Abg. Berndt (Zentr.): Trotz der großen Schäden der Maul⸗ und Klauenseuche hat man sich nicht enischließen können, ihre Erforschung und Bekämpsung systematisch in Angriff zu nehmen. Die Wissenschaft muß, trotz ihrer enormen Verdlenste, in engster Fühlung mit der Praxis blelben, sonst wird sie einseitig. Ueber den Umfang der Seuchenverbreitung hat die Wissenschast ganz falsche Vorstellungen, sonst würde sie nicht mehr so achtlos an ihr vorüber⸗ gehen. In Deutschland sind wohl 50 der Herden des Großgrund- besitzes verseucht. Das weiß auch die Regierung, obgleich eine Statistik hierüber noch nicht aufgestellt ist. Die Erfahrung hat gelehrt, daß überall, wohin das infizierte Vieh kommt, die Seuche unfehlbar in die noch gesunden Viehbestände hineingetragen wird. Der Milchausfall durch die Tierkrankbeiten beträgt alljährlich Hunderte von Millionen Litern. Bei den kleinen Besitzern im Osten sind manche Krankbeiten noch so gut wie unbekannt, weil diese Leute meist aus eigenem Zuchtmaterial fortzüchten. Leider aber gibt es auch viele Landwirte, welche Tiere zur Zicht weiterverkaufen, obwohl sie wissen, daß ihre Bestände verseucht sind. Der Käufer ist dagegen wehrlos, weil er den Tieren die Krankheit anfangs nicht ansehen kann. Die Regierung muß deshalb über die Viehseuchen Ermittelungen anstellen und veranlassen, daß diese Krankheiten anzeigepflichtig sind. Ebenso müssen reichliche Mittel zu ihrer Erforschung und Bekämpfung bereit gestellt werden. Absolut notwendig ist jedoch, daß der Verkauf von infitierten Tieren verboten wird; dann wird es auch möglich sein, die Viehbestände so zu vermehren, daß unser gesamter Fleischbedarf durch die deutsche Landwirtschaft gedeckt werden kann.
Abg. Dr. Mugdan (fortschr Volksp.): Die Frage der verschieden⸗ artigen Behandlung der Klein- und der Großgrundbesitzer bei den Ab⸗ schlachtungen zur Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenseuche ist ja schon ein stehendes Thema der Verhandlungen im Reichstag geworden. Nun will ich dem Landwirtschaftsminister zigeben, daß die Beamten seiner Ver⸗ waltung bemüht sind, möglichst gerecht zu verfahren. Aber in dem Falle, von dem der Landwirtscheftsminister vorhin selbst gesprochen hat, wo von der Abschlachtung Abstand genommen worden ist hat er gesagt, das hätte unerschwinaliche Kosten verursacht. Das kann ich nicht zugeben. Wenn überhaupt in einem Falle von der Abschlachtung einer Herde Abstand genommen wird, so ist die Abschlachtung in dem ganzen Bezirke zwecklos. Ich habe es mit Freude begrüßt, daß man sich nicht mebr mit polizeilichen Absperrungen beznügt, sondern cnergisch Maßregeln ergreift. Aber es muß dann eine vollständige Gleichmäßigkeit der Behandlung eintreten. ;
Abg von Pappenheim (kons.): Wenn der Abg. Wenke bier so schwere Vorwürfe vorbringt, wie er es getan hat, so muß er sich erst einmal überzeuoen, ob wirklich Grund dazu vorliegt. Tassächlich liegt nicht ein Schatten von Berechtigung zu solchen Vorwürfen vor. Ich begrüße es, daß mein Freund Baerecke demgegenüber hier klar aus⸗ geführt hat, nach welchen Gesichte punkten geg-n die Maul. und Klauen— seuche vorgegangen wird. Da reisen aber die Agitatoren im Lande herum und versuchen überall Stimmung zu machen gegen den Großgrundbesitz. Solche Fälle sind nicht vereinzelt, in denen man känstlich einen Gegen— satz zwischen Groß irundbesitz und kleinem Besitz erzeugen will. Um einen solchen Gegensatz handelt es sich bei dieser Frage nicht. Es sind rein wissenschaftliche Gründe, die davon Abstand nehmen ließen, die Herde des Freiherrn von Richthofen abzuschlachten. Die Abschlachtung wäre in diesem Falle ganz zwecklos gew sen, weil die Suche nicht lokalisiert war, sondern bereits weiter um sich gegriffen hatte. Allein aus diesem Grunde ist eine verschiedenartige Behandlung eingetreten. Das hätte der Abg. Wenke längst erfahren können, ehe er solche schweren Vorwürfe hier vorbrachte. Dle Tndenz seiner Ausführungen, die er mit den Worten schloß: „Gleiches Recht für alle!“, müssen wir mit aller Entschiedenheit zurückweisen.
Abg. Dr. Roesicke (kons.): Selbstverständlich kann elne Ab— tötung nicht eintreten, wenn schon tatsächlich festgestellt ist, daß die Seuche aus dem Kreise hinausgegangen ist. Ein Utteil darüber können wir nicht vom parteipolitischen Standvunkt stattfinden lassen, wir können es auch nicht agitatorischen Tendenzen überlassen, sondern nur nach sachlichen Erwägungen kann die Entscheidung getroffen werden. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß das Ministerlum nur nach sachlichen Ueberlegungen entscheidet. Die Abtötung ganzer Be⸗ stände ist allerdings ein sehr schwerer Eingriff in die Rechte des einzelnen, und es ist keine Frage, daß der große und der kleine Besitzer ganz erheblich geschädigt werden können in ihrer ganzen wirtschaftlichn Existenz, denn die einzelnen Herden sind nicht nur nach ihrer Zahl abzuschätzen, sondern sie sind in ihrer Qualität so verschieden, daß es überaus wichtig ist, sie sveiiell zu beurteilen. Mir sind manche Klagen zugegangen, daß die Abschätzungen nicht den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen und daß die Zahlung der Entschädigung nicht schnell genug erfolgt. Es fragt sich, ob es nicht wünschenswert und zweckmäßig wäre, daß den einzelnen Besitzern geholfen wird, ihre Viebbestände so schnell wie möglich zu ersetzen, und daß deshalb an die Stelle der basen Ent— schädiaung das Vieh selbst wieder gewährt wird. Ich möchte daher die Bitte aussprechen, daß die schweren Eingriffe in die einzelnen Nechte dadurch gemildert werden, daß die Entschädigung reichlich ge— währt wird, daß man nicht zu engherzig dabei ist. Man muß sich sagen, daß die einzelnen Gehöfte, die der Abschlachtung unterliegen, und daß die Personen, deren Viehbestände abgeschlachtet werden, tatsächlich ein Opfer bringen und gleichsam eintreten für die Vorteile der anderen. Tatsächlich sind die Seuchen wieder vom Auslande bei uns eingeführt worden, wir müssen doch endlich dahin kommen, daß durch energische Maßregeln gegen das Ausland die Einschleppung verhindert wird. Wir haben gelten gehabt, wo die Maßnahmen so streng durchgeführt wurden, daß die Einschleppung verhindert wurde. Durch die Ver⸗ mehrung des Kontingents für die Schweineeinfuhr aus Nußland ist die Gefahr nicht vermindert worden, ich freue mich deshalb, daß das Kontingent jetzt wieder herabgesetzt ist. Ich hoffe, daß aus dieser Debatte herborgehen wird, daß für die Zukunft scharfe Maßnahmen gegen das Ausland ergriffen werden, was um so notwendiger ist, als wir selbst gegen die Seuchen bei uns so schwere Maßnahmen er— griffen haben. Ich vertrete die Meinung, daß wir energisch vorgehen müssen; tun wir dies aber, so müssen wir auch schnell und reichlich Entschädigung gewähren.
