1914 / 149 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Jun 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem ordentlichen Professor in der rechts- und staats⸗ wissenschaftlichen Fakultät der Univerität in Kiel Dr. Georg Kleinfeller den Charakter als Geheimer Justizrat,

den etatmäßigen Professoren an der Technischen Hochschule in Berlin Wilhelm Franz, Dr. Friedrich Se eßelberg, Jo⸗ hannes Obergethmann, Dr. Georg Scheffers, Dr. Stanislaus Jolles und Fritz Klingholz, dem etatmäßigen Professor an der Technischen Hochschule in Aachen Karl Quirll sowie den Regierungs- und Schulräten Röhricht in Koblenz, Menschig in Oppeln, Dr. Du m dey in Potsdam und Hellweg in Arnsberg den Charakter als Geheimer Regierungsrat,

dem Studienanstaltsdirektor a. D., Schulrat Dr. Gustav Gerth in Bielefeld und dem Oberlehrer an dem Altstädtischen Gymnasium in Königsberg i. Pr., Professor Kurt Baske den Charakter als Geheimer Studienrat sowie ö

dem Univerfitätsregistrator Otto Tamborini in Kiel den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Kommerzienräten Hermann Joseph Hummel in Hoch⸗ heim a. Main und Wilhelm Simon in Kirn, Kreis Kreuznach, den Charakter als Geheimer Kommerzienrat, dem Fabrikanten Ferdinand Neitzert in Charakter als Kommerzienrat und dem Dampfmühlenbesitzer Karl Fritz in Riesenburg, Kreis Rosenberg WPr., den Charakter als Kommissionsrat zu verleihen.

Fulda den

Justizministerium.

9 K Dr. Wolff in Zabrze ist nach Neu⸗ markt i. Schl. versetzt. 5 In der Liste . Rechtsanwälte sind gelöscht die Rechts⸗ anwälte: Geheimer Justizrat Halbe bei dem Landgericht in Bromberg, Dr. Schirokauer bei dem Landgericht JI in Berlin, Fuisting bei dem Amtsgericht in Friedland, Bez. Breslau, Greiß bei dem Amtsgericht in Ottweiler und Lückerath bei dem Amtsgericht in Mettmann. . Mit der Löschung des Rechtsanwalts Fuisting in. Fried⸗ land, Bez. Breslau, in der Rechtsanwaltsliste ist zugleich sein Amt als Notar erloschen. ö . In die Liste der Rechtsanwälte ist eingetragen: der frühere Rechtsanwalt Erich Waesch bei dem Kammergericht, der Rechtsanwalt Fuisting aus Friedland, Bez. Breslau, bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Schweidnitz, der Notar Bruns in Kastellaun bei dem Amtsgericht daselbst unter Be⸗ lassung in dem Amt als Notar, die Gerichtsassessoren: Schmall bei dem Kammergericht, Dr. Kanter bei dem Landgericht in Limburg, Dr. Grüters und Otto Lion bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bonn, Dr. Bernhard Kahn, Leyen, deck er und Dr. Tutt bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Cöln, Bernhard Wagner bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Duisburg, Mühlen bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ gericht in M⸗Gladbach und Northoff bei dem Amtsgericht in

Hattingen. 8. Amtsgerichtsrat Weckwerth bei dem Amtsgericht

Der Berlin Mitte und der Rechtsanwalt und Notar, Justizrat

Pieper in Lüdenscheid sind gestorben.

Ministe rium für Handel und Gewerbe.

Versetzt sind: der Berginspektor Preißner vom Stein⸗ kohlenbergwerke Camphausen an das Stein kohlenbergwerk Kronprinz und der Berginspektor Langer vom Steinkohlen⸗ bergwerke Kronprinz an das Steinkohlenbergwerk Camphausen.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Der Regierungsbaumeister Wilhelm Schmidt ist von Dörverden zur Weserstrombauverwaltung in Hannover versetzt. Der Regierungsbaumeister Gehm in Berlin ist der Hoch⸗ bauabteilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten über⸗

wiesen worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Versetzt sind: der Kreistierarzt Bischoff in Ratibor in die Kreistierarztstelle in Beuthen O. S. und der Kreistierarzt, Veterinärrat Richter in Lublinitz in die Kreistierarztstelle in Ratibor.

Die Oberförsterstelle Elnhausen im Regierungs⸗ bezirk Cassel ist zum 1. September 1914 zu besetzen und müssen Bewerbungen bis zum 15. Juli 1914 eingehen.

Kriegsministerium.

Die Kriegsgerichtsräte Dr. Zencke, Dr. Schwenzner und Umbach sind der 4, 34. und 33. Division zugeordnet, Dr. Lieb ezeit vorläufig der 36. Division überwiesen worden.

Die Obermilitärintendantursekretäre Bieber, Dormann, Bergau, Heiler, Schwellen vach, Wagner,“ uschens, Nicolaus, Pitschmann, Bergemann, Pfotenhauer, Lamschick sind zu Geheimen expedierenden Sekretären und

die Militärintendanturregistratoren S 3 Christ, Diedrich, Lehnhoff, Hannemann zu Geheimen Registra⸗ toren im Kriegsministerium mit Wirkung vom 1. April 1914 ab ernannt worden.

Angekommen: Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichsschatzamts, Wirkliche Geheime Rat Kühn.

Aichtamtliches. Dentsches Re i ch.

Preußen. Berlin, 27. Juni 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König heute in Kiel an Bord der Jacht „Hohenzollern“ den Vortrag

hörten bes Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Großadmirals von Tirpitz.

nach sechstägiger Debatte ie N a immung über die Re⸗ ffe 1 * ordensähnlichetz

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sind gestern abend, wie ‚W. T. B.“ meldet, mittels Sonderzuges von der Fürstenstation Wildpark aus nach Eckernförde abgereist und werden sich von dort nach Kiel begeben.

