Der Kultusetat, der doch mit gutem Belspiel vorangehen sollte
wimmelt geradezu von Fremdwörtern. Ich bitte den Minister, na
dieser Richtung Abhilfe zu schaffen. Auch das hohe Haus möchte ich
bitten, sich die Pflege der Muttersprache recht . sein zu lassen.
Wir tragen nicht nur für den Inhalt der Gesetze, sondern auch für ihre gute und verständliche Form die Verantwortung.
(Schluß des Blattes.)
Kunst und Wissenschaft.
Dle Ausstellung von Werken alter Kunst aus Privat⸗ besitz, die der Kaifer FriedrichMuseums⸗Verein in der Königlichen Akademie der Künste (Paxrtser Platz 4) ver⸗ anstaltet hat, vereinigt etwa 200 Gemälde des 15. bis 18. Jahr— hunderts mit etwa ebenso vielen Plafliken und Werken der Kleinkunst, Der Katalog, der bisher nur die erste Abteilung umfaßte, liegt jetzt vollständig vor und entbält nunmehr alle ausgestellten Gegenstände: Gemälde, Bildwirkerelen, Bildwerke aus Stein, Ton und Holz, Bronzen, Silber, Majolika und Miniaturen. Auf 25 Tafeln ist eine Auswahl der besten Gemälde wiedergegeben.
Verdingungen.
Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim Reichs, und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9— 3 Uhr eingesehen werden.)
Britisch⸗Südafrika. 25. Juni 1914. Staatsbahnen: Lieferung von 300 Güterwagen. Lastenheffe sind in London zu haben. Weiteres Ausschreiben für 30 Lokomotiven und 60 Personenwagen bevorstehend.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Sonntag, eine Wiederholung der „Meistersinger von Nürnberg“, mit Hermn Iörn als Walter Stolzing, statt. Die übrigen Hauptrollen 8 mit den Damen Dur und von Scheele⸗Müller, den Herren Bischoff, Habich, Henke, Schwegler und Wiedemann kesetzt. Dirigent ist der Kapell meister Laugg. (Anfang? Uhr) — Am Montag wird Mignon“, mil den Damen Ärtöt de Padilla, Alfermann, den Herren Kirchhoff, Bronsgeest, Schulz, Krasa, Vogt in den Hauptrollen, gegeben. Dirigent ist der Kavellmeister Laugs. ;
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Peer Gynt“, mit Herrn Dr. Bruck in der Titelrolle und den Damen Esnrad, Ressel, von Maytuig, Schönfeld sowie den Herren Pohl, Kraußneck, Valentin, Eggellng, Zimmerer in den übrigen Haupt- rollen gegeben. Bie Regie, führt Dr. Bruck, die musitalische Leltung hat der Kapellmeister Dr. Besl. Am Montag findet eine Aufführung des . Störenfried“, mit Frau Ellmenreich in der Rolle der Geheimrätin und Herrn Vollmer in der des Lebrecht, statt. Ferner wirken die Damen Arnstädt, Heisler, von Mayburg und Hoff sowie die Herren Patry, Böttcher, Kraus, Vallentin und Eichhol; mit. Die Regle führt der Oberregisseur Patin, Frau Ellmenreich spielt die Geheimrätin als zweite und letzte Gastrolle. Herr Vollmer feiert mit dem Lebrecht sein vierzigjähriges Jubiläum als Mitglied des Königlichen Schauspielhauses.
Mannigfaltiges. Berlin, 9. Mai 1914.
Der Charlottenburger Kriminalpolizei ist es, wie biesige Zeitungen melden, nach längeren Nachforschungen gelungen, die Täter, die in der Nacht zum 11. März am Kalser Friedrich denkmal in Ebarlottenb urg an mehreren Stellen mit Anilinfarbe die Inschrift Rote Wochen anbrachten, zu ermitteln und sestzunehmen. Die verhafteten fünf Personen legten ein volles Geständnis ab.
Gestern mittag ist, wie W. T. B. meldet, der Blitz in einen mit dem das Telegraphen—⸗
unbemannten Fesselballon, I bataillon Nr. Y bei Zossen eine Funkerübung machte, einge ⸗ schlagen und hat ihn zerstört. Menschen sind dabei nicht ver'⸗ letzt worden.
