1914 / 108 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 May 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Gewährung von Stipendien an gegenwärtige und frühere Studierende der mit der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin verbundenen Unterrichtsanstalten ausgeschrieben. Für das Jahr 1914 sind fünf Stipendien zu je 1000 S vorgesehen, die an 1 Architekten, 1 Bildhauer, 1 Graphiker, 1 Maler und 1 Musiker verliehen werden

sollen.

Zu diesen Wet tbew erbe werden nur solche Bewerber zugelassen, welche körperlich und geistig rüstig sind, ihren 3 durch gute Zeugnisse nachweisen, die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen und das 30. Lebengjahr noch nicht vollendet haben. Maßgebend für die Ver⸗ leihung 1 die Leistungsfähigkeit des Bewerbers und die Nützlichkeit einer Beihilfe. Für diejenigen, die ihre Studien vollendet haben, darf die Zeit n, . dem Verlassen der akademischen Lehranstalten und dem Bewerbungstermin (27. Juni 1914) nicht mehr als ein

ahr betragen. Ausgeschlossen sind solche Bewerber, die bereits ein taatsstipendium in Höhe von mehr als 500 s beziehen.

Bewerbungen sind bis zum 27. Ju ni 1914, Mittags 12 Uhr, an die Königliche Akademie der Künste zu Berlin W. 8, Pariser

laßz 4, zu richten. Gleichzeitig haben die bildenden Künstler selb⸗ tändige Arbeiten, deren Zahl 10 nicht überschreiten darf, und Musiker Kompositionen einzureichen. . .

In dem schriftlichen Gesuch hat der Bewerber pflichtgemäß zu versichern: ö

I) daß er das Stipendium lediglich zu Studienzwecken zu ver— wenden beabsichtigt,

2) daß er ein Staatsstipendium von mehr als 500 M nicht be⸗ zieht, und ; .

3) daß die eingesandten Arbeiten von ihm selbst ausgeführt sind.

Dem Gesuche sind als Anlagen beizufügen:

a. ein ausführlicher Lebenslauf, aus dem sich insbesondere der künstlerische Gang und die häuslichen Verhältnisse klar ergeben,

b. ein Nachweis über den Besuch der akademischen Lehranstalten,

C. ein Zeugnis des Anstaltsvorstehers oder Lehrers über den Fleiß des Bewerbers,

d. ein Nachweis der Reichsangehörigkeit und des Lebensalters,

6. ein Verzeichnis der eingesandten Bewerbungsarbeiten (auf besonderem Bogen).

Verspätet oder unvollständig eingehende Bewerbungen werden zurückgewiesen. .

Fin⸗

Die Kosten der zu tragen. . ;

Die Stipendien stehen vom 1. Oktober 1914 ab zur Verfügung und sind in zwei gleichen Raten zahlbar, die erste zu Anfang Oktober, die zweite nach weiteren drei Monaten. Die Zahlung der zweiten Rate hängt davon ab, daß der Stipendiat, sofern er noch Studierender ist, seinen Fleiß und seine Fortschritte durch Zeugnisse seines Anstalts⸗ vorstehers oder Lehrers nachweist.

Das Stipendium kann durch Beschluß des Senates der Akademie der Künste bei mangelndem Fleiß oder schlechter Führung des Stipen— diaten entzogen werden.

Berlin, den 27. April 1914.

Der Präsident der Königlichen Akademie der Künste. Ludwig Manzel.

und Rücksendung hat der Bewerber

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Direktor der Späthschen Baumschule Wilhelm Teetzmann in Berlin⸗Baumschulenweg ist der Titel Garten⸗ baudirektor verliehen worden.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Nummer 4 der in Nr. 213 des „Deut⸗ schen Reichs- und Königlich Preußischen Staatsanzeigers“ vom J. September 1913 veröffentlichten, am 22. Mai 1912 in Kraft

etretenen Grundsätze für amtliche Tintenprüfung haben . olgende Firmen Kennmarken für ihre Tinten bei dem

unterzeichneten Amt eintragen lassen:

Nr. der Kenn⸗ Firma marke

Bezeichnung der Tinte

46 Hetzel C Co., Obertürk⸗ Hetzel's Urkundentinte.

heim bei Stuttgart 47 Dieselbe Hetzel's Eisengallus ⸗Schreib⸗

unte.

Berlin Lichterfelde West, den 2. Mai 1914. Königliches Materialprüfungsamt. A. Martens.

Abgereist:

Der Direktor im Justizministerium, Wirkliche Geheime Oberjustizrat Dr. Bourwieg nach der Provinz Schlesien.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. Mai 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern, wie W. T. B.“ meldet, auf der Fahrt von Genua nach Karlsruhe die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker und des Ver⸗ treters des Auswärtigen Amtes, Gesandten von Treutler.

In der am 7. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend die Verlängerung des Handels⸗ und Schiff⸗ fahrtsvertrages mit der Türkei, und dem deutsch⸗japanischen Ab⸗ kommen zum gegenseitigen Schutze des gewerblichen und geistigen Eigentums in China, die Zustimmung erteilt. Zur Annahme ge⸗ langten ferner die Aenderung der Vorschriften der Anleitung für die Zollabfertigung über die Genauigkeit der Gewichtsermittlung, die Vorlage, betreffend Vollzug des 5 63 des Versicherungs⸗ gesetzes für Angestellte, die Vorlage, betreffend den Entwurf eines Musters der Bilanz der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte, und die Vorlage, betreffend die Ausführung des 5 518 Abs. 2 der Reichsversicherungsordnung. Demnächst wurde über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt.

