1914 / 8 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Jan 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Kirchengemeinde Capelle mit den anhaltischen Kirchengemeinden Thurland und Tornau, vom 50. Juni / 2. Juli 1913, unter

Nr. 11 329 eine Bekanntmachung der . vom 586. November 1913 zu dem zwischen der Königli preußischen und der Herzoglich annaltischen Regierung abge⸗ schlossenen Staatsvertrage wegen Aufhebung der pfarramtlichen Verbindung der preußischen Kirchengemeinde Capelle Diõzese Bitterfeld, mit den anhaltischen Kirchengemeinden Thurland und Tornau, Diözese Dessau, vom 30. Juni / 2. Juli 1913, vom 20. Dezember 1913, und unter = .

Rr. 11 330 eine Verfügung des Justizministers. betreffend die Errichtung eines Ortsgerichts in Unterliederbach, vom 19. Dezember 1913.

Berlin W. 9, den 10. Januar 1914.

Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Januar 1914.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Der Türkische Botschafter General Mahmud Mukhtar⸗ Pascha ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Botschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. „Leipzig“ am 7. Januar in Delhi (Timor), S; Flußkb. „Tsing tau“ am 9. Januar in Macao und S. M.

„Hansa“ an demselben Tage in Malta eingetroffen.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Am Schlusse der gestrigen Sitzung des österreichischen Abgeordnetenhauses erhob der tschechische Abgeordnete Dr. Smeral dagegen Einspruch, daß der Minister des Aeußern Graf Berchtold, Mitglieder der Generalität und Hofbeamte dem Vortrage des Grafen Sternberg beigewohnt hätten, in dem dieser schwere Beleidigungen gegen das Abgeordneten⸗ haus vorgebracht habe. Der Präsident erwiderte, wie

W. T. B.“ meldet, auf Besuche des Ministers des Aeußern he er Rinen Einfluß, er werde sich aber den Inhalt der

ede vorlegen lassen und im Einvernehmen mit dem Bureau des Hauses gegebenenfalls das Notwendige veranlassen.

= Gestern nachmittag ist der Lloyd dampfer „Meran“ mit 161 in Valona entwaffneten türkischen Soldaten in Triest eingetroffen, die von einer Abteilung Marinesoldaten des österreichischen Kriegeschiffes „Panther“ eskortiert werden.

Die türkischen Soldaten sind unter Quarantäne gestellt worden.

Niederlande.

Heute vormittag fand im Friedensyalaste im Haag unter dem Vorsitze von van Karnebeek eine Konferenz über die end⸗ gültige Organisation der Akademie für internationales

Recht statt. k ürkei.

Der österreichisch⸗ ungarische Botschafter Markgraf von Pallavicini hat vorgestern nachmittag einen Schritt beim Großwesir Said Halim Pascha unternommen, um in Sachen Izzet Pascha Aufklärungen zu verlangen, Wie „W. T. B.“ meldet, erklärte der Großwesir, daß die Pforte der ganzen Angelegenheit ferne stehe und alles aufbieten werde, um nicht gegen die Beschlüsse der Mächte bezüglich Albaniens zu ver⸗ stoßen. Izzet Pascha stattete gestern vormittag dem Mark— grafen Pallavicini einen Besuch ab.

Albanien.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ ist eine An⸗ zahl albanesischer Notabeln, die verdächtig sind, an der Verschwörung zugunsten Izzet Paschas teilgenommen zu haben, verhaftet worden. Das Verhör des Urhebers der Ver⸗ schwörung Bekir⸗Bei, der vorgestern früh bei seiner Ankunft aus Brindisi in Valona verhaftet worden ist, hat in Gegen⸗ wart der Minister der vorläufigen Regierung stattgefunden.

Asien.

Der Präsident der Republik China hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ ein Edikt über die erfolgte Eröffnung folgender Orte für den Auslandsverkehr erlassen: Kwei⸗hwa⸗tschöng in der Provinz Schansi, Kalgan, Dollon⸗nor und Thifeng in der Probinz Chihli, Taonanfu in der Provinz Tseng⸗hsin und Lungkou in der Provinz Schantung. Die genannten Orte sind auf die Initiative der chinesischen Regierung hin für den Handel geöffnet worden. ;

Der Zentralverwallungsausschuß hat sich obiger Quelle zufolge dahin ausgesprochen, daß das Parlament wegen seiner Möißerfolge zeitweilig zu funktionieren aufhören müsse. Gleich⸗ zeitig solle eine besondere Kommission errichtet werden, die sich mit der Abänderung der ausgearbeiteten, aber den Ver⸗

hältnissen nicht angepaßten Verfassung befassen solle.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Preußischen Herrenhauses befindet sich in der Ersten Beilage.

Die heutige (3) Sitzung bes Herrenh auses, welcher der Präsident des Staatsministeriums, Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg, der Finanzminister Dr. Lentze und

der Kriegs minister von Falkenhayn beiwohnten, eröffnete der

Präsident von Wedel mit der Mitteilung, daß das Miiglied Rogalla von Bieber ste in, Ritterguts besizer in Rosoggen (Kreis Sensburg), gestern abend gestorben ist. Das Haus

ehrte das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen.

Auf der Tagesordnung stand die beratung über den Antrag von Dr. Wartenburg und Genossen:

„Das Herrenhaus wolle beschließen, die Königliche Staats⸗ regierung zu ersuchen, im Reiche dahin zu wirken, daß der Stellung Preußens, auf die es seiner Geschichte wie seinem Schwergewichte nach Anspruch bat, nicht dadurch Abbruch ge⸗ schleht, daß eine Verschiebung der staate rechtlichen Verhäͤltnisse zu Ungunsten der Einzelstaaten Platz greift.“

Berichterstater Graf von Behr-⸗-Bebxenhoff beantragte, diesem Antrage die Zustimmung zu erteilen Er bemerkte: Ich be⸗ schränke mich darauf, ganz kurz auf die eminente Bedeutung der uns heute beschäftigenden Frage hinzuweisen und es im übrigen dem An⸗ tragsteller zu überlassen, seinen Antrag selbst zu begründen. Es handelt sich um die Machtstellung und Selbständigkeit unseres uns allen fo teuren Preußens, und da ist es nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht des Herren bauses, seine warnende Stimme zu erbeben und darauf hinzuwn ken, daß die Stellung Preußens gewahrt bleibe.

