1914 / 109 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 May 1914 18:00:01 GMT) scan diff

worden. Man hat jetzt den Grundsatz aufgestellt, daß die Pro⸗ rektoren an den Seminaren schon akademisch gebildet sein müssen. Im vorigen Jahre hat sich der Abg. Dr. Heß sehr lebhaft gegen den Deutschen Lehrerverein ausgesprochen. Wenn man sich aber die Forderungen des katholischen Lehrervereins einmal etwas näher ansieht, so findet man wirklich kaum noch einen Unterschied. Damit bin ich ja durchaus einverstanden, und ich freue mich, weil ich die meisten dieser Forderungen für berechtigt halte. Jedenfalls sind aber die Angriffe gegen den Deutschen Lehrer⸗ verein von der Seite des Zentrums ganz ungerechtfertigt. Man ver⸗ sucht oft, die Simultanschule dadurch zu diskreditieren, daß man be⸗ hauptet, sie sei eine religionslose Schule. Das ist durchaus nicht der Fall und diese Meinung beruht auf einer Verkennung ihres Wesens. Auch die Simultanschule soll dem Schüler die seiner Konfession entsprechende religibse Bildung vermitteln. Der Redner begründet hierauf in längeren Ausführungen den Antrag seiner Partei auf Neu⸗ regelung der Schulunterhaltungspflicht in den Provinzen Westpreußen und Posen und fährt dann fort: Der Hinweis auf die dienstliche Ueberlastung der Kreisschulinspektoren ist durchaus am Platze. Man sollte ihnen eine ausreichende Dienstaufwandsentschädigung ge⸗ währen, damit sie in der Lage sind, sich einen Sekretär zur Er⸗ ledigung der vielen Schreibarbeiten zu halten. An der Novelle zur Landesverwaltung haben die Schulinspektoren ein großes Interesse. Man darf in der Schule nicht einfach das Unterrichtsministerium ausschalten. Es gibt ja freilich auch Schulinspektoren, die Gott in seinem Zorn dazu gemacht hat. Aber wir wollen anerkennen, daß, wenn wir auf dem Gebiete unseres preußischen Volksschulwesens vor angekommen sind, wir das zu einem guten Teil auch den Regierungs— schulräten zu verdanken haben. Wenn man dem Regterungspräsidenten alle Gewalt in der Volksschule geben will, so könnte man diese ja einfach dem Ministerium des Innern unterstellen. Gegen solche Tendenzen müssen wir uns entschieden wenden.

Abg. Styczynski (Pole): Dle bestehenden Ungleichheiten auf dem Gebiete des Schulwesens in der Provinz Posen sind meist eine Folge des Sozletätsprinzips. Wir stimmen für den Antrag Ernst in der Voraussetzung, daß er bei der Beseitigung des Sozietäts⸗ prinzips keineswegs an der Grundlage der Volksschule rüttelt. Wir stimmen auch fur den Antrag Künzer; den Antrag Viereck lehnen wir dagegen ab, well nicht die Bureaukratie in der Schule herrschen darf. Dutch die geforderten 300 009 S werden die Unzuträglichkeiten nicht beseitigt. In unserer. Provinz gibt es zwei Drittel katholische Schüler und ein Drittel evangelische, aber das Verhältnis der Lehrer ist umgekehrt. Dem Mangel an katholischen Lehrern kann man am besten steuern durch Vermehrung der kathollschen Seminare. Der Etat sieht leider eine solche Vermehrung nicht vor. Es ist notwendig, daß di

te Lehrer mit den Schülern nicht nur dasselbe Bekenntnis haben, sondern auch dieselbe Sprache sprechen. Der Volksschullehrer hat sehr wenig Gelegenbeit zu französischer Konversation. Es wäre in der Provinz Posen besser, daß auf den Seminaren statt des Französischen Polnisch gelehrt würde. Wir müssen uns über die rücksichtslofen Germanisierungsbestrebungen in den Schulen der Provinz Posen aufs heftigste betlagen. Die Elementar⸗ schulen entsprechen bei uns nicht den Anschauungen unserer Bevölkerung. In der Provinz Posen sind 15506 katholische Kinder in evangelischen Schulen eingeschult. Vor allen Dingen müssen konfesstonelle Schulen eingerichtet werden. Ein früherer katholischer, jetzt evangelischer Lehrer in der Provinz Posen erteilte einen sehr merkwürdigen Gesangunterricht. So lehrte er die Lieder „Ja, das haben die Mädchen so gerne“, „Puppchen, du bist mein Augenstern“, „O, Isabella“, „Sie läßt mir nicht, sie läßt mir keine Ruh“. Um die Germanisierungsbestrebungen in der Schule zu fördern, bedient man sich der verwerflichsten Mittel. Der Abg. von Campe hat früher elnmal von dem sog. „Verräter“ gesprochen. Das waren Zettel mit der Aufschrift „Verräter“. Ertappte der Lehrer ein Kind beim Gebrauch der polnischen Sprache, so übergab er ihm diesen Zettel, den das Kind so lange behalten mußte, bis es einen Mitschüler beim Gebrauch der polnischen Sprache erwischte. Diesem übergab er dann den Zettel, und so wanderte der Zettel von einem Kinde zum anderen. Aehnlich war es mit einem Stäbchen, genannt „der Pollak“. Auch dieses mußte von einem Kinde zum anderen wandern, das beim Gebrauch der polnischen Sprache getroffen wurde. Jetzt ist sogar der polnische Religionsunterricht besejtigt. Der Minister meinte in der Kommission, daß die polnische Presse die polnischen Jünglinge davon abhalte, Lehrer zu werden. Das ist nicht richtig; richtig ist aber, daß jeder polnische Jüngling, der Lehrer wird, ein Märtyrer polnischen Sache wrd. Die Kinder hören in der Schul von Anfang an kein polnisches Wort, doch sollte das polnische Wort in der Schule den Anschauungsunterricht ersetzen. Die Posener Lehrer⸗ zeitung gibt offen zu, daß bei dem gemeinsamen Unterricht der deutschen und der polnischen Schüler die deutschen Schüler zu kurz kommen, und fordert demgemäß eine Aenderung in dieser Beziehung. Auch die Simultanschulen werden von deutscher Seite verurteilt. Der ganze Religiongunterricht in unseren Provinzen beruht nur auf einer mechanischen Einübung deutscher Sätze, und die Folge dieser Er— ztehungsmethode ist die überhandnehmende Verrohung der polnischen Jugend. Die Schule ist in erster Linie dazu berufen, die Kinder in sittlicher und religiöser Beziehung für das Leben vorzubereiten. Dieser Aufgabe kann sie aber nur gerecht werden, wenn der Religions unterricht für die polnische Jugend in polnischer Sprache erteilt wird. Die Erklärung des Ministers, daß der Magistrat in Posen den polnischen Religionsunterricht aus eigener Initiative beseitigt hat, widerspricht den Ausführungen des Oberbürgermeisters von Posen, denn dieser hat sich bei der Beseitigung des polnischen Religions⸗ unterrichtes ausdrücklich auf eine darauf bezügliche ministerielle Verfügung berufen. Ganz abgesehen aber davon, daß dieser Widerspruch doch äußerst sonderbar ist, steht das ganze Vorgehen des Magistrats in Posen hier nicht im Einklang mit der Verfassung.

