1914 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Jun 1914 18:00:01 GMT) scan diff

II. Die am 1. Juli 1914 fälligen Zinsen der in reußische Staatsschuldbuch und in das Reichs⸗ 66 buch eingetragenen Forderungen werden, soweit durch die Post oder durch Gutschrift auf Reichsbankgirokonto zu berichtigen sind, vom 17. Juni ab gezahlt. Die Bar⸗ g der 8a bei der Staalsschuldentilgungskasse und bei Reichsbankhauptkasse beginnt ebenfalls am 17, bei allen anderen Zahlstellen am 22. Juni. . Die Zahlung der Zinsen durch die Post geschieht, wenn kein gegenteiliger Antrag gestellt ist, innerhalb des . Reichs im Wege des Postüberweisungs⸗

und Scheckverkehrs. Dabei werden Beträge bis 1500 4 und im Falle der Ueberweisung auf ein enn auch 16 Beträge ohne Abzug der Postgebühren gezahlt; nur die

. ren fallen dem Empfänger zur Lal Werden da⸗ 66m ie Zinsen auf Wunsch durch Postanweisung oder Geld⸗ rief gezahlt, so hat der Empfänger Postgebühren und Porto zu tragen.

II. Die . ist am XW. Juni für das Publikum geschlossen, am 30. Juni ist sie von 11 bis 1 Uhr, an den übrigen Werktagen von 9 bis 1 Uhr geöffnet.

Berlin, den 4. Juni 1914.

Hauptverwaltung der Staatsschulden und

von Bischoffshausen.

Bekanntmachung.

Die von dem in Berlin verstorbenen Geheimen Medizinalrat, . Dr. Joseyh Meyer testamentarisch begründete Fulius⸗ delheid⸗Stiftung hat für das Kalenderjahr 1915 ein Stipendium im Betrage von 240 S an einen talentvollen, würdigen und bedürftigen Studierenden des Baufachs jüdischen Glaubens zu vergeben. Geeignete Bewerber werden aufgefordert, ihre Gesuche bis zum 15. Juli d. J. an das Kuratorium enannter Stiftung, zu Händen des Professors Dr. Kalischer, ö W. 15, Konstanzerstraße 1, einzureichen und ihnen beizufügen: I) einen kurzen Lebenslauf, ; 2) eine Urkunde, daß Bewerber jüdischen Glaubens ist, 3) ein amtliches Bedürftigkeitsattest mit spezieller Angabe der Ver⸗ mögensberhältnisse des Bewerbers, . 4) ein Führungsattest von der Technischen Hochschule, 5) ein Zeugnis über Fleiß und Fortschritte während des Studiums. Berlin, den 10. Juni 1914. Das Kuratorium der Julius⸗Adelheid⸗Stiftung. Professor Dr. Kalische r. Martin Meyer.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 11. Juni 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen aer nachmittag im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag es Chefs des Zwilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini entgegen.

In der am 19. d. M. unter dem Vorsitz des Staatt⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem Zusatzvertrage zu dem Vertrage mit den Niederlanden über Unfallversicherung die Zustimmung erteilt. Der Entwurf einer Bestimmung, betreffend Ausnahmen von dem Verbote der Sonntagsarheit im Gewerbebetriebe, wurde angenommen. Der deutschen Schulgemeinde in Konstantinopel wurde Rechtsfähig⸗ keit verliehen. Die Wahl von Mitgliedern des Kuratoriums der Reichsbank wurde vollzogen. Demnächst wurde über die Besetzung einer Stelle im Kaiserlichen

e Aufsichtsamte für

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Privatversicherung und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Am 1. Juni d. J. verschied in Baden⸗Baden an den Folgen eines Schlaganfalls der Geheime Oberregierungsrat, Medizinalrat, Professor Dr. Carl Damm ann aus Hannover.

Der Verstorbene war am 22. Oktober 1839 in Greifswald geboren. Nach Beendigung des Studiums der Human⸗ und der Veterinärmedizin an den Universitäten Greifswald und Berlin sowie an der Tierarzneischule in Berlin und nach kurzer Tätigkeit als Kreistiererzt trat er im Jahre 1865 zum Lehr⸗ fach über. Er war als Lehrer der Tierheilkunde und Tier⸗ zucht von 1865 1873 an der landwirtschaftlichen Akademie in Proskau, von 1873 1877 an der staats⸗ und landwirtschaft⸗ lichen Akademie Eldena tätig. Von dort wurde er im Jahre 1877 als Lehrer an die damalige Tierarzneischule, jetzige Tierärztliche Hochschule, in Hannover berufen und am J. Ja⸗ nuar 1881 zu deren Direktor ernannt. Dieses Amt hat er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 1. April 1912 be⸗ kleidet. Er wurde im Jahre 1887 zum Geheimen Regierungsrat und beim Abschied zum Geheimen Oberregierungsrat ernannt. Außer in seinem Hauptamte war er noch in einer großen Zahl von Nebenämtern tätig; namentlich hat er dem Reichs gesundhens rat und dem preußischen Landes veterinäramt bis zu seinem Lebensende angehört. Der Staat verliert in dem Verstorbenen einen Mann, der sein reiches Wissen und Können in allen seinen Aemtern mit unermüdlicher Arbeittz⸗ kraft in den Dienst der Allgemeinheit gestelll und zum Nutzen der Landwirtschaft auf dem Gebiete des Veterinär⸗ wesens in Wissenschaft und Praxis Großes geleistet hat. Gleich ausgezeichnet als Lehrer der Studierenden wie als Forscher, hat er es verstanden, seine Schüler mit Eifer und Liebe für ihren Beruf zu erfüllen und sie zu tüchtigen Tierärzten heranzubilden. Nicht minder hat er ic durch 6 wissenschaftlichen Arbeiten für immer eine ehrenvolle Stellung in der Geschichte der Forschung gesichert. Die Hauptarbeit seines Lebens aber war der Entwicklung und dem Gedeihen der Tierärztlichen Hochschule in Hannover gewidmet, und hier waren ihm die reichsten und sichtbarsten Erfolge beschieden. Auf seine Anregung und unter seiner Leitung ist der Neubau der Hochschule entstanden, und während bei seinem Amtsantritt nur etwa 60 Hörer die Hochschule besuchten, war bei seiner Amts⸗ niederlegung diese Zahl auf mehr als 309 angewachsen. Dieses Aufblühen ist in erster Linie seiner Per on lichkeit, seiner Um⸗ sichtl und Tatkraft zu verdanken,. Sein Name wird mit der

Geschichte der Hochschule und mit der Entwicklung der Peterinär⸗

wissenschaft und des tierärztlichen Standes unlöslich verbunden bleiben. In der preußischen Veterinärverwaltung wird seiner Persönlichkeit und seinem Wirken stets ein ehrenvolles Andenken bewahrt werden.

