Schritte unternommen haben, so ist das nicht etwa geschehen ledig⸗ lich mit Rücksicht auf die geringe Zahl der Passagiere J. Klasse. Fir uns ist das Leben der Zwischendecker genau so viel wert wie das Leben der Passagiere J. Klasse oder einiger amerikanischer Milliardäre. Wenn wir nach dem Untergange der Elbe“ im Jahre 1805. we 322 Menschen ihr Leben berloren, keine derartigen katastrophalen Unglücksfalle bis zu dem Untergange der Titanic“ gehabt haben, so ist das als ein Glück zu bezeichnen. Es hat aber trotzdem nicht an den nötigen Unfall⸗ derhütungsborschriften gefehlt. Die Katastrophe der Elbe, führte zu der ee n r und noch vor dem Unglück der „Titanie“ hat die Seeberufsgenossenschaft die verschiedensten Fragen, die die einzelnen Seeunfälle betrafen, einer Prüfung unterzogen. 8. ist darum unrichtig, zu sagen, daß ohne das Eintreten einer derartigen Katastrophe nichts geschehen wäre. Es geschieht tatsächlich etwas, und zwar das Genügende. Die Ausführung der in Aussicht genommenen Vor⸗ schriften wurde lediglich zurückgestellt, um der internationalen Re⸗ elung nicht vorzugreifen. An der Konferenz hatte vor allen Dingen ngland Interesse, dem das Schiff gehörte, und dann auch Amerika, das eine Änzahl bon Passagieren an Bord der „Titanic“ verloren hatte. Es ist dann Beschwerde darüber geführt worden, daß bei der Konferenz keine Vertreter der seemännischen Arbeiter zugezogen worden . Der Staatssekretär hat bereits hervorgehoben, daß bei der Vor- eratung für die Konferenz auch Arbeiter gehört worden sind. Wenn es sich um Segunfallperhütungsvorschriften handelt, müssen die Ver⸗ treter der Versicherten vor allem gehört werden. Nun ist behauptet worden, diese Anhörung sei eine lediglich formale und sehr oberfläch⸗ liche gewesen. Dem muß ich durchaus widersprechen. Den Ver⸗ icherten ist je ein Exemplar der Beschlüsse zugestellt worden und diese Beschlüsse wurden Punkt für Punkt einzeln zur Beratung gestellt. Die Versicherten waren in der Lage, Abänderungsanträge dazu zu 5 Einer der Versicherten hat es für zweckmäßig .
achtgläser zur Verfügung zu stellen, es wurde Uebereinstimmung dahin erzielt, daß man darüber erst die Ansichten der internationalen Kon⸗ ferenz hören wollte. Das ist seinerzeit geschehen; es, wurde aber bavon Äbstand genommen, weil von amerikanischer Seite mitgeteilt wurde, daß bei dem „Titanic unfall die Eisberge mit unbewaffnetem Auge gesehen worden waren. Im übrigen haben sich die Vertreter der Versicherten mit unseren Vorschlägen durchaus einverstanden erklärt. Bei den Vorberatungen waren 50 Personen im Reichsamt des Innern versammelt. Eine derartig große Zahl konnten wir doch nicht zu der Konferenz schicken. Wir mußten uns auf eine Auswahl beschränken. Wir haben es vermieden, irgend einen Stand zu berück⸗ sichtigen, sondern wir haben lediglich amkliche Vertreter mit einigen Sachverständigen dorthin geschickt. Darunter waren: Administrations⸗ beamte drei, für Schiffsbautechnik zwei, frühere Marineoffiziere zwei und außerdem ein Telegraphentechntker. Von den Reedereibertretern waren vorhanden: ein Bautechniker vom Norddeutschen Lloyd, von der Hamburg-Amerika Linie ein Kapitän, der im Dienste groß geworden ist und die Technik der Rettungsboote und Geräte beherrschte. Irgend welche kaufmännischen Vertreter dieser Reederei waren nicht anwesend, sondern lediglich zwei sachverständige Leute. Zur Konferenz selbst Arbeiter als amtliche Vertreter oder Sachverständige hinzuzuziehen, ist undurchführbar. Wenn ein Versuch von der amerikanischen Regierung gemacht worden ist, einen derartigen Sachverständigen zu attachieren, so hat sie damit kein Glück gehabt. Dieser Vertreter hatte Anträge gestellt, die sich als undurchführbar erwiesen. Er wurde abberufen. NAuf die Motive dieser Abberufung weiter einzugehen, enthalte ich mich, weil es sich um den Vertreter einer fremden Regierung handelt. Der sozialdemokratische Redner hat gestern gesagt, daß bei der Be⸗ setzung der Rettungsboote Farbige verwendet werden würden. Er hat emeint, daß für die Retkungsboote geprüfte Bootsleute vorhanden 9 . Nun besagt ein Artikel 54 des Vertrages, daß für jedes erforderliche Rettungsboot eine Mindestzahl geprüfter Bootsleute vor⸗ handen sein muß. Hierunter ist jeder Mann der Besatzung zu ver⸗ stehen, der ein Befähigungszeugnis besitzt. Dieser Mann muß natür⸗ sich die Anordnungen, die ihm gegeben werden, zu verstehen fähig sein. Soweit die Farbigen, insonderheit Chinesen, ieser Anforderung nicht genügen, werden sie eben nicht zugelassen. Wenn wir dem Wunsche der Sozialdemokraten, daß von der Bootsbesatzung mindestens zwei Vollmakrosen sein müssen, nicht entsprechen konnten, so geschah es, weil das praktisch undurchführbar ist. Unter den heutigen Verhältnissen haben wir auf den großen Seedampfern praktische Seeleute nur in verhältnismäßig geringer Jahl. Wir sind in bezug auf die Rettungs⸗ boote unbedingt gezwungen, auf das übrige Personal zurückzugehen. Wenn die Stewards und Maschinisten nachweisen, daß sie solchen Anforderungen genügen, dann liegt kein Anlaß vor, sie auszuschließen. Wenn der sozialdemokratische Redner in dem Vertrage . sber Bootsübungen vermißt hat, so verweise ich auf Artikel 51 des Reglements, wonach wenkgstens einmal alle 14 Tage im Hafen oder auf See Musterungen auf dem Posten bei den Rettungsbooten und bei den Feuerlöscheinrichtungen, gefolgt von entsprechenden Uebungen, abgehalten werden müssen. Wenn man daraus, daß auf einem Schiff des Vorsitzenden der Seeberufsgenossenschaft ein Rettungsboot versagt habe, als ein Mann ins Wasser gefallen war, hergeleitet hat, daß die Seeberufsgenoffenschaft zur objektiven Beurteilung dieser Dinge nicht geeignet sei, so berstebe ich das nicht. Man kann doch nicht dem Vorsitzenden der Seeberufsgenossenschaft einen Vorwurf daraus machen, daß seine eigenen Vorschriften übertreten wurden. Und wenn gesagt wurde, daß einer der Reeder wegen Ueberladung mit Strafen bis zu 30 00 „ belegt worden ist, so zeigt das doch, wie strenge die Seeberufsgenossenschaft und wie energisch sie zugreift. Ein Zivilgericht hätte so hohe Strafe nicht verhängt.
