1913 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Nov 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium des Innern.

Der Regierungsrat Cardinal von Widdern in Marien⸗ werder ist zum Mitgliede des der Regierung in Marienwerder angegliederten Oberversicherungsamts ernannt worden.

Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Win sen a. L., Regierungsbezirk Lüneburg, ist zu besetzen.

Kriegs ministeriLum.

. Der Obermilitärintendantursekretär Kommoß von der Intendantur des J. Armeekorps ist zum Geheimen erpedierenden Sekretär im Kriegsministerium ernannt worden.

Bekanntmachung.

Gemäß 8 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal⸗ abgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1912,13 bei der Osterwieck-Wasserkebener Eisenbahn bezüglich ihrer preußischen Strecke auf

31 566 S6 38 3 festgestellt worden ist.

Magdeburg, den 17. November 1913.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. Sommer.

Nichtamtliches.

Dent sches Reich.

Prenßen. Berlin, 20. November 1913.

Seine Mafestät der Kaiser und König hörten heute im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Chefs des Generalstabes der Armee, Generals der Infanterie von Moltke und des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Justizwesen Sitzungen.

Der russische Ministerpräsident Kokowtzow hatte, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, vorgestern nachmittag wieder mit dem Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg im Reichskanzlerpalais eine längere Unterredung. Heute früh reiste der russische Ministerpräsident mit Gemahlin vom Bahnhof Friedrichstraße nach St. Petersburg ab. Zur Verabschiedung am Bahnhof waren der Reichskanzler, der Unterstaatssekretär Zimmermann sowie der russische Botschafter mit dem ge— samten Personal der Botschaft erschienen.

Der Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Viktoria Louise“ am 17. November in Beirut eingetroffen.

Wildpark bei Potsdam, 30. November. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin traf nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern früh von Cassel auf der Fürstenstation Wildpark ein und verweilte auf dem Bahnsteig, bis einige Minuten später der Sonderzug mit Seiner Majestät dem Kaiser und König aus Kiel einlief. Nach herzlicher Begrüßung ver⸗ weilten die Majestäten noch längere Zeit im Fürstensalon der Station und begaben sich sodann im Automobil nach dem Neuen Palais.

Der Finanzausschuß der Kammer der Abgeord⸗ neten hat, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern nach längerer Beratung, in der die Vertreter der einzelnen Parteien nochmals ihren Standpunkt darlegten, dem Antrag der Regierung auf Erhöhung der Zivilliste mit neun gegen sechs Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen angenommen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Der König der Bulgaren ist vorgestern abend nach Wien abgereist.

Oe sterreich⸗ Ungarn. Den vorgestern zusammengetretenen Delegationen ist

der gemeinsame Voranschlag für das erste Halbjahr ö unterbreitet worden, aus dem das „W. T. B.“ folgendes mitteilt:

Beim Kapitel Ministerium des Aeußern weist der Voranschlag ein außerordentliches Erfordernis von 0 006 Kronen für den Vertreter Oesterreich⸗Ungarns in der internationalen Kontrollkommission für Albanien auf. Das ordentliche Heereserfordernis beträgt 238 926 207 Kronen, das sind 37 Millionen mehr als die Hälfte des Erforderntsses des Jahres 1913. Bei Hinzurechnung der ordentlichen Ergänzungserfordernisse erhöht sich der angeforderte Mehrbetrag um weitere s Milllonen Kronen. Das außerordentliche Heereserfordernis heträgt 760 9009 Kronen, daher um 161 500 Kronen mehr als im ent⸗ sprechenden Halbjahresbudget des Jahres 1913. Vas ordentliche Er⸗ so dernis für die Kriegsmarine beträgt 35 464 050 Kronen, das außer⸗ ordentliche 2 674 530 Eronen. Das Gesamterfordernis der Kriegs⸗ martne ist um 744975 Kronen größer als im Halbjahresbudget 1913 Das durch Quotenbeiträge der beiden Staaten der Monarchie zu deckende Erfordernis von 194038878 Kronen ist gegenüber der Hälfte von 1913 um rund 46 Millionen höher. Der Kredit

für Bosnien von 8731 835 Kronen ist 1913 um 1700 000 Kronen höher. Tas

darunter 2 800 000 Kronen für Mehrauslagen

neun verschiedene

1912 und 1913, aus dem Betrage von rund

Unterhalt der in die Monarchie geflüchteten Angehörigen der türkischen Armee. Der ordentliche Rüstungskredit von 357 ere e lich, milttärische

krise setzt zusammen rund

aus

Tanger aufgelöst und daselbst ein Generalkonsu

ports sowie die Gelegenheit zu einer tetlweisen Verluste in der europäischen Türkei betont.

der Uebernahme des Präsidiums aus:

danken sei, wenn diese gefahrvolle Zeit bisher der vitalen Interessen der Monaichie abgelauf einem begeistert aufgenommenen dreimaligen

Empfang der Delegationen durch d Joseph statt.

aller Völker der Monarchie in ihren Gefüh

erklärte:

verhütet worden sei. dingungen der notwendigen Stetigkeit in den Blilkanländern, denen

Zukunft wünsche, geschaffen werden. Mit

Kreise der Bevölkerung während der jüngsten Fahnen geeilt selen. Oesterreich Ungarn selhs ar

beigetragen habe.

Mit einer begeistert aufgenommenen Kaiser, den Hüter und Schirmer des Fried Vater seiner Völker, schloß der Redner.

ereignisse und sagte; ö Wir werden prüfen, inwlefern die von folgte Politik den Interessen des Vaterlandes,

der bewaffnete Friede uns belastet hat. Der

der Monarchie geblieben sei und es gleichzeitig e

ein innigerez geworden sei. auf den König.

Delegationen erwiderte der Kaiser Fr folgender Thronrede:

tuung entgegen. risch. ic deren Ausbruch Ihre Aufmerksamkeit anläßlich

krieges ihren Abschluß gefunden.

und auf die tunlich zuarbeiten. Monarchie besitzt, hat Meine Regierung merk auf die In vollem Einvernehmen

mit der ve

Bestrebungen gewinnen können.

das dem als Mich

des Deutschen

uns Deut schen

fester sehr

das Bündnis, Jahrzehnt n verbindet, wieder erwiesen. Der Seiner Majestat

sich seit Italien Friedens Def uch

mit

Neiche bestehenden engeren Freundschaftsbund. Rahmen. Durch die erhöhte Krlegsbereitschaft forderungen unterbreitet werden.