Laut Meldung des W. T. B.“ sind S. M. SʒS. „Hohenzollern“, „Sleipner“ und „Goeben“ mit dem Chef der Mittelmeerdivision am 6. Mai in Genua, S. M. S. „Breslau“ am 7. Mai in San Remo, S. M. SS. „Leipzig“ mit dem Chef des Kreuzergeschwaders, „Scharnhorst“ und „S. 96“ am 6. Mai vor Taku und S. M. S. „Iltis“ am 7. Mai in Schanghai eingetroffen.

Baden.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind mit dem Gefolge gestern nachmittag von Genua in Karls⸗ ruhe eingetroffen. Fuß dem mit Fahnen und Blattpflanzen geschmückten Bahnsteig des neuen Hauptbahnhofes hatten sich, wie „W. T. B.“ meldet, zum Empfang Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin, Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Maximilian von Baden mit Gemahlin, der Kommandierende General des 14. Armeekorps, General der Infanterie von Hoiningen gen. Huene, der preußische Gesandte von Eisendecher, der Amts⸗ vorstand, Geh. Oberregierungsrat Dr. Seidenadel u. a. eingefunden. Nach herzlicher Begrüßung fuhren die Allerhöchsten Herrschaften unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung nach dem Residenzschlosse, wo die Majestäten von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Luise von Baden und den Hofstaaten begrüßt wurden.

Heute morgen begab sich Seine Majestät der Kaiser mit Gefolge im Sonderzug nach Türkheim und von dort mit Kraftwagen über Dreiähren nach Evaux, um einer Gebirgs⸗ übung bei Colmar beizuwohnen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Ueber das Befinden des Kaisers wurde gestern abend folgender Bericht ausgegeben:

Die Symptome eines trockenen Katarrhs auf der rechten Seite lassen eine bemerkenswerte Aenderung nicht erkennen. Der Hustenreiß; war heute auch tagsüber etwas stärker. Die Herztätigkeit sowie das sonstige Befinden sind vollständig befriedigend.

Der König von Bayern ist mit seiner Familie gestern abend in Sarvar eingetroffen, nachdem er an der Grenze des Komitats von dem Obergespan Bekassy willkommen geheißen war. Vor dem Schlosse in Sarvar begrüßte an der Spitze einer Abordnung des Komitats der Vizegespan Herbst die Königliche Familie.

Im Ausschuß für auswärtige Angelegen⸗ heiten der Oesterreichischen Delegation beantwortete gestern zu Beginn der Sitzung der Minister des Aeußern Graf Berchtold eine Anfrage des Sozialdemokraten Ellen⸗ bogen wegen der Streikunruhen in Colorado. Graf Berchtold erklärte, wie ‚W. T. B.“ meldet:

Der österreichischungarische Konsul in Denver habe in seinem Auftrage Schritte wegen eines wirksamen Schutzes der österreichisch⸗ ungarischen Untertanen getan. Leider habe sich herausgestellt, daß zwei österreichischungarische Staatsangehörige getötet und größere Schädigungen von Vermögen vorgekommen seien. Diese tiefbedauer⸗ lichen Tatsachen seien durch den Isterreichisch ungarischen Botschafter zur Kenntnis des amerikanischen Staatsdepartements gebracht worden. Die österreichisch⸗ungarlschen Vertreter würden mit allem Nachdruck für die berechtigten Interessen ihrer Landsleute eintreten.

Hierauf setzte der Ausschuß die Verhandlung über das Budget des Ministeriums des Auswärtigen fort.

Der Abg. Wolf een en erklärte, das panslawistische Hochgefühl in . anstaaten übe eine begreifliche Wirkung auf die österreichischen Slaven auß und trage die Mitschuld am Scheitern des Ausgaiches in Böhmen und den verschiedenen Obstruktionen der Slaven, besonders der Tschechen. Die außer⸗ politische Gestaltung der Dinge erheische im Interesse des Reichs eine Stärkung der Wehrmacht der Monarchie, doch müsse endlich eine Regelung der inneren Zustände erfolgen, damit die neuen Militär lasten getragen werden könnten. Vor allem dürfe dem deutschen Volke die Freude am Staat nicht so schwer gemacht werden. Der Abg. Udrzal (Tschechischer Agrarter) protestierte gegen die Verdächtigung, daß die Tschechen Russophilen selen. Die Tschechen wurden in dem ihnen durch die Obstruktion des böhmischen Land⸗ tages aufgezwungenen Kampf nicht ermatten. Der Abg. Kramarecz (Jungtscheche) erklärte, er dürfe nicht zu den Anhängern des Dreibundes gerechnet werden, wenn er auch zugeben wolle, daß Deutschland in der letzten Kampagne fest an der Selte Oesterreichs gestanden habe. Der Minister des Aeußern Graf Berchtold stellte fest, daß Kramarcz mit der Behauptung, das Entgegenkommen der ungarischen Regierung gegenüber den ungar— ländischen Rumänen sei auf Motive der äußeren Politik zurück⸗ zuführen, vollkommen im Irrtum befangen sei, da Graf Tisza bereits seinerzeit diesen Weg gegenüber den Rumänen eingeschlagen habe, und die von Kramarcz erwahnten Schritte also nur eine Wiederaufnahme der damaligen Bestrebungen bildeten.

Großbritannien und Irland.

Der Fürst Alexander von Teck ist zum General⸗ gouverneur von Canada ernannt worden.

