In der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurkunde, be⸗ treffend eine Anleihe des Zweckoerbandes „Ele ktrizitäts⸗ werk Weißenfels-Zeitz in Kretzschau“, veröffentlicht.
Baden.
In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer, in der die Generaldebatte über den Kultusetat begonnen wurde, gab der Abg. Dr. Frank⸗Mannheim (Soz.) die Erklärung ab, daß seine Partei ebenso energisch wie das Zentrum für die Aufhebung des Jesuitengesetzes stimmen werde, das nicht haltbar sei. Der Kultusminister Dr. Böhm erklärte
darauf laut Bericht des, W. T. B.“: . .
Die Regierung müsse die Trennung von Staat und Kirche in wohlverstandenem Interesse der beiden Organe vermeiden. Die Interpretation des Jesuitengesetzes betrachte die Regierung nicht als glücklich, aber der Aufhebung des Jesuitengesetzes schlechtweg könne die badische Regierung nicht zustimmen, sie sei aber bereit, sich an den kommenden Verhandlungen im Bundesrat in dieser Frage zu
beteiligen. El saßz⸗⸗Lothringen.
Seine Majestät der Kaiser haben an den Statthalter in Elsaß⸗Lothringen, Generaladjutanten, General der Kavallerie Grafen von Wedel folgendes Allerhöchstes Handschreiben zu richten geruht:
Mein lieber Graf von Wedel!
Ihrem Wunsche entsprechend habe Ich Sie durch Erlaß vom heutigen Tage von dem Amte als Kaiserlicher Statthalter in Elsaß⸗ Lothringen abberufen. Ich kann es Mir nicht versagen, Ihnen noch in besonderer Weise Meinen wärmsten Dank zu erkennen zu geben für die treuen und aufopfernden Dienste, welche Sie mit unermüdlichem Pflichteifer in den Jahren Ihrer Statthalterschaft wie in allen früheren militärischen und diplomatischen Stellungen Mir und dem Vaterlande geleistet haben. Zum Zeichen Meiner dank— baren Anerkennung Ihrer hervorragenden Verdienste und Meines unveränderten Wohlwollens habe Ich Mich in Gnaden bewogen ge— funden, Sie unter der Ihnen bisher zustehenden Namensform in den Fürstenstand mit dem Prädikate „Durchlaucht“ zu erbeben.
Es gereicht Mir zur herzlichen Freude, Sie hiervon in Kenntnis zu setzen, und verbleibe Ich allezeit
Ihr wohlaffektionierter, dankbarer Kaiser Wilhelm J. R.
Achilleion, Korfu, den 18. April 1914.
An Meinen Generaladjutanten General der Kavallerie Grafen von Wedel zu Straßburg i. E.
Dem scheidenden Statthalterpaare wurde gestern nachmittag, wie „W. T. B.“ meldet, von sämtlichen Musikkapellen der in Straßburg garnisonierenden Regimenter unter großem Andrange des Publikums eine Standmusik dargebracht. Der Fürst und die Fürstin von Wedel empfingen die Generalität, die Minister, die Unterstaatssekretäre a. D. Dr. Petri und Mandel und viele andere im Garten des Palais und wohnten dem Konzert bis zum Schlusse bei.
Oesterreich⸗Ungarn.
Im Befinden des Kaisers Franz Joseph ist nach dem gestrigen Abendbulletin keine wesentliche Aenderung zu verzeichnen. Die katarrhalischen Erscheinungen sind unverändert. Herzaklion, Appetit und Kräftezustand sind zufriedenstellend.
Rrankreich.
Der König von England empfing gestern vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, im Ministerium des Aeußern den russischen Botschafter Iswolski und darauf in der englischen Botschaft verschiedene Abordnungen, die Adressen überreichten. Am Nachmittag begab sich das Königspaar mit dem Präsidenten der Republik und Frau Poincars unter den Sympathiekundgebungen der Menge zur Truppenschau nach Vincennes. Nach der Rückkehr von der Truppenschau fand für den König und die Königin, die von dem Präsidenten Poincaré
und Frau Poincaré begleitet waren, ein Empfang im Rathaus statt. Der Präsident des Gemeinderats und der Präfekt des Seine⸗Departements hielten Be⸗ grüßungsreden, die der König dankend erwiderte. Darauf
besichtigten die Majestäten die Säle des Rathauses, trugen sich in das Goldene Buch ein und verließen in Begleitung des Präsidenten Poincars und seiner Gemahlin das Rathaus. Abends gaben der König und die Königin in der englischen Botschaft zu Ehren des Präsidenten Poincars ein Mahl, an dem auch das diplomaltische Korps, die Mitglieder der Re⸗ gierung, die Präsidenten des Senats und der Kammer und die hohen Würdenträger teilnahmen. Darauf fuhren der König und die Königin mit dem Präsidenten zur Galavorstellung in dem prächtig geschmückten Opernhaus.
— Eine offiziöse Note teilt mit, daß gestern zwischen Sir Edward Grey und dem Ministerpräsidenten Do umergue die diplomatischen Unterredungen begonnen haben, an denen auch der Direktor der politischen Angelegenheiten im Ministerium des Aeußern Marguerie teilnahm. Die beiden Minister werden heute die Besprechungen fortsetzen.
Rußland.
Ein heute veröffentlichtes Kaiserliches Reskript aus Anlaß der Verleihung des Alexander Newski ⸗-Ordens an den Botschafter Iswolski hebt, wie „W. T. B.“ meldet, seine höchst nützliche Tätigkeit in dem be—⸗
freundeten und verbündeten Frankreich und die engen Bande zwischen Rußland und Frankreich hervor, die nicht
nur als Garantie der Interessen der beiden verbündeten Länder, sondern auch als wertvolles Unterpfand für die Wahrung des Weltfriedens dienten und durch die Tätigkeit des Botschafters noch mehr gefestigt worden seien, wofür der Kaiser ihm sein Wohlwollen zu erkennen gibt.
Schweden.
Der König Gustawv befindet sich jetzt, wie W. T. B.“ meldet, in so weit vorgeschrittener Besserung, daß er gestern im Laufe des Tages nach Schloß Drottingholm übergeführt worden ist. Er wird jedoch die medizinisch⸗diätische Behandlung fortsetzen.
Türkei.
