1914 / 35 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Feb 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Choleragefahr die aus den Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres, des Bosporus, des Marmarameeres, des Aegäischen Meeres und aus griechsschen Häfen des I nischen Meeres nach einem deutschen Hafen kommenden Schiffe und ihre Insassen bis auf weiteres vor der Zulassung zum freien Verkehr ärztlich zu unterfuchen sind, für Herkünfte aus griechischen Häfen, auch für solche aus Saloniki, aufgehoben. Berlin, den 9. Februar 1914. Der Reichskanzler. Im Auftrage: von Jonquières.

Bekanntmachung. Die Hamburg⸗Altonaer Arbeiter-Krankenkasse in Altong ist für die Mitglieder der Gruppe A nach 8 514 f I der Reichsversicherungsordnung als Ersatzkasse zuge⸗ assen. Berlin, den 9. Februar 1914. Das Reichsversicherungsamt, Abteilung für Kranken-, Invaliden⸗ und Hinterbliebenen⸗ versicherung. Dr. Kaufmann.

Bekanntmachung.

Die. Ziegler⸗Unterstützungs kasse in Brake in Lippe ist nach § 514 Abs. 1 der Reichsversicherungsordnung als Ersatzkasse zugelassen.

Berlin, den 9. Februar 1914.

Das Reichsversicherungsamt, Abteilung für Kranken-, Invaliden- und Hinterbliebenen— versicherung.

Dr. Kaufmann.

Per sonalveränderungen.

Königlich Sächsische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere.

Den 1. Februar. v. der Decken, Oblt. im 2. Gren. R. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, m. Pens. z. Disp. estellt.

. Den 4. Februar. v. Schroeter, Hauptm. und Komp. Chef im 5. Inf. R. Kronprinz Nr. 104, unter Beförderung zum Major vorläufig ohne Patent, zum Adj. d. 3 Div. Nr. 32 ernannt.

Die Lts.: Richter im 14. Inf. R. Nr 179, komdt. z. Dienstl. hei d K. S. Kompagnien d. K. P. Eisenb. Regts. Nr. 1, zu diesen Kompagnien, Dietrich bei d. K. S. Kompagnien d. K. P. Eisenb. Regt rr 1. 16 2 13. Znf t. Mr. Jö, = berfetz..

Peter, Vizefeldw. im 12 Inf. R. Nr. 177, Schütz e, Vize— wachtm. im . Feldart R. Nr. 77, die Unleroffizsere: Bremer

im 3. Inf. R. Nr. 102 König Ludwig 1II. von Bayern, Haase

im 14. Inf. R. Nr. 179, Klausch im 16. Inf. R. Nr. 182, Mittmann im Telegr. B. Nr. 7, zu Fähnrichen ernannt. Im Sanitätskorps.

Den 4. Februar. Dr. Comberg, St. und Bats. Arzt im 3. Inf R. Nr. 192 König Ludwig III. von Bayern, scheidet mit dem 19. . d. J aug d. Heere aus behufs Uebertritt 3. Kaiserl. Schutztr. für Deutsch Ostafrika.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: die Regierungs⸗ und Forsträte Altmann in Oppeln und Hassenstein in Gumbinnen zu Oberforstmeistern mit dem Range der Oberregierungräte und den bisherigen ordentlichen Honorarprofessor in der philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗Universität zu Berlin Dr. August Brauer zum ordentlichen Professor in der⸗ selben Fakultät zu ernennen.

Seine Majestät der König haben durch Allerhöchsten Erlaß vom 6. Januar 1914 den Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten zu ermächtigen geruht, den Regie⸗ rungsyhräsidenten Dr. Gramsch in Gumbinnen zum landes⸗ herrlichen Kommissarius für die Litauische Friedensgesellschaft zu ernennen. ;

Diese Ernennung ist durch Verfügung vom 2. Januar 1914 erfolgt.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent in der philosophischen Fakultãt der Universität zu Marburg Dr. Edmund Stengel ist zum außerordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden.

Königliche Akademie der Künste in Berlin.

Bekanntmachung.

Die in der Genossenschaft der ordentlichen Mitglieder der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste, statutenmäßig erfolgte Wahl

1) des Malers, Professors Raffael Schuster⸗W oldan, 2) des Malers, Professors Max Slevogt, 3) des Bildhauers, Professors Augu st Vogel zu hiesigen ordentlichen Mitgliedern, 4) des Architekten, Stadtbaurats, Professors Dr.⸗Ing. h. c. Hans Grässel in München ; zum auswärtigen Mitgliede . der Königlichen Akademie der Künste ist vom Herrn Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten bestätigt worden.

Berlin, den 9. Februar 1914. Der Präsident: Ludwig Manzel.

Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.

Dem Oberforstmeister Altmann ist die Oberforstmeister⸗

stelle in Oppeln, dem Oberforstmeister Hassenstein die Ober— forstmeisterstelle in Gumbinnen übertragen worden.

ö , . .

Der Nevierförster Nagel in Dannhorst ist nach Rosen⸗ garten, Oberförsterei Harburg, Regierungsbezirk Lüneburg, versetzt worden.

Die Oberförsterstelle Wolfgang im Regierungsbezirk Cassel ist zum 1. Juli 1914 zu besetzen. Bewerbungen müssen bis zum 1. März eingehen.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Februar 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im, hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanteri⸗ Freiherrn von Lyncker, des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller und des Chefs des Admiralstabes der Marine, Admirals von Pohl entgegen.