Antragsteller Dr. Graf Horck von Wartenburg: Viele von uns werden in das Jahr 1913 mit der freudigen Giwartung ein⸗ getreten seln, daß das Erinnerung jabr an die, glorreiche Befreiung Deutschlands von der Fremdherrschaft einen Auf⸗ schwung des Nationalgefühls zur Folge haben werde, daß der berechtigte Stolz auf unsere. Armee, die doch im eigent- fiken Sinne ein Volksheer ist, sich vermebren werde. Jene Hoffnungen sind nur zu einem geringen Teile erfüllt worden. Üeberall, auf dem flachen Lande, in den kleineren Sta ten und auch in den Großstädten his in die ertrem liberalen und minleren Volks⸗ schichten hin in herrschte patriotische Gesinnung, Anhänglickkeit an das Herrscherhaus und die Bereitwilligkeit vor, für die Ehre des Vaterlandes auch die schwersten Opfer zu bringen. Die Art, wie der Wehrbeitrag vom Reiche tage aufgenommen und bewilligt wurde, ließ darauf schließen, daß die nationale Gesinnung überall im Wachsen begriffen sei., Leider ist aber die notwendige Verstärkung der Armee nicht ohne die widerwärtigsten Debatten, nicht ohne wiederholte Ver⸗ suche eines Eingriffs in die Kommandogewalt, nicht obne sonstige höchst bedenkliche Konsequenzen zustande gekommen. Die Demokratie verfuchte bet dieser Gelegenbeit, auf Kosten der Regierung und des Kaisers ihre Macht zu vergrößern, und jwar auch auf Kosten der Einzelstaaten. Auf. dem Wege der Kompetenz⸗ Kompetenz! versuchte man auch einen Eingriff in die Ver⸗ fassung, ja selbst in die Verwaltung der Einzelstaaten. Dleser Angriff erstreckt sich vor allem auf den Einzelstaat, dem die eigentliche Hegemonie in Deutschland zukommt, auf Preußen. Das Herrenhaus ist ja wesenmlich auf die Legislative beschränkt. Dag Herrenhaus bat die Stabilität des Staats zu gewährleisten. Die extremen Demokraten und die Krypto⸗ und Phonero⸗Revublitaner versuchen, sich der Herrschaft über Preußen und damit über das Reich zu bemächtigen, und zwar mit Hilfe der Demokratisierung des Wahlrechts. Die Regierung ist diesen demokratischen Machtgelüsten entaegengekommen, sie hat ihnen Konzessionen gemacht, fo daß die Frage am Platze ist, ob ein Innebalten noch möglich ist Mein Antrag soll in letzter Stunde der Freußischen Regierung ein vidennt consules!“ entgegenrufen. Um die Gefahr richtig zu begreifen, muß man eingehen auf die be⸗ sonderen Lebensbedingungen des eigenartigen staatsrechtlichen Gebildes, das das Deutsche Reich heißt, und dalauf, wie es entnanden ist. Es ist verkrüpft wo den mit dem Begriff Staat nbund, einem Begriffe, der augeleitet worden ist aus dem schweizerischen und dem amertikanischen Siagtenbund. Das Veutsche Reich als solches ist jedoch von diesem Benriff ebenso unabhängig, wie Preußen von der französuch⸗ belgischen konstitattonellen Dektrin es st Dag Wesen des Deutschen Reiches lie nt n seiner Geschichte. Den besten Beweis dafür bietet die Biemancksche Auffassang. Danach ist alles ein Gemisch, wie es aus der Gewalt des Reiches nach a ßen und im Bestande der Bundesstaaten nach innen entftanden ist, ganz besonders, soweit es den unter den einjelnen Bundetstaaten abgeschlossenen Verträgen enispricht Gerade Rr größte aller Staatzmänner, den die Welt gesehen hat seit Richelieu, hat die Reiche verfassung als nicht unabänderlich bezeichnet. Er hat in seiner berühmten Erklärung vom 5. April 1884, als er sich gegen die Schaffung verantwortlicher Reichs minister aus- sprach, eine Aenderung für möglich erklärt, aber nur inso⸗ welt, als die in unitarislischer Richtung liegenden Grenzen nicht überschritten werden dürfen, das beißt: damit der Zweck und das Ziel der Reich sverfassung nicht verschoben werde. Dieran hat der Fürst Biemarck sein Leben lang festgebalten. Auch im Jahre 1850 hat er darauf hingewiesen, daß, wenn jemand im Namen der deutschen Einheit auf die arlamentarische Union hndiänge, man ihn darauf aufmerksam machen muß, daß er nicht das Recht der Deutichen auf Finbheit mit dem Recht verwechsele, auf einer deuischen Tribüne Reden zu halten. Der äͤußerste Schritt ist noch nicht geschehen. Der Bundesrat, der die Pertretung der wirklichen Autorität im Reiche ist, ist in seiner alten Stellung geblieken. Bebel hat allerdings in glatten Worten es ausgesprochen, daß man durch die Einseßzung verantwortlicher Reichzminister die Macht des Bundesrats brechen wolle. Eine solche capitis deminutio bedeutet eine Herabsetzung der Bundes staaten und namentlich Preußens. Das fann ntemand wolle, und der Landtag der Monarchie kann dies am allerwenigsten zugeben. Er kann es nicht dulden, daß der Reichstag schon den Bestand des preußischen Ministerlums bedroht, fadem er dem preußischen Ministervräsidenten ein Mißtrauengvotum ereilt. Die Bemokcatie hat dabei zum mindesten die Absicht gehabt, ibn zur Demission zu zwingen. Der Zusammenhang des Amts des Reiche kanzlers mit dem des Ministerpräsidenten ist viel zu eng, als daß dies möglich sein sollte. Wir sind dem Reiche kanzler dafür dankbar, daß er dies mit aller Bestimmtheit dem Reichstag gegenüber betont hat. Es ist bedauerlich, daß die Sozial- bemokrafen, Freisinnige und leider auch Nationalliberale dafür ge⸗ wesen sind. Die Stellung des Bundesrats ist also im wesentlichen intatt geblieben. Die venfassungsmäßige He emonie Preußens steht außer Zweifel. Die Verfassung gibt ihm in wichtigen Dingen ein Vetorecht. Neuerdings ist ihm aber ein privilegium odiosum zuteil geworden, indem bei der Beratung über die elsaß sotbringssche Verfassung. die Bestimmung. in, das Gejetz aufgenommen worden ist, daß di⸗ elsaß⸗ loihringischen Stimmen nur' gelten, wenn sie gegen Preußen den Ausschlag gehen. Das ist eine tiefe Kränkung. Das ist (ine Maßregel, die in scharfem Widersoruch steht zu der Stellung Preußens Mag auch ihre prakiische Bedeutung nicht so groß sein die Demokratie, die sie durch⸗ gesetzt hat, will, wie seinerzeit Fürst Schwarzenberg, Preußen letzten