Die gegenwärtig in London tagende Baltische⸗ und Weiße Meer⸗Konferenz, in der alle seefahrenden Nationen nördlich von Spanien mit einem Schiffsmaterial von 4399 644 t vertreten sind, hat, wie „W. T. B.“ meldet, ein⸗ stimmig Beschlüsse angenommen, in denen die unheilvollen Folgen der Wegnahme unbeteiligten Privateigen⸗ tums auf See in Kriegszeiten betont und die Regie⸗ rungen aufgefordert werden, die Aufhebung dieses Rechts, ab⸗ gesehen von den Fällen von Konterbande, in Erwägung zu ziehen. Der Delegierte Heinrich Arp⸗Hamburg, der für die Annahme der Beschüsse eintrat, erklärte, die Interessen der Schiffseigentümer müßten gewahrt werden, und dasselbe gelte . die Ladung. Auch die skandinavischen Delegierten billigten

ie Grundsätze der Beschlüsse. Die Konferenz hat ferner eine Resolution dagegen gefaßt, daß kriegführende Parteien von dem Rechte Gebrauch machen, neutrale Schiffe aufzubringen oder aufzuhalten, die nichtneutraler Dienste oder des Führens von Konterbande verdächtig seien, ohne überhaupt eine oder ohne eine entsprechende Entschädigung zu zahlen, wenn die Auf⸗ bringung oder die Zurückhaltung grundlos oder ungerecht⸗ fertigt gewesen ist. Die Resolution betont, daß die Ent⸗ scheidungen der Prisengerichte der Revision eines internationalen Gerichtshofes unterworfen werden sollten, in dem die krieg⸗ führenden und die neutralen Mächte vertreten sein müßten. Die Konferenz beschloß, nächstes Jahr in Brüssel zusammen⸗ zutreten.

Im Unterhause fragte gestern der Unionist Aubrey Herbert, ob England bereits die Zustimmung zu dem Friedensvertrag von Bukarest erklärt habe, und wenn dies der Fall sei, welches die Bedingungen seien, unter denen diese Zustimmung gegeben worden sei. Der Staatssekretär Grey erwiderte, obiger Quelle zufolge:

Ueber diese Angelegenheit seien Verhandlungen mit den Mächt im Gange. Von den Mächten seien verschiedene Ansichten vertretz worden in bezug darauf, ob eine ausdrückliche Anerkennung dien territoriglen Veränderungen nötig sei, und, falls dies zuträfe, welcher Foörm und unter welchen Bedingungen sie gegeben werden fol

Rußland.

Der Reichsrat hat nach einer Meldung des, W. T. P. gestern beschlossen, von den 68 Millionen Rubel, die 191 zur Organisierung und Einrichtung von Kriegs häfen und Seefunkenstationen genehmigt waren, für da laufende Jahr 10 Millionen auszugeben, von denn 7 Millionen für Bauarbeiten, 310 900 Rubel für Einrichtungth und 2700050 Rubel für den Bau von Trockendocks n Kronstadt und Sewastopol verwendet werden sollen. Fernz wurde der Gesetzentwurf, betreffend Auswerfung von Ergänzungskrediten, angenommen, um Stabsoffiziere in Ausland zu schicken, damit sie sich in den fremden Sprache vervollkommnen. Weiter wurde angenommen der Geseß entwurf, durch den von den 481 Millionen Rubeln, die 191

zur Wiederherstellung der Flotte genehmigt waren

63 800 000 Rubel zum Ausbau der Kriegsflotte, 6 Millionen zum Bau von Hilfsschiffen und Schwimmdocks, 6 Millionen

für Minen und Artillerie und 1 500 000 Rubel zur Einrichtun

von Fabriken des Marineressorts angewiesen werden.

Die Duma hat gestern obiger Quelle zufolge in ge heimer Sitzung die Kredite für die zeitweilige Vermehrung de Bestandes der höheren Militärschulen, für die Vervollständigum der Materialreserve der Artillerie und für die Vervollkommnum der nationalen Verteidigung ohne Debatte angenommen. Auch

der Gesetzentwurf, betreffend die Rekrutenziffer der Jahresklast

von 1914, wurde nach kurzer Debatte angenommen.

Spanien.

Die „Agencia Fabra“ verbreitet aus dem Palais den

Königs folgende offiziöse Mitteilung: Der Infant Ferdinand von Spanien, Prinz von Bayern, hat dem König seinen

Wunsch unterbreitet, sich mit Luisa Silva Fernandes

Henestrosa, der Tochter des Grafen Pio de Concha, zu ver, mählen; der König hat ihm seine Einwilligung erteilt. Hochzeit wird im Oktober stattfinden.

In der Deputiertenk ammm er hat der Marineminister Meranda einen Gesetzentwurf eingebracht, der einen jährlichen Kredit von 36 Millionen Pesetas neun Jahre hindurch vor sieht. Wie W. T. B.“ meldet, soll diese Summe ausschließlich für Marinebauten verwandt werden, um den spanischen Arsenalen dauernd Arbeit zu geben und die Ent wicklung einer Marineindustrie zu gewährleisten, so— daß das Schlachtschiff, dessen Bau im Jahre begonnen werden soll, vollständig von der mischen Industrie gebaut werden kann. Die gierung wird zu gelegener Zeit die notwendigen Gesetzent würfe zur ununterbrochenen Entwicklung der Seeausrüstung einbringen. In dem Gesetzentwurf wird angekündigt, daß in den Jahren 1915 bis 1918 die folgenden Arbeiten in den ein—Q heimischen Arsenalen ausgeführt werden sollen: 1) Ein Schlachtschiff, mit allen Kampfmitteln ausgestattet, zum Preise von 70 Millionen, wird auf Stapel gelegt werden, sobald das Schlachtschiff Jaime 1. vom Stapel gelaufen ist, und wird im Jahre 1917 vom Stapel laufen. 2) Im Jahre

hei⸗

1917 wird ein Schlachtschiff auf Stapel gelegt werden. 3) Ein

Schnellkreuzer von 1000 Tonnen zum Preise von 41“ Millionen wird im Jahre 1917 in Dienst gestellt werden müssen. 4) Ei ähnlicher Kreuzer zum Preise von A Millionen ist bis zum Jah