Der Geheime Baurat und vortragende Rat im Reichs⸗ postamt Walter ist am 8. Februar 1914, Vormittags, im 64 Lebensjahre nach kurzer Krankheit verstorben. Der Heim⸗ gegangene trat nach längerer Beschäftigung im Privatdienst 189 in den höheren Baudienst der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung, wurde 1908 zum Postbaurat und 1911 zum Geheimen Baurat und vortragenden Rat ernannt. In dem Entschlafenen verliert die Reichs-Post- und Telegraphenver⸗ waltung einen Beamten von hervorragender künstlerischer und technischer Begabung, von dessen rastlosem Schaffen viele schöne und zweckmäßige Dienstgebäude Zeugnis ablegen. Sein Hin⸗ scheiden wird von seinen Vorgesetzten und Mitarbeitern um so schmerzlicher empfunden, als er ein Mann von gewinnendem, liebenswürdigem Wesen und von lauterster Gesinnung war. Sein Andenken wird dauernd in Ehren gehalten werden.

Das Postamt in Nonnendamm b. Berlin führt fortan die Bezeichnung Siemensstadt b. Berlin.

Laut Meldung des, W. T. B.“ sind S. M. S. „Dres den“ am 5. Februar in Tampico, S. M. S. „Condor“ am 8. Februar in Port Said und S. M. S. „Luchs“ an dem⸗

selben Tage in Futschau eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Am gestrigen Tage haben Besprech ungen zwischen den Vertretern des Handelsminister lums und Vertretern der am nordatlantischen Schiffahrtsverkehre be— teiligten österreichischen, deutschen, holländischen, belgischen und französischen Linien stattgefunden, in denen 'einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ zufolge die Möglichkeit einer Lösung aller schwebenden Fragen zu Tage tral. Die Verhandlungen, die im Geiste freundlichen Entgegenkommens geführt wurden, werden in den nächsten Tagen fortgesetzt werden. Die Er⸗ füllung Jer von der österreichischen Regierung gestellten Forde⸗ rungen hinsichtlich der Angabe des Aktlenbesitzes der Austro⸗ Amerikanga, der Brhöhung des Triesfer Anteils am nbrd— atlantischen Verkehre und der Regelung des Auswanderer— geschäfts in Oesterreich kann bereits jetzt als gesichert betrachtet werden.

Großzbritannien und Irland.

Zu der Antwort des Dreibundes auf die letzte Note Sir Edward Greys erfährt das „Reutersche Bureau“, daß neben der Festsetzung, daß die Räumung Südalbaniens durch Griechen⸗ land am 1. März zu beginnen habe und am 31. März beendet sein müsse, die drei Mächte ihre Bereitwilligkeit erklärt hätten, eine leichte Abänderung der albanesischen Grenze, die von dem griechischen Ministerpräsidenten vorgeschlagen wurde, in wohl⸗ wollende Erwägung zu ziehen. Was die Mitteilung an die Türkei betreffe, hätten die Mächte den britischen Vorschlag in allgemeinen Wendungen angenommen. Bezüglich eventueller Maßnahmen zur gewaltsamen Durchsetzung der Entscheidungen der Mächte seien sie der Ansicht, daß zuvor die Antworten Griechenlands und der Türkei abzuwarten seien.

Ruszland.

Die unter dem Vorsitz des Handelsministers gestern er— öffnete Sonderkommission zur Beratung von Maßregeln gegen die Verunreinigung des Exportgetreides hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, für ein Ausfuhrverbot solchen Getreides ausgesprochen, dessen Ingredienzinhalt gewisse Normen über— schreitet.

Italien.

Der Prinz zu Wied ist heute nacht von Berlin in Rom eingetroffen und, wie „W. T. B.“ meldet, am Bahnhof von dem Oberzeremonienmeister Marquis Boread Olmo, dem Unter⸗ staatssekretär im Ministerium des Aeußern Fürsten di Scalea, dem Generalsekretär in demselben Ministerium de Martino und dem italienischen Hauptmann Morena, der zum persönlichen Dienst bei dem Prinzen während seines Aufenthalts in Rom kommandiert ist, empfangen worden.

Portugal. Das Ministe rium hat die Geschäfte gestern übernommen, der bisherige und der neue Ministerpräsident hielten dabei Ansprachen. Heute wird das Kabinett sich dem Parlament

vorstellen. Schweden.

Wie die Zeitung „Aftonbladet“ meldet, hat der König Gu staf bereits am Sonnabend mittag der Regierung seine Antwort mitgeteilt über den Standpunkt, den er in der Landesverteidigungsfrage einnehmen wird. Die Mitglieder der Regierung haben sich gestern abend zu einer Besprechung ver— sammelt.

Türkei.

Gestern ist ein Irade unterzeichnet worden, das nach einer Meldung des „W. T. B.“ drei Gesetzartikel sanktioniert, durch die die Form der Garantien für Schatzscheine im Betrage von 100 Millionen Frances geändert wird, die aus der Emission von 125 Millionen übrig sind. Es sind dies die Schatzscheine, die von der Banque du Nord über⸗ nommen werden.

Das endgültige Einvernehmen über die ost⸗ anatolischen Reformen ist nach einer Mitteilung des Wiener K. K Telegraphenkorrespondenzbureaut dadurch zustande gekommen, daß der russische Geschäftsträger der Pforte mitteilte die russische Regierung stimme in den Grundfätzen mit der Pforte überein. Die Pforte benachrichtigte die Botschaften, daß sie sich an die Mächte mit dem Ersuchen wenden werde, ihr eine Kandidatenliste für die Posten der beiden General⸗ inspektoren vorzulegen. Die Kandidaten seien neutralen Staaten zu entnehmen. Nach Empfang der Liste, aus der die Pforte die Auswahl treffen werde, werde die Pforte den Großmächten offiziell das ganze Reformprogramm mitleilen und wahrscheinlich gleichzeitig die Ernennung der Generalinspektoren zur Kenntnis bringen.

Rumänien.