Bayern.

Bei der Beratung des Etats der Finanzverwaltung in der Kammer der Abgeordneten gab gestern der enn, ,. von Breunig in längeren Darlegungen ein

rposé über die derzeitigen Budgetverhältnisse und hielt an seiner früheren Auffassung fest, daß sich das = Budget in einer vollkommen gesunden und normalen Lage befindet.

Von einer Notlage, so führte der Minister laut Bericht des W. T. B. aus, könne nicht gesprochen werden, wenn Bayern auch über keine Etatasüberschüsse verfügen könne. Es habe einen ge⸗ ordneten, gutelngerichteten Staatshaushalt und auf eine geordnete Schuldentilgung * Bedacht genommen. Wenn an dieser gerüttelt würde, so würde damit ein großer Fehler begangen werden, da das Hauptprinzip bei der Aufstellung der Etats durchbrochen würde. Das Anwachsen der Ausgaben sei darauf zurückzuführen, daß die Ausgaben und Leistungen des Staates gegen früher ganz erheblich ge⸗ stiegen seien, und der Staat in gewisser ichen, ein soztaler Staat geworden set. Der Minister legte dann ziffernmäßig die Notwendigkeit dar, die schon gegebenen Staatseinnahmen durch die von der Regierung vorgelegten Gebührengesetze zu ergänzen. Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß für die Post ein Ausgleichsfonds geschaffen werde, ergebe sich ein Defizit von 370 000 M, selbst wenn das Gebühren⸗ gesetz und das Wertzuwachssteuergesetz in vollem Umfange an⸗ genommen werde. Wenn man das baherische Postreservatrecht auf⸗ gebe, erreiche man für die bayerischen Finanzen nichts. Es sei auch nicht möglich, daß das Reich aus den Bundesstaaten und Gemeinden weiter schöpfe. Es könne mit der Belastung durch indirekte Steuern seitens des Reichs nicht so weiter gehen wie bisher, und einem weiteren Eingriff des Reichs in das direkte Steuersystem würde die bayerische Staatgzregierung energischen Widerstand entgegensetzen.

Mecklenburg⸗Strelitz.

Ueber das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs wurde gestern abend Uhr von der „Landeszeitung“ . offizieller Krankheitsbericht austz⸗ gegeben:

Die Schwäche bei Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog nimmt zu. Daß Bewußtfein ist zeitweise getrübt, sodaß in Kürze das Schlimmste zu befürchten ist.

Berlin, 10. Juni. gez. Schlllbach. Dun heute vormittag von der Landeszeitung ausgegebene Krankheitsbericht meldet:

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist seit gestern abend in Bewußtlosigkeit verfallen. Der Zustand ist hoffnungslos. gez. Schillbach.

gez. Bier.

Desterreich⸗Ungarn. Der Kaiser Franz Joseph ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, nunmehr von seiner Erkältung vollständig

genesen.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhaus richtete gestern der Abgeordnete Rees lliberal an den Stantssekretär des Aeußern Sir Edward Grey die Anfrage, mit welchem Erfolg er den Mächten die Frage der Wiederbestätigung der bürgerlichen und religissen Rechte der Minderheiten, wie sie im Berliner Vertrage vorgesehen seien, zur Erwägung unterbreitet habe.

Der Parlamentsuntersekretär Acland erklärte in seiner Ant⸗ wort, wie W. T. B.“ meldet, die Mächte seien zu keiner Einigung gelangt in bezug auf die Mittel, mit welchen, und in bezug auf die Ausdehnung, bis zu welcher diese eintreten sollte. Die britische Regierung sei selbst im Begriff, die Balkanstaaten davon zu unter⸗ richten., daß sie bereit sei, die jüngst erfolgten Einverleibungen anzuerkennen, insoweit als derartige Veränderungen eine Abweichung bedeuteten von den Bestimmungen, die durch den Berliner Vertrag und die folgenden internationalen Vereinbarungen zwischen den Signatarmächten des Berliner Vertrages sanktioniert waäͤren, voraus⸗ gesetzt, daß die annektierenden Staaten ihrerseits mit Bezug auf die einverleibten Gebiete die bindende Kraft dieser Abmachungen im Berliner Vertrage anerkennen, die die gleichen Rechte religiöser oder nationaler Natur für die Minderheiten sichern.

Frankreich.

Gestern hat Ribot dem Präsidenten Poincarés im Elysée die Mitglieder des Kabinetts vorgestellt. Die Minister werden heute nachmittag zu einer Ministerratssitzung zu⸗ sammentreten, um die Fassung für die ministerielle Erklärung festzustellen. Morgen wird die Regierung vor der Kammer erscheinen. .

Die Gruppe der Radikalen und Radikalen hat gestern eine Konferenz abgehalten. Das Protokoll besagt, wie „W. T. B.“ meldet, daß die Gruppe einmütig erklärt habe, daß das Ministerium Ribot durch seine Zusammensetzung sich nur auf eine Mehrheit der Rechten stützen könne, und daß die Partei der Radikalen und Sozialistisch⸗ Radikalen die Pflicht habe, ihm ihr Vertrauen zu verweigern. Die Gruppe faßte darauf durch geheime Abstimmung mit 1069 gegen 4 Stimmen bei? Stimm⸗ enthaltungen den Beschluß, daß alle Mitglieder der Gruppe sich mit diesem Beschlusse einverstanden erklaren und in demselben Sinne abstimmen müßten.

