1914 / 6 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Jan 1914 18:00:01 GMT) scan diff

In dem Verzeichnisse der öffentlichen Blätter, die für Bekanntmachungen aus dem Handels- und Genossen⸗ schaftsregister bestimmt sind (Besondere Beilage zu Nr. 307 vom 31. Dezember 1913), tritt bei den Amtsgerichten ö. er Friedland, Fürstenberg, Mirow, Neubrandenburg, Neu⸗ strelitz; Stargard, Strelitz und Woldegk (sämtlich zum Ober⸗ landesgerichtsbezirke Rostock gehörig) an Stelle der Neustrelitzer Zeitung die Landeszeitung für beide Mecklenburg in Neusttelitz. ;

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Kreisltierarzt Dr. Franz Fischoeder zum Regierungs⸗ und Veterinärrat, . den bisherigen Privatdozenten Dr. Heinrich Spies in Berlin zum ordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität in Greifswald und ö. den landwirtschaftlichen Sachverständigen bei den Kaiser— lichen Generalkonsulaten St. Petersburg / Odessa Dr. Anton Hollmann zum etatsmäßigen Professor der Landwirtschaft⸗ ichen Hochschule Berlin zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Kaufmann Louis Heinrich in Jüterbog den Charakter als Kommissionsrat zu verleihen.

Ministe rium für Handel und Gewerbe.

Bei dem Oberschiedsgericht in Knappschaftsangelegenheiten in Berlin ist der Königliche Salinendirektor, Oberbergrat Ertel in Hohensalza an Stelle des Oberbergrats Ziervogel in Staßfurt für den Rest der bis zum 31. Dezember 1917 laufenden Wahlperiode zum Beisitzer ernannt worden.

MinisteriLum der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Dem Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗-Universität in Berlin Dr. Oskar Wagener ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Dem Regierungs- und Veterinärrat Dr. Fisch oeder ist die Stelle des Regierungs- und Veterinärrats bei der König— lichen Regierung in Gumbinnen übertragen worden.

Bekanntmachung.

Die Herren Forstbeflissenen, die am Schluß des laufenden Semesters die Vorprüfung abzulegen beabsichtigen, haben die an mich zu richtende vorschriftsmäßige Meldung spätestens bis zum 1. Februar d. J. dem Direktor der Forstakademie einzureichen, an der sie sich der Prüfung unterziehen wollen. Berlin, den 6. Januar 1914.

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. von Freier.

Finanzministerium.

Der Oberbuchhalter Grabbe bei der Regierungshauptkasse in Lüneburg ist zum Landrentmeister und Rendanten der Regierungshauptkasse dortselbst ernannt worden.

Die Rentmeisterstellen bei den Königlichen Kreiskassen in Langenschwalbach, Regierungsbezirk Wiesbaden, und Bublitz, Regierungsbezirk Köslin, sind zu besetzen.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung.

Bei der heute öffentlich in Gegenwart eines Notars be⸗ wirkten Verlosung der 411 prozentigen Prioritäts⸗ obligationen (J. Emission) der früheren Braun⸗ schweigischen Eisenbahngesellschaft sind folgende Nummern gezogen worden:

Nr. 76 bis 78, 80, 85, 87 bis 90, 92, 509, 515, 516, 5I9, 522, 57 bis 529, 531, 534, 787, 789 bis 791, 794, 799 bis 802, 805, 824, 828, 837, 838, 840 bis 845, 991, 99d, 96 bis 999, 1000, 1008, 10099, 1011, 1053 bis 1056, 1059 bis 1061, 1072, 1074, 1080 60 Stück 4 3000 M 180 000 M;

Nr. 1101, 1107, 1109, 1111, 1112, 1114, 1119, 1124, 1125, 1129, 1132 bis 1138, 1140, 1144, 1145, 1778 bis 1754, 176865, 1795, 1795, i79gz, 1799, 1801 bis 1865, 1806, 1810, 1816, 2070, 2072, 2077, 2080, 2082, 2084, 2085, 2090, 2092, 2094, 2095, 2097, 2098, 2105, 2109 bis 211, 2113, 2114, 2117, 2402, 2407, 2409, 2411 bis 2413, 2418, 2419, 92, 2425, 2428, 2429, 2431, 2438, 2439, 2443 bis 2445, 2447, 2448, 23d, 233, 2734, 36, 37, 2743, N45, A449, 2751, 2753, 257, 2768, 2777, 82 bis 2785, 289, 2790, 2794, 2876, 2877, 2880, 2882, 23886 bis 2889, 2891, 2892, 2895, W096, 298, 2899, 2904, 2910, 2912, 2922, 2930, 2931 120 Stück à 1500 M 1890 000 ;

Nr. 4398, 4408, 4417, 4418, 4420 bis 4423, 4430, 4434 bis 4437, 4439, 4444, 4446 bis 4448, 4454 bis 4456, 4458 bis 4460, 4466 bis 4469, 4477, 5303, 5304, 5306, 5307, 5309, 5314, 5316, 5319, 5321, 5328 bis 5333, 5336, 5338 bis l 53845, 5344, 5346, 5347, 5349, 5351 bis 5353, 5356, 6480, 6482, 6485, 6487, 6488, 6491 bis 6494, 6496, 6502 bis 6504, 6506, 6598 bis 6519, 6513, 6514, 6516, 6517, 6519, 6521, 6523 bis 6526, 6531 bis 6533, S024, 8025, 8030 bis 8034, 8038, 8044, 8048 bis 8051, 8053, S057 bis 8059, S062, 8065, S067 bis 8070, 8072, 8074, S078, S080, 8086. S083, 8089, 10508, 19511, 10514, H05ls, 10521, 106525, 109527, 19528, 10531 bis 19535, 106541, 10543, 106545, 10546, 106548, 10551, 10552, 109554, 106559 bis 10561, 10563, 10567, 10569 bis 109571, 195891, 1073, 10776, 10779, 107890, 10787 bis 10793, 10795, 1098, 10802, 109804 bis 10806, 10808 bis 106811, 109817, 10819, 10821, 10824, 10825, 10827 bis 10829, 10831, 109935

bis Iohõr, 1oMs9, 1064s, oh ts, Joho, 10M, 10s, 1(03s,

10957, 10958, 10960, 109686, 10970, 10972, 10974, 10978 bis 10980, 10985 bis 10987. 10990, 10991. 10993, 10995, 11000 bis 11002, 11677, 1678, 11680, 11682, 11683. 11686 bis 11688, 11690, 11694. 11695, 11697, 11702, 1705, 11709, 11711 bis 11714 229 Stück à 300 6 68700 6; zu⸗ sammen 409 Stück über 428 790 (6.