Vor einem geladenen Publikum fand am gestrigen Freitag elne Vorbesichtigung der am heutigen Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr, eröffneten Ersten Varieté Ausstellung! in den Aus. stellungshallen am Zoologischen Garten statt, die nach bekanntem Muster nach den Anfangsbuchstaben ihrer Bezeichnung „EVA“ benannt ist. Der Vorsitzende der Internationalen Artistenloge in Berlin, der Veranstalterin dieses e er. angelegten, zum Besten ihrer Wohlfahrtseinrichtungen geschaffenen Unternehmeng, Herr Max Berol⸗Konorah, hatte die Führung übernommen. Er löste seine Aufgabe, die um so schwleriger war, als noch manches sich erst im Werden befand und Handwerker, Techniker und Ingenteure noch verschiedentlich emsig an der Arbeit waren, mit anerkennen wertem Geschick. Redegewandt und mit gutem Humor verstand er es, durch interessante Er⸗ läuterungen, da, wo das Anschauungsmaterial noch Lücken aufwies, dem Verständnis eine Brücke zu schlagen, so daß man einen vollen Ueberblick über das eigenartige Unternehmen gewann. Schon allein das Drum und Dran, das zu der artistischen Arbeit“ gehört und in übersichtlicher Weise ausgestellt ist, bietet des Inter⸗ essanten genug, zumal es planmäßig und meist in seiner geschichtlichen Entwicklung gezeigt wird, wie man überhaupt dieser Ausstellung eine sachkundige, wohlüberlegte Anordnung nachrühmen kann. Von den technischen Errungenschaften, die da veranschaulicht werden, sind die Vorführungen aus der Werkstatt moderner Regie⸗ und k kunst, welche sjenische Bilder von hohem Reiz zeigen, für den Laien wohl am interessanteften. Da kann man z. B. den Futunyschen Kuppel⸗ horlzont und die durch ihn zu erzielenden, der Natur förmlich ab⸗ elauschten Stimmungen in der Nähe studieren. Im Rahmen dieser 6 werden fodann Nationaltänze vorgeführt, bei denen Fach- känstler ersten Ranges mitwirken. Von hervorragender ästhetischer Wirkung ist ferner eine Reihe von Gruppen „lebender Plastik.. Auch auf den anderen Gebieten des „Vartstés“, der Luft gymnastik, des Zauber, und des Marionetten-⸗Theaters ꝛc., wird nur Auserlesenes unter steter Abwechslung geboten. Den Glanz⸗ punkt der ganzen Schau bildet wohl der Marktplatz von Kräh⸗ winkel! mit seinen ‚Publtksplelern von Anno Dazumal‘. Hier wird man durch die ganze Umgebung, die Gewänder und die altväterische Art der Darbietung in jene längstvergangenen Zeiten zurückversetzt, als noch die ‚Fahrenden Leute“ in ihren Reisewagen in den Städten Einkehr hielten und vor dem „hohen Abel und dem hochverehrten Publikum“ ihre Künste auf öffentlichen Plätzen zeigten. Es würde zu weit führen, alles Sehengwerte einzeln aufzuzählen. Um alleg in sich aufnehmen zu können, muß man einige Stunden in der Aus⸗ siellung zubringen, aber diese sind gewiß nicht verlorene Zeit. Die Ausstellung dauert bis zum 24. Mai.
Im Wissenschaftlichen Theater der ‚„Urgnia“ wird der neue Vortrag „Zum Hochfirn der Jungfrau, der Herrn Walter Ischokke zum Verfasser hat und mit farbigen Lichtbildern, Panoramen Und einer kinematographischen Einleitung ausgestattet ist, in der kommenden Woche allabendlich wiederholt werden.
Flugplatz Johannisthal, 8. Mi. (W. T. B. Auf dem Flugvlatz trafen beute im Laufe des Nachmittags mehrere Offiziers flieger ein, die Ueberlandflüge unternommen hatten. So landete um 6 Uhr 34 Minuten der Leutnant von Bose mit dem Leutnant Detleffen als Beobachter auf einem Albatrosdoppeldecker von Thorn kommend; um 7 Uhr 8 Minuten landete der Oberleutnant Mühltg-Hoffmann mit dem Leutnant von Nord als Beobachter auf einem Albatrosdoppeldecker von Hannover kommend.
Eisenach, 9. Mai. (W. T. B.) Im Werratal und in ganz Westthür ingen herrschten in der Nacht zum Sonnabend nach voraufgegangenen starken Gemittern wolkenbruchartige Regen⸗ güffe, die allenthalben großen Schaden anrichteten. Von den Bergen herab ergossen sich reißende Wildbäche in die Talniederungen. Pie Felder wurden tellweise durch die Wassermengen verwüstet. ie Sbstbaumblüte gilt als vernichtet. Der Wasserstand in den Flüssen ist bedeutend ge stiegen. .
den Trümmern
Wien, 9. Mal. (W. T. B) Gestern abend . in der an der Nordbahn gelegenen Floridsdorfer Mineralölfabrik eine Tankgrube mlt zwanzig Waggons Rohöl in Brand. Zahlreiche Dampflöschzüge der Feuerwehr rückten aus, um eine Exploston des in der Grube lagernden Rohöls und ein Umsichgreifen des Brandeg zu verhüten. Der Zugverkehr auf der Nordbahn erlitt eine kur Störung. Der Brand wurde heute früh gelöscht. Ein Gruben, aufseher wird vermißt; er ist vermutlich in den Flammen um, gekommen.
London, 8. Mai. (W. T. B.) Heute nachmittag fand hier die Jahresversammlung der britischen Abteilung der Vereinigten Vertretungen hritischer und deutscher Kirchen zur Förderung freundschaftlicher Beziehungen der beiden Völker statt. Der Erzbischof von Canterbury führte den Voistz Unter den zahlreichen Anwesenden befanden sich der Kardinal Bourne, der deutsche Botschafter Fürst Lichnoweéky, der Bischef von Hereford, Lord Kinnalrd, Lord Reay, der Generalsuper⸗ intendent D. Lahusen⸗Berlin, der Direktor D. Spiecker⸗Berlin u. J. Der Erzbischof von Canterbury nahm in seiner ö auf den Erfolz Bezug, der der Bewegung zuteil geworden set, und er—
Maße Unterstützung fänden und daß der König Georg und der Kaiser Wilhelm der Bewegung ihr Interesse entgegenbrächten. Der General, superintendent D. Lahusen sagte, er empfinde freudig, daß die Miß, verständnisse zwischen England und Deutschland aus dem Wege ge— räumt seien, und daß beide Länder sich jetzt besser verstünden als ie zuvor.