U

Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz:

Meine Verren! Ich wil auf Ausführu 1

;

redners nicht näher eir

erbeten, um auf den Fall in der S

men, auf den auch der Herr Vorredner

glaubt, zwischen meinen Angaben, die ich

d demjenigen, was in Posen von tadt dort angeführt worden ist,

müssen. Ich hatte ausgefül

sei, wonach in den unteren

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Posen der Religionsunterrie deutsch gelehrt werden solle bleiben.

Wenn anscheinend ein Widerf meiner 2 und den Angaben des Herrn Oberbürgermeisters in Posen bestel sind mir zwar die Angaben des Herrn Oberbürgermeisters in ihrem Wortlaute nach nicht bekannt, ich aber nur annehmen daß er sich bei seinen Ausführungen auf ziehen wollen.

Der Magistrat in Posen hatte Schwierigkeiten, den Religions⸗ unterricht in polnischer Sprache an den Volksschulen dort erteilen zu lassen, weil ihm genügende Kräfte dafür fehlten: es fehlten die pol⸗ nisch sprechenden Lehrer. Infolgedessen wandte er sich an mich,

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wischen * Tr mojimner zwischen 11 . 11

stellte mir das dar und fragte, ob unter diesen Voraussetzungen der Religionsunterricht in den unteren Klassen einiger Volksschulen in 1

J

21 Posen deutsch erteilt werden könne. Darauf habe ich ihm erwidert, daß, wenn die Dinge so lägen und tatsächlich eine andere Möglichkeit

fehle, weil genügende Lehrer mit polnischer Sprache nicht zur Ver⸗ fügung ständen, meinerseits nichts dagegen zu erinnern wäre, wenn vorübergehend, und solange dieser Mangel bestände, an einigen Schulen der Religionsunterricht der zweiten Klasse in deutscher Sprache erteilt würde. Es ist also, wie ich sagte, die Initiative von dem Magistrat ausgegangen, und sein Vorgehen war durch die tatsächlichen Verhältnisse bestimmt.

Alles dies ist in ausführlicher Weise in der Stadtverordneten⸗ versammlung dargelegt worden. Die Herren Polen, die dort zunächst über die Maßnahme sehr aufgeregt waren und darin eine neue dauernde Maßregel erblicken zu müssen glaubten, haben sich dann auch beruhigt und haben ihrerseits in der Stadtverordnetenversammlung einen An⸗ trag eingebracht, worin sie den Magistrat bitten, doch nach Möglich keit darauf hinzuwirken, daß eine genügende Anzahl von Lehrern mit polnischer Sprachkunde angestellt würde.

So einfach entwickelte sich die Angelegenheit; ich glaube, es ist nicht das geringste dagegen einzuwenden. Die ganze Aufregung war unbegründet, und ebenso der Vorstoß, den der Herr Abgeordnete neu⸗ lich hier gegen mich machen zu müssen glaubte.

Es ist auch nicht richtig, wenn der Herr Vorredner heute die Schuld dafür, daß es an polnisch sprechenden Lehrern fehlt, der Regie⸗ rung zugeschoben hat. Es ist nicht richtig, daß die Regierung aus Posen die Lehrer wegversetzt, die der polnischen Sprache mächtig sind. Das ist anfangs der achtziger Jahre einmal geschehen (Abg. Styezynski: Das habe ich ja gesagth; da ist eine größere An⸗ zahl von Lehrern, etwa 20, aus disziplinaren Gründen aus der Provinz Posen wegversetzt worden. Der größte Teil dr damals versetzten Lehrer ist aber längst wieder in der Provinz Posen angestellt, und auf diesen Vorgang ist der jetzige Mangel nicht zurückzuführen.

Auch das ist nicht richtig, wenn mein Herr Vorred kleinerung der Religionsabteilungen in den Schulen darauf zurück führte, daß das in der Absicht geschehen sei, den Mangel an polnisch j

ner die Ver⸗

prechenden Lehrern noch eklatanter in die Erscheinung treten zu lassen. Diese Maßregel ist auf den Wunsch der bischöflichen Behörde zurück⸗ zuführen, die Wert darauf legte, daß die Religionsabteilungen nicht zu

ö groß wären. Dem Wunsch hat die Regierung entsprochen, und der

Herr Vorredner sucht daraus der Regierung einen Strick zu drehen. l gemacht. (Lachen bei den Polen.)

So wird's jede

Abg. Leinert (Soz.): Wir stimmen den Anträgen Ernst und Künzer zu, lehnen dagegen den Antrag Viereck ab. Wenn man an die Entlastung der Beamten usw. von den Schullasten denkt, dann soll man überhaupt an eine allgemeine Entlastung von den Schullasten gehen. Wenn erst den Beamten diese Lasten abgenommen sind, wird niemand mehr an die Reform der