Dieselben werden den Besitzern zum 1. April 1914 mit der Aufforderung gekündigt, die in den ausgelosten Nummern verschriebenen Kapitalbeträge nebst den Stückzinsen für die Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1914 gegen Quittung und Rückgabe der Obligationen und des nach dem Kündigungs⸗ termine zahlbar werdenden Zinsscheins Serie I Nr. 29 nebst Erneuerungsschein (Talon) für die nächste Zinsscheinreihe bei der Staatsschuldentilgungskasse in Berlin W. 8, Tauben⸗ straße 29, zu erheben. Die Zahlung erfolgt werktäglich von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags mit Ausschluß der letzten beiden Geschäftstage jedes Monats.

Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungshaupt⸗ kassen und in Frankfurt a. M. bei der Kreis kasse J und ferner bei den Bankhäusern Lehman, Oppenheimer u. Sohn in Braunschweig, Mendelssohn u. Co. in Berlin und der Berliner Handelsgesellschaft in Berlin. Die Effekten können diesen Stellen schon vom 1. März 1914 ab eingereicht werden, die sie der Staatsschuldentilgungskasse zur Prüfung vorzulegen und nach der Feststellung die Auszahlung vom 1. April 1914 ab zu bewirken haben.

Der Betrag der etwa fehlenden Zinsscheine wird vom Kapital zurückbehalten. Mit dem 31. März 1914 hört die Verzinsung der verlosten Obligationen auf.

Gleichzeitig werden die bereits früher ausgelosten, nach⸗ stehend aufgeführten, noch rückständigen Obligationen wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Verzinsung mit dem 31. März des Jahres ihrer Verlosung aufgehört hat und jeder Anspruch aus ihnen erlischt, wenn sie 10 Jahre lang alljährlich einmal öffentlich aufgerufen und dessenungeachtet nicht spätestens binnen Jahresfrist nach dem letzten öffentlichen Aufrufe zur Einlösung vorgelegt sein werden.

Aus der Kündigung zum 1. April 1906: zu 300 S6 Nr. S150, 1907: zu 300 S Nr. 4345, 4 1908: zu 1500 M6 Nr. 1450, 2191, zu 300 S6 Nr. 8731, 10446, 10807, 1909: zu 300 S Rr. 71941, 1910: zu 300 M6 Nr. 6754, 1911: zu 1500 S6 Nr. 2339, zu 300 M Nr. 6249, 9216. 9218, 1912: zu 1500 M Nr. 1502, 1847, zu . S6 Nr. 3567, 8362, 8363, 374, 1913: zu 1500 MS Nr. 1189, 1711, 2554, 2675, zu 300 S6 Nr. 55465, 6925.

Formulare zu den Quittungen werden von sämtlichen Ein⸗

lösungsstellen unentgeltlich verabfolgt.

Berlin, den 2. Januar 1914.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Bisch of shau sen.

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226,

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Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. Januar 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Kriegsministers, Generalleutnants von Falkenhayn, des Chefs des Generalstabes der Armee, Generals der Infanterie von Moltke und des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker entgegen.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenarsitzung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Rechnungswesen Sitzungen.

Aus Anlaß des Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs sind in 525 Straf— fällen wegen Zuwiderhandlungen gegen die Zoll⸗ gese tze und die sonstigen Vorschriften über indirekte Reichs⸗ und Landesabgaben 612 Personen begnadigt worden. Insgesamt sind rund 38 286 S6 Geldstrafe und , A6 Wertersatz sovie 97 Monate und 25 Tage Gefängnis erlassen.

Das Handbuch über den Königlich preußischen Hof und Staat für das Jahr 1914 ist in Kommission bei R. von Deckers Verlag (G. Schenck, Königlicher Hofbuch⸗ händler) hierselbst soeben erschienen.

Laut Meldung des W. T. B. sind S. M. S. „Emden“ am 6. Januar in Hongkong und S. M. S. „Bremen“ am 5. Januar in Tampico eingetroffen.

Bayern.

Die Feier des gestrigen Geburtstages Seiner Majestät des Königs Ludwig wurde, wie „W. T. B.“ meldet, eingeleitet mit einem Wecken und Salutschießen der Artillerie. Für die Truppen beider Konfessionen fanden Fe gottesdienste im Dom und in der Matthäuskirche statt. Dem Pontifikalamt im Dom wohnte auch Seine Majestät der König mit sämtlichen Mitgliedern der Königlichen . bei, Ihre Majestät die Königin blieb wegen des sehr unfreund⸗ lichen winterlichen Wetters dem Gottesdienste fern. Außerdem hatten sich zu dem Festgottesdienste u. a. eingefunden, sämt⸗ liche Staatsminister, die Mitglieder des diplomatischen Korps, die obersten Hof und Staatswürdenträger, die Präsidien beider Kammein des Landtags und eine Abordnung der städtischen Kollegien. Nach dem Festgottesdienst begab sich Seine Majestät

Garnison staltfand. Nachmittags um 2 Uhr fand in den Reichen Zimmern der Residenz Galafamilientafel statt, bei der Seine Königliche Hoheit der Kronprinz den Trintspruch auf seinen Vater ausbrachte. Am Abend war beim Minister⸗ präsidenten Grafen von Hertling ein Empfang, zu dem auch Seine Majestät der König, Seine Königliche Hoheit der Kronprinz und die übrigen Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses erschienen. El sañß⸗Lothringen.

