hrtreffend die Bildung eines Ausgleichsfonds fär die Eisenbahn⸗ verwaltung (Gesetzsamml. S. 1565), zur Anwendung.
§ 4. Dem Landtag ist von drei zu drei Jahren bei dessen regelmäßiger Zusammenkunft uber die Ausführung dieses Gesetzes und der früheren gleichartigen Gesetze Rechenschaft zu geben.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Neues Palais, den 4. Juli 1914. (l. S.) Wilhelm.
von Bethmann Hollweg.
Beseler. Sydow, von Trott zu Solz. zugleich für den Minister der öffentlichen Arbeiten.
Freiherr von Schorlemer. Lentz. von Loebell.
von Falkenhayn.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
In der Feldmark der Stadt Stade ist auf Kartoffel⸗ feldern im Gesamtumfange von etwa 3 ha der Kartoffel⸗ (Kolora do⸗) Käfer doryphora decemlineata fest- gestellt. Alle Tilgungs- und Schutzmaßregeln, die bei den , Einschleppungen des Schädlings zu seiner schnellen
ertilgung geführt haben, sind unter Beachtung der in diesen Fällen gemachten Erfahrungen unverzüglich ergriffen.
Ministerium des Innern.
Dem Landrat Bürgers ist das Landratsamt im Kreise Recklinghausen übertragen worden.
Kriegsministerium.
Die Militärintendanturreferendare Beckhaus und Gerlach von den Intendanturen des XVII. und II. Armeekorps sind — unter Ueberweisung zu den Intendanturen des XVI. und XX. Armeekorps — zu etatsmäßigen Militärintendantur⸗ assessoren ernannt worden.
Bekanntmachung.
Die in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 24. De⸗ zember 1912 (Zentralblatt für das Deutsche Reich S. 2) im Winterhalbjahr 1914,15 an der hiesigen Hochschule abzuhaltende tierärztliche Prüfung beginnt am Donnerstag, den 15. Ok⸗ tober d. J.
Die Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung sind bis zum 1. Oktober d. J. an mich einzureichen.
Hannover, den 14. Juli 1914.
= Der Rektor der Tierärztlichen Hochschule.
ö 2
Die von heute ab zur usga gelange be der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter
Nr. 11 361 das Gesetz, betreffend die Erweiterung des Geltungsbereichs einer Bestimmung der Allgemeinen Gewerbe⸗ ordnung vom 17. Januar 1845 (Gesetzsamml. S. 41), vom 29. Juni 1914, unter
Nr. 11 362 das Gesetz, betreffend Abänderung des Gesetzes vom 15. Juni 1904, betreffend die Hannoversche Landeskredit⸗ anstalt, vom 29. Juni 1914, unter
Nr. 11 363 das Gesetz, betreffend die Aenderung der Amtsgerichtsbezirke Neuenburg (Westpreußen) und Schwetz, vom 29. Juni 1914, unter
Nr. 11 364 das Gesetz, betreffend die Aenderung der . r Obornik und Rogasen, vom 29. Juni 1914, unter
Nr. 11 365 das Gesetz, betreffend die Aenderung der Amtsgerichtsbezirke Ohlau und Wansen, vom 29. Juni 1914, und unter
Nr. 113366 das Gesetz, betreffend die Bewilligung weiterer Staatsmittel zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten, vom 4. Juli 1914.
Berlin W. 9, den 14. Juli 1914.
Königliches Gesetzsammlungsamt. Cern e r.
53
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preus en. Berlin, 15. Juli 1914.
Der Oberstaatsanwalt bei dem Kammergericht, General⸗ staatzanwalt Supper hat Berlin mit Urlaub verlassen.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Leipzig“ am 11. Juli in Guaymas eingetroffen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der ungarische Ministerpräsident Graf Tig za ist gestern vormittag in Wien eingetroffen. Budapester Meldungen zu⸗ folge will Graf Tisza Informationen einziehen, da neue Inter— pellationen im ungarischen Abgeordnetenhause angekündigt sind.
Großbritannien und Irland.
Das Oberhaus hat gestern die dritte Lesung der Ab⸗ änderungsbill in ihrer veränderten Form angenommen, nachdem verschiedene Redner von heiden Seiten maßvoll im Ton gesprochen hatten. Wie „W. T. B.“ meldet, trat jedoch keine definitive Aenderung in der Lage ein. Im Laufe
er Beratung brachte Lord Dunraven einen Antrag ein, der vorsieht, daß vor dem Inkrafttreten der Homerulebill eine Kommission zur Prüfung der Frage des Bundesverhältnisses eingesetzt werden solle.
er Carl Beauchamp erklärte im Namen der Regterung, die gegen die Einsetzung einer solchen Kommission sei, daß die Regierung
den Weg zu einer Konferenz oder Verständigung nicht sperren wolle, und wenn der allgemeine Wunsch nach einer Konferenz von allen Seiten ausgesprochen werde, so werde die Regierung alles tun, um ihr Zustandekommen zu erleichtern. Lord LansLdowne begrüßte diese Mitteilung, weil er glaube, daß in dieser Richtung allein eine dauernde Regelung des irischen Problems zu finden sein werde, und erklärte, daß zwischen der Annahme der Homerulebill und der Ab- änderungsbill und dem Zeitpunkt ihres Inkiafttretens Zeit sein werde zum Meinungsaustausch und zur Prüfung.
— In der gestrigen Sitzung des Unterhauses gab der Parlamentsuntersekretär Aeland auf eine Anfrage, betreffend die Aktion der Epiroten in Albanien, folgende Er— klärung ab:
Er habe von dem hritischen Delegierten bel der Internationalen Kontrollkommission in Albanien die Nachricht erhalten, daß Koritza von einer Streitmacht, die aus gemeinschaftlich vorgehenden Auf⸗ ständischen und Epiroten bestanden habe, besetzt worden sei. Der britische Geschäftsträger in Athen habe berichtet, daß die griechische Regierung die Epiroten dringend ersucht habe, sich zurückzuziehen, wenn sie von der Internationalen Kontrollkommission dazu auf— gefordert werden sollten. Aeland erklärte, er wisse nicht, welchen Erfolg diese Mahnung gehaht habe.
