1914 / 57 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Mar 1914 18:00:01 GMT) scan diff

T. B. sind S. M. S. „Condor“ Leipzig“ am 6. März „an demselben

Laut Meldung des W. am 5. März in Gibraltar, S. M. S. in Tsingtau und S. M. S. „Hohenzollern Tage in Venedig eingetroffen.

Seine Majestät der König haben Allergnãdigst geruht: dem vortragenden Rat im Y Arbeiten, Geheimen Oberbaurat Franz gesuchte Entlassung aus dem des Charakters als Wirklicher Gel ; Range eines Rates erster Klasse zu erteilen, den bisherigen auß . Mew aldt in Greifswald zum ordentlichen philosophischen Fakultät der Universität in Marburg zu er⸗ nennen und

tinisterium der öffentlichen Nitschmann die nach⸗ nste unter Verleihung

Staats die jeimer Oberbaurat mit dem

Der Provinziallandtag der „W. T. B.“ meldet, mit ner Provinzialanstalt sicherung beschlossen.

Merseburg, 7. März. r Provinz Sachsen hat gestern, wie großer Mehrheit die Erri für öffentliche Lebensver

erordentlichen Professor Dr. se, Professor in der re. chtung ei

der von der Stadtverordnetenversammlung in Apothekenbesitzer Emil Cobet

Hamm getroffenen Wahl den n tadt Hamm auf

daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der S fernere sechs Jahre zu bestätigen.

Braunschweig.

Kaiserin und Königin ist gestern in Braunschweig ein⸗ Ihren Königlichen

Ihre Majestät die nachmittag, wie „W. T. B.“ meldet, getroffen und auf dem Bahnhof von Ju st iz minist e rium. Hoheiten dem Herzog und der Herzogin empfangen

Dem Amtsgerichtsrat Jahns ta dem Staatsanwalt Ahrens in Cottbus ist Entlassung aus dem Justizdienst erteilt.

Versetzt sind die Amtsrichter: Dr. (Westpr.) nach Elbing, (Westyr. und Haecke i In der Liste der Rechts bei dem Ober Mügel bei dem Amtsgericht in Kaf dem Amtsgericht in Düsseldorf und gericht in Wirsitz.

In die Liste der Rechts anwalt Dr. Nolte aus Bens Iburg, der Gerichtsassessor Kurt gericht in Halle a. S. und der bei dem Amtsgericht in Kreuznach,

Der Amtsgerichtsrat Wolff in d Dienstentlassung mit Pension erteilt war, ist ge

in Frankfurt a. M. und bus die nachgesuchte Bremen. Das Linienschiff „Deutschland dem Kaisfer und König an Bord ist, wie meldet, gestern von Wilhelmshaven auf der Reede von Bremer⸗ haven eingetroffen und dort vor Anker gegangen.

El saß⸗Lothringen. Die Zweite Kammer des Landtags hat tern T. B.“ meldet, den Dispositions fonds des Statt⸗ he von Hunderttausend Mark ? . mmenthaltungen (Hackspill und Wetterle)

„mit Seiner Majestät Student in Rosenberg Raabe in Rendsburg nach Rosenberg n Arys nach Querfurt. .

anwälte sind gelöscht die Re landesgericht in Marienwerder, aun, Dr. Eichwe de bei Lachmann bei dem Amts⸗

gestern, wie

halters in 13 Stimmen bei 2 Sti angenommen.

nwälte sind eingetragen: der Rechts⸗

berg bei dem Amtsgericht in Schramm

Gerichtsassessor Praetorius

dem Land- der Sitzung richtete der Abg. Drum m im Mül— Staatssekretär die Anfrage, ob es ibm hekannt

hauser Disclekt an den . ; der Kammer bei ihrer Antunft und

sei, daß Abgeordnete dem Bahnhofe durch die Polizei widerre der Ministerialdirektor Cronau, und Polizeidireftion hier f Verhandlung

Darauf er⸗ daß der Zentralverwaltung Im weiteren Ver⸗

Diez, dem die nachgesuchte

von nichts bekannt sei. Reaierungẽvertreter, auf den Bahnböfen den Auftrag hätten, zu melden, damit ihre Aufmerk- dabei Uebertreibungen vor⸗

Polizeibeamten eine bestimmte Zabl von Reisenden samkeit wachgehalten . gekommen seien, so würden sie abgesiellt werden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Versetzt sind der Baurat Zimmer ls Vorstand des Wasserbauamts in bereich der Oderstrombauverwal meister Sumpert von Carlsruhe Ob. Schl. Hochbauamts ir

Oppeln (Geschäfts⸗ tung) und der Regierungsbau⸗ als Vorstand des

Frankreich.

egierung hat beschlossen, einen bevoll⸗ ü Gesandten In das Budget des Ministeriums für ein zerleg⸗

Die französische R mächtigten i Albanien zu ernennen. Budget des Aeußern wurde ein Kredit von 78 0900 Fr. für bares Haus eingestellt, in dem die Gesandischaft in Durazʒo untergebracht werden soll.

In der Deputiertenkammer Interpellation, den von der Regierung oh der Compagnie Sudatlantigue ertrag betreffend, auf der Tagesordnung. Nach dem Bericht des W. T. B. wurde im Laufe der Debatte Vorgehen dieser Gesellschaft überaus Abg. Tou rnade bemerkte, ffe in Dienst gestellt babe. hmekommission zurückgewtesen worden. Chaumet unterbrach den Redner solche Bemerkungen diskreditiere er nur zuaunsten der aue ländischen. eille, Abg. Schnot, wies auf die Notwendig⸗ e Handelsmarine wirksam zu unterstützen, und : rischritte der deutschen Dandels⸗ In seiner Jugend sei die Ankunft eines

Jetzt kämen täglich gge dorthin.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Königliche Akademie der Künste in Berlin.

Kalkulator Willy Rulf ist zum

Der Registrator und l nste ernannt worden.

