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schreite. Um nun dieser Musik die archaisierende Klang⸗ farbe zu geben, hat Strauß seln Orchester auf ein Mindestmaß verkleinert; es besteht nur aus 36 Mann mit eigentlich solistischer Kammermusitbesetzung. Aber mit diesem kleinen Orchester verrichtet er wahre Wunderdinge. Die Musik klingt, als stamme sie aus alter Zeit, birgt aber in Wahrheit ganz neuartige Klangwirkungen, technische Feinheiten von höchstem Reiz, die voll zu würdigen, eigentlich nur dem Musiker von Fach gegeben ist. Ein Meisterstũck f schon die im altitalienischen Stil gehaltene Ouverture zu dem Molisdreschen Lustspiel, die das Ganze einleitet, und von zier⸗ lichster Faktur eine schon im ersten Akt vorkommende Arietta, deren Weise sich später in der Oper Ariadne auf Naxos“ wiederholt. Schon die witzigen musikalischen Illustrationen, die das Auftreten des Tanzmeisters, des Fechtmeisters, des Schneiders und das Auftragen der einzelnen Speisen begleiten, gemahnen an den geistreichen Schöpfer der symphonischen Dichtungen Till Eulenspiegel! und „Don Quixote“, und die burleske Musik der Opera buffa. „erbinetta und Ihre vier Liebhaber rückt die Meisterschaft des Komponisten auf dem Gebiete des mustkalischen Qumors vollends in das hellste Licht. Das Quartett der vier Liebhaber Harlekin, Scaramuccio, Truffaldino und Brighella, dem sich der leichtbeschwingte Koloratursopran der Zerbinetta anreiht, steht in wirksamstem Gegensatz zu den ebenfalls auf fünf Stimmen verteilten Partien der ernsten Oper „Ariadne auf Naxos‘. Mit dieser ernsten Oper hat sich Strauß die schwierigste Aufgabe gestellt; hier soll man, die burleske Umrahmung des ganzen, den Eindruck des Spiels im Spiel vergessend. sich von der heroischen Geste, von der leidenschaftlichen Tonsprache, die im Liebesduett zwischen Bacchus und Ariadne einen gewaltigen Aufschwung nimmt, völlig gefangen nehmen und in jene höheren und reineren Regionen der Kunst entrücken lassen, in denen Alltag und Wirklichkeit in „wesenlosem Scheine“ unter uns liegen. Ob diese Zumutung, die Strauß an sein Publikum stellt, jemals erfüllt werden wird, ist eine Frage, die erst die Zukunft beantworten kann, wenn das Publikum vertrauter mit dem Werk geworden sein wird. Gestern schien es jedenfalls nicht so. . '.
Wie anderwarts, so war nämlich auch hier der äußere Erfolg der Gesamtaufführung, die man sich kaum besser wünschen könnte, nicht allzu groß. Moltores Lustspiel Der Bürger als Edelmann“, das an und für sich schon etwas verstaubt und veraltet anmutet, vermag in der stark abgeänderten und abgekürzten zweiaktigen Fassung, die es sich bier gefallen lassen mußte, nicht recht zu zünden; daran Lonnte Vollmers Prachtleistung als Jourdain nicht, viel ändern, und auch die Würze des prickelnden musikalischen Beiwerts täuschte darüber nicht hinweg. Erst nach einer Stunde dringt man zu dem eigentlichen Kern der Sache, zur Opernaufführung, vor, die dann, von einem kurzen Epilog Jourdains ahgesehen, bis zum Schlusse dauert. Für diese Opernaufführung sind Worte höchster An— erkennung nicht zu viel, wenn man die ungeheueren Anforderungen bedenkt, die Richard Strauß in dieser scheinbar so leicht dahinfließenden Musik an die Ausführenden gestellt hat. Ge— sanglich am dankbarsten sind Ariadne, und Bacchus bedacht, die in Frau Hafgren⸗Waag mit ihrer jugendfcischen. quellenden Sopranstimme und in Herrn Jadlowker, der schon in Stuttgart den Bacchus sang, die denkkar besten Vertreter hatten. Die Schwierig⸗ keiten beginnen erst bei dem Terzett der Damen Andrejewa; Skilondz (Na jade), Arndt⸗Ober (Dryade) und Easton (Echo), die Vollendetes gaben, und häufen sich bei den Ensembles der Herren Hoffmann (Harlekin), Sommer (Scaramuccio, Mang (Trufsaldinc), Henke (Brighella), sowie ganz besonders bet den Koloraturgesängen der Zerbinetta, in denen die Münchener Hofovpernsängerin Frau Hermine Bosetti eine kaum zu übertreffende Meisterleistung bot. Mu sikalisch stand die Aufführung unter dem Kapellmeister Leo Blech, der alle Feinheiten der Partitur aus seinem ideal besetzten Kammerorchester herausholte. Von großem Geschmack war die Gestaltung des Bühnenbildes, besonders reizvoll und geschlckt, zeitgemäß und stimmungsvoll stilisiert, die Szene auf der Szene. Unter den Mitwirkenden des Lustspiels sind noch die Damen Butze, Heisler, Arnstädt, die Herren Sommerstorff, Kraußneck, Geisen— dörfer, von Ledebur und Eggeling mit Anerkennung zu nennen, desgleichen die Tänzerinnen Fräulein Peter (Schneidergeselle) und Gageike (Küchenjunge) — Eine interessante Zuhörerschaft,
in der dle Kunstwelt Berlins zahlreich vertreten war — man sah im ersten Rang auch Albert Niemann — füllte das Parkett und die Ränge und folgte mit Aufmerksamkeit dem Werk. Den stärksten Beifall fand bei offener Szene Frau Bosetti nach ihrem Vortrag der Koloraturarie der Zerbinetta. Zum Schluß wurde Richard Strauß mit den Darstellern und Sängern wiederholt her⸗
vorgerufen.
Im Königlichen Opernhause findet morgen. Sonnabend, ein Gastsplel des Herrn Bernal Resky, früheren Mitgliedes der Naiserlichen Oper in St. Petersburg sowie des Metropolitan⸗Opernhauses, statt; Herr Resky wird den Tonio in Leoncapallos Bajazzi' singen, mit ihm sind Fräulein Engell, die Herren Berger, Philipp, Funck in den Haupt⸗ rollen beschäftigt. Vo ausgeht „Cavalleria rusticana“, mit Frau Kurt als Santuzza und Herrn Maclennan als Turiddu; Frau von Scheele Müller, Fräulein Parbs und Herr Habich sind die Vertreter der übrigen Hauptrollen. ; .
