1914 / 38 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Feb 1914 18:00:01 GMT) scan diff

geführt, daß, wenn heutzutage eine Revolution kommt, diese nicht von unten, sondern von oben her gemacht wird. Unter dem Vorgeben des Schutzes der persönlichen Freiheit will man jetzt die Gewerk⸗ schasten erdrosseln. Wie kann man angesichts der offenbaren Streikjusti; noch von Arbeitswilligennot sprechen? Das Material über den Boykott, das die nationalliberale Reichstagskommission sammelt, wird nicht gerade unparteiisch zusammengetragen. Selbst die christlichen Organisationen wollen von dem Arbeitz⸗ willigenschutz nichts wissen; das wird hoffentlich auch noch ein Zentrumzredner mit der nötigen Deutlichkeit sagen. Die technisch⸗ industriellen Beamten wollen von Ihnen (rechts) nichts wissen, die Arbeiter wollen nichts von Ihnen wissen, da bleibt Ihnen nur noch übrig, einen Verband der Bergwerksdirekioren zu gründen. der dann eine Organisation sein wird, der den Arbeitswilligenschutz haben will. Wenn Sie (nach rechts) dem Terrorismus nachgehen wollen, dann gehen Sie erst einmal in die nationalliberalen Unternehmerkreise oder in die konservativen Wahlkreise. Die Unternehmer suchen systematisch Streikbrecherorganisationen zu schaffen. Dafür zahlen sie Hundert⸗ tausende. Durch Terror, durch unsaubere schmutzige Manöver und durch Bestechungen sucht man die gelben Organisationen zu fördern. Und dann heißt es: wir wollen den Gewerkschaften nicht an den Kragen, sondern nur die Aribeitswilligen schützen. Der eigentliche Grund ist, daß Sie die Gewerkschaften vernichten möchten. In dem⸗ selben Augenblick, wo Sie zu neuer Plünderung der Arbeitertaschen bei Gelegenheit der neuen Handelsverträge rüsten, suchen Sie die Arbeiter zu knebeln und ihnen ihr Recht zu nehmen. Es ist eine Brutalität und eine Aufpeitschung der Arbeiter sondergleichen, wenn man den Arbeitern auch noch das Strelkrecht unmöglich machen will. Die Auffassung, die der Abg. Fuhrmann in seiner gestrigen Rede ausgesprochen hat, steht in einem gewissen Gegensatz zu der Auffassung, die ein Mann seiner Partei, der Abg. Bassermann, vertreten hat, der am 22. Januar 1912 erklärte, daß seine Partei stets unentwegt gegen Reaktion und Rückständigkeit kämpfen wird. Der Abg. Bassermann hat also ganz anders gesprochen, aber er hat ja hier nichts zu sagen. Es war bezeichnend, daß der Abg. Fuhr⸗ mann von dem Abg. Bassermann und von seinem Freund Röchling sprach. In der Tat der Freund Röchling und andere Vertreter des Großkapitaligzmus hier im Hause stehen dem Abg. Fuhrmann außer— ordentlich nahe. Verbünden Sie sich (zu den Nationalliberalen) nur mit jener Seite, die die fundamentalen Rechte des Volkes vernichten und die Landarbeiterbevölkerung in den Zastand der Sklaverei zurück— versetzen will, dann werden Sie schon sehen, wohin der Weg führt. Das Volk wird wissen, was es von Ihrer Freiheit zu halten hat. Es ist unerhört, daß ein Mann, ein Eisendreher, nachdem er 19 Jahre in Deutschland war, ausgewiesen wurde. Der Mann hat gebebt und gezittert, wie er zu mir kam. Sie lachen! Damit kenn— zeichnen Sie sich selbst. Wir werden die Erfolge Ihrer Aufhetzungs⸗ polltik ernten. Die maßlose Erbitterung und Empörung angesichts solcher Tatsachen, wie wir sie tagtäglich erleben, ist so groß, daß die sozialdemoktatische Arbeiterbewegung lawinengleich anschwellen und Sie hinwegfegen wird.

Darauf vertagt sich das Haus.

Persönlich bemerkt

Abg. von Kardorff (freikons): Der Abg. Ströbel melnte, ich hätte gesagt, die Wahlreform werde nicht kommen. Ich habe nur gesagt, daß die Wahlreform in Ihrem Sinne (zu den Sozialdemokraten) nicht kommen werde. Ich habe auch nicht gesagt, Preußen solle in die Verhältnisse der Einzelstaaten eingreifen. Ich habe nur erklärt, daß, ebensogut wie Bayern, Württemberg und Baden sich unabhängig entwickeln, wir das auch für Preußen verlangen. Ich habe auch nicht dem Abg. Cassel den unsinnigen Vorschlag gemacht, die direkte und geheime Wahl in den Kommunen einzuführen, schon mit Rücksicht auf den Abg. Cassel nicht, ich habe nur gesagt, wenn die Freisinnigen die Einführung des Reichstagswahlrechts in Preußen propagierten, müßten sie sie logischerweise auch für die Stadt⸗ und Landgemeinden propagieren. Dem Abg. Korfanty bemerke ich, daß ich nicht be⸗ hauptet habe, daß der Verkehr det von Tiedemann mit dem ruthenischen Pfarrer im Einvernehmen mit der Regierung stattgefunden hätte, sondern ich habe gesagt, daß die Beschaffung ruthenischer Arbeiter, die sich der Ostmarkenverein zur Aufgabe gemacht hat, im Ein vernehmen mit der Regierung stattfinde. Im übrigen halte ich es unter meiner Würde, auf die zahlreichen Angriffe des Abg. Korfanty einzugehen.