In der gestrigen Nachmittagssitzung der Zweiten Kamm er des Elsaß Lothringischen Landtags erklärte sich die Regierung zur Beantwortung der Interpellationen, betreffend die Vorgänge in Zabern und den Bauarbeiterstreik in Mül⸗ hausen, in der kommenden Woche bereit. Die Kammer begann darauf die Beratung des Haus haltsetats. .

Wie W. T. B. meldet, betonte der Unterstaatssekretär Koehler, daß die gegenwärtige Finanzlage schlechter denn je sei in⸗ folge der erhöbten Mehrausqaben für 1913 und der Abwanderung des Rayitals ins Ausland. Andererseits nehme das Reich immer mehr der indirekten Steuern an sich, sodaß wobl nur die direkten Steuern eine Besserung der Finanzlage erboffen ließen. Die Regierung habe daher erwogen, ob nicht die Einschätzung zu dem Wehrbeitrage die Grund- lage zu einer Steuerreform bieten sollte. In der Debatte erklärten die Abgeordneten Martz Zentr. und Boehle (Soz), daß an der Abwanderung des Kapitals ins Ausland die Maßnahmen des Unter staassekretärs Mandel schuld seien, ebenso der Wehrbeitrag.

DOesterreich⸗ Ungarn.

Das österreichische Herrenhaus hat gestern die An⸗ träge der Steuerkommission angenommen, nach denen das Haus an seinen bisherigen Beschlüssen bezüglich der Personal⸗ einkommensteuer festhält und die Vorlage einer gemein⸗ samen Konferenz beider Häuser überweist.

Wie W. T. B‘ meltet, gab im Laufe der Debatte Freiherr von Plebner dem Wansch nach Zuftandekommen eines Kompromisses mit dem Abgeordnetenhause Ausdruck. Der Präsident des Obersten Gerichtshofes Dr. Freiherr von Ruber trat für die unveränderte Annahme der Herrenhausbeschlüfsse ein und erklärte, es handle sich um die Frage des Ptestiges des Herrenhauses. Der Minister⸗ präsident Graf Stärg kh verwies darauf, daß das Herienhaus wohl in materieller Beziehung nur einen bescheidenen Teilerfolg gegenüber dem Abgeordnetenhaus erzielt, jedoch in politischer und parlamenta⸗ rischer Beziehung einen großen, durchschlagenden Erfolg erreicht habe. Das Abgeordnetenhaus babe mit anerkennenswerter Zähigkeit und Energie am 30. Dezember bis in die späten Nachtstunden das ganze Gesetzeswerk seinerseits parlamentarisch fertiggestellt. Unter dem unmittelbaren Eindruck der Gestaltung der Dinge im Abgeerdneten⸗ haus hätte das Herrenbaus über die relativ kleine Differenz hinwegsehen sollen. Gegenüber dem materiellen Beschlusse der Steuer⸗ kommission halte die Regierung an ibrem bisherigen Standyunkte fest. Die Regierung hege Besorgnisse bezüglich der Schwierlgkeiten, die aus der Zuweisung der Vorlage an eine gemeinsame Konferenz sich ergeben könnten. Die Regierung werde jedoch alles tun, damit das vom Herrenbaus vorgeschlagene Verfahren zu einem Erfolge führe. Der Ministerpräsident betonte die Dringlichkeit der Steuerreform und sprach schließlich die Hoffnung aus, daß der vom Herrenhaus vorge⸗ schlagene Weg zum Ziele führen werde.

Frankreich.

Der Finanzminister Caillaux wird, wie ‚W. T. B.“ meldet, sosort nach Wiederzusammentritt der Kammer den Gesetzentwurf, betreffend die Kapitalsteuer, einbringen, die zur Deckung der durch das Dreijahrsgesetz entstehenden neuen Ausgaben dienen soll. Caillaux wird sodann die betreffende Kommission ersuchen, mit größter Beschleunigung ihren Bericht zu erstatten, damit die Kammer in kürzester Frist, die höchstens einige Tage betragen dürfte, den Gesetzentwurf beraten kann. Die Regierung wird hinsichtlich der wesentlichen Bestimmungen des Gesetzentwurfs die Vertrauensfrage stellen und sodann den Senat um schleunige Abstimmung über den Entwurf kitten. Türkei.

Der gestern abgehaltene Ministerrat erörterte die Frage der Reformen in Ostanatolien und sodann die Dschavid Bei zu erteilenden Instruktion en. Dieser soll am 11. Januar nach Paris abreisen, um die Verhandlungen über die finanziellen Fragen und die Eisenbahnfrage fortzusetzen.