Schulunterhaltung in Posen denken. Wenn der Abg. von der Osten bezüglich der Umwandlung einer Halbtagsschule in eine einklassige Schule gemeint hat, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eltern berücksichtigt werden sollen, so hat er wohl an die wirtschaftlichen Verhältnisse der Großgrundbesitzer gedacht, denn es ist noch niemals vorgekommen, daß die Konserpativen die Interessen der Volksmassen wahrgenommen haben. Solche Bestrebungen sollen nur der Ausbeutung der Kinder durch die Großgrundhesitzer dienen. Die Konserpativen wollen überhaupt in ihrer Rückständigkeit auf dem Lande nur die einklassige Schule haben. Die Miß⸗ stände mit den „Hütekindern! bestehen immer noch, nur die eine Bestimmung ist getroffen worden, daß die Hütescheine nur noch an Kinder von 11 bis 13 Jahren gegeben werden dürfen. Den Anträgen auf Freilassung der Kihder vom Schulbesuch wird in viel zu weitem Umfange entsprochen, bie Kinder werden ausgenutzt, um Kartoffeln zu buddeln und Rüben zu zlehen. Zu dem Zweck werden besondere Ferien gemacht. Wir protestieren dagegen, daß dafür die Sommerferien auf eine Zeit verlegt werden, in der vom Sommer keine Rede sein kann. Im Kreise Rees wurde angeordnet, daß statt anderer Unterrichtszweige den Kindern landwirtschaftlicher Unterricht erteilt werden sollyle. Dieser landwirtschaftliche Unterricht wurde unter Ausschaltung des Lehrers don einem Großknecht des Gutes erteilt und bestand darin, daß die Kinder landwirtschaftliche Arbeiten verrichten mußten. Tie Eltern weigerten sich, ihre Kinder derartige Arbeiten verrichten zu lassen. Sie wurden deshalb von der Schulbehörde wegen Schulversäumnts angezeigt. Das Schöffengericht verurteilte diese Ellern zu 3 M6 Geldstrafe, und erst durch die Strafkammer wurden sie freigesprochen. Es muß Aufgabe der Schule sein, dafür zu sorgen, daß die Erwerbs⸗ arbeit der Schulkinder überhaupt beseitigt wird. Die Ergebnisse unseres Volksschulunterrichts sind keineswegs so günstig, wie dies immer hingestellt wird. Eine ausreichende Statistik haben wir aller⸗ dings darüber noch nicht. Es wäre aber wünschenswert, wenn die Regierung uns hierüber umfassendes Material unterbreiten würde. Der Gesundheitszustand der Schulkinder auf dem Lande ist nicht besser als in den Städten. Eg wird darüber geklagt, daß die Schul⸗ gebäude auf dem Lande nicht im mindesten den hygienischen An⸗ sorderungen entsprechen. Die Pissoirs und Aborte sollen vielfach nicht in Ordnung oder nicht in genügender Zahl vorhanden sein. Die Klagen über Unterernährung der Schulkinder mehren sich fortgesetzt. Wir verlangen, daß in der Schule den Schul⸗ kindern Speise und Trank verabreicht wird. Es müssen überall Schulärzte angestellt werden, die den Gesundheitszustand der Schulkinder überwachen. Wir müssen uns dagegen wenden, daß die Lehrer beurlaubt werden zu politischen Kursen des Reichs⸗ verbandes gegen die Sozialdemokratie. Die Lehrer dürfen nur die— jenige politische Ueberzeugung haben, die ihnen von der Schul⸗ verwaltung vorgeschrieben wird. Sie sind in politischer Hinsicht an Händen und Füßen gebunden. Auch den Lehrern muß wie allen Staatsbürgern volle politische Freiheit gegeben werden. Wir wünschen selbstverständlich, daß die Lehrer eine möglichst gute Ausbildung erhalten. Es werden in letzter Zeit häufig Klagen laut, die zeigen, wie wenig Verständnis die Lehrer für die Erziehung der Jugend haben. In einem Falle bestrafte ein Lehrer ein Kind, weil die Eltern nicht in der Lage waren, die nötigen Schulbücher zu kaufen. Etwas mehr Welikenntnis sollte doch ein Lehrer haben. Es ist keine unhillige Forderung, wenn wir verlangen, daß die Lehrbücher unentgeltlich geliefert werden. Wenn man be⸗

hauptet, daß die hierzu nötigen Mittel fehlen, so muß ich sagen, es ist noch viel mehr nötig für die Volksschulen; denn etz fehlen z. B. mindestens 20 0900 ordentliche Schulhäuser. Unsere verschiedenen Schulsysteme sind alle so eingerichtet, daß der arme Mann sein Kind gar nicht in die höhere Schule bringen kann. Wer von der Volksschule in die Mittelschule aufsteigen will, verliert ein Jahr, und wer von der Mittelschule in die höhere Schule übergehen will, verliert wieder ein Jahr, weil der Lehrgang der Schulen nicht aneinander paßt. Im Re⸗ gierungsbezirk Osnabrück und im Regierungsbezirk Lüneburg wird immer noch die Konfirmation altz Voraussetzung für die Ent⸗ lassung der Schüler betrachtet. Im Regierungsbezirk Lüneburg gilt noch die Verorbnung vom 16. Januar 1687. Der Minister hat zwar im Jahre 1909 durch einen Erlaß die rechtzeitige Entlassung festlegen wollen, aber diese wird doch wieder abhängig gemacht von dem voll⸗ ständigen achtjährigen Besuch der Schule und von der völligen Er⸗ reichung des Lehrzieleg. Wir müssen verlangen, daß ganz bestimmte und klare Entlassungsvorschriften erlassen werden. Ich kann nicht anerkennen, daß ein religionsgeschichtlicher Unterricht in den oberen Klassen der schule nicht erteilt werden könne. Man erblickt ehen in der Volksschule nicht eine Volksbisdungsanstalt, sondern eine Anstalt zur Erziehung von Menschen, die Gott und dem König ergeben

11 Mit dem Abg. Traub verlangen wir unbedingte Wahrhaftigkeit m Religionsunterricht. Ebensowenig wie man die Geschichte von Noah den Kindern als wahre geschichtliche Begebenheit darstellen soll, darf man ihnen erzäblen, daß Jesus drei Tage nach seiner Kreuzigung mit Haut und Knochen auferstanden ist. Als ich in der Volksschule war, erzählte unser Lehrer uns auch von Darwin, aber er fügte immer hinzu: das ist durchaus nicht erwiesen, was Darwin lehrt, richtig ist nur das, was in der Bibel steht; dort steht nichts von Darwin. In der höheren Schule kommt der Lehrer nicht in diesen Konflikt, weil dort Religion und Natur⸗ geschichte nicht von demselben Lehier gelehrt werden; das hält man mit Recht für ein Unding. Wir verlangen deshalb, daß der Religionsunterricht ganz aus der Schule verschwindet. Die Konservativen klagen darüber, daß das Lehrziel der Volksschule zu hoch gesteckt werde. Im Osten lernen die Volksschüler doch ganz gewiß nicht zu viel. Sie können ja oft nach ihrer Entlassung aug der Schule nicht einmal xichtig schreiben. Wir verlangen, daß die Schule so ausgebildet wird, daß sie eine wahre Bildungsanstalt für das Volk wird. Wir wollen durch die Volksschule gesunde und an Geist und Körper kräftige Menschen erziehen, die für die Freiheit und für die ganze Ent⸗ wicklung der Wissenschaft, der Technik und die gesamte Gesellschaft lätig sind.

Darauf vertagt sich das Haus.