In der am 26. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend die Unterhaltung von Postdampfschiffs⸗ verbindungen mit den Schutzgebieten und der Südsee, die Zu⸗ stimmung erteilt. Zur Annahme gelangten die Vorlage, be⸗ treffend die Rückzahlung der von den amerikanischen Ab⸗ nehmern für Kalisalze im Jahre 1910 gezahlten Abgaben, die Vorlage, betreffend Aenderung der Bestimmungen zur Ausführung des Weingesetzes, die Aenderung des § 1 der Bekanntmachung, betreffend allgemeine polizeiliche Bestim⸗ mungen über die Anlegung von Land⸗ und von Schiffsdampf⸗ kesseln, die Aenderungen und Ergänzungen der Bauvor— schriften für Schiffsdampfkessel sowie der Materialvor⸗ ö für Land⸗ und für Schiffsdampfkessel, die Vor⸗ lage, betreffend die fernere Amtsdauer der gegenwärtigen Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten bei den Organen der Krankenkassen, die Vorlage, betreffend die Neuwahl der nicht⸗ ständigen Mitglieder des Reichsversicherungsamts aus dem Stande ber Arbeitgeber und der Versicherten, und die Vorlage, betreffend die Herabsetzung der Kontingente der Zündwarenfabriken für das Betriebsjahr 1514/15. Demnächst erfolgte die Beschlußfassung über die Wahl von höheren Beamten der Reichsversicherungs⸗ anstalt für Angestellte, über die Besetzung einer Mitgliedstelle beim Reichsversicherungsamt, über die Besetzung einer Reichs⸗ gerichtsratsstelle, über die Wahl von Mitgliedern des Reichs⸗ gesundheitsrats, über die Besetzung von Stellen bei den Kaiser— lichen Disziplinarbehörden sowie über eine Reihe von Eingaben.

Laut Meldung des W. T. B. sind am 2. Juni S. M. S. „Goeben“ in Jaffa, S. M. S. „Dres den“ in ö . . 95 ö Fi z j Puerto Mexiko und S. M. S. „Tiger“ in Tientsin einge⸗

troffen.

Baden.

In der Ersten Kammer wurde gestern bei der Be⸗ ratung des Voranschlags der Großherzoglichen Wasserbau—⸗ direktion nochmals die Frage der Rheinregulierung zwischen Basel und Konstanz besprochen.

Im Laufe der Debatte wies der Kommerzienrat Engelhardtz—⸗ Mannheim laut Bericht des W. T. B.“ darauf hin, daß die Schweiß für die Schiffbarmachung deg Obertheins sowohl für die Strecke Straßburg —Basel, wie für die Strecke Basel Konstanz einen Teil der Kosten tragen wolle. Der Minister des Innern Freiherr von Bodman betonte, daß die Ausführung des Projekts der Schiff— barmachung der Strecke Basel—Konstanz anderen Staaten voraus, sichtlich mehr Vorteile bringen werde als Baden selbst; deshalb sei es um so notwendiger, für eine gerechte Verteilung der Kosten Sorge zu tragen.

Sessen.

In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer erfolgte gierungs vorlage, betreffend , Kongrege tionen. meldet, wurde der grundlegende Antrag des Abgeordneten Bach (nl), die die englischen Fräuleins und die bischöflichen Erziehungsanstalten betreffenden Positionen des Gesetzent— wurfs auszuschalten bis zur Beratung des Schulgesetzes, abgelehnt, ebenso auch der Artikel 1 der Regierungs⸗ vorlage, nach dem den weiblichen Unterrichtsorden die Auf— nahme neuer Mitglieder gestattet werden soll, wenn das Be⸗ dürfnis hierzu nachgewiesen wird. Dafür wurde ein Antrag des Abg. Korrell⸗Ingelheim (fortschr. Volksp.) angenommen, nach dem der Stand des Lehrkörpers der englischen Fräuleins und der übrigen einst bestehenden Unterrichtsanstalten auf der Höhe des Bestandes vom 1. April 1914 festgesetzt werden soll. Weiter wurde der Absatz 2 des Gesetzes an— genommen, nach dem diese Vorschrift auch auf die Privat⸗ mädchenschulen Anwendung finden soll, in denen die Schwestern von der „Göttlichen Vorsehung“ unterrichten. Weiter wurde dem Antrage zugestimmt, den bestehenden Orden (Kapuzinerorden) Laienniederlassungen in Sensheim und Offenbach zu gestatten, und unter der gleichen Voraus— setzung, das heißt mit Genehmigung des Ministers des Innern, eine Niederlassung des Ordens der Benediktiner in Mainz zu gestatten. Ehenso wurde zugestimmt, daß unter der Zustimmung der Landstände an den bischöflichen Knaben— erziehungsanstalten in Kleinzimmern und Drois als Lehrer, Leiter, Erzieher oder Vorstände im Bedarfsfalle auch Per— sonen angestellt werden, die einem nicht ausschließlich dem Unterrichte sich widmenden Orden angehören. Das Gesetz wurde im übrigen nach der Fassung des Ausschusses ange⸗ nommen. Eine Resolusion Dr. Osann (ul.), nach der mit der Annahme des Gesetzes keinerlei Festlegung für das Schul— gesetz erfolgen soll, wurde angenommen, ebenso das Ersuchen an die Regierung, alle drei Jahre eine Denkschrift über die Entwicklung des Ordenswesens vorzulegen. Darauf wurde die Kammer bis zum 7. Juli vertagt.

igiösen Orden und *

Sachsen⸗Meiningen.

