Auf den Bericht vom 14. Februar d. J. will Ich der Stadt Berlin auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 (Gesetzlamml. S. 22) hiermit das Recht verleihen, das zur Errichtung einer städtischen Großmarkthalle erforderliche, auf dem zurückfolgenden Lageplan in graublauer Farbe an⸗ gelegte, etwa 33 782 m umfassende und in den Gemarkungen Berlin, Charlottenburg und Tegel belegene Grundstück der Firma Fr. Gebauer in Berlin im Wege der Enteignung zu erwerben.
Berlin, den B. Februar 1914.
Wilhelm R.
von Breitenbach. von Dallwitz. An die Minister der öffentlichen Arbeiten und des Innern.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten. Dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der Universität in Bonn Dr. Rudolf Imelmann ist das Prädikat Professor beigelegt.
Bekanntmachung.
Den Beginn der nächsten am Königlichen Akademischen Institut für Kirchenmusik in Charlottenburg, Hardenberg⸗ straße 36, abzuhaltenden Prüfung für Gesanglehrer und Aehrerinnen an höheren Lehranstalten in Preußen habe ich auf den 8. Juni 1914 festgesetzt.
Berlin, den 27. Februar 1914.
Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. J. A.: Schmidt.
Ministerium für Land wirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Oberförster Schmidt (Max) in Friedrichshagen ist die Oberförsterstelle Mehlauken übertragen worden.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden ist der Kassen⸗ sekretär Leeder zum Buchhalter ernannt worden.
Aichtamktliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 2. März 1914.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute
S — 11 — *
Bayern.
Der österreichisch⸗ungarische Minister des Aeußern Graf
Berchtold ist mit seiner Gemahlin und dem Ministerialsekretär Grafen Kinsky gestern abend in München eingetroffen und auf dem Bahnhofe von dem österreichisch⸗-ungarischen Gesandten von Velies, dem österreichisch⸗ungarischen Generalkonsul Frei⸗ herrn von Romberg sowie von den Mitgliedern der österreichisch⸗ ungarischen Gesandtschaft, ferner von dem Legationsrat von Stockhammern, der den Grafen Berchtold im Namen des bayerischen Ministerpräsidenten Grafen Hertling begrüßte, und dem Legationssekretär Freiherrn von Stengel empfangen worden. Graf Berchtold gab heute vormittag bei den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses sowie bei den in München
beglaubigten Gesandten seine Karte ab. Später machte er dem Vorsitzenden im Ministerrate Grafen von Hertling einen Besuch und wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen
Rupprecht empfangen. Mittags wurde Graf Berchtold mit Gemahlin von Ihren Majestäten dem König und der Königin in der Königlichen Residenz in Audienz empfangen.
Oefterreich⸗ Ungarn.
Der Kaiser Franz Joseph hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ vorgestern mittag Essad Pascha sowie sieb⸗ zehn Mitglieder der alhanischen Abordnung im Schönbrunner Schlosse in besonderer Audienz empfangen. Gestern vormittag ist die albanische Abordnung nach Triest abgereist, wo sie sich nach Durazzo einschifft.
Der österreichische Ministerpräsident Graf Stürgkh hat vorgestern an den Abgeordneten Pacher als Obmann des Verbandes der deutschen Abgeordneten aus Böhmen ein Schreiben gerichtet, in dem er, obiger Quelle zufolge, darauf hinweist, daß die von der Regierung für den Ausgleich vorgelegten Materialien, die in der einleitenden Besprechung des Ministerpräsidenten mit den deutschen Ausgleichsparteien nicht als Vorschläge der Regierung, sondern lediglich als Versuch zur übersichtlichen Zusammenfassung des im wesentlichen bereits erörterten Verhandlungsstoffes bezeichnet wurden, zum Gegen⸗
stand einer außerordentlich scharfen Kritik und eines über⸗ einstimmend abfälligen Urteils von seiten der deutschen Parteien gemacht worden seien. Er erachte es jedoch für angemessen und zeitgemäß, jene Punkte, zum mindesten die wichtigsten, die nach der Anschauung der Vertreter der deutschen Parteien zu jener Beurteilung Anlaß geboten hätten, unter Gegenüber⸗ stellung der eigenen Anschauung einzeln zu erörtern. In der Absichk, auf diesem Wege eine Klärung der Anschauungen an⸗ zubahnen, ersuche er den Abgeordneten Pacher, die Vertreter der deutschen Parteien einzuladen, ihre wesentlichen Bedenken zum Zwecke unbefangener Prüfung und näherer Erörterung der Regierung im einzelnen mitzuteilen.