Geheimrat Dr. Ne vermann: Es ist Schweinepest 1913 einen erheblichen Umfang hatte und, was schlimmer ist, sebr große Verluste herbeigeführt hat. Die landwirt- schaftliche Verwaltung ist den Ursachen der Seuche nachgegangen und hat erfahren, daß die Seuche vom Ausland eingeschleppt ist. Um die Schwesnetransporte zu beschleunigen, hat sich die landwirtschaftliche Verwaltung mit dem Eisenbahnministerium in Verbindung gesetzt. Die Maßnahmen gegen die Schweinepest sind nicht einfach durch— zuführen, aber diese Frage wird auch in Zukunft die Aufmerksam keit der landwirtschaftlichen Verwaltung erregen, wenngleich die Be⸗ kämpfung der Seuche außerordentlich schwer ist.
Bei dem Fonds von 900 000 S6 zur Untersuchung des in das Zollinland eingehenden Fleisches bemerkt
Abg. Goebel (Zentr.): Gewiß, das Inland muß gegen die Einschleppung der Maul- und Klauenseuche aus Rußland geschützt werden. Aber ob die Einschränkung des rusfischen Schweinekonlingenis von 3009 auf 2090 Schweine das richtige Mittel dazu ist, erscheint mir noch fraglich. Es bestehen lebhafte Bedenken, ob, wenn das Wochenkontigent auf 2009 Schweine herabgesetzt wird, es möglich ist, den Bedarf der Bevölkerung an Schweinefleisch noch zu decken. Besonders hat der Beuihener Schweinemarkt unter der Herabsetzung des Kontingents zu leiden. Die oberschlesische Arbeiterbevölkerung befürchtet, daß ein augreichender Ersatz für das russische Schweinefleisch nicht zu beschaffen lst. Nun hat ja aller dings der Regierungspräsident von Oppeln angeordnet, daß von Breslau und Oppeln eine größere Beschickung des Beuthener Schlachtviehmarktes erfolgt. Aber trotz dieser Anordnung sind doch die Bedenken nicht völlig geschwunden, vielmehr ist von verschiedenen
richtig, daß die
Seiten mit Räcksicht auf die bisherigen Erfahrungen die Bei⸗ behaltung des Kontingents in der früheren Höhe als unbedingt er—
In diesem Sinne hat sich auch der
sorderlich bezäichnet worden. ausgesprochen. Ich verkenne
Berg, und Hüttenmännische Verein
nicht die Gründe, die den Landwirtschaftsminister zu einer Herab— setzung des Kontingents bewogen haben. Immerhin hat die Be⸗ fürchtung, daß die Herabsetzung des Kontingents zu den ,. führt, wie wir sie im Jahre 1912 gehabt haben, nene Nahrung erhalten. Einer Nachricht zufolge soll der Regierungspräsident von Oppeln bei dem Landwirtschaftsminister beantragt haben, die Einfuhr lebender russischer Schweine nach Oberschlesien wegen der Maul⸗ und Klauen⸗ euche überhaupt zu verbieten und nur noch die Einfuhr geschlachteter Schweine zuzulassen. Eine derartige Maßregel würde selbstverständ⸗ lich auf die Gestaltung der Schweinepreise von großem Einfluß sein, und weite Kreise der oberschlesischen Bevölkerung würden dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. ch wäre daher dem Minister dankbar, wenn er ung Auskunft geben würde, ob man diese Maß⸗ regel beabsichtigt. .
Anterstaatssekretär Dr. Kü st er erwidert, daß nicht die Absicht bestebe, die Einfuhr lebender Schweine aus Rußland überhaupt zu verbieten.
Vei dem Dispositionsfonds zu Prämien bei Pferderennen verlangt
Abg. von Plehwe-Dwarlschken (kons.) höhere Preise bei dem Einkauf der Remonten. (Redner wird vom Präsidenten darauf aufmerksam gemacht, daß dies zum Reichsetat gehört. Dann müssen von Reichs wegen höhere Mittel eingestellt werden. Trotz aller Bemühungen der Landespferdezuchtkommisston und der Ver⸗ handlungen des Abgeordnetenhauses sind die Remontenpreise nicht wesentlich erhöht worden. (Präsident: Das gehört nicht in dieses Gebiet) Das Reich mäßte bemüht sein, mit allen Mitteln die Pferdezucht zu fördern. Daz ist nicht geschehen. (Der Prä— sident macht den Redner zum dritten Male darauf aufmerksam, daß er das hier nicht vorbringen darf.)
Bei dem Dispositionsfonds zu Prämien für die Zucht von Hengsten und Stuten im Besitz von Privaten beklagt
Abg. Wachhorst de Wente (al., daß jeder Vorsitzende der Remontekommission ein anderes Pferd haben wolle, und bemerkt: Darunter leiden die Genossenschaften, die sich die Züchtung von Pferden zur Aufgabe gemacht haben. Der Minister muß diese Genossenschaften mehr unterstützen, als das bisher der Fall gewesen ist. Dann werden diese in der Lage sein, erstklassige Juchtprodukte zu liefern, für die dann auf der anderen Seite höhere Preise gezahlt werden.