1911

1917 vorgesehen. 5) Drei Unterseeboote zum Preise von je di Millionen werden im Jahre 1918 in Dienst gestellt werde

müssen. Ein Kredit von einer Million wird offen gelasse um den Bau von drei weiteren Unterseebooten zu beginnen. E Kredit von 14 Millionen wird dazu benutzt werden, die Arbeit des Flottengesetzes von 1908 zu Ende zu führen. Verschieden

gegenständen benutzt werden, hauptsächlich zum Bau wo zwei Docks für das Arsenal in Ferrol, von denen ein 11 Millionen, das andere 14 Millionen kosten wird. E Kredit von 91“ Millionen wird zur Ausbaggerung des Hafen und zu anderen Arbeiten im Arsenal von Cadiz benutzt werder Der Arbeitsminister wird mit Beschleunigung an die Ver

Re

bekanntzugeben. kommission nach Santi Quaranta abgereist.

Bulgarien.

Die Regierung hat beschlossen, in Durazzo eine Ge⸗ sandtschaft zu errichten. Theodor Pavloff, der sich gegen⸗ wärtig als Generalkonsul in Albanien befindet, wird bis zur Ernennung eines Gesandten Bulgarien als Geschäftsträger bei der albanischen Regierung vertreten.

Albanien.

Die Mitglieder der Internationalen Kontroll— kommission für Albanien haben an Zographos eine dringende Depesche gesandt, worin sie einer Meldung der Agence d'Athenes“ zufolge mitteilen, daß die internationale Kontrollkommission auf Ersuchen der albanischen Regierung es übernommen habe, ihm den Wortlaut von Konzessionen zu übermitteln unter der unbedingten Voraussetzung der sofortigen Einstellung aller Feindseligkeiten und des Vormarsches. Die Kommission werde dann ebenso bezüglich der albanischen Streit- kräfte vorgehen und sich nach Santi Quaranta begeben, um Zographos die n. mitzuteilen, nach deren Annahme

fle ihre Durchführung unter Verbürgung ihrer Aufrechter—

haltung überwachen werde. Die Kommission erwarte ein dringendes Antworttelegramm. Zographos telegraphierte, daß nach Empfang der Depesche der Kontrollkommission von den Aufständischen befohlen worden sei, die Feindselig— keiten und den Vormarsch vom Mittag des 7. Mai ab ein⸗ zustel len, in der Erwartung, daß gleiche Befehle an die albanischen Streitkräfte erteilt würden. Er bitte, ihm den Zeitpunkt der Zusammenkunft in Santi Quaranta behufs der im Telegramm der Kontrollkommission bezeichneten Mitteilung Gestern abend ist die Internationale Kontroll⸗

Wie „W. T. B.“ mitteilt, wird die Internationale Kontroll⸗ kommission nach einer anscheinend offiziösen Meldung folgende Vorschläge zur Lösung der Epirusfrage machen: Epirus soll

in zwei Bezirke, Koritza und Argyrocastro, eingeteilt werden.

Jeder Bezirk werde einen von der Bevölkerung gewählten Rat und einen von dem Fürsten ernannten Gouverneur erhalten. Der Gebrauch der griechischen Sprache im Verkehr zwischen dem Gouverneur und den Bewohnern werde gestattet sein, und ferner werde jede Gemeinde das Recht haben, den Unterricht in griechischer Sprache erteilen zu lassen unter der Bedingung, daß die Kinder in den Volksschulen auch die albanische Sprache erlernen. Der Sicherheitsdienst soll durch eine in Epirus

rekrutierte und von holländischen Instrukteuren ausgebildete

Gendarmerie versehen werden.

Nach einem bei der Regierung gestern abend einge⸗ laufenen Telegramm hat gestern östlich von Koritza ein er⸗ bitterter Kampf zwischen Albanesen und Aufständi⸗ schen, die größtenteils aus griechischen Soldaten bestanden, stattgefunden. Die Albanesen rückten siegreich vor. Der Feind hatte 150 Tote.

Amerika.

Im amerikanischen Senat brachte gestern der Vor⸗ sitzende des Militärausschusses Chamberlain eine Resolution ein, die den Präsidenten ermächtigt, die Stärke des stehenden Heeres über die gesetzmäßige Zahl von 100 000 Mann hinaus zu vermehren, da die augenblicklichen Umstände die größte Kraftentwicklung des Heeres der Vereinigten Staaten erfordern könnten.

Wie der Gouverneur des Panamakanals, Oberst Goethals dem amerikanischen Kriegsdepartement meldet, sind gemäß den Befehlen zwei Kompagnien Infanterie bei Gatun, eine bei Pedromiguel und eine bei Miraflores stationiert worden,

lum den Panamakanal während der gegenwärtigen Lage in

Nexiko zu schützen.

längerung des Schienennetzes der drei Häfen, die als Stüß.

punkte der Flotte dienen, herangehen.