Abg. von der Osten (kons. bemerkt per sönlich, daß die von ihm getane Aeußerung, die Abg. Leinert aus der Kommission zitiert habe, sich auf eine Petition von kleinen Grundeigentümern und Arbeitern bezogen habe, die ihre Kinder am Nachmittag für sich selbst beschäftigen wollten. Die Unterstellung des Abg. Leinert sei willkürlich und unrichtig.

Abg. Künzer (ul.) behält sich, da er morgen verhindert sei, vor, dem Abg. Styczynski bei der dritten Lesung zu erwidern.

Abg. Leinert (Soz.) bemerkt, daß aus der Aeußerung des Abg. von der Osten in der Kommission nicht zu ersehen gewesen sei, daß es sich um eine Petition von Arbeitern gehandelt habe.

Schluß 6 Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 11 Uhr GKultusetat).

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Reichstag ist der folgende Entwurf eines Gesetzes über die Gewährung von Beihilfen an Alt⸗ pensionäre und Althinterbliebene nebst Begründung zugegangen:

.

Den zu oder vor dem 1. April 1908 pensionierten Beamten und Offizieren ist auf Antrag im Falle des Bedürfnisses elne Pensions⸗ beihilfe zu gewähren, die bei Pensionen bis zu 1500 S 20 vom Hundert, von mehr als 1500 big zu 3000 Se 15 vom Hundert und von mehr als 3000 S 10 pom Hundert beträgt. Pension und Bei—⸗ hilfe dürfen zusammen den Betrag von 6000 nicht übersteigen.

Eine gleiche Pensionsbeihilfe erhalten unter denselben Voraus⸗ etzungen die zu oder vor dem 1. April 1908 einstweilig, nach diesem Zeitpunkt aber dauernd in den Ruhestand versetzten Beamten.

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Witwen und Waisen der im § 1 genannten Personen sowie der vor dem 1. April 1908 verstorbenen aktiven Beamten und Offiziere ist auf Antrag im Falle des Bedürfnisses eine Hinterbliebenenbeihilfe von 20 oder 15 oder 10 vom Hundert des Witwen und Waisengeldes zu gewähren, je nachdem dieses

bei Witwen bis 600 M, bel Vollwaisen bis 200 M, bei Halbwaisen bis 120 , oder darüber hinaus bei Witwen bis 1200 „, bei Vollwaisen bis 400 , bei Halbwaisen bis 240 M oder mehr beträgt. Witwengeld und Beihilfe dürfen zusammen den Betrag von 2400 M, Watsengeld und Beihilfe zusfammen bei Vollwalsen den Betrag bon 800 ½, bel Halbwalsen von 480 M nicht übersteigen. 5 36

Der Jahresbetrag der Beihilfe ist nach oben so abzurunden, daß bei der Teilung der Summe der Gebührnisse durch drei sich volle Markbeträge ergeben.

§ 4.

Die nach der Vorschrift des 51 den Pensionären mit einer Pension von mehr als 1500 S ober mehr als 3000 M zu gewährenden Pensionsbeihilfen sollen mindestens in demjenigen Betrage gewährt werden, der sich für die Pensionäre mit einer Pension bis zu 1500 oder bis zu 3000 66 als Höchsthetrag ergibt. Entsprechendes gilt für die Beihilfen der Witwen und Waisen.

X J § 5.

Durch die nach 5 1, 2 und 4 gewährten Beihilfen darf der Betrag nicht überschritten werden, der sich ergeben würde, wenn der Pensionär in der von ihm zuletzt bekleideten Stelle nach den am j. April 1908 geltenden oder mit Wirkung von diesem Zeitpunkt in Kraft getretenen Vorschriften besoldet gewesen und pensioniert worden wäre oder wenn die Hinterbliebenen bereits Anspruch auf Versorgung nach diesen Vorschriften gehabt bätten. Bei Grmittelung dieser Höchstgrenze ist von dem Besoldungsdienstalter auszugehen, das der Beamte bei seiner Pensionierung oder an seinem Todestage gehabt hat; bei Beamten ober Offizieren, für die ein Besoldungsdienstalter noch nicht festgesetzt war, bestimmt der Reichskanzler den maßgebenden Zeitpunkt.

56.

Das Vorhandensein eines Bedürfnisses ist bei dem Pensionär ohne welteret anzunehmen, wenn er verheiratet oder Angehörigen kraft Gesetzes unterhaltepflichtig ist und wenn sein jährliches Gesamt⸗ einkommen aus öffentlichen und privaten Mitteln weder 3000 MS bei Unterbeamten 1500 noch den im 5 5 Satz 1 bezeichneten Betrag übersteigt.

Datz gleiche gilt bei Witwen, wenn ihr jährliches Gesamteln⸗ kommen aut öffentlichen und privaten Mitteln 1200 ½ bei Witwen von Unterbeamten 6900 „M nicht übersteigt und bet Waisen, wenn sie anderetz Einkommen als die ihnen gesetzlich zustehenden Ver⸗ sorgungszgebührnisse nicht haben.

7 *

Dle Belhilfe ist von dem ersten Tage des Monats ab zu zahlen, in dem die Vorauszsetzungen für die Bewilllgung erfüllt sind, frühestens jedoch von pem ersten Tage des Monats ab, in dem der Antrag ein⸗ gegangen sst.

Vie Beihilfe fällt weg, wenn die Voraussetzungen der 55 1, 2 nicht mehr vorliegen. Im übrigen sinben hinsichtlich des Erlöschens und Ruhens die für die Pensionen oder die Hinterbliebenengebührnisse geltenden Vorschrlften auch auf die Beihilfen Anwendung. Gegebenen⸗ sallt tritt zunächst die Kürzung der Beihilfe ein.

8.

Ueber die Gewährung der Beihblfen aus diesem Gesetz entscheidet

unter Autzschluß des Rechtsweg die oberste Reichsbehörde endgültig.

§ 9.

Vieses Gesetz tritt mit dem.... . in Kraft. Außer Kraft treten altzhnn bie Vorschriften im Artikel ? Abs. ? des 9 vom 7. Mat 1907, betreffend Aenderungen des Reichsbeamtengeseßzeg vom 31. März 1873, (Neichtzge'setzbl. 1907 S. 201) und des 3 41 Abs. 2

deg Gesetzetz über die Pensionterung ber Offizlere vom 31. Mal 1906

(Neschsgesetzhl. . b66) mit der Maßgahe, daß die bitzher hiernach gewährten Beihilfen mit den neuen jusammen in Grenjen des vor stehenben g 5 und so lange belassen werden, big ihre Kürzung nach

Fendungen werden. Als

en jetzt aufgehobenen Vorschriften hätte eintreten müssen. Dabel d jedoch die nach diesem Gesetze gewährten Beihilfen auf das Ge⸗ omteinkommen nicht anzurechnen.