Die serbische Gesandtschaft in Konstantinopel hatte
erfahren, daß drei aus Neuserbien stammende Serben, die
wegen politischer Vergehen angeklagt waren, der Amnestie aber teilhaftig werden sollten und deren Freilassung kürzlich durch den serbischen Geschäftsträger verlangt worden war, dennoch nach dem 23. März gehenkt worden sind. Der serbische Ge⸗ schäftsträger GeorgeviFe verlangte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, vom Großwesir die Bestrafung der verantwortlichen Beamten, Geldentschädigung für die Familien der Toten sowie die sofortige Freilassung von zwei verhafteten Serben. Er wird heute in dieser Angelegenheit eine Note überreichen.
Griechenland.
Der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Victoria, der gestern in Korfu eingetroffene König der Hellenen und die anwesenden deutschen Diplomaten besuchten gestern die Ausgrabungen in Monrepos und Garitza.
— Der Minister des Auswärtigen Streit hat sich, wie die „Agence d'Athäönes“ meldet, gestern in einer Unter⸗ redung mit dem türkischen Gesandten über die beklagens werte Lage der Griechen in Thrazien und die Verfolgung der griechischen Bevölkerung in der Türkei beschwert und erklärt, die Fortdauer dieser Lage würde wenig Mut geben zur Herstellung engerer freund⸗ schaftlicher Beziehungen zwischen den beiden Völkern. Der griechische Gesandte in Konstantinopel hat Auftrag erhalten, gegen jenen Zustand bei der Pforte Einspruch zu erheben.
Amerika.
Der Präsident Wilson hat an den Kongreß eine Bot⸗ schaft gerichtet, in der er die sofortige Bewilligung von 500 000 Dollar für die Heimbeförderung der Amerikaner aus Mexiko fordert.
— Die gestrige Debatte im Senat über die Resolution bezüglich Mexikos trug einen leidenschaftlichen Charakter. Wie „W. T. B.“ meldet, wurden viele bemerkenswerte Reden gehalten, darunter eine Rede des Senators Root, der verlangte, daß das in der Resolution für die Handlungen des Präsidenten vorgeschlazene Wort „Rechtfertigung“ nicht mit dem Zwischenfall von Tampico, sondern mit der langen Reihe von Verbrechen begründet werde, die gegen Leben und Eigentum amerikanischer Bürger begangen seien, mit Einschluß derjenigen, die in Nord⸗Mexiko, wo die Insurgenten herrschen, verübt worden seien. Ein Zusatzantrag zu der ursprünglichen Resolution, der vorschrieb, daß die Vereinigten Staaten nach Niederwerfung des Gegners sich wieder aus Mexiko zurück— ziehen und alle Teile des Landes seinen Bewohnern überlassen sollten, wurde abgelehnt.
— Das Repräsentantenhaus hat ohne Debatte der vom Senat angenommenen abgeänderten Resolution zuge⸗ stimmt, in der dem Präsidenten die Berechtigung zuerkannt wird, die bewaffnete Macht in Mexiko zu verwenden, und die Aufwendung der Summe von 506 0900 Doll. für die Heim⸗ schaffung der in Mexiko lebenden Amerikaner ohne Debatte bewilligt.
— Der mexikanische Geschäftsträger Algara ist obiger Quelle zufolge von Huerta angewiesen, vom Staatssekretär Bryan seine Pässe zu verlangen. Dem r e, . der Vereinigten Staaten in Mexiko O Shaughnesspy sind seine Pässe zugestellt worden.
— In einer Konferenz, die gestern vormittag an Bord des Linienschiffes „Arkansas“ zwischen den Konteradmiralen Badger und Fletcher siattfand, wurde, wie W. T. B.“ meldet, die vollständige Einschließung von Veracruz beschlossen. Als von dem Landungskorps Badgers Verstärkungen gelandet wurden, wurden diese von mexikanischen Scharfschützen von den Dächern der Häuser im Stadtzentrum beschossen. Einer weiteren Mel⸗ dung zufolge beherrschen die amerikanischen Streitkräfte Veracruz vollständig. Bei der Einnahme der Stadt sind nach einem Bericht des Konteradmirals Badger zwölf Amerikaner getötet und fünfzig verwundet worden.
Der Konteradmiral Fletcher hat an die Einwohner von Veracruz einen Erlaß gerichtet, in dem sie aufgefordert werden, im Interesse der Menschlichkeit mit ihm an der Wieder⸗ herstellung der Ordnung zu arbeiten. Sie könnten ihre städtische Regierung beibehalten, wie zuvor. Die Vereinigten Staaten würden nur das Zollhaus besetzt halten und Streifwachen durch die Stadt schicken.
Der General Carranza hat gestern eine Erklärung über die Ansichten der Aufständischen bezüglich der Einnahme von Veracruz durch die Amerikaner veröffentlicht. Carranza ver⸗ meidet es darin, die Absichten der Aufständischen zu erwähnen, sagt aber, daß die Vereinigten Staaten einen Irrtum begangen hätten, weil ihr Vorgehen, das Huerta persönlich zu treffen be⸗ stimmt sei, in Wahrheit ein Akt der Feindseligkeit gegen das mexikanische Volk sei.
Der Dampfer der Hamburg⸗Amerika⸗Linie „Mpiranga“, der von dem deutschen Gesandten zur Aufnahme deutscher Flüchtlinge requiriert ist, fuhr vorgestern in den Hafen von Veracruz ein, nachdem er dem amerikanischen Flaggschiff signalisiert hatte, daß er sich freiwillig unter den ö. des Konteradmirals Fletcher stelle. Der Kapitän gab dem Konter⸗ admiral die Versicherung, daß er sich nicht aus dem Bereich des Flaggschiffs entfernen werde.
— Wie aus Eagle⸗Paß (Texas) gemeldet wird, haben sämt⸗ liche Bundestruppen im Norden von Mexiko den Be⸗ fehl erhalten, sich auf Saltillo zu sammeln, um den ameri— kanischen Einfall zurückzuweisen. Piedras Negras, gegenüber von Eagle⸗Paß, wurde infolgedessen gestern am frühen Morgen geräumt. In der Nacht hatte dort größte Aufregung geherrscht, und an mehrere eiligst gebildete Freiwilligenkompagnien waren Waffen verteilt worden.
Asien.
