1914 / 34 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Feb 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Der Staatsanwalt Janßen in Saarbrücken ist nach Aachen versetzt. . . In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht die Rechts⸗

anwälte: Mentzel bei dem Landgericht in Breslau, Eduard

Lequis bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Cöln,«

Kleemann bei dem Amisgericht und dem Landgericht in Erfurt und von Rehbinder bei dem Amtsgericht in Prökuls.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen die Rechts⸗ anwälte: Dr. Ernst Brassat vom Landgericht III in Berlin bei dem Kammergericht, Lazar aus Elbing bei dem Ober⸗ landesgericht in Königsberg i. Pr., Dr. Skorczews ki aus Berlin-Steglitz bei dem Amtsgericht Berlin-Tempelhof mit dem Wohnsitz in Berlin-Mariendorf-Südende, Malik aus Myslowitz bei dem Amtsgericht in Leobschütz, die Gerichtsassessoren:! Dr. Martin Eckert bei dem Land⸗ gericht I in Berlin, Dr. Kurt Krause bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Breslau, Ferse bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bochum, Dr. Ruff bei dem Amts⸗ gericht und dem Landgericht in Magdeburg, Grüneboom bei dem Amtsgericht in Mörs mit dem Wohnsitz in Homberg, Moenikes bei dem Amtsgericht in Gelsenkirchen und der e, Gerichtsassessor Dr. Ebeling bei dem Kammer⸗ gericht. . . Der Landgerichtsdirektor, Geheime Justizrat Richter in Danzig, der Landgerichtsrat, Geheime Justizrat Goede in Ratibor, die Amtsgerichtsräte Heinrich Schmidt in Grottkau und Dr. Friedländer in Wiesbaden, der Amtsrichter Dr. von Katte in Havelberg, der Staatsanwalt Haake in Ratibor und der Rechtsanwalt Benno Wolff in Heilsberg sind gestorben.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Gewerbeassessor Bollmeyer in Schweidnitz ist eine etats mäßige Hilfsarbeiterstelle verliehen worden.

Die Gewerbereferendare Gif fey, Thurmann und Körner sind zu Gewerbegssessoren ernannt, zunächst mit der Vertretung der Gewerbeinspektoren in Bitterfeld, Eschwege und Luckenwalde beauftragt und vom 1. April d. J. ab den Ge⸗ werbeinspektionen in Liegnitz, Neisse und Potsdam als Hilfs— arbeiter überwiesen worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Dem Seminarmusiklehrer a. D. Karl Kühn in Char⸗ lottenburg ist der Titel Königlicher Musikdirektor verliehen worden.

Im Anschluß an meinen Runder laß vom 13. Februar 1912 U II 16147 U II -.

Zwischen der Königlich preußischen Regierung und der Regierung des Fürstentums Schwarzburg— Rudolstadt ist nachstehende Vereinbarung abgeschlossen worden:

Die Versetzungs- und Schlußzeugnisse des Fürstlichen Lyzeums in Rudolstadt sind als gleichwertig mit den ent⸗ sprechenden Versetzungs⸗ und Schlußzeugnissen solcher Lyjeen in Preußen 23 in welchen die Klassen der Oberstufe in

getrennten Ja gelten die betreffenden Zeugnisse der Lyzeen, in m als geleichwertig im Fürstentum Schwarzburg⸗Rudolstadt. Berlin, den 5. Februar 1914. Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. J. V.: von Chappuis.

An die Königlichen Provinzialschulkollegien.

Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten. Dem Polizeitierarzt beim Königlichen Polizeipräsidium in Berlin Dr. Friedrich Otto in Cöpenick ist die kommissarische Verwaltung der Kreistierarztstelle in Wirsitz übertragen worden.

Die Oberförsterstelle Grondowken im Regierungs⸗ bezirk Allenstein ist voraussichtlich zum 1. März d. J. zu besetzen. Bewerbungen müssen bis zum 17. Februgr eingehen.

Die Oberförsterstelle Lietzegöricke im Regierungs⸗ bezirk Frankfurt a. d. O. ist zum 1. Mai 1914 zu besetzen. Be⸗ werbungen müssen bis zum 1. Märzzeingehen.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 9. Februar 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im hiesigen ö, Schlosse den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rates von Valentini entgegen.

Laut Meldung des „W. T. BP.“ sind am 6. Februar S. M. S. „Vineta“ in St. Thomas (Westindien) und 8 M. S. „Seeadler“ in Neapel eingetroffen.

Königsberg, 8. Februar. Bei der gestrigen Präsen⸗ tationswahl eines Mitglieds für das Herrenhaus durch den Verband des alten und befestigten Grundbesitzes im Landschaftsbezirke Samland mit Natangen ist, wie „W. T. B. meldet, für den am 18. Oktober 1913 verstorbenen Geheimrat von Gottberg zu Woopen der General der Kavallerie z. D. Graf zu e . auf Wicken gewählt worden.

Samburg.

Der Senat hat, wie „W. T. B.“ meldet, bei der Bürger⸗ schaft die Genehmigung dazu beantragt, daß zur Unter— stützung der durch die Sturmfluten an der Ostseeküste Geschädigten ein Beitrag von 5000 S6 bewilligt werde.

Frankreich.

Der Kriegsminister Noulens hat in dem vorgestrigen Ministerrate bekanntgegeben, welche Maßregeln er zur Be⸗ kämpfung der in verschiedenen Garnisonen ausgebrochenen

reskursen unterrichtet werden. Demgegenüber

Epidemien zu ergreifen gedenkt. Nach einer Blättermeldung aus Epinal sind in der letzten Woche im dortigen Militär— hospital 9 Soldaten an Lungenentzündung gestorben. In Macon sind in den letzten Tagen 5 Soldaten den Masern erlegen.

Ruland.