Inspektor der Königlichen Akademie der . - . stand gestern eine ne Wissen des

Ministe rium für Handel und Gewerbe. Versetzt sind der Oberbergrat, Bergwerksdirekto

von Dillenburg als technisches Mitgl der Bergwerksdirektor,

Parlaments rBaeumler geschlossenen ied an das Oberbergamt Bergrat Kier vom

bei Saarbrücken an die

von mehreren Rednern an dem scharfe Kritif geübt. : daß die Gesellschait alte Schi selben sei sogar Jon der Uebe aa Der ehemalige Unterstaates mit den Worten, die französischen Ges Bürgermeister von M keit hin, die franzssisch hob dabei die außerordentlichen Fo

zu Halle (Saale), r Steinkohlenbergwerke Kronprinz inspektion in Dillenburg.

Der nationalistische

Tagesordnung

Mittags 121 Uhr, im Sitzungs saale bäudes ftatt findende 60. Sitzung des senbahnrats zu Altona.

. Geschäftliche Mitteilungen. Aenderungen in der Zu⸗ sammensetzung des Bezirkseisenbabnrats.

II. GSGeschäftsord Tages für die zweite ordent z

III. Mit ieilungen über Anträ früheren Sitzungen. Teerfarben. Städten nach Großstädten.

IV. Güterverkebrsangelegen Eisenbahndirektion, nahmefrachtsätze für! nach Dänemark. Frachtermãßigung für rohe Kartoffel der zu Futterzwecken bestimmten Trocke en, Schrot) in den Robstofftarif Altona, den 5. März 1914.

Königliche Eisenbahndirektion.

te am 21. d. M. Ver waltungsge Bezirks ei

c E cm

marine hervor. . Schiffes in Marseille en Ereignis gewesen. mehrere große Handelsschiffe mit deutscher Fla In der gestrigen Sitzung der Senatskommission stellte der Berichterstatter für das Marinebudget Ch autemps Vergleiche über die verschiedenen eu ropäischen mächte an unter besonderer Mittelmeer. Ausdruck, sich die H

zangelegenheiten. Festsetzung des ge und Beschlüsse aus heiten. Frachtermäßigung Sonntagskarten von

liche Sitzung.

Dar n e ne, Berücksichtigung des Gleich⸗ obiger Quelle hauptsãchlichste rschaft im Mittelmeer für den Bau von fünf Stärke der österreichischen

Einführung der Ansicht N . hs sei Interesse Frankreichs sei, jederzeit zu sichern, und trat ein neuen Ueberdreadnoughts, um der St und der italienischen Marine das Gleichgewicht zu halten.

Rußland. In der gestrigen Sitzung der Reichsdu gekündigt, daß die vom Reichsrat

Vorlage der König⸗ Einführung ermaßigter chemisch präparierte Telegraphenstangen en Eisenbahndtrektion, betreffend

Vorlage der Königlich Vers n Verletzung

in von Trocknereien und rockenkartoffeln (Flocken, Schnitzel, (Ausnahmetarif 7). a wurde an⸗ abgelehnte Regierungs⸗ über das Verhältnis der Angestellten in hren Arbeitgebern auf Ver⸗ und Oktobristen

vorlage das l und Industrie zui Progressisten

; anlassung der n. Auszug Duma eingebracht worden ist.

18. April d. J. in Breslau 2

aus der Tagesordnung für die am 13 ordentliche 61. Sitzung de eisfenbahnrats Breslau. erwaltung, betreffend Frachtermäß en und Versetzung der zu Futter⸗ (Flocken, Schnitzel, Scheiben,

stattfindend . hat gestern im Laufe der

Ausgaben T. B.“ auf Vorschlag des itti in namentlicher Abstimmung mit Stimmenthaltungen Felice und anderer Sozialisten abgel . einen Gesetzentw ner Untersuchungskommission für enstes und anderer Dienstzweige,

Die Deputiertenkammer Gesetzentwurfs

Beratung des Meldung des „W.

1) Vorlage der Eisenbabnv für robe Kartoffeln an Trocknerei zwecken bestimmten Schrot) in den Rohstoff

2) Vorlage der Eisen des Seehafenausnahmetariis S 28 und Rübsamen, Malz, Müblenerzeugnisse und Ka treinfuhr nach Deutschland.

3) Vorlage der Gisenbahnverwaltung, Nusnahmetarifs für Kl

Trockenkartoffeln ö sofftarif (Aus nahmetarif 2). hnverwaltung, betre (für Getreide,

Ministerpräsidenten Giol gegen 41 Tagesordnung de ö in der die Regierung aufgefo betreffend die Ernennung ei die Ausgaben des Proviantdi einzubringen.

d die Gewährung ülsenfrüchte, Rays feeersatzmittel) auch rdert wurde, betreffend Erstellung eines t zur Ausfuhr nd und Desterreich⸗ Belgien. ammer berieten gestern einen Antrag 1 lämische stimmten vier

Zugverbindu 5 de ,, Die Ausschüsse der aus dem Hause, die Universität Gent in eine v umzuwandeln. Ausschüsse dafü

cke Kohlfurt Se 5) Antrag auf Ver Kalisch bezw. Posen Lissa— den 6. März 1914. Königliche Eisenbahndirektion. Mallison.

.

esserung von Zugverbindungen auf der Strecke 5 Sagan Görlitz Dresden. „W. T. B.

vei dagegen.

NRumãnien. Das Parlament ist gestern vom König durch Verlesung lich eröffnet worden. Der König, der vom wurde bei seinem Erscheinen eputierten und Senatoren mit Ovationen begrüßt. Die Thronrede besagt laut Meldung des unter anderem: Die Ereignisse des unserer internationalen hervorgehoben,

der Thronrede feier Prinzen Ferdin von den versammelten D

and begleitet war,

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, ?. März 1914.

üsse des Bundesrats für Zoll⸗ Ausschuß für

haben allgemein die Wichtigkeit tan und noch mehr die Pflicht d ständige Entwicklung uns auf⸗ ation der Armee und die

letzten Jahres Stellung darge die unsere gesunde un ig dig sich entwickelnde Organif

rung der Staatsfinanzen durch den Aufschwung der der Volkswirtichaft werden es gef sind, nicht nur aufre die ausgezeichneten Beziehun neuerlich festzustellen.