Der Vizeadmiral Shimamura, der Chef des Stabes des Admirals Togo während des russischen Krieges, ist zum Chef des Admiralstabs an Stelle des Admirals Ijuin er⸗ nannt worden, der in den Kriegs⸗ und Marinerat berufen worden ist.
Parlamentarische Nachrichten. Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (62.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten wurde die erste Beratung des Entwurfs
e ines Eisenbahnanleihegesetzes fortgesetzt.
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Abg. Richtarsky (Zentr) bittet um Herstellung hesserer Verkehrsverbindungen speziell für die Station Bauerwitz. Wieder⸗ bolte Eingaben, die darauf abzielten, seien bisber unberücksichtigt ge⸗ . Vielleicht könnten zunächst wenigstens Versuchszüge eingelegt werden.
Aba. Bartscher (Zentr.): Der Bau einer Bahn von Dalheim nach Burgwaldniel ist um so dringender, als die geplante Erkelenzer Kreisbahn die Genehmigung des Ministers nicht gefunden hat. Die Landwirtschaft ist in ibrem Absatz durch die gegenwärtigen Verkehr verhältnisse sehr beschränkt. Durch die Kultivierung des Schwelm⸗ tales werden 4800 Morgen an neuem Kulturland gewonnen, und der Staat hat hierfür selbst 16. Million Mark beigetragen. Nun sollte er sein Werk dadurch krönen, daß er auch günstigere Verkehrs—⸗ verhaltnisse schafft. Die Tonindustrie hat ebenfalls unter den jetzigen Verhältnissen zu leiden. Große Tonfelder können noch erschlossen werden; aber bei dem jetzigen Abbau mittels Ochsenwagen ist die Arbeit nicht lohnend genug. Auch der Bergbau braucht bessere Verkehrswege im Interesse des Absatzes. Der Bahnbau liegt aber auch im Interesse der Verkehrsverwaltung selbst, da durch ihn andere Strecken entlastet werden können. Die Einzelheiten sind in einer dem Minister eingereichten Denkschrift ausführlich dargestellt wol den Es ist eine Ehrenpflicht des Staats, die Bewohner dieser Kreise, die infolge der Nähe der Grenze manche Schwierigkeit in Kauf nehmen müssen, durch gute Verkehrswege schadlos zu halten. Ich möchte ferner auf die Notwendigkeit einer Vollbahn von Lippstadt nach Lage über Rietberg hinweisen. Diese würde ein wichtiger Zu⸗ bringerweg für den Kanal Hamm — Lippstadt sein. Auch die Verkehrs⸗ wünsche der Stadt Iserlohn sollten mehr berücksichtigt werden.
Abg. Modrow lfreikons.): In der Vorlage ist erfreulicherweise der Bau der Strecke Czersk — Llenfelde vorgesehen. Diese Strecke ist aber nur eine Teilstrecke der Verbindung zwischen Bromberg und Danzig. Wir hoffen, . die nächstjährige Vorlage den Anschluß nach dem Ort Alte Müble, eventuell über Schöneck, damit nach Danzig bringen wird. Dieser Verkehrsweg ist im Interesse unseres Bauernstandes in der Ostmark, der des Schutzes bedarf, dringend erwünscht.
Abg. von Kardorff (freikons.): Ich bitte den Minister, dem Bau einer Bahn von Neudorf über Mauche nach Fraustadt, den ich schon wiederholt hier befürwortet habe, näher zu treten. Auch eine Bahnverbindung zwischen Lissa und Schlimm st dringend notwendig. Das Projekt eines Bahnbaueg Jarot⸗ schin -Gostyn = Lissa sollte weiter gefördert werden. Die Ver⸗ bindung zwischen Posen, Lissa und Breslau läßt noch sehr zu wünschen übrig und könnte wohl unschwer verbessert werden. Schließlich sei auch auf die Verbindung zwischen Berlin und Frank⸗ furt a. Main bingewiesen, die besonders des Nachts noch mang lbaft ist. Es müßte ein Zug eingelegt werden, der etwa um Mittennacht . und Vormittags gegen 8 Uhr in Frankfurt a. Main eintrifft.
Abg. WilLdermann (Zentr.): Ich bedaure, daß die Linie von Buer⸗Süd nach Halter vorläufig nur eingleisig ausgebaut werden soll, obgleich der Grunderwerb zu einer zweigleisigen Bahn vorgesehen ist. Ebenso ist eine direkte Verbindung zwischen Borke und Recklingahausen notwendig. Ich möchte den Minister bitten, die Eisenbahrwünsche der Stadt Dorsten zu erfüllen, die hauptsächlich auf eine bessere Fernveibindung hinaus⸗ laufen. Der Kreis wünscht auch eine direkte Verbindung von Dorsten nach Recklinghausen und vach Dortmund. Die Verkehrs— verhältnisse der mächtig emporstrebenden Jadustriestadt Bocholt sind durch; Einrichtung eines Triebwagenverlehrs zu verbessern. Auch fh . Hebung von Coesfeld und Düllmen muß mehr als bisher ge⸗
ehen.
Abg. Göbel (Zentr.): Der Bahnbof Kattowitz bedarf dringend der Entlastung; deshalb muß der Umbau des Bahnhefs Myslowi gefördert werden. Eine direkte Verbindung von Myslowitz na Sosnowice und ein Ausbau der Strecke Schopinitz-Gmanuclesegen
laßt hoffentlich auch nicht mehr lange auf sich warten. Durch die
besseren Verbindungen würde besonders den Arbeirern Gelegenheit gegeben werden, öfter als bisher zu ihren Familien fahren zu können.
Abg. Nöll (kons.) wünscht die Einrichtung einer Babnverbin dung zwischen Fritzlar und Wolfhagen und eine Bahn Malzfeld— Wabern.
Abg. Richter (Zentr) tritt für Verlängerung der Bielebahn von Seitenberg nach Wilhelmsthal ein.