Indes demol eren. Die AÄufsicht, die das Reich hinsichtlich der

Sieuergesetzgebung hat, ist erweitert worden. Im allgemeinen werden

hieraus Bedenken nicht hergeleitet werden können. Der Reichstag

hat aber wiederholt, wie z. B. in Sachen Des. Toleranzantrages, der mecklenburglschen Verfassung usw., in das Verfassungswesen und das

Recht der Einzelstaaten eingegriffen, und die verbündeten Regierungen

sind nicht immer dem entschleden genug gegenübergetreten. Ein ganz

Eklatal fes Beispiel dafür ist auch noch das Gesetz über die Gewährung

der Resche tage diäten. Hier wird direkt den Einzelstaaten vorge⸗

schrieben, in welcher Weise sie den Dor pelmandataren die Diäten zu zablen baben. Schon im Jahre 1996 habe ich hei Besprechung dieser

Angelegenbelt hier im Hause auf die welteren Folgen für die

Selbständigkeit der Bundeestaaten bingewiesen. Es tut mir nur

feld, daß ich damals ein guter Pfophst war Auch auf dem Ge⸗

bit der Staat finanzen ist mit der Mediatisierung der Einzel⸗ siaaten durch das Reich vorgegangen worden. Leider war es nicht die preußische. sondern die fächstsche Reglerung, die dies bekämpft

einmalige Schluß⸗ Grafen Yorck von

und hintanzuhalten versucht hat. Tiele Regierung hat also für

die Stelluug der verbündeten Regierungen mehr Empfinden gehabt. Diese Konnivenz hat bewirkt, daß man auch da, wo man es nicht erwarten sfollte, eine gewisse Unklarbeit über die Zastãndigkeit des Reichs den Einzelstaaten gegenüber findet. Die Gesetz⸗ gebung, soweit sie vom Bundesrat auegebt, kann nach Urte 7 der Reichsverfassung nur dadurch ausgeübt werden, daß Bandesglieder, also Einzelstas ten, Vorschläge machen, sber welche Ter Bundesrat beschließt. Vor etwa Jahre s⸗ frift hat nun der Staaissekretär dis Innern die Voꝛbereitung eines Wobnungegef'tzes in einer Kommissien im Reicht amt des Inner in Aussicht gestellt, falls Preußen ein solches nicht schaffe. Der Staats fekretãr kann doch nur auf die preußische Regierung n feiner Eigenschaft als Mitglied des Slaatẽ ministeriums Einfluß haben. Er muß somit in diesem Falle an einen anderen, kleineren Bundes staat gedacht haben, mit dem er sich vielleicht muf Aaußeramtlichem Wege in Verbindung sitzen wolle. Ebenso hat der preußische Finanzminifter eine Ait Deklaratione pflicht für die preußijche Egänzungesteuer eingef hit, obwobl die preußische Gesetz⸗ geb eng eine solche nicht kennt. Ich führe das an als signatura temporis. Die Ausdehnung der Reiche gesetzgebung bat Konsequenzen gehabt auch auf dem Gebiete der Verwaltung sorganisation Neue Reichts⸗ Imter, neue Reichsbehörden sind entftanden un d mußten entstehen Tad urch sst natürlich die Angr ffe fläche für die demokratische Reichstagsmehrbh eit vergrößert. Auch das Stellvertretunge g setz wirkt m Grunde unitarisch. Gs ist fogar eine gewisse theoretische Annäherung an den Parlamen⸗ tarismus gegeben in der Verantwortlichkeit der Staate sekretäre gegen⸗ über dem Reichtag für die Akte, die sie im Namen des Reichekan z lers vorgenommen haben. Der alte Windthorst bat einmal erklärt, das Stellpertretungsgefetz stelle eine weit geöffnete Tür dar für die Auebildung des Parlamentarlgmus. Sache des Bundesrate und Sache Preußens ist es, dafür zu sorgen, daß es dazu nicht kommt. Ein Mittel auf diesem Wege wird es sein, daß die Vorlagen, welche als solche Preußens an den Bundesrat kemmen, nicht durch Reid s⸗ beamte vertreten werden. Es ist sachlich nicht notwendig, daß die Inhaber der Reicht ämter zu Bundesratsbevoll⸗ mächtigten ernannt werden, und es ist sachlich nicht notwendig, daß die Vertreter der Bundesrats bevoll mächtigen in ibrer Mehrbeit Reichsbeamte sind. Vor zwei Mißvertändnissen, denen meine Ausfübrungen begegnen können, möchte ich mich von vornherein verwahren. Die Äusdebnung der Gesetzgebung, die Schaffung neuer Jeeichsbebsrden hat mittelbar eine Steigerung eines sehr wesentlichen unitaren Faktore, der Kaiferlichen Gewalt, zur Folge. Dagegen mich zu wenden, l gt mir natürlich sehr fern Ich meine aber, der Körig von Pieußen verliert mehr, als der Kaiser gewinnt. Und da der König von Preußen wahrhaft souverän in, der Kaiser als solcher aber nicht, fo ist es' die Monarchie, die verliert. Ich möchte zu den Nichts als Föderalisten⸗ durchaus nicht gezäblt werden. Aber ich bin in erster Linie Pieuße. Der Unttarismus, mit dem wir uns einberftanden erklären können, muß begemonische Form haben. Wern wir nun in dem Unitarismus das Minsel sehen, welches die Demokratie gebraucht, so wollen wir; tzt die Methode prüfen, die sie anwendet, und auf welche Art sie sich dieses Mittels bedient. In der großen Reichs tags rede vom 26. November 1884 hat Fürst Bismarck zwischen Monarchte und Rexublit auf der Linie unterschieden, wo der Kaiser oder König durch das Parlament gezwungen werden kann ad faciendum, etwas zu tun, was er sonst nicht tut, wo er in der Ex kutive voll nändig frei ist? Art. 23 der Reichsveifassang gibt dem Reichstag