Die deutsch⸗böhmischen Abgeordneten hielten gestern in Prag eine Vollversammlung ab, in der beschlossen wurde, sich der Absage der Fortschrittspartei an die Regierung be⸗ züglich der Ausgleichsverhandlungen anzuschließen. Die Radikalen erklärten jedoch das eigenmächtige Vorgehen der Fortschrittspartei für einen Bruch der Gemeinbürgschaft und sprengten durch ihren Austritt den einheitlichen Deutschen Landtagsverband. Die Ausgleichsverhandlungen der Regierung sind damit endgültig gescheitert. Anschließend fand der Parteitag der Fortschrittspartei statt, in der es zu einer entschiedenen Kundgebung der Freiheitlichen gegen die Regierung und deren für die Deutschen unannehmbare Ausgleichsvorlagen kam.
— Der galizische Landtag hielt vorgestern abend eine Sitzung ab, in der über den Landesvoranschlag sowie ein sechsmonatiges Budgetprovisorium verhandelt wurde. In der Generaldebatte erhob der Abg. Tarnows ki namens sämtlicher polnischen Parteien entschieden gegen die Einmischung des Ostmarkenvereins in innere Angelegenheiten eines fremden Staates Einspruch.
Großbritannien und Irland.
Lord Minto, der frühere Generalgouvernenr von Kanada, der später Vizekönig von Indien war, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern vormittag gestorben.
— Der Hydepark in London war gestern von großen Arbeitermassen angefüllt, die zur Begrüßung der aus Süd⸗ afrika deportierten Arbeiterführer eine Kundgebung ver⸗ anstalteten. Es wurden Beschlußanträge angenommen, in denen die Deportation verurteilt und die britische Regierung aufge⸗ fordert wird, zu verhindern, daß der Indemnitätsbill die Zu⸗ stimmung erteilt wird.
Frankreich.
Im vorgestrigen Ministerrat teilte der Minister Renoult mit, daß der Streik der Bergarbeiter im Abnehmen be⸗ griffen sei.
— In der vorgestrigen der katholischen Partei wurde, wie
Gründungsversammlung „W. T. B.“ meldet,
folgendes Prog ramm aufgestellt: . . Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zum Heiligen
um dieses Wert veroient gemacht haben, und gedentt aller Ein⸗
richtungen, die jetz r . dienen, nämlich Reformen zum Wohle der Bauern, die dem
jetzn der Verwirklichung derselben Aufgabe
Herzen des Kaisers so nahe stehen, durchzuführen.
Italien. . Die Deputiertenkammer setzte vorgestern die ratung über die Ausgaben für Libyen fort. . Zu Beginn der Sitzung sprachen, wie. W. T. B.“ meldet, die Abgg. Saccht und Giolitti, um die Tatfachen klarzulegen, um die es sich bei dem Zwischenfall am Freitag handelte. Luzzatti nahm davon Kenntnis. Bie äußerste Linke war von dieser Lösung des Zwischenfalles nicht befriedigt. Mehrere Abgeordnete der äußersten Linken griffen die Regierung an und riefen Zwischenrufe und Gegen— rufe herbor. Der Lärm wurde schließlich so groß, daß der Präsident die Sitzung aufheben mußte, gich in den Wandelgängen wurden die Meinungen weiter in erregter Weise ausgetauscht. Ein sehr lebbafter Zwischenfall ereignete sich zwischen den Abgg. Balsano und Marchecano, bei dem es zu Tätlichkeiten kam.
Be⸗
Spanien. Die Mitglieder der republikanischen sozialistischen Ver⸗ einigung haben nach einer Meldung des, W. T. B.“ beschlossen,
in den Cortes Obstruktion zu machen so lange der Krieg in M
hergestellt. estörer auf⸗ ergesprengt, ade, die sie nen mußte. id verstaͤrkt
Vorge gebote samm jedoch, Die 1 worde
2 nach einer vonn, . rtugiesischen Gesan ein Streik⸗ versuc Akte von Sabol gegangen. Die 7 aufgegeben und d ufen. Das ganze ausgeführt
worde it gesetzt.
Türkei.
Der Präsident des Senats Said Pascha, der neunmal Großwesir gewesen ist, ist einer Meldung des W. T. B.“ zu⸗ folge gestern im Alter von 76 Jahren gestorben.
— Vorgestern haben in Konstantinopel die Kammer⸗ wahlen stattgefunden. Die Liste der 11 Komiteekandidaten vereinigte obiger Quelle zufolge beinahe sämtliche Stimmen der 453 Wähler auf sich. Die unabhängigen Kandidaten er⸗ hielten nur 6 bis 8 Stimmen. Bis jetzt sind 53 Abgeordnete gewählt, sämtlich Anhänger des Komitees.
Griechenland. Die griechische Regierung hat die Räumung des Distrikts von Chimara angeordnet.
Albanien.
Die Internationale Kontrollkommission hat gestern aus Korfu ein von Zographos . Telegramm erhalten, in dem einer Meldung des ‚W. T. B.“ zufolge mit⸗ geteilt wird, daß die Epiroten gemäß einem Beschluß, den sie vor einigen Tagen in einer Versammlung in Argyrocastro gefaßt hätten, die albanische Oberherrschaft niemals anerkennen würden. Sie würden vielmehr Epirus zu einem selbständigen Staat machen. Wenn auch Griechenland Epirus räume, so würde doch die Bevölkerung von Epirus der albanischen Gendarmerie, wenn sie zur Besetzung ihres Gebiets erscheine, alle möglichen Schwierigkeiten bereiten.
