zeigt Seine Majestät den Kaiser mit Prinzessin⸗Tochter an Bord der „Hohenzolleru“ in Danzig in lebhafter Unterhaltung mit Herren des Katserlichen Ge—⸗ folges, und als allerletzte Gabe erfreut ein farbiges, lebensgroßes Bild des Kaisers ausletzter Zeit.

Aus dem Vorangehenden erhellt, daß diese neueste Veranstaltung der „Urania“ eine ganz außerordentlich‘ Fülle von Abwechflungen bringt und der mit ihr verfolgten Absicht bestens entspricht, das Blld Seiner Majestät des Kaisers bei den verschiedensten Gelegen— helten und in den verschiedensten Berührungen mit der Oeffentlichkeit festzuhalten. Es gehört kein Prophetentum dazu, den Hohenzollern⸗ Fahrtenꝰ in der Urania“ trotz einiger namhaft gemachter Mingel einen guten Erfolg vorherzusagen; denn wer immer den ersten Auf— führungen beigewohnt hat, wird den Besuch angelegentlichst empfehlen.

Posen, 22. Februar. (W. T. B.) Beim Ueberschreiten der Gleise wurden heute morgen 10 Uhr auf dem hiesigen Hauptbahn—⸗ hof von dem einfahrenden Zuge Nr. 375 zwet Arbeiter er⸗ faßt und getötet. Es handelt sich um den Maurerpolier August Dietrich und den Hindlanger Franz Korach, die auf dem Bahnhof Maurerarbeiten verrichteten. Die Schuld an dem Unglück trifft die Getöteten selbst.

SEGitorf (Sieg), 2. Februar. (W. T. ;

stor el tele e , Tn ff mer dn entf n

werke G. m, b. D. Der Schaden wird auf mehrere hu

Matk geschätzt. Die Ursache des Brandes ist noch nich Wilhelmshaven, 23. Februar. W. T. B. .

fand hier die feterliche röffnung der . 6 er Gr ung

rg . 89 8 ö erbauten Kaiser Fr le drr ht

. . feilt att. ! Festrede hielt der Admirak Graf vgn

Apenrade, 22. Februar. (WB. T. B.) Die beid . des Fischers Hinrichsen und der Maurer Peter fen 66 heute auf der Apenrader Förde in eine Schneebze. 26 Boot kenterte und die drei Insassen stürzten int Wasser. 8 . ,, . konnte keine Hilfe leiten, da 9 Motor n arbeitete. ie drei Person . scheinlich ertrunken. Per ssonen sind wahr—

Baden⸗Oogs, 25. Februar. (W. T. B.) Das Luftschif? Ersatz „. 1“ ist mit einer militärischen Besatzung an Hort ich g der Führung des Hauptmanns Horn vom Luftschifferbatai l Nr. 3 in Göln geslern abend um 81 Uhr zu einer mik! tärischen Uebungsfahrt aufgestiegen. Um 19 Uhr Abends erschien es über Durlach, um 12 Uhr Nachts über Heilbronn, um 7] Uhr früh über Würzburg, um etwa 4 Uhr über Aschaffenburg' . um 5 Uhr über Frankfurt a. Main, wo es sich zur Rück fahrt wandte. Um 6 Uhr Morgens wurde Heidelberg überflogen und gegen 75 Uhr Karlsruhe. Um 87 Uhr erfolgte die Landung in Oos Dle Uebungsfahrt des Luftschiffes diente hauptsächlich zur Erprob un g der neueingebauten funkentelegraphischen Vo rrich' tungen. Daß Luftschiff war die ganze Nacht hindurch funkentele— graphisch mit der Militärstation in Karlsruhe verbunden. Während der Fahrt herrschten durchschnittlich zehn Grad Kälte.

Bremen, 24. Februar. W T B.) Die Rettungsstation Rowe der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ tele— graphiert: Am 23 Februar von dem schwedischen Dampfer Tor“, Kapitän Israclson, gestrandet westlich der Lupow— Mündung, leer von Stolpmünde nach Kopenhagen bestimmt, fechz Personen durch den Raketenapparat der Station gerettet.

Paris, 25. Februar. (W. T B.) Der Leiter des Militar— flugwesens General Hirichauer kündigte gestern bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl an, daß der Kriegsminister sorben Verträge wegen Erbauung von sieben lenkbaren Luft. schiffen von 20000 cbm und einer Mindestgeschwindigkeit von T5 km in der Stunde abgeschlossen habe. Für diejenigen lenkbaren Luftschiffe, die eine höhere Stundengeschwindigkeit haben und in einer kürzeren als der festgesetzten Zeit eine Höhe von 2000 m erzielen sollen noch besondere Prämien gezahlt werden.