Wie das „Meininger Tageblatt“ meldet, hat Seine Hoheit der Herzog Bernhard folgendes Telegramm von Seiner Majestät dem Kaiser und König erhalten:

Ich nehme an dem Hinscheiden Deines treuen Vaters wärmsten Anteil. Empfange Mem herzlichstes Beileid zu dem schweren Ver⸗ lust, den Du mit Deiner Familie und den Sachsen⸗Meiningischen Vanden erfahren hast. Zu Meinem schmerzlichen Bedauern ist es Mir nicht möglich, dem Verewigten persönlich die letzte Ehre zu erwessen; Ich habe Meinen Sohn, den Kronprinzen, mit Meiner Vertrefung bei der Beisetzung beauftragt. Gott der Herr schicke Dir Kraft aus der Höhe zu dem übernommenen Herrscher. amt und lasse Dich regieren zum Segen Deines Volkes und des deutschen Vaterlandes. Wilhelm.

Derntsche Kolonien.

Im Gouvernementsrat von Deutsch Ostafrika wurden am Mittwoch bei der Fortsetzung der Besprechung der Arbeiterfrage, wie „W. T. B.“ berichtet, Klagen über Arbeitermangel besonders für 8 ,. vorgebracht und bemerkt, daß das bisherige Ergebnis der neuen Anwerbe⸗ ordnung enttäuscht habe. Der Gouverneur legte dar, daß un⸗ geachtet des zeitweiligen Zurückbleibens des Arbeiterangebots hinter der Nachfrage die Arbeiterverhältnisse in Deutsch Ost⸗

Wie W. TI B.“

afrika am günstigsten von allen deutschen Kolonien lägen. Weiter wies der Gouverneur ziffernmäßig nach, daß die bisherigen Resultate der neuen Anwerbeordnung nicht ungünstig seien. Für ein endgültiges Urteil sei die Zeit zu kurz. Auf den von einem Mitgliede vorgebrachten Wunsch, daß die amtliche Anwerbung eingeführt werden möchte, erwiderte der Gou⸗ verneur, dies sei nicht angängig, weil der Vorschlag zu einem Arbeitszwang führen müßte. Vie Notwendigkeit ausreichender Arbeiterfürsorge wurde allseitig anerkannt. Der Gouverne⸗ mentsrat erklärte sich einstimmig, das evangelische und katholische Missionsmitglied eingeschlossen, gegen die Auf⸗ hebung der Haussklaverei bis zum Jahre 1920, billigte die Grundsätze der Denkschrift des Gouverneurs und befürwortete weitere Maßnahmen zu einer allmählichen Beseitigung. Eine Resolution, betreffend Schaffung eines landwirtschaft⸗ lichen Kreditin stituts, wurde angenommen, ferner wurde eine Kommission zur Beratung über die Polizeitruppe ein⸗ gesetzt. Nach Erörterung von Einzelfragen, wie der Sonntags— ruhe und der Buchführung der indischen Kaufleute, sowie von Anträgen aus dem Kreise der Mitglieder wurde der Gouverne⸗ mentsrat geschlossen.

Rrankreich.

In der gestrigen Sitzung des Senats wurde die Be— ratung des Marinebudgets fortgesetzt.

Nach dem Bericht des W. T. B.“ erklärte der Marineminister Gauthier, daß die Flotte programmäßig ausgebaut werde; die Bauzeit der großen Schiffe habe sich auf drei Jahre vermindert, das sei ein großer Erfolg und gegenüber der fieberhaften Bautätigkeit auf fremden Werften notwendig. Zwei Ersatzbauten für Großkampf⸗ schiffe sollten 1915 begonnen werden, dann fehle zur Erfüllung des Bauprogramms von 1912 nur noch ein Neubau, der schon 1916 anstatt 1917 auf Stapel gelegt werden würde. Die Entwicklung der Klasse der Unterseebote und der Flugzeuge werde gefördert werden, aber es sei unerläßlich, den Bau von Panzerschiffen fortzusetzen. Zu ge⸗ gebener Zeit werde er dem Parlament vorschlagen, dem Programm von 1912 die durchaus notwendigen Ergänzungen zu geben. Es werde nötig sein, die französischen Häfen und Reeden zu verbessern. Im Jahre 1920 werde Frankreich die von dem Programm vorgesehenen g4 Unterseebote haben, doch werde man diese Zahl vielleicht ver⸗ mehren müssen. Was das Marineflugwesen betreffe, so würden die erforderlichen Anstrengungen gemacht werden, um die verlorene Zeit wieder einzuholen. Nichts werde verabsäumt werden, um das auf⸗ gestellte Programm auszuführen und die Ausbildung des Personals zu sichern. Ueber die Verteidigung der Küsten stehe ein Abkommen zwischen, dem Kriegs⸗ und dem Marxineminister unmittelbar bepor. Der Minister bat zum Schluß das Parlament, ihm Vertrauen ent⸗ gegenzubringen. .

In der Deputiertenkammer standen gestern Inter— pellationen wegen der durch elementare Ereignisse hervor gerufenen Katastrophe in Paris auf der Tagesordnung.

