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e üer, nnn. erhielt der Zeuge die Mitgliedskarte der a
atte einen Nesnen Waffenvorrat im Kriegsministerium. Zu ihren iedern gehörten Stagtsbeamte und Offiztere, Na sieben ·
dbrana ausgehändigt, die in einer Vlsitenkarte des e
anovie bestand, worauf die Worte Narodna Odbrang“ sowie ein
e . und über zwei . ein Totenkopf sich befanden In len hörte er überall immer nur Worte des Hasses gegen DOester reich⸗Ungarn. Er erklärte weiter, daß alle Vorbereitungen zum Kriege 37 Desterreich⸗Ungarn getroffen worden seien. Zu der cugin Talanga äußerte sich Cabrinobie am Tage, vor dem ordanschlag: Franz Ferdinand wird nicht regieren; im nächsten Jahr wird in Bosnien König Peter der Re glerende werden. Zur Zeit der Cinverleibungskrise war die Tätigkeit der Narodna Odbrana, deren Werkzeuge Komitatschis waren, gegen Desterreich Ungarn gerichtet, gegen welches ein Krieg auf Lehen und Tod er digt wurde. Vie Narodna Odbrana wurde von der . eglerung mit Geld unterstützt und mit Waffen verseben. abrinovie bestätigte diese Aussagen. Aus den gelegentlich des Krleges in Losnica und Kleinzwornit vorgefundenen Akten über die in Bognien betriebene Spionage wurde festgestellt, daß Serbien in der Losnicaer Kundschaftsstelle allein über hundert Spione in Bosnien verzeichnet hatte. Aus den Akten ging klar hervor, daß die boanischen Sokol. und Antialkoholvereine nur ein Deckmantel für die Tätigkeit der Narodna Odbrana zur Vorbereitung des Frieges und von Aufständen in Bosnien waren. In einem mit dem Landeschef Potiorek aufgenommenen Protokoll schildert dieser aus⸗ führlich die bekannten Vorgänge bet dem Anschlag. Ein anderer Zeuge, der als serbischer Soldat in Valjewo diente, sagt dahin aus, daß die Bildung von Komitatschibanden im Jahre 1906 begonnen worden ist. Sie wurden von der serbischen Regierung bewaffnet. Ihre Tätigkeit bestand darin, in den türkischen Provinzen Aufstands—⸗
bewegungen hervorzurufen. Rußszland.
Der Kaiser Nikolaus hat, wie „W. T. B.“ meldet, Befehl gegeben, daß den deutschen und österreichischen Staatsangehörig en die ihnen ehrenhalber verlieh enen Titel Kommerzienrat und Industrialrat entzogen werden.
Italien.
Die Leitung der Partei der geeinigten Sozialisten, die in Bologna zusammengetreten ist, erörterte gestern die gegenwärtige internationale Lage. Der Direktor des „Avanti“, Mussolini, brachte eine Tagesordnung ein, in der er laut Meldung des „W. T. B.“ erklärte:
Die von der Partei bisher verkündete Formel absoluter Neutralität sei zu verbindlich und dogmatisch gegenüber der inter⸗ nalen Lage, die immer verwickelter und reicher an unvorhergesehenen Ereignissen werde. Die Partel müsse es sich daher vorbehalten, hei einem etwaigen Kriege die zukünftige Handlungsweise der Partei auf der Grundlage der Ereignisse festzusetzen.
Diese Tagesordnung Mussolinis wurde von keinem Mit⸗ gliede der Parteileitung angenommen, die ihre früheren Be⸗ schlüsse bestätigte und in einem Erlaß an die Arbeiter ihre Abneigung gegen einen Krieg und den entschiedenen Willen, in der erklärten Neutralität fest zu bleiben, von neuem betonte. Infolge der Ablehnung seines Antrages ist Mussolini von der Leitung des „Avanti“ zurückgetreten.
Portugal.
Dem Blatte „Paiz“ zufolge werden die Kammern morgen zusammentreten. Für morgen oder übermorgen wird eine Kabinettskrisis erwartet. Freire Andrade soll sodann ein Kabinett bilden, in dem alle politischen Parteien vertreten sein werden.
Niederlande.
Die Regierung hat der „Frankfurter Zeitung“ zufolge ein Verbot erlassen, jungen Belgiern, vor allem Sol— daten in Zivil, die Reise nach Holland zu er⸗ leichtern, und angeordnet, daß deren Reise nach Möglichkeit verhindert werden solle.
Belgien.
Für den verstorbenen König Carol von Rumänien fand gestern vormittag in Brüssel ein Gedächtnisgottes⸗ dienst statt, dem, wie „W. T. B.“ meldet, außer der rumä—⸗ nischen Kolonie unter der Führung des Geschäftsträgers das diplomatische Korps und als Vertreter des deutschen Gouverne⸗ ments der Militärgouverneur General Freiherr v. Lüttwitz mit vielen deutschen Offizieren beiwohnten. Die Zivilverwaltung war durch den Legationsrat Freiherrn von Frays vertreten.
Schweden.
Es wird bekanntgegeben, daß die Leuchtfeuer, Feuer— schiffe und Leuchtbojen an der westlichen und südlichen Küste Schwedens vorläufig auszulöschen sind, ausgenommen die Helsingborger und Malmöer Leuchtfeuer, die Leuchtbojen bei der Einfahrt nach Malmö, das Trelleborger Feuerschiff und die Leuchtfeuer und Leuchtbojen bei der Einfahrt nach Trelleborg.
Norwegen.
Die Aeußerungen des deutschen Gesandten in Christiania Grafen von Sberndorff, die kürzlich im „Morgenblad“ ver⸗ öffentlicht wurden und sich gegen Erklärungen des Ministerial⸗ direktors Delavaud⸗Paris richteten, sind bei der telegraphischen Uebermittlung verstümmelt worden. Graf von Oberndorff hatte, wie, W. T. B.“ meldet, gesagt, er könne Herrn Delavaud seine Siegesgewißheit nicht übelnehmen, er sei von dem gleichen Gefühl beseelt, auch wenn seine Hoffnungen sich nicht auf die unerschöpflichen Menschenvorräte der Fremdenlegion und der afrikanischen Neger stützten.