Dem . ist ferner im Wortlaut und in Ueber⸗ tzung ein Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche nd Japan vom 16. Mai 1913, betreffend den gegenseitigen chutz des gewerblichen und geistigen Eigentums in hina, zugegangen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Seit einiger Zeit befinden sich in Koblenz die Stukkateure Ausstand. Um eine Einigung herbeizuführen, hatte, wie die Köln. Itg. berichtet, die Handwerke kammer als Vermittlerin gestern ne gemeinsame Besprechung der Arbeitgeber und Vertreter des entralperbandes christlicher Bauarbeiter und des Deutschen Bau— Feiterverbandes veranlaßt. Sie ist jedoch ergebnislos verlaufen. ne neue gemeinschaftliche Beratung ist noch einmal auf den B. d. M. anberaumt worden.

Den Kundgebungsausstand der St. Petersburger Erbeiter (vgl. Nr. 108 d. Bl.) haben viele Fabriken, darunter e Maschinenbauanstalt Nobel und Siemens u. Halske, mit der Ein—⸗ ellung ihres Betriebes beantwortet. srbeiter beträgt gegen zehntausend. Dem Ausstand haben sich noch se Arbeiter der PutilowWerft angeschlossen, sodaß sich die nzahl der Feiernden auf etwa zwanzigtausend beläuft.

In dem seit Monaten andauernden Ausstand in der Uhren— 1dustrie von Grenchen im Kanton Solothurn steht nunmehr, die die „Köln. Ztg.“ erfährt, eine Einigung bevor.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Preisausschreiben für hauswerkliche Erzeugnisse. Der ländliche Hausfleiß, der von der Aufgabe ausgeht, die arbeits- tere Zeit des Winters durch geeignete, möglichst gewinnbringende ätigkeit aus zu füllen, findet auf der Wanderausstellung der heut schen Landwirtschaftsgesellschaft, die in der Zeit vom 3 bis 23. Juni d. J. in Hannover stattfindet, seinen Ausdruck in dem reisausschreiben für hauswerkliche Erzeugnisse. An diesem Preis werbe sind fast alle Gebiete des Deutschen Reichs beteiligt. So ingt Ostpreußen Garn und Webearbelten, deren Material an Ort und stelle selbst gejogen ist. Westpreußen zeigt u. a. Holzarbeiten, ämlich Mulden, Schaufeln usw., Schnitzarbeiten, Knüpfarbeiten ischnetze), Flechterelen aus Weiden (Versandkörbe u. dgl.), sowie st, und Wurzelflechtereien (Fischreusen). Posen meldet Webearbeiten deren Rohmaterial zum Teil anderwärtg bezogen ist. Unter den ebearbeiten Pommerns ist die betannte Webereischule von chönings-Muscherin hervorragend beteiligt. Mecklenburg kommt it Holjarbeiten, Schnitzereien und allerlei Hausrat. Besonders fangreich wird die Ausstellung aus Hannover sein; sind doch in eser Propinz noch 40 000 Handwebstühle in landwirtschaftlichen Haus⸗ ltungen in Benutzung, eine Tatsache, die der Geschicklichkeit und erktätigkeit der niedersächsischen Landbevölkerung das beste Zeugnis stellt. Garn und Leinen aus Flachs eigenen Anbaues spielen die auptrolle bei der Beschickung des Preisbewerbes aus Hannover; aber ich Strümpfe, Weidenkörbe und die landesüblichen Reiserbesen werden r Stelle sein. Oldenburg meldet Erzeugnisse aus Schafwolle an, DD zwar sowohl Garn wie Strümpfe. In ähnlicher Weise beteiligen Hh die hessischen Landesteile. Bayern ist mit einer großen ammmlung Klöppelspitzen, Hohenzollern mit Taschentüchern, schtüchern und anderen Stickereien, Elsaß Lothringen mit ztickereten, Webereien, Holzschnitzereien, Bürstenwaren und ähn⸗ chen Dingen am Platze. Außer Preisbewerb ist auch diegmal, ebenso hie 1913 in Straßburg, die Züricher ‚Genossenschaft für neue Echweizer Heimarbeit“ wieder zugegen. Diese Genossenschaft, die der Schweiz die kleinbäuerlichen Verhältnisse in ihren Produktions- öglichkeiten günstig zu beeinflussen bestrebt ist, geht von m Gedanken aus, diese Kreise durch künstlerisch und geschäftlich ge⸗ itete Heimarbeit zu fördern. In ihrer Modellwerkstätte und, sowett Diez nicht möglich, in den Landorten selbst unterwetst sie die Heim—⸗ beiter unentgeltlich, auch besorgt sie die gesamten Robstoffe. Die wußt gemeinnützig arbeitende Gesellschaft hat in der Schweiz sehr gensreich gewirkt und dürfte auch durch die Beteiligung in Hannover

r die Aufklärungsarbeit Ersprießliches leisten.

Petersburg, 8. Mai. (W. T. B.) Laut Angabe des Zentral⸗ tistischen Komitees des Ministeriums des Innern ist der Stand r Winter⸗ und Sommersaaten in 67 Gouptrnements im gemeinen recht befriedigend.

zesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maszregeln. Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der kault! und Klauenseuche von den Schlachtviehhöfen in üsseldorf und in München am 7. d. M.

Türkei. Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat folgende uarantäneverfügungen erlassen: Die Herkünfte von den Dardanellen unterliegen einer GBtlichen Untersuchung bei der Ankunft in einem Hafen wo sich ein Banitätzarzt oder ein Munizipalitätsarzt befindet. Die Herkünfte von Port Said unterliegen einer ärztlichen Untersuchung bei der Ankunft im ersten türkischen Hafen, wo sich ein anitätsarzt befindet. China.

Der Kaiserliche Konsul in Tientsin hat zur Verhütung der inschleppung der Pest unterm 18. April d. J. angeordnet, daß die 15 Hongkong kommenden und die Häfen Tongku⸗Tientsin nd Tsingwangtau anlaufenden deutschen Seeschiffe der

ßesundheitspolizeilichen Kontrolle unterliegen.

Verkehrswesen.