Ein Befehl des Kaisers ordnet nach einer Meldung des „W. T. B.“ an, daß im ganzen Reiche, mit Ausnahme der Gouvernements des Weichselgebiets, die Landwehr männer des ersten Aufgebots, die bei der Einberufung von 1911 und 1913 direkt zur Landwehr gezählt wurden, im laufenden . zu vierwöchigen Waffenübungen einzuberufen ind.

In Gegenwart des Justizministers und des Chefs der Presseverwaltung beriet vorgestern die Dum akommission den strafrechtlichen Teil der Gesetz vorlage über die Presse und schwächte, obiger Quelle zufolge, die von der Re⸗ gierung geplanten Represstonsmaßregeln wesentlich ab. Der Chef der Preßverwaltung erklärte, falls die Beschlüsse der Dumakommission Gesetzeskraft erhielten, würden die Gerichte wehrlos sein und man werde, wie bisher, zur administrativen Maßregelung schreiten müssen.

Spanien.

Aus Anlaß einer Versammlung, die von Anhängern des früheren konservativen Ministerpräsidenten und Partei— führers Maura einberufen worden war, ist es gestern in Barcelona zu Ruhestörugen gekommen. Wie „W. T. B.“ meldet, mußte schon vor Beginn der Versammlung die Polizei Gruppen von Radikalen zerstreuen, die sich lärmend vor dem Versammlungslokal eingefunden hatten. Die Versammlung selber verlief ziemlich ruhig, aber als nach ihrer Beendigung der Redner des Abends, der kon— servative Parteimann Ossorio, im Automobil die Plaza de Catalung passierte, wurden plötzlich etwa ein Dutzend Revolverschüsse abgegeben, die jedoch keinen Schaden anrichteten. Kurze Zeit, nachdem das Automobil Ossorios an dem Gebäude des Generalrats vorbeigefahren war, ertönten aus einer Menschenansammlung wiederum Schüsse, die vermutlich Ossorio galten, jedoch den Insassen eines anderen Automobils trafen und schwer verletzten.

Portugal.

Einer Meldung des W. T. B.“ zufolge hat Bernardino Machado ein Kabinett aus versöhnlich gesinnten Elementen, die außerhalb des Parteilebens stehen, und aus Vertretern der Parteigruppen gebildet. Das neue Kabinett setzt sich, wie folgt, zusammen: Vorsitz, Inneres und interimistisch Aus— wärtiges: Bernardino Machado, Justiz: Manuel Monteiro, Finanzen: Cabreira, Krieg: General Pereira, Marine: Peres Rodrigues, Oeffentliche Arbeiten: Achilles Gon— galves, Kolonien: Conceiro Costa, Unterricht: Almeiza Lima.

Schweden.

Im Reichstage stand vorgestern die Beratung der Vor— lage über die Zivilliste des Königs auf der Tagesordnung, die, wie „W. T. B.“ meldet, einen stürmischen Verlauf nahm.

In der Ersten Kammer war die An gahme der Vorlage von einer kurzen Debatte e oreitet, in des Kyarnzekinls (Regterungs⸗ partei) die Ansicht seinec Partei über die Verpflichtung des Königs, bei seinen konstttutionellen verantwortlichen Ratgebern Rat einzuholen, aussprach. Steffen und Lindb lad (Gotenburg) vertraten die fozial⸗ demokratischen Gesichtspunkte. Nachdem der Führer der Rechten Trygger das Recht des Königs verteidigt hatte, sich in einer großen und wichtigen Frage dem Volke gegenüber auszufprechen, und nachdem der Mintster des Aeußern und einige andere Redner das Wort ergriffen hatten, wurde zur Abstimmung geschritten. Die Vorlage wurde mit 116 gegen 14 Stimmen angenommen.

In der Zweiten Kammer sprach zunächst der Führer der Sozialdemokraten Branting und erklärte, daß er und seine Partei demonstrativ gegen die Vorlage stimmen wollten. Der Redner unterzog die Rede des Königs anläßlich der Bauernkundgebung einer außerordentlich schaifen Kritik und nannte sie eine ungehörige Rede. Der Prä ident unterbrach den Redner und erfuchte ihn, seine Aus— drücke zu mäßigen. Darauf hob der Führer der Liberalen Sammlungs— partei Eden unter starker Zustimmung von selten seiner Partei das Unkonstitutionelle in der Rede des Königs an den Bauernzug beivor. Der Führer der Rechten Lindman führte aus, daß er es nicht für richtig halte, die Person des Königs in die Debatte zu ziehen. Zuletzt sprach der Staatsminister Staaff. Er teilte mit, daß die Regierung in corpore beim König in Audienz erschienen wäre, um ihre ernsten Besorgnisse über die entstandene Lage und den Anlaß dazu auszusprechen Er habe da auch dem König eine bedeutsame Vorstellung gemacht. Weltere Mitteilungen zu machen, sehe er sich augenblicklich nicht imstande, doch würden die nächsten Tage volle Klarheit schaffen. Die Zweite Kammer nahm darauf die Vorlage mit 137 Stimmen gegen 57 Stimmen (die der Soyzial— demokraten) an.

Bei der Beratung des Budgets des Ministeriums des Aeußern in der Zweiten Kammer wurden im Laufe der Debatte verschiedene in der letzten Zeit in der ausländischen Presse erschienene falsche Gerüchte und Auslegungen der schwedischen äußeren Politik erwähnt, worauf der Minister des Aeußern Dr. Eh renfvärd erklärte: .

Er bedauere diese Gerüchte, meine aber, daß sie keiner allzugroßen Unruhe wert wären. Die Regierungen in Guropa seien sich voll kommen klar darlber, daß die schwedischen Verteidigungsmaßnahmen einen vollständig friedlichen Charakter hätten. Die Politik Schwedens sei und bleibe eine freie und unabhängige, auf den Interessen Schwedeng beruhende Neutralitätspolitik, die von keinem Staat verbürgt sei und die auf der Achtung beruhe, die Schwedeng eigenes, wie er hoffe, in kurzem verbessertes Verteidigungswesen einzuflößen vermöge.