St. Petersburg, 22. Febrüar. (W. T. B.) Aus Kamtschatka wird ein Ausbruch des mitten auf der Halbinsel gelegenen Vulkan! Beresowsky gemeldet. Der Aschenregen erstreckt sich auf einen Umkreis von zehn Werst.

Opiedo, 24 Februar. (W. T. B.) Infolge von Schnee— verwehungen entgleiste ein Zug und stürzte in ein Fluß— bett. Der Heizer wurde getötet, ein anderer Bahnbediensteter

ver wun det.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Charbin, 24. Februar. (W. T. B.) Im Rayon Peilintsi () fand ein heftiger Kampf zwischen chinesischen Truppen und Tschuntschusen statt. Ueber hundert Tschuntschusen wurden getötet und dreißig gefangen genommen und sofort hingerichtet. Die Straße nach Charbin ist jetzt von den Tschuntschusen frei. Die chinesischen Truppen setzen die Verfolgung fort. .

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

Frauen.

Königliche Schauspiele. Dienstag. Mittwoch: Mein Freund Teddy. . ch h n z Donnerstag bis Sonnabend: Schöne

Dvernhaus. 54. Abonnementsvorstellung. ( Violetta. (La Frariata.) Sper Frauen.

in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text Aufführungen im „Zirkus Schumann“: und Schmert. Abendzz: Uriel Acosta. von Piahe. Musikalfsche Leitung: Herr Mittwoch, den 26. Februar: König n Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Oedipus. Mittwoch, den 5. März:

Oberregisseur Droescher. (Violetta Va⸗ Jedermann. leri: Frau Hermine Bosetti vom König—

lichen Hof. und. Nationaltheater in Berliner Theater. Dienstag, Abends

München als Gast.) Anfang 795 Uhr.

Kammer spiele.

Schillertheater. O. (Wal,Fryer—

und Ludwig Heller. Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Zopf jolika.

Vonnerstag: Der Andere.

vier Akten von Henrik Ibsen. Mittwoch, Nachmittags 3 Ubr: Wallen⸗

Berlin in SO Stunden.

ö f Fried straße 2

Dienstag, Abends 8 Uhr: Schöne , , Luhspielhuns. siedrichita6e 33 theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Dienstag, Abends 8 Uhr: Majoll

Wolkenkratzer. Eine amerikanische Ko⸗ Schwank in drei Akten von Leo Walt

mödie in drei Akten von Carl Rößler Stein und Ludwig Heller.

Mittwoch und folgende Tage: Ma⸗

Rlindworth ˖ Scharwenka · Saal. Dienstag, Abends 8 Uhr: Konzert von

2

Juan Frigola (Violine).

Zirkus Schumann. Dlenstag, Abends 7 Uhr: Große Galavorstellung.

Nesidenzthenter. Dienstag, Abends Auftreten sämtlicher Spezialitäten.

Zum Schluß. Der unsichtbare

Charlottenburg. Dienstag, Abends 8 Uhr: Die R Vrãs ; 43 D , n, . en n, , zr: Die Frau Präsidentin. (Ma- en ich! Bier Bilde Fndi 8. Uhr. Hedda Gabler. Schauspiel in damèe lg Prgsidente) Schwank ö. drei k

Mittwoch: Keine Zirkusvorstellung,

,,, . 1 8 sondern: Auffübrung des „HDeutschen 8 Uhr: Filmzaußer. Große Posse mit steins L f ̃ häittwoch und, lolgende Tage: Die Theaters“: König Oedipus

ie ; umzauher, oße Dos mit steins Lager. Hierauf: Die Picco. Fran Pr: at 9 8. Schauspielhaus. 55. Abonnementsbor⸗ Gesang und Tanz in 4 Aften von Rudolf n,, ö. . . Neise 63 , , an. stellung. Flachsmann als Erzieher. Bernauer und Rudolph Schanzer.