Balkan an sie gestellte mühevolle Aufqahe hältnissen zu Meiner vollsten Zufriedenheit

ihr erstrebten Zielen mit friedlichen

egenüber dem Halbjahr inisterium des Aeußern sucht die Bewilligung von Nachtragskrediten von vier Millionen nach,

krieges und 275 000 Kronen als Kosten für die Teilnahme der Monarchie an der interngtionalen Absteckungskommission und der alba⸗ nesischen Kontrollkommission. Das Kriegsministerium fordert für 1913 Nachtragskredite im Gesamtbetrage bon 32 Millionen, von denen 22 Millionen verursacht sind durch die erhöhten Lebensmittelpreise und 10 Millionen für die Durchführung einiger unaufschiebbarer organisatorischer Maßnahmen. Das Kriegsministerium fordert weitere außerordentliche Kredite betrage von 146 640 000 Kronen. Diese Ziffer setzt sich zusammen aus dem Betrage von 357 Millionen Kronen fur außerordentliche Aufwendungen zur Durchführung besonderer Maßnahmen bei . und Marine infolge der Vorgänge auf dem Balkan in den Jahren

bei dem es sich um die auf das Halbjahr 1914 entfallenden Teilbeträge der bereits von früheren Delegationen genehmigten außerordentlichen Heeres⸗ und Marinekredite handelt, und aus 800 000 Kr. für den

Millionen Maßnahmen . 86

für das Heer und 40 Millionen Kronen für die Marsne. ol der politischen Verhaäͤltnisse in Marokko wird die Gesandtschaft in

Errichtung eines effektiven Vizekonsulats in Adalia (Kleinasten) wird ein entsprechender Betrag eingesetzt, wobei die Regierung die dringende Notwendigkeit dieser Forderung im Interesse des österreichischen Ex⸗

Die österreichische Delegation hat zum Präsidenten den Abgeordneten Dr. Leo, zum Vizepräsidenten den Grafen Silva⸗Tarouca gewählt. Der Präsident Dr. Leo führte bei

Die Delegation werde sich hauptsächlich mit dem politischen Umwandlungsprozeß auf dem Balkan zu beschäftigen haben, dessen Rückwirkung die Monarchie als unmittelbarer Nachbarstaat weit leb⸗ hafter empfinden mußte als eine andere Großmacht. pries die Friedens liebe und die Weisheit des Kaisers, dem es zu ver⸗

en sel, und schloß mit

Die ungarische Delegation hat in ihrer konstituierenden Sitzung den Abgeordneten Lang zum Präsidenten und den Abgeordneten Grafen Zichy zum Vizepräsidenten gewählt.

Gestern mittag fand in der Hofburg in Wien der feierliche

Hierbei hielt der Präsident der österreichischen Delegafion Dr. Leo eine Ansprache, in der er die Solidarität

Person des Herrschers betonte und laut Bericht des, W. T. B.“

Die allgemeine Ueberzeugung, daß das mächtige Oesterreich⸗Ungarn die stärkste Gewähr des europätschen Friedens bilde, sei gerade in der letzten Zeit klar zum Bewußtsein gekommen, wo durch die Weisheit und die Friedensliehe des Kaisers der Ausbruch blutiger Verwicklungen Nur durch die Verwirklichung des Prinzips der Gerechtigkeit und nationalen Gleichberechtigung könnten die Be⸗

Oesterreich⸗ Ungarn

man darauf hinweisen, daß Oesterreichs Politik in Bosnien und der Herzegowina auf diesen Prinzipien aufgebaut sei. mit inniger Genugtuung auf die Opferwilligkeit hin, mit der alle

Armee zu aufrichtigem Danke verpflichtet, daß sie durch ihre anerkannte Kriegstüchtigkeit zu der friedlichen Lösung der drohenden Verwicklungen

Beim Empfang der ungarischen Delegation verwies der Präsident Baron Lang in seiner Ansprache auf die Balkan⸗

besondere jenen zweifellos großen Opfern entsprochen hat, mit denen

Freude aus, daß dank der Weltheit des Königs der Krieg vermieden worden sei, und stellte fest, daß der Dreibund auch in dieser schweren Zeit eine Bürgschaft des europäischen Friedens und der Großmachtstellung

Verhältnis Desterreich Ungarns zu den übrigen eurspäischen Ländern

Der Redner schloß mit begeistert aufgenommen Eljenrufen

Auf die Huldigungsansprachen der Präsidenten der beiden

Ich nehme die Versicherung treuer Ergebenheit, die Sie soeben an Mich gerichtet haben, mit warmem Dank und aufrichtiger Genug⸗ Die kriegerischen Verwicklungen am Balkan,

session beschäftigte, haben mit der Beendigung des zweiten Balkan⸗ Im Verlaufe der Krise war das Bestreben Meiner Reglerung darauf gerichtet, die politischen und okonomischen ö der Monarchie vor Schädigung zu bewahren

te Konsolidierung der Lage im nahen Osten hin⸗ Angesichts der großen Bedeutung, die das Adriatische Meer als einzig-s Ausfallstor unseres maritimen Handels für die

Lösung der albantschen Frage

Regierung haben wir die Gründung eines unabhängigen Fürstentums Albanien auf der Londoner Botschafterkonferenz in Anregung gebracht und hierbei die Zustimmung und Unterstätzung der Mächte für unsere Unsere Beziehungen zu allen Mächten sind anhaltend freundschaftlich. In ernster Zeit hat zum Heile

Hort

bietet neuerlich Zeugnis für den zwischen uns und dem Deutschen jährige Budget Meiner Kelegsverwaltung bewegt sich in normalem

erhebliche Auslagen verursacht worden. Diese werden Ihnen als Mehr⸗ Ich empfehle deren Berücksichtigung Ihrer bewährten patriotischenDpferwilligkeit. In treuester Pflichterfüllung hat Meine bewaffnete Macht die als Folge der ernsten Ereignisse am

auf die erprobte Schlagfertigkeit des Heeres, der beiden Landwehren, war es Meiner Reglerung

anläßlich des Balkan⸗

im Gesamt⸗

90 Millionen Kronen,

und hler entwaffneten obengenannte außer⸗ Kronen für der Balkan⸗ Millionen Kronen Infolge lat errichtet. Für die