Abg. Cassel (fortschr. Volksp.): Bezüglich der Einzelstaaten habe ich mich nicht auf die jetzige Rede des Abg. von Kardorff, sondern auf seine vorjährige Rede bezogen. Dem Minister erwidere ich, daß ich in der Angelegenheit der westfälischen Feuersozietät nicht eine Einmischung der Aufsichtsbehörde in das gerichtliche Ver⸗ fahren gewünscht habe; ich habe nur verlangt, es solle die unter kommunaler Aufsicht stehende Feuersozietät angewiesen werden, nicht sämtliche Israeliten dadurch zu kränken, daß ein jüdischer Sach⸗ verständiger wegen seines Glaubens abgelehnt wird. Der Minister hat meine Beschwerde nicht direkt beantwortet, sondern daran vorbei⸗ gesprochen.

Abg. Korfanty (Pole) hält seine Behauptung aufrecht, daß der Regierungspräsident von Oppeln und die Polizeibehörde das Treiben des Mädchenhändlers in Myslowitz hätten kennen müssen. Die Entnahme von Briefen aus dem Briefkasten durch einen Polizeiagenten sei nur deshalb nicht verfolgt worden, weil er die Briefe wieder zurückgelegt hat, also kein Diebstahl vorlag.

Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung: Freitag, 11 Uhr Etat des Ministeriums des Innern).

Land⸗ und Forstwirtschaft.

42. Plenarversammlung des Deutschen Landwirt- schafts rats.

In der gestrigen, dritten Sitzung wurde zunächst die Frage der Einführung von Notstandstarifen behandelt. Nach einem Referat des Geheimen Oekonomierats Andrae (Braunsdorf) stellte die Versammlung die folgenden Leitsätze auf: „I) Die Einführung der Notstandstarife nach ungewöhnlichen, die Ernte in größerem Maße schädigenden Ereignissen, zu dem Zwecke, im Interesse der Allgemein⸗ heit die Leistungssähigkeit der deutschen Landwirtschaft auf dem Ge⸗ biete der Fleischproduktion möglichst zu erhalten, ist unter bestimmten Vorautsetzungen zu empfehlen. 2) Wenn Notstands⸗ tarlfe von der Regierung erwogen werden, ü die landwirt⸗ schaftlichen Interessenbertrekungen und die großen Bezugsvereinigungen zu hören. 3) Es ist anzustreben, daß stets der Empfänger und nicht der Versender den Vorteil der Frachtermäßigung erhält. Am ein⸗ fachsten und besten geschieht dies bekanntlich dann, wenn der Empfänger seine Bedarfsartikel grundsätzlich stets ab Versandstation nicht franko Empfangsstation kauft. Er kann sich ja den Frachtsatz an⸗ geben lassen. Dann fließt die Frachtermäßigung bei jeder Art von Geschäften ohne weiteres in seine Tasche. In allen Fällen aber, in denen Abschlüsse auf Futtermittel für spätere Termine und franko Empfangsstation gemacht werden, ist in den Schlußscheinen außer der unter Umständen eingefügten force majsure⸗Klausel noch die Bedingung aufzunehmen, daß sobald Notstandstarife zur Zeit der Lieferung bestehen sollten dem Empfänger sämtliche Vorteile der dadurch entstehenden Frachtermäßigung zugute kommen. 4) Für die Anwendung des Notstandstarifs genügt es, wenn der Empfänger auf Pflicht und Gewissen erklärt, daß die versandten Futtermittel im Inlande verbraucht werden, er muß aber den Eisenbahn⸗ behörden auf Verlangen die nötigen Nachweise erbringen. Der Empfänger gilt dann als Verbraucher, der die Vorteile der Frachtermäßigung zu erhalten hat, ganz gleich, ob er selbst Verbraucher ist oder Händler. Auf dem Frachtbriefe ist zu bemerken: „Zum Verbrauche als Futtermittel im Inlande'. Die Hestimmungen dez Ausnahmetarlfs vom 15. Dezember 1911, auch über Geltungt⸗

bereich, Anwendungsbedingungen, Frachtberechnung, tragen den berech⸗ tigten Wünschen Rechnung. 5) Wenn überhaupt Notstandstarife ein- geführt werden, so hat dies ohne jede Karrenzzeit und in allen Bundes⸗ staaten gleichzeitig zu geschehen. 6) Die Förderung der Leistungs⸗ fähigkeit der deutschen Binnenschiffahrt auch in Zeiten trockener Perioden kann im Interesse der Allgemeinheit nicht genug empfohlen werden.“

Ueber die Frage einer Beschränkung der Haftung des persönlichen Schuldners für den Hypethekenausfallx referierte der Regierungspräsident Graf von Brühl (Sigmaringen). Nach kurzer Diskussion beschloß die Versammlung einem Antrag des Referenten gemäß, den Ständigen Ausschuß zu ersuchen, diese Frage im Auge zu behalten und zu gegebener Zeit über die Entwicklung nach erneuter Anhörung der landwirtschaftlichen Einzelvertretungen dem Landwirtschaftsrat Gelegenheit zu wiederholter Erörterung zu geben.

Im welteren Verlaufe der Sitzung wurde über die Frage einer reichsgesetzlichen Regelung des Handels mit Futter⸗ mitteln, Büngemitteln und Sämereien verhandelt, über die der Geheime Regierungsrat von Klitzing (Niederzauche) referierte, und ein Beschluß gefaßt, der folgendes besagt: „Der Deutsche Landwirtschafterat erkennt es dankbar an, daß der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Preußen eine endliche reichsgesetzliche Re⸗ gelung des Verkehrs mit Handelsdünger, Kraftfuttermitteln und Sä— mereien befürwortet hat, und bittet, einen einschlägigen Gesetzentwurf dem Deutschen Landwirtschaftsrat möglichst bald zur Vorberatung zu⸗ tellen zu wollen.“

Dann berichtete der Geheime Hofrat, Professor Dr. Edler über die Tätigkeit des Ausschusses für Handelsgebräuche, insbesondere über die von ihm vorgeschlagenen deutschen Normen für den Handel mit Zuckerrübensamen und für den mit Futterrunkelsamen. Der Landwitt⸗ schaftsrat stimmte diesen von seinem Ausschuß für Handelsgebräuche festgesetzten Normen zu.