Griechenland.
In der Deputiertenkammer wollte die Opposition vor⸗ gestern abend die Regierung über die Flüchtling sfrage und die Frage der Aegäischen Inseln interpellieren, sie mußte aber darauf verzichten, da der Ministerpräsident Venizelos er⸗ klärte, daß er angesichts der gegenwärtigen Lage sich weigere, in eine Erörterung über diese Punkte einzutreten.
Rumänien.
Nach dem Tode des Königs Karol hat die Regierung,
wie es der Brauch ist, dem neuen König ihren Rücktritt an⸗
eboten. Der „Reichspost“ zufolge hat der König Ferdinand
. das Kabinett ersucht, bis auf weiteres die Geschäfte
fortzuführen.
— Der Gerichtshof von Ilfov hat den Haftbefehl gegen
Hassan Tahsin, der den Anschlag auf die Brüder Buxton verübt hat, bestätigt.
Serbien.
Der bulgarische Gesandte in Nisch, der sich in den letzten Tagen wiederholt mit dem Vertreter des Ministeriums des
der Bulgaren in den neuen Gebietsteilen Serbiens unterhielt, hat, der „Agence Bulgare“ aifh e, die
etzung eines gemischten serbisch⸗bulgarischen Untersuchungs⸗ ausschusses für den 86 Strumitza vorgeschlagen, um festzu⸗ stellen, wieweit die Klagen der neuen ö berechtigt sind. Die serbische Regierung verhält sich gegenüber dieser Forderung ablehnend.
Afrika.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Kapstadt hat es allgemeine Entrüstung erregt, daß der General Hertzog es abgelehnt hat, den Sbersten Maritz zu verurteilen und sich selbst endgültig auf Seite der Regierung zu stellen. Der Schriftwechsel zwischen Botha und Hertzog lasse die Haltung Hertzogs in noch ungünstigerem Lichte erscheinen. Botha habe geschrieben, daß Unterhandlungen mit dem Rebellen führer unmöglich seien, und daß es den erwünschten Ausgang wesentlich fördern würde, wenn Maritz durch Hertzog und die anderen in dem Ultimatum von Maritz genannten Personen sofort
öffentlich abgeschüttelt würde.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 21. Oltober, Vormittags. (W. T. B; Am IYser kanal stehen un sere Truppen no ch in heftigem Kampfe; der Feind unterstützte seine Artillerie vom Meere nordwestlich Nieuport aus. Ein englisches Torpedoboot wurde dabei von unserer Artillerie kampf⸗ unfähig gemacht.
Die Kämpfe westlich Lille dauern an, unsere Truppen gingen auch dort zur Offensive über und warfen den Feind an mehreren Stellen zurück. Es wurden etwa 2000 Engländer zu Gefangenen gemacht und mehrere Maschinengewehre erbeutet.
Amst er dam, 20. Oktober. (W. T. B.) WNieuws van den Dag“ meldet aus Sas van Gent vom 19. Oktober: In Blankenberge befanden sich 3000 belgische Soldaten und 2000 Mann Bürgerwehr. Als die Deutschen ein⸗ trafen, wurden jene überrascht, bevor sie flüchten konnten.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 21. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist keine Entscheidung gefallen.
Wien, 20. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ver⸗ lautbart: Die Schlacht in Mittelgalizien hat namentlich nördlich des Strwiazflusses noch an Heftigkeit zuge⸗ nommen. Unser Angriff gewinnt stetig Raum nach Osten. Um einzelne besonders wichtige Höhen wurde von beiden Seiten mit äußerster Erbitterung gekämpft. Alle Versuche des Feindes, uns die Magiera wieder zu entreißen, scheiterten, dagegen eroberten unsere Truppen die viel umstrittene Baumhöhe nordöstlich Tyszkowice. Südlich der Magiera wurde der Gegner aus mehreren Ort⸗ schaften geworfen. In diesen Kämpfen wurden wieder viele . darunter ein General, gefangen genommen und auch Maschinengewehre erbeutet. Die Gefangenen berichten von der furchtbaren Wirkung unseres Artilleriefeuers. Südlich des.
steht die Schlacht. Stryj Koeroesmezoe und Sereth wurden von unseren Truppen nach Verteidigung durch den Feind in Besitz genommen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.
Südlicher Kriegsschauplatz.
Wien, 20. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ver⸗ lautbart vom 19. d. M.: Die serbische Presse verbreitet in den letzten Tagen eine Reihe von Siegesnachrichten, die vielleicht im Bereich ihrer Wünsche gelegen sind, die aber mit den tatsächlichen Verhältnissen in völligem Widerspruch stehen und auf Nachstehendes reduziert werden müssen:
1) Der angebliche Sieg bei Wurjactkea war eine durch das Hochwasser der Drina bedingte, nicht aber durch einen serbischen An⸗ griff erzwungene Räumung eines überschwemmten kleinen Brücken⸗ kopses, dem an und für sich keine sonderliche Bedeutung zukam. Die Räumung vollzog sich in größter Ordnung, ja sogar ohne Störung durch den Gegner, und daher sind die Angaben uber zahlreiche Ge— fangene usw. vollkommen unzutreffend. .
2) Am Gucevo-⸗Rücken spielen sich infolge der großen Nähe der dort befindlichen Kampflinten fast täglich Kämpfe ab, in denen bald die Serben, bald die eigenen Truppen die Angreifenden sind. Eine sonderliche Bedeutung kommt diesen Kämpfen nicht zu. Daher sind auch die serbischen Nachrichten von großen Erfolgen am Gucevo⸗ Rücken Entstellungen der Tatsachen. Dagegen verschweigt aber der Gegner, daß am selben Tage, an welchem der glänzende Sieg“ am Gucevo⸗Rücken errungen wurde, wetter südlich ein viel ernsterer, durch Artillerie unterstütz ter serbischer Angriff blutig abgewiesen wurde.
3) Auf der Romaänje Planina setzt die von den Serben an— geblich i nf Division die Säuberungtaktion fort. Teile . haben am 12. und 13. Oktober in tapferen Kämpfen 3 bis 4 serbische Bataillone zersprengt und zahlreiche in den Wäldern herum⸗ srrende Soldaten und Offiziere gefangen genommen. Dadurch ist die serbische Kriegsberichterstattung zur Genüge charakteristert und bedarf keines weiteren Kommentars. Potiorek, Feldzeugmeister.