Frankreich.
Anläßlich des gestrigen Nationalfesttages fand eine Parade vor dem Präsidenten Poincars statt, der mit leb⸗ haften Zurufen begrüßt wurde, besonders als er verschiedenen Regimentern die ihnen bestimmten Fahnen übergab.
— In der gestrigen Sitzung des Senats kam es bei der Beratung des Postetats zu einer lebhaften Debatte über den Kredit für die Wohnungsgelder der Postbeamten, deren Ablehnung zu den Zwischenfällen vom 23. Juni geführt hatte. Wie W. T. B.“ meldet, sprachen sich der Minister Thom son und der Ministerpräsident Viviani für die Be⸗ willigung des Kredits aus, worauf den Wünschen der Minister entsprechend der Kredit für die Unterbeamten mit 146 gegen 113 Stimmen bewilligt wurde.
Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm der Senat mit einigen Abänderungen das Budget in seiner Gesamtheit ein⸗ stimmig an und setzte darauf die Beratung über die einmaligen Ausgaben der Ministerien des Krieges und der Marine für die nationale Verteidigung fort.
Der Berichterstatter der Heereskommission Charles Humbert erinnerte daran, daß er vorgestern gesagt habe, er könne alle seine
Der Minister habe einzelne der von ihm
Angaben zu machen, und er wolle keinen Er erkenne an, daß man
Frankreichs Ausgaben bezifferten sich nicht nach Milliarden.
1900 bis 1905 habe man viel weniger ausgegeben als in Deutsch⸗ land. Im Jahre 1915 werde man in Frankreich 3020 Kanonen haben gegen 3370, die Deutschland gegenwärtig besitze. Munition sei in genuͤgender Menge vorhanden und Frankreich befinde sich Deutschland gegenüber nicht im Zustand der Unterlegenheit. Das französ—sche 75 mm ⸗Material set dem deutschen überlegen, Frankreich habe für die Vermehrung der Munition bedeutende Summen ausgegeben, und der Bestand würde sich Ende des nächsten Jahres gegenüber dem Ende des Jahres 1908 verdreifacht haben. Für die schwere Artillerie würden gegenwärtig erhebliche Anstrengungen gemacht. 100 mm⸗Kanonen von 12 km Tragweite seien im Bau. Die Versuche für die Herstellung einer neuen Granate würden Ende des Monats stattfinden. Frankreich würde nächstens 120 mm⸗ Kanonen von 13 km Tragweite haben. Der Minister wies darauf hin, daß die Kredite für die schwere Artillerie bedeu— tend erhöht und beträchtliche Verbesserungen erreicht worden seien. Für die Ausrüstung der Genietruppen habe Frankreich in den Jahren 1900 big 1911 100 Millionen ausgegeben gegenüber 100 Millionen, die Deutschland dafür aufgewendet habe. Deutsch⸗ land habe vor Frankreich einen gewaltigen Vorsprung, aber seit 1912 habe Frankreich die Ausgaben hierfür erhöht. Was die Telegraphie anbetreffe, so würden alle Forts untereinander verbunden und die funkentelegraphischen Stationen im Osten mit neuen starken Apparaten ausgerüstet werden. Die Feldtelegraphie werde sehr perbessert werden. Von den Forts im Gebiete der oberen Maas sei eine Anzahl in den Jahren 1878 bis 1880 errichtet worden, wobei man nur an einen Defensivkrieg gedacht habe, aber diese Werke hätten jetzt nur noch einen Wert als Stützpunkt in einer Schlacht. Neues Brückenmaterlal werde von diesem Fahre an beschafft werden. Was die Fußbekleidung betreffe, so solle jeder Mann vorläufig zwei Paar feldmarschmäßige Stiefel haben, aber in das Budget von 1915 würden sechs Millionen eingesetzt werden für die Beschaffung von Fußhekleidungen für die dienstfreien Stunden. Die geforderten Kredite für Exerzierplätze seien auf Verlangen des Finanz⸗ ministers beschränkt worden. Nichtsdestoweniger werde das im Jahre 1911 aufgestellte Programm im Jahre 1918 durchgeführt sein. Das gegenwärtige Programm werde Frankreich zahlreiche Verbesserungen auf den Gebieten der Feld⸗ und Festungs⸗ artillerie, der Küstenverteidigung und der Fußbekleldung bringen. Frankreich habe andererseits den Vorsprung vor seinen Nachbarn noch nicht eingeholt, aber es habe alles getan, was menschenmöglich sei, um die Fehler wieder gut ju machen, die begangen worden seien, da man sich in einen Traum von allgemeinem Welt— frieden gewiegt hätte, nach den Ereignissen von Agadir aber erwacht sei. Er bitte den Senat, die verlangten Kredite zu bewilligen, die ein Beweis für das Erwachen der Nation und für ihren Willen seien, die Verteidigung des Landeg zu gewähr⸗ leisten. Clémenceau verlangte darauf, daß der Heeresausschuß während der Ferien eine Untersuchung über die vorgebrachten Tat— sachen veranstalte und beim Wiederzusammentritt des Senats über das Ergebnis Bericht erstatte. Der Ministerpräsident Viviani erklärte, wenn Frankreich auch gegenwärtig das notwendige Matertal noch nicht habe, so werde es doch augenblicklich beschafft. Man dürfe nicht eine ungerechtfertigte Beunruhigung heivorrufen. Frankreich habe seit 44 Jahren eine bewundernswerte Kraftanstrengung unter⸗ nommen und set fähig, sich seiner Geschichte würdig zu zeigen und dem Geschick die Stirn zu bieten.
