1914 / 144 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Jun 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Dentsches Reich.

Bekanntmachung.

Der . ist eröffnet worden zwischen Berlin und den deutschen Orten Chrosczütz, Dingolfing, Geisenhausen, Pfeffenhausen, Poppelau (Kr. Oppeln), Rotten⸗ burg (Laaber) und Wörth (Isar) gewöhnliche Gesprächs⸗ gebühr je 1 S6 —.

Berlin C. 2, den 20. Juni 1914.

Kaiserliche Oberpostdirektion. Vorbeck.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

die Bauräte Georg Lotzin in Cottbus, Wilhelm Meyer in Osnabrück und Friedrich Wichmann in Erfurt zu Regie— rungs⸗ und Bauräten zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Baumschulenbesitzer Carl von Ehren in Nienstedten das Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten zu verleihen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

6 dortigen Meliorations⸗

ö steliorationsbauamt in

urg als Vorstand des dortigen Meliorations— t,

ötzen, nach bauamtz, . bisher beim Meliorationsbauamt in Aachen, nach Oppeln als Vorstand des dortigen Meliorations— bauamts J, Boesch, bisher im Ministerium für Landwirt— schaft Domänen und Forsten, nach Stargard i. Pomm. als Vorstand des dortigen Meliorationsbauamts, Stader— mann, bisher beim Meliorationsbauamt in Hannover, nach Osnabrück als Vorstand des dortigen Meliorationsbau— amts, Bartholdi, bisher beim Meliorationsbauamt in Stoly, nach Landsberg a. W. als Vorstand des dortigen Meliorationtz⸗ bauamts, Haas, bisher beim Meliorationsbauamt in Frank— furt a. O., an das Meliorationsbauamt 1 in Düsseldorf, Kröcher, bisher beim Meliorationsbauamt in Stettin, an das Meliorationsbauamt in Stargard i. Pom., Karl Schulz, bisher beim Meliorationsbauamt in Lüneburg, an das Meliorationsbauamt in Celle, Jacob, bisher beim Meliorations⸗ bauamt II in Oppeln, nach Breslau als Hilfsarbeiter des meliorationstechnischen Regierungs⸗ und Baurats für die Pro⸗ vinz Schlesien.

Den Regierungsbaumeistern des Wasser⸗ und Straßen⸗ baufaches Gustav Erhardt beim Meliorationsbauamt in Erfurt, Walter Schmude in Hannover, zugeteilt dem Oberpräsidenten in Hannover (Oedlandskulturstelless, Hans Kosack heim Meligrationsbauamt 1 in Königsberg, Arthur Liczewski in Oppeln, zugeteilt dem Qberpräsidenten (Oderstrombauverwaltung) in Breslau, Friedrich Brey beim Meliorationsbauamt in Briesen, Karl Frank beim Meliorationsbauamt II in Oppeln, Johannes Wölfert beim Meliorationsbauamt in Neumünster ist je eine etats mäßige Regierungsbaumeisterstelle in der land⸗ wirtschaftlichen Verwaltung verliehen worden.

Der Regierungsbaumeister des Wasser⸗ und Straßenbau⸗ fachs Arnold Müller aus Bremen ist dem Meliorationsbau— amt in Trier überwiesen worden.

Der Regierungsbaumeister des Wasser⸗ und Straßenbau⸗ fachs Rudolf Hennings, bisher beim Meliorationsbauamt in Danzig, ist auf seinen Antrag aus dem Staatsdienste entlassen worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 17 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter Nr. 11 355 das Eisenbahnanleihegesetz, vom 10. Juni 1914. Berlin W. 9, den 22. Juni 1914. Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.

Abgereist: Der Direktor im Reichsschatzamt Herz mit Urlaub.

Nichtamtliches.

Deu tsches Reich.

Preußen. Berlin, 22. Juni 1914.

Das Königliche Staatsministerium trat heute einer Sitzung zusammen.

Der vom Reichsamt des Innern berufene Sachver⸗ ständigenausschuß zur Schaffung einer deutschen Einheitskurzschrift, bestehend aus 23 Vertretern von neun stenographischen Schulen, hat, wie „W. T. B.“ meldet, am 20. und 21. Juni im preußischen Kultusministerium unter dem Vorsitz des Geheimen Regierungs- und Provinzialschulrats Prof. Tiebe getagt und den von seinem Unterausschuß vor⸗ gelegten Entwurf nach eingehendster Beratung in seinen Grundlagen einstimmig angenommen sowie die Vorlage mit den von ihm beschlossenen Aenderungen dem Unterausschuß zur Ueberarbeitung überwiesen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 19. Juni S. M. S. „Goeben“ mit dem Chef der Mittelmeerdivision in Port Said und S. M. S. „Nürnberg“ in Salina Cruz, am 17. Juni S. M. S. „Dresden“ in Tampico eingetroffen.

Samburg.

Seine Majestät der Kaiser und König ist mit Gefolge vorgestern nachmittag im Automobil von Hannover in Hamburg eingetroffen und hat sich unter lebhaften Kund⸗ gebungen der Bevölkerung sofort an Bord der Jacht „Hohen⸗ zollern“ begeben, die an den Landungsbrücken lag. Am Ein— gang zu den Brücken hatten sich zum Empfang der Regierende Bürgermeister Dr. Predöhl, der Bürgermeister Dr. Schröder, der preußische Gesandte von Bülow, der Legationsrat von Bonin, der Generaldirektor Albert Ballin und andere eingefunden.

Deutsche Kolonien.