Der Abgeordnete von Paris Binder fragte den Minister der öffentlichen Ärbeiten, welche Maßnahmen er zu ergrelfen gedenke, um der Wiederholung einer Katastrophe, wie sie das Unwetter vom 15. Juni hervorgerufen habe, vorzubeugen. Der Renner stellte fest, daß Bruchstellen der AÄbflußröhren ausschließlich über der im Bau befindlichen Untergrundbahn liegen. Die Entschuldi⸗ gung, daß höhere Gewalt vorliege, könne man hier nicht gelten lassen. Berry, ebenfalls Abgeordneter von Paris, erklärte, daß hier

mehr als Verantwortlichkeit, nämlich strafbares Verschulden, vorliege. Der Minister der öffentlichen Arbetien Renoult bat die Kammer,

mit der weiteren zesprechung dieser Angelegenheit zu warten, bis die Untersuchungekon sission, de nicht nur die Ursachen der Katastrophe, sondern auch die Frage der Verantwortlichkeit prüfe, ihre Arbeiten beendet habe. Sodann legte der Minister dar, weiche Sicherheits- maßnahmen er für die Zukunft getroffen habe. Der Abgeordnete Denys Gochin verlangte die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission.

Die Kammer beschloß, die Besprechung der Interpellation zu vertagen.

Rußland.

Die Reichsduma hat gestern, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, in geheimer Sitzung vier Gesetzeniwürfe angenommen, in denen u. a. Mittel für eine Eisenbahn von Rjasan über Tula, Suchinitsch, Baranowitsch nach Warschau und ferner für den Bau von strategischen Chausseen im fernen Osten gefordert werden.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkam mer setzten die Sozialisten ihre Obstruktion gegen die Steuern maßnahmen fort, jedoch ereignete sich kein Zwischenfall. Die Zeitung der Reform-Sozialisten, die sich an der Obstruttion nicht beteiligen, tadelt diese Obstruktion lebhast.

Spanien.

ö In der Deputiertenkammer rühmte gestern der Liberale Rivas Mateos die deutsche Pädagogik und den in der deutschen Schule in Madrid gegebenen Unterricht und sagte, wie „W. T. B.“ meldet, es sei wünschenswert, daß die Wissen schaft des Auslandes und besonders die deutsche Wissenschaft in Spanien ihren Einzug halte, denn Deutschland führe das Szepter aller Zweige des menschlichen Wissens.

Griechenland.

Die griechische Note auf die türkische Antwortnote ist vorgestern dem griechischen Gesandten in Konstantinopel Panas telegraphisch übermittelt worden und wird der Pforte ohne Verzug Überreicht werden. Der Inhalt der Note wird nach der Ueberreichung veröffentlicht werden.

Infolge der Vermehrung der Flotte und wegen der großen Seemanöver, die in der nächsten Woche beginnen werden, sind, wie „W. T. B.“ meldet, sieben Klassen der Marinerefervisten einberufen worden.

Serbien.

Die zwischen der altradikalen Regierungspartei und der fortschrittlichen Partei gepflogenen Verhandlungen wegen Abschlusses eines Wahlkompromisses sind, wie „W. T. B. meldet, infolge prinzipieller Gegensätze in der Frage des Arbeits⸗ programms der zu bildenden gemeinsamen Regierung ge⸗ scheitert. Gestern wurden Verhandlungen zwischen den drei oppositionellen Parteien wegen Bildung eines Wahlblockes auf⸗ genommen.

Albanien.

In der Nacht zum Donnerstag und im Laufe des Tages hat

sich in Durazzo, wie das Wiener „K. K. Telegraphen⸗Korre⸗ spondenzbureau“ meldet, nichts Bemerkenswertes ereignet, Die Autzrodungen auf der Sumpffläche und die übrigen Befestigungtzarbeiten wurden eifrig fortgesetzt. Verhandlungen

mit den Aufständischen fanden nicht statt. Der Waffenstill— fand ist bis Donnerstagabend verlängert worden. In⸗ swischen laufen aus dem Süden fortwährend ungünstige, jedoch nicht genau kontrollierbare Nachrichten in Durazzo ein. So sheint sich der Fall Vergts nicht zu bestätigen, jedenfalls sind aber diese Stadt und Fieri gefährdet. Ismail Kemal soll in Valona und in den südlichen Gebieten, wo er Ein— suß besitzt, eifrig bemüht sein, ein Freiwilligenkorps zu smmeln, um den vorriickenden Aufständischen entgegenzutreten. Der „Neuen Freien Presse“ zufolge wird die österreichisch⸗ ungarische Regierung auf Ersuchen Albaniens ein Kriegsschiff zun Schutze des Lebens und des Eigentums der fremden Siaatsangehörigen nach Valona entsenden; desgleichen auch

zurück. e Gestern morgen trafen zwei Boten aus dem Rebellenlager bei Schiak mit einem Brief in Durazzo ein, in dem um Fort⸗ feĩzung der Ver handlungen, die am Mittwoch wegen des Fehlens der Vertreter einiger aufständischer Ortschaften nicht begonnen werden konnten, und um Entsendung von Parlamentären nach Schiak ersucht wurde. Der Major Kroon erklärte, wenn die Rebellen Verhandlungen wünschten, so sollten sie eine Abordnung nach Durazzo schicken; Turkhan Pascha erklärte sich jedoch dagegen. Am späten Nachmittag wurden gegen die feindlichen Stellungen in der Richtung von Kavaja, wo etwa 130 Rebellen bei Schanzarbeiten bemerkt wurden, einige Kanonenschüsse ab⸗ gefeuert, durch die die Rebellen auseinandergetrieben wurden. Der nach drei Ruhetagen plötzlich erdröhnende Kanonendonner rief in Durazzo große Erregung hervor. Viele Leute stürzten nanikartig zum Strande, um sich nötigenfalls einschiffen zu lasen. Allmählich aber trat wieder Beruhigung ein. Die Meldung, daß Prenk Bibdoda gefangen genommen End gegen Ehrenwort freigelassen worden sei, ist nach dem oben genannten Telegraphenbureau erfunden. Zur Bildung eines Freiwilligenkorps für Albanien ist in Wien von privater Seite ein Aufruf erlassen vorden, auf den sich im Laufe des gestrigen Tages bis gegen Nitternacht 1400 Personen, darunter viele ehemalige Offiziere, Herzte und Studenten gemeldet haben. Wie „W. T. B.“ meldet, werden sich die ersten zweihundert Freiwilligen am Sonntag oder Montag nach Durazzo einschiffen. Alsdann sol die Hauptmasse in mehreren Transporten nachfolgen. zine Anzahl zur Führung des Freiwilligenkorps bestimmter Dffiziere stellte in einer gemeinsamen Besprechung fest, daß das Forps weder eine Söldnertruppe noch eine Mannschaft sei, die kin fremdes Volk zu bekriegen gedenke, sondern eine Freischar, hereit, den Fürsten von Albanien in seiner ihm von der zivili⸗ serten Welt übertragenen Aufgabe zu unterstützen.