Der Senat nahm hierauf einen Antrag an, nach dem der Heeresausschuß beauftragt wird, beim Wiederzusammentritt des Senats über die Beschaffenheit des Kriegsmaterials Bericht zu erstatten, und sodann einstimmig den Gesetzentwurf über die
einmaligen Ausgaben für Heer und Marine.
— Die Deputierten kammer nahm gestern obiger Quelle zufolge mit 373 gegen 126 Stimmen das Budget im ganzen mit einigen Abänderungen an, die seine Zurückweisung an den Senat notwendig machen. In der Nachtsitzung nahm die Kammer die direkten Steuern für 1915 zugleich mit einer Resolution an, durch die die Regierung aufgefordert wird, bei der im Oktober beginnenden Session eine Vorlage einzubringen über die Herabsetzung der Persongl⸗, Mobiliar⸗, der Tür⸗ und Fenstersteuer im entsprechenden Verhältnis zu dem Ergebnis der Einkommensteuer.
Italien.
Das Befinden des Herzogs von Aosta hat sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ von gestern abend leicht gebessert.
Portugal.
In Lissabon kam es gestern, am Schluß einer Ver⸗ sammlung, die sich mit der politischen Lage und namentlich mit einigen Affonso Costa zugeschriebenen Maßnahmen beschäftigte, nach einer Meldung des „W. T. B.“ zu einem Handgemenge, bei dem Schüsse abgegeben und Steine geschleudert wurden. Mehrere Personen wurden verletzt. Kavallerie und die republi⸗ kanische Garde zerstreute die Menge. Die Ruhe ist wieder hergestellt.
Schweiz.
Wie „W. T. B.“ meldet, ist die schweizerische Re⸗ gierung von Griechenland und der Türkei ersucht worden, in der Streitfrage über die Entschädigung für die aus Kleinasien und aus Thrazien Ausgewanderten Schiedsrichter zu ernennen, falls die Smyrnaer Kommission sich nicht sollte einigen können.
Serbien.
Gestern vormittag hat in Belgrad die feierliche Be⸗ stattung des verstorbenen russischen Gesandten von Hartwig unter großem militärischen Gepränge stattgefunden. Auf dem Wege von der russischen Gesandtschaft bis zur Kathedrale, wo die kirchliche Einsegnung der Leiche erfolgte, bildeten die Truppen Reihen. Hinter ihnen stand eine viel⸗ tausendköpfige Menschenmenge. Von den Häusern wehten Trauerfahnen. Von der Kathedrale aus bewegte sich der Zug zum Friedhofe, wo die Leiche im Ehrengrabe bestattet wurde, das die Gemeinde von Belgrad gestiftet hat.
Albanien.
Nach Meldungen des Wiener „K. K. Telegraphen⸗ Korrespondenz-Bureaus“ aus Durazzo ist die Lage unver⸗ ändert. Die Bewegungen des Feindes in seiner Stellung am Rasbul, die täglich lebhafter werden, ferner andauernder Signalwechsel mit der Stadt sowie einige Arbeiten an den Stellungen, wo die den Regierungstruppen abgenommenen Geschütze deutlich sichtbar sind, haben täglich alarmierende Ge⸗ rüchte über Angriffsabsichten der Aufständischen zur Folge, die insbesondere in den Abendstunden Erregung verursachen. In der Ungebung von Valona haben sicheren Nachrichten zufolge bereits Kämpfe mit den Aufständischen stattgefunden. Zwei italienische Dampfer befinden sich unterwegs nach Valona, um die italienische Kolonie in Sicherheit zu bringen.
Amerika.
Meldungen des „W. T. B.“ zufolge ziehen die mexika⸗ nischen Insurgenten die ganze pazifische Küste Mexikos ent⸗ lang. Üeberall wird Waffenstillstand verkündet und werden die Gefangenen ausgetauscht. In Santa Rosalia kamen die Bundestruppen und die Konstitutionalisten vorgestern zusammen und beschlossen, mit Carranza gemeinsame Sache zu machen. In Guaymas wurde ein Waffenstillstand bis zum 20. Juli ver⸗ einbart. )
Vorgestern ist der Entwurf des Budgets für 1915 im argentinischen Kongreß eingebracht worden. Obiger Quelle zufolge sind darin die ordentlichen Ausgaben mit 329 516 590 Papierpesos angesetzt. Für öffentliche Arbeiten sind 46 898 271 Papierpesos, für Wertpapiere 163550 09000 und für Hilfsausgaben 13 313 150 Papierpesos eingestellt. Die Einnahmen werden auf 341 968 742 Papierpesos geschätzt. Die Einnahme aus verschiedenen Wertpapieren gestattet über 50 Millionen Papierpesos zu verfügen. In der Bot⸗ schaft wird gesagt, daß die getroffenen Maßnahmen erlaubt haben, 26 Millionen zu ersparen. Aus dem Budget dieses Jahres würden noch 30 Millionen erspart werden können. Die Botschaft erklärt, daß die wirtschaftlichen Wirren noch vor Ende des Jahres schwächer werden würden.
Zum argentinischen Kriegsminister ist der General Allaria ernannt worden.
Asien.
Die chinesische Regierung hat eine Verordnung er⸗ lassen, in der darauf hingewiesen wird, daß die Anhänger von Sunyatsen und den anderen Aufständischen seit ihrem Ent⸗ kommen ins Ausland falsche Banknoten in den Verkehr gebracht hätten, die nach dem Innern gebracht und dazu be⸗ nutzt worden seien, die Truppen zu Gunsten der Aufständischen aufzureizen. In der Verordnung wird erklärt, daß an die Gouverneure und die übrigen Beamten der Befehl erteilt worden sei, diejenigen Personen streng zu bestrafen, die solche Noten herstellen oder in den Verkehr bringen.