dai Recht, innerbalb der Kompeter zen des Reichs Gesketze, Vorschläge und Vorlagen des Bundes ats anzunehmen, abzulehnen oder zu mor ifüzieren. Die bier zum ersten Male wiörksame Therrie von der Trennung der Gewalten bat sich in allen europäischen Verfassungen duichgesetzt. Selbst Rousscau verlangt, daß der Souverän, also bei ihm die Gesamtheit der Individuen, die Exekution aueschlief lich dem Mandasar über⸗ trage. Baran FP ben alle französt chen Verfast ngen fest⸗ gehalten; der Konvent allein hat sich an solche Distributionen nicht gebunden; solange er tagte, hat es aber keine fran zösische Verfassung gegeben, Lenn diejenige von 1791 war auf⸗ gehoben Furch das Gesetz, die Atsch ffung des Kör iglums betreffend. Färst Bismasck bat in der Reickstae srede vom 15. März 1884 die Montescsuiensche Doktrin adoptiert. Auch hier hat sein untiüglicher politischer Blick ihn richtig geleitet. Es ist eine echt ger⸗ manische Idee; deshalb ist auch in Deutschland die Gewalten— teilung nicht durchgeführt. Umso notw ndiger ist ‚es im übrigen, so sagte Fürst B smarck, Exekutive, Legies lative und Recht prechung arßeinanderzu halten. An diesem Zustande andern auch die“ verfassungsrechtlichen Befugnisse des Pan la⸗ ments nichts. Intervellationen, Adressen an den Kaiser sind nach Laband staatsrechtlich unerheblich, weil sie nicht beantwortet zu werden brauchen. Also liegt es nach Laband im Wesen der staats— rechtlichen Kontrolle, daß eine Er kutiwätigkeit vo raus⸗ gegangen sei, welche. der Kritik des Reich-tags unterlegt. Der Reich tag hat sich an diese Bestimmung nicht gebalten. Der Deutsche Reichetag ist dazu übergegangen, in die Exekutive einzugreifen und sich so grundsätzlich eine Stellung zu vindizieren, rie insofern eine leichte Analogie mit dem Konvent bietet, als sie por anderen verfassungs mäßigen Gewalten einen Vorrang in Anspruch nimmt Man hat die kleinen Anfragen einge⸗ fübrt. Die verbündeten Regierungen haben mit aller Be⸗ stimmtbeit eiklären lassen, dab sie eine Beantwortung nur infomeit erfolgen lasse' wollten, als es stoatlich zwedmäßig sei. ber das muß wobl überall de Fall gewesen sein, denn mir ist nicht erinnerlich, daß eine Beantwortung nicht eifelgt wãxe. Ictzt aber ist eine solche Anfrage ergangen, die das angebliche Her (feind Regiments⸗ kommandeurs betrifft, eine ' gewisse Zeitung zu halten. Tas Veibot mag ein Fehler sein oder nicht, die letze Entscheidung liegt beim oebersten Kriege herrn. Den Urhebern dieser Anfrage ist aber sebr wohl bewußt gewesen daß, wenn die theoretischen Befugn se der Machtfaktoren in Konflikt geraten, äußerstenfalls derjenige den Sieg bebält, dem die Ver⸗ fügung über die mililärische Macht zusteht; und das Bestreden geht nun dahin, das Heer allmählich in ein Parlamentsheer umzuwandeln. Dieses Vorgehen ist auch gar nicht vereinzelt. Der Reichstag hat Resolutionen beschloss n über die Unisormierung der Armee, über den Ersatz von aktiven Offizieren durch inaktive, über Aenderungen der Avancements⸗ und Pensionierungsgrundsätze, über die Verrlngerung der Zahl der Burschen, über den Austausch zwischen bestimmten Offizier⸗ kompè. Die Budgeifommission ist nech viel weiter gegar gen. Sie machte Vorschläge über das Maß der U laubserteilung, üer die Beseitigung des strengen Arress als Diszirlina r smafe. Sind das keine Eingriffe in den Kaiserlichen Oberbefehl? Viel fach sind darüber entgegenkommende Erklärungen abgegeten wa ren vieltache Rue: Leider), so bezüglich der Adjuisanten. Diese bedaure ich nicht so sehr, es wird auch ohne sie gehen; es bleibt aber die staatsrechtliche Seite der Frage. Auch in der Rüstungt kommhsion sitzen Persenen, die als Abgeordnete an einer Prüfung exekutiver Akte außerhalb der gewöhnlichen parlamentariichn Zuständigkeit beteiligt sind. Der aus der Mitte des Reichstags beantragten Aenderung des Militärstrafgesrtzbuchs haben die ver⸗ bündeten Regierungen alsbald zugestimmt. Das Bedenkliche hierbei ist mir neniger die erfolgte Abänderung, als der Umstand, daß es ein Gelegenheitsgesetz ist. Wenn selche Nachsicht vielfech bewiesen worden ist, befürchte ich, daß die Sub⸗ ordination Fer Ärmee allmählich untergraben werden könnte. Die deute brauchen sich ja nur auf Umwegen an Parlamentarier oder Zeitungen zu wenden, weben wir jüngst Beispsele gehabt haben. Da muß dann freilich aus dem Königlichen Deer ein Parlamentsheer werden, allmählich, aher sicher Da hat Bismarck anders verfahren. Als sich 1883 der Atg. Richter in den Kantinenbetrieb mischte, erging van ihm ein Schreiben an das Reichstageprästdium, wonach für die Militärverwaltung in solchen Fragen nur der Bundesrat komretent sei, und die Provinziaĩ ; Forrespontenz“ erklärte, daß den svstematischen Versuchen, die Taiserliche Kommandogewalt einzuschränken, entgegengetreten weren müsse. Dieser Präzedenzfall scheint mir jetzt nicht genügend beachtet worden zu sein. Der Versu chung. auf die Angelegenheit von Zabemn