Abg. Dr. Pfleger Sentry); Wir können nur wünschen, daß der Zweck dieses internationalen Abkommens voll erreicht wird. Wir freuen uns, daß es deutsche Initiative war, die die Konferenz zustande brachte. Den von dem Bundesratsvertreter soeben gemachten Aus⸗ führungen stimme ich bei, insbesondere der Verteidigung der Tätigkeit und Wirksamkeit der Seeberufsgenossenschaft, die zu den bestgeleiteten gehört und sehr beträchtliche Mittel zur Verhütung von Katastrophen und zur Erhaltung der in der leben aufwwendet. Auch gegen den Vorwurf, daß die Reeder lediglich von Profitsucht beseelt sind, muß Widerspruch erhoben werden.
Abg. Bassermann (nl): Auch meine politischen Freunde stimmen dem Vertrage zu und geben ihrer Genugtuung über sein Zustandekommen Ausdruck; wir hoffen, daß es gelingen wird, auch andere Fragen des Seefrachtverkehrs international zu regeln. Wir weifen ebenfalls die Angriffe auf die Schiffahrtsunternehmungen, als ob für sie lediglich die Profitgier der leitende Gesichtspunkt wäre als unbegründet scharf zurück. Die Seeberufsgenossenschaft hat sich durch ihre Unfallverhütungsvorschriften große Verdienste erworben. Diese Gesellschaften werden von Direktoren geleitet, die von warmem Interesse für die ihnen anvertrauten Güter und Menschenleben be⸗ seelt sind. Gerade die materiellen Bestimmungen des Vertrages waren in ünserm deutschen Schiffsverkehr und in den , , ,, vorschriften längst in Geltung; daß sie jetzt für den internationalen Verkehr angeordnet werden, ist für viele seefahrende Staaten ein großer Fortschritt. In den Vorschriften konstruktiver Natur, in den Porschriften über die Starke der Schotten, über die Rettungsboote und über die bereit zu haltenden Flöße sind solche Fortschritte zu ersehen, insbesondere aber in den neuen Vorschriften über die Funken— felegraphie und in der Vorschrift üher die unbedingte Hilfeleistung der Rapitäne. Der Vertrag ist das Resultat angestrengter Arbeit her⸗ porraqender Sachberständiger aus allen seefahrenden Staaten. Was pie Kryntrolle betrifft, so wünschen wir dafür nicht eine neue bureau⸗ kratische Behörbe in Gestalt eines Reichsamts, sondern wir halten dafür, daß in der Secherufsgenossenschaft ein solches Kontrollorgan bereils vorhanden ist. In der sozialdemokratischen Presse ist die See⸗ berufggenosfenschaft wiederholt angegriffen worden, mit Unrecht. Die Seeberufg enoffenschaft hat vereidigte Kontrollbeamte, diese technischen Aufsichtsbeamten dürfen keine Interessenvertretung und dergleichen übernehmen. Durchstechereien können also nicht vorkommen. Auch in der Presse der n. Linken ist das ,, . Urteil über die See berufegenosfenschaft nicht allgemein; paul Müller von dem seemän. nischen Arbeiterperbande hat auch Worte der Anerkennung für ihre
Mirksamteit gefunden. Hiernach komme ich zu dem Ergebnis, daß
Seeschiffahrt gefährdeten Menschen⸗
wir den Vertrag annehmen 2 der in relativ kurzer Zeit in durch⸗ aus befriedigender Form zustande gekommen ist.
Abg. Graf We st arp (dkons.): Auch wir erkennen den großen
ortschütt an, der mit diesem Vertrage gemacht wird, und empfehlen eine einstimmige Annahme. Auch wir wollen unsere Befriedigun über den Vertrag nicht dadurch verkümmern lassen, daß die So ʒial⸗ demokratie, wie man nicht anders erwarten kann, behauptet, es seien die Interessen der Seeleute nicht genügend gewahrt worden, sondern nur die Interessen der Besitzenden. Das gehört zum Agitations= material der Sozialdemokratie. Sachlich sind diese Ausführungen durch den Vertreter der Regierung widerlegt worden. Ueber die Frage der Durchführung der Vertragsregeln uns zu unterhalten, wird harr geit sein. Es ist dabon gesprochen worden, daß die Seeberufsgenossen⸗ schaft unter keinen Umständen bei der Durchführung dieser Maß⸗ regeln dann in Betracht kommen kann. Ich halte aber gerade sie dazu für ganz besonders geeignet. Die Seeberufsgenossenschaft hat bisher außerordentlich gewissenhaft gearbeitet. Es ist von ihrer Seite alles geschehen, um Unfälle zu vermeiden. In einem von sozial⸗ demokratischer Seite herrührenden Artikel findet sich ein Satz, daß in der Seeberufsgenosfenschaft nach Schema F verfahren wird. Es handelt sich in dem angezogenen Falle aber nur um ein ganz be⸗ stimmtes Formular. Und in diesem ist ganz besonders gezeigt, daß in solchen Fallen mit einer gußerordentlichen Gewissenhaftigkeit vor⸗ gegangen wird. Die Statistik ergibt, daß wir mit unseren Unfällen ur See in der Welt nicht schlimm dastehen, sondern in betreff der Verhütung mit an erster Stelle. Wir hatten in den letzten Jahren die niedrigsten Verluste. Wenn wir weiter die Zahl der Unfälle der Seeberufsgenossenschaft mit denen anderer vergleichen, so müssen wir zu dem Ergebnis kommen, daß die Seeberufsgenossenschaft darin hinter den anderen zurückbleibt. Man sollte deshalb mit solchen all⸗ gemeinen Angriffen sehr vorsichtig sein.