Die vereinigten Aussch Steuerwesen und f Zoll⸗ und Steuerwesen

fatten, die Stell ung, auf die wir stol;

ür Justizwesen sowie der Ich bin glücklich,

hielten heute Sitzungen. cht zu erhalten, sondern zu verbessern. 1 gen des Königreichs zu allen Staaten

den Frieden, zu

Rumänien wird nicht zögern,

dem es so mächtig beigetragen hat, aufrecht zu erhalten und zu sichern. Dank diesem Vertrauen ist es in der Lage, in diesem Teile Europas eine wohltätige Berubigung auszuüben. Die Armee hat dank ihren

Eigenschaften und dank dem glänzenden Aufschwung, von dem sie im vergangenen Jahre einen Beweis geliefert hat, ihr Ansehen erhöht und unsere volle Dankbarkest erworben. Ihre Bedürfnisse machen neue Vermehrungen notwendig, die Sie, dessen bin ich gewiß, bewilligen werden, denn das Schicksal des Landes ist mit seiner Militärmacht innig verknüpft. Die budgetären Gesetze werden trotz der notwendigen Vermehrungen und Kredite unser finanzielles Gleichgewicht nicht beeinträchtigen. Die Regierung wird auch ein organisches Gesetz über die Dobrudscha unterbreiten, das dort eine gute Verwaltung sichert.

Die Thronrede wurde wiederholt von lebhaftem Beifall unterbrochen.

Die Kamm er hat Pherkyde, der Senat Basil Missir zum Präsidenten gewählt.

Montenegro.

Die Skupschtina hat gestern das Gesetz über die Ver⸗ sorgung der Invaliden aus den letzten beiden Kriegen angenommen. Unterstützungsberechtigt sind ungefähr drei⸗ tausend Familien.

Amerika.

Die Handelskommission des amerikanischen Re⸗ präsentantenh auses hat sich, einer Meldung des, W. T. 59 zufolge, mit 17 gegen 4 Stimmen für den Gesetzenwurf zur Aufhebung der Klausel über die Befreiung der amerikanischen Küstenschiffe von den Pan am akanal gebühren ausgesprochen.

Die brasilianische Gesandtschaft in Berlin übermittelt dem obengenannten Telegraphenbureau die Erklärung, daß die in Deutschland über eine revolutionäre Bewegung in Brasilien verbreiteten Nachrichten durchaus unbegründet seien. Im ganzen Lande herrsche vollkommenste Ordnung, außer in dem Staate Ceara, wo seit einiger Zeit Unruhen herrschten, die aber rein örtlicher Natur seien.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (230.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf beiwohnte, wurde die zweite Beratung des Reichshaushaltsetats für 1914 mit dem Etat für das Reichs kolonialamt fort— gesetzt.

Die Budgetkommission hat unter die einmaligen Ausgaben der Zivilverwaltung einen neuen Titel aufgenommen: „Für Erkundung des Erdölvorkommens in Deutsch Neuguinea 500 000 s“ . Außerdem hat sie eine Reihe von Resolutionen vor⸗ geschlagen, die die Befragung der Gouvernementsräte über beab⸗ sichtigte grundsätzliche oder wesentliche Veränderungen in den Schutzgebietsetats, die Verstärkung der ärztlichen Versorgung, insbefondere der tropischen Schutzgebiete, die Sicher⸗ stellung von Leben, Freiheit und Eigentum der Eingeborenen, die Einschränkung der Anbauverpflichtung der weißen Er⸗ werber, die Reservierung von Land für Arbeiterdörfer auf jeder Plantage und eine Gestaltung der Arbeiteranwerbungsverord⸗ nungen betreffen, wonach der staatliche Arbeitszwang in jeder Form ausgeschlossen, die Ansiedlung der Arbeiter ge⸗ sichert, das Familienleben der eingeborenen Arbeiterkräfte ge⸗ fördert wird und die Arbeits- und Lohnverhältnisse auf Grund des freien Arbeitsvertrages geregelt werden.

Referent ist der Abg. Keinath (nl.).

Abg. Dittmann (Soz.): Seit 30 Jahren treiben wir Kolonial⸗ politik. Aber was jetzt in die Oeffen tlichkeit dringt, gibt keinen Anlaß, Jubiläen zu felern. Auch der Traum von den südwestafrikanischen Diamanten beginnt zu verfliegen. Seit der Aera Dernburg ist ja manches besser geworden, aber das Grundübel, die kapitalistische Aus⸗ bentung und Unterdrückung der Eingeborenen, ist dasselbe geblieben. Was wir vorhergesagt haben, daß die Eingeborenen aussterben müssen, beginnen jetzt bürgerliche Kreise einzusehen. Das ist sicher auch die Ansicht der leitenden Kreise, aber die kapitalistische Profitgier gewisser Kreise verhindert, daß diese Erkenntnis sich für eine Nenderung der bestebenden Verhältnisse einsetzt. Man betreibt ünmer weiter den Schwindel, als ob unsere Kolonien Siedlungs⸗ land seien und in Afrika ein zweites Deutschland heranwachse.

Dem konnte sich auch der Staztessekretär nicht entziehen, der in Süidwestafrika davon sprach, daß hier ein zweites Deutschland entstehen würde. as Klima verbietet in allen

