1914 / 234 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Oct 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 5. Oktober 1914.

Der Generalmajor von Voigts⸗Rhetz ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge mit der Wahrnehmung der Ge⸗ schäfte des Generalquartiermeisters beauftragt worden. Er war bis zum Krieg Chef des Generalstabs beim Garde⸗ korps, bei Kriegsbeginn Chef des Stabes des Generalquartier⸗ meisters. Sein Nachfolger in dieser Stellung ist der Königlich bayerische Generalmajor Zoellner geworden.

Das Kriegsministerium hat beim Generalquartiermeister die versuchsweise Beförderung von Privatpaketen mit Ausrüstungs⸗ und Bekleidungsstücken im Ge⸗ wichte bis zu 5 kg erwirkt. Wie „W. T. B.“ meldet, ist zunächst für die Auflieferung solcher Pakete die Zeit vom 19. bis 26. Oktober in Aussicht genommen. Bewährt sich diese Einrichtung und wird von den Angehörigen in der Heimat kein unangemessener Gebrauch von ihr gemacht, so soll das Verfahren von Zeit zu Zeit wiederholt werden. Die zwischen dem Kriegsministerium und dem Reichspostamt getroffenen Vereinbarungen über den Versand dieser Pakete werden demnächst bekannt gegeben werden. Es wird darauf hingewiesen, daß schwere Pakete nach wie vor gemäß 8 23 der Feldpostdienst⸗ ordnung den Ersatztruppenteilen zu übersenden sind, welche deren Weiterleitung veranlassen. Auf richtige Adressierung aller Post⸗ sendungen wird erneut hingewiesen. Bei Prüfung der Be⸗ schwerden über nicht angekommene Briefe 2c. ist festgestellt worden, daß in zahllosen 6 die Angaben auf den Adressen unrichtig waren. Es muß einleuchten, daß ein Brief mit Adresse: An den Reservisten . des 6. Reserveinfanterieregiments Nr. 7, 9. Division, 5. Armeekorps nicht ankommen kann, da das Reserveregiment zu einer Reservedivision und diese zu einem Reservekorps gehört. Andererseits kann aus der Eigenschaft des Adressaten als Reservist nicht ohne weiteres als selbstverständlich angenommen werden, daß er nun zu einem Reserveregiment einer Reservedivision gehört. Denn auch in den Reihen der aktiven Truppenteile stehen viele RNeservisten. Da die Kavalleriedivisionen in der Heeres⸗ gliederung ihre Zugehörigkeit zu größeren Truppenverbänden vielfach wechseln, genügt bei den Adressen an Angehörige der Kavalleriedivisionen die Angabe: x⸗tes Kavallerie⸗ regiment, 3. Eskadron, z'te Kavalleriedivision. Einige Pakete sind an das Kriegsministerium mit der Bitte um Weitersendung an die Ersatztruppenteile adressiert worden. Zur Erfüllung dieser Aufgabe fehlt dem Kriegsministerium das Personal. Wenn im Felde stehende Heeresangehörige trotz der an sie ergangenen Weisungen die Adresse ihres Ersatztruppenteiles noch nicht ihren Angehörigen in der Heimat mitgeteilt haben sollten, und diese darüher im Zweifel sind, so wenden sie sich zweckmäßigerweise mit einer Anfrage an das betreffende stell⸗ vertretende Generalkommando, das darüber Auskunft geben wird. Man sende aber auch an dieses nicht die Pakete zur Weiterbeförderung.

Eine bemerkenswerte Kundgebung von amerika— nischer Seite wird cht in folgendem Schriftstück bekannt, das von einem der Führer der nach Berlin gesandten amerika⸗ nischen Regierungskommission an den Geschäftsführer des deutsch amerikanischen Komitees, Direktor Otto Scholz, gerichtet wurde. Der Wortlaut ist, wie ‚„W. T. B.“ meldet, folgender:

Von der amerikanischen Regierung zur Vorbereitung der Heim— reise der bei Ausbruch des Krieges in Deutschland auf Besuch he— findlichen Amerlkaner mit dem Kriegsschiffe „Tennessee hierher gesandt, drängt es mich, allen denen, die mich bei der Ausführung meiner Mission in ltebengswürdiger und tatkräftigst!: Weise unter⸗ stützten, meinen wärmsten Dank zu sagen. Es ist mir eine große Herzentzfreude, zu konstatieren, mit welcher Sorgfalt und Selbst— losigteit Personen, Korporationen und Bebörden sich meiner Lands— leute angenommen haben. Besonderen Dank der Handelskammer und Herrn Franz von Mendelssohn, den persönlich kennen zu lernen ich das Vergnügen hatte und der mir ganz besonders behilflich war, steht doch gerade der Genannte an erster Stelle des Hilsskomitees für die auf Besuch in Deutschland weilenden Amerikaner, das in hochherziger Weise Unterkunft für meine Landsleute hesorgte, Gelder für sie sammelte und ihnen überhaupt alle erdenkliche Sorg⸗ falt und Zuborkommenheit angedethen läßt. Meine mehr als pvier⸗ wöchige Anwesenheit in Deutschland gab mir Gelegenheit zu beob⸗ achten, wie das deutsche Volk den ihm aufge drängten Krieg aufnahm, welche hohe Begeisterung gepaart mit ruhigem, sittlichen Ernst die gesamte Bevölkerung ergriffen hat; die waffenpflichtigen Reservisten und Tandwehrleute eilten zu den Fahnen; nahezu 2 Millionen Kriegs⸗ freiwillige aller Stände und Alterstlassen, ganze Klassen höherer Lehranstalten einschließlich ihrer Lehrer, meldeten sich zum Eintritt in das Heer, fo daß Tausende von Fiel willigen zurückgewiesen werden mußten. Der Landsturm ist zwar aufgerufen, aber bisher nur zum allergeringsten Teil in Dienst gestellt worden. Zugleich mit der Mobilmachung setzte die Or⸗ ganisation der Werke der tatkräftigen Nächstenliebe ein: Das Rot⸗ Rreuz mit seinen vorzüglichen vazaretten, seinen Aerzten, Kranken⸗ schwestern, freiwilligen Sanitätskolonnen ꝛc, der Nationale Frauen⸗ dienst mit der Kinder und Wöchnerinnenfürsorge, Spetsung Bedürftiger und Arbeits loser, Vermittlung von Bekleidn ng, Unter⸗ kunft und Arbeitsgelegenheit, dazu die vielen reichen Sammlungen an Llebeggahen für Verpflegung der Truppentra:sporte, aus dem Autlande heimkehrender Fiächllinge, Siquickung zurückkehrender Verwundeter, Nationalstiftung für die Hinterbliebenen ins, Feld Gezogener neben der staatlichen Fürsorge, Kriegsfürsorge für Bühnen— künstler, Herstellung von wollenen Bekleidungsstücken wie Strümpfe, Leibbinden usw. für die im Felde stehenden Truppen. Und alles in musterhaftester Ordnung, die sich in nichts von der beim deutschen Soldaten selbstverständlichen Disziplin unterscheldet. Die Aus⸗ rüstung der Truppen ist ,, und zweckentsprechend, die Or-