Amerika.

Gestern ist in Washington ein Schriftwechsel zwischen aan und den Vereinigten Staaten über die Schwierig⸗ keiten veröffentlicht worden, die durch Japans wiederholten und huchdrücklichen Widerspruch gegen die kalifornische Landes⸗ zesetzgebung entstanden waren. Wie „W. T. B.“ meldet, hat ich danach Japan geweigert, einen von den Vereinigten Staaten

Forgeschlagenen Vertrag abzuschließen. In einer vor vierzehn Tagen überreichten Note erklärte Japan, daß dieser Vertrag neue BEchwierigkeiten schaffen würde, wiederholte seinen Anspruch auf angemessene und unparteiische Behandlung seiner Unter⸗ anen und weigerte sich, die Frage als gelöst zu betrachten, salange man den augenblicklichen Stand der Dinge fortdauern flase. Der Staatssekretär Bryan hat vor zwei Tagen geant—⸗ swortet, doch ist der Tert seiner Note noch nicht veröffentlicht.

Asien. Das japanische Unterhaus hat gestern einstimmig den Narineergänzungsetat angenommen. Wie „W. T. B.“ t, beläuft sich der Ergänzungsetat nur auf 660 909 Pfund kling und dient zur Deckung der diesjährigen Kosten für im Bau befindlichen Schiffe, um die vollständige Stillegung er Marinewerften zu verhüten.

.

Statistik und Volkswirtschaft. Beburten- und Sterbeziffern der europäischen Staaten.

Das ungarische Statistische Bureau hat jetzt neue Berechnungen e Bewegung der gesamten Bevölkerung Europas für das Jahr⸗ . von 1962 bis 1911 veröffentlicht. Danach ist das Wachstum er Bevölkerung am stärksten in den slavischen Ländern; dann folgen ie slavonischen, während die sogengnnten Kulturstaaten, die heute die Führung in Politik, Wissenschaft, Technik und Kunst inne haben, die ßzten Stellen einnehmen. An der Spitze steht Rußland mit einer Höebölkerungszunahme von 18531 v. H. Dann folgen zunächst die Holtanssaalen, nämlich Serbien mit Ibs, Rumänien mit 1436 und ulgarien mit 14124. Hierbei ist nur der durch den Ueberschuß der Heburten über die Todesfälle gegebene Zuwachs berücksichtigt, zumal a die Umwälzung auf dem Balkan noch nicht in den für die Be⸗ echnung gewählten Zeitraum fällt. Die, nächsten Staaten sind Häutschlan mit 134 Holland mit 12 , zie Schwein mit 1166 3. . ran schließen sich Dänemark mit 9e, Belgien mit 8. o, England nit Sä, Oesterreich Ungarn mit 7.3, Schweden mit 6, Norwegen nit s ce, Italien mit Hos, Portugal mit Soo, Spanien mit 450 und sölich Frankreich mit nur Jin. Die Liste der Sterhlichteit welst eine eihenfolge der Staaten auf, die mehrfach ähnlich ist. Rußland mit Een stärksten Zunahme hat auch die höchste Sterblichkeit mit 239 Todes. illen auf je l5 0 Cinwohner; und wiederum finden sich die Balkanstaaten nselner unmittelbaren Rähe: Rumänien mit 256, Serbien mit 2355 1d Bulgarien mit 231. In dieser Hinsicht tritt aber Oesterreich . namentlich Ungarn mit ihnen in einen bedauerlichen Wettbewerb, lum go bedenklicher ist, ale die hobe Sterblichkeit vicht durch (inn ; brechenden Geburtenreichtum aufgewogen wird. Eine sehr hohe nefblicht gt pon 224 hat auch Spanien zu bellagen, und dann folgt , 6. 215. Daz geburtenarme Frankreich muß mit 193 . un auf ie 10000 Einwohner rechnen, und ee ist bekannt, n ke le pa gent; ein Rückgang der Eimz ohner ahl eifolgt, i . and zählt immer noch 184, England 152, und am besten sind die slandinapischen Lander mit 140.