Bei dem Titel zur Unterstützung und Förderung der Geflügelzucht hält .
Abg. Echer⸗Winsen (nl.) es für wünschenswert, die Geflügel⸗ zucht noch mehr zu heben. Hand in Hand damit müsse die Förderung des Absatzgeblets gehen, insbesondere auch des Absatzes an Eiern.“ Aba, Wen ke (fortschr. Voltsp.) verlangt, daß auch die Vereine für, Geflügelzucht, welche Ausstellungen veranstalten, mit staatlichen Prämien bedacht werden.
Beim Dispositionsfonds zur Förderung der Viehzucht und des Molkereiwesens bittet Abg. Nö l! (kons) den Minister um Bereltstellung von Domänenland für eine Viehweide im Kreise Melsungen.
Minister für Landwirtschaft, Domänen und Dr. Freiherr von Schorlemer:
Meine Herren! Der Antrag, von dem der Herr Vorredner sprach, liegt mir augenblicklich vor, und ich stehe diesem Antrag durch⸗ aus wohlwollend gegenüber. Ich glaube, schon heute sagen zu können, daß in dem Augenblicke, wo die Pacht der Domäne ihr Ende er— reicht — das ist, meines Wissens, im Jahre 1915 der Fall — der Eirichtung dieser Viehweide auf dem Terrain der Domäne seitens des Kreises kein Bedenken entgegenstehen wird. Es handelt sich aber auch für mich um die Frage, ob es nicht möglich sein wird, mit Zu— stimmung des Pächters — anders geht es nicht — schon jetzt das für diese Viehweide erforderliche Terrain herzugeben. Ich werde nach dieser Richtung hin nichts unversucht lafsen, was mit den Interessen der Domänenverwaltung und des Pächters irgendwie vereinbar er— scheint. Ich glaube also, daß der Herr Vorredner mit einiger Sicher⸗ heit auf die Gewährung seiner Wünsche rechnen kann. (Bravo! rechts.)
Ich möchte aber bet dieser Gelegenheit doch darauf aufmerksam machen, daß im Bezirk Hessen⸗Cassel die landwirtschaftliche Ver— waltung schon verschiedentlich Domänenterrain für Weidezwecke her⸗ gegeben hat. Es sind allein in den letzten Jahren in vier Fällen, in Marienrode, in Schafhof, von einer Domäne Woltersdorf und von einer Domäne im Landkreise Cassel, und zwar von Marien— rode allein 300 ha. zu Weidezwecke zur Verfügung gestellt worden Ich glaube, damit den Beweis llefern zu können, daß wir derartigen Anträgen freundlich gegenüberstehen und nach Möglichkeit auf die Erfüllung der uns geäußerten Wünsche hinzuwirken suchen. Ich habe schon selt Jahren den Standpunkt vertreten, daß die Errichtung von Viehwelden die wichtigste Vorbedingung für elne sachgemäße Aufzucht des Jungviehs und somit auch für Fie weitere Förderung der Viehzucht, besonders in den parzellierten Gegenden der Monarchie ist; deshalb haben wir auch in den letzten Jahren, nach— dem uns höhere Mittel zur Verfügung standen, auch erheblich höhere Summen für die Förderung der Weidewirtschast ausgegeben, im letzten Jahre sind es über 138 000 M gewesen, die allein für Viehweiden aus gegeben worden sind. Ich hoffe, daß wir auf diesem Wege fort— fahren und auch noch günstigere Resultate erzielen können.
Ich möchte mit Genehmigung des Herrn Präsidenten auch noch ein Wort über die Geflügelzucht sagen, deren Förderung mir von elnem der Herren Vorredner ans Herz gelegt worden ist. Ich erkenne gern an, daß die Summe von 135 000 4 keine allzu große ist, wenn man damit einen Zuchtzweig berücksichtigen will, der in Preußen noch ganz besonders der Ausdehnung fähig ist und außerdem als ein Erwerbezweig des kleinen Mannes, der kleineren Landwirte und Haushaltungen gewiß Beachtung verdient. Aber wir haben auch glücklicherweisc in den letzten fünf Jahren einen erheblichen Fortschritt zu verzeichnen. Wir hatten im Jahre 1907 46 Millionen Geflügel und haben es jetzt auf 51 Millionen gebracht. Also in den letzten fünf Jahren ein Fortschritt von fünf Millionen! Das ist immerhin etwas, wenn man bedenkt, wie große Schwierigkeiten der Förderung der Geflügelzucht bei uns entgegenstehen, einmal die klimatischen Verhältnisse, dann die Konkurrenz vom Auslande, die sich er⸗ heblich geltend macht und melnes Erachtens niemals ganz zu beseitigen sein wird, weil wir nicht in der Lage sind, das ganze Jahr hin⸗ durch dasselbe an Geflügel und Eltern anzubieten, was aus dem Aus— lande angeboten und bei uns auch verlangt wird, um den Bedarf im Inlande zu befrledigen. Ich teile demungeachtet ganz die Ansicht der Herren Vorredner, daß auf diesem Gebiet noch viel geschehen kann und noch viel geschehen muß und werde auch kein Bedenken tragen, bei dem Herrn Finanzminister die Einstellung größerer Summen zu befürworten, sobald das erforderlich eischeint! (ebhaftes Bravo!)