Vorgestern abend gab der Minister des Aeußern Porum⸗ baru zu Ehren des griechischen Ministerpräsidenten Ven izelos ein Galadiner, an dem auch der rumänische Thronfolger, der griechische Kronprinz, sämtliche Minister, der griechische Ge⸗ sandte sowie hohe Zioil- und Militärfunktionäre teilnahmen.

Der serbische Ministerpräsident Paschitsch ist gestern vor⸗ mittag von St. Petersburg in Bukarest eingetroffen. Am Abend fand im Ministerium des Aeußern zu Ehren Paschitsch' ein Bankett statt.

Amerika.

Der Präsident Wilson hat sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ mit dem Vorsitzenden der Senatskommission für das Einwanderungswesen dagegen ausgesprochen, daß in die Einwanderungsbill die Forderung eines Nachweises von Schulbildung zur Einschränkung der Einwanderung aufgenommen werde. .

Der geflüchtete Präsident von Haiti Oreste und seine Gattin sind an Bord des Dampfers „Prinz Eitel Friedrich“ in Kingston (Jameica) eingetroffen.

Nach einer von, W. T. B.“ verbreiteten Depesche aus Bogota ist Dr. Jose Vicente Concha zum Präsidenten von Columbien gewählt worden.

In Peru ist die Ordnung obiger Quelle zufolge voll— ständig wiederhergestellt, der Handel ist normal. Ein Erlaß der Kammern wird die Wähler zur Wahl eines n uen Präsidenten zusammenrufen. Die beiden Kandidaten si Augusto Durand und Xavier Prado Ugarteche.

Das argentinische Kabinett hat, wie „W. T. meldet, seine Entlassung genommen. Die Kammer dem Stagtspräsidenten Dr. Saenz Pena unbeschränkten laub bewilligt.

Das gestern veröffentlichte Budget der Republik Chile für 1914 ergibt an Einnahmen 415 3256650 an Ausgaben 401 760 800 Fr., also einen Ueberschuß von 13 564 200 Fr. Außerdem sind Aus gaben beabsichtigt in Höhe von 94 344 548 Fr., welche durch das bereits reaglisierte Er—

gebnis der Anleihe gedeckt werden sollen.

Asien.

Die Budgetkommission des japanischen Land—⸗ tages hat gestern eine Herabsetzung des Marineetats um 30 Millionen Yen beschlossen. Wie „W. T. B.“ meldet, erklärte der Marineminister Saito, daß er sich der be⸗ schlossenen Budgetherabsetzung nicht widersetzen werde. Der Minister teilte ferner mit, daß die Untersuchung in der Bestechungsangelegenheit, in die Marineoffiziere veriwickelt sein sollen, fortschreite, und er hoffe, bald in der Lage zu sein, die gegenwärtige Ungewißheit aufzuklären.

In einer von ungefähr 25 000 Personen besuchten Versammlung im Amphitheater in Tokio wurde gestern gegen die Regierung wegen des Flotten skandals Anklage erhoben und jedermann dringend aufgefordert, eine noch größere Versammlung, die heute im Hibaya⸗Park abgehalten werden soll, zu besuchen. Obiger Quelle zufolge besteht Grund zu der Annahme, daß die Volksstimmung gegen die Regierung und die Flotte hauptsächlich nicht durch den Flottenfkandal veranlaßt ist, sondern durch die fortgesetzt hohen Flottenausgaben und die

Aufrechterhaltung der unpopulären Steuern.

zarlamentarische Nachrichten.

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Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Dritten und Vierten Beilage.

In der heutigen (210) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück bei— wohnte, setzte das Haus die Spezialberatung des Etats für das Reichsamt des Innern fort und nahm zunächst die zwei—⸗ mal zurückgesetzte Abstimmung über die Ausgabe⸗ und Einnahme⸗ positionen aus dem Absatz von Kalisalzen vor. Entsprechend dem Antrage von Graefe⸗Erzberger-Baerwinkel wurde die im Etatsentwurf stehende befondere Position von 500 000 0 für die Kalipropaganda in San Francisco gestrichen und dafür die Aus—⸗ landspropaganda um 500 000 6 erhöht. Entsprechend dem An⸗ trage der Budgetkommission wurde der Auslandspropagandafonds um weitere 900 000 S6 erhöht; die Erhöhung beträgt daher im ganzen 1400000 é, welche Summe durch eine Entnahme in gleicher Höhe an Zinsen aus dem Reservefonds und eine entsprechende Erhöhung der Einnahmeansätze gedeckt werden soll. Ferner wurde den Kommissionsanträgen gemäß der Inlands— propagandafonds um 200 000 n auf 3 Millionen Mark und der Beitrag zu den Kosten der Untersuchung von Empfängerproben von 100 000 M auf 150 000 Me heraufgesetzt; dafür wurde die im Entwurf in Aussicht genommene Ueberweisung von 250 000 6 an den Reservefonds gestrichen.

Darauf fuhr das Haus in der Beratung des Ausgabe— kapitels Reichsgesundheitsamt und der dazu eingebrachten Resolutionen fort.

Abg. Meyer-Celle (n.): Nach dem Abg. Glesberts ist gerade die Anzahl der Krankheitstage in der Großeisenindustrie sehr groß. Vas kommt daher, weil die betreffenden Krankenkassen, soweit nur die Aussicht besteht. den Betreffenden wieder vollständig herzu⸗ stellen, über 25 Wochen hinaus Krankengeld zahlen. Man fordert hier auch eine Verkürzung der Arbeitszeit. Vor= her sollte man sich jedoch erft darüber unterrichten, ob der Gesundheltszustand der Arbeiter wirklich so ist, wie man ihn schildert. Wir haben deshalb folgende Resolutton eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, das Reichsgesundheitgamt zu be⸗ auftragen, Erhebungen über den Gesundheitszustand der Aibeiter der Großeisenindustrie anzustellen.“ Diese Resolution wird hoffentlich einstimmige Annahme finden. Die menschliche Arbeits-