Afrika.
Nach einer von „W. T. B.“ verbreiteten Meldung des Obersten Latini aus Kyrene rückte in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli eine Kolonne Infanterie und Artillerie von Maraug nach Ued Uaggara vor und griff Menumet, wo sich 600 Auf⸗ ständische gesammelt hatten, an. Die Aufständischen wurden vertrieben. Bei dem Rückmarsch zerstreute die Kolonne noch einige feindliche Trupps. Bei den Aufständischen zählte man 93 Tote; auf italienischer Seite fielen fünf Askaris und 38 wurden verwundet.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der Reichstagsersatzwahl am 10. d. Mts. im Wahlkreise Coburg⸗Gotha 1 wurden, wie „W. T. B.“ meldet, nach amtlichen Ermittlungen bei 17123 Wahl⸗ berechtigten 14 866 gültige Stimmen abgegeben. Davon er⸗ hielten der Rechtsanwalt Hofmann⸗Hof in Bayern (Soz.) 5751, der Fabrikant Arnold⸗Neustadt bei Coburg (Fortschrittliche Volkspartei) 5627 und der Amtsgerichtsrat Dr. Stoll-Coburg (Natl.) 3486 Stimmen. Zersplittert waren 2 Stimmen. Es ist engere Wahl zwischen Hofmann und Arnold er⸗ forderlich, die am 17. d. Mts. stattfinden wird.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Nachdem am Freitag bereits die in Solingen abgehaltene Heneralpersammlung des Arbeitgeberverbandes den Vorstand beauftragt hatte, mit dem Verbande der Solinger Fabrikantenvereine eine allgemeine Aussperrung der Waffenagrbeiter in die Wege zu leiten, hat gestern abend die Generalversammlung des Verbandes der Fabrikantenvereine ebenfalls die Heneralaussperrung beschlossen, falls vorherige Ver⸗ handlungen im Einigungsamte in allerkürzester Zeit nicht zu einer Einigung führen. Von der Aussperrung würden, W. T. B.“
zufolge, 13 000 organisierte und etwa 6000 nichtorganssierte Arbeiter
betroffen.
Wegen Ablebnung, des neuen Tarifvertrags haben, wie die Köln. Ztg. meldet, die Arbeiter der Rohtabakfabriken Neckar— fulmer und Oppenheimer, Kaufmann u. Bensheim, Mayer Tuß— heimer, S. Bloch in Mannheim die Arbeit niedergelegt und sind in den Ausstand getreten.
Im Haag hat, der Bürgermeister einstweilen die Verwendung . ö. Ausstande . ,, zur
ushilfe herangezogenen 1 eut A iter ö , ner n schen Arbeiter untersagt
Von den tausend Arbeitern im Glasgower Dock haben sich, wie . W. T. B. aus Liverpool gemeldet wird, nur dreihundert dem Streik der Angestel ten der Mersey⸗Docks angeschlossen. (Vgl. Nr. 163 d. Bl.) Alle Fuhrleute unterstützen die Streikenden, indem sie sich weigern, Waren von oder zu den Lagerhäusern und Eisenbahnstationen zu befördern. Die Hoffnung der Streikenden, die Oeffnung der Docktore durch den Streik der Angestellten der Kraftwerke unmöglich zu machen, hat sich bis jetzt nicht erfüllt, denn die „Mauritania“ und andere Liniendampfer sind heute in das Glasgower Dock eingefahren. Dagegen stehen viele Krane, Aufzüge und andere schwere Maschinen still. Die Arbeiter hoffen, binnen 24 Stunden den Hafen so gut wie zu schließen.
Wie „W. T. B. aus Chicago gemeldet wird, sind die Ver— treter von 55 9000 Maschinisten und Heizern von gs Eisen⸗ bahnen des Westens mit den Vertretern der Arbeitgeber in Unter— handlung getreten, um höhere Löhne und andere Reformen durch⸗ zusetzen. Ein Schiedsspruch würde nicht angenommen werden. Sie erklären, daß bereits vor Beginn der Verhandlungen 97 lo der Maschinisten und 99 0/9 der Heizer für den Ausstand gestimmt hätten, den man jedoch durch die Verhandlungen zu vermeiden hoffe. Die Linien, die in Mitleidenschaft gezogen werden, sind in den Ver— einigten Staaten diejenigen westlich von Chicago und in Kanada die . westlich von Fort William, außer der Grand Trunk Pacifie— Fisenbahn.
Kunst und Wissenschaft.
Die Vulkanwarte von Hawat. Die Vulkane der Insel Hawai sind fast seit ihrer Entdeckung, die eigentlich erst auf der Weltreise von Cook geschah, zu den größten Wundern der Erde ge— rechnet worden. Mit der Entwicklung der Vulkanforschung während des vorigen Jahrhunderts ist dies Urteil eher gesteigert als abge⸗ schwächt worden, da man in den Feuerbergen von Hawat eine Art der vulkanischen Tätigkeit beobachtete, die sonst nirgend zu finden ist, zum wenigsten nicht in einem so großartigen Maßstabe. Es besteht daher auch schon seit dem Jahre 1812 am Rande des ungeheuren Kraters des Kilauea eine wissenschaftliche Anstalt, die als „Vulkanhaus“ eine Weltherühmtheit genießt. Mehr als ein Jahrhundert ist von diesem Platz aus der Vulkan fast ununterbrochen beobachtet worden. Jetzt gibt der Leiter dieser Vulkanwarte, Dr. Jaggar, jede Woche einen Bericht heraus, in dem er über alle im Krater eingetretenen Verände⸗ rungen und über die wechselnde Tätigkeit der in ihm befindlichen vulkanischen Schlote berichtet. Im Erdgeschoß des Gebäudes ist seit einiger Zeit ein Laboratortum für Erdbebenkunde eingerichtet, das seine Berichte gleichfalls jede Woche erstattet. Die Aus stattung mit Erdbebenmessern ist auf der modernsten Stufe erhalten worden. Ein Gelehrter, der die Vulkane von Hawai genauer untersuchen will, ist in dem Vulkanhaus stets willkommen. Neuerdings sind noch besondere Er⸗ leichterungen geschaffen worden, um die aus den vulkanischen Schloten auf- steigenden Gase zu sammeln und zu prüfen. Von der Gelegenheit, die dort für Vulkanforscher und Geologen geboten wird, ist bisher nicht genug Gebrauch gemacht worden, was sich freilich aus der großen Entfernung der Hawalinseln und der entsprechenden Länge und Kost⸗ spieligkeit einer Reise dorthin erklärt. Es ist dies einer der Gründe,
warum die Vulkanforschung in Europa weniger Förderung erfahren,
hat als in Amerika. Hervorragende amerlkanische Geologen haben viele Monate auf die Erforschung der vulkanischen Tätigkeit in Hawai
verwandt, und aus diesen Arbeiten sind Aufklärungen von größter Wichtigkeit hervorgegangen.