Abg. Brors (Zentr): Die Bestimmungen über die Qualität der Milch werden von den Polizeibehörden festgelegt, und das ist bei uns im Rheinland vielfach der Gendarm. Ba werden bäufig An— sorderungen gestellt, die von den Landwirten gar nicht erfüllt werden
Forsten
können. Ein Gericht ist sogar so weit gegangen, jeden Landwirt für
strafbar zu erklären, der nicht das Melken selbst überwacht. Dal sind . ganz ungeheuerliche Auffassungen. In einem Erlaß der Ministerien für wandel und Gewerbe und für Landwirtschaft' von Sommer 1917 sind Bestimmungen über diese Fragen getroffen worden. Hierin ist erfreulicherwelse endlich eininal klipp und kla, gesagt, daß mit den kleinlichen Polizetverordnungen aufgerãumt werden müsse; und es ist darin auch gesagk worden, da die Interessenten — und dazu gehören auch die Landwirtschafte kammern — gehort werden sollen. Man soll solche Polizei. verordnungen für ganze Provinzen erlassen und davon Abstand nehmen, kleinlich für jeden einzelnen Ort Bestimmungen zu treffen. Sollte es doch für nötig gebalten werden, daß für jeden Regierung; bezirk einjeln Besttmmungen get offen werden, so bitte ich den Min mite daß man diese Bestimmungen wenigstens einigermaßen einheitlich ge⸗ staltet, damit die Provinz eine Einheit bildet. von Einzelheiten in dem Erlaß müssen sich die Landwirte aber gan; entschieden wenden. Zunächst müssen wir dagegen Einspruch erheben Roß die Ställe der Landwirte einer Kontrolle unterworfen werden; Eine solche Kontrolle würde bei, uns im Rheinlande beinahe un. möglich lein. Sie würde auch zu einer ganz erheblichen Preissteigerum der Milch führen. Dann müssen wir uns auch gegen die Bestimmun wenden, daß als einwandeftete Milch nur die bezeichnet win die einen Fettgehalt von 2,5 9 aufweist. Wir bitten auch, daß der. Milchhandel einer Konzeisionspflicht unterworfen wird. Nur den' jenigen soll man zum Milchhandel zulassen, der den Befähigungt. nachweis dafür erbracht hat. für die rheinische Landwirtschaft eine brennende Frage, für die kleinen und mittleren Betriebe geradezu eine debensfrage. Es sollten nur solche Polizeiverordnungen in bezug auf den Milch verkehr erlassen werden, die für die Landwirtschaft erträglich sind.
Abg. Hoe veler (Zentr.): Daß die Regierun und Klauenseuche so tatkräftig zugegriffen hat, begrüßen wir. letzter Zeit ein Stillstand dieser Seuche zu verzeichnen ist. auf die Maßnahmen der Regierung zurückjuführen. Der Schaden, der durch die Abschlachtung den einzelnen Besitzern zugefügt wurde, ist ja ein
anz erheblicher. Aber das Mittel der Abtötung war absolut notwendig.
Ich habe selbst die Beobachtung gemacht, daß in einigen Fällen am Niederrhein, wo die Seuche auftrat, durch das energische Eintreten der Behörde die Seuche auf kleine Bezirke beschränkt worden ißt. Es muß immer wieder betont werden, daß dle Anordnungen der Behörden durchaus sachgemäß waren. Am Niederrhein haben sich Schweinezuchtverbände gebildet. Ich bitte den Landwirtschaftsminister, daß er diese Zuchtverbände auf jede Weise fördert, ist doch die Schweinezucht die Hauptbeschäftigung für die mittleren und kleinen Bauern. Daß auch das Molkereiwesen gefördert wird, halten wir für selbstverständlich Mit dem Fortschreiten der Landwirtschast müssen auch höhere Anforderungen an die Beschaffenheit der Milch gestellt werden, aber man sollte nicht, wie es einzelne Kommunen getan baben, zu hohe Anspräche stellen.
Abg. Lüders (freikons. wünscht, daß größere Mittel zur Förde⸗ rung des Molkereiwesens bereit gestellt werden zum Wohle und Blühen unserer Landwirtschaft.
Abg. Dr. Schröder; Cassel (al): Es ist zu begrüßen, daß die Regierung ihren ursprünglichen Plan, die Jungviehwelde bei der Stazt Fels burg einzurichten, fallen gelassen hat, da hierdurch lauter kleine Leute durch Wegnahme ihres Pachtlandes geschädigt worden wären. Ich habe bereits früher die Errichtung auf der Domäne Mittelhosen angeregt, und ich freue mich, daß die Regierung nunmehr meiner An— regung Folge gegeben hat.
Abg. Freiherr von Eynatten Gentr.) spricht über die Remn— baltung der Wurm und über die Kläranlagen der Stadt Aachen. Die Industrie müsse dazu angehalten werden, auch ihrerseits ihre Abwässer zu reinigen, da sonst die Kläranlagen von Aachen illusorisch würden.
Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer:
Meine Herren! So sehr ich auch die Wünsche und Bestrebungen des Herrn Vorredners anerkenne, so fürchte ich doch, daß wir bende wenigstens es nicht erleben werden (Heiterkeit und oh! ohh. deß wieder ein ganz klares und fischreiches Wasser die Wurm durchfließt.
Die traurigen Zustände an der Wurm sind mir seit langer Zeit
persönlich, sowohl waz Gesicht als auch was Geruch angeht, bekannt (Heiterkeit). Ich habe es mit großer Freude begrüßt, daß es nach langen Verhandlungen gelungen ist, die Stadt Aachen dahin zu bringen, daß sie nun lhrerselts die, wie ich hoffe, erfolgreich wirkenden Klär anlagen angelegt hat. Solange Aachen nicht vorging, war es kaum möglich, den bestehenden Uebelständen gründlich abzuhelfen. Ictzt, glaube ich, wird man in der Lage sein, den Wünschen des Herrn Vor—
redners entsprechend feststellen zu können, wer nun außerhalb der
Stadt Aachen noch zu der Verschmutzung und Verunreinigung der Wurm belträgt. Ich werde mich mit dem Herrn Handelsminlster gern in Verbindung setzen und werde dabei auch die Frage prüfen,
ob nicht die Vorschriften des neuen Wassergesetzes die Möglichkeit
geben, den vorhandenen Mißständen mehr als bisher abzuhelfen— (Bravo!)
trag vor:
„»die Regierung aufzufordern, möglichst bald geeignete Maß— . nahmen zu treffen, durch welche die schwierige Lage des
Imker standes mit Erfolg gebessert werden kann“.