Als Gegengewicht gegen die Bauernkundgebung ver— anstaltete die sozialdemokratische Partei gestern in Stock— holm eine Straßen kundgebung, um der Regierung ihre Wünsche zu überbringen. An dem Zuge nahmen etwa 30 000 Personen teil. Der Abg. Branting verlas obiger Quelle zufolge eine an die Regierung gerichtete Adresse, die sich gegen Mehrforderungen für Militär- und Marinezwecke und Verlängerung der Dienstzeit richtete, sich für die Be⸗ grenzung und Verminderung der militärischen Lasten aussprach und schließlich zur Arbeit in Frieden und Brüderlichkeit auf⸗ forderte. Der Ministerpräsident Staaff erwiderte:

Er schließe sich der Aufforderung zum Frieden und zur Brüder— lichkeit aller Völker warm an, müsse aber nachdrücklich hervorheben, daß das schwedische Volk noch fortdaueind sehr bedeutende Lasten für die Landesperteidigung auf sich nehmen müsse. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß, wenn die Regierung ihren Vorschlag auf Verbesserung des Verteidigungswesens durchgeführt habe, man auch an soziale Reformen herangehen könne. Persönliche Opfer seien nicht zu ver— meiden. Die Frage der Verlängerung der Dienstzeit der Infanterie müsse dem Volke gelegentlich der Wahlen vorgelegt werden. Die Regierung werde von dieser Forderung niemals abweichen.

Türkei.

Wie das Amtsblatt der Marine meldet, sind 56 Marine— o ffiziere, darunter zwei Vizeadmirale und ein Konteradmiral, in den Ruhestand versetzt worden. .

Offiziös wird gemeldet, daß ein endgültiges Ein— vernehmen in allen Punkten der ostanatolischen Reformen hergestellt worden sei.

Griechenland.

Die griechische Regierung hat auf Grund der Be⸗ sprechungen, die der Ministerpräsident Venizelos in den ver— schiedenen Hauptstädten hatte, laut Meldung des . verfügt, daß die Räumung der Albanien überwiesenen Ge⸗ biete von Epirus am 1. März beginnt und am 31. März beendet sein solle.

Rumãänien.

Der griechische Ministerpräsident Venizelos ist vorgestern

nachmittag vom König in Audienz empfangen worden.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Mexiko hat die Geheimpolizei eine Anzahl von Geschäftsleuten und Angestellten verhaftet, die in eine Verschwörung gegen die Regierun g verwickelt sein sollen. Die Polizei erklärt, in den Tafchen der Verhafteten belastende Schriststücke gefunden zu haben.

Der General Za mor ist obiger Ouelle zufolge vorgestern an der Spitze der Rebellen in Port⸗au⸗Prince eingezogen und von der Bevölkerung sympathisch begrüßt worden.

Der argentinische Unterrichts minister hat seine Demission eingereicht.

Asien.

Die Medschliswahlen in Teheran haben vorgestern unter Beteiligung von 16000 Wählern stattgefunden. Das Ergebnis steht noch nicht fest. Nach den Wahlen in Teheran werden die Wahlen in der Provinz durchgeführt. Wie „W. T. B.“ meldet, sind der Regent und die Minister geneigt, den Medschlis vor der Krönung des Schahs einzuberufen, Damit der Schah dem Medschlis selbst den Eid leisten könne. Die Regierung wünscht aber, die Krönungsfeier nicht am 18. Juli, sondern in der ersten Hälfte des Juni festzusetzen, wenn in der Hauptstadt noch keine unerträgliche Hitze herrscht. Doch ist kaum anzunehmen, daß die Wahlen bis dahin beendet sind. Der Plan, sofort nach der Einberufung des Medschlis den von den Grundgesetzen vorgesehenen Senat zu errichten, hat viele Anhänger. Der Senat würde 60 Mitglieder zählen, davon 30 vom Schah ernannte. Außerdem trägt man sich mit der Idee eines Staatsrats, der von der Regierung be⸗ rufen werden und beratendes Organ beim Ministerrat sein soll.

Durch einen Erlaß des Präsidenten der Republik China wird, der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge, angekündigt, daß die Him melsopfer zu Ehren des Confucius beibehalten werden, wobei der Präsident als Vertreter des Volkes die üblichen Zeremonien in der Haupt⸗ stadt vollziehen wird. In dem Erlaß wird ausdrücklich erklärt, daß damit keineswegs eine Staatsreligion eingeführt werde. Die volle religiöse Freiheit wird bestätigt.

Ein vorgestern veröffentlichtes Währungsgesetz setzt die Silbervaluta fest und bestimmt als Münzeinheit ein chinesisches Dollarstück, den huan, mit etwa 24 Gramm Reinfilber. Andere Silbermünzen sind die Fünfzig Zmanzig- und Zehn⸗Cents⸗ Stücke. Sie haben 10 069 Kupferbeimischung. Ferner gibt es Kupfermünzen von ein und zwei Cents und eine Nickelmünze von fünf Cents. Die Dollarstücke alter Währung haben für einige Zeit noch neben den neuen Gültigkeit.

Im japanischen Parlament ist vorgestern der schriftliche Antrag, der Regierung ein Mißtrauensvotum zu erteilen, eingebracht worden. Der Antrag wird am 10. d. M. zu Debatte gestellt werden. Wie „W. T. B.“ meldet, haben die Mitglieder des Kabinetts bestimmt erklärt, daß sie nicht die Absicht hätten zurückzutreten, und daß die Partei ber Seiyukwan die Regierung auch weiterhin unterstützen werde, ohne sich durch die Mitteilungen von Bestechungen in der Marine beeinflussen zu lassen, es sei denn, daß stärkere Beweise als bisher vor⸗ gebracht würden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußherichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordne teu befinden sich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (22.) Sitzung, welcher der Minister des Innern Dr. von Dallwitz beiwohnte, die zweite Lesung des Staatshaus⸗ haltsetats für 1914 bei dem Spezialetat für das Mini⸗ sterium des Innern fort. Referent der Budgetkommission ist der Abg. Dr. Bu sse (kons.).