Nußland.

Die Reichs dumg hat gestern den Etat für die Han⸗ delsschiffahrt und die Handelshäfen angenommen und ihn auf Vorschlag der Budgetkommission um 833 556 Rubel getürzt Wie „HJ. T. B.“ melbet, sprach die Duma bdabck einstimmig den Wunsch aus, das Handelsministerium möge in Anbetracht der bevorstehenden Erneuerung des Handelt vertrages mit Deutschland unverzüglich die bestehenden Regle⸗ ments über die Benutzung russischer Häfen durch Schiffe nicht vertragshegünstigter Mächte für den Huch Personen⸗ und Aug wander erver lehr abändern und durch Schiffahrtsprämien und Unterstützung der Dampferlinien sowie Förderung des russischen Schiffbaues dem russischen Handel zu Hilfe kommen.

Italien.

In der Deputiertenkammer setzte gestern der Minister des Aeußern Marchese di San Giuliano in Beantwortung von Interpellationen wegen der Verhaftung des Obersten Muriechio in Durazzo die bekannten Tatsachen auseinander und erklärte laut Bericht des W. T. B.“

Der Oberst Thomson hahe dem itallenischen Konsul geantwortet, daß Muriechio auf frischer Tat bei einem Verbrechen gegen die Sicherheit des Staates ertappf worden sei und daß die

Sozialistisch⸗

ift daher in Anbetracht des Belagerunggzustandes dag echt, gehabt habe, ihn zu verhaften, ohne vorher

Konsul zu benachrichtigen. Indessen habe der italtenlsche gen! in aller an wegen der Verletzung der Kapftulatsonen Elnspruch erhoben. Der Minlster teilte dann die von der Regierun und dem Fürsten von Albanien geleistete Genugtuung mit und spra

über das Protolell der Untersuchungskommisston in der Angelegenhen des Obersten Murlsechio. Der Brief Muriechlos, um den eg 1 handele und der veröffentlicht worden sei, bewesse nicht die Wahrheit sondern die Unrichtigkeit der gegen Murscchio und Moltedo erhohenen Anschuldigung. Er habe daher dem italientschen Gesandten Baron Aliotti telegraphiert, daß die Unschuld , . als erwiesen betrachtet werden müsse und daß den weiteren Nachforschungen der albanischen Regierung und des holländischen Offizters kein Gewicht betzulegen sei. Es sei dem Gesandten überlassen worden, sestzusetzen welche Genugtuung er erhalten müsse im Hinblick auf die Notwendig⸗ ke't, das itallenische Ansehen zu wahren, aber auch im Hinblick auf das Interesse Italiens an der Festigkeit des albanischen Staatsweseng und ferner mit Rücksicht auf die besonderen in Durazzo herrschenden Stimmungen und Zustände.

Auf eine Anfrage des Abgeordneten di Giorgio, wie sich die Beziehungen Italiens zu Oesterreich⸗Ungarn mit Rücksicht auf die letzten Ereignisse in Albanien gestaltet hätten, erinnerte der Marchese di San Giuliano an seine Er— klärung am 2s. Mai über das Abkommen, das bie italienische und die österreichisch⸗ungarische Regierung abgeschlossen haben, um der Lage in Albanien zu begegnen, und sagte:

Nach dem Zwischenfall Muriechio⸗Chinigo sei ein neuer Meinunge, austausch erfolgt, und die beiden Regierungen seien übereingekommen: I) ihren Vertretern in Albanien gleichieitige und entschiedene Wel, sungen zu geben, damit sie im Einvernehmen vorgehen, 2) das Mög— lichste zu tun, um den Fürsten in der Macht zu erhalten, 3) jede Be— vorzugung Italiens oder Desterreich⸗Ungarng in Wirklichkest sowohl als auch dem Anscheine nach zu vermerden und ebenso die größte Rücksicht auf die Internationale Kon= trollkommission zu nehmen, 4) die anderen vier Machte zu ersuchen, sobald als möglich ein Kriegsschiff für jede Macht nach Durazzo zu entsenden. 5) Schritte zu unternehmen, da— mit alle Mächte den an Albanien grenzenden Staaten die augdrück— liche Erklärung abgäben, daß Europa einmütig und fest sei in seinem Beschlusse, die Unversehrtheit, Neutralität und Unabhänglgkeit Albaniens gemäß den Beschlüssen der Londoner Konferenz aufrecht zuerhalten. San Giuliano hob seine alte Ueberzeugung hervor, daß es in Anbetracht der Lage in Albanien und der Bezlehungen der Vertreter der verschiedenen Mächte an Ort und Stelle unbedingt notwendig sei, stets mit großer Ruhe die verschledenen Episoden zu betrachten, die die Regterung, das Parlament und das Land von der Richtung abziehen könnten, die sie, wie sie bei verschledenen Gelegen. heiten bewiesen hätten, mit vollem Bewußtsein verfolgten.

Hierauf beantragte der Republikaner Mazzolani, die Regierung aufzufordern, eine Vorlage einzubringen über die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungst⸗ kommission, die die Verantwortlichkeiten für die Ereig⸗ nisse des 7. Juni in Ancona feststellen solle. Der Sozialist Calda befürwortete einen Antrag, in dem der inneren Politik der Regierung die Mißbilligung aus⸗ gesprochen wird, und der Radikale Alessio brachte einen Zusatzantrag ein, in dem erklärt wird, daß die Kammer allein die Achtung vor den verfassungsmäßigen Freiheiten als besten Schutz der öffentlichen Ordnung und als wirksamstes Werkzeug des sozialen Friedens betrachte.