Ein Riesenfernrohr für Kanada. Die Regelung der wissenschaftlichen Arbeit in Kanada hat in den letzten Jahren größere Fortschritte gemacht als je zupor, und auch die Himmelskande soll jetzt ihren Anteil an der Staatsgunst erhalten. Die Staatsstern. warte in Ottawa war bisher kümmerlich ausgestattet. Das Hauptinftrument ist ein Refraktor von nur 37 em Oeffnung. Für die Aufnahme von Sternspektra reichte dies Fernrohr allenfalls nur bis zu den Sternen fünfter Größe, und drese Unzulänglichkeit hat hauptsächlich den Anstoß zu einem dringenden Antrag auf ein größereß Fernrohr gegeben. Es ist an⸗ zuerkennen, daß, nachdem dieser Antrag angenommen worden ist, keine halbe Äürbeit gemacht werden soll, denn es sind nunmehr Verträge für die Herstellung eines Riesenfernrohrs abgeschlossen worden, das zu den größten der Welt gehören und überhaupt nur noch das der Vollendung entgegengehende Spiegelfernrohr der Sonnen⸗ warte auf dem Mount Wilson in Kalifornien über sich haben wird. Daz kanadische Instrument wird gleichfalls ein Spiegelfernrohr sein, deffen Spiegel einen Durchmesser von 180 em erhalten wird. Seine Brennweste wird danach die Länge von 9 i haben. Außerdem kann noch eine Kombination mit einem anderen Spiegel von 48 em Durchmesser und einer Brennweite von 3 m hergesfellt werden, der sich 7 m über dem großen Spiegel befindet. Der zweite Spiegel ist von konvexer hyper⸗ bololdaler Form. Kür die Kombination beider Spiegel erhält der große Spiegel im Mittelpunkt ein rundes Loch von 25 em Durch⸗ messer. Die Brennweite wird dann auf das außerordentliche Maß von 325 m gesteigert. Die Gesamtkosten für das Fernrohr einschließ⸗ lich der Aufflellung find auf 366 009 6 festgesetzt worden. Es soll vorzugsweise zum Studium der Firsternbewegungen benutzt werden, außerdem für' die Photographie bon Nebeln, Sternhaufen und an— deren kleinen befonders inieressanten Teilen des Sternenhimmelt. Die Neubauten an der Sternwarte werden einschließlich der Aus— rüsfung nahezu eine Million Mark beanspruchen.
Literatur.
Als Heft 7 der von der Diesterwegstiftung herausgegebenen Berliner Heimatbücher⸗ hat Otto Hach eine kleine Schrift über Johann Gottfried Schadow veröffentlicht (Verlag von Quelle and Meyer in Leipzig; 10 3). Aus Anlaß des 150. Gebuirtẽtages „dez Begründers He? Berliner Bildhauerschule und des Vorkämpfens für deutsche Heimatkunst“ verfaßt, bietet sie ein. ansprechendes Bild bon Schabot'z Letzen und künstlerischem Streben und eine Ein⸗ führung in die Kunst seiner Zeit, zugleich auch ein Zeithilt des Berliner Lebeng zur Wende des vorigen Jahrhunderte. Das Büchlein 9 mit 10 Abbildungen ö Werke geschmückt und kann nach
orm und Inhalt empfohlen werden. ;
Der Bau 3 Halbmongtshefte für Architektur und BaupraxiJz. Herausgeber H. Jansen, Berlin. Bezugepreis viertel⸗ sährlich s c, bei direktem Bezug Ts80 W. Verlag. bon Georg D. W. Callwey, München. Vom zwölsten Jahrgang sind die Hefte 13 bis 18 erschienen. Die Seidenweherei Ysichels hat sich vom Ingenieur Bernhard und Archllekten Muthesius in Nowawes neue Fabrikanlagen
schaffen lassen. Die übersichtlichen Arbeltssäle mit ihren stetz unschön wirkenden Glasdächern wurden hinter einem Haratteristischen Fassaden. system versteckt, sodaß der Bau einen gewissen monumentalen und doch freundlichen Autzdruck besitzz. Schmohls Wargnhaus Wertheim am Morittzolatz, frei von allen Künsteleien, in guten Proportionen und mit trefflich bearbeitetem keramischen Schmuck, erfreut auch im Innern durch die anmutige Einzelaushildung. Die Bremer Architekten sind mit einigen recht guten Arbeiten vertreten. Krahn Landhäufer in Backstein mit Strohdächern schließen sich an beimisché Bauernhausformen an und geben den gesunden Typus kleiner Einfamilienhäuser; Abbebusen und Blendermann wußten ihrem Geschäftshaus durch frische Antragarbetien Plasttk. zu verleihen. Schumacher in Hamburg giht dem Innern seiner Schulen durch einfache, billige Dekorationstechnik freundliches Aus⸗ sehen. Eine reiche architektonische Ausbildung sehen wir an der Wandelhalle in Bad Reichenhall, während Gablont ko bei der Heilanstalt in Lohr mlt recht jparsamen Mitteln eine heiter? Wirkung zu erzielen wußte. Die Berliner Architekten Klingenberg und Moser erinnern mit dem Geschäftshaus Daimler an Schinkelsche Vorbilder, in Stuttgart sehen wir Elfässers neue Markthalle als wohlgelungenen Versuch, dem Bau einen eigenartigen, der Neuzeit entsprechenden Ausdruck zu geben. Lang in Pasing gruppiert seine Bauten etwas lebhaft, erzielt aber doch oft recht stimmungsbolle Wirkungen. Schließlich seien die Versuche er= wähnt zur Schaffung von Kolonien für Einfamiltenhäuser, die Arbeiter- häuser der Firma Mannstädt und die neuen Anlagen des Beamten wohnungsvereins in Zehlendorf. Man ist in diesen Siedlungen viel⸗ leicht immer noch zu lebhaft und sucht zuviel interessante Gruppierungen zu erzielen. Die einzelnen Grundrisse sind den Bedürfnissen angepaßt, wohl überlegt, sparsam und zweckdienlich.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand und Getreidehandel in Rumänien.