Im Königlichen Schauspielhause findet morgen die ersie Wiederholung von Ariadne auf Naxos“, Oper in einem Att von Hof⸗ mannsthal, Musik von Richard Strauß, und zugleich das zweite und letzte Gastspiel der Königlich bayerischen Kammersängerin Frau Hermine Bosetti als Zerbinetta statt. Auch die andere Be⸗ setzung der Hauptrollen ist genau wie in der Erstaufführung: Ariadne: Frau Hafgren⸗Waag; Bacchus: Herr Jadlowker usw. Der Kapell⸗ meister Blech dirigiert. .
Im Deutschen Op ernhaus muß heute abend aus technischen Gründen (vgl. Mannigfaltiges) anstatt der ursprünglich angesetzten ‚Oberon*⸗Aufführung „Figaros Hochzeit“ gegeben werden.
(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)
Mannigfaltiges. Berlin, 28. Februar 1913.
Die gestrige Sitzung der Stadtverordneten leitete der Vorsteher Michelet mit einem warm empfundenen Nachruf für den verstorbenen Charlottenburger Oberbürgermeister Schustebhrus ein. — Nach Erledigung kleinerer Vorlagen wandte sich die Versamm. lung der Beratung des Stgdthaushaltsetats für 1913 zu. Der Etat schließt in Einnahme und Ausgabe mit der Summe von 373 264334 6 ab. Zur Balanzierung sind 87 750 000 M aus Personal⸗ uud Realsteuern zu decken, und es sind erforderlich: 100 v. H. der Gemeindeeinkommensteuer 43 800 000 M, 180 v. H. der Gemeindegrundsteuer 29 000 000 S6 und 165 v. H. der Gewerbe⸗ steuer 14 950 000 S½.. Unter den Erträgen der festen Steuer sind eingesetzt u. a.. Biersteuer mit 1495 000 S6, Umsatzsteuer 4128 368 M6, Kinematographensteuer mit 1250 009 46. Auf Antrag des Stadtv. Cassel beschloß die Versammlung nur die Einführungsrede des Kämmerers entgegenzunehmen und in die Beratung des Etats selbst erst in nächster Sitzung einzutreten. Der Stadtkämmerer Boeß nahm darauf das Wort, um in klaren Ausführungen die einzelnen Kapitel des Haushaltsplans durchzusprechen und allgemeine Erläuterungen über die städtische Finanzpolitik zu geben. — Von den weiteren Gegenständen der Tagesordnung führte nur die Vorlage, betreffend den Abschluß eines Vergleichs mit der Eigentümerin des Ritterguts Tegel. wegen der, Inseln Scharfenberg, Bgum werder und Lindwerder im Tegeler See, zu einer kurzen Aussprache. Wenn auch über das Vorgehen des Magistrats bei dem Rechtsstreit die Meinungen geteilt waren, so billigten doch sämtliche Redner den Vergleich, der auch von der Ver— sammlung genehmigt wurde. — Auf die öffentliche folgte eine geheime
Sitzung. .
Anläßlich des Todes des Oberbürgermeisters Schu stehrus ist, W. T. B. zufolge, dem Magistrat der Stasct Charlottenburg von Seiner Majestät dem Katser und König ein Bei⸗— le idstelegramm zugegangen. Die von der Stadt Charlotten— burg veranstaltete Trauerfeier für den verstorbenen Oberbürgermeister
findet am Sonntag, Mittags 12 Uhr, in den Festsälen des Rathausez statt. Der Zutritt kann nur gegen Karten gestattet werden. Nach der Trauerfeier begibt sich der Zug nach dem Bahnhof Westend nicht wie ursprünglich gemeldet, nach dem Bahnhof Charloitenburg), von wo die Leiche zur irn n nach Thorn übergeführt wird. An den Beisetzungsfeierlichkeiten daselbst am 3. März werden je vier Mitglieder des Magistrats und der Stadtveroꝛduetenversammlung von Charlottenburg teilnehmen.
Im Deutschen Opernhause in Charlottenburg ereignete sich gestern ein Betriebsunfall. Bei den Vorbereitungen für die Abend vorstellung brach eine der Stangen, die den Kuppelhorizont tragen, und die Kuppel stürzte auf den Bühnenboden, wobei ein zweimaliger Bruch erfolgte. Menschenleben gerieten nicht in Gefahr, da die Bewegung der Kuppel stetz, durch Fernsteuerung erfolgt. Der Unfall ereignete sich folgender maßen; Als der gewaltige Kuppelhorizont, der ein Hauptbesiandtell der vielbewunderten Fortunybeleuchtung bildet, für die Abend- sienerie um einige Zentimeter tiefer gesenkt werden sollte, brach, wahr., scheinlich infolge eines Materialfehlers, eine der hinteren Stangen, an denen der Horizont hängt. Infolgedessen stürzte der Horizont herunter. Obwohl er nur nicht ganz 2m über dem Bühnenboden hängt, so führte der Sturz doch infolge der gewaltigen Masse der Kuppel ssie ist 18 m hoch, 18m breit, 16 m tief) und des großen Gewichts von 20 000 kg. zu einem zweimaligen Knicken der fstarren Eisenkonstruktion. Glücklichermise war die Bühne, soweit sie von der Kuppel umfaßt wird, im Augh— blick des Unfalls von Menschen leer, da grun dsätzlich bei jeder &. wegung der Kuppel alle Arbeiter aus deren Nähe entfernt werden. Diese Sicherheitsmaßregel wird dadurch ermöglicht, daß alle Be— wegungen der Kuppel mittels Druckknopfsteuerung erfolgen. Die Kuppel wird nunmehr völlig auseinandergenommen, und es dürste durch angestrengte Arbeit möglich sein, die Bühne bis zur, heutigen Vorstellung für die Aussührung wieder frei zu machen. Die gestrige Aufführung der ‚Lustigen Weiber von Windsor“ mußte auecfallen.
Königsberg i. Pr., 28. Februar. W. T. B). Amtlich wird gemeldet: Am 27. Februar um 8 Uhr 5 Minuten Abends wurde vom D-Zug 4 in Kilometer 597,82 der Strecke Königsberg — Evdtkuhnen ein. Fuhrwerk überfahren. Letzteres ist anscheinend infolge Schlafens des Kutschers in einer Zugspause von einem die Bahn in Kilometer 597 454 rechtwinklig kreuzenden, mit Schranke und Beleuchtung versehenen Uebewmang zwischen den Bahnkötper gelangt, zwischen den Gleisen entlang ge— fahren und vom D-Zug 4 erfaßt worden. Kutscher und Pferd wurden getötet, der Wagen zertrümmert. Der Besitzer des Fuhr— werks ist noch nicht ermittelt.