Zur Arbeiterbewegung. Wie „W. T. B. meldet, haben der Aufsichtsrat und der Vor⸗

stand der Linke⸗Hofmann⸗Werke, A.⸗G. für Eisenbahnwagen⸗,

Lokomoliv⸗ und Maschinenbau in Breslau, den Aktionären hin⸗ sichtlich des Ausstandes in ihren Fabriken mitgeteilt, daß in ein⸗ gehenden Unterhandlungen mit den Vertretern der ausständigen Arbeit⸗ nehmer, die auf beiderseitigen Wunsch im Laufe der Monate Mai und Juni stattgefunden haben, die Gesellschaft den Arbeitnehmern Wiederaufnahmebedingungen angeboten habe, die den Arbeitnehmern gute Verdienste für die Zukunft, bei friedlicher Arbeit sicherten und die in materieller Hinsicht die äußerste Grenze desjenigen darstellten, was die Gesellschaft, ohne ihre eigensien Interessen und die ihrer Aktionäre preiszugeben, zugestehen könne. Ven Arbeitnehmern sei zugesichert worden, daß fär den Fall der Wiederaufnahme der Arbeit sie nach Ablauf einer Frist des Friedens auch an den freiwilligen Wohlfahrts⸗ einrichtungen der Gesellschaft wieder teilnehmen sollten. Diese Wlederaufnahmebedingungen selen von den Arbeitnehmern ab⸗ gelehnt worden. Die bei der Gesellschaft vor und nach der Arbeiterbewegung erzielten durchschnittlichen Stundenverdlenste gehörten nach Feststellung des Metallindustriellenverbandes in Breslau zu den höchsten am Orte bezahlten. Die Zahl der in den Werken arbeitenden Arbeiter habe die Hälfte der normalen Belegschaft bereits überschritten, und die Belegschafisziffer steige fortschreitend durch Zuzug von in ähnlichen Betrieben ausgebildeten Arbeltern.

Wie dem W. T. B.“ aus Madrid gemeldet wird, nimmt der Ausstand der lan dwirtschaftlichen Arbeiter in Andalusien einen sehr bedenklichen Umfang an. Die Streikenden unternahmen wiederholt Angriffe auf Bauernhöfe. Zahlreiche Dörfer baten die Behörden, Truppen zu ihrem Schutze zu entsenden.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. 8d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

In fast sämtlichen Kulturstaaten bestehen vorbildliche Verbände für Volkserziehung und Volksbildung; es seien von deuischen nur die Gesellschaft zur Verbieitung von Volksbildung oder die Zentralstelle für Vollswohlfahrt oder die Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge genannt. Zurzeit fehlt es aber an einem internationalem Zusammen⸗ schluß. Es müßte für diesen Zweck ein dauerndes Bureau eröffnet werden zur planmäßigen Beobachtung der Erziehungssortschritte aller Staaten. Von Zeit zu Zeit müßten dann auf internationalen Kon- gressen di Erfahrungen ausgetauscht werden, wobei vor allen Dinssen im Auge zu behalten wäre, daß alle Kultur⸗ nationen Gelegenheit haben, in genügender Weise zu Worte zu kommen. Daß eine solche internationale Veranstaltung wohl möglich ist, beweist der 1V. Internationale Kongreß für Volkserzie hung und Volksbildung, der unter dem Protek⸗ torate Seiner Majestät des Königs von Sachsen im September dieses Jahres in Leipzig tagen wird. Es werden hier tatsächlich die bedeutendsten Volkserziehungs verbände der ganzen Welt vertreten seln. Der Kongreß wird sie auf einige Tage zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließen. Der Präsident des Kengresses, Dr. Max Brahn, will sich bei dieser Gelegenheit bemühen, einen internationalen Zusammenschluß vorzubereiten. Welche Vorteile mit einem solchen Weltverband verbunden sind und welche Aufgabe er zu erfüllen hätte, zeigt das Programm des 1V. Internationalen Kongresses für Volks⸗ erziehung und Volkebildung, das in jeder gewünschten Anzahl kostenles durch den Generalsekretär des Kongresses, Paul Schlager, Leipzig, Eutritzscherstr. 19 bezogen werden kann.

Am 1. Juli wird ein neuer Zweig für Vermittlung von Arbeitern, die durch ihren Gesundheitszustand oder aus anderen Gründen gezwungen sind, ihren Beruf zu wechseln, im Verwaltungsgebäude des Zentralarbeits⸗ nachweises in Berlin in Tätigkeit treten. Mit dieser Ver⸗ mittlungsstelle ist gleichzeitig in der Gormannstraße 13, vorn 1 Treppe, wochentäglich wäbrend der Zeit von 2 bis 4 Uhr eine Berufs beratung verbunden, die den Zweck hat, den um Rat suchenden Arbeiter über einen neu zu ergreifenden Beruf aufzuklären und ihm mit Rat und Tat beizustehen. Der Zentralarbeitsnachweis wird durch einen eigenen Beamten bet een einzelnen Arbeitgebern dahin vorstellig werden, sich der neuen Vermittlungsstelle zu be⸗ dienen. Um die Wirksamkeit der neuen Einrichtung mög— lichst genau erfassen zu können, wird für jeden derartigen Arbeitsuchenden eine besondere Zäblkarte mit Angaben des Betreffenden über die Gründe seines Berufswechsels und die etwaige Neueinstellung in einem anderen Beruf angelegt. An dre interessierten Kreise der Arbeitgeber richtet der Zentralverein für Arbeitsnachweis die Auffor⸗ derung, ihn in seinen Bestrebungen zu unterstützen, die darauf hin⸗ fielen, vielen Hunderten von Arbeitern ihre Arbeitsfähigkeit in einem für sie passenden Berufe zu erhalten.

Kunst und Wissenschaft.

Die Akade mie der Wissenschaften hält am Vonnerstag, den 2. Juli um 5 Uhr Nachmittags, die eiste öffentliche Sitzung in ihrem Neubau, Unter den Linden 38, ab, und jzwar zu Ehren ihres Stifters Leibniz. Die Sitzung wird mit einer Festrede des beständigen Sekretars Herrn Diels eröffnet werden. Darauf halten vier neu eingetretene Mitglieder ihre Antrittsreden, nämlich die Herren Ein stein, Hintze, Sering und Goldschmidt, auf welche die be— ständigen Sekretare Herren Planck, Roethe und Diels antworten werden. Es folgen noch Preisangelegenheiten und schließlich die Ver⸗ kändung der Verleihung von Leibniz⸗Medaillen. Der Zutritt ist nur gegen Karten gestattet, die bereits vergriffen sind, da der Andrang zu dieser Sitzung besonders groß war.