Das Kaiserliche Konsulat in Galatz berichtet unterm 8. d. M.:
Der Monat Juni war außerordentlich reich an Niederschlägen, deren Einwirkung auf den Stand der Saaten sich augenblicklich noch nicht ganz übersehen läßt. Jedenfalls war das Wetter für die Früh⸗ jahrs, und Sommersaaten sehr günstig, während die Winterfrüchte, wenigstens strichweise, nicht ohne bemerkbare Schädigungen sollen ge⸗ blieben sein. Warmes und trockenes Wetter wird jedenfalls im ganzen Lande gewünscht, zumal der Schnitt der Winterfrucht bereits begonnen hat.
Das Getreidegeschäft gestaltete sich infolge der vermehrten Nachfrage nach Mais ziemlich lebhaft. Die anhaltend ungünstigen Wetterberichte aus dem Laplatagebiete wirkten, namentlich in der ersten Hälfte des Berichtsmonats, preisfestigend; später trat eine Abspannung ein. Hauptabnehmer war England. — In Weizen zahlten die ein heimischen wie auch die ungarischen Mühlen weiterhin gute Preise für bereitstehende Ware. Da der Bedarf des Landes noch immer nicht voll gedeckt ist, dürfte mit einer umfangreicheren Aus— fuhr vor der neuen Ernte nicht zu rechnen sein. — In Neuweizen kam es zu elnigen Abschlüssen von den oberen DYonauhäfen nach Ungarn; außerdem zu vereinzelten Spekulationskaͤufen für September Dezember nach Italien. — In Roggen waren nur die besseren Sorten gut gesucht und bezahlt. Dle geringeren Sorten zeigen größtenteils etwas Geruch und sind daher schwer anzubringen. — Die Preise für Gerste gingen von ihrer anfänglichen festen Haltung etwas zurück. Die Nachrichten über die neue Ernte lauten gut. Weiteres Regenwetter müßte die Beschaffenheit beeinträchtigen. — In Hafer war wegen der hiesigen hohen Preise nur geringe Nachfrage. Die neue Ernte verspricht reichen Ertrag.
Die Ausfuhr über Suling seewärts betrug in der Zeit vom 1. Juni bis 4. Jult 1914: Weizen 18491 4. Roggen 2529 t, Mals 302 303 t, Gerste 33 879 t und Hafer 11173 t.
Auf dem Frachtenmarkte herrschte Ruhe. Rotterdam Antwerpen waren zu 70 — bis 6s9, Hamburg zu 76 zu haben.
Preise cif Kontinent für 1000 kg prompt:
e, , 165 ½, . , .
Roggen 72/73 J 5
74175 Helenen nach Muster . 132/135 58/59 d .. 68 69 je nach Musteer Donau Galfox k 107 Gingen, ..
Gerste
Mais
,
Ernteaussichten in Rumänien. Das Kaiserliche Konsulat in Jassy berichtet unterm 8. Juli 1914
Die Witterung war im vergangenen Monat vorwiegend feucht; in der ersten Hälfte überreich an Niederschlägen, die dann zu Ende des Monats wieder einsetzten und zur Besorgnis der Landwirte an⸗ zuhalten scheinen. . .
Die schnittreifen Halmfrüchte können infolgedessen nicht recht⸗ zeitig geerntet, die Kolbenfrüchte nicht behackt werden und die Zuckerrüben sind von Unkraut durchwuchert. Eine weitere Folge des vielen Regens waren und sind noch NUeber⸗ schwemmungen in den Pruthniederungen mit Nebenflüssen. Diesen Ueberschwemmungen, die an sich keine größeren Verheerungen an⸗ gerichtet haben, kommt doch insofern einige Bedeutung zu, als fie die Gemüsefelder, die hierzulande von zugewanderten Bulgaren immer an Wasserläufen angelegt werden, vielfach zerstört haben. Da außerdem in diesem Jahre die Zahl der eingewanderten Bufgaren viel geringer sein soll als sonst, sind die Gemüsepreise ganz unverhälnismäßig in die Höhe gegangen. Stellenweise haben dle Ueberschwemmungen Mangel an Viehfutter verursacht. So sind die Aussichten in der Landwirtschaft im allgemeinen nicht besonders günstig. doch erwartet man immerhin, falls das Weiter einigermaßen zum Guten sich wendet, eine Mittelernte. Im einzelnen: Weizen, besonders die Winterfrucht hat etwas durch Frost, aber nur durch Halmfrost gelitten. Die Sommer⸗ frucht stebt kräftiger. Im Durchschnitt wird kaum auf mehr als 1300 kg auf den Hektar gerechnet. Roggen ist im Norden und Westen der Moldau wenig angebaut worden, im Süden sind die Ertraggaussichten günstig, bier um Jassy weniger. Gerste und Hafer bieten befriedigende Aussichten. Raps war wenig angebaut; die Erntearbeiten sind begonnen, das Ergehnis verspricht einigermaßen zu befriedigen, ist aber bel dem unkeständigen Wetter noch nicht gewiß. Die Zuckerrübe ist wegen verspäteter Behackung etwas zurück · geblieben. Bem Mais, der auch noch teilweise auf Behackung wartet, bleibt Zelt, das Versaͤumte nachzuholen, bisher ist er viel; versprechend. Wiesen, Weiden, Hülsenfrüchte und Obst stehen ganz gut. Die Weinbeere ist infolge des anhaltenden Regens in der Entwicklung gestört.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maß regeln.