Unter den Offizieren, die den Abschied erhalten haben, befinden sich nach neueren Meldungen des „W. T. B.“ die Marschälle Zeki und Ibrahim Pascha, der General der ersten Division Abdullah Pascha, die Generale Ahmed, Hamdi, Münir, Enver, Ismail, Fasil, Fethi, JYaver, Fewsi, Schewket, Torghut, Hassan und Tahsin, im ganzen 33 Di⸗ visionsgenerale, 40 Brigadegenerale, 12 Obersten im Ge⸗ neralstab und 76 andere Obersten. Die betreffenden Irades sind bereits erschienen. Zu gleicher Zeit sind weitere Irades über Ernennungen und Beförderungen er⸗ schienen. Der Botschafter in Berlin, General Mahmud Muchtar Pascha, wird zum Inspekteur der dritten Armeeinspektion er⸗ nannt, er hat vom Kriegsministerium telegraphisch Befehl erhalten, sofort seinen neuen Posten anzutreten. Der Brigade⸗ general Dschavid Pascha wird zum Inspekteur der vierten, Marschall Osman Pascha zum Inspekteur der ersten und General Zeki zum Inspekteur der zweiten Armeeinspektion ernannt. Ein Brigadegeneral und 30 Obersten werden zu Divisionskommandeuren ernannt. U. a. wird der Oberst Bronsart von Schellendorf zum Kommandeur der dritten Division ernannt. In der Liste steht auch der General Liman von Sanders als Kommandeur des ersten Korps. Der Kriegsminister Enver Pascha übernimmt auch die Funktionen des Chefs des General⸗ stabes. Ein stellvertretender Chef des Generalstabes wird noch ernannt werden, zum zweiten stellvertretenden Chef des General⸗ stabes ist der Oberst Ismail Hakki, Schwiegersohn des Sultans und früherer Militärattachs in Wien, ernannt worden.

Der Oberste Rat des Kriegsministe riums ist obiger Quelle zufolge aufgehoben worden. Das neue Budget des Kriegsministeriums weist gegen das laufende Jahr Ersparnisse von drei Millionen Pfund auf.

Serbien.

Die Handels- und Industriekammern haben nach ein⸗ gehenden Verhandlungen, wie W. T. B.“ meldet, das Gut⸗ achten abgegeben, daß die Strecken der Orientbahn, die sich auf serbischem Gebiete befinden, vom serbischen Stgate aufzukaufen und in eigenen Betrieb zu übernehmen seien. Für den Fall, daß diese Lösung unmöglich sei, müsse sich Serbien das Recht der Bemessung der Tarife auf diesen Strecken vor⸗

der König nach der Briennerstraße, wo Parade der Münchener

behalten.

berichtet,

Albanien.

Vorgestern ist über Valona der Belagerungszustand verhängt worden. Wie die „Tribuna“ meidet, hat die Re⸗ gierung nach der Verhängung des Belagerungszustandes ein Kriegsgericht unter der Leitung der hoölländischen Offiziere eingerichtet. Diese haben im Einverständnis mit der Re⸗ gierung die Bevölkerung zu einer sofortigen Auslieferung der Waffen gezwungen.

Vorgestern abend ist in Valona der Dampfer „Meran“ von Konstantinopel mit 200 Soldaten und sechs ürkischen Offizieren eingetroffen, die, der „Agenzia Stefani“ zufolge, die Absicht hatten, bei Nacht zu landen und die Bevölkerung auf— zuwiegeln, um Izzet Pascha zum Fürsten von Albanien zu proklamieren. Die vorläufige Regierung hat sofort im Ein⸗ verständnis mit der Kontrollkommission und den holländischen Gendarmerieoffizieren die Türken festnehmen lassen. .

Amerika.

Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus hat der Erlaß Huertas über die Banknoten die Lage noch nicht ge⸗ bessert. Der Geldmangel in den von der mexikanischen Zentralregierung kontrollierten Städten veranlaßt zahlreiche be⸗ deutende Banken, die Frage in Erwägung zu ziehen, ihre Ge— schäfte zu schließen. Einige Banthäuser haben Papiergeld aus⸗ gegeben, das auch angenommen wird.

Der katholische Erzbischof und andere kirchliche Würden⸗ träger haben an die Umgebung Huertas die Bitte gerichtet, bei diesem alle für den Frieden notwendigen Zugeständnisse durch— uusetzen. Höhere Militärs und andere Personen versuchen, Huerta von der Notwendigkeit seines Rücktrittes zu überzeugen.

Afrika.

Nach einer Meldung des W. T. B.“ aus Mogador hat bei Und Said zwischen einer Harka und Anhängern El Hibas ein Kampf stattgefunden, in dem die Aufständischen unter großen Verlusten zurückgeschlagen wurden.

= Aus Benghasi wird obiger Quelle zufolge gemeldet, daß vorgestern eine starke Abteilung von Rebellen, die in der Umgebung von Bu Dmurian stand, von einem die ganze Um⸗ gebung beherrschenden Hinterhalte aus eine Wagenkolonne an—⸗ gegriffen hat, die mit Proviant von El Abiar zurückkam. Die BFegleitmannschaft ging zum Angriff vor; zwei Kompagnien, die ihr zu Hilfe kamen, säuberten die Gegend. Die Auf— ständischen wurden zurückgetrieben und zerstreut. Sie ließen zwanzig Tote zurück und hatten zahlreiche Verwundete. ÄUuf , . Seite wurden zehn Mann getötet und fünf ver— wundet.

Parlamentarische Nachrichten.

. Der Reichstagsabgeordnete Graf von Brudzewo— Nielezy uns ki (Pole), der den Wahlkreis Samter Birnbaum Abornik Schwerin vertrat, hat, wie ‚W. T. B.“ meldet, sein Mandat niedergelegt. ö

Koloniales.

Aus dem Schutzgebiet Kamerun ist, wie W. T. B.“ J gestern in Berlin die drahtliche Meldung des Douvernements eingegangen, daß der Tod des Oberleutnants von Raven nunmehr seine Sühne gefunden hat. von Raven war am 12. Oktober v. J. beim Vorgehen gegen das zwei Tagemärsche nordwestlich von Nola am Sanga gele Dorf Nguku, dessen Häuptling Gabola schon der h dauernd

in den rechten Ober⸗ he erwundet war. Auf die Nachricht von diesen Ereignissen ist der Leiter des Bezirks Mittel⸗Sanga⸗ Swobahe, Hauptmann von Puttkamer, sofort von NMbaiki aufgebrochen, um die aufständischen Dörfer zu unter— werfen. Er eroberte mit der 6. Kompagnie der Schutz⸗ truppe am 18. Dezember das Hauptdorf Nauku nach hart⸗ näckigem Widerstande und begann sofort die Verfolgung des liehenden Gegne s. Auf unserer Seite wurden zwei Soldaten verwundet. Die Verluste des Gegners waren bedeutend. Ein weiteres Vorgehen erscheint noch gegen die Häuptlinge nördlich und nordöstlich von Nguku erforderlich, soweit sie sich der Auf— tandsbewegung angeschlossen hatten.

