1913 / 282 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Nov 1913 18:00:01 GMT) scan diff

= mme.

de,.

,

.

ö

. I.

9

.

5

. 1 .

die Gültigkeit der Wahl des Abg. Dr. Becker-Hessen handelte, mit Emphase erklärt: Wir von der lor ri fi hen Volkspartei nehmen ür uns in Anspruch, daß wir ohne Ansehen der Person verfahren, ein⸗ ach nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit. Wenn Sie nun aber ier, nach meiner Ueberzeugung gegen alle Gesetze der Logik, die Wahl kassieren wollen, so werden Sie 23 Ansehen des Reichstags einen schweten Stoß versetzen. .

Abg. Dr. Neum ann⸗Hofer (ortschr. Volksp.):; Der Vor= redner hat zuletzt eine Mahnung an unsere Partei gerichtet, daß wir bei den Wahlprüfungen ohne Ansehen der Person der Partei urteilen 24 Dieser Mahnung bedurfte es nicht. Unsere Fraktion verfolgt tets den Grundsatz und wird sich auch nicht davon abbringen lassen, lediglich der Gerechtigkeit die Ehre zu geben, weil wir der Meinung . daß nur die Gerechtigkeit das Fundament des Parlaments ist.

Die Praxis, die hier bei dieser Wahl verfolgt worden ist, ist bisher

tets beobachtet worden, und ich sehe keinen Grund ein, weshalb man ie jetzt mitten in der Legislaturperiode ändern soll. Bisher ist dies immer als unzulässig angesehen worden, den Unterschriften der Flug—

blätter den Amtscharakter beizufügen, und es wäre unrichtig und unge⸗

recht, wenn man jetzt innerhalb der Legislaturperiode von dieser 66. abweichen wollte. Die Gründe, die der Abgeordnete Mertin ür die Aufrechterhaltung der Wahl angeführt hat, sind nicht stich⸗ haltig. Wenn auch jedermann wußte, daß Dr. Hegenscheidt Landrat ist, so muß es doch als unzulässig bezeichnet werden, daß der Amts— charakter derart bei dem Wahlzettel zum Ausdruck gebracht wird. Wir würden dann auch zu ganz unmöglichen Zuständen kommen, wenn wir etwas Derartiges anerkennen wollten. Es muß unbedingt verlangt werden, daß, wenn ein Landrat aktiv in die Wahlaktion eingreift, daß er sich dann gewisse Schranken auferlegt. Der Vorredner hat nun ganz besonders unterstrichen, daß der Antrag auf Ungültigkeits⸗ erklärung im Plenum nicht von uns, sondern von der sozialdemokrati⸗ . Partei gestellt worden ist. Er hat aus dieser Tatsache alle mög—⸗ ichen Konsequenzen gezogen. Demgegenüber kann ich offen erklären, daß wir diesen Antrag gestellt haben würden, wenn die sozialdemo— ratische Partei uns nicht schon vorgekommen wäre. Ich bitte Sie, entsprechend dem vorliegenden Antrag die Wahl für ungültig zu erklären.

Abg. Stadthagen (Soz): Wir haben hier ohne Rückhsicht auf die Partei ein Richteramt darüber auszuüben, ob eine Wahl gültig ist oder nicht. Hier handelt es sich um eine durchaus ungehörige Wahlbeeinflussung eines Beamten. Wieweit das geht und zu welchen Schlüssen hierbei schon der Reichstag gekommen ist, zeigt der Fall, daß einmal ein sozialdemokratisches Mandat für ungültig erklärt wurde, weil zugunsten eines Gegenkandidaten eine Wahlbeeinflussung festgestellt worden ist. Das Oberlandesgericht in Colmar steht genau auf demselben Standpunkte wie wir jetzt. Ich weiß auch nicht, ob es schon irgendeinen Kandidaten gegeben hat, der ein Flugblatt mit seinem Namen unterzeichnet hat. Hier hat es Dr. Hegenscheidt sogar mit Zufügung seines Amtscharakters getan.

Abg. Dr. Bollert (nl): Wir können uns dem Antrage auf Ungültigkeitserklärung nicht anschließen. Auch wir bekämpfen jede amkliche Wahlbeeinflussung. Aber davon kann in diesem Falle ernst⸗ haft nicht gesprochen werden. Man hat gegen den Abg. Dr. Hegenscheidt wegen seiner Eigenschaft als Landrat Stimmung gemacht. Da war es sein gutes Recht, sich dagegen zu wehren und seine Beamteneigen⸗ schaft hervorzukehren. Man hätte es seitens der Gegner dem Abg. Dr. Hegenscheidt übel verargt, wenn er feige diesen Angriff einge— steckt hätte.

Abg. Dr. von Veit ( kons.): Nach den Ausführungen des letzten Redners kann ich mich kurz fassen. Man kann dem Dr. Hegenscheidt nicht den Vorwurf der Geschmacklosigkeit machen, auch nicht einmal Mangel an Rücksicht vorwerfen, weil er mit seinem Titel als Landrat unterzeichnet hat. Das war sein gutes Recht und ist auch allgemein üblich, Der Zweck, den die Protesterheber im Auge haben, ist ja ganz klar, das geht aus dem Schlußsatz des Protestes hervor, worin eine Abänderung des Wahlgesetzes nach der Richtung verlangt wird, daß Regierungsbeamte in Zukunft nicht mehr in ihrem eigenen Amtsbereich kandidieren dürfen

Abg. Dr. Neumann⸗Hofer Gortschr. Volksp. ; Es lag mir e fstãrhhz fern, es einem Kandidaten zu verwehren, Angriffe zu⸗ rückzuweisen, die auf ihn wegen seiner Eigenschaft als Beamter ge⸗ macht worden sind. Wenn Dr. Hegenscheidt das wollte, dann hätte er es ja mit denselben Worten in das Flugblatt hineinschreiben können. Es wäre übrigens besser gewesen, wenn Dr. von Veit die Verteidigung seines Kollegen im Amte einem anderen überlassen hätte. Wir würden es übrigens für keinen Fehler halten, wenn der von dem Abg. von Veit erwähnte Zweck des Protestes erfüllt würde. ;

Abg. Stadthagen (Soz.): Ich möchte hervorheben, daß es einzelne deutsche Bundesstaaten gibt, in denen es tatsächlich den Be⸗ amten verboten ist, in ihren Amtsbezirken zu kandidieren, weil man darin mit Recht die schärfste und unzulässigste Wahlbeeinflussung sieht.

Abg. Mertin⸗Oels (Rp.): Dem Reichstag hat es bisher nie

genügt, daß ein Kandidat selbst das Wahlflugblatt unterzeichnet. Der Abg. Dr. Bollert hat vollkommen recht, was ich hier ausführe, steht vollkommen auf dem Boden der Praxis. . Abg. Fischer (Soz.): Eine sonderbare Logik: Für eine fremde Wahl soll ein Landrat ein Flugblatt nicht herausgeben, wohl aber für 66 selbst! Das kommt darauf hinaus, für einen anderen darf ich nicht tehlen, für mich selber aber darf ich stehlen.