Abg. Heckscher (fortschr. Volksp): Es j dankbar anzuer⸗ kennen, daß die Verbesserungen zum Schutze des Menschenlebens auf See einen so erfreulichen Fortschritt gemacht haben. Ebenso ist an⸗ k daß die Initiative zu diesem vortrefflichen internationalen lebereinkommen auf Deutschland zurückzuführen i Der Abg. Schu⸗ mann hat in seiner Rede das internationale Uebereinkommen als solches anerkannt. Die Grundtendenz in seinen Ausführungen, die len el. von einem leidenschaftlichen Haß getragen waren, bewegte ich in der Richtung gegen die gegenwärtige Aufsichtsführung durch die Seeberufsgenossenschaft und auch durch das Reichsamt des Innern. Wenn der Abg. Schumann noch wenigstens hätte beweisen können, daß durch diese Aufsicht seitens Privater die Zahl der Unfälle bei uns größer gewesen ist wie anderswo, dann könnte man seine tendenziösen Ausführungen wenigstens begreifen. Wie schon Graf Westarp nach⸗ gewiesen hat, stehen wir, was die geringste Zahl der Unfälle anbe⸗ krifft, unter dieser Aufsicht an (. Slelle. Wenn wir England uns ansehen, wo ja eine staatliche Aufsicht besteht, so ist dort die Zahl der Unfälle viel größer als bei uns, wo die Seeberufsgenossenschaft und das Reichsamt des Innern über die Handelsmarine wachen, Ebenfo verhält es sich mit der Anzahl der Todesfälle. Auch diese ist auf unseren Schiffen geringer als auf englischen Schiffen. Im Jahre 1912 hatte die englische Marine 1,91 und unsere Marine nur 53 Todesfälle auf 1009 Mann der Besatzung zu verzeichnen. Die deutsche Handelsschiffahrt war auch die erste, die vor 17 Jahren mit der Schotteneinteilung begann. Die dabei gemachten Erfahrungen waren für die Verhandlungen auf der Londoner Konferenz grund⸗ legend. Die Ausführungen des Abg. Schumann über den Unfall auf dem Schiff „Tellus“ waren von demselben Geiste getragen wie die anderen Ausführungen. Man kann es infolgedessen keinem Unter⸗ nehmer verargen, wenn er es ablehnt, mit einem Arbeitnehmer auf diesem Boden in Verbindung zu treten. Die Angriffe in dem Urteile des Seeamtes über diesen Unfall richten sich nicht gegen den Reeder, sondern gegen den Kapitän. Und die Segherufsgeno senschaft ist auf Grund ihrer fachmännischen Ansicht in Widerspruch, zu der Ansicht des Seeamtes gelangt, daß auch der Kapitän sich nicht den geringsten , hat zuschulden kommen lassen. Dieses Urteil des Seeamtes kann man doch in keiner Weise gegen den verdienstvollen Führer der Seeberufsgenossenschaft ins Feld führen. Die Praxis hat gezeigt, daß zu solchen Verhandlungen auch Vertreter der Arbeiter gehört werden. Dies ist auch in diesem Falle geschehen. Man hat einen solchen gehört, der dem Abg. Schumann nahesteht. Die An⸗ schauungen und die Auffassungen, die sich auf seemännische Erfghrun⸗ gen gründeten, haben volle Beachtung gefunden. Wie stellt sich der Kollege Schumann die künftige Entwicklung der Dinge vor? Erwgrtet er, wenn er den Reedern auch nur ein geringes Maß von Selbstachtung zutraut, daß sie mit Herren zusammen arbeiten, die solche Vorwürfe erheben? Daß Kajütenpassagiere zuerst gerettet werden, daß ist einer der schwersten Vorwürfe, die je erhoben worden sind. Ich verstehe den Abg. Schumann nicht, wenn er noch einen Wert darauf legt, von Srganifation zu Organisation zu verhandeln. All das beweist, daß er keine Kenntnis davon hat, wie die seefahrttreibende Bevölkerung zueinander steht. Im Hinblick auf all diese Dinge muß man sich fragen, was man sich von dem Erfolg solcher Verhandlungen verspricht, wie man solche den Reedern zumuten kann. Die Seeleute, die zu Hilfe eilen in einer Seenot, die wissen ganz genau, 14 sie im Sinne bes Reeders handeln. Wer auch nur ein Gefühl hat von hoher Kameradfchaftlichkeit, wird es nicht verstehen, wie ein solcher Vor⸗ wurf erhoben werden konnte. Was die deutsche Schiffahrt und der deutsche Reeder, vor allem die deutsche Schiffbaukunst und der deutsche Arbeiter geleistet hat, diesen Ehrentitel und diese Achtung por bem Auslande kann uns kein Mensch rauben, auch nicht der Abg. Schumann. .
Abg. Dr. Arendt (Rp.): Ich muß den Kollegen Schumann dem Abg. Heckscher gegenüber in Schutz nehmen. Seine Rede erhebt 66 in keiner Weise über das, was sonst über den Ton der Sozialdemo⸗ rratie hinausgeht. Wir sind es gewohnt, daß sie in dieser giftigen Weise vorzugehen pflegt. Wir sind es gewohnt, daß sie hier Anklagen vorbringt, die Haß und Klassengegensätze enthalten. Der Abg. Schu⸗ mann hat durchaus seine Pflicht als Sozialdemokrat erfüllt, und er wird heute abend bei der Maifeier sicher gebührend gefeiert werden. Seine Rede war infofern etwas unvorsichtig, als sie etwas zu sehr die eigentlichen Beweggründe erkennen ließ. An dem großen Kulturwerk, das dieser Vertrag darstellt, wollen wir uns die Freude durch die sozialdemokratische Kritik nicht verderben lassen. Ich habe noch per⸗ sönlich die Genugtuung, ausdrücken zu können, daß die von mir anläßlich der „Titanic katastrophe geäußerten Wünsche und Anregun⸗ en durch diesen Vertrag in so weitem Maße erfüllt worden sind.
ach dem Studium dieses umfangreichen Aktenstückes muß ich mit Be⸗ wunberung anerkennen, wie streng sachlich darin jeder einzelne Gegen⸗ stand geregelt istz wir haben es hier geradezu mit dem Muster eines internationalen Vertrages zu tun. Die Angriffe des Abg. Schumann egen die Seeberufsgenossenschaft haben heute im . außerordent⸗ ich erfreulich gewirkt, 9 haben eine allgemeine Anerkennung dieser Körperschaft durch sämtliche bürgerliche Parteien hervorgerufen. Für Unfallverhütung hat die Seeberufsgenossenschaft im Jahre 1913 257 O00 40 gegen 215 000 M im Jahre vorher ausgegeben. Von dem ,, das der Abg. Schumann empfohlen hat, ist nichts zu erwarten; wenn auf einem Gebiete die Bureaukratie Un⸗ heil anrichten kann, so wäre es auf diesem. Der Sozialdemokratie kommt es ja nur darauf an, wie das Organ des Seemannsverbandes offen mitgeteilt hat, die 6 Schiffahrtskontrolle „auf paritätischer Grundlage“ zu verwirklichen. Das ist des Pudels Kern. Wenn aber irgendwo Disziplin walten muß, so ist es auf dem Schiffe; Disziplin und Autorität können aber auf einem Schiffe nicht be⸗ slehen, wenn die Sozialdemokratie dabei mitzureden hätte. Wir haben zu den hanseatischen Reedern nach wie bor unbedingtes Vertrauen and wollen an dem Bewährten nicht rütteln lassen. Ich wünsche die einstimmige Annghme des Vertrages; könnte da nicht heute 6. . die dritte Lefung erfolgen? Der Reichstag würde dann dur ie Schnelligkeit seiner Justimmung bezeugen, mit welcher Freude ihn
das , , ,. dieses Vertrages erfüllt.
bg. Behrens (wirtsch. Vgg): Auch wir freuen uns, daß dieses Fulturwerk unter Dach und Fach gebracht worden ist. Der Abg. Schumann hat burch seine übertriebenen Vorwürle gegen die
Dienst geleistet. Bei aller An⸗
Seeberufsgenossenschaft dieser einen r A . ich nicht 1 ohne weiteres mit flie⸗
erkennung ihrer Leistungen möchte ich e mit genden Fahnen in das Lager der Seeberufsgenos enschaft übergehen. Wir wollen erst . wenn wir die betreffende Vorlage bekommen, ob wir die Kontrolle nicht in die Hand der Städte Hamburg und Bremen legen sollen. Vielleicht könnte auch die Seeberufsgenossen⸗ schaft zugezogen weiden; eine doppelte Kontrolle kann ja nicht schaden. Gegen die Vornahme der dritten Lesung haben wir nichts einzuwenden.
