1914 / 11 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Jan 1914 18:00:01 GMT) scan diff

reiche Mitalieder des Deutschen Schulschiffvereins aus allen Teilen Deutschlands anwesend, unter ihnen der Geschäftsfübrende Vorsitzende Professor Dr. Schilling Bremen, der oldenburgische Staarsmmisslet Scheer, der Großadmiral von Coerper, der Hanseatische Gesandte in Berlin Dr. Sieveking und viele andere, ferner zablrenbhe Ver⸗ treter der Seestädte, der Reedereien und der Schiffahrtsinstitute, Zu Ehren der hier anwesenden Yeitglieder des Deuischen Schulschiff⸗ perelng fand heute in der Oberen Rathaugshalle ein Festmahl statt, zu dem der Senat eingeladen hatte. Mehr als 300 Peisonen katten der Einladung Folge geleistet. Während des Mablis erboh sich der Bürgermeister Dr. Stadtländer und brachte eln Hech auf Seine Majenät den Kaiser und König aus, das von den Anwesenden brausend aufgenommen wurde. In einer zweiten Rede begrüßte er die Gäste. Darauf nahm Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog von Oldenburg das Wort zu folgender Rede; Euter Magnifizenz sage ich berzlichen Dank für die überaus liebenswürdigen und freundlichen Worte der Begrüßung und für die gastfreie Aufnahme, mit der Eure Magnifizenz Nie hier an wesenden deutschen Fürsten, die Vertreter Seiner Majestät des Kaisens und der Seebundesftaaten sowie die Mitglieder des D. S. V. aus Anlaß des am morgigen Tage beabsichtigten Stapellaufes des Patenschiffes des D S. V. namen des Hohen Senats und der Bürger⸗ schaft der Freien Handelssiadt Bremen empfangen und will kommen geheißen haben. Diese glänzende Aufnahme des Beutschen Schulschiff⸗ pere zeigt, daß die Bestrebungen des Vereins und seine biß— berigen Leistungen immer mehr verstanden werden. Wenn die Hansestädte, vielleicht in besonderem Grade Bremen, zuerst zweifelnd den Leistungen des D. S. V. gegenübergestanden haben, wenn eine nur geringe Beteiligung, ja telilweise eine Anfeindung mich hatte fürchten lafsen, es könnte sich bier der alte Spruch bewahr— beiten: Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande, so zeigt der beutige Tag, welche Bedeutung jetzt auch in Bremen den Aufgaben des D. S. V. beigelegt wird. Wenn ich hier dieses Sprichwort anwende, jo werden mir, hoffe ich, obwohl der eigentliche Heimatsort des Vereina Oldenburg ist, die MWemer diese Form nicht verübeln, schon in Rücksicht darauf, daß, besondets in den letzten Tahren, die beiden Nachbarstaaten Bremen und Oldenburg in so einmütiger Weise zusammengegangen sind in der Förderung der See, und Handels— interessen, in der Unterstützung der Industriebestrebungen und vor allem in der Aufschließung des Verkehrs von der Wasserkante zum Hinterlande durch die Schaffung von Kanalverbindungen. Nach dem glücklichen Umschwung der öffentlichen Meinung darf der D. S. V. den heutigen Tag als einen bedeutsamen für seine weitere Entwicklung ansehen und mit frischem Mut wird er auch weiter bestrebt sein, bei dem steten, ja man muß leider sagen, rapiden Rückgang der großen Segelschiffe die in der ganzen Welt anerkannte Tüchtigkeit der deuischen Seemannschaft nicht nur zu erhalten, sondern sie durch Heranziebung selbsibewußter, selbständig arbeitender und denkender junger Seeleute den vielen modernen An— forderungen gemäß zu fördern. Vor nicht langer Zeit hat der Zentral verein deutscher Reder darauf hingewiesen, daß es bald an den notwendigen Ausbildungsstätten für junge Seeleute mangeln werde, die den Beruf eines Schiffoffiziers erlernen wollen. Leider hatte der Zentralverein seine Statistik auf die größeren Schiffe beschränkt. Auch die mittleren Segelschiffe geben merklich zurück und kein see— männischer Fachmann wird, glaube ich, die kleinen Fahrzeuge für eine solche Ausbildung nutzbar machen wollen, da auf ibnen die örtlichen Einrichtungen zur Unterbringung und Auebildung nicht ausreichen, sie nicht auf großen Reisen zu ver— wenden sind und das Bestreben, tüchtige Elemente mit besserer Vorbildung dem Seemannsberufe zuzuführen, zunichte gemacht werden würde, denn junge Leute aus diesen Kreisen werden keine Begeisterung dafür empfinden, auf, man kann wohl sagen, un— zureichenden, wenn nicht gar minderwertigen, Fahrzeugen den See— mannsberuf in der kleinsten Fahrt zu erlernen. Der wahre see— männische Geist, die dazu gebörende Kübnheit, das kalte Blut, der schnelle Entichluß werden wohl nur auf hoher See in hoher Takelage anerzogen und ausgebildet. So würde zu prüfen sein, ob in gewissem Umfange der D. S. V. als Ersatz für die fehlende, aber notwendige Gelegenheit zur Ausbildung des Nachwuchses unserer