einzugehen, widerstehe ich, weil sie noch nicht abgeschlossen ist und

ein Urteil darüber also nicht minder verfeblt wäre, als dasienige, dag der Reichstag zu fällen unternommen hat; nur das möchte ich als überraschend hervorheben, daß es in Zabern als provozierend ae gesehen wurde, wenn einige Dffiziere= damen, die wahrscheinlich Provozierungen befürchteten, gemeinsam spazieren glügen, daß es aber nicht als provozierend galt, wenn auf offener Straße die Marseillasse gesungen wurde. Vor allem aber sind wir dem Reichskanzler dankbar für sein mannbaftes Eintreten är die Armee, das sehr erschwert wurde durch das unwürdige Toben der demokratischen Herren. In romanischen Ländern kommen auch solche Stürme bãufiger vor; ort ist man bereits so weit fortgeschritten für die Entscheidung der wichtigsten Fragen an die Stelle der Deliberation gereifter Staatsmänner lediglich der Impuls populärer Versamm— lungen tritt, teren Zusammensezzung sonst ganz jweck⸗ mäßig sein mag, aber nicht gerade eine Auslese, der Intelligenz repräsentiert. Wir halten es für Pflicht der derbündeten Regierungen und der preußischen Regierung, uns davor zu schützen, daß unsere Armee, solchen Impulsen ausgeliefert wird. Die jetzige Situation ist derjenigen am Anfang der 0er Jahre, auf die vielfach hingewiesen wird, nur i analog, als ein Streben nach Machterweiterung des Parlaments vorliegt. Das damalige Abgeordnetenhaus wollte weit weniger di Befehls gewalt dem König nehmen als nach seinen eigenen Hesichtspunkien die Stärke der Truppenmacht Hbemessen. Die heutige Situation hätte viel mehr Aehnlichkeit mit derjenigen, wo in England. 1662 dem König Karl erklärt wurde, daß das Parlament bei der Besetzung der militärischen Kommandos mitwirken wolle; da— mals setzte sich die Idee durch, die 1689 in der Bill of Rights zum Ausdruck kam und die von Bie marck die englische Republik mit dem erb⸗ lichen Pßäsidenten an der Spitze genannt worden ist Bei dem Streben nach diesem Ideal übersi⸗ht aber die Demokratie, daß bei uns von parlamenta ischer Herrschaft keine Rede sein würde, da die Füße derjenigen, welche sie hineintragen würden, die Fäße der großen. Masse, angeführt. vom Berliner Pöbel, schon vor der Tür steben; sie übersieht ferner, daß Preußen das Werk seiner Herischer gewesen ist, daß seine Größtze durch eine beispiellos gemeinsame Kräfteanspannung der Herrscher wie der Untertanen bewirkt worden ist; sie übersieht, daß Preußen, geleitet pon seinem heldenhaften König und seinen größten Staatsmännern, doch das Reich gemacht hat Ich schließe, indem ich die Worte des Königs Wilhelm J. Utiere und mutatis mutandis zur Nackachtung empfehle. Meine Minister besitzen mein Vertrauen, und sch weiß es ihnen dank, daß sie es sich angelegen sein lassen, dem herfassange widrigen Streben des Abgeordnetenhauses nach Macht erweinerung entgegenzutreten.“

Hierauf nahm der Präsident des Staatsministeriums, Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg das Wort, . Rede am Montag im Wortlaute wiedergegeben werden wird.

(Schluß des Blattes.)

Bei der Reichstggsersatzwahl im Wahlkreise Oppeln 9 haben, wie „W. T. B.“ meldet, nach den vorläufigen amt—⸗ lichen Ermitilungen von insgesamt 7955 abgegebenen Stimmen erhalten der Pfarrer Nathan⸗ Branitz Zentr.) 7591, der Landrat Ißmer⸗Leobschütz (Reichsp.) 1860, der Verbandssekretär Dr. Fleischer⸗Berlin (Parteistellung unbekannt) 46, der Gewerk⸗ schaftssekretär Trappe⸗Beuthen (Soz 33 und der Bauernguts⸗ besitzer Stassig⸗Poßnitz (Zentr. 27 Stimmen. Zersplittert waren 738 Stimmen. Nathan (Zentr.) ist somit gewählt.

Kunst und Wissenschaft.

A. E. Die erste Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde im neuen Jahre brachte unter Vorsitz von Geheimrat Professor Dr. Hellmann den vom Generalsefretär Hauptmann Kollm er⸗ statteten Geschäftsbericht für das Jahr 1913. Die Gesellschaft besteht 3. 3 aus 1434 Mitgliedern, nämlich 1326 ordentlichen, 56 korrespon⸗ dierenden und 52 Ehrenmugliedern. Sie veranstaltete im derflossenen Jahre 9 allgemeine ordemliche und 8 Fachsitzungen. An. Stelle der Misitzung trat. zur . des SY jährigen Bestebens der Gesellschaft eine Festsitzung. In diesen 18 Sitzungen standen 20 Vorträge auf der Tages ordnung. Die Böchersammlung hat sich um 646 Werke, die Kartensammlung um S6 Kartenwerke bezw. 400 Blatt veimehrt. Von den eingesandten Werken fanden 6z die gewunschte Besprechung in der Zeitschrift, auf eine größre Zabl don ihnen wurde bei den Berichten uber Eingänge für die Bibliotbek kurz hingewiesen. Von ‚Wissenschaftlichen Unternehmungen“ sind die solgenden zu verzeichnen: 1) Die Ausgabe des 17. Bandes der im Auftrage der Gesellschaft von Professor Otto Baschin be— rbeiteten „Bibliotheca Geographica-. Nach 20 jähriger hingebender Arbeit an diesem Werke, 1iritt Herr Baschin von dessen Heraus— gabe zurück; die Bearbeitung der nächsten beiden Bände hat Cand. geogr. Joseph. Müller übernommen; 2) die Karl Ritter⸗St tung be— willigte Unterstũtzungen an Proꝛessor De Gustav Braun⸗Basel für eine landeskandliche Studienreise in Skandinavien und an den Privat- dosentön Dr. Hans Spethmann-Ferlin für eine Reise zur Fenstellung der Moränengrenzen im europälschen Rußland; 3) aus den Mitteln der Fe dinand von Richthofen Stiftung erhielten Unterstützungen: Dr. Fritz Mager Lauban für die Untersuchung der Nordmark vom kf erf our pbischen Gesichtspunkt aus sowte Dr. Otto Mault, Cand. geogr. V. Meckenstock und Stud. geogr. Karl German zum Zweck der eilnabme am Gletscherkursus des ‚Deutschen und Desterreichischen Alpenvereins‘. An Auszeichnungen spendete die Hesellschaft anläßlich der jährigen Stiftungsfeier die nachfolgenden Meda llen: „Die goldene Nachtigal· Medaille. an den Geheimen Hofrat Professor Dr. anz Meyer⸗ Leixzig und an Seine Hoheit Adolf Friedrich, Herzog zu Mecklen. burg; .die silberne Nachtlgal⸗Medallle⸗ an den Hauptmann von Wiese and Kaiserswaldau⸗Potẽdam, die Karl Ritter Medaille! an Dr. Al red Quervain Zürich, an den Admiralitätsrat Professor Dr. Kohl⸗ Huetter hier, an den Professor Otto Baschin hier und an Profefsor Dr Sebastian Finsterwalder⸗Mänchen sowie zie Georg Neumgyer⸗ Nedaille⸗ (vom Kuratorium derselben verliehen) an den Professor Or, X. A. Bauer Washington, endlich in der Dezembersitz ung noch die „Karl Ritter Medaille! an den Kapitän J. P. Koch⸗ Tovenhagen und den Privatdozenten Dr Alfred Wegener⸗Aarburg. Den Vortrag des Abends hielt Professor Dr. Georg Wegener über das Thema Zur Vollendung des Panamgkanals: Als am 25 Septemh r 1513 Vasco Nunej Balboa vom Isthmus von Panama zus einen Blick auf das Mare del Sud, die Südsee. d. h. den Yeific, warf, wurde es ihm deutlich und war fortan in der Welt . Zweifel entrückt, daß Celumhbus der Menschheit einen neuen Welttell geschenkt, nicht die Ostküstz Asiens erreicht hatte. Und laum ene geoßartigere Zentenarfeier dieser Tatsache ist denkbar, als die 9h 10 Oktober 1913 vom Präsidenten Wilson von Wasbington aus durch die 1000 km lange Drahtleitun ermöglichte, elektrisch bewirkte Sprengung des Dammes von Gamboa, der letzten Landschranke ein Ätlantie und Pacific. In seinen Darlegungen überblickt er Vortragende zunächst die Geschichte der Wandlungen, die von einer ersten Entstehung ab der Plan, den amerikanischen Kontinent einer seiner schmalsten Stellen zu durchstechen und so hier eine Meeree⸗ traße herzustellen durchlaufen hat. he ff Wegener bot im weiteren . durch zahlreiche, vielfach von ihm selhst im Frühjahr 1903 an . und Stelle gemachte Aufnahmen in Lichthildern erläuterte Dar- *. ung des gewaltigen Bauwerkes und knüpfte an die bevorstebende tat n. Vollendung der Meeresstraße Betrachtungen über deren Beden ung . den Weltverkehr und die Weltwictschast der Zukunft. Der Plan, ie Verbindung der beiden Meere östlich und westlich von Zentral⸗ amerika mittels einer Durchstechung herzustellen, ist nur wenig jünger