Abg. Stolten (Soz.): Ich muß mich entschieden gegen die Unterstellung des Abg. Heckscher wenden, daß ich auf einem anderen Standpunkte in dieser Frage stehe wie der Abg. Schumann. Ich bin durchaus derselben Anschauung. Der Ministerialdirektor verwies darauf, daß auf der „Titanic“ auch eine große Zahl von Zwischen deckern vorhanden gewesen ist. Diese Tatsache beweist noch nicht, daß ihretwegen eingeschritten worden ist. Ich nehme aber an, daß die Regierung auch eingeschritten wäre, wenn es sich nur um Znischen⸗ deckbassaglere gehandelt hätte; sonst hätte sie unverantwortlich ge⸗ handelt. Aber die Berufung, daß die Regierung bei ähnlichen Kata⸗ strophen immer eingreift, ist nicht stichhaltig. Jahr für Jahr haben wir auf dem Festlande große Unglücksfälle bei den Bergwerken zu verzeichnen und doch hat die Regierung immer noch nicht das Ge nügende getan. Der Abg. Heckscher verstieg sich zu der Drohung, daß die Organisation der Reeder mit der Seearbeiterorganisation nicht ver— handeln wolle wegen der scharfen Worte, die von unseren Seite ge fallen sind; man weiß nicht, was man dazu sagen soll. Die Reeder berhandeln mit den Arbeitern doch nicht wegen deren schöner Augen, und dann sind die Arbeiter des Wortes nicht so mächtig wie die Gegner, sie wissen ihre Gedanken nicht hinter schönen Worten zu verbergen. Die Schiffsarbeiter haben doch mehr Interesse an der Sache als die Passagiere, sie hätten also allen Anspruch darauf, zu der Konferenz zugezogen zu werden. Die „Titanic“ katastrophe und dieser Vertrag beweisen, daß es mit dem Schutz auf See bisher nicht so gewesen ist, wie es hätte sein sollen. Die Katastrophe hat gewissen Kreisen eine große Enktäuschung bereitet. Man glaubt, daß eigentlich nun alle Gefahr beseitigt kei. Die Elemente hun diesen Luxus riesendampfern ja in der Tat nicht viel anhaben. Diejenigen, die diese Luxusdampfer benutzen, legen Wert darauf, daß sie möglichst schnell fahren. Die Sucht nach Schnelligkeitsrekorden steigert aber bie Gefahr dieser großen Schiffe. Wenn Eis in der. Nähe ist, soll nach dem neuen Vertrage die Geschwindigkeit vermindert werden. Wäre das bei der „Titanic“ geschehen, so wäre wahrscheinlich das große Unglück vermieden worden. Es fragt sich nun, welche Mittel werden zukünftig zur Verfügung stehen, um die Durchführung der Vorschriften auch wirklich zu erzwingen. Was soll den Reedereien und Kapitänen geschehen, die dem Vertrage zuwiderhandeln? Der Vertrag gibt darauf keine Antwort. Daß die Konkurrenz der Reedereien solche Kataftrophen begünstigt, gibt die Denkschrift indirekt zu. Der Ver⸗ trag hat ja wegen des Widerstandes der Reedereien auch große Schwierigkeiten gemacht. Wir werden auch nach Abschluß des Ver⸗ trages mit einem gewissen passiven Widerstande der Reedereien zu rechnen haben. Strafbestimmungen sind nötig, der Vertrag enthält aber keine, konnte wohl auch keine aufnehmen; das wird Sache der Ausführungsgesetze sein. Der Vertrag wird durch Gesetz ergänzt werden können. Wenn man daran geht, das Leben der Passagiere auf See besser zu schützen als bisher, so muß man auch das Leben und die Gesundheit der Mannschaften auf See besser schützen. Der Vertrag bringt für die Schiffahrt nicht nur große, Lasten, sondern auch Er leichkerungen, weil die ein Sicherheitszertifikat führenden Schiffe von der Kontrolle in ausländischen Häfen befreit sind. Diese Kontrolle beweist doch, daß die Kontrolle in Deutschland unzureichend war. Wer soll nun bei uns die Kontrolle ausüben? Ich stehe auf dem Standpunkt, daß diese Kontrolle notwendig von stagtlichen Organen vorgenbmmen werden muß, und ich kann in das Loblied dek, See⸗ , , keineswegs einstimmen. Heute scheint nun die Regierung der AÄnsicht zu sein, daß die Seeberufsgenossenschaft die Sicherheilszertifikate ausstellen soll. Ich würde das bedauern, denn sie if eine Korporation von Interessenten; es wäre eine Selbstüberhebung der Interessenten. Das ist nicht richtig, auch wenn die Seeberufsgenossenschaft den besten Willen hat. Man hat sich darüber aufgeregt, daß der Abg;, Schumann gestern etwas scharfe Worte gegen die Seeberufsgenossenschaft gerichtet hat, und man hat auf die vorzüglichen Seeunfallverhütungsvorschriften hingewiesen. Soll ich auf das bekannte Wort des bekannten Reeders Ferdinand Laeiß mundus vult decipi hinweisen, um zu beweisen, wie wenig man sich aus solchen Vorschriften macht? Selbst die „Hamburger Nach richten“, die auf seiten der Reeder stehen, haben erklärt, daß die Aufsicht der Seeberufsgenossenschaft übertragen wird. Daß bei der staatlichen Kontrolle die Sicherheit auf See leiden könnte, wie der Abg. Arendt behauptet, kann ich mir nur daraus erklären, daß er nicht auf See gewesen ist. Er hat sich das Verdienst an diesem Vertrage vindiziert. Das ist sehr bescheiden von ihm. Jedenfalls haben andere Leute ein sehr viel größeres Verdienst. Von größtem Wert ist uns die ausreichende Bemannung, eine genügende Zahl von Rettungsbooten, Bootsübungen und ausreichende Zahl geprüfter Bootsleute. Von der Regierung ist nun gesagt worden, es gäbe nicht eine genügende Zahl von Matrosen für die Bemannung der Rettungs boote, man müsse auf Stewards und Maschinisten zurückgreifen. Um so dringender ist, daß nicht bloß die vorgesehenen Uebungen stattfinden, sondern daß auch dieses Personal von Stewards, Maschinisten usw. Bootsübungen macht und in dieser Richtung ausgebildet wird, und dazu sind vierzehntägige Uebungen nicht ausreichend. Auch sonst ist mit dem Vertzage lange nicht alles erreicht, das beweisen ja schon die 15 Wünsche, die dem Vertragsprotokoll angehängt sind, und die Absicht, weitere praktische Versuche anzustellen. Ich kann nur wünschen, daß auch diese Erfolg haben mögen. Mit aller Strenge müssen aber in der deutschen Reichsgesetzgebung die Bestimmungen formuliert werden, die die Durchführung des Vertrages erst er möglichen.