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leber die Entwicklung der Schiffahrt in den deutschen . Kolonien ährte der Geheime Oberbaurat Schmick (München) in der kürzlich abgehaltenen Sitzung der Technischen Kommission des Kolontal⸗ wirt schaftlichen Komitees u. a. folgendes aus: . on. den verschiedenen Verkehrswegen = Eisenbahnen, Straßen und Wasserwege überwiegen bisher die Eisenbahnen; Straßen find nur in beschrãnktem Umfange gebaut und für die Schiffabrt nennens⸗ 63 Mittel überhaupt noch nicht aufgewendet. Die bisher erbauten Fijenbahnen waren zweifellos dringend notwendig, und es sind in idem unserer größeren Schutzgebiete noch weitere anzulegen, ehe auch nt dem dringendsten Bedürfnis entsprochen ist. Aber ebenso dring⸗ lich wie die weitere Ausdehnung des Eisenbahnnetzes ist die Schaffung . Wasserstra ßen. Beide sollen sich zum Vorteil des Wirtschaftslebens 1. Ein Muster hierfür ist der im Entstehen begriffene große Eisen⸗ nern m asscrweg Kapstadt—-Kaire, bei dem lange Schienenstrecken ab⸗ Techseln mit der Schiffahrt auf dem Nvassa⸗, dem Tangansikasee und uf. dem Nil. Von ähnlicher weliwirtschaftlicher Bedeutung wäre ein klenbahn⸗Wasserweg Daressalam —abora Kagera ne , = mn ga Uiong Dugla (Kamerun), also eine l- West. Verkehrsstraße durch Afrika als Ergänzung det Nord⸗Süd⸗ r e, Es ist eine Tatsache, daß der Verkehr den Tälern entlang i ufsteigtz; eine Schiffahrt auf dem Fluß ist daher besonders geeignet, len Verkehr zu entwickeln und zu fördern. Hierfür die Möglichkeit 1 schaffen, ist dringend geboten, falls es nur einigermaßen angängig *. Auch als Vorläufer für Eisenbahnen kann selbst ein kleiner Fluß a , lis er seiner Beschaffenbeit nach für größere Schiffe nicht näbaufähig ist. Gin besonderer Vorteil der Schiffe gegenüßer den enbahnzügen ist das leichtere und billigere Verladen von Massen⸗ tern in, den Schiffgrümpfen. Da es sich aber bei der Ausfuhr unt sãchlich um Massengüter handelt. bietet die Schiffahrt hierbei n Gülenbahnen gegenliber einen wirtschaftlichen Gewinn. Alle diese r chi denen Gesichte punkte sollten dazu veranlassen, die Schaffung 3 wegen kräftiger zu fördern, als dies bisher nicht mn 2 unserer Schutzgebiete gescheben ist, Demgegen⸗ e ne, man selbst von Technikern häufig den Einwand, die 2 erung der Flußläufe sei außerordentlich teuer, jedenfalls viel futter als der Ban von Eisenbahnen. Gerade das Gegenteil ist der

Wege.

all, wenn man sih naturgemäß darauf beschränkt, die allzu steilen Gebirgsstrecken der Flüsse so lange zu vermelden, bis das An wachfen des Verkehrs die Verwendung größerer Mittel für das Ueberwinden ven stärkeren Gejällen rechtfertigt. Nach einer vorgenommenen Sch ãpung läßt fich . B. die untere, etwa 200 km lange Strege des Ru fivi in Veuisch Ostafrika kel Aufwendung von etwa s Millionen Mark zu einer leistungsfähigen Wasserstraße ausbauen. Nach einem

von dem Gouvernement in Daressalam aufgestellten Entwurf, der bereits

in dem preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten geprüft und gebilligt int, kann vielleicht bieran noch gespart werden. Eine ECisenbahn aber würde mindestens 15 Mislionen Mark, also mehr als das Dreifache kosten. Der Bau von Eisenbahnen hat sich in unferen Schutzgebieten bereinns als wiitschaftlich erwiesen; wie viel mehr muß es danach die Regulierung der Flußläufe sein. Dies wird um so mehr der Fall sein. wenn man sich die Ziele von Anfang an nicht zu hoch steckt. Auch bier ist das Ausbauen bon Wasserstraßen gegenüben dem Bau von Gisenbahnen im Vorteil. Während wan kei den Eisenbahnen gleich ein fertiges Werk für einen gewissen, vielleicht erst in Jahren eintretenden Verkehr schaffen muß, kann man die Flußbauten unter Vermeidung allzu großer Kosten allmählich dem steigenden Verkehr anpassen. EGine bei Niedrigwasser vorhandene Fahrtiefe von 60 bis 80 em, hböchstens 1 m dürfte meist auf Jahre hlnaus genügen. ;

In Deutsch Südwestafrlka ist vorläufig eine Schiffahrt in nennenswertem Maße nicht möglich. ;

Deutsich Neuguinea, das bis vor kurzer Zeit am wenigsten erforschte Schutzgebiet, wird von zwei großen Flüssen durchzogen, dem Ramu in dem Istlichen und dem Kaiserin⸗Augusta. Fluß in dem west⸗ lichen Teile. Von dem Ramu haben wir bie her keine irgendwie zuverlässige Nachrichten; es schrint jedoch, daß er in seinem unteren eile schiffbar ist; wie weit hinauf, ist unbekannt. Der Kaiserin« Augusta Fluß wurde in den letzten Monaten durch die gemeinfam von dem Kolonialamt und der Deutschen Kolonialgesellschaft aus⸗ gerüstete Erkundungsreise eingehender un tersucht. Wenn auch genaue Berichte über die Ergebnisse noch nicht vorliegen, so läßt sich doch bereits so viel aus den Vꝛröffenilichungen entnehmen, daß der Fluß etwa 400 km aufwärts felbst für kleinere Kriegsschiffe Und von dort aus etwa auf weitere 400 km für Schiffe geringeren Tiefgang fahr bar ist.