anisation der Mobilmachung bewundernswert. Die Eisenbahnen ke if n die ungeheuren, in die Millionen gehenden Transporte von Mannschaften, Pferden, Kanonen, Fahrzeugen ufw. nicht die geringste Betri bsstörung, nicht der kleinste Unfall ist vorgekommen. Und weil die Deutschen die geborenen Soldaten sind, ist keine Spur von starrem Militarismus, vom mllitärisch gedrillten Automaten zu merken. Das ist ein Volk in Waffen, mit großer hingebender Liebe für Kaiser und Reich, mit dem Willen zum Stegen, um Heimat, Haus und Scholle, Weib und Kind zu schützen. Ueberall würdiger Ernst, unerschütten⸗ liche Ruhe, tatkräftiges 6. und volle Steges zuwersicht. Ein Volk auf so hoher Kulturstufe stehend, so großer glühender Be⸗ gelsterung fähig, kann nicht unterliegen das sind keine Barbaren, sondern ar ne. bester Art. Dag dokumentiert sich auch in der Be—⸗ handlung der Gesangenen und Verwundeten: „Ich kenne hier keine Unterschiede zwischen Freund und Feind, sondern nur Verwundete, diesen Ausspruch tat der Leiter eines der größten hiesi en Lazqrette und in derselben hochherzigen Weise wird im ganzen Reiche verfahren. Jetzt, acht Wochen nach Ausbruch deg Krieges, nachdem unaus— gesetzt Truppentrangporte nach dem Auslande gingen, ist es erstaun

w

lich, die große Anzabl waffenfähiger Männer zu sehen, die noch zu Tausenden in Berlin ihrer Beschaͤftigung nachgehen. Die offentlichen Arbeiten sind im Gang, der Bau von Straßen und Untergrundbahnen Ac. ist nicht ins Stocken geraten, überall wird fleißig gearbeitet! Es sind noch so viel junge, kräftige und ge— sunde Männer in Berlin, daß in kurzer Zeit nochmals eine ganze Armee aufgestellt werden kann, falls es nötig sein sollte.

Es drängt mich nochmals zum Ausdräaͤck zu bringen, daß das Verhalten der Deutschen den tiessten Eindruck auf mich macht, und ich habe keinen Amertkaner getroffen, der nicht das gleiche Empfinden hat; alle schätzen sich glücklich, in dieser großen Zeit in einem solchen Land wie Deutschland Gastfreundschaft genossen zu haben.

Der heutigen Nummer des „Reich und Staat anzeigers“ liegen die Ausgaben 73, 74 und 75 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 12. Verlustliste der preußischen Armee, die 19. Verlustliste der bay erischen Armee, und die 22. Verlustliste der sächsischen Armee.

Königsberg, 4. Oktober. Die von dem Minister des Innern unter Führung des Ministerialdirektors Dr. Kirchner zur Prüfung der gesundheitlichen Schäden in den vom Kriege betroffenen Teilen der Provinz Qstpreußen entsandte Kom⸗ mission hat am 2. Oktober im Oberpräsidium in Königsberg unter Zuziehung von zuständigen Beamten der Regierung und unter Beteiligung des Landeshauptmanns eine Besprechung ab⸗ gehalten, an der auch der Präsident des Reichsversicherungs⸗ amts Dr. Kaufmann teilnahm. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde dabei unter anderem auch die Frage erörtert, inwie⸗ weit die vom Reichsversicherungsamt und den deutschen Landes⸗ versicherungsanstalten geplante Hilfsaktion zugunsten der ost⸗ preußischen Landesversicherungsanstalt mit den vom Staate geplanten Fürsorgemaßnahmen verbunden werden könnte. Im Anschluß an die Besprechung fand eine Besichtigung der be⸗ sonders schwer getroffenen Ortschaften des Regierungsbezirks Königsberg statt, die in den nächsten Tagen noch auf die Regierungsbezirke Gumbinnen und Allenstein ausgedehnt werden soll. ;

Sachsen. Seine Majestät der König hat laut Meldung des „W. T. B.“ am 2. Oktober folgendes Telegramm Seiner Majestät des Kaisers erhalten:

Es gerelcht mir zur größten Freude, Dir vom 19. Armeekorps und 12 Reservekorps das Beste melden zu können. Ich habe gestern die dritte Armee besucht, sveziell das brave 181. Regiment begrüßt und demselben meine Anerkennung agusgesprochen, wobet ich Deinen dritten Sohn und Deinen Bruder Max sowie Laffert und Kirchnach in bestem Wohlsein traf. Der Geist in den Truppen ist vorzüglich Mit solcher Armee werden wir auch den Rest unserer schweren Auf⸗ gabe siegreich erledigen, wozu der Allmächtige uns beisteben wolle.

Wilhelm.

Oesterreich⸗Ungarn.