Von dem Einnahmekapitel wird der Titel „Aus der Verwaltung des Zentraspolizeiblattes usw.“ vorläufig zurück⸗ gestellt, da die Kommission unter den Ausgaben die Neu⸗ forderung für Errichtung einer eigenen Druckerei im Polizei⸗ präsidium zu Berlin gestrichen hat; im übrigen werden die Einnahmen ohne Diskussion genehmigt.

. Zum ersten Titel der dauernden Ausgaben, „Ge⸗ halt, des Ministers“ (36 000 S6, außerdem 14 606 6 für Repräsentationszwecke), liegen mehrere Anträge vor.

Die Abgg. Dr. Sch medding (Zentr.), von Pappen⸗ heim kons.), Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons), 2 Röchling (nl) und Eassel (Fortschr. Volksp.) bean⸗ ragen,

»die Regierung zu ersuchen, einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach die Fürsorge für die gemeingefährlichen Geistes⸗ kranken, sowelt sie nicht den Landarmenberbänden obliegt, vom Staate zu übernehmen ist“.

Die Abgg. Dr. von Krau se und Genossen (nl.) haben den Antrag gestellt:

»das Haus der Abgeordneten wolle beschließen,

die Königliche Staatsregierung um Mitteilung der von dem Herrn Mintster des Innern in der Sitzung vom 14. Januar 1914 erwähnten Anweisung an die Oberpräsidenten wegen des Erlasses von Polizei verordnungen zum chutze der öffentlichen Sicherheit, Ruhe * und Ordnung, der

3666 ö ö. . um Auskunft darüber zu ersuchen, in welcher Art und in welche zei dune , . ö chem Umfange der Anweifung die Königlsche Staatsregierung zu ersu en, die örtl Poltzeibehörden 1, Er renn ee en, , har ln bruch einer Arbeittstreitigkeit eine Störung der öffentlichen Sicherheit, Ruhe und Ordnung, insbesondere durch Belästi⸗

Lund der Lasa (kons), Freiherr

r Erinnerung ist:

gungen Arbeitswillk(liger festgestellt wird oder zu bes ( lnwendung und . Gemãßhest des bestehenden k. fh auf Grund dieses Rechts erlassenen Polizeiverordnungen unter o gfůltiger Wahrung der Köoalitionsfreiheit dem Mißbrauch dieser Freihelt in der Richtung eines Koalitionszwanges unverzüglich und i,, de e , e.

Y) die Königl. atsregierung zu ersuchen ch ibrersei im Bundesrate auf elne beschleunigte Mar der * zi, geforderten und von dem Derrn Reichskanzler in Aussicht gestellten Dinkschrift zur Vorbereitung einer reichsgesetzlichen Regelung des

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Schutzes der persönlichen Freiheit hinzuwirken. Dazu beantragen die Abgg. Dr. von Heydebrand 349 , . von Zedlitz und Neu— firch (freikons und Genossen, in Ziffer 3 des vorstehenden Antrages hinter dem Worte „Freiheli“ einzuschalten: „ins⸗ besondere des Schutzes der Arheitswilligen“.“ Sodann liegt der Antrag der Abgg. Dr. Hahn (kons.) Neyer⸗-Diepholz (ul.), Re in hard (Zentr) und von der Vense (freikons.) vor: die Regierung zu ersuchen, die Ausführungsanwelsung vom 8. Mai 1913 zum Gesetze vom 23. Dezember 1912 betreffend Anlegung von Sparkafsenbeständen in Inhaber⸗ papteren, dahin abzuändern, daß die öffentlichen Bparkassen preußens in die Lage versetzt werden, 1) die Einstellung ihres Fflichtbestandes an Inhaberpapieren in die Bilanz nach dem An⸗ sckaffungswert vorzunehmen, 2) die buchmäßigen Kursverluste so lange vom Reservefonds abzuschreiben, als dieser nicht unter 20 der Einlage sinkt, ) die Zinsen des Reserpefonds den Jahres überschüssen hinzuzurechnen. = Jeder dieser Anträge soll nach dem Abschluß der beim Titel „Ministergehalt“ üblichen allgemeinen Erörterung ge⸗ sandert für sich besprochen werden. .

Ferner haben die Abgg. Dr. Gottsch alk⸗Solingen und Henossen (ul.) beantragt, die Regierung um die Vorlegung cines Gesetzentwurfs zu ersuchen, durch den die bestehenden

seseäzlihen Bestimmungen über den Ausschluß bestimmtér

im Stagts⸗-, Gemeinde-, Kirchen- und Schuldienst ngestellten Personen von der Wahl zu Mitgliedern

Hkimmunaler Körperschaften berichtigt werden.

Bei der am 3. d. M. vorgenommenen Reichstags⸗ tsatzwahl im Wahlkreise Baden 7 wurden nach amt⸗ ichen Ermittlungen, wie „W. T. B.“ meldet, bei 27 368 Wahlberechtigten 24 914 gültige Stimmen abgegeben. Davon stfielen auf den Professor Josef Wirth⸗Freiburg Zentr.) Ah, auf den Kaufmann Leopold Kölsch-Karlsruhe (nl. slß und auf den Redakteur Franz Geisler— Mülhausen i. E. Soß) 3032 Stimmen. Zersplittert waren sieben Stimmen. svischen Wirth und Kölsch findet engere Wahl statt, die auf n 14. d. M. angesetzt ist.

eichsta ge ist der Entwurf eines Gesetzes über die ulassung von Hilfs mitgliedern im Kaiser⸗

5 2 w , chen Patentamt nebs Begründung zugegangen.