Catania, 9. Mal. (W. T. B.) Ein Erdbeben von secht Sekunden Dauer hat gestern abend um 7 Uhr unter der Bevölkerun eine Panik verursacht, jedoch hier keinerlei Schaden angerichtet; dagegen sind in Zerbati und Pennise, Tellen der Gemeind; Acireake, fast alle Häuser unbewohnbar gemacht. Die Behörden haben sich an Ort und Stelle begeben; man wird die obdachlosen Familien in Armeezelten unterbringen. Der Erdstoß wurde auch bel den Orten Linguaglossa. Viagrande Biancavilla und Belpasso, besonders in der Nähe von Man gano verspürt. Ein von Acireale nach Mangano fahrender Zug mußte anhalten, da die Bahnstrecke infolge des Erdbebeng i einer Ausdehnung von 700 m beschädigt war. Die Eisenbahn verbindung von Actreale nach Guardia ist wegen Rissen in Tunn el unterbrochen. — Belnahe vollständig zerstört wurde das Dor Linera. Sieben Verwundete sind im Krankenhaus von Actreal eingellefert worden. Wie es den Anschein hat, ist in den Dörfer Santa Venerina, Santa Maria degli Ammalati, Guardia, Sant Marta Vergina, Cosentini und Peonisi nur Sachschaden angexichte worden. Der Präfekt von Catanla und andere Vertreter der Behörde haben fich mit Hilfgmannschaft und Material zur Hilfeleistung na Uinera begeben. — Nach späteren Meldungen aus den vom Erdbebe betroffenen Orten sind dreißig Tote und 120 Verwundete an hervorgezogen worden. Man befürchtet, daß die Za der Opfer über 100 beträgt. Ferner meldet man aus dem Dor Bongiardo in der Gemelnde von Zaffenano Etnea, daß ehh r sonen getötet und jwanzig verletzt worden sind. Auch in Pisan in der gleichen Gemeinde hat es Tote und Verwundete gegeben.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. Wien, 9. Mai. (W. T. B.) Das heutige Bullet: über das Befinden des Kaisers lautet; Die Nacht wa gut, der Katarrh ist lockerer, das Allgemeinbefinden sehr gu
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater.
Känigliche Schauspiele. Sonntag: Opernhaus. 96. Abonnementsvorstellung. Dlenst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Meistersinger von Nürnberg. Dper in drei Akten von Richard Wagner. Mustkalische Leitung: Herr Kapellmeister Laugs. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 Uhr.
Schausplelhaug. 124. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗
ihr wollt. Dienstag: Venedig.
Mittwoch haufen.
Montag, Mittwoch und Freitag: Was Der Kaufmann von
Donnerstag: Romeo und Julia. Sonnabend: Viel Lärm um Nichts. ammersvyiele.
Sonntag, Abends 8 Uhr: Der Snob. Montag und Sonnabend: Der Snob. Dienstag: Bürger Schippel. ) und Freitag:
Donnerstag: Wetterleuchten.
Theater an der MWeidendammer
Krüche. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr (zu ermäßlgten Preisen) und Abends 86 Uhr; Der müde Theodor. Schwank in drei Akten von Max Neal und Max Ferner. (Henry Bender als Gast.)
Montag und folgende Tage: Der 36 Theodor. (Henry Bender als
ast.)
Schillertheater. O. (Wallner, theater.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Geschäft ist Geschäft. Schauspiel in
6 ologischer
blut.
Thenter Scheiter⸗
8 Uhr:
Theater des Westens. (Station:
onntag, Abends 8 Uhr: Polenblut. Operette in drei Akten von Oskar Nedbal. Montag und folgende Tage: Polen⸗
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Orpheus in der Unterwelt. zwel Aufzügen von Offenbach. — Abends Der Juxbaron.
Konzerte.
Singakademie. Montag, Aben 8 Uhr: Klingler⸗Quartett: Sämtlih Streichquartette von Beethoven in fü Abenden. 4. Abend. ö
Garten. Kantstraße 12.)
Dirkus Busch. Sonntag, Aber 8 Uhr: Gastspiel des. Deutschen Theater ⸗ Das Mirakel.
Montag und folgende Tage: D Mirakel.
am Nallendorsplatz. Burleske Oper in
osse von Voss 6
wähnte, daß die Vereinigten Kirchenvertretungen in immer höherem
gehoben. Peer Ghynt von Henrik Iblen. (In zehn Bildern) In freier Ueber⸗ tragung für die deutsche Bühne ge—⸗ staltet von Dietrich Eckart. Musik von Edward Grieg. In Szene gesetzt von Herrn Regifseur Dr. Reinhard Bruck. Mustkallsche Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Anfang 7 Uhr.
Montag: Opernhaus. 97. Abonne⸗ 9 Mignon. Oper in drei Akten von Ambrolse Thomas. Text mit Benutzung des e, . Romans Wil⸗ helm Meisterü Lehrjahre! von Michel Carré und Jules Barhier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Musikalische Leitung: . Kapellmeister Laugs. Regie: Herr Regifseur Bachmann. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Pro—⸗ fessor Rüdel. Anfang 74 Uhr.
Schauspielhaus. 125. Abonnement? vor. stellung. Der Störenfried. Lustspiel in vier Aufzügen von Roderich Benedix. In Szene gesetzt von Herrn Oberregtsseur FPatry. (Geheimrätin Seefeld: Frau Franziska Ellmenreich vom Deutschen Schaufpielhaus in Hamburg als Gast.) Anfang 77 Uhr.