Bitterfeld, 27 Februar. (W. T. B.) Das Luftschiff „P. L. 14, das bereits heute vormittag zwei Werkstättenflüge unternommen hatte, stieg heute nachmittag 4 Uhr 14 Minuten zur amtlichen Geschwindigkeirsfahrt auf. Führer war der Haupt— mann Dinglinger, an Bord befanden sich außerdem noch die vier Herren der russischen Abnahmekommission. Das Luftschiff erfüllte die Abnahmebedbingungen hinsichtlich der Geschwindigkeit vollkommen und landete um 5 Uhr 15 Minuten glatt vor der Halle.
Paris, 28. Februar. (W. T. B.) Die Kirche von Neuillr—
Plalsanee (Departement Seine et⸗-Dise) wurde vergangene Nacht von bisher unbekannt gebliebenen Uebeltätern vollständig ver— wüstet. Alle Kruzifixe, Heiligenbilder, Altäre und gottesdienstlichen Gegenstände wurden zerstört.
San Sebastian, 28. Februar. (W. T. B.) Das Theater Des beau arts ist gestein duich eine Feuersbrunst zer stötrt worden. Das Feuer griff weiter um sich, und es wurden ins gesamt sieben Gebäude ein Raub der Flammen. Bei den Töscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann schwer verletzt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater. Königliche Schauspiele. Sonn ⸗ (Myisst)
abend: Opernhaus. 57. Abonnementsvor⸗ — ö, stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ Oghiyus, HJ gehoben. Cavaieria rüstigcamna. Vorperkauf an, der C(Bauernehre.) Oper in einem Aufzug
von Pietro Mascagni. Is gr.
gleichnamigen Volksstück von G. Verga. .
Musikalische Leitung; Sen Kapellmeister Dr. Besl. Regie: Herr Regisseur Bach⸗
Bajazzi.
Gastspiel des Deutschen Theaters
im Zirkus Schumann:
Mittwoch, den 12. März: König
Tageskasse des Deutschen Thegters und bei A. Wertheim Text nach dem täglich; für Oedipus“ ab Sonntag, den
Schillertheater. O. (Wallner, Theater
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Konzert. — Abends: Üriel Acosta. Montag: Der Andere.
grãäfin.
Trauerspiel in fünf Aufzügen von Friedrich Schiller.
fs. — Abends Musik von G. Lehnhardt.
Musik von renn n ne Bren e, . .
) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Orpheu as große Syezialitätengrogramm.
, n,. . 3 in der . Abends: Die — Nachmittags und Abends: Zum Schluß:
mittags 3 Uhr: zallenstein od. gde ne, ü, . ö.
x ; ; Montag und folgende Tage: ie ; Abends 8 Uhr: Die Reise 8 ö
8 Kerliner Theater. Sonnabend, Nach Ml herz erte ln go tuns n. .' Studenteng ˖räfin.
mann. Chöre. Herr Professor Rüdel. mittag 4 Uhr: Pension Schöller. Posse sangsposse in 7 Bildern von H. Salingrs.
(Eas liacei.) Opgr in in 3 Aufzügen von Carl Lau
zwei Akten und einem Prolog. Musik 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit
am MUNollendorsplatz. Dirhus Schumann. Sonnabend
theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Sonnabend, Nachmittags 33 Uhr: Minna Keine Zirkusvorstellung, onde n Mittwoch, den 5. März: Jedermann. Uriel Acosta. Trauerspiel in fünf Auf⸗ von Barnhelm oder? Das Soldaten⸗ „Zirkusball der Karikaturisten“. An.
zügen von Karl Gutzkow. . Lustspiel in fünf Aufzügen von fang 9 Uhr. essing. — Abends S Uhr: Die Studenten⸗ a 354 Operette in drei Aufzügen. Abends 75 Uhr: 2 große Galavor—
Sonntag, Nachmittags 39 Uhr und
stellungen. — In beiden Vorstellungen:
p 795 Uhr: Große Galavorstellung.
; . Residenzthegter. Sonnabend, Abends — Zum Schluß; Die große Prunk, Sonntag, Nachmittag? 3 Uhr; König s . . J Prästdeutin. (Ua
pantomime: „Sevilla“. Sonntag, Nachmittags 33 Uhr und
Di R. Le cabé F deuts Ges. i — R lf 6 3: Di d ĩ f , 5 und Dichtung von R. Leoncapallo, deutsch Gesang und Tanz in 4 Alten von Rudolf Lear. Abends; Die Reise durch game 1a Presidente.) Schwank in drei hen! wih. nr e Bor tel !ngen,
von Ludwig Hartmann. Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl.
Derr Professor Rüdel. (Taddeo: Herr Bernal Resky vom Metropolitan Opera zauber. House in New York als Gast) Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 72. Kartenreservesatz. Das Abonnement, die standigen Fefervale Straße.
aufgehoben. Ariadne auf Naxos. Sper Henrik Ibsen. in einem Aufzuge, von Hugo bon Hof⸗ . Son mannsthal. Mufik von Richard Strauß. Frankfurter.
Zu spielen nach dem Bürger als Edel⸗ ö
mann“ des Molière. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech. (Zerbinetta: . Hermine Bosetti vom Königlichen 8 Uhr: Rose Bernd.
Hof. und Nationaltheater in Munchen fünf Akten ven Gerhart Hauptmann.
als Gast.) Anfang 74 Uhr. Sonntag: Opernhaus.
jenst⸗ eivlätze Prinzip. ; mentsvorssellung. Dienst⸗ und Freiplätze RMörkig. Zum 800. Male; Rofen⸗ lich? n'lguüs in.
and aufgehoben. Tannhäuser und der ö , n,. auf Wartburg. Ro⸗ montag. mantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. Anfang 71 Uhr.
gehoben. Der
Richard Wilde und C. G. von Negelein.
Anf Uhr. Anfang 74 Uhr Erfte Warnung.
Debet und Kredit.
Dentsches Theater. Sonnabend, Abends 73 Uhr: Der lebende Leichnam.
Kammer syiele.
Sonnabend, Abends 3 Uhr: Schöne Stiftung sfest. Abends 8 Uhr: Die
Frauen. Generalseste.
Sonntag und Montag: Frauen.
Sch õne
Generalsecte.
Musikalische Bernauer und Rudolph Schanzer.