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Statiftik und Bolksmirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.

Die Linke u. Hoffmann⸗-Werke in Breslau machten, wie EFrkf. Ztg.“ erfährt, durch Anschlag bekannt, daß von heute, hontag, ab nur solche Arbeiter beschäftigt werden, die sich mit den

dingungen der Verwaltung zufrieden erklären. Zu den bereits sständigen 2000 Arbeitern würden alszann eventuet 1500 hinzu⸗ mmen (vgl. Nr. 27 d. Bl).

Wohlfahrtspflege. Der Verband deutscher Arbeitsnachweise und der teußische Arbeitsnachweisverband treten am 13. und .d. M. in Berlin zu wichtigen Beratungen zusammen. Der erband deutscher Arbeitsnachweise (Vorsitzender Landesrat Dr. Freund⸗ erlin) hat auf seiner Tagesordnung insbe ondere folgende Punkte: das fthalten der öffentlichen Arbeitsnachweise bei Streiks, und Aus— Er Grundsätze bei der Verwaltung der paritätischen Facharbeits⸗ se; Reorganisierung des Verbandes in elnen Verband der Ver— nde. „Der kürzlich neu begründete Preußlsche Arbeitsnachwelg⸗ sband (Vorsitzender: Oberpräsidialrat Breyer⸗Magdeburg) hält seine Lagung ab; er wird sich insbesondere mit der Organisation der sewtrtschaftlichen Arbeitsbermittlung, mit dem Wandererfürsorge⸗ und mit der gesetzlichen Regelung des Arbeitsnachwelswesens

sassen. Kunst und Wissenschaft.

In der Bücheret des Königlichen Kun stgewerbemuseum s eme Sammlung künstlerischer Photographien ausge⸗

der Maler und Fachschriftsteller F. Matthies. Mafuren in Hie g. S. als wertvollen Grundstock für eine kunstphotographische mlung der Bücherei überwiesen hat Aus England, Amerkka, srteich, Deutschland und anderen Ländern sind mit Landschaften, sönssen und Genrebildern vorwiegend die Künstler urd Kunst⸗ unde vertreten, die der neuen Bewegung in ihren Anfängen die uon gebrochen und neue Wege für Aufnahme und technische Wieder⸗ aheheigt hahen. Die neueste Entwicklung der einzelnen Sebiete sichiigt die Bücherei später durch besondere Sammlungen und gftellungen vorzufsihren. Die Augsstellung ist wochentäglich von Ihr früh bis 10 Uhr Abends unentgeltlich geöffnet.

hf Gesellschaft für Erdkunde hatte am Sonnabend einen . Abend. Der Commander Edward Evans, einer der Ueber⸗ den der Scottschen Südpolarexpedition, berichtete aus⸗ tlich üher das Unternehmen, dessen schmerzlicher Ausgang in leb— . Als Scott mit nur drei Beglettern am Januar 1912 den Südpol erreichte, fand er dort die sicheren Spuren, der Norweger Amundsen, von dessen Unternehmen er im gemeinen unterrichtet war, das große Ziel vor ihm erreicht hatte heit am 14. Dezember 1911). Bei der Rückkehr vom Pol fanden é und seine drei Gefährten den Untergang, ehe sie die ur 20 em ten anderen Gefährten erreicht hatten. Evans gab in isher Sprache folgende äußerst fesselnde, durch viele Lichtbilder . unngtographische Vorführungen erläuterte Schilderung der trotz . ssluttenen Unfälle in vielen Stücken sehr ergebnisreichen Im Juni