Zirkus Kusch. Dienstag, Abends

Lustspiel in drei Aufzügen von Otto Ernst. . Herr Regisseur Patry. Anfang

36 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 55. Abonne⸗ ments porstellung. (Gewöhnliche Preise.) Der Barbier von Sevilla. Komische Oper in drei Aufzügen von Rossini. Dichtung nach Beaumarchais von Cesar Sterbint, übersetzt von Ignaz Kollmann. Antiang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 56. Abonnementsvor⸗ stellung. Minna von Barnhelm oder: Das Soldaten glück. Lustspiel in fünf Aufzügen von Lessing. Anfang 75 Uhr.

Die Ausgabe der Abonnementskarten für den Monat März 1913 zu 25 Opern⸗ und 25 Schauspielvorstellungen findet am 26. und 27. Februar d. J., Vormittags bon 10 —1 Uhr, in der Königlichen Theaterhauptkasse im Königlichen Schau⸗ spielhause, Eingang Jägerstraße, und zwar nur gegen , des Abonnements⸗ vertrags statt. Es werden am 26. Fe⸗ bruar d. J. nur die Karten zum 1. Rang und Parkett und am 27. Februar d. J. diejenigen zum 2. Rang bezw. Balkon und 3. Rang bezw. 2. Balkon verabfolgt. Gleichzeitig wird ersucht, den * betrag abgezählt bereit zu halten.

Neutsches Theater. Dienstag, Abends 1 Uhr: Der lebende Leichnam.

Mittwoch: Der blaue Vogel.

Donnerstag, Freitag und Sonnabend: Der lebende Leichnam.

Mittwoch und folgende Tage: Film⸗ zuauher.

Sonnabend, Nachmittags 35 Uhr: Pension Schöller.

Theater in der Königgrätzer Straße. Dienstag, Abends 71 Uhr: Braud. Drama in fünf Akten von Henrlk Ibsen.

Mittwoch und Freitag: Die fünf Franffurter.

Donnerstag und Sonnabend: Brand.

Lessingthenter. Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Biberpelz.

Mittwoch: Die versunkene Glocke.

Donnerstag: Die Stützen der Gesell⸗ schaft.

Dentsches Sthauspielhans. (Direk⸗ tion: Adolf Lantz. NW. 7, Frledrich straße 104 104a.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der gute Ruf. Schauspiel in vier Akten von Hermann Sudermann. . und Donnerstag: Ver gute

uf.

Freitag: Zum 100. Male: Der gut sitzende Frack.

Sonnabend: Der gute Ruf.

Komädienhaus. Dienstag, Abends 8 Uhr: Die Generalsecke. Lustspiel in drei Akten von Richard Skowronnek.

Mittwoch und folgende Tage: Die Generaltzecke.

Donnerstag: Uriel Acosta.

NDeutsches Opernhaus. (Char— lottenburg, Bismarck-Straße 34 —37. Direktion: Georg Hartmann.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Die lustigen Weiber von Windsor.

Mittwoch: Gugen Onegin.

Donnerstag: Die lustigen Weiber von Windsor.

Ereitag: Oberon.

Sonnabend: Tiefland.

Mantis OHperettenthenter. (Früher: Neues Thegter.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der liebe Augustin. Operette in drei Akten von Leo Fall

Mittwoch und folgende Tage: Der liebe Augustin.

Thenter des Mestens. Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Die beiden Husaren. Operette in drei Akten von Léon Jessel.

Mittwoch und folgende Tage: Die beiden Husaren.

Theater am Aaollendorsplatz. Dienstag, Abends 8 Uhr: Die Studenten⸗ gräsin. Operette in drei Aufzügen. Musik von Leo Fall.

Mittwoch und folgende Tage: Die Studentengräfsin.

Thaliathenter. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Curt Kraatz und Jean Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.

Mittwoch und folgende Tage: Puypchen

Trianontheater. (Georgenstr', nahe Bahnhof Friedrichstr Dienstag, Abends 8 Uhr; Wenn Frauen reisen. Lust⸗ spiel in vier Akten von Mouezy⸗Gon und Nancey.

Mittwoch und folgende Tage: Wenn Frauen reisen.

Konzerte.

KRünigl. HKochschnle für Musik. Dien tag, Abends 75 Uhr: Klavierabend von Walter Braunfels.

Beethonen ⸗Banl. Dienstag, Abends 3 Uhr: . (letzte Liederabend von Lula Mysz⸗Gmeiner, K. und K. Kammersängerin. Am Klavier: Cduard Behm.

Blüthner ⸗Banl. Dienstag, Abends 8 Uhr: 5. Großes Symphoniekonzert des Blüthner⸗Orchesters. Dirigent: Siegmund von Hausegger.