Der Krieg zur See.
London, 20. Oktober. (W. T. B.) Der Kreuzer „Undaunted“ und die vier Zerstörer, die am 18. d. M. in Harwich ankamen, berichten über den Kampf in der Nordsee folgendes: Wir verließen Harwich am Sonnabend zu einem Patrouillendienst. Es gelang, die deutschen Schiffe zum Kampf zu zwingen, die tapfer gegen die Uebermacht 3. Die großen Geschütze der „Undaunted“ eröffneten das
euer auf fünf Meilen. Der Kreuzer, der durch die Begleit⸗ schiffe gegen Torpedoangriffe geschützt wurde, richtete das Feuer gegen zwei feindliche Boote, während die britischen Zerstörer die anderen beschäftigten. Die deutschen Torpedoboote sanken nacheinander, bis zuletzt tapfer kämpfend. Das Gefecht dauerte anderthalb Stunden.
Rotterdam, 20. Oktober. (W. T. B) Wie der „Rotterdamsche Courant“ meldet, behauptet der Kapitän des
Strwiaz, wo unsere Front über Stary —Sambor verläuft,.
gefechts war, deutlich gesehen zu haben, daß auch ein gn Z er stör er durch . Torpedo a wurde und daß eine Dampfwolke aus dem Innern ausstieg, woraus der Kapitän auf eine Kesselexplosion schließen will.
Kristiania, 21. Oktober. (W. T. B.) Aus Stavanger wird gemeldet: Der englische Dampfer „Glitre“ der Sal⸗ vesen⸗Leithlinie ist zwölf Seemeilen vor der norwegischen Küste von einem deutschen Unterseeboot in den Grund gebohrt worden. Die Mannschaft wurde gerettet.
Wien, 20. Oktober. (W. T. B.) Nach einer amtlichen Meldung wurde über die Ereignisse in der Adria dem Armeeoberkommando berichtet: Am Morgen des 17. d. M. fand seewärts von der Spitze von Ostro ein Scharmützel zwischen einzelnen Torpedo⸗ und Un tersee booten nebst einem Luftfahrzeuge und dem französischen Kreuzer „Waldeck Rousseau“ statt. Trotzdem der Kreuzer unsere Einheiten heftig beschoß, rückten sie unversehrt ein. Das Leucht— feuer von der Spitze von Ostro wurde von dem französischen Kreuzer ebenfalls beschossen, doch nur an der Galerie unbedeutend beschädigt. Das weiter seewärts beobachtete französische Gros verließ nach Sichtung der Unterseeboote schleunig unsere Gewässer. Die eigenen Torpedofahrzeuge unternahmen in den frühen Morgenstunden des 18. einen Raid auf den Hafen von Antivari und zerstörten aus
nächster Nähe einige Magazine und beladene Waggons durch
Geschützfeuer. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.
Parlamentarische Nachrichten.
Das Mitglied des Herrenhauses Staatsminister D. Dr. Graf von Zedlitz und Trützschler, ehemals Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen⸗ heiten, ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, in der vergangenen Nacht in Charlottenburg gestorben.
Wohlfahrtspflege.
Unter dem Protektorat Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Joachim von Preußen hat sich in Berlin ein Aus schuß gebildet, der folgenden Aufruf zur Unterstützung der durch den Krieg geschädigten Bevölkerung Elsaß-Lothringens erläßt: „Nicht Osipreußen allein, sondern auch Elsaß⸗Lothringen, die westliche Grenzmark des Reiches, ist durch den Krieg schwer heimgesucht worden. Weite Teile Lothringens sind durch die Schlacht zwischen Metz und den Vogesen verwüͤstet worden. Im Elsaß wurde durch die Kämpfe bei Mül⸗ haufen und im Sundgau Vieles vernichtet. Ganz besonders haben hier auch die Vogesentäler schwer gelitten und leiden zum Teil noch heute unter den kriegerischen Ereignissen. Abgesehen von dem entstandenen Sach⸗ schaden, sind in den betroffenen Landesteilen, infolge der großen Truppenansammlungen und -durchzüge bei Beginn des Krieges, die vorhandenen Lebens- und Futtermittel aufgezehrt und viele Hundert der Bewohner, Männer, Frauen und Kinder, vom Feinde nach Frankreich verschleppt worden. Der wirtschaftliche Wieder. aufbau noch vor Eintritt des Winters ist dringlich. Durch Einrichten von Wohbnstätten, Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln, Saatgut und Vieh, sowie durch Schaffen von Arbeitsgelegenheit muß so bald als möglich der dringendsten Not ge⸗ steuert werden. Der deutsche Gemeinsinn, der sich für Ostpreußen in so hochher iger Werse bewährt hat, wird auch die schwer heimgesuchten Volkegenosfen im Westen des Reichs nicht vergessen wollen. Dabei kann das schmachvolle Verhalten einzelner Pflichtvergessener, das bei den eigenen Siammesgenossen die gebührende Verurteilung und Ver— achtung findet, der elsaß lothringischen Bevölkerung nicht zur Last ge⸗ legt werden, denn die überwältigende Mehrheit derselben hat sich nach dem öffentlichen Zeugnis der kommandierenden Generale einwandfrei verhalten. Sind doch Taufende von ElsaßLothringern freiwillig unter die deutschen Fahnen geeilt, und zahlreiche Söhne des Landes haben, wie ein Blick in die Verluftlisten zeigt, die Treue zum deutschen Vaterlande mit ihrem Blute besiegelt. Gaben werden von sämtlichen Filialen und Depositenkassen der Bank für Handel und Indunrie (Darmstädter Bank) entgegengenommen. Die Verwendung der eingehenden Summen wird unter der Aufsicht des Kaiserlichen Ministertums für Elsaß⸗ Lothringen erfolgen.“
Zur Kriegswohlfahrtspflege in größeren deutschen Städten.