Kolonten weitere Ansiedlung. Deshalb müssen wir alles zur Erhaltung der Eingeborenen tun. Ein Kenner Südwest⸗ afrikas führte in der „Frankfurter Zeitung“ aus, daß diese Kolonie nie Siedlungsland werden könne. Dasselbe gilt für Ost— afrika und die anderen Kolonien. In unseren Kolonien, die 9 mal größer als Deutschland sind, wohnen ganze 24389 Weiße. Unsere Kolonien sind also nicht das Dorado, denn sonst hätte sich schon längst, ein Auswandererstrom dahin er⸗ goffen. Ünsere eigenen Auswanderer gehen lieber in andere Erdteile. Dazu kommt, daß Deutschland selber ein Einwanderungsland geworden ist, das zur Bewältigung der eigenen Arbeit fremde Kräfte gebraucht. In einer Zeit, wo wir alles tun müssen, um die innere Kolonifation in Fluß zu bringen, ist es doch ein Unsinn, unsere Kolonlen als Siedlungsland hinzustellen. Deutschland kann einen solchen Verlust von Arbeitskräften gar nicht vertragen. Die Weißen streben danach, in möglichst kurzer Zeit sopiel zu srraffen, daß sie als gemachte Leute so schnell wie möglich die Kolonien verlassen können. Ein dauernder Aufenthalt der Veißen' in den Kolonien ist überhaupt nicht möglich. Die Rolonisten sind weder Bauern noch Arbeiter, sondern Unternehmer, kleine Kapitaliften, die gern groß werden möchten. Die Produktion unserer Kolonien und der Konsum spielt für die heimischen Wirtschaftsberbältnisse kelne ins Gewicht fallende Rolle. Aller⸗ dings hat sich der. Handel unserer Kolonien in 5 Jahren ver⸗ doppelt, aber gegenüber dem Gesamtbilde des deutschen Handels ver⸗ schwindet diese Zabl wie ein Sandkorn im Meere; ez sind nur 3 3 oᷣ der deutschen Gesamtsteigerung. Deutschlands Handel mit der eng⸗ lischen Kapkolonte allein ist größer als sein Handel mit allen deutschen Kolonien zusammen genommen. Die Gewinnung von Kautschuk in unferen deutschen Kolonien ist sehr in Frage gestellt, da in anderen Landern der Kautschuk viel billiger produziert wird. Man kann die Kautschukerzeugung nicht fördern; denn was heute mit Kautschuk geschieht, kann morgen in bezug auf Baumwolle, Kaka ufw. geschehen. Die treibhausmässge Plantagen kultur macht uns keineswegs vom Aue lande unabhängig. Die großen Plantagen⸗ und Berg werkegefellschaften in den Kolonien werden den internatio⸗ nalen Truftg beitreten, und unsere Industrie wird das Nachsehen haben. Der Bedarf an eurepälschen Waren ist bei den Negern ihrer Rultur entsprechend sehr gering. Der Hauptbedarf der Veger wird keiner weg? aut schließlich oder überwiegend aus Deutschland

bezogen, sondern zum großen Teile aus England. Unserxe Kolgnien sind alfo keine lobnenden Absatzgebiete für unsere beimische Industrie. Unsere heimische Arbeiterklasse bat ein viel größeres Interesse an dem Export nach kulturell, hochstebenden Ländern und an einer Sozialpolitik größten Stils, nicht an einer Kolonialpolnik. Die bestehenden Erwerbsgesellschaften streben danach, möglichst große Profite zu erztelen, und das Reich unterstützt sie durch große Aufwendungen, durch Reichszuschüsse usw., die auch die Arbeiter in Deutschland aufbringen müssen. Die Kolonien selbst tragen nur den geringsten Teil ibrer Last. Der Boden für die kavitalistische Ausbeutung der Eingeborenen soll durch diese Reichszuschüffe vorbereitet werden. Selbst die ärztliche Fürsorge und Hygiene bat lediglich den Zweck. die Eingeborenen der kapitalistischen Ausbeutung auszuliefern. Dazu dlent auch der Eisen⸗ babnbau,. z. B. der Ausbau der Mittellandbahn in Ostafrika. Dabei ist der Wert dieser Bahn mehr als zweifelbaft, ebenso die Rentabilität; der eigentliche Zweck ist ein militärischer. Der Bahnbau vermehrt die Zinsenlast der Kolonie und steigert wieder die Steuerlast der Eingeborenen. Die kapitalistische Ausbeutung sitzt den Eingeborenen wie ein Vampyr im Nacken. Die Aera Dernburg mit ihrer kaxpitalistischen Ausbeutung hat den Kolonien nur neue Negerschinder gebracht. Selbst von bürger licher Seite ist das anerkannt worden. Ein Mitalied der Rechten hat aus einer Anjahl von Briefen geradezu erschütternde Berichte gegeben über die Verbeerung, die der Kapitalismus unter den Eingeborenen anrichtet. Trotz der Eisenbahnbauten werden die Kolonien immer mehr entvölkert. Die Eingeborenen werden mit List und Gewalt aus ihrer Heimat verschleppt und zur Arbeit in den Kolonien gejwungen. Das gilt besonders von Kamerun und Ostafrika. Angeblich gibt es dort keinen Arbeitszwang, aber tatsächlich besteht er doch. Der Neger, der nicht 20 Tage im Monat arbeitet, wird nach dem Bezirksamt ge⸗ schleppt und dort verprügelt. Die Neger werden geschunden und ge— guält. Es fehlt auf den Pflanzungen an den nötigsten hygienischen Einrichtungen; Geschlechtskrankheiten usw. grassieren unter den Negern. Aerzte feblen ebenso wie Krankenpfleger auf den Pflanzungen. Im Schwange dagegen und geradezu die Regel auf den Plantagen ist die Lohnprellerei; man schreibt statt der ganzen Arbeits— tage nur halbe, Viertel, oder Sechsteltage an, das wird als Ergebnis der Revisionen in der amtlichen Denkschrift selbst fest⸗ gestelli! Ein Hobn auf die Wirklichkeit ist daber auch die Redensart vom freien Arbeitsvertrage, den der Neger mit den Plan⸗ tagenbesitzern abschließt. Der Neger wird überbaupt in unseren Kolonien nicht als Mensch behandelt. Während man den Negern ferner Löhne zahlt, die manchmal einige Pfennige täglich betragen, wird gleichzeitig die schamlose Klage über an⸗ dauerndes Steigen der Löhne erhoben, als ob schon der ganze Profit der Ausbeutungegesellschasten in Frage stände. In Ostafrika ist der Durchschnittssohn von 1907 bis 1912, also in 5 Jahren, von 582 auf ganze 53 Pfennige gestiegen. Die Sklavenjagden dauern unvermindert fort; die schwarzen Polizeimeister fangen einfach die 2e 8 Bu fh f e mf s