Der Ministerpräsident Salandra erklärte, er wünsche ein aut—⸗ drückliches feierliches Votum, weil die Regierung nicht an ihrem Platze bleiben könne, wenn sie nicht durch das Votum der Mehrheit unterstützt werde. Die liberale Richtung der inneren Politik, die von den vorhergehenden Kabinetten verfolgt worden set, wolle er nicht aufgeben. Das Rundschreiben, in dem er die antimilitaristischen Versammlungen am Nationalfeiertag verboten habe, sei voll⸗ kommen gesetzmäßig und opportun gewesen, denn da die Versamm⸗ lungen gerade am Nationalfeiertag stattfinden sollten, hätten sie eine wirkliche Kundgebung gegen die Einrichtungen des Staates dar⸗ gestellt. Das Rundschreiben an die Präfekten habe er deshalb ge⸗ schickt, damit diese zusammen mit den gutgesinnten Bürgern auf die Beendigung der Bewegung hinwirkten, die nicht ein Ausdruck politi⸗ schen Denkens, sondern ein Ausfluß gewalttätigen Geistes aus den Tiefen der Gesellschaft sei Er rufe alle Kollegen auf, mit ihm an der Wiederherstellung der Ruhe zu arbeiten. Wenn diese erst einmal wiedergekehrt sei, sollten sie über seine Maßnahmen urteilen, für die er volle Verantwortung übernehme in dem Bewußtsein, vollkommen seine Pflicht getan zu baben. Der Ministerpräsident erklärte, den Abänderungsantrag annehmen zu wollen als eine feierliche Bestätigung der Achtung der ganzen Kammer vor den verfassungsmäßigen Frei⸗ heiten.

Infolge dieser Auslegung zogen die Radikalen ihren Ab⸗ änderungsantrag zurück und erklärten, sie würden für den An⸗ trag Calda stimmen. Schließlich wurde der Antrag Calda, den Salandra nicht angenommen hatte, in namentlicher Abstimmung bei einer Stimmenthaltung mit 254 gegen 112 Stimmen ab⸗ gelehnt und darauf die Sitzung geschlossen.

Dänemark.

In der gestrigen Sitzung des Folkething stellte Poul Christensen (radikal) namens des Abg. Poulsen, der ver— hindert war, an den Minister des Aeußern die von Poulsen am 4. Juni angemeldete Anfrage, betreffend die Staaten⸗ losen in Nordschleswig, und führte kurz aus, daß man infolge der im vorigen Monat im preußischen Herrenhause ge⸗ führten Debatte und der sich daran knüpfenden Zeitungs— kommentare gewünscht habe, dem Minister des Aeußern Ge⸗ legenheit zu geben, sich hierüber auszusprechen.

Nach dem Bericht des W. T. B.“ erkannte der Minister des Aeußern von Seabenius an, daß die dänische Oeffentlichkeit mit Recht fordern könnte, mit der Stellung der dänischen Regierung zu dieser Frage bekannt gemacht zu werden, und fuhr dann fort: Ob— gleich die Frage wegen der Verhältnisse der Stagtenlosen als eine innere deutsche Angelegenheit betrachtet werden solle, so sei die dänische Reglerung doch berelt, mitzuwirken an der Lösung dieser Sache unter der Voraussetzung, daß die Frage ganz aus der Welt geschafft werde. Man habe nlcht geglaubt, verantworten zu können, daß alle Staatenlosen als däntische Staatsbürger aufgenommen würden, aber man habe sich für willig erklärt, gewissen Kategorien von ihnen das Bürgerrecht zu bewilligen, falls Preußen dle übrigen naturalisieren sollte. . frühere däntsche Reglerung sei erbötig gewesen, das Bürgerrecht solchen Stagtenlosen zu bewilligen, die einen dlesbezüg⸗ lichen Wunsch geäußert hätten, und habe sich weiterhin bereit erklärt, in Erwägung zu ziehen, ö Staatenlosen zu naturalisieren, von denen man habe annehmen können, daß 9. in besonderem Grade an Dänemark geknüpft selen, weil ihre beiden Eltern dänisch oder weil sie Kinder unehelicher dänischer Mütter selen. Alt Antwort hierauf habe die preußische Regierung im leßten Winter ben Wunsch autsgesprochen, daß Harem ar auch solchen Stgatenlosen daz Bürgerrecht bewilligen sollte, deren Großeltern aus Vänemarl nach Schleswig eingewandert seien, und sie habe ferner erklärt, daß ein eventuelles . nur jene Stagtenlosen umfasfen könne, die Dänemark naturalisteren wolle, daß . aber nicht irgendwelche Ver⸗ pflichtung übernehme, die übrigen Hehnatlosen als deutsche Staatt⸗ bürger zu naturalssieren. 6m lich dieser letzteren hoffte die N,, Megierung, daß sie im Laufe der Jeit bas Staate hürgerrecht in dem elnen 5Hder andern der Länder erwerben könnten,

und Kaltur

solche

sodaß auf, Diese Wesse die Heimatlosen 214 und nach absorbiert

werden wöirrden. Die däntsche Reglerung müsse nicht alkein aus PHöetrechtung hergus daß man n Dänemark dag Verständn ig für 2 Abschluß eines Traktat 2 dieser Grundlage vermisfe, sondern weil man auch die a . auf eine voll stänt ige Lösung diefer Frage auf hiesem Wege ficht teilen kanne, der Anschaumnng fein, daß die Sach unter diefen Umständen nicht dorwärtz geführt werden fönne. Der deuische yam , habe während der Verhandlungen im preußischen ertenhanfe den Wunsch nach einem gun e, Verhaltnis zu Anemark betgut. Dieser Wunsch werde, wie er schon früher Gelegenhest gehaßt habe zu bemerfen, vollauf von! der han sschen 1 getellt, und er sei überzeugt, daß man in allen Partelen deg Landes die große Bedeutung diesez Wunscheg ver stehe. Der Reschskanzler habe die Schwiertgteiten genannt, die die chanptnftische Bewegung in dieser Richtung bereite. Er erklärte, daß die dentsche Regierung aufmerksam die Verschätfung der nationalen Gegensütze bei der nordschleswigschen Bewegung in Dänemark ver- solge, owe die Teilnahme „offizte ler daͤnischer Persönlichkeiten , und er fügte hinzu, daß die deutsche Regierung mst allem Nachdruck der bäntschen Regterung gegenüber Fälle zur Sprache gebracht habe, die ihr bekangt geworden seten. Eg sei selbstverstandlich, daß die bänlsche Reglerung in Neberelnstimmung mit dem internationalen Brauche, in einem Jeden Falle die notwendige Untersuchung peranstaltet und die Sache behandelt habe, wo sie berechtigt gewesen sei. I] derselben Weise trete die preußische Reglerung auf gegenüber entsprechenden Schritten sefteng der däntschen Regierung. Von den Reglernngen beider Staaten würden Schritte dteser Art somit in einer Wesse behandelt, die eine Selbstverstandlichkeit in dem Ver⸗ lehr zwischen , . Nattonen sei. Man könne nicht die gegenwärtig in Verbindung