715 Uhr: Große Galavorstellunzg. Zum Schluß: Die große Prunk⸗ pantomime: „Sevilla“.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Irene von Goldschmidt mit Hrn. Justizrat Dr. Robert Levia (Wien 1 - Berlin).

Verehelicht: Hr. Leutnant Günther Schmidt von Knobelsdorf mit Camilla Frein von Schoenaich (Berlin).

Geboren: Gin So hn: Hrn, Leutnant Hans Grafen von Sponeck (Spandau). Hrn. Adolf Grafen von Arnim (Dresden). Hrn. Albrecht von Holl⸗ mann (Antwerpen. z. Zt. Berlin).

Gestorben: Hr. Rudolf von Kuenheim (Deutschendorf, Ostpr ). Hr. Hans von Briesen (Groß Salze).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin.

Verlag der Expedition (Heidrich) ö ern fin. (4113

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagtanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Zehn Beilagen (einschließlich Börsen⸗Bellage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

M 48.

* *

Berlin, Montag, den 24. Februar

Aichtamlliches.

Uebersicht der Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren für die Zeit vom 1. April 1912

bis zum Schlusse des Monats Januar 1913.

( 1 .

Bezeichnung

der Einnahmen . im Monat Januar

Lausende Nummer

Mb

3 9

Die Solleinnahme nach Abzug der Ausfuhrvergütungen usw. hat betragen vom Beginne des Rechnungsjahrs bis zum Schlusse des Monats

Die Isteinnahme hat betragen Im Reichshaushalts⸗ W etat ist die

vom Beginne des Ginnahme für das

im Rechnung iahrs. Rechnungsjahr 1912

Monat! Tanuar bis zum Schlusse peranschlagt auf Monat Januar des Monatz schlag ]

Januar Januar M b Mb Mb 7

1 9 6

J . 78 095 902 J 1260 487 , . 3568911 . 11 635 313 J 5 282 170 Verbrauchsabgabe für Branntwein. 20 462 138 Essigsäureverbrauchͤ abgabe ..... 68 305 Schaumweinsteuer .... Leuchtmittelsteuer. , Bhusteuer und Uebergangsabgabe von JJ Spielkartenstempel w . ö , 86 706 Reichsstempelabgaben: w , 5 8 33 B. von Gewinnanteilschein- und Zins⸗ J 1279 275 C. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs⸗ J i 99 684 D. von Lotterielosen: a. für Staatslotterien... : 0 JJ, 461 378 J. von Frachturkunden. .... 3088 7. von Personenfahrkarten .... von Erlaubniskarten für Kraftfahr⸗ , . . von Vergütungen an Mitglieder von Aufsichtsräten..... JJ von Grundstücksübertragungen ö

Statistische Gebühr....

668 521 189

699 308 000 12290000 29 983 000

143 500 000 52 546 780 49 255 304 59 167 000

170 031 4466 156 073 287 195 046 000 787 885 56 958 579 876 733 000

8 837229 9468 170 11 329 000

3693 042 1 24 11 898180 1 653 000

8 524 409 00 . 18 210 000

= *

620 301 073 9389 033 29 008 482 122 263 087

8 975 043 34 498 900 146 872 469

1 z 1 1

99979 576 320016 105 865 352 122 100 000 n ,, 1619885 1852 450

848 972 16 832 329 17954000

5619 435 48 390 154

62 940 000 ] 541 400 7 588 624 665 6900 21 520 698 24 640 000 36 605 500 10 902 000

2520000 29 363 752 497 484 9185 716

446 567 15 577 460 17370 000

2061366 258 22 070 000

168 643 3 543 93 3440000

4 840 846 5900000 2596 797 3234 000 31 847 433 40 640 000 16338 731 18 000 000 33 945 346 43 500 000 1702 774 1632 450.

4939639 252 666 2649 333 842 32 497 368 2922950 16338 731 2056609 33 945 346 23272

1728203 167 229

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 139. Sitzung vom 22. Februar 1913, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“ .)