In würdiger, der ernsten kriegerischen Lage entsprechender Weise wurde gestern das Namensfest des Kaisers Franz Joseph in der ganzen Monarchie gefeiert. Ueberall vereinten sich mit den heißen Gebeten für das Leben und Wohl des erlauchten Monarchen inbrünstige Gebete für den endgültigen Sieg. In längeren Artikeln feiert die gesamte Presse aller Nationa⸗ litäten den heutigen Festtag, indem sie Genugtuung über die bis⸗ herigen Erfolge der verbündeten Armeen undunerschütterliche Zuver⸗ sicht auf ein siegreiches Ende des den beiden Reichen aufgezwungenen Krieges ausspricht. Schon vorgestern abend fanden in allen Teilen des Reiches patriotische Kundgebungen aller Art statt, die sich gestern bei den feierlichen Gottesdiensten sowie bei anderen festlichen Anlässen erneuerten. Besonders eindrucksvoll gestalteten sich die kirchlichen Feiern in allen Garnisonen, in denen die Vereidigung der neu einberufenen Mannschaften in un⸗ gewöhnlich feierlicher Weise stattfanden. Auch in den Spitälern, in denen die Verwundeten liegen, wurden ent⸗ sprechende Feiern veranstaltet. In zahlreichen Städten, so auch in Wien und Budapest, wurde der gestrige Tag benutzt, um den Kriegsfürsorgezwecken neue Mittel zuzuführen. Damen der Gesellschaft ohne Unterschied der Nationalität be⸗ teiligten sich an dem Verkauf von Kriegsandenken aller Art. Im Armeeoberkommando wurde das Namensfest in schlichter Weise begangen. Vormittags war Kirchgang. Mittags beim gemeinsamen Essen, dem der Erzherzog Karl Franz Joseph bei⸗ wohnte, verlas der Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich einen an den Kaiser gerichteten Glückwunsch der Armee und die Antwort des Kaisers, deren herzlicher Ton unendlichen Jubel auslöste.

Die amtliche „Wiener Zeitung“ veröffentlicht den Wortlaut des Schiedsvertrages vom 2. September 1913 zwischen Oesterreich- Ungarn und der Schweiz.

Die Marinebehörde gibt bekannt, daß Handels⸗ schiffe die ungarischen Handelshäfen nur bei Tag an⸗ laufen dürfen. Die Handelsschiffe sind e ell. sich rechtzeitig anzumelden, falls sie einen ungarischen Hafen berühren wollen. Eine Ausnahme kann nur für die regulären Schiffahrtlinien gemacht werden, deren Fahrplan genehmigt ist.

Der Budapester Magistrat hat an die Regierung eine dringliche Eingabe gerichtet, in der um vorläufige Aufhebung der Getreidezölle sowie um behördliche Feststellung von Höchstpreisen für Getreide und Mehl ersucht wird.

Im Hinblick auf Meldungen über offenbare Ver⸗ letzungen der Genfer Konvention seitens einiger Mächte hat die Bundesleitung der österreichisch⸗ungarischen Gesellschaft vom Roten Kreuz an das Internationale Genfer Komitee vom Roten Kreuz die Bitte gerichtet, es möge an alle kriegführenden Staaten die dringende Mahnung richten, die Genfer Konvention zu achten. Insbesondere sollten die Regierungen der krieg⸗ führenden Staaten an Artikel 5 der Genfer Konvention er⸗ innert werden, wonach die Höchstkommandierenden der Armeen für die Durchführung der einzelnen Bestimmungen aller Artikel der Konvention zu sorgen ien Das Internationale Genfer Komitee hat daraufhin an die Regierungen aller kriegführenden Mächte ein in diesem Sinne gehaltenes ö gesandt, worin laut Meldung des „W. T. B.“ erklärt wird:

Die Beschuldigungen, die von einer oder der anderen Seite er⸗ hoben und durch die Presse wiedergegeben werden, scheinen zu zeigen, daß die Anordnungen bezüglich der Achtung, die man Veiwundeten und Kranken ohne Unterschied der Nationalität schuldet, und beiüglich des Schutzes des Personolt und Materials der staatlichen Sanitäts- anstalten und der Gesellschaft vom Roten Kreuz nicht genügend be—

achtet werden. Dle Ausdehnung des Schlachtfeldes und die Mächtig⸗ keit der heutigen Heere erschwerten jweifellos manchmal die Ueber—⸗ wachung, allein das Genfer Komitee sei überzeugt, daß, sobald von den Kommandierenden der Armeen nur genaue Anwelsungen gegeben würden, die Genfer Konvention immer und überall zum höchsten Heile der Kriegführenden werde eingehalten werden.

Großbritannien und Irland.

des Minenlegens in Verbindung mit der Tätigkeit von Unter seebooten es notwendig mache, aus militärischen Gründen Gegenmaßreg eln zu ergreifen. Deshalb habe die Regierung die Genehmigung zum Minenlegen in gewissen Gebieten erteilt. Ein System von Minenfeldern sei ausgelegt worden und werde in großem Maßstabe entwickelt. Um die Gefahr für Nicht⸗ kämpfer zu verringern, teilt die Admiralität mit, daß es von jetzt an für Schiffe gefährlich sei, das Gebiet zwischen 51 Grad 15 Minuten und 51 Grad 40 Minuten nördlicher Breite und zwischen 1 Grad 35 Minuten und 3 Grad östlicher Länge zu durchfahren. Im Zusammenhang hiermit müsse daran er⸗ innert werden, daß die südliche Grenze der deutschen Minen— felder auf 52 Grad nördlicher Breite liege. Obgleich die Grenzen des gefährlichen Gebiets hierdurch bestimmt seien, dürfe doch nicht angenommen werden, daß die Schiffahrt in irgendeinem Teile der Gewässer südlich oder nördlich davon ungefährlich sei. An S. M. Schiffe sei Befehl ergangen, ostwärts segelnde Schiffe vor neu ausgelegten Minenfeldern zu warnen.