Amerika.
Das amerikanische Kabinett ist vorgestern nach zwei⸗ stündiger Beratung unter dem Vorsitz des Präsidenten Wilson zu der einmütigen Ueberzeugung gekommen, daß die Zeit für eine Aenderung in der bisher von Wilson befolgten Politik noch nicht gekommen sei.
— Nach Meldungen des „W. T. B.“ hat der General Carranza es abgelehnt, dem Staatssekretär Bryan über den Tod Bentons Aufklärung zu geben, da Benton englischer Staatsangehöriger gewesen sei. In der Note erklärt Carranza, daß Vorstellungen uber Ausländer innerhalb des Gebiets und der Gerichtsbarkeit der Konstitutionalisten durch die Vertreter der betreffenden Regierung erhoben und direkt an ihn als obersten Chef der konstitutionalistischen Armee gerichtet werden müßten. Er sei gern bereit, Vorstellungen über die Angelegen⸗ heit . die auf solche Weise erhoben würden, in Erwägung zu ziehen.
; Das zur Untersuchung des Todes Bentons eingesetzte Komitee hat die Abreise nach Chihuahua am Sonntag plötzlich verschoben oder aufgegeben. .
Die mexikanische Regierung hat versprochen, volle Auf⸗— klärung über den Tod des amerikanischen Bürgers Vergara zu geben. Wie der General Guarjardo, der Befehlshaber der
mexikanischen Bundestruppen in Piedras Negrat, berichtet, ist
ul ver Zul bol Del hasll Ullch vel Plllll bes Generals Ameglio, der die Leitung der Operationen übernommen hatte, am 28. Februar das Lager des Feindes bei Es Sclei⸗ dima angegriffen, das von B00 Mann besetzt war, Zwei Kolonnen, nämlich die gemischte Kolonne Meomariini, die durch die Ebene vorrückte, und eine Kolonne Askaris unter Latini, die über die Höhenzüge marschierte, griff an. Die feindliche Artillerie, die bei Kasr Es Scleidima aufgestellt war, konnte nur wenig Schüsse abfeuern. Obwohl der Feind auf den Höhen zur Verteidigung eingerichtet war, hatte er einen Angriff von zwei Fronten aus nicht erwartet. Daher war der Vorstoß der Kolonne Latini und der gemischten Kolonne sehr wirksam und rief eine Panik beim Gegner hervor, der sich zur Flucht wandte. Die Italiener verloren zwei Askaris und hatten 14 Verwundete. Der Feind hatte 235 Tote und mehrere Hundert Verwundete. Zwei Lager wurden niedergebrannt und zahlreiche Waffen
erbeutet.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
Auf der Tagesordnung für die heutige G39) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Innern Dr. von Dallwitz und der Finanzminister Dr. ,, beiwohnten, stand die erste Beratung des Gesetzentwurfs zur Abänderung des Kommunalabgabengesetzes und des Kreis- und Provinzialabgabengesetzes in Ver⸗ bindung mit der Interpellation der Abgg. Dr. Arendt (freikons und Genossen:
Zu welchen Eigebnissen hat die in der Verhandlung vom 13. Dezember 1917 angekündigte Untersuchung darüber geführt, welche Gebiete kommunaler Aufgaben in den Gemeinden hauptsächlich zur Steigerung der Belastungtunterschiede mitgewirkt haben und in welcher Weise eln Ausgleich berbeigeführt werden kann? .
Auf die Frage des Präsidenten erklärte der Minister des Innern Dr. von Dallwitz, daß sich die Staatsregierung vorbehalte, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann die Interpellation
beantwortet werden wird.
Damit fiel dieser Gegenstand für die heutige Verhand⸗ kung weg.
Die allgemeine Besprechung des Gesetzentwurfs wurde durch eine Rede des Ministers des Innern Dr. von Dallwitz ein—⸗ geleitet, die morgen im Wortlaute wiedergegeben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
Dem Reichstage sind die Entwürfe einer dritten Srgänzung des Besoldungsgesetzes und eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Haus⸗ haltsetat für die Schutzgebiete auf das Rechnungs— jahr 1913, zugegangen.
Das Mitglied des Herrenhauses Oekonomierat von Tellemann, Rittergutsbesitzer in Schkölen, ist nach einer Meldung von „W. T. B.“ am 1. d. M. in Naumburg (Saale) gestorben.
Koloniales.