Augen verschließen davor, daß wachsende Agitation in ge⸗

mit dem Nationalltätenkampf elne wissen Kreisen in Deutschland gegen Dänemark bestehe. Vyn dieser Seite aus suche man eg oft so hinzuftellellen, als ob die private Tatigkeit, die im Lande für die Bewahrung der dänischen Sprache bet däntsch sprechenden Nordschlezwigern ent⸗ faltet werde, mit Gedanken politischer Natur verbunden wäre. Die Tellnehmer an Hieser Tätigkeit würden bestimmt einen solchen Ver= dacht jzurücksuwelsen. Sie verstehen unzwesfelhaft, daß der vertragg⸗ mäßig bestehende Zuftand vollkommen respefttert werden müsse. Gg sei von Wichtigkeit, daß überall im Auslande volleg Zutrauen zu Daͤnemark herrsche, daß es in Ueberelnstimmung mit seiner tradi⸗ tionellen Neutralitätgpolftik handele. Aher um dieses Vertrauen zu befestigen, sei es nicht genug, daß Regierung und Reichstag bei sich bietender Gelegenhelt ihren Willen kundgeben, eine Politik zu führen; es sei auch notwendig, daß man Setten im Volke mitwüte, um das Ver⸗ ständnig dessen zu befeftigen, daß alle Kreise des däntschen Volkeß davon überzeugt seien, daß eine Neutralitätspolsti ohne ene nach irgend einer Seite eine Bedingung sei für die Sicherung der Selbständigkeit des däntschen Staatetz, die das Zlel der aut wärtigen Politik Dänemarks sei.

Der Abgeordnete Hhammerich (Rechte) sprach seine volle Be⸗ frtedigung über die Mitteflungen des Mintsters aus und schloß sich namentlich den Bestrebungen der Regierung an, ein gutes nachbar⸗ freundliches Verhältnis zu Deutschland aufrecht zu erhalten, indem er betonte, daß dieses Verhältnis ein Verhältnis sein müsse, wie zwischen gleichberechtigten Natlonen. Ebenso erwarte er, daß der Minister Deutschland gegenüber an der Auffassung festhalten werde, daß es das Recht eines jeden dänischen Bürgers sei, private Bestrebungen für die Erhaltung der dänischen Sprache und Kultur in Nordschleswig zu stützen, ein Recht, das das deutsche Volk

von allen

in vollem Maße für sich beanspruche, wenn ez sich um die Erhaltung

und Verbreitung deutscher Sprache und deutscher Kultur in nicht⸗ deutschen Ländern handle. Schließlich sprach er seine Ueberein⸗ stimmung aus mit dem Wunsche der Regierung, daß man von allen Seiten im daänischen Volke mitwirken möge, an dem Verständnis dessen, daß eine absolute und unparteiische Neutralitätspolitik die Be- dingung sei für die Sicherung der Selbftändigkeit des dänischen

Staates und daß ine derartige Polltik daher das Ziel der deutschen auswärtigen Politik sein müsse.

Nachdem der Abgeordnete Poul Christensen (radikal) dem

. Minister für seine Ausführungen gedankt hatte, wurde der ( Gegenstand verlassen.

Griechenland. Der Ministerpräsident Venizelos gab in der vorgestrigen

Sitzung der Deputtertenkammer über die Resrgani⸗ sation der Armee

laut Meldung des „W. T. B.“ fol⸗ gende Erklärung ab:

Dank den gemachten Ausgaben ist der Staat jederzeit in der Lage, den Mobllisierungsentwurf durchzuführen. Ich bin gläcklich, der Kammer mitteilen zu können, daß die Ausgaben, die der Staat noch während der beiden letzten Kriege aufzuwenden begonnen hat, um seine Zukanft zu sichern, derart sind, wie sie noch kein anderer Balkanstaat gemacht hat. Diese Ausgaben reichen hin, um die Nation vollstãndig darauf vorzubereiten, jede Möglichkeit ins Auge zu fassen. Griechenland könnte nach der Durchführung der Reorgantsation gegebenenfalls über eine balbe Million Mann verfügen. Diese Zahl können wir, fügte der Ministerpräsident hinzu, im laufenden Jahre nicht erreichen. Aber ie Kammer kann versichert sein, daß Griechenland im heurigen Jahre ie Truppen auf eine Stärke bringen kann, die genügt, um Ereignissen, ie sich ergeben könnten, mit Ruhe entgegenzusehen.

1 . 63 * .

Serbien. Die Ministerkrisis ist beendet. Wie W. T; B.“ meldet, bleiben Paschitsch und sein ganzes Kabinett im Amte.

Bulgarien.

Die griechische Kirche in Sofia ist der griechischen Gesandtschaft, zu der sie als Kapelle gehört, übergeben worden. Die Kirche war mit Ermächtigung des bulgarischen heiligen Synods ausschließlich zum Gebrauch für die hellenischen Staats⸗ angehörigen erbaut worden.

Albanien.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ befinden sich im Lager der Aufständischen von Schiak gegenwärtig nur Banden mit ihren Führern, die in Erwartung künftiger Er⸗ eignise gegen Entlohnung unter den Waffen geblieben sind. Die übrige Bevölkerung ist zum größten Teil in ihre Dörfer zur Feldarbeit zurückgekehrt. In Tirana sind nur etwa 300 Mann unter den Waffen, mit denen die übrige Bevöle⸗ rung, die gleichfalls die Feldarbeit aufgenommen hat, nicht gemeinsame Sache macht. Die unter den Aufständischen aus⸗ gehrochene Unginigkeit tritt auch dort zutage. Die Hoffnung auf eine Verftändigung zwischen den Aufständischen und der Regierung ist somit noch immer vorhanden.