Der Gouvernementsrat von Deutsch Ostafrika ist am 19. Juni in Daressalam zusammengetreten. Wie „W. T. B.“ meldet, beleuchtete der Gouverneur Dr. Schnee in öffentlicher Sitzung die Entwicklung der Handelsziffern und der Finanzen, die sich trotz der durch die Kautschukkrise ent⸗ standenen Schwierigkeiten günstig gestaltet hätten. Das Rechnungs⸗ jahr 1913 schließe mit einem betrachtlichen Ueberschuß ab. Für die in Deutschland behauptete Abnahme der Eingeborenen⸗ bevölkerung des Schutzgebhiets fehle jeder Nachweis. Ausreichendes statistisches Material zur Beurteilung der Frage sei überhaupt noch nicht vorhanden. Die Bekämpfung der Schlafkrankheit biete ein günstiges Bild. Auch am Tanganjikasee sei in zwei bis zweieinhalb Jahren ein voller Erfolg zu erwarten. Die Rinderpest sei wesentlich zurückgegangen. Für die Landes⸗ ausstellung sei ein guter Erfolg zu erhoffen. Das Schutzgebiet bedauere lebhaft, daß Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen die Teilnahme nicht möglich sei. In erster Lesung wurde sodann die Wasserrechtsverordnung, die Sprenastoffverordnung, die Gebührenordnung für Aerzte und die Abänderung der Pflanzenschutzverordnung angenommen. Dagegen wurde der Entwurf, betreffend die Rückzahlung der früher vom Reich für den Eisenbahnbau geleisteten Garantiezahlungen durch das Schutzgebiet, von den außerordentlichen Mitgliedern des Gouvernementsrats einstimmig abgelehnt. Darauf trat der Gouvernementsrat in die Besnrechung des Etats für 1915 ein.

Oesterreich⸗ Ungarn. Der Kaiser Franz Joseph hat gestern den albanesischen Gesandten Sureya Bei Vlora zur Ueberreichung seines Be⸗ glaubigungsschreibens in Audienz empfangen.

Rrankreich.

Der Senat beriet in der vorgestrigen Sitzung das An⸗ leihegesetz.

Wie „W. T. B.“ meldet, erwiderte der Finanzminister Noulens auf verschiedene Fragen, daß die neuen Renten befreit seien von den Steuern, die die Moblliarwerte treffen, außer von der Einkommen steuer von 4 ,o, Sie würden also auch nicht den Stempelsteuern und Umsatzsteuern unterliegen, selbst dann nicht, wenn diese Steuern in eine Einkommensteuer als Ergänzungesteuer zur vierprozentigen Einkommensteuer umgewandelt würden.

Darauf wurde die Generaldiskussion geschlossen und das Gesetz im ganzen einstimmig von den 281 anwesenden Senatoren angenommen.

Der Marineminister Gauthier hat beschlossen, ein Geschwader von Wasserflugzeugen zu errichten, das gleich den Torpedobooten und Unterseebooten einen inte⸗ grierenden Bestandteil der Kriegsflotte bilden soll.

RNRußzland.

Der König von Sachsen wohnte vorgestern vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, in Begleitung des Kaisers Nikolaus einer Parade über die Truppen von Zarskoje Selo und Pawlowsk bei. Nach der Parade war Kaiserliche Frühstücks⸗ tafel, an der auch der deutsche Botschafter, der Kriegsminister und der Minister des Aeußern teilnahmen. Abends fand zu Ehren des Königs in Pawlowsk beim Großfürsten Konstantin ein Festmahl statt. Gestern morgen traf der König von Sachsen mit Gefolge und den seiner Person attachierten russischen Offizieren in St. Peters⸗ burg ein. Zur Begrüßung hatten sich die höheren Zivil⸗ und Militärbehörden, der Kommandant des XVIII. Armeekorps, General der Kavallerie von Krusenstern, der Divisionsgeneral, Generalleutnant Freimann, der Gouverneur von St. Peters⸗ burg Graf Adlerberg, der Vertreter des Polizeipräsidenten Generalleutnant Wendorf, der deutsche Botschafter Graf Pourtalés, der bayerische Gesandte Freiherr von Grunelius, die Mitglieder der deutschen . und Abgesandte der Stadt, an ihrer Spitze der Bürgermeister von St. Petersburg Graf Tolstol eingefunden. Eine Kompagnie des Bielomorsky⸗ Regiments erwies die militärischen Ehren. Nach der Be⸗ grüßung durch den Grafen Tolstol, der dem König auf einer silbernen Schüssel Salz und Brot darbot, begab sich dieser zum Gottesdienst in die katholische Bonifatiuskirche. Nach der Messe besuchte der König das Winterpalais und die Eremitage und empfing sodann eine Abordnung des Aus⸗ schusses für den Bau eines Denkmals auf dem Schlacht⸗ felde von Leipzig sowie Vertreter der sächsischen Kolonie in St. Petershurg. Am Nachmittag machten der König, die ihm attachierten Offiziere, der Marineminister, der Kommandant der Kaiserlichen JYJacht „Polarstern“ und der deutsche Militärattachs eine Fahrt die Newa abwärts zum Meere, wo sie die Panzerschiffe „Sebastopol“ und „Petro⸗ pawlowsk“ besichtigten. Abends gab der deutsche Botschafter Graf Pourtalös zu Ehren des Königs ein Mahl in der deutschen Botschaft. Danach kehrte der König nach Zarskoje Selo zurück.

Die Budgetkommission der Reichs duma hat den Kredit für den Bau eines Holzhafens an der Weichsel nahe der deutschen Grenze angenommen.

Portugal.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ ist vorgestern eine Ministerkrisis ausgebrochen, Einzelheiten über die Vor⸗ gänge, die zu der Ministerkrisis geführt haben, fehlen.

Türkei.