20 Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Regie: Herr Regisseur Bachmann. Chöre: Rosinen. — Abends: Filmzauber. w Montag und folgende Tage: Film⸗
Sonntag und Montag: Die fünf
Sonntag, ö . ,, . versunkene Glocke. — ends: Das Augustin. a8. bonne He nn und folgende Tage: Der selige Touypinel. — Abends: Wenn Frauen reisen.
Montag und folgende Tage: Wenn
Frauen reisen.
Dentsches Schauspielhaus. Direk. Zoologischer Garten. Kantztraße 12
Schauspielhaus. 58. Abonnementsvor- tion; Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die beiden stellung. Dlenst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ straße 104 - 1042.) Sonnahend, Abends Husaren. Operette in drei Akten von Austauschleutnant. 8 Uhr: Der gute Ruf. Schauspiel in son Jessel.
Möilttärschwank in drei Aufzügen von vier Akten von Hermann Sudermann. ar eg Sonntag: Der gute Ruf.
Montag: Strindberg - Einakterabend: Husaren. Der Stärkere.
Kiomödienhaus. Sonnabend, Abends
Montag und folgende
Berlin in 80 Stunden.
Montag: Gyges und sein Ring. Sonntag
Dentsches Opernhaus. (Char— lottenburg, Bismarck-⸗Straße 34 — 37.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fidelio. Pupypchen.
Montag: Der Waffenschmied.
Montis Operettentheater. (Früher: Neues Theater.) Sonnabend, Abends
Schauspiel in in drei Akten von Leo Fall.
** Jö Theater des Mestens. (Station:
1 Thaliatheater. (Direktion: Kren und Theater in der Riöniggrüätzer retiohCreergchest nn) Sonnabend, Schöne) Sonnabend, Abends s Uhr:
Sonnabend, Abends 74 Uhr:
ö , . 6 ti Weiber von in drei Akten von Curt Kraatz und Jean sowte die Dienst- und Freiplätze sind Braud. Drama in fünf Akten von 12 Die lustigen er
Kren. Gesanggterte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert. Sonntag und folgende Tage: Pupychen.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Lessingthenter. Sonnabend Abends seühr. Ver ließe Augästin. Operelte Bahnhof Friedrich) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Wenn Frauen reisen. Lust⸗ Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Der spiel in vier Akten von Mouezy⸗Eon
3 Uhr: Die fide ö. Der liebe und Nancey. . hbele Rauer . ö. z Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Gestorb en: Hr. Korvettenkapitän 4. 2.
Akten von M. er , und P. . — Nachmittags: „Unter Gorillas“ un olgende Tage: Hö 98: Y ö zrunkpantomime Frau Pra fideutiu ,. Die große Prunkpanto
achrich ten.
e mit Gesang und Tanz Verlobt: Frl. Anna Hesse mit Hin
. en, Leutnant Gerhard von Hasselbat (Stralsund),. — Frl. Marie Helene wu Reichenau mit Hrn. Leutnant Ham Werner Frhrn. von Bretfeld zu Kronch burg (Wiesbaden = Bieslau). —
Geboren: Ein Sohn: Hin. Ibach Balthasar von Dewitz⸗Wangerin (Bran schweig). Hrn. Regierungsassesoh Frhrn. Gustav Frank von Fürstenwut Merseburgs. Hrn. Oberleuhnnt von Zastrow (Neusalz).
Traugott von Koppelow (Dresden- Loh. witz). — . Hauptmann a. D. Alexander von der Marwitz (Pelplin, Westpt). Hr. Hauptmann Wilhelm von cen, thal (Berlin). Hr. Kommissiongta
Frauenfresser. — Abends: Die beiden
Montag und folgende Tage: Die Mener. beiden Husaren.
Schwank in drei Akten von Leo Walther grand.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: So 'n Windhund! — Abends: Majolika.
Tage: Die
Saal Bechstein. Sonnabend, Abends ö,, 75 Uhr: Konzer von Majorie Sotham
(Klapier). Mitw.: Professor Waldemar
Orchester.
Carl Siber (Berlin. — Fr. Brunhild von Prittwitz und Gaffron, geb. bon
D Kouzerte. Puttkamer (Sitzmannsdorh.
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin.
Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.
. Beethoven · Saal. Sonnab., Abends Druck der Norddeutschen Buchdrugerz n
Custspielhaus. (Friedrichstraße 236.) 8 Uhr; Konzert von Victor Wittgenstein Verlagzanftalt, Berlin, Wilhelmstraße Honntag nb Montag:. Der lebende s Uhr; Die Gengralsecke, Lustfpiel Jenn abend, Kbends sn Uhr: Mägjoligg. Chah er mit, Ern nt hä ansen e
Leichnam. (in drei Akten von Richard Skowronnek. S
Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Das Stein und Ludwig Heller.
Zehn Beilagen
einschließlich Börsenbeilage und, Waren zeichenbeilage Nr. 17 A u. 176),
Dirigent: Camillo Hilde⸗
Blüthner ⸗Sanal. Sonnabend, Abends und die offizielle Geminnliste .
Mont d folgende Tage: Ma⸗ 8 Uhr: Fonzert von Emil Telmänyi Wohlfahrtsiotterie zu Zwecken jollrn ö ; (Violine) mit dem Blüthner⸗Orchester.
Deuischen Schutzgebiete.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
M 52.
Denutscher Reichstag. 121. Sitzung vom 27. Februar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von . Wolffs Telegraphlschem Bureau n.)
Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Be⸗ ratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Fest— stellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs— jahr 1913, und zwar „Etat der Verwaltung der Reichtz⸗ eisenbahnen!.
Die Beratung beginnt bei den fortdauern den Ausgaben für die Zentralverwaltung, Titel 1 „Ehef des Reichsamts für die Verwaltung der Reichseisenbahnen ohne Besoldung“.
Dazu liegen vor 1) die Resolution Albrecht (Soz.): Den nichtetatsmäßigen Beamten und sämtlichen Arbeitern der Reichseisenbahnen ist eine Erhöhung ihrer Bezüge von 10— 15 0 zu gewähren;
22) die Resolution der Abgg. Ablaß (fortschr. Volksp.)⸗ Bassermann (nl. ⸗Behrens (wirtsch. Vgg. )⸗Hitze (Zentr.)⸗ von Trampezynski (Pole): .