Ueber den Beginn der Sitzung, in der die zweite Beratung des Etats der Handels- und Gewerbeverwaltung bei dem Kapitel der dauernden Ausgaben „Handels- und Gewerbeverwaltung“ fortgesetzt wird, ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Graf von Spee Gentr.): Die Landwirtschaft wird durch industrielle Anlagen ohne Zweifel schwer geschädigt. Leider ist es in vielen Fällen nicht möglich, auf Grund der Gesetzgebung eine Ent—

zädigung für die Betroffenen zu erwirken. Ich erinnere mich eines Falles, wo trotz erheblicher Schäden für die Landwirtschaft durch solche industriellen Anlagen nach Lage der Gesetzgebung die Leistung von Schadenersatz nicht durchgesetzt werden konnte. In der Nähe von Neuß soll eine Zinkhütte erbaut werden in einer Gegend, wo große Villenbauten vorgesehen sind. Durch diese Anlage müßte die Land— wirtschaft zweifellos schwer geschädigt werden. Eme wissenschaftliche Autorität hat festgestellt, daß sich die Schädigung durch die in der Fabrik erzeugten schwefligen Dämpfe auf eine Entfernung von 13 bis 15 km erstrecken würde. Ein anderes Gutachten be— tont namentlich die schwere Schädiaung durch die Verunreinigung des Grundwassers. Ein bekannter Professor bezeichnet die ganze An⸗ lage als einen Hohn auf die moderne Hygiene. Um die schwere Schädigung der Landwirtschaft durch diese Fabrikanlage zu verhindern, würden teuere Anlagen erforderlich sein, sodaß die davon betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe Fcchon gar nicht für diese Kosten auf— kommen können. Die Bestrebungen zum Schutze der Natur sollten sich auch auf den Schutz vor solchen industriellen Anlagen erstrecken. Ich hoffe, daß der Minister pflichtgemäß die Angelegenbeit genau prüft, bevor er seine Genehmigung erteilt. Der Abg. Engelbrecht hat schon darauf hingewiesen, daß durch die Verunreinigung des Wassers infolge der Fabrikabwässer eine schwere Verseuchung unter den Viehbeständen eintreten kann. Ich fühle mich beinahe versucht, den bereits im Jahre 1909 von dem Abg. von Pappenheim und mir gestellten Antrag zu erneuern, wonach bei der Entscheidung über die Genehmigung von solchen Anlagen der Handelsminister nicht mehr allein zuständig sein soll. Ein solcher Antrag würde auch wiederum die Mehrheit des Hauses haben. Dabei darf ich bemerken, daß das Urteil, welches Professor Bernhardt über meinen Antrag gefällt hat, auf einer völligen Verkennung der Tendenz desselben beruht. Ich erkenne vollständig an, daß das jetzige Genehmigungsverfahren viel zu weitläufig ist, viel zu lange dauert; aber ohne die Wahrung erwachsener Rechte und berechtigter Interessen darf man doch absolut die Genehmigung nicht geben. Das ist die Tendenz des Antrags. Daß man die Interessen der Landwirtschaft nicht ohne weiteres preisgeben darf, ist gewiß auch die Ansicht des Piofessors Bernhardt selbst. In den beiden vorgetragenen Fällen, die das Wohl weiter Kreise berühren, bitte ich den Minister, seinen Einfluß geltend zu machen.

Unteistaatssekretär Sch reiber; Ich kann bestätigen. daß der Bezirksausschuß in Düsseldorf der Rheinisch-Nassauischen Bergwerks⸗ und Hütten⸗Aktiengesellschaft in Stolberg die Genehmigung erteilt hat, im Landkreise Neuß eine Zinkhütte nebst Rösthalle und Schwefel⸗ säurefabrik zu errichten. Gegen diese Genehmigung hat Düsseldorf Rekurs eingelegt, und die Angelegenheit schwebt heim Handelsminister. Das Material ist erst vorgestern beim Ministerium eingegangen und erst gestern zu meiner Kenntnis gekommen, hat aiso von mir noch nicht durchgearbeitet werden können; aber auch abgesehen dabon, würde es im gegenwärtigen Stadium ganz unmöglich ein, auf die Einzelheiten, auf das Für und Wider einzugehen. Zwetfelloz bringen derartige Anlagen Snbstanzen hervor, welche ihrer