Die Botschafter in Konstantinopel haben vorgestern eine Konferenz abgehalten und beschlossen, einzeln der Pforte eine gleichlautende Note zu überreichen. Die Note, die gestern überreicht wurde, besagt laut Meldung des „W. T. B.“:

Da die ausländische Presse über Unruhen in gewissen Teilen Kleinasiens Berichte gebracht hatte, die dem Ansehen der ottomanischen Regierung schaden könnten, hat die Pforte um Entsendung von Ver⸗ trauensmännern der Botschafter ersucht, die den Minister Talaat Bei begleiten und über den wirklichen Sachverhalt berichten sollen. Dieser Einladung entsprechend, hat die Botschaft mit dieser Mission (hier folgt der Name des Dragomans) betraut, dem eg auch freistehen wird, sich dorthin zu begeben, wo er es für nötig erachtet.

In der Note wird verlangt, daß die Behörden der Mission die nötigen Begünstigungen zuteil werden lassen. Die deutsche Botschast entsendet den zweiten Dragoman Dr. Schönberg, die österreichischungarische Botschaft den dritten Dragoman Coglievina, die russische und die französische Botschaft entsenden ihre ersten Dragomane, die englische und die italienische Bot⸗ schaft ihre zweiten Dragomane.

Nach vorgestern in Konstantinopel eingetroffenen offiziellen

Telegrammen des Ministers des Innern Talaat Bei meldet der Mutessarif von Balikesri, der mit der Inspektion der Gegend von Burhanie und Aiwali betraut ist, telegraphisch, daß die Ordnung in Aiwali andauere und die Bevölkerung sich schon wieder beruhigt habe. Der Wali von Brussa telegraphiert, daß 6000 Griechen, die sich in Syghi an der Küste des Marmarameeres gesammelt hätten, um auszu— wandern, durch Gendarmerieabteilungen in ihre Dörfer zu⸗ rückgebracht worden seien. Die Individuen, die in Artaki den Griechen Vieh gestohlen hätten, seien verhaftet und das ge⸗ stohlene Vieh den Besitzern zurückgegeben worden. Ein von vorgestern abend datiertes Telegramm Talaat Beis be⸗ sagt, der Minister habe Tschesme besucht und festgestellt, daß die Bevölkerung der Stadt und der Umgebung, ohne daß irgend ein Druck ausgeübt worden wäre, vollständig ausge⸗ wandert sei; es seien nur einige Bewohner zurückgeblieben, die erklärten, die Bevölkerung sei hauptsächlich unter dem Eindruck der unter den Frauen herrschenden Furcht geflohen, es sei aber kein Angriff auf die Bevölkerung erfolgt. Seit einigen Tagen habe sich im Wilajet Smyrna kein Zwischenfall ereignet.

Einer offiziellen Meldung zufolge hat die Auswande⸗ rungsbewegung im Sandschak Adrianopel vollständig aufgehört.

Griechenland.

Der türkische Gesandte Ghalib Bey hat vorgestern dem Minister des Aeußern Dr. Streit eine schriftliche Mit⸗ teilung überreicht, in der die türkische Regierung, wie „W. T. B.“ meldet, erklärt, sie habe bereils mit der Wieder⸗ einsetzung der gegenwärtig an den Küsten Kleinasiens befind⸗ lichen Griechen aus dem Wilajet Aidin in ihre Heimstätten begonnen und werde darin fortfahren. Ein Vorschlag, den die türkische Regierung bezüglich des Austausches der griechischen und der mohammedanischen Bevölkerung und deren Eigentums mache, umfasse alle, die bereits die in Betracht kommenden Gebiete verlassen hätten. Ihr Eigentum werde von gemischten Kommissionen abgeschätzt werden.

Rumänien.

In der vorgestrigen Sitzung des Senats richteten die Konservativen bei der Prüfung der Mandate heftige An⸗— griffe gegen die Regierung und die Mehrheit.

Laut Bericht des W. T. B.“ behaupteten die Konservativen, daß im Bezirke Valkea Wahlbeemnflussungen vorgekommen seien, und legten zum Beweise ein Protokoll des dort amtierenden Polizei chefs auf den Tisch des Hauses nieder. Der Minister des Innern erklärte, daß er die Angelegenheit untersuchen lassen werde. Der Umstand jedoch, daß sich dieses Prototoll in den Händen der Opposition befinde, bedeute für ihn, daß hierbei entweder Leichtfertigkeit oder eine Handlung im bösen Glauben vorliege. Hierauf sprang Filivescu auf und rief: Sie sind ein Elender, wenn Sie nicht beweisen, was Sie soeben behauptet haben. Es entstand im ganzen Hause großer Lärm. Alle Senatoren sprangen von ihren Sitzen auf und verlangten, daß Fillpeteu seine Aeußerung zurückziehe oder zur Ordnung gerufen werde. Filipescu lehnte es ab, seine Aeußerung zurückzuziehen. Allmählich beruhigten sich die Senatoren und die Verhandlung konnte fortgesetzt werden.

Die Kammer hat vorgestern Pherekyde wieder zum Präsidenten gewählt.

Bulgarien.

In der Sitzung der Sobranje am Dr. Ghenadiew laut Meldung des „W. T. Erklärung ab:

Er und die Regierungspartei würden an der Schaffung eines starken Heeres arbeiten, das die einzige Bürgschaft für die Un⸗— abhängigkeit Bulgariens sei. Er weise mit Nachdruck jeden Verdacht des Revanchegelüstes zurück. Da er in dem Augen⸗ blick der größten bulgarischen Waffenerfolge zu dem Abschluß des Friedeng geraten habe, der für die Türkei ehrenvolle und vollkommen maßvolle Bedingungen enthalten hätte, die selbst die Ab⸗ tretung Adrianopels ausgeschlossen hätten, so sei er angesichts der neuen Lage ein Gegner jedes Revanchegedankens gegenüber den Nachbarn Bulgariens; er erinnere aber an die Worte Miljukows in der Duma⸗ sitzung vom 5. Oktober, in der dieser erklärt habe, daß die Lage auf dem Balkan unbeständig werde und daß das Feuer solange glühen werde, bis der Bukarester Friedensvertrag revidiert sei.

Albanien.