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kraft ist mit das kostbarste natlonale Gut, das wir aber auch ausnutzen müssen. Durch Faulenzen ist noch niemals etwas geworden, weder ein Volt, noch ein einzelner. Eg ist doch nicht richtig, daß mit 49 Jahren die Arbeiter völlig verbraucht sind; im Bezirk Vildes heim sind über 40 o, der Arbeiter 10 Jahre alt. Wo das nicht der Fall ist, da rührt das daher, daß bei dem ständigen Wachsen der Eisenindustrie viele fremde Arbeitskräfte zuwandern. Auch die Zahl der Unfälle ist nicht gestiegen, sie ist sogar gesunken. Wenn mehr Entschädigung bezahlt wird, so beruht das auf der Tatsache, daß jetzt viele kleine Verletzungen entschädigt werden, die man früher nicht beachtete. Auch die Unfallverhütungsmaßregeln, die seitens der Arbeitgeber ge⸗ troffen werden, haben ein Sinken der Unfälle zur Folge gehabt. Ganz wird man sie natürlich nicht aus der Welt schaffen können. Die Arbeitgeber sind keine hartherzigen Blutsauger, sie halten ihre Arbeiter für Mitarbeiter.

(Schluß des Blattes.)

Auf der Tagesordnung für die heutige (23.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Innern Dr. von Dallwitz beiwohnte, stand zunächst die Interpellation der Abgeordneten Dr. 4 orsch und Genossen Zentr. ):

Ist die Königliche Staatsregierung in der Lage, Auskunft über den Unfall zu geben, welcher am 4. Februar 1514 zwei Reichs⸗ tagsabgeordneten auf dem Wege zum Reichstage durch Ueberfahren bon einem Automobil zugestoßen ist? Welche Maßnahmen gedenkt die Königliche Staatsregierung zu ergreifen, um der zunehmenden Gefahr entgegen uwirten, welche durch den steigenden Verkehr, insbesondere durch Automobfle für die Bevölkerung herbei⸗ geführt wird?

Auf die Frage des Präsidenten erklärt der Minister des Innern Dr, von Dall witz sich bereit, die Interpellation alsbald zu beantworten.

Zur Begründung der Interpellation erhält das Wort

Abg Freiherr von Steinaecker⸗-Trier (3entr. ). Wir alle stehen noch unter dem Eindruck des Unglücks, das zwei Reichstagg— abgeordneten vor einigen Tagen durch ein Automobil zugestoßen ist. Die Herren Reichstagzabgeor dne ten sind beim Ueberschreiten der Blücherstraße von einem Automobil erfaßt, umgeworfen und schwer verletzt worden. Gestern ist wiederum am Brandenburger Tor ein 8jähriges Kind von einem Automobil erfaßt, umgeworfen und schwer verletzt worden. Ich glaube wohl in Ihrem Sinne zu andeln wenn ich bei dieser Gelegenheit unserem Mitgefühl für die Opfer dieser Unglücksfälle Ausdruck gebe und den Wunsch aug— spreche, daß sie möglichst bald ihre Gesundheit wiedererlangen und ihrem Berufe wiedergegeben werden lallseitige Zustimmung). Der erste Teil unferer Interpellation wünscht zunächst eine eingehende amtliche Auskunft darüber, wie die Unglücksfälle sich zugetragen haben. Wir legen aber weniger Gewicht darauf, zu erfahren, wie es in dem betreffenden Augenblick zugegangen ist, fondern die Hauptsache scheint mir zu sein, daß von seiten der Regierung festgestellt wird, ob die gesetzlichen

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estimm ungen, die für den Verkehr der Automobile auf den Straßen lten, Sinnegehalten worden sind, ob ein Perschulden auf seiten r Passanten liegt, oder ob vielleicht die gesetzlichen Bestimmungen bei

9 d dem wachsenden Verkehr auf den Straßen einer Verbesserung bedürfen. Vor allen Dingen aber möchten wir Aufklärung darüber haben, ob es wahr ast, was wir in den Zeitungen gelesen haben, daß der schuldige Führer des Wagens eine Uebungsfahrt gemacht hat, um auszuprobieren, oh der Wagen für den Ve kehr brauchbar sei. Dann durfte die Uehungsfahrt überhaupt nicht auf einer öffentlichen Straße und einem öffentlichen Platze stattfinden. Das ist verboten durch einen Erlaß des Ober— präsidenten der Provinz Brandenburg. Ist es richtig, daß der Führer dieses Wagens seine Prüfung ablegen sollte? Dann wollen wir wissen, ob der gesetzlichen Vorschrist Genüge geschehen ist, daß ein Begleiter beizug ben ist, der die Tätiskeit Ves neuen Führers zu überwachen hat. Ich bin an Ort und Stelle gewesen, um mir ein Bild davon zu machen, wie die Sache zugegangen ist. Leider fehlt es uns an einer abgeschlossenen amilichen Veiöffentlichung (der Redner schildert, wie er sich den Unfall denkt). Wir müssen die Sache hier klarstellen, da wir einen Teil, der Verantwortung mittragen. Es muß dem Automobilunwesen eine Grenze gesetzt werden, damit endlich einmal der Fußgänger eine Straße ohne Lebensgefahr passieren lann. Hier in Berlin bestehen ja ganz besondere Verhältnisse. Die Bevölkerung nimmt zu, die Stadt dehnt sich aus. Viele Leute wohnen weit draußen, sie kommen in die Stadt hinein, um ihre Geschäfte ab suwigeln. Die Verhälinisse find also fehr kompliziert. Schon 1910 hat der Abg. Strosser auf die Verhältnisse im Automobilverkehr auf- merksam gemacht, namentlich auf die Steigerung der Automobit— unfälle hingewiesen. Natürlich ist seitdem die Zahl der Wagen noch erheblich gestiegen. Auf 100 Wagen kamen im Jahre 190657 noch 135,5 Unfälle; 1912 sank die Zahl auf 129; auf Berlin komme sch noch zurück. Im Jahre jh i] sind im Deutschen Reiche nicht weniger als 4585 Menschen dem Straßenberkehr zum Ypfer gefallen. Davon sind sofort totgefahren 24 Fahrer, 2 Insassen und 2760 Passanten und verletzt 311 Führer, (02 Insassen und 3249 Passanten. Im folgenden Jahre erhöht sich die Gesamtzahl auf 5984; davon waren 142 Personen sofort tot. Dagegen verschwindet der Materialschaden, der durch die Unfälle Ingerichtet worden ist. Im Jahre 1910511 betrug der Materialschaden 1758 000 , im Jahre 19727 2251 O90 6. Das sind doch Zahlen, die zu denken geben. Ben Löwengnteil an diesen Zahlen hat die Stadt Berlin. Im Jahre 1907 find in Berlin 614 Menschen durch Automohilun fälle zu Schaden gekommen; davon waren 22 Menschen hört tot. Im Jahre 1908 stieg die Zahl auf 672; das Jahr 1909 hat den Rekord erreicht mit 45 Menschen, davon waren Zs sofort tot. Im Jahre 1910 ging die Zahl auf gas zurück. Aber die Verletzungen waren so schwer, daß gleich 40 Menschen tot waren. Wenn das so weiter geht, wie soll das eigentlich für uns arme Passanten enden? Von August 1912 bis August 1913 sind in Berlin 144 Menschen botgefahren oder schwer verletzt worden. Interessant ist, daß ich unter den Opfern II Männer, 25 Frauen! und