Vmerika.

Der ame rikanische Senat hat mit 50 gegen Stimmen

einen Zufatzantrag zu der Bill angenommen, die die Ge bührenfreiheit der amerikanischen Küstenschiffahrt im Panamakanal aufhebt. In diesem Zusatzantrag wird grklärt, daß die Vereinigten Staaten dadurch nicht auf das Recht verzichten, Hhre eigenen Schiffe den Kanal gebührenfrei durchfahren zu laffen.

Die Regierung der Vereinigten Staaten hat nach einer Meldung des g T. B.“ ihre Bereitwilligkeit zum Ausdruck gebracht, Bürgschaft dafür f übernehmen, daß die Anhänger Huertas volle Amnestie erhalten; sie sollen nicht belästigt und ihr Eigentum soll nicht konfisziert werden.

Der ,, Gesandte in Mexiko, Adachi, der als vermißt gemeldet wurde und von dem man fürchtete, daß er von den Rebellen in Sayula gefangen e,, worden sei, befindet sich einer Mitteilung des japanischen Auswärtigen Amtes zufolge in Sayula; er ist auf seiner Reise nach der Hauptstadt nur aufgehalten worden.

Venezolanische Revolutionäre haben die zum Staate Columbia gehörige Bevölkerung von Crabo ange⸗ griffen. Die J . haben die Revolutionäre mit Unter⸗ stützung der Einwohner gefangen genommen.

Asien.

In Peking ist gestern ein Abkommen abgeschlossen worden für die Bildung einer chinesisch⸗belgischen Gesellschaft zur Ausbeutung der Min eralschätze Chinas. Wie W. T. B.“ meldet, beträgt das Kapital zurzeit zehn Millionen Dollar und wird zu gleichen Teilen in chinesische und belgische Aktien eingeteilt. Als Eider n, für den chinesischen Kapitalsanteil sollen die Minerallager in Schansi und Kansu dienen. Das Hauptbureau soll in Peking sein und ein Unterburegu in Brüssel eingerichtet werden. Das Direktorium wird teils in belgischen, teils in chinesischen Händen liegen. Der Chefingenieur wird ein Belgier sein, das kaufmännische Personal sowohl aus Chinesen wie Belgiern bestehen. Die Organisation ist dem chinesischjapanischen Handelstrust ähnlich.

Afrika.

Eine französische Kolonne unter dem Obersten Claudel schlug, wie aus Taza gemeldet wird, in der Nacht vom 6. zum 7. Juni einen An if des Feindes ab, der durch die fran⸗ ösische Artillerie zum Zurückgehen , , wurde. In der arauffolgenden Nacht wurde abermals ein feindlicher Angriff durch das wirksame Feuer der französischen Geschütze und Maschinengewehre abgeschlagen. Dabei wurden auf fran⸗ zösischer Seite drei Mann und ein Offizier getötet und elf Mann verwundet.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Gestern früh ist in Neuhausen auf der Fildern, wie „W. T. B.“ meldet, der Reichstagsabgeordnete Dekan Leser Zentrum) nach schwerem Leiden an Nierenschrumpfung im 69. Lebensjahre gestorben. Dem Reichstage gehörte der Ver⸗ storbene seit 1903 an und vertrat dort den 17. württem⸗ bergischen Wahlkreis.

In der Sitzung der Rüstungskommission vom 8. Juni

arten, j.

wurden, wie W. T. B.“ mittellt, zunächst die Erörterungen über die Beschaffung der Bewaffnung und Munition für die Infanterie fortgesetzt. Hierfür lag ein ausführlicher Bericht des Mitgliedes des Reichstags Grafen Westarp vor. In den Verhand⸗ lungen wurden mit besonderer Ausführlichkeit die Fragen der Preis⸗ kalkulation erörtert, insbesondere inwieweit die errechneten Selbstkosten der staatlichen Betriebe und die Preise der Privatindustrie überhaupt vergleichbar seien, inwieweit für derartige Vergleiche die gemeinschaft⸗ liche Grundlage fehlt, und ob durch die Aufmachung einer technischen Betriebskalkulation ein zweifelsfreies Urteil über das tatsächliche Verhaltnis zwischen ,. der Privatindustrie und den Her⸗ stellungskosten der staatlichen Betriebe gewonnen werden kann. Die Erörterungen hierüber sollen in einer Subkommission fortgesetzt werden, in die vom Vortsttzenden die Ahgg. Graf von Westarp und Erzberger, der Geheime Regierungscat Prof. Dr. Duisberg und der Geheime Baurat Dr. Ing. bon Rieppel berufen wurden. Die Sub⸗ kommission soll unter dem Vorsitz eines Vertreters der Militär⸗ verwaltung und unter Hinzuziehung geeigneter Sachverständiger diese Frage für eine bestimmte Militärwerkstatt im einzelnen durchprüfen und bitz zum Wiederzusammentritt der Kommission darüber be—⸗ richten. Vorbehaltlich des Ergebnisses dieser Prüfung herischte ein allseitiges Einverständnis darüber, daß das Nebeneinander⸗ bestehen der staatlichen und privaten Gewehrfabrikation aus milltärischen Gründen, besonders mit Rücksicht auf den Mobil⸗ machungsfall, sowie auch im Interesse der Preisbildung und Preitz⸗ kontrolle erwünscht ist und aufrechtzuerhalten sein wird.

In der Nachmittagssizzung des 8. Juni sowie am 9. Junk be— schäftigte sich die Kommission mit der Erörterung der Geschütz⸗ beschaffung. Hierbei wurden an der Hand des von dem Abgeordneten Erjberger erssatteten umfassenden Berichts über die . . und die Munition für Feld., und Fußartillerie sowle Marinege Hitz Umfang und Art der Lieferungen in den Rechnungsjahren 1995 bis 1912, die Güte des gelieferten Rüstungsmaterials und die Preise für Geschütze und Munition eingehend erörtert, ferner über den Betrieb in den technischen Instituten der Artillerie verhandelt, sowie die Frage der Verstaatlichung der Geschützfabrikatlon und das Monopol der Firma Krupp besprochen.