Opernhaus. Dienstag: Carmen. — Mittwoch: Tristan und Isolde. An⸗ fang7 Uhr. — Donnerstag: Ca vallerina rusticana. Bajazzi. Freitag: Lohengrin. Anfang 7 Uhr. — Sonn⸗ abend: Die Fledermaus. — Sonntag: Der Rosenkavalier.
Schauspielhaug. Diengtag: Peer Gynt. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Die Quitzows. — Donnerstag: Die Venus mit dem Papagei. — Freitag: Peer Ghynt. Anfang 7 Uhr. — Sonnabend: Wilhelm Tell. Sonntag: Peer Gynt. Anfang 7 Uhr.
Neutsches Theater. ( Nlrektion: Mar
—
Berliner Theater. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Groszte Rofinen. Originalposse mit Gesang und Tang in drei Akten ( Bildern) von Rudolf Ber⸗ nauer und Rudolph Schanzer. — Abends 3 Uhr: Wie einst im Mai. Posse mit Gesang und Tanz in vier Bildern von Bernauer und Schanzer.
Montag und folgende Wie einst im Mai.
Theater in der Königgrätzer
Straße. Sonntag, Abends 8 Uhr: Mr. Wu. Englisch⸗chinesisches Spiel in drei Akten von H. M. Vernon und
Harold Owen. Montag und folgende Tage: Mr. Wu.
Komödienhans. Sonntag, Nach⸗
mittags 3 Uhr: Die fünf Frankfurter. Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler. — Abends 8 Uhr: Fammermusik. Lust⸗ . in drei Akten von Heinrich Ilgen⸗ ein. Montag und folgende Tage: Kammer⸗
mufsik.
Nentsches Künstlertheater So ietät). (Nürnbergerstr. 79 71, gegenüber . Zoologischen Garten.) Sonntag, Nach⸗
Tage:
komödie in vier Akten von Hauptmann. — Abends 8 Uhr: Schneider Wibbel. Komödie in fünf Bildern von Hans Müller⸗Schlösser.
Montag: Erziehung zur Liebe.
Lesstngtheater. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Professor Bernhardi. — Abends 3 Uhr: Pygmalion. Lust⸗ spiel in fünf Akten von Bernard Shaw.
mittags 3 Ühr: Der Biberpelz. Diebs⸗ g
drel Akten von Octave Mirbegu. — Abends 8 Uhr: Heiligenwald. Lustspiel in drei Akten von Äülfred Halm und Robert Saudek.
Montag: Wann wir altern. Hierauf: Liebe. Nachher: Lottchens Geburts—⸗
tag. Dienstag: Jugendfreunde.
Charlottenburg. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Rofenmontag. Offizlers⸗ tragödie in fünf Akten von Otto Erich Hartleben. — Abends 8 Uhr: Ueber unsere Kraft. I Teil. Schauspiel in zwei Akten von Björnstjerne Björnson.
Montag: Des Meeres und der Liebe Wellen.
Dienstag: Ueber 1. Teil.
unsere Kraft.
NDentsches Opernhang. (Char⸗ lottenburg, Bismarck Straße 34-37. Direktion: Georg Hartmann.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Figaros Hochzeit. Fomische Oper in vier Akten von W. A. Mozart. — Abends 8 Uhr: Der Trouba⸗ dour. Oper in vier Aufzügen von Giuseppe Verdi.
Montag und Sonnabend: Parstfal.
Dienstag: Die Meistersinger von Nürnberg.
Mittwoch und Freitag: Das Rhein
old. Donnerstag: Die Königin von Saba.
Montis Operettenthenter. ( Früher: Neues Theater.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Fledermaus. — Abends 3 Uhr: Jung England. Operette in drel Akten von Rud. Bernauer und Ernst Weltsch. Musik von Leo Fall.
Montag und folgende Tage: Jung
Reinhardt) Sonntag. Abends 74 Uhr: Shakespeare⸗ Zyklus: Was ihr wollt.
Montag bis Freitag: Pygmalion.
England.
t 8 Ubr;
Pordes⸗Milo und Hermann Haller. sangstexte von Willi Wolff. Musik von
Walter Kollo. Montag und folgende Tage: Der
Juxzbaron.
Custspielhaus. (Friedrichstraße 236) Sonntag, Abends 8 Uhr: Die spanische Fliege. Schwank in drei Akten von Franz Arnold und Ernst Bach.
Montag und folgende Tage: Die spanische Fliege.
Restdenztheater. Sonntag, Abends sI Uhr: Ein Walzer von Chopin. Schwank in drei Akten von Henri Köroul
und Albert Barrs. Montag und folgende Ein Walzer von Chopin.
Tage:
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonntag, Abends 8 Uhr: Wenn der Frühling kommt! Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Jean Kren und Georg Okonkowsky. Ge. sangsterte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Montag und folgende Tage: Wenn der Frühling kommt!
Trianontheater. (Georgenstr. nahe Bahnhof Friedrichstr) Sonntag, Nach⸗ mittagt 3 Üühr (kleine Preise) und Abends Die Notbrkäcke. Lustspiel in drei Akten von F. Grésae und F. Croisset.
Montag und folgende Tage: Die
Notbrũcke.
Familiennachrichten.
Verlobt: Fil. Dorothea von Bischof hausen mit Hrn. Regierunga
Götz von Götz (Witzenhausen— Cässel Frl. Margarete Seldel mit Hy Dr. Kurt Oppenheim (Berlin — Beil
Schöneberg). mit Hrn. Hans von Boddien (Heep bei Blelefeld).