Damit schließt die Diskussion. Die Abstimmung wird am Dienstag erfolgen.

Die Wahlen der Abgg. Graf von Carmer⸗-Osten (8kons., 1 Breslau), Dr. Burckhardt (wirsch. Vgg., 5 Wiesbaden) und von Bonin (dkons., 5 Köslin) sollen für gültig erklärt werden. Auch darüber wird die Abstimmung bis Dienstag ausgesetzt. Die Wahl des Abg. Haupt (Soz., Jerichow), ist von der Wahlprüfungskommission in wiederholter Beratung für un— gültig erklärt worden. Die Kommission hat über diese ihr wiederholt überwiesene Wahlprüfung drei Berichte erstattet und zuletzt mit 8S gegen 4 Stimmen den Antrag auf Ungültigkeit angenommen.

Von den Sozialdemokraten wird heute beantragt, Beweis darüber zu erheben, ob am Stichwahltage in Großwudicke durch einen Amtsdiener dem Wahlvorsteher der Mangel an konserva⸗ tiven Stimmzetteln mitgeteilt worden ist, ob dieser Wahlvor— steher einem Beisitzer den Auftrag, Stimmzettel für den kon servativen Kandidaten von Byern schreiben zu lassen, in der Zeit erteilt hat, wo er als Wahlvorsteher fungierte.

Die Kommission hat diesen Antrag als überflüssig abge⸗ lehnt, da ohnehin die Mehrheit für Haupt bereits nicht mehr vorhanden war.

Abg. Reißhaus (Soz.): Im allgemeinen Interesse und ohne Ansehen der Partei muß der Reichstag in diesem Falle entscheiden und sich klar machen, welche Folgerungen aus dem Falle Großwudicke ge⸗ zogen werden müssen, denn darüber besteht kein Zweifel, daß die Un— regelmäßigkeiten, die hier vorgekommen sind, nicht gemacht worden sind, um die Wahl Haupts zu sichern, sondern um sie zu Falle zu bringen. Es würde eine schwere Ungerechtigkeit sein, wenn der Fall Großwudicke anders behandelt würde als der Fall Möckern.

Abg. Dr. Ne umann⸗Hofer fortschr. Volksp.): Nachdem in dem Falle der Wahlprüfung des Abg. Becker⸗Hessen eine Desavou⸗ ierung der Wahlprüfungskommission erfolgt war, war es selbstverständ⸗ lich, daß die Prüfung der Wahl des Abg. Haupt wie des Abg. Kölsch an die . . zurückverwiesen wurde. In der Presse wurde des⸗ wegen der linken Seite dieses Hauses der Vorwurf des Kuhhandels emacht, nichts war unrichtiger als das. Die Wahlprüfungskommission 9j in den Fällen 1 und Kölsch zu demselben Resultat gekommen wie vorher, nämlich zur Ungültigkeitserklärung der Wahlen. Der Abg. Kölsch hat darckus die Konsequenz gezogen und sein Mandat nieder— gelegt. Die Kommission ist bei ihren Anträgen auf Ungültigkeits— erklärung nach denselben Grundsätzen verfahren, wie sie stets beobachtet

de

hat. Es liegt also kein Grund vor, in dem Falle Haupt anders zu ver⸗ fahren. In dem Falle Möckern haben zweifellos Unregelmäßigkeiten stattgefunden. Was den Fall Großwudicke betrifft, so habe ich in der Kommission die Vorkommnisse nicht gebilligt. Es fragt sich nur, welche Folgerungen daraus gezogen werden sollen. Ich glaube, daß Folge⸗ rungen zuungunsten des unterlegenen Kandidaten daraus nicht gezogen werden können. Das ganze Wahlprüfungsgeschäft würde unsinnig werden, wenn man auch dazu übergehen wollte, ziffernmäßige Folge—⸗ rungen aus bloßen Möglichkeiten zu ziehen. Bei dem Sieger ist es eine andere Sache.

Abg. Reißhaus (Soz.): Es ist nicht immer die Gepflogenheit des Reichstags gewesen, so zu verfahren, wie im Fall Becker verfahren ist. Diese Gepflogenheit hat erst in neuerer Zeit Platz gegriffen, und die Wahlprüfungskommission konnte dazu nur dadurch kommen, daß sie gewissermaßen eine indirekte Kassierung durch Abzug überschießen⸗ der Stimmen einführte. Tatsächlich sind 14 geschriebene Stimmzettel abgegeben worden, und nach der Analogie des Falles Becker müssen diese Stimmen kassiert werden, und dann ist die Wahl gültig. Die Kommission hat aber beschlossen, in diesem Falle aus der amtlichen Wahlbeeinflussung keine Folgerungen zu ziehen. Das ist ein ungerechter Beschluß, und wir bitten deshalb nochmals, Beweiserhebungen ein⸗ treten zu lassen.

Abg. Dr. Ne umann⸗Hofrfer fortschr. Volksp.): Der Vor⸗ redner befindet sich im Irrtum, daß nach seiner Methode die Gültig⸗ keit der Wahl des Abg. Haupt herauskommen würde. Wo hat denn jemals die Kassation eines Wahlaktes stattgefunden, weil im Wahl— lokal eine Agitation vorgekommen ist? Ein Wahlakt kann nur aufge⸗ hoben werden, wenn er der gesetzlichen Grundlagen entbehrt, hier haben aber lediglich Wähler von ihrem Recht, geschriebene Stimmzettel ab⸗ zugeben, Gebrauch gemacht. Wir können nur nach bestimmten Grund⸗ sätzen verfahren, und da bleibt nichts anderes übrig, als die Wahl zu kassieren.

Abg. von Veit (dons.): Daß die Wahl gültig ist, wenn die 14 geschriebenen Stimmzettel für den Abg. von Byern abgezogen werden, ist ein tatsächlicher Irrtum. Haupt hat in jedem Falle noch eine Stimme weniger als von Byern. Aus dem Grunde muß die Wahl für un⸗ gültig erklärt werden. In dem Antrag der Sozialdemokraten vermisse ich auch den Antrag, die Beweiserhebung zu beschließen, die die Kom⸗ mission vorgeschlagen hat. Wird der Antrag Albrecht angenommen, so werden zunächst erst die von der Kommission angeregten Beweis⸗ erhebungen vorgenommen werden; kommt Zeit, kommt Rat, dann kommt die neue Session, und so kommen wir langsam dahin, daß die fünfjährige Legislaturperiode ihr Ende erreicht, ehe diese Wahl⸗ prüfung erledigt ist.

Damit schließt die Diskussion; die Abstimmung wird bis Dienstag ausgesetzt.