Offiziere auf Segelschiffen einzutreten hat. In welchem Umfange und unter welchen organisatorischen und finanziellen Bedingungen,

wird der Gegenstand der Beratungen der Regierungen und der sachverständigen Kreise sein. Besonders ermutigend für den D. S. V. wirkt die vielseitige und sachverständige Anerkennung, die dem Verein für seine Leistungen in der Ausbildung der jungen Seeleute sowohl für die Segelschlffe, wie auch für die der Dampfermatrosen bei Gelegenhelt der jährlich wiederkehrenden Besichtigungen der Schulschiffe zutell geworden ist. Wenn aber der Verein in bisberiger Weise welterarbeiten und tüchtige Leistungen zeitigen soll, so ist das nach meiner Ansicht nur möglich in der jetzigen freien Unabhängigkeit unter der sachkundigen Zustimmung der deutschen Reedereien und mit der so wirksamen Unterstützung der deutschen Bundesstaaten, denen der Verein dafür zu ganz besonderem Dank verpflichtet ist. Wenn ich nun in treuer nach⸗ barlicher Gesinnung nochmals meinen herzlichen Dank für die mir persönlich gewordene liebevolle Aufnahme in Bremen wiederhole, verbinde ich mit ihm den des D. S. V. sowie aller anderen geladenen Gäste, die sich heute in der maͤchtig vorwärtsstrebenden Handelsstadt Bremen zusammengefunden haben, und ich weiß mich einig mit allen hier Anwesenden aus den ver⸗ schiedensten Gegenden des deutschen Vaterlandes, wenn ich fär das Gedeihen Bremens und dessen mächtige Entwicklung auf allen Ge⸗ bieten auch für die Zukunft die allerbesten Wünsche ausspreche. In diesem Sinne bitte ich die Anwelenden, die Gläser zu ei heben.“

Im weiteren Verlaufe des Mahles gedachte der Chef der Marine— station der Nordsee, Admiral von Heeringen in seinem Trinkspruch der nahen Beziehungen der Kaiserlichen Marine zu dem Deutschen Schulschiff verein. Er schloß mit den besten Wünschen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung des Deutschen Schulschiffvereins und eine weitere Festigung der Beziehungen zwischen ihm und der Kaiserlichen Marine. Das Fest fand erst gegen 111 Uhr sein Ende.

Köslin, 13. Januar. (W. T. B. Die Sturmflut der Ostsee am J9. und 19. Januar hat an den Küsten des Regie⸗ rungsbezirks Köslin, wie die inzwischen erfolgten amtlich en Feststellungen ergeben haben, höchst erfreulicherweise doch nicht so gewaltige Schäden angerichtet, wie nach den ersten Nachrichten all⸗ seitig befürchtet wurde. Vor allem kann festgestellt werden, daß nirgends der Verlust eines Menschenlebens zu beklagen ist. Auch Verluste an Vieh sind fast nirgends zu verzeichnen. Dagegen ist eine große Anzahl von Baulichkeiten infolge Eindringens des Wassers beschädigt. Recht zahlreich sind die Beschädigungen von Vorräten an Futter und vor allem an Lebensmitteln, namentlich von in Kellern oder Mieten lagernden Kartoffeln. Wohl am melsten gelitten bat der Schutz— gürtel des Küsienlandes, die Düne. Auf weiten Strecken sind Ab- brüche von 10—0 m Breite zu verzeichnen. Es wird viel Arbeit, Zelt und Geld kosten, um diese Schäden wieder gut zu machen. Schwere Beschädigungen haben auch die Häfen von Rügenwalde und Stolpmünde erlitten. Von den kommunalen Einrichtungen am Strande sind insbesondere die Strandpromenaden und Badeanstalten in Kolberg und Stolpmünde betroffen worden. Nach Zeitungsnachrichten sollte der Ort Damkerort am meisten ge⸗ litten haben und überflutet worden sein. Es hat sich aber heraus⸗ gestellt, daß die starke Düne, die den Ort gegen die Fluten schützt, fast unversehrt geblieben ist. Das durch den Sturm aufgestaute Wasser des Buckower Sees ist nur in einige Häuser eingedrungen; es hat nur unerbeblichen Schaden an den in den Kellern lagernden Vorräten angerichtet.

Palmnicken, 13. Januar. (W. T. B.) Im hiesigen Bern⸗ steinbergwerk stürzte heute morgen eine Strecke ein, wobei zwei Bergleute verschüttet wurden, die bis zum späten Nach— mittag nicht geborgen werden konnten.

(W. T. B.) Heute mittag erplodierie das Dynamitlager der Firma Grümer in Querenburg. Drei Personen wurden getötet. Die Ursache der Explosion ist noch unbekannt. Eine Untersuchung ist eingeleitet worden.

Langendreer, 13. Januar.

Geeste aünde, 13. Januar. (W. T. B.) Ueber den Ver bleib der Geestemünder Fi schdampfer Lloyd und „Forelle“,

aangen sind, hegt man ernste Besorgnisse. Die Fischere ibasen betriebsgenossenschaft hat an das Reichs marineamt ein Gesuch richtet, ein Kriegsschiff in die nordischen S wässer abgehen zu lasten Man vermutet, daß die . entweder un Isasjord vom Ch eingeschlessen sind oder irre Schraube verloren haben.