Verehelicht: Hr. Leutnant Wrede n
— Frl. Alette Bull
Frl. von Wallmoden (Alt Wallmode⸗ Hr. Reglerunggzassessor Friedel Sc
mlt Frl. Christa von (Berlin · Grunewald). Geboren: Ein Sohn: mann (Danzig) — H
Hrn.
Schmiterl !
Waldemar Grafen Stlllitt rn. Oberleutnant Cu
von Wallenberg⸗Pachaly (Breslau).
Eine Tochter: Brüning (Homburg v. d. H.).
Gestorben: Hr. . Oberpostrat a. D. Grieg Friedenau).
Geheim
Verantwortlicher Redakteur:
Hrn. Helmuth w
ach Berli
Direktor Dr. Tyrol in Charlottenbun Verlag der Expedition Heidrich
in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdrudeerei h Verlagzanftalt, Berlin, Wilhelmstraße
Neun Beilagen
(einschließlich Börsenbeilage), und ein Nummernverzeichnis der! 1. Mai E914 in 99. Verlosung zogenen Pfandbriefe der Bayerischt
Pypotheken. und Wechsel⸗want in München.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
M 1HG9.
Berichte von deutschen Getr
Berlin, Sonnabend, den 9. Mai
1914.
eidebörsen und Fruchtmärkten.
Hauptsächlich gezahlte Preise für 1 t (1000 Kg) in Mark
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165 165 162 — 163 159 153 — 155 175 - 177 174 - 177 169 - 172 185 167 —171 175 — 178
15, 0 — 152,50
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Weizen
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Berlin, den 9. Mai 1914.
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166 162 160 198
itz 161 Kaiserliches Statistisches Amt. Delbrück.
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Deutscher Reichstag. 252. Sitzung vom 8. Mai 1914, Vormittags 10 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Nach Erledigung der zunächst auf der Tagesordnung stehenden Anfragen und nach der dritten Beratung des von dem Abgeordneten Speck eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Zivilprozeßordnung, worüber in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden ist, 6. das Haus die zweite Beratung des Entwurfs eines Ge— etzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts—⸗ etats für das Rechnungsjahr 1914 nebst Ergänzung, und zwar: des „Etats für die Verwaltung des Reichsheeres“, fort.
Abg. Gothein (fortschr. Volksp.): Der Kriegsminister hat eine Besserstellung der Sanitätsoffiziere in Aussicht gestellt, aber leider nicht so, daß ihnen ein Teil der Studienzeit auf das pensionsfähige Dienstalter angerechnet wird. Es solle das Patent dieser Offiziere, die das Abiturientenerxamen gemacht haben, zurückdatiert werden, damit sie hinter den anderen Offizieren nicht . Eine Preßabteilung ist notwendig, wenn sie sich darauf beschränkt, der Presse Auskünfte zu geben, die sie unbedingt braucht. Der sozialdemokratische Redner hatte gegen ein solches Vermittlungsbureau gestern, ja auch nichts einzuwenden. Leider war eine Verständigung bisher nicht möglich. Es liegt hier unbedingt ein Bedürfnis vor. Ein Bedürf— nis zur Besetzung der Stellen durch aktive Offiziere vermögen wir allerdings nicht anzuerkennen. Dem Kriegsministerium hat es an der nötigen Geschicklichkeit gefehlt, eine Verständigung herbeizuführen. Weshalb es zur , kam, war der Umstand, daß mit dem Preßbureau ein unerhörter Mißbrauch getrieben worden war. Das ist aber kein Grund, die Einrichtung an sich abzulehnen. Jede Sache kann mißhraucht werden. Der Kriegsminister hat zugesagt, daß ein Mißbrauch in Zukunft nicht vorkommen solle, und wenn er auch nur für ine Peron sprechen konnte, so können wir uns doch dadurch beruhigt fühlen. Anders stehen wir zu der Auskunftsstelle für verabschiedete 2ffiziere. Es gibt eine große Reihe von Stellen für verabschiedete Offiziere. Aufgabe des Reiches ist es nicht, im Kriegsministerium eine Stelle zu schaffen, die Offiziere in privaten Betrieben, in der Geschäftswelt, unterbringen soll. Die Sorge für die Stellung der derabschiedeten Affiziere liegt uns im übrigen gleichmäßig am Herzen. Was die Tätigkeit des Wehrvereins betrifft, so verlangt niemand, daß die Offiziere, die sich an dem Wehrverein beteiligen, von der Mili⸗ tärverwaltung boykottiert werden. die Bezirkskommandos die Reserveoffiziere auffordern, in die Ver— sanimlungen des Wehrvereins zu gehen. Die Verwaltung hat die Pflicht, zu verhindern, daß Bezirks kommandeure oder aktive Offiziere dorthin gehen und andere zwingen, es auch zu tun. In bezug auf das Militärkabinett hat