Vorgestern nachmittag hat in Durazzo eine Versammlung der mohammedanischen Bevölkerung stattgefunden, worauf eine Abordnung von vier Hodschas in das Rebellenlager nach Schiak fuhr, um die Aufständischen zur Unterwerfung und zum Nieder⸗ legen der Waffen zu bewegen. Bei den Verhandlungen mit den Hodschas, die der Agenzia Stefani“ zufolge in vollem Ein⸗ verständnis mit der Regierung im Namen der Stadt über den Frieden verhandeln sollten, verlangten die Aufständischen Be⸗ freiung vom Militärdienst und den Steuern sowie die An⸗ nahme anderer geringfügiger Forderungen, die sie schon ge⸗ stellt hätten. Außerdem verlangten sie einen dreitägigen Waffenstillstand. Da die Regierung auf die Forderung des dreitägigen Waffenstillstandes nicht eingehen zu können erklärte, wurde schließlich vereinbart, daß, wenn bis

Freitag gab B.“ folgende

Sonntag nachmittag 5 Uhr 30 Minuten keine Ant— wort erteilt werde, sämtliche Verhandlungen abgebrochen sein sollten. Einer Meldung der genannten Agentur vom heutigen Tage zufolge hat die Regierung, obgleich die gesetzle Frist bereits abgelaufen war, zwei Parlamentäre zu den Alufftanbischen geschickt, um den geforderten dreitägigen Waffenstillstand abzuschließen, damit eine Zusammenkunft von Vertretern beider Parteien vereinbart werden könne; diefe soll am 23. Juni an der Brücke über die Lagune stattfinden.

Ueber die Sreignisse am 19. und 29. d. M. berichtet das „Wiener K. K. Telegraphen⸗-Korrespondenzbureau“, wie olgt: t gim Freitag um 12 Uhr 30 Minuten früh fielen in Durazjo selbst 11 von nicht sicher festgestellten Individuen abgefeuerte Gewehr⸗ schüsse, die in verschiedene Häuser einschlugen, ohne jedoch jemanden zu verletzen. Kurz darauf begann in der Vorpostenlinie ein starkes, immer heftiger werdendes Gewehrfeuer, in das auch Geschütze eingriffen. Nach etwa einer halben Stunde perstummte, das Feuer auf der ganzen Linie. Die Nacht perltef ruhig ohne weitere Zwischenfälle. In der Stadt wurden die Schüfe darauf zurückgeführt, daß es sich um ein Komplott von in der Stadt lebenden Mehammedanern mit den Rebellen handeln müsse, das den Zweck hätt, unter der Stadtbevölkerung Panik hervorzurufen, die sich die Betreffenden zu nutze machen wollten. Im Zusammenbang mit dem nächtlichen Zwischenfall wurde im Laufe des Tages der vor etwa 20 Jahren eingewanderte moham— medanische Großkaufmann Hadschi Suleiman verhaftet. Bei der Haus⸗ fuchung wurden vier Mausergewehre und viel Munition vorgefunden. Ver⸗ haftungen anderer verdächtiger Personen stehen bebor. Um weiteren ähn⸗ lichen Versuchen vorzubeugen, wurde in der Stadt eine 120 Mann starke Natlonalgarde zu dem Zwecke organisiert, daß jeder einzelne einen Nayon von 5 Häusern genau beobachte. Der österreichisch⸗ungarische Dampfer „Herzegowina“ ist unter albanesischer Flagge von Hurazzo abgefabren und hat Kawajga am Freitag früh bombardiert. iim 4 Uhr Morgens wurde die Beschießung wiederholt; sechtzig Mirditen wurden gelandet. Das Schiff ist um sechs Uhr nach Durazjo zurückgekehrt. Der Erfolg des Vorgehens ist noch nicht bekannt.

In der Nacht zum Sonnabend lief die „Herzegowina“ abermals aus und beschoß die feindlichen Stellungen in der Richtung von Porta Romana und Kawaja. Da in der vorgestrigen Nacht in Durazjo abermals Gewehrschüsse von Unbekannten abgegeben wurden, erließ der holländische Kommandant Kroon die Anordnung, daß jedermann, der in der Stadt Schüsse abfeuert, mit fünf Jahren Gefängnis bestraft wird. Der Tag verlief vollkommen ruhig. Um etwaigen abermaligen Ueberrumpelungsversuchen vorzubeugen, wurden an sämtlichen einigermaßen gefährdeten Punkten Verschanzungen und Drahtzäune errichtet, sodaß ein Eindringen des Feindes in die Stadt selbst im Falle eines unerwarteten überraschenden Angriffes gaus⸗ geschlossen erscheint. Hinter den Verschanzungen liegen üherall starke Abteilungen der Mirditen und Malissoren auf Wachposten. Vor— gestern hat sich das freiwillige Artilleristenkorps organisiert. Es wählte den preußischen Rittmeister von der Lippe zum Kommandanten, der seinerseits den Befehlen der holländischen Offiziere untersteht.

Prenk Bibdoda befindet sich mit seinen Leuten noch immer eiwa bier Stunden hinter Durazzo und scheint zu zögern, den Vor— marsch gegen Schijak zum Angriff auf die Aufständischen anzutreten. Auch herrscht keine Klarheit, wie Achmed Bei Mati, der über Tirana vorrücken und den Kreis um die Aufständischen enger zieben soͤllte, sich verhält. Ueber die Stellungnahme Ayiz Paschas Vrioni, der zu beim gleichen Zwecke von Süden üher Fieri heranrücken sollte, liegen keine günstigen Nachrichten vor. Sonnabend abend ging sreiwillige Artillerie mit dem von der albanesischen Regierung gleichfalls ge⸗ charterten Dampfer des Oesterreichischen Lloyd . Gisela“ nach Norden zu den Stellungen Prenk Bibdodas, um die Bedienung der Geschütze zu übernehmen und Bibdoda die Notwendigkeit des Vormarsches nahejulegen, mit dem gleichzeitig eine Gegenbewegung gegen das Lager der Aufständischen von Durazzo aus ausgeführt werden würde

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, wurde gestern bei dem Dorfe Carbonara in der Umgebung von Suskina bis zur Abenddämmerung gekämpft; man alauht, daß der Kampf heute wieder aufgenommen wird. Elbassan ist von den Auf⸗ ständischen eingeschlossen.