Abg. Dove (fortschr. Volksp.): Es sind lediglich die Aus⸗ führungen des Abg. Dr. Arendt, die mich zu einer Entgegnung ver⸗ anlassen. Dr. Arendt hat, mangels anderen Anerkfennung sich selbst einen Lorbeer winden zu müssen geglaubt. Richtig ist nur, daß seiner⸗ zeit Dr. Arendt hier die Titanickatastrophe zur Sprache gebracht hat, und daß der Reichstag zum Zeichen der Kundgebung eine Debatte darüber nicht eintreten ließ. Wenn Dr. Arendt uns jetzt gewissermaßen unlauteren Wettbewerb unterstellt, so müssen wir das zurückweisen. Wir freuen uns des Vertrages und nehmen ihn einstimmig an.
Abg. Schumann (Soz): Ich muß bei meinen gestrigen Aus—= führungen durchaus stehen bleiben. Seemännische Vertreter der Ar—= beiter find bei der Beratung des Vertrages überhaupt nicht anwesend gewesen. Die Frage der Bemannung der Rettungsboote ist von der Konferenz nicht gelöst worden, wie es hätte geschehen müssen. Der Bundesratsvertrag hat heute sich mit dem in Widerspruch gesetzt, was er vor zwei Jahren hier sagte. Ich hatte damals gesagt, von dem Schiffsperfonal sei ein zu hoher Prozentsatz boolsunkundig. Damals hat er diese Behauptung bestritten, heute sagt er selbst, daß die Frage der Bootsbemannung nicht in unserem Sinne gelöst werden könne, weil ein zu großer rhef der Schiffsbesatzung boots—⸗ Wäs nützen die schönsten Rettungseinrichtungen und wenn nicht geschulte Leute in genügender Zahl auf den Schiffen vorhanden sind? Ich könnte eine leider sehr große Zahl von Beweisen dafür vorbringen, daß trotz der schönsten Ünfallverhütungsvorschriften die Reedereien sich nicht daran kehren. Ich habe nicht etwa den Vorsitzenden der Seeberufsgenossenschaft persönlich angreifen wollen; ich unterlasse auch die Anführung dieser Einzelfälle, aber ich bemerke, daß es sich wie ein roter Faden durch die Entscheidungen der Seeämter zieht, daß bei Schiffsunfällen die Boote unbrauchbar waren. Es muß einen eigenartigen Eindruck machen, wenn selbst angesichts gi furchtbaren Katastrophen nur halbe Arbeit getan ic. „Bei passender Gelegenheit“ soll das Schiffspersonal im Vandhahen der Boote und im Rudern geübt werben, so hat die Seeberuftz enossenschaft unmittelbar nach diesem Unglück bie bestehenden Vorschriflen ergänzt; lendenlahmer konnte diese Ergänzung wirklich nicht autfallen. Es gibt viele Reeder, die in . Weise Pie Sicherheits. und Unfallverhütungövor, schriften mißachten; die Kentrollbeamten der Seeberufegenossenschaft
unkundig. sei. Sicherheitsvorrichtungen,
Erledigung der ersten Beratung sofort in die zweite Beratung ein⸗
wrfs eines Gesetzes zur Aenderung des Gesetzes,
Rird für die Forderungen aus den Schuldverschreibungen eine Sicher⸗
fenen Vertreters ein neuer Vertreter bestellt werden kann, ist bis⸗
Ag die Befugnis zu verleihen, mit verbindlicher Kraft für alle
.
urf heute schon in zweiter und dann in dritter Lesung zu verabschieden.
ö zu seinem lebhaften Bedauern verhindert, heute an der Beratung
—
n Gläubiger bestimmte Verfügungen über die Hypothek zu treffen
und dagegen machtlos, denn sie haben keine exekutive Gewalt. Der Verein 6 cher Seeschiffer auf kleiner Fahrt tagte im vorigen ommer in Hamburg; und die Kapitäne . Klage darüber, daß von ihren Reedern gezwungen würden, in ihren Seeleichtern in Hberladenem Zustande über See fahren. Dem Abg. Dr. Heckscher muß ch sagen, ich habe es für meine Pflicht gehalten, Mißstande, die sich PTaeben, rücksichtslos zu kritisieren. Ich habe mich dabei bemüht, ie allerfeinsten Worte zu finden, wozu meine Schulbildung — wofür Ih ja schließlich nichts kann — nicht ausreicht; ich habe geglaubt, en Interessen meiner Auftraggeber am besten zu dienen, indem ich je Singe beim richtigen Namen nenne. Der Abg. Heckscher hat ch mir gegenüber zu Drohungen verstiegen, aber ich werde mich in einer Eigenschaft als Vorsitzender meines Verbandes nicht davon hbhalten lassen, das zu tun, was ich für meine Pflicht halte. Ich jabe keine Ursache, auf die Reeder Rücksicht zu nehmen, nur deshalb, il sie mich dann bei Verhandlungen ausschalten könnten. Die utschen Reeder haben es bisher abgelehnt, mit der Arbeiterorgani⸗ tion direkt zu verhandeln; sie verkehren mit uns nur auf schrift⸗ (chem Wege. Wir können es ruhig der Zeit überlassen, wo es viel⸗ (cht anders wird. Bisher hat man mit mir nur über Hafen⸗ etriebe verhandelt, und wohl auch nicht meiner schönen Augen wegen, as geschah nur infolge des gegenseitigen Kräfteverhältnisses. Ich ehme an, man wird später vielleicht aus Zweckmäßigkeits⸗ sründen auch mit meinem Freunde Müller verhandeln, was bisher er Generaldirektor Ballin abgelehnt hat. Dann tut es, vielleicht ber der Kollege Heckscher. Der Abg. Heckscher weiß ja selbst, daß sich it mir gut verhandeln läßt. Ich bertrete dabei natürlich die Inter= fen meiner Kollegen, wie ich es ja auch dem Ahg. Heckscher nicht lelnehme, daß er das Unternehmerinteresse vertritt. Wir betrachten en vorliegenden Vertrag ja auch als einen erfreulichen ersten Schritt, zer wir wollen ttotzdem uns nicht das Recht nehmen lassen, an iinrichtungen im Interesse der Arbeiter die etwa nötige rücksichts⸗ pse Kritik zu üben. Abg. Dr. Arendt (Rp.): Ich habe mich nicht als den Urheber ieses Vertrages bezeichnet. Ich habe früher nur einmal gewünscht, EG ein solcher interngtignaler Vertrag zustande käme. Da kann ß mir doch niemand übelnehmen, wenn ich jetzt meine Genugtuung ber diesen Vertrag ausdrücke. Ich habe selbst genug Seereisen mitgemacht, und das Verhältnis zwischen Mannschaften und Vor⸗ eetzten kennen gelernt. Ich habe auch keinen unlauteren Wettbewerb eirleben. Daß ich mit dieser Anregung zuerst gekommen bin, das pllte doch der Kollege Heckscher nicht die Sache entgelten lassen.