Die mehrmonatigen Verhandlungen, die zwischen der Kolonialverwaltung und den Diamantenförderern zwecks Neu⸗ gestaltung der Diamantenregie des südwest-afrikani⸗ schen Schutzgebiekts geführt wurden, sind soeben zum Abschluß gelangt. Die Regie wird künftig, wie dem „W. T. B.“ mitgeteilt wird, einen Aufsichtsrat von 8 Personen besitzen. Vier sollen aus den Kreisen der Förderer genommen werden. Weiter werden dem Aussichtsrak der Regie Vertreter der Diamantenschleifin dustrie, des Diamantenhandels und allgemein kaufmännisch hervorragende Persönlichkeiten angehören. Bei Stimmengleichheit innerhalb des Aufsichtsrats entscheidet der Reichs kommissar nach Maßgabe öffentlicher Interessen. Die Anteile an der Regiegesellschaft sollen so verteilt werden, daß der Fiskus des südwestafrikanischen Schutz⸗ gebiets und die Förderer je die Hälfte besitzen. Dadurch, daß der bisherige Aufsichtsrat mit seinen restlichen Mitgliedern auf Grund der erfolgten Verständigung zurücktritt, ist das Ziel erreicht worden, das die Re— gierung im Interesse aller an der Verwertung der südwest⸗ afrikanischen Digmanten Beteiligten als notwendig ansah. Die erheölichen Zugeständnisse, die den Förderern im Inter— esse der Erleichterung eines Zusammenarbeitens gleichzeitig ge⸗ macht sind, lassen die Hoffnung als berechtigt erscheinen, daß die von den Förderern in Aussicht gestellte bereitwillige Zu— sam menarbeit mit der Regierung in Zukunft der Verwertung der Diamanten zugute kommt.
Sta tifték und Volkswirtschaft.
Bevölkerung sbewegung, Schlachtungen, städtische Sparkasse, Krankenversicherung und Armenpflege in Serlin im Dezember 1913.
Nach dem Dezem berheft der Monatsberichte des Statistischen Amts der Stadt Berlin belief sich die fortgefchriebene Bevölke⸗ rungsziffer der Reichshauptstadt Anfang Januar 1914 auf 2079156 (zu der gleichen Zeit des Vorjahres auf 2095030). Sie bat im Dezember um SsS9 (n demselben Monat des Vorjahrs um 1451) zugenommen. Lebend geboren wurden im Dezember 1913 3353 (im gleichen Monat des Vorjahres 3547) Kinder, darunter 769 (825) oder 23 7. (23. 28) 9/0 uneheliche. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die Geburtenziffer auf 18,28 (20, o. Shen wurden im Dezember 1533 (in demselben Wonat des Vorjahres 1866) geschlossen, darunter 301 (3654) Mischehen. Die Zahl der Sterbefälle ohne die Totgeburten) belief sich im Dezernber auf 2466 (im gleichen Monat des Vor— jabrs auf 2369). Im Alter bis zu 1 Jahre starben 449 (4388) Kinder, das sind 18,21 (20 0) 9 aller Sterbefälle des Berichts monats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer 132. (13,36).
Als zugezogen waren im Dezember 9631 Monat des Vorjahres 9887) männliche und S374 (8591) weibliche, zusammen 18 005 (18 478) Personen zu verzeichnen. Für die im gleichen Monat Fortgezogenen ergaben sich ein— schließlich des Zuschlags für die unterbliebenen Abmeldungen die Zahlen: 9758 (10 496) männliche, 8244 ( 729) weibliche, zusammen 18 9022 (18 225) Personen. Somit verblieb bei der Wanderung ein Mehrfortzug von 127 (609) männlichen und ein Mebhrzuzug von 130 (862) weiblichen, zusammen ein Mehrzuzug von Z (253) Personen.
An Zensiten der Staatseinkommensteuer über deren Zu- und Abwanderung Angaben erst für die Zeit bis Ende Sep— tember 1913 vorliegen, sind im dritten Vierteljahr 1913 18 593 (im dritten Vierteljahr 1812 19703) zugezogen und 19 567 (18 799 fortgezogen. Wenn wan von der Einkommensftufe von über 50 000 4, die für das bezeichnete Vierteljahr den Mehrzuzug von nur einem Steuerpflichtigen aufweist, absieht, dann haben lediglich die beiden untersten steuerpflichtigen Einkommensstufen von 900 gie 1050 und von 10659 bis 1200 „ Mehrzuzüge von Zensiten zu verzeichnen, alle höheren Einkommensstufen dagegen nur Mehrfortzüge.
Der Auftrieb auf den städtischen Vöehhof betrug für den Monat Dezember 16433 (für denselben Monat des Vorjahres 15231) Rinder, 13 167 (11365) Kälber, 33 126 (36 750) Schafe, 127 158 (98 697) Schweine. — In den öffentlichen Schlacht Eäusern wurden irt Dezember 8769 (in gleichen Monat des Vorjahres 8418) Rinder, 16 888 (19 999) Kälber, 32 So6 (33 739) Schafe, 106 484 (95 212) Schweine geschlachtet. — In der Zentral⸗ roßschlächterei wurden im Dejember 1235 (1795) Pferde ge— schlachtet, von denen 12 (16) zurückgewiesen wurden. Zuin Konsum und zur Tierfütterung gelangten somit 1223 (1279) Pferde, ferner von der Jteuköllner Roßschlächterei 90 (135).