als die Entdeckung dieser s ilanis F landes. Schon . i, . e. gelegt, den Istbmus von Tehuantepec zu durchstechen; doch weder dieser Plan noch ähnlich. Vorschläge gelangten jemals zur Ausführung, selbst nicht zu ein barterer Erwägung, solange Spanien in Zential. amerika das Regiment fährte. Erst als Spaniens Herrschaft in Amerika vor 100 Ja ren zusammengehrochen war, lebte der Gedanke einer die beiden Ozeane verbindenden Wasserstraße bei den Erben der sanischen Macht, bei Engländern und Amerikanern, in ernsthaften Erwägungen aufs neue auf. Beide Mächte kamen zuvörderst im Clayton Bulwer⸗Vertrage von 1850 überein, Faß keine ohne Mitwirkung der andein ein solches Unternehmen ausführen oder verwalten sollte, nachdem sich der Weg einer Umschiffung Amerikas im Norden als unpraktisch erwiesen hatte, Der schnelle Aufschwung des Westens der Union, in erster Linie Californiens, die auch finanziell günstigen Ggebnifse des Suezkanals und der Wunsch, durch ein großes Menschheitswerk die französische Gloire zu fördern, führten unterdessen Lesssps 1879 zu dem Entschluß, den Panamakanal zumeist mit dem Gelde französischer Sparer zu bauen. Es wurde der Panamalinie vor der. Nicaragualinie der Vorzug. gegeben. So wvorteilbaft auch bei der Ausführung der Nicaraguasee und der San Juanfluß zu sein schienen, die viel größere Kürze der Kanallinie und die Aussicht, dort einmal einen Niveaukanal, wenn auch nicht von Anfang an, herstellen zu können, gaben bei der Ent⸗ scheidung den Ausschlag zugunsten der Panamalinie. Doch diese Ent⸗ scheidung bei den französischen Unternehmern deckte sich nicht mit der Anschauung des amerikanischen Volkes; wenn auch amunehmen ist daß die bei den Amerikanern einsetzende geisterung für das ziicaragua⸗ projekt zu einer Zeit, als die Lessepz⸗-Gesellschaft schon ins Wanken geriet, mehr das Ergebnis politischer Intrigen, als ernstzafter prakti- scher Erwägungen war und daß an dieser Bewegung wohl die großen transatla tijchen Eisenbahngesellschaften nicht ganz unbeteiligt waren. In Erinnerung ist der 1839 erfolgt, Zusammenbruch der Tesseps , Gesellschaft, die bereits 1100 Millionen Franes auf— gewendet hatte, und der schmerzliche, immerhin jedoch als im Interesse des großen Unternehmens von der Welt mit Befriedigung begrüßte Ausgang der Angelegenheit. Er vollzog sich in der Art, daß eine neue Ges lichaft mit 64 Millionen Franes Kavital, die „Compagnie nouvelles du canal de Panama“ zur Rettung der noch vorhandenen Werte des Kanals sowie zur Weiterführung der Arbeiten die Rechts nachfolgerin der Lesseps⸗Gesellschaft wurde und vom Staate Columbien die Konzession für den Kanalbau bis 1910 e hielt. Das Enistehen des impertalinischen Gedankens in der Unio! nach dem spanisch⸗amer kanischen Kriege (1898) führte alsdann zu dem Beschluß der Vereinigten Staaten, den Bau des Pana nakanals selbst in die Hand zu nehmen. In dem Hay⸗Piuncesote⸗ Vertrage verzichtete England auf die Mitwirkung am Kana bau, wo⸗ gegen die Union die dauernde Verpflichtung auf sich nahm, hinsichtlich der Gebühren an der neuen Seestraße alle Nationen gleihmäßig und auf demselben Fuße wie die Bürger der Verrinigten Staaten. zu be⸗ handeln. Im weiteren stimmte die Bundesregierung in Washington der Ablösung der Recht! der „Compagnie nouvelle du canal de Panama“ für 40 Milltonen Dollars zu, und die Angelegenbei schien in glattem Fahrwasser, als unerwartet der Kongreß von Bogotäé. den Vereinigten Staaten die von ihnen gewünschte Ausübung von Hoheitsrechten in einer Zone von 16 km zu beiden Seiten der Kanallinle verweigerte. Die Folge dieser Kurzsichtigkeit des Staates Columbien war der Ausbruch einer Revolution in Panama mit dem Ergebnis, daß dieser Bezirk des Staates Columbien sich als unabhängiger Staat erklärte und die Vereinigten Staaten bereit fand, seine Unabhängigkeit zu verbürgen, was natürlich den Staat Columbien zwang, das fait accompli der Lostrennung von Panama anzuerkennen. So waren endlich alle Hendernisse beseitigt, die sich der Aue führung des großen Untergehmens in den Weg gestellt hatten, und es begannen 1904 die Amerikaner die energische Fortführung und Durchführung des Lessepsschen Werkes, wenn auch mit mehrfachen Abänderungen des ursprünglschen Planes. Durch zwei Drittel des Isthmus legt der Chagres⸗ flaß einen Taltrog, der von der Kanaltrace benußt wird Der Isihmus hat an der pacifischen Seite seine höchste Erhebung und zeigt nach der atlantischen eine Abdachung. Die Linie fübrt von Colon an der atlantischen Seite im Niveau, hebt sich dann bei Obisvo 30 m hoch, verläuft bis Paraiso dann wieder abwärts bis zur Schleuse von Miraflores, die eine Gezeitenschleuse daistellt, aähn⸗ lich der von Brunsbüttel am Kaiser Wilhelm-Kanal, Etwa 50 Millionen Dollars haben die Amertkaner für die Sanierung des Gevbiets durch Bekämpfung der Mücken als der Träger der Fieberkeime, Austrocknung der. Sämpfe und dergl. aus— gegeben. Mächtig wirkt der. Anblick der dreistufigen, 20 in hohen Schleusentreppe sowie die Aufstauung des in der Regenzeit gewaltig zu einem Stausee bei Gatun aufsckwellenden Ghagres— Flusses, der die doppelie Größe des Lago Maggiore (126 dkRm) besitzt. Mit letzterer Anlage hat man die schädliche Kraft des Stromes gebrochen und den Schiffen dort die Fahrt mit Volldampf ermöglicht. Wenn auch die Füllung des Beckens nur langsam vor sich gehen soll bisher zit es erst auf ein Drittel des Jnbalts gefüllt, jür welche langsame Auffüllung ebenso die starke Verdunstung als die Aaf— saugung durch den Boden verantwortlich zu machen ist —, darf man doch sicher hoffen, auch dieser Schwlerigkeit Herr zu werden. Bedenklicher erscheinen für den Kanal die Rutschungen, welche an den Böschungen des gewaltigen „cut, of, CGulebra', des Durchschnitits der Wasserscheide stattfinden, und hier wird man wohl die gegenwärtig in Stujen angelegten 50 m hohen Seit nwände allmählich sanft ab flachen müssen. Der Durchstich von Calebra ist 617 m breit. Bei Colon hat man am Anfang des Kanals eine känstliche Dalbinsel an— gelegt. Eine ebensolche befindet sich am anderen Ende, dem paeifischen Austritt des Kanals, bei La Boca. Befestigungen sollen in der Folge beide Zugänge schüßen. Seit 1907 leitet Oberst Goethals die 44 600 Ärbeiter beschäftigenden Arbelten am Kanal. (Im Jahre 1912 war ihre Zahl auf 36 000 eingeschränkt, unter ihnen nur 7900 Weiße). Der Vortragende wandte sich nun zur Erörterung folgender Fragen: 1) Wird der Panamakanal den Welt— verkehr vom Suezkanal bedeutend ablenken? 2) Wie wird diese neue Bahn des Weliverkehrs benutzt werden? 3) Welche Bedeutung wird sie für Europa und für Deutschland im besonderen haben? 4) Für welche Nationen wird sie am bedeutendsten sein? Auf Frage 1 ist nach Ansicht des Vortragenden mit einem glatten Nein zu antworten, denn die Verbindung zwischen den Kulturgebieten von Westeuropa und Ostasien ist weiter über Panama als über Sue; Hamburg Hongkong; über Sue; ist eine Entfernung von 10000 Seemeilen, über Panama 14 5600 Seemeilen. Auch nach Australien ist für uns die Suezlinie noch näber als der Weg über Panama, der erst nach Neuseeland für uns näher wird. S lost New Jork Hongkong über Suez ist fast gleich New Nork Hongkong über Panama. Fur die Wabl der Route sind die Kanalgebühren auch non Bedeutung, die heute für die Schiffs. tonne am Suezkanal 6.50 M4 betragen, aber in Zukunft wohl er⸗ mãßigt werden dürften, da sie am Panamakanal um etwa 2,25 S6 niedriger bem ssen werden sollen. Was die zweite Frage betrifft, so wird, wie der Vortragende ausführte, der Verkehr um das Kap der guten Hoffnung bleiben, und die Segler werden, da sie die Kanalgebühren nicht tragen können, nach wie vor auch um das Kap Horn gehen, wenn sie Häfen der südamerikanischen West— küste zum Ziel haben; denn in deren nördlichen Teilen gelangen sie in das Gebiet der Kalmen. Bis nach Valdivia und Coronel ist selbst für Dampfer der Weg durch die Magellanstraße vorteilhafter als die Route über Panama, sodaß dieser Verkebr eber eine Zunahme als eine Abschwächung erfahren dürfte. Die Welistraße von Europa nach Colon wird eine Verflärkung des Verkehrs erleben, und ebenso die Straße nach Ostasiten Dagegen dürfte die Route über den Pacifie nach Australien kaum die Hoffnungen erfüllen, die man noch vor 10 Jahren für den Verkehr mit Samoa, der Tahiti⸗ und der Fidschigruppe gehegt batte. Für die Fahrt nach Afrika. Asten und Australien ist der Panamakanal für Westeuropa krin Bedürfnis, ebensowenig wie für den Verkehr mit Amerikas Ost⸗ kaste, und die Entwicklung von Amerikas Westkäste bietet doch immer!