Wien, 14. Januar. (WB. T. B.) Wie die Neue Frele Ptes⸗ aus Innsbruck meldet, ist bel der Abräumung der großen Lamn auf der Mittenwaldbahn eine neue Schneelawine nieder gegangen. Mehrere Arbeiter wurden verschüttet, einer getötet, ein zweiter verletzt. Auf der Arlbergbahn n eigneten sich bei Räumungtarbeiten auf dem Babngleise 1nd toͤdliche Un fälle. Aus ielen Orten kommen Nachrichten ih Lawinenstürze, die beträchtlichen Schaden verurschhten.

New eastle, 13. Januar. (W. T. B.) Der deu tsche Ben schafter Fürst Lichnoweky, der sich heute früh hierher begeln hatte, führfe heute abend bei einem Wehltätigkeitsfestm ahl s die deuische Seemannsmission und das den tsche Seemann, heim in Southshield den Vorsitz. Unter den Anwesend befand sich der Lordlieutenant ven Dumham Lord Durhen, der Lordmayor von Neweastle, die Bischöfe von. tem eff und Harxham und Neweastle, Lord Joiey, Lord An strong, Sir Walter Runeiman, Sir Stephen Furneß, die Sheriffs von Northumberland und von Durham, der eum Konsul in Neweastle Max Holzapfel, Mitglied der M und der deutschen Kolonie. Nach Trinksprüchen auf den Kön Georg und den Kaiser Wilhelm gedachte der Botschafter M deulschen Seemannsmission. Seit 1909 besteht das neue Seemann heim, daß im vorigen Jahre 1679 Seeleute be herben hat. Angesichts der wachsenden Bedürfnisse der Missien und n Seemannsheims appellierte der Fürst Lichnowsky an die Freigebigke der Freunde des Instituts. In Erwiderung auf eine Rede Lon Durhams, der die Gesundheit des, Fürsten ausbracht sagte der Fürst Llchnowsky.; Es ist stets mein R stteben gewesen, gleich meinen Vorgängern. den fremm schaftlichen Geist zu pflegen, der unsern beiden mäch Nationen ermöglicht hat, auf Jahrhunderte des Friedens und fr schafllichen Strebens zurückzublicken, und ich hahe das sichere G daß diese guten Beziehungen durch ein vollständigeres gegen Verstehen und durch eine immer fortschreitende Erkenntnis der lichkeiten einer friedlichen Entwicklung stets erhalten bleiben werdn

Montreal, 14. Januar. (W. T. B.) Gestern nachmitin brach eine Feuersbrunst aus, welche die katholische Kathedrale Notre Dame und den Stadtteil zwischen der Kathedrale und de Wasser bedrohte. Viele Feuerwehrleute sind verletzt worden. herrscht sehr heftige Kälte.

Tokio, 13. Januar. (W. T. B.) Amtliche Mitteilungen h sagen, daß eine Flutwelle die Schrecken des Vulkanausbruch auf Sakuraschima vermehrte (vgl. Nr. 10 d. Bl.). Hunden von Häusern selen zerstört oder beichädigt, viele Einwohn getötet oder verletzt. Immerhin glauben die Behörden, M schwerer Menschenverlust nur auf der einen Insel angerichtet sei. Der vulkanische Ausbruch begann Sonntagmorgen. Ungeheure Felebli⸗ flogen über 800 in hoch und über 30 kin weit. Lavaströme flos an der Seite des Berges herab und begruben drei Dörfer auf Insel; die Einwohner flüchteten auf das Festland, Hunderte r ihnen müssen umgekommen sein. Das Feuer sprang auf ein Wald auf dem Festlande über. Weitere Ausbrüche schickt brennende Lava bis nach Kagoschima und steckten diese Stadt Brand. Auch hier kamen Hunderte um. Die Fliehenden fuhr mit Güterzügen nordwärts ab, und am Abend war die 70 000 6h wobner zählende Stadt vollständig verlassen. Ein in Ku mangt gestern angekommenes Telegramm berichtet, daß der Telegraph der einzige in Kagoschima zurückgebliebene Beamte s die ganze Stadt sei in Asche und Rauch gehüllt.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der

die seit dem 17. bezw. I9. Dezember vorigen Jahres in See ge—⸗

Ersten und Zweiten Beilage.)

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Theater. Königliche Schanspiele. Donnerg—

tag: Opernhaus. 10. Abonnementsvor⸗ stellung. Die ständigen Reservate sowie die Dienst. und Freiplätze sind aufgehoben. Par fifal. Ein Bühnenweibhfestspiel in drei Aufzügen von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhauß. 15. Abonnementsvor⸗ stellu g. Wilhelm Tell. Schauspiel in Aufzügen von Friedrich Schiller. Regie: Derr Eggeling. Anfang 73 Uhr.

Freitag:; Opernhaus. 11. Abonne⸗ ments vorstellung. Die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Parsifal. Ein Bühnen⸗ weihfestspiel in drei Aufzügen von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 165. Abonnementsvor⸗ stellung. Der Schlagbaum. Volks⸗ lustspiel in drei Aufzügen von Heinrich Lee. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag, Abends

Pariserin.

Bernauer und Schanzer. Freitag und folgende einit im Mai.

RNofinen.

Straße.

Freitag: Brand. Sonnabend MNichard II.

Neues GOpernthenter. (Krolh). Sonntag, Abends 7! Uhr: 286. Karten—⸗ reservesagz. Volksvorstellung zu kleinen Dreisen Iphigenie auf Tauris. Schauspiel in 5 Aufzügen von Goethe

PVreise der Plätze: Fremdenloge 3 M, 1. Rang Mittelbalkon und Loge 2 4, l. Rang Seitenbalkon 1 „S, Tribüne . Mp6, . . , parkett (I. 12. Reihe) 2 106, Mittel⸗ 3 parkett (13. - 22. Reihe) 1,50 , Seiten. des Odysseus. parkett 1 S, Stehplatz 6,50 S6. Eine Vorverkaufsgebühr Der Vorverkauf findet Schau spiel hause statt.

zietãt).