Ueber die Wahl des Abg. Reck (dkons., 6 Gumbinnen) sind Beweiserhebungen beantragt. Eine. Diskussion findet nicht statt; die Abstimmung wird ebenfalls am Dienstag erfolgen.

Die Wahl des Abg. Kuckhoff (Zentr, 2 Cöln) hat die Kommission beanstandet; sie beantragt, eine Reihe von Beweis erhebungen über Protestbehauptungen zu beschließen.

Von den Sozialdemokraten liegt der Antrag auf Kassierung der Wahl vor. Von dem Abg. Dr. Pfleger und Gen. GZentr.) ist noch eine Erweiterung der Beweiserhebungen be⸗ antragt worden.

Abg. Stadthagen (Soz.) spricht sich unter Darlegung ver—⸗ schiedener Unregelmäßigkeiten bei dieser Wahl auf Grund der Protest⸗ behauptungen für die Ungültigkeit der Wahl aus.

Abg. Dr. Pfleger GZentr.) begründet den Antrag seiner Partei, außer den in dem Bericht der Wahlprüfungskommission beantragten Beweisen über die behaupteten Unregelmäßigkeiten in Pöulheim noch eine Reihe weiterer Zeugen eidlich zu vernehmen. q

Abg. Dr. Bollert (ul) spricht sich für Ungültigkeitserklärung aus, da bei der gebliebenen Mehrheit von 4 oder 9 Stimmen und bei den großen Unregelmäßigkeiten man jetzt schon ohne weitere Beweis⸗ erbebung zu einer Ungültigkeitserklärung kommen könne.

Damit schließt die Diskussion.

Die Wahl des Abg. Kopsch (5 Liegnitz) beantragt die Kommission für gültig zu erklären.

Abg. Dr. Ablaß (ortschr. Volksp.): auf einige Momente gerade dieser Wahl hinzuweisen. Wahlprotest wird gerade Behörden der Vorwurf der Wahlbeein⸗ flussung gemacht. In Greifenberg hat der Magistrat die amtlichen Wahlbekanntmachungen in dem liberalen Blatt erlassen. Es wird nun in dem Protest der Vorwurf erhoben, daß der Magistrat ein Blatt genommen hat, das einmal nicht von jedem gelesen wird, und das dann auch Parteipolitik treibt. Dieses konsewwative Pronunzia— mento eröffnet für die Zukunft die angenehmsten Aussichten. Wenn die konservative Partei den Inhalt dieses Protestes als Grundsatz für die Zukunft aufstellt, dann freue ich mich von ganzem Herzen, weil wir dann den glückseligen Zeiten näher kommen, in denen die Behörden nicht mehr amtliche Politik treiben dürfen. Der Protest beschwert sich dann darüber, daß die Wahlbekanntmachungen nicht auch in dem be freundeten Zentrumsblatt erschienen sind, und wir wollen hoffen, daß die konservative Partei auch in anderen Wahlkreisen in Zukunft für solche Parität eintritt. Das würde dann ein vollständiger Bruch mit der bisherigen preußischen Gepflogenheit sein. Wichtig ist dann noch folgendes: Zwischen der Haupt⸗ und Stichwahl begab sich ein konser⸗ vativer Vertrauensmann, ein Handwerksmeister, zu einem sozialdemo— kratischen Vertrauensmann und wollte mit ihm ein Stichwahlab⸗— kommen treffen. Die „Breslauer Volkswacht“ hat darüber zwei Schriftstücke veröffentlicht, in denen sich der konservative Vertrauens— mann erbietet, im Falle der Wahl des konservativen Kandidaten sofort 500 A6 zu zahlen. (Zuruf: Das ist ein bißchen wenigh Das erschien auch wohl den konservativen Herren zu wenig, und man hat schließlich die Summe erhöht. Der konservative Vertrauensmann erklärte, er würde noch 1009 M zur Verfügung stellen für ein Flugblatt gegen Kopsch. Nun gibt es bekanntlich für einen Konsewativen nichts Ver— ächtlicheres, als mit dem Gottseibejuns, mit der Sozialdemokratie, in amtliche Verhandlungen zu treten, in denen noch dazu Geld eine Rolle spielt. Das ist nach konservativer Ansicht eine Todsünde. Schade nur, daß dieser Fall nicht vereinzelt dasteht. Es muß also doch für solche Todsünde eine Absolution geben. Die deutsch⸗konserpative Partei hat kürzlich eine Erklärung veröffentlicht, in der sie solche Machenschaften verurteilt. Dieser Erlaß kam reichlich spät. Wäre er vor der Wahl oder zur Zeit der Wahl erschienen, dann wären alle diese Abwege vermieden worden. Der Beschluß sagt dann aber weiter, daß in Zukunft bei solcher Verfehlung der Ausschluß aus der kon— serbativen Partei stattfinden werde. Dieses „in Zukunft“ ist sehr lehrreich. Es zeigt, daß also alle die in der Partei bleiben können, die früher Aehnliches gemacht haben. Im vorliegenden Falle ist aber nicht anzunehmen, daß ein einfacher Vertrauensmann, ein Handwerks⸗ meister, eine solche Summe zur Verfügung stellt. Es müssen wohl andere hinter ihm gestanden haben. Nachdem dieses Techtelmechtel zwischen den beiden Vertrauensmännern gescheitert war, erschien trotz- dem ein Flugblatt, in dem angeblich von sozialdemokratischer Seite Stimmung gegen Kopsch gemacht wurde, und in dem aufgefordert wurde, den volksfeindlichen Freisinnigen zu Fall zu bringen. Dieses Flugblatt enthielt nicht den Namen seines Druckers. Plötzlich er⸗ schien nun in einem anderen Teile des Wahlkreises dasselbe Flugblatt mit dem Namen eines Druckereibesitzers, der dann über den Mißbrauch seines Namens empört war. Er hatte es sogar einem Abgesandten des ultramontanen Blattes gegenüber abgelehnt, seine Unterschrift zu geben. Die Sache wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, um den— jenigen bestrafen zu lassen, der den Namen des Druckers unter das Flugblatt gesetzt hat. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, daß ein Grund zu einem strafrechtlichen Einschreiten nicht vorhanden sei. Es sei bei dem betreffenden Druckereibesitzer angefragt worden, ob man 6 Namen darunter setzen könne, mit dem Bemerken, daß man es tun würde, wenn bis zum Abend kein ablehnender Bescheid einliefe. Dieser kam aber erst am anderen Morgen, und das Flugblatt war in⸗

Es ist nicht unwichtig, In diesem J

zwischen herausgegeben. Es wurde jedoch n heimgestellt. den durch den Mißbrauch der Firma dem Besitzer erwachsenen Schaden im Wege des Zivilprozesses geltend zu machen. Was sind das für Manipulationen, die dort vorkamen! Hin ed will das Flugblatt, das im Namen vieler unbekannter Sozialdemokraten erscheinen soll, drucken, auch niemand will seinen Namen hergeben, bis man darauf verfällt, den Namen eines liberalen Mannes darunter zu setzen. Das ist ein großer Tiefstand der politischen Moral. Ich habe die Ueberzeugung, daß alle Parteien ohne jede Ausnahme mir für diese Ausführungen dankbar sein werden. Ich glaube, den Finger in eine offene Wunde gelegt zu haben. Wir müssen verlangen, daß jedes unlautere Mittel von den Angehörigen aller politischen Parteien in der gleichen Schärfe ver⸗ urteilt und zurückgewiesen wird. Wenn Sie alle damit einverstanden sind, so habe ich dem Reichstage einen Dienst erwiesen.