Zu dieser Bekanntmachung erfährt das „W. T. B.“ an zuständiger Stelle folgendes:

Die Behauptung der englischen Admiralität, die deutschen Minen felder gingen bis zum 52. Grad Nordbreite, ist frei erfunden. Deutsche Minen liegen nur an der englischen Küste. Das oben angekündigte Verfahren Englands, die internationalen Gewässer der südlichen Nordsee durch Minen zu verseuchen, ist ein offenbarer Bruch des Völkerrechts. Uebrigens wird nicht Deutschland dadurch ge—⸗ schädigt werden, sondern die neutralen Staaten, in erster Linie Holland.

Frankreich.

Im Ministerrat am Freitag machte der Finanzminister Ribot Mitteilungen über den Stand der wichtigsten Bank⸗ ausweise der Bank von Frankreich und den Stand des Staatsschatzes am 1. Oktober. Die Lage sei vollkommen zufriedenstellend, und man brauche nicht die Notwendigkeit ins Auge zu fassen, auf eine öffentliche Anleihe zurückzugreifen. Wie das „W. T. B.“ hierzu bemerkt, beweise das Telegramm, daß die französische Regierung an der Aufnahme einer Kriegs anleihe verzweifelt.

In einem Rundschreiben fordert der Minister Ribot die Steuereinnehmer auf, für möglichst raschen Eingang der Steuern zu sorgen. Die Regierung müsse alle Einnahme⸗ quellen des Staatsschatzes in Anspruch nehmen, um den Aus⸗ gaben für die Nationalverteidigung nachkommen zu können. Es sei daher Pflicht aller Franzosen, nach Möglichkeit dazu beizu⸗ tragen.

Seit Beginn der Feindseligkeiten hat der Präsident Poincaré, wie die „Agence Havas“ meldet, die Absicht ge⸗ hegt, die Armeen zu besuchen und ihnen seine Glückwünsche auszusprechen. Er wurde hieran verhindert durch die Not⸗ wendigkeit, täglich im Ministerrat den Vorsitz zu führen, und durch den Wunsch der Militärbehörden, die den Augenblick zur Verwirklichung dieses Planes nicht für günstig hielten. Jetzt erlauben die Umstände diese Reise. Der Präsident hat Bordeaux gestern nachmittag verlassen und sich zuerst nach dem Hauptquartier begeben. Der Präsident wird von den Ministern Millerand und Viviani begleitet.

Die nach Europa gebrachten indischen Truppen sind in Marseille gelandet; unter ihnen befinden sich Ghurka⸗ truppen aus dem Pendschab und aus Belutschistan.

Die Regierung hat für die Kriegsdauer eine Kom⸗ mission eingesetzt, die über die Verproviantierung und den Handel und Verkehr in den französischen Kolonien ein— gehende Untersuchungen vornehmen und der Regierung über notwendige Maßnahmen Bericht erstatten soll.

Rußland.

Der Kaiser Nikolaus hat sich gestern nach dem Kriegs⸗ schauplatz begeben.

Schweden.

Die britische Gesandtschaft in Stockholm teilt laut Meldung des „W. T. B.“ mit, sie sei ermächtigt, zu erklären, daß das in den skandinavischen Ländern verbreitete Gerücht, Groß⸗ britannien beabsichtige eine Flottenbasis in Dänemark oder Norwegen zu errichten, vollständig unbegründet sei. Sie muüͤsse entschieden in Abrede stellen, daß Groß⸗ britannien irgend eine derartige Absicht gegenüber irgend einem der drei skandinavischen Länder habe.

Norwegen.

Der norwegische Minister des Aeußern hat nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ Vorstellungen bei der englischen Regierung erhoben, um sie zu veranlassen, daß die Erklärung, wonach Eisenerz als Kriegskonterbande anzusehen ist, zurück⸗ genommen wird.

Das Ausfuhrverbot für Wild, Geflügel, Eier, Tee, Gewürze und Rohprodukte für Margarinefabrikation ist vor⸗ läufig auf geho ben worden.

Wie „Aftenposten“ meldet, herrscht in Paris ziemliche Er⸗ regung, weil FRorwegen Pferde nach Deutschland aus⸗ führe. Das Blatt bemerkt hierzu:

Dag Ausfuhrverbot ist durch einen Königlichen Erlaß zum Teil aufgehoben und die Ausfuhr bis zu tausend Stück gestattet worden. Nachdem diese Höchstziffer gestern erreicht worden war, ist das Verbot wieder voll in Kraft getreten. Nach Deutschland sind überhaupt keine Pferde ausgeführt worden, da die norwegischen Pferde für deutsche Zwecke zu klein sind. Die ganze Ausfuhr ist Dänemark zu⸗— gute gekommen. Es liegt also kein Grund für Paris vor, sich über Norwegen aufzuregen.

Unter dem Vorsitz des Ministers des Auswärtigen ist ein Komitee für Handel, Seefahrt und Indu trie er— richtet worden zum Zwecke der Unterstützung dieser Zweige während des Kriegszustandes.

Ein Erlaß der Regierung verfügt die Errichtung verschiedener neuer Garnisonabteilungen für alle freiwillig sich meldenden Diensttauglichen. Der Gestellungstag ist der 1. November.

Der norwegische Da mpfer „Tjoemoe“, mit Kohlen für Schweden bestimmt, von Methil in Schottland kommend, ist durch englische Kriegsschiffe angehalten und wieder nach England geschickt worden. Der Grund hierfür ist

dem Kapitän nicht bekannt.

Die Admiralität teilte mit, daß die deutsche Politik

Rumänien. .

Ein am Freitag veröffentlichtes Regierungs esmmunigus besagt nach einer Meldung des „W. T. B.“:

Der Meinunggaustausch zwischen dem Ministerpräsidenten Bratianu, dem Führer der Konseipativen Marghiloman und dem Führer der Demokraten Take Joneg eu hatte das Ergebnis, daß die Einberufung des Kronrats nicht notwendig sst, da u einer Aenderung in der heutigen Polltik Rumänieng kein Grund

vorliegt. Ber Ministerpräsident Bratianu wird dieses Gutachten dem König vorlegen.