Abg. Dr. Cremer (ul.): Die Verkebrsverbältnisse der Stadt Hagen sind außerordentlich mangelbaft Nach Essen und Duis urg kann man fast gar nicht gelangen. Ebenso muß die Verbindung nach dem Industriebezirk durch Einlegung neuer Eilsüge in den Nach= mittags, und Abendstunden verbessert werden. Mit der Verbindung zwischen Hagen und Düsseldorf ist es nicht besser bestellt. Auch die Verbindung von und nach Schwelm ist außerordentlich schlecht. Durch die Einlegung neuer Züge von Iserlohn nach Dort— mund ist Hagen fehr geschädigt. Die Verbindung von Hagen nach Siegen läht gleichfalls außerordentlich zu wünschen übrig; das Gleiche gilt von der Verbindung Hagen —-Lüdenscheid. Auch hier sind die Wünsche nach Personen! und Eilzügen ganz unerfüllt geblieben. Ich muß auch den Wunsch des Abg. Wildermann nach einer Verbindung zwischen Borke und Recklinghausen unter⸗ stützen im Interesse der dortigen Industrie. und Arbeiter⸗ bevölkerung. Weiter ist die Fortführung der Nordsüdverbindung über Blankenstein nach Bochum und Langendreer wünschenswert. Es ist eine Ehrenpflicht des Staats, dem Rahrgebiet, dem Mittelpunkt unserer ganzen westlichen Industrie, in jeder Welse aufzuhelten, da namentlich die Ruhrtalbahn noch heute eingleisig ist und für den großen Verkehr sebr wenig leistet. Schließlich müssen Langendreer und Castrop in nähere Verbindung mit dem Dortmund-Ems-⸗-Kanal gebracht werden.
Abg. Lieber (nl. ): Die Interessen der Stadt Diez müssen von der Eisenbahnverwaltung mehr als bisher gefördert werden und dürfen nicht Limburg gegenüber vernachlässigt werden. Ein Umhau der Bahnhoftanlage der Stadt Diez ist dringend notwendig. Der Bahnhof ist veraltet und entspricht keineswegs mehr den Verkehrs— bedürfnissen. Die Bewohner des Gelbbachtals warten immer noch darauf, daß die Westerwaldquerbahn über Montabaur hinaus nach Nassau weiter geführt wird. Eine Taunusquerbahn mit Berücksichti⸗ gung der Stadt Ipbstein tut dringend not.
Abg. Weis sermel (kons.) schließt sich den Ausführungen des Abg. Modrow in bezug auf die Bahnlinie Czersk= - Lienfelde an. Die Verwaltung sollte überhaupt den Interessen des linken Weichsel⸗ ufers in Westpreußen eine größere Aufmertsamkeit entgegenbringen, insbesondere sei die Aufmerksamkeit zu lenken auf das Dreteck Konitz — Neustettin - Schneidemühl. Es handele sich hier nicht um Veib sse⸗ rung von Verkehrsverbältnissen, sondern um Schaffung von solchen. Die Klagen aus dem Osten könnten hier garnicht deutlich genug vor— getragen werden, und es sei dringend nötig, daß diesem Uebelstande möglichst bald abgeholfen werde.
Abg. Freiherr von Wolff⸗Metternich (Zentr.) tritt wiederum für die Cisenbahnwünsche in seinem Wahlkreise Wittlich⸗Berncastel ein. Zunächst sei die Aufschlußbahn für das Salmtal mit Ein⸗ mündung in Wittlich und Anschluß an die Etfelbahn zu erwähnen. Ferner solle die Bahn von Morbach nach Berncastel endlich gebaut werden, sie sei geradezu eine Lebensfrage für die Stadt Berncastel. Die Zugverbindungen für Salmrohr sollten nicht weiter von der Eisenbahnverwaltung mit der bisherigen Geringschätzung behandelt werden. Der Redner bittet dann noch, daß in seinem Wahlkreise Wittlich⸗Berncastel auch die Eisenbahnderwaltung nach dem Muster der Postverwaltung, namentlich in engen Tälern, wo Gisenbahnen zu bauen nicht möglich sei, die Einrichtung von Automobilzügen fördere.
(Schluß des Blattes.)
Dachdecker. und Bauklempngrgesellen der christlichen und
Stellung zu den vom Gewerbegericht als Einigungsamt gemachten
und Fahrgeld foll genau so geregelt werden, wie sie der Tarif—
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Arbeitstarifverträge im Deutschen Reiche am Schlusse des Jahres 1912.
Wie die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, beginnen die wirt⸗ schaftlichen Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern die Form vertragsrechtlicher Regelung anzunehmen. Dies findet in einem Stelgen der 2 von Arbeitetarifverträgen seinen Ausdruck. Rach dem vom Kaiserlichen Statistischen Amt, Abteilung für Arheiter⸗ statistik, herausgegebenen 7. Sonderheft zum Re chsarbeite blatt J50 Seiten, Preig 8,80 1, Karl Heymanng Verlag, Berlin), auf dessen Inhalt schon in Nr. 19 des R- u. St. A. kurz hingewiesen wurde, bestanden am Ende des Jahres 1912 im Deutschen Reiche 12437 gültige Tarifverträge, die 208 307 Betriebe mit insgesamt 999 579 Personen umfaßten, und es ist bezeichnend für die Ver— breitung des Tarifgedankens, daß sich dieser Bestand gegenüber dem Vorjahre um 1917 und gegenüber dem ersten Jahre des zurückliegenden Jahrfünfts um 6766 Verträge vermehrt hat. Diese fast ununter—⸗ Frochen steigende Entwicklung beobachtet man in allen Gewerbe⸗ gruppen mit Ausnahme der Textilindustrie und des Bergbaues.
Faßt man unter Ausschaltung mehrfacher Zäblungen die überein⸗ stimmenden Vertragsabschlüsse zusammen, so ergibt sich, daß mit den 3326 im Laufe des Jahres 1912 neu in Kraft getretenen der Gesamt— belsand am Ende des Jahres 10739 gültige Tarifgemeinschaften für 159 930 Betriebe mit 1 574 285 Personen betrug. (Das König—⸗ reich Preußen ist mit 5234 Tarifgemeinschaften für 82 992 Betriebe und 783 228 Personen vertreten.) Von dem Gesamtbestand im Deutschen Reiche entfallen nach der Zahlengröße der Vereinbarungen 2466 oder 235 v. H. auf das Baugewerbe, 2167 oder 202 oso auf die Industtie der Nahrungs- und Genußmittel, 1291 oder 12,0 0 auf die Industrie der Metallverarbeitung und Maschinen, 1264 oder 1183 0½ auf die Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe, 719 oder 67 O/o auf das Bekleidungsgewerbe, 637 oder 5, o oso auf das Handelsgewerbe und 610 Tarifgemeinschaften, d. h. 57 ο, auf die Industrie der Steine und Erden. Die übrigen Gewerbegruppen sind verbältnis⸗ mäßig schwächer vertreten, so das Verkehrsgewerbe mit 336, dite Lederindustrie mit 245, die Textilindustrie mit 206 usw. his auf den Bergbau, der nur 3 Tarifgemeinschaften für 3 Betriebe mit 77 Per—⸗ sonen aufweist, wogegen die Landwirtschaft, die Gärtnerei, Tier— zucht usw. mit 90 Tarisgemeinschaften für 532 Betriebe und 4243 Per⸗ sonen beteiligt sind.