s Kinder befinden. Babei ist festgestellt, daß die Menschen

in den meisten Fällen von Automobildroschken überfahren worden ind. Auf Privatautomobile kamen 27 Fälle, auf Autoomnibusse 19, zus Geschäfisautomobile 8, auf Militärautomobile 5 Fälle und auf Postautomobile 1 Fall. Durch die Feuerwehrautomobile ist nicht das Geringste vorgekommen, well) sie das lautschallende Signal haben und sie sich der großen Aufmerksamkeit der Straßen paffanten erfreuen. Die meisten Unfälle sind in den dichtbevölterten Straßen des Ostens und Nordostens der Stadt vor— Lkomn. en, dort sind auch die meisten Kinder verletzt worden. Wenn Sie nun einen Chauffeur nach den Gründen fragen, so wird er Ihnen immer antworten: wir sind wirklich die Unschuldigen, nie kleinen Kinder und Passanten sind schuldig. Gewiß wird m, Automobilfahrer seine Tätigkeit erschwert durch die hassanten und Durch unborsichtiges Passieren. Es ist vielfach In Sport, wenn dle Leute den Wagen kommen sehen, müssen sie noch schnell vorher hinüber. Aber die Unfälle, die dadurch entstehen, gehören zu den Ausnahmen. Die Hauptschuld liegt doch n dem Wagenführer, das will ich offen aussprechen, und zwar daran, die Automobile hier im allgemeinen mit einer größeren Heschwindigkeit fahren, als es nach den polizeilichen Vor⸗ hriften erlaubt ist. Gehen Sie doch einmal auf den Kur⸗ sirstendamm, und Sie werden das Wettrennen dort sehen. m schnellsten rasen die Wagen des Abends und des Morgens, um, Fahrgäste, die sich verspätet haken, aufs schnellste zu befördern, des Morgens gerade zu der Zeit, in der die Kinder . Schule gehen. Die Autoführer sagen einfach: Ich habe upensignal. gegeben, nun magst du überfahren werden. Auch die Fahrgäste verlangen oft, wie mir ein Chauffeur sagte, daß die ar nicht so schleichen, sondern immer noch schneller fahren sollen. Gin Chauffeur wurde wegen zu schnesfen Fahrens an⸗