Natur nach geeignet sind, die Umgebung zu schädigen; das Handels⸗ ministerium ist sich über die Bedeutung der Frage der Genehmigung solcher Anlagen auch völlig klar; es weiß sehr wohl, daß es aufs veinlichste zu prüfen hat, ob die Anlage nach Benutzung der neuesten Eifindungen zur Zurückhaltung der schwefligen Säure und nach Erfüllung der ihr vom Bezirksausschuß in erster Instanz auf⸗ erlegten Bedingungen nicht doch imstande sein wird, erhebliche Schädigungen der Nachbarschaft herbeizuführen. Es ist des⸗ halb höchst wahrscheinlich, daß es notwendig sein wird, eine Verhandlung an Ort und Stelle seitend des Handels⸗ ministeriums mit den Beteiligten unter Zuziehung der technischen Deputation für Handel und Gewerbe vorzunehmen. In diesem Termin werden alle Bedenken, welche der Vorredner angeführt hat, ein⸗ gehendster Prüfung unterworfen werden. Die von einer Gemeinde des Kreises Neuß erhobene Beschwerde ist nicht fristgerecht, d. h. nicht innerhalb der vorgeschriebenen 14 Tage nach Veröffentlichung im Amtsblatt, eingereicht worden. Nichtsdestoweniger ist das Handels⸗ ministerium auch für solche Beschwerde Rekursinstanz, und die Be⸗ schwerde wird eingehender Erörterung zu unterziehen sein. In der Voraussicht, daß nach der Gepflogenheit die Beschwerde dieser Land⸗ wirte auch erörtert werden soll, haben wir die Absicht, den Herrn Landwirtschaftsminister zuzuziehen, und sind bereit und gewillt, falls dieser es wünscht, auch landwirtschaftliche Sachverständige zu hören. Durch dieses große Entgegenkommen über das Gesetzliche binaus wird, wie ich glaube, den Wünschen des Grafen von Spee Rechnung getragen werden.

Di

Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow:

Herr Abg. Graf Spee hat der besprochenen Frage über den Einzelfall hinaus noch eine allgemeine Bedeutung insowelt beigelegt, als er wieder auf den Wunsch zurückgenommen ist, daß die Ent⸗ scheidungen über die Konzessionierung gewerblicher Anlagen in der Rekursinstanz nicht dem Minister für Handel und Gewerbe allein, sondern in Gemeinschaft mit dem Herrn Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten übertragen werden sollte. Ich möchte auch diese Gelegenheit nicht versäumen, dagegen Widerspruch zu erheben. Sie haben aus den Worten des Herrn Unterstaatssekretärs gehört, daß wir in dem Düsseldorfer Falle, wie wir es immer in ähnlichen Fällen tun, wo landwirtschaftliche Interessen mit in Frage kommen, den Herrn Landwirtschaftsminister zum Worte kommen lassen. Sollte aber die Folgerung gezogen werden, daß er eine Mitentscheidung hätte, so müßte in gleicher Weise der Minister für öffentliche Arbeiten, wenn baupolizeiliche Fragen, der Minister des Innern, wenn feuer⸗ polizeiliche oder gesundheitspolizeiliche Fragen zur Erörterung stehen, mitentscheiden; dadurch würde das Gegenteil von dem erreicht, was allgemein angestrebt ist, nämlich eine Beschleunigung des Verfahrens; es würde eine weitere Verzögerung eintreten.

Aber der Vorschlag hat noch ein anderes Bedenken. Herr Abg. Graf Spee hat gesagt: bei Meinungsverschledenheiten hat das Staatsministerium zu entscheiden. Verzeihen Sie, wenn ich den Aus⸗ druck gebrauche: das ist ein staatsrechtlicher Irrtum. Bei Meinungs⸗ verschiedenheiten zwischen Ministern ist nicht das Staatsministerium oberste Instanz. Es ist nur dann oberste Instanz, wenn es durch Gesetz dazu bestimmt ist, z. B. bei Entscheidungen im Disziplinar⸗ verfahren. Im übrigen, wenn zwei Minister, die gemeinsam zu ent scheiden haben, sich nicht einigen, so kann keine Entscheldung gefällt werden. Wenn von dem zur Mitentscheidung berufenen Landwirt- schaftsminister Widerspruch gegen die vom Handelt minister beabsichtigte

Erteilung einer Konzession erhoben würde, so würde die Fabrik die Konzession nicht erhalten können. Wenn Herr Abg. Graf von Spee das wünscht ich kann so weit nicht gehen. Das würde eine Ver⸗ schlechterung des bisherigen Zustandes zu Ungunsten der Industrie sein, der ich notgedrungen entgegentreten muß.