Abg. Or, von Campe lnl.): Dig Klagen des Imkerstandes werden bereits seit 15865 erhoben; es ist aber bis jetzt noch lein hat die srei⸗
Im Jahre 1911 gegeben, dieser Frage von nur die Anregung der Frei⸗
praktischer Erfolg erzielt worden. konservative Partei die Anregung neuem näherzutreten. Wir haben konservatiwen wieder aufgenommen. Das ist nötig, weil die Negierung bereits im HDerbst 1911 Abhilfe schaffen wollte. Es ist aber bis heute, wie es scheint, nichts Wesentliches geschehen. Wir haben rund 27 Millionen Reich, von denen ein erheblicher Teil auf die Previn; Hannober entfällt. Der Imkerstand ist also für die nationale Wirtschaft nicht ohne Bedeutung, da es sich um viele Millionen handelt. Ter Rück, gang der Imker ist zurückzuführen teils auf Mißernten, teils auf eine intensivere landwirtschaftliche Kultur, welche die Vieh weiden nicht un— erheblich eingeschtänkt hat. In Preußen befassen fich T6 Eisenbahn— beamte mit der Bienenzucht. Auch Beamte anderer Verwaltungen könnten sich det Blenenzucht zuwenden. Es wird zu erwägen sein, ob der Zollschutz, den der Naturhonig genießt, genügt, ober ob, er erhöht werden muß. Von Holland aus werden ganze Bienenkörbe eingeführt, die dem Zollschutz nicht unterworfen sind. Dadurch werden die einheimischen Bienenzüchter geschädigt. Die Imker verlangen auch die steuerfreie Einfuhr des Zuckers. Not⸗ wendig ist auch, daß die Staatsregierung mit böheren Mitteln aus den Dispositionsfonds die Imker unterstützt. Auch andere Maß— . kommen noch in Frage, der Notlage des Imkerstandes abzu— helfen.
Abg. p on Goßler (kons.): Der Antrag der Nationalliberalen bringt nichts Neues, wir haben uns schon vor drei Jahren aus⸗ fübrlich über die Notlage der Imkerei unterhalten, und sest⸗ dem haben sich die Verhältnisse leider nicht geändert. Wir erkennen die, bohe Bedeutung der Imkerei fowohl in ethischer wie in wirtschaftlicher Beziehung voll und ganz an und stimmen, deshalb für den Antrag, denn wir? sind der Ansicht, daß allerdings ein erhöhter staatiicher Schutz für die Bienen⸗ zucht eintreten muß, wenn sie nicht ihrem Untergang en kgegengehen soll. In diesem Jahre sind die Klagen besonders laut, denn dieses Jahr ist besonders schlecht gewesen, namentisch bei uns jn Schsefsen.
(Fortsetzung in der Zweiten Beilage)
Gegen eine Reße
Die Regelung des Milchverkehrs
bei der Maul⸗ Daß in ist nur
Von den Abgg. Büchting (ul.) u. Gen. liegt der An—⸗ .
Bienenftöcke im
(Fortsetzung aus der Ersten Beilage.)
Nach den statistischen Erbebungen des Zentralvereins schlesischer Bienenzüchter, dessen Vorsitzender ich bin, ist die Jahresausbeute eines Volkes noch nicht ganz drel Pfund gewesen, gegenüber elf Pfund in früberen Jahren, der Reinertrag fur den ganzen Verein, war nur 85 000 S gegen S800 000 „S in normalen Jahren. Einer unserer ältesten Bienenzüchter hier im Hause aus Schlesien, der seit 45 Jahren die Bienenzucht betreibt, hat mir vorhin gefagt, daß dieses Jahr das allerschlechteste gewesen ist. So ist es natürlich, daß in den Kreisen der Bienenzüchter Lust und Liebe zum Beruf sich verringern und daß wir in absehbarer Zeit dahin kommen können, daß niemand mehr Neigung zur Im kerei hahen wird. Wir müssen alles tun, was in unserer Macht liegt, um dieser Entwicklung vorzubeugen. Natürlich können wir die Regierung nicht für das schlechte Wetter des vergangenen Jahres verantwortlich machen. Aber doch kann mit einer Reihe von Maßregeln die Imkerei gefördert werden. In erster Linie muß ein Gesetz— entwurf zur Bekämpfung der kö der Bienen ge⸗ macht werden. Im vorigen ahre ist ein solcher Ent⸗ wurf veröffentlicht worden und hat im ganzen die Zu— stimmung der Interessentenkreise gefunden; wir bitten die Ne— gierung, im Reiche dafür einzutreten; daß dieses Gesetz möglichst bald verabschiedet wird. Ferner kommt die Bekämpfung der Honigfälschung in Frage. Ein Gutachten, das dem allgemeinen dentschen Delegiertentag des Imkerbundes in Frankfurt a. M. vor⸗ lag, bemerkt, daß seit Jahrzehnten eine große Menge von Kunst— bonig hergestellt wird, der von dem Naturhonig schwer zu unter— scheiden ist und den Naturhonig fast ganz verdrängt hat; was dem Volke geboten werde, sei fast regelmäßig Kunsthonig. Das Gut— achten fordert schließlich ein Gesetz gegen den Kunshonig. Der An⸗ sicht bin ich auch, aber den Interessentenkreisen ist doch zweifelhaft, ob man mit den gesetzlichen Maßregeln vorwärts kommt, da es schwierig ist, unbedingt sicher die Honigfälschung auf ch mischem Wene festzustellen. Wir werden aber um eine Verschärfung des Nahrungemittel⸗ gesetzes nicht herumkommen, um wenigstens Lie gröbsten Fälschungen zu fassen. Mindestens müssen wir erreichen, daß die Grundsätze, die im vorigen Jahre vom Kaiserlichen Gesundheitfamt ausgearbeitet sind, zur behördlichen Anerkennung und Durchführung kommen, und auf Grund derselben mit aller Schärfe Bestrafungen erfolgen. Die Menge des steuerfreien Zuckers muß von 10 auf 15 Pfund erhöht werden, und die Bestimmungen über die Vergällung des steuerfreien Zuckers müßten beseitigt werden. Dieses ganze Verfahren ist unnötig. Denn ein Mißbrauch mit diesem steuerfreien Zucker, den die Imker zur interfütterung nötig haben, ist von den Imkern nicht zu erwarten, da sie ganz besonders gute Staatsbürger sind. Wir werden die finanziellen Maßnahmen zur Förderung der Imkerei gern unterstützen, es kommen aber auch noch andere Mittel in Betracht, wie die Abhaltung von Lehrkursen, die Besoldung von Wanderrednern, die Einführung von Lehrbüchern, Ausstellungen usw. Aus dem Etat werden nur etwa 40 000 bis 80 000 M für die Imkerei verwendet, das scheint mir bei der Wichtigkeit der Imkerei keine allzu große Summe zu sein; außerdem ist dieser Punkt so wenig bekannt, daß nur wenige Anträge in dieser Richtung an die Regierung gestellt werden. Wir werden gern einer Erhöhung des Fonds zustimmen. Wir müssen alles tun, um der notleidenden Imkerei wieder Mut und. Vertrauen einzuflößen. Vir sind es vor allem auch unserer Lehrerschaft schuldig, bei der die Imkerei seit Jahrzehnten zur Gewohnheit gehört. Es sind gerade auf diesem Gebiet kulturell und wirtschaftlich Werte geschaffen worden, die wir nicht unterschätzen dürfen. Wir müssen verhüten, daß künftige Generationen nichts mehr von Imkerei, ihren Freuden und ihrem inneren Wert wissen.