Abg. Graf Praschma Gentr.): Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß der Vertreter ausgerechnet des Wahlkreises Hirschberg⸗ Schönau im Anfang seiner Ausführungen sich nach der ganzen Art, wie der Wahlkampf bon den Freisinnigen geführt worden ist, über konfessio⸗ nelle Verhetzungen im Nachbarkreise beklagen würde. Ich kann mir das nur dadurch erklären, daß es für die Herren sehr peinlich ist, daß das Blatt, das er hier genannt hat, endlich einmal in die freisinnigen Machenschaften in der dortigen Gegend einen hellen Lichtschein ge⸗ worfen hat, und auch den Angehörigen meiner Partei, die sich unbe⸗ greiflicher Weise immer noch von den Freisinnigen haben betören lassen, die Augen geöffnet hat. Was hier über Wahlmachenschaften vorgetragen worden ist, das können wir natürlich nicht billigen, das wird keiner von uns tun. Aber wir könnten auch einmal die Machen⸗ schaften in anderen Kreisen beleuchten. Ich weiß nicht, ob den Herren Freisinnigen damit sehr gedient wäre. Wenn dann der Vorredner die Zeitung, von der hier die Rede war, als ultramontan bezeichnete, so muß ich sagen, daß es im allgemeinen unter anständigen Leuten üblich ist, jemanden nicht mit einem Namen zu belegen, mit dem er sich selbs nicht bezeichnet.

Vizepräsident Dr. Do ve: Ich nehme an, daß Sie damit dem Abg. Ablaß nicht haben vorwerfen wollen, daß er gegen die Gepflogen— heiten der anständigen Menschen verstoßen habe.

Abg. Graf Praschma entr.): Nein.

Abg. Graf Westarp (8dkons.): Ich bin dem vorletzten Redner dankbar dafür, daß er uns Gelegenheit gegeben hat, festzustellen, daß der Fall in Löwenberg, wo ein Malermeister verhandelt hat, einer der überaus wenigen, aber durchschlagenden Fälle gewesen ist, die den Zwölferausschuß der Partei zu dem erwähnten Beschluß veranlaßt haben. Daß ein solcher Beschluß schon früher hätte gefaßt werden müssen, kann man doch nicht verlangen, denn ehe nicht einige derartige Fälle vorgekommen sind, hat man wirklich keine Veranlassung dazu. Die Zahl dieser Fälle aber ist außerordentlich gering, und der Löwen⸗ berger Fall gehört allerdings tatsächlich dazu. Wenn der Abg. Ablaß einen Zweifel darüber zum Ausdruck gebracht hat, ob denn der Maler meister nur auf eigene Faust gehandelt hat und nicht im Einverständnis mit Parteikreisen, so kann ich ihn sehr authentisch dahin aufklären, daß von irgendeinem Einvernehmen irgendeiner konservativen Parteistelle nicht die Rede gewesen ist, sondern daß er tatsächlich ganz aus eigener Initiative gehandelt hat. Gewiß hat der Abg. Ablaß das Recht, uns zu kritisieren, aber die Frage, wie wir die Parteidisziplin handhaben, wann wir gegen den einzelnen einschreiten wollen, wann nicht, dies kann der Abg. Ablaß ruhig uns zur Entscheidung überlassen. Und wenn er etwa gemeint hat, es könnte nun in weiteren Kreisen der Glaube entstehen, daß der Beschluß nicht ernst gemeint sei, daß der engere Vorstand in Zukunft in solchen Fällen Milde walten lassen werde, so würden eben diejenigen, die das glauben, gewaltig im Irrtum sein, denn es besteht der feste Entschluß, den Beschluß strikte und ohne jede Ausnahme durchzuführen. Im übrigen stelle ich anheim, ob die Kritik des Abg. Ablaß wirklich so ganz angebracht war. Ich habe schon durch einen Zuruf zum Ausdruck gebracht, daß unser diesbezüglicher Beschluß immer noch früher gekommen ist, als ein etwaiger analoger Beschluß der fortschrittlichen Volkspartei. Die fortschrittliche Volkspartei hat niemals beschlossen, daß man mit der sozialdemokratischen Partei nicht paktieren dürfe. Der Kollege Ablaß deutete ja an, daß ein solcher Be schluß in Kürze zu erwarten sei. Das freut uns außerordentlich.

Abg. Dr. Ab laß ortschr. Volksp.): Der Abg. Graf Praschma hat gemeint, mich damit einschüchtern zu können, daß er drohte, er werde einmal die Praxis im Wahlkreis Hirschberg⸗Schönau an die Oeffentlichkeit ziehen. Ich fürchte die Kritik des Grafen Praschma durchaus nicht, schneidig genug hat er sie uns ja angekündigt. Ob sie nachher ebenso schneidig ausfallen wird, können wir ja abwarten. Vor läufig glaube ich, ist mein Gewissen noch ziemlich rein. Graf Praschma meinte, mein Zorn sei dadurch erweckt worden, daß das Zentrums⸗ blatt gegen die fortschrittliche Volkspartei gearbeitet habe. Das haben

1. J

1 7

wir im Wahlkreise Hirschberg⸗Schönau wirklich nicht zu fürchten, aber

das, was ich bedauere, das ist, daß eine konfessionelle Verhetzung in unseren Wahlkreis hineingetragen worden ist, von der wir früher keine Ahnung gehabt haben. Den Nachweis, daß von seiten der Frei⸗— sinnigen jemals eine solche Verhetzung gegen Andersgläubige betrieben worden ist, sollen Sie mir noch führen; aber daran werden ie scheitern, Graf Praschma. (Abg. Graf Praschma: Neinh a! Nun hat Graf Praschma gesagt, es sei nicht anständig, jemandem einen Namen beizulegen, gegen den er sich selbst wehrt. Ich meine. man darf aber die Charakteristik richtig darstellen, auch wenn der Be treffende meint, diese ablehnen zu müssen. Was die Entgegnung des Grafen Westarp betrifft, so erkläre ich, daß das naturgemäß nicht anders zu erwarten war, als daß er den Beschluß des engeren Vor standes seiner Partei hier unterstreichen würde. Darin liegt nichts Neues. Dafür aber hat er mir keine plausible Erklärung gegeben, daß dieser Beschluß so spät gekommen ist. Wenn Graf Westarp daß ich in Aussicht gestellt hätte, daß die fortschrittliche Volkspartei demnächst einen ähnlichen Beschluß fassen würde, so irrt er sich. Ich glaube, wenn Sie die Absicht haben, gute Ratschläge zu erteilen, so geben Sie doch den Ratschlag. dem Zentrum, wo er vi leicht einen gewissen Einfluß haben mag. Ich lehne jedenfalls jede Vormundschaft des Grafen Westarp genau so ab, wie er die unserige ablehnt.