geklagt, und wer verdonnerte ihn zur Strafe? Gerade der Herr, den er gefahren hatte und der ihm zugerufen hatte; Schleichen Sie doch nicht so, ich muß zum Gericht.“ Gin Hauptfehler ist es, daß der Chauffeur um so mehr Prozente verdient, je mehr Kilometer er zurüũck⸗ legt. Man sieht die Autos durch die Straßen sausen, daß man nicht nur Angst um die Passanten, sondern auch um die Insassen bekommt. Die Führer der Autobroschken leiden an einer gewissen Ueberhebung, die Straße gehört ihnen, und die Passanten betrachten sie als Chaussee⸗ flöhe. Die Privatautobesitzer treiben auch ihre Chauffeure an, zuzu⸗ fahren; mir sagte ein solcher Herr, für 25 Em schaffe er sich doch kein Auto an, mit 40 km fange eist der anständige Mensch an. Nach einer Gerichte entscheidung hat der Besitzer den Chauffeur zu über⸗ wachen und wird bestraft, wenn er einen Chauffeur hält, den er als leichtsinntg kennt. Die Gefahr entsteht gerade dadurch, daß die Wagen in den Straßen alle mit verschiedener Geschwindigkeit fahren, und es ist anzu⸗ erkennen, daß der Polizeipräsident von Berlin auf die Abschaffung der langsam fahrenden Pferdedroschken hinwirkt, aber dann müßte guch der Autotarif billiger sein., damit auch die ärmeren Leute Fahrgelegenheit haben. In keiner anderen Stadt wird so rasend gefahren, wie in Berlin. Der Gestank der Autes ist die Lieblingsblume des Berliner Verkehrs. Und wie die Autoführer schimpfen können! Ich hörte z. B. die Worte: Sie haben wohl Watte in den Ohren, Sie oller Affe!“ Der Wagen muß so langsam fahren, daß er in jedem Augenblick an⸗ gehalten werden kann. Die Rollschuhläufer gehören überhaupt nicht auf die Straße. Das Kind sähit die Straße herauf und herunter, plötzlich ein Schrei, und man hört nur noch die Worte des Chauffeurg „Ihr dumme Jöhren!“ Die Aussichtsbehölde verfolgt den einzelnen Fall nicht streng genug. Es fehlt eben der Druck von oben. Es gibt Automobilbesitzer und Freunde des Automobilsports, die, wenn man nur andeutet, sie sollten im Interesse des Verkehrs langsamer fahren, einem entgegenhalten: Sie haben eben kein Inter⸗ esse an der fortschreitenden Industrie. ISM einer Handbewegung ist die Sache abgetan. Wenn einmal zugefaßt wird von der Behörde, so geschteht das nicht mit der Kralle des Löwen, sondern mit Sammethandschuhen. Am 26. Juli borigen Jahres wurde auf der Potsdamer Straße an der Eichhornstraße ein Mann an⸗ gefahren und umgerissen; der Chauffeur fuhr davon; es kam ein Polizist Schluß! Hallelujah! Dem Mann wurde mitgeteilt, es liege keine Veranlassung zum Einschreiten vor; am 31 Oktober erhtelt er die Nachricht, daß das Verfahren eingestellt sei, und eine Beschwerde beim Kammergericht hat auch kelnen Erfolg gehabt. Bis heute ist in der Sache nichts weiter geschehen. Meine Forderung geht dahln, daß die Fahrgeschwindigkett sämt⸗ licher Fabrzeuge auf der Straße häufiger kontrolliert werde. An jedem Auto müßte ein automatischer Anzeiger so angebracht werden, daß jeder Poltzist sehen kann, wie schnell das Auto fährt. Die Be⸗ stimmungen über die Beschränkung der Fahrtgeschwindigkeit müßten viel energischer gehandhabt werden, und wenn eg nicht anbers geht, müßten mehr Poliztsten hingestellt werden. Wir verlangen ein rücksichtslofe⸗ Einschreiten gegen Automobilvergehen ohne Ansehen der Person. Es muß auch Mittel geben, um die Autos auch in der Dunkelheit befser und zuverlässiger erkennen zu können. Schon der Abg. Strosser hat seinerzeit auf die Notwendigkeit einer besseren Ausbildung der Chauffeure hinge⸗ wiesen. Wir haben ja Chauffeurschulen. Ich, habe nicht fest⸗ stellen können, welche Behörde auf den Unterricht einen Einfluß hat. Jedenfalls ist ein solcher Einfluß vorhanden bei der Prüfung dieser Leute, und da wünsche ich, daß sie recht streng geprüft werden, und zwar iw bezug nicht bloß auf ihre technische Fähigkeit, sondern auch auf ihre moralische Zuverlãässigkeit. Leichtsinnige Menschen kann man da nicht brauchen. Der Chauffeur muß wissen, daß Menschenleben mehr wert sind, als sein Gefährt. Ich möchte auch auf die kol ossale Staub⸗ entwicklung durch Automobile hinweisen, durch die an der Straße liegende Grundstücke absolut entwertet und unverkäuflich werden. Es sollte mich freuen, wenn die betreffende Verordnung des Bundesrats verschärft würde. In Berlin kann man wirklich agen, wenn man aufsteht: Herre Gott, bewahre mich vor Pest, Hunger und Krieg und, wenn es möglich ist, vor einem wildgewordenen Automobll. In Berlin sind es namentlich ein elne, Brücken, die gefährlich sind, fo die Potsdamer Brücke. Vor einigen Jahren sagte ein Kollege: vielleicht kommt es noch so weit. daß die Passanten sich gegen die Automobile organisieren. Im Parlamentsbericht ist allgemeine Heiterkeit ver- zeichnet. So weit sind wir jetzt. Es hat sich in Breslau ein Passantenschutzverein gegen die Automobile gebildet mit der statutenmäßigen Aufgabe, das Publikum vor Gefahren und vor Mißständen im Automobilwesen zu schützen. Der Zweck wird durch Vorträge, Belehrung usw. erreicht. In Paris wird wiel besser gefahren und dort stets links ausgewichen. Wir haben die Verantwortung, auf die Mißstände aufmertsam zu machen, und wenn die Aufsichtsbehörden verfagen, müssen wir energisch werden. Man soll die preußische Schneidigkeit einmal in Kraft treten lassen, wenn einer nicht im Interesse des Verkehrs pariert. Das Gesetz nützt nur dann, wenn es gegen jeden und in jedem Augenblick scharf zur An⸗ wendung gebracht wird. Die Leute müssen baran erinnert werden: Liebe deinen Näͤchsten wie dich selbst. Vieses Wort ist der Eckstein der sozialen Fürsorge und muß auch im Verkehr gelten.

Hierauf nimmt der Minister des Innern Dr. von Dall⸗ witz das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaute wieder⸗ gegeben werden wird.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volksmirtschaft.

Die häufigsten Kleinhandelgspreise für Fleisch in Preußen im 1V. Vierteljahr von 19513 und den drei Vorjahren.