der Kriegsminister zum ersten Male diese Stelle als eine ihm gleichberechtigte koordinierte bezeichnet; über beiden steht die höchste Stelle. Ich habe gefunden, daß die Löwen sich nicht Legenseitig aufgefressen haben, sondern einer den anderen. Ueber die Schwänze, von denen der Minister gesprochen hat, enthalte ich mich einer ö. Der Kriegsminister meinte, wenn es anders werden sollte, müsse die Verfassung geändert werden. In der Reichsverfassung steht zunäachst kein Wort von dem Militärkabinett. Wo steht aber eine Stelle in der preußischen Verfassung, auf die er sich stützen kann? Artikel 47 sagt, der König besetzt alle Stellen im Heer und Staats⸗ dienst. Daraus geht hervor, daß irgendeine Unterscheidung in der Be⸗ setzung des Heeres und der übrigen Stellen des Preußischen Staats— dienstes nicht stattfindet. Die Ernennung eines Offiziers ist, wie die jedes Beamten, ein Regierungsakt; darüber kann nicht der gexingste Zweifel sein. Zu allen Regierungsakten des Königs ist die Gegen— zeichnung eines Ministers notwendig. Eine Ernennung eines Offi⸗ . ohne Gegenzeichnung des, Ministers ist rechtsungültig. Eine Frnennung im Widerspruch mit der Verfassung verwirkt auch den Anspruch auf das Gehalt. Es ist eine schwere Verletzung der preu⸗ ßischen Verfassung, wenn das Militärkabinett die Ernennung gegen— zeichnet. Der Minister hat die Ernennung gegenzuzeichnen, denn er trägt die Verantwortung. Drückt er sich von der Gegenzeichnung, um die Verantwortung nicht zu übernehmen, oder kennt der Minister die Verfassung nicht? Wir vertreten den verfassungsrechtlichen Stand⸗ punkt. Systematisch wird von dem Militärkabinett und dem Kriegs⸗ ministerium an den Grundlagen der Verfassung gerüttelt. Selbst⸗ verständlich führt der König nach der Verfassung das . Da⸗ durch werden aber die Minister nicht ihrer Verantwortlichkeit ent⸗ ' Der König ist nach einem konservativen Kommentator an as Etatsgesetz gebunden. Auf Grund des Etatsrechts haben auch wir mitzusprechen, nicht nur Wünsche vorzubringen, wie der Kriegs⸗ minister glaubte. Dies Recht ist uns in der Verfassung gewährleistet worden. Dies Recht ist so unzweifelhaft, daß ich den Kriegsminister bitten . einmal die , zu studieren. Auf welche Fälle der preußischen Verfassung ober der Konventionen hat er sich bezogen? Eine schneidige und kühne Behauptung vor dem, Reichstage schafft noch keine klaren Rechtsverhältnisse. Die Schneidigkeit ist im besten Falle nur ein Surrogat. Imponieren lassen wir uns durch Schneidig⸗ keit absolut nicht. Wir verlangen von jedem Minister, daß er das,
Es ist aber nicht zulässig, daß
was in der Verfassung steht, gewissenhaft beachtet. Nicht nur die Volksvertreter, sondern auch der Reichskanzler und die Minister haben die Verfassung zu achten. Diese Auseinandersetzung war dringend notwendig. Es muß eine Legendenbildung verhindert werden, die leider in vielen Köpfen recht viel Unheil angerichtet hat. An dem Recht der Stellenbesetzung rütteln wir nicht. Es darf sich aber nicht eine unverantwortliche Stelle dazwischen schieben. Die staatsrechtliche ufer des Kriegsministers könnte uns dazu führen, sämtliche Kosten für das Militärkabinett zu streichen. Wir müssen jedenfalls gegen die Auffassung des Kriegsministers Verwahrung einlegen. Nach der preußischen Verfassung sind alle Preußen vor dem Gesetze gleich, alle haben das gleiche Recht, öffentliche Stellen zu bekleiden. Ferner ist der Genuß der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte nach einem weiteren preußischen Verfassungsartikel von dem Religions— bekenntnis ungbhängig. Mehrere zer Resolutionen, die der Reichs⸗ tag in dieser Richtung im vorigen Jahre beschlossen hat, haben Ant— wörten erfahren, die alles andere Cher als Befriedigung bei uns er— wecken könnten. Man antwortet uns, die Besetzung der Stellen im Heere erfolge von jeher nur nach der j Tüchtigkeit, wegen des Religionsbekenntnisses werde beim Heere niemand zurückgesetzt. Man begreift nicht, wie der Bundesrat den Mut zu dieser Erklärung finden konnte, angesichts der Eingeständnisse, die die beiden Vor— gänger des jetzigen Kriegsministers dem Reichstage gemacht haben. Der Kriegsminister von Einem hat zugegeben, daß Zurückweisungen von Reserveoffiziersaspiranten lediglich deshalb erfolgt sind, weil die Be⸗ treffenden Juden waren, es