Abg. Graf We st arp (dkons): Was die Entrüstung über die späte Abfassung des Beschlusses des engeren Vorstandes betrifft, so hatte ich vorhin nicht gleich zur Hand die „Conserpative Gorrespon⸗ denz“ vom 16. Mai 1913; das war die Zeit, wo der Fall Löwenberg überhaupt erst zu unserer Kenntnis gekommen ist. Da wird folgende gesagt: In der Agitation der Liberalen spielt neuerdings ein Vorfall aus der Wahl von Löwenberg eine große Rolle. Verschwiegen wird dabei, daß die dortige Parteiinstanz, sobald sie von der Angelegenheit hörte, jede Beteiligung hieran ausdrücklich abgelehnt hat. Diese Haltung der konservativen Kreisleitung war selbstverständlich und ent— spricht ganz den Grundsätzen unserer Partei, die es grundsätzlich ver— wirft, irgend welche Abmachungen zu treffen oder in irgend welche Beziehungen zu der sozialdemokratischen Revolutionspartei zu treten. Diese Aeußerung des offiziellen Parteiorgans läßt doch wohl nichts an Klarheit und Deutlichkeit zu wünschen übrig. Wir sind gewohnt, in diesen Dingen auch der Oeffentlichkeit ein ganz klares Bild zu geben. Ob die gleiche Gewohnheit beispielsweise bei Abschluß gewisser Dämpfungsverträge üblich ist, ob nicht der Begriff Dämpfung über— haupt das Bild einer gewissen Unklarheit und des Wunsches, eine ge⸗ wisse Unklarheit herzustellen, ist, ob das Wort Dämpfung nicht für die Liberalen charakteristisch ist, das überlasse ich der Beurteilung dieses Hauses.

Damit schließt die Diskussion. Die Abstimmung auch über diese Wahl wird auf Dienstag verschoben.

Ueber die Wahl des Abg. Laser G6. Gumbinnen, nl) soll Beweiserhebung stattfinden.

Die Wahl des Abg. Dr. Cohn⸗-Nordhausen (1 Erfurt, Soz.) hat die Wahlprüfungskommission für gültig erklärt; ein Antrag der fortschrittlichen Volkspartei geht dahin, die Beschlußfassung auszusetzen und eine Reihe von Erhebungen über die Protest⸗ behauptungen zu beschließen.

23 Abg. Dr. Neumann⸗-Ho fer forischr. Volksp): Wenn die in dem Wahlprotest behaupteten Tatsachen sich als wahr herausstellen sollten, so würde Dr. Cohn als amtlicher Kandidat bezeichnet werden müssen. Der Reichs tag hat stets auf dem Standpunkt gestanden, daß, wenn eine amtliche Beeinflussung ,, hat, ohne Rücksicht auf

das ziffernmäßige Ergebnis

aus diesem Hause zu entfernen ist. Ich habe ja natürlich nicht be—

hauptet, daß Dr. Cohn am

kein direkter Beweis bor, ich behaupte nur, daß, wenn sich die Be⸗ hauptungen des Wahlprotestes als wahr erweisen sollten, man wohl annehmen muß, es liege eine amtliche Kandidatur por. In dem Pro⸗

test wird behauptet, daß ve Vaus gegangen sind und Wiemer zu stimmen. Diese

worden. In einem Falle ist die Ehefrau eines Amtsdieners mik dieser

Parole von Haus zu Haus am Tage vor der Stichwah und forderte ihn auf, dafür werde. Einem Kriegerverei

band aberkannt war, versprach der Reserveoffizier und Amtsvorsteher

Rockstroh, daß, wenn dieser werde er das Fahnenband w

auf offener Straße diesen Befehl ausgegeben. auch der Verein das Fahnenband wieder bekommen, und zwar durch den Landrat. Man hat nur vergessen, Dr. Cohn einzuladen und ihn zum Ehrenmitglied zu ernennen. Ich bitte Sie, unseren Antrag anzu⸗

nehmen. . Abg. Stücklen (So

wir zu dem Kriegerverein

haben.

krages,

eine amtl

ganze Anza

Tatsache.

wenn ein

Eéhor

1

)

80 J

j 3

der J 1. 1 r

vaTe tichwahl gewählt würde.

ian will ich möchte nicht sinten rektifiziert zu werden 's Reichskanzlers von Bet

zialdemok

Dr. Neumann en scheint nur das für

ht telegraphiert wird „Fürst wünscht Cohn“. ]

Stücklen (So

h „daß, selbst wenn das

hn noch immer eine Mehr

D

in ski (Pole, 6

9 1 * a 9954 E

). Vgg., 1 Cassel) s

le

Hierauf wird Vertag!

Schli gegen 5i Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend

12 Uhr (Rechnungssachen ersten Beratung der Gew des Gesetzentwurfs über di verfahrens).

zie Abstimmung wird ausgesetzt. Die Wahlen des Abg. t

der betreffende Abgeordnete ohne weiteres

tlicher Kandidat gewesen sei. Dafür liegt

*

rschiedene Gemeindevorsteher von Haus zu die Parole ausgegeben haben, nicht für Parole wäre vom Landratsamt ausgegeben

gegangen. Ein Amtsvorsteher wandte sich lan den Hauptmann eines Kriegervereins zu sorgen, daß Dr. Wiemer nicht gewählt n, dem vor einigen Jahren das Fahnen

Verein dafür wirke, daß Dr. Cohn gewählt zoo ** 2 (Mor 760 ** .

ieder bekäme. Der Kxiegerverein hat dann Tatsächlich hat denn

z): Kein Mensch wird annehme in irgend welcher

lb

. dem schon aldemokraten in den Reichstag gewählt daß noch ein Sozialdemokrat in der Man mag der Regierung zutrauen, was sagen, was ich ihr zutraue, um nicht von aber dessen halte ich die Regierung hmann nicht für fähig, daß sie sich aus raten Cohn als Regierungskandidaten Hofser ffortschr. Volksp.): Der Abg. amtliche Kandidatur zu halten, daß viel⸗

z:; In der Kommission ist festgestellt alles bewiesen wäre, was behauptet wird, heit von 330 Stimmen behielte.