Die Regierung hat der „Neuen Freien Presse“ zufolge ein Aus fuhrverbot für Mehl erlassen; der Getreideerport bleibt aber gestattet.

Bulgarien.

Der König hat einen Ukas unterzeichnet, durch den die zwei ältesten Jahrgänge der unter den Fahnen stehenden Truppen vom 14. Oktober ab entlassen werden.

Amerika.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Bryan und der russische Botschafter Bach metjew haben nach einer Meldung es „W. T. B.“ einen Schiedsgerichts vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland unterzeichnet.

Wie das amerikanische Staatsdepartement mitteilt, sind alle Pläne zur Abhaltung der Internationalen Friedens⸗ konferenz im Haag im nächsten Jahre fallen gelassen worden.

Der amerikanische Botschafter in London hat dem Staatsdepartement obiger Quelle zufolge mitgeteilt, daß Eng⸗ land beabsichtige, folgende Güter als Kriegskonterbande zu erklären: Kupfer, Blei, unbearbeitet in Klumpen, Platten, Röhren, Glyzerin, Ehromeisen, Roteisenerz, Hämatit, Eisenerz, Magneteisen, Kautschuk, rohe und bearbeitete Häute und ge⸗ gerbtes und bearbeitetes Leder.

Asien.

Wie das „Reutersche Bureau“ aus Kalkutta meldet, fand am 2. d. M. ein Zusam menstoß zwischen Hindus und der bewaffneten Macht statt. Die Hindus, die nach Britisch⸗ Columbien auswandern wollten, aber in Kanada nicht zugelassen worden waren, waren zurückgekehrt uud sollten sich nach Bai Bai bei Kalkutta begeben. Die Auswanderer glaubten infolge eines Mißverständnisses, daß sie nicht direkt in die Heimat be⸗ fördert werden sollten, und weigerten sich in Pandschab, den be⸗ reitstehenden Zug zu besteigen. Sie beschlossen, zu Fuß nach Kalkutta zu wandern, worauf Polizei und Truppen ausgesandt wurden, um dies zu verhindern. Die Auswanderer schossen mit Revolvern und töteten und verwundeten mehrere Polizei⸗ beamte. Bei dem Kampfe wurden 16 Auswanderer getötet und die übrigen gefangen genommen.

Afrika.

Der Oberbefehlshaber der Besetzungsarmee in Aegypten hat der „Times“ zufolge verfügt, daß alle sich in Aegypten aufhaltenden Deutschen und Oesterreicher bei Strafe der Verhaftung durch die Militärbehörden sich bis zum 10. d. M. registrieren lassen müssen. Dieselbe Verfügung ist für den Su dan ergangen, wo Deutsche und Oesterreicher ihren Wohn⸗ ort nicht ohne Paß verlassen dürfen.

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 3. Oktober, Abends. (W. T. B.) Auf dem französischen Kriegsschauplatz sind heute keine wesentlichen Aenderungen eingetreten.

Im Angriff auf Antwerpen fielen auch die Forts: Lierre, Wgelhem, Königshookt und die zwischen⸗ liegenden Redouten. In den Zwischenstellungen wurden 30 Geschütze erobert. Die in den äußeren Fortsgürtel ge⸗ brochene Lücke gestattet, den Angriff gegen die innere Forttz⸗ linie und die Stadt vorzutragen.

„Berlin, 4 Oktober. Großes Hau ptqguar tier, Abends. (W. T. B.) Auf dem westlichen Kriegsschauplatz geht der Kampf am rechten Heeresflügel und in den Argonnen erfolgreich vorwärts.

Die Operationen vor Antwerpen und auf dem östlichen Kriegsschauplatz vollzogen sich planmäßig und ohne Kampf.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 3. Oktober, Abends. (W. T. B.) Im Osten sind das 3. sibirische und Teile des 22. Armee⸗ korps, die sich auf dem linken 5 der über den Njemen

vordringenden russischen Armeen befanden, nach zweitägigem erbittertem Kampf bei Augustow geschlagen worden. Ueber 2000 unverwundete Gefangene, eine Anzahl Geschütze und Maschinengewehre wurden erbeutet.

Königsberg i. Pr., 4. Oktober. (W. T. B.) Das Stellvertretende Generalkommando in Königsberg hat vom Generalstab die Ermächtigung erhalten, über die bereits ge⸗ , Kämpfe bei Augustow folgende ergänzende Meldung . ie Presse zu bringen: Die Russen sind in zweitägigem

1 Suwalki am 1. und 2. Oktober völlig geschlagen und haben 3000 Gefangene, 18 Geschütze, darunter eine

schwere Batterie, viele . unde ferde rr, Maschinengewehre, Fahrzeuge

Wien, 4. Oktober. (W. T. B) Amtlich wird verlautbart: Die im östlichen Bosnien J serbischen und montenegrinischen Kräfte zwangen in dieses abseits der Hauptentscheidung liegende Gebiet mobile Kräfte zu ent— senden. Die erste dort eingeleitete Aktion hat bereits einen er= folgreichen Abschluß gefunden. Zwei montenegrinische Bri gaden, die „Spuska, unter dem Kommando des Generals Vucobitsch und die „Zetska“ unter General Rajevitsch wurden nach zweitägigen heftigen Kämpfen vollkommen geschlagenund auf Focg zurückgeworfen. Sie befinden sich in panikartigem Rückzuge über die Landesgrenze. Ihren ganzen Train, darunter nicht unbedeutende in Bosnien erbeutete Vorräte, mußten sie zurück⸗ lassen. Auch bei, dieser Gelegenheit wurden mehrere Ge⸗ fallene österreichischer vorgesandter Patrouillen, darunter ein Fähnrich, in einem bestialisch verstümmelten Zustande gufgefunden Bei der im nördlichen Abschnitte eingeleiteten Aktion wurde ein ganzes serbisches Bataillon von einem öster— reichischen Halbbataillon gefangen genommen.

. Potiore k, Feldzeugmeister.

