——
— — — — — — —
iu Bm
Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht:
den Königlich sächsischen Gerichtsassessor a, D. Dr. zur.
Wegerdt zum Kaiserlichen Regierungsrat und ständigen Mit— glied des Aufsichtsamts für Privatversicherung zu ernennen.
Bekanntmachung.
Die Krankenkasse des Kaufmännischen Vereins zu Mannheim ist nach 514 Abs. 1 der Reichsversicherungs⸗ ordnung als Ersatzkasse zugelassen.
Berlin, den 16. März 1914.
Das Reichsversicherungsamt, Abteilung für Kranken⸗, Invaliden⸗ und Hinterbliebenenversicherung.
Dr. Kaufmann.
Bekanntmachung.
Die Krankenkasse für Handlung s-Commis von 1826 in Hamburg ist für die Mitglieder der Klassen A 1 und A2 nach 8 514 Abs. 1 der Reichsversicherungsordnung als Ersatzkasse zugelassen.
Berlin, den 16. März 1914.
Das Reichsversicherungsamt, Abteilung für Kranken⸗, Invaliden⸗ und Hinterbliebenenversicherung.
Dr. Kaufmann.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 18. März 1914.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern nachmittag im hiesigen Königlichen Schlosse die Vor⸗ träge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker, des Chefs des Admiralstabes der Marine, Admirals von Pohl und des Chefs des Marine⸗ fabinetts, Admirals von Müller entgegen. Heute vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des E jefs des Zivil⸗ kabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini.
Das Königliche Staatsministerium hat beschlossen, den von dem Domkapitel in Breslau zum Kapitularvikar erwählten Dom⸗ herrn Josef Klose zur Ausübung der ihm als Kapitularvikar zustehenden bischöflichen Rechte und Verrichtungen zuzulassen.
Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Rech—
nungswesen und für das Landheer und die Festungen, der Aus⸗ üsse für Zoll- und
Verkehrseinnahmen der deutschen Haupt- und . Nebenbahnen im Februar 1914 nach der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Uebersicht:
gegen das Vorjahr mehr, weniger
im ganzen auf 1 km
. 6 1 Coo ersonenverkehr 61 167 950 1004 4 3302911 4 454 469)
. ö 179 547 907 28734 611 562 — 22 — 0,6.
Seit dem Januar 1914 umfaßt dieser Auszug auch die Einnahmen der bayerischen Staats⸗ und Privatbahnen.
im ganzen
Das Reich spost muse um bleibt wegen innerer Arbeiten vom 33. März ab für einige Tage geschlossen.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Nürn⸗ berg“ am 14. d. M. in Manzanilla eingetroffen.
Hessen.
Die Erste Kammer beschäftigte sich gestern mit der Rückäußerung der Zweiten Kammer zur Besoldungs⸗ vorlage. .
dec dem Bericht des W. T. B.“ gab der Referent Fürst zu IsenburgBirstein einen Rückblick über die Verhandlungen und dankte der Regierung, deren Bemühungen es gelungen sei, die Besoldungsvorlage zustande zu bringen. Der Staatsminister von Ewald erwiderte, daß die Regierung sich bei dem Kompromiß zwar gesagt habe, daß nicht alle Wünsche erfüllt worden selen. Maß⸗ gebend für das Kompromiß sei aber die Erwägung gewesen, daß, wenn die Besoldungsvorlage jetzt wieder gescheitert wäre, die Hoffnung einer großen Anzahl von Beamten für eine Reihe von Jahren ver. nichtet worden wäre, und sodann wäre es zu befürchten gewesen, daß die Besoldungsvorlage bei den Neuwahlen zu Agttationszwecken ver⸗ wertet und der Regierung noch höhere Forderungen 4 werden würden, die zu erfüllen sie nicht in der Lage gewesen wäre. Er empfehle der Ersten Kammer, den Beschlüssen der Zweiten Kammer zuzustimmen.
Die Erste Kammer nahm darauf die ganze Vorlage, von einigen unwesentlichen Punkten abgesehen, en bloc einstimmig an. Damit ist die Besoldungsvorlage endgültig angenommen und tritt mit dem 1. April d. J. in Kraft.
Braunschweig.
Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Viktoria Luise sist heute früh von einem gesunden Prinzen ent⸗ bunden worden. Die durch die „Braunschweigischen Anzeigen veröffentlichte amtliche Bekanntmachung über die Geburt des Erbprinzen lautet folgendermaßen: Auf höchsten Befehl bringen wir hierdurch zur allgemeinen
folgender Mitteilung:
Die gegier
ücklich entbunden ist. Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit und d,, ea ist . den Umständen das denkbar ünstigste. Das durch dieses allseits ersehnte und hochbedeutsame rohe * Ereignis unserem Durchlauchtigsten Fürstenpaare zuteil ge⸗ wordene große Glück wird in den Herzen aller Braunschweiger den freudigsten Widerhall finden.
Braunschweig, den 18. März 1914. . —ᷣ
raunschweigisch⸗Lüneburgisches Staatsministerium.
k n Tr if e , Boden.
Die heutige Sitzung der Landes versammlung ge⸗ staltete sich unter dem Eindruck der frohen Nachricht von der Geburt eines Erbprinzen zu einer Festsitzung. Wie „W. T. B. meldet, eröffnete der Präsident Krüger die Versammlung mit
Meine Herren! Ich habe Ihnen die Mitteilung von einem Schreiben 6. Herzoglichen Staatsministeriums zu machen, das mir heute morgen zugegangen ist und folgendermaßen lautet:
Auf Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs verfehlen wir nicht, der Landesversammlung die frohe Kunde zu übermitteln, daß heute früh Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Viktoria Luise von einem Erbprinzen glücklich entbunden ist.
Diese frohe Kunde, die in den frühen Morgenstunden das Herzogtum durcheilte und sicherlich jetzt bis in die fernsten Ort⸗ schaften des Herzogtums gedrungen ist, hat auch uns alle mit hoher und aufrichtiger Freude erfüllt. Wir teilen die Freude des Hohen Elternpaares, wir teilen die freudige Erregung der Bevölkerung, daß heute dem Lande ein Erbprinz geboren wurde, und daß dem nach nach menschlicher Voraussicht das weitere Blühen des alten Herischerstammeg gesichert ist. Möge dieser junge Sproß vom alten Welfenstamme in kräftiger Gesundheit heran—⸗ wachfen zur Freude seiner Hohen Eltern und zum Segen des Landes, über das zu herrschen er dermaleinst berufen sein wird. Ich erbitte mir die Zustimmung der geehrten Versammlung, daß das Präsidium Seiner Königlichen Hohelk dem Herzog und den Erlauchten Groß⸗ esternpaaren, Seiner Majestät dem Kaiser und König und Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Cumberland die Glückwünsche der Verfammkung ausspricht. (Justimmung.) Ich stelle fest, daß Sie diese Zustimmung hiermit erteilt haben.
Un sich würden wir ja nun in die Tagesordnung einzutreten
haben. (Widerspruch) Aber ich kann es sehr wohl verstehen, daß Sie . dem frischen Eindruck dieser freudigen Kunde nicht allin geneigt sind, über die Ausgaben des Staats haushalts zu beraten. Ich bin daher bereit, in Uebereinstimmung mit der Versammlung die heutige Sitzung ausfallen zu lassen. Wir können nicht aus⸗ einandergehen, ohne daß wir den freudigen Gefühlen und Empfindungen, die uns alle bewegen, Ausdruck geben in einem Hoch auf das hohe Elternpaar und den. jungen Welfensproß. Darum bitte ich Sie, stimmen Sie mit mir ein in den Ruf: Seine Königliche Hoheit der Herzog und Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin und der Erhprinz leben hoch! Die Ver⸗ sammlung stimmte begeistert in das Hoch ein.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
Seine Königliche Hoheit der Herzog hat aus Anlaß der Geburt eines Erbprinzen für die Armen des Landes 30 000 S6 gespendet.
Elsasz⸗Lothringen.
In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer des Landtags begründete der Staatssekreiär Graf von Roedern den Entwurf eines Einkommensteuergesetzes für Elsaß⸗ Lothringen, das die Grundlage für eine Finanzreform von großer Bedeutung bilde. Die Einführung des Gesetzes dürfte n vor 77 1 rige n 16 ini sein. Der Staatssekretär erklärte, wie W. T. B.“ meldet?
ee . auch auf die Ergänzungssteuern, wie sie in Preußen beslehen, nicht verzichten können, doch set beab ichtigt, die Ertragssteuern teils herabzumindern, teils zu ergänzen in Drittel des gefamten Steuerbedarfeö werde durch die Vermögenssteuer auf⸗ gebracht werden müssen. Eine Resorm der Erbschaftsbesteuerung sei gleichfalls notwendig. . Die Vorlage wird an eine besondere Kommission gehen.
In Uebereinstimmung mit den Wünschen der Regie⸗ rung hat der Seniorenkonvent der Zweiten Kammer des Landtags beschlossen, das Parlament am Freitag, den 3. April, zu vertagen. ImIm Monat Mai und Juni sollen dann Kommissionssitzungen stattfinden, in denen die Steuer⸗ reform zur Beratung steht. Im November wird die Zweite Kammer wieder zusammentreten, um dann bis Ende des Jahres die Verhandlungen über die Steuerreform durchzuführen. Die Vorlage wird alsdann während der Etatsberatungen für 1915 beraten werden. Die nächste Tagung des elsässischen Parla⸗ ments wird voraussichtlich sechs bis sieben Monate währen, um die wegen des frühen Schlusses dieser Session nicht er—⸗ ledigten Arbeiten nachholen zu können. 9
Großjbritannien und Irland.
Im Unterhause begründete gestern der Erste Lord der Admiralität Churchill den Flottenetzat und gab eine er⸗ schöpfende Uebersicht über die gesamte Tätigkeit der Admiralität.
Jach dem Bericht des W. T. B. führte Lord Churchill aus, 9 dem Parlament bie her kein so hoher Flottenetat vorgelegen habe. Die Ursachen seien höhere Lohne, Vermehrung det Personals, die größere Zahl der schweren Geschütze und die höheren Kosten für Munition. Die Äbficht sei gewesen, acht Geschwader von Linienschiffen in derselben Zeit fertig zu haben, in der die nächststarke Seemacht fünf fertig hätte. Dle Schlachtkreuzer würden in beiden Fällen besonders gerechnet. Auch ein entsprechendes Stärkeverhältnis von Torpedobooten würde bestehen. Die Schiffe auf Auslandsstationen blieben ebenfalls außer⸗ halb der Berechnung. Diese Flottenstärke sei angemessen und mäßig. Er freue sich, daß der Staatssekretär von Tirpitz Gelegenheit ge⸗ nommen habe, dieã anzuerkennen. Keine Nation habe die Flotten, organisation schon vollendet. England hätte seine Ausrüstung etwas früher vollenden können, als es die Regierung jetzt vorschlage. Die Entwicklung der deutschen Flottenorganisation sei nicht so schnell vor sich gegangen, wie er vor zwei Jahren angenommen habe. Das neue dritte deutsche Geschwader werde am Ende des Fingnzjahres 1914/16 fertig fein. Aber anscheinend würde das zweite Geschwader infolge Bemannungsschwierigkeiten drei Schiffe weniger haben, als er an⸗ genommen habe. Deshalb habe er die Vollendung des Geschwaders bon Gibraltar, das jetzt aus pier Schiffen bestehe, aufgeschoben. Jeder zufällige oder absichtliche Aufschub, den die nächststarke Seemacht ein⸗ treten lasse, werde von England nachgeahmt werden. England werde seine Organisation nur in dem Maße, wie es nötig sei, vollenden. In⸗ folge der Wirtschaftslage, fuhr Churchill fort, dürfe man annehmen, daß alle Werften im nächsten Finanzsahre gute Fortschritte machten, und daß eine große Zahl von Schiffen in diesem Jahre fertig werden würde. Das hänge von unkontrollierbaren Faktoren ab und sei auf keine absichtliche ,,, , oder besondere Politik zurückzuführen. Was die Kosten der Neubauten betreffe, so dürfe man erwarten, daß der Gtat für 1915716 wesentlich niedriger sein werde als der gegenwärtige. Jur Höhe der Kosten käme die Oelfeuerung, die Luftschiffahrt und die Be⸗ soldung des Personals. Große Mengen von Oel befänden sich bereits jetzt
rinziv, daß das Del als einziges Feuerungsmittel nur bel fleineren — ö leichten Kreuzern sowie bel großen Kampfschiffen von außerordentlicher Geschwindigkeit gebraucht werde, während die Kohlen das Heizmaterlal für die Linienschiffe bleiben würden. Was das Flugwesen betrifft, so betonte der Minister die Bedeutung der Hydroplane für den Rekognoszierungsdienst und die Küsten⸗ bewachung. Die schweren Hydroplane, die jetzt entwickelt würden, würden schwere explosipe Körper zum Hinunterwersen führen. Von Luftschiffen seien bis jetzt fünfzehn erbaut oder im Bau. darunter zehn großen und mittleren Typs mit einer Schnelligkeit von 45 englischen Meilen in der Stunde. Er hoffe, im Sommer ein halbes? Dutzend derartiger Luftschiffe über dem Parlamentsgebäude kreuzen lassen zu können. 5 Bemannungsfrage sagte Churchill, wenn morgen ein Krieg auebräche, so könnte jedes Schiff mit der etatsmaäͤßigen Bemannung in See gehen. Die Ver · ssärkung von 5000 Mann, die im Etat vorgesehen sei, wäre für die Kriegsflotte für Joi it bestimmt, Es beständen keine Schwierig= keiten, Leute zu bekommen. Der Mlnister wandte sich darauf dem
Schiffen dem Royal Soheresgn-Typ und eins dem Queen Elisabeth⸗Lyy , und alle fünfzehn zölllhe Geschütze führen würden, Das Geschütz sei das beste, das England je gehabt habe. Es besäße alle Vorzüge des 133 zölligen Geschützes.
mit diesem Geschütz zu einer Zeit haben, wo keine andere Nation mehr als zwei besaͤße. Der Minister erwähnte, daß 1914s15 70 bewaffnete Kauffahrtelschife vorhanden sein würden. Zur Frage des Seebeuterechts bemerkte er, daß schwerlich elne andere! Macht einen Torpedo weniger bauen würde, wenn England seine Politik änderte. Churchill behandelte darauf den 60 prozentigen Standard der Flotten stärke—, t ; auf den Neubau von Großkampfschiffen und dieser Standard würde eingehalten. Es hätte Meinungebeischiedenhelten gegeben, was in diefen Standard eingeschlossen sein sollte. Vor jwe Jahren habe er das künftige Bauprogramm entwickelt. Unter genauer Be— rücksichtigung der Lage sei die Admiralltät überzeugt, daß der Bau von vier Schiffen für dieses Jahr genügen werde,
habe. England werde der selbständige Wächter seiner Interessen im
Die Regierung beabsichtige, im Jahre 1915 im Mittelmeer enn Schlachtfchiffgefschwader von acht Schiffen zu haben, wovgn secht
werde. Sie meer auf acht Vnienschif!e und vier Kreuzer, bringen. Um pbieg tun zu können, und um die unentbehrliche Sicherheit in den heimischen Gewässern zu erhalten, sei es notwendig den Bau von drei Schiffen zu beschleunigen, da die drei angdischen Dread, noughts ausgeblieben wären. Churchill sprach die Hoffnung aus, daß Canada später seinen Anteil an der Reichsberteidigung übernehmen werde. Jetzt genüge daz bezeichnete Programm, um das angegebene Stärkeverhaltnis für die Jeit von Ende 1915 bis Mitte 1916 zu erhalten. Es würden also zwei Schiffe von dem Programm von 1914 so begonnen werden, daß sie im dritten Vierteljahr 1916 fertig wären. Churchill rühmte die. Flottenxolitik Neusee⸗ landz und Australlens und betonte, die Wichtigkeit, in den canadischen und südafrikanischen Gewässern Flottenstationen, Dock und Reparaturwerkstätten ju bauen und ebenso Flottillen von Zerstörern und Unterseebooten, um die Anlagen zu schützen, Churchill sährte weiter aus, daß die Wirksamkeit der britischen Qplomatle größtenteils von der maritimen Stellung abhänge, Die Stärke der briünschen Flotte sei der einzige große Ausgleichs altor, den England zur eigenen Sicherheit und für den Weltfrieden stellen könnte. Sein Anspruch, in dem unbestrittenen Genuß seiner weiten herrlichen Besftzungen belassen zu werden, schelne, dem Auslande öfter weniger berechtigtigt zu sein als den Engländern selbst. England habe nicht umhin gekonnt, regelmäßig, in die Angelegenheiten Europas und der Welt einzugieifen und große Vorteile für den europälschen Frieden seien die Folge gewesen. England habe die Ver⸗ antwortlichkeit in vielen Gebieten. Obwohl die Grundlagen des Friedens unter den Großmächten gefestigt seien, selen die Ursachen, die zu einem allgemeinen Kriege führen. könnten, nicht beseltigt. Nicht die geringste Verringerung, der maritimen und militärischen Rüftungen habe stattgefunden. Vlelmehr rüste die Welt wie zuvor Alle Verfuche, dem Einhalt zu tun, seien unwirksam gewesen. Wen nicht die Stärke der Flotte in weitem Maße erhalten bleibe, könne
erfüllen.
Work und bezeichnete daz Programm der Regierung hinsichtlich det Mittelmeeres als unzureichend; England, muͤsse dort einen Ein Macht-Standard aufrechterhalten. Bie britische Flotte im Mittel meer werde aus vier Dregdnoughts, zwei Lord Nelsons und jwei Vor, dreadnoughts bestehen, während Itallen sechs Dreadnoughts und eine große Zahl von Vordreadnoughts haben werde. Lee beanstandet auch, daß die Regierung ihre Versprechungen hinsichtlich der Ersetzung der canadischen Breadnoughts nicht erfüllt habe.
Frankreich.
Wie amtlich gemeldet wird, ist der Minister des Innern Rénoult zum Finanzminister, der Handelsminister Malyy zum Minister des Innern und Raoul Peret zum Handels⸗ minister ernannt worden.
In der Deputiertenkammer fragte gestern der royalistische Deputierte Delahaye den Marineminister Monis, ob er, al er noch Justizminister war, den Aufschub des Verfahrens gegen Rochette angeordnet habe.
Wie . W. T. B. meldet, erklärte der Minister Monis: Ct habe niemals den Brief des Oberstagtsanwalts Fabre gekannt, au den Delahaye anspiele und habe niemals den Aufschub des Ver— fahrens gegen Rochette gefordert. Jaurds, der Obmann det Rochetteausschusses, verlangte das Dokument, wenn es erlstiere, z sehen. Delahaye erwiderte, es sei vorhanden; man solle nn diejenigen fragen, die es in der Kanzlei eihalten hatten Delahaye schloß mit der Versicherung, daß er den Brief Jabtt ferne. Der Ministerpräfdent Dou mer gug erklärte, er s bereit, zur Aufklärung der Sache beizutragen. Der Minister Moni unterbrach ihn mit den Worten, er sei damit einverstanden, pon det Untersuchungskommisslson vernommen zu werden. Darauf erhob sih Barthou, wies den Brief des Qberstaatsanwalts Fabre vor 1 perla ihn. In dem Brlef erklärte Fabre, daß er am 22. März 19! von Monis aufgefordert worden sei, das Verfahren 6j Rochet aufzuschleben. Monis protestierte noch einmal und sagte, er kenn das Schreiben nicht. Barth ou fuhr mit, der Verlesung des Brief fort, in dem Fabre augeinandersetzt, wie er endlich den Bitte Monis habe nachgeben müssen. Barthou schloß mit den Worten. nehme jegliche ,, für sein Eingreifen auf sich. 2 Schluß der Sitzung gestaltete sich überaus stürmisch. Nachdem de Minisferpräsident Doumergue, auf die Vorwürfe Harthe energisch erwidert hatte, ergriff der Radikale Cecaldi, e intimer Freund Caillaur', das Wort. Er beschuldigte Barthon daß er sich des Berichts des. Oberstaatsanwalts widerrechtli bemächtigt hätte, um selne politischen Gegner verfolgen zu könne und deutete an, daß Barthou Abschriften dieses Dokuments sogar ö, Direktor des Figaro übermittelt habe, damit dieser seine Angi gegen Caillaur? möglichst wirksam gestalten könne. Der Rekrn machte Barthou in unverblümten Worten für dag vorgestrige Dran verantwortlich. Er erlnnerte daran, daß die Radikalen, die 1 Barthou bei der Beratung des Dreijahrgesetzeg antipatri⸗ scher Gesinnung geziehen worden seien, niemals, zu solch bergifteten Waffen gegriffen hätten, obgleich sie Barthou J dem . darauf hätlen schwer verwunden können, daß sein Brud⸗
im Lande und weltere große Mengen würden im nächsten Jahre eintreffen.
Kenntnis, 23 Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Vlktoria Luise am heutigen Tage vormittag 5 Uhr von einem gesunden Erbprlnzen
Die Schwierigkeit liege im Preise. Die Admiralität verfolge das
ein Beserteur gewesen fel. Der Marineminister Mon is kritisien ebenfalls das ge. Barthout und sagte, der Bericht Fabres
neuen Bauprogramm zu und erklärte, daß drei von den neuen
England würde zehn Schiffe . daß Ende
Dieser Standard bezöge sich
was genau seinen Vorschlägen von vor zwe Jahren entsprochen
Mittelmeer bleiben und keine besonderen Verpflichtungen eingehen.
d ß öder Lord Jielfong feln, das, au Malta baftert fein . a b die englischen Seestreltkräfte im Mittel,.
die Regierung nicht glauben, dem Lande gegenüber ihre Pflicht zu Nach der Rede Lord Churchills ergriff der Unionist Lee das
ein einseitiges Schriftft ck, dem er das entschiedenste Dementi entgegen stelle. Charakteristisch für die Gesinnung Barthous sei es, daß er jahrelang diese vergiftete Waffe mit sich herumgetragen habe, um sie im geeigneten Augenblick g egen seine Gegner zu benutzen. Faur os, der bisherige Obmann des Rochetteausschusses, verlangte, daß dieser Aus⸗ schuß mit gerichtlicher Sewalt ausgestattet werde. Denn nur so könne über die ganze inge S genheit volles Licht verbreitet und dem Lande das erschütterte Vertra nnen wiedergegeben werden.
; Hierauf wurderr zwei von der Regierung genehmigte An⸗ träge des Sozialisten Sembart einstimmig angenommen, wonach die Befugnisse des FT ochettegusschusses vermehrt und ihm durch ein besonderes Gesetz die Machtvollkommenheiten eines Unter— suchungsrichters erte i Lt werden.
— Am gestrigern Tage und in der Nacht fanden in Paris Straßenkundgebit ngen gegen Caillaux statt. Die Manifestanten wurde rn wiederholt von der Polizei zerstreut, die im ganzen 15 Persormn en verhaftete.
Rußland. Die Reichsdu rng hat in ihrer gestrigen Sitzung die zweite Lesung der Worlage über die Se natsreform beendet.
Italien.
Wie das „Gio wnale d'Italia“ erfährt, haben gestern
Martini und Ciuffell ĩ zugesagt, in ein Kabinett maren
einzutreten. Die Krise nähere sich nunmehr der endgültigen Lösung.
Albanien.
Der vom Fürften von Albanien zum Generalbevoll⸗ mächtigten für Kori Ha und Argyrocastro ernannte Oberst⸗ leutnant Thom psonm ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ in Korfu mit einem Abgesandten des Präsidenten der vor— läufigen Regierung Don Epirus, Zographos, zusammen⸗ getroffen und hat mit ihm Unterhandlungen eingeleitet, worauf er sich nach Valona Begab.
— Nach ergänzen den Meldungen hat sich das Kabinett wie folgt gebildet: Präsidium und Aeußeres: Turkhan Pascha; Krieg und J nneres: Essad Pascha; Landwirtschaft: Aziz Pascha; Justi s; Mu fid Bei; Post und Telegraphen— wesen; Hassan Be i - Pristina (Mohammedaner); Oeffentliche Arbeiten: Fürst Bib d oda (Katholik); Unterricht: Turtulli; Finanzen: Adamide S (Orthodox).
Amerika.
Nach Meldungen des W. T. B.“ aus Mexiko hat der General Villa gesterrt vor Tagesanbruch Chihuahua mit seinen Truppen verlassen unde marschiert nach Süden ö Torreon.
Eine Depesche de amerikanischen Konteradmirals Fletcher besagt, daß die Konsti Futionalisten in Mexiko sieben Meilen von
. die Pumpen 3 Srstört und die Wasserwerke niedergebrannt aben.
— Der Oberst Der brasilianischen Bundestruppen Setem—⸗ brino hat, obiger Que He zufolge, von der ö im Staate Cearga. Besitz ergriffen. Der Minister des Innern gab telegraphisch Anrweisung, die Ordnung aufrechtzuerhalten, die irregulären Grup Pen zu entwaffnen, die Verwaltung und
die Finanzen wiedere i mzurichten und sobald als möglich die Wahlen vornehmen zur lassen.
Infolge des nah nm Endes der Legislaturperiode hat eine Abordnung der ersterr Handeltreibenden und Industriellen Rio de Janeiros und der Iläubiger der Regierung den Präsidenten der Republik gebeten, beim Staatsschatze zu intervenieren, um eine Abrechnung herbe ĩ Zuführen. Der Präsident versprach, unter Beihilfe des Finanzm inisters die Mittel zu einer schnellen Lösung der Frage zu Prüfen.
A sien.
des „W. T. B.“ hat die Räuber⸗ bande des Weißen Wolf die Truppen der Regierung bei Kingtzekwan geschlager und bedroht Sianfu. Während ihres letzten Plünderungszug Ss hat die Räuberbande 1506 Einwohner getötet und 4000 verw inndet.
— Zum Präsidem ten des japanischen Unterhauses ist das Mitglied der Seiyukw é ipartei Oku gewählt 6 .
Afrika.
Wie die „Agenzig Stefani“ aus Ben gasi meldet, hat die Abteilung Latini die OT ebellen, die sich . ö ö. setzten, geschlagen und Die italienische Fahne auf der Feste von Gedabia gehißt. Die Jlialiener hatten keine Verluste. Das 6. erythräische Bataillon * gelangte am 14. März unter dem Kom⸗ mande des Majors di Benedetto bis nach Marana, 40 km westlich von Slonta. Dort zerstr Suite es den Feind, der schwere Verluste hatte und Waffen und Mun i tion zurückließ. Auf italienischer Seite wurden ein Askari getö Tet und 9 Mann verwundet. Der General Eantorre besetzte am 18 März, nachdem er am vorhergehenden Tage 1090 Rebellen zur wückgeschlagen hatte, Karruba und hißte dort die italienische Fa Bneę. Der Feind erlitt sehr schwere Ver— luste. Auf italienischew Seite wurden 4 Askaris getötet, zehn Askaris und ein Alpen jäger verwundet.
Im südafrik R nisch en Abgeordneten hause wurde gestern an den Eisenb Qhnminister Burton eine Anfrage be— züglich der kürzlich na ch Deutschland gegebenen Aufkräge für Lokomotiven u rd Waggons gerichtet.
Wie W. T. B. m SL det, teilte der Minister Burton in seiner Antwort die bei den Ang Sboten gestellten Preisforderungen mit, aus denen hervorging, daß Die Forderungen der britischen Angebote für Lokomotiven zwischen 651 S und 7196 Pfd. Sterl. schwankten, während das deutsche Angebot 5260 Pfd. Sterl. verlangte. Dies fei angenommen worden. Die britischen An & Ebyte für 34 Waggons hätten zwischen 82 100 und 96 476 Pfd. Sterl. Geschwankt, während das deutsche sich auf 560 403 Pfd. Sterl. gestell t habe. Auch dies sei angenommen worden. Die Regierung habe alle Aufträge, soweit es ihr möglich gewesen sei, nach England gegeben. Sie sei jedoch . mit den steigenden englischen Preisen unzufr reden gewesen. er Verdacht scheine ihr nicht unberechtigt zu sein, daß die englischen Bewerber um Aufträge gemeinsame Sache machte r.
— Der südafrik „ nische Senat hat gestern in dritter Lesung die Indemnit ätsbill mit 25 ,, Stimmen an⸗ genommen.
Nach Meldungen
Kolo niales.
Wettbewerb für En etwürfe von Baulichkeßten in den denn tschen Kolonten. Die Deutsche Ko Lonialgesellschaft schreibt einen Wett- bewerb aus zur Erlangun 8 von Plänen: j) für ein Krankenhaus in den Südseeschutzgebieten, 2 fũ w ein Regierungsstationggebäude in Südwest⸗
Ostafrika. Die Beteiligung am Wettbewerb steht allen im Heimatlande und in den Kolonien ansaͤssigen Architekten reichsdeutscher Nationali⸗ tät offen. Es handelt sich hierbei nicht um Entwürfe, die direkt zur Ausführung bestimmt sind, sondern um Vorbilder zur Förderung der kolonialen Bauweise. Es werden folgende Preise ausgesetzt: für das Krankenhaus, in der Südsee 1. Preis 1000 A, 2. Preis 500 A; für das Regierungsstationsgebäude in Südwestafrika 1. Preis 700 66, 2. Prels 350 M; für das Wohnhaus in Kamerun 1 Preis 500 AM, 2. Preig 250 M; für das Wohn haus in Ostafrika 1. Preis 400 (, 2 Preis 200 . Eine Kostenrechnung ist nicht zu liefern. — Das Preisrichteramt haben übernommen: Marinebaurgt Bökemann⸗-Küiel, Geheimer Baurat J. Fischer⸗ Berlin, Geheimer Baurat, Professor Frentzen Aachen, Geheimer Hofrat, Profeffer Dr. A. von Dechelhaeuser-Karlsruhe, Qberbaurat, Professor Dr. Ostendorf⸗Karlsruhe, Landesbaurat 9. D. Beigeordneter Rehorst Cöln, Geheimer Oberbaurat Saran-Berlin und als Pertreter der Deutschen Kolonialgesellschaft: Dr. R. Hin—⸗ dorf⸗Berlin und Konsul a. D. Vohsen⸗Berlin; als Ersatzmänner sind in Aussicht genommen: Baurat F. Körte- Berlin, Professor Grenander Berlin, Bezirksamtmann g. D. von St. Paul⸗Illaire⸗ Berlin. Der Ablieferungstermin für die einheimischen Bewerber ist der 15. Juni, der Ablieferungstermin für die überseeischen Bewerber der 15. Jult d. J. Die Wettbewerbsbedingungen und die Programme können vom Bureau der Deutschen ren en fell, Berlin W. 35, Afrikahaus, Am Karlsbad 10, kostenfrei bezogen werden. Die Veröffentlichung der Prei verteilung sowie die Bekanntgabe von Ort und Zeit der öffentlichen Ausstellung der Entwürfe erfolgt in der ‚Deutschen Kolonialzeitung“.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten . ;
— Die heutige (52.) Sitzung des Hauses der Abge— ordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach beiwohnte, eröffnete der Präsident Dr. Graf von Schwerin mit folgender Ansprache:
Meine Herren! Wie Ihnen schon bekannt geworden sein wird, ist aus Braunschweig die Nachricht eingetroffen, daß die einzige Tochter unseres Kaiserpaares, Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, Herzogin von Hraunschwelg und Lüneburg, heute gegen 5 Uhr don einem Prinzen glücklich entbunden worden iss. Das Befinden der hohen Mutter und des erstgehorenen Prinzen ist nach amtlicher Mitteilung das denkbar guͤnstigste. Ich nehme an, daß das Haus den Wunsch haben wird, aus Anlaß Rieses freudigen Ereignisses Seiner Majestät dem Kaiser und Ihrer Majestät der Kaiserin sowie dem Herzoge und der Herzogin von Braunschweig unsere Glückwünsche darzubringen (lebhafte Zustimmung), und erbstte für mich die Ermächtigung, dies in geeigneter Weise zu tun (wiederholte allseitige Zustimmung). Ein Widerspruch erfolgt nicht, ich werde danach verfahren.
Hierauf setzt das Haus die zweite Beratung des Etats der Eisenbahnverw altung bei den dauernden Aus— gahen fort und nimmt die an die „persönlichen Aus— gaben geknüpfte allgemeine Erörterung wieder auf.
Junüchst ergreift der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach das Wort, dessen Rede morgen im Wort— laut wiedergegeben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl im zweiten Posener Wahlkreis (Obornik-Samter⸗Birnbaum⸗Schwerin), die durch die Mandatsniederlegung des Reichstagsabgeordneten Grafen Mielczynski erforderlich geworden war, wurden, wie „W. T B.“ meldet, nach den vorläufigen amtlichen Ermitt— lungen für den Rittergutsbesitzer Haza⸗-Radlitz (Kons.) 13019, für den Prälaten Klos (Pole) 16438 und für Schulz (Soz;) S366 Stimmen abgegeben; zersplittert waren 3 Stimmen. Klos ist somit gewählt.
Bei der Reichstagsersatzwahl im vierzehnten sächsischen Wah lkreis (Borna⸗Rochlitz) wurden dem vor⸗ läufigen amtlichen Wahlergebnis zufolge im ganzen AN 231 gültige Stimmen abgegeben. Davon erhielten der Partei⸗ sekretär Ryssel 2X73 12 077 Stimmen, der General⸗ leutnant z. D. von Liebert (Reichsparteiz 8642 und der Kaufmann Nitzschke (Natl. 6512 Stimmen. Es hat somit Stich wahl stattzufinden zwischen Ryssel und von Liebert.
Statiftik und VBolkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Mit der Lohn- und Tarifbewegung im Gärtnergewerbe n Duisburg befaßte sich, wie die ‚Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, eine Versammlung der dortigen beteiligten Kreise. Es wurde eine Ent— , gefaßt, in der die arbeitnehmenden Gärtner von Duisburg und Umgebung ihr Bedauern darüber aussprechen, daß bisher die Versammlungen zwecks Abschlusses eines neuen Tarifvertrages gescheltert sind und in der erklärt wird, daß angesichts der verteuerten Lebeng— . eine Aufbesserung der Lohnverhältnisse unun gänglich not— endig sei. In Saarbrücken waren die freiorganisterten Schneider— gesellen in den Ausstand getreten, weil sie sich weigerten, mit den christlich Organisierten gemeinschaftlich wegen eines neuen Tarifes mit den Arbeitgebern zu verhandeln. (Vgl. Nr. 56 d. Bl.) Die Arbeit- i einigten sich der Rh.⸗Westf. Itg. zufolge inzwischen mit den ristlich organisierten Arbeitnehmern über den neuen Tarif. Der Ausstand der Freiorganisierten kann nunmehr als aussichtslos be— zeichnet werden, da aus den verschiedensten Städten Südwestdeutsch⸗ lands genügend Ersatzkräfte herangezogen worden sind. Vie Frei⸗ organisterten sind daher mit ihren Über den vereinbarten Tarif hinaus. gehenden Forderungen von den Arbeitgebern abgewiesen worden. Die im freien Wald, und Weinbergarbeiterverband organisierten Winzer von Neustadt a. H. und Umgegend haben, wie die Rh. Westf. Ztg.“ erfährt, in einer stark besuchten Verfammlung einstimmig beschlossen, in einen Ausstand einzutreten, da die Verhandlungen mit den Arbeitgebern wegen Anerkennung eines Tariftz ergebnislos ver— laufen sind. Dieser Winzerausstand ist der erste, der in der Pfalz durchgeführt wird.
(Weitere „ Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Das neue Land im Nordpolbecken. Endlich liegen von der durch Kapitän Wilkitsky erfolgten Entdeckung . Land⸗ gebieten im Eismeer nördlich Kap Tscheljuskin zuverläffige Rach— richten vor. Wenn es sich bei dem Lande auch nicht um ein zweites Grönland handelt, so bleibt doch immerhin die entdeckte Küste des Kaiser Nikolaus Il-Landes eine der wesentlichsten Errungenschaften in der neueren arktischen Entdeckungsgeschichte. Die ruffische hydro— graphische Forschungsreise unter Kapttaͤn Wilkitsky gelangte, wie in der elt h ht der Gesellschaft für Erdkunde“ berichtet wird, mit den Schiffen Waigatsch“' und ‚Taimyr“ Ende Jull 1913 durch
afrika, 3 für ein Wohnhce 116 n Kamerun und 4) für ein Wohnhaus in
die Beringstraße in das Eismeer. Sie folgte, durch das Eis sich
Tschaun⸗Bucht, die eine Tiefe von 16 m aufwies. Dann fanden die Reisenden offenes Wasser, das der „Taimyr“ erlaubte, weit nach Norden vorzudringen, um so, sogar noch nördlich der Neu Sibirischen Inseln, auf kürzestem Wege zu dem Kap Tscheljuskin zu fahren. Gleichzeitig verfolgte die „Waigatsch“ die sibirische Küste und machte besonders bei der Chatanga— Bucht und der Begitschew⸗Insel neue Küstenvermessungen, die ein von der früheren Darstellung abweichendes Bild ergaben. Die Nordenskjöld⸗See und die See östlich der Neu Sibirischen Inseln erwiesen sich also auch in diesem Jahr als eisfrei. Dagegen fand man bei Kap Tscheljuslin den Weg nach Westen durch Eis versperrt. Man war daher gezwungen, nach Norden auszubiegen. Hier fanden die Reisenden zuerst im Abstand von etwa 50 km von der Küste die etwa 10 kim lange Insel Zesarewitsch Alexis. Dann schlugen sie Nord— west⸗Richtung ein und erreichten nach abermaligen 50 km ein neues hohes Land mit Gletschern, auf dem sie ungefähr auf dem 80. Grad nördlicher Breite und dem MN. Grad östlicher Länge landeten. Sie konnten dieses Land bis zum 81. Grad nördlicher Breite und 96. Grad östlicher Länge verfolgen, wo sie durch das Eis gezwungen wurden, umzukehren. Sie schlugen den Weg nach Kap Tscheljuskin ein, von dort fuhren sie wieder quer durch die eisfreie Nordensktjöld See zur Bennetsee, wo sie die Samm— lungen des Baron Toll fanden und aufnahmen. Jetzt aber, es war mittlerweile Mitte Septemher geworden, zwang das Eis zur Fahrt in der Nähe der Küste. Am 14. Oktober erreichten sie durch dle Beringstraße nach manchen Fährlichkeiten Petropawlowsk; von hier aus wurden die drahtlosen Meldungen gesandt. Dies der äußere Verlauf der Expedition. Das neue Land, dessen Größe aus den Berichten noch nicht genau zu erkennen ist — haben wir doch keine Kenntnis der Breitenaugdehnung — stellt sich immerhin als eine große Insel dar. Diese liegt genau an der. Stelle, wo die Vansensche Tiefenkarte des Nordpolarmeeres eine Ausbuchtung des Kontinentalschelfs nach Norden zeigt, ragt nur noch über diese hinaus, sodaß also die Grenzlinie des Schelfes von dem steilen Abfall zum tiefen Ozean, den Nansen etwa unter dem 79. Grad nördlicher Länge und 137. Grad östlicher Breite fand, nach Franz Joseph-Land geradliniger zu zeichnen wäre. Das Land Nikolaus II. schiebt sich quer vor die Lücke zwischen Franz Joseph⸗-Land und Nowaja Semlja und sperrt den Wasserkreislauf von der Barentssee bezw. Karasee zur Nordenskjöldsee. Durch die Entdeckung wird auch die Eissperre er⸗ klärlich, die gerade am Kap Tscheljuskin der nordöstlichen Durchfahrt so große Schwierigkeiten bereitet.
Das Drachengutomobil. Der Leiter des Aeronautischen Observatoriums in Lindenberg bei Berlin, Geheimrat Aßmann, hat in der „Deutschen Luftfahrer-Zeitschrift! eine Beschreibung des Drachenautomobils gegeben, das an dieser Anstalt zu besonderen Zwecken benutzt wird, die mit der Erforschung der Atmosphäre durch Flugdrachen in Zusammenhang stehen. Durch diese wichtigen und auch für die tägliche Wetterprognose unentbehrlich gewordenen Drachen⸗ aufstiege werden gewisse Gefahren heraufbeschworen, die ohne Verschulden zu ähnlichen Unfällen führen können, wie ste durch verbrecherische Absicht einige Male eingetreten sind. Es kann nämlich ein abgerissener Drachendraht auf eine Straße fallen und zur Be— schädigung eines schnell fahrenden Automobils oder seiner Insassen Anlaß geben. Außerdem würden die in der Luft kaum sichtbaren Drähte ein schweres Hindernis für Flieger sein, die daher auch stets durch Funkentelegraphie oder bei Nacht durch Leuchtfeuer vor auf— gelassenen Drachen oder Fesselballons gewarnt werden. Der Schutz der benachbarten Landstraße ist zunächst dadurch erfolgt, daß sie auf einer Strecke von 10 km zu beiden Seiten von hochgezogenen Drähten begleitet wird. Dennoch kann sich ein herabgefallener Brachen— draht so verfangen, daß er zu einer Gefahr würde. Diese zu beseitigen ist nun die Aufgabe des Drachenautomobils. Es besitzt auf der Vorderseite zwei schräge verlaufende Messingstangen, die ihm selbst zum Schutz dienen, und außerdem eine leichte Stange, die pom Voiderteil des Wagens schräg aufwärts bis drei Meter über das Verdeck aufragt und dort in einen stumpfen Haken endigt. So—⸗ bald diese Stange gegen einen Draht stößt, wird im Innern des Wagens ein Glockensignal ausgelöst, das den Insassen davon benach— richtigt, daß ein Draht gefunden ist. Am hinteren Ende des Wagens ist eine kleine Winde angebracht, durch die der Draht aufgewunden werden kann wobei der Motor des Wagens selbst benutzt wird. Selbstverständlich können auf diesem Wege durch das Automobil auch Drachen selbst eingeholt werden.
Literatur.
XIV. Sonderheft der Berliner Architekturwelt. Ludwig Hoffmann. Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin. Preis 10 „6, Vorzugspreis für Abonnenten 6 S6. Dieses zweite Heft, das über die Bauten der Stadt Berlin, die unter Hoffmanns Sber— leitung bearbeitet sind, vom Verlage herausgegeben wurde, beginnt zunächst mit einer Darstellung des Märkischen Museumg. Bel der Viel— gestaltigkeit der Innenräume zeigt es auch außen eine lebhafte Gruppierung, die jedoch im Grun des alten Parks recht malerifch anmutet, und bei der geschickten Verwendung alter märkischer Bau— weisen mit ihrem charakteristischen Detail sehr stimmungsvoll wirkt. Eine glückliche Raumfolge im Innern und die Aufstellung der Gegen— stände, die sich den Räumen gut einfügen, läßt den gequälten Eindruck mancher anderer Museen nicht aufkommen. Der repräsentative Zug, auf den die Anlage des neuen Stadthauses gestimmt ist, klingt auch im Ver— waltungsgebäude der städtischen Gaswerke nach, hier, zumal bei der kurzen Front der Neuen Friedrichstraße, etwas aufwendig und schwer. Ueberhaupt zeigen Hoffmanns Bauten mit ihren reichen Werk— steinfassaden, den hohen unausgenutzten Mansardendächern, die sich über reichgegliederten Dachgesimsen mit Architrav und Fries erheben, oft eine etwas nutzlose Verwendung von Baugeldern, die wohl nicht jedem Architekten gestattet wird. Recht glücklich scheint die Gruppierung der Gemeindedoppelschulen mit dazwischen gelagertem Lehrerwohnhaus, die in schlichter Einzelbehandlung durch den Rhythmus der Häusermassen wirken und eine angenehme Unterbrechung der gleichförmigen Straßenzeile bilden. Hoffmann versteht es, seine Bauten den gewählten Materialien entsprechend durchzubilden und hildnerischen Schmuck gut wirksam anzubringen; auch in der Detaillierung zeigt er viel Geschick, das durch sorgfaältiges Studium älterer Bauwerke erworben ist. Das Heft enthält 104 Seiten mit meist ( Abbildungen und außerdem 16 Selten Text von Fritz Stahl. Die gedrängte und doch ziemlich umfassende Veröffent— lichung läßt leider bei vielen Gebäuden die Beigabe der Grundrisse ver⸗ missen; sie ersetzt aber zum Teil das größere, mehr für Bureaus und Bibligtheken bestimmte Werk . Neubauten der Stadt Berlin“, und wird sich viele Freunde erwerben.
Verkehrswesen.
Veft 3 vom Jahrgang 1914 der „ Zeitschrift für Klein⸗ bahnen, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, zugleich Organ des Vereins deutscher Straßenbahn⸗ und Kleinbahn⸗ verwaltungen (Verlag von Julius Springer, Berlin), erschlen mit folgendem Inhalt: Statistik der Kleinbahnen im Deutschen Reiche für das Jahr 1912 (Fortsetzung), — Gesetzgebung: Preußen: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten und des Mlnisters des Innern vom 15. Januar 1914, betr. Ausführungdanweisung zum Kleinbahngesetz und Bau- und, Betriebevorschriften für nebenbahnähnliche Kleinbahnen mit. Maschinenbetrieb sowie für Straßenbahnen mit Maschinenbetrieß. = Kleine Mitteilungen: Neuere Projekte, Vorarbeiten, Konzessions⸗ erteilungen, Betriebseröffnungen und Betriebsänderungen von Klein— bahnen; Die Schmalspurbahnen Deutschlands im Jahre 1912; Ueber elektrische Bahnen in Amerika 1913. — Bücherschau, Zeitschriften. schau. — Mitteilungen des Vereins deutscher Straßenbahn, und Kleinbahnverwaltungen: Geheimer Baurat Rötelmann *; General⸗ direktor F. Haselmann 6; Patentbericht (mit 5 Abbildungen); Aus⸗ züge aus Geschäftsberschten. Statistik der deutschen Kleinbahnen für
einen Weg bahnend, der sibirischen Küste bis zur Wrangel⸗Insel der
den Monat Januar 1914.