Amerika.

Die Erklärung der amerikanischen Delegierten in Niagara Falls, daß die Einsetzung eines Präsidenten in Mexiko, der aus den Reihen der Rebellen hervorgegangen wäre, das einzige Mittel sei, den Feindseligkeiten ein Ende zu setzen und weiteres Blutvergießen zu verhindern, war, wie „W. T. B.“ meldet, ein Ultimatum. Falls die Delegierten Huertas nicht auf die amerikanischen Forderungen eingehen, wird die Vermittlungskonferenz beendet.

Carranza hat den Vermittlern auf eine ihm zugegangene Note eine Antwort erteilt, in der er obiger Quelle zufolge wiederholt, daß er bereit sei, an der Verm ittlun gs⸗ aktion teilzunehmen, daß es ihm aber unmöglich sei, über einen Waffenstillstͤnd, die Landfrage, und, die Wahl eines vorläufigen Präsidenten zu verhandeln. Seiner An— sicht nach hätten die Vermittler einen Irrtum begangen, als sie versuchten, diese Fragen zu lösen, die für die Mexikaner von Überragender Wichtigkeit seien. Die Konstitutionglisten müßten entscheiden, was für die Interessen ihres Landes das beste sei. Zum Schluß erklärt Carranza, er glaube nicht, daß die Konferenz in Niagara Falls die von den Vermittlern erwarteten Ergebnisse haben werde. ö 3. ;

Der mexikanische Minister des Innern teilt mit, daß er beabsichtige, der Kammer vorzuschlagen, die Präsidenten⸗ wahlen, die am 4. Juli stattfinden sollten, bis zur Beendigung der Konferenz in Niagara Falls zu verschieben. .

Der Angriff auf Zacatecas ist unter dem direkten Oberbefehl Villas wieder aufgenommen worden. Die Bundes⸗

truppen sollen drei Positionen verloren haben. . Carranza hat den Kriegssekretär in seinem Kabinett,

General Angeles, wegen Ungehorsams abgesetzt.

Kunst und Wissenschaft.

In der letzten Sitzung der Gesellschaft kür deutsche Var—= gesch ih kᷣ sprach . Üniversttätsprofessor Dr Kofsinna über die Sonnengötterdreiheit und das Bruderpaar des Somnrer? und Wintergottes in der germanischen Vor⸗ zeit. An der Hand zahlreicher, in Lichtbildein vorgezeigter Aus. JRiabungsfunde und Steinbilder von der norwegischen Küste fühlte er den Nechweis, daß die genannten, Gestalten uralte Ve standteile der germanischen Mythologie gewesen sind, die einzein, wie in Be)iehungLen ju einander gebracht schon 1560. Jabre vor Christi. Gehurt von german ischen Bildnern dargestestt worden sind. Die früher oft aufgestellte ,,, jene Göttergestalten aus der griechischen und römischen , . in die germanische übernommen seien, muß demnach als endgü 9g widerlegt gelten. Den zweiten Vortrag des Abends hielt der . des ostprignitzschen Heimatmuseums Paul Quente⸗Heiligengrabe über bie Ausgrabung eines germanischen Dorfes aus der vorrömtfchen Eifenzeit bei Vebhop. Die Siedlung lag dicht hinter dem jetzigen Dorfe am Bache, der ju jener Zeit eiwa 200 v. Chr. bis 00 n. Chr. erheblich brelter gewesen sein