Leute aus dem Busch fort und schleifen sie an Ketten zur Zwangs⸗ arbeit; weigern sie sich, so werden sie geprügelt und geschunden. Die Eingeborenendörfer weisen vielfach nur noch Greise und Kinder auf; die Männer sind fort; die eingeborene Bevölke— rung wird so spstematisch zugrunde gerichtet. Aber auch auf den Plantagen gehen die Neger durch die Mißhandlung, durch die Geschlechtskrankbeiten, durch den Alkohol zu Grunde, die Sterblich⸗ keitsziffern sind erschreckend. Der Pater van der Burgt, der lange Jahre als Missionar in Afrika tätig ist, erklärt, daß Lurch diese Raubbauwirtschaft u. a. der Stamm der Wanjam wesi der Vernichtung geweiht und dem Aussterben nahe ist. Professor Werstermann urteilt, daß diese Zustände eine direkte Folge unseres Kolonialsystems sind, leider folgert er aber nicht, daß keine neuen Plantagen mehr angelegt werden dürfen, sondern er will sich mit einer Verlangsamung des Tempos begnügen. Nur durch unseren Vorschlag, keine neue Plantagen mehr zuzulassen, nur durch die Inhibierung des europäischen Wirtschaftssystems der Aus⸗ raubung würde es möglich werden, den Eingeborenen Gerechtigkeit wider- fahren zu lassen. Unser Vorschlag ist aber von allen bürgerlichen Parteien aufs brüskeste abgelehnt worden. (Der Präsident Dr. Kaempf rügt diesen Ausdruck AUnsere jetzige Kolonialpolitik mutet an wie ein Stück aus dem Tollhause. (Der Präsident ruft den Redner für diesen Ausdruck zur Ordnung.) Ich habe das nicht auf die Person des Staatssekretärs bezogen (Präsident: Ich halte meinen Ordnungsruf aufrecht). Die Einführung unserer Kultur in diese Kolonialgebiete wird sehr schwer halten; ein Sprung über den Kilimandjaro ist ein Katzensprung dagegen. Auch für die Kolonien gilt das Wort: Der Himmel ist hoch und der Zar ist weit‘; nur an Ort und Stelle selbst, nicht aber von der Berliner Zentrale aus, kann Remedur gegen diese Kultur⸗ schande der Proßitjägerei geschaffen werden, die kein Interesse an einer wirklichen Kultioierung der Schutzgebiete, die nur Interesse an der kapitalistischen Ausbeutung hat. Der Haus— klaverei sollte mit allen Mitteln sofort ein Ende gemacht werden. Vor Jahren wußte man den Reichstag damit zu gewinnen, daß es eine Kulturtat gegen die Araber gälte; heute straͤutt man sich gegen die. Aufhebung der HVausstklaverei. Der Westen von Deutsch Ostafrike im Gebiet der großen Seen ist dicht besiedelt, etwa. so stark wie Pommern und Posen; hier gewährt die primitive Jägerkultur dem Eingeborenen seine Existenz. und die Fortpflanzungsmöglichkeit. Da ist die Be⸗ fürchtung nur zu sehr am Platze, daß die Eisenbahn nur zu bald zur Unterjochung dieser Stämme fübrt. Schon will man Kopfsteuern einführen, den Vorläufer der Geldwirtschaft; kommt noch die Einführung des Begriffs des Grundeigentums hinzu, dann ist man von dem Ziele der Proletarisierung des ganzen Gebiets nicht mehr weit entfernt. Gin Plan⸗ tagenbesitzer drückte in einem Briefe die Hoffnung aus, daß Ruanda ihm ein gutes Arbeitermaterial liefern werde, und erwartet, daß in 20 Jahren die Leute dann freiwillig als Arbeiter kommen werden. Wie diese freiwillige Anwerbung geschiebt, wissen wir ja alle. Ist aber erst einmal die karitalistische Profitwirtschaft in Ruanda, dann werden sich die Eingeborenen die Unterdrückung nicht gefallen lassen, und es muß zu einem Auf⸗ stande kommen, gegen den der in Südwestafrika ein Kinderspiel war. Handelt es sich hier doch um eine Bevölkerung ven 33 Millionen. Daß ich nicht schwarz in schwarz male, zeigen die bisberigen Er⸗ fahrungen. Das Profitinteresse muß deshalb aus der Kolonisation ausgeschaltet werden. Solange dies nicht geschieht, lehnen wir jede Verantwortung für unsere Kolonialpolitik ab. Das Gedelhen der britischen Kolonien beruht zum großen Teil auf der größeren wirtschaftlichen Freibeit der Ein— geborenen. Die Kulturfähigkeit der Eingeborenen zu fördern, sind wir jederzeit bereit, und wir werden auch Geld für Pflanzungs— versuche und zur Anleitung der Neger in der Bodenbearbeitung und der Viehzucht bewilligen. Deshalb werden wir für die Resolutionen der Budgetkommission stimmen, die dazu einen schwachen Ansatz bieten.

(Schluß des Blattes.)

Wohlfahrtspflege.

Die beiden staatlich anerkannten Oberlinseminare in Berlin C. Oberwallstr. 1 (Externat) und das Oberlinseminar des Diako⸗ nissenmutterhauses in Nowawes (Internat) bieten Ausbildung zu ebangelischen Kleinkinderlehrerinnen in einjährigem Kursus mit dem für Familienstellungen in Betracht kommenden Befãhigungs zeugnis fur Ünterricht in den beiden ersten Schuljahren. Zur Aufnahme in das Seminar sind erforderlich gute Schulbildung und vollendetes 16. Lebensjahr. Auskunft erteilt der Pfarrer Hoppe, Direktor des Dberlinhaufetäz zu Nowawetgz, und die Digkonisse Marie Seeling, Berlin W., Wikinger Ufer 9, von 35 —5 Uhr Nachmittags.

Kunst und Wissenschaft.