Der zweite Kriegsmonat, der September, hat erst Gelegenheit geboten, die Fülle der Opferwilligkeit in der Fürsorge für die durch die Kriegslage Benachteiligten einigermaßen zu übersehen. In der Organtsation der Hilfeleistung hat der Geist der Ordnung und Planmäßigkeit, durchdrungen von wohlwollendem Gerechtigkeitssinn, die Oberhand gewonnen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß auch die Mobilisierung des Helfens manches Ueberflüssige und Unklare früherer Hilfsmethoden beseitigt und dafür Grundlinien für ein auf die Zukunft berechnetes Hilfssystem geschaffen hat. Zu⸗ nächst trat in den größeren Städten und Beztrten das Bestreben einer Zentralifierung der Hilfsmittel und der Hilfe⸗ leistungen hervor. Zum Teil nötigte hierzu die Verminderung der sonst zur Verfügung stehenden Kräfte. Diese Verminderung wurde herborgerufen sowohl durch Eintritt leitender Persönlichkeiten in den Heeresdienst als auch dadurch, daß solche sich vielfach den militärischen Verwaltunggorganen zur Verfügung stellen mußten Bei der Organisation der Kriegshilse hat es sich gezeigt, daß ein Handinhandgehen mit der Armenbehörde, die in allen Fällen als der Mittelpunkt der städtischen Wohltätigkeit anzusehen ist, ein undedingtes Erfordernis ist, und daß man die in den meisten deutschen Großstädten in bester Eniwicklung begriffene Verbindung der privaten Wohltätigkeit mit der amtlichen Armenpflege nicht verdrängen, sondern der Zeitlage angemessen verstärken soll. Die angedeutete Fülle der Hilfseinrichtungen kommt namentlich in den im Laufe des Monats September erschienenen Veröffentlichungen der städtischen Armendirektionen zum Ausdruck. Einiges allgemein Interessierende wollen wir hier mitteilen, ö
Für Berlin fällt die finanz ielle Seitze der durch den Krieg bedingten Wohlfahrtsmaßnahmen hesonders ins Auge. Sie bestätigen die mehrfach hervorgehobene Ansicht, daß insbesondere auf den Ge— bieten der Armenpflege und Wohltätigkeit die Verhältnisse der Reichs⸗ hauptstadt außergewöhnliche sind. Es ist festgestellt worden, daß es sich hier um rund 64 900 Krieggunterstützungsfälle handelt, und ez werden bei Berücksichtigung der einschlägtgen Faktoren und der Ausfälle von Steuern, sowie bei Einrechnung der Aufwendungen für die öffentlichen Speiseanstalten usw. und bei einer Aunnahine einer Jahresdauer die Aufwendungen der Stadt infolge des Krieges auf etwa g6 bis io Hilltoneön Mark geschätzt, Inwöemeit nun autzerbem die freiwillige Wohlfahrtspflege in Berlin sich für, die Kriegszeit gerüstet hat, geht aus einem von der Zentrale für Private Fürsorge herautzgegebenen, von S. Wronsky zusammengestellten Kriegführer durch die Wohlfabrtseinrichtungen von Groß Berlin herbor, der 22 Spalten der Nummer 3 9 der Blätter für die Berliner Armen. und Walsenpflege“ ausfüllt und auch in Separat⸗
Auswärtigen über die immer schlechter werdende Lage
norwegischen Schiffes „Drottnig Sophia“, der Zeuge des See⸗
ausgabe erhältlich ist.
In den Breslauer „Blättern“, Nr. 219, mahnt das Ver⸗ sicherungsamt der Stadt Breslau die zum Militärdienste einberufenen Krankenkassenmitglieder zur freiwilligen Fortsetzung ihrer Versicherung und weist die Arbeitgeber der Einberufenen darauf hin, daß sich für sie hier, durch Leistung der Krankenkassenbelträge, ein wichtiges Feld sozialer und gleichzeitig patriotischer Betätigung bietet. Ferner geht aus dem Inhalt der „Blätter“ hervor, daß schon, jetzt die vierzehn dort bestehenden Vereins⸗ fuppenküchen eröffnet sind, für deren Inanspruchnahme seitens brer Pfleglinge die Armendireftion die nötigen Anwelsungen erteilt. Welter ist ersichtlich, daß zur Erteilung von Auskunft in Für— sorgeangelegenheiten eine Vereinigung der gemeinnützigen Auskunfts⸗ siellen mit dem gewerkschaftlichen Arbeitersekretariat stattgefunden hat. Leider bleibt nach einer Bekanntmachung der Armendirektton vom J. September wegen Mangels an Beamten“ die dem Armenbureau angegliederte Abteilung für Trinkerfürsorge während des Krieges geschlofsen, obwohl gerade in Breslau die bisherigen Erfolge des Jandinhandgehens der Trinkerfürsorge mit der Armenbehörde beson⸗ ders augenfällig und ermutigend waren.
Auch die „Amtlichen Nachrichten von Halle a. S. berühren
das Arbeitverhältnis, indem die Kriegsunterstützungskommission unterm. 2. September bekannt gibt, daß sie, „um die Einstellung der rreiwilligen Arbeitgeber- Unkerstützungen möglichst zu verhüten“, beschlossen hat, daß diese nie zum vollen Betrag anzurechnen seien, daß vielmehr den hier in Betracht kommenden Personen mindestens ein städtischer Kriegszuschuß in Höhe von 50 b der Reichsunterstützung zu gewähren sei. Die Hallesche Armendirektion hat die in der Kriegs⸗ zeit „für jedermann ju erwartende Erhöhung des Existenzbedarfs⸗ zum Anlaß genommen, die sogenannten Ausschluß⸗“, d. 1. die Höch st⸗ bedarfsätze für Barunterstützung ihrer Armenpfleglinge u m 20 0o zu erhöhen. Wenn übrigens die Stadt Halle in ihrer Kriegsunter. stützung (bis zu 2000/0 der Reichsunterstützung) in Verbindung mit der Armenpflege und dem Nationalen Frauendienst- wohl mit am großzügigsten unter den deutschen Städten vorgeht, so hat sie doch auch schon feststellen müssen, daß ihr Wohlwollen mißbraucht wird. Reichlich unterstützte Ehefrauen von Kriegsteilnehmern haben sich „vermutlich infolge mißverständlicher Belehrung.? geweigert, ihre fällige Miete zu zahlen. Dle städtische Kriegsunterstützungskommission hat daher unterm 19. September beschlossen, von den Familien der Kriegsteilnehmer halbmongtlich Mietzahlung zu verlangen und den städtischen Kriegszuschuß nur dann halbmonatlich voll aus— zujahlen, wenn durch Vorlegung des Mietquittungsbuches oder einer Bescheinigung des Vermieters die Zahlung des zuletzt fällig gewesenen halbmonatlichen Mietzinses nachgewiesen wird. Auch das Ham burger Armenkollegium hat die Unterstützungs⸗ sätze für bedürftige Angehörige von Kriegsteilnehmern besonders hoch angesetzt (3. B. für eine Frau mit einem Kind auf monatlich 50 „, für eine mit zwei Kindern auf 62 6). Ferner kann der sogenannte eiserne Bestand“, der den Armenvorstehern zur Verfügung steht, für die Dauer des Krieges auf Wunsch auf 500 „ erhöht werden.