Abg. Richtarsky (Zentr.): Mein Kollege Kesternich hat im vorigen Jahre in sachverständiger Weise für den gleichen Antrag Varenhorst gesprochen; ich kann mich ihm nur anschließen. Der Honig wird im Volke vielfach als wirksames Heilmittel geschätzt und z. B. oft bei Kinderkrankheiten angewendet.
Abg. Dr. Varen horst (freikons.): Die Biene ist, wie wir alle wissen, nicht nur ein fleißiges, sondern auch ein kluges Tier; von ihr können wir auch noch etwas lernen. Die Biene ist viel klüger als die Menschen, wie es ja auch sonst eine ganze, Reihe von Tieren gibt, die klüger sind als die Menschen. Die Biene ist ein gutes Vorbild für die Menschen. Die Zahl, der Imker ist in meiner Heimatprovinz Hannover sehr stark zurückgegangen. Ich hoffe, daß der Fonds zur Unterstützung der Bienenzucht eine wesent— liche Erhöhung erfahren wird. Wenn es den Nationalliberalen Ernst ist mit der Förderung der Bienenzucht und mit der Besserstellung der Imker, so mögen sie ihre Freunde im Reichstage bitten, für eine Er— höhung des Honigzolles einzutreten.
. Abg. Geißler (Zentr.) tritt für Bienenzucht ein. ;
Abg. Dr. von Campe (nl): Der Abg. Dr. Varenhorst hatte wirklich keinen Anlaß, bei dieser Gelegenheit auf unseren Schutz. zoll einzugehen. Den Vorschlag des Abg. Dr. Varenhorst auf Einführung eines Honigzolls müssen wir auf das entschiedenste be— kämpfen.
. Minister für Landwirtschaft, Dr. Freiherr von Schorlemer:
Meine Herren! Ich kann den warmen und geradezu poetischen Worten der verschiedenen Herren Vorredner über die Imkerei und ihre Bedeutung nur zustimmen. Ich glaube auch, daß sich das Interesse der landwirtschaftlichen Verwaltung für diesen Erwerbs und Betriebszweig schon dadurch betätsgt hat, daß nach meinen Auf— stellungen im letzten Jahre circa 40 000 A für die Förderung der Bienenzucht ausgegeben worden sind, eln immerhin erheblicher Be—⸗ trag gegenüber den Summen, welche für andere, doch größere und bedeutendere Zuchtzwecke zur Verfügung gestellt werden konnten.
Ich verkenne nun keineswegs, daß die Lage der Bienenzüchter oder, sagen wir richtiger der Imker, in den letzten Jahren nicht sehr rosig gewesen ist. Das hat mit einer ganzen Reihe von Umständen zusammengehangen, nicht in letzter Linie mit der zunehmenden Kultur der Oed⸗ und Moorflächen, dann aber auch mlt der Trockenheit des Jahies 1911 und gewiß auch mit dem intensiberen Ackerbau, den wir jetzt betreiben, mit der Reinhaltung der Aecker von blühendem Unkraut, das die Bienen jetzt sehr vermissen. Um so mehr müssen wir jetzt darauf Bedacht nehmen, durch Anpflanzung solcher Bäume, deren Blüten den Bienen willkommen sind, vor allen Dingen auch der Linden, dem Mangel an Nahrung für die Bienen abzuhelfen. Ich kann es daher nur mit besonderem Danke begrüßen, daß der Minister der öffentlichen Arbeiten in der angegebenen Weise vorgegangen ist. Ich hoffe, daß die Kreise, die Gemeinden und auch die städtischen Verwaltungen dem ihnen gegebenen Beispiel folgen. Ich will gern auch auf die Landwirtschaftskammern der in Betracht kommenden Beztrke in gleichem Sinne cinwirken. (Bravo!)
größere Förderung der
Domänen und Forsten
Zweite Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Freitag, den 23. Januar
Ueber das Faulbrutgesetz kann ich nur soviel mitteilen, daß augenblicklich ein im Reichsamt des Innern ausgearbeiteter Entwurf vorliegt, der hoffentlich, wenn auch vielleicht mit einigen Abände— rungen, Gesetz werden kann.
Was sodann den Schutz des Honigs im Handelsverkehr angeht, so ist in Aussicht genommen, Grundsätze aufzustellen, welche Eigen schaften das als ‚„Bienenhonig“ bezeichnete Nahrungsmittg haben muß, wenn sich der Verkäufer nicht der Gefahr aussetzen will, wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz bestraft zu werden. Ein im Reichsgesundheitsamt unter Mitwirkung von Kommissaren meiner Verwaltung aufgestellter Entwurf liegt zurzeit den Landwirtschaftskammern zur Begutachtung vor. Die Kammern werden sich darüber zu äußern haben, ob die Eigen— schaften, die unserer Ansicht nach dem Honig anhaften müssen, in diesem Entwurf genügend berücksichtigt sind, oder ob von ihnen andere Vorschläge gemacht werden können.