Der Krieg zur See.

Bordeaux, 3. Oktober, Morgens. (W. T. B.) Amt⸗ lich wird vom französischen Marineministerium mitgeteilt: Die deutschen Kreuzer „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ sind am 22. September vor Papeete auf Tahiti erschienen und haben das kleine Kanonenboot „Zélée“, das seit dem 14. September abgerüstet im Hafen lag, in den Grund ge⸗ schossen. Hierauf beschossen sie die offene Stadt Papeete und fuhren weiter. Die Mitteilung drückt zum Schluß die Hoffnung aus, daß den beiden Schiffen sehr bald die Kohlen ausgehen würden. (Hierzu wird dem „W. T. B.“ von unter⸗ richteter Seite mitgeteilt, daß Papeete durchaus nicht als offene Stadt gelten kann, da es ein Fort und drei Batterien mit etwa 20 Geschützen verschiedenen Kalibers besitzt.)

London, 4. Oktober. Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Valparaiso: Der deutsche Kreuzer „Leipzig“ hat das englische Oelschiff „Elsinor“ in den chilenischen Ge⸗ wässern am 15. September in Grund gebohrt. Die Mann⸗ schaft des Schiffes wurde in Galapagos an Land gesetzt.

London, 4. Oktober. (W. T. B.) Die „Times“ meldet aus Lima: Der deutsche Dampfer „Marie“ ist in Callao mit der Bemannung des Dampfers „Bankfield“ eingetroffen, der an der Nordküste von Peru durch den deutschen Kreuzer „Leipzig“ in den Grund gebohrt wurde. Der „Bank⸗ sield“ führte 6000 Tonnen Zucker für Liverpool; die Ladung hatte einen Wert von 120 000 Pfund Sterling.

London, 4. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Lloyds⸗ meldung aus Ostende ist der englische Dampfer „Da w⸗ don“ auf der Fahrt von Hull nach Antwerpen in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober auf eine Mine geraten und ge⸗ sun ken. Neun Mann der Besatzung werden vermißt, acht Mann wurden von einem Fischerboot aufgenommen und nach

Ostende gebracht.

London, 4. Oktober. (W. T. B.) Einer Lloydsmeldung zufolge ist der Dampfer „Tromo“ aus Arendal in der Mündung des Tyne auf eine Mine gestoßen und ge⸗ sunken. Zwei Mann der Besatzung sind ertrunken. Die Ueberlebenden wurden durch einen Fischdampfer aufgenommen und nördlich von Shields an Land gesetzt.

London, 4. Oktober. (W. T. B.) Aus Peking wird ge⸗ meldet: Die englischen Streitkräfte unter General Barnadiston setzen mit großer Energie den Angriff auf Kiautsch ou fort. Die deutschen Truppen zogen sich auf Tsingtau selbst zurück, dessen Forts Tag und Nacht fätig sind. Das Feuer ist besonders gegen die japanischen Stellungen gerichtet. Deutsche Aeroplane versuchten wiederholt, die japanischen Kriegsschiffe durch Bomben zu zerstören. Die Engländer und Japaner treffen Vorbereitungen zu einem entscheidenden Vorstoß gegen Tsingtau.

Kunst und Wissenschaft.

Eine große Anjahl der namhaftesten Gelehrten und Künstler Deutschlands erläßt den folgenden

Aufruf an die Kulturwelt!

Wir als Vertreter deutscher Wissenschaft und Kunst erheben vor der gesamten Kulturwelt Einspruch gegen die Lügen und Verleumdungen, mit denen unsere Feinde Deutschlands reine Sache in dem ihm auf— gezwungenen schweren Daseinskampfe zu beschmutzen trachten. Der eherne Mund der Ereignisse hat die Auästreuung erdichteter deutscher Niederlagen widerlegt. Um so eifriger arbeitet man jetzt mit Ent⸗ stellungen und Verdächtigungen. Gegen sie erheben wir laut unsere Stimme. Sie soll die Verkünderin der Wahrheit sein.

Es ist nicht wahr, daß Deutschland diesen Krieg verschuldet hat. Weder daz Volk hat ihn gewollt noch die Regierung noch der Kaiser. Von deutscher Seite ist das Aeußerste geschehen, ihn abiu⸗ wenden. Dafür liegen der Welt die urkundlichen Bewelse vor. Oft genug hat Wilbelm II. in den 26 Jahren seiner Regklerung sich als Schkrmherr des Weltfriedens erwiesen; oft genug haben selbst unsere 6 dies anerkannt. Ja, dieser nämliche Kaiser, den sie jetzt einen Attlla zu nennen wagen, ist jahrzehntelang wegen seiner unerschätter⸗ lichen Friedensliebe von ihnen verspottet worden. Erst als eine schon lange an den Grenzen lauernde Uebermacht von drei Seiten über unser Volk herfiel, hat es sich erhoben wie ein Mann.

Es ist nicht wahr, daß wir freventlich die Neutralität Belgiens verletzt haben. Nachweislich waren Frankreich und England zu ihrer Verletzung entschlossen. Nachweislich war Belgien damit einverstanden. Selbstvernichtung wäre es gewesen, ihnen nicht zupor⸗ zukommen.

Es ist nicht wahr, daß eines einzigen belgischen Bürgers Leben und Eigentum von unseren Soldaten angetastet worden ist, ohne daß die bitterste Notwehr es gebot. Denn wieder und immer wieder, allen Mahnungen zum Trotz, hat die e n sie aus dem Hinterhalt beschossen, Verwundete ver⸗ stümmelt, Aerzte bei der Ausübung ihres Samarsterwerkes ermordet. Man kann nicht niederträchtiger fälschen, als wenn man die Ver⸗ brechen dieser Meuchelmörder verschweigt, um die gerechte Strafe, die sie erlitten haben, den Deutschen zum Verbrechen zu machen.