*

dürfte. Frisches Wasser war, da es Brunnen noch nicht gab, für jede damalige Ansfedlung eine Voraussetzung. Die Entdeckung wurde auch in diefem Fall durch das Freilegen schwarzer Stellen beim Auspflügen bes Ackers eingeleitet. Der Redner ging kurz auf die Technik solcher Ausgrabungen ein und führte in zahlreichen Licht- bildern die typischen dunklen, in die tieferen Erdschichten binabrelchenden Stellen vor, die die in ihrem Holze völlig aufgelösten und ver⸗ gangenen Holzpflöcke der alten Häaser nach Form und Lage anzeigen. Beim vorgeschichtlichen Hausbau wurden, wie sich zweifellos ergeben hat, die Pfoften eingegraben; die Pfosten sanken durch ihr eigenes Schwergewicht noch etwas tiefer, als die Grube für sie ausgegraben war, sodaß derartige Gruben heute bei ihrer Aufgrahung im Quer⸗ schnitt eine gerade untere Fläche mit einer Vertiefung zeigen, die der Stärke des verwitterten Psostens entspricht. Oft erkennt man die Lage und Gestalt der Pfosten auch aus den in der Erde zurückgebllebenen Steinen, mit denen sie wie das auch in Vehlow mehrfach der Fall ist zur sichereren Festlegung vollständig verkeilt wurden. Der Durch⸗ messer des Pfostent ergibt sich dann aus der Entfernung der Steine. Wo der Boden aus welßem, leichtem Sand bestand, wurden die Pfosten wohl auch auf eine Rundholzunterlage gestellt, die sich im Boden noch heute gut markiert. Die Zeit derartiger Siedlungen schließt man aus den Scherben, die sich in den Pfostenlöchern fin den und die seinerzeit zur Zuschüttung der Gruben mitbenutzt wurden. Bei dem bis jetzt bei Vehlow ausgegrabenen Teil des vorgeschichtlichen Dorfes handelt es sich um eine Gehöftanlage mit Stallungen, deren Wohnhaus wiederholt Er⸗ weiterungen erfahren hat. Der Vortragende beschränkte sich vorerst auf die Eiklärung und Rekenslruktion des ursprünglichen Wohn⸗ hauses, dessen Pfostenlöcher keine oder nur sehr wenige Scherben aufwiesen. Dieser ursprüngliche Bau bestand aus einem rechteckigen Hause von etwa 8 im Breite, 12 m Länge und besaß einen sechseckigen Vorbau. Von den Wänden fanden sich zwei Schwellen noch vor. Die eine hatte die ganze Länge der Wand, die zweite nur etwa die Hälfte. Da dieses ältere Haus so gur wie keinen Lehmbewurf hatte und die starken Schwellen vor⸗ handen waren, so schließt der Vortragende auf Blockhaus⸗ bau. Die späteren jüngeren Anbauten jedoch müssen Lehm⸗ wände gehabt haben, da sich dort viel Bewurf und auch einige Scherben mit durch Töpferrädchen hervorgebrachten Verzierungen fanden. Das Innere des Hauses war durch eine Wand in Kammern geteilt. Der Herd lag so, daß beide Kammern Wärme er⸗ halten konnten. Er war aus Steinen aufgebaut und ganz mit Lehm ausgestrichen, sodaß die Flamme in einer Höhlung brannte. Die Tür des Hauses, deren Rekonstruktion der Vortragende in einem Lichtbilde zeigte, bewegte sich zwischen zwei Pfosten auf einer Schwelle um ihre wahrscheinlich hölzerne Türachse. Ein zwiscken zwei Pfosten befestigter schwerer Riegel dürfte ihren Verschluß dadurch bewirkt haben, daß er in eine an der Tür befindliche Klammer griff. Wurde von außen gegen die Tür gerräckt, um sie zu öffnen, so klemmte sich der Riegel gegen die beiden Pfosten und ein Oeffnen der Tür war nicht möglich. Das ist ein Türherschluß, wie ihn auch die Hausurnen zeigen, nur daß er bei diesen, da sie ja Gefäße sind, nach außen verlegt ist, um ihn sichtbar zu machen. Auch zur Rekonstruktion des Verhältnisses der Hauswand zur Dachhöhe haben Herrn Quente die Hausurnen, besonders die von Aschersleben gedient. Nach diesem Verhältnis würde die ganze Höhe dez Hauses 7 m, davon 450 m das Dach, 2.50 m die Hauswand, betragen haben, wenn man die Höhe der Hauswand mit 250 m an⸗ nimmt. Das rekonstruterte Haus, das im Lichtbilde vorgeführt wurde, macht einen geschmackvollen Eindruck trotz der einfachen Bauart. Das Dach war abgewalmt, wie eine im Hause und im Vorbau befindliche Walmdachstütze, die beim Hause sehr stark mit Steinen verkeilt ist, beweist. Nach der Räckseite war das Dach nicht abgewalmt, sondern fiel glatt ab. Aus den späteren Anbauten zeigte der Vortragende ein großes, 20 em langes Stück der Wand, das aus vielen kleinen Stücken zusammengesetzt war und durch seine Eindrücke von senkrechten Rundhölzern auffiel. Auch Stücke mit Eindrücken von Spalthölzern, die auf eine sogen. Kleiwstakwand deuten, wurden vorgewiesen. Am aufsälligsten ist es aber, daß sehr viele Lehmbewurfstücke einen starken Kalkbewurf aufweisen, der an der Oherfläche bet einigen Stücken gefäibt scheint und zwar rot und schwarz. Ob es sich hier aber um Farben handelte, erklärte der Vortragende nicht entscheiden zu können, sondern der chemischen Unter— suchung überlassen zu wollen. Eine Schmelisfätte mit über I9 3. T. sehr großen Schlackestücken fand sich auch noch im Anbau. Darüber sowie über die das Gehöft umschließenden Zäune gedenkt der Vor⸗ tragende später zu berichten. Bite Benutzung des vorgeschicht⸗ ichen Dorfeß von der Zeit um 200 v. Chr. bis 200 n. Chr. beweist uns, daß die hier wohnenden Sweben nicht am Zuge des Ariovist teilgenommen haben können. Nachdem dann noch einige Lichtbilder von Fundstücken aus dem zugehörigen Friedhofe vor⸗ gejeigt waren, unter denen besonders ein Germanenschädel auffiel, der mit drei andern Skelettgräbern sich auf dem Friedhose fand, erwähnte der Vortragende, daß alle Arbeit und Hilfe beim Ausgraben, auch seine eigene, umfonst geleistet worden ist, sodaß dem Heimatmuseum in Heiligengrabe eine gute Ausgrabung ohne Kosten zugeführt werden konnte. Professor Dr. Kosfinna dankte dem Herrn Quente für seinen inferessanten Bericht und wies hinsichtlich der gefärbt scheinenden Scherben auf Tacitus hin, der von bemalten germanischen Häusern zu erzählen weiß.