Infolge des Streiks sind 145 spanische Schiffe in

den spanischen und ausländischen Häfen außer Betrieb gesetz Die afrikanischen Postdampfer sind durch die Ausständige nicht in den Streik einbezogen worden. In Bilbao herrsch

völlige Arbeitsruhe, Ausständige und Reeder beharren, obiger

Quelle zufolge, auf ihrem Standpunkt. Die Regierung hat

ihre Vermittlung angeboten, aber die Reeder haben das An—

gebot zurückgewiesen. Das seemännische Personal aller spanische

.

.

Häfen, auch das der Compagnie Transatlantigue Espagnoll

hat telegraphisch seine Teilnahme am Streik erklärt.

Portugal.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wird Freir Andrade das Ministerium des Aeußern übernehmen, da von Bernardino Machado interimistisch verwaltet wurde.

Türkel

Eine Sondergesandtschaft unter dem Minister de Innern Talaat Bei, zu der außerdem der frühere Kriegs minister und erste Flügeladjutant des Sultans Izzet Pascha der Direktor im Kriegsministerium, Oberst Chukri sowie de Kabinettschef im Ministerium des Innern, ein Dolmetscher de Großwesiers und ein Leutnant gehören, wird nach Livadi gehen, um den Kaiser von Rußland im Namen de Sultans zu begrüßen. Auf seiner Rückreise wird sich Tala Bei in Bukarest aufhalten.

Der Marschall Liman von Sanders ist gestern in Smyrna eingetroffen und bei seiner Ankunft von dem Wal und den Militärbehörden mit großen Ehren empfangen worden Er tauschte mit dem Wali Rahmi und dem Kommandanten Pertev⸗Pascha Besuche aus.

Griechenland.

Der Ministerpräsident Venizelos empfing gestern ein Abordnung von Kaufleuten, die Wünsche, betreffend bie win, schaftliche Zukunft Sälonikis, vortrug. Als die Ab ordnung auf den Plan der Erhebung Salonikis zu einer freien Stadt zurückkam, erklärte Venizelos, wie „W. T. B. melden bestimmt, daß der Plan undurchführbar sei, da die Regierunß die Schaffung einer freien Zone beschlossen habe.

le .

.

Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, wird

Carranzas Abneigung, einen Waffenstillstand anzunehmen,

,. , h dur ie von ihm berichteten Erfolge gegen Huertas andere Kredite werden zu Anschaffungen von Ausrüstung; Durch di ! folge geg ö

Truppen erklärt, die etwa folgendermaßen zusammengefaßt werden können: Niederlage von 3600 Mann Bundestruppen in Penazcos bei San Luis Potosi, wobei 1800 gefangen ge⸗ nommen und eine Menge Waffen und Munition erbeutet wurden; 1700 Gefangene bei Acaponeta und Tepic mit weiteren Mengen von Waffen und Munition; Wegnahme von Feldgeschützen und Artilleriemunition bei dem Angriff auf eine aus Montery liehende Kolonne.

Nach Meldungen, die die britische Botschaft in Washington erhalten hat, haben die Mexikaner in Tampico den englisschen und amerikanischen Oelwerksbesitzern die Erlaubnis zur Rückkehr an Land verweigert, bis alle Kriegsschiffe zurück— gezogen seien.

Auf Ersuchen des Konteradmirals Badger hat der Ver⸗— treter des Roten Kreuzes Charles Jenkinson sich in Veracruz eingeschifft, um in verschiedenen kleinen Häfen längs des Folfes von Mexiko für die Abreise der Nordameri⸗ kaner nach den Vereinigten Staaten zu sorgen, da die amerikanischen Autoritäten der Meinung sind, daß Rück—⸗ sichten auf den Gesundheitszustand während des Sommers diese Maßnahme angebracht erscheinen lassen. Vor seiner Abreise telegraphierte Jenkinson, daß in Veracruz einige Fälle von Pocken vorgekommen feien, daß aber sonst die Voraussetzungen für die Gesundheitspflege gut und der allgemeine Gesundheits⸗ zustand in der Stadt befriedigend sei. Der Dampfer „9Hpiranga“ ist mit zweihundert Flüchtlingen aus Tampico und Veracruz, meist Deutschen, in Mobile (Alabama) ein⸗ getroffen.

Der Vertreter Carranzas in Los Angeles hat eine Depesche serhalten, der zufolge die Rebellen Mazatlan einge⸗ nommen hätten.

Das Staatsdepartement in Washington hat eine Meldung von der brasilianischen Gesandtschaft in Mexiko erhalten, daß drei Züge mit 500 bis 690 Flüchtlingen unter brasilianischer Flagge nach Veracruz abgegangen sind. Der brasilianische Gesandte meldet ferner, daß die Wahrscheinlichkeit eines An—⸗ griffs der Konstitutionakisten auf Saltillo es unmöglich machen werde, die Anordnungen der mexikanischen Regierung jur Befreiung der dortigen Amerikaner auszuführen. Das stimmt mit Berichten aus Durango überein, wonach die Vorhut der Konstitutionalisten dort und in Torrean sich bereits auf dem Marsche zur Einnahme von Saltillo und Zacatecas befindet.

Wie „W. T. B.“ aus Port au⸗Princge meldet, hat die ationalbank der Re gierung 62 900 Dollar vorgeschossen,

m die englische Forderung zu begleichen.

Koloniales.