Nach einer vom preußischen Statistischen Landesamt in der Stat. Korr.“ gegebenen vergleichenden Uebersicht der häufigften Kleinhandels. preise von Fleisch in den 50 bedeutendsten Marktorten Preußens während der Monate Oktober, November und Sezember des Jahres 1913 und der drei letzten Vorjahre ergeben sich aus den Wochendurch⸗ schnitten der häufigsten Preife für den ganzen Monat und die Ge⸗ samthlit der 509 Orte die folgenden Durchschnittspreise für 1 kg:

Rindfleisch von der Keule (Schwanzstück, Blume, Kugel, Nuß, Oberschale) im Oktober 195,9. 3 (gegen 205,7, 183 3 und 186, 3 im gleichen Monat der Frei Vorjahre 1912, 1911 und 1910), im November 1983 3 (gegen 198, 182, und 1823 A4) und im Dezem ber 19741 (gegen 196,, 1825 und 1810 4), Rindfleisch bom Bug (Schulierblatt, Schulterstück, Schuft) im Oktober 182,9 3 (gegen 188,8, 168.5 und 169,5 3), im Novem ber 181,9 * gegen 1832, 1679 und 1685 3) und im Dezember 1815 4 (gegen 18635, 167.3 und 1682 ),. Rindfleisch vom Bauch im Oktober 166, 3 (gegen 1737, 1490 und 1473 8), im No⸗ vember 1634 8 (gegen 1685, 146, und 147,5 3) und im Dezember 163, S (gegen 1644 145.5 und 1472 g), Rindfleisch im Gesamtdurchschntit im Sttober 183, 83 (gegen 191), 169,“ und 17035 ), im November 1833 83 (gegen 185 3, 1683 . ö ) und im Dezember 18355 3 lgegen 182,7, 168,9 und 68,0 9)

Kalbfleisch von der Keule (Schlägel) im Ok tober 212. 3 gegen 2133, 196,9 und 1969 3 im gleichen Monat der drei Vor⸗ sahre 1912, 1911 und 1910), im November 2165, J (gegen 2115, 1941 und 1982 3) und im Vezember 213 ö (gegen 210, 93, und 1940 3), Kalbfleisch vom Bug (Schulter, Blatt) im Oktober 1932 3 (gegen 1933, 1755 und 178, *), im No⸗ vember 1941 8 (gegen 1905, 174,6 und 17835 g) und im De zember 192, 3 (gegen 189, 174,6 und 176, ), Kalbfleisch im

Gesamtdurchschnitt im Oktober 204, 8 (gegen 2043, 18752 und 189. ), im November 206. 3 (gegen 2931, 186 und . 3. und im Dezem ber 265,5 3 (gegen 2020, 186 0 und 8 (, 1 9)

Hamm elfleisch von der Keule (Schlägel) im Oktober 203. 8 (gegen 199, , 181.8 und 1823 * im gleichen Monat der drei Vorjahre) im November 2032 3 (gegen 1942, 17835 und 179,7 *) und im Dezember 201, 9 (gegen 1943, 1767 und 178,5 9. HPammelfleisch vom Bug Schulter, Blatt) im Oktober 189, 3 gegen 13546, 1664 und 1648 3, im Ropem ber 187.9 3 (gegen 1781, 161, und 1642 3) und im Dezember 186.6 J (gegen 1782 1600 und 164.6 9, Hammelfleisch im Gesamtdurchschnktt im Oktober 1981. 3 (gegen 1934 1758 und 1753 F), im No⸗ vember 197, 3 (gegen 157 17186 und 173,5 53) und im De zember 195.5 3 (gegen 188 2, 170 0 und 173,0 8);

Schweinefleisch von der Keule (Hinterschinken) im Oktober 196, 3 (gegen 2030, 16863 und 181,3 3 im gleichen Monat der drei Vorjahre), im Nopember 191, 3 (gegen 1993, 162,8 und 1896 ) und im Dezember 186.3 5 (gegen 199,7, 1618 und 1785 ), Schweinefleisch vom B ug (Schuft, Schulterstück, Vorder⸗ schinten) im Oktober 1823 3 (gegen 189.3, 152,5 und 169,0 8), im November 1817 3 (gegen 1893, 149, und 167,1 3) und im Dezember 1763 3 (gegen 188535, 1473 und 163,5 *), Kopf und Beine im Oktober 87 lgegen g8,„0, , und 917 J), im Nobdember 87? 3 (gegen 98, 80s und 93, 3) und im Dezember 87 8 lgegen 98.3. 79,3 und 99 * Y), frisches Rückenfett im Oktober 1720 (gegen 1883, 150, und 1633 3), im November 169 Z (gegen 1882, 149.3 und 1651 3) und im Dezember 165,0 3 (gegen 1873, 14689 und 161,8 ), Schweinefleisch im Gesamtdurchschnitt im Oktober 175,6 * (gegen 185,1, 149, und 164 F), im November 1730 8 gegen 184, 147.5 und iß4 . Y) und im Dezember 168, 3 (gegen 1835, 145, und 161, 33

Roßfletsch im Oktober 92 (gegen gli, 77, und 77, 3 im gleichen Monat der drei Vorjahre), im November 91 3 (gegen Sg., 771 und 775 ) und im Dezember 90,9 3 (gegen 89, 76. und 76, 9).

Während des vierten Vierteljahrs 1913 haben sich die Fleischpreise im Kleinhandel mit Ausnahme des Schweinefleisches nur wenig ver⸗ ändert; im Gesamtdurchschnitte der Berichts orte lst nämlich das Schweine fleisch vom September zum Dezember um 714, das Hammelfleisch um 3 und das Roßfleisch um 1 4 gesunken, während das Rindfleisch seinen alten Stand behauptet und bas Kalbfleisch sogar um 2 3 an= gezogen hat. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres ist der De⸗ zemberpreis für Schweinefleisch um 143 zurückgegangen, für Hammelfleisch dagegen um 7, für Kalbfleisch um 3.1, fuͤr Roßfleisch um 14 und für Rindfleisch um O3 3 gestiegen.