Die Ergebnisse dieser Verhandlungen werden zugleich mit dem Bericht der Kommission über ihre Tätigkeit im ganzen der Oeffent⸗ lichkeit zugänglich gemacht werden. Die Kommisston wird ihre Ver⸗ handlungen anfang November wieder aufnehmen, wobei insbesondere die noch auststehenden Berichte üher Belleidung und Augrüstung, Mundverpflegung, Grundstücksbeschaffung, Bauten, Fortifikation und Dockg, Luftfahrzeuge sowie Schiffsbau und Armierung zur Erörterung gelangen werden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Statistik der Kraftfahrzeuge im Deutschen Reiche.

Die Reichsstatistik veröfentlicht Uebersichten über den Bestand an Kraftfahrzeugen im Deutschen Reiche am 1. Januar 1914, den Verkehr ,, . , e im Reichsgebiet und die Unfälle beim Verkehr mit Kraftfahrzeugen, in der Zeit vom 1. Oktober 1912 bis 30. September 1913, endlich eine Reihe don Gegenüberstellungen zwischen dem Bestand an Krastfahrjzeugen und den vorgekommenen Unfällen.

Am 1. Januar 1914 wurden im , en Reiche 93 072 Kraft⸗ fahrzeuge, gegen 77 789 im . i ellt. Die Zunahme . das Vorjahr beträgt somtt IH 283 Kraftfahrzeuge 19, v. H. Von den 93 O77 Kraftfahrzeugen dienen 83 333 896 v. H. dem Personen⸗ und 739 105 b. 5 dem Lastenver kehr. Unter den Personenkraftfahrzeugen befanden sich 2 457 269 v. H. Krafträder, deren Zahl . das Vorjahr um 2132 1035 v. H. zugenommen hat. i. den 7 39 Last⸗ d waren dagegen nur 1090 19 v. S. Rrafträder, deren Zahl gegen das Vorjahr um 23 189 v. H. abgenommen hat. Von den Personenkrafifahrzeugen wurden 1508 15 v. H. im Dienste öffentlicher Behörden, 7451 8. v. H. als Droschken, g27

11 v. H. als Omnlbusse, 32 436 389 v. 5. im Handelsgewerbe ober in sonstigen Gewerbebetrieben, 573 = 2 v. H. für land⸗ und sorstwirtschaftliche Zwecke, 9639 11,9 v. H. für andere Berufe⸗ B. von Aerzten, Feldmessern usw, und endlich 30 399 36,5 v. H. für Vergnügungs⸗ und Sportzwecke verioendet. Die Last⸗ kraftfahrzeuge sind 9 dem Vorjahre von 7704 auf 9739 eg, haben also einen Zuwachs von 2035 264 v. H. gehabt. m Handelsgewerbe und in sonstigen gewerblichen Betrleben fanden von ihnen Sig) g 04 v. H. Verwendung. 6105 63,3 v. H. Lastkrast⸗ wagen hatten ein Eigengewicht bis zu 25 t, 1400 1433 v. H. ein solches über 26 bis 33 und 2134 222 v. H. über 336 t.

In der Zelt vom 1. Oktober 1912 bis 30. September 1913 haben 24 647 augsländische Kraftfahrzeuge, gegen 22 326 im Vorjahre, die Reichsgrenze überschritten. Die Junahme betrug somit 2321 Kraftfahrzeuge 164 v H. Es befanden sich unter ihnen 1522 Krafträder und 23 125 Kraftwagen. Von den letzteren dienten 22 893 zur Personen⸗ und 232 zur Lastenheförderung. Aus Oesterreich⸗ Ungarn stammten 7300 29, v. H. Kraftfahrzeuge, aus der Schwein 2962 12,0 v. H., aus Frankreich 7635 31,2 v. H., aus Belgien 1573 Te v. H, aus den Niederlanden 2268 ga v. H. und aus den Vereinigten Staaten von Amerika 342 14 v. H. Den stärksten Verkehr wies, wie alljährlich selit der ersten Zählung am 1 Januar 1907, der Monat August mit 5424 Kraftfahrzeugen auf, ihm folgte der Monat Juli mit 4193 Fahrzeugen, der September mit 3223, und den geringsten Verkehr wies der Monat Januar 1913 mit 496 Kraftfahrzeugen auf.

In der Zeit vom 1. Oktober 1912 bis 30. September 1913 ge⸗ langten 117585 schädigende Ereignisse beim Verkebr mit Kraftfahrzeugen zur amtlichen Kenntnis, an denen 12772 Kraft⸗ fahrzeuge beteiligt waren. Von den Führern der Kraftfahrzeuge konnten 11974 93, v. H. ohne weiteres festgestellt werden, 190 1‚5 v. H. machten elnen Fluchtversuch und 608 4 v. H. ent⸗ zogen sich ihrer Feststellung. Von den Kraftfahrzeughaltern wurden 12 464 97,6 v. H. ermittelt und 305 2. v. H. nicht ermittelt. Bei den Unfällen wurden 6313 Personen verletzt und „04 getötet. Unter den Verletzten befanden sich 503 8, b. G. Führer, 1137 18.9 v. O. Insassen der Kraftfahrzeuge und 4623 732 v. H. dritte Personen. Unter den Getöteten waren 34 6 Führer, 66 5 Insassen der Kraftfahrzeuge und 409 SI 2 v. H. dritte Personen. Der entstandene Sachschaden betrug 2771 688 Mn gegen 2281 283 M im Vorjahre. Von dem Sach⸗ schaden entfielen 2311 794 83. v. H. auf Schäden, welche die Kraftfahrzeughalter erlitten, und 459 894 .. 16, v. H. auf dritte Personen. on den 608 Kraftfahrzeugführern, welche nach einge⸗ tretenem Unfall flüchteten, wurden 356 nachträglich ermittelt, sodaß 252 Führer unbekannt blieben. Bei dieser Art von Unfällen wurden 129 Personen verletzt, 4 getötet und ein Sachschaden von 11 055 herbeigeführt. . ;