war also nicht lediglich nach der persön⸗ lichen Tütigkeit entschieden worden. Der Kriegsminister von Heeringen gab 1911 unumwunden zu, daß seit 1885 kein Jude mehr zum Reserve⸗ offizier ernannt worden sei. Die jetzige Erklärung des Bundesrats steht diesen Erklärungen schnurstracks entgegen. Der Kriegsminister von Heeringen gab auch zu, daß es sich um antisemitische Regungen handle, auf die diese Erscheinung zurückzuführen sei. Der Reichstag hat auch in einer vom Zentrum herstammenden Resolution eine Statistik über die Beförderung nach der Konfession verlangt, und wir müssen hören, daß diese Statistik entbehrlich sei, weil bei der Beförderung nach der Religion nicht gefragt werde. Wie stellt sich denn eigentlich das Zentrum zu dieser Abfertigung? Hinter dieser stolzen Antwort — der Berliner hat einen anderen bezeichnenden Ausdruck dafür — verbirgt sich lediglich das schlechte Gewissen. Wo ist selbst in den anderen Reichsämtern noch irgend ein Jude als Beamter? Wir sehen auch hier wieder die Richtigkeit des alten Gneistschen Wortes von der Um— kehrung der Verfassung durch die Verwaltung. Ich erhebe hier die öffentliche Anklage, daß alle die Chefs der Reichsämter in diefer Be— ziehung ihre Pflicht nicht tun und die Verfassung verletzen. (Vize⸗ präsident Dove ersucht den Redner, sich in seinen Ausdrücken zu mäßigen.) Es existiert ein Erlaß, der bhesagt, daß, wenn die jüdischen Offiziersaspiranten nicht zu Reserveoffizieren gewählt würden, weil sie sich auch bei persönlicher Tüchtigkeit nicht eigneten, so dürfe man sie auch nicht zu Unteroffizieren befördern; ferner werden auf Grund eines anderen Erlasses die jüdischen Einjährigen in immer weiterem Umfange auch von dem Offizierausbildungsunterricht ausgeschlossen. Um Ausreden sind ja die Herren von der Heeresverwaltung nicht ver— legen; der Teufel schlug bekanntlich seine Großmutter, weil sie keine Ausrede wußte. Wunderbar, daß diese Unfähigkeit zum Reserve⸗ offizier sich stets herausstellt, wenn das Taufwasser fehlt! Wir haben es hier mit einer fortdauernden, bewußten Verfassungsverletzung zu tun. Vor hundert Jahren hatten wir aufgeklärte Staatsmänner in Preußen; so etwas gibt es ja anscheinend heute nicht mehr, wir haben in dieser Beziehung einen Rückschritt um Jahrhunderte gemacht. Eine amtliche Denkschrift des preußischen Kriegsministeriums von 1847 spricht sich dahin aus, daß die jüdischen Soldaten sich völlig gleichwertig den christlichen erwiesen hätten; dem Vereinigten Landtage von 1847 wurde amtlich erklärt, daß kein Grund vorliege, die Juden nicht zu Offizieren zu machen, und der Fürst zu Lynar Brach ich auf dem Vereinigten Landtage in demselben Sinne aus. Graf Vorck, der Vater des jetzigen Herrenhausmitgliedes, hielt eben⸗ falls dafür, daß den Juden alle politischen Rechte gegeben werden müßten; wenn die Juden nicht zu Offizieren vorgeschlagen würden, so sei das ein Makel, der der Verwaltungspraxis anhafte. Man fragt immer, warum sich die Juden in eine Gesellschaft wie das Offizier⸗ korps drängen wollen, wo man sie nicht haben will. Sie tun es, weil sie das Verbot als einen Makel ansehen. Selbst hohe Adlige, wie Graf Ziethen, hielten es für selbstverständlich, daß Juden, die doch auch im Kriege Offizier werden konnten, es auch im Frieden werden müßten. Heute macht die Politik der Konservativen in Preußen ja ihr Generalsekretär Kuntze. Wie tief ist eine Politik gefunken, die sich derartiger Mittel bedienen muß? Selbst Freiherr von Zedlitz hat die Behandlung der Juden im Heere als einen schweren Fehler bezeichnet und auf das 6österreichische Beispiel hingewiesen. Der Reichstag hat deshalb die . den Kriegsminister einzuwirken, daß den Bestimmungen der zerfassung Rechnung getragen wird. Der Kriegsminister hat ja erst vorgestern erklärt, man müsse jeden Ein— jährigen zum Unteroffizier und Reserveoffizier ausbilden. Das tut man aber bei Juden nicht. Es wird Wert darauf gelegt, ein hohes Ehrgefühl jm Sffizierkorps zu erhalten. Wie kann das 4ber möglich sein, wenn Hauptleute gezwungen werden, wider bessere Ueherzeugung
jüdische Einjährige nicht zum Offiziersunterricht zuzulassen. Recht und
Gerechtigkeit müssen im Deutschen Volke immer eine Stätte finden. Das sind wir dem Ansehen unseres Volkes unter den anderen Völkern als Kulturnation schuldig.