Bei der stãdtischen Sparkasse beliefen sich die Einzahlungen im Dezember 1813 auf 3 830 836 4 (im Dezember des Vorjahres auf 4 264113 6), die Rückzahlungen auf 6263 592 (7469 969) 4; demnach ergab sich ein Mehr an Rückzahlungen von 372 756 4 (in demselben Monat des Vorjahres ein Mehr an Rückzahlungen von 3 205 856 A6).
Der Mitgliederbestand der der Aufsicht des Magistrats⸗ kommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 31. Dezember 1913 S848 746 zur zleichen Zeit des Vorjahres 867 762), unter denen sich 71504 (65 303) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbsunfähig waren an diesem Tage bei den bezeichneten Kassen 30 8360 (28 8345 verpflichtete Mitglieder.
Die städti sche Arm enpflege umfaßte im Monat Dezember 1913 36241 (in demselben Monat des Vorjahres 35 721) Almosengeld⸗ empfänger mit einem Ge samtbetrage an laufenden Unterstützungen von 658 463 (641 292) A6, darunter 2118 (2164) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 15788 (16 323) 4 Extraunterstützungen. Solche wurden ferner für 10585 (8143) nicht laufend unterstůuͤtzte
,. im Gesamtbetrage von 144 902 (112 463) 4 gewährt. Pflege⸗ inder waren 12 848 (12 339) vorhanden, für die 128 574 (127 220) M aufgewendet wurden.
(in demselben
Zur Arbeiterbewegung.
Zu den Streitigkeiten jwischen den zweiten Maschinisten und Heizern und der Direktion der Köln-Düsseldorfer Dampf schiffahrtsgesellschaft wurde der Direktion, wie die Rh. Westf. Ztg.. aus Cöln erfährt, mitgeteilt, daß eine große Anzahl der An. gestellten der Direktion der Gesellschaft gegenüber sich bereit erklärte, zu den alten Lohnsätzen welter zu arbeiten. Zu einer allgemeinen Aussperrung dürfte es demnach nicht kommen. Vgl. Nr. 51 d. Bl.)
In Solingen bat eine Versammlung der Waffenarbeiter des Industriearbeiterverbandes, an der auch interessierte Mitglieder des Metallarbeiterverbandes teilnahmen, W. T. B.“ zu⸗ folge beschlossen, über die Waffen fabrik C. Eickhorn die Sperre zu verhängen, weil die Fabrik Waffenteile von auswärts bezieht. Der Arbeitgeber verband der Solinger Waffenindustrie hat den Arbeitern eine Frist bis Dienstagmorgen 10 Uhr gestellt, bls zu der sie auf den Ausstand verzichten sollen, widrigenfalls sämtliche Arbeiter der kö Waffenindustrie, insgesamt gegen 1000, ausgesperrt werden
ollen.
Der französische Marineminkster empfing am Sonnabend, wie W. T. B.‘ aus Paris meldet, die Abordnung der aus ständigen Maschinistenobermaaten (vgl. Nr. 50 d. Bl.) und legte ihnen noch einmal dringend ans Herz, ihre Forderungen einem Schiedsgericht vorzulegen. Die Abordnung versprach dem Minister, am näͤchsten Dienstag eine endgültige Antwort zu erteilen. Offiziös wird es als unrichtig bezeichnet, da die Re⸗ gierung die Absicht gehabt habe, den Messageries Maritimes Ma— schinistenobermaate der Kriegsflotte zur Verfügung zu stellen. Die Kriegsmarine, so wird erklärt, besitze gegenwärtig nur die durchaus notwendige Anzahl von Maschinistenobermaaten, und es wäre deshalb unmöglich, auch nur eine kleine Anzahl einem Privatunternehmer zu überlassen. ;
Der Zentralvorstand des französischen Bergarbeiter—⸗ verbandes erklärt W. T. B.‘ zufolge, er wolle den Kampf um einer einzigen Forderung willen nicht fortfetzen, und fordert die Arbeiter auf, die Arbeit am 3. März wieder aufzunehmen. (Vgl. Nr. 48 d. BI.) ;
Wie dem W. T. B.“ aus Castellon in Spanien gemeldet wird, haben die Apfelsinenpflücker von Burriana zum großen Teil die Arbeit eingestellt, da der Ladeplatz des Hafens durch die letzten Stürme derartig verwüstet worden ist, daß die Früchte nicht eingeladen werden können.
Kunst und Wissenschaft.
Die Sonderausstellung, von Wer ken Schinkels im Schinkel⸗Mu seum der Technischen Hochschule in Charlottenburg ist durch das von Carl Begas 1824 gemalte Oelbildnis Schinkels bereichert worden. Das Werk, das den Meister in der Blüte der Jahre darstellt, stammt aus dem Besitz eines Enkels Schinkels, des Laudschaftsmalers Theodor Schinkel in Zehlendorf⸗Mitte. Die Aus—⸗ ,, ist Montag, Mittwoch, Freitag 10—1 Uhr unentgeltlich geöffnet.