Von den an den Unfällen beteiligten Kraftfahrzeugen dienten 11078 dem Personenverkehr. Es entfallen somit auf 100 Personen⸗ kraftfahrzeuge 133, welche an den Unfällen beteiligt waren. Im Lastenverkehr stellt sich diese Zahl auf 16.3. Am ungefährlichsten haben sich auch diesmal die Personenktafträder erwiesen, welche nur mit 15,1 v. H. an den Unfällen teilnahmen. Am häufigsten, nämlich mit 25,9 v. H., waren Personenkraftwagen mit 16 bis 40 ES an den Unfällen beteiligt. Unter Berücksichtigung des Verwendungszwecks ergab sich, daß die Kraftdroschken mit 66 v. H. und die Kraft⸗ omnibusse mit 79, v. H, die Vergnügungs⸗ und Sportzwecken dienenden Kraftwagen mit 12.5 v. H. und die im Dienste öffentlicher Behörden benutzten Personenkraftwagen mit 11, v. H. an den Un⸗ fällen teilnahmen, im Lastenverkehr mit 162 v. H.

Bevölkerungsbewegung, ,, Schlachtun gen, städtische Spar kasse, Kran kenver iche rung und Armenpflege in Berlin im Monat April 1914.

Nach den Monatsberichten des Statistischen Amt der Stadt Berlin“ belief sich die fortgeschriebene Bevölkerung Anfangs Mai 1914 auf 2061 733 gegen 2 082216 zu Beginn des gleichen Monatz im Vorjahr. Die Zahl der Lebendgeborenen betrug 3213 (in demselben Monat des Jahres 1913 3451), darunter un⸗ eheliche 223 (884) oder 25, (25, ) Prozent. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die Ge⸗ burtenziffer auf 18, 1 (20,14). Eheschließungen fanden 2996 (gegen 2864 im Vorjahre statt, darunter 572 (516) Mischehen. Die Zahl der Sterbefälle (ohne Totgeburten) belief sich auf 2516 (2553). An Infektionskrankheiten starben 592 (584), ins⸗ besondere an Masern 41 (11), an Scharlach 29 (18), an Diphtherie und Krupp 49 (38), an Reuchhuften 23 (23), an Influenza 13 (21), an Kindbettfieber 22 (189), an Typhus 2 (—), an Lungen⸗ und Hals⸗ schwindsucht 309 (337), uyß Tubherkulose anderer Organe 47 (46). Ferner sind zu erwähnen: 190 (222) Sterbefälle an Krebs, 269 (244) an Herzkrankheiten, 197 (181) an Lungenentzündung, 75 (94) an Darmkatarrh, darunter 68 (81) Kinder im ersten Lebensjahre, und 9 (13) an Brechdurchfall, darunter 9 . Kinder im ersten Lebeng⸗ jahre. Im Alter bis zu 1 Jahre starben im ganzen 440 (527), das ist 17,“ (20, 1) 0ͤυ aller Sterbefälle des Berichtsmonats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer 1431 (140).

Als ug sen waren 19404 (20 922) männliche und 20199 20 910) weibliche, zusammen 39 603 (41 832) Personen zu verzeichnen.

ür die Fortgezogenen ergaben sich einschließlich des Zuschlags für die unterbliebenen Abmeldungen die Zahlen: 25 421 6 69) männliche, 25 404 (23 167) weibliche, zusammen 59 825 (48 244 Personen. Somit verbleibt bei der Wanderung ein Mehrfortzug von 6017 (4155) männlichen, 5205 (2257) weiblichen, zusammen ein Mehrfortzug von 11 222 (6412) Personen.

Der Ken wechsel von Grundstücken betrug nach den Meldungen im April 106 (156). Kauf lag vor bei 19 (42) bebauten mit 12 671 000 (13 689 876) M Kaufpreis und 8 (4) unbebauten mit 630 940 (824 930) M Kaufpreis, Zwangsversteigerung bei 23 (40) bebauten mit 7 100 39090 4 772 500) ½ und 2 (4) unbebauten mit 74 600 (397 200) M Kaufpreig‚. Durch Vererbung gingen in anderen Besitz über 46 (63) mit 10 540 334 (10 869 09 „Wert und 10 (13 ohne Wertangabe.

Der Auftrieb auf den städtischen ir betrug für den Berichtzmonat 17133 (i7 825) Rinder, 175i (144585 Kähber, 38 076 (42 533) Schafe, 119 694 (114424) Schweine. In den öffentlichen Schlacht häusern wurden 8316 Gl32) Rinder, 15 159 (13 270) Kälber, 34 513 (36 440) Schafe, 112 685 (105 674 Schweine geschlachtet. In der e e g n e, wurden 784 (804) Pferde geschlachtet, von denen 10 (12) Pferde zurück⸗

ewiesen wurden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten ö (792) Pferde, ferner von der Neuköllner Roßschlächterei

Bel der städtischen S ea betrugen dle Einzahlungen 10 333 379 (7 928 910) M, die Rückzahlungen 6 316 084 5. 2658 363) M, demnach ein Mehr an 53 von 4017295 MS lin 2 Monat des Vorjahrs ein Mehr an Rückzahlungen von 2 5? M 8

Der itgliederbestand der der Aufsicht des Magistrats« kommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. Mai 1914 g49 165, worunter sich 64 235 freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbe unfähig waren an diesem Tage bel den bezeichneten Kassen 42 559 wle g hin Mitglieder.

Die 6a fg Armenpflege umfaßte im Monat Aprll 36 427 (35 851) Almosengeldempfänger mit einem n, =/ , ü. laufenden Unteistützungen von 661 598 (645 9008) , darunter 379 2217) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 7 681 (16 588)

rtraunterstützungen. Solche würden ferner für 10 903 (3847) nicht laufend unterstüßte Personen im Gesamtbetrage von 149 628 4 5h38) M gewahrt. Pflegekinder waren 12 859 (17 696) vorhanden, är die 128 062 (124 869) S verausgabt wurden.