Aus Deutsch Südwestafrika meldet, wie „W. T. B.“ berichtet, der Gouverneur auf Grund einer Mitteilung der Ambomission, daß ein Weißer, der von Tsumeb aus ohne behördliche Erlaubnis das Amboland betrat in On donga von Ukuanjamaleuten ermordet worden sei. Name und Nationalität des Ermordeten sind nicht bekannt. Der Ondonga⸗ häuptling hat die Mörder vorläufig festgenommen und hält sie zur Auslieferung an das Bezirksamt Outzjo bereit.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hause s . . Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten

eilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen (252. Sitzung des Reichstags, welcher der Kriegsminister, Generalleutnant von Falkenhayn, der Staatssekretär des Reichssustizamts Dr. Lisco und der Staatssekretär des Reichsschatzumts Kühn beiwohnten, standen zunächst Anfragen.

Der Abg. Dr. Müller⸗Meiningen (fortschr. Volksp.) fragte:

Ist es richtig, daß zur Verhütung von Ehen vonchrtst⸗

lichen Negermädchen mit nichtchritlichen Männern auf gewissen Missionsstationen Deutsch⸗Ostafrikasß die Verhängung der Prügelstrafe gegen „größere“, d. h. heiratsfähige Mädchen an— gewendet wird, und was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um diesem Mißstande ein Ende zu machen?

Direktor im Reichskolonialamt Dr. Gleim; Ueber die in dieser Anfrage erwähnten Vorgänge ist bisher amtlich hier nichts bekannt geworden. Nach deutschostafrikanischen Zeitungsnachrichten soll auf einer Missionsstation allerdings eine derartige Prüͤgelstrafe gegen größere und heiratsfähige Mädchen vollzogen worden sein. Nach derselben Quelle soll aber auch die zuständige Verwaltungsstelle dagegen ein⸗ geschritten sein. Ueber diese Angelegenheit ist vom Gouverneur von Daressalam ein Bericht eingefordert worden. Sollte sich die Tatsache bewahrheiten, so wird Sorge dafür getragen werden, daß Wiederholungen solcher Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen vor⸗ gebeugt wird.

Der Abg. Wendel (Soz) fragte:

Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß bei einer in Berlin veranstalteten theatralischen Aufführung des Hilfsbundes gegen die Fremdenlegionen, die in Frankreich große Miß— stimmung erregt hat, aktive Angehörige des deutschen Heeres in Uniform mitgewirkt haben, und was gedenkt er zu tun, um solchen Vorkommnissen in Zukunft vorzubeugen?

Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald: Nach den über den Vorfall eingezogenen amtlichen Erkundigungen hat der Hilfs⸗ bund gegen die Fremdenlegtonen am 30. April 1914 im Eispalast in der Lutherstraße ein Wohltätigkeitsfest veranstaltet, wobei unter Nr. 5 des Programms ein vaterländisches Ausstattungsstück Die Wacht am Rhein‘ in der Form lebender Bilder dargestellt wurde. Entsprechend den bestehenden Grundsätzen haben die zuständigen militärischen Stellen auf ein Gesuch des Hilfsbundes den sich dazu frei⸗ willig meldenden Mannschaften gestattet, an den Bildern, deren näherer Inhalt nicht bekannt war, mitzuwirken. Bei diesen Bildern, von denen zwei mit der Fremdenlegion im Zusammenhang standen, sind Angestellte des Eispalastes in einer der Uniform der Fremdenlegion ähnlichen Uniform aufgetreten. Die Reichsleitung hat bereits in der Vergangenheit darauf hingewirkt, daß bel öffentlichen Aufführungen die Verwendung derartiger zu bedauerlichen Mißverständnissen Anlaß bietenden Uniformen unterblelbt. Sie wird aus Anlaß des vorliegenden Falles erneut und allgemein sich angelegen sein lassen, daß, soweit die gesetzlichen Bestimmungen eine Handhabe dazu bieten, dementsprechend verfahren wird. Die franzoͤsische Reglerung hat analoge Maßnahmen hinsichtlich der Ver wendung von deutschen Uniformen beit Aufführungen in Frankreich getroffen.

Die Anfrage des Abg. Mumm (w. Vgg.): .

Ist für die nächsten Tage die Vorlage eines Gesetz— entwurfs auf Aufbesserung der Altpensionäre zu er⸗ warten? Legt der Herr Reichskanzler Wert darauf, daß der Reicht⸗ ö die zu erwartende Vorlage in diesem Tagungsabschnitt durch⸗

erät ? wurde zurückgezogen.

In dritter Beratung wurde der Gesetzentwurf nach dem Antrage Speck wegen Erklärung der Nichtpfändbarkeit der Aufwandsentschädigungen für die soldatenreichen Familien in der J und wegen entsprechender Abänderung der Zivilprozeßordnung ohne Diskussion endgültig genehmigt.

Darauf setzte das Haus die Spezialberatung des Militäretats beim ersten Titel der dauernden Ausgaben „Gehalt des preußischen Kriegsministers“ fort.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (75.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen und Unter⸗ richts angelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz beiwohnte, die zweite Beratung des Etats des Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten mit der allgemeinen Besprechung des gesamten Volks schulwesens fort, mit der eine Erörterung der Schulunterhaltungs⸗ pflicht in den Provinzen Westpreußen und Posen verbunden wurde.

Dazu liegen folgende Anträge vor:

Die Abgg. Ernst (fortschr. Volksp.) beantragen,

dle Regierung zu ersuchen, noch in der laufenden Session einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen die , in den Provinzen Westpreußen und Posen neu geregelt wird und die Sozietätsschulen in der Provinz Posen beseitigt werden.