Sonnabend: Bogen des Oduffeus. Sonntag,

im Königlichen 3 Uhr: Pygmalion.

Freitag: Peer Gynt.

38 Uhr: Hinter Mauern. Schauspiel

in vier Akten von Henri Nathansen. Freitag und folgende Tage: Hinter malton.

Mauern.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Film. Neutsches Schauspielhaus. Direl Donnersiag. Abends 3 Uhr; Fredi un. XW. 7 17

straße 104 1044.) Donnerstag, Abends dem Englischen des C. H. Melbourne 8 Uhr: Wer zulegt lacht *

Posse mit e, und Tanz von Artbur von Digby La Touche. Bernstein ⸗Sawersky.

zauber. tion: Adolf Lantz.

8 Uhr: Deutsches Thenter. Birettion: Mar Hoh Neinhardt.) Donnerstag, Abends 7 Uhr:

Shakespeare⸗ Zyklus: Neu einstudiert: zuletzt lacht

König Lear. . Viel Larm zu! . Sonntag, Nachmlttags

Freltag: Zum d O. Male: Sonnabend und Sonntag: König Legr. heitere Residenz.

Lippschitz und ; Musik von Leon ZJessel. Freitag und solgende

um Nichts.

Akten von Bernard Shaw.

Kammersyiele. 8 Uhr:

Sonntag: Die Pariserin.

Berliner Theater. Donnerst. Abends 8 Uhr: Wie einst im Mai. Poffe mit s Gesang und Tanz in vier Bildern von zügen von Fritz

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große

Theater in der KRöniggrützer Hireltion. Georg Hartmann.) Donnerstag, Donnerstag, Abends 7 Uhr: Abends 8 Uhr;

sui N III. Ein Trauerspiel . König Richard 5. Cin . piel von Aibert Lortzing. in 5 Aufzügen von William Shakespeare. '

und Sonntag: König

Neutsches Künsllertheater (80. Montis Operettentheater. (Früher: (Nürnbergerstr. 70/71. gegenüber dem Zoologischen Garten.) Donnerstag, 8 Uhr; Die verbotene Stadt. Operette Abends 3 Uhr; Schirin und Gertraude. in drei Akten von Carl Lindau und Bruno Ein Scherzspiel von Ernst Hardt. Freitag: Schirin und Gertraude. Zum ersten Male: Der verbotene Stadt.

Nachmittags 3 Uhr: Biberpelz. Abends: Der Bogen

= 5 Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Der Komuͤdienhaus. Donnerstag, Abends Erbförster. Abends: Pygmalinn.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vro⸗ fessor Berutzarbi. Abends:

. Schillertheater. O. (Wallner⸗ Die theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Donnerstag, Weh dem, der lügt! Lustspiel in fünf Fliege. Freitag: Die Stützen der Gesell. Feeitag schaft. Sonnabend: König Lear. Charlottenburg. Donnerstag, Abends Uhr: Meyers. Schwank in drei Auf— Friedmann⸗Frederich. Freitag: Weh' dem, der lügt! Wie Sonnabend, Rachmtttags 35 Uhr: Zopf und Schwert. Abends: Meyers.

(Char⸗ 34 37.

Sonntag,)

Tage: ! Landsberger

von Robert

Nentsches Opernhaus. lottenburg, Bismarck ⸗Straße Sonntag, Schlaf wag Zar und Zimmer⸗

mann. Komische Oper in drei Akten

Freitag: Der Freischütz. Sonnabend: Manon Lescaut. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Figaros Hochzeit. Abends: Parfifal.

sang und Kren und von Alfred

Freitag

Neues Theater.) Donnerstag, Abends

Granichstaedten.

Freitag und Bahnhof Fr

Die J ihr. zin

Die

Tage:

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fledermaus.

folgende Sochzeit.

Sonntag,

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Theater des Mestens. (Station:

Custspielhaus. (Friedrichstraße 256) Abends 8 Uhr: Die spanische

Schwank in Franz und Ernst Bach.

spanische TRliege.

Residenztheater. Donnerstag, Abends 38 Uhr: Hoheit der Franz! kalische Groteske in drei Akten von Artur

Freitag und der Franz!

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Tangoprinzessin.

Tang oprinzesfin.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Freitag und folgende Tage: Anatoles

Hlerauf: Die Brieftasche.

Beethoven · Saal. Donnerst. Ahen s Uhr: Arien“, Lieder- und Tun abend von Eva Bruhn (Sopran) 1 George Ferguffon (Bariton). 1 Klavier: Prof. Robert Kahn.

Akten von Die tachmittags 3 Uhr: 777: 10.

drei

und folgende Tage:

garmoniumsaal. Donner st., Aben 8 Uhr: 3. Konzert von Prof. Her d mann Lafont und Laura Helblinz NMusi⸗ Lafont.

und Willi Wolff. Musik Winterberg. folgende Tage: Hoheit

Der

AMeislersnal. (Köthener Straße! Donnerstag, Abends 8 Uhr: Klavier abend von Artur A. Loesser.