Das Armenamt in Frankfurt a. M. empfiehlt eine gewisse
Vorsicht in der Berücksichtigung neu zugezogener Personen durch Doppelunterstützungen, damit nicht solche Personen durch be⸗ sonders hohe Beihilfen in die Lage kommen, sich bequem ein Jahr lang in Frankfurt aufhalten zu können, um alsdann dem neuen Unter⸗ stützungswohnsitzgesetz zufolge der Armenbehörde anheimzufallen. Das Frankfurter Armenamt wendet der Beschäftigung Arbeitsloser besondere Aufmerksamkeit zu, wie die in den Nummern 74 und 75 seiner „Mitteilungen“ abgedruckten Grundsätze und Bestimmungen beweisen. Der Magistrat beabsichtigt, auch eine Notstands⸗ arbeit für Frauen einzurichten. Sehr beachtlich sind die in Nummer 75 emhaltenen Ausführungen über die Frage: „Wie kann verhindert werden, daß die Unterstützung Unwürdigen, insbesondere Trunksüchtigen, zugute kommt?“ Die seitens der Frankfurter Armenbehörde gemachten Versuche, in Fällen dieser Art die Kriegs unterstützung in Form von Naturalien auszuzahlen, sind mißglückt. Die Brotscheine wurden in den Kneipen verkauft und die Speise⸗ anweisungen überhaupt nicht verwertet. Es wird wohl hier ein Ein greifen der Privatpflege bezw. eine Anwendung von Repressivmaß—⸗ regeln (Strafgesetz, Gesetz über Unterbringung Arbeitsscheuer) am besten wirken können. . In Stettin sind, wie man aus Nummer 34 der Amtlichen Mitteilungen ersieht, die Abhebungsstellen für Kriegsunter⸗ stützung en nicht mit denen der städtischen Armen vereint, sondern in die zwölf städtischen Schulgebäude gelegt worden. Diese Maß⸗ nahme erscheint als nachahmungswert. Die Bureaustellen der Kriegsunterstützungskommission sind gleichzeitig auch die Holstellen! für das in der neu eingerichteten Stadtküche auf dem städtischen Schlachthofe zubereitete Essen. Hier wird das Essen von Schuldienern aus den Blechkübeln in Ltter⸗ und Halbliterportionen gegen die ausgegebenen Gutscheine zum Mitnehmen nach Hause verabfolgt. Für solche Unterstützungs⸗ berechtigte, die keine geeignete Häuslichkeit für die Einnahme des Essens besitzen, sind auf Grund von Vereinbarungen in Speise— wirtschaften Eßstellen. eingerichtet, in denen die Portionen an ordnungsmäßigen Tischplätzen verzehrt werden. Die Inhaber der, Eßstellen haben für die Bedienung der Gäste zu sorgen, Trinkwasser unentgeltlich zu verabfolgen und billige alkoholfreie Ge⸗ nänke nach einem vereinbarten Tarif auszuschänken. Sie erhalten dafür auf jeden zurückgelieferten Gutschein 5 als Vergütung für ihre deistungen. Man sieht, daß die Stettiner Stadtverwaltung auf die Nahrungsmittelversorgung besonderes Gewicht legt. Ste hat auch, da die Kochkessel der Schlachthofsstadtküche 6590 1 fassen, den bisherigen Volksküchenbetrieb mitübernommen und gibt zur Verteilung an sonstige Unterstützungsbedürftige Eßscheine zum Preise von 25 43 ah. Inwiewelt der Büragerhilfsschatz' diesen Bestrebungen förderlich ist, schildert Oberbürgermeister Dr. Ackermann in der erwähnten Nummer. Er berichtet, daß in Stettin die Einrichtungen des Be— vpeisungsdienstes sich nach den bisherigen Beobachtungen einer günstigen lufnahme bei der Bevölkerung erfreuen. Der Betrieb sei in hohem Maße erweiterungs fähig.
In München — und auch in anderen Städten — macht sich der Mangel an ehrenamtlichen Vormündern seit Ausbruch des Krieges besonders fühlbar. Durch Aufrufe und durch die Ortspresse sucht man die Bereitwilligkeit zur Uebernahme von Vormundschafts— stellen anzuregen. Uebrigens behandelt ein Aufsatz von Dr. Hor—⸗ lacher in der Zeitschrift der Zentralstelle für Volkswohlfahrt „Con- ordig! (1914, Nr. 16 bis 18) Entwicklung und Art der Berufsvor⸗ mundschaft in Bayern.
d Von sonstiger neuer einschlägiger Literatur sei die Nummer 9 e. »Kommunalblatts für Ehrenbeamte“ vom 15. Sep— ener 1914 erwähnt, die als eine Krieg nummer im Sinne von praktischen Anregungen für die Krieggunterstützung anzusehen ist.
Kunst und Wissenschaft.