Den letzten Gegenstand der Erörterungen bildete die Be⸗ wegung der Lebensmittelpreise seit 1900, über die Do⸗ mänenrat Brödermann (Knegendorf) und Oekonomierat Kaumanns (Berlin) referierten. Nach längerer Diskussion, an der sich Freiherr von Thüngen (Thüngen), von Klitzing (Niederzauche), Dr. Engelbrecht (Obendeich) und Professor Dr. String beteiligten, faßte der Landwirt⸗ schaftsrat einstimmig einen Beschluß, der besagt: „Die Lebensmittel preise der letzten 20 Jahre sind in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika erheblich gestiegen. Diese Steigerung hat in den Ländern mit und ohne Einfuhrzölle auf Lebensmittel stattgefunden. Die Ursachen sind verschiedenster Art. Der Rückgang der Kaufkraft des Geldes bedingt eine Preissteigerung aller Lebensbedürfnisse. Es bleibt aber der Ausfall der Welternte nach wie vor sehr maßgebend. Daneben übt die starke Erhöhung der Löhne in allen Berufsklassen direkt einen verteuernden Einfluß auf die Produktion aus, indirekt veranlaßt sie durch die Ansprüche nach höheren und verfeinerten Lebensbedürfnissen ebenfalls einen verteuernden Einfluß.“

Handel und Gewerhe. Konkurse im Auslande. Rumänien.

Anmeldung Schluß der

Name des Falliten gor, ge Verifizierung

bis am Antica 7 20. Februar 10. /23. Febr. Gh. Filipeseu 1914 1914 G Gh. Filipescu, Comuna Fierbinti Jud. Ilfob

Serbien.

Anaf, Kaufmann in Pozarewatz. Anmelde⸗ Verhandlungstermin: 6. 19. Fe⸗

Handelsgericht

Il fov (Bukarest)

Adolf J. termin: 5.118. Februar 1914. bruar 1914.

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 12. Februar 1914:

Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen

Gente Golz 12916 Nicht gestellt.. 6.

Nach dem Geschäftsbericht der Julius Berger Tiefbau Aktiengesellschaft in Berlin⸗Wilmersdorf für das Geschäfts⸗ jahr 1913 weist das Gewinn.! und Verlustkonto nach Abschreibungen auf Utensilienkonto von 400 7892 M (1912: 367 563 ½ ), auf Uten⸗ silten- und Einrichtung konto Hauensteintunnel von 419 913 M (1912: 160 000 M), auf diverse Grundstücks, und Terrainkonten von 7132 (1912: 10 615 ½ÿ ), auf Pferdekonto von 10 938 (1912: —, auf Bureauutensilienkonto von 4476 M (im Vorjahre —) einschließlich des Vortrages von 1912 mit 88088 „M einen Ueberschuß von 1241 083 M gegen 9656761 S im Jahre 1912 auf. Die Dividende beträgt 20 6/o.

Laut Meldung des W. T. B.“ betrugen die Einnahmen der Luxemburgischen Prince Henri-Eisenbahn in der ersten Februardekade 1914: 245 250 Fr., gegen das Vorjahr weniger 18 930 Franes.

Wen, 12. Februar. (W. T. B.) Zwischen Arthur Krupp, dem alleinigen Inhaber der Berndorfer Metallwarenfabrik, und der Oesterreichischen Kreditanstalt für Handel und Gewerbe wurde ein Uebereinkommen getroffen, welches die Um⸗ wandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft mit voll eingezahltem Aktienkapital von 30 Millionen Kronen be⸗ zweckt. Das Aktienkapital wird je zur Hälfte aus Stammaktien und Vorzugsaktien bestehen. Die Familie Krupp in Essen wird ihr bis— heriges Interesse an der Unternehmung weiterhin betätigen und im Verwaltungsrat vertreten sein. Der Oesterreichischen Kreditanstalt nahestehende deutsche Institute werden voraussichtlich sich an der Transgaktion beteiligen.

Bu dapest, 12. Februar. (W. T. B.) Die heute veröffent⸗ lichte Bilanz der Ungarischen Allgemeinen Kreditbank schließt mit 12 636 932 Kronen Reingewinn ab. Es werden 45 Kronen Dividende ausbezahlt und 700 9000 Kronen dem ordentlichen Reserhe⸗ fonds zugeführt. Eine Million Kronen wird von dem Wert des neuen Institutsgebäudes abgeschrieben und 1 160 098 Kronen auf neue Rechnung vorgetragen. .

St. Peters burg, 12. Februar. (W. T. B.) Die französischen und russischen Finanzdelegferten sind übereingekommen, je eine Hälfte der zur Erhöhung des Kapitals der Putilowwerke bestimmten 34 Millionen Rubel zu übernehmen. Von diesem Kapital sind 13 Millionen Aktien, 15 Millionen Obligationen und 6 Millionen dienen dem Ankauf der Newskiwerkstätten. Die Aktien und Obli⸗ gationen werden auf dem Pariser Markt emittiert.

London, 12. Februar. (W. T. B.) Bankauswets. Total- reserbe 33 495 009 (Zun. 128 000) Pfd. Sterl., Notenumlauf 28 110 000 (Abn. 329 0650) Pfd. Sterl., Barvorrat 43 154 000 (Abn. 201 000) Pfd. Sterl., Portefeuille 35 996 000 (Zun. 3000) Pd Sterl., Guthaben der Privaten 50 196 000 (Abn. 1598 89

fd. Sterl., Guthaben des Staates 12446 000 (Zun. 1 724000

fd. Sterl., Notenreserve 32 417 000 (3Zun. 44 000) Pfd. Sterl., Regierungssicherbeit 11 2656 000 (unverändert) Pfd. Sterl. Prozent⸗ verhältnis der Reserve zu den . 533 gegen 533 in der Vor⸗ woche. Clegringhouseumsatz 3235 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjahres mehr 31 Milltonen.