Den Reichskanzler zu ersuchen, anzuordnen, daß die Ver— waltung der Reichseisenbahnen bei Vergebung von Liefe« rungen, die ganz oder teilweise in der Hausarbeit hergestellt werden,
I) die Berufsorganisationen und Genossenschaften der Haus—
arheiter und Hausarbeiterinnen berücksichtigt,
2) solchen Lieferanten den Vorzug gibt, die für die in der Hausarbeit hergestellten Arbeiten mindestens die von den Berufsorganisationen und Genossenschaften der Hausarbester und Hausarbeiterinnen gezahlten Löhne nachweislich zahlen oder mit den Organisatlonen der Hausarbeiter und Haus⸗ arbeiterinnen Tarifverträge vereinbart haben, oder deren für Hausarbeit gezahlte Löhne von dem zuständigen Fachausschuß als angemessen bezeichnet sind. .
Abg. Fuchs (Soz.): Der Ueberschuß der Reichseisenbahnen hat sich gegenüber dem Voranschlage auch diesmal wieder sehr gesteigert. Wenn der Minister nun ausrechnet, daß bei dem bedeutenden Anlagekapital, das das Reich an die französischen DOstbahnen zahlen mußte, und hei den seither erforderlichen großen weiteren Aufwendungen sich das Kapital nur mit ungefähr 409 rentiert, dann muß man gegen diese Argumentation doch einwenden, daß bei einer Einnahme bon 142 Millionen Mark im Jahre 1911 ein Ueberschuß von 42 Millionen eine ganze bedeusende Sache ist. Dazu kommt, daß ja die Einnahmen dieser Linien noch durch die Rücksichinahme auf strategische Verhältnisse berinträchtigt werden. Darüber genauere Zahlen anzugeben, hat der Minister unterlaffen. Zahlenmäßig kann sich dieler Etat also sehen laͤssen. Deeser Ueber⸗ schuß entspringt zwar einer günstigen wirtschafilichen Konjunktur, man darf aber nie dabei vergessen, daß er durch eine Sparpolitik mit herausgewirtschaftet worden ist. Die Grundfätze ein r gefunden Bahnpolitik sind dag nicht. Wiederholt gefaste Beschluͤsse des Reich tages über Besserstellung der Arbeiter sind einfach nicht be— achte! worden. Ebenso sind die wichtignen und berechtigtsten Forderungen des elsaß-lothringischen Volkes seit Jahren unbe ück— sichtigt geblieben. Ein großer Uebelstand ist, daß noch eine ganze Reihe von Kleinbahnen sich in den Händen von Privatgefellschaften befindet. Diese Bahnen befinden sich in einem geradezu schauder— haften Zustande. Hier muß mit der Verstaatlichung vorgegangen werden. Auch die Kilometerzabl der Eisenbahnen hat sich fast gar nicht vermehrt. Es ist verkehrsfeindlich, wenn die Verwaltung fich immer wieder auf den Boden stellt, daß bei Nuanlagen wenigstens die Garantie einigermaßen gesichert sein muß. So verlangt Baffenheim u, a bessere Verbindungen. Diese berechtigten Wunsche hat die Generaldirellion in nebelgraue Ferne hinausgerückt; ja sie gab sogar den Rat, sich mit Eisenbahngesellschasten in Verbindung zu setzen. Zu begrüßen ist es, daß die Verwaltung für die Vorarbeiten der Er— weiterung der Linie Straßburg — Basel den ersien Schritt getan hat. Hierbet müßten aber die Wünsche der Gemeinden, die an den von ihr abgehenden Nebenlinien liegen, berücksichtigt werden. In sonstigen Fragen hat sich die Verwaltung nicht als auf der Höhe stehend ge⸗ zeigt. Der Wagenmangel haf in den Reichslanden dieselbe Er— scheinung wie im übrigen Deutschland gezeitigt. Auch die Wünsche nach Schaffung von Sitzgelegenheiten für die Arbeiterzüge und die Einstellung von Wagen JV. Klasse für die Schnellzüge hat man nicht erfüllt. Schärfsten Widerspruch muß die Verwaltung in der Haltung gegenüber dem Personal finden. Die meisten Wünsche der Unterbeamten werden schroff abgelehnt, selbst wenn sie berechtigt sind, ja es ist bei solchen geschehen, die selbst der Reichs— tag befürwortet hat. Den Arbeitern gegenüber verfährt man noch schlimmer. Sie würdigt man nicht einmal einer Antwort. Die allgemeine Teuerung kann auch der Minister nicht leugnen, und Ellaß-Lothringen marschiert da an der Spitze. Auch das Los der klei en Beamten ist nicht beneidenswert. In einzelnen Fällen hat man allerdings eine einmalige Zulage von 100 S gewährt. Es ist aber bedauerlich, daß große Kategorien davon ausgenommen wurden. Kommunalverwaltungen, ganz besonders die, wo Sozialisten sitzen, entlohnen ihre Arbeiter besser. Ueber 88 ½ aller Arbelter erhalten weniger als für ein einigermaßen menschenwürdiges Dasein nötig ist. Dabei sind nicht einmal die jugendlichen und weiblichen Arbeiter in Betracht gezogen. Ueber die Löhne der Schrankenwärterinnen hat man sich in der Kommission eingehend unterhalten. Diese beziehen durch⸗ schnittlich 89 3 jür den Tag. Ihnen müßten wenigstens 1,50 6 zugebilligt werden Wir haben unseren Antrag, den nichtetaismäßigen Beamten und sämtlichen Arbeitern eine Erhöhung ihrer Bezüge von 10 bis 15 0½ zu gewähren, wieder eing bracht. Wir bezwecken damit, daß die mit Kindern gesegneten Familienväter eine höhere Zulage erhalten sollen als die bessergestellten. Der Hinweis der Verwaltung, daß die Arbeiter der Werkstätten in Gravenstaden geringere Löhne erhalten als die Eisenbahnarbeiter, wäre nur dann bewelskräftig, wenn man die Durchschnittslöhne in den Betriebswerkstätten mit denen bei der Reichsbahn vergliche. Außerdem haben jene Arbeiter das Koalitionsrecht und damit die Möglichkeit, höhere Löhne zu erkämpfen. Es gibt andere Betriebe, die weit bessere Löhne zahlen als die Eisenbahnwerkstätten. Die Eisenbahnarbeiter kommen mit ihren Löhnen nicht aus, sie müssen Schulden machen. Leider hält die Verwaltung immer noch an dem veralteten System der Akkordarbeit fest, obwohl diese größere Rechnereien, Schreibereien mit sich bringt und zur Lohndrückerei führt. Die Verwaltung hält an diesem System fest, um aus den Arbeitern möglichst viel heraus— zupressen. In jüngster Zeit hat man an die Sielle des Stückakkord⸗ systems das Zeitakkordsystem eingeführt. Dies soll etwas besser sein, welst aber doch erhebliche Mängel auf. Es mußte in Bischweiler ab= geändert werden, weil eine ganze Reihe von Arbeitergruppen weniger verdiente als andere. Das Motiv dieser Einführung war lediglich, die Arbeiter zu größeren Anstrengungen anzuspornen. Damit bängt zusammen, daß die Zahl der Arbeiter nicht vermehrt wird. Vergeblich, haben die Güterbodenarbeiter eine Verbesserung des Prämiensystems und die Erreichung des Höchstlohnes mit 35 Jahren verlangt. Jetzt erreicht der Abeiter seinen Höchstlohn später als mit 40 Jahren. Eine Ungerechtigkeit ist die Nichtbezahlung der Wochen felertage und der Regentage. Den anderen Beamten werden doch die