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Alpenhöhe, um endlich das in Pyrenäenhöhe gelegene welte Plateau zu erreichen, auf dem der Pol liegt. Am 17. Januar 1977 hatte Scott mit drei Begleitern den Pol erreicht; Epans und feine Ab⸗ teilung waren schon am 4. Janugr auf 87 Grad 34 umgekehrt um den Rückzug der Kameraden zu sichern, und am 29. März 913 waren Scott, Wilson und Bowers dem Hunger, der Kalte und en grausigen Stürmen, etwa 20 Lm von einem Devot entfernt, erlegen Der Vortragende schilderte in großer Anschaulichkest den Verlauf der gesamten Expedition, die nur durch eine inglückliche Ver⸗ kettung der Umstände einen so tragischen KLuegang für den Führer zund dessen unmittelbare Beglelter genommen hat. Am 29. November 1916 kam die Scottsche Expedition in Neu⸗Seeland an. Sie besiand aus 59 Offizieren Gelehrten und Seeleuten, batte Proviant für 3 Jahre, 40 Schlitten. alle not. wendigen wiffenschaftlichen Instrumente, außerdem I) sibirische Ponies, 61 unde, 3 Molo schlitten, 2509 Gallonen Petroleum und Paraffin. Am * Dezember hatte man den ersten schweren Sturm auf der Südfahrt dem das Sch ff 24 Stunden zu widerstehen hatte. Auf 179 Grad n. X. und 64 Grad s. Br. traf man zerbrochene Eisberge und Eistafeln, und als man am 9. Dezember an das Packeis gelangte. konnte das Schiff noch 200 Seemeilen unter Dampf und Sage vordringen, bis es auf ein Hindernis stieß. Bis zum 30. Dezember war die Erpedition im Bereich des Packelses, wo man magnetische Beobachtungen, Tiefseelotungen, Messungen der Seetemperaturen fo— wie zoologische und biologische Studien machen konnte. Da man bei Cap Crozter, wo Dr. Wilfon vie Embryologie der Kaiser. Pinguine stupleren wollte keinen guten Landungsplatz fand, ging man in den eigfreien Mac Mordo⸗Sund und fand am 4. Februar einen geeigneten Platz für die Basisstation. Dort ward das Winterlager bequem ein- gerichtet. Am 24. Januar 1911 verließ Kapitän Scott mit 11 Be— gleitern und 2 Hundegespannen nebst 8 Ponies die Basisstatlon. Zu⸗ nächst wurde in 144 Seemeilen Entfernung ein Depot gelegt, das eine Tonne an Gewicht Vorräte enthielt und für die Rückreise dienen ö die lem Ausflug konnte Sertt und seine Ahteilung wegen n nicht gefrorenen See nicht zur Station gelangen; sie mußten in Shackletong Hütte gehen, die fie fanden, und lebter sechs Wochen fast nur von Seehunden. Griffith Taylor unternahm Rekognoszierunge⸗ reisen zu den in der Nähe liegenden Gletschern. Gegen Mitte April gelang es neun Leuten, uber das neugebildete Seeeitz zum Dauptquartier zurückzufinden und eine Verbindung mit den andern herzustellen. Es trat nun der erste Süd⸗ polarwinter ein mit seinen 4 Monaten völliger Dunkel. heit, den man zu wissenschaftlichen Arbeiten gut verwendete. In einiger Entfernung von der Hauptstation wurde ein magnetisches Observalorium errichtet, in dem der Physiker und Meteorologe Sr. G. C. Simpson von Simla seine wichtigen Beobachtungen machte bis, als er 1912 nach Simla zurückgerufen wurde Wright ihn ersetzte, und besonders die Vereisungsverhältniffe einem genaueren Studium unterzog. Die erste antarktische Reise im , . sehr . niedriger Wem perai uren unternahmen Dr. Bilson Hartard und Leutnant Bowers Ende Juni. Sie mußten, da sie Pinguine bei Kap Grozier studieren wollten, durch eine Reihe bon Schneestürmen über eine sehr schlechte Eisoberfläche hinweg, auf die nur bisweilen das Mondlicht fiel, die aber meist durch Nebel bedeckt war. Sie fanden dort, wo die Forscher der „Discovery einst 2. bis 3000 Vögel gesehen hatten, nur etwa 100 Pinguine, von denen man 6 Eier sammeln konnte. Die Forscher hatten start unter den Blizzards zu leiden, wagten sich oft tage⸗ lang nicht aus den Schlafsäcken hinaus und kamen am 1! August zur Hauptstation zurück, wo sie sich schnell erholten. Bag Eis beschwerte ihre Schlafsäcke stark, Wilson mußte förmlich aus seinen Kleidern herausgeschnitten werden. Während der zweiten Hälfte des Winters wurde auf der Station die Schlittenreise zum Pol vorbereitet Man nahm reichlich Nahrung mit, die sich aus Pemmüͤcan Beefextraktt mit 60 o reinem Fett), aus Biskuit, Zucker, Butter, Tee, Kakao zusammensetzte, und in den ersten Tagen des antarktischen Frühlings wurden Depots aufgelegt. Am 24. Oktober ging die Vorhut der Polarabteilung ab. Sie bestand aus Day, Lashly, Hooper und dem Vortragenden. Man führte zwei Motorschlitten mit außerdem sechs Schlitten, mit Proyiant, Ponyfutter und Petroleum beladen. Um die Ponies auf dem Seeeise zu schonen, schickte man die Vorräte voraus, denn es war be— kannt, daß die ersten 30 Seemetlen schlechte Reise sein würden. Die Ingenieure Day und Lashly hatten Mühe, die Motor⸗ schlitten in der niedrigen Temperatur vorwärts zu bringen, die man denn auch eine Seemeile füdlich vom Kap Corner verließ. Nun⸗ mehr mußten die Schlitten von den Männern gezogen werden, sodaß man in 14 Tagen 180 Seemeilen vorwärts kam. Auf 80 Grad 32 . Br. hielt die Vorexpedition am 15. November an einem Rendezvoueplatze, um Kapitaͤn Scott und die Seinen zu erwarten, der am 21. November mit 11 Ponieg und zwei Hundegespannen kam. Er war durch schlechtes Wetter aufgehalten worden, hatte aber auch seine schwachen Tiere schonen wollen. Nachdem am Rendezwoueplatz ein Schneehügel in Höhe von 15 Fuß errichtet worden war, den man nach dem jüngsten Teilnehmer der Grpedition Mount Hooper nannte, ging es über die Große Cis— barriere“ südwärts. Die Ponieg hielten sich bei guter Pflege durchaus wacker, alle maren auf dem Marsche sroh und lebensfrisch. Gutes und schlechtes Wetter wechselten, hier und da trat Schneeblindheit bei Menschen und Tieren ein, von 65 zu 65 Seemessen legte man Depots an, mit je einer Provision für eine Woche für jede zurückkehrende Einheit, die duich eine schwarze Flagge bezeichnet wurden. Die bösen Tage kamen aber, als die Pontes eins nach dem andern getötet werden mußten, wozu der Hunger zwang. Auf 1 Grad 15 kehrten Day und Hooper zum Basisdepot zurück, Atkinson und Wright mußten an deren Stelle als Schlittenzieher treten. Am 4. Dezember errelchte die Expedition Shackletons Southern Gateway. Der Beadmore⸗ Gletscher lag zur Linken. Scott hoffte, am nächsten Tage an den Gleischer heranzukommen, aber das Glück war gegen ihn. Vom 4. bis zum 8. Dezember wütete ein Blizzard, während dessen die Tempe⸗ natur biß auf 35 Grad Fahrenheit stieg, der Schnee kam in dicken Flocken aus Südsüdost, ihm folgten Graupelregen und selbst Regen. 18 Zoll hoch lag der Schlamm auf der Eisbarriere, man mußte die armen Ponies stetß aus den Schneewällen ausgraben, die Hunde litten weniger. Auch Schlitten und Vorräte mußte man nach dem Sturm ausgraben, schenteltief wälzte man sich im antarktischen Morast. Nach 14 weiteren Marschtagen mußten die letzten 5 Ponies erschossen werden. Nunmehr ging es auf den Gletscher. Der Aufstieg war ungemein schwierig, 10 bis 12 Stunden täglich mußten die mit einem Gewicht bis zu 300 Kilo beladenen Schlitten über eis bedeckte, mit Rissen und Spalten vielfach durch⸗ setzie Abhänge gezogen werden. Am 16. Dezember erreichte man Blaueis“, 3000 Fuß über der Barriere, und am 21. Dezember war man in 85 Grad 7 s. Br., 6800 Fuß über der Barriere, dieser un⸗ begrenzten weißen Ebene rings um die Berge, die den Weg zum Pol bewachen. Man hatte das Plateau erstiegen, auf dem der Pol liegt. Nach Niederlegung des „Oberen Gletscherdepofs gingen drei Forscher mit Dr. Atkinson zurück zum Basis depot, das sie nach schwieriger Reise, während der sie auch der Skorbut befiel, dennech am 28. Januar 1917 er— reichten. Die acht nach Süden Ziehenden werden von einer Einöde umfangen, die sich mehr und mehr steigert, der prickelnde Südwind bei stark empfindlicher Kälte setzt ihnen hart zu, am 31. De⸗ jember wird der 87. Breitengrad erreicht. Ueber dem gefrorenen Ozean, auf dem das Schweigen des, Todes herrscht, nur hier und da von dem Klingen des Eises unter dem Druck des Schlittens unterbrechen, hatte man am 4. Januar 1912 87 Grad 34 erreicht. Da fordert, 270 km vom Endziel, Kapitän Scott, man solle ihm zwei Mann für diese Strecke sber⸗ lassen, die übrigen, also Lashly, Crean und der Vortragende sollten zur, Basisstaton zurückkehren. Er sei sicher, wenn ihm mit 3 Be— gleitern die Depots zur Verfügung stehen würden, nach Erreichung des Pols die Rückkehr erzwingen zu können. Teutnant Bowers schließt sich der Abteilung Scotts an, und nach kurzem Abfchied zieben Scott und seine drei Begleiter füdwärts, indem ihnen die Zurück⸗