Paris, 12. Februar. (W. T. B.) Ban kausweis. Bar⸗ vorrat in Gold 3 brd zh boo Tun. 2 Fol boo) Fr., do. in Sllber

649 515 000 (Abn. 939 000) Fr., Portefeuille der Hauptbank uud der Filialen 1 494 595 000 (Abn. 42 987 9000) Fr., Notenumlauf 5 845 036 0090 (Abn. 183 774 000) Fr., laufende Rechnung der Privaten 695 127 000 (Abn. 17 257 000) Fr., Guthahen des Staats⸗ schatzez 211 9990 000 (Zun. 66 488 0909 Fr., Gesamtporschüsse 784 306 000 (Abn. 19510 900) Fr., Zins und Diskonterträgnis 11 850 00 (Zun. S806 000) Fr. Verhältnis des Barvorrats zum Notenumlauf 72,23 gegen 69, 66 in der Vorwoche.

Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.

Hamburg, 12. Februar. (W. T. B.) Gold in Barren das Kilogramm 2796 Br., 2784 Gd., Silber in Barren das Kilogramm 79,06 Br., 78,50 Gd.

Wien, 13. Februar, Vormlttags 19 Uhr 40 Min. (W. T. B.) Einh. 4 0,00 Rente M. N. p. ult. 84,05, DOesterr. 4 09 Rente in Kr. W. pr. ult. 84,15, Ungar. 4 0,6 Rente in Kr.⸗W. 83, 16, Türkische Lose per medio 227, 00, Orientbahnaktien pr. ult. 908.90, Oesterr. Staatsbahnaktien (Franz.) pr. ult. 721090, Südbahn⸗ gesellschaft ( Lomb.) Akt. pr. ult. 106,00, Wiener Bankverelnaktien —, Desterr. Kreditanstalt Akt. pr. ult. 644,50, Ungar. allg. Kreditbankaktien 848 50, Oesterr. Länderbankaktien 27.50, Unionbank⸗ aktien 613,00, Türkische Tabakaktlen pr. ult. 440 00, Deutsche Reichs⸗ banknoten pr. ult. 117,2, Oesterr. Alpine Montangesellschaftsaktien 838, 50, Prager Eisenindustrieges. Akt. 2662, Brüxer Kohlenbergb.“ Gesellsch. Akt. —— Fest auf besseres Ausland, fortgesetzte Deckungen in Montanwerten und auf die Finanzierung der Bern⸗ dorfer Metallwarenfabrik.

London, 12. Februar, Nachm. (W. T. B.) Silber prompt 263, 2 Monate 261616. Privatdiskont 15. Abends. 20/0 Engl. Konsols 7616/19. Bankausgang 225 0906 Pfund Sterling.

Paris, 12. Februar. (W. T. B.) (Schluß.) 3 0so Franz. Rente 87,22.

Madrid, 12. Februar. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 106,30.

Lissabon, 12. Februar. (W. T. B.) Goldagio 17.

Rio de Janeiro, 12. Februar. (W. T. B.) Wechsel auf London 161g.

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.

Essener Börse vom 12. Februar 1914. Amtlicher Kursbericht. Kohlen, Koks und Briketts. Preisnotierungen des Rheinisch— Westfälischen Kohlensyndikats für die Tonne ab Zeche. J. Gas⸗ und Flamm kohle: a. Gasförderkohle 12,50 14,50 ½ς, b. Gas⸗ flammförderkohle 1225 1325 S, c. Flammförderkohle 11,50 bis 12,00 A6, d. Stückkohle 14,00 15,50 υς, e. Halbgesiebte 1350 bis 14,50 S, f. Nußkohle gew. Korn 1ñ' und II 1425 —15, 00 M, do. do. II 14.25 15,00 /s, do. do. IV 13,75 14,50 A6, g. Nuß⸗ gruskohle - 20130 mm 9g, 00 10,00 , do. 0 H0s60 mm 1050 bis 11,25 (, h. Gruskohle 800 10575 ; II. Fettkohle: a. Förder⸗ kohle 1200 12,75 S, b. Bestmelierte Kohle 13, 00— 13 50 46, C. Stückkohle 1400 14,50 606, d. Nußkohle, gew. Korn 1 14.25 bis 15, 00 S!, do. do. II 14,25 15,00 , do. do. III 14,25 15, 00 , do. do. IV 13,75 —- 14,50 , 68. Kokskohle 1225 —13, 00 ½ ; III. Magere Kohle: a. Förderkohle 11,25 12,75 Æς, b. do. melierte 1225 13,25 S, c. do. aufgebesserte je nach dem Stück⸗ gehalt 13,25 14375 MS, d. Stückkohle 13,75 16,25 66, e. Nuß⸗ kohle, gew. Korn J und I 4H5,75 19,00 do. do. III 1650 bis 20,00 , do. do. IV 12,25 14K,75 S, f. Anthrazit Nuß Korn 1 30 560 = 23 00 6, do. do. Il 22, 00 . 26, 00 (s, g. Fördergrus 10 25 bis 11,25 S6, h. Gruskohle unter 10 mm 7,25 10, 60 ; IV. Koks: a. Hochofenkoks 15, 00 1700 M, b. Gießereikoks 1900 21 00 , c. Brechkoks J und 11 21 00 24,00 M; V. Briketts: Briketts je nach Qualität 11,50 15 00 S6. Die nächste Börsenversammlung findet am Montag, den 16. Februar 1914, Nachmittags von 33 bis 43 Uhr, im „Stadtgartensaale“ (Eingang am Stadtgarten) statt.