Oppeln) und des Abg. Herzog ollen für gültig erklärt werden. Die nstag erfolgen.

ing beschlossen.

kleinere Vorlagen, Fortsetzung der erbeordnungsnovelle; erste Beratung 1 123 . 8 z . . z e Wiederaufnahme eines Disziplinar

Statistik und Bolkswirtschaft.

Die Ehescheidungen in Preußen im Jahre 1912

nach der Schuldfrag Im Anschluß an die

Anzeigers! vom 25. v. M. enthaltenen Mitteilungen über die

Scheidungshäufigkeit in Preu

sollen in den folgenden Zeilen die Ehescheidungen nach ihren Ursachen

behandelt werden. Die nachf

Uebersicht gibt fi

rsihbt gibt. für das gleiche Berichtsjahr die Ehescheidungsgründe unter Berücksichtigung der Schuldfrage an. ;

e und den Scheidungsgründen. kn Nr. 251 des Reichs und Staate—

ßen nach Landesteilen für das Jahr 1912

tehende, der Stat. Korr.“ entnommene

In

Sn.

.. . Scheidungsfällen war die Fr

8

schuldig gemäß B. G. B.

§ 1565 8

Scheidungsfällen war

der Mann

in Verb mit

1566 all in

nichtschul dig. . . schul dig gemäß B. G. B.: allein..

? 1

al

.

3 *

;

37

J 1e

67 allein. §S 1566 allein.... eistes krank J nicht schuldig, schuldig oder geistes krank zu ,,,

Hiernach ist wenn man von der Geisteskrankheit absieht, bei

der eine Erörterung der Sch nicht stattfindet der Man

ae,, . 7 ; i. . = 2684 Fallen für den allein schuldigen Teil erkjärt worden, während

in 1820 Fällen beide Teile

außerdem wurde noch bei 8 wegen Geisteskrankheit geschiedenen Ehen

der andere Tell für schuldig e

Am meisten., nämlich bei 5342 Scheidungen, kam E ö i 53342 ; gen, kam Ehebruch S 1565 des B. G. B.) als Scheidungsgrund vor, und zwar wurden

hierbei der Mann allein 2422

beide Teile 7861 mal für schuldig erklärt.

4809 Scheidungen, fanden die

Verletzung der ehelichen Pflichten, ehrloses oder unsittlich

. ö in, es Ver⸗ halten, grobe Mißhandlung) Anwendung, wobei der Mann 3620 mal, die Frau 659 mal und beide Teile 530 mal die Schuld trugen.

Durch bösliche Verlassung (8 endlich gab insgesamt für 25 wobei der Mann in 18, die schuldig waren. Bemerkengw Scheldungegründen Chebruch losem oder unsittlichem Verh

6119 2856 1 1621123 1 3456 5i7olio 797.

in 459 Fällen die Scheidung verurfacht. Lebensnachslellung (6 1566)

U

uldfrage gemäß 8 18574 des B. G. B. n in 60409, die Frau dagegen nur in

die Schuld an der Scheidung trugen;

rkannt

mal, die ten allein 2139 mal und „Am zweithäufigsten, bei dehnbaren Gründe desz 5 1568 (schwere

16567) hatte der Mann in 684, die Frau

Ehen die Veranlassung zur Scheidung, Frau in 5 und beide Teile in 1 Falle ert häufig (401 mal) traf unter den der Frau mit pflichtverletzendem, ehr—

Frau

gesamt 12 885 Scheidung gründe aufgeführt. . gegründe aufgeführt

nur 157 mal Ehebruch des Mannes mit Pflichtverletzung usw. der

Bei den 10797 Ehescheidungen wurden nach vorstehendem ing⸗ Im einzelnen entfielen

. in den Städten auf dem Lande über haupt dau ) f bet bei bei bei bei bei

Männern Frauen Männern Frauen Männern Frauen

565 B. G. B. 2769 2436 43 7 3203 2920 ö 15 H ö 525 32, 2 8 . 85 6 617 3829 26 8139 2 2 Die Männer wurden somit auf Grund der §§ 1565 bis 1568 des B. G. B. mit S056 Scheidungsgründen annähernd doppelt so oft wie die Frauen (mit 4576 Gründen) für schuldig erklärt. Ander⸗ seits findet man Geister krantheit gemäß § 1569 als Scheidungẽgrund bei den Frauen mehr als doppelt so häufig wie bei den Männern Im einzelnen fiel den männlichen Geschiedenen schwere Pflicht berletzung, birloses oder unsittlichs Verhalten (8 1568) dreieinhalbmal und Lebens nachstellung (8 1566) mit ine gesamt nur 26 Fällen fast dreimal so oft wie den weiblichen zur Last; bei der böslichen Ver— asseng (8 1567) war die Schuldziffer der Männer um rund die Hälfte größer, während beim Ehebruch (5 1565) die Frauen mit der ö Gründe dem anderen Geschlecht ziemlich nahe kommen. fi . man hie männlichen und die weiblichen Geschiedenen je ur sich, lo waren erstere als Schuldige am stärtsten (mit mehr als der Hälfte aller Fälle) an den Gründen des S 1565 des B. G.-HG. am zweithäufigsten mit fast zwei Fünfteln am Ehebruch betelligt. Bei ,, 2 k über drei Fünftel aller Gründe auf den ; auf den §z 1568 jedoch nu app ein Vierte Die ländlichen ga fern he 5 en n, scheiden sich 62 Zahlen der eidungsgründe unterscheiden sich welentlich von den allgemeinen sowie von den städtischen. Der Ehe⸗ bruch splelt nämlich in den Landgemeinden als Scheidungsursache eine viel geringere Rolle als in den Slädten; auf ihn entfielen in jenen hoch nicht zwei Fünftel, in diesen dagegen fast die Hälfte der Gründe. Anden seits sind abweichend vom Stadtgebiete auf dem flachen Lande die Frauen häufiger als die Männer auf Grund des Ehebruchs— paragraphen sür den schuldigen Teil erklärt worden. Bei allen übrigen Schuldziffern waren, wie überhaupt und in den Städten Auch, auf dem Lande die Männer, bei der Geisteskrankhert als Scheidungsursache hingegen die Frauen stärker betei igt.

Zur Arbeiterbewegung. In Gom o ist gestern, wie die „Frkf. Ztg. erfährt, der all—⸗ 5 Ausstand aus Sympathie mit den ausständigen 3m r . ! 2. . . h ** preturarbettern ausgebrochen, Die Buchdrucker und das ö. raßen bahnper sonal haben sich der Bewegung angeschlossen. . 9 Naors 9 nr ff ; 8. 9 . auch Versuche gemacht, den Schiffsverkehr auf dem See on Lomo zu stören; jedoch ist noch nicht bekannt, welche Haltung das K einnehmen wird. In Oviedo kam es, wie „W. T. B.“ meld ischen Aus ö,, K B. meldet, zwischen Aus⸗ in dige; i Nich organisierten zu einem Zusamm enstoß, wobei zwei Personen durch Schüffe verletzt wurden. ö 9 Gestern nachmittag hat die Polizei im Umhlotitale, wo der ö us sta ud an der Natalküste (pgl. Nr. 281 8. Bl.) begonnen . W. J B. zufolge, 365 Inder verhaftet, im Kohlen. 99 iete des Znlulandes weitere hundert. In Greytown haben noe 19 * 9 . 6 66 1, ö 9 3 niedergelegt. Der Minister für Finanzen und andes ver tidigung, Smut tst aus Pretoria in Durban eingetroffen, um sich über die Lage zu unterrichten.