Geht man aber von der Anzahl der in jeder Gewerbegruppe tariflich gebundenen Personen aus und berechnet ibren Anteil an der Gesamtzahl der männlichen Beschäftiaten der entsprechenden Gruppe nach der gewerhlichen Betriebsstatistik vom 12. Juni 1907, so steht das polygrapbische Gewerbe mit 66a o½ Personen an der Spitze, demnächst das Bekleidungsgewerbe mit 500 o; dann folgt das Baugewerbe mit 47, 40/0 die Papierindustrie mit 33,90, die HDolsindustrie mit 31.80, die Lederindustrie mit 2620/9, das Verkehrs, gewerbe mit 22,1 G00, die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel mit 21,3 0, die Industrie der Metallverarbeitung, Maschinen usw mit 1300/9, die Industrie der Steine und Erden mit 9,0 /, das Rei⸗ nigungsgewerbe mit 90/9, die Industrie der forstwirtschaftlichen Nebenprodukte mit 7,0 υ ο Personen usw. Der Anteil aller tariflich gebundenen Personen am Gesamtbestand der männlichen Beschäftigten betrug Ende 1912 etwas über , (2040/0). Die besonders günstige St llung des polygraphischen Gewerbes und demnächst auch des Baugewerbes ist natürlich kein Zufall, sondern hängt damit zu— sammen, daß durch die Natur dieser Betriebe der Mitbewerb aus— ländischer Prod akte mit seinem regulierenden Einfluß auf die Whne usw. größtenteils ausgeschlossen ist.
Wie weit sich die Tarifbewegung auf die verschiedenen Be triebsgröß en erstreckt, geht daraus hervor, daß 45. v. H. aller tariflich gehundenen Personen zu Tarifgemeinschaften gebören, bet denen auf jeden Betrieb durchschnintlich bis 20 Personen entfallen, wãhrend 503 d. H., also mehr als die Hälfte, zu Tarifgemeinschaften mit über 29 Personen auf den Betrieb gehören, wobei die Gruppe mehr als 20 his 50 Personen“ die verhältnismäßtg größte Personen— zahl, nämlich 27,9 0, , aufweist.
Die vereinbarte kürzeste täxgliche Arbeitszeit (ausschließlich der Pausen) bewegt sich meistenteils in den Grenzen zwischen 8 und 10 Stunden, und zwar überwiegt im Sommer die Dauer von über 9 bis 10 Stunden (bei 67, v. H. der Tarifgemeinschaften und s do der tariflich gebundenen Personen). während im Winter die Arbeitszeit unter 8 Stunden verhältnismäßig am ftärksten, nämlich bei 34 , der Personen, und fast ebenso stark wie die beiden Stufen von 8 und über 8 bis 9 Stunden vertreten ist.
Der niedrigste Vertrags stundenlohn von 45 bis 55 3 ist bei den männlichen gelernten Arbeitern verhältnismäßig am häufigsten besetzt (bei 377 v. H. der Tarifgemeinschaften, 39,330 0 der tariflich gebundenen Betriebe und 37,0 0 der Personen), während die nächst. niedrige Stufe von 35 bis 45 3 den verhältnismäßig häufigften dohnsatz für ungelernte Arbeiter desfelben Geschlechts bei 47009) ber ssfgemeinschaften, 38,3 0 der Betriebe und 44,0 der Personen)
Zur Arbeiterbewegung. In Cöln haben, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die ausständigen
der freien Organifation am 21. d. M' in gemeinsamer Versammlung Ver chlã gen genommen. Der Einigungsvorschlag lautet: Der Stun en lohn für Vollgebilfen beträgt 72 5. Die Gehilfen, ie bisher 70 bis 73 3 verdienen, erhalten im ersten Vierteljahr . mehr, diejenigen, die 74 bis 89 3 Stundenlohn verdienten, rhalten 2 3 mehr, und diejenigen, die einen höheren Lohn bezogen, erhalten einen Aufschlag von 1 „ die Stunde. Im zweiten Ver⸗— kagsiahr erhalten alle Gehilfen, die bereits 77 3 Stundenlohn er— elten, eine Zulage von 1 3. Die Vergülung von Mittagessen
. für das Zimmergewerbe bestimmt. Bei auswärtigen rbeiten sollen die bisherigen Beslimmungen Gültigkeit
eben. Diefer Vertrag soll bis 31. Har; J516 Gültigkett e en da das Einigungsamt es für praktisch und richtiger bält, daß . Tarifvertrãge im Baugewerbe zu einem und demselben Zeitpunkt— a . Die Versammlung nahm die Vorschläge des Einigungs— 6 g bis auf die Bestimmung über die Verteilung der Fahrgeld— nd Mittagessenvergütung, die in der vorliegenden Form unannehm— at und unklar sei.
8 Zu dem nun schon 7 Wochen dauernden Lohn kampfe in der s fen n dust rie Solingens teilt die Rh.⸗Westf. Ztg. mit, h der Obeibürgermeister sowohl bei den Ausgesperrten und Aus— Ln igen, wie auch hei den Waffenfabrikanten angefragt habe, ob seine sermittlung erwünscht sei. Von beiden Parteien wurde erklärt, daß ec nen dahingehenden Antrag nicht stellen würden, daß sie aber . seien, einer persönlichen Einladung des Oberbürgermeisters zu ; . Desprechung Folge zu geben. Man hofft, daß es gelingen wird, n Streit beizukegen. ; die 2 Leitung des zweiten Sim plontunnelbaues hat, wie . öln. Ztg.“ erfährt, beschlossen, die Arbeiten auf der Südseite 35 e tenf . . 6 a e, , tilt , alienischer Truppen bewachen den südllchen Tunnel⸗ eingang. (Vgl. Nr. 94 d. BI.) ch
gie Ui Denver (Colorado) wird dem W. T. B.“ gemeldet, daß und muestän d igen Bergleute drei Kohlengruben in Delagug 6 . Eigentum der Grubenbesitzer in Brand gesteckt haben. Nach 25. eldung aus Trinidad sollen die Ausständigen ein Bergwerk,
m der Direktor und mehrere andere Personen Schutz gesucht
der Begriff der Dichte durchaus relaliv, nämlich abhängig von der Wirkung der Massenanziehung oder dessen, was in unserer Atmo⸗ sphäre Luftdruck genannt wird.