Bi A. FE. Die „Gesellschaft für Erdkunde. eröffnete ihr interhalbiahr am 10. Oktober mit einem der augenblicklichen Kriegs— age angemessenen Vortrage von Professor Dr. F. Lampe über die ö chen Verhältnisse des östlichen Kriegsschau, ö aßes“. Einleitend versagte es sich der Vorsitzende, Geheimrat
rofessor Dr. Hellmann, nicht, des hohen Ernftes dieser Tage * eden fen in denen Deutschland gegen eine Welt in Waffen 6. Viele Mitglieder der Gesellschaft hätten ihre bürgerlichen
erufe, verlassen, um die Pflicht gegen das Vaterland 9 5 und bon den zahlreichen militärischen Mitgliedern * esellschaft hätten zwei sich bereits hohen Ruhm erworben: der Gel leber von Kluck, Führer der ersten Armee, und der General von 6 * . für das laufende Jahr als stell vertretender Vorsitzender . ese ah für Erdkunde gewählt ist. Gerade an diesem ersten 3 D r lungtage, so führte Professor Hellmann aus, wird der Name , ers von Aller Lippen genannt, als des Bezwingers von inn e,. das gestern gefallen ist. Auf den begeisterke Zuftimmung i fn Vorschlag von Gebeimrat Hellmann' beschloß die Ge?
schaft sofort, an Exzellenz von Beseler ein Glückwunsch⸗
telegramm zu senden. Leider hatte der Vortragende auch eine Mitteilung schmerzlicher Art zu machen: Von den Mitgliedern der Gesellschaft ist als erstes Opfer Professor Dr. Felix Preuß auf dem Felde der Ehre gefallen. — Seinen in der Einleftung genannten Vortrag begann Professor Dr. Lampe mit einer Darlegung, wie möglicher“, ja wahrscheinlicherweise die während dieses gewaltigen Krieges gemachten Erfahrungen zur teilweisen Umgestaltung un⸗ seres Kartenwesens den Anlaß geben werden; denn gerade die vorliegenden Karten des östlichen Kriegsschauplatzes geben ein wenig verständliches Bild von den . Verhält⸗ nissen, von Gebirgen und Flußläufen. Was sie zuperlässig zeigen, sind zumeist nur die Eisenbahnlinien. Die neuere politische Erdkunde strebt anderen Zielen nach, wie sie schon besonders durch Friedrich Ratzel aufgestellt, entwickelt und mehrfach erreicht worden sind. Für die immer enger werdende Zusammengehörigkeit von Staatgleben und Staatsgebiet, wie Bevölkerungszunahme und Erhöhung der kulturellen Stellung des Staates sie mit sich bringen und wie sie in Fragen der Rüstung des Staates zu Lande und in Wasser so xecht zur Geltung kommt, ist von hoher Wichtigkeit eine . Geographie, welche die Wechselwirkung zwischen Landes natur Und Kriegführung anschaulich macht. Spielen doch ohne Zweifel von jeher für alle strategischen Maßnahmen eine höchst gewschtige Rolle ebenso die Ge— ländeverhältnisse, das Klima, die Bodenschätze, als das Maß der sitt⸗ lichen Bildung und Des polstischen Verstandnisses der Bebölkerung. Aber das Maß von Wichtigkeit der genauen Kenntnis des Geländes für die genannten Zwecke ist neuerdkngs, verglichen mit einer wenig zurückliegenden Zeit, ganz erheblich gewachsen. Zum Beweise dessen braucht man nur daran zu erinnern, wie im modernen Kriege das Auge des Feldherrn durch Flieger und Luftschiffe weiter schaut, sein Ohr durch Telephon und Funksprüche weiter hört, sein Arm durch Kraft— wagen, Fahrräder, Kraftfahrzeuge weiter wirkt als früher und ihm des—⸗ halb die genaueste Kenntnis des Geländes nötig ist, um aug diesen er⸗ örterten Möglichkeiten der Uebersicht und Beherrschung eines großen Kriegsschauplatzes für die Operationen den denklich höchsten Nutzen ju ziehen. Von großer Bedeutung ist eine flare Vor⸗ stellung über daß Gelände auch für alle, die lebhaft teil nehmend und verständnigzboll den Kriegsporgängen folgen. Ist man doch im Publikum meist völlig unklar über Entfernungen und Raummaße, während ein Begreifen, eine sichere Beurteilung der Kriegsvorgänge nur heim Vorhandensein eines klaren Geländebildes möglich und auf alle Fälle ebenso erwünscht, als vorteilhaft ist. Man halte nun diesen letztgenannten Vorteil für die Außenstebenden nicht für unerheblich, er ist vielmehr notwendig für die Zurück— ebliebenen; denn sie sollen in ihrer sittlichen, vertrauenden Haltung, n, ihren finanziellen und politischen Maßnahmen das Rückgrat der Kämpfenden darstellen. Der titanenhafte Kampf um Deutschlands Geltung wird sicher in der Folge zu einer Förderung der bei der großartigen Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte etwas zurück⸗ gebliebenen Politischen Geographie führen. Wie das für einen be⸗ stimmten Fall zu bewirken, wie ein erhöhtes landeskundliches Ver⸗ ständnig in diesem Sinne zu erschließen lst, das suchte der Vortragende durch eine entsprechende Schilderung der Gebiete von Russisch Polen, Galizien und Altpreußen darzulegen, dem zurzeit die allgemeine Auf⸗ merksamkeit zugewendet ist. Das im Norden von Preußen, im Süden von Galizien umschlossene Polen reicht als eine Art Halbinsel nach Mitteleuropa hinein, mit dem es annähernd das gleiche Klima hat. Die deutsche Grenze dieses Flachlandes ist so lang wie die Entfernung von Basel bis Memel. Unter Hinzu⸗ rechnung seiner galiztschen Grenje stehen weite, ebene Strecken dem Feinde offen. Sie machen es zugleich erklärlich, daß hier oder dort von Polen aus Einfälle äber die weitgestreckte Grenze elungen sind. Aeußerst gering ist die Anzahl der die Grenze reuzenden Eisenbahnen und Chausseen; der Verkehr ist erschwert durch die verschiedene Spurweite der nicht am internationalen Verkehr beteiligten russischen Eisenbahnen, die um 5 em breiter sind als die westeuropätschen Bahnen. Etsenbahnen von dieser größeren Spur⸗ weite und Landstraßen begleiten dagegen in Polen die Grenze in geringer Entfernung. Nach Lage und Bevölkerung eln Ueberganggland zwischen Ost⸗ und Westeuropa, zeigt das im Norden, in der Mitte und im Osten als Flachland zu kennzeichnende Polen nur im Süden die bis zu 60h m Höhe sich erhebenden Reste eines Rumpfgebtrges. Raumgröße und Bevölkerungs- zahl entspricht etwa. Süddeutschland. Hat in Rußland semine we lte Ausdehnung und die Natur des Landes den monarchischen Einheitsstaat gefördert, die kulturelle Ungleichheit der Bevölkerungen ihn jedoch erschwert, so hat sich der Staat auch der Möglichkeit, mit den Nassenverschiedenheiten fertig zu werden, dadurch anscheinend endgültig begeben, daß kein wohlwollender