Literatur.

Von dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm ist von der 2. Abteilung des 11. Bandes die erste Lieferung erschienen. Fi enthält, bearbeitet von Dr. v. Dollmahr, die Wörter mit dem Anfangsbuchen U bis überdrägen.

Verlag von J mann in Neudamm hat eine zweite 2 ehrbuchs des lin ten] ch teßens nebst einer Anleitung zu Herstellung von Flintenschießständen von Albert Preuß veranstaltet (geb. 6 6M). Auch beim Schießen bilden theo tetische Kenntnisse eine Grundlage jeder planmäßigen Ausbildung Die Lehrbücher, die in das Weidwerk . ümbegreif⸗

licherweise den Schwerpunkt auf den

inführen wollen, legen begreif⸗ Schwer agdbetrieb und die Jagdkunde nur wenige befassen sich mit der Schießtechnik und beschränken sich dabei meist auf Erörterungen der Gewehrkonstruktion. Mit der modernen Ausgestaltung der Schießwaffen ist deren Handhabung in mancher Hinsicht komplizierter geworden; sie setzt eine genaue Kenntnis Fomplizierten Organismus jeder Waffe voraus. „Das Flinten sch eßzen ist, wie der Verfasser in der Einleitung zu seinem Buch mit Recht ausführt, eine Kunst, die nicht handwerksmäßig gelernt werde ch über das Mittelmaß erheben soll,

e 8 8

F 1

1 1

( l kann, sondern zu der, wenn sie si neben natürlicher Veranlagung auch eine systematische Schulung, eine wissenschaftliche Behandlung aller in Betracht kommenden Faktoren treten muß. Der Verfasser darf als langjähriger Leiter der waffen technischen Versuchsstation Neumannswalde⸗Neudamm als berufener (ahrener Lehrmeister im Flintenschießen gelten, und angehend n Schützen kann das Studium seiner Schrift, in der er die orgehniff seiner Beobachtungen und spst ze niederge eg . empfohlen werden. k

erste

250

e ,, mit der Konstruktion der Im zweiten Ab schnitt wird dann der Lehrgang entwickelt: vorberestende Uebungen zielen, Stellung und Valtung, Anschlag, das Schießen auf Wurf⸗ tauben und endlich das Schießen auf der Jagd (Flug- und Laufwild) Schießen vom Pferde u. 4. Anweisungen zur Handhabung der Flinte und zur Behandlung der Gewehre schließen den Abschnitt. Der dritte beschreibt eingehend die Anlage von Flintenschießständen. In einem Anhang werden die Flintenlaufgeschosse behandelt: ein Sachregister und eine Reduktionstabelle für Maße und Gewichte bilden den Schluß. . Von den belebten Kün stler-Steinz eichnun gen, die der ger gg bon B. G. Teubner in Leipzig und Berlin zu einem billigen Preis als wertvollen Zimmeischmuck für weitere Kreise feit einer Reihe von Jahren herausgibt, liegt eine Anzahl neuer Blätter vor die den Kreis der bisher erschienenen Bilder glücklich erweitern. Die Auswahl ist so reichhaltig und vielseltig, daß wohl jeder eiwag seinem Geschmack Zusagendes finden dürfte Freunde der griechischen Kultur und Landschaft werden die zarten stimmungsvollen Akropolis, bilder von Bethe Loewe wählen; Sportleuten und Alpenfreunden wird eine Anzahl von in kräftigen Konturen gehaltenen Skibisldern von Biese und Oßwald und das prächtige Winterbild vom Kitzbühel, das C. Keßler beigesteuert hat, geboten. Zwei weitere Bilder Dßwalds geben die Stimmung des deutschen Borfes wieder (Mühle im Schnee und Maientag); eine rom antische Landschaft im Mondschein bietet Treuter, einen Biedermeter⸗ Innenraum Rieger; voll Rhythmugtz und Bewegung ist Antoines Kgiser-Geburtstagsbild, das das Berliner Schloß mit den zum Wecken aufziehenden Musikkorps zeigt; aus der Reihe, der gut charakterisierten Landschaftsbilder selen Doßlers Parlamenksgebäude in London“ und F Beckert Vergil les“ hervorgehoben. Einen biblischen Stoff behandelt mit schlichter Innerlichkeit Schäffer in seiner Bergpredigt“ Eine Anzahl von Bildern ist in Fries format gehalten, so in schtrarz⸗ ö. Diefenhachs graßiöse Kindergestalten, oder in farbiger Wiedergabe Riecks ‚Morgenspaztergang“ und ‚Mittagsruhe n. Diese

alten des Mannes zusammen, dagegen

der harakterköpfe aus Deutschlandz großer Zeit“ von Karl Bauer gedacht; die 16 Blätter, die auch in einer NMarpe ver⸗ einigt zu bestehen sind, bedeuten eine wertvolle Erinnerungsgabe an die Zeit vor hundert Jahren. Der neue vollständige Ralalog der Teubnerschen Künstlersteinzeichnungen mit kleinen farbigen Wieder⸗ ae nen J,. . ist für 49 3 zu haben; er gibt er⸗ öpfen u b ĩ ien Bilder ü iedri

. vir nt über die einzelnen Bilder und über deren niedrig Vie Verleger⸗ und Buchdruckerfirma von Stern in Lüneburg kann im Jahre 1914 auf ein 300 jähriges Bestehen zurũckblicken und hat aus diesem Anlaß einen Dreihu ndertjährigen von Stern. schen Jubelkalender herausgegeben. Die Haupttätigkeit der Firma bestand zu Alters in der Heraus gabe von Sol⸗⸗ schnitt und Kupferstschbibeln, die zu den hervorragen dsten künstlerischen Erzeugnissen des Buchdrucks in Ven schl han zu zählen sind. An diefe bedeutungsbolle Tätigkeit erinnert der Kalender, indem er auf 33 Kunstdruckkartons in Großfolio aus den berühmtesten Bibelausgaben, Postillen und ähnlichen alten Werken des Verlags in künstlerischer Wiedergabe Abbildungen vorführt, die in ihrer geschichtlichen Anordnung zugleich ein Bild von der Aufwãärts⸗ entwicklung der A. von Sternschen Buchdruckerei geben. Der auch für den Kunstforscher interessante Kalender ist zum Preis von 3 50 A im Buchhandel oder direkt von dem Verlag der von Sternschen Buch⸗ druckerei in Lneburg zu beziehen. . ;

. . . 2 den belteren lr das zahn 191

I

. . 2. 1 . . erein für die Geschichte .

erausge⸗

rinne 19 8 Mo 3311 J ] 13 9 33 * 6 8 Led —estetingsjahres 1313 gewidmet 1unger 569 5 * . . ungen tel geschmückt, in denen ebens K ; ; e. ö dem ter 1Ichen ell unde r Teser interessante innerungen au— ser aroßen / 3, ngen aus ier große t. o eine Schilderung

. ECinzugsstraße August 1814

Suder; einen Bericht über die es Dichters G

mann nach Berlin im September don Friedrich H

innerungsblatt an die vi ds ve

15 gewidmet hat Friedrich Uber Teil und Gedichten n erlei über Astronomie, Meeres und Landwirtschaft billige

der im 21 .