Berlin, Freitag, den 28. Fehruar
Gehälter an allen Tagen gezahlt; ich wüßte nicht, daß die Herren Minister während der Regentage nichts erhalten. Die Löhne sind nicht so hoch, daß sie auch den Bedarf der arbeitsfreien Tage decken, wie der Minister behauptet hat. In bezug auf die Dienst, und Ruhe⸗ zeiten verweise ich auf die Ausfuhrungen meines Parteigenossen Hasen⸗ zahl beim Reichseisenbahnamt. Die Arbeitszeiten bei den Reichs⸗ eisenbahnen müßten im Interesse der Betriebssicherheit und der Arbeiter verkürzt werden. Eine gesetzliche Regelung dieser Dienstzeit ist unbedingt erforderlich, sie wurde auch keine Weiter⸗ entwicklung verhindern. Würde der 10 stündige Arbeitstag festgelegt, so bliebe es unbenommen, ihn nach unten auf den Achtstundentag fortzubilden. Nur ein Bruchteil der Arbeiter hat eine Dienstzeit von 8 Stunden. Um dem Minister gerecht zu werden, will ich be— merken, daß von 1910 auf 1911 die Zahl der nur 8 Stunden be— schäftigten Arbeiter sich um ganze drel vermehrt hat! Die Betriebs⸗ arbeiter . in der Zahl von 523 noch 10 Stunden beschäftigt. Man sollte endlich dazu übergehen, für diese die 9⸗ oder 3h stündige Dienstzeit einzuführen. Der Erholungturlaub der Arbeiter ist durchaus unzulänglich. In Baden ist man darin weiter, dort gibt es im Höchstfalle 14 Tage, in Elsaß-Lothringen nur sechs Tage Urlaub. Das muß die elsässischen Arbeiter mit Bäterkeit erfüllen. Die badischen Arbeiter sind auch in der Entlohnung besser gestellt. Besonders unsozial erscheiat es, wenn bei längerer Krankheitsdauer der Erholungsurlaub überhaupt nicht gewährt wird. In der Pensions— kasse B ist die Mitgliedschaft für die Arbeiter obligatorisch, aber mitzureden haben sie nicht, sie sind in der Verwaltung nur Staffage. Die Leistungen der Kasse sind seit Jahren ganz unzulänglich; Kapitalien von Millionen hat die Kasse angesammelt, aber daß man sie für die Errichtung kleiner Wohnungen hergäbe, davon ist keine Rede. Ahn⸗ liches gilt von den Krankenkassen, wo man weder genügend lange Untersfützungsdauer noch auch nur die beschränkte freie Arztwahl zu⸗= gesteht. Auf den Bahnhöfen ist den Hoteldienern das Betreten der Bahnsteige nur gegen jedesmalige Lösung von Bahnsteigkarten ge— stattet; das ist eine offenbare Ungerechtigkeit. Die Eisenbahnwagenmeister scheinen bei den Gebaltsreformen der letzten Jahre zu kurz gekommen zu sein. Die Arbeiterausschüsse besitzen nur Scheinrechte, keine wirklichen Rechte. Im vorigen Jahre wies der Minister meine Be⸗ zeichnung der Arbeiterausschüsse als einer bloßen Dekoration als un— berechtigt zurück; ich kann aber nichts davon zurücknehmen, und noch diel weniger haben die Arbeiter Ursache, für die Zulassung dieser Ein— richtung dankbar zu sein, da alle ihre Wünsche mit absoluter Nicht⸗ achtung aufgenommen werden und unfehlbar in den Papierkorb wandern. Die Arvdeiterausschüsse werden viel zu selten zusammen— berufen; wollen sie über Lohnverhältnisse sprechen, so wird „erwartet“, daß die Besprechung sich in „angemessenen Grenzen“ halten wird, und es wird nicht erlaubt, daß die Ausschußmitglieder sich während der Arbeitszeit mit ihren Wählern besprechen. Auch der so patriotische Berlin⸗Trierer Verband, an dessen Spitze der Abg. Ickler steht, hat sich in der abfällignen, in geradezu höhnisch ironisierender Weise über diese Behandlung der Arbeiterausschüsse ausgesprochen. Das Verbot des Javerbindungtretens der Arbeiterausschüsse ist, wie sich jetzt herausstellt, auch von oben gekommen; der Minister weiß dafür nur anzufüh en, daß die Ausschüsse sich nicht mit zentralen, sondern nur mit örtlichen An elegenheiten zu beschäftigen hätten. Uebereinstimmend fordern alle Arbeüer, die patriotischen und nicht⸗ patriotischen, die ihnen hier verweigerte Befugnis. Die neuerliche Anordnung, daß Mit lieder der Ausschüsse nur durch die General⸗ direktion entlassen werden können, bedeutet für den betreffenden Ar— beiter gar keinen Vorteil; wenn man die Schikane bis zur Ent⸗ lassung treibt, ist es ihm doch ganz gleich, ob ein Werkmeister oder der Generaldirektor oder auch der Minister selbst die Ent— lassung unterzeichnet hat. Das Vorgehen der Verwaltung gegen den Bund der technischindustriellen Beamten und gegen den deutschen Technikerverband ist ja ebenfalls bezeichnend. Wer sich nicht fügt, wird „hinausgeschmissen?“. Nachdem der deutsche Techniker— verband sein Statut entsprechend dem Verlangen des Ministers bezüglich der Koalitionsfreiheit geändert hat, ist er wieder in Gnaden aufgenommen worden; gegen den anderen Bund besteht das Verbot fort. Für den Minister sind dtes alles eben keine Rechtsfragen, sondern nur Machtfragen. Als ein Arbeiter fragte, warum es denn den Aerzten erlaubt sei, zu streiken, den Arbeitern aber nicht, wurde in dem Arbeiterausschuß diese Frage als ungehörig und unzulässig bezeichnet! Einige Vorgesetzte haben die Schikanierungspolitik gegen die unabhängigen Arbeiterorganisationen zu einem System ausgebildet, während die hurrapatrtotischen Vereinigungen von der Verwaltung gehätschelt werden. Der Minister Breitenbach wird mit diesem System keine Lorbeeren ernten, und die Regierung wird sich sehr täuschen, wenn sie damit eine zufriedene Arbeiterschaft zu erzielen glaubt. Ein solches System ist in einem Grenzlande aus besonderen Gründen noch besonders gefährlich.