Der diesjährige Jahresbericht der Monumgnta Ger- maniae historica, den der Wirkliche Gebeime Rat Professor Dr. Reinhold Koser jetzt in der „Deutschen Literaturzeitung“ ver⸗ öffentlicht, aibt einen Einblick in den gegenwärtigen Stand der Arbeiten. Der Professor Freiherr von Schwind⸗Wien hat die Druck⸗ legung der Lex Baiuvariorum beginnen können; mit der Ausgabe de; Benedictus Levita hofft der Geheime Justizrat Professor Seckel in diesem Jahre abzuschließen. Der Gelehrte wird von nun ab auch die Leitung der bisher dem Geheimen Justtzrat Professor Zeumer unterstellten Aibeiten der Abteilung Leoges über⸗ nehmen. Dr. Salomon wird die Ausgabe der Constitutiones aus der Regierungszest Karls IV. jetzt allein weiterführen; auf einer Forschungsreise im vorigen Frühsahr gelang es ihm, im Stadtarchiv von Cambrai unbekannte Akten zu finden. Die Arbeiten für die Karolingerreihe der Abteilung hikglomata. wurden durch den Ge— beimen Reglerungsrat Professor Dr. Tangl und seine Mitarbeiter, Dr. Hein und Dr. Müller, durch Nachprüfung des Faksimileapparates zu den Urkunden Ludwigs des Frommen und Lothars J. fortgesetzt. Die Bearbeitung der Diplome Helnrichs III. ist durch den Abteil ungzgleiter Professor Breßlau und den ständigen Mitarbeiter Professor Wibel bis zu dem Römerzuge von 1046 im wesentlichen abaeschlossen. Mehrere Reisen des Leiters und der Mitarbeiter der Reihe Diplomata förderten reichen Stoff in den Bibliotheken Deutschlands. Desterreich· Ungarn, Dänemarks und Italiens zutage. Professor Strecker ist an Stelle des Professors Zeumer in den Redaktlontausschuß für das Neue Archiv getreten. Dr. Liüdicke, Archivar am Geheimen Staatsarchiv in Berlin, wurde mit der Verwaltung der TraubeBibliothek beauftragt.

Zur bevorstehenden vollständigen Sonnenfinsternis am X2I. August d. J. gibt H. Kolbow . Düsseldorf im Juni⸗ heft der Mittellungen der „Vereinigung von Freunden der

Astronomie“ eine Zusammenstellung derjenigen Aufgaben, die bei jener seltenen Gelegenhest auch für Laienastronomen zu eiledigen sind. Da die, Dauer der vollständigen Sonnenverfinsterung diesmal üher zwei Minuten beträgt, wird jene Himmelserschelnung nicht nur sehr großartig, sondern zugleich auch geeignet sein, die noch immer etwas rätselhafte Korona der Sonne, nur bei totalen Sonnenfinsternissen sichtbar, zu untersuchen. Zunächst handelt es sich um eine möglichst genaue Beobachtung der Berührungen von Mond- und Sonnenrand im Feinrohr nach den Angaben einer Präfnsionsuhr (auch Taschenchronometer, wenn ihr Gang zuperlässig und der Stand mit einer Normaluhr verglichen ist). Vler Kontakt- momente können nur in der Totalitätszone beobachtet werden, während in Deutschland, wo die Sonnenscheibe duichschnittlich nur bis auf etwa 85/100 bedeckt bleibt, nur der erste und letzte Kontakt zu messen ist. Außer einer photographischen, oder zeichnerischen Aufnahme der ganzen Finsterniserscheinung handelt es sich ferner vor allem um eine möglichst getreue Auf- nahme der Korona, am besten auf pbotographischem Wege, und, falls das nicht möglich ist, durch zeichnerische Wiedergabe. Außerdem muß noch auf verschiedene interessante Nebenerscheinungen geachtet werden, nämlich auf die sogenannten „fliegenden Schatten' und das gesamte Landschaftsbild. Auch die Abnahme der Luftwärme sollte an einem guten Thermometer beobachtet werden und schließlich verdient das Profil des Mondes auf der Sonnenscheibe in einem guten Fernrohr Beachtung, wozu auch an Orten, die nicht in der Totalitätszone liegen, Gelegenheit gegeben ist.