Die Gesetze des Haarwachstums und der Haarfarbe.
Eine völlig hinreichende und zuverlässige Auskunft über die Naturgesetze, von denen das Wachstum der Haare mit allen seinen Gigenheiten abhängig ist, sucht man auch heute noch vergeblich. doch hat man jetzt erkannt, daß eine große Zahl von Einflüssen in diesem Vorgang zusammentreffen, die alle einer tiefgründigen Er⸗ forschung bedürfen. Das Haar selbst, die Entwicklung sesner Hornzellen, der Haarbalg, die Beschaffenheit des Haarbodens und noch mancheß andere warten auf eine genaue Unter⸗ suchung. Jedenfalls ist man immer noch nicht weit genug, um so naheliegende Fragen zu beantworten, z. B. warum bei manchen Per⸗ sonen an bestimmten Körperstellen Hagre wachsen und bei anderen nicht, wie die natürlichen Farbenveränderungen zuflande kommen, wohon die Art des Haarausfallz und dez neuen Wachstums bedingt
ist und vieles weitere. Der Mangel unserer Kenntnisse auf diese n Gebiet liegt wabischeinlich hauptsächlich daran, daß gründliche, und zulammenbängende Beobachtungen an Menschen nur selten durch⸗ zuführen sind. Allerdings geben die alltäglichen Erfahrungen einige Lehren, die aber eigentlich nur neue Rätsel aufgeben. So weiß jebermann, daß der Wuchs der Barthaare durch das Rafieren angeregt wird, aber der Grund dafür durchaus nicht klar. Pie Angabe, daß der durch dag Rasieren ausgebte Hautreiz eine stärkere Durchblutung und Ernährung der betreffenden? zellen“ und damit auch der Haare hervorbringt, ist doch wenig mehr als eine Redengart. Auch die schon an sich weniger sicheke Behauptung, daß der Bart im Sommer schneller wächst, findet durch die Vermutung eines Einflusses der stärkeren Dauttãätigteit, wie sie besonders an den Schweißdrüsen hervortritt, nur eine mangelhafte Erklärung. Weit merkwürdiger und seltsamer sind einzelne Beobachtungen z. B. von Chirurgen, daß in der unmittelbaren Nachbarschaft von iternden Wunden eln auffallend starker Haarwuchz bemerkbar wird. Die Verhältntsse werden erst recht verwickelt, wenn die Einzelheiten der Haarfärbung und ihrer Veränderungen in Betracht gezogen werden. Daß das graue oder weiße Haar auf einer negativen Erscheinung berubt, nämlich auf das teilweise oder vönige Fehlen eines Farbstoffs⸗ indem die Zellen statt dessen mit mehr oder weniger Luft gefüllt sind, ist schon eine alte Weisheit. Sobald man aber fragt, wovon das Ergrauen der Haare eigentlich bedingt wird, warum es bei einzelnen Personen und in ganzen Familien ungewöhnlich früh erfolgt; warum es sonst gerade mit dem Alter ein⸗ ritt, muß ' man sich mit Mutmaßungen und unbestimmten Angaben begnügen. Auch sind die alten Anschauungen nicht gan; richtig, das schöne Silbergrau des Haarg 3. B. kommt: wahrscheinlich weniger durch die Zerstörung des Farbstoffs, als durch die Ginschaltung einer größeren Jahl von Luftzellen zustande, Ueber⸗ haupt haben chemische Üüntersuchungen bewiesen, daß der Farhstoff der Haare zu den widerstandsfähigsten organischen Stoffen gehört und nur durch die kräftigste chemische Behandlung vernichtet werden kann, wobei dann in der Regel das Haar selbst völlig in die Brüche geht. Trockene Haare enthalten übrigens im allgemeinen mehr Luft und er⸗ scheinen daher heller als feuchte. Man kann aber schwarze Haare burch die äußerste Trockenheit nicht in weiße verwangeln. Die Haare der ägyptischen Mumien haben ihren Farbstoff. duich die Jahrtausende unverändert erhalten. Professor Metschnikomw hat eine neue Auffassung über das Ergrauen der Haare bekundet, indem er sie nach selner Theorie über das Wesen des Alterns don besonderen ‚Freßzellen“ angegriffen werden läßt. Diese Zellen sollen insbefondere den Haarfarbstoff vertilgen. Aber auch diese neue Theorie hat sich durchaus keines allseitigen Beifalls erfreut Es scheint nach den neuesten Forschungen, daß man sich über das Ergrauen der Haare überhaupt in einem Irrtum befunden hat. Es handelt sich danach um kein eigentliches Ergrauen, nämlich nicht um di⸗ Zerstörung des Farbstoffß und ein damit verbundenes Bleichen der Haare, sondern um ihre völlige Erneuerung. Die farbigen Haare fallen aus, und werden durch farblofe oder weiße ersetzt. Ausgewachsene, mit Farbstoff versehene Haare werden nach dieser neuen Lehre nle⸗ mals grau. Das Haarkleid wechselt nicht die Farbe, sondern 8, wechselt an sich. Bieser Satz ist jedoch kaum richtig. Vielmehr liegen Beobachtungen vor, daß wenigstens der Vorgang der Farbstoff⸗ bildung während des Wachstums eines Haares aufhöcen kann, dann kommt ein Haar zustande, daß an der Spitze noch farbig, am untern Teil aber weiß ist. Der neuen Auffassung scheinen auch die vielen Ueberlieferungen von Fällen plötzlichen Ergrauens der Haare enigegenzustehen, und man kann sich vor dlesem Widerspruch nur durch die Annahme retten, daß man solche Berichle in das Gebiet der Sage verwelst. Das scheint auch der Wahrheit zu entsprechen. Marie Antoinette, die in der Racht nach dem Empfang ihres Todesurteils ergraut sein. soll, hat nachweislich schon lange vorher graue Haare gehabt, und die bekannte Erzählung von dem Gemsjäger, der stundenlang in der gefährlichsten Tage zugebracht hatte und in dieser Zeit völlig ergraut war, läßt sich überhaupt nicht nachprüfen. Eine Stütze erhält die jetzt gegebene Erklärung durch einen Vergleich mit den Erscheinungen der Tterwelt. Die Tiere, die im Winter einen weißen, im Sommer, einen dunklen Pelz haben, erleiden diese Veränderung nicht durch eine Entfärbung oder Fäcbung derselben Haare, sondern durch einen völligen Wechsel des Haarkleides.