Entschädigung für die

Der Präsident ohne Beeinträchtigung Hoch auf den Kaiser.

en Kaiser Franz

len für die erhabene

Fortentwicklung ga die beste Befriedigung dürfe

der

Der Redner wies

Krise freudig unter die ich seiner schlagfertigen

Huldigung für den ens und den gütigen

unserer Regierung be⸗ des Thrones und ins⸗

Redner drückte seine

rmöglicht habe, daß das

anz Joseph mit

der letzten Delegations⸗

ihr besonderes Augen⸗ gerichtet.

rbündeten italienischen

unserer Völker und mit europãischen jüngste Wien

Reiche

des erfreuende

Kaisets in

Das ordentliche halb⸗ des letz en Winters sind

unter schwierigen Ver⸗ durchgeführt. Gestützt der Kriegsmarine und den von

staaten erfuhr die kulturelle und wittschaftliche wicklung Bosniens und der K Störung. Die Annahme des Eisenbahnbauge 3. im boensch⸗ herzegowinischen Landtage, das den beiden Ländern die aug politischen und wirtschaftlichen Gründen dringend notwendigen Ver, kehrsverbindungen zu bringen berufen ist, bildet den . teifen Verständnisses dieser Volksbertretung für die großen Interessen ber Monarchie. Indem Ich auf die Elnsicht und den patriotischen Eifer rechne. die Sie der Erfüllung Ihrer Aufgabe zuwenden werden, i Ich Sie herzlich willkommen.

Der Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten der un⸗ garischen Delegation trat gestern nachmittag zu einer Sitzung zusammen, in der der Minister des Aeußern Graf Berchtold ein Exposs erstattete, in dem es obiger Quelle zufolge heißt:

Die im Spätherbste des vergangenen Jahres abgehaltene Dele.

ationstagung hat bereits im Zeichen der großen Ortentkrise ge— tanden, die seither zu einer grundlegenden Umgestaltung der Macht- verhältnisse auf der Balkanhalbinsel geführt hat und deren letzte Konsequenzen heute noch nicht vollkommen abgesehen werden können. Wir 1 Zeugen gewesen eines gewaltigen weltgeschichtlichen Pro⸗ zesses, der in den ethnographischen und kulturellen Verhältnissen am Balkan begründet war und unfehlbar eintreten mußte, sobald die alte mohammedanische Vormacht den in ihrem Innern nach Freiheit drängenden christlichen Elementen wie den mit den letzteren durch zahlreiche Fiden verbundenen jungen Nachbarstaaten nicht mehr stand⸗ halten konnte. . Für die auswärtige Politik der Monarchie war seit Dezennien neben der überlieferten Formel der tunlichsten Erhaltung des bestehenden Zustandes jene der Nichtbehinderung der freien Ent— wicklung der Balkanstaaten zum Axiom geworden eine Orientie, rung, die ebensosehr unserer traditionellen Freundschaft zur Türkei wie dem sympathischen Interesse entsprach, welches wir den christlichen Balkanstaaten jederzeit entgegengebracht haben. Es war nur die praktische Anwendung dieses politischen Glaubengbekenntnisses, wenn in dem Exposs vom 5. November vorigen Jahres der Gedanke zum Ausdruck kam, daß wir bereit seien, der durch die Siege der Balkan⸗ staaten geschaffenen neuen Lage in weitgehender Weise Rechnung zu tragen. Wir könnten uns um so mehr zu dieser Feststellung be— stimmt finden, als die Monarchie mit der Erwerbung Bosniens und der Herzegowina ihre territoriale Ausdehnung am Balkan als abgeschlossen betrachtet hat und ein Abgehen von diesem seitens meines Vorgängers klar präzisierten Standpunkte weder unseren wohl— erwogenen Interessen noch dem von mir stets betonten Grundsatze der Kontinuität entsprochen haben würde.

Unser wohlwollendes Verhalten gegenüber den siegreichen Balkan⸗ staaten hat aber selbstverständlich nicht den Verzicht auf die Geltend⸗ machung gewisser spezifischer Interessen der Monarchie bedeuten können, daher es uns auch nicht möglich war, auf die in jenen Tagen in Um— lauf gebrachte Desinteressementformel einzugehen. Dlese spezifischen Interessen, die sich in der Schaffung eines selbständigen Albaniens, in der Verhütung einer Machtverschiebung in der Adria und in der tunlichsten Schaffung dauernder Zustände auf der Balkan halbinsel zusammenfassen lassen, mit wenn irgend möglich friedlichen Mitteln durchzusetzen, war fortan der Gegenstand unseres diplomatischen Wirkens. Wir haben nscht ermangelt, dabon sowohl die Großmächte wie die interessierten Balkanstaaten entsprechend in Kenntnis zu setzen und gleichzeitig als Prinzip aufzustellen, daß wir zwar die Kriegsoperationen nicht behindern wollen, uns aher vor⸗ behalten müßten, nach der Beendigung des Waffenganges die Respek⸗ tierung unserer Forderungen seitens der Verbündeten zu verlangen.