Was sodann die steuerfreie Abgabe des für die Fütterung der Bienen benötigten Zuckers angeht, so haben die Herren Vorredner richtig darauf hingewiesen, daß bis jetzt 5 kg pro Stock steuerfrei ab— gegeben werden können, daß aber diese 5 kg vergällt werden müssen, wobei es den Einführenden freisteht, ob sie dazu stinkendes Tieröl oder Holzkohle oder gemahlenen Sand verwenden wollen. Ich gebe zu, daß alle diese drei Mischungen nicht von besonders angenehmer Be— schaffenheit sür die Bienen sind (Helterkeit und sehr richtig!, bin aber auch einigermaßen erstaunt gewesen, daß gerade aus Imkerkreisen der Wunsch nach stinkendem Tieröl ausge— sprochen worden ist. (Sehr richtig! und Heiterkeit Auf diesen Ausweg ist die Zollverwaltung nicht verfallen. Vor— läufig gelten die Bestimmungen bis 1915. Ich bin gern bereit, auf Grund der gemachten Erfahrungen andere Vorschläge zu machen, die vielleicht dahin gehen müßten, entweder die steuerfrei abgegebene Zuckermenge etwa von 5 auf 75 Kilo zu erhöhen oder von der Ver— gällung ganz abzusehen. Letzteres wird allerdings nach den bestehenden Grundsätzen immerhin auf Bedenken stoßen, weil, wenn der Zucker nicht vergällt wird, seine Verwendung zu anderen Zwecken als zur Fütterung der Bienen nicht ausgeschlossen sein würde. Bei aller Achtung vor dem Stande der Imker ist die Befürchtung doch nicht abzuweisen, daß es auch unter ihnen vielleicht einige gibt, die der Versuchung erliegen könnten, den Zucker nutzbringender zu verwenden, als es zur Fütterung der Bienen geschehen könnte. (Heiterkeit)
Was im übrigen die Lage der Bienenzucht in der Gegenwart anbelangt, so möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß nach den statistischen Nachrichten gegenwärtig die Zahl der Bienenstöcke noch L509 586 in Preußen beträgt, daß sie aber in den letzten fünf Jahren um ca. 32 000 Stöcke abgenommen hat. (Hört, hört) Das ist jedenfalls ein Rückgang, und dieser wird auf die schon angeführten Ursachen zurückzuführen sein.
Meine Herren, was nun den Zoll auf Bienen angeht, so trägt der Honig an sich einen Zoll von 40 S, und ich glaube, daß man diesen unter normalen Verhältnissen als ausreichend betrachten muß. Anders liegen die Dinge insofern, als die Möglichkeit besteht, daß Honig in Körben, Stöcken und Kästen mit lebenden Bienen bei einem Gewicht des Stockes einschließlich des Inhalts von nicht mehr als 15 Kilo frei eingeführt werden kann. Von dieser Bestimmung machen natürlich die Grenznachbarn Gebrauch, und es ist keine Frage, daß Honig auf diese Weise zollfrei ins Inland kommt und dem einheimisch er— zeugten Honig Konkurrenz macht. Aber wir dürfen doch nicht außer acht lassen, daß es sich hierbei teilweise um den sogenannten Grenz— verkehr handelt, daß auch am Niederrhein, überhaupt an der holländi⸗ schen Grenze entlang, aus deutschen Bezirken ebenfalls Bienen über die Grenze gebracht werden. Und gewiß würde es auch im Inlande unangenehm empfunden werden, wenn unsere Nachbarn durch einen Zoll unsererseits sich genötigt sähen, in gleicher Richtung vorzugehen . Im übrigen handelt es sich hier um eine Frage, die in der Gegen— wart überhaupt nicht, sondern erst dann entschieden werden kann, wenn es sich um die Erneuerung der Handelsverträge handelt! (Bravo!)
Abg. Dr. Varenhorst freikons.): Zur Hebung des Imkerstandes müssen größere Mittel aufgewendet werden, dazu ge— hört vor allem auch die Einfuhr des steuerfreien Zuckers und vor allem der Zollschutz. Das ist jedoch Aufgabe des Reichstages.
Abg. Lieneweg (kons.): Die Bedeutung der Ziege ist erst in jüngerer Zeit erkannt worden. Der Volksmund sagt immer, sie sei die Kuh des kleinen Mannes. Die Ziegenzucht hängt von einer Reihe von Umständen ab. Wir haben in unserem Vaterlande drei ver— schiede Arten von Ziegen. Die Ziegenhaltung hat sich nicht so ver— mehrt, wie es wünschenswert gewesen wäre. Das ist namentlich für die Säuglingsernährung sehr bedauerlich; denn es ist nachgewiesen, daß die Ziegenmilch am allerbekömmlichsten ist. Die Anzahl der Ziegen nimmt vom Westen nach dem Osten ab, was sich aus wirt— schaftlichen Gründen erklären läßt. Durch den Reichsverband für Ziegenzucht und die örtlichen Verbände ist heute jedem Gelegenheit gegeben, sich über die rationelle Zucht zu informieren. Die Ge— währung von Diplomen und Staatsmedaillen auf den Ausstellungen hat sich sehr gut bewährt. Deshalb ist die Ziegenzucht im Interesse unseres Volkes und Vaterlandes zu fördern.
Der Antrag Büchting wird angenommen.
Das Haus vertagt die Weiterberatung des Landwirtschafts— etats nach 44, Uhr auf Freitag, 1 Uhr (außerdem Ge— stütsetat).
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßtegeln.
Niederlande.
Der Königlich niederländische Minister des Innern hat durch eine im niederländischen , Staatscourant“ Nr. 15 vom 18. und 19. d. M. veröffentlichte Bekanntmachung vom 17. d. M. seine Verfügung vom 19. September v. J., wodurch Cherson für choleraverseucht er⸗ klärt worden ist, aufgehoben. — Die Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen haben durch eine im nieder landischen „Staatscourant“ Nr. 16 vom 20. d. M. veröffentlichte ge,
1914.
meinschaftliche Verfügung vom 17. d. M. ibr unter dem 19. Sep⸗ tember v. J. ergangenes Verbot der Ein⸗ und Durchfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungsstücken und ungewaschener Leib und Bettwaͤsche aus Cherson vom 20. d. M. ab aufgehoben. (Vgl. R. Anz.“ vom 24. September v. J., Nr. 226.)
Turkei. Der internationale Gesundbeitsrat in Konstantinopel hat folgende Quarantäneverfügungen erlassen: Die Herkünfte von Aivali unterliegen einer ärztlichen Unter⸗ suchung bet der Ankunft im ersten türkischen Hafen, wo sich ein Sanitaͤtsarzt befindet.
Die für die Herkünfte von Smyrna angeordnete ärztliche
Untersuchung ist aufgehoben.
Die Herkünfte von den Dardanellen unterliegen einer ärztlichen Untersuchung bei der Ankunft in einem Hafen, wo sich ein Sanitätsarzt oder ein Munizipalitätsarzt befindet.
Handel und Gewerbe.
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 22. Januar I914: Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen
Gestellt Hö 12 941 Nicht gestellt. . — 6.
Folgende Diskontherabsetzungen werden durch W. T. B.“ vom 22. d. M. gemeldet:
Die Bank von England hat den Diskont von 45 auf 40,9 herabgesetzt.