Abg. Heckscher (fortschr. Volksp.): Daß es damals nicht zu iner eingehenden Debatte gekommen ist, erklärte sich aus dem all⸗ emeinen Uebereinkommen, das damals stillschweigend unter dem Ein⸗
rucke des erschütternden Unglücks der „Titanic? getroffen war. Auch iußten wir damals Rücksicht auf die Empfindungen Englands und Ls Auslandes nehmen. Es wäre unerfreulich gewesen, wenn wir auf Brund dieses Unglücks zu einer Kritik über die Zustände an Bord es Unglücksschiffes gekommen wären. Ich selbst stehe im Gegensatz u vielen meiner Freunde auf dem Standpunkte, daß es aus volks⸗ sirtschaftlichen Interessen und aus solchen der Beziehung zwischen Fapital und Arbeit angebracht ist, wenn Unternehmer⸗ und Arbeiter⸗ rganisationen miteinander verhandeln. Ich habe nur mein Bedauern
rüber ausgesprochen, daß es infolge der Aeußerungen des Kollegen Schumann dahin kommen könnte, daß die Schiffsreeder ein Unter⸗ sandeln mit den Arbeitnehmern ablehnen würden.
Damit schließt die erste Beratung.
Der Vertrag wird darauf auch in zweiter Lesung und auf
Intrag Dr. Arendt (Rp.) auch in dritter Lesung ohne Debatte bloc einstimmig angenommen. . Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend atistische Aufnahmen der Vorräte von Ge⸗ reide und Erzeugnissen der Getreide⸗ ülle rei. Abg. Erzberger Genter): Ich habe Grund zu der Annahme, 16 zu diesem Gesetzentwurf Wortmeldungen nicht vorliegen, Anträge nicht gestellt werden. Ich möchte deshalb vorschlagen, daß wir nach
eten und das Gesetz auch gleich in dritter Lesung erledigen. Gegen diesen Vorschlag erhebt sich kein Widershruch. Der esetzentwurf wird in zweiter Lesung und darauf sofort in ritter Lesung in der Gesamtabstimmung unverändert ein— immig angenommen. Das Haus geht dann über zur ersten Beratung des Ent⸗
setreffend die gemeinsamen Rechte der Be⸗
tzer von Schuldverschreibungen, vom 4. De⸗ ember 1899.
Direktor im Reichsjustizamt Delbrück. Der Staatssekretär sieses Gesetzentwurfs teilzunehmen. Ich gestatte mir, an seiner Stelle n Entwurf kurz zu begründen. Das bestehende Gesetz hat sich im gemeinen bewährt. Der vorliegende Entwurf hat lediglich die Auf⸗ Pe, eine Lücke in der bestehenden Gesetzgebung auszufüllen. Bei der E6Sgabe von Schuldverschreibungen kann für die jeweiligen Gläubiger n Vertreter bestellt werden, dem die Befugnis zusteht, gewisse Rechts⸗ ndlungen mit verbindlicher Kraft für die Gläubiger vorzunehmen.
itshypothek gestellt, so kann dem Vertreter insbesondere auch die
Fefugnis beigelegt werden, mit Wirkung für und gegen jeden späte⸗
1d 6 Gläubiger bei der Geltendmachung der Hypothek zu vertreten. ur Bestellung des Vertreters ist die Eintragung in das Grundbuch forderlich. Die Frage, auf welche Weise zum Ersatz eines abbe⸗
r durch besondere Vorschrift nicht geregelt.
; 351 Dies hat zu Schwierig⸗ liten geführt.
Es wird nun vorgeschlagen, einer Gläubigerversamm⸗
läubiger über die Bestellung eines neuen Vertreters zu beschließen, bald ein nach den Vorschriften des B.- G. B. bestell ter Vertreter weg⸗ fallen ist. Hier bringt also der Entwurf die erforderliche Abhilfe. ch darf Ihnen den Entwurf umso eher zur Annahme empfehlen, ; er auch die Zustimmung der Vertreter der Handelskreise .
Abg. Dove Gfortschr. Volksp.): Es handelt sich hier um ein sotgesetz. Die Erwartungen, die ich bei der Beratung des Justizetats bezug auf den bestehenden Gesetzentwurf geäußert habe, sind ja cht in vollem Maße erfüllt worden. Ich erkenne aber an, daß er nem dringenden Notstande insofern abhilft, als er die Möglichkeit bt, bei Fortfall eines Treuhänders unter erleichternden Bedingungen nen neuen zu bestellen. Ich würde dem Hause vorschlagen, den Ent⸗
. Damit schließt die erste Beratung. In zweiter Beratung ird der Entwurf unverändert angenommen und darauf in Mitter Beratung ohne weitere Debatte endgültig erledigt.
Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Schluß 4 Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 19 Uhr . . (Rechnungssachen; Wahlprüfungen, Renn⸗ vette 3.
Preuszischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 69. Sitzung vom 1. Mai 1914, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Das Haus setzt die zweite Beratung des Etats des M inisterium s er geistlichen und Unterrichts ngelegenh eiten, und zwar zunächst die allgemeine Debatte
Nach dem Abg. Eickhoff (fortschr. Volksp.), über dessen Ausführungen bereits in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden ist, erhält das Wort der
Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz:
Meine Herren! Der Herr Berichterstatter hat die Verhandlun⸗ gen in der Budgetkommission über das Universitätswesen in so ein⸗ gehender Weise dargestellt und die Güte gehabt, meine Antworten auf die zahlreichen Anfragen und Anregungen, die dort an mich gerichtet und mir gegeben worden sind, so ausführlich zu behandeln, daß ich mich, glaube ich, darauf beschränken kann, nur einige der Punkte, die schon in der Budgetkommission verhandelt worden sind, zu berühren und dann noch auf solche Punkte einzugehen, die hier neu vorgebracht worden sind, im übrigen aber auf die Ausführungen des Herrn Bericht⸗ erstatters zu verweisen.