Das Verschieben von Briefen und Postkarten in rucksachensendungen bildet fortgesetzt die Ursache unliebsamer zriefverschleppungen und Briefverluste. Ungeachtet wiederholter An⸗ nahnungen durch die Presse und trotz unmittelbarer Einwirkung der ostanstalten auf die Absender werden viele Drucksachen⸗ endungen leider immer noch in so mangelhafter Verpackung jur Post eingeliefert, daß sie leicht zu Fallen für kleine ͤ besonders gefährlich in dieser Be⸗ iehung erweisen sich, wie wiederholte Feststellungen bestätigen, ie häufig zur Versendung von Drucksachen benutzten offenen Brief- omschläge, bei denen die Absender die am oberen Rand oder an der Bete vorhandene Klappe nach innen einschlagen. In den dadurch ntstehenden Spalt verschieben sich unbemerkt Briefe, Post⸗

. 3 usw., die dann in der Drucksache oft weite Irrfahrten aachen. öavor gewarnt werden, die Klappe solcher Umschläge nach innen

Im elgensten Interesse des Publikums muß eindringlich

inzuschlagen; viel besser ist es, die Klappe über die Rückfeite des Kmschlags lofe überhängen zu lassen. Als recht zweckmäßig haben sich Umschläge bewährt, die an, der Verschlußklappe einen zungenartigen Ansatz haben, der in einen äußeren Schlitz des Üümschlags gefleckt wird. Sie sichern den Inhalt vor dem Perausfallen und verhindern das Einschieben anderer Sendungen;

bre möglichst ausgedehnte Verwendung ist im allgemeinen Interesse ju wünschen. Verhältnizmäßig häufig herschieben sich auch Briefe usw. n Zeitungen, die unter Stresfband verschickt werden. Es ist dringend ju raten, die Streifbänder fo fest wie möglich um die Zeitungen zu egen, nachdem diese umschnürt worden sind.

Die Zahl der ausgesperrten.

Handel und Gewerbe.

Die Ginnahmen der Lübec⸗Büchener Eisenbahn be⸗ trugen im April 1914 vorläufig 876 900 , im Vorjahre vorläufig U 3 218 ½, endgültig Ss5 666 4. Seit dem 1. Januar betrugen die Einnahmen vorläufig 3 085 599 4, im Vorjahre vorläufig 2 994 509 4, endgültig 3 299 481 6. 1913 fiel Ostern in den Monat März, 1914 in den April.

Nach einer durch. W. T. B.“ übermittelten Mitteilung der Kaiserlich Russischen Finanz. und Handelsagentur ergah der Wochenausweis der Russischen Staatsbank vom 23. April / 6. Mai d. J. folgende Ziffern (die eingeklammerten Ziffern entsprechen den glelchen ien des neuen Bilanzformulars der Staatsbank bezw. den iffern der Vorwoche), alleß in Millionen Rubel: Aktiva. Gold (in Münzen, Barren und Anweisungen der Minen derwaltung) (Nr. 1) 1579,11 (574,6), Gold im Auslande (Nr. 2) 204,2 (208,25, Sllber⸗ und Scheidemünze (Nr. 3) 72,9 (70, 5), Wechsel und andere kurzfristige Verpflichtungen (Nr. 4) 381,4 (387,0), Vorschüsse, sichergestellt durch Wertpapiere (Nr. 5) 904 (91,5), a. Vorschüsse (hierher gehören: Vorschüsse, sichergestellt durch

aren, Vorschüsse an Anstalten des Kleinen Kredits, Vorschüsse an Landwirte, Industrielle Vorschüsse, Vorschüsse an das St. Peters burger und Moskauer Leihhaus, Protestierte Wechsel) (Nr. 6 bis 11) 270. (275, 6), Wertpapiere im Besitz der Staate bank (tr. 17) gh, (93,8), verschiedene Konten (Nr. 13) 197.0 (104,0), Saldo der Rechnung der Bank mit ihren Filialen (Nr. 14) (), zusammen 28014 (23805,2). Pa ssiva. Kreditbillette, welche sich im Umlauf befinden (Nr. I) 16222 1598, 9), Kapitalien der Bank (Nr. 2) 56,0 (H,O), laufende Rechnungen der Departements der Reichsrentei (Nr. 4) 433,2 (423 4), Einlagen, Depostten und laufende Rechnungen verschiedener Anstalten und Personen (Nr. 3, 5 und 6) 633,5 (646,0), verschiedene Konten (Nr. 7, 8 und 97) 45,3 (45,3), Saldo der Rechnung der Bank mit ihren Filialen (Nr. 10) 12,1 (36,65), zusammen 2801, 4 (2805, 2).

Rom, 8. Mai. (W. T. B.) Der Schatzminister hat den Diskontsatz vom 9. Mai ab von 5 auf 5 0 herabgesetzt.

New York, 8. Mai. (W. T. B.) In der vergangenen Woche wurden 124 000 Dollar Gold und 70 000 Dollar Silber eingefübrt; ausgeführt wurden 1011 000 Doll4r Gold und 753 000 Dollar Silher.

New JYork, 8. Mai. (W. T. B.) Der Wert der in der vergangenen Woche eingeführten Waren betrug 20 500 000 Dollar gegen 20 480 000 Dollar in der Vorwoche; davon für Stoffe 2234 009 Dollar gegen 3291 000 Dollar in der Vorwoche.

Wollbericht. Berlin, 8. Mai 1914. Die letzte Geschäfts— woche brachte dem deutschen Rohwollhandel lebhaften Verkehr. In folge der Wollauktlon am 6. und 7. Mai waren am hiesigen Platze viele Wollinteressenten, die auch den Lagern gute Beachtung schenkten. Die Bedarfsfrage seitens der Fabrikanten, Spinner, Wäscher 2c. war sehr rege, sodaß die meisten Unterhandlungen zu be— frledigenden Abschlüssen führten. Es wurden etwa 1000 Zentner Schmutzwollen den hiesigen Lagern entnommen. Die Wert⸗ basis deckte sich durchschnittlich mit den Auktiongnotierungen. In überseeischen Wollen entwickelie sich eine ziemlich rege Kauftätig⸗ keit. Die Preise sind sehr fest mit Neigung nach oben. Die feste Tendenz für Wolle kam auch bei der am 6. und 7. Mal hier abge⸗ haltenen Wollversteigerung des Vereins der Merinozüchter zum Aus— druck. Die dritte und letzte diesjährige Berliner Wollauktion wird am 23. Juni sowohl für Rückenwäschen, als auch für ungewaschene Wollen abgehalten. Ungewaschene Gerberwollen hatten in allen Sorten befriedigende Umsätze. Von gewaschenen Wollen wurden be⸗— sonders feine Qualitäten beachtet. Die Tendenz für grobe, aus⸗ ländische Gerberlammwollen ist fest. Es notieren bunte Wollen ca. 60 S , schwarze 75 MS, weiße ca. 93 S. für den Zentner.

Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde. Rindermarkt am Freitag, den 8. Mai 1914.