Die unfreundliche Haltung, die von manchen Stellen, sowohl am Balkan wie anderwärts, unseren Ansprüchen trotzdem dieselben über den Bereich unserer legitimen Interessen nicht hinausgingen entgegen⸗ gestellt wurde, ließ besorgen, daß der Kontakt unter den Großmächten gestört und eine friedliche Austragung vereitelt werden könnte, was das Londoner Kabinett zur Anregung des Zusammentretens der Bot⸗ schafterkonferenz veranlaßte. Wir haben uns unter dem aus—⸗ drücklichen Vorbehalte, daß die Schaffung eines autonomen albanesischen Staatswesens nicht auch in Frage gestellt werden dürfe, wogegen Serbien ein ausschlteßlich kommerzteller Zugang zur Adrla zuzusprechen wäre, bereit erklärt, an derselben teilzunehmen. Wir haben unz von allem Anfange an darüber keinen Illustonen hingegeben, daß der Botschaftervereinigung eine äußerst heikle und schwierige Aufgabe zu⸗ teil geworden war, und daß die Vereinigung der derselben zugewiesenen Fragen bei aller Klugheit und Gewandtheit der Repräsentanten der Mächte, bei aller Energie und Um— sicht der dem englischen Staatssekretär zugefallenen Leitung, für welche ganz Europa nur Worte des Dankes und der Aner—⸗ kennung finden kann, lange, heiße und mühevolle diplomatische Arbeit in Anspruch nebmen werde. Eben deswegen war in jener Zett, wo die elektrische Spannung in Europa trotz der Entsche dung schlachten von Kirkkilisse und Lüle Burgas noch kaum nachgelassen harte, wo ungewöhnliche milltärische Maßnahmen im westlichen Rußland Beunruhigung hervorrufen mußten, wo die andauernd ablehnende Hallung Bulgariens gegenüber den Forderungen Rumänlens nach terrttorialen Kompensationen neuen Konfliktestoff im nahen Orient erzeugte, das Zusammenarbeiten der Diplo— maten am Koenfserenztische eine Sicherung der Aufrecht erhaltung des Kontaktes unter den Mächten und damit eine, wenn auch nicht unbedingte Bürgschaft der Erhaltung des Friedens. Darum haben wir auch auf der Konferenz ausgeharrt und uns zu manchen Zugeständnissen , . die, wenn auch nur gegen ent⸗ sprechende Kompensationen gewährt, uns nicht immer leicht gefallen sind. Der mühsame Pfad hat uns schließlich im großen und ganzen zum angesttebten Ziele geführt. Wir haben den wesentlichsten Teil . Programms durchgeführt und der Monarchie den Frieden

ewahrt. . Zur Sicherung unsarer Interessen ist allerdings an— gesichts der feindseligen Haltung unserer südlichen Nachbarn eine ziem⸗ lich umfangreiche militärische Bereitschaft notwendig geworden. Wir mußten uns die Erfahrungen aus der Einverleibungszeit vor Augen halten, wo Serblen allein, ohne Rückendeckung durch eine Großmacht, gegen uns kriegerische Vorbereitungen gemacht hatte. Nun standen auf Kriegsfuß befindliche siegreiche Armeen solcher Staaten an unseren Grenzen, welche im Glauben befangen waren, auf die volle politische und militärische Deckung einer mächtigen europäischen Staatengruppe rechnen zu können. Auch an unserer Nordost grenze haben wir uns u militärischen Vorkehrungen entschließen müssen. Diese durch die Zurückbehaltung einet Reservejahrgangs in Rußland veranlaßten Maß— sahmen hatten die Unzulänglichkest unseres Grenzschutzes zur Ursache, waren aber keineswegs in der Gestaltung unserer vollkommen korrekten und freundschaftlichen Beziehungen zum russischen Relche begründet. Eine durch die hochherzige Instiative der heiden Mongrchen veranlaßte egenständliche Autsprache vermochte auch die Auflassung dieser Ver Ehrungen in einem relativ frühen Stadium der langwierigen Krise herbeizuführen. ;

Bie Verhandlungen bezüglich! der Grenzfestsetzungen Nord⸗ albaniens sind durch das auf der Botschafterreunion vom 20. Mãri abgeschlossene Kompromiß zum Abschluß gebracht worden, wo e Verzicht auf die Einbeziehung Djakovas durch die Feststellun femnerssen wurde, daß Skutari auch im Falle der Einnahme seltens? honten eg zu Albanien zu gehören habe, daß den katholifchen und altanesis . Minderheiten in den außerhalb des neuen Staatswesens verbleiben Gebieten die religiöse und nationale Freiheit gewahrt bleibe, n daß das albanesische Geblet von den fremden Truppen zu . Die Hartnäckigkeit, mit welcher Montenegro, unterstützt von serbis 3 ö Truppen, diesen Bestimmungen zum Trotze, die Hel erung 9. Skutari fortsetzte, hat zur Verhängung der internationalen i blockade geführt, die zwar dle Einnahme Skutarig nicht ö .

verschaffen. Trotz der kriegerischen Vorgänge in den Nu gear t⸗ i

glich, Mitteln . zu

immerhin aber die n n, unse rer Forderungen durch n Cr⸗ schloffene Eintreten der europäischen Großmächte für dlese in