Wie schon seit Jahren, hat auch in diesem Jahre sowohl in der Kommission wie hier im hohen Hause die Frage der Privat⸗ dozenten einen breiten Raum eingenommen. Meine Herren, ich habe aus den Ausführungen den Eindruck gewonnen, daß eigentlich alle, jedenfalls die Mehrzahl der Redner mit mir der Ansicht waren, daß im wesentlichen an den Einrichtungen, die wir für die Privat⸗ dozenten an unseren Universitäten haben, nichts geändert werden kann. Man muß dabei die Eigenart dieser Einrichtung berücksichtigen, die sich völlig von denen für den Eintritt in die anderen staatlichen Stel⸗ lungen unterscheidet. Der Eintritt in das Privatdozententum ist jedem freigestellt, der dafür seine wissenschaftliche Qualifikation nach— weist und an einer Universität habilitiert wird. Er erhält dafür ge⸗ wisse Rechte und nur ein geringes Maß von Pflichten. Es soll sich jeder, der sich dazu entschließt, die Universitätskarriere zu ergreifen, ein⸗ gehend prüfen, ob er dazu das Zeug in sich hat und die wissenschaftliche Qualifikation besitzt; denn, meine Herren, es ist ein heißer Kampf,
der dort geführt werden muß, und nur diejenigen, die den Anforde⸗ rungen in vollem Maße genügen, die hervorragendes, über den Durch⸗ schnitt liegendes leisten, haben Aussicht, vorwärts zu kommen. Das müssen sich die Herren, die sich zu diesem Berufe entschließen, von vornherein sagen. Da kommt es, daß junge Privatdozenten, kaum 30 Jahre alt, in ein Ordinariat kommen und zu einer Einnahme ge⸗ langen, die die Bezüge eines Oberpräsidenten übersteigen. Anderer⸗ seits werden aber auch Privatdozenten alt und grau, ohne das Ziel erreicht zu haben. Das ist für den Betreffenden bedauerlich, läßt sich aber wohl nicht ändern. In diesem Wettbewerb der Privatdozenten ruht zum nicht geringen Teil die Blüte unserer Universitäten. (Sehr richtig! bei der fortschrittlichen Volkspartei.)
Nun ist es gewiß menschlich begreiflich, daß der, der nicht zum letzten Ziele gelangt, geneigt ist, die Gründe dafür nicht in sich, sondern in anderen Dingen zu suchen, und da kommt so leicht der Vorwurf daß man auf den Universitäten nicht vorwärts kommen könne, wenn man keine Konnexionen habe. Diese Auffassung ist in weiten Kreisen außerhalb der Universität verbreitet. In dem Umfange, wie das viel⸗ fach geglaubt wird, kann davon gar keine Rede sein. Ich will nicht bestreiten, daß ab und zu auch Konnexionen vorgekommen sind. Aber da ist es die Aufgabe der Unterrichtsverwaltung, wenn einmal ein solcher Fall vorkommen und bekannt werden sollte, Remedur eintreten zu lassen. Das ist auch schon geschehen, aber meine Herren, doch nur in sehr seltenen Fällen, sodaß ich glaube, mit Recht aussprechen zu können, daß das Konnexionswesen an unseren Universitäten in dem Umfange, wie vielfach angenommen wird, keineswegs besteht.
Dabei ist die Unterrichtsverwaltung durchaus bemüht, den Pri⸗ vatdozenten ihre Lage zu verbessern, soweit es mit diesem allgemeinen Grundsatze vereinbar ist und ihr die Mittel dazu zur Verfügung stehen. Ich erteile Lehraufträge an Privatdozenten, sie erhalten spe⸗ zielle Aufträge und dergleichen mehr, und wenn ich zu der Ueberzeu⸗ gung komme, daß ein verdienter älterer Privatdozent zu Unrecht über⸗ gangen wird, dann bin ich auch schon gegen den Willen der Fakultäten für ihn eingetreten und habe ihm zu einem Amt verholfen. Aber ich wiederhole: es sind seltene Ausnahmen; im allgemeinen habe ich keinen Grund zur Klage nach dieser Richtung hin bezüglich der Wirk samkeit und der Vorschläge der Fakultäten. Es wird also, meine Herren, im wesentlichen, was die Privatdozenten betrifft, bei den be⸗ stehenden Zuständen sein Bewenden behalten müssen.
Anders liegt es bei den Extraordinarie auch uns schon wiederholt unterhalten haben. Ich habe meine Pläne über die Verbesserung ihrer Stellung in der Kommission entwickelt; der Herr Berichterstatter hat auch diese meine Ausführungen hier aus⸗ führlich wiedergegeben, und ich kann deshalb jetzt hier darauf Bezug nehmen. Wenn sich die Neuordnung dieser Angelegenheit etwas ver⸗ zögert hat, so liegt der Grund darin, daß ich den Wunsch hatte, zuvor mit den Fakultäten über diese Fragen noch einmal in eingehende Er⸗— örterungen zu treten. Ich habe deshalb die Fakultäten zur Aeußerung aufgefordert, diese Aeußerungen sind jetzt eingegangen, sie sind durch⸗ gesehen, sodaß es jetzt möglich sein wird, der Angelegenheit weiteren Fortgang zu geben.
n, über die wir
Wie auf diesem Gebiete, so lege ich überhaupt den größten Wert darauf, die auf die Universitäten bezüglichen Maßnahmen nach Mög—⸗ lichkeit im Einvernehmen mit den Fakultäten zu regeln. Ich ent⸗— schließe mich zu irgendwelchen größeren Aenderungen oder Vorschrif⸗ ten niemals, ohne vorher die Fakultäten gehört zu haben. Ich habe dabei auch durchaus gute Erfahrungen gemacht, und ich glaube, daß das dem Zusammenwirken der Universitäten und der Unterrichtsver⸗ waltung nur förderlich sein kann und auch von Ihnen, meine Herren, gebilligt werden wird. Das hindert nicht, daß die Unterrichtsver⸗ waltung sich ihre selbständige Stellung den Universitäten gegenüber erhält, ebenso wie ihr selbständiges Urteil über Universitätsfragen. Es ist bei mir aber kein Bedürfnis vorhanden, Machtfragen aufzu— werfen, Machtproben zwischen Minister und Universität abzulegen; dazu scheint mir nicht der geringste Anlaß vorzuliegen. Ich glaube, daß die Befugnisse, die der Minister den Universitäten gegen⸗ über hat, völlig ausreichen, das staatliche Interesse zu vertreten und die Universitäten zu fördern. Ich kann auch sagen, daß irgend welche Mißhelligkeiten zwischen Universitäten und Ministerium in der letzten Zeit glücklicherweise haben vermieden werden können, unbeschadet von Meinungsverschiedenheiten in einzelnen Fällen.
Bei der Erörterung der Frage der Extraordinarien
ist wieder mit Nachdruck die Forderung der Vermehrung der Ordi⸗ nariate aufgestellt worden. Das veranlaßt mich, doch auch hier in
her die Universitäten, fort.
diesem Hause darauf hinzuweisen, wie in dem vorliegenden Etat für!
neue Ordinariate gesorgt wird. Sie finden in ihm die Forderung für 10 Ersatzordinariate, für 5 neue Ordinariate, für 5 Didi⸗ nariate, in die Extraordinariate umgewandelt werden sollen. Dann finden Sie eine Reihe von Ersatzextraordinariaten und eine ganze Anzahl von neuen Extraordinariaten. Sie sehen also, daß wir bemüht sind, soweit es die Mittel irgend gestatten, auf dem Wege fortzuschreiten, der übrigens auch in den vorigen Jahren betreten worden ist, allmählich die Zahl der Ordi⸗ nariate zu vermehren, Extraordinariate in Ordinariate zu verwandeln, da, wo sich dazu die Berechtigung herausgestellt hat.