Auftrieb: 890 Stück Rindvieh 180 Stück Kälber. Mlle. 750 Stück Zugochsen . J ö ,, ö 19 ö 11

Verlauf des Marktes: Sehr schleppendes Geschäft; gedrückt; verbleibt Ueberstand.

. Es wurden gezahlt für:

Milchkühe und hochtragende Kühe: aß, 664 Qualitat 9 Qualität 38940590 nne, .

Ausgesuchte Kühe über Nottz.

Tragende Färsen: ,, . n Ausgesuchte Färsen über Notiz.

Zugochsen.

à Zentner Lebendgewlcht

J. Qualltät 11. Qualtät

a. Gelhes Frankenvieh, Scheln⸗

ö 46 zd c. Sslddeutsches Scheckvieh,

Simmenthaler, Bayreuther.

Jungvieh zur Mast:

Bullen, Stiere und a 34 37 M. Weldevlehmarkt: 15. Mat 1914.

Kursberichte von auswärtigen Fonds märkten.

Hamburg, 8. Mai. (W. T. B.) Gold in Barren das Kilogramm 2790 Br., 2784 Gd., Silber in Barren das Kilogramm 80,75 Br., 80,25 Gd.

Wien, 9. Mai, Vormlttags 10 Uhr 40 Min. (W. T. B.) Ginh. 40/9 Rente M. / N. p. ult. 81,35, Oesterr. 4 /, Rente in Kr. W. pr. ult. 82,10, Ungar. 4 6/0 Rente in Kr. W. 80,55, Türkische Lose per medio 219, 50, Drientbahnaktlen pr. ult. S880, 90,

DOesterr. Staatshahnaktien (Franz. vr. ult. 693,00, Südbahn⸗

gesellschaft (Lomb.) Akt. pr. ult. 97,75, Wiener Bankyverelnaktien Desterr. Kreditanstalt Akt. pr. ult. 606,75, Ungar. allg. Krehitbankaktien —, Desterr. Länderbankaktien —, Unionbank⸗ aktten 576,50, Türkische Tabakaktlen pr. ult. 41 9,50, Deutsche Reichs⸗ banknoten pr. ult. 117,61, Oesterr. Alpine Montangesellschaftgzaktien S07, 50, Prager Eisentindustrieges. Akt. 2532. Brürer Kohlenbergb.“ Gesellsch⸗Aktien Lokale Positionslösungen drücken.

London, 8. Mai, Nachm. (W. T. B.) Suber promp 271616, 2 Monate 271 16. Prlvatdigkont 236. Abendg. 250,0 Engl. Konsoltz 7411,49. Bankeingang 225 000 Pfund Sterling.

Parts. 8. Mat. (W. T. B.) (Schluß. 3 oo Franz. Rente 87, 03.

Madrtd, 8. Mai. (W. T. B.) Wechsel auf Varig 105,580.

Lissabon, 8. Maß. (W. T. B.) Goldagio 18.

New Jork, 8. Mai. (Schluß) (W. T. B.) Die Zuspitzung der Verhältnisse in Veracruz sowie umfangreichere Verkaufaaufträge, die für Rechnung Londoner Häuser zur Ausführung vorlagen, ließen die Börse in schwacher Haltung eröff nen. Das Geschäft war anfäng⸗ lich ziemlich lebhaft, wurde im weiteren Verlauf deg Verkehrs aber ruhiger. Wenn auch die anfänglichen Kurgverluste, welche sich für die führenden Werte auf 1 bis 2 Dollar beliefen, später zum Tell wieder eingeholt wurden, so erwies sich doch die Grundstimmung im allgemeinen als gedrückt, da die Interesselosigkest, welche vie Spe—⸗ kulatlon dem gestern veröffentlichten glänzenden Bericht des Ackerbau⸗

bureaus entgegenbrachte, sehr verstimmte. Im Vordergrunde des Interesses standen Missouri Paclfie Shares. Dieses 5 hatte zeitweilig ziemliche Kurseinbußen zu erleiden, da das Gerücht umging, daß Unterhandlungen bezüglich der Neustnanzierung der Gesellscha

noch mit einem anderen Bankhause eingeleitet werden sollten. Die Firma Kuhn, Loeb & Co., mit der bisher perhandelt wurde, wollte heute nachmittag der Gesellschaft ihren Bescheid bezüglich der Neuerung mitteilen. Erwähnengz⸗ wert ist die Befestigung der Werte der Kupfergesellschaften, als Folge der günstigen, heute erschienenen Kupferstatistik. Vorübergehend konnte sich am Nachmittag die Haltung etwas fester gestalten. In der Schlußstunde drückten jedoch umfangreichere Realisationen auf den Kursstand, zumal bekannt wurde, daß Kuhn, Loeb u. Co. der Missouri Pacifie Bahn mitteilten, daß es ihnen nicht möglich sei, die am 1. Juni verfallenden 25 Millionen Dollarnoten zu finan⸗ zieren, infolge dessen schloß die Börse in recht matter Haltung. Der Umsatz an Aktien belief sich auf 299 9090 Stück. Am Bondgmarkt wurden bei schwacher Haltung 1 900 000 Dollar umgesetzt. Tendenz

für Geld: Stetig. Geld auf 24 Std.⸗-Durchschnitts⸗Zinsrate 14,

do. Zinsrate für letzte: Darlehn des Tages 2, Wechsel auf London 4,8525 Cable Transfers 438820, Wechsel auf Berlin (Sicht) 95. J. . de Janeiro, 8. Mai. (W. T. B.) Wechsel auf London 153.

Kursberichte von auswärtigen Waren märkten. Magdeburg, 9 Mai. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker 83 Grad ohne Sack 9, 900— 9g, 10. Nachprodukte 75 Grad o. S. 6.90 7, 19. Stimmung: Ruhig. Brotraffin. L o. Faß 19,25 19350. Kristallzucker Lmit Sack ——. Gem. Raffinade m. S. 19 00 - 19,25. Gem. Melis m. S. 18,50 18,75. Stimmung: Still. Roh⸗ zucker J. Produkt Transit frei an Bord Hamburg: Mat 9, 32x Gd., N35 Br.,. Juni 9,490 Gd, 9,42 Br., Juli 9,50 Gd. 9,525 Br., August 869 Gd. 9, 623 Br., Oftober⸗Dejember 9,625 Gd., 9, 65 Br. Zan g r gü77 Gb., g. 3827 Br. Ruhig. f ; Göln, 8. Mai. (W. T. B.) Ri 70, ů e, l ) Rübösl loko 70,50, für Bremen, 8. Mai. (W. T. B.) Schm ali. Ruhig. Loko, Tubs und Firkin 521, i n 6 . * Stetig. Baumwolle. Stetig. American middling loko 641. Bremen, 8. Mai, Nachmittags 1 Uhr. (W. T. B.) Baumwolle american middling für Mai 60,8, für Junk ö für Juli 60,9, für August 60,9), für September 60,0, für Oktober 58,5, für November 57s, für Dejember 5756, für Januar 575, für Februar 57,5, für März 57,6, für April 57,6. Tendenz: Ruhig. ; Ham burg, 9. Mat, Vormittags 10 Uhr. (W. T. B.) Zuckermarkt. Ruhig. Rübenrohzucker J. Produkt Basts 38 oso Rendement neue Usance, frel an Bord Hamburg, für Mal 9,52, für Juni 373, für Juli 9.55, ir KÄugust“ g, hz,

9

für Qktoher⸗Dezember 92g, für Januar⸗März 9,771.