Eine Sammlung alter deutscher Beschwörungs— formeln. Die Unruhe des modernen Lebens übt einen verflachenden

auch in dem Verlust alter Ueberlieferungen bekundet. Wenn sich nicht beizeiten Leute gefunden hätten, die sich um eine planmäßige Sammlung der Volksmärchen bemühten, so wäre bis auf den

läßt sich aber kaum behaupten, daß auf dem Gebiet der Volkskunde schon alles gescheben wäre, was notwendig ist. Auf eine solche Lücke

hat jetzt der Verband deutscher Vereine für Volkskunde

bingewiesen, gleichzeitig Maßnahmen zu ihrer Ausführung getroffen. Es sollen nämlich möglichst viele magische Formeln, die sich meist aus uralter Zeit im deutschen Volk noch erhalten haben,

gesammelt werden. Dazu gehören nicht nur die sprachlichen Ausdrücke

des Segnens und Versegnens, des sogenannten Verredens und dergl., sondern auch bildliche Zeichen, die zu gleichem Zweck verwandt werden. Die Forschung soll sich auf das ganze deutsche Sprachgebiet erstrecken, also auch auf Teile von Oesterreich, Ungarn und der Schweiz. Man kann diesen Plan nicht genug loben, denn es läßt sich erwarten, daß ein großer Reichtum an Neberlieferung dadurch zutage gebracht werden wird, der seine Wurjeln in den äußersten Tiefen der Volks. seele bat. Der Verband bat einen Aufruf erlassen, um möglichst viele Mitarbeiter bheranzuzieben, und nicht nur bezeichnet, wie ge⸗ sammelt werden soll, sondern auch eine Reihe bekannter Segens- und Zauberformeln gegeben. Es sollen danach gesammelt werden zunächst alle Formeln der Besprechung und Beschwörung, die entweder jetzt noch in mündlichem Gebrauch sind, oder sich wenigstens im Gedächtnis älterer Leute erhalten baben. Darunter Heilsegen für Krankheiten und Verletzungen von Menschen und Vieb, Schutzsegen gegen alle, Mensch, Haus, Vieh und Acker bedrohenden Gefahren. Bannungen von Feinden, Die hen, Geistern, Unwettern und Feuersbrünsten, alle Ver⸗ wünschungen sowie Sprüche zum Anhexen von Unglück jeder Art. Be= schwörungen von Glücksruten und Heilkräutern. Besegnungen in Handel, Ackerbau und Viehzucht. Finden sich schriftliche Aufzeichnungen, so müssen sie angekauft oder wenigstens leihweise erworben oder abgeschrieben werden. Solche Schriften sind unter zen verschiedensten Namen als Brauchbücher, Sympathiebücher, Gesahnebücher, Haus- und Rezept⸗ bücher, Kunst, und Zauberbücher bekannt. Eine Auskunft über Alter und Herkunft wird selbstverständlich wertvoll sein. Eine Abschrist muß sich sehr genau an den Text halten und diesen Buchstaben für Buchstaben wiedergeben. Manches davon ist schon in der ersten Zeit der Buchdruckerkunst vervielfältigt worden. Man denke nur an die Zauberbücher, wie Fausts Höllenjwang, das 6. und T Buch Mosis und andere. Einzelne Erzeugnisse gehen unter dem Namen von Himmelsbriefen, Schutz⸗ und Trutzzetteln, Tobiassegen, Gichtbriefen usw. Eine besondere Gruppe nebmen noch die volks⸗ tümlichen Gebete ein, denen ein gewisser Zauberwert beigelegt wird, z. B. die sieben Himmelsriegel, die sieben Schloß, das goldne Ave Maria. Als Zentralstelle für die Sammlung ist die Universitäsbibliotbek in Gießen angenommen worden, während die für das Unternehmen gebildete Kommission aus einer größeren Zahl von Gelehrten an mehreren Hochschulen zusammen— gesetzt ist. Bei Benutzung dieser Formeln ist auf möglichst viele Umstände zu achten, ob sie in bestimmten Jahreszeiten, Tageszeiten, Mondvhasen, ob sie nur an gewissen Tagen gespiochen werden, ob ihre Wirkung an bestimmte Orte oder Richtungen gebunden sein soll, ob beim Sprechen ein gewisser Tonfall beobachtet wird und vieles andere. Eme genaue Uebersicht über die Anforderungen und Wünsche hat Dr. Armin Tille im Februarheft der „Deutschen Geschichte blätter“ veröffentlicht.

Laibach, die Hauptstadt von Krain, ist der Sitz einer Erd⸗ bebenwarte, die es schnell zu einer Berühmtheit in der Wissen— schaft gebracht hat, weil ihre nähere Umgebung besonders häufig von Erdbeben heimgesucht wird. Nach der Vervollkommnung der Erdbebenmessungen aber haben solche Warten einen weit größeren Kreis der Tätigkeit erhalten. Heftige Erdbeben machen sich für die empfindlichen Instrumente auf dem ganzen Erdenrund bemerkbar, und es sind auch schon Mittel ge⸗ funden worden, die Herkunft der Erdbebenwellen selbst bei sehr großer Entfernung des Herds festzustellen. So hat Professor Belar in Laibach in den Morgenstunden des 12. Januar eine deutliche Aufzeichnung eines Fernbebens erhalten, das sich durch schwache Er— zitterungen des Aprarates ankändigte und dann recht erhebliche. Aus⸗ schläge des Schreibstifts verursachte. Professor Belar kam bald zu der Ueberzeugung, daß diese Erschütterung von dem fernen Japan ausging, und dieses Gutachten erhielt eine glänzende Bestätigung. Im südlichen Japan waren an jenem Tage nicht weniger als 337 Erd— beben beobachtet worden. Das stärkste war in Nagasaki um 6 Uhr 29 Minuten 27 Sekunden verzeichnet, und Professor Belar batte die Entstehung des in Laibach aufgenommenen Erdbebens auf 6 Uhr 29 Minuten 2 Sekunden japanischer Zeit verlegt. In Japan wurde das Erdbeben auch von Menschen sehr heftig empfunden. Die Erde schien mehrmals krampfhaft in die Höhe zu springen und ihre Bewegung war 2 Minuten lang so stark, daß es schwer war, sich auf den Beinen zu halten. Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage, ob das Erdbeben mit dem Ausbruch des Sakura in der Bucht von Kagoschima in Verbindung zu bringen ist. Für den Laien liegt dieser Schluß nahe, aber der Fachmann weiß, daß Erdbeben vulkanischen Ursprungs meist dicht unter der Erdoberfläche entsteben und sogar die feinsten Instrumente zur Erd⸗ bebenmessung in größerem Abitand nicht beeinflussen. Sollte dennoch der Zusammenhang mit dem Ausbruch erwiesen werden, so wäre damit das erste Beispiel eines vulkanischen Erdbebens gegeben, dessen Stöße sich durch einen ganzen Kontinent von der Breite Eurasiens fortge— pflanzt haben. Es bllebe noch die Möglichkeit, daß das Erdbeben nicht als Folge, sondern als Ursache des hestigen Vulkanausbruchs zu betrachten wäre.