ernstlicher Versuch der kulturellen Verschmelzung jemals gemacht worden ist. Abne jemals die wirtschaftliche Entwickelung Polens zu fördern, bat Rußland dort nur längs, nämlich hinter der Weichsel, östlich des Flußlaufes, eine Reibe von Festungen zum Schutz seines Gebietes Saen Angriffe von Westen her angelegt, alle untereinander durch Bahnen veibunden. Zwei Eisenbahnen und eine Landstraße führen nach Ost. und Westpreußen. Auf ihnen sind die russtschen Angriffs bewegungen in den letzten Monaten erfolgt. Gleichsam an den Karvathen hängend, ähnelt Galizien der schwäbisch⸗bayerischen Hochebene. Es bat die russische Ueber schwemmung länger als Ostpreußen aushalten müssen, ist anderseitz aher wegen des Fehlens russischer Festungen nahe einer renzen wahrscheinlich sicherer als Sstpreußen. Galizien dürfte, sind die Russen erst einmal daraus vertrieben, bon ihnen auch dauernd befreit bleiben, während die preußische Provinz bei der Nähe vieler Festungen mit gelegentlichen russischen Vorstößen von Süden und Qsten her wird rechnen müssen. Den dicht aneinanber gedrängten russischen Festungen Grodne, Kowno, Ivangorod usw. gegenuber, erscheint dag deutsche Befestigungsnetz von Boven, Königsberg und Thorn etwas weitmaschig; doch hat es bisher ja seine Aufgabe würdig erfüllt, gemeinsam mit der Weichsel als natürlicher Verteldigungslinie. Der Vortragende wandte sich nun der preußischen Landschaft im besonderen zu, wofür ihm eine Reihe sehr anschaulicher Lichtbilder zur Perfügun stand: dieser eigenartigen, anmutigen Landschaft mit ihren Hö enrücken, ihren Flüssen und Flüßchen, den Grundmoränen und den Endmoränen mit den Steinhäufungen. Er schilderte den Verlandunggvorgang der die Stellen der Moränen bezeichnenden Seen rh eindringenden Pflanzenwuchs, die Entstehung von Sümpfen und Mooren durch dlesen Vorgang. Letztere sind des Interesses besonders wert. haben sie doch recht wesentlich zur Vernichtung des eingedrungenen Feindes beigetragen. Noch besitzt die Provinz , andere natürliche Verteidigungsmittel: die Dünen an der Küste, die Nehrungen. Sie würden einem von der Seefeite den Einbruch ing Land versuchenden Feind schwere Hindernisse entgegenstellen. Aus der großen Zahl der den Vortrag begleitenden Lichtbilder hoben sich die Darstellungen der Reste deutscher Kulturarbeit aus der Zeit der Ordensherrschaft in Preußen besonders hervor. Merkwürdig, wie diese nie ruhende deutsche Kulturarbeit, wenn schon in verschiedener Form, auch heute noch rastlos am Werke ist, wie sie, grell abstechend bon der russischen Gleichgültigkeit und Trägheit, selbst in Polen dag Wehl der östlichen Gebiete zu fördern bemüht gewesen ist. Deutsche Kulturarbeit war es, von der u. a. die blühende volnische Industriestadt Lodz geschaffen worden ist. Das ist eine Tatsache, die uns beim Vor. dringen in diese Nachbargehiete mit Stolz und mit der Hoffnung er— füllen darf, daß deutscher Arbeit, deutschem Wissen, deutschem Wesen dort eine weitere kulturelle Betätigung mit dauernden Erfolgen be—⸗ schieden sein wird.
Die Reinigung und Gesundung des allgemelnen künstlerischen Urteils, die wir von diesem Kriege erwarten, wird hoffentlich endlich auch eine würdige Schätzung jener Künstler bringen, die so deutsch empfinden wie Edmund Stepypes. Man sah vor einigen Monaten von diesem gefühlvollen Maler eine größere Ausstellung im Salon Schulte, und an derselben Stelle hängen jetzt wiederum ein paar Landschaften von seiner Hand. Das Lob, dag damals
den frühlingszarten Wecken gespendet wurde, muß angesichts
dieser neueren Arbeiten wiederholt werden, nicht aber die Einwände, die gegen die früheren Gemälde erhoben werden mußten. Ein Bild wie die 1914 entstandene Traumlandschaft', das eine mit dotter⸗ gelben Blumen übersäte saftiggrüne Wiese an einem heiteren Sommer⸗ tage darstellt, zeigt, daß Steppes auf dem Wege ist, sich von der harten, oft giftigen Farbenzusammenstellung freizumachen. Das Bild ist auch in der Zeichnung nicht mehr so unbeholfen und in der Malweise nicht mehr (o kraftlos und ver⸗ schwommen wie manche früheren Arbeiten des Malers. — Alfred Bachmann, der in der diesjäbrigen großen Berliner Kunst⸗ ausstellung durch, kleine stimmungsbolle Bilder vom Watten⸗ meer auffiel, zeigt ähnliche ansprechende Bilder, in denen die atmosphärischen Erscheinungen des Abend am Meer fest. gehalten sind. — Sehr zeitgemäß ist Wilhelm Blanke mit seinen beiden flotten, ein wenig fkinzzenhaften Gemälden „Gefangenenlager in Wünsdorf. Das lebhafte Rot und Blau der französischen Uniformen ist das malerische Motiv, das diesen bewegten Bildszenen zugrunde liegt. In einer Reihe von Bildern, die üppig prangende Blumensträuße in Vasen zeigen, offenbart der Künstler des weiteren seine Begabung, die freilich noch strenger Pflege bedarf. Vorläufig gibt es noch zu unruhige Stellen, und die verschieden⸗ artigen Blumen und Blätter sind noch zu gleichmäßig be— handelt. — Paul von Schlippenbach stellt venetianische Kanäle und deutsche Winterlandschaften aus. Im Motiv und im künstlerischen Wert sind sie von jenen Gemälden, die der geschmack⸗ volle Maler vor Jahresfrist in einer umfangreichen Ausstellung zeigte, nicht verschleden. Ebensowenig aufregend im guten oder im bösen Sinne wie diese Bilder sind auch die Werke Hermann Disch lers. In seinen Gehirgslandschaften mit den ver⸗ schneiten Tannen findet dieser Künstler einen persönlicheren Ausdruck. — Ein großer Saal ist mit spanischen Volksszenen der Maler Valentin und Ramon de Zubiaurre angefüllt. Die beiden Künstler gleichen sich untereinander ebenso sehr, wie sie noch manchen anderen spanischen Malern zum Verwechseln ähnlich sind. Ihre Art, mit harten Umrtissen, düsteren starken Farben und mit scharfer Zeichnung der Gesichter zu arbeiten, kennt man zur Genüge don den spanischen Sälen der, internationalen Ausstellungen her. Wie schablonenmäßig diese effektwolle Malerei ist, der keine künstlerischen Erlebnisse mehr zugurunde liegen, gewahrt man sehr deutlich an den holländischen Ansichten von Ramon 3e Zubiaurre. Ob Holland oder Spansen— das Land und die Menschen, die Lufttöne und die Farben sind in allen Fällen bel ihm die gleichen. Dr. P.