Die 150 Gemälde von Vincent van Gogh, die im Salon Cafsirer ausgestellt sind, entstammen der Zeit von 1884 bis zum Todesjahr 1896. Sie umfassen die gesamten sechs Jahre feines künstlerischen Schaffens. Bis 1884 war van Gogh nach⸗ einander als Kunsthändler, Lehrer und Prediger tätig, batte aber immer schon seine Gedanken auf die Malerei gerichtet. Min muß sich dieser Lebensumstände angesichts der vielen Gemälde und Zeich nungen deutlich bewußt werden, um die Kraft und Heftigkeit der auf ein paar Jahre zusammengedrängten künstlerischen Produktion recht würdigen zu können. In diesen 6 Jahren macht van Goghs male— rischer Stil so gewaltige Wandlungen durch, wie sie sonst nur im Verlaufe von Kuͤnstlerleben anzutreffen sind, die viele Jahrzehnte um⸗ spannen. Daß diese rasche Wandlung und Klärung trotz 'em nicht in mächtigen Sätzen sprunghaft vor sich ging, sondern sich folgerichtig schnell entwickelte, beweisen die Werte, dieser reichen Aus⸗ stellung auts dentlichste. Es sind alle Jahre mit be⸗ zeschnenden Schöpfungen vertreten. Zunächst malt van Gogh in dunklen schwärzlichen Tönen, und der Gesamteindtuck der trüben Frühbilder des Jahres 1884, die zumeist figürliche Szenen zeigen, ist schwer und hart. Man spürt aber aller thalben . dle kraftvolle ö des Meisters. Auf diese holländlsche Periode folgt in den Jahren 1886 und 1887 des Künstlers Aufenthalt in Paris. Der Ton der Gemälde, unter degen die Stilleben überwiegen, hellt sich allmählich auf und die Färbung wird bunter. Die Ausführung ist oft noch ziemlich ängstlich, befangen und unsicher. Die Charakterisierung des Stofftichen glückt selten, es wirkt alles noch gleichmäßig dlig Während der drei letzten Jahre, die der Künstler in Ärlez, St. Remy und schließlich in Auvers verbrachte, entstehen feine personlichsten und reichsten Werke: Bilbnisse, Stilleben und biele Landschaften. Man heobachtet, wie er üer eine ziemlich ein- förmig und schematisch behandelte pointillistische Technik, die flaue Ergebuiffe liefert, zu seiner ausdrucksbollen Formensprache ge⸗ langt, die malerische und zeichnerische, farbige und lineare Elemente zu geschloffener Einheit verbindet. Seine Leidenschaft steigert sich in diefen Jahren zur Raserel und schlägt zuletzt in Wahnsinn um. Seine Linen, die anfangs noch ungeordnet und ruhelos im Bilde hin und her laufen, werden immer mehr straff und knapp zusammengefaßt, sodaß die Sberfläche seiner nächsten Zeichnungen und Gemälde ein logischez Gewebe konftruktiver Strich und Linien darstellt, die sich zuletzt immer mehr vom Naturvorbild entfernen, immer absoluter werden und schließlich im Ornament enden. Viese ornamentalen Spätwerke, mit denen van Gggh dem Kunstgewerhe nahekommt, und die meisten Bilder der drei ersten Jahre schelden bei einer Betrachtung aus, die nur nach dem dauernden, nach dem rein künstlerischen Weit

der Dinge fragt. Was bleibt, sind Landschaften wie die Boote in Saintes Maries“ (1858), mit ihrer kühnen und sicheren Farben. zusammenstellung, die weite, gut gegliederte ‚Landschaft bei Arles (i588, die aus dem gleichen Jahre stammende. Ebene von Arles, die ganz auf Grun gestimmt ist und infolge der vielen Abstufungen grüner Töne reich und farbig wirkt. Die „Brücke in Arles“ (isss, ein paar in starken Farhen auf⸗ lodernde Blumenstilleben und die Bildnisse der Arlesiermn sind als westere Werke zu nennen, deren Kraft und künstlerischer Gehalt vielleicht ein paar Generationen lang standhalten wird. Vielleicht! Denn wir stehen diesem seltsamen Menschenschicksale von Gogh heute noch zu nahe, seine menschliche Leidenschaft schlägt für unser Auge in vielen Bildern noch so stark durch, als daß wir schon klar entwirren könnten, was an diesen Werken nur Form und Kunst ist, und Laß wir wirklich noch nicht wfffen, ob eg einzig und allein malerische Dinge sind, die uns hier packen. Dr. P.

In Wien ist gestern die bekannte, mit dem Nobelpreis aus- gezeichnete Vorkämpferin der Friedensbewegung, die Schriftstellerin Baronin Bertha von Suttner im 71. Lebensjahre nach kurzer Krankheit gestorben.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die diesjährige, XXI. Deutsche Gersten⸗ und Hopfen⸗ ausstellung in Berlin, die der Verein „Versuchs⸗ und Lehr⸗ anstalt für Brauerei in Berlin“ unter Mitwirkung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und des Deutschen Hopfenbauvereins wie alljährlich veranstaltet, wird gleichzeitig mit der Oktobertagung und der Brauereimaschinengusstellung des genannten Vereins vom 6. bis 11. Oktober d. J in dem Auzstellungs gebäude des Instituts für Gärungsgewerbe, Berlin N., Seestraße, stattfinden. Ausgestellt werden deutsche Braugersten, Brauweizen, Malze und Hopfen sowie Kultur und Lehrmittel und Gerätschaften für den Gersten⸗ und Hopfen bau. Die Bedingungen für die Zulassung zur Ausstellung und zu dem mit ihr verbundenen Preisbewerb für Beaugersten, Brauwei en und Hopfen sowie für den Siegerpreisbewerb der mit J. Preisen aut gezeichneten Braugersten und Hopfen sind im allgemeinen die gleichen wie in früheren Jahren. Für die Preigverteslung werden wieder vom Königlich preußischen Landwirtschaftsministerium zwei silberne Staatsmedaillen erbeten werden. An Geldpreisen werden außerdem insgesamt wieder gegen 19000 , gestiftet von Staats- behörden und maßgebenden Körperschaften der Landwirtschaft und des Braugewerbes, zur Verfügung stehen. Mit der Versendung der Satzungen und der sonstigen Ausstellungsdrucksachen wird demnächst begonnen. Alle die Ausstellung betreffenden Anfragen und Sendungen sind an die Adresse des Instituts für Gärungsgewerbe, Berlin N. 65, Seestraße, zu richten.