Es ist nicht wahr, daß unsete Truppen brutal gegen Löwen gewütet haben. An einer rasenden Einwohnerschaft, die sie im Quartier heimtückisch überfiel, haben sie durch Beschießung eines Teils der Stadt schweren Herzens Vergeltung üben müssen. Der größte Teil von Löwen ist erhalten geblieben. Das berühmte Rathaus steht gänzlich unversehrt Mit Seibstaufopferung haben unsere Soldaten es vor den Flammen bewahrt. Sollten in diesem furchtbaren Kriege Kunstwerke zerstört worden sein oder noch zerstört werden, so wärde jeder Deutsche es beklagen. Aber so wenig wir unt in der Liebe zur Kunst von irgend jemand über⸗ treffen lassen, so entschieden lebnen wir es ab, die Erhaltung eines Kunstwerks mit einer deutschen Niederlage zu erkaufen.

Es ist nicht wahr, daß unsere Kriegführung die Gesetze des Völkerrechts mißachtet. Sie kennt keine zuchtlose G ausamkeit. Im Osten aber tränkt das Blut der von russischen Horden hingeschlachteten Frauen und Kinder die Erde und im Westen zerreißen Dumdum⸗ geschosse unseren Kriegern die Brust. Sich als Verteidiger euiopäischer Zivilisation zu gekärden, baben die am wenigsten das Recht, die sich mit Russen und Serben verbünden und der Welt das schmachvolle Schauspiel bieten, Mongolen und Neger auf die weiße Rasse zu hetzen.

Es ist nicht wahr, daß der Kampf gegen unseren sogenannten Militartzmus kein Kampf gegen unsere Kultur ist, wie unsere Feinde heuchlerisch vorgeben. Ohne den deutschen Milltarismus wäre die deutsche Kultur längst vom Erdboden getilgt. Zu ihrem Schutze ist er aus ihr, hervorgegangen in einem Lande, das jahrhundertelang von Raubzügen heimgesucht wurde wie kein zwelteg. Deutsches Heer und Deutsches Volk sind eins. Dieseg Bewußtsein verbrüdert heute 70 Millionen Deutsche ohne Unterschled der Bildung, des Standes und der Partek.

Wir können dle vergifteten Waffen der Lüge unseren Feinden nicht entwinden. Wir können nur in alle Welt binausrufen, daß sie alsches Zeugnis ablegen wider uns. Euch, die Ihr uns kennt, die Ihr bisher gemeinsam mit uns den höchslen Besitz der Menschheit

gehütet habt, Euch rufen wir zu:

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Glaubt uns! Glaubt, daß wir diesen Kampf zu Ende kämpfen werden als ein Kulturvolk, dem das Vermächtnis eines Goethe, eines ö eines Kant ebenso heilig ist wie sein Herd und seine

olle. ah Dafür stehen wir Euch eln mit unserem Namen und mit unserer

re!

Adolf von Baever, Professor der Chemie, Mänchen. Professor Peter Behreng, Berlin. Emil von Behring, Professor der Viedizin. Marburg. Wilhelm von Bode, Generaldirettor der Königlichen Museen, Berlin. Alois Brandl, Professor, Vorsitzender der Shakespeare⸗G-sellschaft, Berlin. Zujo Brentano, Professor der Nationalökonomie München. Professor Justus Brinkmann, Museumedirektor, Hamburg. Johannes Conrad, Professor der Nationalökonomie, Halle. Franz von Defregger, Minchen. Richard Dehmel, Hamburg. Adolf Deißmann, P ofessor der protestantischen Theologle. Berlin. Professor Wilhelm Dörpfeld, Berlin. Friedrich von Du hn, Prosessor der Archäologie, Heidelberg. Professor Paul Ehrlich, Frankfurt a. Main. Albert Ehrhard, Profefsor der katholischen Thenlogie, Straßburg. Karl Engler, Professor der Chemie, Karlsruhe. Gerhard Esser, Professor der katholischen Theologie, Bonn. Rudolf Eucken, Professor der Philo⸗ sopbie, Jena. Herbert Eulenherg, Kaiserswerth. Heinrich Fin ke, Professor der Geschichte, Freiburg. Emil Fischer, Professor der Chemie, Berlin. Wilhelm Foer ster, Professor der Astronomte, Berlin. Ludwig Fulda, Berlin. Eduard von Gebhardt. Düsseldorf. J. J. de Groot, Professor der Eihnographie, Berlin. Fritz Haber, Pro— fessor der Chemie, Berlin. Ernst Haeckel, Professor der Zoologie, Jeng. Mar Halbe, München. Protessor Adolf von Harnack, General⸗ direktor der Königlichen Bibllothet, Berlin. Gerhart Dauptmann, Agnetendorf. Karl Hauptmann, Schrelberhau. Gustav Hell⸗ mann, Professor der Meteorologie, Berlin. Wilhelm Herrmann, Professor der protestantischen Theologie, Marburg. Andreas Heuser, Prosesfor der nordischen Philologie, Berlin. Adolf von Hildebrand, München. Ludwig Hoffmann, Stadtbaumeitter, Berlin. Engelbert Humperdinck, Berlin. Leopold Graf Kalck⸗ reuth, Präsident des Deuischen Künstlerbundes, Eddelsen. Arthur Kampf, Berlin. Fritz Aug. von Kaulbach, München. Theodor Kipp, Professor der Jurisprudenz, Berlin. Felix Klein, Professor der Mathematik, Göttingen. Max Klinger, Leipzig Alois Knopfler, Professor der Kirchen= geschichte, München. Ünton Koch, Professor der katholischen Theo⸗ logie, Tübingen. Paul Laband, Profefsor der Jurisprudenz, Straß⸗ burg. Karl Lamprecht, Professor der Geschichte, Leipzig. Philipp Lenard, Professor der Physik, Heidelberg. Maximilian Leni, Pro⸗ sessor der Geschichte Damburg. Max Liebermann, Berlin. Franz von Liszt, Professor der Jurisprudenz. Berlin. Ludwig Manzel, Präsident der Akademie der Künste, Berlin. Josef Mausbach, Professor der katholischen Theologie, Münster. Georg von Mayr, Professor der Siaatswissenschaft, München. Sebastlan Merkle, Professor der katholischen Theologie, Würzburg. Eruard Meyer, Professor der Geschichte, Berlin. Heinrich Morf,