Magdeburg, 13. Februar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker 88 Grad ohne Sack 8, 90 9,00. Nachprodukte 75 Grad o Sack 700 7,19. Stimmung: Ruhig. Brotraffin. Io. F. 19,123 19,25. Kristallzucker J! mit Sack —. Gem. Raffinade m. S. 18,875 - 1900. Gem. Melis 1m. S. 18,74 —18,50. Stimmung: Sietig. Roh⸗ zucker J. Produkt Transit fret an Bord Hamburg: Februar 9, 385 Gd., 9,374 Br., März 9,40 Gd., 9,425 Br., April 9,45 Gd., 9,50 Br., Mai 9.55 Gd., 9,575 Br., August 9,775 Gd., 9,80 Br., Oktober⸗ Dezember 9625 Gd., 9,65 Br. Ruhig. Wochenumsatz 368 000 Zentner.

Cöln, 12. Februar. (W. T. B.) Rüböl loko 69, 00, für Mai 66,50.

Bremen, 12. Februar. (W. T. B.) Schmalz. Ruhig. Loko, Tubs und Firkin 56, Doppeleimer 574. Kaffe. Stetig. Baumwolle. Ruhig, stetig. American middling loko 633.

Bremen, 12. Februar, Nachmittags 1 Uhr. (W. T. B.) Baumwolle american middling für Februar 61,5, für März 61,, für April —, für Mai 61,J, für Juni —, für

Juli 60,9, für August 60,3, für September 59,0, für Oktober Tendenz: Ruhig. J. Produkt Basis S8 oJ Rendement neue Usance, frei an . August 9, 0, für Oktober⸗Dezember 9.65. März 50h Gd., für Mai 50 Gd., für September 52 Gd. Kohlraps für August 15,90. (W. T. B.)

. 6 0/o prompt 10 sh. d. nominell, ruhig.

Liverpool, 12. Februar, Nachmittag 4 Uhr 10 Minuten. middling Lieferungen: Stetig. Februar⸗März 6,564, März⸗April tober⸗Nobember 6,23, November⸗Dezember 6,19.

Mutmaßlicher Umsatz 809000 Ballen, Import 30 000 Ballen, davon Middlesbrough warrants matt, 51 / 33. (Schluß.) Rohzucker Nr. 3 für 109 kg für Februar 323, für Maͤrz 32, für März⸗— ordinary 42. Bancazinn 112. bez. Br., do. für Februar 246 Br. do. für März 25 Br., do. ;

57,7, für November 57,?“, für Dezember 57,6, für Januar 57,5. Hamburg, 13. Februar, Vormittags 1 Uhr. (W. T. B.) Zuckermarkt. Stetig. Rübenrohzucker z . e Bord Hamburg, für ebruar 9,37, für März 9,40, für April 9,45, für Mai 9,573, Hamburg, 13. Februar, Vormittags 10 Uhr 15 Minuten. (W. T. B.) Kaffee. Kaum stetig. Good average Santos für für Dejember 525 Gd. Bu dapest, 12. Februar, Vormittags 11 Uhr. (W. T. B.) London, 12. Februar. . Rübenrohzucker 88 00 Februar 9 sh. 4 d. Wert, ruhig. Javazucker London, 12. Februar. (W. T. B.) (Schluß.) Standard⸗ Kupfer träge, 653, 3 Monat 66. W.. T. B.) Baumwolle. Umsatz 80600 Ballen, davon für Spekulation und Export Ballen. Tendenz: Ruhig. Amerikanische 6.66, April⸗Mai 662, Mat⸗Juni 652, Juni⸗Juli 6,59, Jult⸗ August 6,55, August⸗September 6,44, September⸗Oktober 6,31, Ok⸗ Liverpool, 13. Februar, Vormittags 10 Uhr 25 Minuten. (W. T. B.. Baumwolle. Der Markt eröffnete für loko stetig. amerikanische 21 000 Ballen. Amerikanische Lieferungen stetig. Glasgow, 12. Februar. (W. T. B.) (Schluß.) Roh eisen Paris, 12. Februgr. (W T. B.) ruhig, 880/90 neue Kondition 293— 29. Weißer Zucker ruhig, Juni 33, für Mai⸗August 333. Amsterdam 12. Februar. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good Antwerpen, 128. Februar, (B. T. B.) Petroleum. Raffiniertes Type weiß loko . . ür März⸗April 25 Br. Ruhig. Schmalz für Februar 1363.

Theater und Musik.

Konzerte.

Das Blüthnerorchester löste in seinem Konzerte am Sonn tag im Blüthnersaal unter Bruno Weyersbergs Leitung mit der künstlerisch vollendeten Wiedergabe der Akademischen Festoupertüre⸗ pon Biahms und Liszts symphonischer Vichtung Tasso. Lamento Prionfo“ förmliche Beifallsstürme aus. Es bot auch mit den anderen Darbietungen des Abends vollen Genuß. So u. a. mit Karl Fämpfs schon bekannter, in der Erfindung wie in der Instrumentierung aleich fesselnder Suite „Hiawatha“ für großes Orchester (hach Long— ellom). Ebenso war auch die Ballade für Klavier mit Orchester von Gabr. Faurs eine Musterleistung sowohl des Tonkörpers, wie der Pianistin Genevieve Dehelly, die ihren Part mit warmem, weichen Anschlag und doch vollem Tone durchführte. Zwei Harfensoli, die Alfred Ernst mit bekannter Meisterschaft dazwischen spendete, gaben Gelegenheit, wiederum die große Sicherheit und Fingerfertigkeit dieses Fünstlers zu bewundern, der außerdem noch durch eine Zugabe erfreute. Cinen sprachlich vollendeten Vortrag über den „Parsifal“ von Pagner, verbunden mit musikalischen. Belegen aus dem Bühnen— Fethfestspiel, hielt unter Mitwirkung des Kapellmeisters Oskar Bappenschmitt der Schriftsteller Friedrich Weber-Robine benfallß am Sonntag im Meistersaal. Der Vortragende ver⸗ stand es, seine Zuhörer zu fesseln und durch die klargegliederte Dls— position seiner Rede in den Gang der Handlung des Wagnerschen Werkes so einzuführen, daß man eine vollständige Wiedergabe des Mystertums ohne sichtbare szenische Vorgänge innerlich erlebte. Frläutert wurden die Worte durch die jeweiligen musikalischen Aus— deutungen Wagners, von Herrn Wappenschmitt verständnisvoll am Klavier ausgeführt. Die dunkelgefärbte Stimme des Herrn Weber ⸗Robine, der sich auch als Sänger betätigte, hat zwar heldischen Klang, gab aber nicht alle erwünschten Ausdrucksfarben willig her. Im großen ganzen war es ein wohlgelungener und anregender Abend. Als glänzende Pianistin hatte sich am Tage vorher im Choralion⸗ faal Genevieve Dehelly bewährt; bis ins kleinste hinein war ihr Spiel von Klarheit durchleuchtet und von hinreißendem Temperament durchglüht; den hochragenden Leistungen der Kunstlerin wurde leb— haste Bewunderung gezollt. Auch Lucte Caffaret, die gleich⸗ seitig im Klindworth-⸗Scharwenkasaal einen Klavierabend gab, zählt zu den begabten ihres Fachs. Sie verfügt über eine erstaun⸗ sche Fingerfertigkeit und fast männliche Kraft im Anschlag. Ihr stellenweise allzu stürmisches Draufgängertum ließ diesmal den siebergang vom Forte zum Piano bisweilen ganz unvermittelt er—