Kraterforschungen auf den Sundainseln. Dr. Maurice von Komorowicz, Regierungsgeologe in Niederindien, hat eine For— schungsreise auf den Sundainseln unternommen, um vor allem das dortige Erdbebengebiet zu untersuchen, in dem im März v. J. eine lebhafte vulkanische Tätigkeit zu verzeichnen war. Die Untersuchungen haben bereits ergeben, daß es sich um ein ziemlich starkes vulkanisches Erdbeben handelte, das sein Zentrum im Dorfe Menalve auf der Insel Groß Sangir hatte. Dort wurde ein großer Hügel durch seitlichen Stoß auf das Dorf dicht an der Küste des Stillen Ozeans geworfen und das Dorf und die ganze Ebene völlig zuge— schüttet. Die Trümmer bilden eine etwa 6 m hohe, beinahe völlig ebene Anhäufung von Braunerde, die aus der Zersetzung des ursprünglich andesitischen Hügels hervorging. Ein leichtes Seebeben wurde in der Nähe der Insel Siaux verspürt. Die ganze Küste der Insel Sangir wurde von mehr oder weniger starken Erdrutschen, Spalten, Verwerfungen, Bergstürzen usw. bedeckt. Ein bedeutendes Relaisbeben hatte weit davon entfernt an der Küste von Celebes, in der Amoerangbai stattgefunden, wobei ein bedeutender Küstenftrich beinghe gleichzeitig mit dem Sangirbeben ins Meer stürzte. Zu gleicher Zeit wurde der ganze übrige Teil der Celebesküste nur von einem leichten Fernbeben berührt. Auf dieser Reise besuchte von Komorowicz auch den Vulkan Roeang bei der Insel Tagoelandang. Er bildet einen Inselberg mit schroffen, von frischen Lavaströmen bedeckten Abhängen. Der umfangreiche Krater enthält viele große Solfataren. Als besonders auffallend ist hervorzuheben, daß der Krater jetzt durch einen gewaltigen andesitischen Lavablock verschkossen ist, eine Bildung, die der berühmten Peléenadel ähnlich sieht. Außer— dem sind alle Inseln von bedeutenden, zum Teil noch rauchenden Vulkanen bedeckt. Das Sangirbeben ist nach Ansicht des Forschers rein vulkanisch in der Art der Jschiabeben. Hernach verbrachte von Komo— rowicz mehrere Wochen auf dem Gipfel des Vulkans Soepoltan in Nordcelebes. Dort entstand in letzter Zeit neben dem alten untätigen Krater ein neuer, der sich augenblicklich in lebhafter intermittierender Tätigkeit befindet. Bedeutende Lavaströme haben sich bis ans Meer ergossen; sie besitzen das Aussehen von echten Blockströmen. Unweit davon fand der Forscher einen alten, bisher als solchen nicht erkannten, gewaltigen, tiefen Explosionskrater mit schroffen und steilen Wänden in der Art des japanischrn Shirane. Der Boden des Kraters ist zum Schauplatz einer langsam erlöschenden Solfatarentätigkelt geworden. . lange Ausbruchsspalte zieht sich östlich vom Krater ins Gebirge hinein.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand in Bulgarien.
Nach den im Landwirtschaftsministerium und bei der Zentralstelle der hiesigen meteorologischen Station eingegangenen Berichten war der Anbau der Wintersaaten im Herbst v. J. anfangs durch große Trockenheit und später durch übermäßige Feuchtigkeit des Bodens sehr erschwert. Ihren rechtzeitigen Anbau hinderte an vielen Orten auch die im östlichen Teile des Landes und in den neuen Gebieten sich ausbreitende Rinderpest. Trotzdem soll nach amtlichen Feststellungen die unangebaut gebliebene Ackerfläche für das Land nicht mehr als 199i betragen. Da diese Fläche zum Anbau der Frühjahrsfaaten Verwendung finden wird, wird diesem Ausfall eine größere Bedeutung nicht beigemessen. Der fast überall im Lande gegen Ende Dejember und Anfang Januar niedergegangene Schnee, der auch jetzt noch in einem großen Teil des Landes auf den Feldern liegt, hat die Saaten und insbesondere die noch schwach bewurzelten Spätsaaten vor dem im Januar herrschenden Frost geschützt. Der gegenwärtige Stand der Saaten läßt bei weiter andauernder günstiger Witterung eine gute Ernte erhoffen. (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Sofia vom 21. Februar 1914.)
Verkehrswesen.
Laut Telegramm aus Herbesthal ist die Post aus Frankreich, die gestern nachmittag in Berlin fällig war, infolge von Zugverspätung ausgeblieben.