nur begrenzte Möglichkeiten?. Ce kommt für uns Deutsche besonderg der Verkehr nach dieser Westküste, vor allem der Verkehr nach Chile in Betracht, dessen Salpeterausfubr drei Viertel seiner Gesamtausfuhr darstellt und meist in deuischen Händen liegt, und der Panamakanal wird in Zukunft dorthin den Hauptweg bilden. Aller- dings dürfte die Salpeterausfuhr weiterbin auf Seglern um das Kap Horn vor sich gehen. falls uns dieser Handel nicht entrissen werden wird. Von Chile ab noch Norden bis etwa nach San Francisco und Canada wird der Panamakanal, für unseren Handel mit Amerikas Westkühe wichtig werden durch die Zeiter parnis, und damit rechnen unsere Gesellschaften heute schon. Noch mehr freilich wird der Weg dorthin an Kürze gewinnen für die Häfen vor New York, Philadelphia, Baltimore und für das neue Aussallter zum Pac fie New Orleans. New Vork ist durch den Panamakanal um 4009 Seemeilen näher an San Francisco gerückt als Westeuropa. Dieser Umstand wird den Wettbewerb steigern, wie ja naturgemäß der Kanal den Amerikanern die größt.n Vorteile verheißt. Sie haben ja das Riesenwerk geschaffen, dessen Aussübrung Goethe schon 1827 alt für die Zukunft notwendig voraussah. Seine Vollendung wird ibnen einen Ausschwung des Selbstgefübls als Natior z d , das nun gleichsam auf das ge auf zwei Weltmeere, sich allem aber haben die 2 marltimen Macht err— pacifisches Geschwader Fanal wird der Prozeß sierung des Stillen Ozeans hezei uns Deutsche rucksichtlich unserer in Ostasien sehr angeht, und we i Australien uns freie Oand un jüngster Zeit hat man die Monroe. hin auszudehne ) daß man als ihr letztes Ziel di ung eines panamerikaniichen Reichs in der Form eines Bundes oder eines Eir aats ansieht. Vier heißt es für uns, den Verkehr mi ste, namentlich von Südamerika. uns zu . die Amerlkaner ibren Schiffen einen Vorzu Fanalgebihren ge⸗ währen wollen, indem sie der eigenen gleichmäßig gleichsam als eine Prämie so urteilt man drüben, Nationalen hierdanch