Nachmittags 3 Uhr: enkontrolleur.

Dirkus Schumann. Donnerst. Abe Uhr: Große Galavorstellung. Vorzüůgliches Vrogramm. 3m Schluß: „Tipp“, der Derby⸗Favor 1914.

Zirhus Busch. Donnerstag, Aber Die J Uhr: Große Galavorsiellunn, Auftreten sämtlicher Spezialitäten Zum Schluß Die große YPiun pantomime: Pompeji.

——

Posse mit Ge⸗ anz in drel Akten von Jean Curt Kraatz. Gesangstexte Schönfeld. und folgende

Tage:

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iedrichstt.) Donnerstag, Abends atoles Hochzeit.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Margarethe Wrobel m Hrn. Oberarzt Karl Wrobel (Br Frl. Elfriede Schoenfelder mit Stab sarzt Dr. Ernst Baumann (Brie

Nachmittags 3 Uhr: Untreu.

gonlogischer Garten. Kantstraße 12.)

wird nicht erheben. Lessingtheater. Donnerstag, Abends Ponnertztag, Abends 8 Uhr; BVolenblut. Lustspiel in fünf Operette in drei Akten von Oskar Nedbal.

Freitag und folgende Tage: Polen⸗ blut.

Nachmittagsvorstellungen: / Sonnabend, 4 Uhr: SEchueiderlein. . *. Pyg⸗ Sonntag, 3 Uhr: Gräfin Fifi.

Theater am MNollendorsplatz.

Friedrich Teddy. Dperette in drei Akten nach .. von C. Lindau und A. Neidhart.

Freitag und folgende Tage: Freddy

und Teddhiz. .

Wer Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Bei kleinen Preisen⸗ Frau Holle.

Die Sonntag, Nachmlttags 3 Uhr: schöne Helena.

;

ARuinigl. ern Theatersaal: Donnerstag, Abends 8 Uhr:; Wostrowe k Skalka (Breslau).

Das tapfere Konzert von Jennn Schtolnit. ö Greslau)

gonzertsaal: 3 Uhr: Konzert von Georg Széll mit dem Blüthner Orchester.

Singakademie. Donnerstag, Abends

S Kammermusikabend des

Musik Klingler⸗Quartetts. Oskar Schubert.

Bechstein · Saal. Donners tag, Abends Uhr: Liederabend von Josenhine Die Kraus (verlegt vom 18. November). Am R iz r mich, ]

(Klavier: Otto Bake. siischen Staatsanzeiger“ für 19

P *

Beuthen O. S.). . Gestor ben: Hr. Fammergerichtsrat. wig Münster (Leipzig). Hr. Ri meister a. D. Carl Fenner (Darmstarr

.

Assolda Freifr. von Bock, geb.

Konzerte. Hochschule für Musth.

Donnerstag, Abends

Verantwortlicher Redakteur;

Direktor Dr. Tyrol in Charlottenbin Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei!

Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße?

Sieben Beilagen (einschlleßlich Börsenbeilage)

Prof.

Mitw.:

Reichsanzeiger und Königlich 57

und das Sachregister zum De utsches

zum Deutschen Neichsanz

* 11.

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 14. Januar

—— 2

Amtsiches. Deutsches Reich.

Branntweinerzeugung und Branntweinverbrauch im Monat Dezember 1913. Nach den Angaben der Direktivbehörden.

Dlrektivbezirke

im ganzen

Im Kalendermonat Dezember 1913 sind

zur steuerfreien Verwendung abgelassen

darunter vollstãndig vergãllt

Am Schlusse des Kalender⸗ monats Dezember 1913 6 in den agern und Reinigungs⸗ anstalten unter amtlicher Ueberwachung verblieben

Im Rechnungg⸗ monat Dezember 1913 sind nach Versteuerung in den freien Verkehr gesetzt

Branntweinsteuer · vergũtungsscheine ausgefertigt über ausgeführte . in Ausfuhrlager (Bfr. O. 5 58) aufgenommene Mengen von ö Branntwein⸗ 2 na. xfabrifaten Geremn gte (fr. S, gaz Branntwein iner d ih j

Hektoliter Alkohol

27 642 49053 95 194 79 586 105 537 85 0656 29 479 3909 112 18 257 2103

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. Westpreußen Brandenburg Vommern. 1 Schlesien. k Schleswig⸗Holstein . . Destfalen. Hessen⸗Naffau.. Rheinland...

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22067 47 557 16469 3134 2304 1957

2006

151 476

13 500 5912 2108

2368

518 167 Bayern. 28 306 Sachsen. 21 326 Württemberg . . 6955 Baden. 7270 essen⸗ ; 1418 1394 decklenburg 6 14 929 Thüringen. J 717 Oldenburg. 878 178 Braunschweig 1476 204 Anhalt. 7439 80 Lübech . 143 609 Bremen. 1560 V 1724 lsaß⸗»Lothringen.. 1760

bh gbß9

37034 43 241 9567 15 175 3667

137797

5806 8 430 1181 1483

2205 93638 1979 2593 2 304 528 1157 16. 1048 ; 287 578

160 632 17111

684

607 249 579594

Branntweinsteuergebiet. Dagegen im Dezember 19182 ..

151 098

123 A6

7194 492 683 719

In der Zeit vom Oktober 1913 bis Dezember 1913) 1274209 Oktober 1912 bis Dejember 1912. 1215169

) Einschließlich folgender Berichligungen:

453 419

399971 362 151

504 610.