Da Brügge ebenso wie Gent ohne Kampf von den Deutschen eingenommen wurde, so haben die Gebäude und Kunstsamm⸗ lungen Brügges keinerlei Schaden erlitten. Aus den Kirchen und Museen wurden, W. T. B.‘ zufolge, alle Bilder der primitiven Meister und andere beweglichen Kunstwerke ersten Ranges schon im September geborgen, als eine Beschießung befürchtet wurde. Aus der Frauenkirche ist auch Michelangelos Muttergottes entfernt worden, während die Gräber Karls des Kühnen und seiner Tochter 66 . . . n ,,, wurden samtliche Bilder entfernt. e geborgenen Kun e befinden in der Stadt, nicht in England. ; scht st sich
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Das Kaiserliche Gesundheltsamt meldet das Erlöschen der ĩ , . an ,, in Cöln ö.
en Ausbru e r aul ⸗ und Klauenseuche vom e hofe Sternschanze in Hamburg am 19. d. M. ö ö
Verkehrswesen.
Gegenwärtiger Stand des Postverkehrs mit dem Auslande. Bis auf weiteres sind von der Annahme bei den deutschen Postanstalten ausgeschlossen:
Postsendungen jeder Art nach allen deutschen Schutz⸗ gebieten außer Kiautschou; nach Aegypten, Aethiopien, Belgien lmit Ausnahme der offenen Briefsendungen nach Brüssel) und Belgisch Kongo; nach Frankreich und Großbritannien nebst ihren Kolonien und Postanstalten im Auslande, Japan nebst den japanischen Postanstalten in Ching usw.; nach Marokko mit Ausnahme der deutschen Postanstalten in der spanischen Einflußzone (Alkassar, Arsila, Larasch, Tetuan) und der spani⸗ schen Besitzungen in Nordafrika (Ceuta Melilla); nach Montenegro und Serbien; nach Rußland nebst Finnland und den russischen Postanstalten im Auslande; nach Tunis, West⸗ afrika — ausgenommen die portugiesischen und spanischen Besitzungen —; nach Arabien, Afghanistan und Ven f fen
außerdem . b. Wertbriefe und Kästchen mit Wertangabe nach Kiautschou; nach Brasilien, China (einschl. der deutschen Post⸗ anstaltem, den dänischen Antillen, Griechenland, den nieder⸗ ländischen Kolonien, den österreichischen Postanstalten und den Agenturen des österreichischen Lloyd im Auslande, Portugal nebst Kylonien, Spanien nebst Kolonien;
c. Postanweisungen nach Bolivien, Brasilien, Macao, i ttz , ginnen 24 ö Antillen,
Portugiesi indien und nach den österreichi zost⸗ 4 39 Auslande; h .
. Postaufträge nach den österreichi ? 2 g. fträg ch sterreichischen Postanstalten . riefnachnahmesendungen nach den österreichischen Postanstalten im Ausland und nach . ir Einflußzone); f. Pakete nach Kiautschou; nach Bolivien, Bosnien⸗ Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Cuba, Dänische Antillen, Ecuador, Guatemala, Haiti, Honduras Republik, Liberig, Marokko (spanische Einflußzone), Mexiko, Nicaragua, den niederländischen Antillen, Niederländisch Guyana, den österreichischen Postanstalten und den Agenturen des öster⸗ reichischen Llond im Auslande, Persien, Peru, den portugiesischen Kolonien mit Ausnahme von Azoren und Madeira, Rumänien, Salvador, San Domingo, Siam, den spanischen Besitzungen ausgenommen Kanarische Inseln bei Beförderung bis Cadiz).
Nach Desterre ich sind nur Pakete bis zum Gewichte von 10 Kg zulässig; Pakete für Galizien, Bukowina und Dalmatien sind ausgeschlossen. Für Pakete nach Ungarn beträgt das Meistgewicht 20 kg, ausgeschlossen sind sperrige, dringende und Eilbotenpakete. Zum Paketverkehr sind in Ungarn alle Orte zugelassen außer den in den Komitaten Abouj⸗-Torna. Bereg, BVorsod, Haidu, Heves, Maramaros, Szabolcs, Szatmar, Söälagy, Ugocsa, Ung, Zemplen gelegenen, ferner die Stadt ö mit 53363 und Drucksacheninhalt sind nur nach
s en ungarischen Orten zugelassen, worü ie Post⸗ anstalten Auskunft geben. . ,
Theater und Musik.
Margen, Donnerstag, witd im Königlichen Opern haufe »Der Wildschütz' aufgeführt. Die h, lautet: ae .
von Scheele. Muller, Baronin: Frau Dur, Gretchen: Fräulein Engell,