Aus stellungsnachrichten.
Im Festsaale des Niederösterreichischen Gewerhevereins in Wien hat sich gestern die große Kom mission der oösterreichischen Fahrhundertausstellung, Wien 191 h, gebildet. Der Prãäsident des Niederöfterreichlschen Gewerbevereins Adolf Schiel und der b⸗ mann des vorbereitenden Komitees Baurat Breßler etstatteten Berichte, in denen sie, W. T. B. zufolge, erklärten, die kommende Aus stellung solle in erster Reihe die Entwicklung von Industrie, Kunst und Gewerbe in den letzten hundert Jahren darstellen. Es seien folgende Gruppen in Aussicht genommen: Kunst und Wissenschaft, Wohnungs⸗ wesen, Industrte und Gewerbe, Verkehr, Sport, soziale Fürsorge, Wirken der Frau im Wirtschaftsleben. Im Rahmen der Gesamt— au§stellung wird außerdem eine von der K. K. Gartenhaugesellschaft veranstaltete Gartenbau⸗ und Gartenkunstautsstellung Platz finden. Die Ausstellung soll Ende April 1915 eröffnet werden und in der Rotunde und in den angrenzenden Parkteilen stattfinden. In das Präsidtum wurden gewählt das Herrenhausmitglied Dr. Wilhelm Exner als Präsident, Adolf Schiel und die Vizepräsidenten des Nlederösterreichlschen Gewerbevereins Georg Fritz und Egmond Stoll als Präsidenten.
Verkehrswesen.
Postscheckverkehr Der bargeldlose Zahlunggaut gleich zwischen den Postscheckämtern in Berlin, Breslau, Cöln, Frantturt ¶Maigh) Hamburg, Hannover, Karlsruhe (Baden), Leipzig und den Ab⸗ rechnungsstellen der Reichsbank hat sich auch im 1. Halbjahr 1914 erfreulich weiter entwickelt. In den Abrechnungsverkehr gelangten über 306 000 Schecks im Betrage von rund 2,5 Milliarden Mark.
Die Postanstalt in Ramansdrift (Deutsch S dwest: afrika) ist am 25. Mai aufgehoben worden; die Telegraphenanstalt daselbst bleibt bestehen.
Mannigfaltiges. Berlin, 15. Juli 1914.
In der letzten Sitzung des Verelns für die Geschichte der Mark Brandenburg sprach Herr Kohte über die Wiederher stellung des Siegeswagens auf dem Brandenburger Tore 1814. Nach⸗ dem das Bildwerk 1806 nach Paris geschafft worden war, hatte es dort eine Instandsetzung erfahren. Unmittelbar nach dem Einzuge in Pariß am 31. Mär 1814 befahl der König Friedrich Wilhelm 111. Die Zurückführung des Bildwerks. Der Weg wurde über Brüssel, Düssel⸗ dorf, Hannover gewählt und mit der Leitung der Wiederherstellungz⸗ arbeiten der Oberhofbaurat Moser in Berlin betraut; die von ihm aufgestellte, im Geheimen Staatzarchid befindliche Abrechnung gibt über die Einzelheiten hinreichende Auskunft. Am 18. April wurde mit den erforderlichen Bauarbeiten am Brandenburger Tore begonnen. Am 8. Juni traf der Wagenzug mit dem Bildweik in Potsdam ein; am nächsten Tage wurde es mit Hilfe von 24 aus Zehlendorf besorgten Postpferden von der Friedrlch= Wilbelms-⸗Brücke am Wannsee vermutlich durch die Große Allee nach Schloß Grunewald geleitet, wo das Bildwerk ausgepackt und bon seinen Schäden wiederhergestellt wurde. Pie tragenden Gisenteile wurden vom Mechanikus Hummel fast vollständig erneuert; an den Kupferarbeiten war Jurh auß Potsdam beteiligt, der 1783 die . gefertigt hatte. Dle Trophäe, welche die Viktoria auf dem Zepter geführi hatte, wurde durch das eiserne Kreuz mit Eichenkram
und Adler ersetzt; doch wurde zunächst nur das vom Bildhauer Haensch