I) Es find zugesetzt worden: a. der erzeugten Alkoholmenge 343 hl (November 1913);

b. der steuerfrei abgelassenen Alkoholmenge im ganzen 39 in

1913: 4 60 hl).

(Oktober 1913: 21 hl; November

2) Es sind abgesetzt worden von der vollstãndig vergällten Alkoholmenge 257 hl (Oktober 1913: 29 hl; November 1913: 228 hh).

Faiserliches Statistisches Amt. Delbrück.

Berlin, den 14. Januar 1914.

Dentscher Reichstag. 189. Sitzung vom 13. Januar 1914, 2 Uhr Nachmittags. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Der Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung mit folgenden Worten: J . Bei der Rückkehr aus den Ferien erlaube ich mir, Sie alle herz— ich zu begrüßen und Ihnen ein glückliches neues Jahr und guten Er— olg für unsere gemeinschaftlichen Arbeiten zu wünschen.

Der Abgeordnete Graf Mielezynski (Pole) hat, wie bereits gemeldet, am 6. Januar sein Mandat niedergelegt. Durch diefe Niederlegung haben die Schreiben des Stell— vertreters des Reichskanzlers vom 30. Dezember v. J. und vom 5. Januar d. J., betreffend die Verhaftung des Grafen Mielczynskti, ihre Erledigung gefunden.

Auf der Tagesordnung stehen lediglich Berichte der Petitionskommission.

Die Handelskammer Nürnberg bittet den Reichstag, dahin zu wirken, daß unter entsprechender Ergänzung des 8 5s des Branntwein— steuergesetzes die Bleistiftindustrie unter diejenigen Gewerbe aufge— nommen werde, denen auf Grund des Gesetzes für den in ihren Be— trieben verwendeten unvollständig vergällten Branntwein eine Steuer— rückvergütung von 20 für das Hektoliter Alkohol gewährt wird. . Kommission schlagt vor, die Petition dem Reichskanzler zur Erwägung zu überweisen.

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3 nde Ae

Abg. Dr. Südekum (Soz.): Es handelt sich nicht um eine Lappalie, sondern um eine wichtige Industrie, die Massenfabrikation im eminentesten Sinne des Wortes treibt. In Bayern verbraucht die Bleistiftindustrie jährlich 300 000 Liter Branntwein; es wäre eine Ungerechtigkeit, sie gegenüber den durch 5 56 des Gesetzes bevorzugten Industrien zu benachteiligen.

Abg. Strack (nl) spricht sich im Gegensatz zum Vorredner für den konservativen Antrag aus. Für die Rückvergütung ständen nur bestimmte Summen zur Verfügung; erweitere man den Kreis der zu berücksichtigenden Industrien, so würden andere benachteiligt werden.

Abg. Dr. Südekum (Soz.) kann dieses Argument nicht gelten

12 2182

sassen und macht darauf aufmerkfam, daß in der Nürnberger Handels

kammer auch andere Industrien für den Wunsch der Bleistiftindustrie

eingetreten sind.

Deutsche Verband für Frauenstimmrecht richtet an den

das Gesuch, den Frauen das aktive und passive Wahlrecht

1èRei denselben Bedingungen zu verleihen, wie es den Männern zustehe.

Die Kommission beantragt Ueberweisung an den Reichskanzler zur Kenntnisnahme. Von den Sozialdemokraten ist Ueberweisung zur Berücksichtigung, von den Deutschkonservativen Uebergang zur Tages— ordnung beantragt.

Referent Abg. Schwarz⸗Schweinfurt (Zentr. : Die Petition wird begründet mit dem Hinweis auf die allgemeine Umwälzung auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiete im Laufe der letzten Jahrzehnte und mit der großen Zunahme der Zahl der erwerbstätigen Frauen im

utschen Reiche. Diese Zunahme wird durch die Berufsstatistik

Ein Mitbestimmungsrecht der Frauen ist ja auch auf vielen

bei den Krankenkassen, bei Wohnungskommissionen usw., statuiert worden; in rein politischer Beziehung ist solches noch nicht geschehen. In der Frauenbewegung selbst hat dieses Verlangen zu Kämpfen und schweren Zerwürfnissen geführt. Es handelt sich dabei um Symptome eines geschichtlich notwendigen Gärungsprozesses, dem auch der Reichstag nicht vorgreifen darf. Deshalb kann man den An— trag der Sozialdemokraten nicht empfehlen, ebensowenig aber auch den Antrag der Rechten. Die Kommission schlägt einen Mittelweg ein, der von den Frauenvereinen auch selbst schon als ein gewisser Fort— schritt empfunden wird.