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scheinen und erzeugte dann eine gewisse Abgerissenheit des Spiels.

Ihre bedeutende Technik kam bet den Jrrlichtern“ (Liezt) am meisten jur Geltung. Von den anderen Werken fand der Mittelsatz von Schumanns Phantasie (Op. 17) den größten Beifall und die Wieder⸗ gabe der, Marche militaire (Schuhert-Taussig) war eine Krastprobe, die sie glänzend bestand. Zahlreichen Besuchs und reichen Beifalls hatte sich ein Liederabend von Lisa Wende im Harmonium— saal zu erfreuen, und auch mit Fug und Recht, denn die Sängerin verstand es, sowohl durch die Auswahl ihrer Lieder⸗ gaben, wie auch durch ihren beseelten Ausdruck zu fesseln. Ihre srischen Stimmittel kamen in dem traulichen Raume gut zur Geltung und konnten hier ihre ganze Zartheit entfalten. Besonderes Interesse hot die Mitwirkung von Karl Kämpf am Rormalharmonium. Es war ein hoher Genuß, seinem künstlerisch vollendeten Vortrag zweier eigener Kompositionen: „Elegie“ und „Die heiligen drei Brunnen von Trafoi“, zu lauschen, und nur zu bedauern, daß man nicht noch länger seinem stimmungsvollen Harmoniumspiel zuhören durfte. Dafür entschädigte freilich seine ausgezeichnete Begleitung der Sängerin am Elavier.

In der Singakademie ließ sich am Montag der Königliche Fammersänger Julius Lieban nach langer Zeit wieder einmal als Liedersckuger hören. Wer ihn von früher her kennt, weiß, daß er auch auf diesem Gebiete Meister ist. Sein Programm umfaßte Schubert, Schumann und Brahms. Er sang die Lieder musikalisch geschmackboll im rechten Stil und mit packendem Ausdruck. Jede leberrreibung ins Pathetische, die man bei Bühnensängern so oft an⸗ trifft, wurde auf das glücklichste vermieden. Eine zahlreiche Zuhörer schaft, die den Sgal völlig füllte, spendete dem beliebten Künstler, der von Victor Wolfgang Schwarz vortrefflich begleitet wurde, lebhaften Beifall. Die mitwirkende Pianistin Fräulein Kaza gieban steuerte in geläufiger, aber noch etwas schulmäßiger Wieder⸗ gabe Stücke von Schubert und Chopin zu dem Programm bei. din Liederabend von Hertha Dehm low fand um dieselbe Zeit im Beethovensaal vor vollbesetztem Hause statt. Er brachte der Zängerin stürmischen Beifall, sodaß Wiederholungen und Zugaben as reichhaltige Programm noch vielseitiger gestalteten. Zu Liedern pon Schumann, Posa und Strauß gesellten sich noch solche von Brahms. Ueber die schöne Altstimme und die Kunst der Sängerin läßt sich Neues nicht sagen, sie fesselte auch diesmal ihre Zuhörer, denen ein voller Kunstgenuß zuteil wurde. Im Bechsteinsaal gab es, gleichfalls am Montag, ganz unzuläng⸗ fiche musikalische Darbietungen zu hören; die Sängerin Margarete rühl erwies sich als Dilettantin, und der Geiger, der die Pausen

stand auf gleicher Stufe. So 9

wischen den Liederreihen ausfüllte, t lieb nur der Begleiter am Klavier Kurt Schubert, an deskn Leiftungen man einen künstlerischen Maßstab legen konnte. Die Berlkner Vereinigung für moderne Kammermusik (Loevensohn⸗Konzerte) hatte am Montag auf das Programm ihres achten Konzertes im Theatersaal der Königlichen Hochschule ür Musik außer einigen Liedern des Franzosen Henri Dupgre, die bon Meta 3lotnieka mit zwar klarer, aber wenig warmer Stimme gefungen wurden, noch zwei Kammermusitwerke gesetzt, Die eine Arbeit, ein Trio, Op. 1, des Wiener Wunderjünglings Grich W. Korngold erwies sich als eine glatte, klar gegliederte Kom⸗ potion und war nicht ohne Klangreiz. Am besten gelungen das Scherzo und der Schlußsatz, ein Allegro molto. durch ihre melodische Linienführung fesselten. Wenn Korngold zeifer eworden sein wird und es erst versteht, seinen Redeschwall zu ju mäßigen, darf man sich von ihm noch etwas versprechen. Anders steht es mit dem Streichquartett Nr. II (Op. 109 mit obligater Sopranstimme Von Arnold Schönberg, das man als Musik nicht gelten

lassen kann; es geht eben nicht an, Harmonien lediglich als mathe⸗ matische Formeln zu betrachten. Schade um die seitens der tüchtigen ausführenden Künstler an dieses Werk verschwendete Mühe!