Abg. Borchardt⸗Berlin (Soz.): Ich bedauere, daß die Be⸗ richte der Gewerbeinspektoren für das vergangene Jahr uns noch nicht vorliegen. Wir sehen uns zu unserem Bedauern deshalb genötigt, bei

er dritten Lesung nochme

Wenden bemerke ich,

Der bg. von Wende t den * kämpfung der Sozialdemokratie berufen, bei uns ist dieser Verband unter dem Namen „Reichslügenverband“ bekannt. Eine Schokoladen⸗ fabrik in Liegnitz, die dafür bekannt ist, daß sie oft um Verlängerung der Arbeitszeit und Bewilligung von Ausnahmetagen einkommt, hat eine solche Bewilligung von dem Gewerbeinspektor nur unter der Be⸗ dingung erhalten, daß die Arbeiterinnen einen Lohnzuschlag von 20 erhielten, der Handelsminister hat aber dieses Vorgehen des Gewerbe⸗ inspektors nicht gebilligt. Gegen die Bäckereiverordnung hat sich ein

Schutzverband gebildet; es ist doch aber Pflicht der Gewerbeinspek⸗ toren, auf die Reinlichkeit in den Bäckereien zu sehen. Die Bäcker⸗ meister haben in einer Versammlung des Schutzverbandes darauf hin⸗ gewiesen, wie es vor hundert Jahren in den Bäckereien ausgesehen habe, sie haben sich als die beste Stütze von Thron und Altar bezeichnet, sie stellen aber ihre persönlichen Interessen allen anderen Interessen voran und beschweren sich über die Gewerbeinspektoren, die für die Innehaltung der Gesetze sorgen; sie behaupten auch, daß durch die Ein⸗ richtungen in den Bäckereien noch kein Arbeiter zu Schaden gekommen sei, es kommt doch aber nicht, nur auf die Gesundheit der Arbeiter, sondern auch auf die des Publikums an, das essen muß, was in den Bäckereien gebacken ist. Uebrigens sind auch Bäckergesellen an Tuber⸗ kulose und anderen Krankheiten, die sie sich natürlich im Berufe zu⸗ gezogen haben, gestorben. Die Bäckermeister berufen sich auf den Abg. Mugdan, der sich zwölf Bäckereien angesehen und sich dann über die Härte der Gewerbeinspektoren geäußert hat. Ich bitte den Minister, dafür zu sorgen, daß die Gewerbeinspektoren sich nicht durch irgend welches Gerede in der Ausübung ihrer Pflichten irre machen lassen.

Abg. Dr. Schmitt (Sentr. : Ueber die zu erwartenden schäd⸗ lichen Wirkungen der Zinkhütte bei Düsseldorf herrscht in der Be⸗ völkerung eine große Erregung, denn ein wissenschaftliches Gutachten, das in allen Düsseldorfer Zeitungen veröffentlicht ist, hat festgestellt, daß noch auf weite Entfernung die Dämpfe aus der Zinkhütte die Ge⸗ sundheit der Menschen zu schädigen geeignet sind, daß das Grund⸗ wasser verschlechtert wird, daß die Obstbdume und Weinberge leiden und das Trink⸗ und Kochwasser verseucht wird, wenn die Anlage ge⸗ nehmigt wird. Die Stadt Düsseldorf hat ihre linksrheinischen Wasserleitungsanlagen wesentlich vergrößert, es besteht aber die Mög⸗ lichkeit, daß die Regierung den Betrieb untersagen müßte, wenn die Zinkhütte genehmigt würde. Wie die Stadt Düsseldorf das größte Interesse daran hat, daß die Anlage unterbleibt, so würde auch der Landkreis Neuß an dieser Industrie keine Freude haben. Ebenso würde die Stadt Benrath in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Gut⸗ achten warnt die Stadt Benrath dringend davor, ihre Zustimmung zu geben, da die Entwicklung der Pflanzen durch das Werk benachteiligt werden würde.