Abg. Dr. Cohn (Soz.): Ich habe Ihnen im Namen meiner Freunde zu empfehlen, die Petition zur Berücksichtigung zu über— weisen. Im Jahre 1908 hat die Kommission einen ähnlichen Antraq zum Uebergang zur Tagesordnung empfohlen. Gewissermaßen bedeutet der jetzige Beschluß der Kommission einen Fortschritt, etwa so, wie wenn man ein Schriftstück nicht in den großen, sondern in den kleinen Papier— korb wirft. Da wir das allgemeine gleiche Wahlrecht für alle Personen über 21 Jahre fordern, so müssen wir streng genommen gegen diese Petition sein, weil sie uns nicht weit genug . Wird jedoch ihr Ziel erreicht, dann ist wenigstens eine gewisse Etappe auf dem von uns ge— wollten Wege erreicht. Wir können natürlich nicht für ein Stimm— recht für die Frauen eintreten, das auf dem Besitz ruht, das würde die Anerkennung und Verewigung des jetzigen Zustands bedeuten. Wir müssen der Frau das Stimmrecht einräumen ihrer ganzen Persönlichkeit nach und wegen ihrer Stellung im Wirtschaftsprozeß und der Gesell— schaft. Es sind vorwiegend soziale Gründe, die den Frauen ein Recht zur Mitwirkung an der Gesetzgebung geben. Man muß auch berück— sichtigen, daß es eine Reihe von Fragen gibt, bei denen die Frau mindestens das gleiche, wenn nicht ein höheres Sachberständnis besitzt. als der Mann. Die Frau ist in die Arena des politischen Kampfes leider viel zu spät eingetreten. Die Berechtigung des vollen Stimm⸗ rechts für die Frau wird eigentlich nur von der rechten Seite bestritten. Es sind nur Redensarten, daß es sich für die Frau nicht schicfe, in die politische Arena hinabzusteigen, dadurch werde der Blütenstaub von ihrer Weiblichkeit abgestreift. Durch das Ziegeltragen und das Arbeiten in Bergwerken aber wird dieser Blütenstaub nicht abgestreift; für eine

eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

solche Tätigkeit sind die Frauen gut genug. Die Streitigkeiten der Frauen auf ihren bürgerlichen Generalversammlungen begründen noch nicht den. Einwand, daß die Frauen sich über die Frage noch nicht kfar sind. Die Arbeiterfrauen sind sich schon längst darüber klar. Ein Urteil über die Kampfesweise der englischen Stimmrechtlerinnen steht uns nicht zu; wir müssen es ihnen überlassen, die Mittel zu wählen, gie ihnen geeignet erscheinen. In England ist ein Erfolg ohne kräftige Mittel auf politischem Gebiete nicht zu erreichen; die Engländer sind in ihrem Kampf gegen die Militärdiktatur weiter gekommen als wit.

Nan sagt, das Familienleben würde durch das Frauenstimmrecht leiden, die Frau gehöre ins Haus. Das Familienleben ist heute schon durch die jetzige Wirtschaftsweise vielfach zerstört. Eine Teilnahme der Trau an der Gesetzgebung würde gerade zu einer Erhöhung der Familienwerte führen. Deutschland foll doch in der Welt voran sein. Wm Frauenstimmrecht marschiert Deutschland in letzter Linie. Die Führung haben dielmehr die angelsächsischen und fkandlnabischen Länder übernommen. Sogar zwei asiatische Länder haben den Frauen das aktive Wahlrecht eingerdumt. In Auftralien haben die Frauen das aktive und pafsive Wahlrecht zum Parlament. Das Frauenstimmrecht ist auf dem Marsche, es wird auch im Deutschen Reich kommen. Die Scheu vor einer Verfassungsänderung darf uns nicht abhasten; sie ist ja durch eine Kabinettsorder geändert' worden, wie der Jaberner Fall zeigt. Eine moralische Stärkung der Monarchie könnte am Ende nichts schaden.

46 , . Jentr); Wenn wir auch den sozialdemokratischen Autrag ablehnen so wollen wir doch dem Fortschritt der Frauen nichts entgegensetzen. Ven Frauen aber durch eine Kabinettsorder das Frauen⸗ stimmrecht, durch einen Verfassungsraub zu gewähren, müssen wir ent⸗ schieden Zurückweisen. Die Beteiligung am politischen Leben ist bei beiden Geschlechtern in der letzten Zeit stärker hervorgetreten. Das Interesse, das die ganze Männerwelt an den Wahlen hat, hat die Frau nicht unberührt gelassen. Dazu kommt, daß auch die Schulbildung der Frau gestiegen und ihr Interesse an öffentlichen Dingen sich vermehrt hat. Am schwerwiegendsten sind aber die Erwägungen auf wirtschaft⸗ lichem und sozialpolstischem Gebiete. Die Frauen nehmen immer mehr am wirtschaftlichen Leben teil, und man kann heute nicht mehr unein— geschränkt sagen: Die Frau gehört ins Haus. Die Frau hat jetzt schon eine Cinwirkung auf das wirtschaftliche Leben in den Einzelstaaten auf die Armen- und Waisenpflege. Auf diefem Gebiete haben sich die Frauen bewährt. Dasselbe gilt von der Vormunds- und Fürsorge⸗ pflege, von der Säuglingspflege, von der Schulfürsorge in den Schul kommissionen. Auf dem Gebiet der Reichsversicherungsgesetzgebung hat man den Frauen den Eintritt in die Rentenausschüsse zugestanden.