Daz am Dienstag in der Dom kirche veranstaltete Konzert des Königlichen Hof- und Domchors brachte nur Urauf⸗; führungen von Werken lebender Komponisten. Hierbei zeigte die Sängerschar so recht eindringlich ihre aue geyelchnete künstlerssche Schulung und machte der sorglichen Leitung ihres Direktors, Professors Jugo Rüdel von neuem alle Ehre, indem sie sich auch auf dem Gebiete der neueren geistlichen Tondichtung als ebenso heimisch und verwendbar erwieß, wie auf dem ihr sonst eigenen alter Kirchengesänge. Es war eine erhehende Herzensfreude, zuzu—⸗ bören, wie diese berufenen Sänger mit Lust, Liebe und Frische hre gewiß nicht leichten Aufgaben bewältigten. Wie Sphärenklänge hallten die silberhellen Stimmen des Knabenchors abwechselnd mit den tonkräftigen der Männer und in schönster Harmonie auch mit diesen vereint durch den weiten Raum. Da wischen erbrauste wiederum die Orgel bald in der ganzen Gewalt ihrer Register, bald in zartestem Piano verklingend unter den Meisterhänden Bernhard Irrgangs. Namentlich trat dies in der ergreifenden Phantasie „Dies ira“ von Paul Merkel und in den beiden Adagiosätzen fur Violine und Orgel von Philipp Rüfer in die Erscheinung, bei welchen letzteren der Konjertmeister Premyslaw den Geigenpart tonschön durchführte. Es würde zu weit führen, wollte man dle zahlreichen, zu Gehör ge⸗ brachten neuen Tonwerke von Joh. Senftleben, Richard Rößler, Gustap Bumcke, Paul Schwer, Arnold Ebel, Hans Kößler, Hugo Faun, Waldemar von Baußnern und Arnold Mendelssohn, außer! Fen bereits vorher genannten beiden Kompenisten, hier einzeln bewerten. Erwähnt sei nur u. 4. als besonders eindrucksboll daz Requiem für vierstimmigen Chor von Bumcke sowie die geistlichen Gesange von Schwers und Ebel, bei denen Frau

M. Dahlke⸗Kap pes das Sopransolo sang und mit der Orgel bezw. Orgel⸗ und Violinbegleitung ihre liebliche Stimme harmonisch vereinte. Weniger wirkungsvoll waren die „Klagelieder Jeremiae“ von Rößler infolge allzu großen Tonschwalls und übermäßiger in ihrer Gleichförmigkeit ermüdender Länge. An die Leistungsfähigkeit des Chors stellten sie freilich die höchsten Anforderungen und ver⸗ dienten in ihrer meisterlichen Durchführung volle Anerkennung. Der letzte dieswinterliche Abonnementsabend des Böhmischen Streichquartetts löste, gleichfalls am Dienstag, im Beethoven⸗ saal das Gefühl des Bedauerns aus, diese genußreichen Gaben edelster FKammermusik, mit denen die erlesenen Künstler bei ihren bis⸗ herigen Veranstaltungen sich Dank und Anerkennung ihrer Zuhörer er⸗ worben haben, nunmehr auf längere Zeit wieder entbehren zu müssen. Es kam wieder alles vollendet schön zur Geltung; die Streichquartente in A⸗ und D-Dur von Gernsheim und Borodin, ebenso wie das G⸗Moll Klaviertrio von Smetanaga. Der hier bereits bewahrte Cellist

Ladislaus Zelenka, der an Stelle von Professor Wihan getreten war, ließ seine kurze Zugehörigkeit zu der Quartettvereinigung in keiner Weise verspüren, sondern fügte sich dem Zufammenspiel vortrefflich ein. Der Pianist Georg Gundlach hatte an demselben Abend im Klindworth-⸗Scharwenkasaal sein Konzertprogramm lediglich Tondichtungen von R. Schumann und Brahms gewidmet. Er brachte die Kompositionen etwas trocken im Gefühl, aber recht ver— ständig in der Disposition zu Gehör. In Schumanns symphonischen Etüden hätte technisch manches feiner herausgearbeitet und mußfkalisch schwungvoller wiedergegeben werden können; im allgemeinen hinterließ der Künstler doch wieder den Eindruck eines tüchtigen Pianisten, der seine Aufgaben beifallswürdig zu lösen vermag.

Das erste hiesige Auftreten der jungen Sängerin Gaby Rusch⸗ Roming dre aus Paris (Dienstag) im Harmonium saal kann als hoffnungserweckend bezeichnet werden, sofern es ihr gelingen wird, den nasalen, mitunter ziemlich flachen Stimmklang zu veredeln. Ihr Vortrag ist musikalisch, könnte aber noch temperamentvoller gestaltet werden. Des Amtes als Klavierbegleiter waltete aufmerksam Herr Fritz Ohrmann, der sich auch mit Glück als Virtuose auf dem Titz⸗Kunstharmonium ei t So zeigte er sich in sehr betfällig aufgenommenen Komp von Kämpf und Karg⸗ Elert den Schwierigkeiten dieser Werke durchaus gewachsen und beherrschte das komplizierte Instrument in lobens⸗ werter Weise, so daß ihm reicher Beifall wurde.