Auf vielfach geäußerten Wunsch wird die Sonderausstellung von Werken Schinkels im Schinkel⸗Museum der Technischen Hochschule in Charlottenburg von jetzt unentgeltlich geöffnet sein: am Montag, Mittwoch, Freitag von 190—4 Uhr, und am Sonntag von 10—1 Uhr, und zwar bis zum 31. d. M.

Literatur.

Von dem eeichillustrierten Lieferungswerk „Der Mensch und die Erde“, das Hans Kraemer zusammen mit zahlreichen Fach⸗ männern im Verlag von Bong u Co. in Berlin und Leipzig heraus— gibt, liegen die Lieferungen 192 —197 (weite Gruppe) vor. Sie enthalten den Abschluß des eingehenden Aufsatzes von Eduard Krause⸗ Berlin über die Entwicklung der Fischerei und eine Abhandlung des Professors Dr. Karl Eckstein. Eberswalde über die Gewinnung und Verwertung der Schätze des Meeres. Jede Lieferung kostet 60 .

Verkehrswesen.

Am 1. April wird in Berlin Elberfelder Straße 21, unter der Bezeichnung Berlin NW 107 eine Postanstalt mit Tele⸗ graphenbetrleb, aber ohne Paketannahme, eröffnet werden.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Frankreich.

Wie aus Brest gemeldet wird, sind von etwa 3009 Matrosen

der Geschwadermannschaften über 400 an Scharlach, Grippe und Lungenentzündung erkrankt.

Technik.

A. F. In der 335. Versammlung des Berliner Verging für Luftschiffahrt am 2. März sprach der Ingenteur Gerhard Gohlke Berlin-Steglitz unter Begleitung von Lichtbildern über

Mitteln zu gleichem Zweck zu e

nicht altern will. Sie, die einst gefeierte B

Selbsttätige Gleichgewichts regler für Flugjeuge“, be⸗ kanntlich eine der wichtigsten Fragen für die Entwicklung des

do

dynamischen Fluges, mit deren möglicher Lösung unter den bervor⸗

R

Einfluß bis in die Tiefen des Volksgemüts aus, der sich namentlich ragendsten Flugtechnikern augenblicklich vor allen Owille Wright

beschäftigt ist, der noch jängst sich darüber ausgesprochen hat.

Gegenüber dem von französischen Flugtechnikern betriebenen Plane, mit einem 10 Personen aufnehmenden Riesenflugzeuge, das mit einem

nmlun ots marc d . M 2 e m, X 1 e , . heutigen Tag bon diesen Schaßen sicher vieles verloren gegangen Ca Notz Sen e bs, dutgerüstet terien fol teh mean n lreuzen hãlt

Omwille Wright an der Änsicht fest, daß dieser Plan utopisch und, wenn

versucht, sich als verderhlich erweisen würde. Nach ihm ist dagegen

der Einzelflug über den Ozean gefahrlos ausführbar, wenn die Auj⸗ gabe sicherer und selbsttätiger Gleichgewichtsbewahrung vorher gelõst sein würde Die Frage gehört desbalb z. 3. zu den im Vordergrund

des Interesses stehenden und der Vortragende durfte auf eine auf⸗

merksame Zuhörerschaft für sein Thema rechnen, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß in Deutschland dank den Leistungen der einheimischen Flugtechnik in den Konstruftionen V', „Zanenia! und „Pfeil ein großes Maß von Zuverlässigkeit und Gefahrlosigkeit in dem wichtigen Punkte gegeben ist, az bei uns die Lösung der Aufgabe weniger dringlich erscheinen läßt. Dennoch glldet fie. den Gegenstand vielseitiger Erörterung, und Orville Wrights Plan, das „Pendel“ zum wichtigsten Organ der Stabilisierung zu machen, begegnet theoretisch auch bei uns so vielseiniger Kritik, da es sich wobl lobnt, ibn im Vergleich mit anderen vorgeschlagenen Dieser Absicht gab Ingenieu

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Gohlke, die verschiedenen Gegenvorschläge beleuchtend, in dachten, durch Lichtbilder unterstützten J Obenan steben ihm unter den Einwänder Prandtl ins Feld geführten Untersuchun ber die Relati eines im doch selbst bewegten Flugzeug frei beweglicher sind ch Meinung 3 65 86 * 5 . ind, nach Meinung des Redners, von fast allen anderen * 890 R w st'i . . Frage sich ernstlich beschäftigenden Erfind un

rüdsichtigt worden. Soll das Pendel auf das Flugzeug stabllisierend wirken, muß ihm erst selbst Stabilität gegeben werden, und Prandtls Nor 2 zos em mec Be f 2 * 3 e nn n Vorschlag zu diesem Zweck, der auf Ausichaltung der Schwerkraft und ihren Ersatz durch in Beziehung zu den Lufkkräften stehe s

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binausläuft, ist so wohlüberlegt, daß Als ein Irrtum wurde er

Ansicht eines Erfinders die vom e schwingungen einer Dämpfung bedürften. Dagege Würdigung der wichtige Grundsatz einer dem Flugze Konstruktion zu gebenden und zuverlässig