lehrenden, deren Führung Evans übernommen hat, noch lange nach⸗ slicken. Sie ahnen nicht, daß sie sie zum letzten Male lebende gesehen batten. Die Rückkehr wäre fast auch für EChans und seine Leute zum Unglück geworden. Nach Ueberwindung eines Blizzard, der drei Tage anhielt, kamen sie zum „Oberen Gletscher⸗ Depot“ des Beardmore⸗ Gletschers zurück. Nebel und Spalten im Csse und Nahrung mangel erschwerten den Abstieg vom Gletscher und verzögersen den Marsch. Am 17. Januar wurde Ebans vom Skorbut befallen, als noch 500 Seemeilen zurückzulegen waren. Als Rapigateur konnte er seine Ge= fäbrten nicht verlassen, sie schleppten ihn, da er die Füße nicht mehr gebrauchen konnte, auf einem Schlitten, aber der tiefe Schnee ließ schließlich ihre Kräfte erlahmen. Solange Evan gekonnt, hatte er sich aufrecht erhalten. Als sie am IJ. Februar in Sicht des Erebus⸗ Vulkans gekommen waren, und Evans sich sehr schlecht fühlte, for⸗ derte er sie auf, ihn im Schlaffack mit einigen Nahrungs⸗ mitteln zurückzulassen und selbst zur Hauptstation vorzudringen, um wenn möglich von dort Hilfe zu senden. ECrean und Lashly weigerten sich, dies zu tun, und zogen Epans vier Tage lang täglich 12 Stunden. Am 17. Februar ist die Lage der Forscher fast verzweifelt, als Crean allein zum nächsten Depot in 6 Em Entfernung vorausgeht, woher er Dr. Atkinson dann zu Hilfe bringt. Der Vortragende besprach zum Schluß die Fahrt der „Terra noba“ nach König Edwardsland und die wissenschaftlichen Arbeiten Campbells? und seiner Genossen, besonders Priestleys. Während eines antarktischen Winters war Campbell, der um Mount Melbourne und Wood Bay diesen Teil von Victorialand auf Schlitten fahrten zu untersuchen im Begriff war, von dem Schiff, das im Eise festgebalten wurde, abgeschnitten, aber er und seine Mannschaft fanden nach mannigfachen Leiden und Strapazen, als sie am 30. September 1911 zur Basisstation aufbrachen, ein Depot des australischen Phystkers Griffith Taylor, der längs der Küste von Victorialand eine Reise zu geologischer Erforschung und zwecks kartographischer Auf⸗ zeichnung ausführte. Auch an den wenig besuchten Küsten Neu⸗See⸗ lands haben die Gelehrten von der ‚Terra noba wissenschaftlich aus⸗ dauernd gearbeitet.

ö. Am Schluß des mit gespannter Aufmerksamkeit von der Zuhörer⸗ Shaft, verfolgten Vortrags erntete der Commander Epant wärmsten 8 dim der Vorsitzende Professor Dr. Hellmann in englischer Sprache Ausdruck gab. Anerkennung und Dank der Gesellschaft für Erdkunde wurden dem Forscher durch seine Ernennung zum Ehren mitglied der Gesellschast zutell.

Bauwesen.

Einer Anregung aus Interessentenkreisen entsprechend, wird die im Bayerischen Staate ministerium für Verkehrsangelegenheiten bearheitete Denkschrift über den Ludwig⸗Dongu⸗Rain—⸗ Kanal, die mit 2 Uebersichts karten und einem Höhenübersichtsplan über den Lauf des Kanals ausgestattet ist, durch die Geheime Expedition dieses Ministeriums für den Preis von 2 46, soweit der Vorrat reicht, abgegeben. /

Land⸗ und Forstwirtschaft.