Jeutschland ist also auf diesem Gebiete nicht so rückständig, wie der

Vorredner behauptet hat. Er hat das Frauenstimmrecht der Engländer

gebriejen. Hier in Berlin hat nun eine Engländerin in einer Ver=

ammlung der Frauenrechtlerinnen auseinandergesetzt, daß in den andern, we das Frauenstimmrecht durchgeführt sei, die Frauer schlechter gestellt seien als in anderen Staaten; so seien z. B. die

Lhrerinnen in Neuseeland schlechter gestellt als die Lehrerinnen in

England und Deutschland. Gewaltakte, wie sie die Frauenrechtle—

Tinnen in England begehen, verurteilen wir unbedingt. Was die

deutschen Verhältnisse betrifft, so muß vor radikalen Operationen ge⸗

warnt werden. Die deutschen Männer haben ihr Wahlrecht in schweren jahrzehntelangen Kämpfen errungen, dem Antrage des petitio⸗ nierenden Vereins, heute zuzustimmen, würde wegen der durchaus un— übersehbaren Folgen kein Politiker, kein Staatsmann, zustimmen können; es würde damit der Frauenbewegung fesbst der schlechtest⸗

Dienst erwiesen werden. Ein Teil unserer Frauenrechtlerinnen ist

überhaupt auf dem Wege der radikalen Forderungen zu weit fort⸗ 'schritten; eine Berliner Versammlung dieser Art hat zu Reden und

Manipulationen geführt, die auch von der Tribüne des Reichstags nur verurteilt werden können. Wir werden für den Kommissions—= antrag stimmen; wir bringen damit zum Ausdruck, daß wir an den ge— sunden Bestrebungen der Frauenbewegung ein lebhaftes Interesse be— kunden.

Abg. von Graefe Gkons.):; Im Jahre 1908 hat die Petitions— kommission einstimmig den Beschluß gefaßt, den wir heute als Antrag eingebracht haben. Ich persönlich hege auch Zweifel, ob, wenn wir heute endgültig über die Sache zu beschließen hätten, ein er— heblicher Teil der Wähler bis weit in die Reihen der äußersten Linken hinein über diese Morgengabe besonders entzückt sein würde. Der Abg. Dr. Cohn hat unsere Gründe gegen das Petitum im voraus ver— spotten zu sollen geglaubt. So einfach waren diefe Gründe doch nicht abzutun, das ist schon aus der Rede des Zentrumsvertreters bervor— gegangen. Beteiligung an der wirtschaftspolitischen und sozialpolitischen Betätigung ist unseren deutschen Frauen durch die Reichs- und Landes— gesetzgebung in weitestem Maße bereits eingeräumt worden, wir wünschen auch, daß sie sich weiter an politischen Versammlungen be⸗ teiligen, schon um aufgeklärt zu werden über die Zerrbilder, die ihnen Fine verlogene Presse über unsere politischen Verhältnisse vorführt. Aber wir können allerdings die Verleihung der vollen politischen Rechte an die Frauen nicht als das Endziel ansehen. Die Erfolge der Frauen in den Ländern, die dieses Recht bereits besitzen, sind für die Frauen nicht ermutigend; der Hinweis auf diese Länder kann uns also nicht für das Petitum einnehmen. Es kommt in dieser Bewegung mehr ein gewisses Kokettieren mit Forderungen in Frage, von denen man weiß, daß sie doch nicht Wirklichkeit werden. Nehmen wir das Votum der Petitionskommission an, so besteht die Gefahr, daß die Frauen in dieser Veränderung des Standpunktes gegen 1908 ein, wenn auch zögerndes, weiteres Entgegenkommen erblicken würden. Darum wollen wir über das Verlangen zur Tagesordnung übergehen. Alle diejenigen, welche nach ihrer persönlichen Ueberzeugung in der Erfüllung desselben keinen Segen weder für das politische Leben, noch für die Frauen selbst erkennen, sollten mit uns offenen Mutes nein fagen. .

Abg. Haas (fortschr. Volksp.): Meine Partei ist in dieser Frage geteilte. Meinung. Die Massen, die hinter der Sozialdemokratie stehen, haben auch den starken einmütigen Willen nach einem Frauen= stimmrecht. Wir haben uns auf unserm letzten Parteitage eingehend mit der Frage beschäftigt. Ein Teil war der Meinung, daß die Frage noch nicht spruchreif sei. Jeder trägt sein eigenes Ideal über den Be—⸗ ruf der Frau in seiner Brust. Die Frauen sind aber in Berufe hin— eingedrängt worden. Nicht theoretische Erwägungen sind es, die uns das Frauenstimmrecht verlangen lassen, sondern die Erkenntnis, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse sich geändert haben. Wie kann ein starkes politisches Interesse bei den Frauen entstehen, wenn sie keine politischen Rechte haben? Es wäre unendlich viel wert, wenn die Frauen politisches Verständnis besäßen. Das sollten wir alle aner— kennen, gleichviel, welcher Partei wir angehoren. Wenn die Frau mit ihren Kindern über Kindererziehung, über die Aufgaben des Staates usw. sprechen könnte, so wäre das ein großer Fortschritt. Durch diese Erziehungsarbeit würden wir eine starke und richtige Grundlage für das Nationalgefühl schaffen. Man sagt, die Frauen seien sich noch nicht klar über die Art des Stimmrechts. Streiten wir Männer denn nicht auch über die beste Art des Wahlrechts? Es würde auch gar nichts schaden, wenn sich die Eheleute über politische Dinge stritten; sie streiten sich heute wegen viel unwichtigerer Dinge. Es wäre aller⸗ dings nichts dagegen einzuwenden, den Frauen das Stimmrecht zu gewähren.

Abg. Dr. Arendt (Rp. : Würde der Petition e n fen so würde damit eine ungeahnte politische Umwälzung herbeigeführt. Die Angelegenheit ist auch vom Standpunkt der Anhänger des Frauen⸗ stimmrechts viel zu wichtig, als daß sie so gelegentlich bei einer