Aus demselben Grunde ist nach einer Meldung aus Cöln auch
die heute nachmittag um 5 Uhr 9 Minuten auf dem Schlefischen Bahnhof in Berlin fällige Post aus Frankreich ausgeblieben.
Verdingungen.
Italien.
7. März 1914, Vorm. 11 Uhr. Generaldirektion des Königlichen Arsengls in Spezia und gleichzeitig diejenige in Neapel: Lieferung von Matratzen aus Kapok. Wert 76 009 Lire. Sicherhelt 7606 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
11. März 1914, Vorm. 11 Uhr. Direktion des Militärbau⸗ bureaus in Rom: Aufbau auf dem Gebäude der Artilleriedirektion in Via Marsala sowie Ausbesserung desselben. Voranschlag 8 000 Lire. Sicherbeit 7809 Lire. Zeugnisse usw. bis 9. März 1914, Mittags 12 Uhr. Näheres in italienischer Sprache beim Reichsanzeiger!.
12. März 1914, Vormittags 11 Uhr. Vereinigte Hospitäler von S. Maria sopra i Ponti in Arezzo. Herstellung eines Hauses im Rohbau, das als Schule für Geburtshilfe, Frauenkrankheiten und als Findelhaus dienen soll. Voranschlag 89 37224 Lire. Zulassungs« anträge und Zeugnisse usw. bis 4 März 1914. Vorläufige Sicherheit 4500 ire, endgültig 10 der Zuschlagssumme. Kontraktspesen 1600 Tire. Näheres in italtenischer Sprache beim Reichsanzeiger“.
16. März 1914, Vorm. 10 Uhr. Bürgermeisteramt in Marano Marxchesato: Ausschreibung des Baues einer Wasserleitung. Vor— anschlag 82 783,16 Lire. Vorläufige Sicherheit 4000 Lire, endgültige 1g der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim Reiches anzeiger).
Die Direktion des Militärkommissariats des V. Armeekorps in Verona macht zu ihrer Ausschreibung vom 16. Februar 1914 — vgl. -Reichsanzeiger! Nr. 49 vom 26. Februar 1914 — folgende Aenderungen bekannt: Gruppe ß ist zu lesen: Nadeln in Briefchen zu 25 Stück. Gesamtsumme 550 000 Nadeln in 1 L08. Wert 25 115 Lire. Sicherheit 25090 Lire. Gruppe 6 ist zu lesen: kleine Knöpfe mit 2 Löchern. Näheres in italienischer Sprache beim ‚Reichsanzeiger“.
Bulgarien.
23. März 1914. Kreisfinanzverwaltung in Sofia: Lieferung von 5900 0909 m Zündschnüre . Bicford“ für die staatliche Kohlengrube Pernik. Anschlag 25 000 Franken. Sicherheit 5 0½ des Kosten⸗ anschlags. Das Lastenheft sowie die Beschreibung der Zündschnüre in bulgarischer Sprache können von der Minenabteilung des Handels—⸗ ministeriums bezogen werden. Ein Abdruck liegt auch im „Reichs— anzeiger“ zur Einsicht auf.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
Mit Allerhöchster Genehmigung fand gestern im Schauspielhause eine Wohltätigkeitsvorstel lung zum Besten des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden Paul Gerhardt⸗ Stifts statt. Der Vorstellung ging am Freitag eine öffentliche Generalprobe voran. Damen und Herren der Gesellschaft hatten die Rollen in den beiden zur Darstellung gewählten Theaterstücken und in der darauf folgenden Pantomime übernommen. Nach einer festlichen Ouvertüre von Clemens Schmalstich sprach Otto Sommerstorff einen warm empfundenen, den guten Zweck an— deutenden Prolog, den seinerzeit der Generalintendant der König— lichen Schauspiele Graf von Hülsen für die Wohltätigkeitsvor⸗ stellung zum Besten des Paul Gerhardt⸗Stifts im Königlichen Schauspiel⸗ hause am 19. April 1890 geschrieben hat. Daran schloß sich die Darstellung des Einakters Im Wartesalon JI. Klasse n von Hugo Müller. Die Gräfin Helene Rödern hatte die einzige weib⸗ liche Rolle des Stückes übernommen; mit Anmut stellte sie die schöne Witwe dar, die mit dem unbekannten Vetter jahrelang prozessiert hat, bis bei einem zufälligen Zusammentreffen im Wartesalon J. Klasse aus beiden Widersachern ein gluͤckliches Paar wird. Der Prinz von Wrede sekundierte prächtig in der Partie des kampffrohen Vetters; recht natürlich und launig führte Freiherr von Schlippenbach die Rolle des Rechtsbeistandes von Padde, und Herr von Zobeltitz die des Bahnhofskellners durch. Die allgemeine Heiter— keit steigerte sich noch nach der Wiedergabe des Schwankes „Gine Pferdekur“ von Detlef von Winterfeldt (Grisolle). Das Töchterchen eines Berliner Rentiers verkörperte Frau von der Gröben mit reizender Schelmerei; sie schmollte aller— liebst mit dem Papa, der durch schleunige Abreise sich vor den Mühseligkeiten einer Brunnenkur und sein Töchterlein vor dem Liebes—⸗ werben des Brunnenarztes sichern will; der wasserscheue, wider⸗ penstige Vater fand eine überaus drollige Wiedergabe durch den sGrafen Eickstedt; die Herren von Naso, von Wiedner und Freiherr