Die Abgg. Künzer (nl) und Genossen beantragen,

die Regierung zu ersuchen, eine Gesetzes vorlage einzubringen, durch welche die Volksschulunterhaltungspflicht in der Provinz Posen entsprechend dem ersten, zweiten und dritten Abschnitt des Gesetzes, betreffend die Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen, vom 238. Juli 1906 geregelt wird.

Die Abgg. Viereck (freikons), Dr. von Kries (kons.) und Genossen beantragen die Annahme eines formulierten Gesetzentwurfs, nach dem im Kommunalabgabengesetz begründete Befreiungen und Ermäßigungen hinsichtlich der Gemeindeein⸗

und Genossen

kommensteuer in der . Posen auch auf die Beiträge der

Stagtsbeamten, der Geistlichen, der Elementarlehrer, niederen Kirchendiener, Militärpersonen und Mitglieder der Gendarmerie zu den Schulsozietäten Anwendung finden sollen und zur Unterstützung leistungsschwacher Schulsozietäten für diese Aus⸗ fel jährlich 300 006 S6 durch den Etat bereitgestellt werden ollen.

Berichterstatter Abg. von der Osten (kons.) berichtet über die Verhandlungen der Kommission. (kons.) berichtet über

Abg. Malle (kons.): Die Anforderungen an das Amt des k sind im Zusammenhang mit der Kreisschulinspektion sehr gestiegen.

Präsident Dr. Graf von Schwerin macht den R aufmerksam, daß dieser Punkt hier nicht zur Sprache werden kann.

Abg. Mall se bespricht unter großer Unruhe des Hausetz die Lehrerausbildung an den Seminaren und führt aus: Es muß auf den Seminaren nach Möglichkeit eine bloße Wiederholung des Stoffes aus der Volksschule vermieden werden, und ein be⸗ sonderer Wert muß stets auf die religiöse Ausbildung der jungen Lehrer gelegt werden. Für den Stoff, der den jungen Leuten auf den eminaren eingeprägt wird, muß das Wort gelten: non multa, sed multum; es soll nicht zu vielerlei auf den Seminaren getrieben werden, aber der Stoff, der be⸗ handelt wird, muß gründlich durchgearbeitet werden. Durch die Neuregelung der Schullasten wird eine bessere und sachgemäßere Abgrenzung der Schulverhände ermöglicht werden, damit vor allem die Schüler, um zu ihrer Schule zu gelangen, nicht an einer Nachbarschule vorübergehen müssen. Die Schulgebäude müssen dem Bedürfnis entsprechen; es werden oft kostspielige Bauten er⸗ richtet und andere notwendige Wünsche auf Jahre hinaus zurückgestellt. Das Schulgebäude muß dem Charakter der Landschaft angepaßt und soll im Orte vorbildlich sein. Der Resolution der Budgetkommission über Erhöhung der ö kosten für Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Volksschulen stimmen wir zu. Unter den Altpensionären der Lehrer besteht manche Not und manches Elend; wir würden es bedauern, wenn der Staat nicht in der Lage wäre, den Wünschen dieser Leute zu entsprechen. Wir hoffen, daß es gelingen wird, die dieser Frage entgegenstehenden Schwierigkelten zu überwinden. Die Ab⸗ lösung des Brennholzes empfinden die Lehrer hart, weil sie nach der Ablösung oft Schwierigkeiten mit der Beschaffung des Brennmaterials haben, Im Falle der Ablösung wird der 26 fache Betrag angenommen, und die Zinsen dafür, von denen das Brennholz beschafft werden soll, erhalten die Gemeinden erst am Schlusse des Jahres, während sie das Brennholz selbst zu Anfang des Jahres beschaffen müßsen. Die Wirksam⸗ keit der Kinderhorte ist sehr segengreich. Vor allem sollte darauf hingewirkt werden, daß die Kinderhorte in größeren Städten liegen. Das größte Augenmerk muß auf die Ausbildung der Aufsichtskräfte gerichte werden. Bezüglich des Unter richts an den Volksschulen muß das größte Gewicht darauf gelegt werden, daß die Kinder hauptsächlich das lernen, was sie im späteren Leben benötigen. Sie dürfen nicht mit zu viel Gegenständen belastet werden, von denen sie keinen Vorteil haben. Früher wurde das Hauptgewicht auf Lesen, Schreiben, Rechnen und Religion gelegt. Heute können die entlassenen Volksschüler häufig nicht einmal einen ordentlichen Brief schreiben oder eine praktische Rechenaufgabe lösen. Es wäre wünschenswert, daß unsere Lehrer nicht so häufig in ihren Stellen wechsesten. Es wäre zu wünschen, daß wir, wie es früher war, Lehrer hätten, die ihr ganzes Leben hindurch auf einer Stelle ihres Amtes walten.