Die Geigerin Charlotte Rosen, die im Dezember v. J. bereits in einer Aufführung des Klindworth⸗Scharwenka⸗Konservatoriums als beachtenswert aufgefallen war, stellte sich um dieselbe Zeit, unter⸗ stützt vom Blüthner⸗Orchester unter der Leitung von Edmund von Strauß, im Blüthnersaal zum ersten Male der breiteren Oeffentlichkeit vor. Die junge Künstlerin hat einen großen Vorzug durch den Besitz eines, wenn auch nur kleinen, so doch reizvollen, süßen

F. Ihr

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technisches Können ze z. B. Kadenz in der „Fo von ebens der dritte Satz im E-Dur Konzert von Bach schulmätzig eingelernt. Die junge Geigerin hatte vollbesetzten und beifallsfrohen Hauses zu erfreuen. sehr guten Eindruck hinterließ an demselben Dienstag Klavierabend von Germaine Lefort im Choralionsaal. Konzertgeberin interessiert durch ihren schönen, modulationsfähigen Anschlag, durch ihre lebensvolle E göoͤkunst und ihre geläufige Technik. Zwar gelang nicht alles gleich gut, Chopins Ballade z. B. blieb sie noch manches schuldig; dafür war die Wieder⸗ gabe von Liszts ‚Mazeppa“ eine glänzende Leistung von straffer Rhythmik und voll blühender Klangschönheit. Von dem um dieselbe Stunde von Ralph Leopold im Bech⸗ steinsaal gegebenen Klavierabend gingen sichere Wirkungen noch nicht aus. Wenn ein sanftes Gefühl im Ausdruck eben angene ansprach, klang anderes daneben wieder recht gleichgültig. Man kam trotz des flüssigen Spiels noch zu keiner ruhigen Freude an dem Ge⸗ botenen; die vorhandenen guten pißanistischen Anlagen bedürfen noch der Reife, um überzeugend zur Geltung zu kommen. Der von dem tüchtigen Chormeister Alexander Weinbaum mit bestem Erfolge geleitete Männergesangverein „Typographia“ (Gesangverein Ber— liner Buchdrucker und Schriftgießer) legte am Dienstag im Saale der Königlichen Hochschule für Musik von neuem erfreuliche Proben seines Könnens ab. Mitwirkende waren die Gattin des Dirigenten Paula Weinbaum, deren Leistungen erst kürzlich eingehend gewürdigt wurden, und der bestens bekannte Primgeiger des nach ihm benannten Quartetts Alfred Wittenberg. Der Chor leistet Vorzügliches, die Stimmenbildung zeugt von fleißigem Studium, Tonentwicklung und Textaussprache sind gleichmäßig gepflegt. Ein duftiges Piano nennt der Chor sein eigen, doch dürften im Forte sich die Tenöre mehr Zurückhaltung auferlegen. Auch das geschmackvoll aufgestellte Programm zeigt den bewärten Fachmann. Lieder von Zander, Cursch⸗Bühren, Wohlgemuth, Schumann und ne wundervoll angelegte, fein ge⸗ 5 23

punktete Arbeit des feinsinnigen Männerchorkomponisten Hugo Kaun:

‚Ablösung“, zierten das Programm. Wie Wittenberg mit seiner reifen Kunst zu erwärmen und zu begeistern weiß, braucht nicht erst von neuem anerkannt zu werden. Das ausverkaufte Haus spendete allen Beteiligten verdienten stürmischen Beifall.

Im Saale der Singakademie sang am Mittwoch Ilona K. Durigo zum zweiten Male in diesem Winter vor einer anteil⸗ vollen, zahlreichen Zuhörerschaft. Die Vorzüge, um derentwillen man die Konzerte der trefflichen Sängerin immer wieder gern besucht, sind musikalisch⸗Jnnerlicher Natur. Cine schlicht⸗warme, aller Phras holde Vortragekunst, geistige Lebendigkeit und eine vorzügliche behandlung geben dem Gesange Frau Durigos sein Adelsgepräge. Mit dieser Vereinigung glücklicher Eigenschaften kann sie es wagen, ein ganzes Programm neuer Lieder zu singen, ohne ihre Hörer zu ermüden. Ihre Vortragsfolge am Mittwoch enthielt ausschließlich moderne Kompositionen. Die Gesänge von Volkmar Andreae inter⸗ essierten durch ihre zum Teil bizarre, aber doch stimmunggesättigte Erfindung. Eigenartig und melodisch reizvoll wirkten die Vertonungen von Sibelius und Oskar Merikanto, graziös und voll harmonischer Pikanterie die Lieder Debussyß. Von Richard Strauß stand unter einigen seiner ̃ glücklichen Liederkompositionen auch „Traum durch die Dämmerung“. Ilona Durigo ersang diesem Meisterlied der modernen Tonlyrik und damit auch sich selbst einen großen Erfolg. Professor Robert Kahn, dessen wirkung volles ? ff begleitete die

„Präludium“ den Abend eröffnete, Konzertgeberin in feinsinnig⸗poesievoller Weise am Flügel. Welcher Beliebtheit sich der Lautenliedersänger Kurt Lietzmann hier erfreut, zeigte (Mittwoch) der vollbesetzte Klindworth⸗ Scharwenkasaal. Mit voller Berechtigung verdient dieser Künstler die ihm entgegengebrachte Sympathie, denn er versteht es, wie nicht alle seiner Fachgenossen, jede Einförmigkeit durch die kluge Auswahl seines Programms und die liebenswürdige und belebte Dalbietungtart zu vermeiden und immer wieder neues, anregendes zu bringen. Durch wohlabgewogene Mischung von Liedern alter Zeiten mit neuzeitlichen sowie von Ernst und Humor hält er die Ausmerk⸗ samkeit seiner Zuhörer stets rege. Der Vortrag ist außerdem beseelt und voll innerlichen Empfindens und die Aussprache so klar, daß man ohne Nachlesen folgen kann. Der Künstler bot u. a. auch eine ganze Reihe eigener Vertbnungen, darunter elnige, die hier zum ersten Male vorgetragen wurden. Sie alle zeugten von feinem musikalischen Empfinden und fesselten durch gefällige Melodik.

Nr. h des Ei senbahnverordnungsblatts“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 12. Februar hat folgenden Inbalt: Bekanntmachung des Reichseisenbahnamts vom 24. Januar 1914, betr. Aenderung der Anlage O zur Eisenbahn⸗ Verkehrsordnung. Nachrichten.

Wetterbericht vom 13. Februar 1914, Vorm. 91 Uhr.

53 3212 33 32 Witterunge⸗ verlauf der letzte 24 Stunden

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