von Schlippenbach trugen ihrerseits kräftig zur Erhöhung der über— mütigen Stimmung bei; eine interessante Episodenrolle führte die Gräfin Eickstedt klug und liebenswürdig durch. Nach einer längeren Pause ging „Dornröschen“, eine Pantomime in drei Bildern von Elisabeth de Gasperini, in Szene. Die Musik nach der Märchenoper Dornröschen! von Engelbert Humperdinck war vom Komponisten für diefe Gelegenheit zusammen⸗ gestellt worden; Clemens Schmalstich leitete das Orchester. Die drei Bilder, welche die Taufe, das Einschlummern Dornröschens und ihre Entzauberung durch den Prinzen zum Inhalt hatten, boten Anlaß zu wunderschönen Aufzügen, Tänzen und Reigen. Die Gewänder aus der Zeit der Herzöge von Burgund und Anguitanien, welche in Anwen— dung kamen, entzückten durch ihre Pracht und malerische Schönheit; sie wurden mit Würde getragen und verwoben sich im zierlichen Reigen zu köstlichen Bildern. Die Komtesse Ilse Yvonne Wedel als liebliche Märchenprinzessin und der Graf Kraft Henckel von Donnersmarck als romantischer Märchen⸗ prinz entsprachen äußerlich ganz den von ihnen verkörperten Gestalten; um sie schlossen sich die Ritter und Edelfrauen des Märchenkönig— reiches zu einem blähenden, farbenprächtigen Kranze zusammen.
Das Haug war gestern voll besetzt; in Parkett, Rang und Logen sah, man zahlreiche Angehörige der Hof- und der diplomatischen Kreise. In der großen Hofloge erschlenen unter der Führung des Generglintendanten Grafen von Hülfen⸗Haeseler Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz August Wilhelm, der Prinz und die Primessin Friedrich Wilhelm, Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein. In der Pause wurden im Konzertsaal von Damen der Gesellschaft Erfrischungen geboten.
Trianontheater.
Er und der Andere“ C. Les deu canards“) lautet der Titel des am Sonnabend zum ersten Male aufgeführten drelaktigen Lustspiels von Tristan Bernard und Athis, in der gewandten deutschen Bearbeitung von Max Schoengu. Wie bei Ffast allen derartigen Stücken bilden auch hier Verwechslungen, Verlegenheits⸗ situationen und komische Zwischenfälle in Verbindung mit einem Liebeshandel, den Stoff für die Vorgange. Letztere sollen auf alle Fälle belustigend wirken, ohne Rücksicht darauf, ob die geschaffenen Voraussetzungen wahrscheinlich sind oder nicht. Die recht guten Einfälle des im übrigen ziemlich harmlofen Stückes sind reichlich breit ausgesponnen, sodaß stellenweise nur die vorzügliche Darstellung darüber hinweghalf und den Erfolg entschied. Obenan stand Hans Junkermann als der gesinnungslose Journalist Jules Gélidon, der aus Zuneigung für zwel Frauen ver— schiedener Parteifärbung zwei Winkelblättchen entgegengesetzter poli⸗ tischer Richtung gleichzeitig redigiert und je nachdem sogar Schmäh⸗ artikel gegen sich selbst zu schreiben genötigt ist. In diefer Doppelrolle schuf der Künstler eine wirkliche Charakterfigur. Aus dieser Doppelnatur entsteht auch das Chaos, in das schließlich alle anderen Beteiligten verstrick werden, bis der letzte Akt eine allerdings ziemlich gewaltsame Lösung bringt. Wirksam unterstützt wurde der Hmuptarsteller dabei von Olga Limburg, der gewandten und diskreten Vertreterin der ewig verliebten Frau Léontine und durch deren von Richard Leopold verkörperten Gatten, den skrupellosen Drucker der beiden Zeitungen, sowie von Max Laurence, der den Baron von Saint. Amour, dag Haupt der einen politischen Partei, mit Würde und Anstand auszustatten wußte. Auch der Major Mouflon, der die vermeintlichen zwei Redakteure zu einem Duell aufelnanderhetzt, wurde von Maxim Wolff wirkfam gespielt. Sonst seien noch in kleineren Rollen die Damen Hertha Schoenfeld und Rose Westphal, die Herren Fritz Spira, Hans Stock und Ed von der Becke hervorgehoben. Dank den Darstellern und dem flotten Zusammenspiel wurde, wie schon angedeutet, die Neuheit freundlich aufgenommen.