Nun ist der Herr Abg. von der Osten auf die Besetzung von Ordinariaten und speziell von den Lehrstühlen für Volks⸗ wirtschaft näher eingegangen. Er hat an Nachrichten ange⸗ knüpft, die in der Presse gestanden hätten, daß der hochverdiente Pro⸗ fessor Adolf Wagner beabsichtige, sich von der Lehrtätigkeit zurückzu⸗ zichen, und daß bereits für ihn ein Nachfolger in der Person ausgesprochenen Schülers von Lujo Brentano in München in sicht genommen sei. Diese Zeitungsnachrichten sind völlig unbegründet. (Hört, hört! Zu meiner großen Freude denkt Adolf Wagner nicht daran, von seiner Lehrtätigkeit zurückzutreten. In bewunderungswür— diger Frische ist er auch in diesem Semester wieder auf das Katheder gestiegen, und ich hoffe, daß es ihm beschieden sein wird, diese Tätig⸗ keit noch recht lange fortzusetzen. (Bravo) Demgegenüber werden Sie mir also ohne weiteres glauben, daß ich mich überhaupt noch gar nicht mit der Nachfolge von Adolf Wagner beschäftigt habe, und daß die von Herrn Abg. von der Osten mitgeteilte Nachricht aus den Zeitungen nicht zutreffend ist. Solche Nachrichten pflegen von Zeit zu Zeit in der Presse zu erscheinen, wenn irgend jemand das Bedürf⸗ nis hat, einen Lehrstuhl auf einer preußischen Universität zu erhalten. (Heiterkeit. Dann lanziert er, daß irgend ein Gelehrter nunmehr alt genug sei, um sich in den Ruhestand zu begeben, und präsentiert dann unter gewissen verhüllten Andeutungen geeignete Persönlichkeiten, die für die Nachfolge in Betracht kommen könnten. Im vorliegenden Falle — ich wiederhole es — beruhen die Nachrichten auf reiner Erfindung.
Im Anschluß an diese Ausführungen ist Herr von der Oster die verschiedenen Richtungen in der National⸗ ökonomie eingegangen und hat den Wunsch ausgesprochen, daß diese verschiedenen Richtungen auf den Universitäten berücksichtigt werden möchten. Es ist selbstverständlich, daß für die Berufungen an unsere Universitäten in erster Linie die wissenschaftliche Qualifikation des zu Berufenden maßgebend ist. Meine Herren, das bedarf gar nicht erst einer besonderen Betonung, wie es von meinem Herrn Vorredner geschehen ist. Das versteht sich ganz von selbst, und darüber ist, glaube ich, das ganze Haus einig. (Abg. Graf von der Groeben: Sehr richtig) Daneben bin auch ich durchaus der Ansicht, daß die Unterrichtsverwaltung ihr Augenmerk darauf richten muß, die ver⸗ schiedenen Richtungen eines Wissenschaftsgebietes an den Universitäten vertreten zu sehen. Auch hier ist die Voraussetzung, daß die betreffende Richtung wissenschaftlich berechtigt und begründet ist. Ich bin auch gerade mit Bezug auf die Volkswirtschaft — ich bitte, sich die von mir herbeigeführten Berufungen zu vergegenwärtigen — bemüht gewesen, den verschiedenen Richtungen dabei Rechnung zu tragen. Ich beab⸗ sichtige, das auch in Zukunft zu tun. Allerdings — das hat ja auch
ir von der Osten hervorgehoben — ist die Zahl der geeigneten
värter für derartige Besetzungen nicht allzu groß.
Ebenso wie bei der Nationalökonomie gilt das auch bei anderen wissenschaftlichen Disziplinen; auch bei ihnen soll nicht nur eine Schule vertreten sein, auch bei ihnen wird die Aufgabe der Unter⸗ richtsberwaltung nach wie vor sein, den verschiedenen Schulen und Richtungen ihr Recht auf den Universitäten zu schaffen.
Das gilt auch von der theologischen Wissenschaft, die hier schon bei der Generaldebatte berührt worden ist. Der Herr Abgeordnete, der diese Frage anschnitt, mußte, als er die Ordinariate in der Theologie gegeneinander verglich, selbst zugeben, daß da positive und liberale Vertreter im Gleichgewicht stehen. Er im Anschluß hieran an die Aufforderung, nun doch mit der Behauptung aufzuhören, daß die theologischen Lehrstühle an unseren Universitäten von der liberalen Richtung beherrscht würden. Im Anschluß hieran möchte ich meinerseits dem Herrn Abgeordneten die Bitte aussprechen, daß er doch auch in seinen Kreisen dafür sorger möchte, daß dort nicht immer wieder die Behauptung aufgestellt wird, die Orthodoxie beherrsche unsere theologischen Fakul Unterrichtsminister besetze der Kirchenbehörden. Meine Herren, ich bestrebe mich auch auf diesem Gebiete, den verschiedenen Richtungen gerecht zu werden, und ich glaube, daß das im Interesse der selbst (Bravo! bei den Freikonservativen) st ja die Unterscheidung zwischen positiven und liberalen Vertretern der maßen willkürlich. Man kann die Extremen auf beiden Seiten als positiv oder liberal bezeichnen; aber in der Mitte sind diese Grenzen doch außerordentlich flüssig, und es gibt Gelehrte, die sowohl von der positiven wie von der liberalen Sekte für sich in Anspruch genommen werden. Also es geht nicht an, unsere theologischen Professoren ohne weiteres in positive und liberale zu scheiden. (Abg. Ramdohr: Sehr richtigh Nun ist durch Anträge und auch in den Ausführungen der Herren Redner eine ganze Reihe von Wünschen auf Neubegründung von Lehrstühlen vorgetragen Ich möchte dazu allge⸗ mein bemerken, daß man mit der Begründung von solchen besonderen Lehrstühlen doch vorsichtig sein müßte. Meine Herren, wir stehen schon jetzt auf den Universitäten — das wird von hervorragenden Gelehrten anerkannt vor der Gefahr einer übertriebenen Speziali⸗ sierung. (Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch: Sehr richtig!) Die kann in der Tat eine erhebliche Gefahr für unseren wissenschaft⸗ lichen Betrieb auf den Universitäten werden. Man soll deshalb Vor⸗ sicht walten lassen und nicht speziellen Wünschen, die vielleicht von einem Gelehrien an die Herren herantreten, ohne weiteres folgen und sich mit seinem ganzen Einfluß für die Begründung eines neuen Lehrstuhles einsetzen, der in der Regel mit der Ausscheidung eines be⸗ stimmten wissenschaftlichen Teilgebiets aus dem größeren wissenschaft⸗ lichen Gebiet, also mit einer Spezialisierung verbunden ist. Ich bin solchen Anregungen, die ja in diesem Jahre nicht zum ersten Male an mich herangetreten sind, in früheren Jahren leichter gefolgt, als ich im allgemeinen jetzt dazu noch geneigt bin, und dazu bringen mich die Erfahrungen, die ich auf diesem Gebiete schon gemacht habe. Ist es doch vorgekommen, daß ein solcher Lehrstuhl von Ihnen ge⸗
theologischen liegt.
worden l L ..
wünscht und von mir geschaffen worden ist und es dann an Zuhörern
kehlte. Das ist kech sicher nicht emänscht,.
, , / —