werden, so würde es eine so feine Beschaffenheit anne auch mit dem empfindlichsten optischen Instrument nicht mehr wahr— genommen werden könnte.
militärisches Zeit. und Lebensbild. Von Leopold von Schlözer. Mit 3 Bildnissen und 4 Karten. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und Berlin 1914. 323 Selten. Geheftet 650 „, gebunden 8 M. Nach dem Tode des Generalfeldmarschalls Freiherrn von Los im Jahr
Kinder am Montag in dem Kampse zwischen ausständigen Berg leuten und Stagtsmiliz bei Ludlow getötet worden. Man glaubt, daß die Zahl der Opfer möglicherwelse 50 beträgt. (Vergl. Nr. 94 d. Bl.)
(Weitere „ Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage)
Kunft und Wissenschaft.
53.) Heft ihrer Mitteilungen erstattet die Deutsche Drientgesellschaft Bericht über die jüngsten Ergebnisse ihrer Ausgrabungsarbeiten in Mesopotamien. In Babylon gelang es, durch die Feststellung der vier Ecken und Tore der Stadt- mauer Nabupolassars den Umfang der Residenz nachzuweisen, den sie vor der Errichtung der gewaltigen Bauten Nebukadnezars hatte. Noch größerem Interesse aber dürfte die Aufdeckung der dreigliedrigen Freitreppe des berühmten Turms von Babel“ begegnen, die zum ersten Stockwerk jenes seinerzeit als Weltwunder angestaunten Bauwerts hin- aufführte. Bei Assur wunde die Stadt Kar Tu kulti-Nin ib entdeckt. Wie das ägvptische Tel⸗El⸗Amarna, das infolge religiöser Um— wälzungen als neue Residenz begründet, dann aber bald wieder auf— gegeben, schnell verfiel, hat auch Kar Tukulti⸗Ninib nur eine kurze Blütezeit, und zwar im 13. vorchristlichen Jahrhundert, erlebt. Die kurze Siedelungsgeschichte der Stadt erleichtert die Ausgrabungen ungemein; der Palast des Herischers Tukulti⸗Rinib J., mehrere Tempel und die Stadtmauer konnten bereits durchforscht werden, wobei zahlreiche Wandmalereien zu Tage traten. Die Ausgrabungen in der altbabylonischen Ruinenstadt Warka, dem biblischen Erech, sind abgejchlossen; ihr Hauptergebnis bildet die Freilegung eines parthisch - hellenistischen Tempels.
Im letzten
Die internationale seismologische Vereinigung wird ihre fünfte Versammlung im September dieses Jahres in St. Petersburg abhalten. Den Voirsitz wird der Fürst Galitzin übernehmen, der sich durch Arbeiten auf verschledenen Gebieten der Geographie und ihrer Nachbarwissenschaften einen Ruf erworben hat. In den Hauptzügen steht das Programm der Verhandlungen berelts sest. Besondere Ausschüsse, die von der Vereinigung eingesetzt worden sind, werden Berichte erstatten über die mikroseismischen Bewegungen, über Gezeitenbewegungen in der Erdkruste, über die Bibliographie der Erdbebenkunde, über die von einem ständigen Komitee vorbereiteten Erdbebenkataloge und über die Herbeiführung einer Einheitlichkeit in der Abfassung von Erdbebennachrichten. Außerdem steht eine stattliche Zahl neuer Anträge zur Beratung. Es soll die Errichtung einer neuen Erdbebenwarte in Bergen an der norwegischen Westkäste befürwortet werden, ferner die Beschaffung eines Vorrats von Erdbebenapparaten für gelegentliche oder zeitweilige Benutzung. Es soll auch gefordert werden, daß alle selbstschreibenden Erdbebengpparate mit geeigneten Dämpfungsborrichtungen versehen werden müssen. Bedeutsam ist noch der Antrag, daß alle Erdbebenwarten regelmäßig durch telegraphische Signale von der genauen Zeit unterrichtet werden sollen. Von den Vorträgen, die auf der Versammlung zu erwarten sind, stehen erst wenige fest. Allgemeines Interesse kann Professor Dr. Omori, der verdienstvolle Leiter des japanischen Erdbebendienstes, für einen Vor— trag erwarten, den er über die Beobachtungen während des jüngsten Ausbruchs des Vulkans Asama halten wird. Fürst Galitzin selbst wird über die Analyse von Erdbebenaufzeichnungen und über das ver— gleichende Studium solcher von verschiedenen Stationen sprechen.
Der wissenschaftliche Bericht über den letzten Vulkanausbruch in Japan ist jetzt von der Wetterwarte in Kagoschimga herausgegeben worden. Er beschäftigt sich nicht etwa nur mit den Witterunge verhältnissn vor, während und nach dem Natur ereignis, sondern auch mit dessen Verlauf, der bisher nur in ganz all— gemeinen Zügen beschrieben worden war. Der Ausbruch begann in den Morgenstunden des 12. Januar; aber schon am frühen Morgen des vorausgehenden Tages wurden Erdstöße verspürt, die an Stärke und Häufigkeit immer mehr zunahmen. Am 14. Ja. nuar um 7 Uhr Vormittags wurde zuerst der Austritt eines Lavastromes aus dem Gehänge des Vulkans gesichtet. Gemäß der eigentümlichen Bodenform an der Ausbruchstelle floß die Lava bis zu einer Breite von eiwa 29 kim auseinander. Trotzdem mußte die Dicke des Stroms auf 20 m geschätzt werden. Man kann sich danach eine Vorstellung von der Masse des glühenden Gesteins machen. Am folgenden Tage nahm die Lava ihren Weg weiter auf, und gleichieitig bildeten sich längs ibres Laufs mehrere kleine Krater. Am 16. Januar hatte sie das Meer erreicht, das sie bis zu einer der kleinen Inseln der Bucht durchsetzte. Die Tätigkeit des Vulkans nahm nun allmählich ab, kam aber zum völligen Stillstand nicht vor dem 27. Tanuar, sodaß der. Ausbruch rund zwei Wochen gedauert hatte. Aäf— fällig war die Erscheinung, daß die Erdstöße, die während der höchsten Entwicklung des Ausbruchs geringfügig gewefen waren, gegen das Ende der vulkanischen Tätigkeit nach Zahl und Stärke sich wieder steigerten, dann aber gleichfalls allmählich verschwanden. Leider sind die Erd— bebenmessungen während des Ausbruchs nicht lückenlos, da die Apparate durch die Heftigkeit der Stöße beschädigt wurden. Am Tage vor dem Beginn des Ausbruchs wurden nicht weniger als 418 Erdstöße gezählt. Nachdem der Apparat versagt hatte, war es zuweilen schwer, zwischen eigentlichen Erschütterungen der Erde und dem Rollen vulkanischer Geräͤusche zu unterscheiden.