Abg. Schiffer⸗-Borken (Zentr.): Für die berechtigten Wünsche der Arbeiter und Beamten müßte die Verwaltung wirklich mehr Entgegenkommen haben. Der Etat erscheint durchaus günstig, wenngleich er sich natürlich nicht mit dem der preußisch⸗ hessischen Eisenbahn messen kann. Als Nettoüberschuß sind 317 Millionen kalkuliert, allerdings sollen 14 Millionen für Erweiterungsbauten an Gebäuden und Gleisen ausgegeben werden. Leider sieht der Etat bei vielen Beamtenkategorien keine Stellenvermehrung vor. Vereinzelt ist sogar darin ein Rückgang zu verzeichnen. Viele junge, kräftige Leute gehen in der Hoffnung, einmal Beamte zu werden, zur Eisenbahn. Sie sind vielfach späͤter enttäuscht, weil ihre Wünsche nicht alle in Erfüllung gegangen sind. ie häufigste Klage ist die, daß die Beamten zu lange diätarisch beschäftigt werden Diese lange Wartezeit muß bei einer künftigen Neuregelung des Besoldungsgesetzes abgekürzt werden. Auch der Steigerung der Preise für Lebensmittel und Wohnung muß ge⸗— nügend Rechnung getragen werden. Damit hat die Steigerung der Löhne nicht gleichen Schritt gehalten. Deshalb muß ein schnelleres Steigen der Löhne dringend erstreht werden. Die Einführung der Staffellöhne betrachten die Eisenbahnarbeiter als einen Fortschritt, doch sind dabei noch manche Ungerechtigkeiten auszuglelchen. Besonders beachsenswert ist auch der Wunsch der Werkstätten« arbeiter in Montigny. Diese verlangen in erster Linie die Herabsetzung der Zeit, in der der höchste Lohn erreicht wird, von 20 auf 15 Jahre. Auch wird die englische Arbeitszeit ge⸗ wünscht, die man ja schon vielfach im Bureaudienst einzeführt hat. Den Antrag Albrecht und Genossen müssen wir ablehnen. Wenn⸗ gleich sein Inhalt sympathisch ist, läßt er sich doch in dieser Form schwer durchführen. Wir sind deshalb für ein allmähliches An steigen der Löhne. Der Resolution Ablaß stimmen wir dagegen zu. Die Forderung ist gerechtfertigt, daß der Staatsarbeiter bei Streitigkeiten den Rechtsweg beschreiren kann. Er darf nicht allein auf Lohnreglementß und Verordnungen angewiesen sein, in denen der Arbeitgeber als Richter auftritt. Allerdings geht es nicht an, die Staatsarbeiter der Gewerbeordnung zu unterstellen, trotzdem einige Abschnitte aus ihr übernommen werden können. Die Arbeiter sollten nach dreijähriger Arbeitszeit Anspruch auf Urlaub haben. Bei der Regelung des Staatsarbeiter⸗ rechts darf man an der Frage des Koalttion- rechts nicht vorbei⸗ gehen. Es kann sich hier nur um gesetzliche Regelung des Vereins⸗« und Koalitionsrechts handeln. Die Organisationen sind zwar nicht direkt verboten, werden aber nicht gern gesehen und schweben gewisser= maßen in der Luft. Das Streikrecht muß natürlich ausgeschaltet
1913.
werden. Darüber darf man die Arbeiter nicht im unklaren lassen. Kein Staat darf einen Verkehrsstreik dulden. Hier muß das Arbeiter⸗ recht seine Grenzen finden. Von seiten der Arbeiter werden Schieds⸗ gerichte bei Differenzen vorgeschlagen. Die Erfüllung dieses Wunsches muß bei den Arbeitern die frohe Zuvpersicht schaffen, daß ihre Inter⸗ essen in guten Händen liegen. hoffe, daß der Minister die Wünsche der Arbeiter uach modernen Arbeitsbedingungen erfüllt und auch seinen Einfluß dahin aufbietet, daß der Eisenbahn die anderen Staatsbetriebe folgen.