Die Sächsische Bank in Dresden hat den Wechseldiskont von 5. auf 450 und den Lombardzinsfuß von 6 auf 5 o ermäßigt.
Die Bayerische Notenbank in München hat den Wechsel⸗ diskont von 5 auf 450 und den Lombardzinsfuß von 6 auf 5oo herabgesetzt.
Die Nationalbank in Brüssel hat den Wechseldiskont von 5 auf 470 herabgesetzt.
Die Nationalbank in Zürich hat den Diskont von 47 auf 400 fßerabgesetzt.
Die Schwedische Reichsbank in Diskont von 53 auf 5 herabgesetzt. Die Däntsche Nationalbank in Kopenhagen setzt vom 23. d. M. ab den Diskont von 6 auf 5 0 herab.
Stockholm hat den
— Nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Ham— burg über das Jahr 1913 hat die günstige Lage der Seeschiffahrt, die bereits das Jahr 1912 kennzeichnete, bis in das Berichtsjahr binein fortgedauert. Erst zum Herbst trat ein Nachlassen der Fracht⸗ sätze ein. Das Geschäft der regelmäßigen Linien ist jedoch hiervon weniger berührt worden, sodaß das Gesamtriesultat bei der Linienschiff— fahrt auch für 1913 ein durchaus befriedigendes sein dürfte. Der nord— amerikanisch. Verkehr hat sich sowohl im Fracht- wie im Passagierverkehr günstig entwickelt, insbesondere hat im Herbst der neue amerikanische Zolltarif durch die Er— mäßigungen zahlreicher Zollsätze dem Exportgeschäft nach drüben einen starken Antrieb gegeben, sodaß sich die Hamburg- Amerika⸗-Linie zur Einstellung gecharterter Dampfer veranlaßt sah. Dem Hamburger Passagiergeschäft verlieh die Einstellung des Riesen⸗ dampfers „Imperator“ in die New Norker Fahrt einen neuen Auf— schwung. Weniger günstig war das Frachtgeschäft mit den Ländern am La Plata. Dies gilt vor allem von dem rückkehrenden Verkehr. Die Gründe hierfür liegen in der frühzeitigen Er⸗ schöpfung der Maisvorräte der La Plata. Staaten infolge einer kleiner als erwartet ausgefallenen Ernte und einer zu schnellen Ausfuhr in der ersten Hälfte des abgelaufenen Jahres. Hierzu kam die Stauung der Fleischausfuhr, hervorgerufen durch die Konkurrenz des amerikanischen Fleischtrusts. Eine große Dampfertonnage, die ursprünglich für den Fleischtransport vom La Plata ausgehend bestimmt war, wurde dadurch frei und mußte mit beliebiger Fracht aufgefüllt werden, um den Verlust wenigstens teilweise zu decken. Die Frachten am La Plata sind dem zufolge schon seit Juli sehr niedrig, ja es gelingt kaum für heimkehrende Schiffe dort Ladung zu finden. Im ausgehenden Verkehr ist das Ladungsangebot, wenn auch geringer als Ende vorigen und Anfang dieses Berichtsjahres, so doch immer noch zufriedenstellend und es hat in letzter Zeit sogar wieder zugenommen. Aus⸗ gehend nach Brasilien ist die Ladungsmenge infolge des wirtschaftlichen Rückgangs geringer geworden, während sich der Export von Brasillen in normaler Weise abgewickelt hat. Die Auswanderung nach Südamerika ist in diesem Jahre stark zurückgegangen und das Kajütsgeschäft dorthin wird angesichts der starken Bautätigkeit aller Nationen in großen Passagierschiffen mit verstärktem Wettbewerb zu rechnen haben. Der Verkehr nach der Westküste von Süd-, Mittel- und Nordamerika erzielte, obwohl die hohen Raten des Jahres 1912 nicht mehr aufrecht erhalten werden konnten, doch recht befriedigende Ergebnisse. Auch der Menge nach war noch kein Abflauen bemerkbar. Leider gestaltet sich die Hafen⸗ arbeiterfrage besonders in Valparaiso und in Callao immer schwieriger. Das Geschäft der Lintenreedereien nach Afrika ist im Berichtsjahr ungefähr ebenso verlaufen wie im Jahre 1912. Australien hatte gegenüber dem Schluß des Vorjahres eine etwas verminderte Einfuhr aufzuweisen. Das Geschäft dorthin ist aber immer noch lebhaft zu nennen. Der Verkehr mit Ostasien gestaltete sich lebhafter als im Vorjahre. Die daraus sich ergebende Mehr— einnahme an Frachten wurde jedoch dadurch beeinträchtigt, daß ein ursprünglich auf die sibtrischen Häfen beschränkter Konkurrenzkampf auf andere ostasiatische Häfen Übergriff und eine Herabsetzung der Schwergutraten zur Folge hatte.
Der rechnungsmäßige Kohlenabsatz des Rheinisch⸗Westfälischen Kohlensyndikats betrug laut Meldung des W. T. B. aus Essen im Dezember 1913 bei 244 (im gleichen Monat des Vorjahres 24) Arbeitstagen 6 183 209 (Vorjahr 6 558 937) t oer arbeitstäglich 266 299 (Vorjahr 277 418) t. Von der Beteiligung, die sich auf 7 082 826 Vorjahr 6 296 646) t bezifferte, sind demnach 8730 (Vorjahr 105,ů74) Prozent abgesetzt worden. Der Versand, einschließlich Landdebit, Deputat und Lieferungen der Hüttenzechen an die eigenen Hüttenwerke, betrug bei 245 (Vorjahr 24) Arbeitétagen 5 099 492 (Vorjabr 5H 088 g66) Kohlen oder arbeite täglich 211 378 (Vorjahr 212040) t; bei 31 (Vorjahr 31) Arbettstagen 1618 124 (Vorjahr 1 902233) t Kokg oder arbeitstäglich 52 198 (Vorjahr 61 362) t; bei 24 (Vorjahr 24) Arbeitstagen 329 604 (Vorjahr 366 425) t Briketts oder arbeitstäglich 13 662 (Vorjahr 16 268) 4. Hiervon gingen für Rechnung des Syndikats 1421 599 (Vorjahr 4 375 521) 4 Kohlen oder arbeits täglich
133 277 (Vorjahr 182 313) t; 873 471 (Vorjahr 1L 270 941) b Kols