Die Leere des Weltraums. Daß der Weltraum zwischen den Himmelskörpern völlig leer sein sollte, kann man sich nicht vor— stellen. Wenn Kraftübertragungen wie von der Sonne auf die Erde stattfinden, so muß unsere Einbildungskraft irgend einen Stoff er⸗ denken, der zum Träger der Fortpflanzung wird Daraus ist die An= schauung vom Weltäther entstanden und hat sich behauptet, obgleich noch kein sicherer Nachweis für sein Verhandensein erbracht worden ist oder überhaupt jemals erhofft werden kann. Dennoch ist nicht anzunehmen, daß diese stoffliche Erfüllung des Weltraums eine erheb⸗ liche Masse darstellen kann, weil das Sonnenlicht wahrscheinlich auf dem Wege bis zur Erde, d. h. bis zu den obersten Regionen ihrer Atmosphäre, keine merkliche Abschwächung erleidet. Das laͤßt sich sogar durch eine rechnerische Schätzung beweisen. Zwischen der Erde und dem Jupiter liegt ein Raum, der auf dem geradlinigen Wege wenigstens 500 Millionen Kilometer mitzt, also etwa 4 mal größer ist als der Abstand der Erde von der Sonne Denkt man sich diesen Raum mit einem Gas erfüllt, dessen Dichte nur den 100 000 000 ten Teil der Dichte der Luft an der Erdoberfläche betrüge, so würde die Abschwächung, die das Licht des Jupiters auf dem Wege bis zur Erde erführe, etwa zweimal stärker fein als sie sich tatsächlich in der Atmosphäre der Erde selbst vollzieht. Daraus ergibt sich, daß der Weltraum, wenn er auch nicht als völlig leer gedacht werden darf, nur mit einem Gas erfüllt sein kann, das noch viel feiner und leichter ist als das in dieser Rechnung angenommene. Allerdings ist
— Würde das Luftmeer, das die Erde umgibt, in dem ganzen Weltraum bis zur . hin verteilt men, daß es
Literatur. — Generalfeldmarschall Freiherr von Los. Ein
hatten, in Brand ges ̃ . gesteckt und dann den Eingang verschlossen haben. — ch den bigherigen Feststellungen sind 25 Männer, Frauen und
1908 gab der Wunsch Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin
Luise von Baden, die Erinnerung an den hochberdienten General zu erhalten, dem Gefühl aller derer Ausdruck, die in ihm den unvergeßlichen Führer und militärischen Er⸗ zieher verehrten. Die „Erinnerungen aus meinem Berufeleben“,
burg vorgebildet, war Walter von Los in Bonn, wo er beim Korps Borussia aktio war, Student seit drei Semestern und Unteroffizier in der Reseibe dez 5. Ulanenregiments (Düssel⸗ dorf), als er sich dem Zuge der Freiwilligen anschloß, die im Norden zur Befreiung Schleswig-Holsteins zusammenströmten. Er trat am 1. April 1848 in das schleswig -holsteinische 2. Dragoner⸗ regiment als Leutnant ein und ließ sich nach dem Waffenstillstand von Malms in das dritte preußische Husarenregiment, das in Holstein mitgekämpft hatte, übernehmen. Daß sich ein Angehöriger des rheinischen Adels dem preußischen Militärdienste zuwandte, war da— mals noch ein ungewöhnlicher Schritt; es hatten daran persönliche Beziehungen ihren Anteil, denn Los war in Bonn dem Prinzen Friedrich Karl nähergetreten, dem ersten Hohenzollernprinzen, der eine Universität besuchte. Die engste Fühlung gewann der junge Freiherr mit dem Prinzen Friedrich von Baden, seinem Großherzoglichen Gönner und Freund sväterer Tage, der sich damals in Bonn als Hörer Dahlmanns und Arndts mik starker nationaler Gesinnung erfällte. Im badischen Feldzuge wurde der Oberkommandierende, Prinz Wilhelm von Preußen auf Los aufmerksam, weil er ihm eine wichtige Meldung überbrachte: 1858 zog ibn der Prinz in seine persönliche Ümgebung, indem er ihn ju seinem Adjutanten machte. In der Zwischenzeit hatte Los ver— schiedene Kommandos bekleidet, zur Zeit seiner Berufung in die Abjutantur besuchte er gerade die Kriegsakademie im dritten Jahre. Die erste selbständige Stellung erbielt der Major von Los 1863 mit der Ernennung zum Milltärattaché in Paris. Seine Berichte trugen mit dazu bei, daß die beiden rheinischen Korps, das siebente und das achte, entgegen der Ansicht, daß sie Frankreich gegenüber unabkõmmlich seien, gegen Oesterreich und seine Verbündeten verwendet wurden,
das Jahr 1866 sah ihn im großen Hauptquartier, 1867 — 1871 stand er an der Spitze der Bonner Königshusaren. Die Grundsätze, die Los in dem Buch „Der Felddtenst der Kavallerie! (Bonn 1869) auf— gestellt hat, Anleitungen, in denen die Lehren seines Onkels, des Generals der Kavallerie Freiherrn Roth von Schreckenstein (1759 bis 1858), weitergebildet wurden, haben Oberst und Regiment im Kriege gegen Frankreich rähmlichst betätigt. Die Könige husaren, ständig die Avantgarde der 15. Division, brachten es durch ihre klaren und sicheren Meldungen dahin, daß alle Führer bis zum Kompigniechef herab um Zuteilung von Husaren baten. Auch die höhere Führung lobte wiederholt in Befehlen und Gefechtsberichten die für Aufklärung des Feindes und der allgemeinen Sachlage intelligent tätigen Husfarenpattouillen. Dabei kam es dem Regiment sehr zustatten, daß ihm etwa 80 Einjährig-Freiwillige, Reserveunteroffiziere und Vizewachtmeister der Reserve