Hamhurg, 9. Mai, Vormittags 10 Uhr 15 Minuten. Mai 463 Gd., für September 48 Gd., für Dezember 483 Gd. für März 49 Gd.

Normitta . Vormittags 11 Uhr. (W. T. B. Kohlraps für August 15,85. )

London, 8. Mai.

3 sh. 3 d. Wert, ruhig. Javazucker 56 o/o prompt v Fondon, 8. Mai. (W. T. B.) (Schluß) Standard⸗ Kupfer stetig, 63, 3 Monat 633. (W. TX. B.) Baumwolle. Umsatz 10 000 Ballen, davon für Spekulation und Grport Ballen. Tendenz: Stetig. Juni⸗Juli 6,81, Juli⸗August 6,79, August September 6,63, Sep⸗ 626, Dezember⸗Janugr 6,24, Januar-Fehruar 624, Februar März 624. Offizielle Notierungen. American good ordin. 5, 90, do. low middling 6, 8s, do. middling 7,3 do. fully good middling S, 06, do. mibddling fair 8 26, Pernam

(W. T. B.) Kaffee. Ruhig. Good average Santog für

Budapest, 8. Mai,

(W. T. B.) Rübenrohzucker 88 o/o 3 d. nominell, ruhig.

Liverpool, 8. Mai, Nachmittag 4 Uhr 10 Minuten. Amerikanische middling Lieferungen: Stetig. Mat- Juni 6,94, temher⸗Oktober 642, Oktober⸗ November 6, 32, November⸗Dejember

good middling 7.94,

fair 749, do. good fair 7, 95, Ceara fair 7, 44, do. good falt 791, Eghytian brown fair 8,0, do. do. good fair S, 85, do. brown fully good fair 9,10, do. bromn good g. 70, Peru rough good fair 8, 50), do. rough good 8,75, do. rough fine 9,75, do. moder. rough fair 7,10, do. mober. rough gooh falr 8,90, do. moder. rough good 8.50, do. smooth falr 731, do smooth good fair 7, 96, M. G. Broach good is, do. fine 63, M. G. Bhownuggar good hr g, do. fully good ho / g, do. fine Hu sn, M. G. Domrg Nr. 1 good hz, bo. Nr. 1 fully good H5, do. Nr. I fine J, M. (G5. Sende fully good 45, do. fine 43, M. G. Bengal good 45, do. do. fine 43, Madras Tinnevelly gyod ,.

Lityerpopvl, 9. Mat, Vormittags 10 Uhr 25 Minuten. (W. T. B. Baumwolle. Der Markt eröffnete für loko ruhig. Mutmaßlicher Umsatz 4000 Ballen, Import 9000 Ballen, davon amerikanlsche Ballen. Amerikanische Lieferungen ruhig.

Manchester, 8. Mat. (W. T. B.) 20r Water twist courante Qualität (Hindley) 91, 30 r Water twist, eourante Qualität (Hindley) 105, 30 r Water twist, bessere Qualität 14, 40r Mule, courante Qualität (Hindley) 11, 40r Mule, courante Qualität (Wilkinson) 121, 42 Pincops (Reyner) 108, 32 Warpeops (Lees) 3, 36r Warpcopß (Wellington) 114, 60 r Goptz für Nähzwirn (Hollands) 213, 30r Gops für Nähzwirn (Hollands) 26, 100 r Gops für Nähzwirn (Hollands) 314, 120 r Gopt für Nähzwirn (B u. I) 343, 40 r Doubling twist (Mitre) 123, 60 r DVoubling twist (Rock) 16, Printers 31 r 125 Jards 17.17 39.3. Tendenz: Fest.

Glasgow, 8. Mai. (M8. T. B.) (Schluß) Roheisen

Glasgow, 8. Mat. (IB. T. B.) Die Vorräte von

Middlesbrough warrantt ruhig, 51 24. Middlesbrough-⸗Roheisen in den Stores belaufen sich auf

91 891 1 gegen 96 540 t in der Vorwoche.

Parts, 8. Mal. (W. P. B.) (Schluß.) Rohzucker ruhig, 88 0 neue Kondition 29t— 29. Weißer Zucker stetig, Nr. 8 für 100 kg für Mat 324, für Jun 8J, är . August 334, für Oktober⸗Januar 32.

Amsterdam, 8. Mai. (GS. T. B.) Java⸗Kaffee good ordin ay 105. Bancazinn 944.

Antwerpen, 8. Mat. (G T. G Petroleum. Raffinierteg Type weiß loko 229 bezahlt, do. für Mal 223 Br., do. für Juni 224 Br., do. für Jull⸗August 224 Br. . Schmalz für Mal 1263.

Rew York, 8. Mat. (B. T. B.) (Schluß.) loko mibdling 13,900, do. für Mat 1254, do. a Jult 12,29, do. in New Orleang looks middling 134, Petroleum Reffned (in Cases) 11,25, do. Standard white in New Jork 8.75, do. Crebit Balanceg at Oil City) 2,00, Schmal Western steam 10 32, do. Rohe u. Brothers 10609, Zucker Gentrffugal 3, 14. Getreidefracht nach Liverpool 14, Kaffee Rio Nr. loko 87, do. für Maß S, 4h, do. für Jull 8,66, Kupfer Standard loko 13,371 135713, Zinn 33,30 33. 50.

New York, 8. Mal. (W. T. B.) Baumwoll Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 78 000, Ausfuhr nach Großbritannien 37 990, Ausfuhr nach dem Kontinent 57 000, Vorrat in allen Unionshäfen 637 000.

Baumwolle

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 8. Mai 1914. Ruhrreyter Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen Gestellt . 30 833 10 967 Nicht gestellt..

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