k erhalten

nden 5 in,

. bührdifferenzen vergüten. Reuierungen in dieser Frage tun werden, steht noch nicht fest. allen Gesichtspunkten betrachtet, erscheint der Panda mafanal für di Europäer nicht in allzu rosigem Lichte. Allein er stellt einen F schlitt dar, und wer fest und zugleich gerecht ist, weiß die Dinge auf den richtigen, auch ihm den gebahrenden Vorteil sichernden Weg zu lenken. Wir dürfen zum deutichen Kaufmann, der in den un⸗ günstigsten Lagen eiten gelernt hat, das Vertrauen hegen, er werde Mittel finden, um den Schwierigkeiten zu begegnen, und sie in Vorteile für sich zu verwandeln. ö

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Literatur. Te

uckerel H. Stürtz in Würzburg hat auch ihren künstlerisch ausgestatteten Kalender t . erscheinen lassen (1 4). Der neue Jahraang führt in Wort und Bild Bauten und Tunstwerke aus dem geschichtllch wie kunstgeschichtlich interessanten Städtchen Weriheim vor, das am Einfluß der Tauber in den Main in anmut ger Land— schaft gelegen irt. Der erläuternde Text stammt von dem Prosessor Dr. Henner - Wi zburg Außerdem werden zwei fränkisch? Trauen, Ren Malerin. Margarethe Geier und die aus dem Weima er Dichter reis bela nnte Charlotte ben Kalb charakterisiert; weiter bin findet der Leser Abbildungen und Beschreibungen zweier schöner Altäre aus dem Dom in Würzburg und von Grabdenkmälern in Würzburg und Grünsfeld. Für den farhigen Bilderschmuck des Umschlags wurden zwei Prachtstücke der Aschaffenburger Hofbücherei herangezogen: die . des ür den Kardinal Albrecht von Brandenburg von Nikolaus Goldendon gefertigten Gebetbuchs und Missales. Im Verlag von J. Neumann in Neudamm ist eine reich illustrierte Monographie über den Rothirsch und seine Jagd von Wilhelm Kießling erschienen. (Geb. 19 40) Der Ver⸗ fasser verfolgt im Gegensatz zu anderen Autoren, die denselben Gegen⸗ stand behandelt haben, den Zweck, auch den jagdlichen Anfänger und den naturliebenden Laien mit dem Edelwild unserer Walder, seiner Geschichte, Hege und Jagd vertraut zu machen, und er hat deshalb mit Recht nicht nur trockene, rein sachliche Angaben und Erörterungen

1 Die Universit 27 8 ö 8 sur das laufende

Altftänkische

ö geboten, sondern das reiche tatjächliche Material in fesselnder Form vorgetragen und hübsche Jagd⸗ und Hegeichilderungen in die Dar⸗ stellung eingeflochten. Da er aber zugleich über eine eingehende praktische Erfahrung auf dem behandelten Gebiet verfügt und dieses in allen seinen Tetlen erichöpfend behandelt, bietet das Buch auch fũr den mit der Ho h

vieles Neue und Anregende, zumal auch manche strittige Punkte der Hege, wie die verschiedenen Kreuzungsversuche und die besondere Fütterung des eingegatterten Rotwildes zur Erzielung besonders starker Geweihe kritisch behandelt werden. Der reiche Soff ist derart ge⸗ gliedert, daß nach kurzen Mitteilungen über den Urhüsch eine ein⸗ gehende Naturgeschichte des heutigen Rotwildes geboten wind; Morvh

logisch s und Physiologisches kommen hierbei in gleich-r Weise zu ,

lens . geteilt. Der zweite Teil gibt ausfübr

( übrliche Angaben un Anleitungen für die Hege des Rotwilds durch Abschuß und . vorrichtungen, wäbrend im dritten die Jagd mit der Wildgattung erschöpfend dargestellt ist. Die frische?

in allen Abschnitten den gutunterrichteten Fachmann und

gerechten Jäger und Heger erkennen. Als Anhang sind

das allen Jäzern und solchen, die es werden wollen, bestens empfoblen sei, ein Abriß über die Weidmannssprache des Hochwildjägers und Slichwortper zeichnis beigegeben. Anerkennung verdienen auch die zabl reichen guten Abbildungen, die den Text dankenswert ergänzen und das vom Verlag auspeechend ausgestatteie Buch zieren.

Theater und Musik.

In der heutigen Auffühung von Parsifal' im Königlichen Qpernbause singt Frau Denera die Rolle der Kundry Morgen, Sonntag, sind die Hauptrollen wie folgt besetzt: Amfortas: Herr Forsell, Parsifal: Herr Kirchhoff, Gurnemanz: Herr Knüpfer, Tit n rel: Herr Schwegler, Klinasor Herr Habich, Kund y Frau Leffler⸗Burckard. Am Montag lautet die Besetzung: Amfortas: Herr Bronsgeest, Titurel: Heir van de Sande, Gurnemanz: Herr Bischoff, Pamsifal: . Berger, Klingsor: Herr Wiedemann, Kundry: Frau Hafgren⸗ Waag. Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das Heinrich Leesche Lustspiel, Der Schlagbaum gegeben. Die Hauptrollen werden von den Herren Vollmer, Vallentin, Kraußneck, Z3mmerer, Stange, Eichholz, Mannstädt, Böttcher, Eggeling, und den Damen Pategg, Heisler Abich, Ressel und Hoff, dargestellt. Am Montag geht „Der Kaufmann von Venedig“ in Szene. Den Shyleck spielt Herr Dr. Pohl, die Portia Fräulein Arnstädt. Außerdem sind in bervor⸗ ragenden Rollen die Damen von Mayhurg, Ressel, Heisler und de Deren Mühlhofer, Dr. Krauß, Werrack, Vollmer, Vallentin, Eggeling und Stange beschäftigt. Die Regie führt Herr Ober—⸗ regisseur Patry

unentgeltliche Klassikervotstellungen für Volka⸗ schäöüler im Deutschen Theater, veranstaltet von der Stadt Berlin. Zwischen dem Magistrat der Stadt Berlin und der Direktion des Deutschen Theaters ist ein Abkommen getroffen worden, nach dem nech im Laufe dieser Spielzeit im Deutschen Theater

14 Nachmittage vorstellungen fur Schüler der Berliner Volks«