In Togo sind eingehende Untersuchungen der Flüsse noch nicht vorgenommen. Der Volta bildet eine Strecke welt die westliche Grenze, der Fluß selbst aber und sein gesamtes Mündungsgebiet ist in englischem Besiz. Ein durchgehender Verkehr erscheint auf ihm nicht ohne weiteres durchführbar zu sein. Ein Nebenfluß des Volta, der Ott, ist auf einem großen Teile seines Laufes deutsch. Ein Binnenberkehr dürfte auf ihm wohl möglich sein. Eine größere, durchgehende Schiffahrt verbietet sich, soweit Berichte bierüber vor⸗ liegen, wegen seiner zeitweise sebr geringen Wasserführung und der ungünstigen Gefällsverbältnisse, außerdem aber auch aus dem Grunde, weil er in den englischen Volta mündet. Irgendwelche größere wirt⸗ schaftliche Werte laffen sich anscheinend durch die Schiffahrt in Togo nicht erschließen. ö

Sehr viel günstiger ist Lam erun in dleser Beziehung gestellt. Aus dem Innern fließt eine greße Anzahl von Flüssen nach der Küste. An dem steilen, innerafrikanischen Aufstieg fallen diese Flüsse jedoch mit großem Gefälle, teilweise in großartigen Wasserfällen nach der Küsle ab, sodaß von der See aus Schiffe in den Oberlauf obne weiteres nicht gelangen können. In dem Küstengebiet bis zu dem erwähnten Aufstieg jedech sind die Flüsse auf Strecken don 40 bis 70 km meist das ganze Jahr hindurch fahrbar. Jedenfalls können sie durch verhältnismäßig geringe Ar— beiten einer regelmäßigen Schiffahrt dienstbar gemacht werden. Von diesen Flüssen sind zu nennen: der Mdiam, der Meme, der Mongwo, der Wuri, der Bibamba, der Kwa-KWwa-Ereek, der Sanaga, der Niong, der Lotundie und der Campo. Im Innern durchzieht der Kreuzfluß die fruchtbarsten Gebiete von Kamerun, fließt aber dann in das eng lische sebiet. Immerhin wird sich bei der großen Fruchlbarkeit der von ibm durchzogenen Länder ein Binnenverkehr auf ihm allmälich ent⸗ wickeln. Der Sanaga ist auf seiner im Innern gelegenen Strecke noch sehr wenig untersucht. Da er einen großen Teil von Kamerun durch zieht, wäre es sehr erwünscht, festzustellen, ob er zum Teil durch die Schiffahrt ausgenützt werden könnte. Bezüglich des Njong verwies der Vortragende auf die Ecgebnisse der vor kurzem zurück— gLekehrten Schiffahrtzerpedition des Kolonialwirtschaftlicken Komitees. Im Norden von Kamerun ist ein großer Fluß, der Logone, vor⸗ handen, der sich mit dem Schart in den Tschadsee ergießt. Die Meldungen über ihn sind noch recht spärlich und stimmen nicht ganz überein. Immerhin aber darf angenommen werden, daß er während eines großen Teiles des Jahres auf eine ziemlich lange Strecke schiffbar ist. Er bildet zum Teil die Grenze zwischen dem deutschen und dem französischen Gebiete. Wegen seiner Mündung in den Tschadsee hat er daher auch für die französische Regierung eine große Bedeutung, und es wäre dringend geboten, ihn alsbald auf seine Schiffbarkeit untersuchen zu lassen. Ist er hierzu geeignet, so wäre er durch eine Bahnverbindung nach dem Njong und dadurch mit der Mittellandbahn in Verbindung zu bringen. Auf diesem Verkehrsweg ließen sich dann die Tschadsee⸗Länder von Duala aus erschließen. Bezüglich der Schlff⸗ barkeit der Flüsse in Neukamerun verwies der Vortragende ebenfalls auf die Ergehnisse abengenannter Exvedition.