Es hat zu unserem Bedauern der ernsten Maß⸗5 ähmen bedunft, zu denen wir uns bei Versagen aller anderen Mittel . den letzten April⸗ und den ersten Maitagen entschließen uußlen, um die bedingungslose Räumung der Stadt Skutari sicher⸗ en. ; nne, dem Widerstreite zwischen Rumänien und Bul. arsen haben wir uns gleich einzelnen anderen Kabinetten bemüht, 8. fraglichen Ansprüche in Sofia zu vertreten, angesichts des paffiven Verhaltens des Kabinetts Geschow aber an der Vermittlung sämtlicher Hachte teilgenommen, die erst von Rumänien, dann von Bulgarien ingenommen wurde und auf der in St. Petersburg abgehaltenen Kon⸗ enz Anfang Mal zum Austrag gebracht worden ist, wodurch Ru⸗ feren uinien in den Besitz Silistrias gelangte. Als nach dem am 30. Mal erfolgten Friedensschlusse zwischen Türkei und den vier Verbündeten die inneren Gegensätze zwischen en Verbündeten zum zwetten Balkankriege führten, fand Ru— nänten Gelegenheit, seinen trotz unserer Unterstützung auf der gt. Petersburger Konferenz nur ungenügend realisierten Be— stebungen volle Geltung zu verschaffen. Daß im übrigen die Htgebniffe dieses Krieges in manchen Stücken Keime zur Be— mnruhigung mit sich gebracht haben, ist bekannt. Den Bemühungen Desterreich Ungarns und Rußlands, welche von der rumaͤni. shen Diplomatie unterstützt wurden, ist es zwar gelungen, einige Härten zu mildern. Auch hat Bulgarien die Schicksalsschläͤge, dle es 36 der Leistungen seiner lapferen Armee erlitten hat, ohne innere Erschütterungen in erfreulicher Weise überstanden. Immerhin it mit der Neu einteilung des Balkan die von den Einwohnern erhoffte nationale Befreiung nicht überall erfolgt. Es gilt dies übrigens chensosehr für das Ergebnis des Bukarester Friedens, wie für jenes der Londoner Botschafterreunion. Größere nattonal geschlossene Gebete sind unter die Herrschaft von fremdsprachigen RNattonalstaaten gestellt worden, und die vielfach geübten summarischen Anpaffungsmelhoden schenen geeignet, eine Erregung zu erzeugen, die der ruhigen Ent— wicklung nicht förderlich seln kann. Ein Belspiel hierfür haben die serbisch⸗albhanesischen Kämpfe gegeben, die eine erschreckende An⸗ ahl von Menschengpfern gefordert und , . beiderseits tiefgehende Yitternis hinterlassen haben. Die serbischen Uebergriffe auf albanesisches Hebiet, die die Absicht verrieten, durch Schaffung von faits accomplis di ohnehin für Albanien ungünstige Grenze noch mehr dem eigenen Heschmack anzupassen, haben ung veranlaßt, in Belgrad erst freund- shaftlich, dann entschieden die Räumung der wlderrechtlich besetzten Hebiete zu verlangen, weil das Vorgehen Serbiens einerseits daz nugeschaffene Albanzen in seiner Existenz bedrohte, andererfeits es mit un Ansehen der Monarchie nicht vereinbar war, die Mißachtung tes unter ihrer Mitwirkung zustandegekommenen internationalen zeschluses hart an ihrer Grenze auf die Dauer zuzulassen. In liger Einsicht der Unhaltbarkeit ihres Standpunktes hat die sethische Regierung unserem Verlangen willfahrt, wodurch weitere, . gewiß nicht erwünschte Verwicklungen vermieden worden sind.

Die Konstituierung des albanesischen Staatswesens hat in der letzten Zeit wenn auch langfam und unter Schwierig⸗ keten doch erfreuliche Fortschritte gemacht. Dem endgültigen Beschluß der Botschafterreunion Über die Nordostgrenze ist in der Schlußsitzung am 11. August die Festsetzung der Sädgrenze gefolgt, wonach das Kap Phthelig gegenüber von Korfu den einen und das Alban en zugesprochene Gebiet von Koritza den anderen Endpunkt der sühlichen Grenzlinie zu bilden haben, indes die Festfetzung der letzteren selbst einer aus Delegierten der Großmächte usammengesetzlen Kommission anvertraut wurde. Diese Kommission ebenso, wie die zur Detailfestsetzung der Nordgrenze berufene inter- nationale Kommission befinden sich derzeit an der Arbest, und es steht zu hoffen, daß beide ihre Tätigkeit in nicht ferner Zukunft zum Ab— schlusse bringen werden. Andererselts ist die mit der Ueber— wachung der Verwaltung des Landes betraute Internationale Kontrollkommission in,. Valona zusammengetreten und at. am 17. Oktober ihre. Eröffnungesitzung abgehalten. Schließlich hat sich die niederländische Regqierung bereit ge⸗ unden, zwecks Organisierung der Gendarmerie Offiztere nach Albanlen enden, die bereits eingetroffen sind. Unter diesen Umständen ct sich Erwarten, daß das junge Staatswesen, das in den abge⸗ hienen Monaten unter den allerungünstigsten Verhältnissen sich am dhen erhalten konnte, und den Willen zum leben gezeigt hat, nun⸗ ehr einer besseren Zukunft entgegengeht, zumal begründete Aussicht deranden ist, daß auch die, hochbedeutsame Für stenfrage in aller⸗ nichster Zeit eine befriedigende Lösung finden wird.

. Die nach dem ungünstigen Ergebnisse des Balkankrieges bewiesene ehen kraft des osmanischen Reichs, die sich in der Wieber— winnung des östlichen Thraziens mit Adrianopel geäußert hat, läßt fir dasselbe eine Perlode der Konsolidierung und' des Aufschwungs erhoffen, wofür der Wegfall der kostspieligen und stets gefährdeten najedonischen Provinz nur förderlich fein kann. Vurch den n iüngster Zeit, geschloßssenen Ausgleich mit Bulgarien, dem srner mit Griechenland bald nachgefolgt ist, wird ' die Pforte un in die Lage versetzt, sich den großen Aufgaben ihrer meren Reorganisation zu widmen. Wir sind durch traditionelle undschaftliche Beziehungen wie durch bielfältige kommerzielle nreeressen mit der Türkei verbunden und nehmen an ihrer egenerierung lebhaften Anteil. Resumierend möchte ich feststellen, kiß die nunmehr überwundene lange und schwere Krise als un historische Notwendigkeit betrachtet werden muß, der tgegenzutreten gewiß nicht unsere Aufgabe war. Während ker europãische Besitz der Türkei nunmehr im großen und . auf deren nꝗgt ürliche ethnographische Grenzen eingeschränkt er- fen. sind die christlichen Balkanstaaten sämtlich über ihre bis⸗ fen Grenzen hinausgewachsen und sehen reicher Kulturarbeit in neuerworbenen Gebieten entgegen. Wenn auch die Grenz— nmungen manche Unzufriedenheit geweckt und Feindschaft gezeitigt 6 so steht doch zu hoffen, daß die Erinnerung an die Schreckniffe urchg machten Kämpfe und das Bedürfnis nach Ruhe und öh nung die Oberhand behalten werden. a : Beziehungen zwischen den Großmächten haben in 6. elaufenen Krise eine unerwartet große Tragfähigkeit bewiesen. . ( esistenzkraft ist nicht zu geringem Teile der vorßandenen und 6. ie Entwicklung am Balkan nicht erschstterten Equilibrierung der t in Euroya zuzuschreiben, Dank dem allgemelnen Friedensbebürf⸗ l ; r dem Abhandensein wirklich vitaler Interessenkollistonen konnte n Fessigt eit der europäischen Gruppierungen bewähren, . . Gefahr eines Brandes heraufzubeschwören. Diese Festig⸗ ö i insbesondere in der unentwegten, tatkräftigen und loyalen ting zum Ausdrucke, welche uns unsere bewährten Bundes- 1 en, das Deutsche Reich und Italien, während der Krise ange⸗ . ließen. Der Dreibund, der lange vor Eintritt feines af bas . Jahr fallenden Endterminz am 7. Dezember v. J. er⸗ . werden konnte, hat seilher Proben seines un⸗ . erten Fortbestandes und seines ungelockerten Gefüges ge⸗ lech t dem an gewissen Balkanfragen glei uns u e nnter ssthrten Königreiche Italien befanden wir uns in n bereinstimmung, sobaß die beiden verbündeten Mächte eine iel entig ten konnten, deren solidarische Vurchführung die Intimität k. ö a tigen Beziehungen nur noch gesteigert hat. Bas Deutsche ke den jwar an diesen Fragen nicht unmittelbar interessiert, es hat n. den Bewels erbracht, daß wir in ernsten Stunden [ wolh⸗ auf dessen Bundestreue zählen können. Die erfreuliche ng es deutsch⸗englischen . mußte auch ö