ö Die deut 4 Gęgellschaft süt Züchtungskunde, Berlin, alt am 19. d. M.. Vormittags 995 Uhr, im Meistersaal, Köthener⸗ straße 38, ihre diesjährige Hauptversammlung ab. Der Professor Dr. Cathari vom Physiologischen Inslitut der Berliner Landwirischaftlichen Hochschule wird über die „Bede itung des Eiweißes jür die Ernährung nach dem Stande neuzeitlicher Fo schung? Vortrag halten. Es handelt sich hierbei um eine in der landwirtschaftlichen Fütterungs⸗ praxis noch nicht entschiedene Streitfrage, die wegen ihrer grundsaͤtz⸗ lichen Bedeutung für die Jugendentwicklung und die Aufstellung von Futtergaben und Mischungen bald gelöst werden möchte. Den zweiten Vortrag hat Derr Gustay Rau übernommen, der durch seine hippologischen Arbeiten bekannt ist, und soeben seine im Auftrag der Gesellschaft vor 2 Jahren begonnene Durch⸗ forschurg der Zuchtverhältnisse des hannoverschen Halbblutpferdes be—

263 1 j 8 .. R ö j endet hat. Die daber gemachten Beobachtungen allgemeiner hippolo⸗ gil cher Natur sollem in dem Vortrag bekannt gegeben werden, dessen hema lautet: „Ueber Entstehung, Vererbung und Bestimmung von Mer detypen zan Dand der hannoberschen Pferdezucht dargestellt /. Beide Von trage werden mit Lichthildern erläutert, auch follen zum Schluß kinemqtographische Aufnahmen aus der Tierzucht gejeigt werden. Der Besuch der Versammlung ist auch Nichtmitgliedern gestattet. .

Wintergetreideernte in Rußland. Na 19N e * s 59 s * h 18 1 M Nach den Angaben des statistischen Komitees ist die Ernte an , ,, im europäischen Rußland arößer als erwartet wurde Gegen das Vorjahr isl 9 Fryir 53 Meßzenẽ . 5 * Gegen das Vorjahr ist der Ertrag des Weizens und der Gerste ge⸗ stiegen, der des Roggeng gefallen. llebrigeng sind die nachstehend angegebenen Zahlen nicht ganz genau vergleichbar, da die für 1912 sich auf 63, die für 1913 auf

64 Gouvernements beziehen (Millionen Pud): Schãätzung

9 für 1913 für 1913 für 1912

minterrsaeao 960 6 ö Winterroggen . 1422 1496 1560 ern,, 461 491 405 ,, 9,8 10 865.

Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulatg in St. Petersburg vom Februar 1914.)

Ertrag Ertrag

. Paris, 9. Februar. (W. T. B.) Nach dem amtlich veröffent⸗ lichten Saatenstandsbericht wurde an J. Februar der Stand des Winterweizens auf 73 , geschätzt gegen 75 im letzten Monat und 0 im gleichen Monat des Vorjahres, der des Winterhafer auf [1 06 gegen 76 bezw. 75.

Theater und Musik.

Deutsches Künstlertheater (Sozietät). Hermann Bars anderwärts bereits mit Erfolg aufgeführ dreiaktige Komödie „Das Phantom“ fand am ,,, Künstlert heater elne freundliche Aufnahme, obwohl sich im Laufe des Abends bet aller geistreichelnden Plauderei die Dürftigkeit der Hand⸗ lung und das ihr angeheftete Flickwerk recht deutlich fühlbar machten. Die junge Frau des Brauereibesitzers Dr. Fidelis Schmorr macht ihm das Geständnis, daß sie ihm untreu geworden sei. Mit der Untreue hat es aber hier eine eigene Bewandtnis, wie der sich be⸗ trogen wähnende Ehemann erfährt, als er sich zu dem Friedeng⸗ störer seiner Ehe, dem Legationssekretär a. D. von Dynhusen begibt um von ihm Rechenschaft zu fordern. Dieser ganz der Theosophie lebende ehemalige Viplomat hat nämlich das Unglück, daß sich die Frauen in ihn verlieben, ohne daß er für sie etwag anderes als rein freundschaft⸗ liche Gefühle emy fände. Auch zwischen der Gattin des Dr. Schmorr und ihm hat sich nichts ereignet, das irgendwie das Licht zu scheuen brauchte; ihre in überschwenglichen Liebeshriefen beteuerte idenschaft für ihn hat er mit der Gemessenheit seiner frigiden Natur zurückgewiesen. Dr. Schmorr könnte sich mit diefer Aufklärung der Sachlage zufrieden geben, aber sie brin t ihn erst recht in Harnisch; denn ihm siegt daran, die Neigung seiner Frau zurückzugewinnen und das Phantom zu verscheuchen, an das sie ihr Herz gehängt hat. Er stellt ste alfo unverhofft dem Legationssekretär gegenüber und erklärt ihr in dessen Gegenwart (nach dem Vorbild von Ibsens Dr. Wange), daß er sie frei gebe und daß sie zwischen ihm und dem andern wählen könne. Der klug berechnete Schachzug hat denn auch bei der jungen überspannten Frau den gewünschten Erfolg. Diese knappe Handlung, die sich ganz gut unter den drei Hauptpersgnen im Rahmen eines Äkts abspielen könnte, hat durch allerlei Dehnungen nicht sonderlich gewonnen. Eingefügt sind noch die nach älteren Miussern gezechnele Gestalt der Schwiegermutter des vermeintlich betrogenen Ehemanns, ferner die „unverstandene! Frau dez Legatlonssekretärs und

ein derber bayerischer Bergführer: drei Nebenpersonen,