angehörten, fast ausschließlich frühere Bonner Studenten, die des Französischen mehr oder weniger mächtig waren. Jeder Patrouille wurde möglichst gsiner von ihnen zugeteilt. Bei Gravelotte und vor Metz. bei Amiens, Bapaume und St. Quentin baben die Lehmop den kühnen Reitergeist bewährt, den ihnen ihr Führer anerzogen hatte Es darf noch bemerkt werden, daß von Les selbst und vier feiner Offiziere durch das Eiserne Kreuz JI. Klasse ausgezeichnet wurden und weiter 94 Kreuze II. Klasse (außerdem 3 am weißen Bande) an das Regiment fielen, die höchste Anzahl, die einem Kavallerieregiment in diesem Kriege verliehen wurde. In den folgenden Friedensjahren gehörte General von Los als Brigadekommandeur zu den Mitarbeitern des Generals Karl von Schmidt, des Organisators der Kavallerie. 1883 ging er, inzwischen zum Divistonskommandeur aufgestiegen, mit be⸗ sonderem Auftrag nach Spanien und war der Begleiter des deutschen Kronprinzen auf der Reise nach Madrid und Rom. Sein kluges, taktvolles Verhalten unvorhergesehenen Umständen gegenüher u d die vollendet schneidige Erledigung der Salamanca⸗Affäre vom Jahre 1885 bewiesen der Welt, daß der preußische General in allen Sätteln gerecht war. Als kommandlerender General des VIII. Armeekorps hat Walter von Los elf Jahre hindurch (1884 bis 1895) nicht nur eine tiefgreifende militärische Tätigkeit ent⸗ faltet, sondern auch seine weitverzeigten Beziehungen zur Heimat— provinz aufs reichste ausgestaltet und ine Stellung eingenommen wie keiner seiner Vor Jänger. Bei dem Scheiden vom rheinischen Armee—⸗ korpz wurde Los zum Oberbefehlsbaber in den Marken und zum Gouverneur von Berlin ernannt. Noch mancher ebrenvolle Auftrag ward dem greisen Helden zuteil, bis er im Alter von fast 80 Jabren zur großen Armee versammelt wurde. Er starb in Bonn.
Einst, am 25. Juli 1870, war er an der Regimentg, unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches, aus der rheinischen Stadt gezogen, nach Frankreichs Gefilden. Und aber—
ö * rar 8 Y 8 * die Trompeten durch die
ungewöhnliche Ausdruckssähigkeit be beweise
gesehen von zahlreichen in die Darstellung verflochtenen Aussprüch besonders die Proben, die in den Beilagen aus seinen Aufzeichnu mitgeteilt werden: Erinnerungen an eine Reise durch den Kaut vom Jahre 1862 bei der es sich um Begleitung des Prinzen Albrecht
von Preußen während der Teilnahme an einer russischen Exvediti gegen die Tschirkessen handelte, und ferner die Denkschrift cas ül Spanien vom Jahre 1883. Ein Anhang des vorliegenden Lebens bildes enthält viele wertvolle Zusammenstellungen, dazu kommen ein Personenregister und je zwei Uebersichtsskizzen und Plane.
— Quellensammlung für den geschichtlichen Unter— richt an höheren Schulen, herausgegeben von G. Lam beck, Geheimem Regierungsrat und Oberregierungsrat bei dem Provinzial— schulkollegtum Berlin, in Verbindung mit Professer Dr. F. Kurze— Berlin und Oberlehrer Dr. P. Rühlmann Leipzig. In Heften (32 Seiten, gr. s) zu je 40 5. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin. Die vorliegende Que llensammlung des Teubnerschen Verlages erscheint in zwei Reihen: die Hefte der ersten Reihe sollen den laufenden Unterricht begleiten, die der zweiten gestatten ein Ver⸗ weilen bei wichtigen Einzelerscheinungen und bieten eine Unterlage für Vorträge und freie Arbeiten. In der eisten Reihe sind es 16 Hefte, je 3 für die griechische, die römische, die sogenannte mittelalterliche und die neuere Geschichte bis 1807, dazu 4 Hefte für die Zeit von 1807 bis zur Gegenwart. Ist diese Reihe geschlossen, so läßt die zweite einen immer weiteren Ausbau ju und wird auf etwa 100 Hefte gebracht werden. Was die Benutzung von Quellen im geschichtlichen Unterricht der oberen Klassen erwarten läßt, hat der Herausgeber, Geheimer Regierungsrat und Ober— regierungsrat Gustav Lambeck in einem Aufsatz in der Zeitschritt „Vergangenheit und Gegenwart! (Teubner) überzeugend dar. getan. Er hat felbst in der ersten Reihe die Hefte für die Zeit von 1807 bis 1861 beigesteuert, in der zweiten Reihe die Hefte 70 und 71: Die Stein⸗Hardenbergischen Reformen. Der Feldzug in Rußland 1812 und die Erhebung des preußischen Volkes bereits fertiggestellt und anderes, die Gründung des Deutschen Reichs, Kaiserproklamation und Friedensschluß sowie die Entwicklung des Heeres übernommen. Von den Mitherausgebern hat Professor Dr. F. Kurze das Heft für die Reformation, Gegenreformation und den Dreißigjäbrigen Krieg geliefert; aus der zweiten Reihe stammen von ihm die Hefte: Die Entwicklung des Papsttums bis auf Gregor VII. und der Srtrei zwischen Kaisertum und Papsttum. Oberlehrer Dr. P. Rüblmann in Leipzig hat im Verein mit dem dortigen Ordinarius an der Universität, Prof. Dr. Brandenburg, die beiden Hefte für die Zeit von 1861 bis zur Gegenwart verfaßt. Zu diesen drei im Titel genannten Namen
kommt ein stattlicher Stab von Mitarbeitern, die hier nicht alle an=
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