Abg. Dr. Mugdan Gfortschr. Volksp. : Es ist erfreulich, daß die Zahl der Gewerbeinspektoren etwas vermehrt ist, es wird aber doch nicht verhindert werden können, daß eine ganze Anzahl industrieller Betriebe in einem Jahre gar nicht revidiert wird. Die Beschwerden der weiblichen Gewerbeaufsichtsbeamten sind weit zahlreicher als die der männlichen. Ich bitte den Minister, gerade die Zahl der weib⸗ lichen Aufsichtsbeamten bedeutend zu vermehren. Dasselbe gilt von den Aerzten; bei uns sind zu wenig Aerzte in der Gewerbeinspektion, andere Bundesstaaten beschäftigen darin viel mehr Aerzte. Gerade die Berufskrankheiten erfordern die Beaufsichtigung durch den Arzt. Die Arbeiter schätzen die Gewerbeinspektion außerordentlich hoch. Die Gewerbeinspektoren sind allmählich zu Vertrauensmännern der Arbeit⸗ nehmer wie der Arbeitgeber geworden. Deshalb bedaure ich, daß ein Universitätsprofessor unter den Mißständen der Sozialpolitik auch die Gewerbeinspektion angeführt hat. Die Bäckereiverordnung hat aller dings die Gewerheinspektion in Berlin falsch behandelt. Der Abg. Borchardt sagt, es starben Arbeiter an Tuberkulose und anderen Krank⸗ heiten, die sie sich natürlich im Berufe zugezogen haben; dieses „natür⸗ lich“ ist charakteristisch für den Abg. Borchardt. Als ob niemals Ar⸗ beiter an Krankheiten sterben können! Der Abg. Borchardt scheint nicht zu wissen, um was es sich beim Kampf um die Bäckereiverord⸗ nung handelt. Gewiß muß in Bäckereien die größte Sauberkeit herrschen, aber gerade in der sozialdemokratischen Bäckerei in Magde⸗ burg ist öffentlich der größte Schmutz festgestellt worden. Der Abg. Bebel selbst hat das für Schweinerei erklärt. Wir wollen nicht im entferntesten an der Bäckereiverordnung rütteln. Hier handelt es sich um nichts weiter als um bauliche Bestimmungen, darum, daß die Bäckereien seit früheren Zeiten eine Höhe haben, die die Gewerbe⸗ aufsicht für zu gering erachtet. Hygienisch ist es absolut zweifelhaft, ob eine Bäckerei parterre besser untergebracht ist, als im Keller. Meines Grachtens ist das letztere besser. In den Parterreräumlich⸗ keiten vermehren sich die rheumatischen Krankheiten, während der Ge sundheitszustand in den Kellereiräumen tatsächlich durchaus zufrieden stellend ist. Ich habe mich selbst davon überzeugt und festgestellt, daß Gesellen 5—7 Jahre, in einem Falle selbst 15 Jahre, in diesen tätig gewesen sind, ohne von Krankheiten heimgesucht zu werden. Es scheint mir, daß die Sozialdemokraten gegen die Bäcker so vorgehen, weil sie mit ihrer Agitation bei den Bäckergesellen nicht gut abgeschnitten haben. Das Bäckereigewerbe hat sich bisher von der Sozialdemokratie so ziemlich ferngehalten. Der Streit dreht sich nur darum, daß die Räume nicht 2,90 m, sondern vielleicht nur 2,85 mm hoch sind, also um eine Differenz in bezug auf die Tiefenlage. Jedenfalls besteht gegen die Befristung der Dispense ein berechtigtes Bedenken. Denn diese Befristung liefert die Bäcker der Willkür der Behörden aus. Gerade vom politischen Standpunkt muß gegen die Befristung Einspruch er⸗ hoben werden. Der Abg. Borchardt hat bei Besprechung der Bäckerei⸗ verordnung auch den Schutzverband gegen die Bäckerei erwähnt. Er hat an die Hundertjahrfeier erinnert und aus einer Verhandlung der Bäcker geschlossen, daß diese von Freiheit nichts wissen wollen. Das ist durchaus nicht der Fall. Was die Sozialdemokratie in der Ber liner Stadtverordnetendersammlung am vorigen Donnerstag inszeniert hat, und was von dem Abg. Cassel .. . (Präsident: Ich vermag den Zusammenhang dieser Aktion mit dem vorliegenden Thema nicht einzusehen) den Zusammenhang hat der Abg. Borchardt hergestellt was die Sozialdemokraten am Donnerstag gemacht hben, und was der Abg. Cassel schon gebührend zurückgewiesen hat, war ein Schlag für unsere gesamte Bevölkerung und nebenbei eine außerordentliche Dumm⸗ beit vom Standpunkte einer demokratischen 6 denn das ge⸗ samte preußische Volk hat sehr wohl Veranlassung, sich gerade in diesem Jahre der glorreichen Taten zu erinnern, die es vor 100 Jahren geleistet hat. Es ist eine Volksfeier, die wir feiern, eine Feier dessen as vor 100 Jahren ein gedemütigtes und ausgesogenes Volk bur seine Vaterlandsliebe getan hat, und das Verhalten der Sozialdemo⸗ kratie zeigt, wie bar sie der patriotischen Gefühle ist, die uns gerade in diesem Jahre heseelen. . .

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