ö In Deu sch Ostafrika münden in den Indischen Ozean von Nord nach Süd der Pangani, der Wami, der Ruvu, der Rufivi und der südliche Grenzfluß, der Rowumaga. Der Pangani kann auf seinem unteren Teile mit Dampfern befahren werden. Sein Oberlauf ist jedoch durch die großen Panganiwassersälle abgeschnitten. Ebenso ist der Wami nur auf einige Kilometer von seiner Mündung in die See binauf schiffhar. Auf dem Ruvu bat bereits in diesem Sommer ein Schiffsverkehr stattgefunden; boffentlich gelingt es, ihn weiter zu entwickeln. Von der See aus ist der Ruvu nur sehr schwer zu erreichen, da vor seiner Mündung große Sand⸗ barten vorgelagert sind, die das Einfahren größerer Schiffe ver⸗ hindern. Der südliche Grenzfluß, der Rowuma, soll auf einige Strecken zeitweise schiffbar sein. Von den in den Indischen Ozean mündenden Flüssen üt der Rufiyi bei weitem der bedeutendste. Wie bereits frühere Veröffentlichungen darlegten, ist er zweifellos die beste Wasserstraße Ostafrikas. Nach dem bereits erwähnten Entwurf für den Ausbau der unteren, eiwa 200 km langen Strecke von der See bis zu den Myangani-⸗Schnellen sind für die Herstellung einer leistungs⸗ fähigen Schiffahrtsstraße auf dieser Flußstrecke keine besondere Schwierig. keiten vorhanden. Der vom Vortragenden seinerzeit als Baukosten ge schãtz te Bettag don 5 Milltonen Mark wird voraussichtlich nicht erreicht werden. Der Fluß selbst ist auf beiden Ufern fast auf der ganzen Strecke bereits mit Ansiedlungen derseben. Ein Heckraddampfer, der seit Jahren den Verkehr besorgt, genügt den Ansprüchen schon seit langem nicht mehr. Er ist gewöhnlich bereits 14 Tage voraus voll- ständig ausberkauft. Der mültlere Teil des Rusfivi, von der oberen Ulanga Station higunter bis zu den Mpangani⸗Schnellen, stellt bekanntlich die Gebirgsstrecke des Flusses dar. Eine Schiffahrtsstraße auf dieser Mittelstrecke ist nur mit erheblicheren Kosten anzulegen, die sich erst dann lohnen werden, wenn der Verkehr auf dem Flusse größer geworden und wenn die oberhalb gelegene Ulanga⸗Steppe mehr, als dies bisher der Fall, für die Kultur erschlossen ist. Der obere Teil dagegen, von der oberen Ulanga Station nach aufwärts auf eine Strecke von eiwa 230 km, ist wieder mit verhältnismäßig geringen Kosten schiffbar zu machen. Dle Ulanga ⸗Ebene selbst hat einen sehr fruchtbaren Boden; sie würde längst angebaut sein, wenn die Abfuhr der gewonnenen Erzeugnisse leichter möglich wäre. Da dies auf dem Rufiyt eben wegen der vorher erwähnten Gebirgsftrecke sobald nicht durchfübrbar sein wird, erscheint es dringend geboten, dem schon lange aufgestellten Plan einer Eisenbahbnverbindung nach der Mittellandbahn endlich näherzutreten. Abgesehen von der Erschließung der Ulanga⸗ Steppe. wäre hierdurch ein welteres Glied einer Verbindung mit dem Nyassa⸗See geschaffen, die um so dring- licher ist, als der Verkehr des Nhyassa⸗Seeg von englischer Selte nach Süden abgelenkt werden soll. Es ist zu befürchten, daß wir bei der Erschließung des Nyassa⸗Sees ebenso in den Hintergrund gedrängt

werden, wie dies bieher mit dem Victoriasee der Fall war. Hat die Eifenkahn den oberen Rufipi an der Ulanga-Station erreicht, und ist der Fluß selbst zär die Schiffahrt ausgebaut, so kann von dem oberen Ende dieser Schiffahrt ohne allzu erhebliche Schwierig⸗ keiten ein Schienenstrang nach dem Nyassa⸗See geführt werden. Möge alsbald die richtige Linienführung dieser Bahn und der Rufivi erkundet werden, damit unser Gebiet am Nyafsa mit unserem oft⸗ afrikanischen Schutzgebiet in innigere Verbindung tritt. Nächst dem Rufivi erscheint der Kagera, der Quellfluß des Nils, dazu bestimmt, mit seinen Nebenflüssen einen regen Schfffsverkebr zu vermitteln. Die bisher vorgenommenen Untersuchungen lassen kaum einen Zweifel daran, daß auf dem Kagera, und jwar von dem hekannten Kagera⸗Knie ab, und auf seinen beiden großen Nebenflüssen Ruwuwu und Akanjaru etwa 1000 Rm Wasserstraßen erschlossen werden können. Die Eisenbabn von der Mittellandbahn nach dem Kagera⸗Knie dürfte alebald in Angriff genommen werden. In Verbindung mit dieser Bahn wären dann auch die Schiffahrtsstraßen der drei genannten Flüsse in bervorragender Weise geeignet, die so stark besiedelten Ge⸗ tete von Ruanda und Urundi mit ihrem verhältnismäßig starken Viehstande zu entwickeln. Erforderlich wäre hierzu allerdings, daß alsbald der Kagera mit seinen Nebenflüssen erkundet und dabei fest⸗ gestellt wird, wie lange diese Flüsse schon jetzt im Jahre schiffbar sind, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Schiffahrt auf das ganze Jahr auszudehnen, und wie weit sich Kosten recht⸗ fertigen lassen, um die schiff baren Flußstrecken möglichst weit zu ent⸗ dne. und sie vielleicht auch mit dem Victoriasee in Verbindung zu ringen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Ausstandsbewegung der Eisenbahnangestellt en in Südafrika (gl. Nr. 5 d. Bl. wird dem W. T. B. aus Pretoria gemeldet: An alle Unterverbände des Eisenbabhn⸗ arbeiterverbandes erging gestern der förmliche Befehl, den Ausstand um Mitternacht beginnen zu lassen. Nach Schluß der gestern vormittag abgehaltenen Sitzung des Ministerrats reisten die Minister Smuts und Malan sowie der Chef der Polizei eiligft nach Jobannesburg. Die Regierung hat ihre Naßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung vervollständigt. Die Bebörden haben gestern nachmirtag einen Aufruf erlassen, in dem die Bürger zur Bildung freiwilliger Schutz mannschaften aufgefordert werden. In Laufe des Abends wurde bereits eine große Zahl Freiwilliger vereidiat. Die Bürgerwehr wurde für die Nacht zusammengerufen. 400 Schützen der berittenen Polizei sollten die Eisen⸗ babnstation von Mitternacht an bewachen. In Jobannesburg hat der bevorstebende Eisenbabnerausstand, durch den die Zufahr von Kohlen zu den Elektrizitätswerken der Goldminen unmöglich ge⸗ macht würde, schwere Besorgnisse hervorgerufen, da man befürchtet, daß die Minen gezwungen sein werden, die Arbeit einzustellen. Die Eisenbahnverwaltung hat beschlossen, im Falle eines Streiks einen eingeschränkten Bahnverkehr aufrecht zu erhalten. Die Banken haben das für den Exvort bestimmte ungemünzte Gold schon gestern mit der Bahn abgeschickt anstatt heute. Nach Meldungen, die die Führer der Eisenbahner erhalten haben, werden sowohl die Ange⸗ stellten der verschiedenen Eisenbahnwerkstätten wie auch das Fahrdienst⸗ personal in den Ausstand treten. Dreihundert Eisenbahbnangestellte aller Grade in Braam fontein haben sich für einen sofortigen Ausstand entschieden. Aus Kapstadt wird dagegen gemeldet, daß eine Massenversamm lung der . und Hafenarbeiter beschloß, über die Frage eines Ausstands noch nicht abzustimmen, sondern die Lage erst in einer neuen Versammlung zu besprechen. Die allgemeine Stimmung war gegen den Aus tand. Das Lokomotivpersonal nahm einstimmig eine Entschließung an, sich an keiner der öffentlichen Wohlfahrt schädlichen Bewegung zu beteiligen. Die Arbeiter in den Eisenbahnwerkstätten von Durban beschlossen, auf ein gegebenes Zeichen hin sofort mit dem Ausstand zu begknnen. Eine Versammlung der Etsenbabnangestellten in Eastlondon entschied sich gegen draftische Maßnahmen vor einer allgemeinen Abstimmung. Eine Abstimmung der organisierten und nichtorganisierten Arbeiter in Kimberley ergab 53 Stimmen gegen und 41 Stimmen für den Aus stand.