Ernteaussichten in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Ernteautsichten in Missouri haben fich im Laufe des ver⸗ gangenen Monats zufolge ungünstiger Witterung und durch das massen⸗ hafte Auftreten der hessischen Fliege chessian fly, maxeticla destructer) und neuerdings auch des Heerwurms erheblich verschlechtert. Fast alle Berrrke, ausgenommen einige Grafschaften im Südweslen und im Norden von Missouri, leiden unter der Trockenheit. In Columbia, Ne., sind im Monat Mai nur 3.47 em Regen gefallen, während der Durchschnitt sonst 12 34 em beträgt. Die niedrigste Temperatur war am 9. v. M. 40 * die höchste am 26. v. M. 919 Fahrenheit.

Weizen. Der Stand des Weizens ist von 101,3 auf 8236 Punkte, also um 19.2 Puntte oder beinahe 13, zurückgezangen. In den Grafschasten Franklin, Gas conade, St. Louis. Marien, Lincoln, Montgomeiy, Pike, Ralls, St. Charles, Warren, Callaway, Chariton, Cooper, Howard, Osage, Saline, Carroll, Lafayette, Lipingston und Ray, die im vergangenen Jahre 14238 000 Bushels (1 Bushel 27,21 Kg) hervorgebracht haben, sind nach den vor iegenden Berichten sogar 36 v. H. der Saaten durch die hessische Fliege beschädigt und die Aussichten um 28 v. H. schlechter geworden. Für den ganzen Staat wird der Ausfall gegenüber dem Stand vom 1. Mai d. J. auf 8 Millionen Bushel geschätzt. Etwa 8 v. H. der Anbau- fläche werden keine Ernte ergeben; ein Teil der betroffenen Gebiete ist bereits wieder mit Mals bepflanzt worden. Obwohl die Aussichten der Weizenernte sich danach bedeutend verringert haben, so sind sie doch immer noch besser als der Durchschnitt der letzten 5 Jahre mit 76,5 Punkten. Am 1. Juni 1912 stand der Missouriweizen auf 64,2 Punkten. Die Ernte betrug damals 21 564 000 Busbel, im Durchschnitt 126 Bushel für den Acker. Nach der jetzigen Schätzung steht der Weizen im Nordosten des Staates auf 80, im Nordwesten auf 74, in den mittleren Teilen auf 8, im Südwesten auf 92, im Südosten auf 85. Die Ernte wird etwa 10 Tage früher als gewöhnlich beginnen, in einzelnen Grafsschaften schon am 15. d. M. Mais. Die Aussichten für die Maisernte werden auf. 85 Punkte bewertet. Sie sind um 5 Punkte besser als der Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Die Anbaufläche ist annähernd ebenso groß wie im vergangenen Jahr, etwas mehr als 7 500 000 Aeres (1 Acre 4046 a). Hafer. Die Anbaufläche war etwa 10 v. H. größer als im letzten Jahr. Die Erntegugsichten sind zufolge der Trockenheit nicht günstig; sie werden auf 53 Punkte geschätzt. Sonstiger Anbau. Futterkräuter haben durch die Hitze und durch das Auftreten des Heerwurms sehr gelitten. Timothy steht auf 58, Klee auf 63 Punkten. Dagegen wurde Alfalfa auf 87 v. H., Roggen auf 88, Gerste auf 80 geschätzt. Der Stand der Baumwolle und des Flachses entspricht der Menge nach annähernd den letztjährigen Schätzungen. Ob st. Die Aussichten der Apfelernte beziffern sich auf 67 v. H. einer Vollernte, Beeren auf 72 und Pfirsiche auf 64 v. O. Die Verteilung ist im ganzen Staate gleichmäßig.

Was die übrigen Staaten des Konfulatsbezirks anlangt, so scheinen sich nach den vorliegenden Nachrichten die Aussichten der Weizenernte in Oklahoma wieder gebessert zu haben. Ein weiteres Umsichgreifen der hessischen Fliege hat nicht stattgefunden. Die Weijenernte in Kansas ist, wie gemeldet, uberhaupt nicht beschädigt worden, sie verspricht äußerst günstige Ergebnisse, nach den vorläufigen Schätzungen rund 145 Millionen Bushel. Für das gesamte Gebiet der Vereinigten Staaten werden die Aussichten nach dem neuesten Bericht von Clemens Gurtts wie folgt angegeben: Winterweizen: go, 2 Punkte; 4.8 Punkte weniger als im vergangenen Monat, nach den Angaben des Landwirtschastsamtz 2 weniger; vorgugsichtliche Ernte 622 312 0090 Bushel,. Frühiahrsweizen: Anbaufläche 95 v. H. der letztjährigen Fläche; Stand: 94,1; voraussichtliche Ernte 254 688 000 Bushel. Gesamte Welzenernte: 877 Milltonen Bushel gegen 744 Millionen nach dem Stand vom 1. Juni v. J. und gegen 763 380 909 Bushel tatsächliches Ergebnis. Ha fer: Anbaufläche 98.9 v. H. der letztjährigen Fläche; Stand: Sbß 5 Punkte gegen 87 im Vorjahr; voraussichtlicher Ertrag: 1 165 454 000 Bushel. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in St. Louis vom 8. Juni 1914.)

Das Internationale Landwirtschaftsinstitut in Rrm veröffentlicht, we W. T. B. berichtet, folgende Ernteschätzungen: Itallken: Welzen 49 09090 000 4a (gleich 16 0 weniger alg im Vorjahre), Hafer 5 000 9000 2 (20,8 , weniger). Europäisches Rußland: Weizen 80 847 000 dz (6,5 o, mehr), Winterroggen 236 876 000 dz (3,3 60 weniger).

St. Petersburg, 20. Junl,. (W. T. B) Nach der Schͤ a. des nn, ,,,, Komttees, die sich auf 63 ,, bezieht, beträgt der ,,,, an Winter⸗ 66 , n 6 li nnn . gerste l? Milllonen Pud. Der endgültige Ertrag des vorigen J war 491, 14965 und 10 Millionen Pud. J .