Abg. Schwabach (nl): Der Betriebskoeffizient der Reichs⸗ eisenbahnen ist auch im vergangenen Jahre erfreulicherweise gesunken. Ob wir aber wieder zu dem von 58,8 kommen werden, ist zweifel⸗ haft Ich hoffe, daß der Minister die nötige Vorsicht wird walten lassen. Es muß der gesamte mechanische Apparat dauernd auf der Höhe gehalten werden. Die Einnahmen selbst sind wesentlich in die Höhe gegangen. Es ist angeregt worden, analog den preußischen Eisenbahnen auch für die Reichseisenbahnen einen Ausgleichsfonds zu schaffen. Der Minister hat in dieser Beziehung eine Denkschrift ver⸗ sprochen, und ich möchte fragen, wie die Sache steht. Es ist zu hoffen, daß die Reichsbahnen bei der weiteren industriellen Ent⸗ wicklung Elsaß⸗Lothringens weitere Ueberschüsse haben werden, sodaß jener Gedanke in absehbarer Zit erfüllt werden könnte. Die Bauausführungen sollten möglichst beschleunigt werden, um Ver⸗ kehrsstockungen zu vermeiden. Auf den Wagenmangel möchte ich nicht näher eingehen, da auch bei den Reichsbahnen Remedur eingetreten ist. Der Minister hat in seiner Denkschrist für Preußen verschiedene Maßnahmen in Aussicht gestellt, die wohl auch für die Reichsbahnen gelten sollen. Freiherr von Gamp sagte neulich, ich hätte ein Lob⸗ lied auf die Reichslande gesungen, aber auf Kosten des preußischen Finanzministers. Ich habe den preußischen Finanzminister nicht an⸗ gegriffen, sondern nur gesagt, daß der Finanzminister eine über⸗ ragende Stellung gegenüber dem Eisenbahnminister habe. Die Frage der Reform der Fahrkartensteuer steht schon seit Einführung diefer Steuer auf der Tagesordnung. Der Eisenbahnminisnter hat eine solche Reform seit Jahren zugesagt, aber die Reform ist nicht gekommen. Den Einwand des Ministers, daß das Publikum sich an diese Steuer gewöhnt habe, kann ich nicht gelten lassen. Der Minister sagte im vorigen Jahre, wir hätten bereits eine gewisse Einheitlichkeit im Eisenbahnwesen. Wir erkennen an, daß er bemüht war, die zwischen Süden und Norden zerrissenen Fäden wieder anzuknüpfen. Der Staatswagenverband ist der eigentliche Gedanke des Ministers. Es ist auch anzuerkennen, daß der Minister das Schwergewicht Preußens dem Auslande gegenüber zu gunsten der sübdeutichen Staaten in die Wagschale geworfen hat. Aber wenn der Minister meint, daß mit allen Maßnahmen schon alles erreicht ist, so übersieht er die Forderung der Verfassung. Zurzeit mangelt es an einer Einheitlichkeit der Gütertarife. Es bestehen noch 26 verschiedene von den preußisch⸗hessischen nach den süddeutschen Bahnen. Daraus ergibt sich schon, daß die deutschen Eisenbahnen nicht wie ein einheitliches Netz verwaltet werden. Wir haben uns stets von diesem Gedanken leiten lassen. Ich möchte da auf dte interessanten Ausführungen des Abg Grafen Kanitz bei dem Reichs⸗ eisenbahnamt zurückkommen. (Vizepräsident Do ve: Ich bitte Sie, hierauf nicht zurückzukommen). Ich möchte nur sagen, daß ich dem Grafen Kanitz nicht darin zustimmen kann, daß eine Vereinheitlichung Lr deuischen Bahnen ohne. Beeinträchtigung der preußischen Finanzen nicht möglich sei. Was die preußischen Bahnen betrifft ... . (Vizepräsident Dove: die preußischen Bahnen gehören nicht hierher) Eine andere Frage ist, ob die 19. Tonnenwagen, noch beizubehalten und zu beschaffen sind. Wir sind der Meinung, die Sache wird nicht beim richtigen Ende an⸗ , unsere Fraktionsgenossen im preußischen Abgeordnetenhaus aben stets darauf gedrungen, Wagen von größerem Tonnengehalt nach amerikanischem Muster einzustellen. Zögernd ist die Verwaltung dem nachgekommen, aber noch lange nicht in dem erforderlichen Um⸗ fange, obwohl die gemachten Erfahrungen durchaus ermunternd wirken. Es würde einen bedauerlichen Rückschritt bedeuten, wollte man sich jetzt wieder auf dn im Prinzip aufgegebenen Zehntonnentypus be— schtänken. Der preußische und der reichsländische Eisenbahnrat haben sich denn auch gegen eine Weiterbeschaffung dieses Typus erklärt. Wir können es auch vom gemeinwirtschaftlichen Standpunkt nicht billigen, daß die Vorteile aus dem neuen System nur der Eisenbahn zugute kommen sollen, während für die Verfrachter nur die Nachteile sich geltend machen. Die Unfälle sind erfreulicherweise in den letzten Jahren wesentlich zurückgegangen, und wir stehen wohl in der ganzen Welt in diesem Punkte als mustergültig da. Die preußischen und Reichseisenbahnen haben keine Kosten gescheut, neue Erfindungen auf diesem Gebiete für den Betrieb nutzbar zu machen. Unglücksfälle wie der von Müllheim werden ja freilich nicht ganz auszuschalten sein Der Sicherungsapparat, der neuerdings in Vorschlag gekommen war, ist von der Verwaltung wegen seiner übergroßen Empfindlich⸗ keit gegen gälte, Nässe und Staub abgelehnt worden, er hat aber inzwischen nach privaten Nachrichten eine solche Vervoll⸗ kommnung erfahren, daß die Verwaltung ihn jedenfalls einer neuen Erprobung unterziehen wird. Wir bedauern sehr, daß der Minister sich nicht hat entschließen können, die Wählbarkelt in den Arbeiterausschuß an das fünfundzwanzigste Lebensjahr zu knüpfen. Wir wünschen weiter, daß das Vermögen der Pensionskasse auch deren Mitgliedern nutzbar gemacht werde. Wenn vertrauenswürdige Hand⸗ werker und Arbeiter durch Darlehen aus dieser Kasse sich durch den Bau von Wohnhäusern seßh aft machen können, so ist das im beider⸗ seitigen Interesse nur zu begrüßen. Gegen die angeblich zweideutige Stellung, die mein Fraktionsgenosse Ickler eingenommen haben soll, lege ich Verwahrung ein, denn diese Darstellung des Abg. Fuchs sieht einer Denunziation verzweifelt ähnlich, um so mehr, als hier der höchste Chef des Kollegen Ickler zugegen ist. Von einer Ironisierung der Maßnahmen der , kann bei der Kritik, die der Kollege Ickler geübt hat, nicht dle Rede sein, und auch die Bezeichnung des Verbandes als eines hurrapatrintischen . ich zurückweisen. Ebenso muß der Angriff auf die Akkordarbeit als durchaus unangebracht verurteilt werben. Kelnem Arbeiter wird, wie auch die Verwaltung durch den Ministertal⸗ direktor Hoff bezüglich der Neuregelung des Werkstättenlohnwesens selbst bejeugt, zur Erzielung eines angemessenen Verdienstes noch eine übergroße Arbeit oder Arbeitszeit zugemutet. Auch hier ist das Bessere der Feind des Guten; es wäre unrecht, die Vorteile der Neuregelung für die Arbeiter ju leugnen. Den Resolutionen der Budgetkommission sowie der Resolution Ablaß stimmen wir zu, lehnen aber die Resolution Albrecht ab, da dieser Antrag als Resolution schon formell nicht gelten kann, uns aber auch sachlich unannehmbar erscheint, weil er eine höchst schematische Regelung bewirken würde.
Chef der Reichseisenbahnen, preußischer Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach:
Meine Herren! Ich bin vollständig mit der Auffassung einver⸗ standen, daß die deutschen Staatsbahnen nur nach Gesichtsvunkten verwaltet werden dürfen und müssen, die dem gesamtdeutschen Interesse entsprechen. Ich glaube aber, in Anspruch nehmen zu können, daß ich die Reichgzeisenbahnen und die preußischen Staatgeisenbahnen nach solchen nationalen Gesichtzpunkten verwalte. Wer sich die Mühe