sbeinung brachte

n hung der englischen auswärtigen Politik hat wesentlich dazu beige⸗ daß die zahllosen Schwierigkeiten der . 7 a . zwischen den beteiligten Mächten beseitigt werden

habe zuvor Gelegenheit genommen, darauf hinzuwelsen, Beziehungen zum ruffischen Reiche während

9 r der Krise korrekt und freundschaftlich geblieben ntwicklung der Balkanverhältnisse hat manchen Anlaß zu

ĩ 1j onarchie von erheblichem Vorteil sein. Dle streng objektive

bermindert, sondern vielfach eine erfreuliche Ueberelnstimmun

Auffassungen und 5. gezeitigt, welche für 9 n fue Entwicklung unserer Bejlehungen nur von best m Einflusse fein kann. Wie Ihnen bekannt, gibt es keine greifbaren Interessengegensätze, die uns von Frgnkreich trennen. Wenn zettweilig einige . uns wenig k Stimmen in der Republik laut werden, so findet sich hier⸗ 7 kaum eine Erklärung. Erfreulicherweise haben wir keinen

. diese Aeußerungen die Dig⸗ posit onen Faktoren widersptegeln. Es ist bereits erwähnt worden, daß sich Rumänien, dessen berechtigte Wünsche Isterreichisch⸗ungartscherfeitz vom Anbeginn der Balkankrtise mit Nachdruck vertreten wurden, im serbisch⸗ bulgarischen Kriege die Gelegenhett geboten hat, sein Programm voll zur Durchführung zu bringen. Wir be leiten dag mit Tuns durch enge Freundschaft verbundene Königreich wie in der Vergangenheit auch weiterhin mit unseren wärmsten Sympathlen. Was unser Verhältnis zus den Balkan staaten anbelangt, wollen wir uns allen gegenüber die Pflege freundschaftlicher Beziehungen angelegen sein lassen und nicht minder beflrebt sein, ihren ökono⸗ mischen Bedürfnifsen nach Möglichkeit Rechnung zu tragen. Die territorialen Veränderungen haben auch die wirtschaftliche Stellung der einzelnen Balkanstaaten uns gegenuber sehr wesentlich verändert indem jeder derselben infolge des ansehnlichen Zuwachfes von Terri tortum und Bevölkerung eine größere Bedeutung für den Waren verkehr sowie auch ein erhöhtes Interesse vom Standpunkte wichtiger Verkehrsprobleme gewonnen hat. Dem uns benachbarten Königreiche Serbien gegenüber erachten wir die Anbahnung guter wirtschast= licher Beziehungen als ein Unterpfand eins freundnachbarlichen Ver⸗ bältnisses. Unsererseits hat die serbische Regierung bereitz derartige Mitteilungen erhalten, und wir erwarten von ihr jetzt als Bewelg daß sie auch ihrerseits ein derartiges Verhältnis wünscht, jene Er öffnungen, die zum Eingehen in die detaillierten Erörterungen der gegenseitigen wirtschaftlichen Stellung zu führen geeignet sind.

9 In dieser Voraussicht können wir die Hoff nung aussprechen, daß mit der Umgestaltuag auf der Balkanhalbinsel eine neue Aera in unserem Vechãaltnisse zu den dortigen Staatsw sen heranbrechen werde eine Aera engeren und lebhafteren wirt schaftlichen Verkehrs und vertrauens voller freundschaftlicher Beziehungen. Wir werden dieser Entwicklung am besten dienen wenn wir uns politisch stetig konsolldieren und militãrisch schlagfertig halten und uns darüber keiner Täuschung hingeben, daß nur Linträchtiges und opferwilliges Zusammenarbeiten unz Macht und Ansehen und in der Stunde der Gefahr Sicherheit und Selbst⸗ bertrauen geben kann. Dann werden wir ungehindert die Segnungen des Friedens zu wirtschaftlicher und kultureller Entwicklung verwerken ö ft kh ö Schäden wieder wettmachen, die die

rge iche Umwälzung an unseren Grenzen naturgemäß ö zung nseren Grenzen naturgemäß zur

Laut Erlaß des Kriegsministeriums werden alle jetzt noch im aktiven Dienstverhältnis stehenden Ersatzres e, . der Jahrgänge 1910 und 1911 in das nichtaktive Verhältnis versetzt. Ebenso wurden die Ersatzreservisten des Jahrgangs 1912 verständigt, daß ihre Entlassung voraussichilich Milte Dezember erfolgen wird, insoweit dies mit Rücksicht auf die Erhaltung der neunormierten Friedensstände zulässig sei. = Auf Einladung des Ministerpräsidenten Grafen Stürg kh fand vorgestern eine Besprechung der Obmänner der Mehrheit parteien mit den Ruthenen statt, in der, wie „W. T. B. meldet, vereinbart wurde, daß die Ruthenen vorläufig ihre Obstruktionstaktik aufgeben und sich auf wirkliche

tatsächliche Berichtigungen beschränken. Ministerpräsident Graf

ö Vorgestern empfing der Stürgkh in Gegenwart des Arbeitsministers und des Leiters eine Abordnung der österreichisch⸗

Annahme, daß der maßgebenden

zur

des Finanzministeriums ungarischen Industrie, die eine endliche Entscheidung der Regie⸗ rung, betreffend die offizielle Beteiligung Oester reichs an der Weltausstellung in San Francisco, und eine Subvention für die österreichisch⸗ ungarische Industrie erbat. Nach einer längeren Konferenz, in der auch die ablehnende Haltung Deutschlands be— bezüglich der Beteiligung zur Sprache kam, erklärte der Ministerpräsident, obiger Quelle zufolge, daß die Regierung den Plan einer Beteiligung der österreichischen Industrie weiterhin wohlwollend studieren werde, aber angesichts der Budgetlage ein besonderes Entgegenkommen der Industrie hinsichtlich der Kostendeckung fordern müsse.