Abg. Kestern ich (Sentr.); Lehrern bereits gedeckt. In einzelnen Bezirken Ueberschuß an Schulamtskandidaten vorhanden. die Zahl der nichtangestellten Lehrerinnen sehr hoch. Hier kann man wirklich von einer Notlage der Lehrerinnen sprechen. Durch das lange Warten der Lehrerinnen auf An⸗ stellung werden diese ihrem Berufe allmählich entfremdet. Die Schulverwaltung muß hier bemüht sein, den Kontakt der nicht⸗ angestellten Lehrerinnen mit der Ortsschule zu erhalten. Das kann am besten dadurch geschehen, daß den jungen Lehrerinnen die Erlaubnis erteilt wird, an festgesetzten Wochenstunden in der Volkeschule ihrer Heimat bei tüchtigen Lehrkräften zu hospitieren. Ich bitte den Minister, nach dieser Richtung zu wirken. Auch wir wünschen im Interesse unserer Kinder, daß die Leistungen der Volksschule auf den ver⸗ schiedenen Gebteten erhöht werden. Aber wir wollen nicht, daß durch Koedukation die Erziehungsarbeit unserer Schule zurückgedrängt wird. Wir halten die Koedukation nicht für nutzbringend; sie hat auch da, wo sie eingeführt. ist, verschiedentlich zu Un⸗ zuträglichkeiten geführt. Die Klassenfrequenz der Lehrerseminare muß nach Möglichkeit herabgemindert werden. Nur da—⸗ durch kann erzielt werden, daß der Seminarunterricht wissen⸗ schaftlich mehr und mehr vertieft wird. In manchen Schulen ist es verboten, daß die Eltern die Lehrer während des Schulunterrichts aufsuchen. Im allgemeinen will ich dagegen nichts sagen; ich halte es aber für sehr bedenklich, wenn die Kwsen: lehrer keinerlei Beziehungen zu dem Elternhause pflegen. Sie sind dann nicht in der Lage, die sozialen Verhält- nisse der Eltern kennen zu lernen, und dadurch ist es ihnen unmöglich, die Individualität des Schülers richtig zu beurteilen. Das sst ein i. stand, der die Erfolge der Schularbeit beeinträchtigt. Um hier Abhilfe zu schaffen, müßten in den Volksschulen, wo ein Rektorat besteht, Sprechstunden des Rektors für die Eltern eingeführt werden. Aber auch der Kontakt der Eltern mit dem Klassenlehrer ist un⸗ bedingt notwendig. Es muß Aufgabe der Schulverwaltung sein, dafür zu sorgen, daß den Klassenlehrern die . erhalten bleibt. Es ist nicht der Rektor und nicht der Kressschulinspektor, sondern der Klassenlehrer, der der Klasse den Stempel seines Geistes aufdrückt. Eine wahre Kollegialität soll zwischen Rektor und Lehrern bestehen. Nur so kann ein Fneinandergreifen der Schularbeit stattfinden. Ich habe volle Achtung vor dem Hef hn etre, der es versteht, einem jüngeren Lehrer als wohlwollender Freund und Berater zur Selte zu stehen. Ich wünsche aber auch, daß sich die Klassenlehrer ihrer jüngeren Kollegen annehmen, Wir müssen vermeiden, daß die Religlon als Prüfungsfach bei den jungen Lehrern an Wert verliert. Die Kreisschul⸗ inspektoren sind vielfach zu sehr überlastet, als daß sie ihre Tätigkeit wirklich gründlich wahrnehmen können. Ich bin ganz frei von jeglicher Animosität gegen die Kreisschulinspektoren, aber ich möchte doch erwähnen, daß es einzelne Kreisschul⸗ inspektoren gibt, die die ihnen unterstellten Lehrer und Lehrerinnen nicht in angemessener Weise behandeln. Wenn ein Kreitschulinspektor vor der Klasse einen Lehrer oder eine Lehrerin tadelt, so verrät das zum mindesten einen großen Mangel an pädagoglschem Takt. Man fordert mit Recht eine größere Autorität der Lehrer. Dann stütze man auch diese Autorität vor der Klasse. Selbstverständlich ist es Pflicht des vor⸗ gesetzten Kreisschulinspektors, den pflichtungetreuen. Lehrer beranzuholen, aber das muß geschehen ohne Gefährdung der Autorität des Lehrerg. Ich bitte den Minister, dafür zu sorgen, daß religionslose oder auch nur religlös gleichgültige Elemente aus dem Lehikörper der Semlnare beseitigt werden; denn ein einziger Glaubensfeindlicher kann alles das niederreißen, was seine religtösen und gewissenhaften Kollegen aufgebaut haben. Auf derartige Erscheinungen ist es auch zurückzuführen, wenn unsere jungen Lehrer in religiöser Beziehung so oft ver⸗ sagen. Ein Mann, der den ganzen Religlonsunterricht als Lügen⸗ gewebe bezeichnet, gehört nicht in den Lehrkörper eines Seminars. Die berechtigten Wünsche der geistlichen Lehrer an den Seminaren sollten vom Minister berücksichtigt werden. Der Erlaß über das Singen nach Noten ist gut gemeint gewesen, aber man soll sich nicht darüber täuschen, daß das Notensingen nur bet verhältni⸗ mäßig wenigen Volksschülern wirklich erreicht werden kann. Ich weiß nicht, wie viel Mitglieder dieses Hausetz bei einer Probe im Notensingen reinfallen würden; denn das Noten- singen ist eine Kunst. Auch in der besten Zeit, des deutschen Volkslledes ist das nicht anders gewesen, da konnte auch nicht jeder vom Blatt singen. Es besteht in manchen Gegenden eine große Schwierigkeit infolge der weiten Schul⸗ wege. Mir ist ein Fall bekannt, wo die Kinder viermal am Tage einen Weg von 3,8 Km zurücklegen müssen. Wenn dann die Eltern lhre Kinder einmal zurückbehalten, dann gibt es Poltzeistrafen und

darauf gebracht

Im Westen ist der Bedarf an ist sogar ein Insbesondere ist

Verdruß. Der häufige Wechsel der Lehrbücher zwingt oft die