6 Albert Neißer, Professor der Medizin, Bres lau. Walter Rern st, Professor der Physik, Berlin. Wilhelm Ost wald, Prn⸗ fessor der Chemie, Leipzig. Grund Paul, Direktor der Kunstgewerbe= schule, Berlin. Max Planck, Professor der Physik, Berlin. Albert Plehn, Professor der Medizin, Berlin. Georg Reicke, Berlin. Professor Max RKeinbardt, Direktor deg Deutschen Theaters, Berlin. Alois Rtehi, Professor der Philosophie, Beilin. Karl Robert, Professor der Archäologie, Halle. Wilhelm Röntgen, Professor der Phpysik, München. Max Rubner, Prosessor der Merizin. Berlin. Fritz Schaper, Berlin. Adolf don Schlatter, Prosessor der protestantischen Theologie, Tübingen. August Schmid lin, Professor der Kirchen⸗ geschichte, Münster. Gustav von Schmoller, Professor der Nationalökonomie, Berlin. Reinhold Seeberg, Professor der protestantischen Theologie, Berlin. Martin Spahn, Professor der Geschichte, Straßburg. Franz von Stuck, München. Hermann Sudermann, Berlin. Hans Thoma, Karlsruhe. Wilhelm

Trübner, Karlsruhe. Karl Vollmöller, Stuttgart. Richard Voß, Berchtesgaden. Karl Voßler, Prosessor der romani⸗ schen Philologie, München. Siegfried Wagner, Bavreuth, Wilhelm Waldeyer, Professor der Anatomie, Berlin. August von Wassermann, Professor der Medizin. Berlin. Felix von Weingartner. Theedor Wie gand, Museumsdirektor, Berlin. Wilhelm Wien, Professor der Physik, Würzburg. Ulrich von WilamowitzMoellen dorff, Professor der Pbilologie, Berlin. Richard Willstätter, Professor der Chemte. Berlin. Wilhelm Windelband, Professor der Philolophie, Heidelberg. Wilhelm Wundt, Professor der Philosophie, Leipzig.

Das Königliche Kunstgewerbemuseum veranstaltet im Ok⸗ tober und Nobember in seinem Hörsaal, Prinz Albrechtstraße 7 8, Hof, zwei öffentliche Vortragsreihen von je 5 Vorträgen. Und zwar wird der Geheime Reglerungsrat Dr. D. Jessen über Krieg und Krieger in der deutschen Kunst (Montag, Abends Ubr, Beginn Montag, den 19. Oktober) und der Privatdozent Dr DO. Fischel über Bilder der deutschen Baukunst (Donnerstag, Abends 8 Uhr, Beginn Donnerstag, den 22. Oktober) sprechen. Die Vorträge sind unentgeltlich und werden durch Lichtbilder erläutert.

Eine neue Forschung über die Schwankungen der Erde. Da in den kriegfübrenden Ländern die wissenschaftliche Tätigkeit in großem Umfang zum Stillstand gelangt ist, soweit sie sich nicht unmittelbar auf den Krieg bezieht, so können Nachrichten über Fortschritte der Wissenschaft jetzt fast nur noch aus Amerika erwartet werden. Die in New Jork erscheinende Wochenschrift „Seience' veröffentlicht in ih em Heft vom 4. September einen sesselnden Aufsatz von Professor Barrell über den bisherigen Stand der Kenntnis von den Schwankungen der Erde, mit anderen Worten, von den Wanderungen der Erdpole. Daß die Pole der Erdachse nicht immer dieselbe Lage gehabt haben wie jetzt, ist schon im vorigen Jahrhundert von Geologen und Bio⸗ logen angenommen worden, um die Veränderungen des Klimas in der Lebewelt im Lauf der erdgeschichtlichen Entwicklung zu erklären. Insbesondere haben manche Geologen in einem solchen Vorgang das einzige Mittel gesehen, die große Etszeit in ihrer Entstehung zu deuten, die über ein auagedehntes Gebiet von Nord- eutoya und Nordamerika sewie über die Alpen bereinbrach. Die Astronomen, die bel einer Annahme von Polwanderungen ein ent scheidendes Wort mitzusprechen haben, konnten sich dazu nicht be⸗ guemen, da sie keine Beweise für eine Veränderlichkeit in der Lage der Erdachse finden konnten und sie sogar als mechanisch unmöglich erachteten Dennoch ist elne ganze Reihe von Hypothesen solcher Erdschwankungen ausgearbeitet worden, an denen auch sehr bedeutende Gelehrte Anteil genommen haben. So wurde von einem der hervor⸗ ragendsten Kenner der Gegyhysik die Möglichkeit zugegeben, daß die Eidpole sich seit der Verfestigung der Erde um 10 odec gar 15 Grade verlegt haben könnten, seither aber um böchstens 1 bis 3 Grade, was einem Abstand von 100 bis 300 km etwa gleichkäme. Spätere geo⸗ logische Untersuchungen haben gezeigt, daß dieser Betrag eher ö zu boch gegriffen war, sodaß darauf die Erklärung einer so gewaltigen Umwälzung wie der großen Eiszeit nicht begründet werden könnte. Zu Anfang des neuen. Jahrhunderts stellte dann Reibisch die Theorie einer pendelartigen Schwankung der Pole längs einer he stimmten Bahn auf. Die Lage dieser Bahn wurde durch die Behaup⸗ tung festgelegt, daß Ecuador in Südamerika und die Insel Sumatra diejenigen Länder unter dem Aequater wären, die nie eine kung der geographischen Breite gezeim whätten. Daraug würde

geben, daß die Bahn der Polwandernngen etwa im Meri

Berlin erfolgen müßte. Wenn dann der Pol während de Eiszeit etwa im Noiden von Skandinavien gelegen hätte,

zrofessor der romanischen Philologie, Berlin. Friedrich Naumann,

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