21 J Ste bisitz Relatiogeschwindigkeit zur Sicherung seiner Stahilitä

von dem Vortrage

. erzeugte

Er scheint der Beachtung mehr wert als vers r struktionen, welche Füblflächen und den Kreisel zur Erreichung von Stabilität zu Hilfe rufen, aber geringe Aussicht baben, es zu einen Eifolge zu bringen wegen der von diesen Organen hervorgerufenen, den Zweck ihrer Anbringung entgegenwirkenden Schwingungen des Flugzeuges. Alles in allem genommen, darf nach Ansicht des Redners den Vor schlägen Orville Wrights z. 3. die größte Bedeutung unter allen Ver—

suchen in gleicher Richtung zugesprochen werden, und man wird dem

bewährten Erfinder, der seine Untersuchungen bis zu erfolgreichem Ausgang zu führen wiederholt zugesagt, Zeit zur Erfüllung seines Versprechens lassen müssen. Gespannt darf man darauf sein, wie er den im vorstebenden berührten Schwierigkeiten begegnen wird, die der Anwendung von Pendel in Verbindung mit

Fühlflächen nstehen, an denen, sicherem Vernehmen nach, Wright bisher als an den geeignetsten Mitteln festhält. Der gedankenreiche und die schwierigen Fragen lichtvoll er⸗ öͤrternde Vortrag erntete allgemeinsten Beifall. Aus den weiteren Verhandlungen ist eine Mitteilung des Vorsitzenden, des Geheimrats Professor Dr. Miethe, von allsettiger und das Interesse an dem Verein sicher kräftig fördernder Bedeutung, wonac auf Beschluß des Vorstands die Bewilligung von Mitteln verfügt worden ist, um die Unkosten von 15 Ballonfreifahrten bezw. 30 halb⸗ freien Ballonfahrten zu decken, die unter die Mitglieder verlost werden sollen, selbstverständlich nur unter der Zabl derjenigen, die geneigt und bereit sind, einen auf sie fallenden Gewinn durch Teil⸗ nahme an einer Ballonfahrt wahrzunehmen. Meldungen sollen innerhalb zweier Wochen an die Geschäftsstelle erfolgen.

= Verdingungen.

(Die näheren A über Verdingungen, die „Reichs⸗ und

Staatsanzeiger können in den B agen in dessen

Expedition während der Dienststunden von 9 —3 Uhr eingesehen werden.)

Türkei. Kaiserlich ottomanische Staatsschuldenperwaltung in Kon⸗ stantinopel: Verpachtung der Fischeretrechte im See Eftini bei Bolou (Adabazar) auf 2 Jahre vom 14. März d. J. ab. Angebote an die Hauptdirektion der genannten Verwaltung oder an ihre Agenturen in Bolou und Adabazar.

Theater und Musik.

Kammerspiele des Deutschen Theaters. Vom Teufel geholt, ein Schauspiel in vier Akten des Norwegeis Knut Hamsun, ist der gänzlich mißlungene Versuch eines Erzählers, für die Bübne zu schreiben. Wäre dieses Stück, das man gestern in einer vier Stunden währenden Aufführung über sich ergehen lassen mußte, das Werk eines Unbekannten, es wäre gewiß nicht zu Ende gespielt worden. Das literarische Publikum der Kammerspiele hörte aber gesittet bis zum Schlusse zu und ließ zuletzt auch nur ein ganz gesittetes Zischen vernehmen, als der Titel des Werkes endlich zur Tat wurde. Hamsun, der, wie man aus seinen Werken weiß, den Wahlspruch „Ehret die Jungen“ auf seine Fahne geschrieben hat, ist auf das Alter schlecht zu sprechen; die verbrecherischsten Neigungen schreibt er aber hier einer Frau zu, die zrettldiva, hat einen vermögenden, fast verblödeten Greis geheiratet, mit dessen Gelde sie

den Schein der Jugendlichkeit aufrecht zu, erhalten sich bemüht; sie unterhält einen Gesinnungslumpen als Liebhaber und unterstützt

einen verkommenenen Kaffeehausmusiker, der einst Zeuge ihres

Künstlerruhms war, weil er die Fiktion, als sei sie immer noch die gefeierte Sängerin von einst, aufrechterhält. Aber der Ge— sinnungslump betrügt und verläßt sie, der Kaffeehausmusiker macht sich im Rausche über sie lustig, und ein aus Argentinien zurückgekehrter Jugendfreund, der einst für sie geschwärmt hatte, wendet sich von ihr ab einem unbedeutenden jungen Mädchen zu. Bei der Betrachtung einer Giftschlange, die der Argentinier mitgebracht hat, stößt sie in einer Aufwallung rasender Eifersucht die Hand der jugendlichen Neben buhlerin in den Schlangenkäfig, aber nicht das Mädchen wird ge— bissen, sondern der hinzuspringende Argentinier, der an der Wunde stirbt. Merkwürdigerweise bat dieser einzige dramatische Moment des Schauspiels kein polizeiliches und gerichtliches Nachspiel; der Teufel, der diesen gealterten weiblichen Don Juan zuletzt holt, ist kein Häscher, sondern der ihr von dem sterbenden Argentinier hinterlassene Nigger⸗ boy, der der letzte ihrer Liebhaber werden wird. Wie anders hätte Strindberg diese Frauengestalt, die seinem Hirn entsprungen sein könnte, auf der Bühne geschildert! Hamsun zieht, anstatt sie zu konzentrieren, die läßt ganz unbeholfen, unter völliger und Gegenrede, einzelne Personen lange Monologe halten, während welcher die anderen Darsteller auf der Bühne feiern müssen. Diese Geduldsprobe hält der Zuschauer auf die Dauer nicht aus, auch wenn ihm aus manchen Zügen offenbar wird, daß hier in einer Kunstform, die er ganz und gar nicht beherrscht, doch ein Dichter spricht. Wo blieb da die nachhelfende Hand des Dramaturgen, wo der Rotstift des z pietäsvolle Regisseur war Max Reinhardt, der vergeblich bemüht war, im Verein mit seinen vortrefflichen Darstellern den Vorgängen auf der Bühne Leben einzuflößen. Am besten gelang das noch Gertrud Eysoldt in der weiblichen Hauptrolle und Rudolf Schildkraut, der den

dürftige Handlung breit auteinander und Mißachtung von Rede

Regisseurs? Der in diesem Falle allzu