Ein viertausendfünfhundert Jahre alter Gesang. Im Ruinenfeld von Nippur in Mesopotamien ist bel den um⸗ assen den Ausgrabungen, die von Amerikanern dort ausgeführt worden sind, ein Tonzylinder mit einer Inschrift gefunden worden. Er war ursprünglich 16 em lang, maß etwas über 10 em im Durchmesser und war mit 19 Schriftreihen, deren jede etwa 2 em Breite ein⸗ nahm, bedeckt. Die eine Seite des Zylinders aber mitsamt 8 dieser Schriftreihen ist leider abgebrochen, doch konnten noch 7 Stücke dazu gefunden werden. Leider sind durch die bröcklige Beschaffenheit des Tons auch noch andere Teile der Inschrift unleserlich geworden. Dennoch hat die genaue Untersuchung dieses Fund⸗ stücks durch Dr. Barton ein beachtenswertes Ergebnis geliefert. Zu⸗ nächst wurde festgestellt, 4 die Sprache rein sumerisch ist und daß der Zylinder nach der Art der Schrift aus der Dynastie von Agade stammt, die zwischen 28300 und 2600 vor unserer Zeitrechnung herrschte. Das Alter dieser Urkunde ist also auf wenigstens 4500 Jahre zu schätzen. Zweck und Inhalt der Inschrift lassen sich nur noch teilweise entziffern. Wahrscheinlich war das Stück ein sogenannter Gründungszylinder, wie er bei Grundsteinlegungen verfertigt wurde. Außerdem macht die mehrfache Eiwähnung einer Krankheit wahr⸗ scheinlich, daß die Stadt Nippur damals von einer Pest, heim⸗ gesucht gewesen war. Besonders beachtenswert sind einige im Zusammenhang erhalten gebliebene Stellen, die von Dr. Parton in einem Vortrag vor der Amerlkanischen Philosophischen Gesellschaft in Uebersetzung mitgeteilt wurden. Sie sind eine Art von Naturhymnus, mit religiösen Betrachtungen durch⸗ woben. Der Name des Erbauers des Tempels, dem dieser Zylinder geweiht wurde, und der Name des Verfassers der Inschrift sind mit den abgebrochenen Teilen verloren gegangen. Eine längere Versfolge lautet dann folgendermaßen: Der Herr der Dunkelheit wacht über den Menschen. Der Herr des Lichts wacht über den Menschen. Der Herr des Lebens wacht über den Menschen. Der Herr des Heiligtums wacht über den Menschen. Er befördert das Wachstum det Korns für deine Tiere. Goit ist dem Menschen günstig. Die folgende Stelle zeigt, daß die Bewohner von Nippur einen guten Trunk zu würdigen und auch mit schwungvollen Worten zu preisen wußten: Das Au;ge des Weins hat 36 000 Oeffnungen. Sein helles Auge hat hohen Glanz, gleich der Gottheit, der großen Mutter. O unsere Frau, die Mächtige, die glänzende Gottheit. Unaussprechlich ist die Fülle deiner Pflanzen.“ Eine weitere Stelle nimmt auf die erwähnte Seuche Bezug. Da ist von einer feurigen Tafel die Rede, die a3 Schutz gegen die Krank- heit bettachtet wurde, und die Götter Istar und Ga werden zum Schutz angerufen. Eigentümlich, aber auch aus der hebräischen Poesie bekannt, ist die schon in den ersten Versen auffällige Wieder holung derselben Worte. So wird der Gott Enil, der die feurige Tafel brachte, immer wleder mit den Worten gepriesen: „Als ein Schützer entfernte er die Krankheit. Dlese Tat wird einer Art von Beschwörung zugeschrieben, und Enil erklärt: ‚Gegangen ist die Seuche vom Anilltz des Landes.“

Nr. 25 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 24. Juni 1914 hat folgenden Inhalt: Personalnachrichten. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank⸗ betten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich, Großeisenindustrie. (Deutsch Ostafrika. Be⸗ kämpfung der Schweineseuche und Schweinepest. Preußen Rhein⸗ provinz) Rauchentwicklung durch Schiffahrts betrieb. (Bavern) Reinhaltung der Gewässer und Staubhekämpfung. (Hessen.) Schlacht- vieh⸗ und Fleischbeschau. (Elsaß Lothringen) Zahntechniker. ( Desterreich. Verhütung der Pocken. (Rumänien) Fremdländische Arbeiter. (Bulgarien.) Makkaroni. Tierseuchen im Deutschen Reiche, 15. Juni. Deetgl. im Auslande. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Baden, Elsaß Lothringen) Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Ver⸗ einen, Kongressen usw. (Frankreich.) IV. internationaler Kongreß für medizinische Elektrologte und Radiologie. Vermischtes. (Deutsches Reich.) Schlachtvieh. und Fleischbeschau, 1. Vierteljahr. Krankenbewegung im deutschen Krankenhause zu Konstantinopel, 1913. (Preußen. Berlin. Konservierung der Milch. (Bayern;) Landesbiehversicherungẽ anstalt, Lan des pferdeversicherungsanstalt, 112 13. (ODesterreich) Tätigkeit der Schutzimpfungsanstalt gegen Wut in Wien, 1911 12. (Vreinigte Staaten von Amerika.) Sterblichkeit, 1911. (Vereinigte Staaten von Amerika. New Jersey) Gesund⸗ heitsverhältnisse, 1912. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 909 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auelandeg. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt und Landbezirksn. Witterung. Beilage: Gexichtliche Enischeidungen, betr., den Verkehr mit Nahrungsmitteln (Kognak, andere Spirituosen).

Theater und Musik.

Im Schillertheater G. (Wallnertheater) wird morgen abend, Montag und Dienstag Mein erlauchter Ahnherr“ gegeben. Am Mittwoch, den 1. Juli, beginnt das Sommergastspiel der Sachse⸗

per.

Das Schillertheater Charlottenburg bringt morgen, Montag und Mittwoch „Klein Epa', Dienstag ‚Heiligenwald!. Von Donnerttag, den 2. Juli, ab bleibt das Theater geschlossen.

Die Sach se-⸗Oper im Schillertheater O. beginnt ihre, dies. jährige Spielzeit mit Richard Wagners ‚Tannhäuser und der Sänger⸗ krieg auf Wartburg“. Inszeniert wird das Werk von Leopold Sachse, musikalische Leitung: Oskar Braun. Die Titelpartie singt Otto

enger, In den weiteren Hauptpartien sind beschäftigt die Herren

ar Joglewitz, Adolf Permann, Fritz Krauß Willy Nowack, Martin Abendrot und die Damen Dina Mahlendorff, Margarete Ulb und Anna Unghardt. Chor und Orchester wurden gegen das Vorjahr bedeutend verstärkt.