WVerbesferte Kalender! des

1 Jahrgang vorliegt und 40 6 kostet enthalt eine Fülle belehrenden interessanten Materials in volks⸗ tümlicher Fassung. ondlich sei Haacks hübsch ausgestatteter Damenkalender f it, der a Jahre seines Bestehens zurückblicken kann. Ex ent a. eine kleine E an

1 9ryz ihlun 1 rzahlung von M. von Es ö

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßzregeln.

6 Ein Physiker, William Crookes, hat sich der dankenswerten Aufgabe unterzogen, Forschungen über den besten Augen“ hutz insbesondere für Industriearbeiter anzustellen. Den Anlaß dazu bot die Klage über die Zunahme von Erblindungen in Glas⸗ fabriken. Die Royal Society in London setzte einen besynderen Aus schuß zur Aufklärung dieses Zustands und seiner Bekämpfung ein und als ihr Mitglied hat sich Crookes mit dieser Frage beschäftiat. Der Forscher, der bereiis im 81. Lebensjahr steht, hat diesen Unter suchungen mehr als vier Jahre gewidmet und sich damit ein neues Verdienst er⸗ worben, das nicht weniger Beachtung beanspruchen arf als seine Experimente mit der nach ihm benannten Crobkegschen Röhre. Sein Ziel war die Auffindung einer Glasmischung, die eine Ab⸗ wehr der sogenannten infraroten Strahlen des Spektrums also der Wärmestrahlen, bewirken könnte, und Crookes haf zu diesem Zweck mit dem Zusatz verschiedener Metalloxyde zum Glas rperimemntierf. Diese Hitzestrablen sind dem Auge außerordenflich schädlich, und man kann sich die Gefahr denken, in der das Augenlicht bon Arbeitern schwebt, wenn sie mit einer gesckmolzenen Glasmafse von = 409 Gewicht zu tun haben. Eg steht jetzt fest, daß der Star der Glas— arbeiter durch die Wärmestrahlen verursacht wird, die von solchen glühenden Glasmassen ausgehen. Doß die Aufgabe durch eine Brille daz Auge vor den Wärmestrahlen zu schuͤtzen, obne die Lichtstrahlen auszuschließen, recht schwierig zu 15 sen ist, zeigt schon die Dauer der Zeit, die der greise Forscher auf seine Veisuche hat verwenden müssen, und leiker muß er Lestehen, daß er trotzdem seine Absicht nicht ganz erreicht hat. Das Ideal wäre eine Brille, durch die der Arbeiter ebenso gut sehen und Farben unterscheiden kann wie durch eine gewöhnliche, aber doch vor den unsichtharen Wämmestrahlen geschützt ist. Als Grundmasse wurde Sodaglas benutzt. Dann wurden einzelne Metalle in verschi denen Mengen versucht, um ihre Wirkung auf die Farbe und andere Eigen⸗ schaften des Glases festzustellen. Jede Mischung wurde zu einer ge⸗ schliffenen Platte von 2 mm Dicke verarbestet und dann auf sesne Fähigkeit zur Abhaltung der Wärmestrahlen in einem besonderen Apyarat geprüft. Ferner wurde das Verhalten jeder Glassorte gegen ultrapiolette Strahlen unters cht, dann die Lichtdurchlässigkeit und schließlich die Farbe. Eine große Zahl von Metallen erwies sich als derart un⸗ hrauchbar, daß sie weiterhin außer Betracht gelassen wurden. Die Fortsetzung der Arbeiten erstréckte sich auf die Metalle Kupfer Eisen, Mangan, Blel. Nickel, Chrom, Koball, Uran, Cer, Nen nn und Prascodym. Selbssverständlich mußte auch mit der Möglichteit gerechnet werden, das beste Ergebnis durch eine Mischung zweier oder mehrerer Metalle dieser Liste zu erhalten, fodaß eine Fülle von Kombinationen zu bewältigen war. Es gelang Crookes ein Glas herzustellen, das. sowohl die infraroten oder Wärmestrahlen. als auch die ultravioletten oder chemischen Strahlen sern? hält Es war aber nicht zu vermeiden. daß damit auch ein Teil der Lichtstrahlen ahgesperrt wurde. Das ideale Glas für Schutz . as ein unberechenbarer Segen nicht nur für die Industrie, i,, , igeständnis vo . Wunsch an die Zukunft. Aber der berübmte Forscher kat doch sebr wesentliche Vorarbeiten afür ge⸗ leistet und Ergebnisse erzielt, die zu wichtigen Verbesserungen führen werden. Er verzichtetß von vornherein auf die Herstellung eines vellkemmen farblosen Glases mit den gewünschten Eigenschaften. Ein sehr helles Licht, wie es von weißen Klippen, von Schnerflächen und auch von starken elektrischen Lampen ausgeht, ist dem Auge immer schädlich und kann in der Wirkung durch ein farbiges Glas Fehindert werden. Welche Farbe dafür gewählt werden sollte, ist im Lauf der Zeit sehr verschieden beantwortet worden. Crook empfiehlt eine leicht gedämpfte neutrale Farbe. die durch Beimischung bon Kobalt und Nickel erzielt wird. Die Färbung ist bei folchen Gläfern nicht so stark, daß sie das Sehen merklich bebindert, was für den Gebrauch hel der Arbeit gefordert werden muß. Der Erfolg bon Erohfes be— steht darin, Gläser geschaffen zu haben, die über 96 v. DS. der Wärme⸗ strahlung, die Gesamtheir der chemischen Strahlen fernhält und nur mäßig gefärbt ist, sodaß einer Verwendung für Brillen nichts im Wege steht. Die Farbe dieser Gräser ist blaßgrün oder gelblich. Auch für den Augenschutz bei Automobilfahrten, Getschertouren, Ses reisen usw. werden di se durch fo gründliche wissenschaflliche For⸗ schungen empfohlenen Brillengläser zu bevorzugen sein.

Friese bieten einen hübschen Schmuck für Kinderzimmer. Endlich sei

,,