Abg. Graf West arp (dkons.): Die Aeußerungen des Dr. Lieh⸗ knecht und des Abg. Gothein zwingen mich doch, auf einige Punkte einzugehen. Dr. Liebknecht meint, daß die Propaganda seiner Partei sich nicht gegen die Armee, sondern nur gegen den Militarismus und den militärischen Geist richtet. Dieser , des Dr. Lieb⸗ knecht kann nur jemand folgen, der in seinem Blute eine gewisse Anlage zu dem Verständnis der Rabulistik einer Talmutlogik hat. Die Sozialdemokratie will das Heer, wie es bei uns sich geschichtlich ent⸗ wickelt hat, und von allen bürgerlichen Parteien als ein unbedingt nor⸗ wendiger Bestandteil unseres Volkes und für die Stützen seiner Welt⸗ stellung betrachtet wird, als Einrichtung beseitigen und durch die Miliz ersetzen. Ein sozialistischer Abgeordneter erklärte auf dem Parteitage in Düsseldorf, die Miliz sei etwas ganz anderes, aus der häßlichen Raupe des Militarismus könne sich niemals der schöne Schmetterling der Miliz entwickeln. Man müsse sie deshalb totschlagen und beseitigen. Damit will man ngtürlich auch die monarchische Grundlage unseres Heeres beseitigen. Der Fahneneid wird als eine aufgezwungene For— malität bezeichnet, und der Offizier soll nicht mehr in einem persön⸗ lichen Verhältnis des Gehorsams und der Treue zum obersten Kriegs⸗ herrn stehen. Deshalb ist es ein Spiel mit Worten, wenn gesagt wird, man bekämpfe nur den Militarismus. Der Abg. Gothein hat die Frage der verfassungsmäßig rechtlichen Seite des Militärkabinetts ange⸗ schnitten. Die Ernennung und Entlassung von Offizieren müsse nach seiner Meinung vom Kriegsminister gegengezeichnet werden, damit er dem Reichstage gegenüber die politische Verantwortung dafür trage. Das bestreite ich. Bei Einführung der Verfassung hat kein Mensch daran gedacht, in dieses dem, König vorbehaltene Recht der Kom— mandogewalt einzugreifen. Seitdem ist dieses Recht ohne jede Gegen⸗ zeichnung ausgeübt worden. Auch die Reichsverfassung hat daran nichts geändert. Deshalb muß die Ernennung und Entlassung von Offizieren als ein Recht des obersten Kriegsherrn erhalten bleiben. Die Ein— führung einer parlamentarischen Mitwirkung würde eine schwere Er⸗ schütterung einer der wichtigsten Grundlagen unseres Staatslebens sein. Die Sozialdemokrgtie unterscheidet im Kampfe gegen unser Heer äußere und innere Organe. Der äußeren, der internationalen Aufgabe des Heeres steht die Sozialdemokratie kühl his ans Herz hinan gegen⸗ über. Klarer ist ihre Stellungnahme gegenüber der inneren Aufgabe. Hier will sie die Staatsgewalt unbedingt wehrlos machen. Ueber die Formulierung dieses Kampfes und über die Taktik herrschen Meinungs⸗ verschiedenheiten in der sozialdemokratischen Partei. Die Abgg. Süde⸗ kum und Noske, wie Dr. Liebknecht, haben gelegentlich Widerstand mit ihren Ansichten gefunden. Es ist nun aber nicht ohne Vorteil für die Partei, daß sie in dieser Frage eine Politik und Agitation mit doppeltem Boden betreiben kann. Vor fanatisierten Volksversammlungen legt man sich nicht den geringsten Zwang auf. Wo es aber gilt, an Massen heranzukommen, die der sozialdemokratischen Beeinflussung noch nicht bis, zum letzten Ende zugängig waren, und es darauf ankommt, die⸗ jenigen, die auf die antimilitaristische Propaganda im Reichstage hin⸗ weisen, ins Unrecht zu setzen, oder einer befreundeten Partei, mit der man ein Dämpfungsabkommen beschlossen hat, keine Ungelegenheiten zu bereiten, da ist eins — zwei — drei eine mildere Auffassung auf einmal da. Als Kinder haben wir vor solchen Taschenspielerkunst⸗ stücken eine gewisse Ehrfurcht gehabt. Aber auf ernste Politiker kann eine solche Politik mit doppeltem Boden keinen Eindruck machen. Eins steht jedenfalls fest, daß für alle Aeußerungen gegen den militäri⸗ schen Geist die sozialdemokratische Partei als Ganzes verantwortlich ist. Auch diejenigen Mitglieder, die vielleicht hinsichtlich des Tones ver— schiedener Ansicht sind. Der Weg, auf dem dieses Ziel erreicht werden soll, ist verschieden. Mir ist wohl bekannt, daß die eigentliche Kasernen⸗ propaganda von der offiziellen Parteileitung, von den Parteitagen abgelehnt wird, mit gutem Grund, aus Vorsicht, denn wer von den unter der Fahne stehenden Mannschaften sich des Ungehorsams schuldig macht, hat schwere Strafe zu erwarten. Deshalb wird ein anderer Weg gewählt. Der sozialdemokratischen Partei kommt es darauf an, dem Soldaten schon von vorn herein von Jugend auf, ehe er in das Heer eintritt, das Leben in der Kaserne, die militärische Ausbildung zu ver⸗ ekeln. Der Abg. Liebknecht hat gestern mit besonderer Emphase hervor⸗ gehoben, daß der Kriegsminister, als er die „Tägliche Rundschau“ . einen Satz nicht richtig wiedergegeben habe, wenigstens nicht o, wie er im Protokoll der sozialdemokratischen Jugendorganisation stehe, nämlich den Satz, in dem gesagt wird, man wolle die Bevölkerung mit Abscheu und Ekel gegen den Militarismus erfüllen. (Gunuf des Abg. Liebknecht Dieser Satz hat allerdings gefehlt. Auf dem Partei⸗ tag von 1907 — ich bitte Sie, die Seiten 245, 247, 251 und 92 des Protokolls nachzusehen — hat der Abg. Liebknecht u. a. ausgeführt, daß es die erste Aufgabe sei, den jungen Leuten den Kasernendrill zu ver— ekeln, die Verekelung des Militarismus sei Pflicht, man müsse das zum Bewußtsein bringen. Worauf es ankommt, ist doch das Bestreben, den Mannschaften vor dem Eintritt in die Kaserne das ganze Militär⸗ leben, den ganzen Militarismus, wie Sie es nennen, den ganzen militärischen Geist, den Sinn für Gehorsam, Disziplin und Bienst. freudigkeit, zu verekeln. Zweck und Ziel ist. den militérischen Geist als solchen zu zersetzen und zu zermürben. Das kö Ran Sie (zu den
Sozialdemokraten) nicht leugnen. Zu diesem Zweck wenden Sie sich