Nach den letzten Meldungen haben die Angestellten der Eisenbabnwerkstätten in Pretoria sich heute früh nicht zur Abeit begeben. ̃

Kunst und Wissenschaft.

Ihm Januarheft der Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“ bespricht der Professor Dr. Schäfer die als Leih- gabe des Dr. James Simon in der ägvptischen Abtellung ausgestellten Funde aus der Bildhauerwerkstatt des Thutmes in Tell el⸗Amarna (um 1375 v. Chr.). Der ägyptische König Amenophis 1V. verließ aus religiösen Gründen die alte ägvptische Residenzstadt und erbaute sich eine neue in der Gegend des heutigen Tell el⸗Amarna, wo er böchstens eine paar elende Dörfer als menschliche Siede— lungen vorfand. Scharen von Baumeistern und Bildhauern waren dort nun jahrelang fieberhaft tätig, um die neue Königs⸗ stadt zu erbauen und auszuschmücken. So wird es nicht zu sebr überraschen, daß bei den Ausgrabungen, die die deutsche Orientgesell⸗ schast bel Tell el⸗Amarna ausführt, bereits zwei Bildhauerwerkstätten in den Stadtruinen aufgedeckt worden sind. Was aber aufs höchste üherraschte, ist die Fülle und die gute Erhaltung der in diesen Werk— stätten noch vorhandenen Kunsiwerke. Die Reichhaltigkeit der Funde erklärt sich daraus, daß die neue Resirenz nach dem Einsetzen einer Gegenreformation schon nach karzer Blüte schnell wieder ver—⸗ lassen wurde und zur völligen Unbedeutendheit berabsank, die wohlhabenden Einwohner aber das, was unt das Wertvollste ist, die schwer fortzuschaffenden Kunstwerke, als das Unnützeste zurückließen. Die gute Erhaltung der Funde aber verdanken wir dem Umstande, daß im alten Aegypten nicht Stein oder ge⸗ brannter Ziegel als Baumaterlal diente, sondern nur an der Sonne getrockneter Ziegel, der beim Zusammenbruch mehr eine schãtzende Hülle lieferte als zerstörend wirkte. Die Ausstellung der Funde aus den erwähnten zwet Bildhauerwerkstätten ist um so wertvoller, als sie nicht nur die im Besitze des Herrn Simon befindlichen Originale enthält, sondern auch den anderen Teil der Originale, der verkrags⸗ mäßig der Aegyptischen Altertümerverwaltung zuiel, dessen zeitweise Ueberführung nach Berlin zum Zwecke der Ausstellung der Leiter jener Verwaltung, Sir Gaston Mashperg, aber in entgegenkemmender Weise gestattet hat. Nach der Rücksendung werden diese Originale in der Ausstellung durch getönte Gipse ersetzt werden. Lehrreich und besonders vielseitig sind die Einblicke, die die Funde aus der Werk⸗ statt des Oberbildhauers Thutmes bieten. Sie geben ein voll⸗ ständiges Bild von den Wobnräumen, den Werkzeugen und dem ver⸗ wendeten Material, außerdem aber fand man seine angefangenen und fertiggestellten Werke säuberlich in einer Kammer zusammengestellt samt Gipsabgüssen verschledener Art. Daß man zu jener Zeit in Aegypten Gipsabgüsse zu nehmen verstand, wußten wir schon aus früher in Tell et⸗Amarna gemachten Funden, erst jetzt aber erkennt man den hohen Grad dieser Fertigkeit, die es bereits ermöglichte, sogar Köpfe in drei! bis vterteiligen Ringformen zu gießen. Aus den in der Werkstatt des Thutmes gefundenen Sitücken seien einige hier kurz erwähnt. Von besenderem Interesse ist eine Kalktteinbüste des jugendlichen Köntgs Amenophis 1V. selbst. Sie zeigt einen zarten Kopf von sast nech knabenhafter Schönheit mit träumertschen Augen. weichen, aber doch nicht ausdruckslosen Wangen und Kinn, etwas sinnlichen, hoch⸗ mütigen Lippen, jzurückfliehender Stirn und einem schlanken, vorge⸗ neigten Halse. Aus diesem ansprechenden, jugendlichen Antlitz ent⸗ wickelten sich dann die häßlichen Züge, die den späteren Blld⸗