Im einzelnen stellten sich in den drei Monaten die Ein— heitt⸗ (Gesamtdurchschnitts) Preise am höchsten für Rindfleifch in Magdeburg mit 208 3, für Kalbfleisch in Altona mit 241 und 248 , für Hammelfleisch im Oktober und November in Wiesbaden mit 236, im Dezember in Gleiwitz mit 232 3, für Schweinefletisch im Oktober in Frankfurt a. M. mit 219, in den folgenden Monaten in Cöln mit 211 und 20 8, für Roß—⸗ fleisch endlich mit 1360 J in Altona. Den niedrigsten Stand hatten die Preise für Rin dfleisch mit 155 3 in Frankfurt a. M, , Fal bfleisch im Oktober und November in Konigshütte (lim November auch in Memel) mit 172 , im Dezember in Memel allein mit 157, für Hammel⸗ fleisch im Oktober und November in Sigmaringen mit 160, im De—⸗ zember in Memel mit 154 3, für Schweinefleisch in den beiden ersten Monaten in Münster mit 154 und 146, im Dezember in Tilsit mit 144 I, für Roß fleisch im Oktober und November in Tilsit, Posen, Bromberg und Stade mit je 60, im Dezember in Tilsit mit 57 .

Zur Arbeiterbewegung. . italie nische Hafengrbeitervereinigung droht, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, einen seit Freitag in Neapel herrschenden

Hafengrbeiterausstand auf alle italienischen Häfen auszudehnen. Am 7. d. M. fanden in ganz Italien Versammlungen der Eisen—⸗ bahner statt, die von der Regierung Gehaltsaufbesserungen unter

Androhung des Ausstandt derlanglen.

Knnst und Wiffenschaft.

Die ärztlichen Erfahrungen auf der Seottschen Ex⸗ edition. Dr. Leyick, der Marxinearzt der Südpolarerpedition des Kapitäns Seott, hat in der Londoner medizinischen Gesellschaft vor einer großen Zuhörerschaft über seine Erfahrungen berichtet, die er als Teilnehmer der nördlichen Abteilung der Expeditlon gemacht hat. Sie können um so mehr als Lehre für künftige Unternehmungen im Südpolargebiet gelten, als diese Reisenden sich einige Zeit unter ganz ungewöhnlichen Verhältnissen befunden haben. Nachdem die Ab⸗ teilung am Kap Adair ihre Hütte aufgeschlagen hatte, war die erste unangenehme Ueberraschung der Kampf mit dem Wind. Dr. Levick meint, daß stärkere Stürme wie dort auf der Erde überhaupt nicht vorkommen. Eine Windgeschwindigkeit von 160 km in der Stunde wurde mehrmals gemessen. Vielleicht stieg sie zuweilen noch höher, aber der Windmesser versagte bald den Dienst. Eine Fortbewegung gegen den Wind war nun auf allen Vieren möglich, und die Hätte konnte außer durch starke Ver⸗ ankerung mit Drahtseilen nur dadurch erhalten werden, daß ein Wind— schirm bis über das Dach geschaffen wurde. Die schwere Brandung trug gewaltige Steine ant Ufer, die später zu großen Massen zusammenfroren. Die tiefste Temperatur und der staͤrkste Wind traten im Frühjahr ein. Bie Fliesldun g bestand dann aus dicken wollenen Hosen, Jacke und Weste, 2 bis 3 Paar Strümpfen, Pelz⸗ stiefeln aus Renntierhaut und einer auf Windschutz gearbeiteten Kappe. Sehr wichtig war ein Stück Wolle zum Schutz der Nafe. Das Wetter war höchst unbeständig und konnte sich in 20 Minuten aus völliger Ruhe und Klarheit in einen fürchterlichen Schneesturm berwandeln. Die Nahrung bestand, da das Schiff nicht erreichbar war, lange Zeit fast ausschließlich aus Seehundsfleisch, dessen Genuß unangenehme Erscheinungen hervorrief. Das Fleisch von alten Pin— guinen wurde als elne angenehme Abwechslung empfunden. 7 Mo—= nate lang wurde die körperliche Bewegung nach Möglichkeit eingeschränkt, da sie stets mit Frostschäden bestraft wurde. Sehr mißlich war die Erschépfung des Sa lz vorrats. Man versuchte es mit der Benutzung von Salzwassereis, die aber eine Epidemie bon Durchfall hervorrief. Obgleich alle Infassen der Hütte unter sämtlichen Verhältnissen litten, die sonst zur Entstehung des gefürchteten Skorbut führen, blieben sie von dieser Krankheit derschont, wahrscheinlich wegen des dauernden Genussesz von frischem Fleisch. Eine der größten Beschwerden waren die Folgen der Auf⸗ nabme von Seehundsfleisch, die sich in Vermehrung der Harn säure zeigten und zu Blutungen und anderen höchst lästigen Er⸗ scheinungen führten. Eist nachdem man sich die Mühe nahm, dat Fleisch länger zu kochen, verschwand diefe Plage. Eine jehr schwöerige Aufgabe war ferner die Lüftung der Eishöhle, in der die Polarreisenden hausten. Die beiden Türen mu ßten gegen den Wind fest verschlossen bleiben. Im allgemeinen wurde die Luft im Innern nicht als besonderz schlecht empfunden oder rief wenigstens keinen Kopfschmerz herbor. Als aber nach einem schweren Schneesturm das Dach der Hütte sich mit einem festen Ele mantel überzogen hatte, wurde der Aufenthalt im Innern unerträglich und der Sau erstoffm angel so groß, daß der Ofen und die Lampe nicht brennen wollten und nicht einmal ein Streichholz angesteckt werden konnte. Eg mußte also ein besonderes Lufiloch geschaffen werden. Daß trotzdem keine Erstickungsanfälle eintraten, erklärt Dr. Levick durch die anregende Wirkung der starken Kälte. Fünf Monate blieb der Gesundheits⸗ zustand erträglich, wurde aber dann so bedenklich, daß ein Ortswechsel r en werden mußte. Er besserte sich hei der fol. genden Schlittenreise, jedoch glaubt der Arzt, daß ohne dauernde

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