Dem österreichischen Abgeordnetenhause unter— breitete vorgestern der Eisenbahnminister Freiherr von Forster die Vorlage, betreffend die Ergänzung des bosnisch⸗ herzegowinischen Eisen bahnnetzes.

Laut Bericht des W. T. B. erklarte der Minister, die Ein— beziehung der beiden Länder in den pragmatischen Verband der Monarchle erheische auch ihre wirtschaftlich verstärkte Angliederung durch den Ausbau der Bahnverbindungen, deffen Dringlichkeit noch durch milttärische Rücksichten gesteigert werde. Es handle sich hier. bei nur um die Beihilfen der beiden Staaten der Monarchie zu dem von Bosnien und der Herzegowina zu bestreitenden Aufwand in Form von jährlichen Leistungen zu dem Dienst des von diesen Ländern aufzunehmenden Anlehens. Die Regierung werde bald nach der Verabschledung der Finanzvorlagen einen über die früheren Vor⸗ lagen hinausgehenden Lokalbahngesetzentwurf einbringen, dessen Ver⸗ vollkommnung sie von der Eröffnung weiterer, über die gegenwärtig verhandelten Steuervorlagen hinausgehender Einnahmen abhãngig machen müsse.

Großbbritannien und Irland.

Wie das „Reutersche Bureau“ an amtlicher Stelle er ährt, sind zwei englische Kreuzer nach den ö Gewässern entsandt worden, um im Notfalle den Schutz der englischen Untertanen zu übernehmen. .

Der Generalpostmeister hat gestern eine Abordnung von Po stheam ten empfangen, denen er laut Meldung des ,,. B.“ mitteilte, daß die geforderte Loherhöhung von 15 Prozent nicht bewilligt werden könne, doch werde sofort eine gem isse Lohnerhöhung im Gesamtbetrage von fünf Viertel Millionen durchgeführt werden. Die hauptsächlichen Zugeständ— nisse finden auf die Angestellten Anwendung, deren Wochenlohn, sofern sie in London beschäftigt sind, nicht 35 Schilling, soweil sie anderwärts beschäftigt sind, nicht 30 Schilling übersteigt.

Frankreich.

Der zweite Internationale Kongreß zur Regelun des Zollwesens ist vorgestern in Paris von dem n enn sekretär des Finanzministeriums Bourely eröffnet worden, der die Vertreter der fremden Regierungen durch eine Ansprache begrüßte, in der er laut Bericht des W. T. B.“ ausführte, daß es angesichts der von Jahr zu Jahr verwickelter werdenden und strengeren Zollbestimmungen notwendig sei, die Interessen des interngtionalen Handels möglichst zu schonen. Ein solches Ergebnis könnte nur durch eingehende und von allen Seiten von gutem Willen erfüllte Erörterungen und durch den Ausgleich einander bisweilen widerstrebender Interessen erzielt werden. Vorgestern ist in Paris auch der franzöfisch⸗deutsche ,, eröffnet worden, der von dem französischen in emeinschaft mit dem deutschen Handelskomitee veranstaltet worden ist. Ueber die Verhandlungen und Beschlüsse des

n ff zwischen den beiden benachbarten Mächten

die Reibungesflächen zwischen shnen nicht nur

Kengresses berichtet das obengenannte Telegraphenbureau wie

Der Kongreß hörte zuerst den Bericht des Genera Lucien Coquet über die Zolluntersuchung, die von dem 4 anstaltet worden ist, und gab sodann dem Wunsche Ausdruck, daß man deutscherseits, um die Freiheit des Handelsverkehrs zu fördern, auf den guten Willen der französtschen Regierung eingehen möge im Geiste der Versöhnung, damit die Regelung der augenblick lichen Zollschwierigkeiten zum Wohl beider Länder erleichtert würde. Der Kongreß beschäftigte sich darauf mit der Frage der Echtheit von Ursprungsbezei nungen und gab dem TWenset Ausdruck, die französische und bie deutsche Regierung möchten Verhandlungen aufnehmen, damit sobald als möglich in den beiden Ländern ein Verfahren in der Behandlun der Ur sprungsbejeichnungen eingeschlagen werde, das beherrscht sei vom liberalen Gesste der beiden großen Grundsätze der Gegen⸗ seitigkeit im Zollwesen und der Loyalität im geschästlichen Verkehr. Auf Vorschlag des Generalzolldirektoes nahm der Kongreß eine Resolution an, die es für notwendig erklärt, daß in einheitlichem inter. nationalen Geiste über die Streitfragen Beschluß gefaßt werde, und sich dahin aus pricht, solche regen nachdem si? zuvor seitens der interessterten Länder geyrüft worden seien, einer Konferenz zu unter⸗ breiten. Diese solle aus Vertretern der Zollverwaltungen bestehen und zur gin n shrer Beratungen machen, daß die strittigen Punkte dur eine Mehrheit von Persönlichkeiten entschleden werden, die bon den Zollverwaltungen der Ginfuhrländer Der Kongreß faßte ferner folgende Beschlüsse: 1) die deutsche Zollverwaltung möge alle Weine derselben Gegend als gleichartig be⸗ trachten und die gleichartigen Weine nur einer einzigen Untersuchung unterwerfen. Die Weine, die in Frankreich mit 2 Frants für die Flasche verkauft werden, sollen im Deutschen Reiche als hochwertige Weine angesehen werden und als solche keiner Untersuchung unter⸗ liegen. Ferner sollen die französischen Behörden ohne Ver⸗ zug guf, die Gefahr aufmerkfam gemacht werden, welche der französischen Weinaut fuhr nach dem Deutschen Reiche droht infelg des von den vier weinbauenden Staaten Süddeutschlands am 2. Juli 1913 beim Bundesrgt gestellten Antrages, ausländische Weine mit Zöllen zu belegen, eine Maßnahme, die ganz besonders für die franzosischen Weine von Nachteil sein wärde,; 3) wünscht der Zoll⸗ kongreß, daß die Art der Verzollung und die Streitigkeiten, zu denen die Auslegung der Tarife Anlaß geben könnte, den Gegenstand be—⸗ . ; ö. . ö H bilden e, deren Zisammentritt die Aufmerksamkeit der beiden t mehr und mehr in Anspruch nehmen müsse. . . Die Deputiertenkammer hat vor : r ) gestern, obiger Duelle zufolge, mit 333 gegen 225 Stimmen ,, Wahlreformgesetz in seiner neuen Gestalt angenommen. Der ,, ,, ,. bestimmt:

Vie Deputierten werden durch Listenwahl und mit Vertr tu Minoritäten gewählt. Jedes Departement mit Ausnahme des 3 und des Norddepartements bildet einen Wahlkreis. Jeder Wahlkreis wählt mindestens dre Depatierte, wobel auf je 22 506 eingeschriebene Wähler und sodann auf den 11 250 übersteigenden Bruchteil je ein Mandat entfällt. Niemand kann in mehr als einem Wahlbezirk kandidieren. Die Kandidatenlisten können nur soviel Namen enthalten als der betreffende Wahlkreis Deputterte zu wählen hat. Jede diste erhält soblel Deputterten mandate, als der Wahlquotient in den ab— gegebenen Stimmen enthalten ist. Diese Mandate werden in jeder Liste denjenigen Kandidaten juerkannt, die die größere Stimmenanzahl ö ö . 53 . . werden denjenigen kandidaten zuerkannt, die die absolute Mehrheit erzielt habe h . hrheit erzielt haben, welcher

Unter einstimmiger Ablehnung der Erbschafts teuer hat sich gestern die Steuerkommission im . . eine 6 ö 5 . die sie im Ein⸗ verständnis mit der Regierung baldigst einer Prüfu unterziehen bereit ist. . ö

„Die Budgetkommission hat gestern mit 18 gegen 13 Stimmen einen Vorschlag Augagneur a en, er

unabhängig sind.

dahingeht, die Diskussion über eine Anleihe nur auf di außerordentlichen Ausgaben zu beschränken, während if . dem Defizit herrührenden Ausgaben beiseite gelassen werden. Dadurch würde die Anleihe auf ungefähr 906 Millionen ver— ringert werden.

Der General Faurie hat gestern, wie ‚W. T. B.“ meldet, dem Kriegsministerium die von ihm gegen den a hr Joffre und General Chomer erhobene Klage überreicht.

Bei einem Festmahl des republikanischen Komitees für Handel und Industrie, an dem die . des 2. und der Kammer sowie mehrere Minister und zahlreiche Parlamentarier teilnahmen, hielt der Ministerprãäsident Barthou eine Rede, in der er die geplante Anleihe recht⸗ ö und erklärte, die Regierung werde die Einkommen⸗ teuer, die das Geheimnis der Vermögen und Geschäfte achten werde, zum guten Ende bringen. Der Ministerpräsident stellte fest, daß das Land mit Jubel die Wiedereinführung des drei⸗ jährigen Militärdienstes aufgenommen habe, die geschehen sei, nicht um herauszufordern, sondern als Antwort auf Rüstungen anderer und aus Sorge um die Landesverteidigung, und fuhr ö.. emals haben wir Verwirrung und Zwietracht ge ;

haben wir bel der jüängsten Krise ben lesen! f a d , wurden von dem Wunsch, dem Willen und der Pflicht geleltet, den Weltfrieden aufrechtzuerhalten. Dieser Friede wurde seit einem Jahre trotz vieler Gefahren und Schwierigkeiten erhalten. Man darf hoffen daß die Schwierigkeiten, wenn auch langsam, sich regeln und die Reibungs flächen sich verringern oder ganz verschwinden. In jedem Lande müssen diejenigen, die im Namen der allgemeinen Interessen ihrer Länder sprechen, an ihre Regierungen appellieren und auf sie einen Druck autüben, damit der unbehagllchen Lage, die die Geschãfte lähmt, ein Ende gemacht werde. Wir werden an der Aufrechterhaltung des Friedens der Welt mit der gleichen Ehrlichkeit weiter mitarbeiten.

Rußland.

Die mon golische Mission ist gestern vom Minister des Aeußern Sasonow empfangen worden. Der mongolische Premierminister erklärte, wie ‚W. T. B.“ meldet, einem Ver⸗ treter der „St. Petersburger Telegraphenagentur“, der Zweck des Besuches der mongolischen Mission sei, den auf⸗ richtigen Dank der reformierten Mongolei für die Freund⸗ t der russischen Regierung auszudrücken und dem Kaiser ein Handschreiben des Hutuchtu zu überreichen, sowie Kenntnis zu gewinnen von den politischen Einrichtungen Ruß⸗ lands und seinen bedeutendsten industriellen er, , en, um die, russisch⸗mongolischen Handelsbeziehungen zu stärken. Der Minister des Aeußern habe versprochen, die Mission in ihren Bestrebungen zu unterstützen, und sie im Namen des Kaisers eingeladen, Livadia zu besuchen. Danach beabsichtige die Mission, sich Moskau und andere bedeutende Städte Ruß⸗ lands anzusehen.

Die Reichs du ma hat, obiger Quelle zufolge, vor⸗ estern die Regierungsvorlage über die Militär licht der ahrzeuge angenommen. Die Progressisten haben in der uma einen Gesetzentwurf eingebracht, durch den festgesetzt

wird, daß die Mitglieder der beiden Kammern für Reden,

die sie in Ausübung ihres parlamentarischen Mandats

folgt:

halten, gerichtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden