3.
58.
4.
106.
11.
Bezeichnung der
Eisenbahnen
Betriebs⸗ lãnge Ende des Monats
km
Ver kehr sein nahmen
Personen⸗ und Gepäckverkehr
aus dem Güterverkehr
zusammen
über⸗ haupt
auf 1EèRm
über⸗ haupt M06
Einnahmen auß sonstigen
Gesamt⸗
einnahmen
Quellen
über⸗ auf haupt 1Eèm
16 16
Rinteln⸗Stadthagener Eisenbahn . Ruppiner Eisenbachnn .... Stendal ⸗Tangermünder Eisenbahn Stralsund⸗Tribsees'er Eisenbahn. . Sũddeutsche
Eisenbahn⸗ Gesellschaft
Thüringische Linien) .. Teutoburger Wald⸗Eisenbahn. .. Thüringische Nebenbahnen (Bachstein) ). Troffüger Ban Vorwohle⸗Emmerthaler Eisenbahn Westfälische Landes⸗Eisenbahn⸗Gesells Wittenberge⸗Perleberger Eisenbahn Wutha⸗Ruhlaer Eisenbahn. .. Zschipkau⸗Finsterwalder Eisenbahn
Badische Lokaleisenbahnen, A.-G.?) Braunschweigische Landes⸗Eisenbahn Cronberger Eisenbahn.. . Deggendorf⸗Mettener Eisenbahn Eutin⸗Lübecker Eisenbahn .. Gotteszell ⸗Viechtacher Eisenbahn .. Halberstadt⸗Blankenburger Eisenbahn . Kahlgrund-Eisenbahn (Kahl — Schöllkrippen) Lam⸗Kötztinger Eisenbahn. . Lokalhahn⸗ Aktiengesellschaft München Ludwigs · Eisenbahn (Nürnberg = Fürth) ö Lübeck⸗Büchener Eisenbahn ... Neubrandenburg⸗Friedländer Eisenbahn .
1
Bayerische Linien) .
Reinickendorf⸗Liebenwalde⸗Gr. Schönebecker Eisenbahn
Badische und Hessische Linien?
Württembergische Linien?) .
62 02 5 20 46 0
26 9 32,92
0
160 86 4 . 2668
ärttembergische Eisenbahn⸗Gesellschaft ) Württembergische Nebenbahnen?) .
gegen das
Die Einnahmen sind geschätzt. Die
ger in p ce 6 r
. 125,54 0
37640 1151 9570
30
14 147
58 000 4000 7200
600
21 600 800 19000 0
303
2200 10 823 218
28 020 2621 254 000
d
ro — S S*
h
K
1659
85
193
14
16590 800 62 680 1520
499
.
039
59 180 5166 696 352 7104 3 05 000 0
6 809 600 840 62 7000
742
5100 970 38 600
355 000 1665
3. 14500
1000 2100 105
5 020 5335 990 24100 820
1005
74
208
8 Oë
251
2
)
)
45 550 540 36 500 1000 89 000 10200 29 200 3500 13 350 23850 91250 1168 39180 3241 80 331 25 33
81970
44 4.4
33 000 000 000
2200
9660 4151 700
911
8
7350 5020 200 700 21000 800 1958 379
65 950
D
r .
18 * d 0 o OQO — 26
E 3 286 2 I L D — O — — C 2 2 DN — 0
C —
kr 6
13 000 223
6 491 1601 119700 1700 19686 186 238195 2 701
609 000 18916 19600
13 3200 5
16 15
h
— 9
1736
S6 gd .
4.54 4.
4000 1800 0
40
5 2300 43
770 440 32 000 2000 3340 50 30
0 2700 175 296 231
3 500
S6 000 2200 2000
0 240 3
86 18 1970 130 660 150
22
47100 440 36 780 220
91 500 10 800 29400 3550 13400 2840 92 940 1244 39 320 3 264 80 497 25 299 82 260 4790 40951
1 85
23 749 1691 203 000 8000 25 800 2200 9700 456
64 000 954
C NĩñM C, * * ü — 2212 —— 22
w — F 0 O M . — d 1 —
—
95 120 5460 162 200 10700 24 840 850 1988 379
68 650 4655 13 060 488
33 590
12
267 oö 6690 40206 16 716 — 30 21 656 1300 341416 5
Hr OI * 15 42 916 16660 87 416 2190
Summe 67 d5ß . 77
Vorjahr! 4 6965,48
bei jeder Bahn und bei den
61 167 9g50 3302911
1004
–— 45
79 547 907 611 562
D Is 5 3 914473
g n, . ö. F . 2 J ö 2 u ö . ; Die Bahnen zu 1—5 und 11—- 62 haben als Rechnungsjahr den Zeitraum 1. April —31. März, die zu 6— 10 und 63— 80 das Kalenderjahr.
MBori cEñs . syn * rm aIIas 6 2 352 ö ö rsangn Buüßfg Fehr zen 9 * 8 1s P ] ö z Berücksichtigt sind die dem allgemeinen öffentlichen Personen⸗ und Güterverkehr dienenden Haupt- und vollspurigen Nebenbahnen sowie die von diesen mitbetriebenen schmalspurigen Strecken.
In den Beträgen sind die Einnahmen folgender Eisenbahnen vereinigt:
bei 20: Haltingen — Kandern, Krozingen Staufen — Suljburg, Rhein — Ettenheim münster;
bei 21: Achern —ttenhöfen, Biberach —berharmersbach, Oberschefflenz —Billigheim, Rosheim — St. Nabor, Erstein — bei 32: Hans dorf — Priebus — ichtenberg, Muskau — Teuplitz- Sommerfeld, Rauscha— Freiwaldau;
bei 53: Bregtalbahn, Hetzbach Beerfelden, Kaiserstuhlbahn, Osthofen — Westhofen, Rein heim — Reichelsheim, Selztalbahn, Sprendlingen = Fürfeld
bei 54: Arnstadt — Ichtershausen, Hohenebra-=-Ebeleben, Ilmenau — Großbrettenbach; : rer ted. Oldie leben, Greußen— Ebeleben - Keula, Weimar — Berka — Blankenh 39 Borken i. We. * urgstein furt mit Abzw. Stadtlohn — Vreden, Brilon — Sc Albtalbahn, Bruchsal—Hilsbach —Menzingen, Bühlertalbahn, Neckarbischofsheim
ain (— Kranicbhfeld
. S 90 s⸗ N Soest, Neu
3: Meckenbeuren — Tettnang, Niederbiegen Baienfurt Weingarten, Ravensburg — Weingarten — Baienfurt;
9: Amstetten — Gerstetten und
Laichingen, Ebingen — Onstmettingen, Gaildorf —Untergröningen, Jagstfeld Ohrnberg, Nürtingen — Neuffen,
N: Filderbahn, Härtsfeldbahn, Reutlingen — Gönningen, Strohgäubahn.
ibeckoöom —Münster i. W., Neubeckum — Warendorf, W
w. ̃ — 6. . Düäffenhardt, Wies loch Meckesheim und — Waldan
Bad Aibling — Feilnbach, Fürth — Cadolzburg, Isartalbahn, Markt Oberdorf — Füssen, Murnau — Oberammergau, Sonthofen ber sidor Türkheim 2 9 . w, . , ö
19254 662
Worms
elloch:
1450994
Schlußsummen in zwelter Reihe eingetragenen Zablen geben den Unterschied gegen das Vorjahr an.
259 970 519
w 5365 467
Offstein — Landesgrenze, Zell —odtnau;
simar -Rastenberg einschl. Buttelstedt Großrudestedt und Buttstädt— Rastenberg; arstein —Lippstadt Beckum, Wiedenbrück — Sennelager;
— Wörishofen, Wal hallabahn;
Vaihingen — Enzveihingen;
Marktorte
Berichte von deutschen Getreidebörsen und Fruchtmärkten.
Hauptsächlich gezahlte Preise für 16 (1000 kg) in Mark
Roggen
mittel
— T — 3
Königsberg i. Danzig. Berlin Stettin. Posen.. Breslau Magdeburg Dortmund Mannheim Hamburg
187 190—192 179 179 —= 182 179 181 189 —191 182. 50 - 187,50 205
193 — 195
143,50
151
153,50 —154 149
141 14.
143 —14
15
150-15
151
1
2 9 5 2 *
152 —– 155
46
154 156 — 158
145 143 —150 142 — 144 163—165 158 - 165
154 — 158
142 144 — 145 142 13 - 135 162 — 165
Weizen
163 152 152 - 155 167 — 170
111
— — D 2 D Cx
141
Braugerste
Futtergerste
gut mittel
gering
mittel gut
mittel gering
gering
Rosenheim. Berlin, den 20.
196 190
160
—
tatistisches Amt.
146
* Deutscher Reichstag.
236. Sitzung vom 19. März 1914, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Der Präsident Dr. Kaem pf eröffnet die Sitzung mit
folgender Ansprache: J K
Vie Ihnen allen bekannt, ist die einzige Tochter unseres Kaiser⸗ vaarcs, die Frau Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig und Lüne= hann. gestern von einem Prinzen entbunden worden. (Die Mitglieder . FVeichs tags, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, und des Hundes⸗ ats haben sich von ihren Plätzen erhoben. Ich bitte um Ihre Er⸗ chtigung, Seiner Majestaͤt dem Kgiser Ihrer Majestät der Kaiserin wie dem Herzoglichen Paare die Giückwün che des Reichs tags aus usprechen. Justimmung) Die Ermächtigung ist mir erteilt. Die Spezialberatung des Etats für das ostafri⸗ kanische Schutzgebiet wird mit dem Kapitel der fort— dauernden Ausgaben (Gouverneu r) fortgesetzt.
Ne
* 13*
9
1.
oll 1
sch entgegenzutreten. . e amtlichen Angaben wenden können.
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12 9 19
d er ö
rher der Staatssekretär Dernburg hier vorgetragen; alles dieses
iche Material, das den Pflanzern ein Zeugnis ausstellt, das alles dere als lobend oder anerkennend in bezug auf die Behandlung der ngeborenen sich äußert, soll also jetzt plötzlich keine Beweiskraft ĩ Nach den amtlichen Berichten, die 1908 von dem
im Besitz von Gummi war, sollte bestraft werden, wenn er sich nicht als rechtmäßiger Eigentümer auswies! Usambara war nach der amt⸗ sichen Darstellung ein einziges Spekulationsgebiet; die dortigen Pflanzer dachten an nichts weniger, als an die Beobachtung der zum Schutze der Eingeborenen erlassenen Vorschriften, sondern nur daran, sich räsch zu bereichern, um nachher in Monte Carlo oder Nizza ein Rentierdasein zu führen. Ich verbitte mir also die Beleidigungen ails siesen Kreisen, als ob ich, durch meine Darlegungen, die utschen Farmer in Ostafrika beschimpft hätte. Der jetzige eneralleutnant von Wrochem, der früher in den Kolo⸗ en war, hat in der Versammlung des Preußenbundes den Reichs⸗ g als eine „gemischte Gesellschaft“ als eine „Rotte, bezeichnet. Benn genauer bekannt wird, was der Herr 1893 und 1894 als stell—⸗ rtretender Gouverneur von Ostafrika geleistet hat, wird man sich wer solche Angriffe dieses Herrn leichter hinwegsetzen. Von ihm rührt der berüchtigte Grußerlaß her, der den Eingeborenen das Grüßen des Gouverneurs und des Stellvertreters vorschrieb, wo die letzteren auch stehen, sitzen oder liegen; die Eingeborenen hätten aufzu⸗ stehen und eine stramme Haltung anzunehmen. Fehlt nur noch, das „Hand an die Hosennaht!“ . Wird dieser Gruß heute noch aufrecht erhalten angesichts der internationalen Verwicklungen, die sich daraus ergeben haben? Es ist einmal vorgekommen, daß ein Mann, der den General von Wrochem nicht kannte, nicht aufgestanden ist und nicht gegrüßt hat. Der Mann wurde angefahren: Sie unverschämter Flegel, warum grüßen Sie nicht? Ich bin der stellvertretende Gou⸗ berneur, ich stehe an Stelle des Kaisers hier!“ Weiter hieß es dann: „Ich werde es Euch lehren; Ihr habt mich zu grüßen, Ihr Flegel!“ Er nahm wohl an, er hätte es mit einem Reichstagsabge⸗ ordneten zu tun. Die Matrosen von Seeadler! und Möwe“ fuhr er an: „Ihr Schweinigel, könnt Ihr nicht grüßen?! Ist dieser Erlaß zurückgenommen? Es sind diplomatische Vorstellungen von anderen Mächten in Berlin gegen diesen Erlaß erhoben worden. General von Wrochem wurde zur Rechenschaft gezogen; als er sich verantworten sollte, hatte er den Erlaß eigenmächtig heimlich geändert, um die Schuld auf andere abzuwälzen. Der Bericht darüber ist auch nach Berlin gekommen; aber geschehen ist dem General von Wrochem nichts. Dotz dieser Heldentaten ist er befördert worden. Ich frage den Staatssekretär nochmals, ob der Erlaß zurückgenommen und auf— gehoben worden ist. Wenn nicht, so bitte ich, ihn aufzuheben.
Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf:
Meine Herren! Ehe ich auf die einzelnen Anfragen und An— regungen der Herren Redner dieses hohen Hauses zurückkomme, möchte ich die Anfrage des Herrn Abgeordneten Erzberger bezüglich des jetzigen Generalleutnants, ehemaligen Majors in Ostafrika von Wrochem beantworten. Herr von Wrochem war als Major kurze Zeit, ungefähr * Jahre, Stellvertreter des damaligen Gouverneurs von Deutsch Ostafrika Freiherrn von Scheele. In diese Zeit seiner Ver⸗ waltung der Gouvernementsgeschäfte fallen die beiden Erlasse, Be⸗ fehle, Verordnungen oder, wie Sie es nennen wollen, die der Herr Abgeordnete Erzberger erwähnt hat. Sie beziehen sich einmal auf das Umhertreiben von Hunden in den Bureaus, und zweitens auf das Grüßen des Gouverneurs und des Stellvertreters des Gouverneurs. Beide Erlasse haben eine Geltung nicht mehr; sie sind in die Samm— lung der Verordnungen des Schutzgebiets nicht aufgenommen worden. (Bravo! im Zentrum und links) Für die übrigen Angelegenheiten, die der Herr Abg. Erzberger im Zusammenhang mit Herrn von Wrochem vorgebracht hat, bin ich nicht zuständig.
Ich gehe nun über zu den Anfragen der anderen Vorredner. Da hat mir insbesondere der Herr Abg. Arendt einen ziemlich großen Vunschzettel vorgelegt. Ich kann ihm nicht alle Wünsche erfüllen, manche vielleicht; für andere aber fehlt mir das Geld. Wir haben für Deutsch Ostafrika den wesentlichen Wunsch einer überwiegenden Mehrheit dieses hohen Hauses erfüllt: wir haben zum ersten Male den praktischen Anfang damit gemacht, die Kosten der Militärverwal⸗ lung anteilig auf die laufenden Einnahmen des Schutzgebiets zu über⸗ nehmen. Es ist uns dieser Versuch im Interesse der Finanzen des Schutzgebietes sehr schwer geworden. Wir haben aber geglaubt, der 9). j . , * ö ;
Nehrheit des Reichstages und auch im Interesse der Finanzverwal
kung des Reiches nachgeben zu müssen. (Bravo) Wir haben des—⸗ wegen leider einzelne berechtigte Wünsche der Verwaltung von Ost— afrika zurückstellen und sogar, was ich ganz besonders bedaure, den Ausgleichsfonds zur Deckung der Ausgaben in Anspruch nehmen müssen.
Mit dieser Zurückftellung hat aber die Tatsache nichts zu tun, daß wir die von dem Herrn Abg. Dr. Arendt befürwortete und auch von anderer Seite gewünschte Schule in Wilhelmsthal nicht in den Etat eingestellt haben. Ich muß dem Herrn Abgeordneten zugeben, daß, als ich in Wilhelmsthal die Deputation, die um eine Re⸗ gierungsschule petitionierte, empfing, ihr zugesagt habe, daß diese Schule in den Etat eingestellt werden sollte. Das hat auch der Gouverneur getan, und es ist richtig, daß der Posten für diese Schule nicht in Daressalam, sondern im Reichskolonialamt aus dem Etat⸗ entwurfe gestrichen worden ist. Das ist aber nicht deswegen ge⸗ schehen, weil wir eine Schule an sich für Wilhelmsthal grundsätzlich nicht für notwendig erachteten, sondern, weil wir die Art und Weise der Aufmachung dieser Schule, wie sie der Gouverneur vorschlug, nicht für zweckmäßig und für viel zu teuer hielten. Es sind für diese Schule ungefähr 27 Kinder im ganzen Nordbezirk angemeldet wor⸗ den. Der Gouverneur hat ferner berichtet, daß eine Möglichkeit, die Schule zu besuchen, für diese 27 Kinder nur dann gegeben sein würde, wenn neben freiem Schulgeld auch ein erheblicher Beitrag der Re⸗ gierung für die Unterbringung der Schüler in einem neu zu erbauen⸗ den Pensionat gegeben würde; dafür kämen ungefähr 500 M pro Kind in Betracht. Dieses Experiment hätte allein für Wilhelmsthal mehr als 100 000 „ gekostet, und würde eventuell ein Präjudiz für eine Form des Schulwesens schaffen, wie sie, was ich aus den Ver— handlungen der Budgetkommission mitteilen kann, eine große Mehr⸗ heit des Hauses nicht billigt. Wir haben denselben Gegenstand bei der letzten Debatte über die Schulbeihilfen in Südwestafrika erörtert. Dabei hat sich die Budgetkommission dahin ausgesprochen, daß für Südwestafrika als Siedlungskolonie die Verhältnisse anders und er— heblich günstiger liegen, und daß gute Gründe dafür sprechen, daß in Südwestafrika bei den dortigen großen Entfernungen und Schwierigkeiten Beihilfen für die Unterbringung der Schüler an den Schulorten gewährt werden. In Deutsch Ostafrika liegen die Verhältnisse nicht so; die Regierung hat sich deshalb nicht in der Lage gesehen, eine entsprechende Vorlage vor das hohe Haus zu bringen. Soweit die Schule in Wilhelmsthal. Ich kann aber dem Herrn Abg. Dr. Arendt sagen, daß das Kolonialamt nach wie vor auf dem Standpunkt steht, daß das Schulwesen für farbige wie für weiße Kinder in Ostafrika nach allen Kräften gefördert werden soll.
Der Herr Abg. Dr. Arendt hat weiter kritisiert, daß auch eine in den Etat eingesetzte Summe für den Ausbau des Hafens von Daressalam im Reichskolonialamt gestrichen worden ist. Ich habe mich darüber bereits im Plenum und ebenso eingehend in der Bud— getkommission ausgesprochen. verneurs von Daressalam eingegangen, aus dem ich ersehen habe, wie recht ich gehabt habe, daß wir das erste Projekt des Gouverneurs zu⸗ rückgestellt haben. Er hat nämlich ein zweites Projekt eingereicht, das den Wünschen der Bevölkerung in bezug auf den Bebauungsplan von Daressalam wie auch den Interessen der Eisenbahnverwaltung und denen der Dampfschiffahrtslinien ganz erheblich näher kommt als das erste. Dieses letztere Projekt wird jetzt mit Interessenten be⸗ sprochen und sich wohl bald zu einer Vorlage an dieses hohe Haus verdichten. Soviel über den Hafen von Daressalam.
Der Herr Abgeordnete hat dann auch gefragt, warum denn die Regierung nicht die freiwilligen Schützenvereine in Ostafrika unter⸗ stütze. Anscheinend bezieht sich diese Anfrage des Herrn Abgeordneten auf Mitteilungen aus dem Schutzgebiete. Die Herren Mitteiler haben natürlich den Etat noch nicht lesen können. Wenn der Herr Abgeord— nete mir aber beim Durchlesen des Etats folgen will, dann wird er auf S. 36 beim Kap. 1. Tit. 15, Ziff. 5 über „Beschaffung, Instand—⸗ haltung und Ergänzung der Ausrüstung des Polizeidepots usw.“ in den Erläuterungen folgenden Passus finden:
Europäern, die sich im Ernstfall den Behörden mit der Waffe zur Verfügung stellen wollen, dürfen Gewehre, Munition und Scheibenmaterial aus den Mitteln dieses Ansatzes unentgeltlich zur Verfügung gestellt oder gegen Erstattung der Selbstkosten über⸗ lassen werden.
Ich möchte an dieser Stelle meinen Dank und meine Aner⸗ kennung für unsere weißen Landsleute aussprechen, daß sie jetzt in der glücklicherweise friedlichen Zeit rüsten, um ihr Hab und Gut zu ver— teidigen, wenn Zeiten der Gefahr und der Not — was Gott verhüten möge — über das Land kommen.
Was die Dienstperioden in Ostafrika anbetrifft, so kann ich leider den Wunsch des Herrn Abgeordneten nicht erfüllen. Wir haben über die Verlängerung der Dienstperioden in Ostafrika, sowie in unseren tropischen Kolonien überhaupt, vor 2 Jahren in der Budgetkom— mission eine eingehende Debatte gehabt, und die Regierung hat dem hohen Hause damals eine Denkschrift über die Verlängerung der Dienstperioden vorgelegt. Wir sind dabei zu dem Schluß gekommen, daß wir für Ostafrika sowohl wie für die westafrikanischen Besitzungen die Dienstperioden nicht verlängern können. Ich habe auf meiner letzten Reise dieser Frage mein ganz besonderes Augenmerk geschenkt und habe gefunden, daß in den englischen Kolonien Afrikas eher eine Tendenz besteht, die Dienstperioden einzuschrinken. Das Klima ist eben so, daß wir in den genannten Kolonien einen Versuch, die Perio⸗ den zu verlängern, nur zum Schaden der Verwaltung und zum Schaden der Entwicklung des Landes machen könnten. Anders steht es mit Südwestafrika. Da ist die Regierung nach wie vor bereit, diese Frage eingehend zu prüfen. Wir haben die Erörterungen noch nicht abgeschlossen. Ich persönlich halte es für möglich, daß wir für Südwestafrika allmählich auf längere Dienstperioden kommen können. Ich kann aber nicht eine Entscheidung treffen, ohne vorher die Gou— verneure zu hören. Ich hoffe, daß wir für Südwest zu einem Ergeb⸗ nisse kommen, das den Wünschen des hohen Hauses und auch der Reichsfinanzverwaltung etwas näher kommt.
Dann sprach der Herr Abgeordnete Dr. Arendt noch von der ostafrikanischen Währung. Ich glaube, darauf brauche ich nicht näher einzugehen; es wird das ewige eeterum censeo des Herrn Abgeord— neten Dr. Arendt sein, und ich muß ihm vorderhand darauf antworten: wir bedauern, daß wir darauf jetzt nicht eingehen können. Die Argu— mente, die der Herr Abgeordnete vorgetragen hat, sind alle geprüft worden, als wir im Jahre 1904 die Währung einführten. Wir haben damals die Reichsbank und Bankinteressenten gehört, wir haben dem hohen Hause eine Denkschrift vorgelegt, in der die Frage eingehend
Mittlerweile ist ein Bericht des Gou⸗
erörterk worden ist. Der Herr Abgeordnete Dr. Arendt meinte, darin wären alle einig in Ostafrika — und das wäre das einzige, worin alle einig wären — daß die Währung schlecht sei! Hierauf muß ich ihm erwidern, daß ich glücklicherweise anders informiert bin; ich glaube, daß alle sich mit dieser Währung abgefunden haben, und wenn es auch nicht so wäre, so würde eine Umschaffung dieser Währung zur⸗ zeit nicht in Betracht kommen, weil sie dem Reich außerordentliche Mittel aufbürden würde. Ich bitte also, dem Herrn Abgeordneten antworten zu dürfen, daß wir vorläufig seine Anfrage mit Nein beant— worten.
Ich muß dann noch einmal auf das sehr schwierige und um⸗ strittene Gebiet der Haussklaverei zurückkommen. Der Herr Abg. Noske hat bei seiner Besprechung des Spezialetats von Ostafrika ein Schriftstück vorgezeigt und es als ein Dokument des grausamsten Sklavenhandels unter behördlicher Beurkundung bezeichnet. Diese Annahme und die Schlüsse, die der Herr Abgeordnete daraus gezogen hat, sind nicht zutreffend. Die Sachen liegen anders. Deutsch Ost— afrika ist ein Land, in dem früher mehr als in irgendeinem anderen Lande der Welt in scheußlichster Weise Sklavenraub und Sklaven— handel getrieben worden ist. Es war die erste Pflicht unserer Re— gierung, daß wir diese Mißstände zu unterdrücken versuchten, und, meine Herren, es ist uns gelungen. Wir können mit gutem Gewissen sagen, daß Sklavenraub und Sklavenhandel im Schutzgebiet nicht mehr vorkommen. Sollten Ausnahmefälle vorkommen, so stehen schwere Strafen darauf. Auf Sklavenhandel steht Kettenstrafe nicht unter 3 Jahren, und seit 1902 kann sogar in besonders schweren Fällen auf Todesstrafe erkannt werden. Meine Herren, ich möchte noch einmal an das Wort des Herrn Abgeordneten Naumann er— innern: wie es im einzelnen sehr schwierig ist, die Arbeitsmethodik des Individuums durch eine neue zu ersetzen, so ist es auch schwer, für eine ganze Kolonie die bestehende Arbeitsform in ihrer Gesamtheit zu überwinden. Wir haben darin einen guten Schritt vorwärts getan, und daß wir systematisch gegen die Sklaverei gekämpft haben, das haben die Mitglieder des hohen Hauses auch nicht bestritten. Sie sind nur mit der Regierung nicht einig, ob nicht das Tempo, das das Gouvernement eingeschlagen hat, noch etwas beschleunigt wer⸗ den kann.
Zur Ausrottung der Sklaverei hat — nun komme ich auf das Vorbringen des Herrn Abgeordneten Noske zu sprechen — die Maß⸗ nahme viel beigetragen, daß der Bezirksamtmann alle Angelegenheiten, die mit der Sklaverei in Verbindung stehen, zu überwachen, zu kon— trollieren und zu beurkunden hat. Das gilt vor allem von dem Uebergang eines Sklaven von einem Herrn an einen anderen. Dieser ist an eine behördliche Beurkundung geknüpft, ferner aber an ganz bestimmte Bedingungen, die zugunsten des Sklaven vorgeschrieben sind und sich gegen den Herrn richten. Die Bedingungen sind folgende. Einmal muß der Sklave ausdrücklich seine Zustimmung zu dem Uebergang geben. Zweitens muß der neue Herr in demselben Bezirk wohnen wie der Sklave oder vielmehr sie müssen beide derselben Landsmannschaft angehören. Drittens darf dadurch, daß ein Sklave einen neuen Herrn bekommt, nicht etwa die Familie des Sklaven auseinandergerissen werden, und viertens darf der Herr nur ein Ein— geborener sein. Ist der Herr ein Inder oder ein Araber, so hört das Sklavenverhältnis von selbst auf. Diese Punkte muß der Be— zirksamtmann bei der Beurkundung des Ueberganges eines Sklaven von einem Herrn an einen anderen Herrn ex officio sämtlich nach⸗ prüfen. Eine Urkunde für den Uebergang eines Sklaven an einen neuen Herrn hat der Herr Abgeordnete Noske verlesen. Diese Ur⸗ kunde ist nicht eine Urkunde eines grausamen Sklavenhandels, — es ist ein Instrument, humaner und weiser Politik zur Förderung der Verhältnisse der wirtschaftlich Schwachen.
Nun möchte ich noch einmal auf die Denkschrift zurückkommen. Der Reichstag hat in seiner Resolution das Jahr 1920 vorgeschlagen, der Gouverneur kam in seiner Denkschrift auf das Jahr 1930 und glaubte, daß dann automatisch die Sklaverei aufhören würde. habe mir überlegt, ob man vielleicht zwischen den Wünschen des Reichstags und den Ergebnissen der Denkschrift eine Brücke bauen könnte. Zu diesem Zwecke habe ich die Absicht, dem Gouverneur fol⸗ gende Vorschläge zu machen. Ich betone, daß ich ihm Vorschläge mache, keine Weisungen gebe, weil in solchen Angelegenheiten der Gouverneur in erster Linie die Verantwortlichkeit tragen muß, die ich dann selbstverständlich dem Reichstage gegenüber zu übernehmen haben werde. — Also, meine Herren, ich will ihm folgenden Vorschlag machen: im Jahre 1920 wird eine Verordnung erlassen, nach der eine Klage auf Begründung, Wiederherstellung, Anerkennung oder Beibehaltung des Sklavereiverhältnisses vor irgend einem Gericht des Schutzgebietes nicht mehr zugelassen wird. (Sehr gut! im Zentrum.) Um aber die Herren der Sklaven schadlos zu halten, werden zweitens Klagen der Herren gegen den früheren Sklaven zugelassen, aber nicht aus dem Sklavereiverhältnis, sondern aus dem neuen obligatorischen Verhältnis auf Grund der für den anderen Teil gemachten Leistungen. Drittens soll in den einzelnen Distrikten fixiert werden, wie hoch der Freikaufpreis eines Sklaven sein soll. Damit, würde ich dem Gouverneur vorschlagen, soll er so bald wie möglich anfangen, damit, wenn das Jahr 1920 herankommt, in den Köpfen der Eingeborenen volle Klarheit über die Höhe des Loskaufpreises besteht, und daß es dann kein Feilschen mehr gibt. Ich glaube, meine Herren, diese Brücke können Sie betreten, dann wird die Denkschrift noch zu einer Einigung mit allen Seiten führen.
Das sind die einzelnen Fragen, die ich bisher zu beantworten gehabt habe.
Abg. Keinath (nl): An der Erneuerung der Debatte über den Eingeborenenschutz möchte ich mich nicht mehr beteiligen; nur noch ein Wort zur Frage der Haussklaverei. Schon in der Kommission hatte ich den Staatssekretär gebeten, durch zweckmäßige Maßnahmen hin— zuwirken auf die Beschleunigung der Abschaffung der Haussklaverei; aber der Ansicht des Gouverneurs möchte ich mich anschließen, daß die Abschaffung auf einen festen Termin auf sehr große Schwierigkeiten stoßen muß. Es handelt sich um eine im Lande altgewohnte Einrich tung; bei den Sklavenbesitzern handelt es sich um den einflußreichsten Teil der Bevölkerung, und gerade in den Ländern mit geringer Kultur sind einzelne angesehene Leute leichter in der Lage, die Masse der Be⸗ völkerung vielleicht gegen ihre eigenen Interessen zum Aufruhr zu bringen. Es darf nicht die Abschaffung auf einen bestimmten Tag datiert werden, sondern man muß die allmähliche Abschaffung durch eine Reihe erschwerender Bedingungen beschleunigen. Der Staats ekretär sollte auch die Währungsfrage nochmals prüfen. Je mehr Ostafrika in die Handelsbeziehungen zu den westafrikanischen Gebieten hineingezogen wird, desto weniger wird die Rupienwährung sich als geeignet erweisen, namentlich nachdem die Tanganjikabahn in Betrieb getreten sein wird. Die Einwände gegen den Bau der Ruandabahn sehe ich nicht als berechtigt an. Nachdem uns die Engländer mit dem
Ich